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Difference between revisions of "Katana:Chatmissionen"

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64048.33 - Formicula - Garrick Andersson/Seeta Yadeel


122 - Infiltriert - Garrick Andersson/Seeta Yadeel


Titel Autor 1 Sternzeit
Katana:Log 121 (%COUNT%)

Emotionen
Autor: Garrick Andersson
Autor: Mark de Boer
Autor: Seeta Yadeel

„Persönliches Logbuch Mark de Boer, Sternzeit 58.796,4. Das sind meine letzten Momente hier in der Basis. Gleich werden wir zur USS Katana gebracht, wo morgen unser Dienst beginnt. Mit einer kleinen Träne werde ich die Basis verlassen. Die vergangenen sechs Jahre haben mir sehr gefallen. Nun wird eine neue Zeit anbrechen. Ich bin gespannt, was uns erwartet… de Boer Ende.“

Mark stand in seiner Kabine und packte seine Sachen zusammen. Er betrachtete seine privaten Dinge und wunderte sich, dass er sich in den 19 Jahren, die er nun schon in dieser Zeit lebte, nicht mehr Sachen zugelegt hatte. Aber anfangs hatte er sich fast schon verzweifelt an die Dinge geklammert, die mit ihm die Reise ins 24. Jahrhundert angetreten hatten. Später hatte er sich nur wenig für neue Dinge interessiert. Sein Blick fiel auf das PADD, das der Admiral ihm gegeben hatte. Er nahm es in die Hand und sah sich noch einmal die Pläne für den Feldversuch an. Mit Interesse hatte er sich die Spezifikationen der Spitfire angesehen. Ein sehr schöner Jäger, schnell und wendig – ideal für den Kampf gegen andere Jäger oder kleinere Raumschiffe. Die Azrael hingegen war ein schwer bewaffneter Kampfflieger, der es mit größeren Raumschiffen aufnehmen konnte. Weniger wendig, aber absolut tödlich. Beide Schiffsarten zu kombinieren, ließ auf den ersten Blick im Prinzip nur eine Taktik zu: die Azrael-Fighter brechen zu ihrem primären Ziel durch und bombardieren es, während die Spitfire-Fighter ihnen dabei den Rücken und die Flanken frei halten. Eine alte Taktik, die es auch bereits im zweiten Weltkrieg gegeben hatte. Mark konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Egal wie viel Hightech auch in den Fliegern steckte, an den eigentlichen Regeln des Flugkampfes hatte sich nichts geändert. Aber das kam ihm ja auch zugute. So konnte er mit seiner Kampferfahrung sein fehlendes Technikwissen wieder wettmachen. Dann sah er sich das Profil seines neuen Staffelführers an. Lew Sulik, ein verdammt guter Pilot, der immer wieder Ärger mit seinen Vorgesetzten bekam, aber bedingungslos zu seinem Team stand. Als Mark das Profil las, musste er unweigerlich an einen B-Movie aus dem späten 20. Jahrhundert namens „Top Gun“ denken. „Ich bin echt gespannt, was das wohl gibt. Die zwei Azrael-Fighter sind ja nicht unbedingt das, was dieser Sulik ständig an Verstärkung fordert. Ich bin gespannt, wie er auf einen neuen Maschinentyp reagiert.“, dachte Mark. Der Türsummer riss ihn aus seinen Gedanken. Ein junger Crewman stand vor seiner Kabine. „Lieutenant de Boer, das Transportshuttle steht bereit, Sie zur USS Katana zu bringen. Bitte kommen Sie zum Shuttlehangar.“, meldete er. Mark schnappte sich seine Tasche mit seinen persönlichen Dingen und seine Gitarre, während der Crewman seinen großen Koffer trug und ihn zum Hangar begleitete.


Im Shuttlehangar warteten bereits Natalie Bardal und Kjetil Skorgan. „Wo bleibst du denn? Wir sollten auf der Katana sein, bevor sie den Orbit wieder verlässt!“, lästerte Kjetil. „Komm, lass ihn in Ruhe und hilf mir lieber bei meinen Sachen.“, mischte sich Natalie ein. Sie hatte tatsächlich so viele Koffer dabei, dass Mark sich ernsthaft fragte, was sie alles mit sich herumschleppte. Natalie schien seinen Gedanken erraten zu haben. „Man muss schließlich auf alles vorbereitet sein.“, meinte sie augenzwinkernd. Während die Gepäckstücke im Shuttle verstaut wurden, betrat Captain Fuchida den Hangar. „Ich möchte Ihnen viel Glück und viel Erfolg wünschen. Wie Sie wissen, bin ich skeptisch, was diesen Feldversuch betrifft. Geben Sie Ihr Bestes, um zu zeigen, dass ich mich irre. Ich weiß, was Sie können. Ich weiß, was diese Fighter können. Nun wird es wohl Zeit, es Ihren Gegnern zu zeigen. Noch einmal alles Gute!“ Mit diesen Worten entließ er die drei Kameraden ins Shuttle und verließ den Hangar. Nun dauerte es nur noch wenige Minuten, bis sie auf der Katana ankommen würden. Mark seufzte. Es war ein komisches Gefühl, seine gewohnte Umgebung zu verlassen. Aber er war froh, dass Natalie und Kjetil mit ihm kamen. Sie war die beste Mechanikerin, die er kannte, und er war ein echter Kumpel. Mark und Kjetil kannten sich schon aus der gemeinsamen Dienstzeit auf der USS Salvation. Gemeinsam hatte Sie Gefechte gegen das Dominion ausgetragen und sich mehr als nur einmal gegenseitig vor dem Abschuss bewahrt. Und auch, nachdem sich ihre Wege getrennt hatten, waren sie immer in Kontakt geblieben. Während Mark sich für das Forschungsprojekt entschieden hatte, hatte Kjetil noch zwei Jahre auf einer Raumstation gedient, bevor Mark ihn doch für das Projekt gewinnen konnte. Während Mark schweigend seinen Gedanken nachhing, war Natalie sehr aufgeregt. Für sie war es der erste Dienst auf einem Raumschiff. Sie war in einer Kolonie aufgewachsen und hatte bislang ausschließlich auf Planeten gearbeitet. Für sie stellte die Katana die Chance auf Abenteuer dar. Dementsprechend unruhig war sie. Es verging kein Augenblick, in dem sie nicht nervös vor sich hin plapperte. Kjetil hingegen hatte sich zum Piloten gesetzt und fachsimpelte mit ihm über das Fliegen in dichten Atmosphären. Ihn schien nichts jemals aus der Ruhe bringen zu können. Für einen Kampfpiloten war das eine hervorragende Eigenschaft. Gleichzeitig konnte ihm aber auch nichts die gute Laune verderben. „Wir haben die USS Katana in Sichtweite.“, meldete der Pilot. Sofort klebte Natalie praktisch mit der Nase an der Scheibe. Mark musste bei diesem fast kindlichen Verhalten lächeln. Aber auch er war beeindruckt, wie mächtig und einzigartig dieses Schiff war, auch wenn es derzeit ziemlich mitgenommen wirkte. Die Schäden wiesen auf ein heftiges Gefecht hin. Dennoch war es wirklich geschaffen für diese außergewöhnlichen Missionen, die es bislang überstanden hatte. Die Reise durch andere, parallele Universen – ein verdammt reizvoller Gedanke. Das konnte DIE Gelegenheit für ihn sein, doch noch in seine Zeit zurückzukehren. Zurück zu Annie, zu seinen Eltern und seiner kleinen Schwester. Diese Gedanken behielt er natürlich für sich. Er würde alles tun, um sich diese Chance zu bewahren.


Das Shuttle flog einen eleganten Bogen und näherte sich der USS Katana von achtern. Als es in den Shuttlehangar einflog, standen bereits einige Personen als Empfangskomitee bereit. Gemeinsam verließen die Drei das Shuttle und wurden von zwei Männern und einer Frau empfangen. Einer der beiden Männer sprach sie an: „Lieutenant Skorgan, Lieutenant de Boer, Fähnrich Bardal. Willkommen an Bord der USS Katana. Ich bin Lieutenant Commander Ramirez, der Sicherheitschef dieses Schiffs. Das hier… „, er deutete auf die blonde Frau zu seiner Rechten, „… ist Lieutenant Commander Silverdale, die Schiffscounselor.“ Er deutete nach links auf seinen zweiten Begleiter „Und dies ist Lieutenant Sulik, der Führer der Staffel, in das Ihre Kampfflieger integriert werden. Wenn Sie uns bitte begleiten würden. Captain Ebbersmann erwartet Sie.“

Mark warf einen Blick auf Lieutenant Sulik, seinem neuen Staffelführer. Er trug im Gegensatz zu den anderen beiden keine Uniform, sondern einen Overall. Er schien sich insgesamt in der Situation unwohl zu fühlen. Er war unruhig und versuchte, Mark und Kjetil heimlich zu beobachten. Wie erwartet schien sich Sulik nicht gerade vor Freude zu überschlagen, diese Art von Verstärkung zu bekommen. Mark war gespannt auf das Führungsverhalten dieses Mannes.

Lew Sulik hasste Förmlichkeiten wie diese. Und er hasste es, dass ihn Captain Ebbersmann dazu gezwungen hatte. Es gab so viel zu tun. Die Zielerfassungssensoren der Spitfires mussten wieder einmal justiert werden. Die neuen Azrael-Fighter mussten ja auch irgendwo abgestellt werden. Und nicht zuletzt musste er die existierenden Manöver und Taktiken überarbeiten und an die Fähigkeiten der neuen Fighter anpassen. Stattdessen „durfte“ er Eskorte spielen. Viel lieber hätte er die Neuen nach dem Gespräch beim Captain im Hangar empfangen und sich völlig unkompliziert einen Eindruck von ihnen verschafft. Seinen Protest gegen Ebbersmanns Entscheidung drückte er immerhin dadurch aus, dass er seinen verknitterten Overall anbehalten hatte, anstatt die Standard-Uniform zu tragen. Er beobachtete die Neuankömmlinge unauffällig, insbesondere aber die beiden Piloten. Der Größere der beiden, Kjetil Skorgan, machte einen freundlichen und aufgeweckten Eindruck. Er schien sich auf seine neue Aufgabe zu freuen. Der andere blickte mit unbeweglichem Gesicht auf Ramirez und Silverdale. Ihm konnte Lew nicht ansehen, wie er über seine Versetzung dachte. „Hoffentlich macht er keine Probleme. Wenn er die Sicherheit meiner Leute gefährden sollte, gibt es tierischen Ärger…“, dachte er. Lew bemerkte, dass Mark ihn ebenfalls beobachtete. Ihre Blicke trafen sich. Einige Momente lang starrten sie sich an, als wollten sie mit ihren Blicken ein Duell ausfechten. Dann verzog de Boer den Mund zu einem angedeuteten Grinsen und sah zum Counselor.

Caressia Silverdale betrachtete amüsiert die Situation. Lew und dieser de Boer waren ein Paradebeispiel für männliches Gehabe. „Man sollte es filmen und als Lehrvideo für Psychologie an die Universitäten schicken.“, dachte sie. „ Dabei sind sich beide ähnlicher, als sie wahrscheinlich wissen. Beide beäugen sich argwöhnisch. Beide sind unsicher, was sie vom anderen halten sollen. Da! Das klassische Blickduell. Herrlich! Eigentlich sollte man ihre Gedanken noch dabei hören…“ Sie war so auf ihr psychologisches Studium fixiert, dass sie völlig erschrak, als sie plötzlich den Blick von Mark de Boer auf sich spürte. Sie fröstelte. „Diese Augen…“, dachte sie. „Diese weißen Augen. Irgendwie unheimlich…“ Schnell konzentrierte sie sich auf die beiden anderen Neuankömmlinge. Skorgan strahlte freundliche Vorfreude aus. Sie war sich sicher, dass er sich hier wohl fühlen würde. Seine Aufgaben entsprachen voll seinen Fähigkeiten. Um Bardals Gefühlslage zu erkennen, musste man kein Empath sein. Sie glühte geradezu vor kindlicher Neugier und Aufregung. Sie war ihr auf Anhieb sympathisch.

Ramirez führte zusammen mit Silverdale und Sulik die drei neuen Crewmitglieder zum Captain. Dieser empfing sie mit warmen und freundlichen Worten. „Herzlich willkommen hier an Bord. Sie haben einen interessanten Zeitpunkt erwischt, um an Bord zu kommen. Die meisten hier sind gerade auf dem Weg in ihren verdienten Landurlaub. Insofern erleben Sie eine ruhige Phase hier auf dem Schiff. Aber glauben Sie mir, so ist es höchst selten.“ So ging es noch eine Weile, bevor er sich mit der Bemerkung entschuldigte, es gäbe noch einiges aus der letzten Mission aufzuarbeiten.

Ein Crewman führte Mark, Kjetil und Natalie in ihre neuen Quartiere, in denen auch schon ihr Gepäck gebracht worden war. Marks Quartier entsprach den Standardquartieren der Sternenflotte: Einfach, zweckmäßig und viel zu hell. „Irgendwie haben diese Quartiere immer etwas Klinisches an sich.“, fand Mark. Also änderte er erst einmal die Standard-Helligkeit für seine neue Bleibe, bevor er anfing, seine Koffer auszupacken und sich einzurichten.


Lew saß mit Charlie und Ian im Diners und berichtete von den Neuen. „Charlie, du bekommst eine nette und attraktive junge Frau ins Team. Sie wird dir gefallen.“ Charlie schnaubte „Von mir aus kann sie 1,30m groß sein, 200kg wiegen und hässlich wie die Nacht sein. Hauptsache sie versteht etwas von ihrem Job. Ich brauche Mechaniker und keine Modepüppchen.“ Lew und Ian lachten. Charlie konnte verdammt bärbeißig sein, war aber im Grunde eine Seele von Mensch. Blieb abzuwarten, ob die Neue solange mit seiner Art klar kam, bis sie es herausfand. „Was ist mit den beiden Piloten?“, wollte Ian wissen. „Was sie als Piloten taugen, kann ich natürlich noch nicht beurteilen. Laut Akte sind es beide ausgezeichnete Flieger. Der eine der beiden, Skorgan heißt er, scheint ein umgänglicher Typ zu sein. Bei dem anderen bin ich mir noch nicht so ganz sicher, was ich von ihm halten soll. Er scheint irgendwas zu verbergen.“ „Na, das klingt ja nicht so positiv…“, brummte Charlie. „Allerdings. Aber zur Not biegen wir ihn uns schon so hin, wie wir ihn brauchen. Oder wir ekeln ihn raus…“ „Hey!“, protestierte Lew. „Seit wann gehört Mobbing denn zu unseren Methoden?“ Charlie lachte: „Na ja, mit der Methode hast du so ziemlich jeden Captain und Admiral bearbeitet!“ „Darauf noch ein Bier!“

Natalie und Mark hatten sich bei Kjetil eingefunden und unterhielten sich über ihre ersten Eindrücke an Bord der USS Katana. „Also der Captain macht einen sehr ruhigen und netten Eindruck. Denkt ihr nicht?“, meinte Natalie. Mark nickte: „Habt ihr das Schiff gesehen, in welchem Zustand es war? Das war ein richtig übler Kampf. Und trotzdem hat er jetzt noch die Ruhe, uns persönlich zu empfangen. Das hätte ja auch irgendein anderer machen können.“ „Ja, das Empfangskomitee hätte ja absolut ausgereicht. Apropos… Was haltet ihr von unserem neuen Chef?“, fragte Kjetil. „Du meinst Sulik? Er ist ja nur euer Chef, …“, begann Natalie. „… aber ich finde ihn süß. Er wirkte so niedlich rebellisch in dem Overall.“ „Oh Gott!“, stöhnten Kjetil und Mark wie aus einem Munde. „Wie alt bist du eigentlich? 14?“, konnte sich Mark einen bissigen Kommentar nicht verkneifen. „Wenn du willst, Natalie, können wir ihm ja sagen, dass du ein Date mit ihm willst.“, neckte auch Kjetil seine Mechanikerin, die sofort knallrot wurde. „Untersteht euch! Wehe… Ich bau euch einen Schleudersitz in eure Kisten.“ „Nein, aber mal im Ernst. Er schien ganz und gar nicht einverstanden zu sein, uns begrüßen zu müssen. Ich meine, immerhin gehören wir jetzt zu seinem Team. Sollte er da nicht ein wenig mehr Begeisterung an den Tag legen, auch wenn wir nicht die erhoffte Verstärkung sind?“, warf Mark ein. „Tja, wer weiß, was wirklich dahinter steckt. Vielleicht wurde er auch einfach nur mitten aus der Arbeit gerissen. Lass uns erstmal abwarten, wie er so normal ist, wenn dieser offizielle Tamtam nicht ansteht.“, schlug Kjetil vor.


„Persönliches Logbuch Mark de Boer, Sternzeit 58.798,1. Heute ist der erste offizielle Arbeitstag an neuer Stätte. Es wird wohl in erster Linie darum gehen, die Gepflogenheiten hier an Bord und den Führungsstil kennen zu lernen. Auf dem Schiff ist momentan nur eine Notbesetzung. Die meisten nutzen die Reparaturphase für Landurlaub. Ein wirklicher Einsatz ist hier in der Nähe der Erde auch wohl nicht zu erwarten. So einen Coup wagen die Breen kein zweites Mal. de Boer Ende!“

Charlie Brooker begrüßte Natalie Bardal im Hangar: „Fähnrich Bardal. Ich bin Chief Brooker, der Chefingenieur hier an Bord.“ Dann stahl sich ein breites Grinsen auf sein Gesicht. „Zum Teufel mit den Formalitäten! Wir machen hier alle nur unsere Arbeit und beißen nicht. Ich bin Charlie. Lass uns direkt ein paar Dinge durchsprechen.“ Natalie war baff. Mit so einer Begrüßung hatte sie wahrlich nicht gerechnet. Aber sie war froh, dass ihr neuer Chef kein vertrockneter Sesselfurzer war. Und so gingen Sie gemeinsam Spezifikationen, Einstellungen und weitere technische Details durch. „Wie sieht eigentlich das Verankerungssystem der Azrael-Klasse aus?“, wollte der Chefingenieur schließlich wissen. „Das WAS?“, stockte Natalie. „Das Verankerungssystem. Es verhindert, dass die Kampfjäger durch den Hangar geschleudert werden, wenn das Schiff einmal erschüttert werden sollte. Wir hatten einmal entsprechend negative Erfahrungen gemacht.“, erklärte Charlie. „Die Azrael-Fighter haben bislang keine Verankerungen. Der Mond wird eigentlich nie erschüttert.“, gestand Natalie verlegen. Sie ärgerte sich unheimlich, dass sie an so was nicht gedacht hatte. „Aber die Shuttles haben doch auch alle keine Verankerungen…“

Jede Schicht, die ohne Kaffee begann, war für Lew Sulik ein Graus. Nicht, dass er das Koffein braucht oder den Geschmack so mochte. Nein, es war für ihn eine Art Ritual, mit seinen Kameraden den Tag zu beginnen. Und der heutige Tag war bislang so rein gar nicht nach seinen Vorstellungen verlaufen. Statt eines Kaffees gab es für ihn eine kurzfristig einberufene Sicherheitssitzung, in der die letzten Ereignisse mit der Admiralität durchgesprochen wurden. Endlose Diskussionen, detaillierte Aufstellungen irgendwelcher Schäden, alles nur Gerede. Aber seine Forderungen nach einem gesamten Wing wurden mit der Bemerkung abgeschmettert, dass es doch eine Verstärkung gegeben habe. Stattdessen sollte er Pläne ausarbeiten, wie man mithilfe der Fighter die Sicherheit des Schiffes erhöhen könnte. Missmutig durchschritt er den Hangar. Mit den Plänen für die neuen Manöver war er gestern auch kein Stückchen weiter gekommen. Da vorne stand Charlie mit der neuen Mechanikerin, die tief in ihrem Fachgespräch verwickelt waren. Gerade als er an den beiden vorbeilief, hörte er Charlie noch sagen „Wie? Die Azrael-Fighter haben wirklich keine Verankerungssysteme?“ Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Eine Erschütterung und die dicken Azrael-Fighter stürzten durch den Hangar und zerstörten auf diese Weise auch noch die Spitfire-Jäger. „Wer hat diese Dinger eigentlich geplant?“, polterte er los. „Da werden Topedoschächte ohne Ende eingebaut, aber keine Verankerungen. Das kann doch nur einem Studenten oder einem totalen Bürokraten einfallen!!!“ „Aber…“, wollte Natalie widersprechen, aber Lew ließ sie gar nicht erst zu Wort kommen. „Kein Aber. Da haben Sie echte Scheiße gebaut, und wir dürfen nun zusehen, wie wir diese Dinger in etwas Brauchbares verwandeln.“ Wütend schlug er mit der Faust auf den Bug eines der beiden Azrael-Fighter. „Hey! Mein Flieger…“, rief Mark de Boer aus, der gerade den Hangar betreten hatte. „Wo ist denn das Problem?“, wollte er wissen. Aber Lew war jetzt so richtig auf 180. Sein ganzer Frust brach hervor. „Was war das denn für ein Forschungslabor? Da werden uns halbgare Entwicklungen aufgedrückt. Wer immer daran beteiligt war, kann ja nicht viel von Kampfflugzeugen verstehen!“ Das ließ Mark natürlich nicht auf sich sitzen. „Wie bitte? Ich bin schon geflogen, da hat die Sternenflotte noch gar nicht existiert. Also erzählen Sie mir nichts übers Fliegen oder über Flugzeuge!“ „Ganz toll, alter Mann! Wenn ihr genauso fliegt wie entwickelt, können wir uns besser sofort beerdigen lassen!“ Wie zwei Kampfhähne hatten sich Mark und Lew voreinander aufgebaut und funkelten sich böse an. Charlie erkannte, dass Lew sich gerade so richtig in Rage redete und kurz davor stand, endgültig die Beherrschung zu verlieren und etwas zu sagen, was er später bereuen würde. Schnell drängte er sich zwischen die beiden und schob Lew zur Seite, während Natalie das Gleiche mit Mark tat. „Hey Lew.“, sprach er beruhigend auf ihn ein. „Keep cool! Das ist doch alles kein Problem. Diese Verankerungssysteme können wir doch immer anbauen. Das wissen wir doch schon von der Spitfire.“ „Ach. Deine tollen Kisten hatten auch keine? Wer hat DIE denn entwickelt?“, rief Mark. „Halt die Klappe, Mark. Haltet alle beide die Klappe!“, fuhr ihn Natalie an. „Ihr benehmt euch wie Kinder!“ „Ganz genau.“, meinte Charlie und fuhr mit strenger Stimme fort: „Und weil Kinder hier im Hangar nichts verloren haben, werdet ihr beide von hier verschwinden. Du rechts raus! Du links raus!“ „Aber Charlie, ich bin hier der Squadron Leader. Du kannst mich nicht rauswerfen!“, begehrte Lew auf, aber Charlie fuhr ihm über den Mund. „In der Luft bist du vielleicht der King, aber dieser Hangar ist mein Reich. Daher raus mit euch beiden, bevor ich die Sicherheit rufen muss!“ Widerstrebend verließen beide Piloten den Hangar, aber nicht, ohne sich böse anzufunkeln. „Na, super! Das wird ja lustig mit den beiden…“, stöhnten beide Mechaniker gleichzeitig. „Wie lange braucht die Evolution eigentlich noch, um so was auszumerzen?“, fragte Natalie. Charlie sah sie an und lachte laut los. „Mädel, du gefällst mir.“


Jon Mardsen lag im Bett und schlief, als ein ohrenbetäubender Lärm ihn aufschrecken ließ. „Die Romulaner greifen an!“ war sein erster Gedanke. Sofort war er hellwach und kampfbereit. Dann wurde ihm bewusst, dass es kein Angriffslärm war. „Oh, dieser Sulik!!!“, grummelte er und stürzte auf den Flur. Er hämmerte mit der Faust gegen Suliks Tür. „Lew! Mach den Scheiß leiser! Ich will schlafen! Deine Musik nervt!!!“ Ein völlig verschlafener Lew in Boxershorts und T-Shirt öffnete die Tür. „Was willst du? Das bin ich nicht…“ Dann verstummte er. Er kannte den Sound doch irgendwie. Er ging die Quartiere ab, bis er wusste, woher die Musik kam. Mit wenigen Handgriffen hatte er die Sicherheitsvorkehrungen der Tür umgangen. Diesen Trick hatte er heimlich vom Sicherheitschef abgeschaut. „Es ist immer gut, mehrere Talente zu haben.“, dachte er amüsiert. Als die Tür zur Seite glitt, sah er Mark de Boer, wie er im Halbdunkeln einen Sandsack mit schnellen Kombinationen von Tritten und Schlägen malträtierte, während aus den Lautsprechern der Kabine laute Rockmusik drang. „Oh gut, dass wir uns nicht im Hangar geprügelt haben. Das wäre wohl ins Auge gegangen.“, dachte Lew. Mark bemerkte einen Lichtschein und sah auf. Seine Tür stand offen, und helles Licht drang vom Gang in seine Kabine. In der Tür stand eine Person, aber aufgrund des Lichts konnte er nur eine Silhouette erkennen. „Oh, hier ist die Lärmisolierung wohl nicht so gut. Ich stelle die Musik aus. Computer, Musik aus und Licht 20% heller.“, befahl er. Dann erkannte er die Person in der Tür. „Kann ich sonst noch etwas für Sie tun, Lieutenant?“, fragte er misstrauisch. „Das gibt’s doch gar nicht! Ist das etwa Metallica?“, rief Lew aus. „Ja, allerdings. Sie kennen die Band, Lieutenant?“, fragte Mark verwundert. Schon zu seiner Zeit war er einer der wenigen, die diese Musik noch hörten. Hier im 24. Jahrhundert war er praktisch der einzige. „Ob ich sie kenne? Ich liebe diese Musik!“, antwortete Lew und trat wie selbstverständlich in das Quartier. Dann zögerte er. „Öhm, was die Sache… Hmm, also heute im Hangar… Na ja, da sind die Pferde mit mir durchgegangen… Also…“ Mark wischte die unangenehme Situation mit einer Handbewegung beiseite. „Schwamm drüber. Wir hatten einen schlechten Start. Vergeben und vergessen?“ Lew nickte erleichtert, froh darüber, dass ein Konflikt in seiner Staffel entschärft war. „Wenn Sie wollen, können wir uns ja über echte Musik unterhalten. Ich hätte hier auch noch einen guten Tropfen. Echter Whiskey, kein Synthehol…“, fuhr Mark fort. Lew grinste. „Dieser Typ scheint doch gar nicht so übel zu sein.“, dachte er. „Ach ja, ich bin übrigens Lew.“, meinte er. „Ich bin Mark.“ Gemeinsam gingen Sie die enorme Musiksammlung von Mark durch. Viele Stücke und Bands waren Lew völlig unbekannt, aber Marks Musikgeschmack entsprach genau seinem. Sie hörten ein Stück nach dem anderen, fachsimpelten über verschiedene Richtungen, die besten Gitarristen, die besten Sänger und vieles mehr.

Irgendwann wechselte Mark das Thema. „Lew, hast du dir schon Gedanken gemacht, welche Manöver und Taktiken wir mit dieser gemischten Staffel fliegen werden?“ Lews Stimmung sank sofort erheblich. „Bislang habe ich noch keine wirklich guten Ideen. Eigentlich nur, dass die Spitfires den Azraels Begleitschutz geben, damit die dann die gegnerischen Raumschiffe oder Stationen bombardieren können. Viel mehr gibt die kleine Stückzahl leider nicht her. Aber das hat der Admiral wohl nicht bedacht, als er diese Staffel zusammengewürfelt hat.“ Mark nickte. „Ja, die Entscheidung, die Azrael-Fighter jetzt schon in den aktiven Dienst zu schicken, kommt auch zu früh. Es fehlen noch einige Tests und Abstimmungen. Aber die Einwände sind einfach ignoriert worden…“ „Ja, das ist so seine Art. Ich habe unendlich oft Anforderungen für ein ganzes Geschwader gestellt, die aber immer abgelehnt wurden. Und nun versucht er, deine beiden Fighter als meine gewünschte Verstärkung hinzustellen.“ Mark grinste. „Aber er hat sich verrechnet.“, meinte er. „Er glaubt, zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen zu haben. Aber nun hat er einen Squadron Leader, der weiterhin ein ganzes Geschwader Spitfire verlangt, und einen weiteren Piloten, der mindestens eine Staffel Azrael-Fighter fordert. Statt ruhiger wird es nun anstrengender für ihn.“ Lew konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Ja, das gefällt mir. Lass uns ihn weiter quälen!“ Mit lautem Gelächter stießen die beiden Piloten an. Mark nahm einen tiefen Schluck des Whiskeys und genoss es, zu spüren, wie sich die Wärme in seinem Inneren ausbreitete. „Wie gut kennst du die Spezifikationen der Azrael-Klasse?“, fragte er dann. „Nur das, was wir vor zwei Wochen erhalten haben. Einiges war zu dem Zeitpunkt noch unter Verschluss.“ „Dachte ich mir. Der Fighter ist nämlich mehr als nur ein reiner Bomber. Stark bewaffnet, aber schwerfällig. Diesen Eindruck erweckt er schnell. Aber er hat so ein paar Tricks drauf.“ Mark ging zu seinem Schreibtisch und nahm ein PADD in die Hand. „Hier! Die gesamten Spezifikationen.“ Er reicht Lew das PADD. „Der Azrael-Fighter eignet sich zum Beispiel auch als Scout-Schiff, da er dank seiner Schilde und Bewaffnung auch bei Feindkontakt kein leichtes Opfer ist. Oder durch die Fähigkeit, dem Gegner eine andere Position vorzutäuschen, kann er diese auf eine falsche Fährte locken. So könnte man beispielsweise feindliche Angriffsjäger in eine Fall locken, sprich: in die Schusslinie deiner Spitfires.“ Lew Sulik studierte die Spezifikationen und nickte. „Ja, daraus lässt sich doch gleich viel mehr machen, als ich gedacht habe. Da kommen mir doch gleich noch ein paar gute Ideen…“ Untermalt von Metal- und Rockmusik bei einer Flasche Whiskey verbrachten die beiden Piloten die halbe Nacht damit, sich neue Manöver und Angriffs- oder Abwehrtaktiken zu überlegen. In dieser Nacht machte Jon Mardsen kein Auge zu…


Charlie und Natalie standen an einem der Azrael-Fighter und diskutierten darüber, welches Verankerungssystem sie am besten verwenden sollten. Aufgrund der unterschiedlichen Höhen der beiden Fighter-Typen konnten sie nicht die Verankerung der Spitfire nehmen. Also gingen Sie gemeinsam eine Liste der verschiedenen bekannten Verankerungen durch. „Hier. Was ist mit dem System des Deltaflyers? Der müsste passen und auch für diese Schiffsgröße ausgelegt sein.“ „Nein, schau mal, Natalie. Die passen nicht zu unseren Verankerungssystemen auf der Katana.“ Mark betrat den Hangar und steuerte direkt auf die beiden Mechaniker zu. „Guten Morgen ihr Zwei. Was machen die Verankerungssysteme? Ist das Problem behoben?“ „Nein, noch nicht.“, antwortete Natalie. Dann versteifte sich sie sich. „Nun wird’s lustig. Der zweite Streithahn kommt gerade.“, flüsterte sie Charlie zu. Lew näherte sich der Gruppe. „Hallo zusammen. Was machen die Verankerungssysteme? Ist das Problem behoben?“, fragte er. Charlie und Natalie sahen sich irritiert an. „Irgendwie habe ich ein Déjà-vu.“, murmelte Charlie und antwortete dann lauter „Nein, Lew. Aber wir haben noch eine ganze Liste weiterer Systeme, die wir überprüfen müssen. Da wird sich sicherlich noch was Passendes finden…“ Lew nickte nur geistesabwesend und ging weiter. Dann blieb er aber doch noch stehen und drehte sich um. „Ähm Charlie… Ihr schafft das schon. Zur Not entwickelt ihr halt neue Verankerungen. Mark, kommst du mit? Wir sollten die Manöver mit der ganzen Staffel besprechen.“ Gemeinsam verließen beide Piloten den Hangar. „Was war das denn?“, staunte Natalie. Charlie kratzte sich am Kopf. „Tja, scheint so, als ob die Evolution ihre Arbeit erledigt hätte…“


Am nächsten Morgen wurde Seeta früh wach. Die Sonne ging gerade am Horizont auf. Sie schlüpfte aus dem Bett, zog sich an und ging leise die Stufen hinunter, nicht ohne vorher an Garricks Tür gelauscht und diese einen Spalt geöffnet zu haben, um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war.

Das leise Geräusch in der noch immer etwas ungewohnten Umgebung hatte ausgereicht, den Offizier zu wecken. Er blickte zur Tür, die gerade vorsichtig wieder ins Schloss gezogen wurde und erkannte Seeta, die jedoch nicht mehr durch den Spalt in den Raum, sondern den Korridor hinab blickte. So entging es der Chefingenieurin, dass sie ihn unabsichtlich geweckt hatte. Und sie hatte ihn nachhaltig geweckt! Zunächst hatte er sich einfach wieder auf die Seite gedreht, davon ausgehend, gleich wieder einschlafen zu können, denn die Feier war rauschend gewesen und es war sehr spät geworden. Doch dann kam ihm die Frage in den Sinn, warum diese Frau wohl durch seine Tür gelinst haben mochte. Er schlug die Augen auf, rollte sich auf den Rücken und starrte an die Decke. Ob sie seinen gestrigen Abstecher in ihr Zimmer ebenfalls registriert hatte? Sie hatte nichts Entsprechendes erwähnt, und falls es der Fall gewesen sein sollte, schien sie es ihm zumindest nicht sonderlich übel zu nehmen, ansonsten hätte sie es sicherlich zur Sprache gebracht. Er hätte nicht einmal sagen können, was genau ihn zu diesem Verhalten bewogen hatte, außer, dass der Anblick ihres schlafenden Körpers ihm ausnahmslos gefallen hatte, auch wenn er nicht viel mehr als einen Knubbel unter einem Laken davon zu sehen bekommen hatte. „Lieber Himmel, Garrick!“, rief er sich innerlich zur Ordnung. „Ihr spielt hier nur eine Scharade, nicht mehr, und nicht weniger. Noch ein, zwei harmlose Tage bei Deinen Eltern, und schon bald hat Euch der Alltag wieder. Dann wird sie Dich eh wieder am liebsten ohne Raumanzug in die nächste Luftschleuse stopfen.“ Trotzdem kam ihm nicht nur das Bild des gestrigen Morgens ins Gedächtnis, sondern auch, wie sie am gestrigen Nachmittag ausgesehen hatte.

Bei der Feier einige Stunden nach der Hochzeit hatte er mit einigen anderen Gästen bereits im Wohnzimmer bei einem Gläschen Sekt gestanden, als er sie schließlich die Treppe hatte herunterkommen sehen. Sie hatte die traditionelle Robe, die bei der Hochzeit getragen wurde, gegen ein schlichtes, sehr elegantes dunkelblaues Etui-Kleid vertauscht. Es hatte sich an ihren Körper geschmiegt, ohne jedoch keinerlei Freiraum für Phantasie mehr zu lassen, ganz im Gegenteil. Zierliche Riemchenschuhe mit einem angemessenen Absatz komplettierten den Anblick und brachten ihre Beine besonders zur Geltung. Das Ganze wurde abgerundet durch dezenten Schmuck an Ohren, Hals und Handgelenk. Dem Dänen wäre beinahe sein Sektglas aus der Hand gefallen, wie er jeden ihrer Schritte die Stufen hinab verfolgte, und er musste sich bemühen, nicht die Kinnlade herabsinken zu lassen. Als er nun daran dachte, spürte er erneut jenen wohligen Schauer über seinen Rücken gleiten, der sich noch verstärkt hatte, als sie endlich lächelnd zu ihm getreten war und sanft die Hand auf die Schulter gelegt hatte und sich dann vertraut zu seinem Ohr gebeugt hatte. Wie konnte sie es ihm so schwer machen, seine Rolle zu spielen? Offensichtlich war ihr nicht klar, wie sehr er von ihrem Anblick in den Bann gezogen wurde. Dann hatte sie auch noch leise an seinem Ohr gegurrt: „Na, gefalle ich Ihnen, Commander?“ Er war sich nicht sicher, wie er wohl reagiert hätte, wären die anderen Gäste nicht anwesend gewesen und hätten das angebliche Paar gemustert. Mit ziemlicher Sicherheit hätte er sie wohl einfach an sich gerissen und innig geküsst, Scharade hin oder her. Doch so hatte er nur mit so klarer Stimme, wie es ihm möglich war, geantwortet: „Du siehst bezaubernd aus, Seeta!“ und gewusst, dass er damit die Untertreibung des Jahres geliefert hatte. Dann hatte er sich erkundigt, ob sie auch einen Sekt wolle und als sie dies bejahte diese unverhoffte Gelegenheit zu einer kurzen Flucht genutzt. Er hatte sich ernsthaft gefragt, wie er den restlichen Tag neben einem so wunderhübschen Wesen verbringen, überzeugend dessen Freund spielen und sich dabei nicht Hals über Kopf in sie verlieben sollte, so dies nicht schon längst der Fall war, legte man Eleynes Meinung zugrunde. Aktuell war er dann erst einmal froh gewesen, leichterer Zivilkleidung den Vorzug vor der Galauniform gegeben zu haben, denn in letzterer wäre ihm wohl definitiv die Luft weggeblieben. Auch so wäre ihm in diesem Augenblick ein Eimer kalten Wassers, den ihm jemand einfach direkt über den Kopf schüttete, sehr willkommen gewesen. Als er schließlich mit dem Glas Sekt zu ihr zurückgekehrt war, hatte er sie in einer Unterhaltung mit einer ihrer zahlreichen Cousinen vorgefunden. Nun stellte er fest, dass die Idee, sie einfach möglichst wenig anzuschauen, um eine Chance zu haben, den Tag zu überstehen, die er in diesem Moment gehabt hatte, leidlich funktioniert hatte. Natürlich hatte er sie immer mal wieder ansehen müssen, um nicht Gefahr zu laufen, den Eindruck zu erwecken, mit ihrer Beziehung stünde es nicht zum Besten, wenn er ein so hübsches Wesen derartig konsequent ignorierte. Als er sich auf dieses Unternehmen eingelassen hatte, war er davon ausgegangen, sich mit neugierigen und bohrenden Fragen bezüglich seiner Beziehung zu Yadeel auseinandersetzen zu müssen, aber nicht mit ihrem umwerfenden Anblick. Bei den Gedanken an diese Gelegenheiten, wo sein Blick über sie geglitten war, schlug sein Herz nun schneller und er spürte, dass er sich sehr zu ihr hingezogen fühlte. „Zum Glück muss ich nicht daran denken, wie wir getanzt haben... NEIN!“ Zu spät! Er schloss energisch die Augen und versuchte beinahe verzweifelt, die vor seinem inneren Auge entstehenden Remineszenzen zurückzudrängen. Zuerst waren die Tänze ausgelassen gewesen und entsprechend harmlos, doch mit vorrückender Stunde hatte die Band zunehmend langsamere Stücke gespielt und die Pärchen auf der Tanzfläche waren enger und enger zusammengerückt. So auch Yadeel und er. Irgendwie hatte er sich absolut außerstande gesehen, nicht mit ihr zu tanzen. Er hatte an ihrem Gesicht gesehen, wie gern sie dies tat und mit ihr durch den Saal zu schweben hatte ihm verdammt noch eins richtig gut gefallen. Er glaubte fast, wieder zu spüren, wie sie sich hielten, wie ihr zierlicher Körper sich schließlich vorsichtig an ihn geschmiegt hatte. Er hatte ihre Wärme durch den Stoff ihrer Kleidung gefühlt, die weiche Haut ihres Rückens, auf dem seine Hand geruht hatte. Schließlich hatte sie den Kopf an seine Brust gelehnt und sich mit geschlossenen Augen mit ihm im langsamen Takt der Musik bewegt. Der Duft ihres Haares und ihres Parfüms war unaufhaltsam in seine Nase gekrochen und hatte dem Chaos in seinem Inneren eine weitere Komponente hinzugefügt. Hingebungsvoll verfluchte er „A Natural Woman“. Was sollte er nur tun? Immerhin benutzte sie ihn doch nur, um sich vor den Verkupplungsversuchen ihrer Familie zu schützen und verfolgte sicherlich keine ernsthaften Absichten mit ihm. Oder vielleicht doch? Er seufzte tief und trachtete danach, sich wieder zu beruhigen. Sie hatte gesagt, sie wolle die Interaktionen mit ihm auf ein dienstliches Maß beschränken, und solange dieses Wort stand, würde er seine Gefühle ihr gegenüber eben schön fest zusammenpacken, ein dickes „Achtung, Explosiv!“-Schild darauf kleben und in irgendeinen hinteren Winkel seines Selbst verbannen müssen. Er stand auf und ging erst mal kalt duschen.


Sie griff derweil auf der Anrichte nach einem Stück Broich und einer Tasse Tee, dann setzte sie sich zu ihrem Vater an den Tisch, der bis dahin in seiner Zeitung gelesen hatte. Jetzt legte er sie weg, um sich mit seiner jüngsten Tochter zu unterhalten.

„Guten Morgen, Liebes, wie hast Du geschlafen?“, fragte er, während sie ihm einen Kuss auf die Wange gab. „Wirklich Prima, Papa. Es tut immer wieder gut, hierher zu kommen“, gab sie ihm Antwort. Er lächelte sie an und meinte: „Zumindest, solange Hadja glaubt, Du wärest in festen Händen und würdest möglicherweise doch bald den Bund eingehen.“ Ein Schmunzeln war auf seinem Gesicht zu sehen. Seeta hätte wissen müssen, dass sie ihren Vater nicht täuschen konnte. Also meinte sie lediglich: „Ich habe einfach keine Lust, mir ständig von ihr vorwerfen zu lassen, dass ich eine Schande für die Familie wäre. Und ich wusste, dass ich mir derartiges dieser Tage wieder zuhauf von ihr hätte anhören müssen.“ Ihr Vater meinte: „Sei nicht ungerecht zu Deiner Schwester, sie meint es gut mit Dir. In ihrer Vorstellung wäre es nunmal das beste für Dich und auch für die Familie, wenn Du sesshaft würdest. Am besten auf der Erde.“ Sie seufzte. „Ich weiß das, Papa. Aber es ist trotzdem nicht das, was ich will“, sagte sie. „Das wissen wir alle. Du solltest aber nicht auf Deinen Bruder hören, wenn er Dich zu solchem Unsinn wie einem vorgeschobenen Freund anstiften will. Ich habe Dir beigebracht, dass man für seine Meinungen und Ideale einstehen muss“, tadelte er sie. Der Tadel saß, denn sie spürte ihn, wie einen kleinen Stich in ihrem Herzen. Natürlich hatte ihr Vater Recht. Es war nicht gut gewesen, nicht dazu zu stehen, dass sie derzeit solo war. Und bei der Art, wie sie sich zu Garrick inzwischen hingezogen fühlte, war es auch noch sehr dumm gewesen.

Nachdem er seiner Tochter die Leviten gelesen hatte, war es nun für ihn an der Reihe, die Dinge nachzufragen, die ihn bereits seit vorgestern Mittag interessierten, die er aber nicht hatte fragen können, weil er sie nie ohne Garrick angetroffen hatte. Und er ging davon aus, dass ihr die Fragen in Gegenwart von Garrick unangenehm gewesen wären.

„Nun, Liebes, in welcher Beziehung stehst Du denn nun zu Mr. Andersson“, wollte er von ihr wissen. Sie zog leicht unbehaglich die Arme hoch. „Das ist wirklich schwer zu sagen, Pai“, setzte sie an und fügte dann erklärend hinzu, wobei sie selber versuchen musste, sich über die Tatsachen klar zu werden: „Ich glaube, dass da etwas ist zwischen mir und Garrick. Möglicherweise könnte etwas daraus werden.“ Sie warf so was wie einen Seufzer ein. „Allerdings sind wir in dienstlicher Hinsicht fast immer geteilter Auffassung, was häufig zu Reibereien führt. Vermutlich ist er dann genauso versucht, mich zu erwürgen, wie ich ihm die Pest an den Hals wünsche. Aber abgesehen davon...“ Sie ließ den Satz in der Luft hängen und ihr Vater sah sich genötigt, weiter nachzufragen. „Abgesehen davon?“ - „Abgesehen davon finde ich ihn sehr attraktiv. Und die Zeit, die wir privat verbracht haben, war sehr angenehm. Es scheint fast so, als wären unsere Differenzen in erster Linie dienstlicher Natur“, führte sie ihren Satz dann fort.


Die eiskalte Dusche hatte zumindest äußerlich dazu geführt, dass Garrick sich wieder im Griff hatte. Doch er war immer noch etwas verkatert, als er nun nach unten stiefelte. Zumindest war er sich sicher, dass man ihm heute morgen keine Fragen nach seiner Beziehung zu Yadeel mehr stellen würde – das innige Tanzen mit ihr musste auch die letzte Zweiflerin überzeugt haben. Jetzt trat er ins Esszimmer – und da saß sie! Sofort waren alle Bilder, Gerüche, Gefühle und selbst Töne des gestrigen Tages wieder präsent, von denen er gedacht hatte, sie seien mit dem kalten Wasser den Abfluss hinunter gerauscht. Dazu kam, ihr Vater leistete ihr Gesellschaft, also musste er jetzt auch noch seine Rolle als ihr Freund spielen, was ihn dazu zwang, sich diesem hübschen Wesen zu nähern. „Guten Morgen, Sir!“ brachte er heraus, dann trat er ein wenig zu steif zu ihr und hauchte ihr einen unverbindlichen Kuss auf die Stirn: „Guten Morgen, Schatz!“ Der Blick, den ihr Vater ihr daraufhin zuwarf, entging dem Dänen, und auch ihre flehende Bitte zurück, das Spiel weiter mitzuspielen und Garrick die Peinlichkeit der Enthüllung dieser Scharade zu ersparen. Manadi Yadeel konnte es in Sachen Diplomatie jedoch durchaus mit dem XO der Katana aufnehmen, und so erkundigte er sich, während er seiner Tochter unauffällig beruhigend zuzwinkerte: „Nun, Garrick, wie hat Ihnen Ihre erste zanderianische Hochzeit gefallen?“ Der Däne war mit ein paar Kleinigkeiten zu Essen an den Tisch zurückgekehrt und nahm nun neben Seeta Platz, während er antwortete: „Sehr gut, Mr. Yadeel.“ Er dachte kurz darüber nach, bevor er fortfuhr: „Eine sehr bewegende Zeremonie, voller Symbolik. Und Sie verstehen zu feiern, wenn Sie mir diese Bemerkung gestatten, Sir.“ Manadi lächelte: „Selbstverständlich, mein Sohn.“ Seetas Augen weiteten sich leicht ob dieser Anrede und auch Garrick warf ihr einen Blick zu, der soviel zu sagen schien, wie: „Geht das jetzt nicht vielleicht doch ein wenig zu weit, Commander?“ Doch der Zanderianer erhob sich nun von seinem Stuhl und meinte: „Ich überlasse Euch Zwei dann mal Eurem Frühstück. Sicher habt Ihr auch noch einiges zu bereden. Wenn ich richtig informiert bin, werden Sie auch Ihre Eltern in Dänemark besuchen, Garrick?“ – „Ja, das ist richtig. Ich denke, wir werden wohl so gegen Mittag aufbrechen, dann treffen wir am frühen Abend dort ein!?“ antwortete er mit einem sich vergewissernden Blick auf Seeta, die jedoch zustimmend nickte. Daraufhin verließ Manadi den Raum und Garrick sank erleichtert in seinem Stuhl zurück, was Seeta mit einem gewissen Schuldgefühl zur Kenntnis nahm.


„Du willst was?!“ Absolute Verblüffung zeigte sich auf Garricks Gesicht, als er seine jüngere Schwester, die ihm am Esstisch gegenüber saß, anstarrte. „Auf die Sternenflottenakademie, jawohl!“ wiederholte Erika trotzig. Ihre Eltern, Sven und Hilda, hatten es offenbar aufgegeben, sich über das sprunghafte Wesen und die beinahe täglich wechselnden Berufswünsche ihrer Tochter aufzuregen, und schwiegen einfach. Seeta, die zu Gast bei den Anderssons weilte, zwang sich, möglichst unbeteiligt zu wirken. Der Erste Offizier ließ Messer und Gabel sinken, stützte den rechten Ellbogen auf den Tisch und griff sich mit der rechten Hand an die Stirn, während er langsam den Kopf schüttelte. Seit er zurückdenken konnte, hatte er sich als Beschützer für die kleine Schwester gefühlt, umso mehr, als sich herauskristallisierte, dass sie so völlig unterschiedliche Charaktere besaßen. Im Gegensatz zu ihm war Erika ein richtiger Wildfang. Unglaublich kreativ, und musisch sehr begabt. Irgendwie konnte er sie sich nicht in einer Uniform der Sternenflotte vorstellen und es erschien ihm unmöglich, dass sie sich an die relativ strengen Regeln und Vorschriften der Flotte würde gewöhnen können. „Das ist doch nur wieder so eine Schnapsidee von Dir, Erie...“ seufzte er nun und fuhr fort: „Was war es noch gleich vor drei Monaten? Ausbildung zur Bildhauerin auf Anticus III? Und davor? Novizin des Jamaharon auf Risa?!“ Seeta verschluckte sich beinahe an einer Kartoffel, während Erika eine Schmolllippe zog, bevor sie insistierte: „Ja, ok, das waren Hirngespinste – obwohl das Wetter auf Risa ja echt was hat, oder? Du warst doch sicher schon mal da!“ – „Ja, natürlich...“ stimmte Garrick verträumt zu, was ihm einen interessierten Blick aus gelben Augen einbrachte, unterbrach sich aber dann: „Aber das ist doch jetzt überhaupt nicht von Belang!“ Er musste mühsam ein Lächeln unterdrücken. „Ich könnte genau wie Du so viele fremde Welten besuchen, neue Leute kennen lernen... Du erzählst doch immer davon, wie toll das alles ist!“ Der Gesichtsausdruck des Offiziers wurde wieder ernst: „Ja, aber das ist wirklich nur ein kleiner Teil. Das meiste ist tägliche Routine. Von den Gefahren mal ganz abgesehen. Dort draußen im All ist beileibe nicht alles Friede-Freude-Eierkuchen! Dazu gehören viel Ausdauer, viel Schweiß und noch mehr Arbeit!“ – „Ich kann hart arbeiten, das weißt Du genau!“ stellte Erika nun fest. Dem musste Garrick wohl oder übel zustimmen. Wenn es eines gab, das man seiner Schwester nicht nachsagen konnte, dann war es Faulheit. Ihr fehlte es dagegen mehr am Durchhaltevermögen... Wenn er ihr die Empfehlung für die Aufnahme an die Akademie unterschrieb, übernahm er eine gewisse Verantwortung. Nicht nur für Erika, sondern auch für die Flotte. Er war sich nicht sicher, ob die Sternenflotte Erika Andersson überstehen würde... Er beschloss, der kleinen Schwester auf den Zahn zu fühlen und lehnte sich mit verschränkten Armen zurück: „Na schön... Was ist der Unterschied zwischen Warp- und Impulsgeschwindigkeit?“ Erika blickte ebenso entschlossen zurück: „Das ist easy: Warp ist schneller als das Licht und Impuls langsamer.“ Garrick zog leicht überrascht eine Augenbraue hoch. „Tja, Bruderherz, Du erzählst zu viel!“ meinte sie triumphierend, während Seeta ihr einen aufmunternden Blick zuwarf. Sie hatte die junge Frau bereits ins Herz geschlossen. Der Däne hob unterbrechend die Hand und fragte weiter: „Welches sind die primären Standard-Waffensysteme von Schiffen der Sternenflotte?“ Seine Schwester blickte ihn schon beinahe beleidigt an: „Phaser und Photonentorpedos, das weiß doch seit dem Dominion-Krieg wirklich jedes Kind.“ Nun unbeeindruckt fuhr Garrick fort: „Ein Offizier mit zwei vollen Rangpins ist ein...?“ Das brachte Erika leicht ins Schwimmen. „Lieutenant...“ sagte sie langsam, während sie sich an den Verlauf der Karriere ihres Bruders zu erinnern versuchte. „Senior Grade!“ setzte sie erneut triumphierend hinzu. „Und wenn dieser Lieutenant blau an der Uniform trägt gehört er...“ – „...der wissenschaftlichen oder medizinischen Abteilung an!“ ergänzte die junge Frau. „Die wichtigste Regel für Sternenflottenoffiziere?“ Jetzt dauerte es schon etwas länger, bis die Antwort eher zögerlich kam: „Die... Oberste Direktive?“ Garrick nickte: „Und die besagt?“ Erika grübelte eine Weile, bevor sie antwortete: „War das nicht die Sache mit dem Nicht-Einmischen und so?“ Der Offizier grummelte bestätigend. „Die wichtigste Regel für einen Captain?“ Jetzt hatte er sie, obwohl diese Frage auch ziemlich unfair war. Neben ihm drehte sich auch Seeta fragend zu ihm um. „Neben der Obersten Direktive?“ fragte sein Schwesterchen nach. Garrick nickte mit undeutbarem Gesicht. „Öhm... Ähhh...“ stammelte Erika. Garrick beschloss, sie zu erlösen und ein Grinsen legte sich auf das Gesicht des Commanders: „Steck dein Hemd in die Hose, geh mit dem Schiff unter und lass niemals ein Mitglied deiner Crew zurück!“ – „Ähbäh, bist Du gemein!“ kam es schimpfend zurück, während sich Seeta beinahe zum zweiten Mal an diesem Tag verschluckt hätte. Garrick wurde wieder ernst und er beugte sich leicht vor, während er sein Besteck wieder aufnahm, damit sein Essen nicht völlig erkaltete: „Dir ist es also wirklich ernst mit dieser Sache?“ fragte er noch einmal nach. Er erntete ein eifriges Nicken. „Und was sagt Ihr dazu?“ wandte er sich an seine Eltern. Erika rollte mit den Augen und kam ihnen zuvor: „Die halten das genau wie Du für eine meiner Eskapaden...“ – „Verstehe...“ wölbte Garrick eine Braue. Dann musterte er seine Schwester nochmals durchdringend – so gut das über einen Tisch gefüllt mit leckeren selbstgekochten Speisen eben ging. Er seufzte schließlich: „Ich schlage Dir Folgendes vor. Soweit ich weiß, ist die Endeavour demnächst ganz in der Nähe des Sol-Systems...“ – „Dein altes Schiff?“ unterbrach Erika ihn aufgeregt. „Ja“, erwiderte Garrick knapp und mit einer gewissen Strenge in der Stimme, „ich werde Kontakt mit ihnen aufnehmen und anfragen, ob sie Dir einen allgemeinen Praktikumsplatz gewähren. Dann kannst du ein wenig Sternenflottenluft schnappen. Und wenn Du dann immer noch zur Akademie willst und gute Bewertungen während des Praktikums erhältst, ziehe ich es in Erwägung, Dir eine Empfehlung auszustellen. Und bis dahin...“ hob er die Hand, damit ihn seine vor Freude offenbar überkochende Schwester nicht noch einmal unterbrach, „solltest Du Dir als Erstes angewöhnen, höherrangige Offiziere ausreden zu lassen, klar?“ Als er die zweifelnden Mienen seiner Eltern sah, fragte sich Garrick, ob er nicht gerade einen großen Fehler gemacht hatte...

Katana:Log 122 (%COUNT%)

Infiltriert
Autor: Garrick Andersson
Autor: Seeta Yadeel

Keine Stunde später schlenderte Garrick mit den Schuhen in der Hand am Strand entlang. Das Wasser umspülte mit jedem Kommen und Gehen der Wellen seine Beine. Seeta lief neben ihm, die Schuhe ebenso in der Hand haltend. Es war wenig geredet worden auf dem Weg hinunter zum Strand, von der eher gelösten Stimmung im Hause seiner Eltern war nicht viel geblieben.

Sie wußte nicht so recht, wie sie mit der Situation umgehen sollte. Sie hatte sich in den vergangenen Wochen viele Gedanken gemacht und dabei festgestellt, dass sie ein ehrliches Interesse an ihm entwickelt hatte. Gleichzeitig erschien es ihr beinahe unmöglich mit ihm eine normale Beziehung zu unterhalten, wenn sie daran dachte, welchen Start der XO und die Chefingenieurin miteinander gehabt hatten.

Und auch jetzt noch fand sie seine technischen Standpunkte oft noch schwer nachvollziehbar, bestenfalls. Allerdings war die Wut, die sie bisweilen gespürt hatte nicht mehr vorhanden. Vermutlich lag es einfach daran, dass sich ihre Einstellung geändert hatte. Sie hatte Garrick Andersson, ohne es bewusst beeinflusst zu haben, in den letzten Wochen schätzen gelernt.

„Einen Penny für Ihre Gedanken, Commander“, meinte er. Ihr Stimmungswandel war ihm mal wieder nicht entgangen. Sie blieb stehen, drehte sich herum und sah auf den Ozean hinaus. Die Weite faszinierte sie immer wieder. Sie fühlte sich aufgehoben und daheim, wenn ihr Blick, so wie jetzt, in die Ferne schweifte.

Sie wusste nicht so recht, wie sie ihm ihre Gedankengänge näherbringen sollte und meinte schließlich: „Das Programm ist wirklich sehr akkurat“ Er trat neben sie und sah ebenfalls aufs Wasser hinaus. „Ja, das ist mir auch schon aufgefallen“, bestätigte er ihren Eindruck.

„Ich war, als Sie in meinem Quartier waren nicht ganz ehrlich mit Ihnen“, meinte sie dann leise. Er hatte das bereits damals gewusst, fragte aber auch jetzt nicht weiter nach. „Auf dem Holodeck fühlte ich mich... angezogen“, meinte sie dann zu seiner Verwunderung. Er nahm zur Kenntnis, dass erste Regentropfen ins Wasser fielen.

„Und jetzt ist dieses angezogen sein wieder weg?“, fragte er nach, denn die Tatsache, dass sie ihn hierher begleitet hatte und nun mit ihm über den fraglichen Abend auf dem Holodeck sprach, ließ eigentlich nur diesen Schluss zu. Oder doch nicht? Aus den ersten paar Tropfen wurden inzwischen immer mehr.

Sie zauderte. Das Gefühl war nicht weg, im Gegenteil, es wurde immer stärker. Aber wie sollte sie ihm das sagen, ohne sich zum Narren zu machen, wenn er nicht ähnlich empfand. Er war immer noch ihr vorgesetzter Offizier. „Spielt das denn eine Rolle?“, antwortete sie schließlich mit einer Gegenfrage.

Er warf ihr einen verstohlenen Blick zu und bemerkte, dass ihre Bluse an den Schultern anfing durchzunässen. „Kommen Sie“, meinte er, anstelle einer Antwort und fing an, den Strand zu überqueren. Er war mit den Wettereskapaden seiner Heimat vertraut und wusste, dass es höchste Zeit war, sich einen Unterstand zu suchen.

Sie musste sich beeilen, um mit ihm Schritt zu halten. Der Däne ging ebenso schnell, wie sich seine Gedanken überschlugen. Ob es eine Rolle spielte wollte die Frau von ihm wissen. Natürlich spielte es eine Rolle, sonst hätte er nicht gefragt. Und warum konnte sie nicht eine einfache Frage mit einem Ja oder einem Nein beantworten, wie jedes andere halbwegs normale Wesen auch. Und warum fiel ihm schon wieder ein, wie sehr ihm ihre Beine gefielen, die schon wieder in einem Rock statt in einer Uniform steckten?

Während er mit großen Schritten die Dünen durchschritt fing es an sich einzuregnen. Aber es war nicht mehr weit. Nicht ganz 20 Meter vom Strand entfernt gab es einen Unterstand für Gelegenheiten wie diese. In der Zeit, als es noch Busse gegeben hatte, hatte er als Bushaltestelle gedient, jetzt stellte er einen überdachten Ruhepunkt für Wanderer dar.

Er ließ sich auf die Bank sinken und wischte sich das Wasser aus den Haaren, während sie gerade aus dem Regen kam. Er stellte fest, dass er zu spät die Flucht vom Strand weg vor dem Regen angetreten hatte, denn die Frau war völlig durchnässt. Ihre Kleidung klebte an ihr und aus den schwarzen Haaren liefen kleine Rinnsäle heraus. Er konnte sich nicht entscheiden, ob sie bemitleidenswert wie ein nasser Hund aussah oder einfach nur zum anbeißen, weil die nasse Kleidung jede Kontur ihres Körpers herzeigte. Sie hockte sich neben ihn und fing fast sofort an zu klappern.

„So kalt ist es doch gar nicht“, meinte er dann. Sie warf ihm ein halbes Lächeln zu. „Schon vergessen? Wüstenspezies. Diese Wetterverhältnisse sind nicht gerade ideal für mich“, meinte sie. Sie erinnerte sich noch heute mit Grauen an den Tag zurück, als sie sich auf einem eiszeitlichen Planeten außerhalb des Schiffes befunden hatte. Dagegen war das hier ein Spaziergang.

„Natürlich spielt es eine Rolle“, nahm er dann nahtlos ihr Gespräch vom Wasser wieder auf. „Wir sind Kollegen. Wir müssen miteinander arbeiten, da spielen Gefühle natürlich eine Rolle“, meinte er. Sie nickte. Natürlich hatte er recht. Aber das war nicht ganz das, was sie gemeint hatte.

Nur wenige Zentimeter von den beiden entfernt prasselte nun der Regen nieder. Garrick verfluchte sich im Stillen, dass er nicht daran gedacht hatte, eine Jacke oder etwas Ähnliches mitzunehmen, denn immerhin war das irdische Wetterkontrollsystem durchaus so programmiert, die für diese Jahreszeit typische Schauerneigung zu imitieren. Der Regen war noch sehr kalt und so kam zu der Nässe nun auch noch eine deutliche Absenkung der Lufttemperatur hinzu.

Er selbst trug ebenfalls nur ein leichtes Oberteil, unmöglich, ihr das anzubieten, um sie zu wärmen - selbst, wenn es nicht auch vom Regen durchnässt gewesen wäre. Natürlich hatten sie beide ihre Kommunikatoren dabei und somit die Möglichkeit, sich direkt wieder auf die Katana oder in sein Elternhaus beamen zu lassen, doch irgendwie widerstrebte ihm die Vorstellung, diesen Nachmittag auf diese Weise zu beenden.

„Das meinte ich nicht“, führte sie das Gespräch nach einigen Minuten fort. „Ich meine, wir hatten einen sehr schwierigen Anfang miteinander“, fügte sie leiser hinzu. Die Tatsache, dass ihre Wangen heiß wurden, ärgerte sie. Sie hatte nichts weiter getan, als die Dinge beim Namen zu nennen.

Er nickte zustimmend. Schwierig war in dem Zusammenhang die Untertreibung des Jahres. Er war sicher, dass sie ihn genauso oft am liebsten in die Luftschleuse gestopft hätte, wie er sie.

„Ich meine, es spielt doch keine Rolle, ob jemand zu irgendwem hingezogen ist, solange die betreffende Person nicht die selbe Anziehung spürt“, dozierte sie allgemeiner vor sich hin. Sie hatte den Eindruck, dass ihr Mundwerk mal wieder viel zu schnell war.

Er schob die Überlegung, wie er sie aufwärmen könnte, für den Augenblick beiseite, und versuchte, dahinter zu kommen, was genau sie wohl meinen konnte. Ob sie meinte, was er vermutete - nein, was er hoffte, dass sie es meinte? "Carpe diem!" kam es ihm in den Sinn. Was konnte schon passieren? "Da mögen Sie Recht haben, sofern die erste Person über die Gefühle der zweiten Person tatsächlich Bescheid weiß."

Irgendwie drehte sich das ganze verdammt im Kreis. Sie wusste nicht so recht, was sie sagen sollte. Sie schluckte und musterte ihn. Sein Gesichtsausdruck war undeutbar. Schließlich folgte sie einer Eingebung und schob ihre Hand ein wenig schüchtern in seine.

Obwohl sie nass war und vor Kälte zitterte, fühlte sich ihre Hand in der seinen einfach umwerfend an. Er drückte sie ein wenig fester und wandte sich ihr dann langsam zu. Dann hob er die Hand an, und begann, sie sanft zu reiben. "Sie müssen ja wirklich frieren, Seeta!"

Sie sah an sich herunter. Es war kein Wunder, dass sie fror wie ein Schneider. Aber im Moment gab es Dinge zu klären, die wichtiger waren als ihre sinkende Körpertemperatur. „Das ist nicht so schlimm“, sagte sie, und meinte das in der Tat so. Schlimmer wäre es jetzt, den Moment zu verlieren, denn erstmals hatte sie den Eindruck, dass diese verrückte Beziehung, so man denn von einer reden konnte, Fortschritte machte.

Er hob kurz eine Augenbraue. Nicht so schlimm? Er würde es sich nie verzeihen, wenn sie hier Schaden nahm. Einmal mehr ärgerte er sich darüber, nicht auf diesen Fall vorbereitet gewesen zu sein. Er nahm nun auch ihre zweite Hand in die seinen, massierte sie sanft weiter und hauchte sie schließlich behutsam an.

Draußen hatte der Regen genauso plötzlich, wie er begonnen hatte, wieder aufgehört. Zwei kleine Jungen, die cleverer als der Erste Offizier gewesen waren und passendes Ölzeug trugen, rannten durch die Dünen und blieben stehen, als sie die beiden Erwachsenen in dem Unterstand hocken sahen.

"Guck mal!" krähte der eine, "ein Liebespaar!" Überrascht und ein wenig entgeistert flogen die Köpfe der beiden Offiziere in die Richtung der Jungen. Diese stürmten lauthals kichernd Richtung Strand davon, während sich Seeta und Garrick langsam und leicht verlegen anschauten.

Garricks Herz schlug ihm bis zum Hals, als er nun in Seetas gelbe Augen schaute. Er nickte leicht in die Richtung, in der die Jungen eben noch gestanden hatten und fragte leise: "Hat er Recht?"

Sie nickte zögerlich. „Hat er."

Ohne ein weiteres Wort zog er sie nun langsam näher und ihre Augen schlossen sich, bevor sich ihre Lippen zu einem ersten zärtlichen Kuss trafen.

Garrick hätte nicht sagen können, wie lange sie in dem Unterstand gehockt und sich geküsst hatten, als sich ihre Lippen irgendwann endlich voneinander gelöst hatten. Die Zeit schien zu rasen und gleichzeitig still zu stehen. Die Nähe zu ihr war berauschend und das Wissen, dass er seine Gefühle ihr gegenüber nun nicht mehr zu verstecken brauchte und sie außerdem auch noch ebenso empfand wie er, sorgte für ein unglaubliches Hochgefühl. Er betrachtete sie und stellte fest, dass die immer noch feuchte Bluse eigentlich kläglich darin versagte, irgendwelche Details zu verstecken. „Siehst du irgendetwas, das Dir gefällt?“ fragte sie verspielt. „Ohja!“ nickte er, und ergänzte lächelnd: „Du bist wunderschön, wenn Du nass bist!“ Er schlang seine Arme um sie, hielt dann jedoch überrascht inne. „Wir sollten wirklich nach Hause gehen, Du bist ja eiskalt!“ meinte er mit besorgtem Gesichtsausdruck. "Nein..." protestierte Seeta, obwohl sie wirklich fror, "es ist so schön hier... mit Dir..." Da hatte sie ohne Zweifel Recht, aber die Besorgnis des Dänen blieb. "Stimmt. Aber ich möchte Dich nicht die ersten Tage, die wir zusammen sind, nur auf der Krankenstation sehen können!" - "Ach, nun übertreib doch nicht wieder so maßlos!" insistierte die Zanderianerin. "Wie bitte? Ich übertreibe? Du zitterst wie Espenlaub, aber ich übertreibe?" - "Ja, tust Du. Wie üblich." Garrick rollte mit den Augen. Vor wenigen Minuten hatten sie sich erst ihre Liebe gestanden, und nun stritten sie sich schon wieder. Er schüttelte ungläubig den Kopf. Er würde diesen renitenten Dampfkessel, der momentan allerdings eher auf Sparflamme kochte, schon zur Räson bringen, nahm er sich vor. Entschlossen stand er auf und hob die überraschte Frau scheinbar mühelos auf seine Arme. "Hey, was soll das werden?" erkundigte sie sich. "Ich trage Dich nach Hause, wenn es sein muss!" Das schien ihr zu gefallen: "Du willst mich bis nach Kuba tragen?" Er wölbte eine Braue: "Würde ich, gäbe es einen Landweg!" Soviel Einsatzwillen seinerseits gab den Ausschlag und sie gab nach. Genüsslich schlang sie ihre Arme um seinen Hals: "Na, dann mal los!"

"Lieber Himmel, was ist passiert?" Garricks Mutter war aufgeregt aus dem Haus gerannt, als sie ihren Sohn mit seiner Begleiterin auf dem Arm näherkommen gesehen hatte. "Nichts weiter!" beruhigte Garrick sie schnell, während Seeta versuchte, sich aus seinem Griff zu lösen, um den peinlichen Augenblick zu beenden. Doch der Däne ließ das nicht zu, sondern fuhr erbarmungslos fort: "Nur ein akuter Anfall von Sturheit! Wir sind in den Schauer geraten und sie hat sich geweigert, ins Trockene zu gehen! Dabei ist sie völlig durchnässt." Hilda wirkte erleichtert und amüsiert. "Nun, ich werde Ihnen ein schönes heißes Vollbad einlassen, Miss Yadeel." Seeta hielt in ihren Bemühungen, vom Arm des Ersten Offiziers zu klettern, inne, und musterte seine Mutter mit großen Augen: "Also, das ist wirklich nicht nötig! Ich möchte keine Umstände machen!" Allerdings war die Vorstellung eines warmen Bades sehr verlockend. Garrick schaute sie an und meinte dann herablassend: "Was sie damit sagen will ist, dass sie es sehr zu schätzen wüsste."

"Lässt Du mich nun runter?" erkundigte sie sich, nachdem Hilda eilig ins Haus zurückgekehrt war. "Nein", schüttelte er den Kopf, trug sie zum Haus, über die Schwelle und in den ersten Stock, wo im Badezimmer bereits verheißungsvoll warmes Wasser in die Wanne plätscherte. Garrick trat zur Wanne und machte Anstalten, Seeta geradewegs hineinzuwerfen. "Hey, das wagst Du nicht! Immerhin sind meine Klamotten fast schon wieder trocken!" protestierte sie. Die Tatsache, dass weder er noch sie eine Gelegenheit gefunden hatten, ihre Schuhe wieder anzuziehen, gab den Ausschlag. "Warts ab!" meinte er und stieg in die Wanne. "Ha, Hu, He!" Schnell trat er von einem Bein auf das andere, denn das Wasser war an seinen kalten Füßen heißer, als er erwartet hatte. Seeta grinste: "Das geschieht Dir ganz Recht!" Er hielt in seiner Bewegung inne. "Na, wenn das so ist..." Dann ging er langsam in die Knie.

Sie war versucht zu kreischen und zu zappeln, wie es ein kleines Kind getan hätte. Da sie jedoch sicher war, dass ein heftiger Widerstand von ihr in der schlüpfrigen Wanne vermutlich mit schmerzenden Knochen – wahrscheinlich ihren – geendet hätte, unterließ sie es und versuchte stattdessen sich vom Wasser fernzuhalten – ein von vorneherein aussichtsloses Unterfangen in Anbetracht der Schwerkraft. „Garrick!“, beschwerte sie sich, kurz bevor ihr Hinterteil das Wasser berührte, das sich verdammt heiß anfühlte, als es nach Sekunden ihre klammen Kleider durchzogen hatte. „Du verdammter Esel“, beschimpfte sie ihn, als sie sich auf dem Boden der Badewanne wiedergefunden hatte. Er grinste sie so erfreut an, als hätte sie ihm gerade erzählt, dass er der tollste Kerl beiderseits des Äquators wäre, ach was, des ganzen Systems.


„Diese unausgegorene Mission ist von vornherein zum Scheitern verurteilt!“ knurrte Zenturion Jamar – leider ein wenig zu laut, so dass Admiral Jonak es über die kleine Kommunikationseinheit mitbekam. Jetzt beugte der Admiral sich vor und sprach betont langsam und leise: „Mäßigen Sie sich, Zenturion, ansonsten würden Sie sich in einem Gefangenenlager der Föderation vermutlich besser fühlen, als wenn Sie nach Hause kämen!“ Jamar nickte schnell und ergeben in den Erfassungsfokus: „Verzeihen Sie, Admiral! Aber unsere Lage hier ist wirklich nicht einfach. Sich wochenlang versteckt zu halten ist auch mit einer Personentarnvorrichtung nicht einfach.“ Er unterbrach sich und schaute sich schnell in der Jefferiesröhre, in der er sich gerade befand, um. Die Tarnvorrichtung verbarg ihn zwar vor den Sensoren und verhinderte, dass man ihn sehen konnte, aber hören würde ihn jeder, der zufällig in der Nähe wäre. „Diese Chefingenieurin ist einfach zu aufmerksam!“ fuhr er flüsternd fort, „Wir müssen höllisch aufpassen, nicht zu viel Energie von den Schiffssystemen für unsere Zwecke abzuzweigen – noch dazu, wenn an Bord Reparaturen im Gange sind und laufend irgendwelche Diagnoseroutinen ausgeführt werden.“ Jonak lächelte schmal: „Das ist Ihr Problem, Zenturion. Lösen Sie es, indem Sie möglichst schnell die benötigten Informationen zusammenstellen. Ich erwarte, dass Sie uns die Katana so schnell wie möglich übergeben!“

Katana:Log 123 (%COUNT%)

Wechselspiel
Autor: Garrick Andersson
Autor: Seeta Yadeel

„Es ist schön, daß ich ein Stück mit Euch mitfliegen kann“, meinte Sam, während sie nach einem Hörnchen auf dem Tisch griff. Ihre Zwillingsschwester nickte zustimmend und schob sich einen weiteren Bissen ihres mit Erdbeermarmelade beschmierten Brötchens in den Mund. Es war ein glücklicher Zufall, daß der Abflug der Katana gen Gemini-Station mit der bevorstehenden inter-spezies medizinischen Konferenz auf Adraxia zusammenfiel. Von Gemini-Station aus würde Sam ein Shuttle nach Adraxia nehmen, wo sie an der Konferenz teilnehmen würde. Gerade als Alex mit ihrer Schwester über das geplante Abendprogramm sprechen wollte, wurde sie rüde vom roten Alarm unterbrochen. Wortlos ließ sie ihr Brötchen auf den Teller sinken und ging hinüber zu der Lade, in der sie ihren Phaser aufbewahrte. Während sie die Waffe herausnahm aktivierte sich das schiffsweite Kommunikationssystem.

„Ebbersmann an alle. Eindringlingsalarm auf den Decks 6, 9, 13, 19, 20, 23 und 24. Bemannen Sie Ihre Stationen“, war der Captain zu vernehmen. Alex drehte sich nochmal kurz um und sah ihre Schwester an. „Bleib hier, verlaß das Quartier nicht. Ich verschließe die Tür von außen“, sagte sie, dann war sie zur Tür hinaus verschwunden und auf dem Weg zur Zentrale des Elite-Force-Teams.


„Was geht dort vor, Mr. Ramirez?“, wollte Benjamin Ebbersmann von seinem Sicherheitschef wissen, der bereits vier Trupps seines Teams auf die entsprechenden Decks beordert hatte. Der Spanier mußte seinem Captain einen Moment die Antwort schuldig bleiben, dann erhielt er jedoch eine erste Rückmeldung von dem von Antja Eijsselburg geleiteten Team, das sich auf Deck 23 an den vom Hauptrechner gemeldeten Koordinaten umgesehen hatte.

„Wir haben offensichtlich Romulaner an Bord. Sie haben einen Teil der Subprozessoren zerstört, die zu den Phaserbänken gehören. Mein Team hat einen Eindringling aus einem Dreierteam kampfunfähig machen können. Die anderen beiden Romulaner sind entkommen. Lieutenant Black meldet, daß sie ebenfalls mit ihren Teams unterwegs ist“, gab er die Meldungen aus der Sicherheitszentrale an seinen Captain weiter.


„Ich will jeden dieser Eindringlinge in einer Arrestzelle...“, ordnete Benjamin gerade an, als er von einem Flackern auf dem Hauptschirm, welches das Streifenmuster der Sterne überlagerte, unterbrochen wurde. Unmittelbar voraus enttarnte sich nun ein romulanischer Warbird. „Captain, sechs Warbirds haben sich soeben rings um uns enttarnt und uns mit ihren Waffen erfasst!“ rief Marina DeSoto aus. „Phaser und Torpedos auf den Warbird voraus ausrichten! Rufen Sie das Schiff!“ - „Zielerfassung für die Waffen nicht möglich, Captain!“ meldete Manoel nur Sekunden später, „Die zerstörten Prozessoren haben unsere Waffensysteme komplett lahmgelegt!“

„Dømme...“, entfuhr es Garrick. „Vielleicht sollten wir Steine ausgeben, mit denen wir nach ihnen werfen können!“ fluchte er hingebungsvoll. Bevor Benjamin noch etwas erwidern konnte, flackerte etwa drei Meter frontal vor ihm die Luft. Schnell wurde ein weiterer Romulaner sichtbar, der eine Waffe mitten auf seine Brust gerichtet hielt.

„Übergeben Sie das Kommando, Captain Ebbersmann. Im Namen des romulanischen Sternenimperiums beschlagnahme ich ihr Schiff“, brachte sein Gegenüber eine ungeheure Forderung vor.

Mit der einem Sicherheitschef eigenen Reaktionsfähigkeit zog Manoel seinen Phaser und richtete ihn auf den Romulaner, der seinen Captain bedrohte. „Runter mit dem Phaser!“ ertönte jedoch im gleichen Augenblick eine Stimme direkt hinter ihm. Der Spanier brauchte nicht lange, um zu erkennen, dass er hier offenbar nicht gewinnen konnte.

Garrick war aufgesprungen. Sein Blick flog über die Brücke und er wägte im Geiste schnell seine Chance ab, den Romulaner schräg vor ihm zu überwältigen. Der XO stürmte vor und warf den Romulaner zu Boden, dessen Disruptor in hohem Bogen durch den Kontrollraum segelte. Manoel nutzte die kurze Ablenkung, ließ sich fallen und hebelte den Romulaner, der sich hinter ihm befand, mit seinen Beinen aus. „Sicherheit! Wir haben Eindringlinge auf der Brücke!“ rief Ebbersmann. Je zwei weitere Romulaner enttarnten sich und überwältigten den XO und den Sicherheitschef.


Benjamin sah sich auf seiner Brücke um. Er schätzte, daß sich inzwischen 10 Romulaner darauf befanden. Er fragte sich, welche Systeme neben den Waffen sie wohl noch sabotiert hatten. Die Türen des Turbolifts öffneten sich und die ersten Sicherheitsoffiziere stürmten auf die Brücke. Zeitgleich materialisierten mehr und mehr Romulaner auf der Brücke. „Sir, wir haben weitere Eindringlinge im gesamten Schiff. Chief Brooker meldet, daß sich die Hangartüren nicht öffnen lassen. Die Fliegerstaffel kann nicht starten“, rief Marina DeSoto über den Lärm hinweg.

In Ebbersmanns Kopf ratterte es. Die Katana verfügte weder über Waffen, noch über Schilde. Es gab keine Möglichkeit, sich gegen die Warbirds zur Wehr zu setzen. Es war eine Kleinigkeit, sich auszurechnen, daß das Entern der Katana gelingen würde, denn immerhin sah man sich einer Übermacht von 1:6 gegenüber. Offensichtlich wollte das Imperium die Katana haben, aus welchem Grunde auch immer. Er traf eine schwere Entscheidung. Keinesfalls durfte das Schiff dem Feind in die Hände fallen, nicht nach den jüngsten Ereignissen bei Klackon.

„Computer, Selbstzerstörung initiieren. Autorisation Ebbersmann pi pi gamma epsilon drei“, wies er an. Die Eingabe wurde mit einem knappen Piepsen beantwortet. Dann teilte der Hauptrechner im durch den Sprachprozessor mit: „Selbstzerstörung nicht verfügbar.“ Ebbersmann hätte laut schreien mögen. Er hatte gerade herausgefunden, welches weitere System die Romulaner sabotiert hatten.

In der Zwischenzeit hatten die Eindringlinge die Oberhand auf der Brücke gewonnen. Der Romulaner, der ihn zu Anfang angesprochen hatte wischte sich grünliches Blut aus dem Mundwinkel, hob seinen Disruptor auf und trat erneut vor Ebbersmann. „Übergeben Sie das Schiff, wenn Sie nicht wollen, daß ihre Crew stirbt“, verlangte er und richtete seinen Disruptor ohne mit der Wimper zu zucken auf Tomm Lucas.

Ebbersmann schloß die Augen. Er konnte das Schiff nicht zerstören. Es gab keinen Grund die Crew zu opfern, wenn er die Kontrolle über das Schiff sowieso nicht behalten konnte. Er nickte kurz, dann aktivierte er seinen Kommunikator.

„Hier spricht der Captain. Ich bin gezwungen das Schiff zu übergeben. Bleiben Sie ruhig und leisten Sie keinen Widerstand“, wies er an, obwohl alles in ihm dagegen rebellierte. Er öffnete die Augen wieder und sah in das zufriedene Gesicht seines Gegenübers. „Eine weise Entscheidung, Captain Ebbersmann“, sagte der Romulaner, der sich bisher noch nicht vorgestellt hatte, dann aktivierte er seinen eigenen Kommunikator. „Jamar an alle. Bringen Sie alle in ihre Quartiere. Die Crew steht unter Hausarrest“, wies er an.


Alex ließ sich unwillig von einem der Romulaner in ihr Quartier schieben. Sie sah sich im Raum um, konnte Sam jedoch nirgends entdecken. Bevor sie irgendwas fragen konnte, hatte sich die Tür bereits hinter ihr geschlossen. Sie konnte hören, wie die Verriegelung griff. Es schmeckte ihr überhaupt nicht, daß die Romulaner jetzt die Kontrolle über die Katana hatten. Wer wußte schon, was ihr Plan war und wie es weitergehen sollte?

Indessen lugte ihre Zwillingsschwester vorsichtig um die Ecke aus dem Schlafbereich der Kabine. Sie hatte sich nach dort zurückgezogen, als die Ansage von Ebbersmann über die Schiffskommunikation gekommen war. Alex war ungemein erleichtert Sam wohlauf zu sehen. Sie haßte es, daß ihre Schwester jetzt mit in der Bredouille war, nur weil sie an Bord des Schiffes reiste, auf dem ihre Schwester Dienst tat.

„Was passiert jetzt, Alex?“, wollte die dann auch gleich von ihr wissen. Die Angesprochene konnte nur ihre Schultern heben. „Ich weiß nicht so genau, Sam. Ebbersmann hat befohlen, daß wir uns still verhalten, und genau das werden wir jetzt tun“, meinte sie.

Mit einem besorgten Blick nahm sie zur Kenntnis, daß der Warbird, den sie von hier aus sehen konnte sich gerade wieder tarnte und die Katana kurz darauf eine Wende vollführte und dann auf Warp sprang. Sie hatte das ungute Gefühl, daß die Katana gerade Kurs auf Romulus aufgenommen hatte.


Schneller als erwartet fiel die Katana unter Warp und trat in ein System ein. Schnell blieben zwei äußere Planeten zurück, dann wurde ein bläulich schimmernder Planet sichtbar. Es handelte sich offensichtlich nicht um Romulus. Es handelte sich um einen Planeten der Klasse O, einen Wasserplaneten. Nur hier und dort waren vereinzelte große Inseln zu erkennen, als die Katana in den Orbit des Planeten einschwenkte. Alex fragte sich, was sie hier wohl sollte.

Die Frage, die sie sich im Stillen gestellt hatte, wurde ihr vom Kommunikationskanal des Schiffes beantwortet. Die Stimme des kommandoführenden Romulaners verlangte: „Machen Sie sich bereit von Bord zu gehen.“

Alex Blick flog wieder zu dem Planeten vor ihrem Fenster. Die Romulaner wollten die Crew hier aussetzen, soviel war gerade klar geworden. Sie mußte etwas unternehmen. Nur was, das wollte ihr überhaupt nicht einfallen. Ihr Blick wanderte zum X-ten Mal an den Wänden ihres Quartiers entlang und blieb schließlich an einer unscheinbaren Vertiefung hängen. Sie schnellte aus ihrem Sessel hinüber zu der Wand, stellte einen Stuhl unter die Stelle, an der die Vertiefung saß und kletterte hinauf. Eilig inspizierte sie die Stelle und erkannte bald, daß sich hier die Abdeckung eines kleinen Verschlußmechanismus gelöst hatte. Nun nahm sie die Wand genauer unter die Lupe. Mit den Händen fuhr sie vorsichtig daran entlang, immer von Sam mit Argusaugen beobachtet. Schließlich stahl sich ein Lächeln auf ihre Lippen. Die Verkleidung des oberen Teils der Wand ließ sich lösen.

„Ich brauche ein Werkzeug, schnell. Vielleicht können wir doch noch irgendetwas ausrichten!“, bat sie ihre Schwester, die ihr schließlich eines der Buttermesser vom Abendbrottisch brachte. Geschickte setzte Alex das improvisierte Werkzeug an den entsprechenden Stellen an und legte so die übrigen Verschlüsse frei. Mit der Spitze des Messer drehte sie die Schrauben heraus, die die Platte gehalten hatten. Zum Vorschein kam das Ende einer der zahlreichen Jeffries-Röhren, welche die Katana wie ein Kanalnetz durchzogen.

Die Elite-Force-Soldatin zog sich am Rand der Öffnung hoch und schließlich hinein. Dummerweise kannte sie sich in den Innereien des Schiffes nicht so gut aus wie die Chefingenieurin, aber hiermit sollte es ihr möglich sein irgendwas zu erreichen. „Wir hauen hier ab!“, rief sie ihrer Schwester zu, und robbte weiter vor.

Sam kletterte ebenfalls auf den Stuhl, um es ihrer Zwillingsschwester gleich zu tun, als sie Stimmen auf dem Flur hörte. Sie warf einen Blick in die Jeffries-Röhre, in der Alex sich bereits weiter voranarbeitete. „Du mußt alleine gehen, es kommt jemand“, rief sie ihrer Schwester leise hinterher, dann schloß sie die Verkleidung wieder und stellte den Stuhl an seinen Platz zurück. Gerade noch rechtzeitig setzte sie sich mit dem Buttermesser in der Hand an den Tisch. Die Tür öffnete sich und Sams Herz klopfte bis zum Hals, daß der Romulaner, der zur Tür hereintrat, nicht das zweite Gedeck auf dem Tisch bemerkte.

„Lieutenant Black?“, fragte er sie. Sam nickte. Wenn Alex irgendeine Chance haben wollte etwas zu erreichen, dann durfte nicht auffallen, daß sie fehlte. Und das sollte gelingen, wenn sie sich als Alex ausgab. „Kommen Sie mit“, wurde sie wenig freundlich aufgefordert. Mit einem Kloß im Hals und einem unguten Gefühl folgte sie dem Romulaner aus dem Quartier.


Alex schob sich weiter durch die Jeffries-Röhre. Sie hatte durch die Wandverkleidung gehört, wie Sam sich für sie selber ausgegeben hatte. Kluges Mädchen. Sie hatte genau erkannt, wie sie am besten helfen konnte.

In ihrem Kopf legte sie sich Taktiken zurecht, wie sie die Katana zurückerobern konnte. Wenn sie mehr Zeit und Hilfe gehabt hätte, dann hätte sie sicherlich ihre Leute befreien und mit ihrer Hilfe die Katana wieder übernehmen können.

An Kreuzung B 7 bog sie ab. Die Romulaner hatten inzwischen sicherlich damit begonnen, die Crew zu evakuieren. Wenn sie einen freien Transporter fand, dann konnte sie diesen mit der Energiezelle ihres Phasers koppeln, so daß sie in der Lage war, jemanden aus der Crew zurück an Bord zu holen. Sie brauchte Hilfe, wenn sie das Ding durchziehen wollte. Sie brauchte jemanden, der mit dem Schiff vertraut war. Jemanden, der in der Lage war sie vor den Sensoren zu verstecken. Jemanden, der in der Lage war, Sensoren und Kommunikation anzuzapfen, denn sie brauchte alle Informationen, die sie kriegen konnte, bevor sie handeln konnte. Sie brauchte Seeta Yadeel.

Katana:Log 124 (%COUNT%)

Versteckspiel
Autor: Mark de Boer

Natalie Bardal steckte immer noch völlig verängstigt tief in den Eingeweiden eines der Azrael-Fighter. Sie war gerade dabei gewesen, die Antriebseinheit zu justieren, als das heillose Chaos ausbrach, das darin endete, dass Captain Ebbersmann die Kapitulation über die Schiffslautsprecher verkündete. Im selben Moment materialisierten Dutzende romulanische Soldaten im Schiffshangar und nahmen sämtliche Piloten und Mechaniker gefangen und führten sie ab. Nur sie hatten die Romulaner übersehen. Auf den ersten Blick war sie in dem Schiff auch nicht zu sehen gewesen, und scheinbar hatte die dicke Panzerung des Schiffs sie auch vor den Sensoren der Romulaner geschützt. Und so hatte sie eine halbe Ewigkeit in ihrem Versteck verbracht. Sie spürte, wie das Schiff auf Warp ging. Sie hatte sich bei ihrer Ankunft auf der Katana auf viele Abenteuer und aufregende Erlebnisse gefreut, aber sie hatte wahrlich nicht erwartet, dass dies schon während ihres ersten Flugs eintreten würde. Und sie hätte noch viel weniger erwartet, dass die Romulaner dieses Schiff entführen könnten.

Nach einer Weile ließ das Angstgefühl nach, das ihr klares und logisches Denken total blockierte. Sie überlegte, was sie tun könnte. Sie konnte sich nicht ewig hier verstecken, das war ihr klar. Aber sie war keine ausgebildete Kämpferin, sondern nur eine kleine Mechanikerin, die es nicht mit einem Schiff voller romulanischer Soldaten aufnehmen konnte. Außerdem hatte sie Angst davor, was sie zu Gesicht bekäme, wenn sie sich in die Gänge wagte. Schließlich erinnerte sie sich aber an ihre Ausbildung: „Was muss man tun, wenn man mit einer unbekannten Situation konfrontiert ist? – Die Lage erkunden und Informationen sammeln, um daraus Strategien zu entwickeln.“ Also kletterte Natalie aus dem Fighter und begann, vorsichtig den Hangar zu erkunden. Sie musste sich Vorteile verschaffen, wenn sie überhaupt etwas ausrichten wollte. Das bedeutete zuerst einmal, unentdeckt zu bleiben, und zum zweiten, sich in die Möglichkeit zu versetzen, sich bietende Chancen auszunutzen. Sie brauchte also noch eine Waffe. Sie ging zu den Schränken, in denen Handphaser aufbewahrt wurden. Sie wollte gerade einen der Schränke öffnen, als sie gerade noch rechtzeitig entdeckte, dass kleine Geräte an der Schranktür angebracht worden waren. Es mussten irgendwelche Sensoren oder vielleicht sogar Minen sein. Natalie atmete tief durch. So oder so wäre das das Ende ihrer Verborgenheit gewesen. Natalie musste sich also etwas anderes überlegen. Sie sah sich um. Es gab nichts, was sich als Waffe eignete. Dann fiel ihr Blick auf den Fighter, der ihr so ausgezeichnet als Versteck gedient hatte, und ihre Miene hellte sich auf. Sie ging zum Fighter und kramte im Werkzeugkasten, bis sie stolz ihre Waffe in den Händen hielt: eine Fissionsklinge, die eigentlich dazu gedacht ist, die speziellen Duranium-Platten der Azrael-Fighter zurechtzuschneiden. Natalie drehte sich um und wollte schon aus dem Fighter steigen, als ihr Blick auf den Pilotensessel haften blieb. Mit ein paar schnellen Handgriffen öffnete sie ein kleines Fach im Sitz und entnahm eine Phiole mittlerer Größe, die sie in ihrer Tasche verschwinden ließ.

Natalie überlegte gerade, was sie nun als nächstes tun sollte, als eine herrische Stimme über die internen Lautsprecher ertönte: „Machen Sie sich bereit, von Bord zu gehen.“ „Das könnte meine Chance sein, in dem Chaos, das garantiert entsteht, ein paar Störaktionen durchzuführen.“, überlegte Natalie. Dazu brauchte sie aber erst einmal mehr Informationen über die Situation auf dem Schiff. Sie ging zu einem Terminal, kontrollierte kurz, ob irgendwelche Sicherungen angebracht waren, und führte dann einen passiven Scan des Schiffs durch. Sie konnte erkennen, dass die Romulaner sich an allen strategischen Stellen positioniert hatten. Außerdem sah sie, wie die Besatzung aus ihren Kabinen zu den Transportern gebracht wurde. Dann stutzte sie. In einem der Jeffries-Röhren hielt sich eine Person auf. Eindeutig kein Romulaner, sondern ein Mensch. Die Person versuchte scheinbar, einen der Transporter zu erreichen. Allerdings schien ihr kein großes Glück bei ihrer Flucht beschienen zu sein, denn eine Patrouille lief geradewegs auf sie zu. Entweder war die flüchtige Person durch Sensoren entdeckt worden und sollte nun festgenommen werden oder sie würde zufällig durch die Patrouille entdeckt werden. Natalie überlegte kurz, wie sie der Person zu Hilfe eilen könnte, dann huschten ihre Hände über das Terminal. Sie konnte die Person zwar nicht unsichtbar machen, aber zumindest konnte sie den Romulanern einen falschen Scan vortäuschen. Die Person versuchte nun angeblich, zum Maschinenraum zu gelangen. Natalie hielt den Atem an und wartete gespannt, wie der Trupp darauf reagieren würde. Und tatsächlich hielt dieser an und machte sich nach kurzer Zeit auf den Weg zum Maschinenraum. Sie hatte dem Flüchtling somit einige Minuten verschafft. Zufrieden mit ihren ersten Erfolgen machte sie sich auf, um sich der flüchtigen Person anzuschließen. Zu Zweit würden ihre Chancen viel größer sein.


Alex Black atmete tief durch. Sie war gerade auf dem Weg zum nächstgelegenen Transporter, als sie hörte, wie im Korridor eine Gruppe Romulaner näher kam. „Mist!“, dachte sie. „Jetzt haben sie mich entdeckt.“ Aber dann vernahm sie verwundert, dass die Romulaner scheinbar jemand anderes jagten, der in Richtung Maschinenraum unterwegs war. Wer immer da die Flucht versucht hatte, hatte soeben ihren Arsch gerettet. Aber die kritische Situation hatte ihr einmal mehr klar gemacht, dass sie unbedingt Seeta Yadeel brauchte, wenn sie für die Romulaner unsichtbar werden wollte. Sie musste also dringend an einen Transporter gelangen, um den Chefingenieur wieder an Bord zu holen. Vorsichtig arbeitete Alex sich weiter nach vorne, immer auf Schritte oder andere verdächtige Geräusche achtend. Denn soviel Glück wie gerade würde sie kein zweites Mal bekommen.


Captain Ebbersmann stand mit versteinerter Miene im Transporterraum 1 und musste mit ansehen, wie die Romulaner die Besatzung in kleinen Gruppen hereinführten und auf den Planeten beamten, den sie soeben erreicht hatten. Soweit er mitbekommen hatte, handelte es sich um einen wasserbedeckten Planeten, der nur vereinzelte Inselketten besaß. Und um eine schnelle Flucht zu verhindern, sollte die Besatzung auf verschiedene Inseln gebeamt werden. Als ob es dieser Vorsichtsmaßnahme bedurft hätte. Die Romulaner waren sehr gründlich. Abteilung für Abteilung, Deck für Deck brachten sie die Besatzung herein. Als erstes war die Brückencrew in die Verbannung gebeamt worden. Danach wurde das Sicherheits-Team von Lieutenant Commander Ramirez auf die einzelnen Inseln verteilt. Einige schauten verlegen zu ihm, als wäre es ihre Schuld gewesen, dass sie diese Übermacht nicht von dem Schiff vertreiben konnten. Er hatte zusehen müssen, wie Techniker, Piloten, Ingenieure, Wissenschaftler auf die Transportplattform treten mussten und auf den Planeten gebeamt wurden. Er sah Wut, Resignation und Furcht in den Augen. Bei einigen blitzte jedoch auch Widerstand auf. So hatte er bei Lieutenant Sulik für einen Augenblick die Befürchtung, dass er eine Dummheit begehen würde und somit womöglich ein Blutbad verursachen würde. Aber als der Squadronleader ihn ansah, hatte Ebbersmann nur leicht den Kopf geschüttelt, und der hitzköpfige Pilot hatte seine Auflehnung aufgegeben. Das Ärzte- und Pfleger-Team wurde gleichmäßig auf die Inseln verteilt. „Wir sind schließlich keine Unmenschen.“, hatte ihm Centurion Jamar mitgeteilt. Ebbersmann hatte dazu lieber geschwiegen. Gerade wurde das Elite-Force-Team hereingeführt. Vor ihnen hatten die Romulaner scheinbar den größten Respekt, denn jedes Mitglied trug schwere Fesseln, die jede Möglichkeit zum Widerstand im Keim erstickten. Ebbersmann sah jedem von ihnen in die Augen. Er hatte allen Crewmitgliedern in die Augen gesehen, wollte ihnen so Mut machen. Er sah Lieutenant Commander Black an und stockte. Diese Frau sah zwar aus wie der Leiter der Elite-Force, war es aber eindeutig nicht. Dann erinnerte er sich, dass Alexandra Black darum gebeten hatte, ihre Zwillingsschwester Samantha mit zur Gemini-Station nehmen zu können. In diesem Moment sah ihn die Frau an, nickte leicht und verzog ihre Mundwinkel zu einem angedeuteten Lächeln. Das bedeutete, dass Alexandra Black noch irgendwo an Bord sein musste und – und das war für ihn besonders wichtig – vor allem sich in Freiheit befand. Es gab also doch noch Hoffnung, die Crew und das Schiff zu retten. Captain Ebbersmann ließ sich davon aber nichts anmerken, sondern verfolgte weiter regungslos, wie seine Crew auf den Planeten deportiert wurde. Nachdem das letzte Mitglied seiner Crew auf dem Planeten ausgesetzt wurde, betrat ein romulanischer Soldat den Raum. „Centurion Jamal, ein Crewmitglied wird vermisst. Die Patrouille auf Deck 16 hat gemeldet, dass eine Person über die Wartungsschächte in Richtung Maschinenraum unterwegs war. Diese Person wurde jedoch nicht gefunden.“ Jamals Gesicht verfinsterte sich. „Wer ist es, der fehlt?“ „Eine Mechanikerin, die vor ein paar Tagen an Bord kam, Centurion.“ „Findet sie sofort! Verstärkt die Patrouillen und die Wachen vor dem Maschinenraum! Ich will, dass diese Frau noch heute gefunden wird!“ Er drehte sich zu Captain Ebbersmann um. „Sie bleiben weiterhin unser Gast.“ Er nickte zwei Soldaten zu, die den Captain in ihre Mitte nahmen und in die Arrestzelle führten.


Natalie kroch nun schon seit geraumer Zeit durch die engen Jeffries-Röhren auf der Suche nach der Person, die ebenfalls dem romulanischen Zugriff entkommen war. Sie hatte eine ungefähre Vorstellung, wo sich die Person befinden müsste, konnte sie aber nicht finden. Sie musste ohnehin sehr vorsichtig sein bei der Suche, um nicht selbst durch die Romulaner entdeckt zu werden. Sie hatte zwar ein kleines Programm eingeschleust, das in regelmäßigen Abständen falsche Sensordaten erzeugt, um die Romulaner auf eine falsche Fährte zu schicken, aber es war sicher nur eine Frage der Zeit, bis die Romulaner dies durchschaut hatten und die echten von den falschen Sensordaten unterscheiden konnten. Natalie bog gerade um eine Ecke, als sie aus den Augenwinkeln noch einen Schatten wahrnahm. Dann spürte sie nur einen eisenharten Schlag im Gesicht. Ihre Welt versank in Schwärze.


Alex fluchte still vor sich hin. Sie mochte diese Röhren nicht. Sollte sie hier entdeckt werden, saß sie praktisch in der Falle. Es gab hier kaum Möglichkeiten, sich zu verstecken, und auch ihre Vorteile im Nahkampf konnte sie hier nicht nutzen. Außerdem gestaltete sich die Umsetzung ihres Plans doch schwerer als zunächst gedacht. Immer wieder musste sie innehalten, weil sich eine Patrouille näherte. Aber aus irgendwelchen Gründen war sie bislang immer unentdeckt geblieben. Es schien, als seien alle Götter des Universums auf ihrer Seite. Aber die Zahl der Wachen und Patrouillen schien immer mehr zuzunehmen. Sie hoffte, dass sie nicht schon ihr ganzes Glück aufgebraucht hatte. Als habe das Schicksal nur darauf gewartet, dass sie so etwas dachte, vernahm Alex ein Geräusch aus einer Abzweigung nur einen Meter vor ihr. Sie näherte sich leise der Abzweigung und lauschte angestrengt. Es war eindeutig nur eine Person. Alex schickte zum wiederholten Mal einen stummen Dank an die Götter. Mit einer Person konnte sie fertig werden, insbesondere da sie den Vorteil der Überraschung auf ihrer Seite hatte. Sie hörte, wie die Person sich nun direkt vor ihr befand. Alex spannte die Muskeln. Als ihr Verfolger den Kopf um die Ecke schob, entlud sich diese Spannung in einen Schlag, der den Verfolger hart im Gesicht traf und ihn zu Boden schickte.

Alex schluckte, als sie sah, dass kein Romulaner vor ihr lag, sondern eine junge Frau, ein Fähnrich der Sternenflotte. Sie schimpfte sich selbst eine Idiotin, dass sie sich nicht diesen Bruchteil einer Sekunde Zeit genommen hatte, ihren Gegner in Augenschein zu nehmen. Nun musste sie zusehen, dass die junge Frau wieder zu Bewusstsein kam, denn sie konnte sie unmöglich tragen und hier liegen lassen konnte sie auch nicht. Sie schüttelte die Frau an den Schultern und versetzte ihr ein paar leichte Ohrfeigen. „Fähnrich! Wachen Sie auf!“, flüsterte sie. Und abermals schien das Glück auf ihrer Seite zu sein. Die Frau stöhnte leise und öffnete ein wenig die Augen. „Was ist passiert?“, fragte sie benommen. „Ich habe Sie für einen Romulaner gehalten und Sie niedergeschlagen.“, murmelte Alex verschämt. „Wie ist ihr Name?“ „Natalie Bardal.“ Natalie setzte sich auf. „Sie haben mich mit einem Romulaner verwechselt?“, meinte sie nach einer Weile. „Dann muss ich wohl an meinem Teint arbeiten.“

Alex lächelte erleichtert. Wenn ihr Opfer schon wieder Scherze machen konnte, ging es ihr scheinbar schon wieder gut. Dann wurde sie wieder ernst. „Wir müssen uns beeilen. Wir müssen zu einem Transporter. Ich brauche Lieutenant Commander Yadeel. Sie kann mir helfen, mich vor den Sensoren unsichtbar zu machen. Außerdem kennt sie sich hier gut aus. Es ist ohnehin verwunderlich, dass die Romulaner uns noch nicht erwischt haben.“ Alex berichtete in knappen Worten von ihrer Flucht vor den Romulanern mithilfe ihrer Schwester und von einigen brenzligen Situationen. „Ich habe die Sensordatenübermittlung manipuliert, so dass die Romulaner immer wieder in falsche Richtungen geschickt werden. Aber irgendwann werden die das bemerken.“, erklärte Natalie und berichtete, wie sie entkommen konnte. Alex war ehrlich beeindruckt. Sollten sie mit heiler Haut aus dieser Sache kommen, würde sie den Mut und die Weitsicht dieser jungen Frau in ihrem Bericht hervorheben und sie für eine Belobigung vorschlagen.

Gemeinsam krochen die beiden die Röhre weiter. Zügig, aber dennoch vorsichtig. Denn keine Manipulation irgendwelcher Daten konnte sie davor schützen, dass man sie hörte oder gar sah. Nach einer Weile erreichten sie den kurzen Gang zu einem Transporterraum. Alex schob sich bis zum Gitter vor und erkundete die Lage. Wie erwartet hatten die Romulaner die Energie der Transporter gekappt. Aber dennoch hielt hier ein Soldat Wache. Die beiden Frauen zogen sich ein Stückchen vom Gitter zurück und beratschlagten, wie sie am besten vorgehen konnten. „Den Phaser können wir nicht benutzen. Zum einen brauchen wir die Energie für den Transporter, zum anderen würden die Sensoren sofort Alarm schlagen. Ich könnte versuchen, ihn niederzuschlagen, aber das könnte sehr viel Lärm verursachen. Und falls er nicht sofort zu Boden geht und ein offener Kampf entsteht, bekommt er die Möglichkeit, Hilf zu rufen.“, erklärte Alex. Natalie kramte in ihrer Tasche und hielt Alex das Fissionsmesser hin. „Jetzt müssen wir nur noch unbemerkt in den Raum gelangen.“

Auch dieses Mal schien das Glück den beiden hold zu sein. Der Soldat stand mit dem Rücken zum Gitter und berichtete aufgebracht scheinbar seinem Vorgesetzten oder erhielt neue Befehle, die ihm nicht gefielen. So bemerkte er jedenfalls nicht, dass Natalie vorsichtig das Gitter löste und den Transporterraum betrat, dicht gefolgt von Alex. Der Soldat hatte gerade die Kommunikation beendet, als Alex von hinten an ihn herantrat. Das Letzte, was er noch hörte, war das leise Summen des Messers, als es aktiviert wurde. Aber noch bevor er sich umdrehen konnte, hatte Alex das Messer in seinen Nacken gestoßen. Die Fissionsklinge zerschnitt mit Leichtigkeit Fleisch, Muskeln und einen Wirbel, bevor es ins Kleinhirn eindrang und den Soldaten auf der Stelle tötete. Der Mann sackte lautlos in sich zusammen wie eine Marionette, der man alle Fäden durchtrennt hatte. Alex zog das Messer heraus und betrachtete es anerkennend. Natalie musste sich umdrehen, um sich nicht zu übergeben. Sie hatte noch nie zuvor gesehen, wie jemand getötet wurde, und hätte auch gut und gerne darauf verzichten können. Nachdem der stärkste Brechreiz überstanden war, nahm sie den Phaser und versuchte, dessen Energie in den Transporter umzuleiten. Dabei achtete sie peinlichst genau darauf, nicht auf den toten Romulaner zu blicken. „Okay, die Energieverbindung ist hergestellt. Jetzt müssen wir nur noch den Chefingenieur orten und hochbeamen.“, sagte sie schließlich. „Gute Arbeit. Wir müssen auch noch die Leiche beseitigen.“, erwiderte Alex.


Garrick Andersson hatte die kleine Insel größtenteils schon erkundet. Scheinbar hatten die Romulaner nicht die gesamte Crew auf eine Insel gebracht, sondern auf verschiedene Inseln verteilt. „Wo wohl Seeta ist?“, dachte er wehmütig. Schließlich fand er sie am Strand sitzend. Freudig ging er auf sie zu. Auch sie sah ihn, lächelte ihn an und stand auf. Kurz bevor Garrick sie jedoch erreichen konnte, fing ihre Gestalt an zu schimmern, und sie löste sich auf. Stattdessen lag im Sand jetzt ein toter Romulaner. Garrick warf sich mit einem Ächzen zurück. „Was hatte das zu bedeuten?“, fragte er sich. Er näherte sich dem Romulaner und sah die tödliche Verletzung im Nacken. Dann bemerkte er die Schnitte auf dem Rücken. Garrick stutzte. Diese Schnitte ergaben eindeutig Buchstaben, wenn sie auch zackig und ungelenk aussahen. Und sie ergaben eine Botschaft: „Hilfe ist unterwegs. A.B.“ Garrick fiel nur ein Mensch ein, der jemanden so töten konnte und diese Initialen trug: Alexandra Black! Fast begann er, Mitleid mit den Romulanern an Bord zu haben.


Seeta Yadeel war völlig irritiert. Gerade hatte sie noch auf dem Planeten festgesessen, wenn auch mit Garrick, und nun stand sie auf der Transporterplattform der Katana und schaute in die Gesichter von Alex Black und Fähnrich Bardal, einem neuen Mitglied ihrer Abteilung. Alex übernahm wie gewohnt sofort die Initiative. „Wir müssen zusehen, dass wir das Schiff zurückerobern. Dafür brauche ich Ihre Hilfe. Sie müssen uns für die Romulaner unsichtbar machen. Nur so haben wir eine Chance. Außerdem brauche ich Ihre Kenntnisse der ganzen Röhrensysteme. Wir müssen eine Art Guerillakrieg führen.“ Seeta wollte gerade etwas sagen, als Natalie ihr ins Wort fiel: „Sir, wir haben ein Problem. Wir sind entdeckt worden. Auf meinen Trick fallen sie auch nicht mehr herein. Wir müssen von hier verschwinden…“


Die drei hetzten durch die Jeffries-Röhren, so schnell es in der Enge möglich war. Gleichzeitig mussten sie sehr vorsichtig und leise sein, um es den Romulanern nicht zu einfach zu machen, sie zu finden. Es gab auf der Katana überhaupt nur drei mögliche Ziele, die sie ansteuern konnten und die das zur Verfügung stellten, was Seeta für den verwegenen Plan von Alex benötigte: den Maschinenraum, den sekundären Maschinenraum oder ihr Quartier. Die beiden ersten Ziele fielen aus, da diese so stark gesichert und bewacht waren wie einst Ford Knox. Außerdem hatten die Romulaner angefangen, die Wartungsschächte in der Nähe von strategisch wichtigen Punkten mit Energiefeldern zu versiegeln. Also blieb nur noch Seetas Quartier. Hier hatte sie eine Vielzahl von speziellen Terminals und auch Ausrüstung zur Verfügung. Die drei mussten sich beeilen, denn die Romulaner zogen die Schlinge immer enger. Bald würden Sie nicht mehr entkommen können.

Als sie auf Deck 3 angekommen waren, mussten sie die Röhren verlassen, da das Quartier der Chefingenieurin nicht an sie grenzte. Nun wurde es wirklich riskant, denn nun konnte man sie auch jederzeit sehen. Sie stiegen aus den Röhren und betraten ein Quartier. Alex grinste unwillkürlich. Sie war wieder da, wo ihre Flucht begonnen hatte: in ihrem Quartier. Während die anderen beiden in Richtung Tür gingen, schnappte sie sich noch schnell den letzten Rest ihres Hörnchens vom Morgen und schloss zu den beiden Frauen auf. Seeta hatte die Türautomatik deaktiviert, und so schoben sie nun vorsichtig den rechten Flügel der Tür einen Spalt auf. Alex warf einen Blick in den Flur und entdeckte zwei romulanische Wachen. Sie zog sich in ihr Quartier zurück und berichtete den anderen. „Mist!“, fluchte Seeta. „Wir müssen in mein Quartier gelangen, sonst haben wir gar keine Chance mehr.“ „Aber wir kommen nicht unentdeckt an den Wachen vorbei. Und auf einen Kampf mit denen können wir uns auch nicht einlassen. Es wimmelt dann ja sofort überall von denen.“, brummte Alex. „Die Lösung ist ganz einfach…“, begann Natalie leise. Die beiden anderen schauten sie erstaunt an. „Für die Romulaner sind Sie beide bereits auf dem Planeten. Die einzige Person, die laut Mannschaftsliste noch fehlt, bin ich. Also werden ich die Wachen ablenken und so den Weg frei machen für Sie beide.“ Seeta konnte zwar der Logik folgen, sich aber nicht mit dem Plan anfreunden: „Das kommt gar nicht in Frage. Sie werden hier bei uns bleiben.“ „Sir, anders werden wir nicht weiterkommen. Die Romulaner verstärken ihre Wachen und die Sicherheit und versiegeln sämtliche Wege, solang sie mich nicht gefangen haben. Wenn ich also hier bleibe, stecken wir früher oder später in diesem Quartier fest und fliegen mit den Romulanern nach Romulus. Und was sollte mir schon passieren? Ich werde ebenfalls auf den Planeten gebeamt. Besser als ein Gefangener auf Romulus zu sein. So gibt es wenigstens eine Hoffnung auf Rettung.“, widersprach Natalie. „Sie hat Recht.“, schaltete sich Alex ein. „Es ist der einzige Weg.“ Seeta seufzte. „Na gut, aber lassen Sie sich nicht auf irgendwelche Kämpfe ein. Wenn Sie in der Falle sitzen, ergeben Sie sich! Ist das klar?“ „Ja, Sir!“ Natalie griff in ihre Tasche, holte die Phiole heraus und reichte sie Alex. „Sir, das könnte eventuell noch von Nutzen sein. Das Zeug hier drin ist so genanntes Omega-Adrenalin. Die Piloten der Azraels können es sich während einer Kampfsituation injizieren. Damit sind ihre Wahrnehmungen deutlich geschärft, und ihre Reaktionen werden immens beschleunigt. Dabei bleibt der Verstand aber glasklar und wach. Es könnte eventuell in kritischen Situationen helfen. Und keine Angst. Es ist keine Droge und macht nicht süchtig.“ Natalie aktivierte die Türautomatik wieder, nickte den beiden Frauen zu und verschwand im Flur. Es dauerte nicht lange und lautes Rufen und das Poltern schwerer Kampfstiefel erklang. Nach einer Weile wurde es ruhig. Alex ging zur Tür und spähte in den Flur hinaus. Es war niemand zu sehen. Sie winkte Seeta herüber und stürmte dann mit ihr über den Flur in Seetas Kabine. Soweit sie es beurteilen konnten, waren sie nicht entdeckt worden.


Natalie hatte den Romulanern einen guten Wettlauf geliefert, hatte aber gegen die austrainierten Männer keine Chance, zumal aus allen Gängen Romulaner strömten. Schließlich blieb Natalie stehen und hob die Hände. Widerstandslos ließ sie sich festnehmen und zum Transporterraum bringen.


Captain Ebbersmann saß in seiner Zelle und harrte tief in Gedanken versunken der Dinge, die da kommen sollten. Irgendwann registrierte er, dass Centurion Jamal vor seiner Zelle stand. Wie lange er da nun schon stand und ihn beobachtete, konnte er nicht sagen. „Captain, ich wollte Ihnen mitteilen, dass wir das letzte Mitglied Ihrer Crew gefangen genommen haben. Es ist bereits auf dem Planeten. Sie bleiben auch weiterhin unser Gast. Sie sind mein persönliches Geschenk an Admiral Jonak.“ Ebbersmann sackte ein Stück tiefer in sich zusammen. Nun gab es keine Hoffnung mehr…

Katana:Log 125 (%COUNT%)

Unter Feinden
Autor: Alexandra Black

„Schöne Scheiße!“, fluchte Lew zum wiederholten Male. Er rutschte den Hang, den er soeben hinaufzukommen versuchte, rückwärts wieder hinunter. „Hör endlich auf zu zappeln, Charlie.“ Der Techniker stöhnte unter seinem schmerzenden Knöchel auf. Offensichtlich war es den Romulanern herzlich egal gewesen, wo auf diesem Planeten die Katana-Crew materialisierte. Man mochte nicht ausschließen, dass hier und da versehentlich jemand mitten in den Weiten des Ozeans gelandet war, der vermutlich 98% des Planeten bedeckte. Zumindest hatte man sie nicht zu einem einzelnen Punkt auf einer Insel gebeamt. Charlie Brooker war am Rande eines von feuchtem Laub bedeckten Abhangs materialisiert und abgerutscht. Und bei dem Versuch wieder nach oben zu klettern, war er umgeknickt und hatte sich scheinbar den Fuß verstaucht. „Halt jetzt einfach mal still, sonst krieg ich Dich da nie rauf“, grummelte Lew. Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. Für ihn allein, wäre der steile, rutschige Hang nur eine kleine Hürde, doch mit dem verletzten Charlie auf sich gestützt, war es eine echte Herausfoderung. Der nächste Versuch scheiterte etwa auf halber Höhe, der darauffolgende noch eher. „Das nützt doch nichts…“, seufzte Charlie. „Geh halt allein und schau, ob Du was findest, was mir hier raus helfen kann…“ „Kommt gar nicht in Frage.“, entgegnete Lew entschieden. „Seile wachsen hier nicht auf den Bäumen wohingegen ich keinen Plan habe, was für Tiere es hier gibt… Ich lass Dich auf keinen Fall alleine!“ Er zerrte Charlie wieder auf die Füße und schleppte ihn ein paar Schritte den Hang hoch.

Manõel Ramirez’ Stimme war wie eine Erlösung: „Alles in Ordnung da unten?“ Wie als Antwort, dass dem nicht so sei, rutschten Lew und Charlie gleich wieder nach unten, wo der Techniker leise vor sich hin schimpfte, was verdächtig nach ‚alter Dickkopf’ klang.

Anschließend dauerte es keine fünf Minuten, bis Ramirez und Sulik den Verletzten mit gemeinsamen Kräften nach oben gebracht hatten. Wie sich herausstellte, war Ramirez gerade dabei gewesen, die Insel zu durchkämmen und alle Crewkollegen, die er dabei traf zu einem Treffpunkt zu bringen, damit man sich dort einen besseren Überblick verschaffen konnte. Ihm folgte bereits ein knappes Dutzend Leute, darunter auch Samantha Black. Dankbar nicht einfach nur hinterher laufen zu können, wandte sie sich an Charlie Brooker, um sich dessen Verletzung anzusehen. Er hatte kaum registriert, wer sich da neben ihn hockte, als sie ihm auch schon vorsichtig den Schuh ausgezogen hatte. Doch erst als sie erklärte „Keine Sorge, ich bin Ärztin.“ sah er sie misstrauisch an. Auch Lew hatte es mitbekommen und warf Ramirez einen fragenden Blick zu. „Ich bin nicht Alex.“, meinte Sam dann erklärend. „Hat sie was auf den Kopf bekommen?“, fragte Lew leise. „Nein. Sie ist nicht Alexandra Black.“, antwortete Ramirez laut. „Ich bin ihre Schwester – Samantha.“, sie klang ein wenig genervt, scheinbar hatte sie das schon mehrfach erklären müssen. Sie war noch nicht lange an Bord gewesen und kaum jemand hatte etwas von dem unplanmäßigen Gast gewusst. Alex hatte ein kleines Treffen mit dem EliteForce-Team am Abend geplant und ein weiteres zum Mittagessen des kommenden Tages mit Dalen Lazarus, der Samantha bereits kannte. Doch zu keinem dieser Treffen war es gekommen.


Auf der Katana hatten Seeta Yadeel und Alexandra Black derweil ihr vorläufiges Ziel erreicht. Das Quartier der Chefingenieurin. Während Black die Tür umständlich manuell hinter ihnen wieder schloss, um die Romulaner nicht unnötig auf ihre Anwesenheit aufmerksam zu machen, strebte die Zanderianerin den Nebenraum an. Natürlich war es ihr primäres Ziel von hier aus, etwas gegen die Romulaner ausrichten zu können – mit technischen Hilfsmitteln und Tricks. Aber nichtsdestotrotz führte der erste Weg sie zu ihrem bewährten Minbari-Kampfstab. Eine zuverlässige Waffe, mit der sie blind umzugehen wusste, war schließlich in dieser Situation äußerst wertvoll. Alex nahm es zufrieden zur Kenntnis. Bei den regelmäßigen Trainingsstunden hatte sie mehr als einmal gesehen, wie effektiv Seeta den Kampfstab einzusetzen wusste.

Danach galt die Aufmerksamkeit der Zanderianerin einem Stapel PADDs. Zum ersten Mal erwiesen sich die kleinen Diskussionen die sie regelmäßig mit Garrick geführt hatte, als wirklich nützlich – Nur deswegen hatte sie diese Kopien dienstlicher Unterlagen mit in ihr Quartier genommen. Sie musste nicht lange suchen, dann konnte sie der EliteForce-Leaderin eine schematische Darstellung der Katana zeigen. „Also“, begann Seeta „ich kann von hier aus nahezu alle Computer-Operationen durchführen, die Sie wollen. Mit etwas Glück, werden die Romulaner nicht einmal bemerken, dass es sich dabei um Manipulationen handelt, sondern alles nur für kleinere Fehlfunktionen halten… aber um wirklich etwas zu bewirken, müsste ich zumindest in den sekundären Maschinenraum. Von dort aus, könnten wir einfach alles steuern und den Romulanern wirkliche Steine in den Weg legen…“ Alex nickte. „Ja ich weiß. Aber bevor wir da hin können, müssen wir erst einmal die Steine in unserem Weg loswerden. Und das klappt am besten mit kleinen, gezielten Stichen.“ Ihr Blick schweifte zum Fenster. Noch befand das Schiff sich im Orbit des wasserbedeckten Planeten, doch es war nur eine Frage der Zeit, ehe die Katana einen neuen Kurs aufnehmen würde, der vermutlich geradewegs nach Romulus führte. „Wir müssen auf jeden Fall verhindern, dass das Schiff sich zu weit von diesem System entfernt!“, erklärte Alex. Aber das wusste die Chefingenieurin auch so. Sollte es ihnen tatsächlich gelingen das Schiff zurück zu erobern, war es immer noch unmöglich es mit nur zwei – den Captain mitgerechnet drei – Leuten zu führen und gegebenenfalls gegen den getarnten Warbird zu verteidigen. Dieser war sicherlich noch nicht allzu weit weg und konnte vermutlich jederzeit romulanische Verstärkung auf die Katana entsenden.


Captain Ebbersmann sah dem Romulaner grimmig hinterher, als dieser die Sicherheitszentrale verließ. Nur zwei seiner Wachhunde hatten sich hier aufgestellt, um ihn zu beaufsichtigen. Jamals Arroganz und Überheblichkeit waren kaum auszuhalten. Zumindest fragte Ebbersmann sich, ob der Centurion tatsächlich an seine eigene Güte glaubte, oder ob er ihn damit verhöhnen wollte. „Bedenken Sie“, hatte Jamal gesagt, bevor er gegangen war, „wie freundlich es von uns ist, Ihnen allen die Möglichkeit des Überlebens zu geben. Jeder Gruppe auf dem Planeten steht medizinisches Personal zur Seite. Und genau genommen haben wir nicht einem von Ihnen auch nur ein Haar gekrümmt – Sie sollten dankbar sein.“ Ebbersmann wurde übel. Was nützte schon alles medizinische Personal, wenn seine Crew auf kleinen Inseln gefangen war – ohne jegliche Hilfsmittel, ohne Lebensmittel und obendrein ohne Aussicht darauf dort jemals gefunden zu werden! Irgendwie hatte er sich seinen weiteren Werdegang auf der Katana etwas anders vorgestellt…


Während Seeta in der Stille ihres Quartiers alle nötigen Vorbereitungen am Computer traf, war auch Alexandra nicht untätig. Sie war in das gegenüberliegende Quartier gegangen, von wo aus sie in das verzweigte Jefferiesröhrensystem des Schiffes zurückkehren konnte. Einige Male hatte sie ihren bevorzugten Weg ändern müssen, weil hier und da Kraftfelder aktiv waren. Doch inzwischen war sie auf der Krankenstation angekommen. Im Behandlungsbereich waren zwei Romulaner scheinbar gerade dabei eine Bestandsaufnahme zu machen. Einmal mehr war Alex dankbar, eine Ärztin zur Schwester zu haben, die sie früher beim Lernen abgehört hatte. Das richtige Hypospray zu finden, war also eine leichte Übung. Möglicherweise, merkte eine sehr leise Stimme in Alex’ Gewissen an, ist es doch ein bisschen unfair, die beiden so hinterrücks zu überfallen. Immerhin hatten die beiden überhaupt keine Chance sich zu wehren. Auf der anderen Seite, das hielt eine wesentlich lautere Stimme dagegen, sind die Romulaner die Eindringlinge hier und Du solltest eigentlich aufrecht durch die Tür auf die Krankenstation gehen können und Dich nicht gegen Invasoren wehren müssen. Keine Frage, welche Stimme sich durchsetzte.

Als die beiden Romulaner bewusstlos vor ihr lagen, durchsuchte die EliteForce-Leaderin sie rasch nach Waffen und nahm diese an sich. Dann versteckte sie sich im Nebenraum, falls vorzeitig noch weitere ungebetene Gäste auf der Krankenstation erscheinen würden. Diese Sorge stellte sich jedoch als unbegründet heraus. Nur wenige Minuten später flackerte das Licht, bis es für fünf – vielleicht zehn Sekunden - vollkommen verlosch. Das ganze begleitet von dem Geräusch herunterfahrender Systeme. Zwar sprangen die Sekundärsysteme augenblicklich darauf an, aber mehr hatte es nicht gebraucht, einen ungewöhnlichen Energieanstieg zu verstecken und zudem auf das Fallbacksystem der Sicherheitsberechtigungen zuzugreifen. Zumindest war es so geplant gewesen und Alex hoffte, dass alles so geklappt hatte. „Computer: Tür verriegeln – Sicherheitsblockade, Genehmigung Black – Sierra – Alpha – 2 – Romeo – Alpha.“ Sie wartete kurz, bis die Anweisung mit einem Piepton bestätigt wurde, dann fuhr sie fort: „Computer, MHN aktivieren.“ „Bitte nennen Sie die Art, des medizinischen Notfalls.“ Mitten in der Krankenstation erschien das Hologramm und sah sich suchend um.


„Was zum…“, setzte die Romulanerin, die die Ops besetzt hatte an und verstummte ob dem energischen Befehl ihres Vorgesetzten, der sie aufforderte, ihre Berichte sachlicher zu formulieren. Nicht dass sie vorgehabt hätte, zu berichten. Vielmehr musste sie sich selbst erst einmal einen Überblick, verschaffen. Sie hatte sich zwar lange auf diese Mission vorbereitet, aber dennoch unterschied sich die Bedienung der Sternenflotten-Systeme von den romulanischen erheblich. „Im Maschinenraum wurde soeben ein Diagnoseprogramm gestartet.“, deutete sie die Anzeigen. Fast zeitgleich wurde dem Centurion dasselbe noch einmal vom Maschinenraum gemeldet. „Es scheint ein automatisches Standardprogramm zu sein. Es zieht aber ziemlich viel Energie ab…“ „Dann beenden Sie es!“, orderte Jamal und sah die Angelegenheit als erledigt an. Vielleicht lag es daran, dass der Ingenieur aus dem Maschinenraum so zaghaft antwortete: „Das haben wir bereits versucht, Sir, aber es wird ein Abbruch-Code verlangt und die entsprechenden Programme greifen nicht...“ Jamal brauste auf. „Wie lange haben wir uns auf diese Mission vorbereitet!? Alles haben wir studiert und ausgekundschaftet und dann bekomme ich derart unfähiges Personal! Es ist mir gleich, was sie mit diesem blöden Diagnoseprogramm machen, nur bekommen sie das unter Kontrolle! Brücke Ende!“, keifte er. Seit Ebbersmann das Kommando übergeben hatte, war der Centurion noch schlechter gelaunt, als vorher. Zwar war er natürlich erfreut, dass der Widerstand der Crew so erfreulich gering ausgefallen war, doch konnte er sich so nicht mehr hinter etwaigen ungeplanten Zwischenfällen verstecken, die den engen Zeitplan in Verzug brachten. Wenn seine Leute nun Probleme mit den Systemen hatten, dann würde man das letztlich ihm anlasten. Und das passte ihm verständlicherweise gar nicht. In diesem Fall, so sagte er sich schließlich, lohnte es sich jedoch nicht, alles noch mehr zu verzögern, indem er sich mit einem albernen automatischen Diagnoseprogramm herumärgerte.


„Sie wissen aber schon, dass diese Schubladen für Leichen gedacht sind?“, fragte das MHN mürrisch und verschloss das zweite Fach, in dem jetzt ein bewusstloser Romulaner lag. Alex antwortete nicht darauf. Natürlich war ihr das bewusst, aber allein deswegen würde sie niemanden töten. Der Schwerpunkt ihrer Ausbildung hatte nicht auf Tötungsarten gelegen, auch wenn es Situationen gab, wie die im Transporterraum, die einem keinen anderen Ausweg ließen. Es war der Lieutenant nur zu bewusst, wie ekelerregend die Aktion auf die junge Technikerin gewirkt haben musste. Auf der anderen Seite hatte sie schlicht keine andere Wahl gehabt. Der Korridor rund um den Transporterraum hatte nur so vor Romulanern gewimmelt und das geringste Kampfgeräusch hätte deren Aufmerksamkeit auf sie gelenkt. Mit gemischten Gefühlen bemerkte sie, dass dies eigentlich das erste Mal überhaupt war, dass sie in diesem Universum jemanden getötet hatte. Ganz anders als während ihrer Zeit im Stargate-Universum, wo sie nur zu schnell und auf äußerst schmerzhafte Weise gelernt hatte, dass es sich rächte, einen Jaffa nur auszuschalten und nicht zu töten. Sie wischte diese Gedanken bei Seite und richtete ihre volle Aufmerksamkeit auf die aktuelle Situation. „Doktor – wir dachten uns, die einfachste Möglichkeit, das Schiff wieder unter Kontrolle zu bringen, wäre die, ein betäubendes Gas im Schiff frei zu setzen. Am besten wäre natürlich etwas, was nur Romulaner betrifft, oder auch etwas, wogegen Sie mir etwas mitgeben können, das die Wirkung neutralisiert...“ Der holografische Arzt hob beschwichtigend eine Hand. „Langsam. Also erstens ist mir kein Betäubungsmittel bekannt, dass sich nur auf die romulanische Physis auswirkt; zweitens sollten wir ein Mittel an Bord haben, dass sich für Ihr Vorhaben eignet, glaube ich nicht, dass es für das ganze Schiff ausreicht und drittens ist das sicherste Gegenmittel gegen solche Stoffe immer noch, sie nicht einzuatmen. Wie wollen Sie so ein Gas überhaupt verteilen. Die Belüftungsanlagen...“ Nun war es an Alex den Doc zu unterbrechen. „Hören Sie – das Belüftungssystem soll nicht Ihre Sorge sein. Es wäre eine meiner Fragen gewesen, ob wir ein geeignetes Betäubungsmittel an Bord haben und ob es genug ist, um in gasförmigem Zustand das ganze Schiff damit zu fluten.“


Gollwyn Maddigan sah missbilligend den toten Körper des Romulaners vor sich. Es bedurfte wirklich keiner großen medizinischen Kenntnisse um das zu erkennen. Doch so sehr er diesem Volk gerade die Pest an den Hals wünschte, so verachtete er doch Blacks Vorgehensweise. „Ich glaube nicht, dass sie das getan hätte, wenn es eine andere Möglichkeit gegeben hätte.“ Counselor Silverdale war an seiner Seite aufgetaucht und schien seinen Unmut zu spüren. „Ich hatte bereits mehrmals die Gelegenheit mich mit Lieutenant Black eingehend zu unterhalten und ich kann Ihnen versichern, dass sie nicht das ist, was sie einen 'Killer' nennen – auch wenn sie es sicherlich sein könnte...“ Maddigan schnaubte nur und warf einen Blick auf die abseits stehende Menge von Katana-Crewmitgliedern und Zivilisten, unter denen sich auch seine Kinder befanden. Einige Sicherheitler hatten eine provisorische Barrikade aufgebaut, um die Sicht von der Menge auf den leblosen Körper zu verhindern. Irgendetwas schien die Aufmerksamkeit der Gruppe nun auf sich zu ziehen. Er folgte der allgemeinen Blickrichtung, bis auch er entdeckte, was das neue Zentrum des Interesses war. Keine zwanzig Meter vom Strand entfernt, ruderte jemand wild mit den Armen. Der neue Fighter-Pilot de Boer war aber bereits dort, um der jungen Frau zu helfen.

Tief war das Wasser an dieser Stelle nicht, aber offenbar so sehr von Algen verwachsen, dass Natalie sich darin verfangen hatte. „Die haben Dich ins Wasser gebeamt?“, rief Mark fassungslos und zog die Technikerin auf die Beine. „Nein, ich bin dadrüben am Strand materialisiert, aber eine Welle hat mich umgehauen. Hab nicht viel gesehen und...“ „... ein Veilchen haben sie Dir auch verpasst!“, grollte der Pilot und zerrte Natalie einigermaßen hinter sich her. Doch so gerne sie die Schuld dafür auch den Romulanern zugeschoben hätte, meinte sie dann: „Das waren nicht die Romulaner...“ Mark sah sie misstrauisch an. „Klar, was kommt als nächstes? Dass Du die Kellertreppe runtergefallen bist?“ „Es war Lieutenant Black.“, klagte Natalie. „Sie hat mich für einen Romulaner gehalten...“ Inzwischen waren Andersson und Maddigan heran gekommen und hatten gerade noch das Ende des Dialogs mitbekommen. Die Skepsis des Arztes hatte sich keineswegs verringert. „Waren Sie bis gerade oben?“, stellte Andersson die Frage, die ihn für den Moment viel brennender interessierte. Immerhin schien Ensign Bardal keine weiteren Beschwerden zu haben. Sie nickte. „Und sie waren bei Lieutenant Black?“, hakte Maddigan kurz nach, ließ ihr aber keine Zeit zu antworten sondern meinte sarkastisch: „Dann hätten sie sie vielleicht dazu überreden sollen, etwas Hilfreiches herunter zu schicken. Ein Medikit zum Beispiel, Tricorder, meinetwegen auch einen Phaser... stattdessen schickt sie uns Leichen...“ Natalie sah ihn entgeistert an. „Er hat ein Medikit in seiner Tasche – und außerdem ein kleines Werkzeugset... haben Sie ihn denn nicht durchsucht?“ Mark musterte die Technikerin von der Seite. War das die gleiche Natalie, die gewöhnlich nicht von ihren Basteleien loszureißen war, die gerade wie selbstverständlich davon sprach, Tote nach Werkzeug zu durchsuchen? „Die Verpackung wäre aber nicht nötig gewesen.“, schnaubte der Schiffsarzt und kehrte zu dem Leichnam zurück. „Kommen Sie mit mir.“, meinte Silverdale sanft und nahm Bardal damit zur Seite.


Was das MHN Alex zu zeigen hatte, war nicht wirklich viel. Betäubungsmittel waren an sich genug da, aber in ein gasförmiges Gemisch umgewandelt, wäre die Dichte so gering, dass man kaum etwas damit ausrichten konnte. „Zumindest wenn es im ganzen Schiff verteilt werden soll“, schloss der Arzt seinen Bericht. „Ich könnte Ihnen einzelne Behälter anfertigen, die für einen Raum ausreichen. Einen großen Raum.“ Black legte die Stirn in nachdenkliche Falten. „Ja, bereiten Sie das vor. Ich werde mich mal beraten. Falls jemand versucht hereinzukommen...“ „... deaktiviere ich mich. Selbstverständlich.“ Und mit diesen Worten machte das Hologramm sich an die Arbeit, während Alex wieder in den inzwischen so vertrauten Jefferiesröhren verschwand.

Seeta lächelte sie bei ihrer Rückkehr grimmig an, wissend dass das Diagnoseprogramm, welches sie angestoßen hatte, den Romulanern noch viel Ärger bereiten konnte. Der nächste Stich würde jedenfalls nicht mehr lange auf sich warten lassen. Dafür sorgte die Zanderianerin mit einem weiteren Tastendruck. Anschließend nahm sie begierig alles auf, was Alex zu berichten wusste. Dann grübelten sie über dem Problem, dass das Betäubungsmittel nicht reichen würde. „Meinen Sie, Sie können das Belüftungssystem Abteilungs-getrennt schalten?“, fragte Black. Seeta zuckte die Schultern und überlegte. „Für die Brücke lässt es sich auf jeden Fall einzeln schalten.“ Sie zog ein paar Schiffspläne zu Rate, dann breitete sich ein breites Lächeln auf ihrem Gesicht aus. „... und für den Maschinenraum. Und genau da müssen wir hin.“

Katana:Log 126 (%COUNT%)

Sabotage
Autor: Lew Sulik

In den Farben eines Regenbogens fluktuierend sank die Sonne tiefer um langsam aber unaufhaltsam hinter dem Horizont zu verschwinden. Mit dem Fortschreiten der Dämmerung schien sich auch die Geräuschkulisse auf der Insel zu ändern. Der Wind ebbte zu einer lauen Brise ab und selbst die Wellen am Strand schienen leiser und gemächlicher den flachen Stand hinauf zu kriechen. Auch die Geräusche der Tiere, die Tagsüber die Luft erfüllt hatten, wichen nun anderen, ebenso fremden tierischen Lauten.

Lieutenant Commander Ramirez stand am Strand, knapp vor der Grenze an welcher die Wellen ihren Aufstieg beendeten und wieder in das Meer zurückgezogen wurden. Manoel starrte angestrengt auf den Horizont, hoffend irgendetwas zu entdecken, das ihn und seiner Gruppe irgendwie weiter helfen konnte. Hinter sich hörte er die Stim­men derjenigen, die weiter oben am Strand, dort wo der Wald begann, weiter das notdürftige Lager einrichteten. In diesem Punkt hatten sie bereits einige Fortschritte gemacht und ein paar kleine Hütten errichten können, welche mit ein wenig Glück und gutem Willen vor Wind und Regen schützen sollten. Von ihrem Lager trug ihm der Wind Rauch zum Strand hin zu. Offenbar hatten sie nun auch Feuer. Möglicherweise konnten sie auch bald über primitive Waffen zur Jagd verfügen. Gerade die Piloten die es in seine Gruppe verschlagen hatte, waren von Ramirez für solche Aufgaben eingeteilt worden, da deren regelmäßiges Überle­benstraining noch nicht lange zurück lag und wesentlich weiter ging als die eines üb­lichen Besatzungsmitgliedes.

Seine Gedanken drifteten ab von der harten Realität und den noch anstehenden Aufgaben die es zu bewältigen galt um das Überleben der Gruppe zu sichern. Nach­denklich sinnierte er darüber nach, auf welchen steinzeitlichen Status sie so ganz ohne Technik zurück geworfen worden waren. Die Katana war mit ihren Entführern sicher schon Lichtjahre entfernt und Hoffnung auf Rettung bestand in absehbarer Zeit nicht. Sie mussten sich also auf einen langen und harten Überlebenskampf einrichten, ganz ohne moderne Technik. Ganz zu schweigen von seiner schweren Aufgabe, trotz allem Moral und Disziplin aufrecht zu erhalten. Dazu war es notwendig jedem eine sinnvolle Aufgabe zu geben, um Grübeleien erst gar nicht zu zulassen. Vor allem sollte er aber selbst nicht zu sehr ins Grübeln kommen und vor seinen Leuten Zuversicht und Tatkraft ausstrahlen.

Während er noch über die Umstände nachdachte, hörte er wie sich ihm zwei Personen vom Lager her näherten und dicht hinter ihm stehen blieben. Ramirez drehte sich zu den Ankömmlingen herum und sah Lieutenant Sulik und Lieutenant Lanzinger von der wissenschaftlichen Abteilung. Mit dem Daumen hinter sich zeigend, erstattete der Pilot ohne allen Sternenflottenformalitäten Bericht: „Wie sie wollten waren wir oben auf dem Felsen in der Mitte der Insel und haben uns in der Gegend mal umgeschaut. Lanziger meint, dass unsere Insel der Kern eines großflächigen Atolls ist. Rund rum um diese Insel erkennt man kleinere Inseln und Eilande. Ansonsten nur Wasser und nichts besonders auffälliges.“ Der Pilot hatte noch nie großen Wert auf die Sternenflotten-Etikette gelegt, war sich Ramirez bewusst. Doch dem Sicherheitsoffizier waren in der derzeitigen Situation die Formalitäten ohnehin nicht besonders wichtig, solange Moral und ein Mindestmass an Disziplin bestehen blieb. Wenn er aber übertrieben auf die Protokolle bestehen würde, hätte das vermutlich eher den gegenteiligen Effekt. Darum sah er wohlwollend über Suliks Art hinweg. Denn seine Aufgabe erfüllte er bisher trotzdem gewissenhaft und gründlich.

„Ja Sir.“, brachte sich nun der Geologe Lanziger in den Bericht ein: „So gesehen be­finden wir uns noch in einer glücklichen Lage. Unsere Insel bietet zumindest eine Höhle mit einem kleinen Süßwasserreservoir und der große Felsen, der das Zentrum unserer Insel bildet, besteht aus vulkanischem Obsidiangestein, das zur Produktion primitiver Messer und Speerspitzen geeignet ist.“ >>Steinzeit<<, schoss es Ramirez schlagartig wieder durch den Kopf. Doch wenn seine Leute einen solchen Erfindungsreichtum zeigten, durften sie berechtigte Hoff­nung auf ein längerfristiges Überleben hegen. Wieder drehte er sich zur See um und lies seinen Blick über die Atolle in unmittelbarer Nähe und am Horizont schweifen. Auch wenn er selbst kaum daran glaubte, fragte er die beiden: „Gab es irgendwelche Anzeichen, dass sich auf den anderen Inseln weitere Crewmitglieder befinden?“

„Nein, aber wir könnten das noch herausfinden in dem wir heute Nacht an unserem Strand große Feuer entzünden.“, entgegnete der Pilot auf diese Frage: „Wenn dort noch Leute von uns sind, werden sie darauf sicher reagieren. Dann können wir immer noch überlegen, wie wir darüber kommen.“

„Ein Versuch ist es wert.“, meinte Ramirez um dem gleich noch anzufügen: „Auch wenn ich mir sicher bin, dass die Romulaner unsere Crew über den ganzen Planeten verteilt haben um jede Kontaktaufnahme unter einander von vornherein zu unterbin­den.“ „Wichtig ist dass wir uns jetzt erst einmal hier auf das Überleben einrichten.“, fuhr Ramirez fort und wandte sich nun dem Lager auf der kleinen Anhöhe des Strandes zu. Er betrachtete die hektische Betriebsamkeit seiner Leute zwischen den Hütten und den kleinen Feuerplätzen. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, und das war er stets und gnadenlos, dann bildete das Lager einen ziemlich erbärmlichen Anblick. Nicht dass er deswegen gleich alle Hoffnung fahren ließe, aber es verdeutlichte ihm ein weiteres Mal welch harter Kampf auf sie in dieser Natur bevorstand. Aber als ranghöchster und verantwortlicher Offizier durfte er sich seine Sorgen nicht anmerken lassen. Mit einem zuversichtlichen Gesichtsausdruck und entschlossener Stimme meinte er zu Sulik und Lanziger: „Wir haben ein Dach über dem Kopf, wir haben Feuer und wir haben Trinkwasser. Als nächstes steht die Frage nach Nahrungsmitteln an. Am besten wir versammeln uns wieder alle und beraten über die weiteren Schritte.“

Lew Sulik vergrub seine Hände in die Hosentaschen seines Pilotenoveralls und meinte mit einem Schulterzucken: „Also wie ich das sehe, haben wir zwei Möglichkeiten. Entweder wir warten auf Freitag oder wir starten eine nette kleine Beach-Party.“ Ein Lächeln umspielte die Mundwinkel des Leiters der Sicherheitsabteilung. Momentan konnte der Humor des Suqadron Leaders aufbauen wirken. Doch dieser Sarkasmus konnte ab einem bestimmten Punkt die Moral auch zum Kippen bringen. Ramirez nahm sich vor, den Piloten zu einem Gespräch zur Seite zunehmen, sollte dessen Humor allzu schwarz und sarkastisch werden. Der Sicherheitsoffizier wollte gerade etwas entgegnen, da vernahm er neben sich ein vertrautes Summen. Die drei Offiziere schauten zur Seite und sahen, wie ein auf dem Rücken liegender Romulaner auf dem Strand rematerialisiert wurde. Von der unerwarteten Situation fast über­fordert, schauten die drei lange fassungslos auf den reglosen Romulaner vor sich. Lew Sulik war der erste der seine Sprache wieder fand: „Freitag, nehme ich an.“

„Ob Freitag oder nicht, er sieht ziemlich tot aus“, entgegnete Ramirez als er sich ne­ben den Romulaner kniete. Seine beiden Offiziere taten es ihm gleich und begannen mit der Untersuchung der Leiche. Lew lächelte verächtlich beim Anblick des toten Feindes: „Entweder der Mist Kerl ist wirklich tot, oder er hat einen verdammt guten Schlaf.“

„Die Frage ist doch, wer hat ihn her geschickt und wozu?“, merkte Lanzinger an, als sie den reglosen Körper weiter begutachteten. An Brust und Bauch des romulanischen Offiziers wölbte sich in ungewöhnlichen Formen die Uniform. Lew öffnete die Uniformjacke des Toten worauf ein Tricorder, ein paar kleine Handphaser, ein großes Medikit und ein Werkzeugkasten hervor purzelten. Ein Ausdruck der Überraschung und Freude zeichnete sich auf den Gesichtern der drei Offiziere ab, die die Gerät­schaften inspizierten. Ramirez nahm den Tricorder in die Hand und kommentierte: „Damit ist die Frage, welche Lebensmittel hier für uns giftig sind und welche nicht, erst einmal gelöst.“ Ramirez übergab die Gegenstände Lanziger mit der Aufgabe die Gerätschaften an bestimmte Personen mit einer klaren Arbeitsanweisung zu verteilen. Doch das selt­same Ereignis lockte bereits die anderen Gruppenmitglieder vom Lager hinunter zum Strand, wo sie sich um den Toten und die Offiziere scharten. Manoel entdeckte an der Uniform eine Schrift und las laut die Nachricht darauf vor: „Hilfe Unterwegs. A.B.“

„Die Katana ist also doch noch in der Umlaufbahn.“, folgerte Ramirez und wandte sich an seine Leute, die sich nun alle um sie herum versammelt hatten: „Lieutenant Black ist an Bord der Katana und arbeitet daran, das Schiff zurück zu erobern. Vielleicht kommen wir doch bald wieder nachhause.“

Ausrufe der Freude und Erleichterung waren die Reaktion auf diese Nachricht. Einige der Crewmitglieder umarmten sich vor Freude oder führten Freudentänze auf. Andere wiederum verharrten völlig regungslos und still, während sie rangen ihre Tränen zu unterdrücken. Bisher hatten sie durch ihre Aufgaben und die unmittelbarsten Dringlichkeiten kaum gewagt über ihre Situation nachzudenken, doch stets hatte eine ungewissen Angst und Befürchtungen über ihnen geschwebt. Nun brachte dieser kleine Hoffnungsfunke etwas in ihnen zum Bersten und jeder reagierte gemäß seines Charakters anders darauf.

„Momentan können wir nicht viel mehr tun als abzuwarten. Wir müssen uns also weiterhin auf unsere Aufgaben hier vor Ort konzentrieren. Gehen sie also alle zurück an ihre Arbeit.“, erklärte Ramirez nach einer gebührenden Pause für die Gefühlsaus­brüche seiner Leute. Dieser kleine, wenn auch unbestimmte Hoffnungsschimmer hatte seinen Leuten neue Lebensmut und Überlebenswillen eingeflösst. Wenn sie nur nicht enttäuscht wurde. Das hätte unter Umständen fatale Auswirkungen, weshalb er sie wieder mit ihren Aufgaben betrauen musste. Daraufhin wandten sich die Leute wieder ab, immer noch gut gelaunt und voller Hoff­nung, begaben sie sich wie befohlen wieder an ihre vorherigen Tätigkeiten. Nur Ra­mirez und Lew blieben zurück und standen etwas ratlos vor dem toten Romulaner. Der Sicherheitsoffizier deutete auf den Toten und fragte: „Und was machen wir jetzt mit dem da?“ „Gleich aufessen. Bei dem Klima bleibt er nicht lange frisch.“, war die lakonische Antwort des Piloten, der verächtlich mit dem Fuß gegen den toten Körper trat.


Nervös wie ein wildes Tier auf der Brücke auf und ablaufend, fluchte Jamal wütend vor sich hin. Wie es seiner Rasse eigen war neigte auch er zu plötzlichen Stim­mungsschwankungen und Wutausbrüchen. Diesmal hatte er auch allen Grund dazu. Sie hatten mit der Katana nach einem kurzen Flug wieder in die Umlaufbahn des Planeten zurückkehren müssen, weil das mysteriöse Diagnose Programm immer mehr Ressourcen des Computersystems beanspruchte und nun auch stetig mehr Energie von anderen Systemen abzog. Der romulanische Befehlshaber des kleinen Enterkommandos raste vor Wut wie eine Bestie aus den tiefen der romulanischen Wüsten. Er war wütend auf seine Vorgesetzte die ihm wenig Spielraum für diese Mission gelassen hatten und auf seine Un­tergebenen, die trotz intensiver Vorbereitung offenbar doch nicht mit der sternenflot­ten Technik umgehen konnten. Sie waren mit dem gesamten Zeitplan deutlich in Verzug. Längst hätten sie auf dem Weg in das romulanische Imperium sein müssen. Noch herrschte ein unsicherer Waffenstillstand zwischen dem Imperium und der Föderation, da letztere trotz des Vorfalls bei Klackhon alle diplomatischen Möglichkeiten zog, den Ausbruch eines Krieges zu verhindern. Doch sobald bekannt würde, dass die Katana gekapert wurde, konnte auch die Föderation auf eine Vergeltung nicht mehr verzichten. Wenn der Krieg ausbrach musste Jamal mit der Katana aus dem Föderationsraum sein, denn alleine würden sie keine Chance mitten im Feindesgebiet haben. Jamal war nur Erfüllungsgehilfe eines Planes seiner Vorgesetzten und nicht in die Hintergründe und genauen Absichten dieser Aktion eingeweiht. Er hatte dem Impe­rium zu dienen und dafür nur soviel zu Wissen wie es für seine Aufgabe notwendig war. Doch er war klug genug um mit Sicherheit zu ahnen, dass seine Vorgesetzten es neben der modernen Sternenflotten Technik auch auf die zahlreichen Informationen über die Paralleluniversen in der Datenbank der Katana abgesehen hatten. Und als Soldat wusste er nur zu gut, dass selbst die Sternenflotte bereit war die Katana zu zerstören bevor sie mit ihrer kostbaren Fracht in die Hände ihres größten Feindes viel. Auch wenn als Soldat für sein Imperium zu kämpfen und notfalls auch zu sterben hatte, er konnte seinen nah geglaubten Triumph nicht so einfach aufgeben. Zornig schlug er auf eine Konsole ein und schrie „DAS IST SABOTAGE!“, und verlies dann mit energischen Schritten die Brücke in Richtung der Gefängniszelle.


„Fertig. Alles bereit.“, verkündete Seeta Yadeel, als sie aus der kleinen Luke zu den Jefferiesröhren kroch. Die kleinen Modifikationen in den Lebenshaltungssystemen der Katana hatte sie schnell und problemlos umgesetzt. Sie schritt an die Konsole heran, an der Alexandra Black dem MHN assistierte um den medizinischen Teil ihres Planes umzusetzen. Die Zanderianerin schaute den beiden über die Schultern und fragte in einem Tonfall, der Ungeduld verriet: „Sind sie soweit?“ „Einen Moment.“, war die barsche antwort des holographischen Doktors, der für ein Stück Technik entschieden zuviel Programme mit menschlichen Emotionen aufwies. Während er mit den Gasbehältern hantierte, Phiolen und seltsame Geräte an die medizinische Konsole anschloss, raunte er: „Wenn sie mir schon eine Aufgabe geben, die wie ich meine, entgegen meinen hypokritischen Eid verstößt, dann geben sie mir wenigstens die Zeit meine Aufgabe sorgfältig zu erledigen!“

„Zeit, Doktor, ist etwas was wir nicht im Überfluss besitzen.“, war die nicht weniger energische Antwort der Cheftechnikerin der Katana: „Mein Diagnose Programm wird die Romulaner zwar eine ganze Weile beschäftigen. Aber es wird sie nicht ewig auf­halten. Früher oder später werden sie herausfinden, dass hinter der Sache jemand steckt. Bis dahin müssen wir unser Ziel erreicht haben! Machen sie also schneller, oder wir werden hier bald ungebetenen Besuch bekommen!“

Das MHN enthielt sich einer Entgegnung und arbeitete weiter an seiner Konsole und gab nur ab und an einige Anweisung an seine Assistentin Black. Nach weiteren fünf Minuten verkündete er: „Bitte sehr, meine Damen, das Gasgemisch ist fertig. Es wird reichen alle Personen auf der Brücke und im Maschinenraum für mindestens drei Stunden einer völligen Betäubung zu zuzuführen. Es wir circa fünf Minuten dauern bis sämtliche Personen restlos betäubt sind.“, er deutete auf eine Taste mit der Konsole: „Hiermit können sie das Gas in die Belüftungsanlagen einleiten. Alles Weitere ist ihre Aufgabe.“

„Danke.“, gab Seeta knapp von sich und wies Alex, während sie sich an eine Konsole begab mit der sie sich Zugriff auf die Schiffssysteme verschafft hatte: „Auf meinen Befehl hin, leiten sie das Gas in die Systeme. Sobald es wirkt, machen wir uns auf den Weg zum Transporterraum und beamen das Pack in die Zellen. Dann befreien wir befreien den Captain und holen uns unser Schiff zurück.“


Der Verzweiflung nahe und mit seinen Emotionen ringend, saß Captain Ebbersmann in der Zelle. Noch grübelte er darüber nach wie er sich den Umstand zunutzen machen konnte, dass Centurion Jamal in seiner Überheblichkeit keinen Wachposten vor seiner Zelle zurück gelassen hatte. Doch all seine Ideen scheiterten an dem simplen Umstand der energetischen Barriere, welche seine Zelle unüberwindbar für ihn machte. Der Captain hatte sich gerade auf seine kleine Pritsche gelegt, um zum ungezählten Male seine Situation zu durchdenken, da hörte er wie sich die Türen zum Gang hin öffneten. Er neigte den Kopf zu Seite und sah Jamal, sichtlich vor Wut kochend, mit gezücktem Disruptor vor seiner Zelle stehen. Der Captain der Katana richtete sich auf seinem Liegeplatz auf und harrte der Dinge die ihm bevor stehen sollten. Mit einem Knopfdruck deaktivierte Jamal das Energieschild und richtete die Waffe auf den sternenflotten Offizier: „Was geht hier vor? Wer sabotiert die Technik an Bord meines Schiffes und wo ist er zu finden?“

„Centurion, ich weiß nicht wovon sie sprechen.“, gab Ebbersmann zurück und staunte nicht schlecht über die Worte seines Entführers. Was immer vorgehen mochte, er wusste es nicht. Doch irgendwie nährten die Sätze des Romulaners seine Hoffnungen, doch noch das Schiff und die Crew zu retten. Wütend machte ihn aber, wie Jamal die Katana als sein persönliches Schiff bezeichnet hatte. Mag es auch in dessen Händen sein, es blieb Ebbersmanns Schiff. Doch Jamal war mit der Antwort nicht zufrieden und erklärte in einem unmissver­ständlichen Ton: „Eigentlich hatte ich sie als persönliche Trophäe meinem Admiral übergeben wollen. Sie könnten uns sicher auch noch nützlich sein, auf Romulus. Doch ich schwöre ihnen, wenn sie mir nicht sofort sagen wie die Saboteure vorgehen und wo ich sie finde, ich werde sie auf der Stelle töten.“

„Und ich versichere ihnen, dass mir nicht bekannt ist, was sie meinen. Mir ist nicht bekannt was auf MEINEM Schiff vorgeht, man pflegt mich leider nicht zu informie­ren.“, war die süffisante Antwort des Captains, der trotz der Gefahr und des auf ihn gerichteten Distruptors die offensichtliche Hilflosigkeit seines Gegenübers genoss. Er fügte hinzu: „Aber wenn sie mich jetzt töten, kann ich ihnen leider überhaupt nicht mehr helfen.“

Im Gesicht des Romulaners war zu erkennen wie weiterer Zorn in ihm keimte. Auch wenn er sich nichts anmerken lies, Ebbersmann fürchtete den Moment in dem der Centurion seine Fassung verlieren würde und ihn ohne Überlegung tötete. Doch Jamal konnte sich nach einigen Sekunden beherrschen. An seinen Augen war abzulesen, wie er seine Optionen abwog. Dann lies er den Captain wissen: „Gut, dann werde ich sie informieren, Captain. Außer Dienst, wie ich anmerken muss! Vor Kurzem wurde ein technisches Diagnoseprogramm aktiviert das Computerressourcen und Energie abzieht, so dass wir nicht in der Lage sind unser Ziel anzusteuern. Dies ist jedoch ganz bestimmt kein Zufall. Sagen sie mir also, wie dieses Programm deaktiviert werden kann und wo ich die Urheber finden werde!“

„Das kann ich so nicht ohne weiteres sagen.“, Captain Ebbersmann ahnte zwar wer dahinter steckte und vermutete die ungefähren Hintergründe dieser Umstände, be­gann aber nun um einen hohen Einsatz zu pokern: „Dazu müsste ich an einer Konsole die genauen Daten betrachten.“

„Nun, dann kommen sie mit mir zum Maschinenraum und dort beheben sie das Problem, oder sie werden sterben!“, verkündete Jamal mit einem ernsten Tonfall und aktivierte seinen Kommunikator: „Centurion Jamal an Brücke. Sofort zwei Posten zu mir, die mich und unseren geschätzten Gast zum Maschinenraum eskortieren wer­den.“

Jamal wartete auf die obligatorische Bestätigung seiner Untergebenen, doch die Antwort blieb aus. „Jamal an Brücke, sofort melden.“, Doch wieder lies die Brücke nichts von sich hören. „Jamal an das gesamte Kommando. Sofortige Lagemeldung!“. Aber auch diesmal war aus dem Kommunikationskanal nur Schweigen zu vernehmen. Mit einer ruckartigen Bewegung schritt Jamal auf Ebbersmann zu, packte ihm am Kragen und riss ihn zu sich hoch, während er seinen Disruptor an die Schläfe des Captain presste. Die Augen des Romulaners funkelten vor unermesslichen Zorn: „Sie werden mit mir zur Brücke gehen. Wenn ihr kleiner Saboteur uns noch mehr Scherereien bereitet, werde ich sie auf der Stelle töten!“

Katana:Log 127 (%COUNT%)

Im Alleingang
Autor: Manoel Ramirez

„Das Gas dürfte jetzt gewirkt haben“, erläuterte das MHN. „Also dann los“, sagte die Chefingenieurin und wandte sich zur Tür. „Stopp“, fuhr Alex Black dazwischen. Yadeel fuhr herum: „Was ist?“ „Wir wissen nicht, wie viele Spitzohren wir tatsächlich erwischt haben – und insbesondere nicht, wie viele eben nicht. Und leider können wir das von hier aus auch nicht herausfinden. Daher schlage ich vor, dass wir uns aufteilen: Sie nehmen den Weg durch die Jefferiesröhren, ich versuche es durch die Flure. Falls eine von uns entdeckt wird, hat die andere praktisch freie Bahn, da die verbliebenen Romulaner nur nach einem einzelnen Störenfried suchen werden. Auch wenn unser Ziel nur ein Deck tiefer liegt, sollten wir keine unnötigen Risiken eingehen.“ „Wo wir gerade bei unnötigen Risiken sind...“, warf das MHN ein, „... - Sie sollten mich deaktivieren und sperren.“ Auf die fragenden Blicke der beiden Frauen fuhr der Doktor fort: „Die verbliebenen Eindringlinge könnten auf die Idee kommen, ihre Freunde mit meiner Hilfe aufzuwecken. Aufgrund meiner Programmierung wäre ich gezwungen, sie dabei zu unterstützen. Ich bezweifle allerdings, dass das im Interesse des Schiffs wäre.“ „Das tue ich ebenfalls“, bestätigte Yadeel. „Computer, MHN deaktivieren und Zugriff sperren. Codierung Yadeel-Gamma-Theta-7-3-Iota.“ Der Doktor nickte den beiden Offizieren zu, bevor seine Konturen verschwammen und er verschwand. „Jetzt aber wirklich.“ Mit diesen Worten drehte sich Seeta zur Wand, in der die Jefferiesröhre begann. Hinter ihr verschloss die EliteForce-Chefin die Röhre wieder. Mit gezückter Waffe betätigte Alex den Türöffnungsmechanismus und horchte. Da sich auf dem Gang offenbar nichts rührte, lugte sie erst vorsichtig hervor und schlich dann rasch zum Turbolift. Als sich die die Türen schlossen, atmete sie auf und befahl: „Deck 10.“ Kaum nach ihr traf auch Yadeel im Transporterraum ein. Doch bevor eine der beiden etwas sagen konnte, erklang Jamals Stimme aus dem Interkom: „An den glücklichen Sternenflottensaboteur: Hier spricht Centurio Jamal. Ich gratuliere zu Ihren bisherigen Erfolgen. Aber leider haben Sie mich verpasst.“ Die beiden Frauen tauschten einen unmissverständlichen Blick aus, eine Mischung aus Wut und Frust. Jamal redete süffisant weiter: „Bis hierher hatten Sie ein wahrhaft unverschämtes Glück. Sogar meine Leute haben Sie außer Gefecht gesetzt. Aber wie es der Sternenflotte so häufig passiert, haben Sie Ihr Hauptziel verfehlt.“ Nach der für romulanische Offiziere typischen dramatischen Pause fügte er hinzu: „Und jetzt sollten Sie besser aufgeben, wenn Sie Ihren Captain lebend wiedersehen wollen. Wo immer Sie sind, Sie haben genau fünf Minuten, um mich auf der Brücke zu treffen. Anderenfalls sehe ich mich gezwungen, meine Geisel hinzurichten.“ Sofort sprang Yadeel an die Transporterkonsole. Nachdem sie ein paar Knöpfe gedrückt hatte, schlug sie frustriert mit der Faust dagegen: „Verdammt! Die beiden stehen zu nahe beieinander. Ich kann kein Signal isolieren.“ „Dann haben wir keine Wahl. Ich werde zur Brücke gehen.“ Black wischte jegliche Proteste seitens der Chefingenieurin mit einer Handbewegung weg. „Jamal weiß, dass Sie hinuntergebeamt wurden. Wenn jetzt plötzlich die einzige Zanderianerin an Bord zurückkehrt, wird er mit Sicherheit misstrauisch.“ „Also sollen wir einfach aufgeben?“, fragte Yadeel verdutzt. „Nicht ganz...“


„Also, was haben wir?“, erkundigte sich Ramirez. Lanziger resümierte: „Fisher und Miller haben ein paar Früchte gefunden, die an Kürbisse erinnern. Carson, Latok und Fuller haben etwa ein Dutzend Fische gefangen. Große, barschähnliche Exemplare. Und Lieutenant Sulik hat tatsächlich gemeinsam mit Hunlid drei Tiere erlegt, die am ehesten mit Wildschweinen zu vergleichen sind. Laut Tricorder ist alles genießbar.“ „Das klingt doch nach einer guten Grundlage für ein Festmahl.“ Zum ersten Mal, seitdem sie hier ausgesetzt worden waren, glaubte Lanziger im Gesicht des Spaniers die Spur eines erleichterten Lächelns zu erkennen. Die romulanische Leiche hatten sie mithilfe der Phaser verbrannt, um keine Spuren auf diesem Planeten zu hinterlassen. So ungewohnt die Umgebung auch war und so locker Ramirez auch die Regeln handhabte, die Sternenflottendirektiven galten nach wie vor. Die Nahrungsaufnahme war notwendig, so dass hier ein Eingriff unvermeidlich war. Aber selbst hier hatte der Spanier darauf hingewiesen, dass man nur das absolut nötigste sammelte und jagte, um die natürliche Ordnung dieser Insel nicht nachhaltig zu stören. Ramirez Gesichtsausdruck war wieder versteinert. „Beunruhigt Sie etwas ,Sir?“, erkundigte sich der Geologe. Der Sicherheitschef seufzte: „Seitdem unser spitzohriger Freitag hier angekommen ist, haben wir nichts mehr von Lieutenant Black oder der Katana gehört. Sie ist gut, aber ich weiß nicht, wie sie es alleine mit einer kompletten Romulanercrew aufnehmen will.“ „Sie wird es schaffen. Und selbst wenn nicht: Sie haben sich um Wichtigeres zu kümmern.“ „So?“ Ramirez sah den kleineren Mann fragend an. „Die Leute hier brauchen Sie. Sie sind der ranghöchste Offizier hier unten. Die Crew erwartet Zuversicht, und Sie wissen das auch.“ „Sagen Sie, wann haben Sie Counselor Silverdales Posten übernommen?“ Lanziger schmunzelte: „Als Sie jemanden dafür brauchten. Und jetzt kommen Sie. Vielleicht benötigt Dr. Black noch zwei Küchenhelfer.“


Die Tür des Turbolifts öffnete sich zischend. Mit erhobenen Händen trat Alex daraus hervor. Sie blickte Jamal, der den Captain eng am Hals umklammert hielt, direkt in die Augen. „Wer sind Sie?“, fragte der Centurio. „Lieutenant Alexandra Black, Leiterin des EliteForce Squadrons der Katana. Sternenflottendienstnummer 23875903.“ „Das ist unmöglich. Lieutenant Black wurde zum Planeten gebeamt.“ „Das war meine Zwillingsschwester Samantha, die gerade erst zu Besuch an Bord gekommen war. Checken Sie meine Personalakte, das sollte kein Problem darstellen.“ Der Romulaner überlegte einen Moment, wie er mit dieser Situation umgehen sollte. Dann sagte er: „Nein, das werden Sie tun. Gehen Sie dort rüber.“ Mit dem Kopf deutete er auf eine der Alex am nächsten gelegenen Konsolen. Die junge Frau leistete Folge, ließ dabei aber ihr Gegenüber keine Sekunde aus den Augen. Sie fixierte ihn geradezu, während sie langsam herantrat und die Personalakten aufrief. „Hier, sehen Sie selbst“, meinte sie nach wenigen Sekunden. „Treten Sie von der Konsole zurück“, entgegnete Jamal barsch. Während Alex sich langsam entfernte, näherte sich der Romulaner, der Ebbersmann immer noch fest im Griff hatte. „Legen Sie sich auf den Boden, Hände bleiben über dem Kopf“, wies er Alex an. Jamal sah erfreut zu, wie die Menschenfrau gehorchte. Offensichtlich fühlte er sich vollkommen als Herr der Lage. Als er sich nun zu der Konsole drehte, änderte sich diese Einschätzung jedoch schlagartig. Alex warf ein kleines Gerät, offenbar ein Transportverstärker, auf den Captain und schrie nur: „Jetzt!“, woraufhin Ebbersmann dematerialisierte. Der erschrockene Romulaner gab einen Schuss in den Materiestrom ab. Black vermochte nicht zu sagen, ob er getroffen hatte; aber das war jetzt auch nicht wichtig. Sie warf sich vor die Taktikkonsole und vernahm nur Bruchteile von Sekunden später das erlösende Summen des Transporterstrahls, als Yadeel den Romulaner in die Zelle beamte.

Katana:Log 128 (%COUNT%)

Rückkehr
Autor: Garrick Andersson

In der Nacht war auf den benachbarten Inseln Feuerschein zu sehen gewesen. Garrick war sich nunmehr sicher, dass dort die übrigen Besatzungsmitglieder der Katana ihr momentanes Dasein fristeten. Im ersten Offizier war ein Plan gereift. Sie mussten versuchen, ihre Kräfte zu bündeln, wenn sie hier überleben wollten. Auf sich gestellt, war jede der kleinen Gruppen verwundbar – auch wenn sie bislang keinen gefährlichen Tieren begegnet waren. Dass der Planet ansonsten unbewohnt war, daran bestand für den Dänen kein Zweifel. Kurz nachdem die Sonne hinter dem Horizont aufgegangen war und sich die Crew an einem kleinen Frühstück aus diversen Obstsorten gestärkt hatte, rief Garrick die ranghöchsten Offiziere zusammen, die sich in seiner Gruppe befanden: Dr. Maddigan, Counselor Silverdale und Lieutenant de Boer. „Unsere Insel ist zu klein, als dass sie uns auf Dauer würde ernähren können“, begann der Commander. Gollwyn nickte zustimmend. „Es gibt hier keine großen Tiere. Auf Dauer fehlt uns damit tierisches Eiweiß in der Nahrung. Und die Früchte werden nicht ewig reif sein.“ Garrick fuhr fort: „Deswegen habe ich beschlossen, dass wir eine Expedition zur nächstgelegenen Insel starten.“ Er deutete auf das Eiland, dass sich nördlich ihrer eigenen Position am Horizont abzeichnete. „Sie scheint einiges größer zu sein, als unser Fleckchen hier und macht überhaupt einen viel heimeligeren Eindruck.“ Caressia schmunzelte: „Es kann sicher nicht schaden, wenn wir den Leuten etwas zu tun geben. Ein Ziel, auf das sie hinarbeiten können.“ Mark schaute angestrengt über den weiten Ozean. „Das ist aber ein ganz schönes Stück bis dort. Zum Schwimmen viel zu weit, Sir.“ Der XO nickte und förderte das Werkzeugset zu tage: „Deswegen werden wir uns ein Floß bauen. Wenn die Expedition erfolgreich ist und die Insel dort besser für uns geeignet ist, bringen wir die Crew hinüber.“

Wenig später herrschte auf der kleinen Insel geschäftiges Treiben. Diverse Trupps fällten Bäume, die von anderen bearbeitet und schließlich zu einem Floß, das sicheren Platz für etwa 10 Leute bot, zusammengebunden wurden. Garrick hatte Mark de Boer beauftragt, ein kleines Team zusammenzustellen, welches die erste Fahrt wagen und die andere Insel erkunden sollte. In der Zwischenzeit würden die zurückgebliebenen Besatzungsmitglieder weitere Flöße bauen. Wenn Garrick nicht gerade damit beschäftigt war, Bäume zu fällen, ließ er seinen Blick über die emsig werkelnde Crew gleiten. Ein gewisser Stolz erfüllte ihn. Selbst die Wissenschaftler in seiner Gruppe, die sonst eher theoretische Arbeit leisteten, packten kräftig mit an und schon bald lag eine trotz ihrer Schlichtheit beeindruckende kleine Flotte an dem sanft abfallenden Sandstrand. Der Däne fragte sich, was Seeta wohl dazu gesagt hätte – und er sorgte sich um sie. Zwar hatte Fähnrich Bardal ihm von Alex Versuch erzählt, das Schiff zurück zu erobern, und somit wusste er, wem er diese Trennung von seiner Freundin zu verdanken hatte, aber ihm wäre trotzdem erheblich wohler gewesen, wenn die beiden Frauen nicht völlig auf sich allein gestellt gegen die Romulaner antreten müssten. Andererseits wusste er auch um die Wehrhaftigkeit der kleinen Zanderianerin – und ein Lächeln huschte über sein Gesicht. „Arme Rommies...“ murmelte er.

Vom Strand war lautes Rufen zu vernehmen, als de Boer mit dem Floß zurückkehrte. Die andere Insel hatte sich wirklich als erheblich größer herausgestellt. Ein Großteil der Crew befand sich bereits auf ihr; Sicherheitschef Ramirez hatte dort das Kommando übernommen. Garrick rief seine Leute zusammen: „Also gut, wir brechen nun auf. Wir versuchen, möglichst nicht zu weit voneinander abgetrieben zu werden, aber wenn es passiert, rudern Sie nicht zu sehr dagegen an. Vermutlich ist die Distanz nach der Ankunft drüben am Strand erheblich leichter zu überwinden, als gegen die Wellen anzupaddeln.“ So brachen die ersten Gruppen mit ihren Flößen auf. Garricks Team, in dem sich Silverdale, Maddigan und de Boer befanden, bildete den Abschluss. Der erste Teil der Überquerung lief erfreulich glatt. Das Meer war ruhig, nachdem die Flöße erst einmal die Brandung überwunden hatten. Garrick entspannte sich leicht und begann sogar, die Fahrt zu genießen – immerhin war diese Welt eigentlich das perfekte Urlaubsparadies. Tolles Wetter wie auf Risa – und das ganz ohne ein Kontrollsystem – viel Wasser und noch mehr Sandstrand. Was wollte man mehr? Der Däne ließ den Blick über die vor ihnen fahrenden Flöße gleiten, als er plötzlich eine Bewegung im Wasser wahrnahm. „Haben Sie das auch gesehen?“ fragte er in die Runde. Die Gespräche, die bis gerade noch halbwegs unbeschwert geführt worden waren, erstarben. „Was denn, Sir?“ erkundigte sich Mark. Garrick hatte sich erhoben und deutete auf einen Punkt zwischen ihrem und dem vorausfahrenden Floß. „Dort. Da schwimmt etwas im Wasser. Ein Fisch, würde ich vermuten. Allerdings ein verdammt großer!“ Auch die anderen Besatzungsmitglieder hielten nun Ausschau – und entdeckten das Tier schließlich. Gollwyn runzelte die Stirn: „Man soll zwar nicht nur aufgrund des Aussehens Vergleiche zwischen bekannten und fremden Spezies ziehen, aber mich erinnert dieses Tier an einen irdischen Hai, Commander.“ Der „Hai“ näherte sich nun dem Floß. „Treten Sie sicherheitshalber vom Rand zurück!“ befahl der Erste Offizier. „Und ziehen Sie die Ruder ein. Vielleicht will er sich ja nur einmal kurz umschauen – und da sollten wir ihn doch nicht versehentlich verärgern...“ Der Fisch umkreiste das Floß einige Male und schien dann davon zu schwimmen. Allgemeine Erleichterung machte sich breit – bis Mark rief: „Er kommt zurück!“ Die Rückenflosse des Hais durchstieß die Wasseroberfläche, als er sich nun mit zunehmender Geschwindigkeit dem Floß näherte. „Der will uns doch nicht rammen?!“ entfuhr es Natalie Bardal ungläubig. Garrick sah das anders: „Ich fürchte, doch! Hinsetzen und festhalten!“ Sekunden später donnerte der massige Fisch gegen das auf den Wellen schaukelnde Floß. Die Stämme, aus denen es gebaut war, knirschten und knackten bedrohlich und die Personen an Bord hatten Mühe, sich zu halten, während sie von einem Schwall Wasser durchnässt wurden. „Verdammt, er kommt noch einmal zurück!“ rief Mark. Die vorausfahrenden Flöße hatten den Ernst der Lage erkannt und Garrick nahm erleichtert zur Kenntnis, dass drei zu ihnen zurückruderten. Dann musste sich der Däne wieder völlig darauf konzentrieren, nicht über Bord zu gehen, als der Hai das Floß erneut attackierte und seine kleine Besatzung heftig umhergeworfen wurde. „Sir, vielleicht sollten wir versuchen, den Fisch beim nächsten Angriff mit den Paddeln anzugreifen“, schlug Mark vor. „Möglicherweise können wir ihn vertreiben.“ - „Oder er wird dadurch noch aggressiver“, warf Gollwyn ein. Garrick wog das eine mit dem anderen ab, während seine Augen die Bahn verfolgten, die der Hai durchs Wasser zog. „Schlimmer kann es ja wohl kaum werden...“ meinte er dann. „Beziehen Sie an den Seiten Stellung. Alle anderen setzen sich in die Mitte!“ ordnete er an. Doch der Fisch schien seine Taktik nun zu ändern. „Er taucht. Ich habe ihn aus dem Blick verloren“, stellte der Schiffsarzt fest. „Ob er sich zurückzieht?“ - „Möglich...“ räumte der Erste Offizier ein, „aber irgendwie traue ich dem Braten noch nicht so ganz. Bleiben Sie wachsam!“ In der Zwischenzeit waren die drei weiteren Flöße in Rufweite gekommen. Garrick erklärte kurz, was vorgefallen war und nun setzte gespanntes Warten ein. Schließlich zuckte der Däne mit den Schultern: „Möglicherweise haben Sie Recht, Doc...“ Eine heftige Erschütterung riss ihm das Wort ab und von den Beinen. Im Fallen sah er, dass drei Stämme in der Mitte des Floßes gebrochen und nach oben gedrückt worden waren. Offenbar hatte der Hai sie von unterhalb gerammt. „Mann über Bord!“ rief Mark aus und wies in die entsprechende Richtung. Garrick warf den Kopf herum und erblickte Caressia, die einige Meter entfernt im Wasser schwamm und versuchte, die Orientierung wiederzugewinnen. „Schnell, die Paddel!“ Während Gollwyn und Mark der Counselor die Stangen, mit denen sie das Floß angetrieben hatten, entgegenstreckten, behielt Garrick das Wasser im Auge. „Vorsicht, da kommt er!“ rief er noch aus, doch die Warnung kam zu spät. Weit aufgerissen stieß das Maul des Hais durch die Wasseroberfläche. Der Fisch verbiss sich in Caressias Unterkörper und zog sie mit sich unter Wasser. Mark sprang augenblicklich hinterher und tauchte in die Fluten. „Bei allen Raumgeistern...“ entfuhr es Garrick. Das aufgewühlte Wasser färbte sich rot und nach Sekunden, die ihm wie eine halbe Ewigkeit erschienen, tauchte die Counselor wieder an der Oberfläche auf – dicht gefolgt von Mark, der nun damit begann, sie zurück zum Floß zu schleppen. Gemeinsam gelang es der kleinen Gruppe, die aus einer schweren Wunde blutende Caressia an Bord des Floßes zu hieven. Gollwyn kümmerte sich sogleich um sie, während Garrick und die übrigen Mark wieder an Bord halfen. „Ich brauche etwas, um die Wunde zu verschließen!“ rief der Bordarzt. Ohne zu zögern riss sich der XO sein Uniformoberteil vom Leib und reichte es ihm. „Danke, Sir!“ brachte Gollwyn hervor und presste den Stoff in Caressias Seite. „Wir müssen sie an Land bringen, so schnell es geht!“ Garrick nickte und begann zusammen mit den anderen zu rudern.

Als sie sich dem Strand der anderen Insel näherten, kamen ihnen bereits andere Besatzungsmitglieder entgegen und halfen, das Floß schnellstmöglich an Land zu bringen. Dort wurde Caressia vorsichtig auf ein behelfsmäßiges Krankenlager in einer der kleinen Hütten gebettet, die Ramirez Truppe bereits errichtet hatten. Garrick trat nun zum Doktor, der die Counselor praktisch nicht aus den Augen ließ: „Wie sieht es aus Doktor?“ erkundigte er sich. Gollwyn runzelte die Stirn: „Nicht gut, fürchte ich. Dank des Medikits konnte ich die Blutung der Wunde fürs Erste stoppen, aber sie hat schwere innere Verletzungen erlitten. Ich kann nur vermuten, welche Organe durch den Biss in Mitleidenschaft gezogen worden sind. Ohne das Equipment der Krankenstation hat sie keine Chance. Und selbst wenn wir sie umgehend an Bord bringen ist das keine Garantie, dass sie überleben würde.“


An Bord der Katana war Seeta zum Maschinenraum geeilt, nachdem sie den verletzten Captain umgehend auf die Krankenstation gebeamt hatte. Jetzt stellte sie die Zugangsberechtigungen und Spracherkennung der Sternenflottencrew wieder her und entsperrte den Holodoc. „Bitte nennen Sie die Ar...“ Der MHN sah sich kurz im Büro des Schiffsarztes um, in dem er erschienen war. Dann seufzte er: „Warum nur werde ich andauernd aktiviert, wenn niemand zugegen ist?!“ Irgendeiner Unterroutine seiner Programmierung war es dann aber zu verdanken, dass er einen Kontrollgang durch das Gesundheitszentrum der Katana vornahm, statt sich hinter den Schreibtisch zu setzen und mit seinem Schicksal zu hadern. So entdeckte er Captain Ebbersmann, der bewusstlos auf einem der Biobetten lag. Sofort aktivierten sich die entsprechenden Behandlungs-Prozeduren und der holographische Arzt begann mit der Erstversorgung des Kommandanten.

„Katana an die Crew! Bitte melden Sie sich!“ Auf jeder Insel, auf der sich ausgesetzte Crewmitglieder befanden, hatte sich ein Kommunikator materialisiert. Aus dem kleinen glänzenden Gerät erklang die Stimme der Leiterin der Elite-Force – und löste entsprechenden Jubel aus. Garrick war hinzugeeilt und nahm den Kommunkator an sich: „Hier Andersson. Gut, Ihre Stimme zu hören, Lieutenant! Wie ist Ihr Status?“ - „Es ist auch gut, Ihre Stimme zu hören, Sir. Commander Yadeel und ich haben mit Hilfe des Holodocs die Katana zurück erobert...“ Der Rest ging in lautem Freudenjubel unter, den Garrick nach wenigen Sekunden schmunzelnd unterbrach. „...Allerdings ist Captain Ebbersmann durch einen Disruptorschuss verletzt worden. Der Doc ist nicht sicher, ob er ihn durchbringen wird. Wie sieht es bei Ihnen aus, Sir?“ - „Wir haben ebenfalls Verletzte hier unten. Counselor Silverdale wurde von einer Art Hai schwer verwundet. Glücklicherweise war Doktor Maddigan bei uns, um sich um sie zu kümmern, aber es sieht nicht gut aus. Ansonsten gibt es hier höchstens leichte Verletzungen, Prellungen, Stauchungen und dergleichen.“ Vermutend, dass auch auf den anderen Inseln Crewmitglieder das Gespräch mithörten, fuhr er fort: „Lieutenant, beamen Sie ausreichend Kommunikatoren auf die einzelnen Inseln. Dann beginnen Sie mit dem Rücktransfer der Crew. Die Verletzten und das medizinische Personal haben absolute Priorität.“ - „Verstanden, Sir“, antwortete Alex. „Alle anderen sorgen dafür, unsere Spuren hier so gut es geht zu verwischen. Dies ist eine unbewohnte Welt, daher gilt trotz allem die Oberste Direktive. Lieutenant Black?“ - „Sir?“ - „Das war sehr gute Arbeit!“ - „Danke, Sir!“ Der Stolz in Alex' Stimme war nicht zu überhören. „Bitte stellen Sie mich nun zu Commander Yadeel durch!“ - „Aye, Sir.“

Garrick ließ seinen Blick ein letztes Mal über die Insel gleiten. Die Crew hatte beim Abreißen der provisorischen Hütten ebenso gute Arbeit geleistet, wie beim vorherigen Errichten derselben. Es hatte dem XO beinahe Leid getan, seinen Leuten zu befehlen, die gerade erst erbauten und kaum wirklich genutzten Gebäude nun wieder dem Erdboden gleich zu machen. „Wie geht es dem Captain und Counselor Silverdale?“ erkundigte er sich bei Seeta. Die Zanderianerin hatte es sich nicht nehmen lassen, ihn persönlich vom Planeten abzuholen – wenn er schon so stur war, und tatsächlich als Letzter wieder an Bord gebeamt werden wollte. Sie stand nun neben ihm am Strand und hatte sich bei ihm untergehakt. „Winnie und seine Leute tun, was sie können. Die nächsten 24 Stunden sollen für beide wohl entscheidend sein.“ Garrick drehte sich zu seiner Freundin um, legte seine Arme um sie und sah ihr in die Augen. „Ich bin froh, dass Dir nichts zugestoßen ist!“ - „Du weißt ganz genau, dass ich sehr wohl in der Lage bin, auf mich selber aufzupassen! Ganz im Gegensatz zu Dir. Wie unvernünftig ist es, hier unten bleiben zu wollen, wo Dein Platz auf der Brücke gewesen wäre?“ Er sah sie lächelnd an: „Ich habe Dich vermisst!“ stellte er fest, bevor er sie zärtlich küsste.

Katana:Log 129 (%COUNT%)

All tomorrows come from yesterday
Autor: Seeta Yadeel

24.12.2381

Garrick sah sich im Bereitschaftsraum des Captains um. Benjamin lag noch immer auf der Krankenstation. Bisher hatte er das Bewußtsein nicht zurückerlangt. Winnie Maddigan konnte nicht genau sagen, wie lange es dauern würde, bis der Kommandant wieder zur Verfügung stand. Bis dahin würde es ihm obliegen, die Amtsgeschäfte zu führen und für die Zeit seiner unfreiwilligen Tätigkeit als Captain hatte er Lieutenant-Commander Black kommissarisch mit dem Posten als Erster Offizier betraut. Die junge Frau hatte sich während der Kaperung der Katana mehr als nur bewährt. Er war sicher, daß sie die Position während der Zeit, in der er selber das Kommando führen mußte, gut ausfüllen würde.

Gerade hatte er Kanzler Silverdale vom Tod seiner Ehefrau informieren müssen. Caressia hatte es nicht geschafft. Als sie an Bord zurück gebracht worden war, waren ihre Verletzungen bereits zu lange nur notdürftig versorgt gewesen. Sie hatte noch fast eine Woche tapfer gegen den Tod angekämpft, dann aber doch verloren. Der medizinische Stab hatte getan, was er konnte, war aber letztendlich doch gescheitert. Im Todeskampf hatte sich der volle Umfang ihrer kognitiven Kräfte erst endgültig gezeigt. Im Delirium hatte sie ihn beinahe getötet, ehe Maddigan sie völlig sedieren konnte.

Alex betrat den Bereitschaftsraum. Die Interims-XO trug einen unbehaglichen Gesichtsausdruck zur Schau. Bereits seitdem sie die gefangenen Romulaner auf der Erde abgesetzt hatten hatte sie ein ungutes Gefühl. Sie glaubte, es jetzt bestätigt zu sehen. Sie hielt Garrick ein Padd hin, der es mit hochgezogener Augenbraue entgegen nahm. „Commander?“, fragte er sie.

Alex deutete darauf und sagte: „Sie sollen in einer Stunde im Bereitschaftsraum sein. Der Stabschef hält eine Ansprache. Captain und Erster Offizier aller Schiffe sollen anwesend sein.“ Nun verzog auch er das Gesicht. Das waren sicherlich keine guten Nachrichten, die es zu verkünden gab, sonst würde der Admiralsstab keinen solchen Staatsakt daraus machen.

„Nun, wir werden nicht allzu lange auf die Folter gespannt werden. Seien Sie pünktlich, Commander“, verlangte er von ihr. Sie nickte und verließ dann den Bereitschaftsraum wieder.


Auf dem Bildschirm war das Gesicht von Damasco Garbrielle zu sehen. Der Admiral sah ernster als sonst üblich in die Kamera. Sein Bild wurde auf alle Schiffe der Flotte übertragen, auf den vielen Monitoren vor ihm konnte er die Gesichter der Captains und Ersten Offiziere der Flotte sehen. Er wußte, daß ihnen klar war, daß er sie jetzt nicht zu einem Kaffeekränzchen oder Stammtisch einladen würde und er war selber nicht erbaut über das, was er zu sagen hatte.

„Wie den meisten von Ihnen vermutlich bekannt ist, versuchten Offiziere des romulanischen Sternenimperiums die Katana zu entführen. Daß Ihnen dies nicht gelang, verdanken wir alleine der Geistesgegenwärtigkeit der Besatzung“, begann er.

„Im Verlauf der Rückeroberung des Schiffes wurden die Eindringlinge gefangen gesetzt und schließlich zur Erde überstellt. Der Präsident hat das romulanische Sternenimperium um eine Erklärung für diesen Akt der Agression gebeten“, fuhr er fort.

„Heute morgen, um 11 Uhr Ortszeit, ist die Antwort des Imperators eingegangen. Er hat sie sofortige Herausgabe seiner Offiziere verlangt und uns dafür ein Ultimatum gestellt. Für den Fall einer Weigerung hat er angedroht, dies als kriegerischen Akt zu werten und der Vereinigten Föderation der Planeten den Krieg zu erklären“, erklärte Damasco.

„Nun, der Präsident hat sich schlichtweg geweigert. Er vertritt die Auffassung, daß wir uns von den Romulanern nicht weiter auf der Nase herumtanzen lassen können. Zunächst der Versuch, über Klackon in unser Raumgebiet einzufallen und nun die Entführung der Katana“, fuhr der Admiral weiter. Eine Einschätzung, die die Captains der Flotte ausnahmslos teilten.

„Das Ultimatum ist heute nachmittag um 15 Uhr verstrichen. Um 15.01 Uhr hat das romulanische Sternenimperium uns offiziell den Krieg erklärt. Der Präsident wird in einer halben Stunde der Öffentlichkeit entsprechendes verkünden. Informieren Sie ihre Crews, daß wir uns seit einigen Minuten im Krieg mit den Romulanern befinden.“


20.05.2397 Sternzeit 74383,6

"Persönliches Logbuch Garrick Andersson, Sternzeit 74385.16. Wir befinden uns im getarnten Anflug auf Penthara III. Nie zuvor hat die Katana so tief in romulanischem Raum operiert. Ich mache mir Sorgen über den Ausgang dieser Mission. Die vergangenen 15 Jahre Krieg haben dem Schiff und seiner Crew viel - viel zu viel - abverlangt. Wir alle sind des Krieges müde und sehnen ein Ende herbei. Nach allen militärischen Gesichtspunkten ist dieses Ende nah, allerdings nicht mit dem Ende, das wir uns für diesen Krieg herbeigewünscht haben."

Garrick seufzte leise. Sein Blick fiel auf das Photo, das in einem altmodisch anmutenden Rahmen auf seinem Schreibtisch stand. Es zeigte glücklichere Tage, Tage, als die Föderation noch nicht Sektor für Sektor an die gegnerischen Streitkräfte verloren hatte. Damals waren sie noch an Bord gewesen, seine Frau und seine Kinder.

In den letzten Jahren war es hier draußen jedoch gefährlicher und gefährlicher geworden. Und so hatte Seeta schließlich einen Posten auf der Erde als Leiter der Entwicklungsabteilung für eine verbesserte Tarnvorrichtung angenommen und die Kinder mit sich genommen. Er war auf persönlicher Ebene nicht glücklich mit ihrer Entscheidung gewesen, hatte sie aber dennoch befürwortet. Und was das Projekt anging, in dem sie arbeitete, konnte es sicherlich keine qualifiziertere und innovativere Leiterin bekommen.

Morgen würden sie Penthara III erreichen und dann würde sich zeigen, ob es der Katana gelingen würde, ein Himmelfahrtskommando mehr zu überstehen.


15.03.2383 Sternzeit 60202,7

Kanzler Martok lachte. Auch, wenn er vor acht Jahren in eine Karriere als Politiker gezwungen worden war, so war er immer noch ein Krieger. Er kam langsam in die Jahre und gelegentlich bereitete ihm die große Narbe über seinem linken Auge Probleme, aber einen wahren Krieger, wie er es war, konnte das nicht davon abhalten, auf die Jagd zu gehen.

Der Kanzler genoß diese Momente über alles. Momente, in denen er das sein konnte, was er in seinem Herzen immer sein würde - ein Krieger, der einen Feind bekämpfte - in diesem Falle den großen Targh, nach der er auf der Jagd war. Gerüchten zu Folge sollte es in diesem Teil des Waldes ein besonders großes und gefährliches Exemplar der Spezies geben.

Martok ging auf dem schmalen Waldweg, dem er folgte in die Knie. Vor sich hatte er Spuren entdeckt, die er nun sorgfältig überprüfte. Es waren Spuren eines Targhs und es handelte sich definitiv nicht um eine kleine Version. Er legte seine Hand neben die Spur und maß die Größe mit geschultem Blick ab. Das Tier mußte groß sein, vermutlich das größte, das es jemals gegeben hatte. Also genau richtig um von einem klingonischen Krieger erlegt zu werden.

Der Kanzler erhob sich wieder und schlug sich ins Unterholz, weg vom Waldweg, den Spuren des Tieres folgend.


Vorsichtig zwängte der Klingone sich durch die letzten beiden Sträucher. Dann stand er am Rande einer Lichtung. Gut 10 Meter von ihm entfernt stand es. Es war gigantisch. Das größte Targh, das er jemals gesehen hatte. Seine Hauer schienen riesig. Der Kanzler griff seine Waffe fester. Es würde ein harter Kampf werden, aber er hatte das Überraschungsmoment.

In diesem Augenblick hob der riesige Keiler den Kopf und drehte ihn in Richtung des Klingonen am Rande des Unterholzes, dessen Überraschungsmoment sich gerade in Nichts aufgelöst hatte.


"Hier sind die Neuigkeiten des Tages von Sternzeit 60202,7. Guten Abend, meine sehr verehrten Damen und Herren", sagte Madira Toree, die derzeit das bestangesehenste Nachrichtenjournal der Föderation moderierte. Die Angosianerin sah selbst für ihre Verhältnisse blaß aus. Man konnte beinahe spüren, daß sie irgendetwas zu verkünden hatte, was selbst nach mehr als einem Jahr Krieg mit dem romulanischen Imperium noch schocken konnte.

"Kanzler Martok des klingonischen Imperiums kam heute am frühen Morgen ums Leben. Nach uns vorliegenden Berichten handelte es sich um einen Jagdunfall. Ein Sprecher des Imperiums bestätigte dies inzwischen. Er gab ebenfalls an, daß der Nachfolgeritus noch am heutigen Tage beginnen wird. Wir informieren Sie, wenn weitere Informationen vorliegen."


19.08.2383 Sternzeit 60632,9

Der neue Kanzler des klingonischen Reiches trat vor die Aufnahmegeräte. Seine Ansprache würde in das gesamte Reich übertragen werden und sogar über dessen Grenzen hinaus. Ein Führungswechsel bei einer der Hauptmächte des Beta-Quadranten war von allgemeinem Interesse. Der Kanzler wußte, daß vor allem der Nachbar im Alpha-Quadranten von seinem Aufstieg nicht allzu begeistert war, lag er doch derzeit im Krieg. Zweifelsohne würden die Weichlinge der Föderation vermuten, daß seine romulanischen Nachbarn ihm bei seinem Aufstieg geholfen hatten, doch hier irrten sie sich. Er hatte es aus eigenem Antrieb geschafft. Toral, Sohn des Duras war aus eigener Kraft Kanzler des gloreichen klingonischen Reiches geworden. Nur seiner harten Arbeit in den vergangenen mehr als 20 Jahren war dies zu verdanken. Beharrlich hatte er sich in den noblen Familien und vor allem im Rat Freunde und Verbündete geschaffen. Mit stolzem Blick sah er nun in die Kamera vor ihm.

"Nuqneh, Krieger", grüßte er sein Volk auf die traditionelle Art und Weise. "Es erfüllt mich mit Stolz, ab heute die Geschicke unseres großen Volkes mit Ehre zu leiten. Unter meiner Führung wird das Reich in noch größerem Glanz erstrahlen, als es das heute schon tut. Diese Ära wird in die Geschichte eingehen. Unseren Feinden werden wir mutig den Kampf erklären und unseren Freunden und Verbündeten werden wir in unverbrüchlicher Treue zur Seite stehen. Ich werde die Arbeit des großen Martok fortführen. Die von ihm geschlossenen Bündnisse werde uneingeschränkt fortführen", führte der Sohn des Duras weiter aus.

Benjamin Ebbersmann sah mit schmalen Augen auf den Monitor "Stumm schalten", verlangte er. Er beobachtete, wie der Kanzler weiter sprach, vernahm die Worte selber jedoch nicht mehr. Er glaubte auch nicht, das zu müssen. Ben schätzte diesen Tag als einen düsteren Tag für die Föderation ein. Bislang lief der Krieg gegen die Romulaner nicht schlecht. Sie hatten den Feind an einigen Stellen zurückdrängen können, aber wenn die Klingonen auf Seite der Romulaner in den Krieg eintraten, dann sah es düster für sie aus. Sie würden einen Zweifrontenkrieg führen müssen. Er schickte ein kurzes Stoßgebet zum Himmel, daß die Katana die Verbündeten aus den Paralleluniversen dann würden aktivieren können. Bisher hatte der Admiralsstab, dem er seit einiger Zeit angehörte, diese Möglichkeit zurückgehalten. Man wollte noch ein As im Ärmel haben, wenn es zum schlimmsten kam. Und gerade das befürchtete er nun.


23.09.2383 Sternzeit 60728,8

Ben Ebbersmann sah von seinen Berichten auf, als die Tür sich öffnete. Captain Rodgers betrat sein Büro. In den letzten anderhalb Jahren, in denen der Krieg bereits tobte, hatte er die Frau vom Nachrichtendienst schätzen gelernt. Rebecca war von der Grundeinstellung her ein ausgesprochen ruhiger und ausgeglichener Mensch. Entgleisungen irgendeiner Art waren ihr völlig fremd. Auch jetzt wirkte sie völlig ruhig, als sie sich ihm gegenüber nach einem warmen Händedruck niederließ.

"Ben", sagte die dunkelhaarige Frau, die mit Ebbersmann inzwischen per Du war, "ich befürchte, daß uns noch größere Schwierigkeiten bevorstehen, als bisher geahnt. Zwar ehrt Kanzler Toral unsere bilateralen Verträge mit seinem Reich bisher, aber ich befürchte, daß dies nicht lange anhalten wird", begann sie das Gespräch. Ebbersmann brummelte und meinte dann: "Das war ja auch nicht anders zu erwarten, in Anbetracht dessen, aus welcher Familie er stammt." Rodgers nickte. Auch sie selber hatte von Anfang an ein schlechtes Gefühl gehabt. Ben kannte die Frau gut genug, um zu wissen, daß sie vermutlich keinen reinen Höflichkeitsbesuch machte. Dazu war ihr Terminplan in diesen Tagen einfach zu voll.

"Irgendwelche besonderen Gründe für Deine Befürchtungen? Irgendein aktueller Anlaß?", fragte er nach. Sie faltete die Hände über ihrem Bauch und sah ihn an. "Meine Quellen tragen mir zu, daß Botschafter Worf verstorben ist", meinte sie dann. Ben hob eine Augenbraue. "Und Du hast Anlaß zu glauben, daß es im Gegensatz zu Kanzler Martoks Tod kein Unfall war?", fragte er nach. Sie nickte, ließ sich einen Moment Zeit und sagte dann: "Davon kann man ausgehen, da er mit einem Mekleth in jedem seiner Herzen gefunden wurde." Ebbersmann nickte. "Toral?", fragte er dann nach. Nun nickte sie. "Vermutlich. Es trägt die Handschrift der Duras. Es wäre nur logisch, einen alten Feind der Familie aus dem Weg zu schaffen", erklärte sie. Ebbersmann nickte wieder. "Und was tun wir nun?", fragte er nach.

Rebecca Rodgers stand auf und ging hinüber zu dem Tisch, auf dem Ebbersmann seine Ehrungen aufbewahrte. Sie hob eine der Medaillen hoch und betrachtete sie nachdenklich, dann legte sie die Auszeichnung zurück und drehte sich zu Ebbersmann. "Wir werden schon bald jeden Verbündeten brauchen, den wir kriegen können. Seitdem Cunningham tot ist, bist Du der zuständige Admiral für die Katana. Schicke Sie zu unseren Verbündeten in den anderen Universen. Sie sollen sich an unsere Seite stellen", sagte sie, dann nickte sie ihm nochmals zu und verließ sein Büro wieder.


25.10.2383 Sternzeit 60816,4

Ein leises Seufzen drang an Garricks Ohr. Er kannte es inzwischen sehr gut. Schmunzelnd zog er seine Freundin zu sich herauf. "Ich liebe Dich, Kesselchen", meinte er, auf ihre explosive Art anspielend. Sie lächelte ihn an. "Weißt Du, Liebling, die meisten Frauen wären beleidigt, wenn ihr Freund sie laufend mit einem brodelnden Dampfkessel vergleichen würde", sagte sie, von ihm herunter an seine Seite gleitend. Er lächelte sie strahlend an, als hätte sie ihn über den grünen Klee gelobt, statt ihm eine Art Tadel auszusprechen. "Die meisten Frauen haben ja auch nicht Dein Temperament. Du neigst nunmal dazu hochzugehen wie ein Dampfkessel, dessen Druck zu hoch wird. Und außerdem", er legte seine Hand liebevoll an ihre Wange, "wären die meisten Männer wohl auch beleidigt, wenn ihre Freundin sie als Lulatsch bezeichnen würde", gab er zurück. Sie lachte. "Mrs. Andersson hätte Dich wohl häufiger mal übers Knie legen sollen", meinte sie. Garrick sah sie eine Weile nachdenklich an. Immer wieder und wieder hatte er die Frage, die sie nun unbewußt angesprochen hatte, mit sich selber erörtert. Eigentlich war es töricht, in diesen Zeiten an so etwas zu denken und dann aber auch gerade wieder nicht.

Er setzte sich auf und schob sie ein Stück von sich Weg. Sein Blick wanderte über ihren Körper, wie sie das Bettlaken vor sich haltend auf dem Bett kniete. Er wußte, daß er das richtige tat und daß er ihren Anblick nie wieder vergessen würde. "Weißt Du, Liebling, ich denke, daß es mehr als eine Mrs. Andersson in unserer Familie geben sollte", sagte er, ihre Hand nehmend. Sie sah ihn ein wenig fragend an. "War das eine Frage, Liebling?", gab sie zurück. Er nickte. Sie lächelte. "Ich denke nicht", fing sie an, was dazu führte, daß er die Augen zusammenkniff, "daß ich Mrs. Andersson werden will. Wie wäre es, wenn Du stattdessen Mr. Yadeel werden würdest?", vollendete sie ihren Satz. Er stemmte die Hände in die Hüften. "Biest!", meinte er lediglich und zog sie näher an sich. "War das eine Antwort, Kesselchen?", schob er dann nach. Sie nickte. "Ja, das war eine Antwort, Lulatsch", bestätigte sie. Dann herrschte eine Weile schweigen im Quartier.

"Black an Andersson", durchbrach schließlich Alex Stimme die Stille. Garrick mußte sich räuspern, ehe er mit ruhiger Stimme sagen konnte: "Sprechen Sie, Nummer Eins." Der Klang ihrer Stimme ließ nichts Gutes vermuten. "Sie sollten den Nachrichtenkanal anstellen", sagte sie. "Moment", sagte er, dann "Computer, Nachrichtenkanal aktivieren." Das Signal wurde durch das cardassianische Wurmloch und ein Hyperraumsprungtor hierher nach Babylon 5 transferiert. Fast augenblicklich war auf dem Monitor, den er von hier aus sehen konnte das Gesicht Kanzler Toral zu sehen. "... und so treten wir nun an der Seite unseres neuen Verbündeten, des romulanischen Imperiums in den Krieg ein. Mögen unsere Feinde vor uns zittern, denn ab heute ist ein guter Tag zu sterben für jeden, der der Föderation angehört", sagte der Klingone, der nun seit 2 Monaten die Geschicke des klingonischen Reiches leitete. Garricks Blick erstarrte. "Computer, Monitor aus", gab er an, schwang dann gleich seine Beine aus dem Bett. "Ich will alle Führungsoffiziere in 15 Minuten im Besprechungsraum sehen, Commander", gab er seinem Ersten Offizier durch den noch bestehenden Kommunikationskanal zu verstehen. "Andersson, Ende", meinte er, während er bereits in seine Hosen schlüpfte.

Einige Sekunden später drehte er sich zu seiner Verlobten herum, die immer noch regungslos auf dem Bett saß. "Worauf wartest Du, Liebling?", wollte er wissen. "Als ich zuletzt nachsah, gehörtest Du noch zu den Führungsoffizieren", ergänzte er. Sie sah zu ihm auf. "Das ist fürchterlich", meinte sie, "nun haben wir einen Zwei-Fronten-Krieg", fügte sie an. Er nickte grimmig. "Ich werde jetzt mit dem Hauptquartier sprechen, ob es bereits neue Befehle für uns gibt", meinte er. Sie sprang aus dem Bett und begann ebenfalls sich anzuziehen, während er bereits seine Uniformjacke schloß und schnellen Schrittes aus dem Raum stürmte. Sie zog eine Grimasse und sagte dann, nur noch von den Wänden gehört: "So hatte ich mir meine Verlobung eigentlich nicht vorgestellt."


07.03.2385 Sternzeit 62.180,8

Dalen Lazarus mußte schlucken. Noch vor etwa 3 Jahren hätte er sich nicht träumen lassen, daß dieser Tag kommen würde. Nie hätte der Wissenschaftler gedacht, daß die Sternenflotte die wissenschaftlichen Abteilungen ihrer Forschungsschiffe auflösen würde. Aber die althergebrachten Grundsätze galten wohl in diesen Kriegszeiten nicht mehr, und so waren gleich zu Beginn des Krieges alle Zivilisten von den Schiffen verbannt worden und nun war man zu der Überzeugung gekommen, daß die Wissenschaftler auf Stationen und Kolonien besser aufgehoben waren. Auf der einen Seite freute er sich, daß er seine Familie nun regelmäßig würde sehen können, auf der anderen Seite würde er das Schiff, das ihm etwa neun Jahre lang Heimatstatt gewesen war vermissen.

Die verbliebenen Führungsoffiziere hatten sich im Transporterraum versammelt, um ihn zu verabschieden. Ganz vorne stand der Captain, flankiert von seiner Nummer Eins und seiner Frau, die Luma Erika auf dem Arm hielt. Das kleine Mädchen war erst vor einem Monat zur Welt gekommen, in unsichere Zeiten hineingeboren. Gut 8 Monate nach der Hochzeit der beiden war ein Mädchen mit dunkelbraunem Haar und leuchtend gelben Augen auf die Welt gekommen. Ihrer Stirn allerdings war die halbzanderianische Herkunft kaum anzusehen.

Er nickte Sulik im Vorbeigehen zu. Wenn überhaupt, dann war der Squadron Leader noch ungeduldiger geworden. Er mochte diesen Krieg nicht und machte keinen Hehl daraus, daß er sämtliche Entscheidungen der Admiralität für falsch hielt. Ausschließlich bei Entscheidungen Ebbersmanns war er gelegentlich geneigt, ein gutes Haar an der Führungsriege zu lassen.

Winnie Maddigan hatte wie er durch den Beginn des Krieges die ständige Anwesenheit seiner Familie eingebüßt. Es schien ihm so, als wäre der Arzt in den letzten drei Jahren überproportional gealtert. Nicht weiter verwunderlich bei der Anzahl der Crewmitglieder, für die er während der vergangenen Jahre nichts hatte tun können.

Neben ihm stand Counselor Preja. Die El Aurianerin lehnte diesen Krieg ebenso ab wie Sulik, war allerdings ruhiger und beherrschter, wenn es darum ging, ihre Abneigung zum Ausdruck zu bringen. Sie war kurz nach Beginn des Krieges an Bord gekommen, als Ersatz für Counselor Silverdale. Die beiden Frauen hätten sich unähnlicher nicht sein können. Obwohl El Aurianer latent telepathisch waren, traf dies für Rahja nicht zu. Sie war nie in der Lage gewesen, auch nur einen einzigen Gedanken eines anderen Wesens zu lesen und hatte den versuch vor Jahrzehnten aufgegeben. Aber auch so hatte sie auf Grund ihrer vielen Erfahrungen und ihrer Ausbildung der Crew viel zu bieten.

Lieutenant Commander Ramirez wirkte wie immer verbissen. Die letzten Jahres des Krieges hatten ihn verbissener werden lassen. Dalen wußte nicht, was es war, das ihn so sehr verbitterte, aber er war ziemlich sicher, daß er die Counselor regelmäßig aufsuchte, um seine Dämonen zu bekämpfen. Der Wissenschaftler hoffte, daß Rahja ihm helfen würde, was auch immer ihn belastete, zu verarbeiten.

Er ging an seinen Kollegen, die nun keine mehr waren, vorbei. Vorne angekommen warf er einen Blick auf das Baby, das unschuldig in Seetas Arm schlief. Er hoffte, daß dieses Kind bald in einer sichereren Zeit aufwachsen würde. Er sah die Mutter des Kindes an, die ebenso lange wie er hier war.

"Nun, jetzt müssen Sie wohl alleine hier die Stellung halten, Commander", sagte er. Er wußte, daß die kleine Frau sich häufig gefühlt hatte, als wären sie beide die Dinosaurier an Bord. Wie es schien, starben sie langsam aus, so wie die Reptilien, auf die sich die Frau bei ihrem Vergleich gerne bezog.

Sie nickte. "So sieht es wohl aus", sagte sie, nicht erwähnend, daß es auch für sie selber unklar war, wie lange sie noch blieb. Bisher hatte sie nur für sich selber sorgen müssen und der einzige Platz, an dem sie sein konnte war hier, an Bord der Katana an Garricks Seite gewesen, doch nun, wo sie auch für Luma sorgen mußte, wurde ein Weggang von hier wahrscheinlich.

Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und umarmte den so viel größeren Mann mit ihrem freien Arm. "Machen Sie es gut, Doktor. Immer eine Handbreit von Subraum unter Ihren Kiel!", wünschte sie ihm. Er nickte und trat dann auf die Transporterplattform.

Garrick sah zur Transporterkonsole hinüber. "Energie!", befahl er, dann sahen die verbliebenen Offiziere zu, wie Dalen Lazarus dematerialisierte.


21.02.2387 Sternzeit 64142,5

"Verdammt nochmal, das kann so nicht weitergehen, Seeta!", rief Garrick erbost aus. Irgendwie war er es leid, mit seiner Frau wieder und wieder über das selbe Thema zu streiten. Wie üblich war sie stur wie ein Maulesel, aber gerade bei diesem Thema konnte und wollte er nicht nachgeben. Er hätte viel eher darauf bestehen sollen, daß sie mit den Kindern von Bord ging, aber er liebte sie und die kleine Luma abgöttisch.

Sie sah ihn mit dem Gesichtsausdruck an, von dem er genau wußte, daß er bedeutete, daß sie wild entschlossen war ihm keinen Zentimeter Boden nachzulassen. "Du weißt genau, daß mein Platz an Deiner Seite ist, Garrick", gab sie vorwurfsvoll zurück, so, als wolle er sie loswerden wollen.

"Herrgott nochmal, das mit dem Warbird gestern hätte genausogut schief gehen können, und dann wäret ihr jetzt tot!", rief er entnervt, was dazu führte, daß seine Tochter, die sich an das Bein ihrer Mutter geklammert hatte, anfing lauthals zu brüllen. Seeta hob das nun eineinhalb jährige Mädchen hoch und begann es tröstend zu schaukeln. Die Kleine wollte sich aber nicht so recht beruhigen lassen und brüllte nur noch lauter. Sie war es nicht gewöhnt, daß ihre Eltern sich gegenseitig anschrieen.

Postwendend war nun auch Gebrüll aus dem Nebenzimmer zu hören. "Nun sieh, was Du getan hast!", zischte Seeta Garrick an und drückte ihm seine immer noch weinende Tochter in die Arme. Sie ging hinüber ins Kinderzimmer und kam bald darauf mit dem neu geborenen Björn Shadan auf dem Arm zurück. Sie schaukelte ihn sanft hin und her, bis er sich, gemeinsam mit seiner Schwester, wieder beruhigt hatte. Sie ging hinüber zur Krippe und legte ihren Sohn hinein, während Garrick seine Tochter in den Laufstall setzte. Gemeinsam gingen beide zum Sofa hinüber und setzten sich. Eine Weile sahen sie ihren Kindern zu, dann legte Seeta sanft ihre Hand auf die Schulter ihres Mannes.

"Ich hätte keine ruhige Minute, wenn ich selber in Sicherheit wäre und Dich hier draußen in Gefahr wüßte", sagte sie dann. Er sah sie aus seinen schönen, blauen Augen an und antwortete ihr: "Und ich habe keine Ruhe, solange ihr drei hier draußen seid. Es ist schlimm genug, daß Du in Gefahr bist, aber unsere Kinder...", er brach ab, warf einen liebevollen Blick zu Krippe und Laufstall und sah dann seine Frau wieder an. Sie war älter geworden. In zwei Jahren würde sie 40 werden. An den Augenwinkeln waren erste Fältchen zu sehen, ihre Augen waren jedoch von dem selben, leuchtenden Gelb wie eh und je. Wenn er seine Kinder ansah, dann konnte er sie in ihnen genau erkennen.

Sie sah ihn schweigend eine Weile an, dann seufzte sie. "Ich werde darüber nachdenken", beendete sie dann das Thema und zog ihn in ihre Arme.


25.08.2387 Sternzeit 64649,3

Rahja sah ihr Gegenüber schweigend an. "Sind Sie sich da auch wirklich sicher, Commander?", wollte sie dann wissen. Sie arbeitete bereits seit Beginn ihrer Zeit an Bord mit Lieutenant Commander Ramirez, aber bis vor kurzem hatte sie geglaubt, mit ihm Fortschritte zu machen. Er litt nach wie vor unter dem Tod seiner ehemaligen Kollegin Elaine Willowby. Dann war der Tod seiner Schwester eingetreten und es war rapide bergab mit seiner Verfassung gegangen. Bis zuletzt hatte sie gehofft, ihn für die Flotte erhalten zu können, denn sie glaubte, daß sein Platz an Bord eines Schiffes war. Er brauchte eine Aufgabe, das Gefühl Teil etwas größerem zu sein, aber er glaubte, daß das größere die Mühe nicht wert war. Er machte die Flotte für den Tod von Conchita verantwortlich.

Rahja mußte ihm in Teilen zustimmen. Der Tod seiner Schwester war mehr als unglücklich gewesen, direkte Schuld konnte sie aber im Gegenteil zu ihm nicht sehen. Er litt unter dem Verlust der Schwester und suchte nach jemandem, dem er die Schuld in die Schuhe schieben konnte. Und da die vereinten Streitkräfte der Romulaner und Klingonen nunmal nicht alleine Schuld waren, machte er die Flotte verantwortlich. Einzusehen, daß sie durch eine Verkettung unglücklicher Umstände ums Leben gekommen war, kam für ihn nicht in Frage, weil er etwas brauchte, auf das er seine Wut richten konnte. Und unglückliche Umstände eignten sich dazu nicht.

"Ich habe den Captain bereits informiert. Er hat meinen Rücktritt bereits an die Flotte weitergeleitet", erklärte Manoel. Rahja seufzte. "Sie können nichts für mich tun, Counselor", fügte er dann hinzu, aufstehend. Sie erhob sich ebenfalls. "Ich weiß, daß sie denken, daß ich einen Fehler mache", unterbrach er sie, als sie den Mund öffnete um zu sprechen. "Meine Entscheidung ist getroffen. Leben Sie wohl, Rahja", verabschiedete er sich von ihr.

Sie hielt ihm ihre schlanke, dunkle Hand hin. "Dann leben Sie auch wohl, Manoel", sagte sie. "Ich hoffe, Sie finden woanders Ihren Frieden", ergänzte sie. Er drückte ihre Hand, nickte ihr zu und verließ dann ihr Büro.


02.01.2389 Sternzeit 66005,5

Lew Sulik betrat Captain Anderssons Bereitschaftsraum. Der Captain hatte ihn vor einigen Minuten kontaktiert und ihn gebeten „sofort“ in seinen Bereitschaftsraum zu kommen. In diesen Tagen war anscheinend immer alles sofort notwendig, und manchmal hatte er das wirklich leid. Aber der Krieg forderte seinen Tribut und so war Lew Sulik härter, aber keinesfalls geduldiger geworden. Garrick zeigte auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch und sagte: „Nehmen Sie Platz, Lieutenant.“ Lew ließ sich in den angebotenen Stuhl sinken und meinte dann: „Sie wollten mich sofort sprechen, Sir?“ Garrick nickte und erklärte ihm dann das, was er selber erst vor einigen Minuten erfahren hatte.

„Admiral Horaki hat sich vor einigen Minuten bei mir gemeldet und uns neue Befehle für Sie und das Squadron gegeben. Sie verlassen gemeinsam die Katana, noch heute. In weniger als 6 Stunden treffen wir bei Starbase 15 ein, von wo aus Ihr Weitertransport stattfinden wird.

Die Sternenflotte bereitet eine Operation vor die „Götterdämmerung“ heißt. Ich kann Ihnen leider keine Details nennen, da sie mir nicht bekannt sind. Ich weiß auch nicht, ob sie nach Abschluß der Mission wieder hierher verlegt werden. Ich halte es für wahrscheinlich, aber keinesfalls für sicher. Der Admiral hat sich lediglich in Andeutungen ergangen, daß er für die anstehende, wichtige Operation jeden verfügbaren Fighter braucht“, wies er den Squadron Leader ein.

Lew schüttelte den Kopf. „So schnell kriegen wir das alles nicht hin. Die Fighter müssen vorbereitet werden und unser Equipment muß deinstalliert und sicher verpackt werden“, widersprach er, wie für ihn üblich, seinem Captain.

Garrick nickte. „Das ist mir bewußt, Lieutenant, Admiral Horaki wollte sich auf meine entsprechenden Einwände nicht einlassen. Er hat das Thema mit einem „Sie machen das schon“ abgeblockt“, gab er die Worte des Admirals in abgemildeter Form wieder. Er sparte sich, Lew zu sagen, was er dem Admiral gerne geantwortet hätte.

Der Lieutenant schnaubte, was dazu führte, daß Garrick seufzte. „Sie haben keine Wahl, Lieutenant“, erklärte er dann. „Ich habe Chief Brooker und meine Frau bereits unterrichtet. Sie wird jeden freien Mitarbeiter abstellen, ihrem Team unter die Arme zu greifen, damit Sie den Termin halten können“, fügte er dann hinzu. Lew schnaubte erneut. Er hielt nicht viel davon, wenn irgendjemand außer seinen eigenen Leuten an seinen Fliegern arbeitete, allerdings wußte er auch, daß die Techniker der Katana gut ausgebildet waren und außer seinem eigenen Unwillen nichts gegen die Hilfe sprach. Charlie würde vermutlich sogar froh sein.

Lew erhob sich. „Dann sollte ich wohl los und meine Piloten informieren, daß sie sich marschbereit machen sollen“, erklärte er. Er hatte ein ungutes Gefühl bei der ganzen Sache. Etwas das sich „Götterdämmerung“ nannte, konnte eigentlich nicht gut enden und von Admiral Hidoki hatte er sowieso eine denkbar schlechte Meinung.

Garrick nickte. „Wenn Sie noch etwas brauchen, informieren Sie mich bitte. Ich werde dann sehen, was sich machen läßt“, verabschiedete er den Squadron Leader. Lew schnaubte erneut. „Alles was ich brauche, können Sie mir offensichtlich nicht geben. Ich muß wohl einfach warten, was der Admiral“, seine Stimme trug seine Geringschätzung gegenüber Hidoki klar zur Schau, „dieses Mal wieder mit uns vor hat“, sagte er, dann drehte er sich herum und verließ, in der Tür seine Hand zum Abschied hebend, den Bereitschaftsraum von Captain Andersson.


10.02.2389 Sternzeit 66.112,3

Es sah aus wie auf dem sprichwörtlichen Schlachtfeld im Wohnraum der Anderssons. Überall lagen und standen Spielsachen herum, auf dem Eßtisch standen die Überreste einer Schokoladen-Erdbeer-Sahnetorte, auf der zwei Kerzen gebrannt hatten. Es war ein aufregender Tag für die Kinder gewesen. Shadan hatte seinen zweiten Geburtstag gefeiert und auch die dreijährige Luma hatte es genossen, die Kinder anderer Flottenangehöriger um sich zu haben. Heutzutage waren nur noch wenige Kinder an Bord der Schiffe, eben nur jene, wo beide Eltern an Bord dienten und die Kinder noch zu jung waren, um sie von den Eltern zu trennen.

Besagte Kinder lagen nun im Bett. Seeta war sicher, daß sie in dem Moment, in dem ihre Köpfe die Kissen berührt hatten geschlafen hatten. Obwohl beide Sprößlinge der Anderssons behauptet hatten, sie wären gar nicht müde, als ihre Eltern sie für das Bett fertig gemacht hatten.

Nun klaubten die Eltern Spielsachen vom Boden auf und legten sie in die vorgesehene Kiste zurück. Seeta holte zwei Gabeln und hielt ihrem Mann eine davon hin. Dann begannen sie gemeinsam in den Resten des Geburtstagskuchens zu picken. Garrick verzog genüßlich das Gesicht, als die erste Gabel davon in seinem Mund landete. Seeta mußte schmunzeln. Ihrem Mann konnte es selten süß genug sein. Er sah sie an und lächelte. Er wußte genau, wie gut sie ihn kannte und wie genau sie wußte, was er mochte.

Dann wurde sein Blick ernster und er fing an, seine Frau genau zu betrachten. Er würde sie nicht mehr lange um sich haben, denn sie hatte endlich zugestimmt, die Katana gemeinsam mit den Kindern zu verlassen. Er war nicht sicher, was mehr den Ausschlag gegeben hatte, die Tatsache, daß er sie seit fast zwei Jahren beknieete zu gehen, ob daß sie einen ausgesprochen interessanten Posten angeboten bekommen hatte.

Bereits seit Beginn des Krieges baute die Sternenflotte Tarnvorrichtungen in ihre Schiffe ein. Die entsprechende Technik hatten sie von der Defiant dupliziert, die vor Jahren eine Tarnvorrichtung von den Romulanern zum Flug im Gamma-Quadraten erhalten hatte.

Diese Tarnvorrichtungen hatten jedoch einen gewaltigen Nachteil - ein Feuern unter Tarnung war ebensowenig möglich wie das aktivieren der Schilde. Somit war ein unter Tarnung operierendes Schiff eine Weile verwundbar. Die Tarnung mußte zunächst deaktiviert werden, dann konnten die Waffensysteme ausgelöst werden und die Schilde hochgefahren werden.

Diesen Nachteil wollte die Sternenflotte endlich einstellen und so war ein Team gebildet worden, das in einem ersten Schritt ein Tarnung und Schilde zur selben Zeit möglich machen sollte. In einem zweiten Schritt sollte die Fähigkeit zum Auslösen der Waffensysteme unter Tarnung und Schilden hinzugefügt werden. Die Flotte hatte die Leitung des entsprechenden Teams Seeta angeboten und die kleine Zanderianerin hatte nach kurzem Überlegen zugestimmt.

"Sie werden es nicht verstehen, weißt Du", sagte sie, weil sie genau wußte, über das er nachdachte. Morgen würden sie ihre Kinder damit konfrontieren müssen, daß sie mit Mama auf die McKinley-Station zogen während Papa weiter auf der Katana blieb. Sicher würde es Anlässe für Besuche geben, aber das war nun einmal etwas völlig anderes als wenn sie Papa ständig um sich hatten. Sie waren zu jung, um die Umstände zu verstehen, um zu wissen, daß der Umzug zu ihrem eigenen Besten war. Sie waren auf der Station im Erdorbit wesentlich sicherer, als sie es hier waren.

Garrick seufzte. Auf der einen Seite war er froh, seine Familie sicherer zu wissen, auf der anderen wußte er bereits jetzt, wie sehr er unter der räumlichen Trennung leiden würde. Natürlich konnte er noch immer per Subraum mit ihnen kommunizieren, aber selbst das war auch nicht immer möglich. Oft mußte die Katana wochenlang unter Tarnung operieren und dann galt es absolute Funkstille zu halten. Ein Telefonat nach Hause war da nicht möglich.

Er legte seine Gabel auf den Kuchenteller zurück. Irgendwie war ihm der Appetit vergangen. Auch Seeta legte ihre Gabel zurück. Ihr lag der morgige Tag wie ein Stein im Magen. Es war ein Wunder, daß sie den Tag über in der Lage gewesen war, ihre Gefühle zu überspielen. Sie stand auf und entsorgte die Kuchenreste in den Replikator, dann ging sie hinüber zur Schlafzimmertür. Auf der Schwelle drehte sie sich herum und lehnte sich in den Rahmen. "Kommst Du, Liebling?", fragte sie, während sie ihr Uniformoberteil öffnete. Er nickte und folgte ihr dann ins Schlafzimmer.


24.04.2397 Sternzeit 74312,3

Verliebt betrachtete Garrick Andersson das Bild auf dem Monitor. Alle hatten sie sich um das Aufnahmegerät gedrängt, um mit ihm sprechen zu können. Die Gelegenheiten wurden immer rarer, je länger der Krieg dauerte. Vor 4 Monaten war der 15. Jahrestag der Kriegserklärung der Romulaner an die Föderation gewesen.

Seeta saß in der Mitte des Bildschirms, rechts von ihr die inzwischen 12 jährige Luma Erika, an deren Geburtstag vor einigen Tagen er leider wieder nicht hatte teilnehmen können. Links neben ihr saß der fast 10 jährige Björn Shadan, an dessen Einschulung an der weiterführenden Schule in einigen Wochen er vermutlich auch nicht würde teilnehmen können. Auf ihrem Schoß saß die kleine Reni Alexandra, die bald ihren 4. Geburtstag feiern würde.

Sein Herz tat ihm jedes Mal weh, wenn er an seine Familie dachte. Er hatte Seeta jetzt über vier Jahre nicht besuchen können und alles in ihm sehnte sich danach, sie endlich wieder berühren zu können. Er wollte seine Kinder in seinen Armen halten, sich nachts um sie kümmern, wenn sie wach wurden. Er wollte Lumas Freund kennenlernen, von dem Seeta ihm heimlich berichtet hatte, weil ihre Tochter nicht wollte, daß Papa davon erfuhr, daß sie jetzt fast erwachsen war. Und er wollte endlich seine jüngste in die Arme nehmen, die er noch niemals anders als über Subraum gesehen hatte. Er haßte diesen Krieg, mit jeder Faser seines Herzens.

Garrick sah seufzend auf die Uhr. Das vorgesehene Zeitfenster war beinahe vorüber. Er wußte, daß seine Frau noch mit Alex sprechen wollte. Er beneidete seine XO beinahe, denn sie war vor vier Jahren auf der Erde gewesen, als Reni getauft wurde. Nicht, weil sie die Taufpatin der kleinen sein sollte, oh nein, dafür hätte sie keinen Fronturlaub bekommen, sondern weil sie sich zu der Zeit in einer Rehabilitationsklinik auf der Erde von einer Verletzung erholt hatte.

Seeta verscheuchte ihre Kinder. „Jetzt möchte ich noch ein paar Minuten mit Papa alleine sprechen“, meinte sie. „Es ist auch höchste Zeit, daß ihr alle ins Bett kommt. Ihr könnt Euch schonmal fertig machen“, fügte sie zu. Auf der Station war es fast Mitternacht. Die Kinder kamen ihrer Aufforderung nach leichtem Protest nach, denn sie wollten eigentlich keine Minute mit Papa versäumen.

Garrick wollte am liebsten auch keine Minute mit ihnen verpassen, aber genauso gerne wollte er noch einige Minuten mit seiner Frau alleine haben.

„Geht es den Kindern gut?“, stellte er nun die Frage, die ihm die ganze Zeit auf der Seele gebrannt hatte. Sie nickte. „Den Umständen entsprechend. Luma und Björn vermissen Dich sehr. Reni hat es da leichter, sie kennt es nicht anders“, sagte sie, nicht ohne Bedauern. Garrick schluckte. Bereits seit ihrer Geburt, bei der er nicht dabei hatte sein können zermarterte er sich den Kopf, wie er diesen Krieg beenden konnte – oder wie er hätte verhindert werden können. Leider fiel ihm zu keinem der beiden Themen trotz angestrengtem Überlegens nichts ein.

„Welche Mission habt ihr bekommen?“, wollte Seeta von ihm wissen. Jedes Mal, wenn sie ein Gespräch beenden mußten, fragte sie danach. Jedes Mal hoffte sie, darin Beruhigung zu finden, nicht wieder wochenlang bangen zu müssen, ob er überlebte, ob sie den Mann, den sie über alles liebte noch einmal würde sprechen können.

Er hob die Schulten. „Es ist top secret. Ich kann Dir leider nichts sagen“, gab er zurück. Er wollte ihr so gerne sagen, was auf ihn zukam, was auf sie alle zu kam. Aber er durfte nicht. Er fragte sich, wie oft in den letzten Jahren, ob er sie jemand wiedersehen würde.

Sie wirkte bedrückt, als sie nickte. Sie hatte das ungute Gefühl, ihn nicht mehr wiederzusehen. „Mögen die Steine und Dein Gott und sämtliche Raumgeister mit Dir sein“, sagte sie. Ein Piepsen kündigte an, daß ihre Zeit auf war. „Bis bald, Lulatsch!“, konnte sie gerade noch sagen, als das Bild auch schon wechselte und sie sich Alex gegenüber sah.


20.05.2397

Alex Black saß ihrem Captain gegenüber. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, seitdem sie von Garrick dessen frühere Position übernommen hatte. Ebbersmann war kurze Zeit nach Beginn des Krieges ins Hauptquartier bestellt worden. Garrick hatte seinen Posten eingenommen und sie selber hatte Garricks Stelle übernommen. Zusammen mit der Leitung des Elite-Force-Teams hatte sie damit ständig einen riesigen Berg Arbeit abzuleisten und ihr war es nur recht so. Auch sie hatte im Krieg Freunde und Familie verloren.

"Dr. Maddigan meinte, daß es kein Problem darstellt, uns rein äußerlich in Romulaner zu verwandeln. Zusammen mit dem gekaperten Shuttle sollte es also kein Problem für uns sein, auf den Planeten zu gelangen", erklärte sie gerade. Mit wir meinte sie in dem Falle sich selber und das Alpha-Team. In den vergangenen Jahren hatten sie alle möglichen gefährlichen Einsätze absolviert, aber dieser hier stellte alles bisher dagewesene in den Schatten. Der Krieg lief schlecht, und nun wurden die Einsätze gewagter. Wenn es ihr und ihrem Team nicht gelang, die erforderlichen Daten aus der militärischen Einrichtung auf Penthara III zu stehlen, dann war die Föderation vermutlich verloren. Sie wußte es, Garrick wußte es, jeder an Bord wußte es.

Der Captain hob seine Schultern an. "Schwieriger wird es werden, Zugang zum militärischen Komplex und seinen Computern zu bekommen. Sie dürfen nicht entdeckt werden, sonst sind die Codes der Romulaner nicht den Datenträger wert, auf dem sie sie mitbringen sollen", meinte er. Alex nickte. Der Auftrag war mehr als schwierig. Sie mußten ungesehen in die Einrichtung gelangen, in die Computersysteme dort eindringen, eine Verbindung zu den Rechnern zum Hauptquartier auf Romulus herstellen, die erforderlichen Dateien kopieren und die Einrichtung wieder verlassen - und das alles, ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen. Seit sie von der Mission erfahren hatte trainierte sie mit den Besten ihres Teams und Maggie Kincaid. Der Chefingenieurin der Katana würde die Aufgabe zufallen, die Arbeit an den Computerterminals durchzuführen.

Die XO stand auf und stellte ihr Glas in den Replikator zurück. "Ich werde nun zu Bett gehen, Sir", meinte sie. "Morgen ist ein wichtiger und anstrengender Tag. Ich sollte ausgeschlafen sein, wenn es los geht", fügte sie hinzu. Sie nickte Garrick nochmals zu, dann verließ sie seinen Bereitschaftsraum.


21.05.2397

Maggie Kincaid saß mit baumelnden Beinen auf der Bioliege und ließ Winnie Maddigan geduldig sein Werk tun. Seit ungefähr 8 Jahren war sie nun schon Chefingenieurin, doch dies war die bizarrste Aufgabe, die ihr bisher zugefallen war. Sie war Ingenieur, kein Soldat und doch sollte sie jetzt mit auf eine sehr gefährliche Außenmission.

Sich zu weigern, wäre ihr nie in den Sinn gekommen. Zu viel stand inzwischen auf dem Spiel. Diese Mission sollte ein letztes Aufbäumen de² Föderation ermöglichen. Ohne die Prefixcodes, die sie gemeinsam mit dem Elite-Force-Team beschaffen sollte, würde die Verteidigung der Erde unmöglich werden und die Föderation aufhören zu existieren. Im Grunde genommen war sie auch jetzt schon nur noch auf dem Papier existent, wo alle anderen Planeten und Kolonien bereits in Feindeshand waren.

Winnie Maddigan war derweil fertig und hielt ihr einen kleinen Handspiegel hin. Sie nahm ihn und sah hinein. Sie sah das Gesicht des Feindes. Aber so war es letztlich geplant gewesen und für die Mission unbedingt erforderlich. Sie legte den Spiegel weg und verließ die Krankenstation. Die Katana war bereits vor einigen Minuten im Zielgebiet angekommen und es wurde Zeit, das romulanische Shuttle zu besteigen, das sie und das Elite-Force-Team den Rest des Weges nach Penthara III bringen würde.


Mark DeBoer sah auf die Anzeigen vor sich. Es waren die eines Shuttles, nicht die seines Kampffliegers. Neben ihm saß ein Milchbubi aus dem Hauptquartier, der ihn eigentlich fliegen sollte. Aber der Pilot wollte verdammt sein, wenn er dieses Jüngchen an die Kontrollen ließ.

In den vergangenen Jahren hatte er das Cockpit seines Kampffliegers weniger und weniger verlassen können, und seit jener denkwürdigen Schlacht, nach deren Ende Sulik die Katana verlassen hatte, war er quasi ständig im Dienst. Er war nie scharf darauf gewesen, den Posten seines Freundes einzunehmen, ihm war aber keine Wahl gelassen worden. Und so hatte er in den folgenden Jahren das Squadron auf der Katana geleitet.

Die Flotte war verzweifelt. Das, was sie nun plante konnte man nur als das letzte Gefecht bezeichnen. Er war fast sicher, daß sie verlieren würden, dennoch würden sie sicher nicht kampflos aufgeben. Es galt, die Ideale der Föderation bis zu letzt zu verteidigen, das war seine Aufgabe als Soldat und genau diese Aufgabe würde er bis zu seinem letzten Atemzug erfüllen.

Die Leitung wußte, daß die Lage fast aussichtslos war. Es zeigte sich an dem Auftrag, den die Katana und er erhalten hatten. Sie hatten das Attack-Fighter Squadron zur Erde verlegt, zusammen mit allem, was die Föderation noch zu bieten hatte und ihn auf eine Suchmission geschickt. Nur die Katana hatte einen beinahe irrwitzigen Auftrag erhalten. Der Pilot wußte aber, daß es ohne diesen Auftrag jedoch völlig ausgeschlossen war, den Feind in irgendwie aufzuhalten. Ohne die Daten, die Commander Black mit ihrem Team besorgen sollte konnten sie sich genausogut gleich geschlagen geben.

Ein Piepsen riß ihn aus seinen Gedanken. Sein Copilot sah auf die Anzeigen vor ihnen und meinte: "Wir haben das fragliche System erreicht." Mark nickte, dann meinte er grimmig: "Gehen wir also auf die Suche nach Sulik."

Katana:Log 130 (%COUNT%)

Alte Helden
Autor: Mark de Boer
Autor: Lew Sulik

Stille. Lähmende, alles erdrückende Stille. Dazu ein endloses Weiß, das sich wie eine bleierne Decke über die Landschaft, über alles Leben gelegt hatte. Gekommen war der Schnee kurz zuvor, mit dem Sturm. Mit tosender Gewalt und höllischem Lärm war dieser über das Land gezogen. Geblieben war der Schnee. Und mit ihm die Stille.

Es war als kannte diese Welt nur diese zwei Extreme. Lärm oder Stille. Dazwischen schien kein Platz zu sein für irgendetwas etwas anderes. Es war der erste Sturm des Jahres gewesen und mit ihm der erste Schnee. Und beides waren nur die Vorboten noch stärker Stürme und von noch viel mehr Schnee. Und bald sollte zwischen den Stürmen noch mehr erdrückende Stille folgen. Das war der Rhythmus dieser Welt im Winter, der hier fast das ganze Jahr dauerte. Und nun war es wieder soweit. Unerbittlich hatte sich der Winter über das Land gelegt und alles mit Schnee und tödlicher Kälte bedeckt.

In einem kleinen Seitental, in einer nur spärlich vom Wind geschützten Stelle stand eine leidlich renovierte Hütte. Die Jahre sah man der Holzkonstruktion an, trotz des Schnees von dem sie bedeckt war. Langsam und knarrend öffnete sich die Türe. In der Stille wirkte das Geräusch wie ein ohrenbetäubender Lärm, gleich einer höllischen Explosion, welche eine Gott gebotene Ruhe störte.

Zunächst öffnete sich die Türe nur einen Spalt weit, denn Schnee versperrte jede weitere Bewegung. Dann folgte ein Ruck und die Türe sprang mit noch lauterem Knarren auf und schlug mit einem Knall gegen die Wand. Ein weiterer gotteslästerlicher Lärm, der die Stille zerriss.

Ein Mann trat durch die Türe. Dick eingepackt in einfacher Kleidung. Er hatte eine schäbige Mütze auf dem Kopf, den Nacken geschützt durch eine Pelzbesetzte Kapuze. Abrupt blieb er stehen und schaute sich um. Er kniff die Augen zusammen, so sehr blendete das alles beherrschende Weiß. So blieb er eine ganze Weile stehen, wie gelähmt durch die überwältigende Leere. Dann entfuhr ihm ein verächtliches Raunen, und er schloss hinter sich die Tür, sorgfältig und leise, als ob er nicht noch ein weiteres Mal die allgegenwärtige Stille stören wolle.

Dann ging er langsam durch den Knöchel tiefen Schnee hinüber zu einer Reihe kleinerer Hütten. Nicht mehr als schlicht zusammengesetzte Kisten. Er ging zur Öffnung jeder Hütte und warf einen kontrollierenden Blick hinein. In den Hütten lagen Hunde. Jeden bedachte er mit lobendem Klopfen, dabei raunte und murmelte er den Tieren etwas zu. Nicht dass seine Laute irgendetwas bedeutet hätten. Aber der Ton verriet Anerkennung und Zuneigung.

Der Mann war noch nicht bei der letzten Hütte angekommen, da zerriss ein weiteres Mal ein ohrenbetäubender Lärm die Stille. Er schaute sich um. Wieder ein Sturm? Doch das Geräusch war völlig anders. Es war nicht natürlichen Ursprungs und ihm doch irgendwie vertraut.

Misstrauisch suchte er nach der Quelle des Lärms und wandte seinen Blick zum Himmel. Er entdeckte im strahlenden Blau einen großen hellen Punkt der immer näher kam. Je näher der gleißende Lichtpunkt rückte, um so lauter wurde der Lärm. Langsam wurde der Punkt größer und nahm Formen und Konturen an. Bald konnte er es erkennen. Es war ein Shuttle, das direkt auf sein Tal zusteuerte. Anscheinend von der Sternenflotte. Ein Typ, den er nicht kannte. Offenbar ein neues Modell, aber eindeutig Sternenflotten-Design.

Er fragte sich, ob es von der über tausend Kilometer süd-östlich gelegenen Forschungsstation stammte. Aber die wären mit einem Hopper oder einem Glider gekommen. Doch das war im Grunde egal. Ob von der Forschungsstation oder von sonst irgendwo her, es passte ihm nicht, dass sich das Pack hier blicken ließ. Unwillkürlich tastete er nach seinem Messer und dem altmodischen Revolver an seinem Gürtel.

Das Shuttle war nun nahe genug, dass nun auch die Sternenflotten-Insignien deutlich erkennbar waren. Längst waren die Hunde hinter ihm aus ihren Hütten gekommen. Sie hatten die Ohren angelegt und fletschten die Zähne. Wütend zerrten sie an ihren Ketten und bellten und knurrten das ihnen unbekannte Flugobjekt an. Beinahe hätte es der Mann seinen Tieren gleich getan. Der Anblick der Sternenflotten-Abzeichen ließ alte Wut in ihm aufsteigen, und am liebsten wäre er mit Messer und Revolver in den Händen auf die ungebetenen Gäste gestürmt. Doch er war zu sehr damit beschäftigt, gegen den aufgewirbelten Wind des landenden Shuttles anzukämpfen. Er wollte nicht weichen. Nicht dem Wind, nicht dem Shuttle, nicht der Sternenflotte. Und sich durch den Wind des Shuttles auf den Boden drücken lassen, das wollte er erst recht nicht. Nicht dass das irgendetwas bewirkt hätte. Es war auf eine merkwürdige Art und Weise sein ganz persönlicher, rein emotional empfundener Widerstand gegen das System.

Nach der Landung dauerte es eine Weile, bis die Aggregate des Shuttles vollständig heruntergefahren waren und sich die Luke öffnete. Ein Sternenflotten-Offizier im Thermoanzug stieg hastig aus und kam im Schnee mit ungelenken Schritten auf ihn zu. Weil er gleichzeitig eine nichtvorhandene militärische Würde auszustrahlen versuchte und sich dabei bemühte, das Gleichgewicht bei seinem Weg durch den Schnee zu halten, wirkte er ungefähr so grotesk wie ein Clown auf einem Opernball. In seinem silbernen Winteranzug sah der Typ dabei noch lächerlicher aus, als er es ohnehin schon getan hätte. Alles in allem machte er so den Eindruck einer frisch aus dem Puff entlaufenen Tunte, der noch der Stock im Hinterteil steckte.

Der Offizier hatte ein PADD in der Hand, und als er zwei Meter vor dem Bewohner des kleinen Tals stand, warf er einen Blick auf dasselbige und fragte: „Mister Sulik? Mister Lew Sulik? Ehemals Kampfpilot der Sternenflotte. Ohne Rang und unehrenhaft entlassen vor 8 Jahren?“

„Kann schon sein.“, antwortete der Angesprochene stoisch und schob hinterher: „Kommt darauf an.“

Der Offizier konnte mit dieser Antwort offenbar nichts anfangen und fragte verwirrt: „Worauf?“

„Wer das wissen will.“, war die wiederholt knappe Antwort. Als ob er nicht verstünde, entgegnete der Offizier wie aufgelöst: „Die Sternenflotte natürlich.“

„Ich fragte WER, nicht WAS, du Arschloch!“, meinte der Befragte und drehte sich um. Er hatte schon viel zuviel gesagt. Er war Lew Sulik, und im Grunde hatte er das mit seinen Antworten schon zugegeben. Glücklicherweise war der Offizier schwer von Begriff. Vielleicht verschwand er wieder, wenn er diesen Idioten einfach ignorierte.

„Lew Sulik. Immer noch derselbe Kerl mit dem Charme eines cardassianischen Schlachtkreuzers.“, erklang plötzlich eine irgendwie vertraute Stimme hinter ihm. Wieder wandte er sich zum Shuttle um und sah einen weiteren Offizier im Thermoanzug auf ihn zu kommen. Lew kam der zweite Offizier vage bekannt vor. Als dieser direkt vor ihm stand, erkannt er ihn, und Lew raunte: „Scheiße, ich hab befürchtet dass mich die Vergangenheit irgendwann einholt. Aber dass es ausgerechnet du sein musst, Mark, das ist verflucht hart.“

„Wie ich sagte, du bist immer noch derselbe. Nur deine Aussprache, die scheint irgendwie noch blumiger geworden zu sein.“, entgegnete Mark mit einem Lächeln die Beleidigung seines ehemaligen Kameraden überspielend. Aufmerksam betrachtete Mark dabei sein Gegenüber. Wenn nicht die Stimme und die fast unverwechselbare Wortwahl wären, so hätte er Lew vermutlich kaum wieder erkannt. Ein dichter, von grauen Haaren durchzogener Vollbart verdeckte das Gesicht aus dem zwei hasserfüllte, aber müde Augen heraus stachen. Das wenige an Haut, das auf dem Gesicht zu sehen war, zeigte kleine Falten und schien vom Wetter gegerbt.

Lew schnaubte und sagte im stoischen Tonfall: „Zum Teufel, ich hab keine Ahnung was du meinst.“

Die letzte Bemerkung übergehend schaute Mark sich um und sein Blick blieb kurze Zeit auf dem großen Findling liegen, auf dem sich durch eine dünne Schneeschicht die Worte „Sam Samuel McKoon“ abzeichneten. Dann meinte er: „Nette Ecke hast du dir ausgesucht für deinen Lebensabend. Passt irgendwie zu dir. Rauer Kerl in rauer Gegend.“

„Ach rutsch mir doch den Buckel runter, Mark.“, meinte Lew daraufhin und kehrte seinem alten Kollegen den Rücken zu. Ohne sich weiters um Mark oder dem anderen Offizier zu kümmern, ging zu dem kleinen Unterstand neben seiner Hütte und zog einen Schlitten daraus hervor, den er sorgfältig prüfte. Mark folgte ihm und sah dem ehemaligen Kampfpiloten schweigend zu. Nach einer Weile fragte er: „Was treibst du so in letzter Zeit?“

„Ich packe meine Sachen!“, war die gewohnt knappe und abweisende Antwort. Doch Mark ließ sich nicht beirren, mit ironischem Tonfall fragte er wieder: „Du willst also verreisen?“

„Ja!“, presste Lew hervor, ohne von seiner Arbeit aufzuschauen: „In mein Winterquartier, weiter südlich. Damit mir hier nicht der Arsch zusammen friert. Und ihr Penner haltet mich nur auf. Zieht Leine und lasst mich in Frieden!“

„Sag mal, was ist denn dass eigentlich für eine Art, einen alten Freund zu begrüßen?“, blieb Mark hartnäckig beim Thema. Er hatte einen wunden Punkt erwischt, denn nun richtete sich Lew wieder vom Schlitten auf und starrte Mark an: „Mark. Du warst wirklich ein guter Kumpel und ein guter Kamerad. Das weiß ich immer noch zu schätzen. Aber das ist lange her, und ich will von all dem nichts mehr wissen! Warum musstest du her kommen? Ich habe dich nicht darum gebeten!“

„Nein, das hast du nicht. Und ich hätte dich liebend gern in Ruhe gelassen. Aber es sind raue Zeiten. Da kann man sich das nicht aussuchen.“ Mark wandte sich in Richtung der Hütte. „Ich schätze mal, da ist es wärmer als hier. Lass uns drinnen reden.“, sagte er und ging, ohne eine Antwort abzuwarten, zur Hütte. „Was willst du von mir?“, brüllte Lew ihm hinterher. „Sag ich dir drinnen.“, antwortete Mark, ohne sich umzudrehen. „Ich habe dir auch was mitgebracht.“ Dabei hielt er eine Flasche hoch und ging unbeirrt weiter. „Verdammt!“, murmelte Lew und stapfte Mark hinterher. Kurz vor der Hütte hatte er ihn eingeholt. „Was willst du von mir?“, fragte er ihn erneut. Mark lächelte: „Das sage ich dir wirklich erst da drinnen.“ Dann sah er an Lew vorbei. „Ähm, Fähnrich. Das wäre vorerst alles. Ich werde mit Mister Sulik alleine reden. Sie können im Shuttle auf mich warten.“ Der Fähnrich sah aus, wie ein trauriger Welpe, der zurückgelassen wurde, fand Lew, konnte sich aber dennoch eine Spitze nicht verkneifen: „Passen Sie auf dem Rückweg auf die Hunde auf. Die hatten heute noch nichts zu fressen.“ Der Fähnrich, der sich bereits umgedreht hatte, stockte für einen Moment und schien zu überlegen, ob die Worte ernst gemeint waren oder nicht. Mit einem Blick auf die Hunde entschied er sich aber für die sichere Variante und ging im großen Bogen um die Hunde zum Shuttle.

In der Hütte war es deutlich wärmer, was Mark zu einem wohligen Seufzer veranlasste. Er zog seine Jacke aus, nahm die Brille ab und sah sich in der Hütte um. Lews urtümliches Quartier sah genauso aus, wie er sich eine Blockhütte vorgestellt hatte. In der Mitte stand ein grob gezimmerter, massiver Tisch mit ebensolchen Stühlen. An der gegenüberliegenden Wand befand sich ein steinerner Kamin, der auch als Kochstelle diente. Überhaupt war alles recht simpel gehalten und auf das Überleben in der rauen Natur ausgelegt. An der Wand hingen diverse Waffen und Werkzeuge sowie aus Tierfellen produzierte Winterkleidung. Hinzu kam eine warme, aber zum Schneiden stickige Luft, in der sich viele verschiedene Gerüche vermischten. Mark glaubte, ranziges Fett, gegerbtes Leder, Rauch und andere seltsame Duftnoten auszumachen, die ein seltsames Gemenge ergaben, das ihn irgendwie an das Mittelalter erinnerte. Er spürte ein leichtes Ziehen in seinen Schläfen. „Also wie man sich von allen Planeten ausgerechnet diesen Eisblock aussuchen kann, verstehe ich nicht. Er wäre mir viel zu kalt und hell.“, meinte er. „Dafür kommen hier selten Typen von der Flotte vorbei.“, entgegnete Lew bissig. „Also was willst du?“ „Als erstes wären zwei Gläser für den hier ganz nett.“, entgegnete Mark ihm grinsend und hielt die Flasche hoch. „Whiskey von Arbazan. Der letzte Jahrgang, bevor der Planet von den Romulanern in die Steinzeit gebombt wurde.“ Lew zog die Brauen hoch und kramte zwei Gläser aus einer Kiste neben dem Kamin.

Als er sich an den Tisch setzte, an dem Mark bereits Platz genommen hatte, und die Gläser unsanft auf die Tischplatte knallen ließ, fragte er: „Wie zum Teufel hast du mich überhaupt gefunden?“ „Ich kenn dich, Lew. Besser, als du denkst. Du bist trotz allem ein sentimentaler Kerl. Du hast mir mal davon erzählt, wie du hier auf Liat IV beinahe dein Leben verloren hast. Darum wusste ich… na ja, besser gesagt, ich ahnte es, dass du dich hier auf diesen Eisbrocken verziehst.“, erklärte Mark, während er beide Gläser näher zu sich heranzog und die Flasche öffnete. Dann goss er ein, reichte Lew ein Glas, wechselte dann das Thema und fragte beiläufig: „Sind dir in letzter Zeit die Leute aus der Forschungsstation über den Weg gelaufen?“ Lew sah ihn an und überlegte. „Nein, ich versuche, mich möglichst fern von der Föderation zu halten. Aber ich habe sie in letzter Zeit auch nicht mehr bemerkt.“ Mark nickte. „Das liegt daran, dass die Forschungsstation aufgegeben wurde. Wie nahezu jede Forschungsstation, die sich nicht mit Waffen, Energie oder ähnlichen kriegswichtigen Themen beschäftigt.“ „Steht es immer noch so schlecht um die Föderation wie vor 8 Jahren?“, wunderte sich Lew. „Nein, es ist deutlich schlimmer geworden. Wir haben eine Welt nach der anderen verloren, nur noch das Sol-System ist übrig. Die Gefechte sind härter und rücksichtsloser als jemals zuvor. Ein Bündnispartner nach dem anderen springt ab oder wechselt gar zu den Romulanern. Selbst die Borg oder das Dominion sind niemals so erfolgreich gewesen. Der Fähnrich draußen… Was denkst du, wie alt er ist? Er ist sechzehn! SECHZEHN!!! Sie holen jetzt schon Kinder in den Krieg!!!“ Lew sah seinem alten Freund nun zum ersten Mal direkt ins Gesicht und erschrak, als er die harten Züge und den kalten Blick sah. Der Krieg hatte Mark also wirklich zugesetzt und sein freundliches Wesen ausgelöscht und dabei irgendwas Platz gemacht, das Lew nicht so recht einordnen konnte. Dennoch konnte Lew der Föderation nicht so einfach vergeben. „Die Föderation geht mich nichts mehr an. Ich habe mit ihr nach der ‚Götterdämmerung’ abgeschlossen.“ In ihm keimte die Erinnerung wieder auf, und er starrte in sein Whiskeyglas. Er erinnerte sich an das Desaster in der Schlacht, in der so viele seiner Kameraden gestorben waren. Wie er sich als einer der wenigen seines Wings und als einziger seiner Staffel durch die feindlichen Linien schlagen konnte. Sie hatten es gerade noch zur Raumbasis 322 geschafft. Wie in Trance war er damals aus seinem Fighter gestiegen und durch die Shuttlebay geirrt. Alles um ihn herum hatte er nur noch wie durch einen dumpfen Filter wahrgenommen. Die Lichter der brennenden Fighter und Shuttles, die Schreie der Verletzten, die hektisch umher rennenden Techniker und Mediziner. Alles war nur schemenhaft zu seinem Bewusstsein vorgedrungen. So war er durch die ganze Station geirrt und stand irgendwann im Büro von Admiral Horaki, dem Oberbefehlshaber der Offensive ‚Götterdämmerung’. Ab da an wurde Lews Erinnerung wieder so klar, als ob es erst gestern gewesen wäre. Der Admiral hatte erstaunt vor seinem Schreibtisch gestanden, und Lew hatte ihn angestarrt. Er hatte auch da keinen klaren Gedanken fassen können, aber Trauer, Wut und Hass waren in ihm aufgestiegen und hatten sich wie eine zähe, kochende Masse in seinem ganzen Körper ausgebreitet. Fast automatisch hatten sich seine Hände langsam zu Fäusten geballt. Und dann hatte er sich auf den Admiral gestürzt. Immer und immer wieder hatte er auf ihn eingeschlagen. Es war grotesk, aber Lew glaubte, sich an jeden einzelnen Schlag genau zu erinnern. Damals hatte er den Admiral durch sein gesamtes Büro geprügelt und hätte ihn vermutlich auch totgeschlagen, wenn nicht zwei Sicherheitskräfte dazwischen gegangen wären.

Auch Mark dachte an ‚Götterdämmerung’. Die große Offensive der Föderation, die die große Wende in diesem Krieg hätte bringen sollen, war schon im strategischen und taktischen Ansatz falsch gewesen. Letztlich hatte sie die Lage der Föderation nur verschlimmert. Auch in seinem Frontabschnitt hatte die Schlacht einen hohen Blutzoll gefordert. Trauer und Wut hatten sich in ihm genauso ausgebreitet, aber die anhaltenden Kämpfe hatten sie mehr und mehr in den Hintergrund gedrängt. Und die andauernden Niederlagen und Verluste der darauf folgenden Jahre hatten Mark distanziert und zynisch werden lassen.

„Weißt du, wie es da war?“, unterbrach Lew mit ruhigem Ton die Stille und schaute wieder von seinem Glas auf. Er sprach weiter, und mit jedem Satz steigerte sich die Wut in seiner Stimme. „Weißt du, wie es war, meine Kameraden sterben zu sehen? Zu sehen, wie sie einer nach dem anderen in einem hirnrissigen und völlig unnützen Gefecht niedergemetzelt wurden?“ Lew sprang auf und redete sich mehr und mehr in Rage. „Ich kann immer noch ihre Schreie hören, als ihre Flieger explodierten. Ich höre immer noch Ians Schreie, als sein Fighter abstürzte und auf dem Planeten zerschellte. Er war mein Freund, mein bester Freund!“ „Er war auch mein Freund. Ich habe an dem Tag auch viele Freunde und Kameraden verloren.“, erwiderte Mark ruhig. Bislang hatte Lew genauso reagiert, wie er es erwartet hatte. „Dieser Angriff war militärischer Wahnsinn. Das wissen wir beide.“ „Sie haben uns sinnlos verheizt!“, schrie Lew wütend und gestikulierte wild mit der Hand und zeigte während seiner Tirade mit dem Finger immer wieder in eine Ecke, als ob dort die gesamte Admiralität auf der Anklagebank säße. Mit hassverzerrtem Gesicht brüllte er weiter: „Der Krieg ist totaler Irrsinn und die Strategie von denen da oben völlig für’n Arsch...“ „Aber Sie machen immer noch weiter, und es sterben weiterhin Menschen. Weiterhin Freunde von uns…“, unterbrach ihn Mark. Leiser fuhr er fort „Charlie ist tot. Kjetil ebenfalls.“ „Wie?“, fragte Lew geschockt nach einer Ewigkeit. „Kjetils Fighter ist direkt beim Hangareinflug von einem Torpedo getroffen worden und dann im Hangar explodiert. Die Explosion hat fünf Piloten und einem ganzen Mechanikerteam das Leben gekostet.“ Stille breitete sich aus.

Dann fuhr Mark fort. „Aber nun geht es um mehr als nur um uns und unsere Freunde. Jetzt geht es um alle Menschen. Die Romulaner sind sehr gründlich, wenn sie eine Welt besetzen. Menschen, Vulkanier, Andorianer und alle anderen Gründungsvölker werden systematisch gejagt und versklavt. Es geht hier nicht mehr um einen Krieg um Planeten oder die Vorherrschaft im Alpha- und Beta-Quadranten. Hier geht es darum, ob die Menschheit als Volk überlebt. Ob die Föderation überlebt. Wir haben eine Welt nach der Auf der Erde und allen Planeten im Sonnensystem bricht Panik aus. Es herrscht überall Ausnahmezustand.“ Lew blickte an Mark vorbei und blieb stur. „Das ist mir egal. Ich schulde der Föderation gar nichts…“ „Aber du schuldest mir etwas.“, erwiderte Mark leise. Eigentlich hatte er diese Karte nicht ausspielen wollen. „Hast du dich nie gefragt, wie du aus dem Gefängnis entkommen konntest? Wieso ein Sträflingsfrachter aufgebracht werden konnte, alle Gefangenen befreit wurden, aber nur dir die Flucht gelungen ist?“ „Du warst daran beteiligt?“, fragte Lew erstaunt. „Ich habe sämtliche Gefallen eingefordert, die man mir schuldete, und stehe jetzt bis zum Hals in der Kreide bei einer Menge dunkler Typen, nur um deinen Arsch in Sicherheit zu bringen. Nun möchte ich, dass du dir anhörst, was ich zu sagen habe. Danach kannst du mich immer noch wegschicken.“ Lew war immer noch überrascht. Er nahm einen tiefen Schluck Whiskey und nickte nur. Mark entspannte sich ein wenig und fuhr fort: „Wie gesagt, steht die Föderation kurz vor der Vernichtung. Also sind die Admiräle ziemlich verzweifelt und setzen alles auf eine Karte. Alles läuft auf eine finale Schlacht hinaus, in der wir aber heillos unterlegen sind. Also planen sie eine Geheimaktion, die das Romulanische Reich in die Knie zwingen soll.“ „Oder den endgültigen Untergang der Föderation besiegelt.“, unterbrach Lew ihn. Mark grinste kalt. „Und um genau das zu verhindern, hat man sich etwas ausgedacht. Und dazu könnte es nötig sein, dass viele … ich nenne es mal Hindernisse… aus dem Weg geräumt werden müssen. Und hinzu kommt noch die Schlacht um die Erde. Da braucht man ganze Geschwader von Kampffliegern. Es wird ein ziemliches Selbstmordkommando. Also will man erfahrene Piloten einsetzen, die mit schwierigen Situationen zu Recht kommen. Piloten wie uns beiden. Also im Klartext: Die Sternenflotte will, dass du zurückkommst.“

Lew sah Mark durchdringend an. Dann fing er lauthals an zu lachen. „Was soll das werden? Eine Art Volkssturm aus Kindern und Rentnern? Und überhaupt: Ich komme ganz bestimmt ohne Probleme zurück, und Admiral Horaki vergisst sicher auch, dass ich ihn halb tot geprügelt habe. Der wirft mich doch in den Knast, bevor ich auch nur in die Nähe eines Raumschiffs komme.“ „Ich glaube, Horaki ist es ziemlich egal, was du tust. Der gute Admiral hat nämlich das Zeitliche gesegnet. Du erinnerst dich noch an Enor Tebas Frau – die impulsive? Sie war ein wenig gründlicher als du und hat den Admiral eiskalt liquidiert.“ Lew blickte überrascht auf. „Es scheint doch noch gute Nachrichten zu geben. Geht es ihr gut?“ „Na ja, sie hat sich selbst erschossen, nachdem sie den Admiral erschossen hatte.“ „Oh…“ Wieder breitete sich Stille aus. Zu viele Tote für einen Nachmittag. Nachdenklich und geschockt setzte sich Lew wieder an den Tisch. Schließlich räusperte sich Lew. „Warum sollte ich bei dieser Selbstmordmission teilnehmen? Warum sollte ich mein Leben aufs Spiel setzen und dann hinterher in den Knast gehen, wenn ich überlebe?“ Er zeigte durch den Raum „Es ist nicht viel, was ich habe, aber ich bin frei und mein eigener Herr.“ Mark schob ihm ein PADD hin. „Die Verurteilung ist wieder aufgehoben. Du erhältst den Rang eines Lieutenant und deine Freiheit zurück. Nur dass ich diesmal dein Leader bin, nicht umgekehrt. Die Aufhebung gilt übrigens ab sofort, wenn du das Angebot annimmst. Du kannst dein selbst gewähltes Eis-Gefängnis also verlassen. Mark sah Lew in die Augen. Dieser zögerte und war sich uneins darüber, was er von Marks Angebot halten soll. Es war also Zeit für einen letzten Trumpf. „Ich habe noch etwas für dich.“ Mark kramte in seiner Jackentasche und legte dann einen Ring vor Lew auf den Tisch. „Den soll ich dir von Natalie geben. Sie sagte, dass du ihn ihr entweder persönlich wiedergeben sollst oder ich ihn in die nächste Sonne werfen soll.“ Lew nahm den Ring in die Hand und betrachtete ihn. Er kannte ihn genau, auch ohne dass er ihn ansah. Zwei Namen und ein Datum waren auf der Innenseite eingraviert. Oft hatte er in den vergangen Jahren an sie denken müssen. Bis heute verstand er es nicht, wie sie ihn dazu gebracht hatte, sie zu heiraten. Vor ihr hatte er nie ernsthaft darüber nachgedacht, sich zu binden, geschweige denn zu heiraten. Er hatte die Ehe als eine überflüssige Tradition betrachtet. Aber das Mädchen hatte mindestens so einen Dickschädel besessen wie er, und so hatten sie schließlich doch noch geheiratet. Es war eine gute Zeit gewesen.

Lew seufzte. „Ist sie sehr sauer, dass ich mich nicht bei ihr gemeldet habe?“ „Sie ist nicht gerade begeistert. Es war für sie auch nicht gerade leicht, als die Frau von einem flüchtigen Verbrecher zu gelten. Aber sie hat sich nicht beklagt. Sie würde sich freuen, wenn du wieder zurückkommen würdest.“ Lew seufzte, schnappte sich die Flasche und nahm mehrere Schlücke daraus. „OK, ich komme zurück und helfe euch bei eurem Wahnsinn.“, sagte er dann. „Gut.“, antwortete Mark und stand auf. „Pack deine Sachen. Wir fliegen sofort los. Ich warte im Shuttle auf dich.“ „Moment! Meine Hunde da draußen, die kommen mit! Ich lass sie nicht zurück!“, warf Lew schnell dazwischen.

Mark dreht sich um. „Das glaube ich gerne. Aber das wird nur schwer möglich sein. Wir werden keinen Platz für Hunde haben. Auch nicht als Maskottchen oder so was.“ Dann seufzte er. „Die Zeiten haben sich wirklich verdammt geändert, Lew.“ Lew schaltete auf stur und verschränkte die Arme. „Entweder die Hunde kommen mit oder ich bleibe hier.“ Marks Gesicht verfinsterte sich. „Dann wirst du mit ihnen sterben. Die Romulaner sind auf den Weg auch in dieses System. Wie ich schon sagte: Sie sind sehr gründlich.“ Lew zögerte. „Ich kann die Hunde nicht hier lassen. Ich lasse sie nicht im Stich.“ „Ja, ich verstehe dich. Aber du kannst sie nicht mitnehmen. Hast du irgendwen, der sich um die Hunde kümmern kann, solange du unterwegs bist?“ „Ich lasse doch die Hunde nicht bei irgendwem!“, polterte Lew los. Marks Blick wurde hart, dann drehte er sich um. „Es wird Natalie freuen, dass dir die Hunde wichtiger sind.“ Mit diesen Worten schnappte er sich seine Jacke und ging zur Tür. „Warte, warte!“, rief Lew. „Ich denke, ich hab jemanden, dem ich die Hunde für eine Weile geben kann. Mit ihm muss ich ohnehin noch was abklären. Dazu müssen wir aber bei Salvation III vorbei.“ Mark nickte. „Das lässt sich einrichten.“ Lew stand auf und schaute seinem alten Kameraden ins Gesicht: „Damit eins klar ist. Ich mache das nicht für die Föderation oder für meine Begnadigung. Vor allem mach ich es wegen Natalie. Und wegen unserer früheren Freundschaft, um der alten Zeiten willen. “ „Nichts anderes habe ich erwartet“, entgegnete Mark, verließ die Hütte und ging gut gelaunt zum Shuttle.

Lew blieb in der Hütte zurück und setzte sich an den Tisch. Noch ein letztes Mal wollte er die Stille dieser Welt genießen, die trotz aller Widrigkeiten sein Zuhause geworden war. Er vernahm das Prasseln des Feuers, das leise Knarren der Balken seiner Hütte und den Wind, der über den höchsten Gipfel der Region jagte. All das würde er nun zurücklassen, so wie er ein paar Jahre zuvor schon einmal alles zurück gelassen hatte. Dann durchbrachen die anlaufenden Aggregate des Shuttles die natürliche Geräuschkulisse. Lew griff nach seinem Glas und goss von dem Whiskey nach. Er hielt sich das Glas vor das Gesicht und drehte es langsam in seiner Hand. Das helle Licht von dem gegenüber liegenden Fenster brach sich im Glas und in der Flüssigkeit. Auf solche Details hatte er früher nie geachtet, erst seit er auf diesem Planeten lebte, wusste er die kleinen Dinge des Lebens zu schätzen. Mit einem Kopfschütteln warf er diese Gedanken von sich und leerte den Inhalt des Glases in einem Zug. Er warf das Glas in den Kamin, wo es unter lautem Klirren zerbrach und der Rest der Flüssigkeit darin eine kleine Stichflamme erzeugte. Im Aufstehen murmelte er: „Was soll’s, wir gehen doch eh alle dabei drauf.“


Salvation III war eine Bergbau-Kolonie, wie man sie sich vorstellte: Dreckig, staubig, verkommen. Diese Art Leben wurde nur allzu gerne ausgeblendet, wenn man an die Föderation dachte. „Hier sieht man, was die hehren Worte wert sind. Von wegen ‚Wir arbeiten, um uns selbst zu verbessern.’ – diese Selbsttäuschung war weit verbreitet in der Föderation, besonders in der Sternenflotte.“, dachte Mark. Einen Unterschied gab es allerdings gegenüber anderen Bergbau-Kolonien: Hier gab es keine Sand- oder Geröllwüste, sondern eine Eiswüste. Auf Salvation III hatte man höchst instabile Elemente gefunden, die nur aufgrund der ewigen Kälte überhaupt abgebaut werden konnten. Entsprechend rentabel war diese Einrichtung für die Betreiber. Was man aber nur deren Geldbeutel, aber nicht der Kolonie anmerkte.

„Sein Name ist Andelko Ancic. Er führt die Bar in der Kolonie. Ich war ein paar Mal hier, bevor ich endgültig untergetaucht bin.“, berichtete Lew. „Er ist ein wenig schwierig, wenn man ihn nicht kennt. Und mit der Sternenflotten hat er es auch nicht so, also halt dich besser zurück.“ „Sir, dieser Ancic gilt als ehemaliger Söldner und Marquis. Und die Kolonie soll auch voller Sympathisanten sein. Welche Waffen sollen wir mitnehmen?“, hakte sich der Fähnrich in das Gespräch ein. „Ich denke, es wird keine Kavallerie nötig sein. Fähnrich, Sie werden im Shuttle bleiben und dafür sorgen, dass es uns nicht geklaut wird.“ Mark sah die Enttäuschung im Gesicht des jungen Offiziers. Aber für die ersten Abenteuer dieses Jungen war jetzt keine Zeit. Die würden noch früh genug kommen. Der Fähnrich landete das Shuttle ein wenig ruckelnd auf dem dunklen Landeplatz, den ihm Lew gezeigt hatte. Mark und Lew stiegen aus und wurden von einem eisigen Wind empfangen. Sie gingen auf ein heruntergekommenes, kleines Gebäude zu. So und nicht anders hatte Mark sich die Bar vorgestellt. Mark sah sich um, konnte bei der Dunkelheit und dem Schneetreiben aber nichts entdecken. Es wirkte menschenleer hier. Dennoch fühlte er sich beobachtet und unwohl. Als sie die Bar betraten, schlug ihnen der Gestank vieler Menschen entgegen. Mark roch Schweiß vermengt mit Blut, Alkohol, Zigaretten, billigem Parfüm und noch billigerem Essen. Dieses Gemisch war so intensiv, dass es ihm für einen Moment sämtlicher Sinne beraubte. Und obwohl sie erst wenige Augenblicke hier waren, bekam er langsam Kopfschmerzen. Dafür war es wenigstens nicht so grell. „Da vorne ist Andelko.“, flusterte Lew und zeigte mit dem Daumen auf eine Sitzecke in der Nische. „Ich geh zu ihm und werde mit ihm reden. Bleib du hier und entspann dich.“ Ohne eine Zustimmung abzuwarten, ging Lew zur Nische. Mark beobachtete den Mann, der dort saß. Er war groß, muskulös mit einem eckigen Kopf. Er erinnerte an einen Türsteher oder an einen Bodybuilder, wie sie zu seiner Zeit unterwegs waren. Als Lew den Tisch erreichte, stand der Mann auf. Beide unterhielten sich kurz und gingen dann in ein Hinterzimmer. Die Bewegung des Mannes war geschmeidig und wirkte federleicht. Dieser Mann war alles Mögliche, aber sicher kein Barmann. Sein ganzes Verhalten erinnerte Mark eher an einen Mafiosi mitten in seinem Reich, der wusste, dass ihm nichts passieren konnte. Mark beschloss, wachsam zu sein.

Langsam ging er zur Theke, an der eine Frau arbeitete, die mit mehreren Männern flirtete. Sie war schlank, aber kräftig und lachte viel. Sie war nicht unattraktiv. Mark sah genauer hin und erkannte, dass sie mittleren Alters war. Die Arbeit und das Klima hatten ihre Spuren hinterlassen. Das Dämmerlicht war eindeutig vorteilhaft für sie. „Was darf’s sein, Fremder?“, fragte sie ihn, als er sich an die Theke setzte. „Ein Bier, bitte.“ „Kommt sofort.“ Sie stellte ihm eine Flasche hin. „Wie laufen die Geschäfte?“, fragte er sie, nur um ein wenig Smalltalk zu betreiben. „Geht ganz gut, wie man sieht. Und was treibt dich hierher?“, fragte sie im Gegenzug. „Ich bin mit einem Freund hier, der hier noch einiges erledigen muss, bevor…“ Mark schluckte die Worte soeben noch herunter, die er auf der Zunge hatte. „…bevor wir weiter müssen.“ Mark massierte mit der rechten Hand seine Schläfe. „Dieses verdammte künstliche Adrenalin.“, dachte er. Mittlerweile hieß das Zeug Omega-III-Adrenalin und war in seiner Wirkung um ein Vielfaches stärker als die erste Version. Und im Verlaufe des Krieges, mit jeder neuen Schlacht hatte Mark es immer häufiger nehmen müssen, um die ununterbrochene Anspannung und die andauernden Gefahrensituationen bewältigen zu können. Was nur für den gelegentlichen Gebrauch gedacht war, war mittlerweile für Mark wie ein zweites Frühstück. Und mit der Zeit hatte sich gezeigt, dass Omega-III doch Nebenwirkungen hatte. Während des Kampfes sollte es die Sinne schärfen, aber Mark war extrem licht-, geräusch- und geruchsempfindlich geworden. So war er jetzt häufig gereizt und auch aggressiver als früher. Das Ambiente dieser Bar war die reinste Hölle für ihn. Das Pochen in seinem Schädel wurde allmählich zu einem stechenden Schmerz. „Vielleicht kann ich es ja damit ein wenig dämpfen.“, dachte er und nahm die Bierflasche wieder in die Hand.

Noch während Mark einen weiteren Schluck Bier nahm, bekam er Gesellschaft. Links und rechts von ihm hatten sich zwei Männer hingestellt, ein dritter stand schräg hinter ihm. „Hey, du siehst nicht aus wie jemand, der hier hingehört. Was willst du hier?“, sprach ihn der Linke an. Mark blickte kurz hoch zu den drei Männern. Alle drei groß und breit, gestählt durch ihre Arbeit. Er nahm einen weiteren Schluck aus der Flasche. Dann wandte er sich dem Mann zu, der ihn angesprochen hatte. „Es geht dich zwar nichts an, aber ich warte hier auf jemanden.“ Der Mann schräg hinter ihm legte ihm seine mächtige Pranke auf die Schulter und spie ihm ins Ohr: „Wir mögen die Sternenflotte nicht. Wir wollen sie hier nicht. Ihr lenkt nur die Aufmerksamkeit der Romulaner auf uns. Verschwinde mit deinem Freund! Oder sollen wir nachhelfen?“ Mark spürte, wie die Wut in ihm aufstieg. Diese Ablehnung der Sternenflotte nahm mehr und mehr zu. Die Leute machten es sich einfach: Wenn die Sternenflotte verschwindet, würden die Romulaner sie schon in Ruhe lassen. Und nicht selten entlud sich die ganze Aggression der Leute dann gegen diejenigen, die ihre Existenz schützten: den Sternenflottenangehörigen. Er nahm einen weiteren Schluck und schaute auf die Hand auf seiner Schulter. „Wenn du deine Hand behalten willst, solltest du sie da wegnehmen.“, knurrte er gereizt. Ihm war nicht nach Diplomatie. Außerdem machten ihm die Kopfschmerzen zu schaffen. Die drei Männer lachten. „Oh, Sternenflotte wird mutig. Vielleicht sollten wir Sternenflotte mal abkühlen.“, meinte der Rechte. Mark spürte, wie sich etwas Spitzes in seine Seite bohrte. Eine Klinge, wie er vermutete. Langsam stand er auf und dreht sich um. „Ich warne euch. Das wird eine blutige Geschichte, wenn ihr nicht mit dem Blödsinn aufhört.“ Wieder lachten die Männer. „Sternenflotte sieht plötzlich gar nicht mehr mutig aus.“, rief der Mann, der nun rechts von ihm stand und wollte Mark am Oberarm packen. In diesem Moment übernahmen jahrzehntelanges Training und die angestaute Aggression die Oberhand bei Mark. Noch ehe der Mann ihn berührte, rammte er ihm den Ellbogen ins Gesicht. Blut spritzte, als die Nase brach, und der Mann stürzt mit einem Aufschrei nach hinten. In einer schnellen Bewegung versucht Mark, sich vor dem Mann mit dem Messer in Sicherheit zu bringen. Wie aus dem Nichts traf ihn dabei die Faust eines Mannes, den Mark bislang nicht auf seiner Rechnung hatte. Mark flog nach hinten und stürzte auf einen Tisch, der krachend unter ihm zusammenbrach. Mühsam rappelt er sich auf. Mark fühlte sich wie von einem Dampfhammer getroffen, Sterne tanzten ihm vor Augen. Unsanft wurde er von zwei kräftigen Armen in die Höhe gerissen. Der Mann gehörte nicht zu den Dreien, die ihn angesprochen hatten. Der Mann holte aus und schlug seine Stirn in Marks Gesicht. Mark konnte das Knirschen seiner Nase hören. Ihm wurde schwindelig, fast sogar schwarz vor Augen. Er schmeckte sein Blut im Mund. Seltsamerweise holte ihn das in die Realität zurück. Er zog sein Knie hoch und traf den Riesen zwischen den Beinen. Mit einem Aufschrei ließ der ihn los und krümmte sich vor Schmerzen. Abermals riss Mark das Knie hoch und jagte es in das Gesicht seines Widersachers, der gurgelnd und blutüberströmt zu Boden ging und sich nicht mehr rührte. Mark wandte sich den beiden verbliebenen Gegnern zu.


Im Hinterzimmer ging Andelko Ancic aufgeregt auf und ab wie ein scharfer Hund und steigerte sich langsam in Rage. „Okay, keine Ahnung, was du dir denkst. Es geht hier nicht um Peanuts. Du schuldest mir mehr als nur einen Gefallen. Wir haben einen Deal. Ich bringe dich nach Liat IV, und du baust in aller Ruhe und Gemütlichkeit das Latinum für mich ab. Und jetzt kommst du daher und sagst mir, dass du aussteigst. Willst du mich verarschen?“ Er blieb drohend vor Lew stehen. „Spiel nicht mit mir! Ich warne dich!“ Auch wenn er auf seinem Claim sein eigener Herr war, hatte Lew sich damals in eine Abhängigkeit gegenüber Ancic begeben, aus der er bisher nicht heraus gekommen war. Lew fühlte sich unwohl, wie Andelko sich verhielt. Er war ihm körperlich deutlich überlegen. Außerdem war er ein langjähriger Kämpfer, der wahrscheinlich sehr viele Möglichkeiten kannte, ihn zu töten oder ihm zumindest unendlich weh zu tun. Auf beides hatte er keine Lust, aber da musste er jetzt durch. „Andelko, du weißt, dass ich dich nicht betrüge. Wir haben acht Gallonen in Raten vereinbart. Das habe ich längst übererfüllt!“ „Ja, das war aber noch, bevor die Romulaner Ferenginar besetzt haben und der ganze Markt fast zusammen gebrochen ist!“, brüllte Andelko wütend und fuhr wild mit den Händen fuchtelnd im Raum herum. Lew erinnerte sich. Ancics Leute hatten es ihm damals erzählt, als sie einmal wieder die monatliche Lieferung abgeholt hatten. Wie zu erwarten gewesen war, hatten sich die Ferengis in diesem Krieg neutral verhalten und beide Seiten ausgiebig mit Waffen beliefert. Aber dann waren die Romulaner wohl zu der Einsicht gelangt, dass es besser wäre, einen Waffenlieferanten zu verlieren als dem Feind einen zu überlassen. Krieg war offensichtlich doch nicht immer gut für das Geschäft. „Moment Ancic!“, protestierte Lew, „Die weiteren Lieferungen, das war ein neuer Deal. Und den bin ich nur eingegangen weil du mir etwas angeboten hast. Damals warst du der Bittsteller gewesen.“ „Genau, es war ein neuer Deal. Und nach dem bist du mir nicht nur weitere fünf Gallonen schuldig, sondern hast noch einen Gefallen einzulösen. Du hast mir als Pilot zur Verfügung zu stehen, wenn die ganze Sache steigt!“, entgegnete Ancic, nun wieder direkt vor Lew stehend, „Ich habe hier die einmalige Chance auf das große Ding! Die lasse ich mir von dir nicht nehmen!“ Andelko machte einen bedrohlichen Schritt auf Lew zu. Lew verfluchte den Tag, an dem er Ancic in dieser schmierigen, kleinen Bar kennen gelernt hatte und in seine dreckigen Geschäfte verwickelt worden war. Selbst auf dem Eisplaneten war er nicht völlig frei von Abhängigkeiten und das bekam er nun ganz deutlich zu spüren. Ancic war niemand, mit dem man Scherze treiben sollte, zumindest nicht, ohne einen Trumpf in der Hand zu haben. Und genau einen solchen wollte er nun ausspielen. „Das will ich doch auch gar nicht. Ich stehe zu meinem Versprechen, wenn auch etwas anders als geplant. Vor ein paar Monaten habe ich eine neue Ader entdeckt, eine viel ergiebigere als die alte.“, sagte Lew und hielt Andelko ein Blatt Papier mit den Koordinaten hin, „Wenn du alle deine Leute nach Liat IV auf meinen Claim schickst, dann hast du deine fünf Gallonen in einem knappen Monat zusammen, wenn nicht noch weit mehr.“ Ancic griff nach dem Papier, doch Lew zog es schnell wieder zurück. Er wusste, dass er mit seinem Leben spielte. Doch nach all der Zeit als Kampfpilot und erst recht nach all den Jahren in der Wildnis hatte er sich auf eine seltsame Art und Weise daran gewöhnt. Ancic war gierig, und das war die große Schwäche, die Lew ausnutzen konnte, wenn es auch eine gewisse Gefahr in sich barg. Andelko hielt inne und überlegte kurz. „Wieso sollte ich dir trauen? Nach all den Jahren willst du dich plötzlich aus der Sache rausziehen. Wieso baust du diese neue Ader nicht selbst ab und behältst den Überschuss für dich? Da stimmt doch was nicht. Du willst mich doch ans Messer liefern.“ „Warum sollte ich das tun? Du würdest mich doch sofort finden und mich umbringen. Außerdem hast du mir in einer schwierigen Situation geholfen. Ich habe in nächster Zeit ein paar Angelegenheiten zu regeln und werde den Teufel tun und mich den Behörden stellen, nur um dich anzuzeigen. Ich bin doch nicht bekloppt.“ Das schien Andelko einzusehen. Er wurde ruhiger. „Okay, aber ich will deine gesamte Ausrüstung für den Abbau haben.“ Fast hätte Lew sofort eingewilligt, aber das hätte Ancic sofort wieder misstrauisch gemacht. Er musste den Schein wahren. Stattdessen schüttelte er also den Kopf. „Nichts da. So einfach lass ich mir nicht meine Lebensgrundlage nehmen.“ Andelko lächelte ihn an. Für Frauen mochte es ein sympathisches Lächeln sein, aber Lew kannte ihn nun schon länger. Ihn erinnerte das Lächeln eher an einen Hai, der gleich nach seiner Beute schnappt. „Lew. Ich habe Kosten, wenn ich deine Arbeit nun auch noch erledigen muss. Die müssen nun mal gedeckt werden. Und nun soll ich auch noch Geld für die Ausrüstung ausgeben?“ Lew kniff die Augen zusammen und meinte herausfordernd: „Ich hatte auch Kosten und schon genug Ärger am Hals. Außerdem liefere ich dir eine verdammt gute Ader frei Haus. Irgendeinen ausgebrannten Piloten für dein Geschäft findest du hier allemal. Du kommst also verdammt gut weg dabei.“ Er hielt ihm die Hand hin. „Deal?“ Andelko starrte auf die Hand und überlegte, dann schlug er aber doch ein. „Verarsche mich ja nicht.“

Lew war erleichtert, einigermaßen sauber aus der Sache herauszukommen. Letztendlich war ihm das Geld reichlich egal. „Du weißt, dass ich dich nicht übers Ohr haue.“ „Wenn du mir nicht so verdammt sympathisch wärst, ich hätte dir schon längst die Kehle durchgeschnitten!“, entgegnete Ancic nun jovial lächelnd. Diese Sympathie beruhte jedoch nicht auf Gegenseitigkeit, auch wenn Lew an Andelkos Aufrichtigkeit in dieser Sache ohnehin zweifelte. Für diesen Kleinkriminellen mit großen Ambitionen zählte das Schauspiel zum täglichen Handwerk. Aber wer mit Adelko Geschäfte machte, der musste das Spiel nach dessen Regeln spielen. Darum entgegnete Lew ebenfalls mit einem gespielten Lächeln: „Das weiß ich doch, altes Haus. Sonst wäre ich nicht mit dieser Bitte zu dir gekommen. Ah, eine Sache noch: Ich bin mit einem Freund hier. Wenn wir gleich nach vorne gehen, sag einfach ganz laut, dass du die Hunde nicht nehmen kannst.“ Andelko Ancic sah ihn verständnislos an. „Guck nicht so, mach es einfach. Ich erkläre es dir später mal!“ Andelko nickte gleichgültig. „Wie du meinst.“

Andelko holte gerade eine Flasche eines teuren Cognac hervor, um auf das Geschäft anzustoßen, als aus dem Barraum lautes Geschrei und Gepolter drang. „Was zum Teufel geht da vor?“, fluchte er. Die beiden stürmten in die Bar. „Oh nein. Mark!“, stöhnte Lew, als er sah, was da vor sich ging.

Mark stand federnd auf den Fußballen und beobachtete seine Gegner. Es waren mittlerweile wieder drei. Er hatte die Zähigkeit des Mannes, den er als erstes zu Boden geschickt hatte, unterschätzt. Er stand wütend mit gebrochener Nase und aufgeplatzter Lippe da und schrie Mark an. Die beiden anderen waren zurückhaltender und wussten scheinbar nicht, wie sie nun vorgehen sollten. Schließlich schienen sie sich einig zu sein und griffen gemeinsam an. Einer der Männer versuchte, ihn mit der Faust zu schlagen, aber Mark tauchte unter dem Schlag hinweg und versetzte dem Mann einen Tritt gegen das Bein. Dieser ächzte, fiel aber nicht. Bergarbeiter sind hart im Nehmen. Währenddessen versuchte der Mann mit der gebrochenen Nase, Mark mit einer Vielzahl von harten Schlägen einzudecken. Aber die Angriffe waren zu plump, um wirklich gefährlich zu sein. Sie verpufften alle in Marks Deckung. Aber die Wucht war so heftig, dass Marks Arme langsam taub wurden. Mark ging in die Offensive und schlug mit der Faust ein paar Mal auf die Nieren seines Gegners, bis diesem die Luft wegblieb und er die Fäuste senkte. Darauf hatte Mark gewartet. In einer drehenden Bewegung schlug er dem Mann die Handkante gegen den Hals. Dieser fasste sich an den Hals und fiel röchelnd zu Boden. Zuckend kämpfte er um Luft. Aber auch diesen Kampf verlor er. Mark achtete aber schon nicht mehr auf ihn. Er war in einer Art Blutrausch. Er hatte jahrelang die Wut und den Zorn unter einer Schicht Gefühlskälte und Zynismus begraben. Das Treffen mit Lew hatte die Barrieren aufgeweicht, und so wurde er nun mit dieser aggressiven Energie versorgt. Außerdem tat es gut, nach den Jahren des Rückzugs und der Niederlagen mal wieder in den Angriff überzugehen. Das hier war besser als jede Holodeck-Simulation. Endlich spürte er wieder, dass er lebte. Er stieg über den Mann hinweg und bewegte sich mit einem wölfischen Grinsen auf die beiden verbliebenen Männer zu. Er musste aufpassen. Einer der beiden hatte ein Messer. Wenn er damit umzugehen verstand, konnte er eine große Gefahr für Mark werden. Aber darüber hinaus war Mark sich unsicher, wie er die übrigen Gäste einschätzen sollte. Sie schienen Gefallen an dem Kampf zu haben, schrieen und feuerten die Kämpfer an. Aber es war nicht ausgeschlossen, dass sie sich gegen ihn wandten. Der Mann mit dem Messer griff plötzlich an und versuchte, Mark mit seitlichen Bewegungen aufzuschlitzen. Er erwischte ihn kurz am Oberarm. Der Schnitt fing an, stark zu bluten. Das Messer war also wirklich scharf. Der Mann wurde durch den Erfolg mutiger und ging wieder zum Angriff über, aber diesmal waren seine Bewegungen lächerlich langsam. Mark packte die Hand mit dem Messer, drehte sie und zog den Arm nach unten. Gleichzeitig winkelte er sein Bein an und zog es nach oben. Der Ellbogen gehorchte den Gesetzen der Physik und brach. Der Mann stürzte heulend zu Boden und hielt sich seinen verletzten Arm.

„MARK!!!“ Dieser Schrei brachte ihn aus dem Konzept. Er sah auf und bemerkte Lew mit diesem Ancic. Beide waren aus dem Hinterzimmer gekommen und standen geschockt in der Bar. „MARK, WAS TUST DU???“, schrie Lew verzweifelt. „Du solltest doch einfach nur ruhig bleiben. Stattdessen veranstaltest du so ein Massaker.“ Mark grinste. Lew erschauderte. Das Grinsen glich der dämonischen Fratze eines Wahnsinnigen. Er erkannte Mark in dem Moment nicht wieder.

Der verbliebene Mann packte Mark in diesem Moment bei den Schultern und wollte ihn umreißen. Aber Mark vollführte in einer Drehbewegung einen Schlag gegen den Solarplexus des Mannes durch, der ihn einige Schritte nach hinten warf. Mark setzte nach und versetzte dem Mann einen Tritt erneut gegen den Solarplexus. Der Mann keuchte vor Schmerzen und wollte sich zurückziehen, aber Mark gab ihm keine Gelegenheit dazu. Er sprang auf den Mann zu. Mit dem Knie stieß er gegen den Brustkorb und schlug gleichzeitig mit der Faust in das Gesicht des Mannes. Das warf den Mann endgültig zu Boden. Dieser kippte zu Boden und krümmte sich vor Schmerz. Mark kniete sich zu dem Mann, griff mit der linken Hand in dessen Haare und zog den Kopf in den Nacken, während er mit der rechten Hand das Messer des anderen Angreifers hielt. Der Mann starrte angsterfüllt abwechselnd auf das Messer und auf ihn. Er wollte etwas sagen, um Gnade betteln, aber seine aufgeplatzten Lippen brachten keine Worte hervor. Mark beugte seinen Kopf zu dem Mann am Boden herunter und flüsterte ihm ins Ohr: „Ich habe dir gesagt, du sollst deine Hand nicht auf meine Schulter legen, wenn du sie behalten willst. Du wolltest ja nicht auf mich hören.“ Mit diesen Worten holte er aus und rammte das Messer in die Hand des Mannes und nagelte sie so an den Boden. Der Bergarbeiter heulte vor Schmerz auf, bevor die Ohnmacht ihn gnädig umfing. Mark stand auf und sah sich nach weiteren Gegnern um. Er grinste mit blutverschmiertem Gesicht die Herumstehenden an. Keiner rührte sich aus Angst, das Ziel dieses scheinbar Verrückten zu werden.

Andelko hatte das ganze Geschehen angesehen, ohne wirklich zu verstehen, wie das alles passieren konnte. Wie konnte ein einzelner Mann diese Männer so zusammenschlagen? Dann sah er das kleine Abzeichen, das der Mann am Kragen trug. Sternenflotte! Ungläubig wandte er sich Lew zu. „Du hast einen von der Sternenflotte hier angeschleppt? Hast du sie noch alle? Verschwinde von hier, bevor ich mich vergesse…“ Lew fing an zu schwitzen. Diese Entwicklung gefiel ihm gar nicht. Noch heute Morgen war er in seiner kleinen heilen Welt und nun?!? „Andelko, ich wusste nicht, dass er so austickt. Eigentlich wollte ich nur schnell die Dinge mit dir abklären, bevor…“ „…bevor du mich ihm auslieferst? Du kleiner Bastard!!!“ Sein Blick fiel auf Mark, der sich den beiden näherte. „Verschwinde und lass dich hier nie wieder blicken! Das nächste Mal, wenn ich dich sehe, werde ich dich töten!“

Lew sah ein, dass es besser war abzuhauen. Er schnappte sich Mark, der dem Disput interessiert zugehört hatte, und zog ihn nach draußen. „Konntest du alles mit ihm klären?“, fragte Mark. Lew schnaubte nur wütend. „Wir müssen ihm noch die Hunde geben.“, fuhr Mark sichtlich fröhlich fort. Endlich ließen seine Kopfschmerzen nach. Lew baute sich vor ihm auf. „Sag mal, was sollte das da drinnen? Ich habe nur ein paar Worte mit ihm gewechselt, und du nimmst gleich seinen ganzen Laden auseinander? Du tötest einen Mann und schlägst drei weitere krankenhausreif. Was war los?“ Mark sah Lew an und meinte nur „Sie haben mich bedroht, also habe ich sie ausgeschaltet. Außerdem wäre es sowieso nicht klug, sich mit diesem Mann einzulassen. Ich habe dir einen Gefallen getan.“ Dann schob er sich am verdutzten Lew vorbei und ging pfeifend zum Shuttle. Lew schüttelte nur den Kopf. Es hatte sich in der Sternenflotte einiges verändert. Wo war die Erst-reden-dann-kämpfen-Einstellung geblieben? „Der Krieg bringt immer nur die schlechtesten Eigenschaften des Menschen hervor…“, dachte er traurig und folgte Mark ins Shuttle.

„Sir, was ist passiert? Sind Sie verletzt?“ Der junge Offizier stürzte herbei, als er sah, dass Mark blutete, aber dieser wehrte ab. „Alles in Ordnung mit mir. Wir haben uns nur amüsiert. Wir können abfliegen.“ „Aber Sir. Was geschieht mit den Hunden? Wir wollten sie hier doch abgeben?!?“, fragte der Fähnrich verwirrt. „Nun ja, ich will es mal so ausdrücken: Der Mann hat eine Hundeallergie…“ Und mit einem Seitenblick auf den schweigsamen Lew fuhr er fort: „Und unsere Fighter haben ab sofort ein paar neue Maskottchen.“


Lieutenant jg. Uleetan von der Sicherheitszentrale staunte nicht schlecht, als sich die Luke des Shuttles öffnete und drei Leute mit zwölf wild aussehenden Hunden an Leinen heraus traten. Der Anblick wirkte hier, in einem der Hangars des Fighterträgers Zerberus, so grotesk, dass sie glaubte, ihren Verstand verloren zu haben. Doch fast noch seltsamer war der dritte Mann, der neben Lieutenant Commander de Boer und Fähnrich Wellton auf sie zuging. Er sah aus, als hätte man ihn gerade eben aus einem Loch der inzwischen zahlreichen heruntergekommenen Handelsaußenposten oder Bergbaukolonien gezogen. Dicht neben ihm ging ein weiterer, noch grimmiger und wilder aussehender Hund. Im Gesicht trug der Fremde einen buschigen, ungepflegten Bart und sein verfilztes Haar reichte bis auf seine Schultern. Auch seine Kleidung machte keinen vertrauenswürdigen, aber dafür einen völlig herunter gekommen Eindruck. Mit der altmodischen Strickmütze, seiner speckigen Lederjacke und der zerschlissene Hose versprühte er den Charme eines alkoholkranken Holzfällers aus einem uralten und schlechten kanadischen Roman. Als dieser Mann direkt vor ihr stand, stellte sie fest, dass auch sein Geruch ziemlich diesem Charme entsprach.

„Lieutenant jg. Uleetan“, begann Mark de Boer und reichte ihr seine Passdisk und die seiner beiden Begleiter: „Das ist Lieutenant Sulik. Er ist zugangsberechtigt und ab sofort Mitglied meines Wings.“ Er warf nach einer kurzen Pause noch nach: „Die Tiere hier übrigens auch…in gewisser Weise“ Die junge Frau konnte ihren staunenden Gesichtsausdruck nicht verbergen und auch die beiden Fähnriche von der Sicherheitsabteilung neben ihr glotzen sprichwörtlich dumm aus der Wäsche. Mark wiederum konnte sich deshalb ein Schmunzeln nicht verkneifen. Uleetan starrte erst recht verdutzt, als ihr Passdisk-Scanner die Angaben de Boers bestätigten. Lew stand daneben, als ob ihn das alles nichts anging. Seit sie von Salvation III aufgebrochen waren, wirkte er in sich gekehrt, fast apathisch. Mark vermochte nicht zusagen, ob dies an der jahrelangen Einsamkeit oder an der plötzlichen Rückkehr zur Sternenflotte lag.

„Nun…gut.“, begann die junge Lieutenant jg. und zog nun ihren Tricorder aus der Halterung, um die drei Ankömmlinge zu untersuchen, ganz besonders natürlich den Fremden mit der heruntergekommenen Erscheinung. „Sag mal, was soll das eigentlich?“ wollte Lew wissen, der nun offenbar aus seiner Lethargie erwacht war. Mark winkte ab und meinte ruhig: „Inzwischen Standardprozedur. Jeder Ankömmling wird sorgfältig gescannt und ohne Passdisk geht gar nichts mehr.“ Die Frau von der Sicherheitszentrale scannte gründlich und ausgiebig, hielt zum Hund neben Sulik jedoch mit Bedacht Abstand. Das Tier hatte sie fest fixiert und beobachtete sie aufmerksam. Mark fand, dass es schwer zu sagen, wer von beiden in diesem Moment misstrauischer war. „Sie haben Alkohol in ihrem Gepäck. Das muss ich konfiszieren!“, verkündete Uleetan, als sie mit ihrem Tricorder vor Suliks Seesack angekommen war. Hastig warf sie noch ein nicht gerade überzeugendes „Sir“ hinterher. „WAS?“, entfuhr es Lew Sulik nun wütend, und alle Lethargie war endgültig von ihm gefallen: „Meinen Whiskey willst du mir wegnehmen? Meine letzte Flasche? Kommt gar nicht in die Tüte, junge Göre.“ Uleetan machte einen hastigen Satz rückwärts, und die beiden Fähnriche neben ihr zogen nervös ihre Phaser und richteten sie auf Lieutenant Sulik. Dieser gebärdete sich dadurch noch ausfallender: „Sagt mal, spinnt ihr? Wollt ihr mich über den Haufen schießen, ihr habt sie doch nicht mehr alle?!“

„Ganz ruhig Leute!“, versuchte Mark die Situation wieder unter Kontrolle zu bekommen: „Sie nehmen wieder ihre Waffen runter, und du Lew, du beruhigst dich sofort wieder. Verdammt noch mal!“ Zögerlich ließen die Fähnriche ihre Waffen senken, und langsam beruhigte sich auch Lew wieder. Selbst Uleetan bekam wieder Farbe im Gesicht. Die Lage entspannte sich langsam wieder. Mark seufzte und maulte Lew an: „Verflucht! Wegen so einem Mist gleich ausrasten! Alkohol ist inzwischen an Bord von Sternenflotteneinrichtungen strengstens verboten.“ „Achso…hätte man einem auch vorher sagen können. Das mit dem Alkohol mein ich.“, brummelte der Pilot immer noch verärgert und hielt der Lieutenant jg. seinen Seesack hin: „Dann nehmen sie das Zeug meinetwegen… Scheiße Mann. Mark, die letzte Flasche…“ Dieser zuckte mit den Schultern: „Der wird nur für dich verwahrt. Bei Landurlaub bekommst du die Flasche zurück. Ich hab dir doch gesagt, dass sich vieles geändert hat Lew. Ach ja, und unsicher und nervös sind die meisten von den jungen Offizieren auch.“


„Hast es also zum Lieutenant Commander und Wing Commander geschafft.“, kommentierte Lew das Offensichtliche, als er in Marks kleinem Quartier am Tisch saß. Mark stellte zwei Flaschen mit Synthehol-Bier auf die Tischplatte und setzte sich dazu: „Nun… im Krieg gehen viele drauf… so kann man schnell Karriere machen… du bist halt zu früh ‚ausgetreten’… sonst wärst du schon längst Commander.“ Die beiden prosteten sich zu und nahmen einen kräftigen Schluck. Nach dem Absetzen beschwerte sich Lew lauthals: „Dieses Zeug habe ich am allerwenigsten vermisst. So eine Plörre… apropos Alkohol. Wenn das jetzt verboten ist, wie bist du dann an die Flasche gekommen, die du mir mitgebracht hast.“ Mark grinste verschmitzt: „Tja… gewusst wie. Es gibt einen kleinen, aber feinen Schwarzmarkt, und man muss erfinderisch sein um die Technik auszutricksen…“ Es herrschte kurz Stille zwischen den beiden, dann bemerkte Lew: „Verstehe, die Moral der Truppe ist also im Eimer. Keiner darf saufen aber alle tun’s…“ „Jepp.“, antwortete Mark mit einem lakonischen Tonfall. Dann fiel ihm wieder ein, worum ihn sein Kamerad aus alten Tagen gebeten hatte: „Und du willst wirklich einen kurzen Abriss über die letzten Jahre?“ „Ja, man. Ich muss doch wissen, wie beschissen es um uns steht.“, war die Antwort, die Lew mit einem falschen Lächeln unterstrich. Der frischgebackene Lieutenant fluchte innerlich. ‚Kaum haben sie einen wieder in ihren Fängen, schon fängt man wieder an vom UNS zu sprechen’, dachte Lew wütend, der sich nicht mehr mit der Sternenflotte identifizieren wollte. Mark zuckte mit den Schultern und zog sein Computerterminal näher heran: „Für jemanden, dem die Sternenflotte scheißegal ist, hast du ein ausgeprägtes militär-historisches Interesse.“ Die patzige Antwort folgte umgehend: „Du hast mich da mit rein gezogen. Jetzt will ich auch wissen, was los war und wie es jetzt aussieht.“

Mit einem Tastendruck erschien eine Sternenkarte auf welcher das Gebiet der Föderation, das der Romulaner und der Klingonen abgebildet war. Die blaue Umrandung zeigte die Föderation und die gestrichelte Linie markierte den ungefähren Frontverlauf kurz vor der Großoffensive „Götterdämmerung“. Mark erläuterte: „Das kennst du ja, die Lage kurz vor der letzten Großoffensive der Föderation. Na ja, die Sache hätte sogar funktionieren können, wenn sie die Truppen der Hauptstoßrichtung besser zusammengesetzt hätten.“ Lew, der bisher hauptsächlich einzelne Entscheidungen kritisiert hatte, vor allem wenn Sie den Einsatz von Attack Fightern und insbesondere seines Squadrons betroffen hatten, überblickte zum ersten Mal die gesamte Lage der damaligen Offensive: „Verflucht, ich hab doch gleich gesagt, dass es Schwachsinn ist, die Attack Fighter an die Spitze des Hauptangriffstrupps zu setzen. An den Flanken wären wir viel effektiver gewesen. Wir wären dann bestimmt durchgekommen. Stattdessen haben sie uns im Stich gelassen und uns völlig verheizt.“ „Sehe ich auch so.“, bestätigte Mark: „Deswegen und wegen anderer Versäumnisse konnte die Hauptangriffsspitze sofort und ohne Mühen von den Romulanern abgewehrt werden. Damit geriet die ganze Offensive ins Stocken, der Gegner konnte schnell reagieren, und die gesamte Front brach ein. Die Sternenflotte hat seither nie wieder die Initiative in diesem Krieg zurück gewonnen. Im Grunde ist es inzwischen eine Niederlage auf Raten, ein reines Rückzugsgefecht.“ Mark betätigte wieder die Taste seines Computers, und die Karte veränderte sich. Das blau markierte Föderationsterritorium war zu einem schmalen, nach unten hin gebogenen Band eingeschrumpft. Mark erläuterte: „So sah es vor zwei Jahren aus. Ein kläglicher Rest.“, Er deutete auf das Ende des unteren Bogens, dort wo sich die Erde befand, „Das Oberkommando glaubte, dass nun ein Angriff direkt auf die Erde bevorstand. Sie glaubten, der Gegner würde nun die schnelle Entscheidung suchen.“ „Das würde den Klingonen liegen, aber nicht den Romulanern, sie denken da strategischer.“, kommentierte Lew: „Lass mich raten, sie haben ihren Angriff ungefähr hier in der Mitte angesetzt, um einen Keil in das Föderationsgebiet zu treiben und zwei voneinander getrennte Gebiete zu schaffen?“ „Richtig. Wie kamst du darauf?“, wollte Mark wissen. Lew winkte ab: „Simpelste Militärtaktik. Kam in der Geschichte oft vor. Ich sehe schon, wir haben immer noch die gleichen strategischen Genies da oben sitzen…“ „Tja, und jetzt sieht es so aus“, Mark veränderte die abgebildete Karte, und nun waren nur noch klägliche Sektoren um die Erde herum blau umrandet. Ein rot markierter Bereich drum herum zeigte das Niemandsland an, das immer noch umkämpft war. „Und in diesem Bereich gibt es nun immer wieder Scharmützel?“, fragte Lew und deute auf den rot markierten Bereich. „Du sprichst eine große Sache gelassen aus. Diese Scharmützel, wie du sie nennst, kosten uns jeden Tag viele Leben und noch mehr Ressourcen. Ein Angriff der Romulaner und Klingonen steht kurz bevor. Das Oberkommando rechnet mit einem Angriff innerhalb des kommenden Monats.“, erklärte Mark ernst und hob wieder seine Flasche um seinem Gegenüber zuzuprosten. „Und mit welchem großen Geniestreich will die Sternenflotte das Blatt nun noch wenden? Es sieht doch ziemlich beschissen aus, viel kann man da doch nicht mehr erwarten.“, wollte Lew wissen, prostete Mark nun zu und nahm einen kräftigen Schluck von dem verhassten Getränk. „Die letzten Reserven werden aktiviert. Also wirklich alles, was noch fliegen kann. Selbst Transportschiffe und Shuttles werden mit weiteren Waffen für die Schlacht aufgerüstet. Damit und mit den regulären Einheiten soll der Feind solange aufgehalten werden bis…“, erklärte der Lieutenant Comander der Zereberus seinem alten Freund und unterbrach sich dann selbst. Nach einer Pause fuhr er fort: „…bis das passiert, was den Feind vernichten soll. Es wird von Geheimmissionen gemunkelt, auch unsere alte Katana ist dabei im Gerede. Auch von neuen Geheimwaffen ist die Rede.“ Der rehabilitierte Lew Sulik fing an zu lachen, als er noch von seinem Bier trank. Er prustete sein Bier heraus, verschluckte sich und gab ein seltsames Geräusch aus Lachen und Husten von sich. Dann meinte lachend und unter Tränen: „Geheimwaffen? So Art Wunderwaffen? Lass mich raten, die Denknamen sind V1 und V2?“ Der Niederländer, der diese Anspielung verstand, rügte Lew: „Hör auf damit Lew. Es ist verdammt ernst. Die Sternenflotte hat da was ganz großes im Ärmel. Ich kann dir nicht sagen, was es ist, denn ich weiß auch nichts Genaues. Aber ich bin mir sicher, dass da was in Planung ist und die USS Katana damit zu tun hat.“ „Na dann kann ja nichts mehr schief gehen.“, kommentierte Lew diese Erklärung sarkastisch. Er leerte den Rest des Bieres mit Todesverachtung hinunter und stand auf: „Wenn wir immer noch die selben Genies im Oberkommando haben, kann das richtig spaßig werden. Wie auch immer, ich verzieh mich mal in mein Quartier. Ich werde Natalie morgen treffen. Da möchte ich nicht total verpennt auftauchen. „Gute Idee. Rasier dich aber vorher und lass dir die Haare schneiden. So solltest du deiner Ehefrau nach acht Jahren nicht unter die Augen kommen.“, gab Mark zu bedenken. „Schon klar“, bemerkte Lew und meinte zu seinem Hund, der bisher ruhig neben ihm gesessen war: „Auf geht’s Soleks. Feierabend für heute.“


Als sie sich gegenüberstanden, nachdem sich die Tür zu ihrem Quartier geöffnet hatte, herrschte für einige lange Sekunden nur Schweigen. Keiner wagte, das Wort zu ergreifen, unsicher ob des Wiedersehens nach all den Jahren. Aufmerksam musterte Lew ihr Gesicht. Er fand, dass sie zu alt aus sah für ihre 40 Jahre. Der Krieg machte alt, und acht Jahre im Krieg waren fast wie sechzehn in Friedenszeiten. Aber in dieser Hinsicht war auch er nicht verschont worden. Der Krieg war auch an ihm nicht spurlos vorübergegangen, und die Zeit als Eremit auf Liat IV hatte ihm zusätzlich zugesetzt.

„Wie geht es dir?“, durchbrach Natalie nun endlich das Schweigen, als sie ein Stück von der Türschwelle zur Seite ging, um ihm Einlass zu gewähren. Warum stets diese Floskel her halten musste, um ein Gespräch zu beginnen, das war Lew unbegreiflich. Im Grunde erwartete doch niemand eine ehrliche Antwort auf diese Frage, und doch fiel keinem ein besserer Beginn für eine Unterhaltung ein. Wäre er in diesem Moment ehrlich gewesen, so hätte er sagen müssen, dass es ihm sehr beschissen ging und ihn die Situation fast überforderte. Doch stattdessen entgegnete er, als er ihr Quartier trat mit einem ebenso floskelhaften und nichts sagenden „Geht so.“

Sie ging auf die kleine Wohnzimmereinrichtung zu und setzte sich auf das Sofa. Lew nahm ihr gegenüber Platz. Wieder herrschte Stille zwischen ihnen. Auch wenn er sonst eine große Klappe hatte, so war Lew mit dieser Situation überfordert. Seit seinem Abtransport zur Strafkolonie hatten sie sich nicht mehr gesehen, seither auch nie wieder Kontakt miteinander gehabt. Keine besonders guten Voraussetzungen für ein Beziehungsgespräch nach über acht Jahren. Wahrscheinlich machte sie ihm Vorwürfe, dass er mit seiner Affekthandlung ihre Ehe und ihr gesamtes gemeinsames Leben zerstört hatte. Er befürchtete, dass sie ihn nun nur noch hasste für seinen Fehler. Diese Angst und die Ungewissheit über ihre Gefühle machte ihm nun am meisten zu schaffen. Er bereute nicht, dass er Horaki zusammengeschlagen hatte. Es war ihm egal, dass er seinen Rang, seine Position und seine Bürgerrechte verloren hatte. Das konnte ihm alles gestohlen bleiben, aber dass er dadurch ihre Ehe auf die denkbar schlechteste Weise zerstört hatte, das würde er sich nie verzeihen. Lew zog den Ehering aus der Brusttasche und legte ihn auf den Tisch. Natalie starrte den Ring lange an, dann griff sie nach ihm, drehte ihn zwischen den Fingern und fragte: „Hast du mich überhaupt vermisst?“ „Sehr sogar.“, antwortete Lew und schaute ihr dabei in die Augen.


„Verdammt, genau das was ich für die Katana immer haben wollte.“, schimpfte Lieutenant Sulik als er mit seinem Wing-Commander und Kumpel die Hangars der Zerberus besichtigt hatte. Die USS Zerberus war eines der Schiffe der Souvereign Klasse, welche mit speziellen zusätzlichen Hangars für Attack Fighter ausgestatten worden war. Dazu hatte man lediglich einige Frachträume am unteren Rumpf umbauen und mit einem längst entwickelten Hangarsystem ausstatten müssen. Die auf diese Weise umgebauten Schiffe boten ganze vier Wings platz ohne die normalen Shuttles in den Standardhangars zu beeinträchtigen. Nun gingen Mark deBoer und Lew Sulik zum Besprechungsraum ihres Wings. Als sie eintraten hatte sich die anderen Piloten bereits versammelt und warteten nur noch auf ihre Vorgesetzten. Die beiden Kameraden aus alten Zeiten setzten sich in eine der vordersten Reihen und warteten ebenfalls. Lew schaute sich um. Fast alle waren älteren Semesters wie er, offenbar alles alte Veteranen. Dann blieb sein Blick auf den Mann direkt neben ihm stehen. Irgendwoher kannte er ihn. Angestrengt dachte er nach bis er ihn erkannte. Es war Timothy Murdock, einer der ehemaligen Piloten der Black Arrows. Die Black Arrows war die Kunststaffel der Attack Fighter gewesen, wer es zu ihnen geschafft hatte, war einer der Toppiloten der Sternenflotte. Zu beginn des Krieges hatte man die Staffel jedoch aufgelöst und ihre Piloten in den Kampfeinsatz geschickt. Auch Murdock war vor mehreren Jahren in Ungnade gefallen und in eine Strafkolonie versetzt worden. Offiziell weil er angeblich Sternenflotteneigentum entwendet und veruntreut hatte. Gerüchten zufolge soll er aber etwas mit der Frau eines Captain gehabt haben, der ihn dafür abserviert hatte. Im Krieg war es offenbar sehr einfach am Stuhl eines anderen zu sägen. „Timothy Murdock?“, sprach Lew den Mann nun an. Dieser schaute unbeeindruckt und gelangweilt zurück: „Ja. Und?“ „Ach, wollte nur sicher gehen. Wollte mich vergewissern ob ich in guter Gesellschaft bin.“, gab Lew ebenso unbeeindruckt zurück. „Und, bist du in guter Gesellschaft?“, lies Timothy von sich, ohne seine Miene zu verziehen, worauf Lew knapp antwortete: „Eindeutig.“ „Und mit wem hab ich die Ehre?“, wollte der ehemalige Kunstpilot wissen. „Lew Sulik.“ „Ah ja… dieser Typ der damals den Admiral halb totgeschlagen hat? Endlich mal ein vernünftiger Mensch hier.“, raunte Timothy nun etwas weniger phlegmatisch. „Tja, scheint so als ob sie uns wieder brauchen.“, kommentierte Lew um das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. „Das interessiert mich nicht. Ich hab nur zugesagt wegen dem Essen. Habe den Fraß in der Strafkolonie nicht mehr ausgehalten.“ Beide fingen an zu lachen und dann meinte Lew mit sarkastischem Tonfall: „Ich hab nur zu gesagt, weil ich endlich mal eine Chance zum desertieren haben will. Scheint ja gerade ein guter Zeitpunkt für so was zu sein.“ Darauf hin stieß Mark seinen Elenbogen in Lews Seite und flüsterte zu beiden: „Haltet bloß euer loses Mundwerk in der Öffentlichkeit. Der Geheimdienst ist inzwischen ziemlich nervös. Jede kleine Bemerkung kann von denen als Kampfkraft zersetzender Defätismus angesehen werden. Es sind schon Leute für schlechtere Witze eingesperrt worden.“ „Das glaub ich kaum.“, entgegnete Lew gelassen. Mark schaute etwas verdutzt: „Was? Dass du für so was wieder einsitzen könntest?“ „Nein, das Leute schon für schlechtere Witze drangekommen sind. So gut war meiner nun auch wieder nicht.“, gab Lew nun von sich und lächelte verschmitzt. Mark wollte daraufhin etwas entgegnen, doch nun tragt Comander Kolajew, der erste Offizier der Zerberus ein: „Herzlich willkommen Männer im neuen Wing 66 bestehend aus den ebenfalls neuen Staffeln 303, 308, 306 und 312. Die Staffeln 303 und 308 bestehen aus jeweils zwölf Fightern der Spitfire Klasse der D12-Reihe. Die beiden anderen Staffeln aus jeweils zwölf Fighter der Azrael Klasse.“ Nachdem der Comander die offizielle Erklärung über den Aufbau des neuen Wings abgeschlossen hatte hob er nun seine Stimme zu einer Art feierlichen Ansprache: „Meine Herren. Wie sie hier alle zusammensitzen weiß ich, dass sie bereits auf den Kampf brennen. Ich bin überzeugt davon, dass sie uns nicht enttäuschen können. Als alt gediente und erfahrene Piloten zählen sie zum Besten was die Sternenflotte bietet.“ Lew konnte ein verächtliches Raunen nicht verkneifen. Wenn begnadigte Defätisten und heruntergekommene Wracks die besten Piloten der Sternenflotte sein sollen, dann wollte er den Rest lieber nicht sehen. Kolajew sprach jedoch unbeirrt weiter: „Die Zerberus wird mit ihnen an vorderster Front im Abschnitt B-40 kämpfen. Es ist also zu erwarten, dass wir am Punkt der Hauptangriffsrichtung des feindlichen Vorstoßes eingesetzt werden. Damit kommt uns, vor allem ihnen, eine Schlüsselrolle in der Verteidigung der Erde zu. Wir werden es in unserem Abschnitt vermutlich vor allem mit klingonischen Einheiten zu tun bekommen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass ihre Fighter im Kampf gegen klingonische Bird-of-Prey äußerst effektiv sind. Darum bin ich von unserem Erfolg überzeugt und ihnen bringe ich mein vollstes Vertrauen entgegen.“ Wieder machte Kolajew eine Pause, dann ging er zum nächsten Thema über: „Darf ich ihnen ihren Wing-Comander vorstellen? Lieutenant-Comander deBoer, ein erfahrener Pilot der insbesondere im kombinierten Einsatz der beide verschiedenen Fightertypen hervorragende Grundlagenarbeit geleistet hat.“ Mark stand von seinem Platz auf und ging nach vorne zum Comander um sich seinem neuen Wing vorzustellen und die wesentlichen Punkte ihres Einsatzes zu besprechen.

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