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Versteckspiel
Autor: Mark de Boer

Natalie Bardal steckte immer noch völlig verängstigt tief in den Eingeweiden eines der Azrael-Fighter. Sie war gerade dabei gewesen, die Antriebseinheit zu justieren, als das heillose Chaos ausbrach, das darin endete, dass Captain Ebbersmann die Kapitulation über die Schiffslautsprecher verkündete. Im selben Moment materialisierten Dutzende romulanische Soldaten im Schiffshangar und nahmen sämtliche Piloten und Mechaniker gefangen und führten sie ab. Nur sie hatten die Romulaner übersehen. Auf den ersten Blick war sie in dem Schiff auch nicht zu sehen gewesen, und scheinbar hatte die dicke Panzerung des Schiffs sie auch vor den Sensoren der Romulaner geschützt. Und so hatte sie eine halbe Ewigkeit in ihrem Versteck verbracht. Sie spürte, wie das Schiff auf Warp ging. Sie hatte sich bei ihrer Ankunft auf der Katana auf viele Abenteuer und aufregende Erlebnisse gefreut, aber sie hatte wahrlich nicht erwartet, dass dies schon während ihres ersten Flugs eintreten würde. Und sie hätte noch viel weniger erwartet, dass die Romulaner dieses Schiff entführen könnten.

Nach einer Weile ließ das Angstgefühl nach, das ihr klares und logisches Denken total blockierte. Sie überlegte, was sie tun könnte. Sie konnte sich nicht ewig hier verstecken, das war ihr klar. Aber sie war keine ausgebildete Kämpferin, sondern nur eine kleine Mechanikerin, die es nicht mit einem Schiff voller romulanischer Soldaten aufnehmen konnte. Außerdem hatte sie Angst davor, was sie zu Gesicht bekäme, wenn sie sich in die Gänge wagte. Schließlich erinnerte sie sich aber an ihre Ausbildung: „Was muss man tun, wenn man mit einer unbekannten Situation konfrontiert ist? – Die Lage erkunden und Informationen sammeln, um daraus Strategien zu entwickeln.“ Also kletterte Natalie aus dem Fighter und begann, vorsichtig den Hangar zu erkunden. Sie musste sich Vorteile verschaffen, wenn sie überhaupt etwas ausrichten wollte. Das bedeutete zuerst einmal, unentdeckt zu bleiben, und zum zweiten, sich in die Möglichkeit zu versetzen, sich bietende Chancen auszunutzen. Sie brauchte also noch eine Waffe. Sie ging zu den Schränken, in denen Handphaser aufbewahrt wurden. Sie wollte gerade einen der Schränke öffnen, als sie gerade noch rechtzeitig entdeckte, dass kleine Geräte an der Schranktür angebracht worden waren. Es mussten irgendwelche Sensoren oder vielleicht sogar Minen sein. Natalie atmete tief durch. So oder so wäre das das Ende ihrer Verborgenheit gewesen. Natalie musste sich also etwas anderes überlegen. Sie sah sich um. Es gab nichts, was sich als Waffe eignete. Dann fiel ihr Blick auf den Fighter, der ihr so ausgezeichnet als Versteck gedient hatte, und ihre Miene hellte sich auf. Sie ging zum Fighter und kramte im Werkzeugkasten, bis sie stolz ihre Waffe in den Händen hielt: eine Fissionsklinge, die eigentlich dazu gedacht ist, die speziellen Duranium-Platten der Azrael-Fighter zurechtzuschneiden. Natalie drehte sich um und wollte schon aus dem Fighter steigen, als ihr Blick auf den Pilotensessel haften blieb. Mit ein paar schnellen Handgriffen öffnete sie ein kleines Fach im Sitz und entnahm eine Phiole mittlerer Größe, die sie in ihrer Tasche verschwinden ließ.

Natalie überlegte gerade, was sie nun als nächstes tun sollte, als eine herrische Stimme über die internen Lautsprecher ertönte: „Machen Sie sich bereit, von Bord zu gehen.“ „Das könnte meine Chance sein, in dem Chaos, das garantiert entsteht, ein paar Störaktionen durchzuführen.“, überlegte Natalie. Dazu brauchte sie aber erst einmal mehr Informationen über die Situation auf dem Schiff. Sie ging zu einem Terminal, kontrollierte kurz, ob irgendwelche Sicherungen angebracht waren, und führte dann einen passiven Scan des Schiffs durch. Sie konnte erkennen, dass die Romulaner sich an allen strategischen Stellen positioniert hatten. Außerdem sah sie, wie die Besatzung aus ihren Kabinen zu den Transportern gebracht wurde. Dann stutzte sie. In einem der Jeffries-Röhren hielt sich eine Person auf. Eindeutig kein Romulaner, sondern ein Mensch. Die Person versuchte scheinbar, einen der Transporter zu erreichen. Allerdings schien ihr kein großes Glück bei ihrer Flucht beschienen zu sein, denn eine Patrouille lief geradewegs auf sie zu. Entweder war die flüchtige Person durch Sensoren entdeckt worden und sollte nun festgenommen werden oder sie würde zufällig durch die Patrouille entdeckt werden. Natalie überlegte kurz, wie sie der Person zu Hilfe eilen könnte, dann huschten ihre Hände über das Terminal. Sie konnte die Person zwar nicht unsichtbar machen, aber zumindest konnte sie den Romulanern einen falschen Scan vortäuschen. Die Person versuchte nun angeblich, zum Maschinenraum zu gelangen. Natalie hielt den Atem an und wartete gespannt, wie der Trupp darauf reagieren würde. Und tatsächlich hielt dieser an und machte sich nach kurzer Zeit auf den Weg zum Maschinenraum. Sie hatte dem Flüchtling somit einige Minuten verschafft. Zufrieden mit ihren ersten Erfolgen machte sie sich auf, um sich der flüchtigen Person anzuschließen. Zu Zweit würden ihre Chancen viel größer sein.


Alex Black atmete tief durch. Sie war gerade auf dem Weg zum nächstgelegenen Transporter, als sie hörte, wie im Korridor eine Gruppe Romulaner näher kam. „Mist!“, dachte sie. „Jetzt haben sie mich entdeckt.“ Aber dann vernahm sie verwundert, dass die Romulaner scheinbar jemand anderes jagten, der in Richtung Maschinenraum unterwegs war. Wer immer da die Flucht versucht hatte, hatte soeben ihren Arsch gerettet. Aber die kritische Situation hatte ihr einmal mehr klar gemacht, dass sie unbedingt Seeta Yadeel brauchte, wenn sie für die Romulaner unsichtbar werden wollte. Sie musste also dringend an einen Transporter gelangen, um den Chefingenieur wieder an Bord zu holen. Vorsichtig arbeitete Alex sich weiter nach vorne, immer auf Schritte oder andere verdächtige Geräusche achtend. Denn soviel Glück wie gerade würde sie kein zweites Mal bekommen.


Captain Ebbersmann stand mit versteinerter Miene im Transporterraum 1 und musste mit ansehen, wie die Romulaner die Besatzung in kleinen Gruppen hereinführten und auf den Planeten beamten, den sie soeben erreicht hatten. Soweit er mitbekommen hatte, handelte es sich um einen wasserbedeckten Planeten, der nur vereinzelte Inselketten besaß. Und um eine schnelle Flucht zu verhindern, sollte die Besatzung auf verschiedene Inseln gebeamt werden. Als ob es dieser Vorsichtsmaßnahme bedurft hätte. Die Romulaner waren sehr gründlich. Abteilung für Abteilung, Deck für Deck brachten sie die Besatzung herein. Als erstes war die Brückencrew in die Verbannung gebeamt worden. Danach wurde das Sicherheits-Team von Lieutenant Commander Ramirez auf die einzelnen Inseln verteilt. Einige schauten verlegen zu ihm, als wäre es ihre Schuld gewesen, dass sie diese Übermacht nicht von dem Schiff vertreiben konnten. Er hatte zusehen müssen, wie Techniker, Piloten, Ingenieure, Wissenschaftler auf die Transportplattform treten mussten und auf den Planeten gebeamt wurden. Er sah Wut, Resignation und Furcht in den Augen. Bei einigen blitzte jedoch auch Widerstand auf. So hatte er bei Lieutenant Sulik für einen Augenblick die Befürchtung, dass er eine Dummheit begehen würde und somit womöglich ein Blutbad verursachen würde. Aber als der Squadronleader ihn ansah, hatte Ebbersmann nur leicht den Kopf geschüttelt, und der hitzköpfige Pilot hatte seine Auflehnung aufgegeben. Das Ärzte- und Pfleger-Team wurde gleichmäßig auf die Inseln verteilt. „Wir sind schließlich keine Unmenschen.“, hatte ihm Centurion Jamar mitgeteilt. Ebbersmann hatte dazu lieber geschwiegen. Gerade wurde das Elite-Force-Team hereingeführt. Vor ihnen hatten die Romulaner scheinbar den größten Respekt, denn jedes Mitglied trug schwere Fesseln, die jede Möglichkeit zum Widerstand im Keim erstickten. Ebbersmann sah jedem von ihnen in die Augen. Er hatte allen Crewmitgliedern in die Augen gesehen, wollte ihnen so Mut machen. Er sah Lieutenant Commander Black an und stockte. Diese Frau sah zwar aus wie der Leiter der Elite-Force, war es aber eindeutig nicht. Dann erinnerte er sich, dass Alexandra Black darum gebeten hatte, ihre Zwillingsschwester Samantha mit zur Gemini-Station nehmen zu können. In diesem Moment sah ihn die Frau an, nickte leicht und verzog ihre Mundwinkel zu einem angedeuteten Lächeln. Das bedeutete, dass Alexandra Black noch irgendwo an Bord sein musste und – und das war für ihn besonders wichtig – vor allem sich in Freiheit befand. Es gab also doch noch Hoffnung, die Crew und das Schiff zu retten. Captain Ebbersmann ließ sich davon aber nichts anmerken, sondern verfolgte weiter regungslos, wie seine Crew auf den Planeten deportiert wurde. Nachdem das letzte Mitglied seiner Crew auf dem Planeten ausgesetzt wurde, betrat ein romulanischer Soldat den Raum. „Centurion Jamal, ein Crewmitglied wird vermisst. Die Patrouille auf Deck 16 hat gemeldet, dass eine Person über die Wartungsschächte in Richtung Maschinenraum unterwegs war. Diese Person wurde jedoch nicht gefunden.“ Jamals Gesicht verfinsterte sich. „Wer ist es, der fehlt?“ „Eine Mechanikerin, die vor ein paar Tagen an Bord kam, Centurion.“ „Findet sie sofort! Verstärkt die Patrouillen und die Wachen vor dem Maschinenraum! Ich will, dass diese Frau noch heute gefunden wird!“ Er drehte sich zu Captain Ebbersmann um. „Sie bleiben weiterhin unser Gast.“ Er nickte zwei Soldaten zu, die den Captain in ihre Mitte nahmen und in die Arrestzelle führten.


Natalie kroch nun schon seit geraumer Zeit durch die engen Jeffries-Röhren auf der Suche nach der Person, die ebenfalls dem romulanischen Zugriff entkommen war. Sie hatte eine ungefähre Vorstellung, wo sich die Person befinden müsste, konnte sie aber nicht finden. Sie musste ohnehin sehr vorsichtig sein bei der Suche, um nicht selbst durch die Romulaner entdeckt zu werden. Sie hatte zwar ein kleines Programm eingeschleust, das in regelmäßigen Abständen falsche Sensordaten erzeugt, um die Romulaner auf eine falsche Fährte zu schicken, aber es war sicher nur eine Frage der Zeit, bis die Romulaner dies durchschaut hatten und die echten von den falschen Sensordaten unterscheiden konnten. Natalie bog gerade um eine Ecke, als sie aus den Augenwinkeln noch einen Schatten wahrnahm. Dann spürte sie nur einen eisenharten Schlag im Gesicht. Ihre Welt versank in Schwärze.


Alex fluchte still vor sich hin. Sie mochte diese Röhren nicht. Sollte sie hier entdeckt werden, saß sie praktisch in der Falle. Es gab hier kaum Möglichkeiten, sich zu verstecken, und auch ihre Vorteile im Nahkampf konnte sie hier nicht nutzen. Außerdem gestaltete sich die Umsetzung ihres Plans doch schwerer als zunächst gedacht. Immer wieder musste sie innehalten, weil sich eine Patrouille näherte. Aber aus irgendwelchen Gründen war sie bislang immer unentdeckt geblieben. Es schien, als seien alle Götter des Universums auf ihrer Seite. Aber die Zahl der Wachen und Patrouillen schien immer mehr zuzunehmen. Sie hoffte, dass sie nicht schon ihr ganzes Glück aufgebraucht hatte. Als habe das Schicksal nur darauf gewartet, dass sie so etwas dachte, vernahm Alex ein Geräusch aus einer Abzweigung nur einen Meter vor ihr. Sie näherte sich leise der Abzweigung und lauschte angestrengt. Es war eindeutig nur eine Person. Alex schickte zum wiederholten Mal einen stummen Dank an die Götter. Mit einer Person konnte sie fertig werden, insbesondere da sie den Vorteil der Überraschung auf ihrer Seite hatte. Sie hörte, wie die Person sich nun direkt vor ihr befand. Alex spannte die Muskeln. Als ihr Verfolger den Kopf um die Ecke schob, entlud sich diese Spannung in einen Schlag, der den Verfolger hart im Gesicht traf und ihn zu Boden schickte.

Alex schluckte, als sie sah, dass kein Romulaner vor ihr lag, sondern eine junge Frau, ein Fähnrich der Sternenflotte. Sie schimpfte sich selbst eine Idiotin, dass sie sich nicht diesen Bruchteil einer Sekunde Zeit genommen hatte, ihren Gegner in Augenschein zu nehmen. Nun musste sie zusehen, dass die junge Frau wieder zu Bewusstsein kam, denn sie konnte sie unmöglich tragen und hier liegen lassen konnte sie auch nicht. Sie schüttelte die Frau an den Schultern und versetzte ihr ein paar leichte Ohrfeigen. „Fähnrich! Wachen Sie auf!“, flüsterte sie. Und abermals schien das Glück auf ihrer Seite zu sein. Die Frau stöhnte leise und öffnete ein wenig die Augen. „Was ist passiert?“, fragte sie benommen. „Ich habe Sie für einen Romulaner gehalten und Sie niedergeschlagen.“, murmelte Alex verschämt. „Wie ist ihr Name?“ „Natalie Bardal.“ Natalie setzte sich auf. „Sie haben mich mit einem Romulaner verwechselt?“, meinte sie nach einer Weile. „Dann muss ich wohl an meinem Teint arbeiten.“

Alex lächelte erleichtert. Wenn ihr Opfer schon wieder Scherze machen konnte, ging es ihr scheinbar schon wieder gut. Dann wurde sie wieder ernst. „Wir müssen uns beeilen. Wir müssen zu einem Transporter. Ich brauche Lieutenant Commander Yadeel. Sie kann mir helfen, mich vor den Sensoren unsichtbar zu machen. Außerdem kennt sie sich hier gut aus. Es ist ohnehin verwunderlich, dass die Romulaner uns noch nicht erwischt haben.“ Alex berichtete in knappen Worten von ihrer Flucht vor den Romulanern mithilfe ihrer Schwester und von einigen brenzligen Situationen. „Ich habe die Sensordatenübermittlung manipuliert, so dass die Romulaner immer wieder in falsche Richtungen geschickt werden. Aber irgendwann werden die das bemerken.“, erklärte Natalie und berichtete, wie sie entkommen konnte. Alex war ehrlich beeindruckt. Sollten sie mit heiler Haut aus dieser Sache kommen, würde sie den Mut und die Weitsicht dieser jungen Frau in ihrem Bericht hervorheben und sie für eine Belobigung vorschlagen.

Gemeinsam krochen die beiden die Röhre weiter. Zügig, aber dennoch vorsichtig. Denn keine Manipulation irgendwelcher Daten konnte sie davor schützen, dass man sie hörte oder gar sah. Nach einer Weile erreichten sie den kurzen Gang zu einem Transporterraum. Alex schob sich bis zum Gitter vor und erkundete die Lage. Wie erwartet hatten die Romulaner die Energie der Transporter gekappt. Aber dennoch hielt hier ein Soldat Wache. Die beiden Frauen zogen sich ein Stückchen vom Gitter zurück und beratschlagten, wie sie am besten vorgehen konnten. „Den Phaser können wir nicht benutzen. Zum einen brauchen wir die Energie für den Transporter, zum anderen würden die Sensoren sofort Alarm schlagen. Ich könnte versuchen, ihn niederzuschlagen, aber das könnte sehr viel Lärm verursachen. Und falls er nicht sofort zu Boden geht und ein offener Kampf entsteht, bekommt er die Möglichkeit, Hilf zu rufen.“, erklärte Alex. Natalie kramte in ihrer Tasche und hielt Alex das Fissionsmesser hin. „Jetzt müssen wir nur noch unbemerkt in den Raum gelangen.“

Auch dieses Mal schien das Glück den beiden hold zu sein. Der Soldat stand mit dem Rücken zum Gitter und berichtete aufgebracht scheinbar seinem Vorgesetzten oder erhielt neue Befehle, die ihm nicht gefielen. So bemerkte er jedenfalls nicht, dass Natalie vorsichtig das Gitter löste und den Transporterraum betrat, dicht gefolgt von Alex. Der Soldat hatte gerade die Kommunikation beendet, als Alex von hinten an ihn herantrat. Das Letzte, was er noch hörte, war das leise Summen des Messers, als es aktiviert wurde. Aber noch bevor er sich umdrehen konnte, hatte Alex das Messer in seinen Nacken gestoßen. Die Fissionsklinge zerschnitt mit Leichtigkeit Fleisch, Muskeln und einen Wirbel, bevor es ins Kleinhirn eindrang und den Soldaten auf der Stelle tötete. Der Mann sackte lautlos in sich zusammen wie eine Marionette, der man alle Fäden durchtrennt hatte. Alex zog das Messer heraus und betrachtete es anerkennend. Natalie musste sich umdrehen, um sich nicht zu übergeben. Sie hatte noch nie zuvor gesehen, wie jemand getötet wurde, und hätte auch gut und gerne darauf verzichten können. Nachdem der stärkste Brechreiz überstanden war, nahm sie den Phaser und versuchte, dessen Energie in den Transporter umzuleiten. Dabei achtete sie peinlichst genau darauf, nicht auf den toten Romulaner zu blicken. „Okay, die Energieverbindung ist hergestellt. Jetzt müssen wir nur noch den Chefingenieur orten und hochbeamen.“, sagte sie schließlich. „Gute Arbeit. Wir müssen auch noch die Leiche beseitigen.“, erwiderte Alex.


Garrick Andersson hatte die kleine Insel größtenteils schon erkundet. Scheinbar hatten die Romulaner nicht die gesamte Crew auf eine Insel gebracht, sondern auf verschiedene Inseln verteilt. „Wo wohl Seeta ist?“, dachte er wehmütig. Schließlich fand er sie am Strand sitzend. Freudig ging er auf sie zu. Auch sie sah ihn, lächelte ihn an und stand auf. Kurz bevor Garrick sie jedoch erreichen konnte, fing ihre Gestalt an zu schimmern, und sie löste sich auf. Stattdessen lag im Sand jetzt ein toter Romulaner. Garrick warf sich mit einem Ächzen zurück. „Was hatte das zu bedeuten?“, fragte er sich. Er näherte sich dem Romulaner und sah die tödliche Verletzung im Nacken. Dann bemerkte er die Schnitte auf dem Rücken. Garrick stutzte. Diese Schnitte ergaben eindeutig Buchstaben, wenn sie auch zackig und ungelenk aussahen. Und sie ergaben eine Botschaft: „Hilfe ist unterwegs. A.B.“ Garrick fiel nur ein Mensch ein, der jemanden so töten konnte und diese Initialen trug: Alexandra Black! Fast begann er, Mitleid mit den Romulanern an Bord zu haben.


Seeta Yadeel war völlig irritiert. Gerade hatte sie noch auf dem Planeten festgesessen, wenn auch mit Garrick, und nun stand sie auf der Transporterplattform der Katana und schaute in die Gesichter von Alex Black und Fähnrich Bardal, einem neuen Mitglied ihrer Abteilung. Alex übernahm wie gewohnt sofort die Initiative. „Wir müssen zusehen, dass wir das Schiff zurückerobern. Dafür brauche ich Ihre Hilfe. Sie müssen uns für die Romulaner unsichtbar machen. Nur so haben wir eine Chance. Außerdem brauche ich Ihre Kenntnisse der ganzen Röhrensysteme. Wir müssen eine Art Guerillakrieg führen.“ Seeta wollte gerade etwas sagen, als Natalie ihr ins Wort fiel: „Sir, wir haben ein Problem. Wir sind entdeckt worden. Auf meinen Trick fallen sie auch nicht mehr herein. Wir müssen von hier verschwinden…“


Die drei hetzten durch die Jeffries-Röhren, so schnell es in der Enge möglich war. Gleichzeitig mussten sie sehr vorsichtig und leise sein, um es den Romulanern nicht zu einfach zu machen, sie zu finden. Es gab auf der Katana überhaupt nur drei mögliche Ziele, die sie ansteuern konnten und die das zur Verfügung stellten, was Seeta für den verwegenen Plan von Alex benötigte: den Maschinenraum, den sekundären Maschinenraum oder ihr Quartier. Die beiden ersten Ziele fielen aus, da diese so stark gesichert und bewacht waren wie einst Ford Knox. Außerdem hatten die Romulaner angefangen, die Wartungsschächte in der Nähe von strategisch wichtigen Punkten mit Energiefeldern zu versiegeln. Also blieb nur noch Seetas Quartier. Hier hatte sie eine Vielzahl von speziellen Terminals und auch Ausrüstung zur Verfügung. Die drei mussten sich beeilen, denn die Romulaner zogen die Schlinge immer enger. Bald würden Sie nicht mehr entkommen können.

Als sie auf Deck 3 angekommen waren, mussten sie die Röhren verlassen, da das Quartier der Chefingenieurin nicht an sie grenzte. Nun wurde es wirklich riskant, denn nun konnte man sie auch jederzeit sehen. Sie stiegen aus den Röhren und betraten ein Quartier. Alex grinste unwillkürlich. Sie war wieder da, wo ihre Flucht begonnen hatte: in ihrem Quartier. Während die anderen beiden in Richtung Tür gingen, schnappte sie sich noch schnell den letzten Rest ihres Hörnchens vom Morgen und schloss zu den beiden Frauen auf. Seeta hatte die Türautomatik deaktiviert, und so schoben sie nun vorsichtig den rechten Flügel der Tür einen Spalt auf. Alex warf einen Blick in den Flur und entdeckte zwei romulanische Wachen. Sie zog sich in ihr Quartier zurück und berichtete den anderen. „Mist!“, fluchte Seeta. „Wir müssen in mein Quartier gelangen, sonst haben wir gar keine Chance mehr.“ „Aber wir kommen nicht unentdeckt an den Wachen vorbei. Und auf einen Kampf mit denen können wir uns auch nicht einlassen. Es wimmelt dann ja sofort überall von denen.“, brummte Alex. „Die Lösung ist ganz einfach…“, begann Natalie leise. Die beiden anderen schauten sie erstaunt an. „Für die Romulaner sind Sie beide bereits auf dem Planeten. Die einzige Person, die laut Mannschaftsliste noch fehlt, bin ich. Also werden ich die Wachen ablenken und so den Weg frei machen für Sie beide.“ Seeta konnte zwar der Logik folgen, sich aber nicht mit dem Plan anfreunden: „Das kommt gar nicht in Frage. Sie werden hier bei uns bleiben.“ „Sir, anders werden wir nicht weiterkommen. Die Romulaner verstärken ihre Wachen und die Sicherheit und versiegeln sämtliche Wege, solang sie mich nicht gefangen haben. Wenn ich also hier bleibe, stecken wir früher oder später in diesem Quartier fest und fliegen mit den Romulanern nach Romulus. Und was sollte mir schon passieren? Ich werde ebenfalls auf den Planeten gebeamt. Besser als ein Gefangener auf Romulus zu sein. So gibt es wenigstens eine Hoffnung auf Rettung.“, widersprach Natalie. „Sie hat Recht.“, schaltete sich Alex ein. „Es ist der einzige Weg.“ Seeta seufzte. „Na gut, aber lassen Sie sich nicht auf irgendwelche Kämpfe ein. Wenn Sie in der Falle sitzen, ergeben Sie sich! Ist das klar?“ „Ja, Sir!“ Natalie griff in ihre Tasche, holte die Phiole heraus und reichte sie Alex. „Sir, das könnte eventuell noch von Nutzen sein. Das Zeug hier drin ist so genanntes Omega-Adrenalin. Die Piloten der Azraels können es sich während einer Kampfsituation injizieren. Damit sind ihre Wahrnehmungen deutlich geschärft, und ihre Reaktionen werden immens beschleunigt. Dabei bleibt der Verstand aber glasklar und wach. Es könnte eventuell in kritischen Situationen helfen. Und keine Angst. Es ist keine Droge und macht nicht süchtig.“ Natalie aktivierte die Türautomatik wieder, nickte den beiden Frauen zu und verschwand im Flur. Es dauerte nicht lange und lautes Rufen und das Poltern schwerer Kampfstiefel erklang. Nach einer Weile wurde es ruhig. Alex ging zur Tür und spähte in den Flur hinaus. Es war niemand zu sehen. Sie winkte Seeta herüber und stürmte dann mit ihr über den Flur in Seetas Kabine. Soweit sie es beurteilen konnten, waren sie nicht entdeckt worden.


Natalie hatte den Romulanern einen guten Wettlauf geliefert, hatte aber gegen die austrainierten Männer keine Chance, zumal aus allen Gängen Romulaner strömten. Schließlich blieb Natalie stehen und hob die Hände. Widerstandslos ließ sie sich festnehmen und zum Transporterraum bringen.


Captain Ebbersmann saß in seiner Zelle und harrte tief in Gedanken versunken der Dinge, die da kommen sollten. Irgendwann registrierte er, dass Centurion Jamal vor seiner Zelle stand. Wie lange er da nun schon stand und ihn beobachtete, konnte er nicht sagen. „Captain, ich wollte Ihnen mitteilen, dass wir das letzte Mitglied Ihrer Crew gefangen genommen haben. Es ist bereits auf dem Planeten. Sie bleiben auch weiterhin unser Gast. Sie sind mein persönliches Geschenk an Admiral Jonak.“ Ebbersmann sackte ein Stück tiefer in sich zusammen. Nun gab es keine Hoffnung mehr…