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From PathfinderWiki

Timing
Autor: Alexandra Black
Autor: Mark de Boer
Autor: Lew Sulik

Liebe Mama, Lieber Papa,

wir sind mittlerweile schon eine ganze Weile unterwegs. Wegen der Funkstille kann ich euch diesen Brief erst nach unserer Mission schicken. Aber ich will euch wie versprochen weiterhin jede Woche einen Brief schreiben und euch alles mitteilen. Wir fliegen wirklich eine Mission gegen die Romulaner. Um was es genau geht, weiß ich noch nicht. Aber es ist total spannend. Ich habe einen neuen Freund auf dem Schiff gefunden: Chris Townsend. Er ist schon ein wenig länger an Bord und hat mir ein paar von den Abenteuern erzählt, die die USS Katana bereits erlebt hat. Das Schiff und die Crew sind noch viel besser als ich dachte. Ich bin wirklich an Bord einer lebenden Legende! Ansonsten ist hier auf dem Schiff alles auf die Mission ausgerichtet. Damit wir nicht entdeckt werden, wurde die Energie beschränkt. Also ist alles ziemlich dämmerig. Es ist fast so wie bei der Woche auf Nocturna III. Wir trainieren jeden Tag sehr hart und werden immer besser. Unser Team versteht sich mittlerweile blind. So können uns die Romulaner nie besiegen. Einige auf dem Schiff können mit der Situation nicht so gut umgehen, aber mir macht das alles nichts aus. Bei der Ausbildung habe ich schlimmere Dinge durchgestanden. Der Drill hier ist nicht so extrem. Es gab auch schon ein paar knifflige Situationen, als wir romulanischen Warbirds begegnet sind. Aber die konnten uns nicht sehen, weil wir getarnt waren und uns langsam davon geschlichen haben. Es war sehr aufregend, weil wir nicht sicher waren, ob sie uns nicht doch orten konnten. Mir wäre ja am liebsten gewesen, wir hätten die Romulaner angegriffen und die Schiffe zerstört, aber die Mission geht natürlich vor. Einige hatten große Angst in diesen Situationen. Das waren vor allem Zivilisten und Wissenschaftler. Das ist okay, nicht alle können Soldaten sein. Ich weiß nur, dass ich ein Soldat bin, weil ich keine Angst hatte. Bitte habt keine Angst um mich. Wir sind gut vorbereitet und haben ein tolles Schiff. Uns kann so schnell nichts erschüttern. Ich muss Schluss machen. Wir haben eine neue Übung.

Ich liebe euch! Markus


Seit das Problem mit der Tarnvorrichtung behoben war, war die Katana ohne anhalten zu müssen unterwegs gewesen. Kleine Umwege hatte man noch in Kauf genommen – einfach um auf Nummer sicher zu gehen. Aber alleine die Tatsache, dass es keine Nerven zerfetzenden Zwischenstopps mehr gab, hatte die Stimmung der Crew ein wenig normalisiert. Wenn auch von Standardbetrieb nicht die Rede sein konnte. Manoel Ramirez, der eigentlich gehofft hatte, die Flugzeit mit dem eingehenden Studium diverser romulanischer Manöver verbringen zu können, eilte von einer Rangelei zur nächsten und predigte jedem, die angebotenen Kurse wahrzunehmen und das darin Gelernte auch umzusetzen. Allmählich zeigte dies zwar Wirkung, aber mit mindestens zwei arrestierten Streithähnen pro Schicht, war er noch lange nicht zufrieden. Solange seine Anwesenheit auf der Brücke nicht notwendig war, hatte er es sich daher zur Angewohnheit gemacht, mit einem PADD über romulanische Taktiken und Manöver, lesend durch die Gänge der Katana zu wandern. Es war auf einer dieser Touren, dass er die wütende Stimme Alexandra Blacks eine Abzweigung weiter brüllen hörte: „Auseinander sofort!“ Seufzend verfiel er in einen leichten Laufschritt um sich selbst ein Bild von der Situation zu machen. Als er den Quergang erreicht hatte, stand die EliteForce-Leaderin zwischen dem kräftig gebauten Djingo und einem Crewmitglied der Wissenschaft, das in seinem Körperbau dem von Djingo in nichts nachstand. Black wirkte dagegen wie ein kleines Mädchen. Ihr Teammitglied stieß sie energisch zurück, während sie sich beinahe schützend vor den Wissenschaftler stellte, so dass der anfängliche Anschein eines hilflosen Mädchens nicht gewahrt blieb. „Ist doch wahr!“, grollte Djingo. Er stemmte sich nicht gegen seine Vorgesetzte sondern blieb an die Wand gelehnt. Besänftigt war er daher aber noch lange nicht. „Wir reißen uns die Ärsche auf, trainieren jede freie Minute, bis wir nicht mehr können und der hat macht mich blöd an, weil ich müde aussehe und jammert rum, weil er hier keine Kometen zu analysieren hat! Das kotzt mich an!“, warf er dem Wissenschaftler vor. Als dieser zu einer Entgegnung ansetzte, fuhr Black beide erneut an: „Das reicht jetzt! Sie sparen sich gefälligst Ihre Kräfte für das nächste Training und den kommenden Einsatz, oder ICH reiße Ihnen den Arsch auf, ist das klar?“ Djingo nickte grimmig und seufzte ein schuldbewusstes „Ja Sir.“ Dann wandte sie sich dem Wissenschaftler zu: „Und Sie hören endlich auf, meine Leute zu provozieren. Wenn Ihnen langweilig ist, sehen Sie sich die Spezifikationen der Tarnvorrichtung an, finden sie heraus wie man sie effizienter machen kann oder tun sie das gleiche mit den Betäubungsmitteln, die wir für die Mission brauchen. – Was auch immer. Es gibt mehr als genug zu tun!“ Für einen Moment glaubte Ramirez, sie würde den beiden nun sagen, sie sollten sich gefälligst die Hände geben und weiter spielen. Stattdessen fügte sie etwas leiser hinzu: „Diese Feindseligkeiten gehen mir gehörig gegen den Strich. Wir sitzen doch wohl im gleichen Boot. Die Romulaner sind der Feind… Falls das jemand vergessen hat.“ Bei ihren letzten Worten hatte der Sicherheitschef die kleine Gruppe erreicht. Obwohl er die Auseinandersetzung beinahe vollständig mit verfolgt hatte, betrachtete er die drei noch einmal genau und fragte dann: „Gibt es hier ein Problem?“ Die Frage richtete er insbesondere an den Wissenschaftler, dessen Lippe im Mundwinkel aufgeplatzt war. „Nein, Sir.“, erklärte der Ensign schließlich mit gesenktem Blick. Dann hob er leicht den Kopf und sah Djingo reumütig an, dem man ebenfalls anmerkte, dass er sich nun für seine vorschnelle Reaktion schämte.


Nachdenklich stand die Führungscrew der USS Katana vor dem Holo-Tisch. Die skeptischen aber auch erwartungsvollen Blicke galten der dort soeben ablaufenden Simulation. In vereinfachter und schematischer Weise spielte der Computer mit der Holosimulation ein weiteres Szenario für das Gefecht bei TRX-92 durch. An einem bestimmten Punkt des computerbasierten Planspiels blieb die Szenerie stehen und auf den Bildschirmen vor dem Holoemitter wurden Zahlen und Daten als Ergebnis der Simulation präsentiert.

Noch schwiegen alle. Jeder registrierte die Details der Ergebnisse. Die Gesichtsausdrücke einiger entspannten sich. Andere blieben sichtlich skeptisch. Nur Captain Ebbersmann ließ sich nichts anmerken und konnte seine ausdruckslose Miene bewahren. Dann nickte er und meinte an das Team gewandt: „Sehr gut. Das ist bereits die fünfzehnte Simulation mit positivem Ergebnis, trotz einer erneuten Variation.“ „Gut… die Simulation zeigt zwar, dass das Manöver in seiner Gesamtheit funktioniert und noch flexibel genug ist, falls wir auf mehr Warbirds als erwartet stoßen oder uns Transportschiffe behindern“, gab Commander Andersson skeptisch zu bedenken: „aber die Simulationen gehen bisher auch von der Annahme aus, dass sämtliche Teile des Plans problemlos ablaufen und ohne Zeitverzögerung in einander übergehen. Der Computer arbeitete bei den letzten Simulationen in diesem Punkt stets mit einer Tatsache.“

Lieutenant Commander Ramirez, der gemeinsam mit Alexandra Black und Lew Sulik den Plan ausgearbeitet und die Details immer wieder neu geplant hatte, entgegnete: „Ich gebe zu, der Plan lässt in bestimmten Punkten nur wenig Fehlertoleranz was das genaue Timing betrifft. Vor allem ist der Zeitkorridor für die EF-Teams relativ eng bemessen.“, Ramirez deutete mit einer Handbewegung zu Alex und Lew: „Aber sowohl die Trainings der EF-Teams als auch die der Staffel haben gezeigt, dass sie bei diesem Plan am Besten zurecht kommen.“ Der Sicherheitsoffizier der Katana machte eine kurze Pause und ging dann genau auf Garrick Anderssons Einwand ein: „Eine hundertprozentige Sicherheit kann es selbstverständlich nicht geben. Aber neben den Trainings haben auch vorhergehende Simulationen gezeigt, dass trotz der denkbaren Variablen das Timing einzuhalten ist. Daher in diesem Punkt die feste Annahme für die jetzigen Simulationen.“

„Also gut“, resümierte Captain Ebbersmann über die bisherige Diskussion: „Ich fasse also zusammen: Die Stärke des Plans liegt im Überraschungsangriff, der Anpassung an die strategischen Gegebenheiten vor Ort und an der flexiblen Anpassung an Veränderungen. Kritisch bleibt jedoch das Timing für die einzelnen Teile des Plans.“

„Richtig.“, stimmten Garrick und Manoel fast gleichzeitig zu. Nachdenklich betrachtete der Captain das eingefrorene Holobild vor ihm auf dem Tisch. Dann meinte er: „Wir haben nicht mehr viel Zeit und mir scheint das der beste Plan zu sein, den wir in Anbetracht der Umstände haben. Völlig ohne Risiko werden wir ohnehin nicht agieren können.“ Er machte eine Pause und schaute aus dem Augenwinkel zu seinem XO. Dieser signalisierte mit kaum merklichem Kopfnicken, dass er der gleichen Ansicht war. Dann fuhr Ebbersmann fort: „Führen sie weitere Simulationen mit mehr Variablen durch. Ermitteln sie weiter potentielle Gefahrenquellen und richten sie die Trainings danach aus. Sie haben noch sechs Stunden Zeit sich vorzubereiten.“


„Die Hevelius ist auf Warp gegangen.“, informierte die holographische Marina DeSoto sowohl den das letzte Training überwachenden Andersson, als auch die Piloten. Mit einem weiteren Warbird als Gegner, sowie verstärkten Schilden für die Skorpion-Jäger waren der Simulation weitere Variablen hinzugefügt und die Schwierigkeit der Mission erhöht worden. Dennoch war alles reibungslos verlaufen. Zwei der Warbirds waren zerstört worden, die beiden anderen waren kampf- und manövrierunfähig. Die vereinzelt übrig gebliebenen Skorpion-Jäger wagten sich inzwischen nicht mehr weit von der Station weg – wissend dass sie hoffnungslos in der Unterzahl waren und sich einer von ihnen mindestens drei Attackfightern ausgesetzt sehen würde. Einzig die Station feuerte noch blind durch die Gegend, hatte aber nicht die Reichweite, um die Rückkehr der Fliegerstaffel zur Katana zu verhindern oder gar zu gefährden.

„Das war sehr beeindruckend.“, räumte der Commander wenige Minuten später ein, als er zusammen mit den Piloten und den EF-Teams das Holodeck verließ. Eine letzte Spur von Skepsis konnte er aus seiner Stimme jedoch nicht verbannen.

Der größte Teil der Piloten und EF-Mitglieder schienen ihm zuzustimmen, manche waren teils überrascht, dass die Erhöhung der Simulations-Schwierigkeit ihnen so wenig ausgemacht hatte. Wieder andere ließen das Training noch einmal Revue passieren. Wirklich unzufrieden schien nur Alex Black zu sein. Sie war ebenfalls leicht in Gedanken versunken. Für ihren Geschmack war das alles zu einfach gegangen. Natürlich – es war nur eine Simulation gewesen und dass alle sich so schnell an die Veränderungen angepasst und ihre Strategie geändert hatten, wo es nötig gewesen war, war den endlosen Stunden des vorhergegangenen Trainings zu verdanken. Trotzdem hatte sie ein ungutes Gefühl. Die kommende Mission würde kein Kinderspiel werden, egal wie gut sie alle aufeinander abgestimmt waren. Da dies das letzte Training gewesen sein sollte, fühlte sie sich ein wenig an die Generalprobe vor einer Theateraufführung erinnert, von der man im Allgemeinen ja erwartete, dass sie total schief gehen müsse, damit die eigentliche Aufführung ein voller Erfolg würde.

Diese Gedanken bei Seite schiebend, erreichte sie einige Minuten später ihr Quartier. Unschlüssig saß sie vor ihrem persönlichen Terminal und betrachtete für einen Moment das daneben stehende Foto, dass sie gemeinsam mit ihrer Schwester zeigte. Wie immer vor einem solchen Einsatz, würde sie auch morgen bei ihren Teammitgliedern die obligatorischen Datenkristalle einsammeln, die dazu gedacht waren, im Falle eines Falles – also falls der- oder diejenige in Erfüllung seiner Pflicht sterben sollte – an die Hinterbliebenen übergeben zu werden. Das Einsammeln der Kristalle gehörte so selbstverständlich zu solchen Missionen wie auch die Nervosität bevor es endgültig losging. Ebenso selbstverständlich war es, dass niemand über die Kristalle sprach. Sie wurden einfach abgegeben. Niemand wollte in solchen Momenten daran denken, dass man selbst oder einer der Kameraden einen leeren Platz zurück lassen würde.

Seit Jahren hatte Alex die Nachricht auf ihrem Kristall nicht verändert. Während viele ihrer Kollegen eine holographische Nachricht aufzeichneten, die sie in unregelmäßigen Abständen auf einen aktuelleren Stand brachten, bevorzugte sie eine simple Sprachaufzeichnung. Wie üblich, hörte sie sich die Aufzeichnung noch einmal an, ehe sie den Kristall bereit legte, um ihn am nächsten Tag zusammen mit den anderen zurück zu legen. „Ma, Dad, Sam – ich liebe Euch.“ Es war nur ein einziger Satz. Aber sie hatte es nie geschafft, mehr zu sagen. Nichts was sie sonst noch sagen könnte, würde den Schmerz der Menschen, die sie liebte und von denen sie geliebt wurde, wegnehmen oder verringern können. Und den Eindruck von Abschied hatte sie nie vermitteln wollen. Irgendwann, irgendwo würden sie sich wieder begegnen. Egal auf welche Art und Weise.


„Logbucheintrag USS Katana; Sternzeit 59.396,3; Capatin Ebbersmann: Wir konnten die Neutrale Zone ohne Zwischenfälle durchqueren. Sicherlich weil unsere Tarnvorrichtung inzwischen fehlerfrei arbeitet. Aber höchstwahrscheinlich auch aufgrund der geringeren romulanischen Präsenz in diesem Abschnitt unserer Route. Dennoch bleibt die Stimmung an Bord gedämpft und leicht gespannt. Kein Wunder, der wirklich heikle Teil der Mission steht uns noch bevor. Wir befinden uns bereits in romulanischem Raumgebiet. Als Sicherheitsmaßnahme lasse ich unsere Geschwindigkeit stetig drosseln und habe eine weitere Energiesenkung verordnet. Damit werden wir noch einen weiteren Tag bis zum Asteroidenfeld benötigen. Meine Offiziere haben die Planungen der Taktik abgeschlossen und mit mir durchgesprochen. Es kommt alles auf das genaue Timing an. Jeder weiß was er zu tun hat. Damit sind alle weiteren Trainings auf dem Holodeck gestrichen. Sobald wir in das Asteroidenfeld eintreten brauche ich eine ausgeruhte Crew. Captain Benjamin Ebbersmann. Ende.“


Sternzeit 59.399,0

Captain Ebbersmann saß gewohnt lässig auf seinem Kommandosessel, die Beine übereinander geschlagen und mit gespanntem Blick nach vorne auf den Schirm. Gemächlich schob die Katana sich – nach wie vor getarnt – mit Impulsgeschwindigkeit auf den Asteroidengürtel nahe der romulanischen Station TRX-92 zu. Die Station selbst war von hier aus auch von den Sensoren noch nicht zu erfassen. Doch langsam aber sicher, näherten sie sich ihrem Ziel. „Sir, unsere Sensoren haben mehrere Abschussvorrichtungen innerhalb des Asteroidenfeldes geortet.“, meldete Ensign Goldzweig, die von der wissenschaftlichen Konsole aus die Umgebung auf unerwartete Anomalien genau im Auge behalten hatte. Man konnte nie wissen, was die Romulaner zu ihrer Verteidigung vorbereitet hatte. Diese permanente Überwachung schien sich jetzt als kluge Vorsichtsmaßnahme zu erweisen. „Können die uns erfassen?“, wollte der XO sofort wissen und sah zu der jungen Wissenschaftlerin hinüber. Der Sicherheitschef war bereits zu ihr gelangt und studierte die Anzeigen auf ihrer Konsole. „Solange wir getarnt sind, sollten sie uns nicht entdecken können.“, bemerkte Ramirez kritisch. „Gibt es eine Möglichkeit diese Vorrichtungen zu umfliegen?“, hakte Ebbersmann nach, darauf bedacht jedes Risiko so weit wie möglich zu senken. „Nein. Das ganze Asteroidenfeld ist am Rand davon durchsetzt.“, antwortete der Sicherheitschef. „Das stimmt.“, pflichtete Goldzweig ihm bei. „Aber wenn ich die Anzeigen hier richtig deute, handelt es sich dabei um Geräte, die aus dem Feld driftende Asteroiden zerstören soll.“ Der Captain sah sie fragend an. Derartige Abschussvorrichtungen waren ihm zwar bekannt und erschienen ihm sowohl für dieses Asteroidenfeld, als auch im Anbetracht einer sich noch im Aufbau befindlichen nahe gelegenen Station als sinnvoll, doch worauf die Ensign hinaus wollte, war ihm nicht ganz klar. Sie deutete seinen Blick richtig und antwortete: „Das heißt, sie reagieren nur auf Gesteinsbrocken mit atypischem Bewegungsmuster. Wenn wir uns der natürlichen Bewegung der Asteroiden anpassen und nicht zu schnell fliegen…“ „Verstehe.“, meinte Ebbersmann schließlich. „Mister Lucas, passen Sie unseren Kurs und die Geschwindigkeit entsprechend an. Ich will kein Risiko eingehen, auch wenn die Dinger uns wahrscheinlich überhaupt nicht sehen können.“ „Aye Sir.“, kommentierte der Steuermann eifrig und beugte sich über seine Konsole.

Für einen Moment wandte Ebbersmann sich beruhigt wieder um. Dann gab Andersson zu bedenken: „Könnte das Probleme für die Attack Fighter bedeuten? Die sind schließlich nicht getarnt und wenn sie zu langsam sind, könnte das die ganze Mission gefährden…“

Der Captain wandte sich abermals zu Goldzweig und Ramirez um. Der Sicherheitschef hatte sich indes die Vorrichtungen genauer unter die Lupe genommen und die Informationen dazu abgerufen. „Nein, das wird kein Problem darstellen.“, sagte er bestimmt. „Diese Abschussvorrichtungen sind älterer Bauart. Die sollten schon länger hier sein, als die Station. Was auch immer sie einmal beschützt haben. Es würde mich nicht wundern, wenn einige davon, schon nicht mehr funktionierten… aber – davon mal abgesehen – die Fighter sind zu klein, als dass sie von diesem Modell als Gefahr eingestuft würden. Und außerdem, sobald die Operation startet, werden sie auch zu schnell weg sein…“

Erneut atmete Ebbersmann erleichtert auf. Nichtsdestotrotz… allein die Raumregion legte ihnen sprichwörtlich einen Stein nach dem anderen in den Weg. Er hoffte, dass keine weiteren Überraschungen auf sie warteten.

Es vergingen nur wenige Augenblicke bis Tomm Lucas berichtete: „Wir haben das Asteroidenfeld nun erreicht. Schalte um auf Manövriertriebwerke.“


Auch wenn das aktuelle Manöver nicht durch eine direkte Bedrohung seitens eines romulanischen Schiffes begründet war, blieb das Prozedere auf dem Schiff doch das gleiche. Das Signallicht des roten Alarms flackerte durch alle Gänge. Überall huschten Crewmitglieder zu ihren Stationen. Das ungeübte Auge hätte es als ein großes Durcheinander wahrgenommen. Doch tatsächlich hatten die vielen Übungen sich ausgezahlt. Selbst Crewmitglieder, die hektisch durch die Gänge rannten, wussten inzwischen genau, an welchen Abzweigungen sie aufpassen mussten, nicht mit anderen zusammen zu stoßen. Für Counselor Prehja waren diese wenigen Minuten, in denen sie, wie alle anderen, ihren Platz einnahm, eine Zeit der erhöhten Aufmerksamkeit. Während sie wie selbstverständlich auf der Brücke im Hintergrund stand, um Captain und Commander jederzeit mit ihrem Rat zur Verfügung zu stehen, mussten ihre Augen eigentlich überall sein. Sie musste die Stimmung der Crew abschätzen, ebenso wie deren Belastbarkeit. Und bereits jetzt durfte sie die Folgen dieser Situation nicht außer Acht lassen. Immerhin zerrten diese Alarmsequenzen, auch wenn sie nun wieder seltener geworden waren, an den Nerven jedes einzelnen an Bord. So reibungslos, die Zahnräder auch überall auf dem Schiff in einander griffen – auf den Korridoren war stets eine Anspannung zu spüren. Die Ruhe auf der Brücke, war ein klarer Gegenpol dazu, der nicht zuletzt auf die besonnene Ausstrahlung Captain Ebbersmanns zurückging.

Nur mit Manövrierdüsen zog sich der Flug durch das Asteroidenfeld unendlich in die Länge. Nach einer halben Stunde hatten sie nicht einmal die Mitte des dichten Gürtels erreicht. „Ensign Goldzweig“, die Stimme des Captains durchschnitt die Stille wie ein Paukenschlag. Die Wissenschaftlerin zuckte zusammen und atmete merklich aus, als ihr klar wurde, dass man sie angesprochen hatte. „Suchen Sie uns ein geeignetes Plätzchen an dem wir stoppen können, ohne dass diese Dinger uns erfassen können.“ „Aye Sir“, antwortete sie rasch. Dankbar wenigstens für wenige Augenblicke eine Beschäftigung zu haben, die sie von dem Manöver ablenkte. Natürlich war die Situation nicht mit denen zu vergleichen, als die romulanischen Schiffe sie geradezu eingekreist hatten. Die einzige Bedrohung bestand hier in veralteten automatischen Abwehr-Geschützen, die sie nicht sehen konnte. Doch allein das Geräusch, dass die Manöverdüsen verursachten, welches fast überall auf dem Schiff zu hören war, wenn Lucas den Kurs anpasste, genügte den Puls des ein oder anderen zum Rasen zu bringen.


Ebbersmanns Hoffnung bezüglich keiner weiteren Überraschungen sollte nicht erfüllt werden. „Voller Stopp“, ordnete er an, als sie die von Goldzweig bestimmten Koordinaten am anderen Rande des Asteroidengürtels erreicht hatten. Im Schatten zwischen zwei größeren Gesteinsbrocken verharrte die Katana, weiterhin getarnt, ohne von den Geschützen entdeckt worden zu sein. „Umgebungsscann“, fügte Andersson hinzu und blickte erwartungsvoll zum Schirm hinauf, wo er nach dieser Anfrage, mit einer taktischen Anzeige rechnete. Lange ließ sie nicht auf sich warten. Goldzweig schloss den Scann ab und Ramirez widmete sich einer knappen taktischen Analyse hierzu. „Diesen Werten zufolge, ist die Station zu 70% fertig gestellt. Keine nennenswerten Schilde. – Die Hevelius liegt wie vermutet an Andockschleuse drei. Derzeit sind außerdem drei Warbirds angedockt sowie zwei weitere in unmittelbarer Nähe.“ Andersson entfuhr ein leises Grollen. Fünf Warbirds. Das bedeutete zwei mehr, als in ihren Standard-Trainingseinheiten. Auf der Stirn des Captains zeichnete sich eine steile Falte des Missfallens ab. Die letzten Simulationen hatten gezeigt, dass sie durchaus mit mehr Gegnern zurecht kommen konnten. Aber das Risiko für alle Beteiligten war wesentlich größer. Ganz davon abgesehen, von den Verlusten mit denen in diesem Fall zu rechnen war. Verluste mit denen er nicht rechnen wollte. „Schildstatus?“, verlangte Ebbersmann zu wissen. „Derzeit alle deaktiviert, Sir.“, antwortete Ramirez prompt. „Rein vom Kurs her, sieht es mir so aus, als seien diese beiden Schiffe gerade erst angekommen.“, überlegte Andersson laut, die Anzeigen analysierend. „Das hier könnte sich auf einen Start vorbereiten.“, mutmaßte er und deutete auf eines der nicht angedockten Schiffe. „Das ist korrekt“, stimmte Marina DeSoto unvermittelt ein. Die S2T-Übersetzung [speech to/2 text] flackerte über ihre Konsole. „Es besteht eine offene Kommunikationsverbindung zwischen dem Schiff und der Station. Sie bereiten sich vor, in der nächsten Stunde das System zu verlassen.“ Der XO sah sie fragend an. Dass ein romulanischer Warbird eine Stunde Vorbereitungszeit benötigte um zu starten war ihm neu. „So lange?“ „Sie erhalten gerade eine Liste von benötigtem Material dass sie beschaffen sollen und warten auf den Marschbefehl, den sie in etwa einer Stunde erwarten.“, erklärte DeSoto und blickte von dem schnell durchlaufenden Text auf. „Gut. Dann warten wir, bis das Schiff außer Reichweite ist. Wenn sich die Möglichkeit ergibt, sollten wir frühzeitig die Kommunikation der Romulaner stören.“, kommentierte Ebbersmann.


Mit nur einem halben Impuls näherte sich die Katana der romulanischen Station TRX-92. Laut den Sensoren waren die Schilde der Station nach wie vor deaktiviert. Man rechnete also definitiv nicht damit, im eigenen Raum – noch dazu von einem einzelnen Sternenflottenschiff – angegriffen zu werden. Wie erwartet – oder befürchtet – waren die Lebenszeichen der Hevelius-Crew jedoch nicht zu erfassen. Dafür wies die Station aber diverse durch Sicherheitskraftfelder abgeschirmte Bereiche, hinter denen die Gefangenen vermutet wurden. Ob es die gesamte Crew war, oder nur einige wenige Überlebende, würde man erst herausfinden, wenn die EF-Teams Charlie und Echo vor Ort waren und die Kraftfelder überwunden hatten. Glücklicherweise schienen die Baupläne, die sie zu der Station erhalten hatten korrekt zu sein, denn die Kraftfelder befanden sich genau dort, wo laut der Pläne eben Arrest- und Sicherheitsbereiche waren.

Die EliteForce-Einheiten hatten sich bereits auf die Transporterräume 1 – 4 verteilt. Sie standen über einen offenen Kommunikationskanal miteinander in Verbindung und wurden außerdem von Ramirez über die Annäherung der Katana an die Station ständig auf dem Laufenden gehalten. Er würde sie auch darüber informieren, wenn es in wenigen Minuten losging Danach sollte zunächst Funkstille unter den Teams herrschen.

„Wir erreichen in einer Minute die Ausgangsposition. Die Fighter-Squadron ist bereit. Wie ist Ihr Status, Lieutenant Black?“, erklang ein weiteres Mal die Stimme des Sicherheitschefs. Alex wartete kurz die darauf folgenden Rückmeldungen der einzelnen Team-Leader ab: „Bravo-Team ist in Position und bereit.“, meldete T'Clea. „Charlie-Team – bereit.“, fügte Romero hinzu, gefolgt von DeSars: „Echo-Team ist startklar.“ Die Meldungen hatte auch Ramirez gehört. Dennoch antwortete Black noch einmal für alle: „Alle Elite-Force-Teams sind bereit für den Einsatz.“ „Gut“, erwiderte Ramirez. „Ausgangsposition erreicht. Viel Glück. - Energie.“

Dominic Romero mit seinem Charlie-Team materialisierte Sekunden später in der hintersten Ecke des oberen Arrestbereiches auf TRX-92. An diesem Ende des Gefangenen-Trakts war nur eine einzige Zelle belegt und die Bewachung minimal. Noch bevor die drei Wachen entlang des Korridors bemerkt hatten, dass sie nicht mehr alleine vor den Zellen standen, hatten Djingo, Graupelz und Parvati sie bereits ausgeschaltet. Romero überprüfte kritisch die Lebenszeichen in der näheren Umgebung. Anders als auf Sternenflotten-Schiffen waren diese Zellen durch dicke schwere Türen verschlossen, die nur ein kleines Fenster hatten. Romero warf einen schnellen Blick in die belegte Zelle, in der sich tatsächlich einige Gestalten in Sternenflottenuniform befanden. Bis auf zwei waren alle bewusstlos. Doch die beiden hatten ihn gesehen und sprangen überrascht auf. Trotzdem würden sie sich noch einen Moment gedulden müssen. Er bedeutete ihnen, leise zu sein und einen Augenblick zu warten. Bevor sie die Kraftfelder, die sich hier durch die Wände zogen, deaktivieren konnten, gab es noch einen Überwachungsraum und einen Verhörraum zu sichern. Der Rest des Teams hatte bereits am anderen Ende des Korridors Stellung bezogen, als Romero zu ihnen aufschloss. Von hier aus, hatten sie freies Blickfeld auf zwei Romulaner, die über eine Konsole gebeugt etwas tuschelten. Sie hatten ihnen den Rücken zugewandt. Mit einer einzelnen Geste, gab der Teamleader Parvati zu verstehen, dass sie sich noch ein kleines Stück weiter vorwagen sollte, um herauszufinden, ob in dem Überwachungsraum, weitere Romulaner waren. Sie hockte bereits an dem Durchgang und lehnte sich weiter hinüber, pirschte sich dann vorsichtig einen kleinen Schritt in den anderen Raum hinein, wo sie sich im Schutz eines monströsen Schreibtisches wiederfand. Romulaner hielten eben nichts von Bescheidenheit. Anstatt wie gewöhnlich darüber die Nase zu rümpfen, war sie nun jedoch äußerst dankbar dafür. Denn während die beiden Anwesenden ihr nach wie vor den Rücken zu kehrte, öffnete sich jenseits des Schreibtisches mit einem hydraulischen Geräusch eine Tür. Unter dem Tisch hindurch konnte sie zwei in schwarzen Stiefeln steckende Füße ausmachen. Sie gab den anderen hinter sich ein Zeichen, welches Romero seinerseits mit Gesten beantwortete.

Graupelz und Djingo rückten so leise auf, dass nichts davon zu hören war. Galindez, der sich mehr im Hintergrund hielt, achtete über ihre Köpfe hinweg darauf, dass die Romulaner weiterhin beschäftigt blieben und sich nicht umdrehten, während die Augen der drei Vorgerückten auf Romeros Finger gerichtet blieben. Einen nach dem anderen klappte er langsam weg. 3... Die Romulaner hatten längst aufgesehen, um sich dem Neuankömmling zuzuwenden. 2... Er begrüßte die beiden anderen und schien in schroffem Tonfall etwas zu fragen. 1... Die Antwort des einen kam zögerlich. Er deutete hastig zum Zellenbereich hin und wandte seine Aufmerksamkeit auf die Tür. 0

Eben wollte Galindez Alarm schlagen, dass sich einer der beiden Romulaner umgedreht hatte, als dieser auch schon – ebenso wie die beiden anderen – bewusstlos auf dem Boden aufschlugen. Kein Schuss hatte sein Ziel verfehlt.

Romero sprach trotzdem noch nicht, sondern gab mit den vertrauten Handzeichen Befehl, die Tür abzusichern und bei den Zellen die Feldverstärker zu installieren. Galindez machte sich an seine eigentliche Arbeit hier: Die Untersuchung des Sicherheitssystems und das Abschalten der Kraftfelder in diesem Bereich.


Im unteren Arrestbereich war die Aktion ähnlich verlaufen. Marc DeSar stand bereits bei einer Gruppe von Hevelius-Crewmitgliedern. Bei einer Besatzungsstärke von rund 150 Mann würden sie insgesamt drei Transportvorgänge durchnehmen müssen. In diesem Teil des Arrestbereichs waren rund 100 Crewmitglieder untergebracht gewesen, die sich nun in zwei Gruppen dicht in zwei enge von Feldverstärkern begrenzte Bereiche drängten. Nun galt es das OK, von den beiden Teams auf der Hevelius abzuwarten, um die Transportvorgänge zu initiieren.

Zur gleichen Zeit kroch das Alpha-Team unter Alex Blacks Führung soeben die letzten Meter durch eine Jefferies-Röhre auf Deck 2, um zurück auf den Korridor zu gelangen. Es hatte sich bereits während den Simulationen als günstigste Taktik herausgestellt, zunächst mit zwei Teams den Maschinenraum zu übernehmen. Dank der mitgebrachten Betäubungsmittel sowie der Schlagkraft zweier Teams hatte die Aktion nicht einmal eine volle Minute gedauert. Vom Maschinenraum konnte der Zugriff der Romulaner auf alle Systeme gesperrt und somit verhindert werden. Außerdem ließen sich die Umweltsysteme von hier aus natürlich am einfachsten manipulieren, um an den wichtigsten Stellen auf dem Schiff weitere Betäubungsmittel frei zusetzen. Während sich das Bravo-Team um diese Dinge kümmerte, hatte sich Alex mit ihrem Team durch die Jefferies-Röhren Richtung Brücke vorgearbeitet. Auf diese Weise konnten sie die mit Betäubungsmitteln versetzten Punkte am einfachsten umgehen, und gleichzeitig vor der Brücke bereit stehen, wenn das Gas seine Wirkung erzielt hatte und wieder abgezogen worden war.

Das Geräusch der sich öffnenden Jefferies-Röhren-Verkleidung ließ sich leider nicht vermeiden. Doch selbstverständlich hatte Alex sich zuvor vergewissert, dass niemand in der Nähe war. Gefolgt von ihren fünf Kollegen huschte sie auf den Turbolift zu. Vabande überprüfte, wie vorher abgesprochen, den Status des Lifts und gab mit einem knappen Nicken zu verstehen, dass der Lift vom Maschinenraum aus bereits deaktiviert worden war und sich einige Decks unter ihnen befand. Zusammen mit Agalore setzte er die manuellen Türöffner an, bis der Spalt der beiden Türflügel gerade breit genug war, um hindurchschlüpfen zu können. Dann ließ er der Teamleaderin den Vortritt. Alex schwang sich um die Ecke und griff gekonnt nach den Sprossen der Leiter im Liftschacht. Bis zum nächsten Deck waren es nur wenige Meter. Allerdings beabsichtigte sie nicht, umständlich von der Leiter aus die Tür zur Brücke zu öffnen, sondern machte sich viel mehr an einer Wartungsluke zu schaffen.

Auch diese Luke gab ein vertrautes wenn auch leises Geräusch von sich. Alex wollte sich schon in den kleinen Durchgang zum Bereitschaftsraum des Captains ziehen, als sie von drinnen eine tiefe Stimme hörte: „Die Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen. Das Technikteam wollte heute die Konsolen auf der Brücke genauer unter die Lupe nehmen.“

Die Luke führte im hinteren Bereich des Bereitschaftsraumes in eine Sitz-Ecke. Aus ihrer aktuellen Position konnte Alex daher auch nichts anderes sehen. Doch der Klang der antworteten Stimme verriet ihr, dass der Gesprächspartner des Mannes, welchen sie hatte reden hören, über einen Kommunikationskanal zugeschaltet war. „Dann sollten Sie sich beeilen. Unseren Geheimdienstinformationen nach, liegt der Sternenflotte offensichtlich einiges an diesem Schiff. Je eher wir wissen, was an dem Schiff so wichtig ist, desto besser.“ „Was auch immer es ist – sie müssen es gut versteckt haben. Und so weit ich hörte, gehen die Verhöre nur schleppend voran…“, antwortete wieder die tiefe Stimme.

Alex schob sich langsam durch die Luke in den Bereitschaftsraum und spitzte vorsichtig um die Ecke Richtung Arbeitsbereich. Es war tatsächlich nur der eine Romulaner anwesend. Er hatte noch nicht bemerkt, dass seine Kollegen auf der Brücke längst bewusstlos waren. Sie gab ihrem Team zu verstehen, dass sie noch kurz warten mussten. So praktisch diese Ecke auch war, um sich zu verstecken, für 6 Personen war eben doch zu wenig Platz. Flach auf dem Boden liegend, nahm sie den Romulaner ins Visier und wartete, bis das Gespräch beendet war. Schließlich sollte niemand über Subraum oder wie auch immer alarmiert werden, was hier vor sich ging. Lange musste sie darauf nicht warten. Mit einem schroffen: „Wie gesagt – beeilen Sie sich gefälligst. Wir brauchen Ergebnisse!“ wurde die Verbindung unterbrochen. Der Romulaner der es sich hinter des Captains Schreibtisch bequem gemacht hatte, grollte einen romulanischen Fluch vor sich hin, den der Universaltranslator gar nicht erst zu übersetzen versuchte. Das nächste, was Vabande, der im Schacht des Turbolifts direkt unter der Luke verharrte, hörte, war ein dumpfes Rumpeln, nachdem Black den Abzug ihres Phasers betätigt hatte. Er steckte fragend einen Kopf durch die Luke. Alex winkte ihm bereits zu, dass sie nun alle herein kommen konnten.

Genau wie sie es zum Schluss bestimmt Dutzende Male trainiert hatten, nahm er zusammen mit Agalore Aufstellung, so dass sie zur rechten und linken Seite der Tür zur Brücke in Deckung gehen konnten, sobald diese sich bei ihrer Annäherung öffnete. Der Rest des Teams hielt sich, wie abgesprochen für den Moment noch im Hintergrund. Doch die Vorsicht erwies sich als überflüssig. Das Betäubungsmittel hatte seine Wirkung voll entfaltet. Von den fünf Romulanern auf der Brücke war nicht einer mehr wach.

„Black an T’Clea“, meldete die Elite-Force-Leaderin sich bei der Vulkanierin, die das Vorgehen vom Maschinenraum aus leitete. „Die Bereitschaftsraum und Brücke sind gesichert. Setzen Sie jetzt die Betäubungsmittel in den anderen Schiffsteilen frei. Danach sichern sie die Frachtraum eins und zwei.“ „Verstanden.“, bestätigte die Vulkanierin. „Wir schalten Ihnen die Kontrollen hoch.“ „Gut.“ Dann wandte sie sich an das ihr nachfolgende Team: „Vabande, Agalore, Tian Men: Überprüfen Sie den Besprechungsraum. Srobrazcek: ans Steuer. Tramelle: Transporter überprüfen.“ „Aye Sir.“, schallte es von den Mitgliedern des Alpha-Teams, die sich sofort daran machten, die Anweisungen auszuführen. Black selbst war mit wenigen Schritten bei der taktischen Konsole. Zwar sollten sie mit der Hevelius lediglich von hier fliehen, es war aber nicht auszuschließen, dass sie selbst unter Beschuss genommen werden würden. Und im Fall eines Falles musste alles bereit sein.

Noch während sie sich einen Überblick verschaffte, erhielt sie die Rückmeldung T’Cleas: „T’Clea an Black: Die Frachträume sind gesichert. Das Gas wurde freigesetzt und sollte seine Wirkung entfaltet haben. Wir ziehen es jetzt wieder ab.“ „Verstanden“, antwortete Alex und warf Tramelle einen Blick zu, die bereits Ankunft gab, ohne die Frage ihrer Team-Leaderin abzuwarten: „Transporter sind online. Ich habe die Romulaner erfasst und bereits den Code für den Rücktransport der drei Gruppen von TRX-92 in der Schlange.“ „Sehr gut“, erwiderte Alex erleichtert. Obwohl sie über das Armband bereits erfahren hatte, dass die Teams Charlie und Echo auf der Station bereit waren, fiel ihr nun ein Stein vom Herzen. Wenn jemand aus den beiden anderen Teams verletzt worden oder gar gefallen war, hätte Tramelle es bemerkt und ihr gemeldet. „Programm ausführen.“, ordnete sie schließlich an. Sobald die Hevelius-Crew und die beiden EF-Teams an Bord waren, würde Tramelle außerdem das vereinbarte Signal an die Katana abschicken.


Die Sekunden schienen sich beinahe ins Endlose zu dehnen, als Lieutenant Lew Sulik die Anzeige auf seinem Instrumentenbrett betrachtete. Auf einem der Bildschirme zeigte eine kreisrunde Grafik mit entsprechenden Markierungen den Ablauf und das Timing der Mission an. Analog zu einer Uhr verlor der Kreis im Laufe der Zeit ein Stückchen um so den Fortschritt der Mission anzuzeigen. Gemäß dieser Anzeige hatte die Katana bereits vor zehn Minuten die Elite-Force Teams an ihre Ziele gebeamt. Weitere fünf Minuten würde es gemäß dem Plan dauern, bis sich die Katana enttarnte und zum Angriff überging, während gleichzeitig die beiden Azrael-Fighter in das Geschehen eingriffen. Kurz darauf sollten dann die Spitfire dazu stoßen.

Seit dem die Fighterstaffel von der Katana im Asteroidenfeld abgesetzt worden war, hatten die Spitfires und Azrael-Figter Position bezogen und warteten auf ihren Einsatz. Im Asteroidenfeld versteckt warteten sie auf Punkt X, dem offenen Gefecht. Mit den passiven Sensoren konnten sie die Situation um die Station herum überblicken. Noch waren, ganz gemäß dem geplanten Timing, keine außergewöhnlichen Aktivitäten zu erkennen. Doch in diesem Moment waren die EF-Teams dabei die Hevelius zu übernehmen und die Gefangenen zu befreien. Die Katana befand sich im getarnten Modus auf einem Angriffskurs. Bald würde sich die Lage drastisch ändern. Das sah der Plan so vor und die Anzeige bestätigte das unvermeidliche Heranrücken des Punktes X.

Ein weiteres Mal betrachtete Lew die Daten die ihm die passiven Sensoren lieferten. Die Umstände, dass sie es mit mehr Warbirds als vorgesehen zu tun hatten und eventuell sogar mit einer etwas größeren Anzahl an romulanischen Skorpion-Fightern rechnen mussten, machte ihm weniger sorgen als die hohe Konzentration an Transportschiffen in einem bestimmten Bereich um die Station herum. Es war nicht ausgeschlossen, dass diese im zu erwartenden Durcheinander des Gefechtes zwischen die Fronten gerieten und das Manövrieren der Attack-Fighter erheblich erschwerten. Natürlich waren die Piloten der Staffel dafür ausgebildet mit ihren kleinen Maschinen in einem umfangreichen Gefecht zwischen unzähligen Kriegsschiffen zu navigieren. Doch ein Rudel in Panik geratener Transportschiffe die nach allen Richtungen ausschwärmten und Feind wie Freund behinderten war ein beinahe unkalkulierbares Risiko.

Ungeduldig trommelte Lew auf seine Konsole. Geduld war nie seine Stärke gewesen. Das würde sich in den nächsten Minuten vermutlich auch nicht ändern. Die verordnete Funkstille verhinderte jede verbale Kommunikation zwischen den Piloten und machte das Warten noch unausstehlicher. Darum brannte er innerlich bereits auf den Kampf. Gedanken an seinen eigenen Tod oder der mögliche Verlust an Freunden hatte er längst verdrängt. Schon lange beschäftigte er sich nur noch mit Aspekten der Mission und mit dem bevorstehenden Kampf. Doch nichts war unerträglicher als die dauernde Anspannung und Ungewissheit vor dem Gefecht. Während des Kampfes selbst war alles klarer und einfacher. Es gab ein Ziel auf das man sich konzentrieren musste.

Wieder ruhte sein Blick auf der Anzeige für den Missionsablauf. Gleich war es soweit. Das gleichmäßige Ticken der Grafik war einer Uhr nicht unähnlich und näherte sich der roten Markierung. Wieder schien sich der Verlauf der Zeit zu dehnen und noch weiter zu verlangsamen. Dann erreichte der Zeiger jedoch die Markierung für den Punkt X und genau in diesem Moment erfolgte das erwartete Signal. Nun geschah alles Schlag auf Schlag. Auf einer Subraumfrequenz sendete die Katana das vereinbarte Codewort. Die Sensordaten zeigten dass sich die Katana enttarnt hatte und mit hochgefahrenen Schilden auf die Ziele feuerte. Mit dem Aufleuchten der Positionslichter gab Lew den beiden Azrael-Fightern den Angriffsbefehl. Dann beobachtete er wie die Azrael-Fighter ihre Warteposition verließen und kurz außerhalb des Asteroidenfeldes auf Warp gingen.

Mit den nun auf aktiven Scan umgeschalteten Sensoren beobachtete Lew die Szenerie und registrierte mit einer gewissen Genugtuung, dass bisher alles wie geplant verlief. Doch der Umstand, noch nicht in das Geschehen eingreifen zu können schmälerte die Erleichterung über den Beginn des Gefechtes ein wenig. Noch verspürte er eine gewisse Ungeduld und Anspannung. Ein weiterer Blick auf die Anzeige für das Missionstiming erhöhte für einen kurzen Moment die gespannte Erwartung. Mit den Positionslichtern seiner Spitfire signalisierte er seinen Männern, dass sie sich bereit machen sollten. So Paradox es selbst ihm erschien, er freute sich beinahe, dass der Kampf nun auch endlich für ihn begann.


Mark saß in seinem Fighter und hatte die Augen geschlossen. Im Geiste flog er den schwierigen Kurs durch das Asteroidenfeld noch einmal ab. Dieser Teil der Mission war deutlich heikler als die anschließende Kampfmission. Das Asteroidenfeld bot nicht viele Möglichkeiten zum Manövrieren und verzieh keine Fehler. Und im Gegensatz zum Kampfeinsatz konnte einem dann auch kein Wingman mehr aus der Bredouille helfen. Wenn er also nicht an einem dieser Felsbrocken atomisiert werden wollte, musste er höchste Konzentration in das nun folgende Flugmanöver legen. Er öffnete die Augen und erblickte das Foto von Annie, auf dem sie lächelte und dabei die Nase so süß kraus zog. Mark seufzte, als ein Hauch von Melancholie sich in seinem Inneren ausbreitete. Zum wiederholten Mal überlegte er sich in solchen Momenten, ob er nicht in den Datenbanken forschen sollte, was aus seiner Familie und Annie wohl geworden ist. Bislang hatte er dies immer erfolgreich vermieden. Seine Therapeuten auf der Erde waren damals der Meinung gewesen, dass dies nicht gut für ihn wäre, wenn er sich zu sehr mit der Vergangenheit beschäftigen würde. Er hatte damals auf sie gehört und war noch nicht einmal nach Enschede gefahren, um sich seine alte Heimat anzusehen. Mark seufzte noch einmal. Er fühlte sich mittlerweile gefestigt genug, so dass er sich durchaus zutraute, sich seiner Vergangenheit bzw. dem Leben seiner Lieben zu stellen. Wenn er wieder einmal auf der Erde seinen Landurlaub verbrachte, wollte er sich mit der Lebensgeschichte seiner Familie und Annies beschäftigen. Mark blickte von dem Foto hoch und betrachtete den gigantischen Felsbrocken, hinter dem er sich mit seinem Fighter versteckt hatte. Er war diesem Stein so nah, dass er ohne technische Hilfsmittel jede Pore erkennen konnte. Er drehte seinen Kopf zu Seite und blickte aus seiner Pilotenkanzel hinaus in das Asteroidenfeld. Er suchte mit bloßem Auge die Felsen ab und versuchte, seinen Kampfgefährten Kjetil zu entdecken, der sich ebenfalls hinter einem Felsen versteckt hatte, bis sie das Einsatzsignal erhielten. Er wusste in etwa, wo Kjetil steckte, konnte ihn mit bloßem Auge jedoch nicht erkennen.

Kjetil Skorgan kontrollierte zum x-ten Mal sämtliche Einstellungen seines Fighters. Er hasste nichts mehr, als in seinem Fighter zu sitzen und dann ewig auf den Einsatz warten zu müssen. Ihm gefiel es mehr, wenn er in einen Fighter steigen und sofort losfliegen und in den Kampf eingreifen konnte. Jetzt saß er schon eine halbe Stunde hier und wartete. Mittlerweile war ihm totlangweilig. „Hatte das in den Trainingsszenarien auch so lange gedauert?“, fragte er sich murmelnd, während er ungeduldig mit den Fingern auf die Armlehne seines Sitzes trommelte. Er konnte noch nicht einmal sehen, was außerhalb dieses Asteroidenfeldes passierte. Zum einen war die Katana ja noch getarnt, zum anderen konnte er nur einen passiven Scan durchführen, damit sie nicht entdeckt wurden. Also musste er einfach abwarten. Er sah aus dem Cockpit hinaus und entdeckte Mark, der ein ganzes Stück weiter auf seinen Einsatz wartete. Kjetil hatte seinen Fighter in einer anderen Ausrichtung geparkt als Mark. Sowas machte er regelmäßig. Der Niederländer zog ihn immer damit auf, dass er falsch herum flog. Aber Kjetil grinste dann nur. Da es ja im Weltraum kein Oben und Unten gibt, sind Fragen der Fluglage relativ sinnlos, empfand er. Ohnehin fragte er sich immer wieder, warum sich Raumschiffe niemals kopfüber begegneten, sondern immer alle das gleiche Oben hatten. Bislang konnte noch niemand ihm diese Frage beantworten. Er schmunzelte. Wurmlöcher, Antimaterie, Warp-Antrieb… Das alles war schon geklärt, aber elementare Dinge blieben immer unbeantwortet.


„Alle an Bord!“, erklärte Tramelle den Abschluss der Transportvorgänge, der Zugleich der Startschuss für das ausbrechende Gefecht gewesen war. Nur wenige Sekunden nachdem jegliche romulanische Lebenszeichen erfasst worden und in die Arrestzellen der Hevelius gebeamt worden waren, hatte der automatisierte Transportvorgang die drei Crewgruppen sowie das Charlie- und das Echo-Team in die Frachträume gebeamt. Joseph Murphy aus dem Echo-Team, der während der Missionen die medizinische Versorgung der EF-Teams übernahm, wuselte zwischen den Verletzten hin und her und organisierte ihren Weitertransport auf die Krankenstation. Alle Crewmitglieder die sich annähernd in Ordnung fühlten, zögerten nicht, sofort auf ihre Posten zurück zu kehren. Auch der Captain versuchte sich aufzurappeln, erhielt aber einen verständnislosen Blick von Murphy. „Sie müssen auf die Krankenstation, Captain.“, ermahnte er ihn. „Ich … muss… auf die… Brücke…“, brachte Captain Makuda hervor, wurde jedoch von seinem XO, Jani Sánchez zurückgehalten. „Gehen Sie auf die Krankenstation. Ich mache das.“, meinte sie ruhig. Die langen schwarzen Haare standen ihr wirr in alle Richtungen vom Kopf ab und auch sonst war ihr deutlich anzusehen, dass die romulanischen Verhörtechniken nicht spurlos an ihr vorüber gegangen waren. Aber immerhin hatte sie keine größeren Verletzungen davon getragen und konnte aufrecht stehen. „Also gut“, gab Makuda sich geschlagen, als ein heftiges Zittern durch den Schiffsrumpf zog. Die Hevelius war ‚abgedockt’ – ohne dass die Station die Andockklammern gelöst hatte. „Aber ich komme so schnell nach, wie ich kann.“


Mark hatte wieder die Augen geschlossen und machte gerade eine der Entspannungsübungen, die er gelernt hatte, als er ein Signal empfing. Sechs kurze und lange Töne, die kaum mehr als ein Knacken waren, wenn man nicht wusste, was sie bedeuteten: Dah Dah Dah, Dah Dit Dah. Mark wusste, was diese Signale hießen und was sie bedeuteten: „OK“ – sie konnten also starten. Er tippte die Antwort: Dit Dit Dit Dah, Dit - dem Signal, dass er verstanden hatte. Mark sah, dass auch Kjetil geantwortet hatte. Er murmelte ein leises „Keep on rocking!“ und aktivierte den Injektor für das künstliche Adrenalin. Er spürte, wie die Chemikalie durch seine Adern floß und alle nebensächlichen Gedanken beiseite schob. Es floss durch sein Inneres, beschleunigte Marks Herzschlag und erreichte schließlich sein Hirn. Mark fühlte sich für einen Moment, als würde sein Geist mit ihm auf Warp gehen. Die Umwelt veränderte leicht ihre Farbe, alles war in ein leichtes, bläuliches Licht getaucht. Gleichzeitig nahm Mark alle Dinge um ihn herum viel intensiver und klarer wahr, als noch vor wenigen Momenten. Und auch die Zeit schien viel langsamer zu verstreichen. Mark wusste natürlich, dass sich nicht seine Umwelt verändert hatte, sondern ausschließlich seine Wahrnehmung davon. Dennoch war dieser Moment jedesmal erhebend, so dass er sich dabei fast schon euphorisch fühlte. Mark bleckte die Zähne, aktivierte seinen Fighter und wechselte in den Neuralmodus. Er flog in einem engen Bogen um den Felsblock und stieß in die schmale Gasse, die er sich ausgesucht hatte. Gleichzeitig beschleunigte er wie geplant. Die Felsbrocken rasten an ihm vorbei. Immer wieder vollführte er blitzschnell Kurskorrekturen, um herumtreibendem Gesteinen auszuweichen. Das eine oder andere Mal musste er auch mit einer waghalsigen Flugrolle ausweichen und damit sein ganzes Können unter Beweis stellen. Mark schwitzte, spürte das aber kaum, da er sich voll auf den Flug durch das Asteroidenfeld konzentrierte. Eigentlich war es wahnsinnig, in diesem Tempo zu fliegen. Selbst mit dem maximalen Schub durch den Chemiecocktail war es ein Himmelfahrtskommando. Er streifte einzelne Brocken, ohne dass die Azrael jedoch Schaden nahm oder er vom Kurs abwich. Mark kaute auf seiner Zunge herum, während er sich immer wieder mit den Flugmanövern am übernächsten Asteroiden auseinandersetzte. Er musste immer ein paar Brocken im Voraus denken, um nicht nach einem erfolgreichen Flugmanöver plötzlich im nächsten Felsen zu landen. Eigentlich war es fast wie Schach, bei dem man sich auch nicht nur auf den nächsten Zug konzentrieren durfte, sondern immer die darauffolgenden Züge planen musste. Nur war das hier eben tödliches Highspeed-Schach. Einen Vorteil hatte es, wenn er so schnell hier unterwegs war. Sollten sich hier noch weitere automatische Kanonen im Asteroidenfeld verstecken, hätten sie keine Zeit, ihn überhaupt anzuvisieren. Er vollführte eine halbe Drehung und zog seinen Fighter hart nach unten, so dass die Trägheitsdämpfer bis aufs Äußerste beansprucht wurden. Er grinste grimmig, als er einen weiteren kleinen Brocken streifte, die daraus resultierende Trudelbewegung aber in eine gekonnt aussehende Spiralbewegung verwandelte. Nur noch wenige Asteroiden versperrten ihm den freien Weg zum Schlachtfeld und zu seinem ersten Ziel. Er flog einen engen Bogen um einen gewaltigen Gesteinsbrocken und schoss wie eine Pistolenkugel aus dem Asteroidenfeld. Augenblicke später stieß auch Kjetil aus dem Feld hervor. „DER HAMMER!!!“, schrie er dabei. Mark stieß ebenfalls ein lautes Lachen aus. Erst jetzt merkte er, wie angespannt er bei dem Flug war. Nun begann Teil zwei ihrer Mission. Mark registrierte das Sensorbild, ohne einen Blick darauf werfen zu müssen. Es gab keine nennenswerten Abweichungen zu den Voraussetzungen, wie sie vor dem Verlassen der Katana gegolten hatten. Somit war alles, was ihn jetzt wirklich interessierte, sein erstes Ziel: Ein ausgewachsener Warbird. Noch schien der Warbird nichts von seinem Schicksal zu ahnen, denn noch war das Schiff angedockt und hatte die Schilde und Waffen deaktiviert. Sekunden später hatten Mark und Kjetil mit ihren Fightern den geplanten Punkt erreicht. Wie hundertfach geprobt fielen sie aus dem Warp, nur wenig von dem Schiff entfernt. Selbst wenn jemand den Anflug oder das Erscheinen der beiden Azrael-Fighter bemerkt hatte, war es jetzt zu spät, denn augenblicklich eröffneten beide das Feuer. Fünf Torpedos rasten auf die Antriebssektion zu, während drei weitere Torpedos auf die Brücke zusteuerten. Gleichzeitig deckten die beiden Piloten das Schiff mit Phaserfeuer ein. Momente später schlugen die Torpedos ein, und Feuer breitete sich fast augenblicklich im gesamten Schiff aus. Mark schaute auf die Sternzeit und registrierte, dass noch keine zwei Minuten vergangen waren, aber bereits das erste Kriegsschiff zerstört worden war, ohne dass es sich von der Station lösen konnte. Noch immer war von Gegenwehr keine Spur.

Die beiden Kampfflieger drehten bei und vollführten eine asynchrone Rolle, während sie sich bereits wieder auf den nächsten Gegner ausrichteten und ihn keine Sekunde aus dem Blick verloren. Der zweite Warbird, der auf ihrer Abschussliste stand, hatte die Minuten, die dem anderen Schiff gefehlt hatten. Mark konnte erkennen, dass es bereits die Waffen lud und sich von der Station löste. Nun musste es schnell gehen. Wenn das Schiff die Schilde hochfuhr, würde es fast unmöglich sein, diesen Koloss zu besiegen. Augenblicklich beschleunigte er für einen Bruchteil einer Sekunde das Schiff auf Warp. Diese Aktion musste die Romulaner überraschen. Niemand rechnet damit, dass sich jemand in einem Gefecht und in der Nähe so vieler Schiffe und der Station mit Warp fortbewegen würde. Ohne das spezielle Training und dieses spezielle Schiff mit seinem Neuralmodus wäre es auch Selbstmord gewesen, aber so konnte Mark die Entfernung zum Warbird innerhalb weniger Momente überbrücken. Er nutzte die Restgeschwindigkeit aus, um die Azrael unter den Bauch des Warbirds zu steuern, während er eine Reihe Torpedos auf das Schiff losließ. Die ersten beiden Torpedos schlugen ungehindert ein, während die nächsten bereits vom Schutzschild des Warbirds abgefangen wurden. Sie flackerten stark, hielten aber der destruktiven Energie stand. Mark fluchte leise, weil er trotz des Manövers noch zu spät gekommen war, um das Schiff vollständig kampfunfähig zu machen. Aber immerhin war es bereits schwer beschädigt, also deckte er das Schiff mit Phaserfeuer und weiteren Torpedos ein. Aber auch der Warbird hatte entdeckt, dass er Krallen hatte und beschoss den Azrael-Fighter. Den meisten Disruptorstrahlen konnte Mark ausweichen, aber einige trafen dann doch auf den Schild und tauchten das kleine Schiff in schimmerndes Grün. Mark stieß ein ärgerliches Zischen aus. Auch wenn die Schilde der Azrael sehr stark waren, musste er dennoch unnötige Treffer vermeiden. Mark ließ sich fallen, so dass die nächsten Schüsse über ihn hinwegfegten. Dann drehte er blitzschnell den Fighter und erwiderte das Feuer. Noch hatte Mark den Vorteil, dass er deutlich wendiger war und bereits voll im Geschehen steckte, während dies bei der romulanischen Besatzung des Schiffs anscheinend nicht der Fall war. Weitere Disruptorstöße zeugten jedoch davon, dass sie den Ernst der Lage erkannt hatten. Mark musste seinen begonnenen Angriff abbrechen und ein Ausweichmanöver fliegen. In diesem Moment schlugen weitere Torpedos in die Schilde des großen Kriegsschiffs ein, die protestierend aufflackerten und schwächer zu werden drohten. Mark drehte den Kopf und erkannte Kjetil, der das Schiff von der anderen Seite aus angegriffen hatte. „Ach, kommst du auch noch?“, fragte Mark über Com. „Ja, ich dachte zwar, dass du das auch alleine kannst, aber das ist ja wohl nicht so…“, konterte der Norweger. Immer wieder attackierten die beiden Fighter das angeschlagene Schiff, wie Hyänen eine verletzte Löwin umkreisen, um ihr das Fleisch abzujagen. Vor allem die Bauchseite des romulanischen Schiffs erwies sich als lohnendes Ziel, da die Torpedos, die dort eingeschlagen waren, dort besonders großen Schaden angerichtet hatten. Immer verzweifelter wurden die Maßnahmen der Romulaner, die sich mittlerweile von Angriffs- zu Abwehrbemühungen gewandelt hatten. Aber der Disruptorbeschuss wurde immer ungenauer und auch die wenigen Treffer, die sie noch einstecken mussten, wurden immer schwächer. Dieses stolze Kriegsschiff erinnerte mehr an einen angeschlagenen Boxer, der nur noch wild um sich schlägt und so hofft, den Gegner doch noch durch einen lucky punch k.o. schlagen zu können.

Mitten in das langsame Sterben des Warbirds erhielt dieser jedoch plötzlich Verstärkung in Form von romulanischen Fightern der Skorpion-Klasse. Unvermittelt wandelte sich die Situation. Aus den Jägern war nun plötzlich Beute geworden. Sie mussten sich mit einigen riskanten Manövern aus dem Kreuzfeuer bringen. „Hey Lew! Wo seid ihr? Haltet uns dieses Ungeziefer vom Arsch!“, rief Mark, als er einen gegnerischen Fighter so unter Beschuss nehmen und abdrängen konnte, dass er gegen die Station flog und dort zerschellte. Direkt neben ihm explodierte ein weiterer Fighter in einem Feuerball. Mark zuckte zusammen. Augenblicke später sah er Spitfire durch dieses Inferno rasen. „Keine Angst, hier ist die Kavallerie!“, rief Lew und drehte ab, um dem Beschuss eines anderen Fighters zu entgehen. „Kümmert ihr euch wieder um die Warbirds. Wir erledigen das hier!“ Sofort vollführte Mark einen engen Looping, um direkt wieder Kurs auf den Warbird zu nehmen, der anscheinend ein wenig Abstand zur Station gewinnen wollte, um so besser manövrieren und kämpfen zu können. Ein weiterer Vorteil, den Mark und Kjetil somit verloren, sollte ihm das gelingen. Umso energischer setzte Mark dem angeschlagenen Riesen nach, und auch Kjetil hatte sich bereits an die Fersen des Warbirds geheftet und deckte ihn mit schwerem Phaserfeuer ein. Mark glaubte auch bereits ein paar offene Feuer auf dem Schiff erkennen zu können, aber solange es noch schießen und fliehen konnte, war es immer noch zu gefährlich, es links liegen zu lassen.


„Jackpot!“, jubelte Alex zur gleichen Zeit auf der Brücke. Nicht nur, dass das Losreißen von TRX-92 erstaunlich problemlos geklappt hatte (Srobrazcek hatte dieses Manöver stundenlang trainiert.), sie war auch auf eine wahre Goldgrube in den bereits erfolgten Modifikationen der taktischen Station gestoßen. Es war vermutlich eine der ersten Anpassungen der Romulaner gewesen, die ihr jetzt sehr gelegen kam. Flink huschten ihre Finger über die benachbarte Konsole, damit sie den Standard-Rotations-Algorithmus der romulanischen Schildsysteme an die Katana weiterleiten konnte. Das würde ihnen einen entscheidenden Vorteil in diesem Gefecht liefern, auch wenn er vermutlich nur für wenige Sekunden gehalten werden konnte. Schließlich würde die Station ebenso wie die Warbirds den Algorithmus und die Frequenzen ändern, wenn sie merkten, dass die unerwarteten Angreifer ihn herausgefunden hatten.

„Kurs in Föderationsraum gesetzt.“, vermeldete Srobrazcek so routiniert, als hätte er nie etwas anderes getan, als Schiffe der Intrepid-Klasse gesteuert. „Ausführen.“, bestätigte ihm Black. „Verdammt“, antwortete Srobrazcek jedoch verbissen. Seine Finger huschten über die Steuerkonsole, aber der darauf folgende Ton quittierte ihm, was er bereits sah: Dass der Kurs nicht so ausgeführt werden konnte, wie er ihn einprogrammiert hatte. „Was ist los?“, wollte Black wissen. „Einer der Warbird ist auf Abfangkurs und schneidet uns den Weg ab. Wir würden ihn rammen...“