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From PathfinderWiki

Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal
Autor: Alexandra Black
Autor: Mark de Boer
Autor: Lew Sulik

„Nun, wie ist die Situation? Wie weit sind wir mit den Vorbereitungen?“, fragte Captain Ebbersmann beiläufig seinen ersten Offizier. Er saß in seinem Sessel im Bereitschaftsraum des Captains, während Commander Andersson gerade am Replikator stand. Sie gingen nun schon seit zwei Stunden die unzähligen Berichte und Formulare durch, die sie alle noch vor Ihrer Mission abgeben mussten. Eine lästige und ermüdende Arbeit. Andersson blickte von seinem Kaffee hoch, den er sich gerade repliziert hatte. „Wir kommen eigentlich ganz gut voran. Das neue Tarnsystem wurde bereits installiert und wird derzeit intensiv getestet. Damit steht und fällt unsere Mission.“ Er ging zu seinem Sessel und nahm Platz. „Die zusätzlichen Fighter sind heute Vormittag angekommen und werden durch das Technik-Team gerade überprüft. Die neuen Waffen für die Katana und die Kampfjäger sind ebenfalls eingetroffen und werden derzeit eingebaut.“ „Und wie sieht es mit der Crew aus?“, erkundigte sich Benjamin. „Alle arbeiten momentan sehr gewissenhaft und professionell. Es werden regelmäßig Übungen in den einzelnen Abteilungen durchgeführt. Jeder weiß, was von ihm erwartet wird und dass es auf jeden Handgriff ankommen kann.“, antwortete Garrick. „Ich meinte eher die Stimmung innerhalb der Crew.“, hakte Ebbersmann nach. „Was sagt man so auf den Fluren? Sie haben einen direkteren Draht zur Mannschaft als ich.“ Der XO sah seinen Captain einen Moment in die Augen, bevor er antwortete. „Sir, die Mannschaft vertraut Ihnen. Wir haben gemeinsam nun schon einige Abenteuer überstanden. Die Crew spricht über die bevorstehende Mission und die Gefahren, ist aber konzentriert. Sie weiß, dass Sie uns sicher wieder nach Hause bringen werden.“ Ebbersmann schwieg einen Moment, dann nickte er und nahm eines der PADD’s in die Hand, die auf seinem Schreibtisch verteilt waren. „Gut, dann wollen wir mal zusehen, dass wir den Papierkram auch noch erledigen.“, seufzte er. „Manchmal frage ich mich, warum man den Romulanern nicht einfach ein Antragsformular für eine Kriegserklärung an die Föderation zuschickt. Dann hätten wir sofort Frieden.“



Crewman Markus Sterner

USS Katana, Sternenflotte


An:

Georg und Emilie Sterner

Berthold-Jacob-Straße 54c

80-15682 Berlin

Regierungsbezirk Mittel-Europa


Sternzeit: 59.338,8


Liebe Mama, lieber Papa,

heute ist mein erster Tag auf der USS Katana. Die Akademie ist endlich vorbei! Es ist alles so aufregend. Meine neuen Kameraden habe ich schon kennengelernt. Sie sind echt super! Das wird bestimmt eine tolle Zeit! Ich habe heute gehört, dass wir auch direkt zu einer Mission aufbrechen. Um was es genau geht, weiß ich aber noch nicht. Aber alle sind aufgeregt und packen kräftig mit an. Jeder hilft dem anderen. Das sind echte Kameraden! Ich glaube ja, dass wir gegen die Romulaner kämpfen werden. Einer meiner neuen Kameraden hat da sowas gesagt. Hoffentlich stimmt das. Ich will zeigen, was ich gelernt habe. Ich bin stolz darauf, dabei sein zu dürfen und gemeinsam mit meinen neuen Kameraden die Föderation zu verteidigen. Wir werden den grünen Teufeln so richtig Feuer unterm Hintern machen, dass sie sich wünschen, sie hätten niemals Krieg mit uns begonnen! Wir verpassen ihnen eine Abreibung, dass ihnen Hören und Sehen vergeht! Die werden noch ihr blaues Wunder erleben! Macht euch bitte keine Sorgen um mich. Mir wird schon nichts passieren. Die Katana ist das beste Schiff der Flotte und wir die beste Mannschaft in der ganzen Föderation. Die Romulaner haben gar keine Chance gegen uns! Wir haben keine Angst vor denen. Die sollten besser Angst vor uns haben! Ich muss meinen Brief leider schon beenden. Wir brechen bald auf und ich muss wieder mit anpacken. Ich habe also nicht mehr viel Zeit, euch diesen Brief zu zuschicken. Ich melde mich sobald ich wieder kann. Grüßt und küsst Sandra von mir. Ich liebe euch. Euer Markus.




Sternzeit: 59.340,6


Alex Black kam in den Raum und registrierte mit Zufriedenheit, dass das gesamte Elite Force-Team bereits komplett vorbereitet war und schlagartig Haltung annahm. „Guten Morgen!“, grüßte sie die Männer und Frauen. Wie mit einer Stimme schallte ihr ein „Guten Morgen, Sir!“ zurück. „Wie Ihr alle wisst, verlässt uns Burgoyne und übernimmt die Leitung über eine ganze Elite Force-Einheit auf der USS Sunzi, einem neuen und modernen Kriegsschiff. Gleichzeitig werden auch Kurastow, Robson und She‘Karan auf das Schiff wechseln.“ Sie ging zu Burgoyne. „Herzlichen Glückwunsch. Das hast du dir redlich verdient. Ich wünsche dir viel Erfolg!“ Dann wandte sie sich wieder der gesamten Truppe zu. „Durch die Abgänge musste ich die Teams neu ordnen. Die Teamleiter sind ab sofort: T’Clea Bravo-Team, Romero Charlie-Team und De Sar Echo-Team. Das Alpha-Team führe weiterhin ich. Hier sind die neuen Zuordnungen zu den Teams.“ Sie reichte jedem der Teamführer ein PADD.

Vabande trat vor und rief seinen Kameraden zu: „Dann wollen wir unsere ehemaligen Kampfgefährten mal auf gute und gesittete Art verabschieden!“ Aus zwei Dutzend Kehlen ertönte der gemeinsame Kampfschrei, der auf dem gesamten Flur zu hören war.




Sternzeit: 59.340,9


„Sir, alle Vorbereitungen sind abgeschlossen. Ausrüstung und Mannschaft sind vollständig an Bord und einsatzbereit. Wir können starten!“, meldete der XO seinem Captain, als der die Brücke betrat. „Ausgezeichnet! Informieren Sie die Flugkontrolle darüber, dass unsere Mission starten kann.“, reagierte Ebbersmann kurz. Andersson ließ seine Finger über die Konsole in seinem Sessel tanzen, als er den Befehl ausführte. „Captain Ebbersmann, Sie haben Starterlaubnis! Ich wünsche Ihnen eine gute Reise!“ Mit diesen lapidaren Worten verabschiedete sich die Flugkontrolle der Erde von der USS Katana. Das stolze Schiff vollführte eine elegante Wende, bis ihr Heck zur Erde zeigte. Erst dann beschleunigte das Schiff und verließ das Sonnensystem.

„Captain. Admiral Snider auf einer sicheren Leitung für Sie.“, meldete wenige Sekunden später der diensthabende Fähnrich an der Kommunikationskonsole. Ebbersmann stand auf und ging zu seinem Raum. „Legen Sie es mir in den Bereitschaftsraum!“ „Robert.“, begrüßte er den Admiral, als er den Anruf entgegen nahm. „Benjamin!“, erwiderte der Admiral freundlich. „Ich wollte dir für die Mission viel Glück wünschen. Ich weiß, dass es nicht ungefährlich ist, aber wir haben das beste Schiff mit dem besten Team ausgesucht.“ „Ich weiß dein Vertrauen zu schätzen.“, entgegnete Ebbersmannn ruhig. „Und diesmal werden wir ja auch mit entsprechender Ausrüstung und Nachschub versorgt. Die Hevelius scheint für euch ja besonders wertvoll zu sein, dass ihr wirklich einen offenen Krieg riskiert. Bisher haben wir die Neutrale Zone noch nicht überschritten. Dies wird dann alles ändern.“ „Ich würde dir gerne mehr erzählen. Du würdest verstehen, wieso wir bereit sind, dafür dieses Risiko einzugehen. Das Schiff und die Crew dürfen nicht in den Händen der Romulaner bleiben. Unter gar keinen Umständen! Das musst du um jeden Preis vermeiden!“ Der Admiral blickte seinen langjährigen Freund ernst an, bis dieser nickte. „Ich verstehe.“, sagte der Captain schließlich. „Das ist gut. Ich wünsche dir viel Glück bei deiner Mission. Wenn du wieder auf der Erde bist, musst du unbedingt zum Grillen vorbeikommen. Susan fragt immer wieder, wann du mal wieder zu Besuch kommst. Diana würde sich sicherlich auch freuen.“ Der Admiral lächelte verschmitzt. „Vielen Dank! Lass uns nochmal darüber reden, wenn ich wieder zurück bin.“, entgegnete Benjamin leicht nervös. „Ganz wie du meinst!“, lachte sein Freund auf. „Snider Ende!“ Benjamin Ebbersmann sah noch eine Weile auf den Bildschirm, der nun nur noch das Logo der Sternenflotte zeigte. Er dachte über den Befehl und das Gespräch gerade nach. Bald wären sie im romulanischen Gebiet. Je mehr er sich das Alles durch den Kopf gehen ließ, desto mehr erschien ihm diese Mission als reines Himmelfahrtskommando. Dann seufzte er. In wenigen Tagen würde es sich zeigen, ob er einfach nur zu pessimistisch dachte.




Dem instinktiven Verhalten von Zugvögeln gleich nahmen die Attack-Fighter des A-20 nach Verlassen des Asteroidengürtels schnellstmöglich eine Dreiecksformation ein, bei der die Spitfires den Keil bildeten, in deren Mitte sich die Azrael-Fighter positionierten. Mit vollem Impuls steuerten sie auf die Raumstation TRX-92 und den dort stationierten Raumschiffen zu. Im gleichen Moment begann die USS-Katana aus der Deckung des Asteroidenfeldes heraus mit einem Manöver, das sie auf einen parabelartigen Kurs führte, um den Gegner an der Flanke anzugreifen. Noch reagierten die Romulaner nicht. Die Raumstation hatte noch keine Defensivmaßnahmen ergriffen, und die Warbirds waren entweder noch an der Station angedockt oder behielten ihren Orbitalkurs bei.

Immer näher rückte die Phalanx der Attack Fighter auf die gegnerischen Positionen zu, als sich dort die ersten Aktivitäten zeigten. Die zwei Warbirds an der TRX-92 begannen mit einem Abdockmanöver, und das dritte Schiff ging auf einen Abfangkurs zur USS Katana. Als sich die USS Hevelius in dem beginnenden Durcheinander von der Station absetzten konnte, starteten von der Raumstation die ersten romulanischen Fighter der Skorpion-Klasse.

Mit professioneller Aufmerksamkeit registrierte Lieutenant Sulik in seinem Cockpit die Vorgänge auf seinen Anzeigen. Mit bloßem Auge konnte er erkennen, wie die romulanischen Fighter auf sie zuflogen. Die Instrumente vor ihm bestätigten diesen Eindruck. Kurz darauf begann das Chaos, sich in das zu erwartende Inferno zu verwandeln. Die romulanischen Jäger eröffneten das Feuer. Glühendgrüne Disruptorstrahlen durchzuckten den luftleeren Raum und erleuchteten die Szenerie vor dem schwarzen Nichts des Alls. Einem Fegefeuer gleich schien es, als ob um sie herum ein diabolisches Gewitter tobte. Sich der nächsten Schritte bewusst wartete Lew Sulik noch einige Sekunden ab, während ihnen die Skorpion-Fighter immer näher rückten. Als nach Lews Gefühl der richtige Augenblick erreicht war rief er über Subraum: „Code Blue!“ Daraufhin löste die Staffel augenblicklich die ursprüngliche Dreiecksformation auf. Die Jäger der Spitfire-Klasse setzten sich in Zweier-Formationen weiträumig von einander ab und steuerten die romulanischen Skorpion-Fighter an. Die Azrael-Fighter hingegen behielten den Kurs auf die Raumstation zunächst bei, um sich dann ihrerseits von einander abzusetzen und jeweils einen der romulanischen Warbirds bei der Raumstation anzugreifen.

Nun begann der eigentliche Kampf, dessen Ablauf in den Briefings so oft besprochen worden war. Die Aufgabe der Spitfires war es nun, die romulanischen Jäger von den Azrael-Fightern und der USS Katana abzudrängen. Gemäß diesem Auftrag steuerte Lew, dicht gefolgt von seinem Wingman Ian Paice auf einen Pulk von mehreren Skorpion-Fightern zu, die den Warbirds offenbar zu Hilfe eilen wollten. Aus der Distanz feuerten Lew und Ian mehrere Salven aus ihren Phaserkanonen auf ihre Ziele ab und setzten jeweils noch zwei Torpedos hinterher. Mit den Treffern brach deren Formation auseinander, als einige der romulanischen Fighter beschädigt abtrudelten und der Rest mit Ausweichmanövern zu entkommen suchte. Sofort setzten Lew und sein Wingman zwei der flüchtenden Romulanern nach. Dabei tauchten sie unter der Raumstation ab und verloren für einen kurzen Moment den Überblick über das Schlachtfeld. Dem Waffenfeuer der Raumstation ausweichend gelang es den beide zunächst nicht, ihre Ziele zu vernichten. Nach mehren gewagten Manövern konnten sie jedoch ihre Gegner zumindest schwer beschädigen. Beide ließen daraufhin von den abdriftenden Zielen ab, um wieder in das Zentrum des Gefechts zurückzukehren. Als beide auf der anderen Seite der romulanischen Raumstation auftauchten, um weitere romulanische Jäger unter Feuer nehmen, registrierte Lew aus den Augenwinkeln eine beunruhigende Szene. Ein Blick auf seine Instrumententafel bestätigte seine Befürchtung: Die beiden Warbirds von der Raumstation war es trotz der Angriffe der Azrael-Fighter gelungen, dem dritten romulanischen Kriegsschiff zu Hilfe zu eilen. In ein Gefecht mit drei Gegnern verwickelt konnte die Katana nun ihren Flankenangriff nicht mehr ausführen. Damit verloren nun auch die Spitfire gegenüber den romulanischen Jägern und unter dem Feuer der Raumstation langsam aber sicher an Boden. Daran änderten nun auch die nicht abgesprochenen Angriffe der Azrael-Fighter auf die Raumstation nur noch wenig.

Gemeinsam mit seinem Wingman Ian Paice stürzte sich Lieutenant Sulik wieder in das Gefecht mit den romulanischen Jägern im Umfeld der Raumstation. Während noch beide hochkonzentriert die Verfolgung zweier Jäger aufnahmen und feuerten, brüllte Lew wütend durch den Subraum an Mark de Boer und Kjetil Skorgan gerichtet: „Rot-1 an Rot-11 und Rot-12. Kümmert euch um die Scheiß Warbirds!“

Doch es war zu spät. Ein kurzer Blick auf seine Anzeigen genügte und in Sekundenbruchteilen erkannte er, dass die USS Katana manövrierunfähig war. Das Schiff konnte sich nur noch verzweifelt gegen seine Angreifer wehren wie ein sterbendes Ungetüm, das wütend aber vergeblich um sich schlug. Zwei der Warbirds hatten von dem Schiff der Sovereign-Klasse bereits abgelassen und mit der Verfolgung auf die USS Hevelius begonnen. Diese war bereits durch mehrere Torpedotreffer der Romulaner stark geschwächt und war definitiv nicht mehr in der Lage, sich gegen zwei Angreifer zu behaupten. Die Katastrophe schien über alle Beteiligten der Föderation unabwendbar hereinzubrechen.

„Computer. Abbruch!“, rief Lew Sulik genervt, und mit einem Mal fror die Szenerie um ihn herum ein, als ob ein höheres Wesen die Zeit angehalten hätte. Mit dem Befehl „Zurück zur Ausgangsposition“ änderte sich augenblicklich die Umgebung und alle Attack-Fighter befanden sich startbereit in der Hauptshuttlebay der USS Katana. Sämtliche Piloten saßen in ihren Maschinen, als wäre nichts geschehen.

Mit einem genervten Seufzen öffnete Lew sein Cockpit und entledigte sich seines Helmes, woraufhin es ihm die anderen gleichtaten. Wenige Minuten später standen alle inmitten des Holodecks 2 in einem Kreis versammelt. Lew setzte zu einer wütenden Standpauke an: „Himmelherrgott noch mal! Das ist jetzt schon das fünfte Mal, dass der ganze Mist so schief läuft!“ Ohne eine zu lange Pause für Antworten zu lassen, fuhr er fort: „Mark, Kjetil, ihr müsst die beiden Warbirds erreichen, bevor sie ihre Schilde hochfahren können. Am besten noch, bevor sie überhaupt vollständig abgedockt haben! Nur dann habt ihr die Chance, sie mit einem Schlag völlig außer Gefecht zu setzten, bevor sie überhaupt in die Nähe der Katana gelangen. Und was sollte dass überhaupt am Ende? Warum habt ihr plötzlich die Raumstation angegriffen? Wäret ihr dran geblieben, hättet ihr sie noch von der Katana abdrängen und zerstören können!“

„Lew!“, wehrte sich nun Mark de Boer, der einen nicht weniger wütenden Eindruck machte: „Wir konnten an den Warbirds nicht dran bleiben, weil wir von Skorpion-Jägern bedrängt wurden, die ihr mit euren Spitfires nicht in Schach halten konntet. Und dann wurden wir auch noch von der Raumstation so unter Feuer gelegt, dass sich die Kriegschiffe von uns absetzten konnten!“

Doch Lew ließ diese Erklärung nicht gelten und wollte noch einmal auf die Bedeutung eines schnellen Angriffs auf die ungeschützten Warbirds zu Beginn des Gefechts hinweisen. Gerade als er zu seiner Gegenargumentation ansetzten wollte, trat Ian Paice an ihn heran, legte eine Hand auf Lews Schulter und sprach mit ruhiger, aber bestimmter Stimme: „Sieh es endlich ein Lew… Die Dreiecksformation und das Code-Blue-Manöver bringen uns hier nicht weiter.“ „Genau“, stimmte nun Lieutenant J.G. Skorgan dem Wingman von Lew zu: „Wenn wir völlig ungeordnet aus dem Asteroidenfeld ausbrechen dauert es viel zu lange, bis wir die Formation eingenommen haben.“ „Eben!“, übernahm nun der wieder beruhigte Lieutenant de Boer den Faden: „Wir verlieren das Überraschungsmoment und sind alle viel zu spät bei unseren Zielkoordinaten. Damit geht dann alles unweigerlich schief.“

Der Anführer der Staffel hielt inne und ließ sich die Argumente seiner Freunde und Kollegen durch den Kopf gehen. Die Dreiecksformation und das Code-Blue-Manöver hatten Mark und er vor längerer Zeit gemeinsam entwickelt und ausgefeilt. Doch nun zeigte sich offenbar, dass diese Taktik wohl nur für offene Raumschlachten geeignet war. Lew musste sich zähneknirschend eingestehen, dass sie bei der vorhandenen Konstellation damit keinen Blumentopf gewinnen würden. Wütend trat er gegen die Wand des Holodecks und grummelte mehrere gotteslästerliche und ungezogene Flüche vor sich hin. Nachdem er auf diese Weise seinem Unmut Luft verschafft hatte, drehte er sich gelassen wieder um und meinte in die Runde gerichtet: „Also gut. Dann lassen wir das. Irgendwelche Vorschläge?“




Sternzeit 59.351,9

Logbuch des Captains

„Wir sind nun seit vier Tagen unterwegs. Anfänglich haben wir einen Kurs in Richtung Altair eingeschlagen, um so etwaige romulanische Aufklärer zu täuschen. Nach einem Tag sind wir dann in den Tarnmodus gegangen und fliegen die romulanische Station an. Um zu verhindern, dass man uns entdeckt, können wir leider nicht Maximum-Warp fliegen, sondern müssen uns mit Warp 8 begnügen. Außerdem werden wir gewisse Bereiche umfliegen müssen, in denen in der vergangenen Zeit vermehrt romulanische Aktivitäten, Warbirds und Scoutschiffe gemeldet wurden. Dies führt dazu, dass sich unsere Marschzeit auf 19 Tage verlängert. Ich kann nur hoffen, dass die USS Hevelius und die Crew sich dann noch auf der Raumstation befinden und noch nicht weiter in romulanischen Raum abtransportiert wurden. Für meine Crew werden die nächsten Tage sehr hart werden. Mehrmals am Tag werden Notfallübungen durchgeführt. Um möglichst wenige Emissionen zu erzeugen, die von romulanischen Sensoren geortet werden könnten, wurde der Energielevel auf ein Minimum reduziert. Die Flure des Schiffs sind dadurch in graues Zwielicht getaucht. Des Weiteren wurden sämtliche Holodeck-Aktivitäten gestrichen. Einzige Ausnahmen bilden die Trainings der Piloten und des Elite Force-Teams, denen täglich vier Stunden zur Verfügung stehen. In dieser Zeit verringern wir sicherheitshalber unsere Geschwindigkeit auf Warp 7,8. Auf jeden Fall wird dieser Flug eine enorme psychische Belastung für die Crew. Ich habe Counselor Preja und Dr. Maddigan angewiesen, vor allem auf Stresssymptome dieser Art zu achten. Was wir nicht gebrauchen können, wären Crewmitglieder, die im entscheidenden Moment zusammenbrechen. Captain Benjamin Ebbersmann Ende!“




Sternzeit 59.363,6

Natalie Bardal und Lewis M’Dok lehnten zusammen an einem der Fighter und machten einen Moment Pause. Lewis gähnte ausgiebig und ungeniert. „So müde?“, fragte Natalie. „Das ist jetzt die sechste Doppelschicht, seitdem wir losgeflogen sind. Dazu dann noch diese ewigen Notfallübungen. Ich fall nach der Schicht nur noch ins Bett und bin trotzdem wie gerädert, wenn ich wieder aufstehe.“, antwortete Lewis und setzte etwas genervt hinterher: „Und bei diesem ewigen Dämmerlicht wird man auch gar nicht richtig wach.“ „Ja, du hast Recht. Ich habe das Gefühl, wenn ich mich irgendwo hinsetze, schlaf ich sofort ein.“ „Na, Kinder. Seid ihr müde?“, fragte Charlie Brooker, der sich unbemerkt hinzu gesellt hatte. Die beiden Mechaniker schreckten auf. „Ganz locker!“, beruhigte Charlie sofort. „Ich weiß, die Situation ist nicht ganz einfach. Aber das müssen wir jetzt noch ein bisschen durchstehen.“ Die beiden murmelten etwas Unverständliches. „Okay.“, sagte der Chief und klatschte in die Hände. „Dann macht euch mal an die Arbeit und checkt die Fighter nochmal komplett durch.“ „Schon wieder?“, maulte Lewis. „Das haben wir schon dreimal gemacht!“ „Dann kommt jetzt eben Nummer vier!“, bemerkte Charlie ruhig, während er seinen Zahnstocher mit der Zunge in den anderen Mundwinkel schob. Grummelnd trotteten die beiden zum ersten Fighter. Chalie blickte den beiden hinterher. „Diese Jugend von heute. Ist einfach nichts mehr gewohnt.“, brummte er amüsiert.




Die Fighter-Squadron waren natürlich nicht die einzigen die sich auf die kommende Mission mittels Holodeck-Simulationen vorbereiteten. Auch die vier neu zusammen gestellten Elite Force Teams trainierten unermüdlich. Lieutenant Black gab sich nicht länger damit zufrieden, die Simulationen so oft zu wiederholen, bis sie saßen. Immer wieder fügte sie zufällige Elemente und Zwischenfälle hinzu, so dass keine Simulation wie die vorhergehende war. Üblicherweise wurden die Trainings von einem Team nach dem anderen durchlaufen, gelegentlich von zweien oder auch dreien gleichzeitig. Doch für die vor ihnen liegende Mission mussten alle vier Teams zusammenarbeiten. Dass sich die Mitglieder inzwischen so gut kannten, vereinfachte in dieser Situation einiges.

Es war vorgesehen, dass Team Alpha unter der Leitung von Black selbst und Team Bravo angeführt von T'Clea sich um die Hevelius kümmerte, während die Teams Charlie und Echo für die Befreiung der Crew auf TRX-92 verantwortlich zeichneten.

Das vertraute Flirren des Transportvorgangs dauerte nur Sekundenbruchteile. Sekundenbruchteile, die für die auf der Brücke der Hevelius anwesenden Romulaner mehr als genug Vorwarnzeit sein würde, dass etwas im Gange war. Doch mit nur wenigen Minuten für die gesamte Operation blieben dem Alpha-Team nur wenige Möglichkeiten. Rücken an Rücken materialisierten die sechs Teammitglieder und verschwendeten keine Zeit, jeden anzuvisieren und zu neutralisieren, den sie ausmachen konnten. Diesmal befanden sich rund 20 Romulaner auf der Brücke, die innerhalb weniger Sekunden bewusstlos zu Boden sanken. Während Valentin Srobrazcek die Steuerkonsole besetze, kümmerte der Rest des Alpha-Teams sich um die angrenzenden Räume, die sich – bis auf den Bereitschaftsraum, in dem sich nur ein einziger Romulaner aufgehalten hatte – als leer erwiesen. Die Aktion hatte keine zwei Minuten gedauert, als Black auf die Hauptbrücke zurückkehrte und den Signalknopf an einem Armband drückte. Der Knopf würde ein Vibrieren an T'Cleas Armband senden und ihr so vermitteln, dass die Brücke unter Kontrolle war. Eine Sprechverbindung zu öffnen, wäre in dieser Situation zu riskant gewesen.

Das zweite Team war ebenfalls bereits in Position. Als T'Clea das Signal erhielt, genügte ein Nicken zu ihren Kollegen, um los zu schlagen. Lautlos schnellten sie um die Ecke. Wenige gezielte Schüsse in beide Richtungen des Ganges genügten, um den Weg zum Maschinenraum frei zu machen. Roca und Tang bezogen Stellung auf einer Seite der Tür, Goldenburg und Rubinstein auf der anderen. Und während T'Clea sich abseits hielt, holte Nordstroem aus, rollte sich an der Tür vorbei, die sich durch die Bewegung öffnete und ihm die Möglichkeit gab, einen der vorbereiteten Behälter mit Betäubungsmittel hinein zu werfen. Erfahrungsgemäß würde ein Behälter genügen, um innerhalb weniger Sekunden alle im Maschinenraum zu betäuben. Allerdings hatten es in den vorherigen Simulationen auch immer einige Romulaner geschafft, noch heraus zu kommen. Darauf war das Team jedoch vorbereitet. Nur drei kamen mehr heraus getorkelt als gerannt und waren schnell außer Gefecht gesetzt. Zu aller Überraschung jedoch hörten sie noch während der letzte Romulaner zu Boden ging ein ebenso überraschtes „Oh“, aus T'Cleas Mund. Roca war die Erste, die begriff was das bedeutete. „Hinter uns!“, rief sie und wirbelte zusammen mit ihren Kollegen herum, in die Richtung, aus der ihnen einige Angreifer entgegen stürmten.

Währenddessen hatte Black auf der Brücke die Systeme wieder unter Kontrolle gebracht und dafür gesorgt, dass nur noch die Mitglieder der EF-Teams Änderungen vornehmen konnten. Nur sie kannte den Code, mit dem sie alles verschlüsselt hatte. Aber auch nach fünf weiteren Minuten kam noch immer keine Rückmeldung von T'Cleas Team. „Tramelle, einen internen Scan bitte. Ich will wissen, wo das Bravo-Team sich aufhält.“, orderte Alex stirnrunzelnd. Langsam aber sicher lief ihnen die Zeit davon. Doch Catherine kam nicht mehr dazu den Befehl auszuführen. Die Simulation endete im üblichen Hologitter. „Sch... Verdammt!“, grollte Alex. „Was ist passiert?“, wollte sie schließlich von T'Clea wissen. Romero und DeSar, die Teamleader der Teams Charlie und Echo kamen aus der anderen Ecke, in der TRX-92 simuliert worden war, zu ihnen herüber. „Wir sind gleich nach unserer Ankunft lokalisiert und mit Kraftfeldern umschlossen worden.“, beschwerte sich Romero und DeSar stimmte ihm missmutig zu. „Wir wurden umzingelt.“, fügte T'Clea hinzu. „Die Rückendeckung hat sonst Burgoyne übernommen.“, fügte Goldenburg entschuldigend hinzu, wurde zum Ende hin aber immer leiser, als sie Alex' Blick bemerkte. „Zur Nachbesprechung.“, zischte sie mit zusammengekniffenen Augen. Für die kommende Simulation würde sie ausnahmsweise keine Änderung vornehmen – allerdings würden die anderen davon nichts erfahren. Anstatt einer Simulations-Anpassung waren nun erst einmal Änderungen in ihrer geplanten Vorgehensweise notwendig. Es lag noch ein gutes Stück Arbeit vor ihnen.




Sternzeit 59.365,8

Daniel Harder, Tessa McGowan und Margareth Kincaid saßen im Diners und machten ihre Mittagspause. „Oh Mann, seit Tagen immer nur diese Fertigpackungen. Ich kann diesen ekligen Fraß nicht mehr sehen.“, murrte Tessa, während sie lustlos in ihrem Essen stocherte. „Genau. Was würde ich für ein richtiges Steak geben!“, stimmte ihr Daniel zu. „Was hast du denn heute? Ich die Nummer 3.“ „Ich die 1. Wollen wir tauschen?“ „Nee, lass mal lieber…“ Schweigend schoben sich die Drei das Essen in den Mund. „Was ist das überhaupt für ein komisches Getränk, das wir beim Essen bekommen?“, fragte Margareth nach einer Weile. „Das ist irgend so ein isotonisches Zeug, das vollgestopft sein soll mit Vitaminen und sowas, damit wir fit bleiben!“, lästerte Daniel. „Echt? Schmeckt wie Kühlflüssigkeit. Wahrscheinlich haben die bei den ganzen Vitaminen vergessen, noch etwas Geschmack mit rein zu tun.“

Seeta Yadeel betrat den Raum, holte sich ihre Essensration und sah sich einen Moment unschlüssig um, bis sie die drei Mitglieder ihres Teams entdeckte und sich zu ihnen auf den Weg machte. „Hallo ihr Drei!“, begrüßte sie ihre Leute. „Guten Appetit! Schmeckt’s?“ Eisige Blicke wurden ihr zugeworfen. „Na, kommt schon. So schlimm ist es doch auch wieder nicht!“, versuchte sie, ihre Kollegen aufzumuntern. Außer verächtlichem Schnauben bekam sie keine Reaktion. Sie versuchte ein anderes Thema. „Was machen die Systeme? Läuft alles?“ Tessa McGowan platzte der Kragen. „Commander, wir machen derzeit Überstunden ohne Ende! Da wollen wir wenigstens in unserer Pause nichts Dienstliches mehr besprechen! Die Systeme sind in Ordnung, so wie sie gestern in Ordnung waren und vorgestern und seit Beginn der Mission!!!“ Seeta wollte gerade den Fähnrich zurechtweisen, als der Probealarm ertönte. „Na toll…“, stöhnte Daniel Harder, als er aufstand. „Sieh es positiv.“, meinte Margareth. „So bleibt dir wenigstens dieser Fraß erspart.“




Sternzeit 59.366,6

Logbuch der Counselor

"Die Situation verschärft sich. Es ist zu einigen Übergriffen und Schlägereien gekommen. Die Haftstrafen scheinen nicht mehr abzuschrecken. In einigen Bereichen des Schiffes kann man die Furcht und die Aggressionen förmlich riechen. Ich habe mit meinem Team ein Konzept erarbeitet, wie wir den Stress abbauen oder zumindest reduzieren können. So wollen wir regelmäßig Tai-Chi anbieten, um die vorhandenen Emotionen zu kanalisieren und den Menschen zur Ruhe kommen zu lassen. Lieutenant Commander Ramirez will Box- und Karate-Kurse anbieten, damit die Aggressionen kontrolliert abgebaut werden können. Fähnrich Lynch hatte eine interessante Idee. Sie schlug vor, dass zu Beginn jeder Schicht die Mitarbeiter im Dienst gemeinsam die Hymne der Sternenflotte singen sollten, um das Wir-Gefühl zu stärken. Ich werde diesen Vorschlag mit dem Captain besprechen. Conselour Rahja Preja Ende!"




Lew lehnte sich erschöpft in seinem Stuhl zurück. Er befand sich im Diners und wollte ein bisschen was trinken. Leider gab es keinen Alkohol, nicht einmal Synthehol. Das war nicht gerade förderlich für seine Stimmung. „Wenn man dermaßen und so lange unter Stress steht, braucht man einfach ein bisschen Alk zur Entspannung.“, dachte er missmutig. „Ich werde mal bei Mark vorbeigehen. Vielleicht hat der ja noch einen Geheimvorrat.“ Er stand auf und ging zur Tür. Gerade als er davor stand, öffnete sie sich, und Garrick Andersson kam herein. „Ah Mister Sulik. Genau mit Ihnen wollte ich sprechen. Bitte kommen Sie kurz mit mir mit.“ Ohne eine Reaktion abzuwarten, ging der großgewachsene Däne am Piloten vorbei und steuerte direkt auf Alex Black zu, die etwas abseits auf einem Barhocker saß. Lew seufzte und folgte dem Mann. Der XO hatte scheinbar schon ein paar Worte mit der jungen Frau gewechselt, denn sie stand sofort auf und ging mit ihm zu einem freien Tisch, der in einer Ecke stand. Lew setzte sich zu den beiden und sah den Commander erwartungsvoll an. „Wie laufen die Trainings?“, fragte Andersson schließlich. „Wir machen Fortschritte, aber brauchen noch ein paar Tage, bis wir einigermaßen sicher sein können, dass der Einsatz erfolgreich sein wird.“, antwortete Black. „Nun, wir sind gut dabei.“, log Sulik. Sie hatten nun stundenlang unzählige Alternativen und immer wieder verschiedene Situationen trainiert. Nicht eine der Übungen war wirklich als erfolgreich zu bezeichnen. Nur in einem Fall hatten sowohl die Katana als auch die Hevelius die Flucht erfolgreich geschafft, waren aber zu schwer beschädigt, als dass sicher war, dass sie es wirklich bis zur Erde schafften. Von den Fightern war niemand durchgekommen. „Aber wir müssen noch weitere Alternativen trainieren.“, schob er nach. „Das ist erfreulich zu hören.“, sagte Garrick Andersson. Dann schwieg er einen Moment und fragte dann in einem leisen Ton: „Misses Black. Haben Sie eigentlich schon einen Plan, wie Sie mit Ihren Männern auf die Station kommen und wie Sie die gefangene Crew auf die Hevelius bekommen?" Lew und Alex sahen sich an und schwiegen. Die Frage hallte in ihren Köpfen. Dann blickten sie wieder Garrick an. „Das dachte ich mir. Ich würde sagen, wir haben noch eine Menge mit den Details zu tun.“, sagte dieser ruhig und stand auf. „Bitte folgen Sie mir.“




Sternzeit 59.377,9

Garrick Andersson saß im Stuhl des Captains auf der Brücke und starrte nun schon seit einer Viertelstunde ununterbrochen auf den Hauptschirm. Er registrierte die vorbeirauschenden Sterne nicht wirklich, sah nicht, dass sie durch den Warp scheinbar zu Strahlen gezogen wurden. Er war vollkommen in Gedanken und genoss die Minuten der Ruhe seit dem Schichtwechsel. Ein Zirpen riss ihn aus seiner Traumwelt. Er blinzelte, um wieder richtig wach zu werden. „Was ist los?“, fragte er den Fähnrich an der taktischen Konsole. „Ein Annäherungsalarm.“, antwortete der junge Mann hörbar nervös. „Ein romulanisches Scoutschiff kreuzt unseren Weg!“ „Was? Hier? Soweit im Föderationsraum? Ausweichmanöver!“ Garrick überlegte blitzschnell und betätigte einen Knopf auf der Konsole. „Roter Alarm! Alle Mann auf Gefechtsstation! Captain auf die Brücke!“ Es dauerte nur wenige Momente, da waren Ebbersmann, Ramirez und Lucas bereits auf der Brücke und nahmen ihre Plätze ein. „Was gibt es?“, fragte der Captain sofort. „Ein romulanisches Scoutschiff. Es scheint irgendwas entdeckt zu haben. Es reagiert auf unsere Kurswechsel.“, antwortete der XO. „Okay, Maschinen Stopp! Wir bleiben erst mal stehen.“, befahl der Captain. Tomm Lucas brachte das Schiff sofort zum Stillstand. Regungslos hing die Katana nun im Raum, während ihre Crew gespannt auf eine Reaktion wartete. „Zeigen Sie uns das Schiff.“, befahl Ebbersmann. Auf dem Hauptschirm erschien ein kleines Schiff, das eindeutig romulanisch war. Wie ein Bluthund schnitt es immer wieder den Weg, den die Katana geflogen war, und kam immer näher. Mit jeder verstreichenden Sekunde wuchs die Anspannung auf der Brücke, während alle auf dem Schirm gebannt verfolgten, wie sich der Feind einem Raubtier gleich näherte.

„Verdammt! Sie können uns orten!“, knurrte Ramirez und krallte sich an seiner Konsole fest. „Wir müssen sie abschießen, bevor sie uns entdecken und die anderen warnen können.“ Er traf bereits Vorkehrungen, die Waffen hochzufahren und die Tarnung zu deaktivieren, aber Ebbersmann stoppte ihn mit einer herrischen Geste. Der Captain trat näher zum Piloten der Katana, legte diesem eine Hand auf die Schulter und sprach mit beherrschter und ruhiger Stimme: „Mister Lucas, bringen Sie uns mit den Manövrierdüsen langsam weg von hier.“ Die USS Katana bewegte sich wie in Zeitlupentempo weg von ihrem alten Standort. Gekonnt setzte Lucas die Manövrierdüsen mit kurzen und unregelmäßigen Schüben ein, um das Schiff sachte und behutsam aus der unmittelbaren Nähe des Scoutschiffes zu bringen. Die dabei verstreichenden Minuten zogen sich für alle Anwesenden in die Länge, und so wuchs die Anspannung auf der Brücke ins Unermessliche. Keiner wagte ein Wort zu sprechen, alle starrten gebannt auf den Hauptschirm. Kurze Zeit später erreichten die Romulaner ihren vorherigen Standpunkt und hielten an. Auf der Brücke der Katana wagte niemand zu atmen. „Ich hoffe, sie können uns wirklich nicht sehen.“, flüsterte Garrick, der es nicht wagte, die gespannte Stille mit einer lauten Aussage zu durchbrechen. Das Scoutschiff vollführte eine Drehung um 180 Grad und flog einen engen Kreis. „Captain! Sie laden ihre Waffen!“, rief Ramirez plötzlich. Noch bevor er die Tarnung fallen lassen und die Schilde hochfahren konnte, zuckte ein Disruptorstrahl aus der vorderen Phalanx des Schiffs und verfehlte das Heck der Katana nur knapp. Das Adrenalin schoss Garrick durch den Körper, und er bemerkte, wie auch alle anderen auf der Brücke von einem Gefühl der Angst ergriffen wurden. Doch noch siegte die jahrelange Ausbildung über die natürlichen Instinkte. Ein weiterer Schuss folgte, der knapp am Bug vorbei zischte. Die Angst drohte, sich in nackte Panik zu verwandeln. „Sir, wir müssen dieses Schiff ausschalten!“, rief der Sicherheitschef. „Nein, warten Sie. Wenn sie uns sehen könnten, hätten sie nicht zweimal danebengeschossen. Sie haben keine Ahnung, wo wir sind und was sie überhaupt gefunden haben.“, entgegnete Benjamin Ebbersmann. Und tatsächlich feuerten die Romulaner die nächsten Salven bereits in eine andere Richtung ab. Nach weiteren fünf Minuten drehte das Schiff ab und setzte seinen ursprünglichen Kurs fort. Die Crew auf der Brücke jubelte. „Das war knapp…“, seufzte Tomm Lucas erleichtert und sank für einige Sekunde über seiner Konsole zusammen, um dann laut aufzuatmen. „Ich dachte schon, die haben uns.“, bestätigte ein junger Fähnrich, der noch ganz bleich war. Dem jungen Mann war die Anspannung derart schlagartig aus den Gliedern gefahren, dass er nun mit weichen Knien da stand und sich an der Wand abstützen musste. „Sir.“, fiel Manoel Ramirez laut in den Jubel ein und unterbrach schlagartig den kurzen Moment der Erleichterung. „Unsere Tarnung ist nicht so perfekt, wie wir geglaubt haben. Das ändert unseren Plan.“ „Das sehe ich genauso. Besprechung in zehn Minuten!“, stimmte Ebbersmann zu.




Sternzeit 59.378,1

Logbuch des Captains

„Die Situation mit dem Scoutschiff der Romulaner war enger, als es hätte sein dürfen. Unsere Tarnvorrichtung scheint nicht gut genug zu funktionieren. Lieutenant Commander Yadeel versucht, die Abschirmung zu verbessern. Das hat oberste Priorität. Sie hat Zugriff auf sämtliche Ingenieure an Bord, um das Problem schnellstmöglich zu beheben. Bis dahin werden wir die Reisegeschwindigkeit weiter drosseln müssen. Wir reisen bis auf Weiteres nur mit Warp 6,5 und hoffen, dass wir somit weniger Emissionen verursachen. Damit verlängert sich die Marschzeit um weitere 4 Tage. Außerdem werden wir den Energieverbrauch weiter reduzieren. Sollten wir weiteren romulanischen Schiffen begegnen, werden wir wieder unter Warp gehen und warten, bis sie verschwinden. Eine mühselige und langwierige Methode. Aber leider vorerst die einzige, die wir haben. Captain Benjamin Ebbersmann Ende!“




„Was ist passiert?“, fragte Manoel Ramirez, als er die Krankenstation betrat. „Diese beiden haben sich wild geprügelt. Wir konnten sie kaum auseinander bringen.“, antwortete einer seiner Sicherheitsleute. „Wir wissen noch nicht, wer angefangen hat oder was der Auslöser war. Die beiden schweigen dazu.“ Manoel ging weiter zu Dr. Maddigan. „Wie geht es den beiden?“ „Sie haben diverse Hämatome, Prellungen und offene Wunden erlitten. Der eine hat einen Bruch des Nasenbeins, der andere hat zwei gebrochene Rippen. Nichts Ernstes also. Ich werde sie sofort verarzten. Ich habe die beiden erst mal ruhig gestellt.“ „Eigentlich sollten die beiden erst morgen behandelt werden. Dann überlegen sie es sich das nächste Mal vielleicht, ob sie sich wirklich prügeln müssen.“ Der Sicherheitschef seufzte. „Das ist jetzt schon der zwölfte Vorfall dieser Art. Na gut. Behandeln Sie die beiden.“ Er wandte sich an die beiden Sicherheitsleute. „Danach stecken sie beide in die Brigg. Aber in getrennte Zellen.“ Dann verließ er die Krankenstation.




Langsam und äußerst bedächtig schlenderte sie die Gänge im Hauptquartier der Sternenflotte entlang. Sie war mal wieder reichlich über der Zeit. Eine Marotte, die sie sich immer noch nicht abgewöhnt hatte. Vermutlich würde Aretha Cunningham dies niemals mehr ablegen. Manche Angewohnheiten hielten sich einfach zu hartnäckig.

Da ihr nun also noch genügend Zeit blieb, spazierte sie auf den Fluren unweit des Besprechungszimmers umher. Admiral Cunningham zählte nicht zum innersten Führungskreis des Oberkommandos und da gehörte es sich einfach nicht, vorzeitig zur Lagebesprechung zu erscheinen. Normalerweise wurde sie auch nur sehr selten zu den Konferenzen des obersten Admiralsstabs gerufen, und sie erhielt sonst auch nur genau die Informationen, die für ihr Spezialressort notwendig waren. Aber was war in diesen Tagen schon noch normal? Seit die Katana immer wieder in die Vorfälle mit den Romulanern verwickelt worden war, hatte Aretha in den vergangenen Monaten ungewöhnlich oft die Ehre gehabt, mit den obersten militärischen Entscheidungsträgern der Sternenflotte zusammen zu treffen.

An einem der großen Panoramafenster angekommen blieb Aretha stehen und betrachtete die Bucht von San Francisco mit der Golden Gate Bridge im Hintergrund. Ein letztes Mal bäumte sich das Regenwetter mit tosendem Wüten und aller Macht gegen den unaufhaltsam anrückenden Sommer auf. Der laut und unheimlich heulende Wind peitschte den in dicken Tropfen fallenden Regen über die grau-braune Landschaft zur Stadt hin. Der Regen schlug mit einer Wucht gegen die Scheiben, dass das unablässige Prasseln das bestimmende Hintergrundgeräusch in den Fluren des Hauptquartiers bildete. Das passende Wetter für die bevorstehende Lagebesprechung, fand Cunningham. Während sie das unheimliche Spiel des Wetters beobachtete und zusah, wie im nördlichen Teil der Bucht der Wind hinter der Regenwand die Nebelschwaden zur Golden Gate Bridge trieb, sinnierte Aretha über die vergangenen Ereignisse. Eigentlich hatte die Föderation schon damals nach dem Klackon-Vorfall – so würden die Vorkommnisse bei Klackon mit der USS Katana vermutlich in die Geschichtsbücher eingehen – viel zu lasch reagiert. Schon zu diesem Zeitpunkt hätte die Vereinte Föderation der Planeten nach geltendem interstellarem Recht auf sämtlichen juristischen und moralischen Grundlagen den Romulanern den Krieg erklären müssen. Dennoch hatte die Regierung mit allen diplomatischen Mitteln versucht, einen auch noch so wackligen Frieden zu erhalten. Selbst nach der Kaperung und Entführung der Katana hatte es der Präsident der Föderation dabei belassen, von den Romulanern nur eine Erklärung für diese Profokation zu fordern. Die Antwort der Romulaner war eine Kriegserklärung gewesen. Ein Eintrag in den Geschichtsbüchern war der USS Katana zumindest sicher. Seit der formellen Kampfansage herrschte eine Art Sitzkrieg zwischen beiden Mächten. Keiner der beiden Seiten wagte es, den Krieg endgültig zur Eskalation zu bringen, und so beschränkten sich die wenigen und kleinen Gefechte auf das Gebiet der ehemaligen Neutralen Zone. Bis jetzt.

Das leise Murmeln von Stimmen riss Aretha Cunningham wieder aus ihren Gedanken und ließ sie über ihre Schultern blicken. Einige der Mitglieder des Admiralsstabs gingen mit festen und zielgerichteten Schritten in Richtung des Konferenzraumes. Es war also an der Zeit, stellte sie fest. Sie atmete noch einmal tief durch, fasste das PADD fest unter ihren Arm und folgte den Befehlshabern zum Besprechungsraum. Wie sie so den Flur entlang ging, fielen ihr ein weiteres Mal die Veränderungen auf, die sich seit dem Beginn der Krise ergeben haben. Inzwischen wurde jeder Korridorzugang und jede halbwegs bedeutsame Tür durch bewaffnetes Sicherheitspersonal flankiert. Eine Aufstockung der Sicherheitszonen und eine Verschärfung der Sicherheitskontrollen im Hauptquartier war demnach nur noch eine Frage der Zeit.

Vor dem Eingang des Konferenzraumes warteten bereits einige der Admiräle, unterhielten sich mit gedämpften Stimmen und verhielten sich, als warteten sie auf den Beginn einer Beerdigung. Als sie ihre Kollegin Admiral Cunningham erblickten, nickten sie ihr zu Begrüßung zu. Man kannte sich bereits. Aber nicht gut genug, um Höflichkeiten auszutauschen. Der innerste Zirkel des Oberkommandos war er-staunlich unförmlich und beinahe unverschämt schlicht in seinen Umgangsformen.

Aretha Cunningham stellte sich respektvoll neben die Entscheidungsträger der Sternenflotte und wartete schweigend auf den Beginn der Lagebesprechung. Dieser wurde mit dem Eintreffen des Oberkommandierenden eingeläutet, der energisch den Raum betrat, ohne sich mit der Begrüßung einzelner Mitglieder aufzuhalten. Alle folgten dem ranghohen Admiral schweigend und nahmen ihre Plätze um den großen Multifunktionstisch ein, an dessen Kopfende der Oberkommandierende stand. Dieser betätigte eine Taste, und auf dem Tisch erschien eine dreidimensionale Karte, welche die Grenzgebiete zwischen der Föderation und dem Romulanischen Imperium abbildete. Die rot gefleckten Stellen markierten die Gefechte zwischen den beiden Kriegsparteien, und auch ansonsten zeigte die Karte sämtliche für Strategie und Taktik wesentlichen Fakten. Die Teilnehmer setzten sich und studierten mit beinahe gelangweilter Aufmerksamkeit die Kartenabbildung vor ihnen. Offenbar gab es nicht viel Neues oder Besonderes zu entdecken.

„Meine Damen, meine Herren. Ich begrüße Sie zu unserer heutigen Lage-besprechung.“, ertönte die knappe Einleitung des Oberkommandierenden. Dieser kam auch ohne weitere Umschweife zur militärischen Lage: „Wie in den vergangenen Wochen nur sporadischer und seltener Feindkontakt. Alle Gefechte blieben bisher auf dem Gebiet der so genannten Neutralen Zone beschränkt. Allerdings gibt es erste Meldungen, dass einzelne romulanische Schiffe in das Föderationsgebiet eingedrungen sind. Die Verluste und Details der jüngsten Gefechte können Sie den für Sie vorbereiteten PADDs vor Ihnen entnehmen.“

Bei dem letzten Satz musste Admiral Cunningham erschrocken aufatmen. Soweit war es schon gekommen, dass die Verlustmeldungen nur noch zu Aktenvermerken verkommen waren? Auch Aretha war Sternenflottenbürokratin durch und durch und betraute dabei Schiffe mit gefährlichen und mitunter tödlichen Missionen. Dennoch waren für sie Schiffe immer noch mehr als deren Namen und die dahinter stehenden technischen und strategischen Zahlen. Mit jedem Schiff verband sie bestimmte Namen und Gesichter. Durch ihren Kontakt mit den Offizieren ihrer Schiffe wurden diese vom Dasein reiner Aktennotizen zumindest ein wenig erlöst. Doch hier war der Verlust eines Schiffes und seiner Crew schon zu Beginn des Krieges nicht mehr wert als eine Randnotiz in Akten.

„Wir haben uns bei unserer letzten Lagebesprechung über das Hevelius-Problem beraten und uns geeinigt, die Sache Admiral Cunningham anzuvertrauen.“, fuhr der Leiter der Besprechung nun fort und forderte Aretha auf: „Admiral Cunningham, wenn sie uns zu dieser Mission noch etwas sagen möchten?“ „Danke Admiral.“, übernahm nun Aretha das Wort und richtete ihre Ansprache demonstrativ an alle Anwesenden im Raum: „Die Einzelheiten der Mission sind Top-Secret und dürfen leider auch in dieser Runde nicht genannt werden. Die Situation erfordert es auch, dass bestimmte Details im Ermessensspielraum des beauftragten Schiffes liegen und so auch mir nicht in allen Punkten bekannt sind. Ich kann jedoch soviel bekannt geben: Die Mission hat bereits begonnen und wird unter Einsatz unserer modernsten Waffengattungen wie Attack-Fighter und Elite-Force Einheiten durchgeführt. Ich habe mit der Mission eines meiner besten Schiffe mit einer erfahrenen Crew beauftragt: Die USS Katana.“

Ein Raunen und Murmeln ging durch Reihen der Admiräle. Der Name des Schiffes war ihnen wohl bekannt, spätestens seit dem Klackon-Vorfall. Doch außer aufgeregtes Flüstern schien den Admirälen diese Tatsache keines Kommentars würdig zu sein Offenbar akzeptierten sie Cunninghams Auswahl. Es kamen keine weiteren Rückfragen oder kritische Bemerkungen. Der Vorsitzende des obersten Admiralsstabes übernahm wieder das Wort: „Meine Damen, meine Herren. Dieser Einsatz bedeutet mit allergrößter Wahrscheinlichkeit eine Eskalation und Ausweitung des Krieges. Es ist also an der Zeit die festgelegten Kriegspläne und geplanten strategischen Truppenaufstellungen umzusetzen.“

Damit war es also amtlich, stellte Cunningham besorgt fest. Die Oberbefehlshaber der Sternenflotte hatten in Absprache mit der Regierung die nächste Stufe im Krieg mit dem Romulanischen Imperium beschlossen und quasi bereits eingeläutet. Mit Sicherheit würden die kommenden Lagebesprechungen nicht mehr so routiniert und in gelangweiltem Desinteresse stattfinden. Außer diese Admiräle wären noch zynischer, als es sich selbst Aretha Cunningham vorstellen konnte.




Sternzeit: 59.385,5

Persönliches Logbuch, Agnieszka Lewinska,

"Die Stimmung an Bord wird immer schrecklicher und beängstigender. Seit der Captain den Beginn der Mission bekannt geben hat, herrscht hier ein geradezu gespenstischer Ausnahmezustand. Die Energie wird rationiert, was sowohl für den privaten als auch für den allgemeinen Gebrauch gilt. Das Licht in den Korridoren wurde stark herabgesetzt, so dass man ständig durch ein unheimliches Halbdunkel wandelt. Das drückt ziemlich auf die Stimmung. Man kann die Angst in den Fluren förmlich spüren. Alle hetzen mit eingezogenen Köpfen und gesenktem Blick durch die Gänge, als ob der Leibhaftige hinter ihnen her wäre. Auch die Tatsache, dass in unregelmäßigen Abständen immer wieder urplötzlich roter Alarm gegeben wird, macht mir Angst. In diesen Momenten, so heißt es, sind romulanische Schiffe in der Nähe, die uns aufspüren könnten. Dann wird die Szenerie an Bord noch unheimlicher. Alle Besatzungsmitglieder besetzen hektisch ihre Kampfstationen, und der Energieverbrauch wird noch weiter herabgesetzt. Uns Zivilisten, deren Bewegungsfreiheit seit Beginn dieser Schleichfahrt ohnehin stark eingeschränkt wurde, bleibt in diesen Situationen nicht viel zu tun. Ich sitze dann meist alleine in unserem Quartier und harre der Dinge, die da auf uns zukommen. Diese Momente der Ungewissheit und die Angst vor einer nicht greifbaren Gefahr zehren an meinen Nerven. Oft habe ich das Gefühl, kurz vor einer Panikattacke zu stehen. Dann wünschte ich, Roman wäre bei mir und würde mich festhalten. Aber genau in diesen gefährlichen Situationen muss er ja auf seiner Kampfstation bereit stehen. Nie habe ich ihn mehr vermisst als in diesen grässlichen Minuten der Angst. Aber das schlimmste ist, dass ich dann auch Angst um Roman bekomme. Wie geht es ihm in diesen Momenten? Was macht er dann? Ist ihm was geschehen? Ich hoffe, diese Mission ist endlich bald vorbei und wir können wieder alle ganz normal leben, so wie vorher.




Sternzeit 59.387,5

Natalie Bardal lag auf ihrem Bett und tippte etwas in ein PADD ein, als der Türsummer sich meldete. Sie sprang auf und öffnete die Tür. Mark stand davor. „Hallo Mark. Komm‘ rein.“ Sie umarmte ihn zur Begrüßung. „Hey Natalie. Wie geht’s dir?“ Sie warf sich aufs Bett und meinte: „Ich bin ziemlich fertig, kann aber gerade nicht schlafen. Ich habe ein neues Hobby entdeckt.“ Mark zog die Augenbraue hoch. „So, welches denn?“ Er schmunzelte, weil Natalie stets Feuer und Flamme war, wenn sie ein neues Hobby entdeckte. Aber nicht immer hielt diese Begeisterung auch wirklich lange an. In manchen Dingen war sie ähnlich wie seine kleine Schwester. Immer sehr sprunghaft. Aber wenn sie etwas wirklich gepackt hatte, ließ sie nicht locker. Vielleicht mochte er sie deshalb. „Hier schau.“, fing sie an. „Ich habe angefangen, Geschichten zu schreiben.“ „Worüber denn?“ „Über ein Schiff, das durch verschiedene Universen reist und viele neue Völker kennenlernt.“ „Du willst über die Katana schreiben?“ „Nein, ich werde mir neue Universen ausdenken. Und das Schiff heißt Titan. Ich habe schon ein paar Geschichten fertig. Willst du mal welche…“ „Spürst du das?“, fragte Mark unvermittelt. „Nein. Was denn?“ „Wir haben gestoppt. Wir können aber unmöglich schon in der Nähe der Station sein.“ Ein Alarm erklang und das Quartier der jungen Mechanikerin wurde in rotes Licht gehüllt. „Alle Mann auf Gefechtsstation! Die Piloten in ihre Fighter! Das ist keine Übung!“ Beide sprangen auf und rannten in Richtung Flughangar.

„Was ist passiert?“, fragte Mark, als sie im Hangar ankamen. „Die Langstreckensensoren zeigen drei romulanische Warbirds, die uns entgegenfliegen. Wir wissen nicht, ob sie uns entdeckt haben und auf Abfangkurs sind.“ Lew rief seinen Kameraden zu: „Los, alle in die Cockpits. Wir müssen bereit sein, falls die Romulaner angreifen. Charlie sind die Maschinen startklar?“ Der Chief nickte nur. „Gut, dann sorgt dafür, dass wir im Notfall sofort starten können!“ Lew setzte seinen Helm auf und stieg in seinen neuen Fighter. Aufgrund der ständigen Bereitschaft hatten sie ihre Pilotenoveralls ohnehin dauernd an.

„Lieutenant Sulik.“, meldete sich Ramirez über Com beim Squadron-Leader. „Sind Ihre Männer startbereit?“ „Aye!“, antwortete Lew knapp. Er führte gerade einen letzten Check durch und konzentrierte sich bereits auf den bevorstehenden Kampf. „Gut!“, fuhr der Sicherheitschef fort. „Schalten Sie sich auf die externen Sensoren, damit Sie wissen, wie die Situation ist, wenn sie starten müssen. Wir haben Sie in den offenen Kanal eingebunden, damit sie hier alles mitbekommen.“ Lew schloss gerade seinen Check ab. „Geht klar! Leute, ihr habt den Mann gehört.“ Mark verband sich mit den Schiffssensoren. Sofort wurde sein Monitor mit drei waffenstrotzenden Warbirds ausgefüllt. Es handelte sich um Schiffe der Valdore-Klasse. Und wenn er die Daten richtig interpretierte, waren sie auf direktem Weg zu ihnen. „Verdammt! Das ist schon das dritte Mal, dass wir den Romulanern begegnen und anhalten müssen. Aber es waren noch nie so viele Schiffe auf einmal gewesen.“, murmelte Mark. Er konnte erkennen, dass die Katana sich wieder furchtbar langsam von ihrem Standort entfernte. Offenbar versuchte Ebbersmann wieder, mit den Manövrierdüsen die Katana aus dem Gefahrenbereich zu bringen. Eine unheimlich langwierige und nervenaufreibende Prozedur. Die drei Warbirds gingen unter Warp und blieben schließlich stehen. Sie hatten sich so positioniert, dass sie ein riesiges, gleichseitiges Dreieck bildeten und den Punkt in ihre Mitte nahmen, an dem die Katana unter Warp gegangen war. Die Katana befand sich immer noch innerhalb dieses Dreiecks und bewegte sich äußerst langsam aus dem Bereich. Für einen Moment geschah nichts. Als warteten die Romulaner darauf, dass sich die Katana zeigte. Dann schossen kleine schwarze Objekte aus ihren Torpedoschächten, die nach wenigen Kilometern explodierten. „Was soll das? Warum tun sie das?“, fragte Enor Teba, der von seinem Fighter aus ebenfalls die Sensordaten verfolgte. „Mit diesen Mini-Bomben können sie doch noch nicht einmal einen Deflektorschild durchdringen.“ „Darum geht’s nicht. Es sind Sonarbomben.“, murmelte Mark leise. „Wie bitte?“ „Sonarbomben.“, antwortete Mark nun laut. „Wir befinden uns im Weltall. Was bringt dann bitte schön Sonar?“, machte sich Enor lustig über diese Bemerkung. „Natürlich sind das keine wirklichen Sonarbomben. Aber sie arbeiten nach dem gleichen Prinzip. In den U-Boot-Kriegen wurden solche Bomben eingesetzt, um den Standort eines feindlichen U-Boots herauszufinden. Anhand des Echos konnte man die Position feststellen, um dann Torpedos einzusetzen. Diese Bomben hier erzeugen wahrscheinlich Schockwellen, die entweder mit unserem Tarnfeld interferieren, oder die Romulaner können orten, wenn diese Schockwellen sich nicht normal verteilen.“, erklärte er. „Du meinst, sie sind gerade dabei, unsere Position festzustellen?“, fragte Enor nervös nach. „Und die drei Schiffe…“ „Triangulation.“, vollendete Lew. „Wenn uns nichts einfällt, haben sie bald unsere Position auf den Millimeter genau.“ Die Romulaner feuerten eine weitere Salve dieser Mini-Bomben ab und grenzten den Radius immer enger um die Katana ein. Mit jeder explodierenden Bombe zuckten alle zusammen. Jede weitere Bombe konnte ihren Standort verraten. Mark hörte eine leise Stimme im Hintergrund. „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln…“ Mark lächelte. Auch wenn die Technik weit fortgeschritten war, war es schön, dass einige der Menschen immer noch beteten. In Gedanken stimmte er in den Psalm ein. „Verdammt sie sind effektiv…“, grummelte Lew halb besorgt, halb missmutig. „Sulik an Brücke. Sie sollten uns hier schnell wegbringen, sonst schießen die uns in Stücke! Oder wir fangen an, sie zu bekämpfen. Lassen sie die Fighter raus!“ „Sulik, halten Sie Funkstille!“, fuhr ihn der XO an. „Wir sind gerade dabei, die Situation zu bewerten.“ „Situation bewerten! Pah!!! Wenn ihr nicht bald was tut, könnt ihr unsere Trümmer bewerten!“, konterte der Pilot despektierlich.

„Sir!!! Sir!!!“, schaltete sich Seeta Yadeel aufgeregt ein. „Wir haben das Problem gefunden. Ein Generator war defekt, so dass ein Dämpfungsfeld nicht stark genug war. Wir müssen eigentlich geleuchtet haben wie ein Weihnachtsbaum. Jetzt sind wir wirklich unsichtbar. Wir können hier weg!“ „Mister Lucas. Bringen Sie uns hier raus mit einem halben Impuls!“, befahl der Captain augenblicklich. Der Navigator reagierte sofort und setzte das Schiff in Bewegung auf einen Kurs aus dem tödlichen Dreieck der Romulaner heraus. „Zeigen Sie uns die Warbirds. Ich will wissen, ob sie uns verfolgen.“ Der Hauptschirm zeigte umgehend die drei Schiffe. Sie verharrten weiterhin in der Dreiecksposition. Sekundenbruchteile später schossen sie simultan ihre Disruptoren ab. An dem Punkt, in dem sich die drei Strahlen kreuzten, war vor wenigen Augenblicken noch die Antriebssektion der Katana gewesen. Die Romulaner wiederholten diesen Schuss ein weiteres Mal, als könnten sie nicht glauben, dass sich dort nichts befand. Dann feuerten sie wild um sich. Schließlich stellten sie das Feuer ein und blieben einen Moment irritiert an ihrer Position. Letztendlich drehten sie bei und nahmen Kurs auf die Neutrale Zone. Ein Aufschrei der Erleichterung war im ganzen Schiff zu hören. Überall fielen sich Crewmitglieder in die Arme und jubelten überschwänglich. Captain Ebbersmann befahl, wieder auf Warp 6,5 zu gehen, und aktivierte anschließend seinen Kommunikator. „Lieutenant Commander Yadeel. Das war ausgezeichnete Arbeit! Ich danke Ihnen und Ihren Mitarbeitern. Einen besseren Zeitpunkt hätten Sie sich für die Lösung nicht aussuchen können!“




Sternzeit 59.388,2

Logbuch des Captains

„Unser Chefingenieur hat das Problem mit unserer Tarnvorrichtung behoben – im denkbar letzten Moment. Wie sich herausstellte, lag es an einem defekten Generator, so dass wir eine Spur hinterlassen hatten, sobald wir auf Warp waren. Wir haben jetzt unsere ursprüngliche Geschwindigkeit wieder aufgenommen. Letztendlich haben wir dadurch doch nur gut einen Tag verloren. Des Weiteren konnten wir die Energierestriktionen wieder ein wenig lockern. Die Stimmung ist seitdem ein wenig gestiegen. Jedenfalls bilde ich mir das ein. In drei Tagen erreichen wir die Raumstation. Dann fängt die eigentliche Mission erst an. Derzeit feilen der XO mit dem Elite Force-Team und den Piloten an den Details ihres Plans. Captain Benjamin Ebbersmann Ende!“