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From PathfinderWiki

Experimente
Autor: Garrick Andersson
Autor: Lew Sulik

Einige Stunden zuvor...

Mit einer leichten Anspannung betrat Garrick Andersson den Hangar der Katana, in dem die Attack-Fighter untergebracht waren. Während er die Akte des Squadron Leaders Lew Sulik gelesen hatte, hatte er sich mehrfach gefragt, wieso Captain Geodis diesen Offizier an Bord behielt, dem es offenbar an jedem Respekt vorgesetzten Offizieren gegenüber zu mangeln schien. Entweder war er ein wirklich außergewöhnlicher Pilot oder er musste gute Freunde in einflussreicher Position besitzen. Der Erste Offizier erblickte den Lieutenant, der gemeinsam mit seinem Wing-Man gerade eine der Spitfires wartete. „Oh, sieh mal, wer sich da zu uns verlaufen hat!“ stupste Lew Ian an, als er den Besucher bemerkte. Betont lässig lehnte er sich dann an die Flanke des Jägers, während sein Wing-Man ihm einen warnenden Blick zuwarf und eine etwas förmlichere Haltung annahm. „Vor kurzem erst ist er mit Anderssons Vorgänger aneinander geraten – wie kann er jetzt so dumm sein, und es darauf anlegen, es sich mit dem neuen XO auch gleich zu verscherzen?“ ging es Ian durch den Kopf. Garrick zog eine Augenbraue hoch – und schmunzelte leicht, als er erwiderte: „Nein, Sie könnten nicht falscher liegen, Lieutenant, ich habe mich nicht verlaufen. Ich bin im Gegenteil hier, um mit Ihnen zu sprechen.“ Der Squadron Leader nickte herablassend: „Nun, dann schießen Sie mal los, Commander!“ Garrick kam gleich zur Sache: „Ich hoffe, Sie können mir bei einem Problem behilflich sein.“ – „Klar, wen soll ich wegputzen?“ erwiderte Lew, woraufhin sich Garricks Schmunzeln in ein leichtes Stirnrunzeln verwandelte, auch wenn man die Bemerkung durchaus humorvoll interpretieren konnte. Kein Wunder, dass es Personen gab, denen die Art des Piloten übel aufstieß! Normalerweise wäre das wohl auch bei dem Dänen der Fall gewesen, wäre er nicht durch die Personalakte vorgewarnt gewesen. Er hatte sich vorgenommen, dem Squadron Leader eine faire Chance zu geben. Er wollte überprüfen, ob das Bild, dass er sich selbst von Lew machen würde, mit dem, das die Personalakte des Piloten vermittelte, überein stimmte. Allerdings überraschte es ihn schon ein wenig, mit welcher Leichtigkeit es Lew gelingen konnte, dem Eindruck aus der Akte gerecht zu werden. „Ich diene das erste Mal auf einem Schiff, das Attack-Fighter an Bord hat. Um Sie und Ihr Team im Ernstfall bestmöglich einsetzen zu können, muss ich über Ihre Arbeitsweise Bescheid wissen. Ich muss wissen, warum Sie die Dinge so handhaben, wie Sie sie handhaben.“ Lew kniff die Augen zusammen. „Sie haben von der Sache mit Ihrem Vorgänger Wind bekommen...“ stellte er mürrisch fest. Garrick zog eine Augenbraue hoch: „Allerdings. Steht in Ihrer Akte. Ich sehe momentan aber den Zusammenhang nicht.“ Lews Miene verzog sich zu einem gespielten Lächeln: „Tatsächlich nicht? Als hätten Sie nicht genau meine Akte studiert, sich schon längst ein Urteil über mich gebildet und jetzt nur noch schnell testen wollen, ob Ihre Einschätzung auch richtig ist?!“ Garricks Augenbraue blieb hochgezogen, und in seiner nun kühlen Miene zeichnete sich deutlich ab, dass er sich fragte, ob sein Gegenüber über irgendeine Ungerechtigkeit, die das Universum ihm hatte zuteil werden lassen, absolut verärgert oder einfach nur unglaublich dämlich war, dass er die Chance, die Garrick ihm bot, nicht ergriff. Seine gefasste kühle Erwiderung stand im krassen Gegensatz zum Sarkasmus des Piloten: „Ich habe mich in der Tat gefragt, was Captain Geodis bewogen hat, Sie an Bord zu behalten. Ich bin hier her gekommen in der Hoffnung, eine produktive Arbeitsbeziehung zu Ihnen aufbauen zu können. Leider scheinen Sie jedoch kein Teamplayer zu sein, was ich sehr bedauerlich finde. Wenn...“ – „Ich und kein Teamplayer? Junge, wissen Sie überhaupt, wovon Sie reden? Wenn meine Jungs und ich da draußen sind, müssen wir uns hundertpro aufeinander verlassen können und das geht wohl nur mit entsprechendem Teamgeist!“ Garrick beschloss, nicht zu erwähnen, daran gewohnt zu sein, dass man ihn ausreden ließ, da ihm klar war, dass eine solche Bemerkung dem weiteren Verlauf des „Gesprächs“ nicht wirklich dienlich sein würde. „Sehr interessant. Schade nur, dass Sie offensichtlich nur Ihr Geschwader, aber nicht den Rest der Besatzung als Ihr Team betrachten. Es wäre hilfreich, wenn Sie in der Lage wären, auch einmal über die Flügelspitzen Ihrer Spitfires hinaus zu blicken. Dann würden Sie zum einen erkennen, dass Sie und Ihre Truppe auch nur ein Rad im Getriebe und nicht etwa der Nabel der bekannten Multiversen sind, und zum anderen, wie sehr Sie sich und dem Ansehen Ihres Teams durch ihr lächerliches Verhalten gegenüber denen schaden, die versuchen, Sie trotz allem mit Respekt zu behandeln. Sollten Sie Ihre Meinung noch ändern, meine Tür steht jedem Crewmitglied jederzeit offen.“ Ohne irgendeine Antwort abzuwarten drehte Garrick sich um und begab sich zum Ausgang. Ian schlug seinem Freund mit gespielter Anerkennung auf die Schulter: „Reife Leistung, Lew. Besser hättest Du den neuen XO nicht vergraulen können. Ich hab nämlich den Eindruck, dass er nicht so ein Sesselfurzer wie sein Vorgänger ist. Immerhin war er bereit, zuzugeben, dass er über unseren Job nichts weiß...“


Garrick erhob sich aus dem Kommandosessel, als die Captain von der Krankenstation auf die Brücke zurückkehrte. "XO, auf ein Wort..." deutete sie auf ihren Bereitschaftsraum. Da sie keine Anstalten machte, das Kommando an einen der im Kontrollraum verbleibenden Offiziere weiterzugeben, sagte der Erste Offizier: "Miss DeSoto, Sie haben die Brücke!" Dies brachte dem Dänen nicht nur einen überraschten Blick der OPS-Offizierin ein, die sich jedoch schnell wieder fing und nickend ein "Aye, Sir!" hervorbrachte, sondern führte auch dazu, dass Lieutenant Commander Ramirez an der taktischen Konsole ein wenig geplättet wirkte. Auch Natall erstaunte die Wahl, die ihr Stellvertreter getroffen hatte, etwas. Als sich die Tür des Bereitschaftsraumes hinter den beiden Offizieren geschlossen und die Captain an ihrem Schreibtisch Platz genommen hatte, erkundigte sie sich: "Sie überraschen mich, Commander. Normalerweise übergibt man dem ranghöchsten verbleibenden Offizier das Kommando, wenn man die Brücke verlässt. Für gewöhnlich pflegen Sie sich an solche Vorgehensweisen zu halten?!" Garrick räusperte sich: "Ja, Captain, allerdings handelt es sich hier ja nicht um eine festgeschriebene Regel, sondern eher um eine Empfehlung." Die Captain nickte: "Darf ich trotzdem den Grund für Ihr Abweichen von dieser Empfehlung erfahren?" – „Selbstverständlich, Captain. Zum einen hielt ich es für vertretbar, einer relativ unerfahrenen Offizierin das Kommando zu überlassen, wenn wir beide uns sozusagen in Reichweite befinden – für den momentan unwahrscheinlichen Fall, dass es Probleme gibt. Zum zweiten bin ich der Ansicht, dass Miss DeSotos Leistungen einen solchen Schritt rechtfertigen. Ich möchte sehen, ob ich mit dieser Einschätzung richtig liege. Zum dritten: Ja, ich nehme die Regeln und Vorschriften sehr ernst, da ich weiß, dass die Sternenflotte diese nicht ohne guten Grund aufgestellt hat. Trotzdem halte ich Abweichungen unter bestimmten Umständen durchaus für gerechtfertigt und sinnvoll." Geodis gestattete sich ein leichtes Schmunzeln, als sie die Hände hob: „Gut, ich sehe, Sie haben sehr gute Gründe und diese Entscheidung keinesfalls leichtfertig getroffen, XO.“ Sie musterte ihn einen Augenblick. Er forderte offenbar von jedem Mitglied der Crew, dass es das Beste gab, wodurch er zumeist recht streng wirkte. Gleichzeitig erkannte er die gebrachten Leistungen aber auch an und bewertete sie fair. Außerdem scheute er sich nicht, unkonventionelle Wege zu beschreiten, wo dies notwendig wurde. Dann wurde sie wieder ernst. „Was können Sie mir über das fremde Schiff berichten?“ deutete sie auf einen der Stühle, die ihrem Schreibtisch gegenüber standen. Garrick nahm Platz, bevor er erläuterte: „Jenes Schiff heißt Comet. Es wird kommandiert von einem Captain namens Future.“ Natall zog leicht verwundert eine Augenbraue hoch, woraufhin der Erste Offizier zustimmend nickte: „Ja, ich denke, dabei handelt es sich wohl um ein Pseudonym. Die wichtigsten Besatzungsmitglieder sind ein Android namens Otto, ein Roboter namens Grag, das Gehirn des Wissenschaftlers Professor Wright und eine Spezialagentin namens Joan Landor, die jedoch momentan vermisst wird.“ Das Erstaunen der Kommandantin war während der Aufzählung dieser Personen stetig angewachsen. Besonders die Tatsache, dass die Bewohner dieses Universums es offenbar geschafft hatten, ein menschliches Gehirn über eine technische Vorrichtung am Leben zu erhalten und auch noch auf dessen mentale Kapazität zugreifen zu können, beeindruckte sie sehr. „Jene Frau, die Ramirez’ Team auf dem Planeten aufgelesen hat, nannte mir diesen Namen.“ Jetzt war es an Garrick, etwas verblüfft zu sein. „Na, so ein Zufall! Hat sie erzählt, was sie alleine auf dieser Welt gemacht hat und warum deren Bewohner ihr offensichtlich nicht wohlgesonnen sind?“ Die Captain schüttelte leicht resigniert den Kopf: „Leider nein, sie war ein wenig reserviert. Ich fürchte, wir sind ihr nicht ganz geheuer.“ Garrick nickte zustimmend, als er fortfuhr: „Diese Einschätzung kann ich auch über Captain Future treffen. Allerdings denke ich, dass er und seine Leute aufgeschlossen genug sind, um eine Vertiefung unserer Beziehungen zu versuchen. Ihre Werte scheinen den unsrigen zumindest weitgehend zu entsprechen und bislang haben sie keinerlei feindliche Absichten offenbart.“ Erneut musterte Natall ihren Stellvertreter einen Augenblick. Zufrieden nahm sie zur Kenntnis, dass sie seine Einschätzung bezüglich der Besatzung der Comet teilte. „Sie schlagen also ein Treffen mit ihnen vor, XO?“ formulierte sie ihren eigenen Gedanken als Frage. „Ja, Captain. Ich glaube kaum, dass es etwas Besseres gibt, um das Vertrauen dieser Leute zu gewinnen, als wenn wir ihnen ihr vermisstes Besatzungsmitglied unversehrt präsentieren können. Und möglicherweise wissen sie etwas über das Phänomen, das uns herbrachte. Vielleicht sind sie zu einem gegenseitigen wissenschaftlichen Austausch bereit.“

Wenig später traten die beiden Offiziere wieder auf die Brücke. Marina DeSoto sprang förmlich aus dem Kommandosessel auf, in dem sie die letzten Minuten angespannt gehockt hatte. „Captain, ich übergebe Ihnen das Kommando!“ sagte sie förmlich. Natall lächelte leicht: „Vielen Dank. Gibt es etwas zu berichten, Ensign?“ Marina legte sich kurz ihre Worte zurecht, dann erwiderte sie: „Nein, Captain. Die Comet hat ihre relative Position zu uns nicht verändert. Keine signifikanten Änderungen der Energiesignatur des Schiffes. Es sieht auch nicht so aus, als hätten sie irgendwelche Transmissionen empfangen oder gesendet.“ Die Captain nickte leicht: „Danke, gute Arbeit, Miss DeSoto.“ Unter den wachsamen Augen des XOs, auf dessen Gesicht jedoch ein zufriedener Ausdruck lag, begab sich die Ops-Offizierin zurück an ihre Station. Nachdem Geodis und Andersson Platz genommen hatten, fuhr die Trill fort: „Rufen Sie jetzt bitte die Comet!“ Augenblicke später erschien das Bild der Brücke des anderen Schiffes auf dem Hauptschirm. „Ich bin Captain Geodis“, stellte sich Natall vor, „es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen!“ Captain Future nickte leicht: „Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Captain, auch wenn die Umstände leider nicht sehr glücklich sind...“ Natall erhob sich und lächelte: „Falls Sie auf Ihr vermisstes Besatzungsmitglied anspielen, so kann ich Sie beruhigen, Captain. Miss Landor befindet sich wohlbehalten in unserer Krankenstation. Eines unserer Teams, welche die Oberfläche des Planeten untersuchten, stieß auf Ihr Crewmitglied und konnte es vor einigen sehr aufgebrachten Einheimischen in Sicherheit bringen.“ Die Erleichterung der anderen Besatzung war offensichtlich. Selbst der Roboter schien sich ein wenig zu entspannen – sofern dies überhaupt möglich war. „Dann stehen wir in Ihrer Schuld, Captain Geodis“, entgegnete Future. Die Kommandantin der Katana antwortete erfreut: „In der Tat können wir Ihre Hilfe möglicherweise gut gebrauchen. Unser Schiff ist durch eine bislang unbekannte Raumanomalie in dieses Universum gelangt. Wir hoffen, dass Ihre Sensoren möglicherweise Daten über dieses Phänomen aufgezeichnet haben und uns diese Daten helfen, einen Weg zurück in unser Heimatuniversum zu finden. Ich möchte Sie und Ihre Besatzungsmitglieder daher einladen, uns auf der Katana zu besuchen, damit Miss Landor zu Ihnen zurückkehren kann und wir über eine wissenschaftliche Zusammenarbeit verhandeln können.“ Captain Future tauschte einen kurzen Blick mit seinen Kameraden. Die allgemeine Besorgnis über das fremde Schiff der Sternenflotte war bei Natalls freundlichen Worten nahezu restlos verflogen und so erntete er nur zustimmendes Nicken. „Es ist uns eine Ehre, Ihre Einladung anzunehmen, Captain, sofern Sie ein wenig Platz in einem Ihrer Shuttlehangars entbehren können?“ – „Selbstverständlich. Wir übermitteln Ihnen Koordinaten und einen Anflugvektor“, nickte sie in Marinas Richtung, die sogleich damit begann, die entsprechenden Daten zusammenzustellen. „Wir werden uns umgehend auf den Weg machen. Future Ende.“ Der Hauptschirm zeigte wieder einen Ausschnitt des Planeten, die ihn umkreisende Comet und den schwarzen Sternenhimmel.


„Sag mal Lew, wieso hast du diesen Andersson heute so angefahren?“, wollte Lews Wingman wissen, als beide nach getaner Arbeit auf ein Syntheholbier im Diners saßen. Der Squadron Leader zuckte mit den Schultern und meinte: „Ach, mir ging es auf die Nerven, dass er nicht gleich gesagt hat, dass er seine Meinung über mich überprüfen wollte. Na ja, und dann ergab das eine das andere und die Sache lief aus dem…dem Ruder.“ „Was hast du denn erwartet?“, wollte Ian wissen und fuhr mit einer guten Portion Spott in der Stimme fort: „Dass er auf dich zu geht und sagt: ‚Mister Sulik, ich habe ihre Akte gelesen und mir ein negatives Bild über sie gebildet. Jetzt bin ich neugierig ob dieses Bild auch stimmt. Benehmen sie sich doch ganz natürlich und wie immer, damit ich das überprüfen kann.’“ Lew hatte sein Glas gerade zum Trinken angesetzt und als er die sarkastische Bemerkung von Ian hörte, hätte er vor Lachen beinahe sein Bier ausgespuckt. Nachdem er wieder aufhören konnte, zu lachen, machte Lew eine entsprechende Geste mit der Hand und entgegnete schmunzelnd: „Das wäre wenigstens ehrlich gewesen.“ „Du weißt doch wie diese Brückenoffiziere sind, gerade in Personalfragen. Sie sind indirekt und reden gerne um den heißen Brei herum. Aber ich hatte schon den Eindruck, dass er aufrichtig zugab, dass er von den Attack Fightern keine Ahnung hatte und ehrlich beraten werden wollte.“, bemerkte Ian und lehnte sich mit verschränkten Armen auf den Tisch. Lew lehnte sich seufzend in seinen Stuhl zurück und meinte mit einer schwankenden Kopfbewegung: „Ja…schon irgendwie. Die meisten sind ja so karrieregeil, dass sie es nicht zugeben können, wenn sie keine Ahnung haben. Da scheint der Kerl doch anders zu sein. Ich gebe auch zu, dass er Schneid hat. Jeder andere Sternenflottenoffizier wäre heulend zum Captain gerannt und hätte dafür gesorgt, dass sie mir wieder eine reinwürgt. Vielleicht sollte ich wirklich noch mal mit ihm reden…“ „…wenn du es dir nicht schon verscherzt hast mit ihm.“, fiel Ian ihm mit besorgter Stimme ins Wort. Der Squadron Leader schaute etwas erstaunt und antwortete dann mit fragender Stimme: „Wieso? Er hat doch selbst gesagt, dass seine Tür jederzeit offen steht, wenn ich es mir anders überlege!“ „Vielleicht hat er das auch nur so gesagt und du bist bei ihm in Wirklichkeit schon unten durch…“ „Ach was! Du weißt doch:“, entgegnete Lew und fuhr mit einem leichten Singsang in seiner Stimme fort: „Dänen lügen nicht.“. Beide brachen in schallendes Gelächter aus und bestellten noch zwei Bier beim Kellner.


„XO, bitte empfangen Sie doch unsere Gäste und begleiten sie in die Besprechungslounge“, ließ sich Captain Geodis vernehmen, nachdem ein kleines Shuttle den Hangar der Comet verlassen hatte. „Mr. Ramirez, holen Sie bitte Miss Landor von der Krankenstation ab“, ordnete sie dann an. So betraten der Sicherheitschef und der Erste Offizier gemeinsam den Turbolift. „Shuttlehangar 1“, befahl Garrick und Manoel ergänzte: „Krankenstation!“ Nach einigen Sekunden Schweigen begann Garrick: „Sie wirkten vorhin etwas überrascht, als ich Ensign DeSoto das Kommando übertragen habe und nicht Ihnen, Commander.“ Etwas erstaunt erwiderte Manoel den Blick des Dänen. „Es liegt in der Verantwortung des jeweiligen kommandierenden Offiziers, wem er Schiff und Besatzung anvertraut, wenn er die Brücke verlässt, Sir“, antwortete er diplomatisch. Der Erste Offizier nickte zustimmend: "Mr. Ramirez, Sie werden sicherlich auch Ihre Chance bekommen, die Verantwortung für Mannschaft und Schiff zu übernehmen. Und ich denke, dass sich die Katana dann wohl nicht nur in einem Standardorbit befinden wird." Der Spanier wirkte leicht überrascht, dann nickte er jedoch. Garrick ergänzte: „Dann sehen Sie es mir hoffentlich nach, dass ich einer jungen Offizierin die Chance gegeben habe, ein kleines bisschen Erfahrung im Chefsessel zu sammeln.“


An diesem Abend ertönte der Türsummer von Garricks Quartier. Erfreut über eine Unterbrechung legte der Erste Offizier das Padd, in dem er gerade las, zur Seite, und sagte: „Herein!“ Die Tür glitt auf und Lew trat ein. „Lieutenant Sulik“, begrüßte ihn der Däne, „was kann ich für Sie tun?“ Der Squadron Leader räusperte sich: „Haben Sie zufällig etwas Zeit…., Sir?“ Garrick traute beinahe seinen Ohren nicht. Hatte Lew gerade tatsächlich die übliche Anrede für vorgesetzte Offiziere benutzt?! „Sicher, Lieutenant“, erwiderte er. „Ich möchte mich für mein Verhalten heute Vormittag im Hangar entschuldigen, Commander.“ Garrick musterte den Piloten und versuchte herauszufinden, ob es ihm mit dieser Entschuldigung wirklich ernst war oder er einfach nur Schadensbegrenzung betreiben wollte. „Ich nehme Ihre Entschuldigung an, Lieutenant“, antwortete er schließlich, dazu bereit, dem Mann noch eine Chance zu geben. Sulik nickte und wirkte tatsächlich ein wenig erleichtert. „Danke, Sir“, erwiderte er und zögerte dann kurz, bevor er fortfuhr: „Ich vermute, Sie haben immer noch Fragen zu unserem Einsatzgebiet, Commander?“ – „Das ist richtig.“ – „Ich würde gerne versuchen, sie Ihnen zu beantworten, Sir.“ Garrick nickte: „Sehr gerne. Ich habe morgen die Frühschicht auf der Brücke... Passt es Ihnen, wenn ich am Nachmittag im Hangar vorbeischaue?“ – „Klar, kein Problem!“ kam es prompt zurück und Garrick schmunzelte andeutungsweise. „Dann bis morgen, Lieutenant.“ Lew nickte bestätigend, wünschte Garrick noch einen angenehmen Abend und verließ dann das Quartier.


Am nächsten Morgen betrat Garrick den Maschinenraum der Katana. Eigentlich hatte er sich nach den Fortschritten erkundigen wollen, die das Team bestehend aus Mitgliedern der Comet- und Katana-Crew, gemacht hatte. Captain Future und Captain Geodis hatten sich ziemlich schnell auf eine Zusammenarbeit geeinigt, auch wenn der Kommandant des hiesigen Schiffes noch immer keine genaueren Einzelheiten darüber nennen mochte, was sein Schiff im Orbit jenes Planeten und Joan Landor auf dessen Oberfläche zu suchen hatten. Doch im Zweifelsfall unterlagen diese Geschehnisse sowieso der Obersten Direktive und da von dem Planeten zumindest aktuell keinerlei Gefahr zu drohen schien, hatte sich Natall dazu entschlossen, sich dem aus ihrer Sicht größeren Problem der Rückkehr in das heimatliche Universum zu widmen. Wenn ein solcher Rückweg zur Verfügung stand, konnte man sich falls nötig immer noch um die Beweggründe der anderen Crew kümmern. Die erregte Stimme der Chefingenieurin hallte durch den Raum: „Bei uns gehen sämtliche Alarmleuchten an und die ganze Technikercrew gerät in Aufruhr, nur weil Sie nicht in der Lage sind, sich mit den Verantwortlichen abzustimmen! Eine kurze Anfrage hätte genügt, und ich hätte Ihnen sicherlich einen Teil der Warpkapazität zur Verfügung stellen können...!“ Seeta brach ihre Standpauke an den jungen Ensign Lucas, der etwas bedröppelt vor ihr stand, ab, als der XO nun langsam näher trat. Captain Geodis hatte ihn über Tomms Versuche informiert und Garrick war von gewisser Neugier gepackt worden, immerhin gehörte die Antriebstechnologie seit seiner Versetzung zur Antriebsgruppe auf Utopia Planitia zu seinen Lieblingsthemen. „Ich denke“, mischte er sich nun ein, „Mr. Lucas wird in Zukunft darauf achten, alle Betroffenen zu informieren, wenn er irgendwelche Versuche unternimmt, nicht wahr?“ Tomm beeilte sich, pflichtschuldigst zu nicken. Seetas Wangen mahlten noch kurz, doch dann obsiegte auch ihre Neugier über die Verärgerung über die kurze Störung in den Betriebsabläufen der Katana. Immerhin war kein Schaden durch die Energiefluktuation entstanden. Als Garrick erkannte, dass sich alle wieder beruhigt hatten, fuhr er fort: „Der Captain hat mir von Ihrer Idee erzählt und sie klingt sehr interessant. Sie hat mich gebeten, Sie über unsere Entscheidung zu informieren, dass dies Ihr erstes Projekt sein wird. Wenn Sie es wünschen, stellen Sie ein Team zusammen, dass Sie bei Ihren Bemühungen unterstützt. Sie können jedoch auch weiter alleine daran arbeiten. Die Wahl liegt bei Ihnen, Ensign.“ Tomm war erfreut. Zwar hatte ihm die Captain schon am Abend zuvor grünes Licht gegeben, mit seinen Forschungen fortzufahren, aber die Einstufung als offizielles Projekt gab dem Ganzen doch eine ganz andere Bedeutung und Dimension. Er hatte wirklich die Möglichkeit, sein eigenes kleines Team aufzubauen, wenn er es wollte! „Ich werde darüber nachdenken, Sir!“ antwortete er nun. Garrick nickte und wandte sich dann Seeta: „Und wie schaut es mit unserem anderen Projekt aus? Haben Sie und Professor Wright schon einen Weg nach Hause gefunden, Commander?“ Die Zanderianerin verzog leicht das Gesicht. Warum musste der Lulatsch nur immer gleich das Unmögliche verlangen? Und das dann auch noch mit einem Enthusiasmus, der manchmal furchteinflößend wirken konnte. „Wir haben den Rest des gestrigen Nachmittags damit verbracht, einen stabilen Uplink zwischen den Bordcomputern der Comet und der Katana herzustellen, Sir. Die Systeme sind nicht so kompatibel, wie zuvor angenommen und die Sensordaten müssen in ein für unseren Computer brauchbares Format konvertiert werden. Zum Glück hatten wir die Datenübertragung noch nicht gestartet, als Ensign Lucas gestern Abend seinen kleinen Test durchführte.“ Der arme Ensign senkte nochmals schuldbewusst den Kopf, doch Garrick schmunzelte nur leicht. Immerhin hatte der XO auch auf dem Gesicht der Chefingenieurin bei ihrem letzten Satz ein kurzes Schmunzeln entdeckt. „Mr. Grag und der Professor müssten eigentlich jeden Augenblick hier eintreffen. Wir wollen dann die Daten gemeinsam auswerten. Es ist wirklich schade, dass uns Mr. Lazarus nicht zur Verfügung steht...“ ergänzte Seeta dann. Garrick seufzte kurz. Die Hilfe des Tev’Mekianers wäre wirklich äußerst willkommen gewesen. Auch wenn er bisher keine Möglichkeit gehabt hatte, den Wissenschaftsoffizier und seine Frau näher kennen zu lernen, hoffte der Erste Offizier inständig, dass es sich bei der Meldung vom Tod seines Sohnes um einen tragischen Irrtum handelte.


„Sie wollten mich sprechen, XO?“ eröffnete Captain Geodis das Gespräch, nachdem sie und ihr Erster Offizier ihren Besprechungsraum betreten hatten. Garrick nickte: „Es geht um Lieutenant Sulik.“ Die Captain zog hörbar die Luft ein und stellte sich offenbar auf eine weitere Beschwerde über den Squadron Leader ein. „Es ist etwas Bemerkenswertes passiert. Er suchte mich gestern in meinem Quartier auf und entschuldigte sich für sein Verhalten wenige Stunden zuvor. Für seine Verhältnisse war er außergewöhnlich höflich. Er bot sogar von sich aus an, mir meine Fragen bezüglich der Attack-Fighter zu beantworten.“ Natall wirkte etwas überrascht: „Sie halten das für aufrichtig, Commander?“ Garrick wiegte leicht den Kopf: „Da bin ich mir noch nicht sicher. Was auch immer seine Beweggründe sind, es sieht momentan so aus, als habe er beschlossen, sein Verhalten zu überdenken.“ – „Nun, hoffen wir, dass Sie richtig liegen, Commander“, brachte die Captain ihren Zweifel zum Ausdruck. Garrick nickte und wollte sich schon zur Tür begeben, als ihm der angespannte Ausdruck im Gesicht der Kommandantin bewusst wurde und innehalten ließ. „Ist alles in Ordnung, Captain?“ erkundigte er sich. „Selbstverständlich, Commander!“ versicherte die Trill, woraufhin der Däne sie forschend ansah. „Sie wirken... besorgt“, ergänzte er. Jetzt lehnte sich die Captain zurück und musterte ihrerseits ihren neuen Stellvertreter: „Ganz im Gegensatz zu Ihnen, wie mir scheint. Immerhin befinden wir uns in einem unbekannten Universum!“ Jetzt schaute Garrick erstaunt drein: „Ich hätte gedacht, dass Sie an solche Situationen gewöhnt seien. Immerhin haben Sie und die Crew schon einige Missionen in fremde Universen hinter sich gebracht – für mich ist dies dagegen der erste Ausflug dieser Art. Ich gebe zu, dass ich es bislang als Routinesituation für Sie und die Besatzung eingeschätzt habe.“ – „Dabei übersehen Sie nur die Kleinigkeit, dass uns bei unseren vorangegangenen Ausflügen immer ein bekannter Rückweg zur Verfügung stand und außerdem die Sternenflotte über unsere Mission informiert war. Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass wir hier gestrandet sind, Commander.“ Garrick nickte verstehend: „Oh, das ist es.“ Dann lächelte er leicht und meinte: „Captain, ich bin zwar noch nicht lange an Bord, aber alles, was ich bisher über die Crew erfahren habe, sagt mir, dass es sich um eine hervorragende Besatzung handelt. Außerdem bin ich der Ansicht, wenn es einen Weg in dieses Universum gibt, dann gibt es auch einen aus ihm heraus. Unsere Aufgabe besteht nur darin, ihn zu finden. Und ich kann mir niemanden vorstellen, der besser dafür geeignet wäre als diese Crew – und ihr Captain.“ Natall verzog das Gesicht zu einem Schmunzeln: „Ich hatte Sie bislang nicht als so optimistisch eingeschätzt, XO.“ Garrick wölbte leicht eine Braue: „Ich bin nur Realist, Captain. Leider lehrt uns die Erfahrung, dass oftmals der schlechteste Fall eintritt. Somit sind realistische Lageeinschätzungen meist eher pessimistisch angehaucht. Aber nach nur wenigen Stunden an diesem Ort kann ich nicht zu der Einschätzung zu gelangen, dass diese mit Paralleluniversen erfahrene Crew keinen Heimweg finden wird.“ Natall nickte leicht und wirkte tatsächlich ein wenig entspannter, als noch kurz zuvor. Sie erkannte, dass die etwas lockerere Sichtweise des Ersten Offiziers durchaus eine Stütze sein konnte, die sie nutzen konnte. Vielleicht unterschätzte er die aktuelle Situation, in der sie sich befanden, aber andererseits war es wohl wirklich noch zu früh, um sich ernsthafte Sorgen zu machen. Immerhin standen sie erst am Anfang ihrer Erkundung dieses Universums. Ihr wurde klar, dass sie die anstehenden Aufgaben nicht alleine würde bewältigen müssen, sondern auf eine erfahrene und gute Crew zurückgreifen konnte.


Am Nachmittag begab sich Garrick erneut in den Maschinenraum, um sich über die Fortschritte zu informieren, die das Team aus Comet- und Katana-Crew bei der Analyse der Raumanomalie hoffentlich gemacht hatte. „Nun, was macht unser Heimweg, Commander?“ wandte er sich an die Chefingenieurin. Diese konnte mit dem gutgelaunten Tonfall des XOs nach mehreren Stunden, die das Team mit ergebnislosem Datenvergleichen verbracht hatte, nicht wirklich viel anfangen. Dementsprechend brüsk fiel ihre Antwort aus: „Nichts!“ Nach einer kurzen Pause setzte sie dann jedoch hinzu: „Wir haben seit mehr als fünf Stunden die Daten der Sensorphalanxen unserer Schiffe abgeglichen, korreliert und analysiert, Sir, jedoch ohne brauchbares Ergebnis.“ Garrick sah in die einigermaßen frustriert dreinblickenden Gesichter der Umstehenden und nickte: „Vielleicht sollten Sie eine Pause einlegen?“ schlug er vor, als Maggie Kincaid, der Seeta für den heutigen Tag die Routineaufgaben überlassen hatte, zufällig an der kleinen Gruppe vorbeiging und einen kurzen Blick auf einen der Monitore erhaschte, der ein Bild der Anomalie zeigte. „Hey, das ist ja mal eine schöne Aufnahme einer Graviton-Ellipse!“ meinte sie fasziniert. Alle Anwesenden fuhren zu der jungen Offizierin herum und unter den überraschten Blicken errötete sie leicht. Der Erste Offizier fand als erster seine Sprache wieder und meinte mit leichtem Schmunzeln über die verdatterten Mienen der anderen: „Sie sind mit diesem Phänomen vertraut, Lieutenant?“ Maggie trat näher und musterte den Bildschirm nun genauer, bevor sie antwortete: „Auf den ersten Blick sah es zumindest wie eine Graviton-Ellipse aus, aber jetzt erkenne ich leichte Unterschiede. Aber die Ähnlichkeit ist schon sehr frappierend, Sir.“ Jetzt mischte sich Professor Wright ein: „Ich glaube nicht, dass wir schon einmal von einer solchen Graviton-Ellipse gehört haben. Sind Informationen darüber im Hauptcomputer Ihres Schiffes vorhanden?“ – „Ich prüfe das!“ meinte Seeta und stellte eine entsprechende Anfrage an den Computer. Wenig später erschienen eine Reihe von Daten auf einem Bildschirm. Das Bild der Ellipse sah dem der Anomalie, welche die Katana in dieses Universum gebracht hatte, in der Tat überraschend ähnlich. „Sieht wirklich ziemlich gleich aus“, kommentierte Grag, „ich habe ja gleich vorgeschlagen, die Datenbanken nach verwandten Anomalien abzusuchen...“ – „Jajaja“, fiel ihm Otto ins Wort, „was uns aber ohne die vorherige Strahlungsdifferenzialanalyse auch nicht weitergebracht hätte!“ Seeta rollte leicht mit den Augen und Garrick erkannte, dass die beiden ähnliche Diskussionen wohl schon den ganzen Tag führten. Übergangslos wandte er sich daher erneut an Maggie: „Lieutenant, was können Sie uns über diese Graviton-Ellipsen berichten?“ Die junge Schottin überlegte kurz, dann erzählte sie: „Sie erinnern sich sicher an die Ares-IV-Mission zum Mars?! Im Jahre 2032 verschwand das Kommandomodul, welches den Mars umkreiste. An Bord befand sich nur Lieutenant John Kelly, während seine Kollegen Kumagawa und Novakovich den Planeten erforschten. Man fand später keine Spur mehr des Moduls. Ungefähr 300 Jahre später traf die Voyager im Deltaquadranten auf eine Gravitonellipse. Man erkannte, dass sich das Ares-IV-Modul im Inneren befand und beschloss, es zu bergen. Die Daten des Moduls wurden heruntergeladen und Lieutenant Kelly mit allen Ehren bestattet. Die Geschichte dieser Mission hat mich sehr beeindruckt, und daher habe ich mich auch ein wenig mit den Gravitonellipsen befasst. Sie bewegen sich im Subraum durch die Galaxie und tauchen nur gelegentlich auf. Offenbar folgen sie dabei aber festen Bahnen. Die Voyager konnte es vermeiden, in das Innere gezogen zu werden, indem sie ihren Energieoutput reduzierte.“ Jetzt trat sie an eine Konsole und verglich ein paar Daten. „Diese Werte sind ein wenig anders, als bei der bekannten Ellipse... Vor allem ist sie erheblich größer! Die bekannte Ellipse durchmaß nur etwa einen Kilometer. Außerdem ist das Energieniveau erheblich höher, wodurch sich möglicherweise erklären lässt, wie die Verbindung zwischen den beiden Universen zustande kommt. Ich denke, wir sollten unseren Energieoutput erhöhen und einfach wieder in die Anomalie einfliegen, um zurück nach Hause zu gelangen.“ – „Schön und gut, aber die Anomalie ist kurz nach Ihrer Ankunft hier wieder verschwunden... In den Subraum sagen Sie?“ warf Professor Wright ein. Garrick und Seeta musterten nun ebenfalls die angezeigten Daten. „Das stimmt, Professor“, bestätigte der XO und grübelte: „Man müsste die Ellipse irgendwie dazu bringen, wieder zu erscheinen...“ – „Sieht so aus, als würde sie von Massezentren und Energieansammlungen angezogen“, ergänzte Seeta, „Wir könnten versuchen, ein hochenergetisches Gravitationsfeld zu erzeugen. Dank der Daten der Comet können wir den wahrscheinlichen Aufenthaltsort der Ellipse extrapolieren und dort einen Versuch starten.“ Garrick nickte zustimmend. „Arbeiten Sie den Plan genauer aus! Ich informiere Captain Geodis.“


Nachdem sein Brückendienst beendet war, begab sich Garrick zum Hangar. „Ah, guten Tag, Commander!“ wurde er prompt von Lew begrüßt. „Lieutenant“, nickte der Erste Offizier zurück. „Womit wollen wir anfangen?“ erkundigte sich der Squadron Leader sodann diensteifrig. „Hm, vielleicht erzählen Sie mir erst einmal etwas über Ihre Ausrüstung? Soweit ich weiß, handelt es sich bei diesen Spitfires um bemerkenswerte Maschinen.“ Garrick hatte sich nicht getäuscht. Die Augen des Lieutenants begannen förmlich zu leuchten, als er begann, die Eigenschaften der Jäger zu beschreiben. Lew machte Garrick außerdem mit Charlie Brooker, dem Cheftechniker des Squadron, bekannt. Als ehemaliger Chefingenieur eines Raumschiffs fiel es Garrick nicht weiter schwer, nach ein paar technischen Details zu fragen und schon wenig später waren die drei Männer in eine angeregte Diskussion über die Flugeigenschaften der Spitfire vertieft. „Dürfte ich mal einen Blick unter die Haube werfen?“ fragte der Erste Offizier schließlich. Lew und Charlie versteiften sich etwas. Beide mochten es nicht sonderlich, wenn jemand, der nicht zu ihren Jungs gehörte, Hand an die Hardware legte. „Ich verspreche Ihnen auch, nichts anzufassen, Lieutenant“, beeilte Garrick sich, zu versichern. „Na, also bitte...“ stimmte Lew zu und öffnete eine Hüllenplatte an seinem Jäger. Jetzt war es an ihm, das Leuchten in den Augen seines Gegenübers zu bemerken, doch er stellte mit gewisser Erleichterung fest, dass der Däne Wort hielt, und seine Finger nicht in die Eingeweide des Fluggerätes steckte. „Sie und Ihr Team übernehmen die komplette Wartung der Maschinen?“ erkundigte Garrick sich. Charlie nickte: „Meistens ja. Nur wenn Not am Mann ist, holen wir uns Unterstützung von den Schiffstechnikern.“ – „Verstehe... Und wie klappt die Zusammenarbeit mit Lieutenant Commander Yadeel?“ hakte Garrick nach. „Oh, die Seeta ist schon ein patentes Mädel. Macht nen guten Job, Sir“, schwärmte Charlie und warf Lew einen Blick zu. Dieser ergänzte: „Unter Aufsicht sind die Jungs vom Maschinenraum tatsächlich brauchbar. Commander Yadeel und ich... mussten uns erst zusammenraufen, aber sie ist wirklich eine fähige Ingenieurin“, versicherte Lew. „Aha“, machte der Erste Offizier, „vielleicht können Sie mir in der Hinsicht auch den ein oder anderen Tipp geben?“ Der Squadron Leader zuckte mit den Schultern: „Ich hab ihr eine runtergehauen! ... Äh, Sir. Seitdem ist sie ein wenig umgänglicher.“ Garrick zog eine Augenbraue hoch: „Also, ich schätze, Sie ahnen, dass das nicht ganz mein Stil ist, oder?“ – „Naja, bei mir hats funktioniert...“ Garrick schaute noch etwas zweifelnd drein und hatte dann fürs Erste genug von den technischen Innereien des Jägers gesehen, sodass Lew die Hüllenplatte wieder an Ort und Stelle befestigte. „Auf jeden Fall höchst beeindruckend“, bemerkte Garrick mit Blick auf den Fighter, „schade, dass es sich nur um Einsitzer handelt. Ich hätte nichts gegen eine kleine Spritztour einzuwenden gehabt.“ Lew überlegte kurz: „Da lässt sich eventuell etwas machen. Wir haben ein Holodeckprogramm, mit dem wir trainieren können, wenn Übungsflüge nicht möglich sind. An dem Programm werden in den Ausbildungszentren auch neue Piloten ausgebildet und getestet. Ich kann es Ihnen zeigen, wenn Sie wünschen, Commander.“ Garrick überraschte den Squadron Leader ein wenig, als er nach kurzem Zögern antwortete: „Naja, wie kann ich besser etwas über Ihren Job erfahren, als wenn ich es selber ausprobiere? Gehen wir!“


„Alles in Ordnung mit Dir? Du wirkst ein wenig niedergeschlagen...“ Mit leichter Besorgnis musterte Tomm Marina. Die junge OPS-Offizierin stocherte lustlos in ihrem Essen herum, dann seufzte sie: „Ich glaube, der neue XO mag mich nicht...“ Tomm machte ein überraschtes Gesicht: „Wie kommst Du denn da drauf?“ erkundigte er sich. Marina schnaubte: „Hast Du nicht gesehen, wie er gestern auf der Brücke hinter mir stand und jede meiner Eingaben förmlich zu analysieren schien? Ich dachte, jeden Augenblick schickt er mich fort, weil ich irgendwas nicht so mache, wie es ihm passt...! Und dann drückt er mir auch noch das Kommando aufs Auge, obwohl Ramirez auch da war!“ Jetzt schmunzelte der junge Ensign: „Und darüber beschwerst Du Dich? Glaubst Du wirklich, er hätte Dir die Verantwortung für das ganze Schiff übertragen, wenn ihn Deine Arbeit an der OPS nicht beeindruckt hätte?“ Jetzt schaute die junge Frau erstaunt drein: „Bist Du Dir da sicher? Ich hatte den Eindruck, dass ich ihm gar nichts Recht gemacht hab.“ Doch Tomm winkte ab: „Mir hat er neulich auch anderthalb Stunden auf die Finger geschaut. Ich glaube, er weiß ganz genau, dass er uns damit unter Stress setzt. Ich denke, er versucht einfach herauszufinden, wie wir mit solch ungewohnten Situationen umgehen. Immerhin ist er erst seit kurzem an Bord und kennt uns noch nicht so gut. Und während der Alpha-Schicht das Kommando übertragen zu bekommen – selbst, wenn sich das Schiff nur im Standardorbit befindet – ist doch eine Auszeichnung.“ – „Ja, aber wir befinden uns in einem fremden Universum, umkreisen eine unbekannte Welt und ein Raumschiff, dem wir zum ersten Mal begegnet sind, teilt sich den Orbit mit uns. Wenn dieser Captain Future nun nicht so freundlich gewesen wäre, wie er vorgab? Was hätte ich dann nur tun sollen?“ Tomm nahm ihre Hand: „Nun beruhig Dich wieder. Zum einen waren Geodis und Andersson nur ein paar Meter entfernt und zum anderen bin ich mir sicher, dass der XO es für völlig ungefährlich hielt.“


Eine halbe Stunde später hockte Garrick auf dem Pilotensitz der holographischen Nachbildung einer Ausbildungsversion einer Spitfire. Der einzige Unterschied bestand in dem etwas verlängerten Cockpit, wodurch zwei Personen hintereinander Platz fanden. Als Schüler saß der neue Offizier der Katana auf dem vorderen Platz und Lew als der Fluglehrer vor seinen eigenen Fluginstrumenten dahinter. Der Squadron Leader hatte dem Ersten Offizier die Grundlagen erläutert und ihn für das erste Mal angewiesen, anstatt mit Steuerknüppel und Pedale die Maschine in herkömmlicher Weise über die Instrumententafel zu steuern. Der XO musste sich vor dem Start in Erinnerung rufen, dass es sich nur um ein Holodeckprogramm handelte und er ergo nichts und niemanden beschädigen konnte. „Gut, dann bringen Sie uns mal raus!“ wurde er nun von Lew aufgefordert. „Okay...“ meinte Garrick, wobei er zuversichtlicher klang, als er sich fühlte. Er hatte selbstverständlich schon Shuttles geflogen und auch die Endeavour das eine oder andere Mal manuell angedockt, aber trotzdem schien das Hangartor viel zu schmal für den Fighter zu sein. Möglicherweise steckte ihm auch noch der kürzlich erfolgte Absturz mit der unfreiwilligen Notbremsung in einer Düne ein wenig in den Knochen. Er startete und zuckelte förmlich – aber immerhin auf einer relativ geraden Linie – mit dem Fighter in das simulierte Weltall. „Gut...“ meinte Lew gedehnt, „ab jetzt wird es nur noch leichter, Sir. Folgen Sie fürs Erste einfach dem durch die Leuchtbojen abgesteckten Kurs!“ Wenig später fügte er hinzu: „Und die durchschnittliche Spitfire kann durchaus schneller als einhalb Impuls fliegen...“ Garrick konzentrierte sich so sehr darauf, den Jäger unter Kontrolle zu halten, dass er schon nach wenigen Kilometern vollkommen vergessen hatte, sich nur in einem simulierten Fluggerät zu befinden. Immerhin beherrschte er die Spitfire mit jeder Umrundung des Parcours sicherer und schon bald nickte Lew tatsächlich anerkennend. „Ein langsamer Start, aber trotzdem nicht übel für einen blutigen Anfänger...!“ Er biss sich auf die Lippen und warf dem Ersten Offizier einen verlegenen Blick zu. Doch dieser grinste nur, immerhin war die Einschätzung des Squadron Leaders absolut korrekt.

Ein paar Runden später meinte Lew: „Gut, die nächsten fünf Runden werden gestoppt. Sie müssen im Schnitt unter fünf Minuten bleiben und dürfen natürlich nicht aus der Bahn fliegen.“ – „Unter fünf Minuten? Dann muss ich ja noch mehr als zehn Sekunden rausholen – pro Runde!“ Lew zuckte unbewegt die Schultern: „Dafür hätten Sie dann aber das Pensum des ersten Flugtages bestanden. Achja, ich lasse Sie alleine, dann kann die Prüfung offiziell gewertet werden. Für den Fall, dass Sie sich eventuell weiter qualifizieren möchten, Sir.“ Daran hatte Garrick nun überhaupt keinen Gedanken verschwendet, aber er dachte sich: „Was solls? Kann sicher nicht schaden...“ Die Tatsache, dass der Squadron Leader das kleine Cockpit nun durch eine eigentlich nicht vorhandene Tür in der Rückwand verließ, erinnerte den Ersten Offizier noch einmal kurz daran, dass es sich bei dem Ganzen nur um eine Simulation handelte. Die erste Runde gelang Garrick ziemlich gut. „Fünf Minuten, gut drei Sekunden. Das sieht gut aus!“ erklang Lews Stimme aus dem Kommsystem. Der Squadron Leader überwachte den Flug von einer simulierten Brücke der Katana aus. In der zweiten Runde machte der Erste Offizier weiter Boden gut. „Insgesamt zehn Minuten und etwas mehr als eine Sekunde“, meldete Lew. Nach der dritten und vierten Runde lag Garrick nur noch vier Zehntel Sekunden über der vorgeschriebenen Zeit. Er konnte es schaffen! Auch wenn er noch lange nicht in der Lage war, das Letzte aus dem Fighter herauszuholen, flog er für seine Verhältnisse absolut am Limit, als plötzlich ein Alarm ausgelöst wurde, der ihn zunächst völlig überraschte. Doch dann gewann seine Sternenflottenausbildung die Oberhand: „Computer: Bericht!“ – „Die Katana wird von einem Geschwader feindlicher Jäger angegriffen“, antwortete die Stimme des Hauptcomputers unbeteiligt. Als der Fighter in den Alarmzustand wechselte, fiel Garrick die taktische Anzeige auf und er sah dort eine entsprechende Darstellung. Verdammt, was sollte das jetzt? Welchen Sinn hatte es, während eines Prüfungsfluges einen Angriff auf das Mutterschiff zu simulieren? „Hey, Lieutenant, was hat denn das mit den Angreifern zu bedeuten?“ – „Nun, ganz einfach, Sir: Ihr Befehl lautet, die Prüfung zu bestehen. Sie haben die Wahl: Entweder Sie fliegen Ihre Runde zuende, bestehen und können morgen weitermachen – Sie liegen ganz gut in der Zeit, nebenbei bemerkt – oder Sie verteidigen Ihr Schiff und tragen die Konsequenzen.“ Garrick runzelte die Stirn. Nicht einmal für einen jungen unerfahrenen Piloten-Anwärter sollte dies eine schwierige Entscheidung sein. Er riss den Jäger herum und beschleunigte auf Maximalgeschwindigkeit, während er die Waffensysteme aktivierte. Die Katana-Simulation lag unter schwerem Beschuss, obwohl sich das Schiff der Sovereign-Klasse mit allen zur Verfügung stehenden Waffen verteidigte. Garrick hatte mit dieser Art von Gefecht so gut wie keine Erfahrung und so musste er improvisieren, während der Computer ihn beleidigt darauf hinwies, dass er soeben seine erste Prüfung nicht bestanden habe. Es gelang dem Ersten Offizier sogar, zwei feindliche Jäger abzuschießen und einen dritten kampfunfähig zu machen. Mit den Abschüssen der Katana ergab dies eine beachtliche Quote, sodass die simulierten Feinde schließlich zum Rückzug bliesen. Die Simulation endete. Lew und Garrick standen sich im nun wieder leeren Holodeck gegenüber. „Ich glaube, ich verstehe, worauf Sie hinauswollten, aber in der Realität würde doch niemand darauf bestehen, dass ein Pilotenanwärter unter solchen Umständen seine Prüfung beendet, statt den Kameraden zu Hilfe zu eilen“, meinte der Erste Offizier. „Da haben Sie natürlich Recht. Das Ganze ist in Wirklichkeit auch keine richtige Prüfung sondern mehr ein Charaktertest, bei dem der Kadett ins kalte Wasser geschmissen wird. Die Sache wird dann auch nicht als Prüfung gewertet. Ganz so offiziell ist das Ganze auch nicht, mehr so ein Trick, den sich die alten Hasen unter den Ausbildern ausgedacht haben.“