Cookies help us deliver our services. By using our services, you agree to our use of cookies.
PathfinderWiki
Log in

Log 179

From PathfinderWiki

Wiedererinnerung
Autor: Garrick Andersson

„Siehst Du, mein Sohn, was habe ich Dir über die Menschen gesagt? Sie sind und bleiben einfach eine undankbare Spezies!“ dozierte das nahezu allmächtige Wesen, das Captain Ebbersmann gegenüberstand, zu einer Person, die sich offenbar im Rücken des kommandierenden Offiziers der Katana befand. Langsam drehte sich Benjamin um und blickte in die wachen Augen eines jungen Mannes. Er schätzte ihn auf Anfang 20 und die frappierende Ähnlichkeit mit dem älteren Q ließ kaum einen Zweifel an der engen verwandtschaftlichen Beziehung der beiden. Schnell rekapitulierte der Captain im Geiste alle Berichte über die Q, die den Kommandanten der Sternenflotte nach den jeweiligen Begegnungen der diversen Kollegen mit verschiedenen Individuen dieser mächtigen Spezies zugestellt worden waren. „Ich frage mich, was Ihre Patentante dazu sagen würde, dass Sie nun offenbar in die Fußstapfen Ihres Vaters treten und Ihre sadistische Ader an harmlosen Raumschiffbesatzungen ausleben?“ erkundigte er sich bei dem jüngeren Q. „Au contraire, mon capitan!“ widersprach Q, bevor sein Sohn antworten konnte und ergänzte: „Ich habe ihn doch nur einen Blick auf seine – möglichen – Wurzeln werfen lassen! Wenn die gute Kathy mein mehr als generöses Angebot damals nicht so übereilt abgelehnt hätte, wären unsere beiden Spezies nunmehr schließlich verwandt, nicht wahr? Aber so wie die Dinge nun einmal liegen“ - Q blickte theatralisch an die mit Stuck verzierte hohe Decke des Raumes, in dem sie sich befanden - „muss wohl ein wenig theoretischer Anschauungsunterricht reichen.“ Benjamin knurrte verdrossen: „Theoretisch? Sagen Sie das mal meinen Leuten, die monatelang auf einem unzivilisierten Planeten ausharren mussten!“ Q schüttelte den Kopf: „Seien Sie doch lieber froh, dass ich Ihr kleines süßes Raumschiffchen in eine Extra-Zeitblase gehüllt habe, statt Sie in einem Winzigstel eines Momentchens einfach ihr ganzes, unbedeutendes Leben verschleudern zu lassen!“ Benjamin blickte noch immer etwas säuerlich drein. Ihm gefiel es ganz und gar nicht, der Macht und den unvorhersagbaren Launen dieser Wesen ausgeliefert zu sein. Da gegen die Q aber noch kein wirksames Kraut gewachsen zu sein schien, fügte sich der Captain jedoch schließlich in sein Schicksal. „Also schön, Q, was soll das Ganze also? Wieso erschaffen Sie eine zweite Erde? Ich dachte, es gäbe schon genug – wie nannten Sie es seinerzeit? - Barbaren im Universum?“ Q winkte ab: „Jaja, da haben Sie ja Recht, mon capitan, und das Ganze ist ja nun auch nicht von Dauer. Das Kontinuum würde es gar nicht gerne sehen, wenn die Menschheit auf einmal wieder mit sich selbst konfrontiert würde. Ich habe meinem Sohn nur gezeigt, wie Sie und Ihresgleichen vor Jahrmillionen aus ein wenig Schlamm entstanden sind – und das auch nur, weil es ein paar merkwürdige kosmische Zufälle in ihrem kleinen Sonnensystemchen gab. Sie können doch wohl nichts gegen eine Geschichtsstunde einzuwenden haben?“ Ebbersmann knurrte: „Und warum mussten Sie ausgerechnet den Nebel für Ihre Geschichtsstunde nehmen, in dem sich mein Schiff befunden hat?!“ Q seufzte und blickte erneut theatralisch an die Decke bevor er den Captain mit strengem Blick musterte: „Jeder andere wäre mehr als dankbar für die Gigaquads an Daten, die die minderbemittelten Sensoren Ihrer Nussschale in dieser Zeit gesammelt haben, Captain! Nie zuvor war es jemandem vergönnt, der Entstehung der eigenen Spezies beiwohnen zu dürfen! Aber, wie ich eingangs erwähnte, die Menschen sind und bleiben undankbar!“


Garrick erwachte und blickte an das Dach des kleinen Zeltes, das er auf seinem Weg zum Nomadenstamm als Unterschlupf benutzte. Offenbar war noch tiefe Nacht. Der XO lauschte in die Dunkelheit, konnte aber nichts ausmachen, was ihn geweckt haben konnte. Allerdings fragte er sich nun, wie viel Zeit ihm noch blieb, um Manoel zu finden. Die Aussagen von Regine und Lazarus waren für seinen Geschmack etwas zu schwammig gewesen. Die Vorstellung, getrennt von Seeta und den anderen zur Katana gebeamt zu werden, und seinem Kind entweder als Greis gegenüberzutreten oder es erst als Erwachsenen kennen zu lernen, behagte ihm gar nicht. Immerhin bestand nun die Hoffnung, dass die Entbindung nicht in dieser unwirtlichen Wildnis stattfinden musste. Der Däne hatte in den letzten Wochen ständig nach einem möglichst guten Unterschlupf Ausschau gehalten, an dem Seeta ihr Kind gut und vernünftig würde zur Welt bringen können, doch den Annehmlichkeiten einer voll ausgestatteten Krankenstation an Bord eines Sovereign-Sternenflottenschiffes kamen weder Höhlen, Zelte noch die Gebäude der örtlichen Siedlungen auch nur annähernd nahe. Außerdem hatten sie nicht auf Hilfe der hier lebenden Menschen hoffen dürfen. Seeta sah fremdartig genug aus, um für die Menschen in diesem Entwicklungsstadium als jeder beliebige Dämon durch zu gehen.

Bei dem Gedanken an seine Freundin huschte ein glückliches Lächeln über das Gesicht des Dänen und zufrieden seufzend drehte er sich auf die Seite und kuschelte sich wieder in seine Decke, als ihn das Knacken eines Zweiges außerhalb des Zeltes abrupt innehalten und erneut die Ohren spitzen ließ. Also hatte ihn doch irgendetwas geweckt! Angestrengt horchte er in die Stille der Nacht. Langsam tastete seine rechte Hand nach dem Phaser, dessen Energievorrat jedoch in den letzten Wochen bereits bedenklich gesunken war. Sein Landetrupp hatte sich gegen das ein oder andere Raubtier verteidigen müssen und auch sonst hatten sie mehr als einmal auf den Nutzen der kleinen Waffen zurückgreifen müssen. Seine Finger umschlossen den Griff des Phasers und während Garrick sich langsam auf den Rücken drehte, kontrollierte er die Einstellung der Waffe. Mittlere Betäubung sollte reichen, um jeden Gegner fürs Erste ins Reich der Träume zu schicken. Gebannt starrte der Däne nun auf den Eingang seines kleinen Zeltes.

Das Geräusch einer Klinge, die durch Stoff schnitt, ließ ihn herum fahren. Kurz sah er das Metall aufblitzen, dass die Zeltwand in seinem Rücken durchtrennt hatte, bevor der Stoff zur Seite gerissen wurde. Verdutzt blickte der XO in ein ihm wohlbekanntes Gesicht, das vom Licht des Mondes beschienen wurde. „Manoel!“ entfuhr es ihm. Sein Gegenüber hielt – nun offenbar ebenso verdutzt – für einen Moment inne. „Das ist nicht mein Name!“ hörte Garrick ihn noch sagen. Dann traf ihn der harte Faustschlag des Sicherheitsoffiziers der Katana mitten ins Gesicht.


Als Garrick dieses Mal erwachte, brummte sein Schädel wie ein Schwarm klingonischer Bienen. Die Nase schmerzte und fühlte sich zugleich taub an und der Däne schmeckte Blut im Mund. „Na prima...“ dachte er. Vermutlich hatte der Hieb des Spaniers ihm die Nase gebrochen. Er wollte sich aufrichten, musste aber feststellen, dass man ihm die Hände auf den Rücken gebunden und die Füße gefesselt hatte. Der Däne drehte den Kopf, um sich zu orientieren. Dem Stoff des Zeltes nach zu urteilen, in dem er lag, befand er sich nun im Lager der Nomaden. „Immerhin hat Regine mit ihrer Vermutung, dass sich Manoel hier befindet, richtig gelegen“, ging es ihm sarkastisch durch den Kopf. Er zog probehalber an den Fesseln, musste aber feststellen, dass diese fachkundig angelegt waren. „Vermutlich aus dem Handbuch der Sternenflotte für Sicherheitsoffiziere...“ sinnierte er weiter. Verärgert versuchte der XO nun, sich auf die andere Seite zu drehen, um den Rest des Zeltes in Augenschein zu nehmen, was ihm nach wenigen Augenblicken auch gelang. Erneut schaute er in Manoels Gesicht. Der Sicherheitsoffizier saß entspannt auf einem kleinen Hocker und schien seinen Gefangenen interessiert zu beobachten. „Ich glaube nicht, dass es Dir gelingen wird, Dich zu befreien“, meinte Manoel, „ich habe festgestellt, dass ich die besten Knoten im ganzen Stamm mache.“ Der unerwartete Faustschlag hatte Garrick vorgewarnt, dass offenbar irgendetwas mit dem Sicherheitschef nicht stimmte. Diese Aussage bestätigte die Befürchtung des Ersten Offiziers. „Und das erstaunt Sie nicht? Dass Sie der einzige sind, der solche Knoten hin bekommt?“ erkundigte er sich. Manoels zur Schau gestellte Sicherheit schien kurz rissig zu werden, doch dann zuckte er die Schultern: „Nein, ich werde es wohl irgendwo gelernt haben. Bei meinem Heimatstamm, vermutlich.“ Das war nicht einmal so weit von der Wahrheit entfernt, dachte Garrick. „Warum haben Sie mich gefangen genommen?“ erkundigte er sich nun. Manoels Augen wurden schmal: „Glaubst Du, wir hätten nicht bemerkt, dass Du uns folgst? Zu welchem Stamm gehörst Du? Plant Ihr wieder einen Angriff auf uns und unsere Frauen?“ Amnesie, ging es Garrick durch den Kopf. Vermutlich hat er sich irgendwo den Kopf angeschlagen, als er von der Klippe stürzte. „Ich gehöre zu Deinem Stamm und war auf der Suche nach Dir“, antwortete er nun. Manoels Gesicht zeigte deutliche Zweifel: „Du siehst mir überhaupt nicht ähnlich. Unmöglich!“ Dem konnte Garrick nun nicht wirklich widersprechen, aber er fuhr fort: „Ich kann es Dir zeigen! Ich kann dieselben Knoten machen, wie Du!“ Wie zum Beweis hielt er dem Spanier seine gefesselten Handgelenke hin. „Wer sonst, außer den Mitgliedern unseres Stammes könnte solche Knoten hinbekommen?“

Manoel überlegte hin und her. Wenn dieser Fremde die Wahrheit sagte und ihn wirklich kannte, dann konnte er ihm vermutlich sagen, wer er in Wahrheit war. Zwar hatte er sich in den letzten Monaten in diesem Stamm recht gut eingelebt, aber trotzdem nagte die Ungewissheit über seine Vergangenheit und Herkunft an ihm. Maria versuchte, ihm so gut es ging darüber hinweg zu helfen und auch von den anderen Männern im Stamm war er mittlerweile als einer von ihnen akzeptiert worden – nicht zuletzt aufgrund seiner bemerkenswerten taktischen Fähigkeiten, die er bevorzugt während der Jagd unter Beweis stellte. Trotzdem war da diese Leere in seinem Kopf, und das unbändige Verlangen, diese Wissenslücken zu schließen. Aber vielleicht war dieser blonde Fremdling doch ein Feind, der von seinem Unfall gehört hatte und sich nun eine Geschichte ausdachte, die er zu seinem Vorteil nutzen konnte. „Ich habe mit den Anderen über Dich gesprochen“, hob Manoel schließlich an. „Niemand hat jemanden wie Dich schon einmal gesehen und schon garnicht in dieser Gegend. Und unser Stamm wandert weit umher. Wenn wir – wie Du behauptest – aus dem gleichen Stamm kommen, welcher Route folgt er auf seiner Reise? Und warum sind sich diese beiden Stämme nie zuvor begegnet?“ Garrick richtete sich langsam und etwas mühselig auf – nicht zuletzt, um etwas Zeit für eine plausibel klingende Antwort zu finden. Dann erklärte er: „Unser Stamm kommt ursprünglich aus den nördlichen Gefilden. Deswegen sind wir relativ hellhäutig. Wir mussten fliehen, weil eine Naturkatastrophe unsere Jagdgründe verwüstet hatte. Vor einigen Jahren trafen wir weiter südlich auf einen weiteren Stamm, Deinen Heimatstamm. Unsere Anführer entschieden, dass wir unsere Kräfte bündeln und fortan gemeinsam wandern sollten. Seither sind unsere Stämme zu einem vereint. Du warst nun vor etwa fünf Monaten als Kundschafter unterwegs, kehrtest aber nicht zu uns zurück. Also wurde ich ausgeschickt, nach Dir zu suchen.“ Forschend blickte Manoel in das Gesicht des Dänen. Garrick hoffte, dass der Spanier ihm sein Märchen abkaufte. „Wie ist mein Name?“ wollte der Sicherheitsoffizier dann wissen. Der XO ließ die angehaltene Luft langsam entweichen: „Du bist Manoel. Manoel Ramirez“, antwortete er. „Manoel...“ flüsterte sein Gegenüber, als auf einmal Remineszenzen eines früheren Lebens auf ihn einströmten. Bilder voller fremdartige Wesen und Personen, die aber doch irgendwo vertraut erschienen. Orte, die so irreal waren, aber doch wusste er genau, dass er an diesen Orten gewesen war. Erschrocken und überwältigt starrte er den XO kurz an, bevor er fluchtartig aus dem Zelt verschwand. Mit einem resignierten Seufzen ließ sich Garrick daraufhin wieder auf sein Lager fallen. Was war nun mit Manoel geschehen, fragte er sich. Waren Erinnerungen an sein wahres Leben zurück gekommen? Offensichtlich hatte das Nennen seines richtigen Namens irgendetwas in seinem Geist bewegt. Der Erste Offizier hoffte inständig, dass sich daraus etwas Positives entwickeln mochte.


Die Dunkelheit war bereits wieder hereingebrochen und Garrick döste zur Untätigkeit verdammt vor sich hin, als Manoel erneut das Zelt betrat. Er hielt eine kleine Petroleumlampe in der Hand, die er nun in der Mitte des Zeltes auf den Boden stellte, bevor er sich wieder setzte. „Sie haben gelogen“, sagte er rundheraus. „Ich kann mich an einige Dinge erinnern. Manches ist vage, anderes ist deutlich. Ich kann mich an Sie erinnern und viele andere Personen. Ich kann mich auch an Ereignisse und Begebenheiten erinnern, aber ich verstehe sie noch nicht. Aber keine meine Erinnerungen handelt von diesem Ort. Ich kann mich nicht daran erinnern, vorher jemals als Nomade gelebt zu haben. Ich weiß nicht, was das für Orte sind, an die ich mich erinnere, aber es ist sicher kein Nomadendorf. Es ist mehr wie ein großer Raum, ein großes Haus vielleicht. Mit vielen verschiedenen Räumen. Und dann sehe ich auf einmal fremde Orte mit Pflanzen und Tieren, die es hier nicht gibt. Und Leuten, die wie Dämonen aussehen, aber ich weiß genau, es sind keine Dämonen. Es sind lebende Personen, so wie Sie und ich. Was ist das, woran ich mich erinnere?“ Garrick hatte sich wieder aufgerichtet. „Das ist Ihr bisheriges Leben, Manoel. Ja, es stimmt, wir sind keine Nomaden – zumindest nicht in diesem Sinne. Aber wir sind Reisende. Allerdings reisen wir nicht auf einer Welt, sondern... zwischen den Welten...“ Er wartete ab, wie Manoel auf diese Behauptung reagierte. Der Spanier schien diese Erklärung zu akzeptieren, denn er meinte: „Dann sind diese fremden Orte andere Welten? Andere... Erden?“ Der Däne nickte: „So kann man es ausdrücken, ja. Und ich vermute, dass das, was Sie als Gebäude mit vielen Räumen beschreiben, unser Raumschiff ist, mit dem wir von Planet zu Planet fliegen.“ Manoel schloss die Augen, als erneut Erinnerungen auf ihn einströmten. Die Bilder und Zusammenhänge wurden nun klarer und vieles ergab immer mehr einen Sinn. „Katana“, sagte er schließlich, „so heißt dieses Schiff, nicht wahr?“ Als Garrick nickte, betrachtete der Spanier ihn eindringlich, bevor er sagte: „Sie sind Garrick. Garrick Andersson.“ Dann wurden seine Augen groß, als ihm ein weiteres Detail einfiel. „Verdammt...“ murmelte er, bevor er sich erhob und sein Messer zückte.

„Das mit den Fesseln tut mir wirklich Leid, Commander“, meinte er schließlich zerknirscht, nachdem er den XO befreit und das Messer wieder eingesteckt hatte. „Und erst der Fausthieb! Ich hätte niemals...!“ Garrick rieb sich erleichtert abwechselnd Hand- und Fußgelenke, während er beruhigend abwinkte: „Keine Sorge, Mr. Ramirez, ich denke, Doc Maddigan wird meine Nase schon wieder hinbekommen. Wichtig ist, dass Sie Ihr Gedächtnis zurückbekommen haben! Denn es wird Zeit für uns, zu Seeta und Lazarus zurückzukehren. Die Katana hat endlich einen Weg gefunden, uns zurück an Bord zu beamen.“

Die Mitglieder des Nomadenstammes, der fünf Monate lang Manoels Zuhause gewesen war, staunten nicht schlecht, als die beiden Männer schließlich gemeinsam aus dem Zelt in das Licht des Lagerfeuers traten. Maria erhob sich und sah Manoel fragend an. Der Spanier legte einen Arm um die junge Frau und verkündete dann: „Ich bin Euch allen für Eure Großzügigkeit und Gastfreundschaft, sowie die Hilfe die Ihr mir habt zuteil werden lassen, als ich in Not war, zu großem Dank verpflichtet. Doch dank meines Stammesbruders Garrick kann ich mich nun wieder an alles erinnern, was vor diesen letzten Monaten geschehen ist. Ich weiß nun wieder, wer ich bin – und wohin ich wirklich gehöre. Ich muss weiter wandern – aber unsere Wege können nicht dieselben sein. Ich werde mich meinem eigenen Stamm wieder anschließen, nach Hause zurückkehren.“ Er schaute nun Maria in die Augen, bevor er fortfuhr: „Ich werde Euch alle in guter Erinnerung behalten – und Dich ganz besonders!“ In den Augen der Frau schimmerten Tränen, doch sie verstand. Sie hatte immer gewusst, dass dieser Augenblick eines Tages kommen konnte, und nun war der Zeitpunkt, Abschied zu nehmen. Der Anführer des Stammes erhob sich nun: „Nun, Bruder, dann lass uns zum Abschied noch einmal zusammen feiern! Denn auch wir werden uns immer gern an Dich erinnern. Allerdings...“ er machte eine bedeutungsschwere Pause, bevor er fortfuhr: „Wüssten wir nun gerne Deinen richtigen Namen!“ Manoel lächelte und antwortete: „Ich bin Manoel, Manoel Ramirez.“


Manoel schaute etwas verblüfft von Seeta zu Garrick, als die beiden Männer einige Tage später den Lagerplatz des Außenteams erreichten. „Ich vermute, es sind Glückwünsche angebracht, Sir?!“ erkundigte er sich dann. Garrick lächelte: „Ja, vielen Dank, Commander.“ Seeta war ihrem Freund entgegen geeilt und kuschelte sich nun eng in die Arme des Dänen, bevor sie ebenfalls die Glückwünsche des Sicherheitschefs entgegen nahm. „Schön, Sie wieder bei uns zu haben, Mr. Ramirez. Ich hoffe, es geht Ihnen gut?“ Der Spanier nickte: „Ja, ich hatte Glück auf einen Nomadenstamm zu treffen, zu dem ein halbwegs fähiger Heilkundiger gehörte.“

Es vergingen noch einige weitere Tage auf dem Planeten, bis die Vorbereitungen für den Retransfer an Bord der Katana abgeschlossen waren. Die vier Mitglieder des Teams bezogen Aufstellung und entmaterialisierten wenig später. Als das vertraute Kribbeln des Transporterstrahls nachließ, blickten sie sich überrascht um. Garrick zog eine Augenbraue hoch: „Demnächst nehme ich nur noch Shuttles...“ brummte er. „Aber nur, wenn ich fliege!“ warf Seeta ein, bevor sie ergänzte: „Aber ich verstehe was Du meinst...“ Lazarus drehte sich einmal um seine Achse: „Ich glaube nicht, dass während unserer Abwesenheit der Transporterraum umdekoriert wurde, oder?“ Etwas ratlos begutachteten die vier Offiziere das viktorianische Klassenzimmer, in dem sie sich nun befanden. Garrick wollte bereits seinen Kommunikator betätigen, als die Tür geöffnet wurde, und der Captain in Begleitung zweier Männer den Raum betrat. „Sehen Sie, mon Capitan, es wäre nicht so einfach gewesen, Ihre Leute wieder an Bord zu beamen. Immerhin hat sich die Zeitblase ja nur auf die Katana ausgewirkt... Und wenn man der Natur ihren Lauf lässt... Nun ja...“ In Benjamin mischte sich die Erleichterung, seine Offiziere relativ wohlbehalten wieder zu sehen, mit der Überraschung, die Seetas Zustand in ihm hervor rief. Manoel erkannte einen der beiden Begleiter des Captains: „Q!“ rief er aus. Das fast allmächtige Wesen deutete eine Verbeugung an: „Ganz recht, Mr. Ramirez. Nun, Captain, hierfür bin ich nun definitiv nicht verantwortlich“, wedelte er mit der Hand in Seetas und Garricks Richtung, „wobei es natürlich im Rahmen meiner Möglichkeiten liegt, die Zeitblase quasi rückwirkend auch auf ihr mutiges Außenteam auszudehnen...“ Die Chefingenieurin sprang förmlich vor: „Einen Augenblick mal, ja? Wir haben das Ganze Ihnen zu verdanken?“ Q musterte die kleine Frau, die nun angriffslustig vor ihm stand. „Nun, zumindest ein wenig, ja. Es handelte sich um eine Unterrichtsstunde für meinen Sohn.“ Er deutete auf den jüngeren Mann, der etwas gelangweilt in der Nähe abwartete. „Es war aber nicht geplant, dass Sie ein Außenteam nach unten schicken. DAS war ja nun alleine Ihre Idee! Also, was soll ich nun machen? Soll ich die Zeitblase ausdehnen und die letzten Monate Ihres Außenteams ungeschehen machen oder nicht?“ Garrick und Seeta tauschten einen Blick, bevor sie Manoel ansahen. Der Spanier schien mit sich selbst zu ringen. Einzig Lazarus zuckte gleichmütig mit den Schultern. „Es war doch ein interessantes Erlebnis. Antropologische Forschung hautnah, sozusagen.“ Manoel räusperte sich: „Ich habe viel durchmachen müssen, aber ich habe es ja überlebt... Ich denke, ich kann mit diesen Monaten durchaus leben...“ Garrick blickte seiner Frau noch einmal in die Augen, bevor er sich an Ebbersmann und Q wandte: „Wir möchten unser Kind gerne behalten, Sir, Q.“ Q klatschte erfreut in die Hände: „Nein, wie süß, also wirklich! Aber“ - er beugte sich zu Garrick - „so von Vater zu Vater: Ich kann Sie verstehen!“ Bevor noch irgendjemand irgendetwas sagen konnte, schnippte er mit den Fingern und in einem hellen Lichtblitz erschienen die fünf Offiziere auf der Brücke der Katana, wo sie überrascht von den übrigen Anwesenden gemustert wurden.

Ebbersmann blickte sich um und atmete einmal tief durch: „Status?“ erkundigte er sich dann. „Wir befinden uns wieder... vor dem Nebel!“ meldete Tomm Lucas. Regine Bruckner ergänzte: „Das Sonnensystem ist verschwunden. Dort draußen befindet sich wieder nur der Nebel, Sir.“ Garrick blickte schnell auf den Bauch seiner Freundin, und war erleichtert, als er dort noch immer die beachtliche Wölbung bewundern konnte. Ebbersmann nahm im Kommandosessel Platz. Dann entschied er: „Gut, wir werden morgen um 0900 mit der Suche nach dem Deuterium beginnen.“ Er wandte sich an das Außenteam: „Sie melden sich auf der Krankenstation und lassen sich gründlich durchchecken. Ich will Sie erst wieder auf Ihren Posten sehen, wenn Doktor Maddigan dies befürwortet.“

An diesem Abend kuschelte sich Seeta genüßlich in Garricks Arme. „Ich hab schon fast vergessen, wie bequem dieses Bett doch ist“, meinte sie. „Und ich bin froh, nicht mehr alle zwei Stunden nach dem Feuer schauen zu müssen“, grinste der XO. „Ich fand es erstaunlich von Q, dass er uns die Wahl gelassen hat, nicht wahr?“ meinte Seeta schließlich. Garrick zuckte leicht die Schultern: „Vielleicht hat sein eigener Sohn ja doch eine positive Wirkung auf ihn.“ Die Zanderianerin sah ihn daraufhin neckisch von unten herauf an: „Funktioniert das auch bei menschlichen Männern?“