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From PathfinderWiki

Showdown
Autor: Alexandra Black
Autor: Mark de Boer
Autor: Lew Sulik

„Logbucheintrag der USS Katana; Sternzeit Sternzeit 59.399,6; Commander Garrick Andersson in Vertretung von Captain Ebbersmann.


Wir haben unsere Mission im Lakon-System abgeschlossen. Allerdings sind wir nur knapp einer Katastrophe entgangen. Der Überraschungsangriff und der Handstreich verliefen zunächst nach Plan. Allerdings hat sich der Feind stärker als angenommen erwiesen. Beinahe wäre die gesamte Mission gescheitert und die USS Katana völlig zerstört worden. Nur durch das Eingreifen der Jägerstaffel konnten wir uns letztlich mit der Hevelius vom Feind absetzten. Doch nun könnte sich unser ohnehin knapper Sieg zu einem Pyrrhussieg wandeln. Derzeit befinden wir uns gemeinsam mit der USS Hevelius auf der Flucht durch die neutrale Zone und werden von drei abkommandierten Warbirds verfolgt. Damit stehen unsere Chancen denkbar schlecht. Die Katana ist stark beschädigt und die Hevelius ist momentan nur bedingt für den Kampfeinsatz bereit. Auch bei den Attack-Fightern sind Einschränkungen zu verzeichnen. Darum liegt unsere ganze Hoffnung darin, schnellst möglich den Föderationsraum zu erreichen und solange gegen den Gegner auszuhalten bis Verstärkung eintrifft. Kein besonders ausgereifter oder gar viel versprechender Plan. Aber angesichts unserer Lage scheint es keine Alternative zu geben Garrick Andersson. Ende.“


Schweigend saßen Mark und Lew vor ihren Gläsern mit Syntheholbier und starrten in die gelblich-goldene Flüssigkeit, die echtes Bier lediglich optisch zu imitieren vermochte. Beiden wäre ein echtes kühles Bier lieber gewesen, aber die eiserne Regel 24 Stunden vor dem Start keinen Alkohol zu trinken ließ ihnen in anbetracht der derzeitigen Situation keine andere Wahl.

Beide saßen nun alleine im Halbdunkel der Schiffsbar und versuchten die Eindrücke aus der Schlacht irgendwie zu verarbeiten. Das Diners war durch die verschärfte Energierationierung aufgrund der Beschädigungen durch das Gefecht in ein dämmriges Zwielicht getaucht. Aufgrund des unheimlichen Spiels aus kleinen schwachen Lichtpunkten und dunklem Schatten herrschte eine gespenstische Atmosphäre die durch die anhaltende Stille aufgrund der fehlenden Gäste verstärkt wurde. Das Diners war seit dem Beginn des Gefechts gesperrt und Lew hatte sich mit Mark mehr oder weniger widerrechtlich Zugang verschafft um sich an den Vorräten von Rhâl Tu'Ran zu vergreifen.

„Saubere Arbeit von euch.“, durchbrach Mark de Boer als erstes die Stille: „Ich hab da einiges mitbekommen. Sie haben es euch nicht leicht gemacht, wie?“ Lew schüttelte den Kopf, blickte von seinem Bier auf und entgegnete: „Die Dinger sind relativ schwach bewaffnet. Sie verfügen nur über zwei Distruptorstrahler. Sie sind auch nicht Warpfähig und im Ganzen etwas langsamer. Aber dafür sind die kleinen Jäger verflucht wendig und verfügen über eine hervorragende Beschleunigung.“

Für einen Moment herrschte eine kurze Gesprächspause zwischen den beiden Freunden die dann von Lew wieder unterbrochen wurde: „Aber ihr habt auch einen guten Job gemacht. Einen verdammt Guten… Die Warbirds waren verflucht zäh und ohne die Azrael-Fighter hätten die Romis die Katana zu Klump geschossen…“

„Danke…aber es war verflucht knapp…die Warbirds sind für uns wirklich eine harte Nuss gewesen!“, entgegnete Mark, hob sein Bierglas und nahm einen kräftigen Schluck um es dann mit angewidertem Gesichtsausdruck zurück zu stellen. Auch Lew trank vom Syntheholbier und musste sich dann unmittelbar ob des schrecklichen Geschmacks schütteln. Angewidert stellen beide ihre Gläser ab und kopfschüttelnd meinte Mark mit sarkastischem Unterton: „Lieber vier Skorpions im Genick als dieses Gesöff.“ „Ich werde dich bei Gelegenheit daran erinnern.“, meinte Lew lakonisch und machte eine warnende Geste mit seinem Zeigefinger. Daraufhin brachen beide in schallendes Gelächter aus, das die leere Offiziersmesse erfüllte und von den Wänden widerhallte.


Die neuerliche Beschleunigung auf Warp und aus dem Lakon-System hinaus, war Alex wie eine Erlösung erschienen. Es war ihr jedoch nur zu bewusst, von welch kurzer Dauer dieses Gefühl sein würde. Die Flucht war nur für den Moment gelungen. Sinnlos sich einzubilden, dass sie mit den insbesondere angeschlagenen Warpsystemen der Katana die fragliche Sicherheit des Föderationsraumes erreicht haben würden, ehe die Romulaner sie eingeholt hatten.

Trotzdem – eine kostbare Minute der Entspannung gönnte sie sich, in der sie mit geschlossenen Augen auf dem ungewohnten Kapitänsstuhl der Hevelius saß. Wie ein Wimpernschlag war es ihr vorgekommen, als kurz darauf das Zischen des Turbolifts das Eintreffen Commander Sánchez’ ankündigte. Die dunkelhäutige Frau wirkte recht mitgenommen. Die Uniform war schmutzig und an einigen Stellen zerrissen, die schwarzen Haare setzten zum Filzen an, waren aber zu einem ansatzweise ordentlichen Knoten hochgesteckt.

Alex schnellte von dem Stuhl hoch, als habe sie sich gestochen. Denn nach wie vor fühlte sich dieser Platz für sie völlig falsch an, und das unvermittelte Auftauchen des 1. Offiziers schien das noch zu verstärken.

Sánchez hingegen ließ ihren Blick für einen Moment über die Brücke schweifen. Die vielen EliteForce-Soldaten in den von der üblichen Uniform abweichenden Kampfanzügen schienen sie tatsächlich ein wenig zu beruhigen. Es war eine Art Bestätigung, dass sie das hier nicht nur träumte. Sie war wirklich keine Gefangene der Romulaner mehr, und die EliteForce vermittelte ein schwaches Gefühl der Sicherheit. Sie atmete tief durch und kam dann leicht humpelnd auf Lieutenant Black zu, um ihr die Hand entgegen zu strecken.

„Commander Jani Sánchez“, stellte sie sich kurz vor.

„Lieutenant Alex Black“, tat die EliteForce-Leaderin es ihr gleich. Sie wollte eben zu einem kurzen Lagebericht ansetzen, als die Commander ihr fest in die Augen sah und meinte: „Danke. Vielen Dank.“ Die Augen der Commander glänzten fast fiebrig, und ihre Stimme bebte bei der Erinnerung an die Torturen der vergangenen Wochen. Einige Sekunden standen sich beiden Frauen schweigend gegenüber. Jani Sánchez kämpfte sichtbar um Fassung, und in ihrem Gesicht war abzulesen, wie viel Anstrengung es sie kostete, ihre Tränen zurück zu halten. Peinlich berührt und verlegen wusste Alexandra Black nicht, welche Worte sie nun wählen sollte. Dann atmete Sánchez tief durch und hatte sich wieder vollkommen unter Kontrolle: „Ich wäre früher gekommen, aber...“ Sie deutete auf ihren Fuß.

Alex winkte ab. „Sie sind da. Das zählt.“


Garrick saß in seinem Sessel und tippte nervös mit den Fingern auf seine Lehne. Die Situation hatte sich seit ihrer Flucht noch nicht verbessert. Noch immer flohen sie in Richtung Föderationsraum und noch immer jagten die Romulaner erbarmungslos hinter ihnen her und schlossen unerbittlich Stück für Stück auf. Sie hatten noch einmal ein wenig mehr Geschwindigkeit hinzugewinnen können. Und sie dachten bereits, dass sie den Romulanern damit entkommen könnten. Aber jedes Mal konnten auch die Romulaner ihre Geschwindigkeit noch weiter erhöhen.

„Captain, wir können die Warbirds mit den Langstreckensensoren nun genauer erfassen“, unterbrach ihn Lieutenant Commander Ramirez in seinen Gedanken: „Bei unseren Verfolgern handelt es sich um zwei Warbirds der D’dridex-Klasse und einer vom Valdore-Typ“. Es war als ob alle auf der Brücke im selben Moment die Luft anhielten. Allen war bewusst was dies bedeutete. Mit den mindestens ebenbürtigen D’dridex-Schiffen war es im Lakon-System schon knapp genug gewesen. Aber mit einem Warbird der Valdore-Klasse hetzten ihnen die Romulaner eines ihrer modernsten und gefährlichsten Kriegsschiffe hinterher. Sie schienen es darauf angelegt zu haben, um jeden Preis die Rückkehr der Föderationsschiffe zu verhindern.

Einmal mehr fragte er sich, was die Hevelius entdeckt haben mochte, dass die Admiräle sogar einen offenen Krieg riskierten, um sie zurückzuholen. Und auch die Romulaner sahen in diesem Schiff anscheinend eine so große Gefahr, dass sie es riskierten, die Antriebe der Warbirds dauerhaft zu beschädigen, so sehr flogen sie über ihren maximalen Warp für so lange Strecken. Der Däne dachte an das kurze Aufeinandertreffen mit dem Captain der Hevelius auf der Krankenstation. Er hatte ihn gefragt, was sie denn entdeckt hätten, dass das ganze Universum hinter ihnen her wäre. Der Captain hatte ihn nur mit glasigen und traurigen Augen angesehen und ihm dann leise zugeflüstert: „Das wollen Sie nicht wissen, mein Sohn.“ Dann hatte er sich wieder auf seine Liege gelegt, apathisch an die Decke gestarrt und geschwiegen. Danach war Garrick auf die Katana zurück gekehrt.

Garrick war zutiefst beunruhigt, wenn er an das Gespräch zurückdachte. Es war nicht das, was der Captain gesagt hatte, sondern, wie er es gesagt hatte. Seine gesamte Körperhaltung, sein Gesicht und nicht zuletzt seine Augen hatten an Vitalität verloren. Garrick wusste nicht, ob es an den Anstrengungen und der Folter gelegen hatte, aber allein die Möglichkeit, dass es an der Entdeckung gelegen haben könnte, bereitete ihm eine Menge Unbehagen. Ihm fröstelte und er begann, schneller mit den Fingern zu trommeln.

Counselor Preja beobachtete den Ersten Offizier nun schon seit einer geraumen Zeit. Irgendwelche Gedanken schienen ihn schwer zu beschäftigen. Sein Gesicht verdüsterte sich von Minute zu Minute. Außerdem wurde sein Fingerspiel immer schneller und nervöser. Sie sah sich um und registrierte, dass seine Nervosität langsam auch auf die Umstehenden übergriff. Lieutenant DeSoto knabberte immer wieder an ihren Fingernägeln, Fähnrich Lucas starrte auf sein Terminal und murmelte ständig leise vor sich hin und Lieutenant Commander Ramirez kontrollierte alle dreißig Sekunden die Sensoren und die Waffen. Alle auf der Brücke waren total überspannt und unruhig. Und ein nervöser Commander konnte da die Lunte sein, die das Pulverfass explodieren ließ. Es wurde Zeit, dass sie eingriff. Beruhigend legte sie schließlich ihre Hand auf Anderssons Arm. Erschrocken sah er hoch, völlig aus seinen Gedanken gerissen und zunächst nicht fähig, einen Grund für die Handlung der Counselor zu erkennen. Sie beugte sich vor und flüsterte: „Commander, kann ich Sie bitte mal kurz unter vier Augen sprechen?“.

Der lang gewachsene Mann betrat als erstes den Raum und trat zunächst ans Fenster, um für ein paar Sekunden die vorbeirauschenden Sterne zu beobachten, bevor er sich zu der kleineren El-Aurianerin umdrehte. „Was kann ich für Sie tun, Counselor?“, fragte er. Die Frau legte den Kopf schräg und sah ihn einen Moment an. „Das ist die falsche Frage, Sir.“, antwortete sie mysteriös. „Es wäre richtig, zu fragen, was Sie für die Crew tun können.“ Garrick runzelte die Stirn. „Ich verstehe nicht…“ Die dunkelhäutige Frau setzte ein warmes Lächeln auf, bevor sie sprach. „Sir, wir haben gerade ein mehrstündiges Gefecht hinter uns, sind schwer beschädigt und befinden uns auf der Flucht vor romulanischen Warbirds, die uns wohl endgültig in Stücke schießen werden, wenn sie uns erwischen sollten.“ „Danke für die Lagebeschreibung, aber ich kenne unsere taktische Situation.“, fuhr der Däne leicht gereizt dazwischen. „Natürlich.“, erwiderte Rahja Preja weiterhin mit einem Lächeln. „Was ich sagen will, ist, dass wir uns in einer nervlichen Extremsituation befinden und uns jetzt auch noch der Captain fehlt, der bislang immer ein Fels in der Brandung war, ein ruhender Pol in dem ganzen Chaos. Die Crew hat in dieser Situation ein übersensibles Gespür für die Stimmung des Anführers. Und wenn dieser Anführer…“, sie zeigte dabei mit dem Finger auf Garrick, „… sich grüblerisch, nervös und ungeduldig zeigt, dann färbt das auf die gesamte Crew ab. Die fragt sich dann nämlich, warum er so ist, obwohl er doch alle führen soll. Und sie kommt zu dem Schluss, dass die Situation dann wohl ausweglos und verfahren sein muss. Und dann wird sie selbst grüblerisch und melancholisch. Und das führt in so einer Situation zwangsläufig zu Verzweiflung. Ich muss ja nicht betonen, dass wir das momentan nicht gebrauchen können.“ Sie sah den jungen Mann an und fuhr schließlich fort: „Was auch immer Sie momentan für Gedanken quälen. Sie sollten sie in die hinterste Ecke ihres Kopfes verbannen und erst in Ihrer Kabine wieder herausholen. Sie müssen ein Vorbild sein. Sie müssen Zuversicht und Mut ausstrahlen, egal wie es in Ihnen gerade aussehen mag. Wie soll die Crew es tun, wenn Sie es nicht tun?“ Der Erste Offizier schwieg für einige Sekunden und dachte nach. Er war gerade sehr zerrissen. Da gab es die Stimmen in seinem Kopf, die ihr einerseits sagen wollten, dass sie sich zum Teufel scheren und ihn nicht mit ihren Analysen nerven solle. Aber dann gab es da auch die Stimmen in ihm, die ihm sagten, dass sie Recht hatte und er sich und das Schiff unnötigen Gefahren aussetzte. Der Counselor sah ihn genau an und konnte jeden seiner Gedanken aus seinem Gesicht ablesen. Er war eindeutig noch zu jung und unerfahren, um das vor einer El-Aurianerin verbergen zu können. Aber dennoch war sie gespannt, zu welchem Ergebnis er kommen würde. Schließlich sah er der Counselor in die Augen, nickte und sprach leise: „Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Deine Worte. Achte auf Deine Worte, denn sie werden Deine Gefühle. Achte auf Deine Gefühle, denn sie werden Dein Verhalten.“ Die Counselor sah ihn erstaunt an. „Weise Worte, die Sie da sprechen, Commander.“ Garrick lächelte verlegen. „Das ist aus dem Talmud, dem Glaubensbuch einer menschlichen Religion. Ich werde mir das zu Herzen nehmen und auf mein Verhalten achten. Ich danke Ihnen für Ihre Aufrichtigkeit.“

Der Commander betrat die Brücke und warf einen forschenden Blick über die hier versammelte Crew. Die Counselor hatte tatsächlich Recht gehabt. Die Crew wirkte wirklich nervös und unsicher. Er ging die einzelnen Stationen ab und sprach kurz mit jedem, legte einigen von ihnen beruhigend die Hand auf die Schulter und versuchte, die Stimmung positiv zu gestalten. Die Crew nahm dankbar jedes Wort und jede Geste auf. Aber dennoch konnte er sehen, wie abgespannt und müde sie war. DeSoto blinzelte immer wieder mit den Augen, Fähnrich Gadacz konnte nur unter größter Mühe ein Gähnen unterdrücken und selbst der pflichtbewusste Sicherheitschef rieb sich immer wieder die Nasenwurzel. Aber auch Garrick spürte trotz der Anspannung, wie sich eine bleierne Müdigkeit seiner bemächtigte. „Wie lange sind wir noch vom Föderationsgebiet entfernt? Und wie viel Vorsprung haben wir noch vor den Warbirds?“, fragte er laut. „Beides in etwa noch achteinhalb Stunden, Sir.“, antwortete Ramirez. „Achteinhalb Stunden…“, wiederholte Garrick laut. „Dann will ich, dass Sie sich alle auf der Stelle ablösen lassen und schlafen gehen. Sollten die Romulaner wirklich so wahnsinnig sein, uns anzugreifen, benötige ich eine wache und ausgeschlafene Crew. Seien Sie in fünf Stunden wieder auf Ihren Posten.“ Die Besatzung auf der Brücke sah ihn verdutzt an. „Sir…“, begann Ramirez. „Das war ein Befehl.“, setzte Garrick nach und wedelte mit den Händen, als versuche er, Hühner zu verscheuchen. „Los, ab ins Bett mit euch!“


Liebe Mama, lieber Papa,

Wir haben es geschafft. Unsere Kameraden und ihr Schiff sind frei. Aber es war verflucht gefährlich und ziemlich knapp. Beinahe hätten uns die Romulaner den Gar ausgemacht, aber da haben sich die grünen Teufel gehörig verrechnet. Denn wir sind das beste Schiff der Flotte und darum haben wir es auch dieses Mal geschafft. Wir sind einfach einsame Spitze und halten immer zusammen, egal ob Offiziere, Elite-Force Kämpfer, Kampfpiloten oder Crewmen.

Auch Chris und ich hatten eine wichtige und gefährliche Aufgabe. Wir patrouillieren ja in den Gängen für den Fall der Fälle. Als die Katana stark beschädigt war mussten wir wachsam sein und ein ganzes Deck evakuieren um dort wichtige Energie für den Kampf einzusparen. Ich sag euch, manche Zivilisten geraten schnell in eine für alle gefährliche Panik. Da muss man als Crewman kühles Blut bewahren, sonst gefährdet man sich und alle anderen. Aber wir haben es dann doch noch geschafft und alles ist gut ausgegangen. Uns bekommt man nicht so einfach klein!

Ich muss mich jetzt mal hinlegen und schlafen. Ich bin ganz schön geschafft von unserem Kampf. Außerdem sind uns die Romulaner noch auf den Fersen. Da muss ich fit und ausgeschlafen sein, wenn es wieder losgeht und ich meine Aufgabe erfüllen muss.

Wir haben es aber bald geschafft und können dann wieder nachhause fliegen. Dann bekommen wir bestimmt Landurlaub und ich kann euch besuchen. Ich bin sicher wir sehen uns alle bald wieder!


Liebe Grüße an Sandra.

Ich liebe euch.

Euer Markus


Im Besprechungsraum der Katana hatte sich die Führungscrew unter Leitung von Commander Andersson eingefunden, der derzeit das Kommando innehatte. Neben Garrick Andersson hatte Commander Jani Sánchez von der Hevelius Platz genommen, um der Lagebesprechung beizuwohnen. Es entbehrte nicht einer gewissen Ironie, dass beide Schiffe derzeit von ihren ersten Offizieren befehligt wurden. Beide Kapitäne der flüchtenden Schiffe bedurften vorübergehend medizinischer Hilfe, wenn auch aus jeweils anderen Gründen.

Die romulanischen Verfolger waren ihnen immer noch unerbittlich auf den Fersen, und bis zum Aufeinandertreffen mit dem Feind waren es noch maximal zwei Stunden. Darum kam Commander Andersson ohne Umschweife oder formales Vorgeplänkel zum Punkt und wandte sich an Miss Sánchez: „Wie ist die Lage der Hevelius?“ „Meine Crew arbeitet mit Hochdruck daran, alle Systeme auf volle Einsatzbereitschaft zu bringen. Strukturelle Integrität und Energieversorgung sind bereits auf Maximum der Leistungsfähigkeit. Die Antriebssysteme und Schilde sind jeweils bereits auf 97 Prozent der vollen Kapazität. Schwerer sind die Schäden bei den Torpedolaunchern und bei einigen der Phaserbänken. Hier hoffen wir die Leistung noch auf über 90 Prozent verbessern zu können.“, berichtete die Frau die als stellvertretende Kommandantin der Hevelius diente. Garrick nickte anerkennend und fragte weiter: „Wie sieht es mit der Einsatzfähigkeit und der Kampfausbildung ihrer Crew aus?“ Nun verzog Commander Sánchez nachdenklich das Gesicht und entgegnete mit einem besorgten Unterton in der Stimme: „Von unserer Crew sind derzeit nur 87 Prozent dienstfähig. Was die Kampferfahrung betrifft… nun, wir sind ein Forschungsschiff.“, Jani Sánchez atmete kurz auf um dann nachdenklich fortzufahren: „Die Kommandocrew, der Sicherheitsstab und die Techniker haben diesbezüglich die Standardausbildung vorzuweisen. Die Leute vom Wissenschaftsstab jedoch, also beinahe die Hälfte der Crew, haben nur eine geringe militärische Ausbildung genossen. Aber an Entschlossenheit fehlt es meiner Crew nach der Befreiung nicht.“

„Nun gut.“, nickte Garrick Andersson anerkennend, wohl wissend um die Strapazen die die Hevelius Crew hatte durchmachen müssen. In Anbetracht dessen waren der Zustand des Schiffes und die Kampfbereitschaft der Mannschaft geradezu vorbildhaft. Mit einem Kopfnicken wandte sich der aus Dänemark stammende Offizier an die Chefingenieurin: „Commander Yadeel, wie sieht es mit den Systemen der Katana aus?“

Die Zanderianierin atmete zunächst tief und demonstrativ aus, um dann frei heraus zu sprechen: „Offen gesagt: Uns brennt der Kittel an allen Ecken und Enden… überall sind sprichwörtlich die Löcher zu stopfen…“ „Das bedeutet im Konkreten?“, hakte Andersson mit einem leicht verwarnenden Unterton ob dieser sehr undeutlichen Antwort auf seine Frage nach. Die Chefingenieurin nickte und setzte zu einer ausführlichen Erklärung an: „Wir konnten dank der Hilfe von Mister Ramirez Stab die Waffensysteme auf 96 Prozent Leistung steigern. Eine weitere Verbesserung auf 99 Prozent ist möglich innerhalb der nächsten zwei Stunden, allerdings nur mit extrem großem Aufwand. Die Hüllenbrüche sind bereits alle versiegelt und die strukturelle Integrität wieder vollständig hergestellt. Die Energiesysteme und Versorgungsleitungen sind allerdings erst zu 85 Prozent saniert und voraussichtlich erst in eineinhalb Stunden zu knappen 95 Prozent fertig. Am meisten Schwierigkeiten bereiten uns jedoch der Warpantrieb und die Schilde. Diese beiden Systeme sind am schwersten beschädigt. Die Schilde sind erst bei 75 Prozent Leistung und der Warpantrieb erreicht derzeit nur Warpfaktor 6,9.“

„Welches der dieser beiden Systeme können sie am ehesten wieder volleinsatzfähig bekommen?“, wollte Garrick Andersson von der Chefingenieurin wissen. Die Zanderianerin machte ein nachdenkliches Gesicht um dann eine Antwort zu geben, die wohl mehr auf Intuition als auf einer klaren Faktenlage beruhte: „Bis in zwei Stunden können wir die Schilde wieder auf 98 oder 99 Prozent Leistung bringen.“

„Gut, dann sollte sich Ihr Team auf die Schilde und die Waffen konzentrieren.“, befahl der erste Offizier, der selbst einmal Chefingenieur gewesen war und daher die Einschätzung seiner Cheftechnikerin gut nachvollziehen konnte. Daraufhin wandte sich der XO an Lieutenant Sulik: „Wie ist der Status Ihrer Staffel, Mister Sulik?“ „Wir haben drei Verletzte. Laut Krankenstation sollten sie in circa einer Stunde wieder einsatzbereit sein. Allerdings haben wir drei schwer beschädigte Spitfires und einen nicht mehr einsatzfähigen Azrael-Fighter. Die Staffeltechniker und wir arbeiten daran, die beschädigten Schiffe beziehungsweise die Ersatzmaschinen wieder flott zu bekommen. Bei zweien ist es aber nicht sicher, ob uns das bis zum Zusammentreffen mit dem Feind gelingt.“

„Commander Yadeel, ich weiß ihr Stab ist vollständig ausgelastet. Kommandieren sie dennoch wenn möglich den ein oder anderen Techniker zur Unterstützung der Staffel ab.“, meinte Garrick energisch und richtete dann seine nächste Frage an den taktischen Offizier: „Wie schätzen sie nach der derzeitigen Lage die Kampffähigkeit beider Schiffe ein?“ „Nach dem derzeitigen Stand der Dinge haben wir keine Chance gegen die drei Warbirds.“, gab Manoel Ramirez knapp und bündig von sich.

Nachdenklich schaute Commander Andersson in die Runde. Alle notwendigen Reparaturen waren sehr eng kalkuliert bis zum unausweichlichen Gefecht mit dem Feind. Gerade als er seine rechte Hand anhob wurde im bewusst, dass er kurz davor stand nervös auf der Tischkante zu trommeln. Sich an das Gespräch mit Counselor Preja erinnernd, unterdrückte er seinen Drang zu dieser unterbewussten Handlung und bemühte sich um einen möglichst ruhigen Eindruck. Dann kommentierte er: „Ein eingeschränkt kampffähiges Forschungsschiff, ein angeschlagenes Kriegsschiff und eine unvollständige Jägerstaffel gegen drei ausgewachsene Warbirds…. Irgendwelche Vorschläge?“

„Uns bleibt wohl nichts anderes, als uns im Föderationsraum dem Feind zu stellen und so lange auszuhalten, bis die Verstärkung eintrifft.“, meinte Jani Sánchez leicht resigniert und wenig hoffnungsvoll. Garrick schüttelte entschieden den Kopf und forderte mit energischer Stimme: „Das darf nicht alles sein, was wir tun können. Wir brauchen einen Plan, der uns einen Vorteil verschafft! Wo liegen unsere größten Schwächen, und wie können wir unsere Vorteile nutzen?“

„Die Warbirds erreichen eine wesentlich höhere Warpgeschwindigkeit als wir. Auch wenn die angekündigten Reparaturen auf der Hevelius und der Katana samt Jägerstaffel gelingen, werden wir bei einem Gefecht bei Warpgeschwindigkeit unterlegen sein.“, setzte der Lieutenant Commander Ramirez zu einer taktischen Analyse an: „Wir müssen also unseren Gegner zu einem Gefecht bei Impulsgeschwindigkeit oder niedriger zwingen um unsere Chancen zu erhöhen.“

„Und wie zwingen wir unseren Gegner dazu?“, fragte Commander Jani Sánchez skeptisch und schaute beinahe ungläubig den taktischen Offizier an. Doch Ramirez lies sich nicht beirren und entgegnete: „Wenn wir ein Sternensystem erreichen und in dieses einfliegen noch bevor die Warbirds uns eingeholt haben. Dann müssen sie sich einem Kampf unterhalb der Warpschwelle stellen.“

„Das wäre tatsächlich eine Möglichkeit.“, kommentierte Garrick Andersson und aktivierte von seiner Konsole auf dem Schreibtisch aus eine Sternkarte auf dem Bildschirm an der Wand. Die schematische Darstellung zeigte den Raumsektor den sie derzeit durchquerten. Mit einigen kurzen Eingaben wurde auf der Karte das nächstgelegene Sternensystem grafisch hervorgehoben und Garrick verkündete: „Das nächste Sonnensystem im Föderationsraum ist Toram-10B und liegt unweit von unserem Kurs. Ein Kurswechsel würde nur circa 8 Minuten längere Flugzeit bedeuten. Bis zum Eintreffen der Romulaner hätten wir dann noch über eine halbe Stunde Zeit.“

„Wenn wir noch soviel Zeit haben können wir den Romulanern im System doch einen Hinterhalt stellen!“, warf der Squadron-Leader in die Diskussion ein. Ramirez studierte die Informationen über das Sonnensystem und analysierte sie nach militärischen Maßstäben. Dann fügte er dem Vorschlag des Piloten hinzu: „Für einen Hinterhalt müssen wir mit örtlichen Begebenheiten arbeiten. Es handelt sich bei Toram-10B um ein Binärsystem überwiegend mit Gasriesen. Das wird uns einen Vorteil verschaffen.“

„Inwiefern?“, wollte der XO wissen und der taktische Offizier erklärte: „In diesem Doppelsternsystem herrschen besondere Gravitationsbedingungen. Die beiden Sterne erzeugen in Kombination der Planeten verschiedene, sich gegenseitig beeinflussende und überschneidende Gravitationsfelder.“ „Ich sehe nicht wie uns das weiterhelfen sollte.“, zweifelte Jani Sánchez, die den taktischen Offizier beinnahe fassungslos anschaute. Doch dieser ließ sich nicht beirren und fügte überzeugt hinzu: "Die Warbirds sind um einiges größer und schwerfälliger als unsere Schiffsklassen. Das erschwert ihnen das Navigieren unter solchen Gravitationsbedingungen erheblich. Sie sind durch ihre höhere Masse langsamer in ihren Reaktionen und werden dadurch für uns und die Attack-Fighter verwundbarer.“

„Schön und gut. Aber damit bleibt uns das Problem unserer technischen Unterlegenheit erhalten.“ gab der erste Offizier der Hevelius wieder kritisch zu bedenken. Lieutenant Commander Ramirez nickte zustimmend ob diesen Einwandes und erklärte: „Deshalb müssen wir den Hinterhalt so gestalten, dass die Kriegsschiffe ihre Formation aufgeben müssen. Wir setzen dazu am besten die Attack-Fighter ab, die dann aus der Deckung heraus einen der Warbirds angreifen und von den anderen absondern.“ Ramirez zeigte auf der Karte mit dem Finger auf einen der Monde des großen Gasriesen des Systems: „Das hier wäre ein geeigneter Ort, an dem wir die Jäger für den Hinterhalt postieren könnten. Von dort aus können die Fighter das Schiff der Valdore-Klasse angreifen und binden.“

Nun ruhten die fragenden Blicke auf dem Squadron-Leader. Dieser machte ein nachdenkliches Gesicht und teilte der Führungscrew seine Einschätzung mit: „Tja…ich würde sagen, dass auch beide Azrael-Fighter gegen einen Valdore-Typ nur wenig Chancen haben. Wenn die Spitfires gleichzeitig auf dasselbe Ziel angesetzt werden… nun dann können wir so einen Warbird sicher von den anderen abtrennen und binden…“ Nach einer kurzen Pause schränkte Lew jedoch ein: „Die Valdore-Schiffe haben aber standardmäßig Skorpion-Fighter an Bord. Den Spitfires dürften kaum mehr als zwei oder drei Schüsse für den Erstschlag bleiben, bevor diese zum Einsatz kommen.“

„Können Sie mit Ihrer gesamten Staffel diesen Warbird-Typ und seine Skorpion-Fighter erfolgreich bekämpfen und lange genug beschäftigen?“, wollte der XO eine konkrete Antwort. Lew ging im Geiste schnell die technischen Spezifikationen der beiden Fightertypen und die ihm bekannten Fakten über die Valdore-Klasse durch. Dann meinte er knapp: „Ja.“

„Gut dann sollten wir…“, hob Garrick zu weiteren Vorschlägen und Befehlen an, wurde jedoch jäh unterbrochen. Die Tür zur Brücke öffnete sich zischend und eine aufgeregte Stimme rief: „Sir, Sir. Wir bekommen Verstärkung!“ Die Offiziere hoben ihren Blick und sahen aus der Türe einen sichtlich aufgeregten und beinahe euphorischen jungen Offizier auf sie zu stürmen. Während er ein PADD in die Höhe hielt und es in der Luft schwenkte ging er auf den Captain zu. Während er noch nach Luft rang erklärte er: „Eine verschlüsselte Nachricht vom Sternenflottenkommando. Sie schicken uns einen Kampfverband entgegen.“

Wortlos nahm Garrick das PADD entgegen. Unter anderen Umständen hätte er den Ensign ob seiner Ungehaltenheit hart gerügt. Doch in Anbetracht der Umstände drückte er beide Augen zu und ließ Nachsicht walten. Er betrachtete das Display des PADDs, und während er las, hellte sich auch seine Stimmung auf. Die Sternenflotte schickte ihnen eine sechs Schiffe starke Kampfgruppe entgegen, angeführt von der USS Enterprise. Beinahe fröhlich las er weitere bekannte und glorreiche Namen der Sternenflotte: USS Garibaldi (Sovereign-Klasse), USS Hecker (Sovereign-Klasse), USS Mieroslawski (Sovereign-Klasse), USS Kossuth (Sabre-Klasse), USS Blum (Sabre-Klasse). Alles bewährte Schiffe mit gestandenen Crews aus den Tagen des Dominion-Krieges.

„Sehr gut.“, kommentierte Garrick Andersson, reichte das PADD an seine Offiziere weiter und meinte: „Verschlüsselte Nachricht an die Enterprise: Treffpunkt im Toram-10B System. Dort erwarten wir ihre Unterstützung gegen die Warbirds. Bitten Sie um Nachricht, bis wann der Verband dort eintreffen kann.“ „Ja Sir!“ „Und Ensign…etwas mehr Haltung und Disziplin das nächste Mal!“ „Ähm…ja Sir, entschuldigen Sie bitte, Sir!“

Sichtbar um Ruhe und Beherrschung bemüht verließ der junge Offizier wieder den Besprechungsraum. Danach richtete sich Commander Garrick Andersson sich an die versammelten Führungsoffiziere. Es zeigte sich ein Hoffnungsschimmer am Horizont, doch das Glück war mit den Tüchtigen, darum verkündete er: „Meine Damen, meine Herren. Unsere Lage verbessert sich. Wir haben aber noch einiges an Arbeit vor uns!“


Noch eine knappe halbe Stunde bis zum Eintreffen der beiden angeschlagenen Föderationsschiffe im Toram-10B-System und die Kampfvorbereitungen liefen auf Hochtouren. Da nur ein Teil der Hevelius-Crew einsatzfähig war, hatte Andersson beschlossen Black zusammen mit dem Alpha-Team zur taktischen Unterstützung hinüber zu schicken. Das Team an sich würde die Patrouillen des Sicherheitsteams in den Schiffskorridoren unterstützen, während Black auf der Brücke die taktische Station übernehmen und die kampfunerfahrene Commander Sánchez beraten konnte. Die XO der Hevelius stand ungewöhnlich blass neben der Elite Force-Leaderin als diese sich in der Sicherheitsabteilung mit dem Sicherheitschef absprach, was die Postierung in den Korridoren betraf. Patrick Leary, der Sicherheitschef der Hevelius stand ihnen breitbeinig und mit verschränkten Armen gegenüber. Er war ein Zwei-Meter-Hüne, der alleine mit seinem Anblick manchen Gegner in die Flucht zu schlagen vermochte. Blanker Hass sprach aus seinen tiefen, eingesunkenen Augenhöhlen. „Glauben Sie, wir wüssten nicht, wie wir mit dieser Brut fertig werden?“, blaffte er Lieutenant Black an und knirschte mit den Zähnen. Alex betrachtete ihn aufmerksam. Die Spuren der Gefangenschaft zeichneten ihn ebenso deutlich wie jedes andere Crewmitglied der Hevelius und es war allzu verständlich, dass diese Erfahrungen ihre Bemühungen, es nicht zu einer Wiederholung kommen zu lassen, nur noch verstärkten. Jeder andere wäre vermutlich durch seine Erscheinung und nicht zuletzt die schroffe Art, in der er Black angefahren hatte, eingeschüchtert gewesen. Selbst Sánchez war für einen Moment erschrocken über die ablehnende Haltung des Sicherheitschefs gewesen. Doch Alex glaubte zu wissen, weshalb Leary ihre Hilfe nicht annehmen wollte. Die Gefangenschaft durch die Romulaner hatten mehr verletzt, als nur seinen Körper – natürlich. Als Sicherheitschef war er – wie es die Bezeichnung des Postens schon sagte – für die Sicherheit des gesamten Schiffes verantwortlich. Und in dieser Funktion hatte er in dem Moment versagt, als das Schiff besetzt worden war. Ohne die Hilfe der Katana, war ihnen keine Flucht gelungen. Verletzter Stolz und das Gefühl nicht unschuldig daran zu sein, welche Torturen die gesamte Crew hatte über sich ergehen lassen müssen... „Im Gegenteil“, erwiderte Black offen und sah ihn unvermittelt an. „Ich glaube, dass es nichts schaden kann, wenn meine Leute Ihr Sicherheitsteam verstärken. Ein Team, das die letzten Wochen in Gefangenschaft verbracht hat und daher verständlicherweise geschwächt ist. – Wir hingegen haben uns darauf vorbereitet, während Sie nichts weiter tun konnten, als zu warten.“ „Warten?!“, ereiferte Leary sich. „Sie glauben wir hätten ‚gewartet’?!“ „Lieutenant!“, fuhr Sánchez dazwischen. Dafür war es nicht einmal nötig, dass sie die Stimme anhob. Auch so hatte sie die Aufmerksamkeit des Sicherheitschefs sofort auf sich gezogen, der sie irritiert anstierte. Er brauchte einen Moment bis er verstand, weshalb seine Vorgesetzte ihn wohl angesprochen hatte. Jani trat auf ihn zu und meinte: „Ich weiß nicht, was Sie dort getan haben, aber ich habe tatsächlich gewartet.“ Die Commander schluckte schwer und rang um Selbstbeherrschung. „Auf Befreiung,... eine Gelegenheit um selbst entkommen zu können... oder...“ Sie atmete tief durch, ehe sie den Satz beenden konnte. „Oder das Ende.“ Für den Bruchteil einer Sekunde wich der Hass in Learys Augen Verständnis und Schmerz, dann verfinsterte sein Blick sich wieder und richtete sich erneut auf Black. „Also gut, wir machen es, wie Sie vorgeschlagen haben. Aber...“ Ja, aber. Aber was? Der Sicherheitschef verstummte und erkannte erst jetzt, wie Recht Sánchez gehabt hatte. Sie hatten gewartet. Nur dass da keine Hoffnung mehr auf Befreiung gewesen war und an sich bietende Gelegenheiten hatte kaum mehr jemand geglaubt. Es war nur das Warten gewesen. Warten auf das Ende. Davon jetzt umzudenken kostete ihn mehr Kraft, als er gedacht hätte. „Wir machen es so.“, erklärte er bissig.


„Logbuch der USS Katana. Sternzeit Sternzeit 59.400,5.. Commander Garrick Andersson in Vertretung von Captain Ebbersmann. Gemeinsam mit der USS Hevelius sind wir in das Toram-10B eingetreten und bereiten den Hinterhalt für unsere Verfolger vor. Die Reparaturen an der Katana sowie der Hevelius sind den Umständen entsprechend abgeschlossen worden um beide Schiffe so gut wie möglich für das kommende Gefecht vorzubreiten. Dennoch bleiben wir die schwächere Seite in diesem Kampf. Alles hängt davon ab wie gut unser Hinterhalt funktioniert und ob unsere Verstärkung tatsächlich in 40 Minuten eintreffen kann. Wir haben nur diese eine Chance. Commander Andersson. Ende.“


Nur das eigentümliche Geräusch seines Atems in der Gesichtsmaske des Helmes sowie das leichte Summen der Lebenserhaltungssysteme waren im Cockpit zu hören. Die Antriebsgeneratoren liefen auf Standby und verursachten nur ein kaum spürbares Vibrieren im gesamten Rumpf des Jägers. Für das Auge kaum wahrnehmbar bewegte sich der Attack-Fighter um seine Position relativ zum Mond auf der Backbordseite beizubehalten. In dieser geostationären Umlaufbahn wartete die Staffel im Sensorschatten des Mondes darauf aus dem Hinterhalt anzugreifen.

Hinter dem Mond versteckt konnte der Feind sie nicht registrieren, aber auch ihre eigenen Sensoren vermochten nicht hinter den Mond zu blicken. Auch sie selbst wussten nicht was hinter dem Mond vor sich ging und wann der Feind sie passieren würde. Darum waren sie auf den Befehl der davonfliegenden Katana angewiesen, die in diesem Spiel zusammen mit der Hevelius als Köder fungierte.

Der Staffelführer schaute aus seinem Cockpit um sich herum. In der Pfeilformation eng gruppiert lag die gesamte Staffel auf der Lauer. Die Spitfires bildeten mit einem Dreieck die Angriffsphalanx in deren Mitte sich die Azrael-Fighter als Abschluss positioniert hatten. Für den kommenden Überraschungsangriff aus der Deckung heraus war die Pfeilformation dieses Mal die richtige Taktik. In dieser Aufstellung sollte ihnen aus dem Hinterhalt ein gewaltiger Erstschlag gegen ihren Feind gelingen.

„Dah Dit Dah Dah Dit“, erklang das vereinbarte Tonsignal der Katana aus dem Subraum. Damit teilte das Führungsschiff der Staffel mit, dass die Verfolger nun in der geeigneten Position für den Überraschungsangriff waren. Lew übermittelte der Katana das Bestätigungssignal und gab seiner Staffel den Angriffsbefehl. Augenblicklich starteten die Fighter des Squadron gleichzeitig und brachen aus der Deckung hervor. Die geschlossene Pfeilformation beibehaltend steuerte die Staffel in einem engen Bogen auf die heranrückenden Warbirds zu. Lew registrierte mit einer gewissen Zufriedenheit. dass ihr Zielobjekt die Position auf der rechten Flanke übernommen hatte. Anstatt in der Mitte zu fliegen bildete das Valdore-Schiff den rechten Flügel der Formation. Das würde die Aufgabe der Staffel, den Valdore-Warbird von den anderen abzutrennen erheblich erleichtern.

Schnell war die Staffel auf Feuerreichweite herangerückt ehe der Feind reagieren konnte. Auf den Befehl von Lew feuerten alle Spitfires drei Mal mit den Phaseremittern auf das Zielobjekt. Beinahe gleichzeitig durchzuckten zwanzig gelbe Phaserstrahlen den Raum und trafen auf die Schilde des Kriegsschiffes die in gleißendem Licht aufleuchteten. Vergleichsweise langsam und träge drehte der Warbird ab und versuchte nach Steuerbord auszubrechen. Der Überraschungscoup gelang und die beiden D’dridex-Warbirds behielten ihren ursprünglichen Kurs bei während das dritte Schiff mit dem Ausweichmanöver die Formation verließ. Durch das Manöver schob sich der Mond des Gasriesen zwischen dem Valdore-Schiff und dem Kurs der beiden fliehenden Föderationsschiffe. Somit sorgte das romulanische Kriegsschiff mit seiner Kursänderung selbst dafür, dass sein Weg nach vorne versperrt und seine Flugrichtungen einschränkt wurden.

Das romulanische Kriegsschiff vollführte dieses Manöver so langsam, dass es der Staffel keine Mühe bereitete ihren Kurs anzupassen. Nach einem weiteren Befehl des Staffelführers feuerte jede Spitfire jeweils zwei Quantentorpedos auf das Zielobjekt. Daraufhin scherten die Spitfire-Jäger wie vereinbart aus der Pfeilformation aus und setzten sich in zweier Gruppen von einander ab. Nur die Azarael-Fighter behielten ihren ursprünglichen Kurs auf den Valdore-Warbird bei und begannen nun ihrerseits mit ihrem tödlichen Werk. Die Schilde des Warbirds hatten sich vom ersten Angriff noch nicht erholt, da schlugen bereits die ersten Phaserschüsse und Quantentorpedos der Azrael-Jäger auf dessen angeschlagenen Schutzschirm.

Doch während der Warbird versuchte einen neuen Fluchtkurs weg von den Attack-Fightern einzuschlagen, begann das Schiff doch noch auf einen Schlag sein volles Feuerpotential auszunuten. Mit sämtlichen Disruptoren gleichzeitig feuerte es auf die zahlreichen Jäger um ihn herum. Doch die gelblichen Energiestrahlen verfehlten allesamt seine kleinen und wendigen Angreifer, da diese ohne ihre Formation nur noch schwer zu erfassende Ziele darstellten.

Lew glaubte bereits, den Spitfires böte sich noch ein Mal eine Gelegenheit, dem Feind einen erheblichen Schlag zu versetzen, da öffnete sich das Hangartor des Valdore-Schiffes. Zwölf kleine Skorpion-Fighter traten daraus hervor und nahmen die Verfolgung der Spitfires auf. Der Gegner erhöhte noch einmal den Einsatz und damit das Risiko für die Föderationsjäger. Durch den Subraum befahl Lew: „Rot-1 an Spitfires. Angriff auf die Skorpions. Schirmt die Azraels vor ihnen ab!“


„Captain. Der Plan funktioniert. Das Valdore-Schiff hat sich durch sein Ausweichmanöver selbst den Verfolgungskurs abgeschnitten. Die Fighter können den Gegner binden.“, erstattete Lieutenant Commander Ramirez Bericht. Auf der Brücke war die sinkende Anspannung angesichts des Erfolgs des ersten Teils des Plans deutlich zu wahrzunehmen. Ensign Gadacz von der Flight-Control Station bestätigte den Bericht des taktischen Offiziers: „Die Staffel meldet die erfolgreiche Ausführung des Hinterhalts.“

„Ausgezeichnet!“, kommentierte Commander Andersson. Dem folgte eine neuerliche Anweisung: „Auf den Schirm!“ Daraufhin war auf dem großen Hauptschirm das Geschehen beim Gasriesen des Systems zu sehen. Deutlich war zu erkennen wie der Valdore-Warbird immer weiter von seinem vorherigen Kurs abdrehte und um ihn herum das Gefecht der Attack-Fighter tobte. Aber es wurde auch deutlich, dass die beiden anderen Warbirds ihren Kurs beibehielten und unaufhaltsam zu den beiden flüchtenden Föderationsschiffen aufholten.

Kurze Zeit später war auf dem Hauptschirm zu erkennen wie mehrere Explosionen an den Schilden der beiden heranrückenden D’dridex-Warbirds aufleuchtenden. Es waren die Annährungsminen die als Falle für die Verfolger positioniert worden waren. Doch von der Kampfstation war ein nur ungenügend unterdrücktes Fluchen zu vernehmen. Manõel Ramirez berichtete: „Wir haben den Kurs den Verfolgungskurs der beiden Warbirds falsch eingeschätzt. Nur ein Bruchteil der ausgelegten Minen reagierte auf die Annährung der Schiffe. Die Wirkung war zu schwach um die Schiffe ernsthaft zu beschädigen.“

„Status ihrer Schilde?“, wollte der kommandierende Offizier Andersson von seinem taktischen Offizier wissen. Dieser meldete: „Warbird 2: Schilde bei 97 Prozent. Warbird 3: Schilde bei 95 Prozent.“ „Nun. Dann muss es eben anders gehen.“, meinte Garrick Annderson mehr zu sich selbst als zu seiner Crew. Die Anspannung auf der Brücke wuchs wieder merklich. Beherrscht aber energisch befahl Garrick:„Abwarten bis sie auf Waffenreichweite sind. Bereit machen für das besprochene Manöver. Benachrichtigen sie die Hevelius. Auf unser Zeichen soll sie die besprochene Position in der Formation einnehmen.“


Obwohl in ihrem Innersten ein emotionales Chaos herrschte, zwang sich Jani Sánchez nach außen hin zur Ruhe. Sie war bemüht, ihrer Crew einen ruhigen und zuversichtlichen Offizier zu präsentieren, der mit Tatkraft auf die kommenden Ereignisse zu ging. Doch wenn sie ehrlich zu sich selbst war, war es wohl mehr der Mut der Verzweiflung als Zuversicht, der ihr es ermöglichte, mit festem Blick die Aufgabe in Angriff zu nehmen. Eigentlich gefiel ihr der Plan überhaupt nicht. Der Hevelius war mit ihren stärkeren Schilden die Aufgabe des Schutzschildes für die Katana mit ihrer stärkeren Feuerkraft zugedacht worden. Im Formationsflug sollte das Schiff der Intrepit-Klasse sich direkt hinter die Katana setzen und so den Großteil des Waffenfeuers auffangen und nur bei geeigneten Gelegenheiten die Schussbahn für die Souverign-Klasse frei zu machen.

Auf dem großen Hauptschirm war zu sehen, wie die beiden verbliebenen Verfolger immer weiter aufholten. Je näher ihnen die romulanischen Kriegsschiffe kamen, umso bedrohlicher wirkten ihre Formen.

„Commander. Die Katana befielt uns Bereitschaft für den Formationsflug.“, meldete Lieutenant Black die für Sánchez vorläufig die Aufgabe des taktischen Offiziers übernommen hatte. Commander Sánchez nickte und bestätigte knapp, dass sie dies zur Kenntnis genommen hatte, bevor sie ihre Befehle gab: „Ensign Kumprak: bereithalten für das Flugmanöver. Lieutenant Black: Torpedosequenz C-12 vorbereiten. Ensign Mellers: Halten sie zusätzliche Energie zur Stärkung der Heckschilde bereit.“

All die Befehle gab sie in langsamer Sprache, der sie aber mit einer gewissen Lautstärke an Nachdruck verlieh. Es folgte regsame Betriebsamkeit auf der Brücke, denn auch die nicht angesprochenen Offiziere kannten nun angesichts des kommenden Gefechts ihre Aufgaben an ihren Kampfstationen. Sánchez schaute zu ihrer Rechten, an der nun Lieutenant Black saß: „Wie lange bis sie auf Waffenreichweite heran sind?“

„Noch drei Minuten.“, antwortete Lieutenant Black. Jani nickte der jungen Frau zu, der sie so viel zu verdanken hatten. Ihre kurze Bekanntschaft würde nun einer weiteren Feuertaufe unterzogen. Von einer anderen Station meldete sich Nalkon: „Die Warbirds aktivieren ihre Waffen.“

Jani hob eine Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger, um ihre nun folgenden Befehle mit einem Handsignal zu unterstreichen. Sowohl der Hauptbildschirm als auch die taktischen Darstellungen auf den Konsolen zeigten, wie bedrohlich nahe ihre Verfolger bereits waren. Die letzte Minute schien endlos lange zu vergehen, dann feuerten die Romulaner zum ersten Mal Torpedos auf die Föderationsschiffe ab. Es erfolgte das vereinbarte Signal von der Katana, ein schriller zweimal erklingender Pfeifton. In dem sie ihre Hand nach unten fahren ließ, gab Jani das Signal und rief lauter als gewollt durch die Brücke: „Feuer! Flugmanöver…Jetzt!“

Mit einem Mal verlief das besprochene Manöver beinahe reibungslos. Die bis dahin parallel zur Katana fliegende Hevelius ließ sich ein Stück zurückfallen, während sie ihre Torpedos auf die Verfolger abfeuerte. Als der letzte Torpedo den Launcher verlassen hatte, schwenkte die Hevelius nach Steuerbord und nahm so ihre Position direkt hinter der Katana ein. Keine Sekunde zu spät, denn kurz darauf schlugen die romulanischen Torpedos auf die Schilde der Intrepit-Klasse ein.


„Die Schilde der Hevelius halten dem Beschuss stand. Ihre Schilde sind stabil bei 95 Prozent“, verkündete Lieutenant Commander Ramirez nachdem das erste Flugmanöver gelungen war. Mit einer knappen Bestätigung nahm Andersson diese Information entgegen und fragte: „Die Schilde der Romulaner?“

„Warbird 2: 91 Prozent. Warbird 3: 93 Prozent.“, meldete der taktische Offizier und gab damit zu verstehen, dass der Beschuss der Hevelius noch zu schwach ausgefallen war. Garrick lies sich jedoch nicht beirren und verfolgte seinen Plan weiter: „Nachricht an die Hevelius: Ausweichmanöver Gamma-Echo-1.“ Er wartete einige Sekunden, dann gab er den Befehl: „Kurs 43-95-79, Ausweichmanöver jetzt!“

In Relation zu den beiden Warbirds tauchte die USS Katana schräg nach unten ab und vollführte dabei eine halbe Rolle auf der Längsachse. Anstatt dem Führungsschiff auf demselben Kurs zu folgen, sackte die Hevelius in einem engeren Winkel knapp hinter der Katana ab und bereitete dieser somit ein freies Schussfeld. Die trägen Warbirds hatten auf die Kursänderung noch nicht reagiert und präsentierten der Katana somit ihre Schwachstelle am unteren Rumpf.

„Feuer!“, befahl Garrick Andersson und Manõel Ramirez aktivierte eine bereits vorbereitete Feuersequenz aus Torpedosalven und Phaserschüssen. Die tödliche Energie schlug auf die Schilde der Verfolger ein, und auf dem Hauptschirm war deutlich die erhebliche Wirkung zu erkennen. Nur den Bruchteil einer Sekunde später trafen auch einige Torpedos der Hevelius ihr Ziel, erzeugten auf Grund der ungünstigeren Schussposition jedoch weniger Wirkung. Augenblicklich reagierte Garrick, um den zu erwartenden Gegenschlag abzuwehren: „Neuer Kurs auf 63-89-94. Nachricht an die Hevelius: Positon wieder einnehmen.

„Schilde Warbird 2: 79 Prozent. Warbird 3: 85 Prozent.“, gab Ramirez bekannt, als die Katana gefolgt von der Hevelius ihren neuen Kurs einschlug. Beide Schiffe vollführten das Manöver vergleichsweise agil und schnell, während die Warbirds noch träge ihren Kurs anpassten. Die Romulaner feuerten aus ihrer ungünstigen Postion mit ihren Disruptoren und einigen Torpedosalven. Dennoch gelang es ihnen, der Hevelius einige Treffer beizubringen. Ein Streifschuss der Disruptoren erfasste die Schilde der Katana und drei verirrte Torpedos schlugen auf sie ein. Das genügte, um die ohne hin schwachen Schilde des angeschlagenen Schiffes zu schädigen. Ramirez rief: „Unsere Schilde sind auf 87 Prozent gesunken!“


Mit einem gelblichen Aufleuchten schlugen die Salven aus den Phaserimpulskanonen auf die Schutzschilde des kleinen Skorpion-Fighters auf. Unter der tödlichen Energie brachen schlussendlich dessen Schilde zusammen und einige wenige Salven trafen auf den Rumpf des Raumjägers. Dies genügte um den Antrieb des Jägers zu beschädigen und das kleine Raumschiff von seinem Kurs abzubringen. Lew feuerte nun zwei Quantentorpedos auf das führungslose Ziel ab, das sich daraufhin in einer hellen Explosion auflöste.

Nach diesem erfolgreichen Abschuss drehte Lew bei, um sich wieder mit seinem Wingman zu gruppieren, der so eben seinerseits einen erfolgreichen Abschuss zu verzeichnen gehabt hatte. Gemeinsam mit dem Wingman an seiner Seite beschrieb die Flugbahn von Lews Spitfire eine enge Bahn um den unteren Rumpf des Warbirds herum. Für einen Augeblick blieb Lew die Zeit auf der taktischen Anzeige die aktuelle Situation zu erfassen.

Wie ein gehetztes, aber verletztes Tier steuerte das romulanische Schiff immer weiter auf den Gasriesen zu und somit immer tiefer in die Gravitationsfelder der Monde des Planeten. Ähnlich einem großen Wal in seichtem Wasser konnte das feindliche Schiff nur noch träge und äußerst langsam navigieren und war in seiner Bewegungsfreiheit durch die zahlreichen Monde in ummittelbarer Nähe eingeschränkt. Die Spitfires und Azrael-Fighter wirkten dabei wie eine Gruppe von Schwertwalen, die in koordinierten Angriffen ihrer Beute immer wieder kleine, aber schmerzhafte Wunden zu fügte. Doch anders als ein Wal konnte das Valdore-Raumschiff sein volles Potential an Defensivmaßnahmen ausnutzen. Mit seinen Disruptoren und den Torpedos feuerte das Raumschiff auf die Angreifer und konnte immer wieder einige empfindliche Treffer bei den kleinen Jagdmaschinen platzieren. Ganz zu schweigen von den wendigen Skorpion-Fighter die den Föderationsjägern massiven Widerstand entgegenbrachten.

Nach einer weiteren Kursänderung registrierte der Squadron-Leader, dass er und sein Wingman durch die Ausweichmanöver des Warbirds unverhofft in dessen toten Winkel seiner Steuerbord-Gondel geraten waren. Dies Situation ausnutzend feuerten beide mehrere Salven mit den Phaseremittern auf den riesigen, aber langsamen Koloss und unterstützen so für einen Augenblick die Arbeit der Azrael-Fighter. Lew wollte soeben mit Ian einen neuen Angriffskurs auf den Warbird einschlagen, als eine aufgeregte Stimme über Subraum rief: „Hier Rot-5. Habe einen Romi-Jäger im Nacken und kann ihn nicht mehr abschütteln. Brauche Hilfe!“

Auf den Anzeigen seines Instrumentenbrettes erfasste der Staffelführer die Situation. Wie eine Klette hatte sich der romulanische Jäger direkt hinter Miroslaw gehängt. Einmal auf eine so kurze Distanz herangerückt waren die wendigen Skorpions-Fighter kaum noch abzuschütteln, es sei den der Verfolgte erhielt Schützenhilfe. Bereits durch den Beschuss des Warbirds stark geschwächt litten die Schilde von Miroslaws Spitfire erheblich unter dem Disruptorfeuer seines Verfolgers. Sofort antwortete Lew:„Rot-1 an Rot-5. Bin unterwegs!“

Der Anführer der Jagdstaffel kommandierte Ian ab, um einen weiteren Skorpion-Jäger abzufangen, der im Begriff war Miroslaw ebenfalls auf die Pelle zurücken. Er selbst nahm Kurs auf den gehetzten Föderationsjäger und seinen Verfolger. So entbrannte ein weiterer harter Dog-Fight im Umfeld des Gasriesen. Lew gelang es, sich seinerseits hinter Mireks Verfolger zu setzten und feuerte seine letzten zwei verbliebenen Torpedos ab. Über Subraum rief Mirek, jegliche Funkdisziplin vergessend: „Lew! Putz ihn endlich weg den Arsch!“

Doch der romulanische Pilot war sich der Gefahr bewusst gewesen und leitete Abwehrmaßnahmen ein in dem er eine Abwehrboje aus seinem Heck abfeuerte. Die Kleine Boje imitierte ein falsches Ziel. Die Quantentorpedos wurden dadurch von ihrem Kurs abgebracht und die Zielautomatik der Geschosse steuerte direkt auf die Boje. In einer Explosion weitab vom Skorpion-Fighter verpuffte die Wirkung der Torpedos im luftleeren Raum. Der romulanische Jägers konnte so seinen Verfolgungskurs beibehalten und weiter auf Mireks Spitfire feuern. In gleißendem Licht entfaltete die tödliche Energie ihre Wirkung auf den Schilden des Verfolgten.

„Hier Rot-5. Meine Maschine macht nicht mehr lange. Tu endlich was, Lew!“, erklang die panische Stimme von Mirek über Subraum. Endlich gelang es Lew, auf Phaserreichweite heranzurücken und mit den Phaseremittern auf den Skorpion-Jäger zu feuern. Doch es war zu spät. Dem romulanischen Jäger gelangen mehrere Treffer auf sein Ziel. Die Disruptorenergie überwand die Schilde von Mireks Jäger und schlug auf das Heck der Maschine ein. So geschwächt verlor die Spitfire an Geschwindigkeit und Manövrierfähigkeit.

„Scheiße! Die Kiste schmiert gleich ab!“, brüllte der in Bedrängnis geratene Pilot über den Subraumkanal. Die folgenden Treffer des romulanischen Jägers ließen die Schilde endgültig zusammenbrechen, und nur noch die gepanzerte Duraniumhülle hielt dem Beschuss stand. Doch schnell hatte das Disruptorfeuer den Antrieb endgültig beschädigt, und so driftete der Jäger immer mehr an Stabilität verlierend ab. So steuerte die beschädigte Spitfire auf einen der Monde zu und wurde von dessen Gravitationsfeld erfasst. Unaufhaltsam trieb Miroslaw in die Atmosphäre des Mondes. Schnell durchquerte die Maschine die Exosphäre um dann in die darunter liegende Thermosphäre einzutreten. Schnell begannen die Gaspartikel der Atmosphäre aufgrund Reibung am Rumpf des Jägers zu glühen und entfachten Flammen aus Plasmafeuer.

„MIREK!!!“, brüllte nun Lew durch den Subraum, der alles hilflos hatte mit ansehen müssen. Doch die Subraumverbindung war durch die Interdifferenzen des Plasmafeuers abgebrochen. Lew konnte noch erkennen, wie sich das Cockpit als Rettungskapsel vom Jäger abtrennte, bevor dieser völlig in der glühenden Atmosphäre verschwand. Dann verlor Lew die kleine Kapsel aus den Augen, als der Skorpion-Jäger vor ihm versuchte zu entkommen. Während er zur Verfolgung ansetzte, rief der Staffelführer ein weiteres Mal Miroslaws Namen durch den Subraum. Doch es folgte keine Antwort. Wütend grollte Lew dem Piloten vor ihm: „Das wirst du mir büßen, du Bastard!“


Durchhalten. Dieses Wort rief Commander Sánchez sich wieder und wieder ins Bewusstsein. Sie war einst der Sternenflotte beigetreten, weil die Phänomene des Weltraums sie fasziniert hatten, egal wie unbedeutend sie sein mochten. Wie viele Nächte hatte sie damals heimlich unter der Bettdecke hervor gespitzt, aus dem Fenster ihres Zimmers hinaus auf einen sternenklaren Himmel und versucht, eben diese Sterne zu zählen. Die Sterne und deren Geheimnisse, die es zu entdecken gab. Nicht eine Sekunde hatte sie darüber nachgedacht, einmal auf der Brücke eines Raumschiffes zu stehen, inmitten besagter Sterne und dabei um ihr Überleben zu kämpfen... gegen eines jener Dinge, die sie damals noch als ‚Geheimnis’ betrachtet hatte. Damals waren die Romulaner zwar auch nicht die besten Freunde der Föderation gewesen, aber an einen Krieg hatte man nicht geglaubt. Jani hatte immer gedacht, langfristig gesehen würden sich die Beziehungen zu den Romulanern verbessern. Die Träume – Illusionen - eines kleinen Mädchens. Wie falsch sie gelegen hatte, bestätigte ihr eine weitere Erschütterung, hervorgerufen durch eine neue Torpedosalve eines Warbirds. Die Seifenblase war zerplatzt – schon vor Wochen. „Hüllenbruch auf Deck 11“, vermeldete Black, die sich an der taktischen Konsole wieder auf die Füße zog. „Versiegelung bereits eingeleitet.“, fügte sie hinzu. Die Romulaner waren zäh. Sie wussten, dass sie im Vorteil waren, da ihre Schiffe nicht nur stark sondern auch völlig intakt in diesen Kampf gegangen waren. Mit etwas Geschick und den richtigen Manövern war es nur eine Frage der Zeit, bis die beiden Föderationsschiffe ihrem vermeintlichen Schicksal nicht mehr entgehen konnten. ‚Durchhalten.’, trichterte Black sich gedanklich dieses eine Wort ein, das für die beiden Schiffe zur Devise geworden war. Dennoch fragte sie sich, wie lange sie sich noch daran festklammern mussten. Die Verstärkung ließ auf sich warten, und der Schildstatus verhieß nichts Gutes. Die Hevelius war längst so angeschlagen, dass sie für die Katana mit jedem Treffer mehr zur Bedrohung wurde, als dass sie ihr Schutz bot. Jeder weitere Torpedo, an einer ungünstigen Stelle konnte das Ende des Intrepid-Klasse-Schiffes bedeuten und im schlimmsten Falle den Romulanern die Arbeit abnehmen, die Katana noch weiter ins Visier nehmen zu müssen. Kaum hatte Sánchez die nächsten Befehle gegeben, um dem Gegner die Seiten des Schiffes zu präsentieren, die noch über die stärksten Schilde verfügten, als Blacks Stimme erneut über die Brücke zu ihr schallte: „Eindringlingsalarm auf den Decks 11 und 12. Die Eingreif-Trupps sind zur Stelle, brauchen aber Verstärkung. Ich ziehe Sicherheitstrupps von den anderen Decks ab.“ „Verstanden“, nickte Sánchez. Ihre dunkle Gesichtsfarbe war einem ungesunden grau-braun gewichen. Die Nachricht über den Enterungsversuch der Romulaner erschütterte sie mehr, als jeder Torpedotreffer, den das Schiff bisher abbekommen hatte. „Wenn Sie erlauben, würde ich die Trupps unterstützen.“, erklärte Black und hatte die taktische Station bereits abgegeben. Die Commander sah sie fassungslos an. „Commander“, setzte Alex erneut an und trat nahe an sie heran. „Wir kriegen das unter Kontrolle“, erklärte sie zuversichtlich. „Und das bringt uns einen Vorteil. Solange sich ihre Leute an Bord befinden, werden die Romulaner das Torpedofeuer auf uns reduzieren und uns maximal kampfunfähig schießen. – Sie müssen jetzt noch vorsichtiger sein, wenn wir ihnen in der Schusslinie zur Katana sind.“ „Gut.“, brachte Sánchez heraus. Durch diese Erkenntnis beider maßen beruhigt, wie auch erschreckt. Beruhigt einerseits, weil ihr Tod möglicherweise nicht unmittelbar bevorstand. Erschreckt, weil sie nicht noch einmal in romulanische Gefangenschaft geraten wollte. Durchhalten.


„Denkst du, die Romulaner kommen wirklich an Bord?“, fragte Markus seinen Begleiter. Er sah vorsichtig um eine Ecke, bevor er in den Gang trat. Chris Townsend sah dem jungen Crewman belustigt hinterher. Er wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, aber in dem Moment wurde das Schiff erschüttert, als ein Torpedo auf die Schilde auftraf und explodierte. Chris warf einen Blick aus dem Fenster und sah, wie die Katana in buntes Licht gehüllt wurde. Ein hübscher Anblick, der ihn an Nordlichter erinnert hätte, wenn er nicht ein Beleg für die zerstörerische Kraft des Torpedos gewesen wäre. Der ersten Erschütterung folgten drei weitere, so dass sich die beiden Sicherheitsleute an der Wand abstützen mussten. “Wir werden hart attackiert. Und die Romulaner versuchen oft, angeschlagene Schiffe zu entern, um sowohl Schiff als auch Crew in den Besitz zu bekommen.“, konnte Chris endlich auf Markus Frage antworten. „Darum patrouillieren wir hier durch diese Gänge, um schnell auf mögliche Eindringlinge reagieren zu können.“ Als wollten die Romulaner die Worte des älteren Mannes bekräftigen, erschütterte ein weiterer Torpedoeinschlag die Katana.


Nur wenige Augenblicke später befand Alex Black sich bereits im Turbolift hinunter zu Deck 11. Der Lift hatte sich kaum in Bewegung gesetzt, als sie bereits den Knopf im Ohr hatte, mit dem sie sich lautloser mit ihren Teamkollegen absprechen konnte, als über eine normale geöffnete Sprechverbindung. Als nächstes überprüfte sie akribisch ihre Ausrüstung und aktivierte den tricordergleichen Scanner an ihrem Armband, den sie immer im Auge behalten konnte, auch wenn sie ein Phasergewehr im Anschlag hielt. Letzteres trug sie noch an einem Riemen über die Schulter, nahm es aber als nächstes zur Hand. Unter anderen Umständen wäre es weitaus schneller gewesen, das Deck, auf dem sich die Eindringlinge befanden per Ort-zu-Ort-Transport zu erreichen, aber man konnte nicht mit Sicherheit sagen, dass die Romulaner nicht bereits eingeschränkte Kontrollen übernommen hatten, und das Risiko an einem falschen Ort anzukommen – oder überhaupt nicht – war einfach zu groß. Auf Deck 9 gab es einen kurzen Halt. Liza Tian Men und ein Ensign der Hevelius-Sicherheit betraten den Turbolift. Sie hatten ihren ursprünglichen Posten verlassen, um die Eingreiftrupps gegen die Eindringlinge zu verteidigen. Wenn die Bolerianerin auch zu den alten Hasen gehörte, was Kampfeinsätze betraf, so war ihr doch die Erleichterung darüber anzusehen, dass sie gerade Black antraf. Die Kommunikation innerhalb der EF-Teams benötigte nicht unbedingt den Knopf im Ohr. Vieles konnte schon mit winzigen Gesten abgeklärt werden und unerfahrene oder nicht eingeweihte Sicherheitsleute, wie die der Hevelius, bedeuteten eher ein Risiko, als eine Hilfe. Black ihrerseits war erleichtert Liza zu sehen. Die Sniperin würde aus einem Versteck heraus hervorragend arbeiten können, wenn man ihr freie Schusslinie gewährte. Der Lift setzte sich wieder in Bewegung. „Schießen Sie gut, Ensign?“, fragte Black den Hevelius-Crewman. „Ganz passabel, denke ich.“, antwortete er und baute sich dabei ein wenig auf. Black nickte ihm anerkennend zu. „Gut. Dann wäre es hilfreich, wenn Sie uns Rückendeckung geben könnten. Oder besser gesagt mir. Tian Men wird ebenfalls schießen, aber ich bin im Nahkampf besser...“ „Verstanden.“, stimmte der Ensign zu. Augenblicklich drückte Black sich so weit gegen die Wand des Turbolifts, wie es möglich war, und der Ensign folgte ihrem Beispiel. Tian Men ging in die Hocke und sorgte dafür, dass sie festen Halt hatte. Aus dieser Position würde sie eher schießen können, als aus dem Stand. Kaum hatten sie diese Positionen eingenommen, stoben auch schon die Türen zur Seite. Kampfgeräusche drangen zu ihnen herüber.

Alex drückte sich an der linken Seite aus dem Lift hinaus und ging an der Abzweigung in Deckung. Tian Men und der Ensign rückten langsam nach. Der Lärm kam aus dem nächsten Quergang – direkt vor dem Eingang des Maschinenraums. Die Turbolifttür gegenüber öffnete sich unvermittelt und der Ensign gab einen verschreckten Schuss ab, den er aber völlig verriss. Die Decke oberhalb des Turbolifts sprühte kurz ein paar Funken und die Agalore, der in Begleitung eines anderen Kollegen der Hevelius-Sicherheit auf den Gang treten wollte, warf ihnen einen grimmigen Blick zu. Nur Blacks schneller Reaktion war es zu verdanken, dass der Ensign nicht weiter darauf einging. Er rang nach Luft, das blanke Entsetzen darüber, um ein Haar einen Kollegen verletzt zu haben, stand ihm ins Gesicht geschrieben. Black riss ihn unsanft aber lautlos herum. „Rückendeckung – und nur wenn Sie sich sicher sind. OK?“, schärfte sie dem Ensign zischend ein. Immer noch verdattert brachte er nur ein Nicken zustande, war sich aber sicher, einen derartigen Fehler nicht noch einmal zu begehen. „Gut. Dann weiter.“, flüsterte Black und gab sowohl Tian Men als auch Agalore und seinem Begleiter ein Zeichen.

Nicht einmal eine Minute hatte die ganze Aktion gedauert, als die EliteForce-Kämpfer mit den Hevelius-Sicherheitsleuten als Rückendeckung in den Gang vor dem Maschinenraum abbogen, wo ein verbissenes Gefecht losgebrochen war. Black genügten wenige Sekundenbruchteile, um die Situation zu erfassen. Vor der Tür des Maschinenraums schimmerte ein bläuliches Kraftfeld, dass den Romulanern den Zugang auch dann verwehrt hätte, wenn sie an den Eingriffstrupps vorbei gekommen wären. Drei Romulaner lagen bewusstlos auf dem Boden und außerdem zwei Sternenflottenoffiziere – offensichtlich Crewmitglieder der Hevelius. Weitere fünf Romulaner befanden sich in einem Handgemenge mit Tramelle, Vabande und zwei Sicherheitsleuten. Immerhin hatten diese es geschafft, die Romulaner so weit zu entwaffnen, oder sie zumindest daran zu hindern, die verbliebenen Waffen zum Einsatz zu bringen.

Black, Tian Men und Agalore zögerten nicht, in den Kampf einzugreifen. Der hünenhafte Südafrikaner benötigte bei dem ihm am nächsten stehenden Romulaner nur einen Handgriff, um den überraschten von seinem attackierten Ziel wegzuzerren und in den Gang hinter sich zu schleudern. Gleichzeitig bot er den beiden, die ihnen Rückendeckung gaben damit eine Gelegenheit, den Romulaner endgültig auszuschalten.

Alex hatte ihrerseits Tramelle erreicht, die sich zwei Angreifern gegenüber sah. Gekonnt schob die EliteForce-Leaderin sich zwischen ihre Kollegin und einem der Romulaner, parierte den Schlag, zu dem er soeben ausgeholt hatte und rammte ihm den Ellbogen ins Gesicht. Viel kaputt machen konnte man hier sowieso nicht mehr, befand sie und registrierte zufrieden, dass das Überraschungsmoment auf ihrer Seite gewesen war und ihren Gegner zu Boden zwang.

„Achtung!“, hallte ein angsterfüllter Ruf, den Korridor entlang. Die Sternenflottenoffiziere zuckten ebenso zusammen, wie die Eindringlinge. Doch Situationen wie diese waren es, die die EliteForce ständig trainierten und so war der Ruf die perfekte Ablenkung, die Tramelle die Gelegenheit bot, ihren Handphaser zu ziehen und den Romulaner vor sich ins Land der Träume zu schicken. Black wirbelte im gleichen Augenblick herum und schnellte auf einen weiteren Eindringling zu. Vabande hatte ihm zuvor einen harten Schlag in der Magengegend verpasst, der ihn nach hinten hatte taumeln lassen. Doch der Romulaner war kräftig und annähernd auf den Treffer vorbereitet gewesen. Nicht so auf Alex Griff – sie griff ihm von hinten um den Hals und sorgte damit dafür, dass er flach auf den Rücken fiel. Ein weiterer gezielter Schlag und er verlor das Bewusstsein.

„Deck 12 wieder unter Kontrolle“, verkündete eine leise Stimme durch den Knopf in Alex' Ohr. Im selben Moment jedoch wurde ihr klar, dass das 'Achtung' durchaus ihr und ihren Kollegen gegolten hatte. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, die beiden leblos daliegenden Sicherheitsoffiziere am Ende des Ganges. Sie und mindestens ein Dutzend Romulaner, die sich der Gruppe schnell näherten. Bevor sie erneut in Kampfstellung gehen konnte, traf sie ein heftiger Tritt am Rücken, der ihr das Kommando über ihre Beine für einen Augenblick versagte. Sie sank auf die Knie. Mehr intuitiv, als wissend, ließ sie sich zur Seite kippen und spürte, dass sie es keine Sekunde zu früh getan hatte, als dort, wo noch Augenblicke zuvor ihr Kopf gewesen war, das Knie eines Romulaners hinzielte. Noch im Fall zur Seite, griff sie sich das Bein ihres Angreifers und riss ihn damit zu Boden.

„Das werden immer mehr.“, zischte Tramelle neben ihr, die ebenfalls auf dem Boden gelandet war. Black rang noch mit ihrem Gegner. Stieß ihn erst von sich und schaffte es dann ihm einen Hieb mit dem Griff ihres Gewehrs zu versetzen. Damit hatte sie das Gewehr auch endlich so in der Hand, dass sie es nicht mehr nur zweckentfremdet als Schlagwaffe, sondern ihrer Bestimmung getreu zum Schießen verwenden konnte. Tramelle ging dazu über, die Angreifer, die nun wie ein Schwarm Heuschrecken in diesen Teil des Korridors schwirrten, nur noch so weit abzuwehren, dass sie von den Füßen gerissen wurden, so dass Black und Tian Men sich auf's Schießen konzentrieren konnten. Trotzdem würden sie diese Stellung nicht mehr lange halten können, denn auch die herannahenden Romulaner waren bewaffnet. „Sánchez an Black“, erklang plötzlich die Stimme der XO aus dem Knopf in deren Ohr. „Deck 11 vorübergehend evakuiert. Wir beamen Sie jetzt da raus!“

Alex konnte keinen Einspruch mehr erheben. Sie war zu sehr damit beschäftigt, die Übermacht an Eindringlingen abzuwehren, als das vertraute Kribbeln des Transportvorgangs sie und alle anderen Sternenflottensignale vor dem Maschinenraum erfasste. Das letzte was sie von dem Korridor noch wahrnahm, war der grüne Energiestrahl der auf sie zusirrte. Zu ihrer Überraschung materialisierte sie einen Wimpernschlag später schlicht ein Deck höher, wo Lieutenant Leary sie mit käsigem Gesicht empfing.

„Was soll das?!“, rief Black entrüstet, ohne sich um die Verbrennung zu scheren, den ihr der Disruptorstrahl noch an der Schläfe zugefügt hatte. „Deck 11 wurde vollständig evakuiert und wir konnten an allen Zugängen Kraftfelder installieren. Die Schilde sind wieder bei 40% - sie können keine weiteren Leute an oder von Bord beamen.“, setzte Leary zu einer Erklärung an. „Da unten sind noch zwei Dutzend Romulaner!“, protestierte die EliteForce-Leaderin. „Ja. Bei einer veränderten Schwerkraft von 5G [bei Bedarf diese Zahl bitte anpassen] und immer weniger Sauerstoff...“, fügte Leary hinzu. „Was?“, fragte Black völlig irritiert. Leary senkte den Blick und für einen Moment blitzten seine Augen zufrieden auf. „Ich hatte lange Gelegenheit mir zu überlegen, wie ich hätte verhindern können, was die uns angetan haben...“ „Sie werden ersticken.“, stellte Vabande sachlich fest und bemerkte ein leichtes Zucken um die Mundwinkel des Sicherheitschefs. „Das dürfen Sie nicht.“, erklärte Black nach kurzem Zögern. „Wieso nicht? Haben Sie eine Ahnung, was die mit uns gemacht haben?“, blaffte Leary sie an und baute sich bedrohlich vor ihr auf. Mit seinen zwei Metern hätte er ihr locker auf den Kopf spucken können. Agalore, der dem Sicherheitschef als einziger problemlos in die Augen sehen konnte, trat einen Schritt näher. Doch Alex hob beschwichtigend eine Hand. „Nun, ich weiß nicht, WIE sie es gemacht haben, aber wenn Sie das jetzt zulassen, weiß ich zumindest WOZU sie Sie gemacht haben. Zu einem von Ihnen. Wenn Sie das tun, sind Sie keinen Deut besser, als diese dreckigen Romulaner!“ Alex sah den Sicherheitschef angeekelt an, dann wandte sie ihm den Rücken zu, schulterte ihr Gewehr und marschierte auf den Turbolift zu. „Wo gehen Sie hin?“, rief Leary ihr nach. Alex antwortete nicht. „Warten Sie!“ „Worauf, dass sich Ihr Blut grün färbt?“ Sie sah auffordernd ihre Leute an, die Ihr nachfolgten.

Leary begann zu zittern. Sie hatte recht. Es war ihm egal geworden, ob er jemanden tötete, nur weil dieser jemand Romulaner war. Genau wie es den Romulanern egal gewesen war, ob ihre Foltermethoden zu weit gingen und Opfer forderten. Mit einem wütenden Aufschrei, ließ er seine Faust gegen das Kontrollpanel in der Wand prallen. Das Display leuchtete protestierend auf und flackerte schließlich nur noch. „Sauerstoff-Abzug abschalten.“, flüsterte er danach leise in seinen Kommunikator.


„Commander! Die Romulaner geben ihre Formation auf.“, gab Ramirez von seiner taktischen Station bekannt. Garrick prüfte die taktische Anzeige auf dem Display seiner Armlehnenkonsole neben ihm. Darauf war deutlich zu erkennen, wie beide Warbirds ihre unflexible Formation auflösten und jeweils einen entgegen gesetzten Kurs einschlugen. Ganz offensichtlich versuchten sie, durch veränderte Positionen die beiden Föderationsschiffe in die Zange zu nehmen.

Innerlich fluchte Garrick, auch wenn es zwangsläufig früher oder später hätte passieren müssen. Lange wäre der Gegner mit der bisherigen Taktik nicht auf Abstand zu halten gewesen. Nun war es soweit, dass die Romulaner ihre starre Formation aufgaben, um die beiden Föderationsschiffe ins Kreuzfeuer zu nehmen. Darauf galt es nun zu reagieren.

„Unser Schildstatus und der der Hevelius?“, wollte nun Garrick Anderson wissen um seine nächsten Entscheidungen abwägen zu können. Prompt lieferte der taktische Offizier den Bericht: „Schilde der Hevelius: 65 Prozent. Unsere Schilde: 58 Prozent.“ „Antrieb?“ „Hevelius: 97 Prozent in takt. Unsere Antriebssysteme zu 92 Prozent.“

Sich der verändernden Lage und der immer kritischer werdenden Situation bewusst entschloss sich nun Garrick seinerseits, die Formation mit der Hevelius aufzulösen. Denn sobald die Romulaner sie ins Kreuzfeuer nahmen, war der bisherige Formationsflug nur noch von Nachteil. Mit kräftiger Stimme verkündete er: „Befehl an die Hevelius: Formation verlassen. Fluchtkurs auf 67-98-48 zum vierten Planenten des Systems nehmen!“

Noch während seine Befehle an das Intrepit-Schiff übermittelt wurden gab Garrick bereits die Anweisungen für die Katana: „Ausweichmanöver Omega-Charlie-5. Kurs auf 68-99-50 auf die gegenüberliegende Seite des vierten Planeten nehmen.“

Daraufhin brachen beide Föderationsschiffe in entgegengesetzte Richtungen aus, um in einem möglichst steilen Winkel den Feinden zu entkommen. Während die Hevelius versuchte, dies mit Phaser- und Torpedofeuer zu unterstützten, mussten die Schilde der Katana bereits das Kreuzfeuer der Warbirds absorbieren.


Mark sog scharf die Luft ein. Soeben waren drei Quantentorpedos auf ihn zugerast, denen er nur durch ein waghalsiges Manöver ausweichen konnte, das ihn aber für einen Moment in eine ungünstige Position direkt vor dem Warbird brachte. Direkt wurde er durch starkes Disruptorfeuer eingedeckt. Seine Schilde leuchteten hell auf, und ein rotes Warnlicht in seiner Konsole warnte ihn, dass die Schildkapazität auf 65% gesunken war. Der Niederländer presste die Kiefer zusammen, als sein Fighter durchgeschüttelt wurde. Er fluchte lauthals. Dieser Kampf war deutlich härter als die eigentliche Befreiungsaktion an der Station. Selbst wenn man berücksichtigt, dass hier das Überraschungsmoment nicht so groß war, erwies sich die Valdore-Klasse doch als extrem stärker. Kjetil und er hatten unzählige Quantentorpedos in den Bauch des großen Kriegsschiffs gejagt, aber es hatte sich kaum mehr als geschüttelt. Mark kontrollierte seine Sensoren und erkannte zufrieden, dass sich aber auch bei diesem mächtigen Schiff erste Schäden zeigten. „Rot-11 an Rot-12, ich erkenne eine offene Tür auf folgender Position…“ Mark tippte schnell ein paar Koordinaten ein, die er Kjetil rüberschickte. „Sigma-4 auf Gegen-3. Jetzt!“ Beide Jäger kreuzten ihre Flugbahnen und schwenkten hart bei, so dass sie senkrecht auf den Bauch des Warbirds zustürzten. Gleichzeitig feuerten beide drei Quantentorpedos ab und setzten direkt mit Phaser den Beschuss fort. Dann drehten Sie scharf bei und jagten knapp an den Schilden des romulanischen Schiffs vorbei. Direkt beschleunigten Sie ihre Jäger, um schnell aus dem direkten Schussfeld zu gelangen. Mark warf einen prüfenden Blick auf sein Terminal. Mit zufriedenem Grinsen registrierte er die Explosionen an der Außenhülle des Kreuzers. „Du bist also auch nicht unverwundbar!“, knurrte er. Aus den Augenwinkeln nahm er eine Bewegung wahr. Er drehte den Kopf und sah einen Skorpion-Fighter, der einer Spitfire im Nacken hing. Mark korrigierte seinen Flugvektor leicht und jagte mehrere Phaserschüsse in das kleine Schiff, das wie ein Frosch in der Mikrowelle zerplatzte. „Danke Partner!“, drangen Maroks Worte aus dem Kommunikator.

In einer schnellen Wende nahm Mark wieder Kurs auf den Warbird. Dieser hatte sich umständlich gedreht und versuchte, seine verwundete Seite gegenüber den Fightern abzudecken und dem Gasriesen zuzuwenden. Gleichzeitig schoss er mehrere gebündelte Disruptorstrahlen auf die beiden Azraels ab, die diesen nur knapp entgehen konnten. Dieser Kreuzer war eine harte Nuss und so langsam ging der Torpedovorrat von Marks Fighter zur Neige. Er analysierte die Möglichkeit, jetzt da das große Schiff ihnen nur noch seine starken Seiten zuwandte. Da fiel ihm eine Idee ein. Er sah sich die Daten des Sonnensystems an und grinste. Er aktivierte seine letzten beiden Torpedos und jagte sie los. Sie flogen auf das Schiff zu, das sich träge aus der Gefahrenzone bringen wollte. Die Torpedos verfehlten jedoch den Warbird und schlugen stattdessen in den Gasriesen ein. Dieser antwortete mit einer kilometerhohen Feuersäule brennenden Gases, die schließlich auch das mächtige Schiff eindeckte. Die Schilde flackerten und erzitterten. Es sah aus, als säße das Schiff in einem durchsichtigen, grünen Ei. Mark registrierte Feuer, die auf dem Warbird ausbrachen. Außerdem waren die Schilde auf 42% gesunken. Er beschleunigte seine Azrael und brachte sie aus dem Kreuzfeuer, das der angeschlagene Riese nun wild in alle Richtungen aussandte. Das war ein gutes Manöver, befand er und sah zufrieden, dass Kjetil nun seinerseits mit energischen Torpedoangriffen auf den Feind losging. So hatten sie doch tatsächlich eine Chance. Sie mussten den Feind ununterbrochen beschäftigen und durften ihm keine Ruhepause gönnen. Frei nach dieser Erkenntnis schwenkte er ein und unterstützte seinen Kampfgefährten bei dem Angriff, indem er mit ununterbrochenem Phaserfeuer die Schildkapazität weiter senkte. Für einen Moment sah er sogar die reelle Chance, einen Valdore-Kreuzer zu zerstören.


Sterner und Townsend stolperten durch den Gang. Immer wieder wurden sie von den Beinen gerissen, wenn die Katana schwere Treffer einstecken musste. Mühsam rappelte Chris sich auf, nachdem ihn der letzte Einschlag quer durch den Gang gegen eine Wand geschleudert hatte. Ihm tat alles weh. „Ich werde zu alt für so’n Scheiß…“, ächzte er. Er stützte seinen rechten Arm auf sein Knie auf und wollte sich gerade hochdrücken, als er stutzte. Er verharrte in der Position, in der er sich gerade befand und starrte auf die Wand. Markus eilte herbei. „Alles in Ordnung bei dir? Hast du dich verletzt?“ Er hielt seinem Kameraden die Hand hin, um ihm hochzuziehen, aber Chris ignorierte sie. „Verdammter Mist!“, brummte er schließlich. „Was ist los?“, fragte Markus besorgt. „Soll ich einen Sanitäter rufen?“ Aber wieder ignorierte ihn der Ältere. Stattdessen griff er zum Kommunikator und aktivierte ihn. „Townsend an Lieutenant Commander Ramirez. Der letzte Treffer hat uns schwer getroffen.“ „Ich weiß! Konzentrieren Sie sich auf Ihre Aufgabe!“, drang die knappe Antwort aus dem Kommunikator. „Sir. Der letzteTreffer hat die Außenhülle hier auf Deck XXX völlig deformiert. Ich befürchte, ein Hüllenbruch steht unmittelbar bevor.“ Ein Moment der Stille trat ein. Anscheinend kontrollierte der Sicherheitschef die Angaben mit den Sensoren. „Okay, verlassen Sie den Bereich. Ich werde mehr Energie in die strukturelle Integrität leiten.“ „Aye, Sir!“ Chris wandte sich an Markus. „Los raus hier aus dem Gang, bevor die Hülle nachgibt!“ Beide wandten sich um zu der Richtung, aus der sie gekommen waren. Markus rannte los und Chris folgte ihm. Das ganze Schiff ächzte und knarzte wie ein altes Segelschiff. „Schneller!“, keuchte Townsend, dem die ganze Situation nicht behagte. Sie hatten den abzweigenden Gang fast erreicht, als die Katana von weiteren Torpedos schwer getroffen und wie von einer riesigen Faust hin und her geschüttelt wurde. Die beiden Kameraden wurden durch den ersten Schlag hoch in die Luft geworfen und durch die nachfolgenden Treffer quer durch den Gang geschleudert. Wie eine Puppe prallte Markus Sterner gegen die Ecke der Abzweigung und stürzte aus zwei Metern Höhe anschließend auf den Boden. Er hörte noch ein brechendes Geräusch und spürte einen stechenden Schmerz in seinem linken Bein, der ihm die Sinne raubte. Er blieb benommen liegen. Chris Townsend war es kaum besser ergangen. Ihn hatte der erste Schlag bis an die Decke geschleudert, von der er dann ungebremst zu Boden stürzte. Ihm wurde sämtliche Luft aus dem Körper gepresst, als er sich beim Aufprall mehrere Rippen brach. Ihm wurde schwarz vor Augen. Er dreht sich auf den Rücken und versucht, Luft zu holen. Ein brennender Schmerz breite sich im gesamten Oberkörper aus, der es ihm unmöglich machte, tief Luft zu holen. Er schloss die Augen und führte eine schnelle Eigendiagnose seiner Verletzungen durch. Seine Rippen waren gebrochen, sein Handgelenk mindestens verstaucht. Außerdem spürte er diverse Prellungen auf dem Rücken und den Beinen. Ihm würde in den nächsten Tagen sicherlich alles ordentlich weh tun, wenn er nicht bald in die Krankenstation kam. Chris konzentrierte sich darauf, möglichst flach über den Bauch zu atmen. Nach einigen Momenten ließ der stechende Schmerz ein wenig nach, und er bekam wieder besser Luft. Er sah sich um und sah Markus auf dem Boden liegen. Auf den ersten Blick konnte er einen offenen Beinbruch bei ihm erkennen. Außerdem schien er bewusstlos zu sein. Chris drehte sich um und kroch auf seinen verletzten Freund zu und untersuchte ihn routiniert. Er atmete. Das war schon mal positiv. Jetzt musste er ihn nur noch wach bekommen und in die Hände von Medizinern geben. „Hey Partner. Wir müssen weiter.“, redete er auf ihn ein. Vorsichtig schüttelte er ihn an der Schulter, ohne dabei sein Bein zu sehr zu bewegen. Tatsächlich wurde Markus nach einiger Zeit wach. „Wir müssen hier weg. Ich weiß nicht, wie lange das Schiff dem Beschuss noch standhält. Aber du musst vorsichtig sein. Dein Bein ist gebrochen.“ Markus nickte apathisch. Er hatte eindeutig einen Schock. Das war aber erstmal positiv, da Chris ihm so auf sein gesundes Bein aufhelfen konnte. Er stützte ihn, soweit es seine eigene Verletzung es zuließ. Unendlich langsam bewegten sie sich weiter. Nach nur wenigen Metern mussten sie eine Pause einlegen. Markus war käsebleich von den Schmerzen, und auch Chris bekam immer schlechter Luft, so dass ihm immer wieder schwindelig wurde. Sie stützten sich gegenseitig und warteten, bis der Schmerz ein wenig nachließ. „Geht’s wieder?“, fragte Chris, obwohl er sich nicht sicher war, ob es bei ihm schon wieder weitergehen konnte. Markus nickte stumm, aber man konnte ihm deutlich ansehen, dass er viel lieber den Kopf geschüttelt hätte. Vorsichtig schoben sie sich weiter vorwärts. Plötzlich kippte die Katana zur Seite und riss die beiden Verletzten aus ihrem Gleichgewicht. Markus heulte vor Schmerz auf, als er sich instinktiv mit dem gebrochenen Bein abfangen wollte. Er ruderte mit den Armen und fiel dann doch um. Chris konnte sich gegen eine Wand abstützen, wobei sein verletztes Handgelenk aber einen warnenden Schmerz durch seinen gesamten Arm schickte. Auch er stöhnte auf. Das Schiff protestierte lauthals, als es erneut getroffen wurde. Ein ohrenbetäubender Lärm von Metall, das über Metall reibt, erfüllte den Raum, gefolgt vom Kreischen sich verziehender Streben. Es trat ein Moment vollkommener Stille ein, der nach dieser Kakophonie ebenso schmerzhaft war. Chris sah hoch und hatte das Gefühl unendlicher Klarheit. Er konnte berstende Wandverkleidungen wie in Zeitlupe durch die Luft fliegen sehen. Dann folgte ein Knall, und alles um Chris herum schien zu explodieren. Ein entsetzter Schrei erstickte in seinem Hals, als die Bordwand einen Riss bekam und mit einem Knall vom Raumschiff abgerissen wurde. Augenblicklich setzte der Sog ein und riss den älteren Mann von den Beinen. Hart schlug er auf den Boden auf. Verzweifelt suchten seine Hände Halt, als er unerbittlich vom Vakuum aus dem Schiff herausgezogen wurde. Im letzten Moment wurde er durch eine junge, starke Hand gepackt. Krampfhaft griff er mit beiden Händen danach. Er sah auf und blickte in das schmerzverzerrte Gesicht des jungen Deutschen, der sich mit einer Hand an einem herausgerissenen Kabel festhielt. „Lass mich nicht los! Halt mich fest“, schrie Chris panisch. Das Vakuum zog weiterhin mit unmenschlicher Kraft an ihm, und er musste mehrfach nachfassen, um nicht den Halt zu verlieren. Markus wickelte sich mit einer schnellen Bewegung das Kabel um sein Handgelenk und versuchte, seinen Freund fester zu greifen. Dabei rutschte dieser ein paar Zentimeter am Arm herunter. Panisch kreischte Townsend auf und krallte sich mit aller Kraft in den Stoff der Uniform des Deutschen. „Ich lass dich nicht los!“, schrie Markus lauthals, um seine Worte direkt in ein lautes Stöhnen übergehen zu lassen. Jede Sekunde belastete den verletzten, jungen Mann mehr. Er hing halb in der Luft und durch den Sog schlug sein gebrochenes Bein wild hin und her. Er biss sich auf die Lippe, um ja nicht ohnmächtig zu werden. Aber dennoch spürte er, wie ihn mehr und mehr die Kraft verließ. Seine Hände wurden schwitzig, und das Kabel entglitt ihm langsam. Er packte noch fester zu. Jeder Muskel in seinen Armen schmerzte, von seinen Fingern bis hoch zu seinen Schultern. Ihm entfuhr ein Schrei der Anstrengung, mit dem er die letzten Kräfte mobilisierte. Sein gesamter Körper wurde taub, ihm wurde schwarz vor Augen. Er wusste nicht mehr, wie lange er nun schon in dieser Position hing, ob 30 Sekunden oder zehn Minuten. Er hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Und als er schon glaubte, nicht mehr länger aushalten zu können, ließ der Sog abrupt nach. Ohne Vorwarnung krachte Markus auf den Flur, und der Schmerz schoss augenblicklich durch das Bein und durch den gesamten Körper. Markus stöhnte laut auf und blieb für einige Sekunden reglos liegen. Schließlich hob er mühsam den Kopf und sah, dass endlich ein Kraftfeld das Leck in der Außenhülle verschlossen hatte. In den Augenwinkeln konnte er Chris Townsend am Boden liegen sehen. Sterner seufzte erleichtert und ließ den Kopf wieder zurückfallen. Er war total erschöpft, und der Schmerz kehrte in die völlig überlasteten Muskeln zurück. Für einen Moment verlor er das Bewusstsein. Irgendwann öffnete er die Augen und stöhnte. Ihm bereitete alles Schmerzen, sogar das Öffnen der Augen. Er drehte den Kopf und sah Chris Townsend ebenfalls am Boden liegen. Er hatte den Kopf weggedreht und bewegte sich nicht. „Hey Chris. Wir haben es geschafft. Ich hab’s dir versprochen, dass ich dich nicht loslasse.“, sagte Markus müde. Keine Reaktion. Der junge Deutsche drehte sich auf den Bauch und ignorierte die Schmerzen. Mühselig kroch er zu seinem Kameraden. „Chris. Ist alles in Ordnung?“ Wieder kam keine Reaktion. Markus stupste den älteren Mann an, zunächst vorsichtig, aber dann kräftiger, so dass der Kopf zur anderen Seite fiel. Markus stieß einen entsetzten Schrei aus und stieß zurück. Chris Townsend sah ihn aus starren, leeren Augen an. Sein Gesicht war zu einer Fratze des Entsetzens verzerrt.


„Die Schilde sind bei 23 Prozent. Wir haben immer mehr instabile Stellen im Schutzschild.“, rief Commander Ramirez über die rauchverhangene Brücke. Die Details über die diversen Hüllenbrüche sparte er sich inzwischen schon ein und meldete nur: „Mehrere Hüllenbrüche auf vier Decks. Versiegelung tritt ein oder Teams kümmern sich darum.“

Garrick Anderson störte sich nicht weiter an der eher unpräzisen Meldung des taktischen Offiziers. Es gab tatsächlich dringendere Probleme als die Nichteinhaltung von Sternenflottenprotokollen. Mit der letzten Kraft, die aus dem Antrieb herauszuholen war, schlitterte die Katana am äußerten Rand der Atmosphäre des vierten Planeten entlang. Die Rechnung des Dänen ging auf, und die meisten Torpedos der Romulaner prallten nach dem Auftreffen auf die dichtere Gasschicht ab wie ein auf eine glatte Wasseroberfläche geworfener Stein. Die Romulaner hatte noch nicht begriffen dass sie aus einem ungünstigen Winkel ihre Torpedos abfeuerten. Auf diese Weise driftete die überwiegende Zahl der feindlichen Torpedos weit ab von der Katana und verloren so ihren Zielkurs.

Doch den Disruptorstrahlen war damit nicht beizukommen. Immer wieder wurde die Katana von den Disruptortreffern erschüttert. Commander Yadeel hatte im Maschinenraum alle Möglichkeiten ausgereizt, noch Energie für die Schilde bereitzustellen, und auch der Offizier an der COM war mit seinem Möglichkeiten am Ende. Die ersten Torpedos hatten bereits die schwachen Schilde durchdrungen. Es sah so aus als ob es dem Ende zuging.

„Schilde bei 17 Prozent. Kollaps steht unmittelbar bevor.“, kam die Unheil verkündende Nachricht von Ramirez an seiner taktischen Station. Aber Garrick wollte noch nicht aufgeben. Er verließ seinen Kommandostuhl und stellte sich neben den Piloten, an dessen Konsole er sich fest hielt. Auf diese Weise konnte er Tomm Lucas seine Befehle deutlicher mitteilen: „Öffnen sie die Bussardkollektoren. Lassen sie hochkonzentriertes Plasma entweichen.“ Ohne dass von irgendeiner Seite eine kritische Frage gekommen wäre, wurde der Befehl ausgeführt. Aufmerksam betrachtete Garrick die Anzeigen auf Tomm Lucas Konsole. Besonders interessierte ihn die Reaktion des Plasmas mit dem Gas der Planetenatmosphäre. Wieder schien er mit seiner Intuition richtig gelegen haben. Anstatt sich das Gas in der Weite des Kosmos verlor vermischte es sich mit den Gaspartikeln der Exosphäre. Das Gasgemisch wurde durch die Gravitation des Planeten leicht verdichtet. Das war die Chance die sie brauchten. Sofort befahl er Ramirez: „Phaserfeuer auf das verdichtete Plasmagemisch!“

Ein gelblicher Phaserstrahl trat aus dem Heck der Katana und entzündete das Plasma-Gasgemisch in der Exosphäre. Explosionsartig breiteten sich die Flammen aus bildeten eine Feuerwand zwischen Katana und dem sie verfolgenden Warbird. Dies gab ihnen wieder einige Sekunden für ein Ausweichmanöver: „Kursänderung auf 55-78-66. 180 Graddrehung um die Längsachse auf die Backbordseite!“

Wieder vollführte die Katana ein gewagtes Manöver, das in der Nähe des Planeten und seines Mondes ein erhebliches Risiko darstellte. Durch die Massenträgheit der Drehung und die Gravitation zusätzlich beschleunigt driftete die Katana seitlich hinter den Mond hin, der sich wie ein schützendes Schild zwischen ihnen und den Warbird schob. Dieser hatte das abebbende Plasmafeuer bereits umflogen und wieder zur Verfolgung angesetzt. Wieder durchzuckten die Disruptorstrahlen das All und trafen auf das flüchtende Föderationsschiff, bevor es endgültig hinter der Deckung des Mondes verschwinden konnte.

„Schilde zusammengebrochen. Weitere Hüllenbrüche auf drei Decks. Versiegelung nur unvollständig. Energie auf sieben Decks vollständig ausgefallen. Waffen nur noch zu 75 Prozent einsatzfähig.“, schallten die Hiobsbotschaften des taktischen Offiziers durch die Brücke, die immer mehr von Rauch eingehüllt und aufgrund der Belastungen des Schiffes durchgeschüttelt wurde. Durch das Chaos hindurch kämpfte sich Garrick Andersson zurück zu seinem Kommandostuhl und befragte die Konsole in seiner Armlehne. Noch hielt das Schiff zusammen und befand sich hinter dem Mond in Deckung vor den Angriffen des Gegners. Doch es war nur eine Frage von wenigen Minuten, bis dieser sie eingeholt und den Gnadenstoß versetzen würde. Garrick wollte gerade den Befehl zur Evakuierung des Schiffes geben, da erklang wieder die Stimme von Manoel Ramirez: „Commander, der Kampfverband!“

Tatsächlich. Auf dem Hauptschirm war zu sehen, wie eine kleine Armada aus Föderationsschiffen auf sie zugeflogen kam. Trotz des Rauches, der die Sicht behinderte, erkannte der kommandierende Offizier das Schwesterschiff der Katana. An der Spitze von fünf Schlachtkreuzern flog die Enterprise über sie hinweg. Der Verband flog über den Mond und feuerte auf den Warbird. Dann verließen einige der Schiffe des Verbandes die Formation, um auch der USS Hevelius und den Attack-Fightern zu Hilfe zu kommen.

„Steuern sie uns auf Kurs 53-69-80.“, befahl Garrick, um das Schiff weg vom Geschehen zu bekommen aber so, dass ihre Sensoren das Gefecht hinter dem Mond wieder erfassen konnten. Kurz darauf war auf dem Hauptschirm zu erkennen, wie die Enterprise gemeinsam mit der USS Garibaldi auf den abdrehenden Warbird feuerten. Doch das riesige und träge Schiff war nicht mehr in der Lage rechtzeitig eine volle Kehrtwendung zu vollführen. Die geballte Waffengewalt der beiden Föderationsschiffe rangen seine geschwächten Schutzschilde innerhalb kürzester Zeit nieder. Dem romulanischen Kriegsschiff blieb nur noch das Heil in einer ziellosen Flucht nach vorne. So schnell es die Umstände zuließen, beschleunigte der Warbird und flog davon. Die USS Garibaldi setzte dem fliehenden Kriegsschiff nach, während die USS Enterprise kehrt machte und zur Katana zurückkehrte.

„Die Enterprise ruft uns.“ „Auf den Schirm!“. Der Hauptschirm zeigte das Abbild von Captain Picard. Garrick ging näher auf den großen Wandschirm zu, um durch den Rauch für ihren Retter besser erkennbar zu sein. „Danke Captain Picard! Das war in allerletzter Sekunde“ „Keine Ursache, Commander Andersson. Entschuldigen sie bitte die Verspätung…“


Doktor Maddigan lief mit seinem Assistenten Sam Gray den Gang entlang. Er war von Ramirez benachrichtigt worden, dass hier zwei seiner Sicherheitsleute ihren Dienst versahen, als die Hülle aufgerissen war. Leider hatte dieser Schaden auch die Sensoren in dem Gang zerstört, so dass er nicht wusste, was ihn erwartete. Sie bogen um die Ecke, und Maddigan schrak zurück. Sein Assistent drehte sich angeekelt zur Seite und übergab sich. Auf dem Boden saß ein junger Mann, der die Leiche eines älteren Mann in den Armen hielt und ununterbrochen vor- und zurückwiegte und dabei leise vor sich hin murmelte. Dem älteren Mann war der untere Teil des Körpers ab Höhe des Bauchnabels abgetrennt worden. Eine Unmenge an Blut und Gedärmen lag auf dem Boden verteilt. „Oh, mein Gott!“, stöhnte Gray. „Was ist hier passiert?“ Er nahm seinen Tricorder und scannte den jungen Mann. „Ein offener Beinbruch, mehrere Prellungen und Quetschungen, aber keine lebensgefährlichen Verletzungen.“ Dann stockte er. „Oh nein, er hat eingemacht…“ „Okay, geben Sie ihm ein Sedativum.“ Sam drückte das Hypospray an den Hals des jungen Deutschen und drückte ab. Es zischte, und der Sicherheitsmann sackte sofort in sich zusammen. Dr. Maddigan entfernte den Leichnam Townsends aus seinen Armen. „Bringen Sie Crewman Sterner auf die Krankenstation und informieren Sie den Counselor. Er benötigt dringend psychologische Betreuung.“ Er nahm den Tricorder und nahm eine erste Untersuchung des Leichnams vor. „Dieser arme Mann wurde durch etwas getötet, das eigentlich sein Leben retten sollte. Das Kraftfeld hier hat ihn bei lebendigem Leib durchtrennt, als es aktiviert wurde. Anscheinend befand er sich zum Teil außerhalb des umschlossenen Bereichs. Eine Tragödie…“


„Rot-1 an Staffel A-20. Code Red-Alpha.“, verkündete Lew durch den Subraumkanal und gab damit den Befehl zum Rückzug, nachdem er den entsprechenden Befehl von der Katana erhalten hatte. Es dauerte einige Zeit bis sich die Fighter vom Valdore-Warbird abgesetzt hatten, trotz des Feuerschutzes durch die USS Mieroslawski und der USS Hecker. Nachdem sich die verbliebenen acht Spitfires in einer Keilformation zusammengefunden hatten und auf den vereinbarten Kurs eingeschwenkt waren scannte Lew die Umgebung. Er konnte zwar die als Rettungskapseln abgesprengten Cockpits von Miroslaw Kowal und Jack O’Neil orten, jedoch keine Lebenszeichen der Piloten registrieren. Der Staffelführer meldete der USS Katana beide Piloten als vermisst und setzte eine Nachricht an die beiden Schiffe ab die als Verstärkung eingetroffen war: ab: „Hier Squadron A-20. Rot-1 an USS Mieroslawski und USS Hecker. Haben im Gefechtsgebiet zwei Fighter verloren. Rettungskapseln in unmittelbarer Nähe geortet. Bitten um Hilfe für vermisste Piloten.“

Knapp bestätigte ein Offizier der Mieroslawski mit einer kurzen Nachricht, dass sie die abgeschossenen Piloten umgehend bergen werde sobald es die Situation zuließe. In diesem Moment traf auch Kjetil mit seinem Azrael-Fighter ein und nahm seine Position in der Mitte der Pfeilformation ein. Doch Mark de Boer ließ immer noch auf sich warten. „Rot-1 an Rot-11. Code Red-Alpha.“, wiederholte der Squadron-Leader ein weiteres Mal den Befehl über Subraum und checkte die Sensordaten um den Verbleib von Mark zu ermitteln. Angesichts der bereits erlittenen Verluste befürchtete Lew bereits einen weiteren vermissten Piloten melden zu müssen. Fieberhaft suchte er mit den Sensoren die Umgebung ab.

„Hier Rot-11….“, war kurz darauf endlich die Stimme von Mark über Subraum zu hören: „…werde noch von einem Romi-Jäger verfolgt.“ „Verdammt, beweg deinen Arsch endlich hier her!“, brüllte nun Lew durch den Subraumkanal, sämtliche Funkdisziplin vergessend. Denn die Verzögerung gefährdete alle anderen. Lews Wutausbruch folgte prompt die entsprechende Antwort von Mark: „Scheiße noch mal! Würde ich ja gerne! Aber ihr Penner habt einen von den Skorpions übersehen.“

Noch während dieses Wortwechsels konnte Lew auf dem Durcheinander der taktischen Anzeige erkennen, wie der Jäger von Mark noch in der Nähe der kämpfenden Raumschiffe von einem feindlichen Jäger verfolgt wurde. Der Skorpion-Jäger hing direkt an Marks Heck. An ein Absetzmanöver war in dieser Situation tatsächlich nicht zudenken.

„Scheiße!“, fluchte Lew vor sich hin während der Subraumkanal noch geöffnet war: „Rot-1 an Rot-2. Übernimm die Führung der Staffel. Führt das Rückzugsmanöver zur Katana durch. Rot-1 an Rot-11. Nimm Kurs auf 35-67-88. Ich hau dich da raus!“

Mit diesen Worten scherte Lew aus der Formation aus und steuerte seine Spitfire zurück in Richtung des Raumgefechts in der unmittelbaren Nähe des Gasriesen. Auf seiner Instrumententafel erkannte er, dass Mark seiner Anweisung gefolgt war und ihm in einem entsprechenden Zickzack-Kurs entgegen flog. Lew erhöhte die Geschwindigkeit und bereitete in seinem Cockpit alles vor. Dann wies er Mark an: „Rot-1 an Rot-11. Mach gleich genau das was ich dir sage. Halte deine Maschine für zehn Sekunden still aber erhöhe die Geschwindigkeit auf vollen Impuls! .... JETZT!“

Der Niederländer bestätigte knapp die Anweisung und führte das Manöver durch. Mit seinem Azrael-Fighter beendete Mark den Zickzack-Kurs. Daraufhin flog auch sein Verfolger wieder einen geradlinigen Kurs, erhielt jedoch keine günstige Feuerposition denn Mark beschleunigte sofort seine Maschine auf vollen Impuls. Genau in diesem Moment flog Lew über Mark hinweg und bekam ein freies Schussfeld auf einen Gegner mit stabilem Kurs. Mit einem einzigen Feuerstoß aus den Phaserkanonen traf der Squadron-Leader Marks Verfolger direkt ohne dass der Bordcomputer einen Vektorausgleich hätte vornehmen müssen. Bereits mit der ersten Feuersalve verlor der Skorpion-Jäger seine Schilde und nach einem weiteren Feuerstoß trudelte er ab und explodierte weitab von den beiden Föderationsjägern.

Danach kehrte Lew wieder um und holte zu Mark wieder auf, der inzwischen seine Geschwindigkeit wieder verringert hatte. Als beide direkt neben einander flogen, konnten sie sich beide mit bloßem Auge in ihren Cockpits sehen. Kopfschüttelnd kommentierte Lew mit Spott in seiner Stimme über Subraum: „Na? Doch lieber Syntheholbier anstatt Skorpione im Genick…?“

Ohne über Subraum zu antworten, hielt Mark in seinem Cockpit seine Faust in Lews Richtung. Deutlich konnte Lew den erhobenen Mittelfinger erkennen und brach in schallendes Gelächter aus und entgegnete dann: „Du mich auch, mein Lieber, du mich auch… So und jetzt zurück zur Katana. Die Gegend hier passt mir nicht!“


„Logbuch der USS Katana, Sternzeit 59.401,0; Captain Benjamin Ebbersmann.

Unter Protest und unter der Auflage, mich zu schonen und maximal nur halbe Schichten zu arbeiten, hat mich Doktor Maddigan von der Krankenstation entlassen. Aber die Pflicht, mein Schiff und meine Crew als kommandierender Offizier sicher und wohlbehalten nach Hause zu führen, ist für mich nach wie vor maßgebend. Von dieser Pflicht kann mich niemand entbinden, und mein Ehrgefühl lässt es nicht zu, diese Aufgabe zu versäumen. Gemeinsam mit der Hevelius befinden wir uns mit Begleitschutz des Kampfverbandes auf dem Weg zur Erde. Wir um in einem Dock unsere Schäden am Schiff beheben zu können, die Hevelius um abzumustern. Die Katanacrew musste für den Erfolg dieser Mission hohe Opfer bringen und viele Bürden auf sich nehmen. Ich hoffe nur, die Rückeroberung der Hevelius war es tatsächlich Wert, dass so viele Crewmitglieder ihr Leben lassen mussten. Von den noch kommenden Gefallenen des nun mit Sicherheit eskalierenden Krieges ganz zu schweigen. Captain Ebbersmann. Ende.“


Das Sternenflottenemblem auf dem Bildschirm verblasste und machte dann dem Abbild von Admiral Schneider Platz. Mit einem vertrauten Kopfnicken aber mit dem ernsthaften Tonfall den die Lage erforderte grüßte Schneider seinen Freund: „Hallo Benjamin!“ „Robert.“, entgegnete Benjamin knapp und mit einer ebenso gefassten Stimmlage.

„Wie geht es dir Benjamin?“, fragte Robert Schneider mit dem gleichen ernsten Ton, machte dabei jedoch eine besorgte Miene. Etwas zu mechanisch wie Benjamin glaubte zu erkennen. Mit einem angedeuteten Kopfnicken antwortete der Captain der Katana: „Danke. Es geht schon wieder. Ich hatte noch Glück.“ Dann setzte er bedeutungsvoll nach: „Was man von einigen meiner Leute leider nicht behaupten kann…“

Nun glaubte Benjamin zum ersten Mal in diesem Gespräch im Gesicht seines langjährigen Freundes eine ehrliche Gefühlsregung zu erkennen. Mit einer betroffenen und beinahe schuldbewussten Miene entgegnete Robert: „Es tut mir leid Benjamin. Aber du musst mir glauben, das Wohl und Wehe der Föderation hing davon ab.“ „Unserer alten Freundschaft wegen bitte ich dich um eine ehrliche Antwort.“, hob Benjamin beinahe theatralisch aber mit unverkennbarem Ernst an: „Habt ihr unsere Vernichtung bei dieser Mission mit eingeplant?“

„Nein Benjamin. Wir haben immer an euren Erfolg geglaubt! Ich selbst allen voran.“, gab Robert unverzüglich als Antwort. Sein Ton und seine Miene ließen für Benjamin keinen Zweifel an der Redlichkeit dieser Aussage. Doch dann setzte Admiral Schneider mit reumütigem Habitus einem Geständnis gleich nach: „Aber wir wussten dass es hohe Verluste geben würde.“

Benjamin nickte daraufhin nur. Jede Entgegnung auf diese Aussage wäre unpassend und unangemessen gewesen. Schneider verfiel in peinliches Schweigen und Ebbersmann musste tief einatmen um sich zu fassen. Dann erklärte er: „Meine Crew hat eine unglaubliche Leistung und Kraft aufgebracht. Viele meiner Leute haben außerordentlichen Mut und große Tapferkeit bewiesen. Ich möchte diese Leute für Orden und Auszeichnungen vorschlagen die ich dir gerne direkt zusch…“ Doch weiter kam Benjamin gar nicht, denn Admiral Schneider hatte augenblicklich die Hand zu einer abwehrenden Geste erhoben. Mit peinlich verzerrter Miene fiel Schneider dem Captain ins Wort: „Das… mein Freund, so leid es mir tut…geht nicht.“

„Wie bitte?“, Benjamin konnte kaum glauben was sein langjähriger Freund aus Akademiezeiten soeben gesagt hatte. Fassungslos starrte er auf den Bildschirm, auf das Abbild von Admiral Schneider. Noch einmal fragte er seinen Freund aus früheren Tagen: „Was soll das heißen, es geht nicht?“

„Nun. Eure Mission unterliegt nun zwar keiner Geheimhaltungspflicht mehr…“, begann Schneider seine Erklärung und machte dann eine Pause als ob er die Bedeutung des nun folgenden damit herausstellen wollte: „…aber sagen wir mal…die Sache muss mehr oder weniger inoffiziell bleiben. Eure Mission ist jetzt der Föderationsbevölkerung bekannt und bereits Tagesgespräch in den Medien. Aber je weniger davon bekannt wird und je weniger Details an die Öffentlichkeit gelangen, umso besser. Je weniger Aufsehens darum gemacht wird, umso dienlicher der Sache. Darum können wir auch keine Orden und Auszeichnungen verleihen durch die Details der Mission aktenkundig und öffentlich zugänglich würden. Nicht einmal die eigentlich obligatorischen Verwundetenabzeichen.“

Benjamin verschlug es die Sprache und er rang nach Fassung. Die Admiralität hatte die Katana auf eine beinahe tödliche Mission geschickt und hohe Verluste unter deren Crewmitgliedern einkalkuliert. Man hatte von seinen Leuten Opfer verlangt die weit über das normale Maß der reinen Pflichterfüllung hinausgingen. Doch nun verwehrten eben diese Befehlshaber genau dieser Crew die Ehre einer offiziellen Anerkennung ihrer Tapferkeit. Man hatte sie verraten und verkauft. Man ging mit ihnen um wie die mit Bauern auf einem Schachbrett.

„Aber die Beileidsbekundungen für die Hinterbliebenen der Gefallen gestattet ihr mir doch hoffentlich!“, entfuhr es Benjamin mit unverhohlener Wut und betont sarkastischem Tonfall. Das hatte gesessen. Schneider zuckte unwillkürlich zusammen und wirkte mit einem Mal kleiner hinter seinem Schreibtisch weit ab von der Front. Schuldbewusst antwortete der Admiral: „Natürlich Benjamin.“ Doch dann gewann die bürokratische Arroganz wieder die Oberhand über ihn: „Aber…ich muss dich bitten darin auf Details die Mission betreffend zu verzichten. Du verstehst?“

„Ich verstehe nur zu gut, Robert!“, antwortete Captain Ebbersmann verärgert und mit viel sagendem Gesichtsausdruck. Wieder schaute Robert verlegen drein, dann meinte er hastig um sich aus der peinlichen Situation zu stehlen: „Nun Benjamin… ich habe noch einiges zu erledigen… du weißt ja, die Pflichten und Bürden des Amtes… ich melde mich dann wieder sobald ihr bei der Erde eingetroffen seid. Dir noch gute Besserung. Schneider Ende.“

Damit schloss Admiral Schneider die Verbindung ohne auf die Verabschiedung von Captain Ebbersmann zu warten. Das Abbild des Admirals auf dem Bildschirm verschwand und an dessen Stelle erschien wieder das Emblem der Sternenflotte. Für einige Sekunden starrte Benjamin das Symbol der Organisation an, die ihn und seine Crew nun so schändlich behandelte. Wut keimte in ihm auf, sein Blutdruck stieg und ein stechender Schmerz ob der inneren Aufregung schoss ihm durch die Stirn. Dann schlug der sonst so beherrschte und ruhige Mann wütend mit der Faust auf den Tisch, so dass die zuvor so sorgsam gestapelten PADDs auf seinem Schreibtisch auseinander fielen und sich quer über die Tischplatte verteilten. Aufs Geradewohl griff er nach einem der PADDs und las die Informationen auf dem Display. Es war die Liste mit den Vorschlägen für die Orden und Auszeichnungen die Commander Andersson aufgestellt hatte. Unter den dort aufgeführten Personen befanden sich Piloten, Elite-Force Kämpfer und zahlreiche Crewmitglieder. Nicht wenige posthum verliehene Ehrenbekundungen wären darunter gewesen.

Mit dem Gefühl der Trauer und auch der Schuld legte Benjamin die Liste beiseite und griff nach einem anderen PADD. Dieses Mal war es die Liste mit den Gefallenen. ‚Dulce et decorum est pro patria mori’ kam es Benjamin mit sarkastischen Begleitgedanken in den Sinn und eine schmerzverzerrte Miene überzog sein Gesicht. Ein weiteres Zitat drängte sich ihm auf: ‚Ehe du für dein Vaterland sterben willst, sieh es dir erst einmal genauer an!’. Einmal mehr fragte sich Benjamin was aus der Sternenflotte und der Föderation seiner Jugend geworden war. Was war mit den Werten und Idealen seiner Generation geschehen?

Benjamin seufzte niedergeschlagen und bedrückt angesichts der ihm bevorstehenden Aufgabe. Das Schreiben der Beileidsbekundungen für die Hinterbliebenen war die schwerste und unangenehmste Pflicht eines Captains. Doch sein Verantwortungsbewusstsein für die Crew und sein Ehrgefühl ließen es nicht zu, hierfür einfach das Standardformular auszufüllen oder die Bürde auf seinen ersten Offizier abzuwälzen. Die Familien seiner Mannschaftsmitglieder hatten mehr verdient und in diesem Fall war es tragischerweise auch noch die einzige Ehrerbietung die er den Gefallenen erweisen konnte. Er las den ersten Namen auf der Liste: Chris Townsed.


„Logbuch der USS Katana, Sternzeit Sternzeit 59.423,3; Captain Ebbersmann.

Wir sind mit der Hevelius und dem Kampfverband bei der Erde eingetroffen. Die Crew der Hevelius wurde umgehend abgemustert, das Schiff anschließend an einen uns unbekannten Stützpunkt verlegt. Die Katana wurde in das Reparaturdock THX-1183 beordert, denn die Schäden sind nur dort und nicht ohne Unterstützung zu beseitigen. Wir haben die sterblichen Überreste unserer gefallenen Kameraden bereits übergeben damit sie den Hinterbliebenen überstellt werden können. Meine Beileidsbekundungen für Hinterbliebenen konnte ich bereits währen der Reise übersenden. Die Katanacrew hat einen hohen Blutzoll für die Befreiung der Hevelius zahlen müssen. Viele wurden schwer verwundet. So sind bei der Staffel zwei schwer Verwundete zu verzeichnen die ihren Dienst wohl nicht mehr antreten können. Aber manche tragen nicht nur körperliche Schäden von dieser Mission davon. Captain Ebbersmann. Ende.“


„Captain Benjamin Ebbersmann USS Katana, Sternenflotte

An: Georg und Emilie Sterner Berthold-Jacob-Straße 54c 80-15682 Berlin Regierungsbezirk Mittel-Europa

Sternzeit: 59.423,4

Sehr geehrte Frau Sterner, sehr geehrter Herr Sterner,

Ihr Sohn Markus Sterner hat an einer geheimen Befreiungsaktion teilgenommen, in deren Rahmen es auch zu Kampfhandlungen gekommen ist. Dabei hat er sich aufopfernd für seine Kameraden eingesetzt. Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass Ihr Sohn bei dem Versuch, einen Kameraden zu retten, unter enormen psychologischen Stress geraten ist, dem er nicht standhalten konnte, so dass er derzeit als stark traumatisiert gilt. Ihr Sohn ist körperlich wohlbehalten zur Erde zurückgekehrt, befindet sich derzeit aber in psychologischer Betreuung im Hôpital Pitié-Salpêtrière in Paris.

Ich möchte Ihnen nochmal ausdrücklich mitteilen, dass Ihr Sohn durch hervorragenden Mut aufgefallen ist, und möchte Ihnen mein Mitgefühl ausdrücken, dass Ihr Sohn dieses Trauma erlitten hat.

Hochachtungsvoll Captain Benjamin Ebbersmann USS Katana, Sternenflotte“

Der Captain legte sein PADD zur Seite und seufzte. Er wusste nicht, ob er diesen brief wirklich abschicken sollte oder sich nicht doch lieber direkt mit den Eltern in Verbindung setzen sollte. Beides behagte ihm nicht. Er hatte mit Dr. Maddigan über den jungen Crewman gesprochen. Er hatte seit dem Vorfall kein Wort mehr gesprochen und war absolut apathisch. Er reagierte nur noch bedingt auf äußere Reize und schien sich total in seine eigene Welt eingekapselt zu haben. Ob er jemals wieder geistig gesund werden würde, war mehr als fraglich. Das alles waren Informationen, die er den Eltern nicht mitteilen wollte. Er würde nicht mit den Gefühlen klarkommen, die die Eltern zeigen würden, welche das auch immer sein würden. Manchmal wunderte er sich über sich selbst. Er hatte keine Probleme damit, einer Armada von Romulanern ins Auge zu blicken. Aber sowas bereitete ihm fast körperliche Schmerzen. Er seufzte und schickte den Brief ab.