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Revision as of 20:53, 14 August 2018 by Admin (talk | contribs)
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Veränderungen
Autor: Garrick Andersson
Autor: Lew Sulik
Autor: Mark de Boer
Autor: Seeta Yadeel

Die Katana befand sich nun seit etwa acht Tagen auf dem Rückweg von Romulus zur Gemini-Station. Endlich hatte das Sternenflottenraumschiff sowohl den romulanischen Raum, als auch die Neutrale Zone hinter sich gelassen und zum ersten Mal seit Wochen konnte die Tarnvorrichtung längerfristig deaktiviert werden. Jetzt bestand auch die Möglichkeit, einen längeren Daten- und Kommnikationsaustausch mit den Welten der Föderation und besonders dem Hauptquartier der Flotte durchzuführen. Viele Besatzungsmitglieder nutzten die Chance, endlich wieder mit Familienangehörigen und Freunden sprechen zu können und sich zu vergewissern, dass es dem jeweils anderen gut ginge. Insgesamt hellte sich die Stimmung an Bord spürbar auf und Commander Andersson bemerkte, dass er schon lange nicht mehr so viele entspannt und teilweise sogar fröhlich dreinblickende Menschen gesehen hatte.

Captain Ebbersmann hatte dem Hauptquartier Bericht erstattet und gleichzeitig eine offizielle Beschwerde gegen Lieutenant Commander Toreen Akida und Admiral Horaki eingereicht. Zwar hatten wie durch ein Wunder alle Mitglieder der Außenteams den riskanten Einsatz auf Romulus überlebt, doch vor allem die psychischen Folgen der Mission bereiteten dem Captain noch Sorgen. Unmittelbar nach dem Abflug von Romulus hatte Benjamin den Bajoraner vorläufig vom Dienst suspendiert und in seinem Quartier unter Hausarrest gestellt. Dabei verfolgte der Captain nicht nur das Ziel, Toreen für sein Verhalten zu maßregeln, sondern auch, ihn vor eventuellen Übergriffen von seiten der Crew zu schützen. Der Kommandant gab sich keinen Illusionen hin, dass der Geheimdienst-Verbindungsoffizier unter seiner Besatzung spätestens nach dieser Mission keinerlei Freunde mehr hatte.

Ein weiteres Problem, dass der Captain nun zu lösen hatte, war die Rückverwandlung der Außenteam-Mitglieder in ihre früheren Ichs. Während die genetischen Veränderungen bei allen recht reibungslos bereits wieder rückgängig gemacht worden waren und somit nun keine „Romulaner“ mehr an Bord durch die Korridore liefen, stellte sich die Löschung der Gedächtnisengramme der romulanischen Tarnidentitäten, welche die Offiziere angenommen hatten, weitaus problematischer dar. Während die Mitglieder von Team B quasi darauf drangen, die romulanischen Erinnerungen so schnell wie möglich wieder los zu werden, sah das bei den Mitgliedern von Seeta Yadeels Team ganz anders aus. Nicht nur die Chefingenieurin hatte eine sofortige Entfernung der Engramme zunächst abgelehnt, sondern auch Speyer, Turunen und Carpenter hatten es vorgezogen, erst einmal auf die entsprechende Behandlung zu verzichten. Benjamin hatte die vier Offiziere daraufhin bis auf Weiteres vom Dienst befreit und tägliche Sitzungen mit der Counselor angeordnet. Rahja war nach ersten Gesprächen mit allen Beteiligten zu dem Ergebnis gekommen, dass die Mitglieder des ersten Aussenteams aufgrund ihres Einsatzes im inneren Zirkel des romulanischen Senats erheblich häufiger auf die romulanischen Erinnerungen zugreifen mussten, als es bei den vier anderen Offizieren der Fall gewesen war. Dies hatte offenbar dazu geführt, dass sich neben den Erinnerungen nun auch Teile der romulanischen Persönlichkeit manifestiert hatten. Die Counselor hatte den Eindruck gewonnen, dass sich die Charaktere der betroffenen Besatzungsmitglieder spürbar verändert hatten und teilweise quasi zwei Personen in einem Körper zu leben schienen. In ihrem Logbuch vermerkte sie den Begriff „Schizophrenie“, auch wenn sie diese Diagnose ganz bewusst zunächst noch für sich behielt.


Commander Andersson betrat den Bereitschaftsraum des Captains, nachdem Benjamin Ebbersmann ihn zu sich gebeten hatte. Garrick erwartete, dass der Captain neue Missionsbefehle oder einen Vorgang die Schiffsführung betreffend mit ihm besprechen wollte. „Sie wollten mich sprechen, Captain?“ erkundigte er sich nun. Ebbersmann nickte: „Ja, XO, setzen Sie sich doch bitte!“ Garrick kam der Aufforderung nach und nahm gegenüber Benjamin Platz. Er sah seinen vorgesetzten Offizier aufmerksam und mit leichter Neugier an. „Ich habe eine Nachricht vom Hauptquartier erhalten, XO“, begann der Kommandant. „Die neue romulanische Regierung hat der Föderation einen Waffenstillstand angeboten, den der Präsident natürlich mit Freude angenommen hat. Ab sofort sind alle Kampfhandlungen einzustellen und die jeweiligen Positionen zu halten.“ Auf Garricks Gesicht legte sich ein Ausdruck der Erleichterung, als er antwortete: „Das sind gute Nachrichten, Sir. Dann haben wir also tatsächlich Erfolg gehabt!“ Benjamin nickte zustimmend, als er fortfuhr: „Sieht ganz danach aus, XO. Allerdings ergeben sich daraus Änderungen für uns.“ Der Däne kniff nun kurz die Augen zusammen und erkundigte sich: „Inwiefern, Sir?“ Der Captain holte einmal tief Luft und erklärte: „Wir wurden angewiesen, zur Erde zu fliegen. Dort sollen wir das Verhandlungsteam an Bord nehmen, das die Friedensverhandlungen mit den Romulanern führen wird. Die Verhandlungen werden auf Algeron durchgeführt werden.“ Garrick nickte langsam. „Nun, ich denke zwar, dass viele von uns gerne nach Gemini zurückgekehrt wären, aber den Abstecher zur Erde werden die meisten vermutlich auch nicht verachten. Werden Sie an den Verhandlungen auf Algeron teilnehmen, Sir?“

Der Captain lehnte sich nun zurück, bevor er sagte: „Ich habe eben mit Admiral Potony gesprochen, Mr. Andersson.“ Der Däne zog leicht eine Augenbraue hoch, denn auf Anhieb entging ihm der Zusammenhang dieser Antwort auf seine Frage. Potony hatte schon immer ein besonderes Interesse an ihm gezeigt, dessen Ursprung oder Grund Garrick aber nie genau verstanden hatte. Benjamin fuhr fort: „Das Flottenkommando bietet Ihnen ein eigenes Kommando an, Garrick.“ Jetzt lehnte sich der Erste Offizier – ein wenig verwirrt von dem offensichtlichen Themenwechsel – zurück, bevor er entgegnete: „Sir, das haben wir doch erst vor wenigen Monaten diskutiert. Ich habe nicht vor, Seeta und Luma-Erika für einen Captains-Posten zu verlassen. Wenn Admiral Potony also keinen Chefingenieurs-Job auf dem gleichen Schiff zu vergeben hat, muss ich auch dieses Mal dankend ablehnen.“ Benjamin erlaubte sich ein kurzes Schmunzeln: „Der Admiral meinte schon, es würde schwierig werden, Sie zu überzeugen, Commander. Er sagte in dem Zusammenhang etwas von einem „Doppelpack“. Das Problem ist allerdings, dass auf dem Schiff, dass man für Sie ausgesucht hat, der Posten des Chefingenieurs in der Tat bereits von einer außerordentlich qualifizierten Offizierin besetzt ist.“ Garrick nickte und wiederholte: „Nun, dann sehe ich keine Möglichkeit, Sir.“ Das Schmunzeln des Captains vertiefte sich, so dass der Däne seinen Vorgesetzten nun durchdringend musterte. Ebbersmann fuhr fort: „Das Oberkommando gibt solche Angebote nicht im Dutzend heraus, Commander. Irgendwann müssen Sie die richtige Entscheidung für Ihre Karriere treffen. Die Flotte benötigt gerade jetzt nach dem Krieg erfahrene und gute Captains für ihre Schiffe.“ Er nahm ein Datenpadd zur Hand und ergänzte: „Und es handelt sich um ein sehr gutes Schiff mit einer vortrefflichen Crew. Mir war es jedenfalls eine Ehre, Captain dieses Schiffes gewesen zu sein und ich könnte mir auch keinen besseren Nachfolger vorstellen.“ Er legte das Padd auf den Schreibtisch, drehte es um 180 Grad und schob es Garrick hin. Etwas zögernd nahm dieser das Padd in die Hand. Konnte es wirklich sein? Würde es Admiral Potony am Ende tatsächlich gelingen, ihn, den Ingenieur, zum kommandierenden Offizier eines Schiffes zu machen? Als er nun auf das Padd schaute, bestätigte der kleine Bildschirm seine Vermutung. Dort stand in mittelgroßen Lettern der Name: USS Katana.

Langsam ließ Garrick das Padd sinken und sah Benjamin mit langsam mahlenden Gesichtsmuskeln an. „Das ist wohl ein Angebot, das ich in der Tat nicht werde ausschlagen können, oder, Sir? Hat er es also wirklich geschafft!“ Ebbersmann zuckte mit den Schultern, bevor er antwortete: „Natürlich können Sie die Beförderung ablehnen, Commander, aber ein besseres Angebot werden Sie wohl nicht bekommen. Und seien Sie gewiss, irgendwann wird das Oberkommando Sie zum Captain machen – oder Sie müssen den Dienst quittieren. Und ich glaube nicht, dass es das ist, was Sie oder Commander Yadeel wirklich wollen, nicht wahr? Ganz davon abgesehen, dass Sie es sich verdient haben – und Ihre Teilnahme als militärischer Berater an den Friedensverhandlungen sich in Ihrer Akte ziemlich gut machen dürfte.“ Garrick nickte langsam. Dann erkundigte er sich: „Und Sie? Bekommen Sie ein anderes Schiff oder ein Admirals-Abzeichen, Sir?“ Benjamin schmunzelte erneut: „Das Abzeichen, XO. Admiral Potony meinte, er könne ein paar Leute um sich herum im Hauptquartier gebrauchen, die Ahnung vom Leben als Offizier im Feld haben.“ Nun schmunzelte auch der Erste Offizier: „Das kann sicher nicht schaden, Sir. Meinen Glückwunsch, Sir!“


"Willst Du das wirklich tun?", fragte Eleyne ihren Mann. Winnie nickte. "Ja. Die letzten paar Jahre habe ich Dich und die Kinder nun auf der Katana quer durchs All und durch alle möglichen Universen geschleift. Nun ist es an der Zeit, daß wir Deinem Job Priorität einräumen. Und nebenbei bemerkt: Dieses Angebot ist zu gut, um es auszuschlagen", antwortete ihr Mann.

Eleyne lächelte, dann zog sich kurz ein Schatten über ihr Gesicht. "Die Kinder werden nicht glücklich sein. Das Schiff ist in den letzten Jahren ihr Heim geworden und insbesondere Gwennie wird nicht glücklich sein, wenn sie nicht mehr täglich mit Ena spielen kann", gab die rothaarige Autorin zu bedenken. Winnie nickte. "Das stimmt. Aber wenn ich den Job auf Gemini-Station erhalte, dann können die beiden Mädchen immer noch Zeit miteinander verbringen, wenn die Katana im Heimathafen ist", antwortete Winnie.

Nun nickte sie. "Ja. Und Du hast recht, der Job ist wirklich zu gut, um ihn abzulehnen. Und auch für Dich würde die Übernahme der großen Krankenabteilung von Gemini-Station sicher keinen Karriere-Knick bedeuten", meinte sie. Er lächelte. "Nein. Wenn überhaupt, dann war meine Versetzung auf die Katana ein Karriereknick, nachdem ich vorher an der Akademie unterrichtet hatte. Aber ich wollte hinaus ins All, das war es mir wert", meinte er, während er ihre Hände in seine nahm und sanft rieb. "Und nun wäre es mir auch gleich, wenn die Übernahme der Krankenstation von Gemini ein Karriereknick wäre, denn jetzt ist es an der Zeit, daß Du Deine eigenen Ziele weiterverfolgst", sagte er.

Und damit war es beschlossene Sache. Die Maddigans würden die Katana mitsamt ihren Kindern und den Hunden verlassen.


Garrick betrat das gemeinsame Quartier. „Hallo Schatz!“ rief er vom Eingang her, bekam aber keine Antwort. Schulterzuckend ging er weiter und schaute in jeden Raum, ohne jedoch eine Spur seiner Lebensgefährtin oder seiner kleinen Tochter zu entdecken. „Computer, lokalisiere Seeta und Luma-Erika!“ wandte er sich an den Bordcomputer, der auch prompt verkündete: „Lieutenant Commander Yadeel und Luma-Erika Andersson-Yadeel befinden sich auf Holodeck 3.“ Der XO schlüpfte daraufhin in seinen Freizeit-Dress und machte sich anschließend auf den Weg zum Holodeck. Vor dem Eingang stand der mit einem Taucheranzug bekleidete Crewman Murphy, der zunehmend frustriert auf das Kontrollpanel neben der Tür eintippte. „Probleme, Mr. Murphy?“ erkundigte sich Garrick. Der Angehörige der Sicherheitsabteilung der Katana blickte auf und machte etwas, das Garrick als „halbes Haltung annehmen“ bezeichnete und immer dann beobachtete, wenn ein Besatzungsmitglied sich offenbar nicht ganz sicher war, wie er oder sie sich einem vorgesetzten Offizier gegenüber verhalten sollte. „Oh, äh, ich bin mir nicht sicher, Commander“, antwortete Murphy schließlich und ergänzte: „Eigentlich habe ich das Holodeck ab 18 Uhr für einen Tauchgang gebucht, aber Lieutenant Commander Yadeel ist immer noch dort drin. Die Tür ist verriegelt und sie reagiert nicht auf Kom-Rufe.“ Garrick bewunderte im Stillen die Hartnäckigkeit des Crewman, der offenbar seit etwa 20 Minuten erfolglos versucht hatte, in das Holodeck zu gelangen. Er schlug vor: „Ich habe für morgen, 18 Uhr eine Stunde Holodeckzeit reserviert, Mr. Murphy. Wären Sie damit einverstanden, wenn wir unsere Zeit einfach tauschen?“ Der Crewman dachte kurz darüber nach und nickte schließlich. „In Ordnung, Commander.“ - „Vielen Dank, Mr. Murphy.“

Da es sich um Garricks Programm handelte, das Seeta aufgerufen hatte, öffnete sich die Tür des Holodecks sofort, als der Däne nun näher trat. Er wusste natürlich, dass ihn der dänische Nordseestrand erwartete, trotzdem blickte er sich einen Augenblick lang um und genoss die Gegend, nachdem sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte und die Simulation wieder vervollständigt war. Garrick wurde klar, dass er sich in der Tat auf den unerwarteten Besuch auf der Erde freute. Dann suchte er den Strand nach seiner Lebensgefährtin und seiner Tochter ab und entdeckte die beiden auf ihrer Picknickdecke etwa 50 Meter entfernt. Durch das Rauschen der Wellen hatte Seeta offenbar die Ankunft ihres Freundes überhört. Während Garrick nun zu seinen beiden Frauen ging, beobachtete er das Geschehen auf der Decke. Seeta wechselte sich zwischen Bespaßung ihrer Tochter und gedankenverlorenem in die Ferne sehen ab, während Luma-Erika mit Begeisterung über die Decke krabbelte, jedoch gehörigen Respekt vor dem komischen körnigen Zeug zu haben schien, dass sich wie es schien unendlich jenseits der sicheren Decke erstreckte.

Als Garrick nur noch wenige Schritte entfernt war, bemerkte Seeta ihn und blickte auf. Ein kurzes Lächeln huschte über ihr Gesicht und sie rutschte auf der Decke ein wenig zur Seite, sodass Garrick neben ihr Platz fand. Luma-Erika begrüßte ihren Vater laut krakeelend und robbte behende und nach Aufmerksamkeit heischend auf den Dänen zu, der nun neben Seeta auf der Decke hockte. Lachend nahm Garrick seine kleine Tochter auf den Arm und ließ sie schließlich auf seinem Schoß herumturnen. Nachdem die beiden Erwachsenen eine Weile auf den Horizont geblickt hatten, meinte Garrick: „Ihr wart offenbar tatsächlich erfolgreich. Das Romulanische Imperium und die Föderation haben einen Waffenstillstand geschlossen und Friedensverhandlungen anberaumt“, gab der XO den ersten Teil der Neuigkeiten weiter, die er von Captain Ebbersmann erfahren hatte. Seeta nickte leicht: „Das haben sie und ich gemeinsam. Wir wollten diesen Krieg beide nicht. Und sie wollte nicht sterben und nicht ihre Heimat verraten.“ Der Däne horchte auf und ein beunruhigender Gedanke kam ihm. „Hast du... Erinnerungen an ihren... Tod?“ erkundigte er sich behutsam. Die Zanderianerin schüttelte den Kopf, bevor sie erzählte: „Sie ging wie gewöhnlich nach Hause, betrat ihre Wohnung und dann wurde es schwarz um sie herum. Ich habe keine Ahnung, was man mit ihr angestellt hat, Garrick.“ Zärtlich legte der XO nun einen Arm um seine Frau. Auch, wenn sie noch nicht verheiratet, ja offiziell noch nicht einmal verlobt waren, betrachtete er sie trotzdem längst als solche. „Und du bist sicher, dass du diese Erinnerungen behalten willst?“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein, bin ich nicht. Aber ich bin mir sicher, dass ich sie nicht einfach so... löschen kann, Garrick. Ich... ich fühle mich manchmal wie sie... Sie hat es nicht verdient, einfach so... ausradiert zu werden... Verstehst du das?“ Garrick streichelte sanft über ihren Rücken. „Ja, das verstehe ich. Ich werde deine Entscheidung mittragen.“ Seeta lachte humorlos. „Meine Entscheidung? Es war ja nun nicht meine Entscheidung, diese Erinnerungen überhaupt zu bekommen... Aber was ich auf Romulus tat, DAS waren meine Entscheidungen.“ Die Chefingenieurin sah ihn nun an, als sie fortfuhr: „Ich habe DeBoer geopfert für etwas, das ich für richtig hielt. Ich hätte die Katana, ihre gesamte Crew – sogar euch beide – geopfert, wenn es denn hätte sein müssen, um diesen Krieg zu beenden. Und dann hätte ich mit dieser Verantwortung leben müssen!“ Garrick drückte Seeta zärtlich an sich. „Aber es ist alles gut ausgegangen. Und du wurdest ausgebildet, solche schwierigen Entscheidungen zu treffen. Und ich weiß, du hättest es gekonnt, wenn es nötig geworden wäre.“ - „Und was sagt das über mich als Mutter aus? Dass ich bereit bin, meine eigene Tochter für irgendein „höheres Ziel“ zu opfern?“ - „Es zeigt, dass du eine verantwortungsbewusste Persönlichkeit bist, Seeta. Und bereit bist, diese Verantwortung zu tragen, auch wenn es mehr als schwierig wird.“ Er drückte sie erneut und fuhr fort: „Nimm dir Zeit, das Ganze zu verarbeiten! Wir fliegen jetzt erst einmal zur Erde; ich bin sicher, dass Maggie den Maschinenraum solange durchaus alleine im Griff hat.“ Seeta kuschelte sich nun in die Arme ihres Lebensgefährten, bevor sie sich erkundigte: „Wieso zur Erde?“

Garrick räusperte sich. „Wir sollen das Verhandlungsteam für die Friedensverhandlungen von der Erde abholen und nach Algeron bringen...“ Die Zanderianerin musterte ihn von unten herauf. Sie kannte ihren Lulatsch zu gut, und merkte, dass er noch etwas zu sagen hatte. „Und...?“ wollte sie wissen. Der Däne gab sich geschlagen: „Man wird mich zum Captain befördern.“ Bevor Seeta sich aber sorgen konnte, ihren Freund zu verlieren, schob er nach: „Ich werde die Katana übernehmen, Liebling. Du siehst, vermutlich werde also wohl am ehesten ich mich der Verantwortung stellen müssen, irgendwann dich oder euch beide opfern zu müssen. Mögen die Raumgeister verhindern, dass dieser Tag je kommen wird!“


Garrick studierte die Padds mit den Bewerbungen für den frei werdenden Posten als Erster Offizier auf der Katana. Seufzend legte er gerade das vierte Padd zur Seite, dass einen jungen Lieutenant Commander zeigte, der zwar von seinen vorgesetzten Offizieren in den höchsten Tönen gelobt wurde, aber – zumindest wenn man seine Dienstakte zugrunde legte – sich noch nicht wirklich beweisen musste. Der scheidende XO war sich nicht sicher, ob er einem derartig unerfahrenen Offizier die Verantwortung, die der Job des Ersten Offiziers für Schiff, Crew und Captain mit sich brachte, aufbürden wollte. Mehr als wohl jedes andere Schiff der Sternenflotte traf gerade die Katana während ihrer Reisen in fremde Universen auf die ungewöhnlichsten Gegebenheiten – und dafür brauchte er jemanden an seiner Seite, der im Notfall schnell die richtigen Entscheidungen umzusetzen oder zu treffen vermochte.

Das fünfte Padd zeigte das Antlitz einer weißhaarigen Andorianerin. Das Bild fesselte irgendwie die Aufmerksamkeit des Dänen, aber er brauchte eine Weile, bis er dahinter kam, woran das lag. Offenbar schien die Commander an der Kamera, die das Bild aufgenommen hatte, vorbei ins Leere zu schauen. Das erschien Garrick merkwürdig, denn immerhin hatte auch er selbst sich stets bemüht, möglichst freundlich, offen und aufgeschlossen in die Kamera zu lächeln – und hatte dabei, wie er sich selbst eingestand, haufenweise ähnlich nichtssagender Fotos produziert, wie er sie auf den vier vorherigen Padds vorgefunden hatte. Jetzt öffnete er die Dienstakte der Andorianerin – Elisheba Krann – und musste sich gleich korrigieren. Dort stand „Aenar“ als Spezies. Garrick ließ das Padd sinken, während er sich an seine Schul- und Akademiezeit zurück erinnerte und in seinem Kopf nach irgendeiner Informationen über die Aenar suchte. Schließlich gab er auf und stellte eine entsprechende Anfrage an den Computer. Während dieser die Daten zusammenstellte, holte sich der Däne eine Tasse Kaffee vom Replikator und nahm anschließend wieder an seinem Schreibtisch Platz, um die Informationen, die der Computer nun anzeigte, zu lesen. „Blind...“ murmelte er und lehnte sich langsam zurück. Das erklärte zumindest einmal den etwas auffälligen Blick auf dem Bild in der Dienstakte. Er war schon versucht, das Padd mit der Bewerbung zu den vier anderen zu legen, als ihn aber irgendetwas zurück hielt. „Zum Teufel, sie ist Commander“, grübelte er und entschloss sich, den Aspekt der Blindheit für einen Augenblick zurückzustellen. Er überflog noch einmal den Lebenslauf. Nur etwa ein Jahr jünger als er selbst, sollte sie über ausreichend Erfahrung verfügen. Ihm fiel auf, dass er sich eigentlich an sie erinnern sollte. Immerhin hatte sie die Akademie ein Jahr vor ihm abgeschlossen, war also recht jung eingetreten. Vermutlich hatte er sie für eine „normale“ Andorianerin gehalten, sollte er sie auf dem Campus gesehen haben, spekulierte Garrick. Sie hatte bereits zwei Jahre Erfahrung als XO der Callisto gesammelt – ein weiterer Punkt, der für die Commander sprach. Jenes Schiff war kürzlich in einen romulanischen Hinterhalt geraten und zerstört worden und Elisheba hatte nach dem Ausfall und Tod des Captain durch ihre Entscheidungen das Überleben eines Großteils der Crew gesichert, gab die Akte weiterhin Auskunft. Garrick fühlte sich ein wenig an seinen eigenen Werdegang erinnert und stellte fest, dass die Gemeinsamkeiten im Lebenslauf ihn positiv stimmten. Er überflog die Bewertungsschreiben der vorgesetzten Offiziere und stellte fest, dass Elisheba offenbar ähnlich von Admiral Samantha Palmer protegiert wurde, wie es bei ihm mit Admiral Potony der Fall war. Nun, vielleicht machte es ja einen guten Admiral aus, wenn man Führungspersönlichkeiten unter seinen Untergebenen erkannte und förderte.

Etwas weiter unten gab die Dienstakte schließlich auch über die Blindheit der Aenar Auskunft. Garrick erfuhr, dass sie offenbar über ihre Antennen „sehen“ konnte und sie somit eigentlich gar nicht blind in dem Sinne war. Entschlossen legte der Däne das Padd schließlich auf die andere Seite des Schreibtisches und nahm sich das sechste Datenpadd vor, obwohl er sich schon ziemlich sicher war, seine XO gefunden zu haben.


„Das ist ja wohl...!?“ Garrick traute seinen Augen nicht und so las er die Nachricht auf seinem Bildschirm noch einmal. Manchmal hatte er den Eindruck, dass sich im Hauptquartier der Flotte nur Idioten befanden. So gesehen wurde es höchste Zeit, dass mit Ebbersmann ein kompetenter Offizier dort Einzug hielt. Wütend warf er sich seine Uniformjacke über und eilte zur Tür seines Büros. Als er aus dem Raum rauschte, wäre er beinahe mit Benjamin kollidiert, der offensichtlich Zutritt begehrte. „Captain!?“ entfuhr es dem Ersten Offizier. Benjamin grinste leicht und antwortete: „XO. Ich nehme an, Sie wollten zu mir?“ Garrick atmete einmal tief durch und nickte dann. „Bitte, kommen Sie doch herein!“ forderte er seinen Kommandanten dann auf. Die beiden Männer nahmen in der kleinen Sitzecke im Büro des XO Platz. „Ich schätze, Sie sind sauer wegen der Agenda der Beförderungszeremonie?“ begann Ebbersmann. Garrick schnaubte: „Das ist eine Untertreibung. Wem ist denn das eingefallen? Ausgerechnet Horaki an Bord dieses Schiffes?! Der Mann ist eine Schande für die Uniform!“ Benjamin schmunzelte, als er tadelnd meinte: „Commander, ich muss Sie doch nicht daran erinnern, dass Sie über einen vorgesetzten Offizier reden?“ Garrick knurrte etwas Unverständliches, doch der Captain fuhr fort: „Sie werden es nicht verhindern können, Garrick. Horaki ist für die Fighter verantwortlich und so lange noch keine Untersuchungskommission eingesetzt wurde, bleibt er in Amt und Würden. Und Sie wissen, wie lange manche Dinge im Hauptquartier dauern. Wir werden es wohl hinnehmen müssen.“ Garrick schnaubte, doch musste schließlich einsehen, dass Ebbersmann Recht hatte. Er würde den Auftritt von Horaki bei der Beförderungszeremonie nicht verhindern können. Aber er würde ihn so kurz halten können, wie irgend möglich.


Der Abschied des Bordarztes hatte Benjamin und Garrick dann doch etwas überrascht. Auch, wenn die beiden Offiziere die Beweggründe des Arztes verstanden, würde der Katana doch ein wertvolles Besatzungsmitglied verloren gehen. Der scheidende Captain hatte auch die Auswahl eines Nachfolgers in Garricks Hände gelegt, und so studierte der Däne einmal mehr Datenpadds mit entsprechenden Bewerbungen. Erneut sortierte der XO Bewerbungen aus, die sich immer gleich nichtssagend lasen. Der Stapel an möglichen Kandidaten war bereits erheblich zusammengeschmolzen, als er ihm schließlich das Padd von Dr. Tyrone entnahm. Wieder war es das Bild, dass die Neugier des Dänen weckte. „Ein Commander mit Handstock?“ grübelte Garrick. Das sah ganz nach einer interessanten Akte aus! Der Arzt war etwa 14 Jahre älter als er selbst, damit würde er sicher über einige Erfahrung verfügen. Ein Umstand, der ihm an Bord der Katana sicher entgegen kommen würde. Allerdings war er vor einigen Jahren erkrankt und benötigte ständige Medikation. Aber er schien kompetent zu sein, auch wenn seine Persönlichkeit offenbar etwas gewöhnungsbedürftig zu sein schien. Immerhin hatte er sich mehrere Verwarnungen eingefangen. Insgesamt enthielt das Padd die Beschreibung eines kompetenten Typen mit einigen Ecken und Kanten. „Willkommen an Bord, Doc!“ murmelte Garrick.


Eine Woche nach der Ankunft im Erdorbit

Im Panoramafenster des Diners war die Erde zu erkennen, in deren Orbit sich die USS Katana immer noch befand. Das reflektierende Licht der Erde erzeugte ein buntes Spiel aus hellen Blau- und Grüntönen auf dem Rednerpult, auf der Flagge der Föderation und den Insignien der Sternenflotte. Als ob der Planet der anstehenden Zeremonie seine Weihe verleihen wollte, tauchte er die Dekoration des Diners in eine würdevolle, beinahe sakrale Atmosphäre.

Admiral Potony war der erste, der an das Rednerpult trat. „Eine der schönsten Pflichten, die man als kommandierender Offizier zu erfüllen hat, ist neben der Durchführung von Trauungszeremonien die Beförderung verdienter Kameraden. Schon als ich Mr. Andersson damals an der Akademie das erste Mal begegnet bin, war mir klar, dass sich dieser Kadett als reiner Ingenieursanwärter eigentlich unter Wert verkaufte. Ich wusste, dass es mir irgendwann gelingen würde, ihm ein eigenes Kommando anzudrehen.“ Garrick schüttelte angesichts dieser Worte seines Förderers schmunzelnd den Kopf, während allgemeines leises Gelächter durch die Bordbar hallte. „Umso mehr erfreut es mich, dass heute dieser Tag gekommen ist.“ Der Admiral machte eine kurze Pause, bevor er in strengen Kommandoton verfiel: „Commander Garrick Andersson, treten Sie vor!“ Der Däne warf der neben ihm sitzenden Seeta noch einen liebevollen Blick zu, bevor er sich zackig erhob und neben dem Rednerpult Haltung annahm. Mit gewisser Genugtuung im Blick hob Potony an: „Commander Garrick Andersson, Erster Offizier der USS Katana, Kraft der mir vom Oberkommando der Sternenflotte verliehenen Rechte befördere ich Sie mit sofortiger Wirkung zum Captain, mit allen daraus resultierenden Rechten und Pflichten!“ Garrick dachte, dass der Admiral diesen Augenblick wirklich genießen musste, als der andere Mann ihm nun den vierten Rangpin geschickt an den Kragen heftete. Dann reichte Potony ihm die Hand: „Meinen herzlichen Glückwunsch, Captain!“ Garrick nickte leicht: „Vielen Dank, Admiral!“

Eine erste Welle applaudierenden Beifalls brandete auf. Potony wartete, bis wieder Ruhe eingekehrt war, bevor er fortfuhr: „Captain Benjamin Ebbersmann, kommandierender Offizier USS Katana, bitte treten Sie vor!“ Der Angesprochene erhob sich nicht ganz so zackig wie sein XO kurz zuvor und trat an die andere Seite des Rednerpults, während Garrick sich fragte, was Potony Cunningham wohl angeboten haben mochte, dass sie darauf verzichtet hatte, die Kommandoübergabe persönlich durchzuführen, wo sie ja sogar an Bord der Katana weilte! Potony sah Ebbersmann kurz an, dann las er von einem Padd ab: „An Captain Benjamin Ebbersmann, kommandierender Offizier der USS Katana, Sternzeit 60.324,4. Captain Ebbersmann, Sie werden hiermit aufgefordert, das Kommando über die USS Katana an Captain Garrick Andersson, Erster Offizier der USS Katana, NCC 1776, zu übergeben. Gezeichnet: Admiral Aretha Cunnigham, Hauptquartier der Sternenflotte, San Francisco, Terra.“ Benjamin nickte kurz, dann sagte er: „Captain Andersson, ich übergebe Ihnen das Kommando über die USS Katana, NCC-1776. Computer, alle Kommandocodes an Captain Garrick Andersson transferieren! Autorisation: Ebbersmann, Sigma-Omega-Epsilon-47!“ Der Bordcomputer zirpte bestätigend, bevor er verkündete: „Transfer der der Kommandocodes abgeschlossen. Die USS Katana NCC-1776 untersteht nun dem Kommando von Captain Garrick Andersson.“ Garrick salutierte kurz, dann sagte er: „Ich löse Sie ab, Sir!“ Benjamin antwortete: „Ablösung bestätigt!“

Erneut applaudierten die Anwesenden kurz, während Potony Benjamin und Garrick die Hand reichte. Der Däne trat anschließend ein wenig zurück. Potony wandte sich nun erneut dem ehemaligen Captain der Katana zu. „Captain Ebbersmann, es ist mir eine besondere Ehre, heute Ihre Verdienste, die Sie sich während Ihres Dienstes in der Sternenflotte erworben haben, zu würdigen. So freue ich mich, Sie heute Kraft der mir vom Oberkommando der Sternenflotte verliehenen Rechte zum Admiral befördern zu dürfen!“ Er löste die vier Captains-Rangpins vom Kragen seines Gegenübers und heftete ihm dann das Admirals-Abzeichen an. „Herzlichen Glückwunsch, Admiral Ebbersmann!“

Der frischgebackene Admiral Ebbersmann trat nun an das Rednerpult. „Ich möchte die Gelegenheit nutzen, dem Admiral und dem Oberkommando der Flotte für das Vertrauen zu bedanken, das sie in mich setzen und mit dieser Beförderung erneut zum Ausdruck bringen.Vor allem möchte ich aber auch Ihnen allen danken. Es war eine große Ehre für mich, während der letzten Jahre, die nicht immer einfach waren, als ihr Captain zu dienen. Ich wünsche Ihnen allen alles Gute für Ihren weiteren Weg.“