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Killing the beast
Autor: Garrick Andersson
Autor: Mark de Boer


Garrick Andersson

Seeta ging vorsichtig, aber doch mit entschlossenen Schritten durch die abenddämmerigen engen Straßen der romulanischen Hauptstadt. Sie war noch nie in ihrem Leben hier gewesen und doch kannte sie diese Gegend. Die Tatsache, dass es sich hier nicht um eine der ersten Adressen in der Stadt handelte und des weiteren immer noch die Möglichkeit bestand, dass man sie und ihr Team in eine geschickt gestellte Falle locken würde, ließen ihr Herz heftig klopfen. Als sie ihr Ziel, ein kleines Häuschen, das geduckt zwischen zwei moderneren Bauwerken irgendwie die Zeit überdauert hatte, erreicht hatte, zog sie sich in einen bereits im Dunkeln liegenden Hauseingang auf der gegenüberliegenden Straßenseite zurück. Sie beobachtete das kleine Haus und die Umgebung eine ganze Weile, konnte aber nichts Verdächtiges entdecken. In Gedanken verfluchte sie die Tatsache, dass die genetische Behandlung ihr ihre perfekten Nachtsichtfähigkeiten weitgehend geraubt hatte. Sie schwor sich, Akida höchstpersönlich beide Augen auszukratzen, wenn der Bajoraner ihr das nächste Mal über den Weg lief. Jetzt schluckte sie die aufsteigende Wut aber erst einmal wieder herunter und trachtete danach, sich zu beruhigen. Sie hätte alles darum gegeben, jetzt Garrick oder wenigstens Alex mit ihrer Kampferfahrung an ihrer Seite zu haben.

Lieutenant Speyer hatte sich freiwillig gemeldet, als erste das Haus zu betreten. Seeta hatte dies zunächst abgelehnt, aber sich dann der Argumentation des Lieutenants angeschlossen, die die Ansicht vertreten hatte, dass Captain Ebbersmann sich ja nun zum Beispiel auch nicht selbst als Erster auf einen Planeten beamte, sondern seinem XO diesen potentiell gefährlichen Job überließ. Jetzt sah die Zanderianerin sie die Straße herunter kommen. Seeta hielt die Luft an, als Anita an die Tür trat und das verabredete Klopfzeichen gab. Die Tür öffnete sich und die Lieutenant trat ein. Als es nach fünf Minuten keinen Hinweis auf Probleme gab, setzte sich Seeta in Bewegung. Sie holte noch einmal tief Luft, dann klopfte auch sie an die Tür.

Das Häuschen bestand zum größten Teil aus einem Raum, an den sich eine kleine Küche, ein kleines Schlafzimmer und ein noch winzigeres Bad anschlossen. Rhana und Antoka alias Speyer sowie eine weitere, etwas ältere Frau und ein weiterer Mann befanden sich in diesem Raum. Nelik nickte allen zu. „Dann fehlen nur noch Demok und Lomka...“ meinte Rhana leise. Schweigend wartete die Gruppe auf die Ankunft der beiden, während sich alle gegenseitig mit gewissem Misstrauen beobachteten. Seeta fragte sich, wie man in einer Welt leben konnte, in der Misstrauen und Angst an der Tagesordnung waren. Ein sarkastischer Gedanke kam ihr: „Sie würden sich wundern, Zanderianerin, an was Sie sich alles gewöhnen könnten, wenn Sie nur müssten!“ Die Chefingenieurin zuckte innerlich zusammen. Hatte sie das gerade gedacht? Waren das wirklich ihre Gedanken gewesen? Ihre Grübelei wurde durch weiteres Klopfen an der Tür unterbrochen. Turunen und Carpenter traten ein. Seeta machte sich eine gedankliche Notiz, den beiden im Anschluss noch einmal einzuschärfen, nach Möglichkeit nirgends gemeinsam aufzutauchen!

„Nun, dann sind wir ja vollzählig“, begann Rhana das Gespräch. „Ich bin froh, dass unser Hilferuf offensichtlich angekommen ist.“ Seeta antwortete: „Wir sind froh, dass es sich bei Ihrer Nachricht um eine authentische Botschaft gehandelt hat.“ Rhana nickte. „Wir gehen alle immer wieder große Risiken ein. Und wir müssen nun schnell handeln, denn...“ Sie machte eine kurze Pause, bevor sie tief durchatmete und weitersprach: „Denn wir sind die Letzten des Widerstands. Außerdem habe ich erfahren, dass der Tal'Shiar bereits nach Ihrem Schiff suchen lässt. Wenn es uns nicht gelingt, die Drakh aufzuhalten, wird es wohl niemand schaffen. Wir wissen, dass Prätor Tamok in unregelmäßigen Abständen Besuch von einem Drakh namens Shiv'Mohon bekommt. Da Sie es nun geschafft haben, Zugang zum Senatsgebäude zu erhalten, haben wir eine Chance, den Drakh zu erwischen. Das Problem ist nur, dass wir nicht wissen, wann Mohon das nächste Mal bei Prätor Tamok zu Besuch sein wird.“ Marha meinte: „Wir müssen ihn anlocken. Wir brauchen irgendetwas, dass ihn so sehr interessiert, dass er hierher kommt.“ Antoka erkundigte sich: „Wo befindet er sich denn normalerweise?“ Loren zuckte mit den Schultern: „Wir sind uns nicht sicher. Gerüchten zufolge gibt es ein Schiff im Orbit, aber Tal'Shiar und das Militär decken es so gut, dass wir es bisher nicht ausfindig machen konnten. Deswegen weiß auch so gut wie niemand auf Romulus über die Drakh Bescheid.“ Seeta blickte nachdenklich von einem zum anderen. „Wir brauchen einen Köder. Und ich denke, wir haben etwas, dass der Drakh gerne mit eigenen Augen sehen will.“ Speyer, Turunen und Carpenter blickten Seeta mit fragenden Mienen an. Die Zanderianerin erklärte: „Neben unserem Schiff befindet sich ein getarnter Jäger im Orbit. Er soll als Transporter-Relais fungieren, wenn wir zu unserem Schiff zurückkehren wollen. Wir senden das vereinbarte Signal und der Jäger begibt sich zu den festgelegten Koordinaten im Orbit. Dort kann er dann problemlos festgesetzt werden. Voraussetzung ist, dass wir Zugriff auf einen Warbird mit loyaler Besatzung haben, der unseren Mann nicht einfach aus dem All bläst.“ Während Rhana überlegte, schaltete sich Mike Carpenter ein: „Ma'am, damit geben wir aber unsere einzige Möglichkeit auf, zur Katana zurückkehren zu können!“ Seeta sah den jungen Mann kurz an, dann seufzte sie: „Ensign, falls wir die Drakh nicht ausschalten, wird dies sowieso eine Mission ohne Wiederkehr. Und falls wir doch erfolgreich sind, dann werden wir die Unterstützung durch den Jäger nicht mehr benötigen. Und da ich nicht vorhabe, die ganze Mission nun vorzeitig abzubrechen... “ Rhana entwickelte den Plan weiter: „Ich denke, es ist möglich, dem Tal'Shiar eine anonyme Botschaft zu schicken, wo sich Ihr Jäger befindet. Der Tal'Shiar wird den Piloten verhören wollen und kann es sich deswegen nicht leisten, ihn direkt zu töten. Der Prätor wird informiert und unser Drakh-Freund wird es sich sicher nicht nehmen lassen, persönlich Anweisungen zu geben, wie nun verfahren werden soll. Wenn er dann her kommt, schlagen wir zu.“ Loren wirkte nicht überzeugt: „Aber wir sind nur zu siebt!“ Seeta schüttelte den Kopf: „Nein, sind wir nicht.“


Die Konsole am Kommdosessel piepte einmal leise. Garrick blickte auf die kleine Anzeige und seufzte leise. Es war Zeit für die nächste der vom Computer zufällig bestimmten Kursänderungen. „Mr. Lucas, Kursänderung 168 durchführen. Neue Richtung 23.05. Bringen Sie uns auf Orbit Epsilon!“ Der Pilot bestätigte und gab die entsprechenden Befehle in seine Konsole ein. Die Katana begann mit einem leichten Steigflug. Im Vorfeld der Mission hatten sie bestimmte Orbithöhen definiert, in denen sich die Katana und Marks Azrael bewegen sollten, um die Gefahr etwaiger Kollisionen zu minimieren. Garrick fragte sich, wie es dem Piloten in seinem engen Jäger nach diesen vielen Tagen kompletter Isolation wohl gehen mochte.

Die Katana beendete den Steigflug und befand sich nun in einem Orbit, der 100 Kilometer höher lag, als der vorherige und glitt langsam in Richtung des Nordpols von Romulus. Die beiden Jäger, die offenbar eine Suche nach ihnen begonnen hatten, befanden sich zur Zeit auf der anderen Seite des Planeten. Garrick checkte erneut die letzten Statusberichte. Dies hatte er in den letzten Stunden seiner Schicht auf der Brücke bereits mehrfach getan und auch jetzt enthielten die Berichte natürlich keinerlei Neuigkeiten. Sorgenvoll schweiften seine Gedanken zu Seeta und den anderen sieben Mitgliedern der beiden Außenteams ab. Noch hatten sie nichts von ihnen gehört, aber noch gab es auch noch keinen Hinweis darauf, dass sie enttarnt worden waren. Ein Gedanke, der Anlass zur Hoffnung gab. Trotzdem wurde die Lage an Bord langsam prekär. Viele Systeme waren abgeschaltet, um die Energiesignatur der Katana soweit wie möglich zu kaschieren. Außerdem war die Sorge vor Enttarnung ein allgegenwärtiger Begleiter der Crew und die ständige Alarmbereitschaft zerrte an den Nerven. Berichte über erste Auseinandersetzungen zwischen gestressten Besatzungsmitgliedern machten die Runde.

Die taktische Konsole zirpte. Garrick horchte auf und warf Manoel Ramirez einen fragenden Blick zu. Der Sicherheitschef kontrollierte die Anzeigen und meldete dann: „Commander, die Sensoren haben ein unidentifiziertes Schiff direkt voraus entdeckt.“ Garrick blickte auf den Schirm, wo er aber noch nichts sehen konnte. „Auf den Schirm! Es handelt sich nicht um einen Warbird, Commander?“ erkundigte er sich. Das Bild auf dem Hauptschirm wechselte, als Manoel den Zoomfaktor änderte. Ein spinnenartig aussehendes Schiff erschien nun dort. „Nein, Sir, ich würde sagen, kein Warbird.“ Garrick nickte leicht. Dann rief er Captain Ebbersmann und Commander Toreen auf die Brücke.

Mark de Boer

Eine Hand griff zum Wasserhahn in der Dusche und drehte ihn voll auf. Dann stützten sich zwei Hände jeweils links und rechts auf das Wasserbecken. Die Person beugte sich vor, dem Spiegel entgegen, fast bis die Nasenspitze diesen erreichte. Der Gesichtsausdruck der Person im Spiegel war ernst. Sehr ernst.

„Du weißt genau, dass es das Risiko wert ist“, sagte die Person vor dem Spiegel. Widerwillig nickte die Person. „Natürlich ist es das Risiko wert. Das Ende dieses Krieges ist mehr wert als das Leben eines einzelnen Fighterpiloten. Es ist auch mehr wert als das Leben des Außenteams, meins eingeschlossen. Es ist sogar mehr wert, als das Leben aller sich auf der Katana befindlichen Personen“, musste sie sogar zustimmen. So etwas wie ein zufriedenes Lächeln trat auf das Gesicht der Person. „Siehst Du. Es ist auch mehr wert als mein Leben“, sagte die Person im Spiegel. Erneut ein widerwilliges Nicken. „Der Plan ist gut, er wird funktionieren. Wenn die Romulaner direkt vor ihrer Tür einen getarnten Fighter finden, wird der Drakh ihn selber sehen wollen. Dank unserer Verbindung zu Senatorin Kuroneko und deren Beziehungen wird Team 2 dann vor Ort sein, wenn der Prätor und der Drakh erscheinen. Danach braucht es nur noch eines einzigen gezielten Schusses. Dann wird dieser Krieg Geschichte sein. Zumindest hoffen wir das“, ergänzte Seeta das Zwiegespräch mit Nelik.

Nelik nickte grimmig. „Und dann wirst Du auf die Katana zurückkehren und Dich zurückverwandeln lassen. Und dann werde ich selber aufhören zu existieren“, warf Nelik vorwurfsvoll ein.


Rhana ging schnellen Schrittes durch die Hallen des Senats. Ihr aufrechter Gang und ihr Tempo täuschten Selbstbewusstsein und Wichtigkeit vor, die sie selbst so rein gar nicht empfand. Sie waren im Begriff, einen Staatsstreich, eine Revolution zu starten. Und bald, sehr bald würde sich entscheiden, ob sie zu Helden oder Verbrechern werden würden.

Sie verließ den Senat und umrundete den Senatshügel. Jetzt würde sie mehr riskieren als jemals zuvor. An einer unübersichtlichen Stelle bog sie in einen der Seitengänge ab undverlangsamte ihren Schritt. „Noch ist Zeit, wieder umzukehren und so zu tun, als sei nichts geschehen.“, meldete sich ein zweifelnder Gedanke. Sie schüttelte ihren Kopf und rief sich innerlich zur Ordnung. Sie hatte bereits vor geraumer Zeit ihre Seite gewählt. Jetzt wurde es Zeit, den Strom der Geschichte in die gewünschte Richtung zu lenken, bevor man von ihm weggespült wurde. Sie ging wieder schneller, tiefer in den Gang hinein, der sonst nur von Versorgern und Bediensteten benutzt wurde. Ihre Nerven waren bis aufs Äußerste gespannt. Irgendwie rechnete sie damit, dass der Tal Shiar vor ihr auftauchen würde.

Sie lächelte, als ihr diese Furcht bewusst wurde. Darum ging es ja.

Aus einer dunklen Nische hörte sie ein leises Räuspern. Sie warf einen kurzen Blick zur Seite und trat in die Nische.

„Hallo Rhana. Oder sollte ich sagen, Senatorin?“, erklang eine leise Stimme, die ihr immer noch Gänsehaut bereitete.

„Loval.“, erwiderte sie kurz. Ihre Stimme zitterte leicht. Dieser Mann war ihr Ausbilder und immer noch der beste Kontakt beim Tal Shiar. Und obwohl ihre Ausbildung Ewigkeiten her war, hatte sie immer noch immensen Respekt vor ihm. Sie wusste, wozu er fähig war.

„Du hast etwas für uns?“, fragte der Mann nach einem kurzen Moment der Stille.

Sie nickte, wurde sich dann aber bewusst, dass es zu dunkel war, als dass man das sehen konnte. „Ja.“, schob sie deshalb hinterher. „Ich habe Informationen über Spione der Föderation, die hier im System sind…“


Loval betrat das Büro des Oberhaupts des Tal Shiars. Der große und beeindruckende Mann saß vor seinem Monitor und studierte etwas. Noch bevor Loval etwas sagen konnte, hob er die Hand und bedeutete ihm, still zu sein. Er blickte weiter starr in seinen Bildschirm und schien irgendwas vor sich hin zu murmeln. Seine Lippen bewegten sich stumm.

Nach einigen Minuten drehte er sich dann zu Loval um. „Was kann ich für Sie tun, Loval?“

„Sir!“, Loval trat näher an den Tisch heran. „Ich habe Informationen über Föderationsspione in unserem System und auf Romulus.“ Sein Gegenüber hob eine Augenbraue. „Und von wem haben Sie diese Informationen?“, fragte er skeptisch.

„Von Senatorin Kuroneko.“ Die Augenbraue schob sich noch ein Stückchen weiter nach oben. „Fahren Sie fort!“

„In unserem System befindet sich demnach ein getarnter Fighter der Föderation, der auf ein Zeichen hin Spione von Romulus abholen und in Sicherheit bringen soll. Senatorin Kuroneko ist in den Besitz des Signals und der Aufenthaltsposition des Fighters gelangt, die dieser dann einnehmen wird.“

„Und wie ist sie da herangekommen, Loval?“

„Sie sagte, einer ihrer Informanten habe eine kleine Gruppe belauscht, die darüber gesprochen haben.“

„So so, ihre Informanten… Sie ist im Herzen wohl immer noch eine von uns. Nun gut, gehen wir der Sache nach.“

„Sie schlug vor, den Piloten gefangen zu nehmen und ihn zu verhören, damit wir die gesamte Zelle ausheben können.“

„Das erscheint mir vernünftig. Ich werde ein paar Schiffe beauftragen, diesen Fighter abzufangen.“

„Die Senatorin hat angeboten, uns mit ihrem Schiff bei der Ergreifung zu unterstützen.“ Die Augen des zweitmächtigsten Manns im Imperium wurden zu einem Schlitz. „Das ist sehr freundlich von ihr, aber das ist eine Operation des Geheimdienstes, nicht der Politik. Senatorin Kuroneko muss sich klar machen, dass sie nicht mehr Teil des Tal Shiar ist.“ „Jawohl, Sir!“ Loval trat noch einen Schritt näher an den Schreibtisch heran und legte einen Datenkristall darauf ab. „Hier sind die Frequenzen und die Position.“

Dann nickte er stumm einen Gruß, drehte sich um und verließ das Büro.


Der Hüne saß noch einen Moment bewegungslos in seinem Sessel und starrte auf den Datenkristall. Dann nahm er ihn in die Hand und hielt ihn hoch. Er spürte einen Stich in seinem Kopf, der ihn zusammenzucken ließ. „Ja, ich weiß, dass diese Spione für euch eine Gefahr sind.“, murmelte er leise. „Ja, ich weiß, was ich zu tun habe…“ Er verspürte einen stechenderen Schmerz in seinem Kopf. Er stöhnte auf. „Ja, ich werde ihn liquidieren lassen, bevor… Nein, ich… Nein, niemand wird von dem Piloten erfahren.“

Der Schmerz ließ nach. Dennoch dauerte es noch einige Momente, bis sich der oberste Tal Shiar erholt hatte. Er holte tief Luft. „Mich nennt man die Graue Eminenz. Wenn die Leute nur wüssten…“, stieß er grimmig hervor.


Mark fluchte still in sich hinein. Es gab eine Absprache, wo sich zu welchem Zeitpunkt die beiden Schiffe aufhalten sollten. Durch die beiden Warbirds war dieser Plan für ihn aber kaum noch einzuhalten. Ständig kreuzte einer dieser Verfolger seine Bahn, so dass er einen Bogen fliegen musste. Er hoffte inständig, dass die Katana nicht dasselbe Problem hatte und die beiden nicht irgendwann zusammenstießen.

Mark war mittlerweile wirklich ziemlich am Ende seiner Kraft. Er hatte jetzt schon ewig nicht mehr geschlafen und seit Beginn dieser Verfolgungsjagd hatte er sich noch nicht einmal ausruhen können. So langsam merkte er die Nebenwirkung. Überall sah er nur noch Warbirds und romulanische Fighter. Aber sein Monitor zeigte nichts an. Er befürchtete mittlerweile ernsthaft, dass er an Paranoia litt.

Momentan hatte er ein wenig Ruhe, da sich die beiden Warbirds auf die andere Seite des Planeten verzogen hatten. Er lehnte sich zurück und war eingenickt, noch bevor sein Kopf die Lehne berührt hatte.

Sekunden später wurde er von einem schrillen Ton geweckt. Das Adrenalin schoss durch Marks Adern. „Verdammt. Wieder ein Annäherungsalarm?“, rief er über den Lärm hinaus. Er blickte auf den Monitor und brauchte einige Sekunden, bis er begriff, was er da sah und hörte. Schlagartig war er hellwach. „Das Taxi ist schon unterwegs.“, murmelte er, während er den Signalton abschaltete und sich anschnallte. „Dann wollen wir mal…“

Mark aktivierte kurz den Antrieb seines Fighters und flog einen Bogen. Dann schaltete er um auf die Manövriertriebwerke und ließ sein Schiff langsam in Richtung der vereinbarten Haltestelle gleiten.

Er konzentrierte sich voll auf den Flug, als ihm etwas auf dem Monitor auffiel. Er sah genauer hin. Zwei Warbirds hatten sich so positioniert, dass sie in unmittelbarer Nähe zu seiner Zielposition befanden, kurz bevor er den Transport einleiten würde.

„Verdammte Scheiße!“, knurrte er. Hatten Sie ihn entdeckt? Er überlegte kurz, was das zu bedeuten hatte und was er nun tun sollte. In seinen Augen gab es nur zwei Möglichkeiten: Entweder wurde das Außenteam gefangen genommen und gezwungen, das Signal zu senden, oder man hatte sie zumindest entdeckt. Beides bedeutete, dass er nichts tun konnte und es keinen Sinn machte, dort hinunter zu fliegen. Es wäre Selbstmord. Und damit konnte er dem Außenteam nicht helfen.

„Verdammt!“, fluchte er. „Verdammt! Verdammt! Verdammt!“ Er hieb mit der Faust auf die Lehne seines Sessels. Dann brach er seinen Einflug ab und drehte bei. Sekunden später schossen zwei Disruptorstrahlen heran und kreuzten sich an der Stelle, die er kurze Zeit später hätte erreichen sollen. Es folgten noch zwei weitere Feuerstöße in unmittelbarer Nähe. Dann veränderten die beiden romulanischen Schiffe ihre Positionen und schossen breit gefächerte Salven von Torpedos und Phasern ab.

Das bestätigte Marks Verdacht, dass ihre Mission aufgeflogen war. Er begab sich auf eine stationäre Umlaufbahn und begann einen passiven Scan der Übertragungen des Planeten. Er startete ein Suchprogramm, das sich melden würde, sobald in den Übertragungen ein Bild oder ein Wort über Spione, die echten oder auch die angenommenen Namen der Außenteammitglieder zu finden sein sollten. Vielleicht fing er einige Informationen auf, die er zu seinem Vorteil nutzen konnte bei der Befreiung des Außenteams.


Nelik alias Seeta hastete durch die Nacht. Sie hatte eine kryptische Nachricht von Rhana erhalten, in der sie um ein dringendes Treffen bat. Ihre Alarmsignale hatten immerzu geläutet, aber sie hatte sie ignoriert. Wenn es eine Falle wäre, würde es nichts ändern, wenn sie nicht zu dem Treffen kommen würde. Sie wäre der Senatorin ja bekannt. Dann würde man sie eben in ihrem Haus (in Neliks Haus, verbesserte sie sich) oder im Büro erwischen.

Sie hatte die Nachricht erst kurz zuvor erhalten, weil sie den ganzen Tag in langweiligen Senatssitzungen hatte verbringen müssen. Und so war sie mehr als spät dran.

Dennoch war sie sich bewusst, dass sie keine Aufmerksamkeit auf sich lenken durfte. Also zwang sie sich, das letzte Stück im normalen Tempo zurückzulegen. Außerdem bemühte sie sich verzweifelt, nicht ständig nach Verfolgern Ausschau zu halten. Ihr war klar, dass es nichts Auffälligeres gab als jemanden, der versuchte, unter gar keinen Umständen aufzufallen. Und so ging sie einmal an der Tür zum Treffpunkt vorbei und lief einen Bogen, bei dem sie etwaige Verfolger entdecken musste.

Sie sah aber niemanden, also ging sie ruhigen Schrittes wieder zur Tür und gab das vereinbarte Klopfzeichen. Sekunden später wurde ihr geöffnet, und sie verschwand im Inneren.

Sie trat in den Raum und blickte in die bekannten Gesichter der letzten Runde. Antoka nickte ihr zu, alle anderen sahen mehr oder weniger betrübt zu Boden. Rhana blickte ihr in die Augen. Sie sah blasser - nein, grauer – aus als zuletzt, dachte Seeta. Das konnte nichts Gutes bedeuten. „Was gibt es?“, fragte sie unumwunden.

„Unser Plan ist schief gelaufen.“, antwortete Antoka. Und Lomka ergänzte: „Wir haben unser Rückfahrticket umsonst geopfert.“

Nelik sah verwirrt zur Senatorin herüber, die daraufhin das Wort ergriff. „Ich habe wie besprochen die Informationen über euren Piloten meinem Kontaktmann gegeben. Jemanden, dessen Wort etwas gilt im Tal Shiar. Aber dennoch bin ich ausgebremst worden. Mein Schiff wird nicht an der Gefangennahme teilnehmen. Um ehrlich zu sein, bin ich mir nicht einmal sicher, ob es dazu überhaupt kommen wird. Das Oberhaupt des Tal Shiar hat die Sache an sich genommen. Und wir sind uns immer noch nicht sicher, ob er nicht auch von den Drakh beherrscht wird.“

„Ach, wann wollten Sie uns diese Info denn geben?“, regte sich Seeta auf. „Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich diesem Plan nie zugestimmt!“

„Es war unsere einzige Chance…“, wehrte sich Rhana schwach.

„Aber das ist noch nicht das Schlimmste.“, fuhr der alte Mann fort, der bislang nur still dabei gesessen hatte. Seeta sah ihn finster an. „Was kann noch schlimmer sein?“

„Sie haben wie erwartet das Signal gesendet. Aber sie wollten den Piloten nicht gefangen nehmen. Stattdessen haben Sie die Stelle unter Feuer genommen, wo er auftauchen sollte…“

„Oh, mein Gott!“, stöhnte Seeta auf. „de Boer!“

„Sie haben aber nichts getroffen. Auch das anschließende Sperrfeuer hat ihn nicht getroffen.“, fuhr der Mann fort.

„Also hat er den Braten gerochen!“, schlussfolgerte Seeta.

„Oder er hat es gar nicht erst bis ins System geschafft…“, ergänzte Speyer missmutig. Stille trat ein.

„Wie sieht denn das weitere Vorgehen jetzt aus?“, fragte Demik schließlich.

„Eine gute Frage. Wir müssen zusehen, dass wir die Drakh zusammen mit dem Prätor erwischen. Insofern hat sich die Situation nicht verändert.“, meinte Seeta nach kurzem Überlegen.

„Nicht ganz…“, widersprach Rhana. „Ich habe den Tipp gegeben, also werde ich jetzt wohl besonders überwacht werden. Meine Bewegungsfreiheit wird ab sofort wohl ziemlich eingeschränkt sein. Ich werde zukünftig keine Hilfe mehr sein.“ Die Senatorin wirkte sehr bedrückt.

Plötzlich klopfte es an der Tür. Seeta erkannte das geheime Klopfzeichen, aber bevor jemand aufstehen konnte, wurde die Tür aufgerissen. Instinktiv riss Rhana und der alte Mann ihre Disruptoren hoch.

„Senatswache!“, rief die alte Frau erschrocken aus und warf sich zur Seite.

„STOPP!!!“, schrie Seeta. „Er gehört zu uns.“

Zögernd ließen die beiden Romulaner ihre Waffen sinken. „Das ist einer ihrer Asse?“, fragte der Mann schließlich. „Ich hatte an etwas anderes gedacht.“

„Wieso kommen Sie überhaupt hier so reingestürmt? Sind Sie lebensmüde?“, fuhr Seeta den jungen Mann an. Dieser ließ sich aber gar nicht beeindrucken.

„Es gibt ein Geheimtreffen im Senat zwischen dem Prätor und den Oberhäuptern von Tal Shiar und Militär!“, rief er. „Sie werden in einer Stunde zusammenkommen.“

„Das ist die Chance, die wir gesucht haben.“, wurde Kuroneko ganz aufgeregt. „Scheinbar sind sie doch aufgeschreckt…“

„Okay, wir haben jetzt nicht viel Zeit. Wir müssen in deren Nähe kommen – mit Waffen!“

„Hier können wir helfen.“, meinte der Wachmann. „Wir haben am Eingang 4 Dienst. Da bekommen wir die Waffen in den Senat.“

„Ich sagte doch, dass er ein Ass im Ärmel ist.“, meinte Seeta grinsend. „Sehr gut. Dann müssen wir nur noch herausfinden, wo sie sich treffen werden.“

„Ich kann mir denken, dass das in den Räumen des Prätors sein wird. Dieser ist besonders geschützt und schlecht einsehbar.“

„Dann sollten wir schnell überlegen, wie wir vorgehen wollen.“


Die romulanische Führungsriege hatte sich in den Amtsräumen des Prätors zurückgezogen. Bei ihnen befanden sich drei Drakh. Jeweils zwei Wachleute beider Rassen hatten vor dem Raum Stellung bezogen.

„Was war das für eine inkompetente Aktion heute?“, fuhr Shiv'Mohon den Geheimdienstler wütend an. „Der Pilot sollte abgeschossen werden. Stattdessen haben Sie ein Feuerwerk veranstaltet.“ „Wir haben uns so verhalten, wie die Informationen es verlangt haben. Ich kann nichts dafür, wenn dieser Pilot sich nicht an deren eigenen Plan hält.“

„Ausreden! Nichts als faule Ausreden!“, fuhr ihm der Drakh über den Mund.

„Keine Ausrede! Aber ich werde mir mal Senatorin Kuroneko vornehmen. Es waren ihre Quellen. Ich traue ihr nicht mehr. Sie verhält sich in letzter Zeit seltsam.“

„Und trotzdem sind Sie ihrer ausgelegten Spur so bereitwillig gefolgt?“, rief Shiv’Mohon laut.

Der Prätor hob seine Hände. „Meine Herren, so kommen wir nicht weiter. Beruhigen Sie sich!“ Der zweite Drakh dreht sich ruckartig zu ihm um. „Diese Spione müssen entlarvt werden, bevor unser Bündnis öffentlich wird. Sie stellen eine echte Gefahr dar!“ Er trat vor, so dass sein Gesicht sich nur wenige Zentimeter vor dem des Prätors befand. „Sorgen Sie endlich dafür! Oder wir sehen uns gezwungen, uns zuverlässige Bündnispartner zu suchen!“

Wie auf Kommando verspürte der Prätor einen stechenden Schmerz und fasste sich an die Stirn. Der Schmerz verstärkte sich so sehr, dass der romulanische Führer glaubte, sein Kopf würde jeden Moment explodieren. Dann ließ dieser abrupt nach, und der Prätor stöhnte erleichtert auf. „Sie verstehen, dass es uns ernst ist?“, fragte der Drakh emotionslos. Der Prätor nickte nur stumm.

In diesem Moment betrat einer der romulanischen Wachen den Raum. „Prätor. Vor der Tür steht Senatorin Kuroneko mit zwei Senatswachen und möchte Sie sprechen.“

Der Prätor sah einen Augenblick zu Shiv’Mohon hinüber. Dieser nickte leicht. „Gut, die Senatorin soll eintreten. Die Wachen sollen aber draußen warten. Sorgen Sie dafür.“ „Ja, Sir!“ Der Wachmann nickte und verließ den Raum. „Wie praktisch.“, kommentierte das Tal Shiar-Oberhaupt ironisch. „Da führt sich das Lamm selbst zur Schlachtbank!“

Sekunden später trat Senatorin Kuroneko ein. „Prätor, ich muss… Oh, Sie haben Besuch. Wenn ich das gewusst hätte…“ Sie tat überrascht, aber musste sich beherrschen. Es war eine Sache, den Feind nur vom Hörensagen zu kennen, aber eine ganz andere, ihm Auge in Auge gegenüber zu stehen. Sie musste sich an den Plan halten und auf das vereinbarte Zeichen warten.

„Senatorin, wir haben eben von Ihnen gesprochen. Es ist schön, dass Sie gerade jetzt herkommen.“

„Oh, ich bin überrascht. Ich wusste nicht, dass wir Gäste eines anderen Planeten haben. Darf ich fragen, mit wem ich die Ehre habe?“, stellte sich Rhana unwissend.

„Ich denke, Sie wissen genug.“, antwortete der oberste General der romulanischen Armee giftig und packte sie am Arm.

„Sir…“ Rhana versucht sich, dem Mann zu entziehen, aber der packte nur fester zu.

Plötzlich drangen Geschrei und das Zischen von Disruptoren in den Raum. Ein romulanischer Wachmann stolperte herein. „Ein… Hinterhalt…“ kam noch über seine Lippen, bevor er zusammenbrach.

Dann ging alles sehr schnell. Rhana versetzte dem General einen harten Schlag mit dem Ellbogen ins Gesicht. Der Mann schrie schmerzerfüllt auf und ließ die Senatorin los. Die Senatorin griff in ihren Ärmel, zog einen Disruptor heraus und schoss auf den Drakh, der ihr am nächsten war. Mit einem erstickten Laut fiel dieser tot zu Boden.

Rhana grunzte zufrieden und schwenkte die Waffe auf den zweiten Echsenmann. Dieser aber konnte schnell genug reagieren und duckte sich, während er seinerseits einen Schuss auf die Romulanerin abgab.

Rhana wich geschickt aus und wollte das Feuer erwidern, erhielt aber einen harten Schlag in den Rücken, der sie zu Boden stürzen ließ. Ihr Disruptor rutschte ihr aus der Hand und schlitterte unerreichbar über den Boden. Sie drehte sich um und starrte in das höhnisch grinsende Gesicht des Generals. Er hatte seinen Disruptor auf sie gerichtet. „Das war es dann wohl, SENATORIN. Befehlen Sie Ihren Leuten, sich zu ergeben. Jeden Moment wird es hier von unseren Leuten wimmeln, die kurzen Prozess mit Ihresgleichen machen werden, Sie Verräterin!“

Rhana seufzte verzweifelt. „Sie sind der Verräter an Romulus! Ich hatte gehofft, dass es nie soweit kommen würde…“ Sie hob die Hand und hielt ihn über Ihren Insignienkommunikator. „Ich werde es zu Ende bringen. Für Romulus…“

Sie drückte den Button.


Antoka duckte sich hinter einer Brüstung, während sie unter Beschuss genommen wurde. Eigentlich lief es ganz gut. Sie hatten drei der Wachmänner ausgeschaltet, aber selbst nur einen Verlust hinnehmen müssen. Der alte Mann war wie ein Irrer auf die Wachleute zugerannt und hatte einen der Drakh niedergeschossen, bevor er selbst getötet wurde. Inzwischen lebte nur noch der zweite Drakh. Aber der hatte sich verschanzt und schoss auf jeden, der sich hinter seiner Deckung hervortraute.

Und so langsam lief ihnen die Zeit davon. Wenn von Rhana nicht bald ein Signal kommen würde, dass sie Erfolg gehabt hatte, musste das Außenteam den Raum stürmen. Und je länger sie warteten, desto größer war die Gefahr, dass Verstärkung eintraf, gegen die sie sich zur Wehr setzen mussten. Weitere Senatswachen waren nicht zu befürchten. Diese hatten Tavik und sein Team im Vorfeld ausgeschaltet.

„Eines musste man Akida lassen.“, dachte Antoka. „Er hat ein gutes Gespür bei der Auswahl der Positionen bewiesen.“ Aber dennoch war damit zu rechnen, dass Gefolgsleute und Spezialkräfte hier bald auftauchen würden.

„Wir müssen angreifen, sonst wimmelt es hier bald von Gegnern.“, rief sie deshalb Nelik zu.

„Wir geben Ihrem Team Feuerschutz.“, rief Tavik. „Auf Drei! Eins… Zwei… Drei!“ Simultan kamen die beiden Außenteams hinter ihrer Deckung hervor. Und während Taviks Team die Stellung des Drakh unter Beschuss nahm, rannte Seetas Team nach vorne, um eine bessere Schussposition zu bekommen.

Ein ohrenbetäubender Lärm ertönte, und Bruchteile einer Sekunde später wurden alle von einer Druckwelle von den Beinen gerissen.

Lomka öffnete die Augen. Er lag auf dem Rücken, konnte sich aber nicht mehr erinnern, was passiert war. Er erhob sich und sah um sich herum Leute und Trümmer liegen. Jemand kam auf ihn zu und sprach ihn an, aber er hörte nichts. Verständnislos sah er die Romulanerin an. „Was wollte denn eine Romulanerin von ihm?“ kam ihm in den Sinn.

Es dauerte einen Moment, bis er Piepen hören konnte, das immer lauter wurde. Dann kamen auch andere Geräusche zurück.

„…in Ordnung? Sind Sie verletzt?“ Er sah die Frau an, dann an sich selbst hinunter. Dann fiel ihm alles wieder ein. Die Mission. Jetzt wusste er auch wieder, wer diese Romulanerin war. „Ja, Ma’am. Mir geht’s gut. Was war das?“

„Eine Explosion würde ich sagen… Kommen Sie mit mir!“ Die Romulanerin – Lomka erinnerte sich jetzt auch wieder an ihren Namen, Yadeel bzw. Nelik als ihre Tarnung – zog ihn hinter sich her. Er ergriff seinen Disruptor und folgte ihr. Vor dem Eingang zum Raum des Prätors lag der letzte Drakh. Er war tot, erschlagen von der Tür, die durch die Detonation aus den Verankerungen gerissen wurde. Sie ignorierten die Leiche und betraten vorsichtig den Raum.

Er atmete tief ein und musste sofort heftig husten. Ihm tat alles weh, und ein großer Druck lastete auf seinem Körper. Er ignorierte den Schmerz und stemmte sich gegen das Gewicht auf seiner Brust. Es brauchte einiger Versuche, aber dann hatte er sich befreit. Er richtete sich auf und sah sich um. Er befand sich auf einem Trümmerfeld. Die Bombe, die Senatorin Kuroneko gezündet hatte, hatte den Raum buchstäblich zerstört. Von ihr war nichts mehr zu entdecken. Er sah an sich herunter und registrierte schwere Verletzungen und Verbrennungen überall an seinem Körper. Aber dann sah er etwas, das ihm die Schmerzen vergessen ließen. Zu seinen Füßen lag etwas, das an einen Parasiten erinnerte. „Ich bin endlich frei von diesem Ding!“, dachte er. Er grinste, verzog dann aber schmerzverzerrt das Gesicht. Er sah sich um und konnte sich abermals ein Grinsen nicht verkneifen. Ausgerechnet der Drakh, der ihm diesen Parasiten eingesetzt hatte, hatte bei der Explosion vor ihm gestanden und ihn so vor den schlimmsten Auswirkungen bewahrt. „Ironie des Schicksals…“, dachte er belustigt. Vorsichtig humpelte er weiter. Dort vorne lag reglos der Prätor. Er ging zu ihm und fühlte seinen Puls. Er lebte. Und auch bei ihm lag dieser widerwärtige Wurm, der Ihm den Willen der Drakh aufgezwungen hatte. „Wir sind alle frei!“, flüsterte der Geheimdienstleiter leise. Dann richtete er sich ruckartig auf – eine Bewegung, die er im selben Moment wieder bereute. Er aktivierte seinen Kommunikator. „An die Kapitäne der Kelorex, der Timoral, der Maras und der Sempitex. Zerstören Sie das Drakh-Schiff sofort! Ich wiederhole: An die Kapitäne der Kelorex, der Timoral, der Maras und der Sempitex. Zerstören Sie das Drakh-Schiff sofort!“ Es folgten die Bestätigungen der vier Kapitäne.

Zufrieden nickend aktivierte er seinen Kommunikator erneut: „An alle Sicherheitskräfte und medizinischen Teams im Regierungsviertel. Kommen Sie umgehend zum Senat. Hier hat es eine Bombenexplosion gegeben.“ Erschöpft ließ er sich auf die Überreste sinken, von denen er nicht mehr sagen konnte, was sie einmal gewesen waren. Er seufzte erleichtert. Plötzlich spürte er eine bleierne Müdigkeit, und die Schmerzen kamen wieder zurück. Er bemerkte eine Bewegung im Augenwinkel und sah auf. Zwei Personen kamen. „Ah, das ging ja schnell. Helfen Sie erstmal dem Prätor. Er liegt…“ Dann zögerte er. Die beiden Romulaner hatten ihre Disruptoren im Anschlag und auf ihn gerichtet. „Wer sind Sie?“, fragte er misstrauisch. „Sind Sie für all das hier verantwortlich?“ Er breitete die Arme aus. „Falls das so ist, und Sie in Wirklichkeit keine Romulaner sind, habe ich Ihnen nur eines zu sagen: Sie haben diese Dreckskerle getötet. Wenn Sie mich jetzt auch töten wollen, sterbe ich wenigstens als freier Mann.“

Die beiden Romulaner sahen sich an. Die Frau nickte, worauf beide die Waffe sinken ließen. „Die Drakh sind tot?“, fragte die Frau schließlich. Er nickte. „Und die Keeper ebenfalls?“ „Falls Sie damit diese ekligen Würmer meinen, ja, die sind auch tot.“

Die Frau drehte sich um und wandte sich zum Gehen. Dann sah sie ihn noch einmal an. „Ich hoffe, Sie vergessen nicht, wer Ihnen geholfen hat gegen die Drakh!“

Der große Mann nickte. „Einen Tipp noch. Sie sollten jetzt hier besser verschwinden. Gleich wimmelt es hier von Sicherheitskräften. Und ich kann nicht alle überwachen.“

Die beiden Romulaner verließen im Laufschritt den Raum.


Als Nelik und Lomka die Räume des Prätors verließen, hatten sich die übrigen Mitglieder der Außenteams schon gesammelt. Bis auf kleinere Blessuren durch die Druckwelle waren alle unverletzt.

„Los raus hier. Gleich sind hier Romulaner ohne Ende.“, rief Seeta. „War unsere Aktion erfolgreich?“, fragte Tavik. „Ja, die Drakh und die Keeper sind tot.“

„Ma’am, eine Spezialtruppe ist im Anmarsch. Wir sollten hier verschwinden.“, meldete sich Lomka. „Geben Sie de Boer das Signal.“, nickte Seeta. „Hoffentlich ist er überhaupt hier im System und vertraut dem Signal noch.“, ergänzte sie leise.


Mark saß in seinem Fighter und verfolgte verzweifelt die Nachrichten und Meldungen. Bisher hatte er noch nichts gehört, dass Spione der Föderation aufgegriffen worden waren. Das konnte ein gutes, aber auch ein schlechtes Zeichen sein. Ihn machte DIESE Warterei noch viel nervöser als die davor. Er hatte auch schon überlegt, wann er die Heimreise würde antreten müssen, um dem Oberkommando zu berichten. Aber so schnell wollte er nicht aufgeben. Er hatte sich noch mindestens eine Woche gegeben. Ihm wurde auch jetzt wieder klar, dass Akidas Plan mehr als schlecht war. Sie hatten keinen Plan B gehabt, was er in einer Situation wie dieser tun sollte. Improvisieren war ja nicht schlecht. Aber wenn man so auf sich alleine gestellt war und sich mit niemandem auf eine Vorgehensweise einigen konnte, konnte Improvisation auch eine Gefahr darstellen.

Plötzlich registrierte er, vielmehr sein Fighter, auf dem Planeten eine Explosion. Schnell überprüfte Mark die Werte. „Der Senat!“, rief er erfreut. „Dann sind die beiden Teams wohl doch noch aktiv.“ Er bereitete sich vor, aktiv werden zu müssen, als ein Warnton erklang. „Computer, was ist los?“ „Vier Schiffe der D'deridex-Klasse haben ihre Schilde und Waffen aktiviert.“ „Oooooohhhh, nicht gut.“ Mark schnallte sich an und aktivierte seinen Injektor, der ihm eine Dosis Omega-Adrenalin verabreichte. Sofort nahm er alles viel deutlicher wahr, und auch das mittlerweile eingeschränkte Gesichtsfeld erweiterte sich wieder. Er leitete alle Maßnahmen für ein sofortiges Notfall-Manöver ein. „Was immer auch passieren wird, ich bin vorbereitet. Mal wieder…“, dachte er zynisch. Aber statt der erwarteten Attacke auf ihn oder gar auf die Katana schossen die Warbirds auf ein Schiff, dass über dem Nordpol aus einem blinden Fleck für seine Sensoren aufgetaucht war. Das Schiff feuerte zurück und beschädigte einen der Warbirds. Aber es musste viele Treffer einstecken, und schon bald war klar, dass dieses Schiff keine Chance hatte. Es wehrte sich jedoch weiter tapfer und konnte zwei Warbirds schwer beschädigen, bevor es in einem Meer aus Flammen explodierte.

Zeitgleich ertönte wieder ein Signal in Marks Kampfflieger. „Was ist denn heute los?“, fragte er genervt. Er schaltete den Lärm ab und starrte auf den Monitor. „Der Transportruf. Schon wieder…“, murmelte er. „Hoffentlich ist es diesmal keine Falle.“ Er begab sich auf die Ausweichposition, die ausgemacht war, nicht ohne dabei die Position sämtlicher Warbirds und anderer Schiffe zu beobachten. Aber diesmal gab es keine Anzeichen dafür, dass er erwartet wurde. Als er die Position erreicht hatte, aktivierte er den Transporter, aber er erhielt nur den negativen Signalton vom Computer. Er checkte die Systeme und versuchte es erneut. Dann entdeckte er die Transporter-Scrambler, die sich überall im Weltraum um Romulus befanden.

„Verdammter Mist! Die müssen nach der Explosion aktiviert worden sein.“, fluchte Mark. Ihm blieb nur eine echte Möglichkeit, diesem Scramblern aus dem Weg zu gehen, denn zerstören war keine echte Option.

Er aktivierte seinen Antrieb und flog eine Kurve, die ihm einen direkten Eintritt in die Planetenatmosphäre ermöglichen sollte. Er veränderte die Form seiner Deflektorschilde so, dass er dabei nicht wie ein Komet leuchten würde. Aber dennoch war die Gefahr sehr groß, dass er entdeckt würde. Also aktivierte er noch den Neuralmodus.

Er steigerte seine Geschwindigkeit weiter und bereitete sich auf einen holprigen Flug durch die Atmosphäre vor. Sekunden später traf das Schiff auf die Exosphäre. Sofort wurde es durchgerüttelt. Mark war froh über die Sicherheitsgurte in seinem Fighter. Durch den Neuralmodus gewann er wertvolle Zeit, die die Schwerfälligkeit seines Schiffes im Atmosphärenflug zumindest einigermaßen wieder wettmachte.

Seine Sensoren zeigten weiterhin an, dass die Transporter von den Scramblern beeinträchtigt wurden. Also drang er tiefer in die Atmosphäre ein, als er es vorgehabt hatte. „Den Überschnallknall kann man sicher meilenweit hören.“, dachte er in einem Anflug von Humor. Als er schließlich in die Stratosphäre vorgedrungen war, hörten die Störsignale auf. Sofort aktivierte er das automatische Transporterprogramm. Ihm wurden acht Signale übermittelt, die der Transporter erfasste und zu ihm hochbeamte. Als er die Bestätigung erhielt, dass die Transporterpuffer die vollständigen Muster des Außenteams enthielten, zog Mark den Fighter hoch. Das Vibrieren und die Erschütterungen wurden nochmal stärker, als er mit vielfacher Schallgeschwindigkeit den Fighter hochzog und die Atmorphäre von Romulus wieder verließ. Sofort richteten sich die Waffenplattformen auf ihn. Mark aktivierte das falsche Sensorsignal, und tatsächlich reagierten die Plattformen darauf. Sie richteten sich auf das neue Bild aus und feuerten, ohne jedoch auch nur in die Nähe von Marks Fighter zu kommen. Bei der Menge an Plattformen musste Mark jedoch sehr darauf achten, nicht zufällig in das Feuer einer Plattform zu geraten. Er war sehr froh über diesen Neuralmodus, der ihm schnellere Reaktionen und Befehle erlaubte. Er hatte ein Bild vor Augen von einem japanischen Comic, in dem ein Android beim Tippen aus seinen zehn Fingern jeweils weitere zehn, kleinere Finger machen und so mit irrsinniger Geschwindigkeit arbeiten konnte. Momentan brauchte Mark jeden dieser hundert Finger, um heil aus dem Feuergebiet herauszukommen. Schließlich hatte er es geschafft. Mark sendete das vereinbarte Signal für die Katana und ging auf Warp.


„Prätor, die Übertragung beginnt in wenigen Momenten.“ Der Mitarbeiter der Propagandaabteilung schloss die Tür und ließ das romulanische Oberhaupt allein. Dieser seufzte. Er blickte in den Spiegel und sah ein eingefallenes Gesicht. Seitdem die Drakh vernichtet wurden, hatte er sich wieder und wieder in ärztliche Behandlung geben müssen. Die Explosion hatte er mit viel Glück überlebt, aber noch immer gab es Tage, an denen er das Feuer auf seinem Körper spürte. Aber viel schlimmer war allerdings der Phantomschmerz in seinem Kopf. Er hatte den Parasiten gesehen. Tot und von romulanischen Wissenschaftlern aufgeschnitten. Trotzdem verspürte er immer noch diese Präsenz in seinem Kopf und die Schmerzen, die sie verursacht hatte. Seine Ärzte hatten versichert, dass da nichts mehr zurückgeblieben war. Aber was spürte er denn dann? Er griff nach seinem Ale und nahm einen großen Schluck. „Hmmm… Bis vor kurzem habe ich das Zeug getrunken, um mit meinen Gedanken alleine zu sein. Jetzt trinke ich es, um gerade nicht alleine mit ihnen zu sein.“, murmelte er.

Der Mitarbeiter betrat wieder den Raum. „Prätor, wir sind so weit. Die Ansprache an das romulanische Volk kann beginnen, sobald Sie soweit sind.“

Der Prätor nahm einen letzten Schluck und stand auf. „Dann wollen wir das mal hinter uns bringen…“


„Sternzeit 60.251,9

Logbuch des Captains

Nach der Explosion und der Vernichtung des fremden Raumschiffs durch die Romulaner haben wir das vereinbarte Signal von unserem Piloten Mark de Boer in seinem Fighter erhalten. Wir befinden uns derzeit auf dem Flug zu unserem vereinbarten Treffpunkt, um ihn und die beiden Außenteams an Bord zu nehmen. Wir wissen aktuell noch nicht, ob es Verluste oder Verletzte gab. Dies werden wir erst dann erfahren.

Politisch hat es auch eine Veränderung gegeben. Der Prätor ist in einer Ansprache an sein Volk zurückgetreten. Sein Nachfolger ist noch nicht in Erscheinung getreten. Unser Verbindungsoffizier Toreen Akida konnte keine tiefgreifenden Informationen zu ihm liefern. Es bleibt abzuwarten, ob unsere Mission in jeder Hinsicht erfolgreich war und den Krieg beendet. Die Situation an Bord hat sich ein wenig entspannt. Trotzdem sind wir weiterhin im Tarnflug mit allen bisherigen Vorsichtsmaßnahmen unterwegs. Ich denke, wir werden alle froh sein, wenn wir endlich Föderationsgebiet erreicht haben. Und danach wird diese Mission ein Nachspiel haben. Ich bin nicht bereit, dieses Vorgehen einfach so auf sich beruhen zu lassen.

Captain Ebbersmann Ende!“


Mark verließ die Krankenstation. Er war jetzt seit vier Stunden wieder auf der Katana und hatte Doktor Maddigan mehrfach darauf hingewiesen, dass der sich lieber um das Außenteam kümmern sollte, anstatt ihn von seinem Schlaf und einem vernünftigen Essen abzuhalten. Trotzdem hatte der Doktor es sich nicht nehmen lassen, Mark von Kopf bis Fuß durchzuchecken. Schließlich hatte er ihm für die nächsten Tage absolute Ruhe und viel Schlaf verordnet. Ansonsten war Mark bei guter Gesundheit. Er schlurfte gedankenverloren durch die Gänge zu seinem Quartier, als aus einem Nebengang eine Person auf ihn zustürmte und ihn so heftig umarmte, dass er gegen die Wand knallte.

„Mark! Dir ist nichts passiert! Ich bin so froh, dich zu sehen!“ Noch bevor er irgendwas sagen konnte, wurde er von einem Schwall Küsse bedeckt. Er nahm Tessa in die Arme und drückte sie an sich. „Ich habe dich vermisst…“, flüsterte er ihr ins Ohr, bevor er sie küsste.

„Ich habe noch Dienst, aber ich komme direkt danach vorbei, wenn du willst. Wir können dann was zusammen essen…“, kokett schlug sie die Augen auf und lächelte ihn an. „Ich werde auf dich warten.“, antwortete Mark. Tessa küsste ihn noch einmal, dann löste sie sich von ihm. „Ich muss wieder…“, sagte sie, gab ihm noch einen Kuss und lief dann zurück in den Gang, aus dem sie gekommen war. „Bis später!“

Mark lächelte, als er ihr nachsah. „Bis später!“

Er wollte gerade weitergehen, als sein Kommunikator piepte. „Captain Ebbersmann an Mark de Boer. Bitte kommen Sie in den Besprechungsraum.“

Mark seufzte. Seine Dusche musste also noch warten.


Mark genoss jede Sekunde, die er unter der Dusche stand. Er genoss jeden Tropfen, der an seinem Körper entlanglief. Nachdem die Außenteams und er dem Captain und der Führungscrew noch zwei Stunden lang Bericht erstatten mussten, hatte er es endlich in die Dusche geschafft. Gleich würde Tessa vorbeikommen. Er freute sich auf das gemeinsame Essen mit ihr.

Er hatte sich gerade etwas Bequemes angezogen, als die Tür sich öffnete und Tessa eintrat. Er trat ihr entgegen und nahm sie in die Arme, während sie sich innig küssten. „Hmm, du duftest so gut.“, sagte er ihr leise. Sie lächelte. „Und du erst…“ Sie küssten sich weiter. Nach einer Ewigkeit trennten sich ihre Lippen. „Hast du Hunger?“, fragte Tessa. „Oh, und wie. Ich bin noch kein bisschen zur Ruhe gekommen, um was zu essen.“ „Dann werde ich uns etwas machen. Aber vorher muss ich mich nochmal frisch machen. Gib mir eine Minute.“

Sie drehte sich um und ging ins Bad, während Mark jeden ihrer Schritte mit den Augen verfolgte. Mark setzte sich auf sein Sofa und seufzte. „Das wird ein perfekter Abend…“

Tessa lächelte, als sie in den Spiegel sah. Heute war Mark endlich wieder zurückgekommen. Sie hatte ihn so verdammt vermisst. „Das wird ein schöner Abend. Ein richtig perfektes Wiedersehen.“

Sie atmete tief ein, warf ihrem Spiegelbild einen Handkuss zu und verließ das Bad. Dann blieb sie stehen. Auf dem Sofa saß Mark und schlief tief und fest. Sie lächelte, weil er so friedlich dasaß. Aber so hatte sie sich den Abend nicht unbedingt vorgestellt. Sie setzte sich neben ihm, nahm seine Hand und lehnte sich an ihn. So saß sie einige Minuten, aber Mark wachte nicht auf. Sie stand auf und legte ihn richtig aufs Sofa. Dann gab sie ihm einen Kuss. „Schlaf gut, mein Held!“ Er murmelte etwas im Schlaf, wachte jedoch nicht auf. Sie gab ihm noch einen Kuss und verließ dann sein Quartier.