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Einen Schritt weiter
Autor: Karl Theodor Randon
Autor: Lew Sulik
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11.12.2384, 6:00 Uhr
„Ich kann es nicht fassen, dass du dem Transporterchief meinen besten Whiskey versprochen hast!“, schimpfte Lew als er das Medikit wieder zusammen packte: „Einen irischen 21 Jährigen Single Malt... der Idiot säuft den doch nur mit Cola!“
„Du hast uns in diesen Ärger mit hinein geritten, da darfst du ruhig ein wenig zahlen!“, entgegnete Mark fast aufgebracht über diese völlig deplatzierte Beschwerde des Geschwaderführers und Ian stimmte dem zu: „Genau. Der Chief würde sonst nie die Klappe halten, so wie wir ausgesehen haben... also heul bloß nicht rum!“
„Ja ja...schon gut...“, wiegelte Lew Sulik schnell ab, merkte er doch hier auf alleiniger Front zu stehen, seine Koalition mit seinen beiden Freunden und Kollegen war derzeit sehr instabil. Er setzte sich auf den Boden neben dem Attack-Fighter und legte den Kopf in die Hände, ihm war immer noch etwas schwindelig. Den Transporterchief hatten sie bestechen können, aber die Krankenstation hatten sie anschließend besser gemieden. Denn trotz der ärztlichen Schweigepflicht wäre Doktor Tyrone verpflichtet gewesen, jede Kampfverletzung dem Captain zu melden. Selbst die einer wenig rühmlichen Kneipenschlägerei. Also hatten sie sich im Hangar heimlich mit den Medikits ihrer Jäger notdürftig selbst versorgt. Die äußerlichen Wunden waren damit einigermaßen zu versorgen gewesen, aber mit dem Restalkohol mussten ihre Körper immer noch von ganz alleine fertig werden. Lew fühlte sich furchtbar und schaute wieder zu den beiden auf: „Und jetzt?“
„Jetzt?“, begann Ian Paice: „...jetzt hau ich ab. Mir reicht es für heute. Ich will nur noch in mein Bett. Schlafen und Vergessen...“ Ohne sich weiter zu verabschieden, drehte sich Lews Flügelmann um, winkte nur stumm zum Abschied und lies die beiden andere Piloten alleine zurück. Daraufhin setzte sich auch Mark auf den Hangarboden und lehnte sich mit dem Rücken an einen der anderen Angriffsjäger. Dieses Mal war es Mark, der fragte: „Und jetzt? Was machen wir mit dieser Viviane-Geschichte?“ Lew zuckte mit den Schultern: „Was wohl. Wir sagen dem Ermittlungskomitee, dass wir einen weiteren Kontakt haben und machen so weiter als ob sonst nichts weiter gewesen wäre.“ „Und wie viel sollen wir denen von den Umständen der Kontaktaufnahme erzählen?“, wollte Mark wissen, der aber die Antwort schon ahnte, die Lew auch prompt lieferte: „Genauso viel wie sie wissen müssen. Nämlich nichts. Die Frau kam auf uns zu, drückte dir etwas in die Hand und fertig.“
Erst jetzt fiel Mark wieder das Stück Papier ein, das ihm diese mysteriöse Frau nach der Schlägerei in die Hand gedrückt hatte. Er zog es wieder aus seiner Hosentasche hervor und entfaltete es. Sogleich wollte Lew wissen, was darauf stand und Mark erklärte: „Die Adresse eines Restaurants im Zivilkomplex. Eines der gehobenen Sorte. Außerdem das Datum von morgen und eine Uhrzeit. Sonst nichts.“ „Also quasi eine Einladung...“, kommentierte Lew und Mark meinte: „Ja, und ich denke wir sollten hin.“ „Klar denkst du das, die Kleine steht ja auf dich.“ „Depp!“, entgegnete der Squadron-Leader der Azrael-Staffel und meinte: „Denk dir lieber mal eine Alibi-Geschichte aus. Am besten gleich drei! Eine für das Ermittlerteam, eine für Natalie und eine für Tessa!“
11.12.2384, 09:00 Uhr
Kaum hatten sich die die Türflügel seines Bereitschaftsraums hinter dem eintretenden Captain wieder geschlossen, da ertönte schon das typische Klingelsignal. Garrick Andersson seufzte, er war eben erst aus dem Maschinenraum gekommen. Dort hatte er sich gleich zu Beginn seines Tageswerks auf den aktuellsten Stand der Nachforschungen zur Sensorphalanx bringen lassen. Seine drei Führungsoffiziere waren dort auf einer vielversprechenden Sache auf der Spur, doch nun stand ein anderer wichtiger – leider unangenehmer – Tagesordnungspunkt an. Gerne hätte er sich für dieses Gespräch mit Commander Elisheba Krann innerlich vorbereitet und sich vorher etwas gesammelt. Doch die Anearerin war auch dieses Mal, wie meist, auf die Minute pünktlich.
Schnell setzte sich Garrick in seinen Sessel hinter dem Schreibtisch und versuchte so gut es ging seine Überraschung und seinen Unmut abzuschütteln. Denn schließlich konnte er seinem ersten Offizier schlecht deren Pünktlichkeit zu einem schon lange abgesprochenen Termin vorwerfen. Immerhin war dies eines ihrer vielen Tugenden, die er so sehr an ihr schätzte. Mit diesen Gedanken kehrte auch die Wehmut zum nun anstehenden Gesprächsthema zurück, die nur vage durch eine leichte Hoffnung gedämpft wurde. Der Dinge die da kommen sollten harrend rief der Captain schließlich: „Kommen sie herein.“
„Captain.“, grüßte wie erwartet Elshebia Krann hinter den sich öffnenden Türhälften und trat der Aufforderung gemäß ein. Der kommandierende Offizier der Katana grüßte ebenfalls und deutete auf den freien Stuhl vor seinem Tisch. Der XO nahm Platz und schwieg zunächst und so war es Garrick, der das unangenehme Gespräch eröffnen musste: „Nun Commander...“, begann er und lies bewusst eine kleine Pause, bevor er fortfuhr: „...wir sind nun fast acht Monate mit der Reparatur und den Umbauten beschäftigt gewesen. Wie vereinbart wollen sie sich auf meine Bitte hin bis zu ihrer endgültigen Entscheidung diese Zeit nehmen um nochmal alles gründlich zu überdenken. Wir sind nun mit den wesentlichen Arbeiten fertig. Der vereinbarte Zeitpunkt ist gekommen.“ Wieder machte er eine Pause und entschloss sich dann ohne weitere Umschweife gerade heraus frei zu fragen: „Nun. Wie ist ihre Entscheidung, Commander?“
Wie stets schien es so als ob die junge Frau mit ihren fast glasig-weißen Augen durch ihn hindurchschaute und nur wer es nach längerer Zeit wie Andersson gewohnt war, erkannte er an ihren Fühlern dass sie ihn auf Gewisse weise doch aufmerksam betrachtete. Es war zunächst eine Art verlegenes aber dankbares Lächeln, das ihr blasses-bläuliches Gesicht zeigte bevor sie antwortete: „Zunächst einmal, Captain, möchte ich mich bei Ihnen für ihr Verständnis und ihre Geduld bedanken. Ich habe wie von ihnen gewünscht die Bedenkzeit genutzt und genau über alles nachgedacht, alle Argumente und Gegenargumente gründlich gegeneinander abgewogen.“ Nun machte sie eine Pause um quasi darauf hinzudeuten, dass sie nun ihre Entscheidung bekannt geben würde: „Aber es tut mir leid ihnen mitteilen zu müssen, dass mein Entschluss nach allen Überlegungen immer noch feststeht. Ich werde die Katana verlassen und den Ausbildungskurs für die Spezialeinheit auf der Sternenflottenakademie absolvieren.“
Der Captain schwieg für einen Moment. Dann nickte er zustimmend und meinte: „Gut. Auch wenn ich ihre Entscheidung aus dienstlicher Sicht sehr bedauere habe ich persönlich natürlich vollstes Verständnis für ihre Entscheidung. Das Angebot des Oberkommandos mit dem in Aussicht gestellten Posten eines Captains dieses neuen Schiffstyps ist selbstverständlich sehr verlockend.“ Wieder machte er eine kleine Pause, bevor er anfügte: „Danke, das sie sich dennoch die Zeit genommen haben und ihren XO-Posten für die schwierige Zeit der Reparaturarbeiten beibehalten haben. Sie haben sich dabei als unersetzlich erwiesen und ihre Aufgabe hervorragend erfüllt. Das weiß ich sehr zu schätzen, Commander.“
„Danke, Sir!“, entgegnete nun ihrerseits die junge Offizierin auf das Lob und gab dann fast in förmlicher Sprache des Sternenflottenprotokolls von sich: „Sir. Sie werden noch heute mein offizielles Gesuch um Versetzung erhalten.“ „Lassen sie sich Zeit.“, schmunzelte Garrick trotz der für ihn eher schlechten Nachricht, verlor er doch einen sehr guten ersten Offizier der sich trotz der kurzen Zeit gut in die Besatzung integriert hatte. Auch wenn er im Grunde nur sehr kurz und auf vergleichsweise wenigen Missionen mit dieser jungen Anear an seiner Seite gedient hatte, so hatte er ihre Fähigkeiten schnell erkannt. Aber vor allem bei den Instandsetzungsarbeiten im Reparaturdock hatte sie ein gutes Händchen im Umgang mit der Crew gezeigt und ein hervorragendes Organisationstalent an den Tag gelegt. Doch nun war diese Frau endgültig dem Ruf nach einem anderen Karriereweg gefolgt und er musste sie schweren Herzens ziehen lassen.
„Wir werden wohl noch einige Zeit im Gemini-Sektor verbleiben bevor wir neue Missionsbefehle erhalten. Bis dahin können wir den anstehenden Personalwechsel - auch für ihren Posten – abwickeln.“, kehrte er nun wieder zu den trockenen Sachthemen zurück, galt es doch nun nach Kranns Entscheidung alle bürokratischen und organisatorischen Punkte abzuwickeln. Elshebia wiederum machte eine zustimmend Geste und stellte die etwas heikle aber notwendige Frage: „Selbstverständlich. Haben sie sich vorsorglich schon für einen möglichen Ersatz für meinen Posten entschieden?“
„Nun, genau genommen hat sich das Oberkommando für mich entschieden.“, gab Captain Andersson mit einem Seufzen von sich und lehnte sich in seinen Sessel zurück: „Es gab sehr wenige geeignete Kandidaten die eine solche Wartefrist akzeptierten oder wenigstens kurzfristig abrufbar wären. Insofern bleibt mir fast nur der vom Oberkommando zugeteilte Commander.“ „Ein ungeeigneter Kandidat?“, fragte nun Commander Krann besorgt nach, während der Captain nach einem PADD griff das neben anderen in einem kleinen Tischregal verstaut war und rief dort einige Daten auf einem Display auf die er dann vorlas: „Commander Randon, Karl Theodor. Jahrgangsabsolvent 2379. Diente zuletzt auf der USS Leandra als Wissenschaftsoffizier und ist erst kürzlich wegen herausragenden Leistungen zum Commander befördert worden.“ Er scrollte im Lebenslauf des Commanders weiter nach unten und meinte dann anerkennend: „Für ihn spricht die fundierte wissenschaftliche Ausbildung. Eine nützliche Fähigkeiten bei einem Schiff wie der Katana.“, schränkte dann aber wieder ein: „Er ist aber für meinen Geschmack allgemein etwas zu schnell befördert worden. Kommandoerfahrung hat er nur wenig aufzuweisen. Hauptsächlich Fortbildungskurse in Kommandostruktur und Taktik. Aber eben nur bedingt Praxis!“ „Sie könnten immer noch ablehnen. Es ist letztlich immer die Entscheidung des Schiffskommandanten.“, gab Krann zu bedenken, aber Andersson entgegnete: „Ja, selbstverständlich. Aber bei den aktuell verfügbaren Kandidaten säße ich vermutlich noch die nächsten Monate ohne einen XO da. Er ist außerdem bereits auf dem Weg zu uns, denn er wurde ohnehin für eines der Schiffe der Gemini-Flottille vorgesehen.“, er hielt kurz inne und fasste dann seine Einstellung zu diesem Kandidaten kurz zusammen: „Ich bin bereit ihm eine Chance zu geben, aber ich bleibe nach wie vor skeptisch.“
Mehrere Monate zuvor auf der Erde:
"Sie werden zur Deep Space Nine fliegen. Dort wird ein Seminar für Führungsoffiziere stattfinden. Es geht um taktische Manövertheorie. Also genau ihr Fachgebiet." erklärte Captain Zanto dem jungen Commander, während er ihm ein PADD mit den Reisedaten überreichte. Karl Randon nahm die Informationen entgegen, warf einen kurzen Blick auf das PADD, nahm dann Haltung an und fragte: "Entschuldigen Sie Sir, ich kann ihnen nicht folgen. Werde ich das Seminar als Student besuchen oder als Tutor?" Zanto winkte verneinend ab und unterbrach Randon: "Nein nein nein" sagte er lächelnd und kam um seinen Tisch herum. Er ging an Randon vorbei, während dieser sich umdrehte und ihm folgte. Während beide Richtung Tür gingen erklärte Zanto: "Das Seminar wird von Captain Sankara von der Akrest abgehalten. Sie sollen dort nur hospitieren und in einem kurzen Gasauftritt ihr Manöver vorstellen. Sehen sie es als Lernaufgabe und als Abschluss ihres taktischen Trainings an. Von Captain Sankara können sie einiges lernen. Er war schon in vielen Kampfeinsätzen."
Beide waren inzwischen an der Tür angekommen, die sich noch aber noch nicht geöffnet hatte, obwohl die beiden Menschen direkt davor standen und miteinander sprachen.
"Jawohl Sir. Ich werde mich vorbereiten und pünktlich am Raumdock sein." sagte Randon und blickte auf das PADD in seinen Händen hinunter: "Ist die Saltoa ein Ziviltransporter? Hier steht gar keine Registriernummer der Sternenflotte."
"Es ist ein Langstreckenshuttle." sagte Zanto und war nicht sehr verwundert über den verdutzten Gesichtsausdruck seines Gegenübers. Daher fügte er hinzu: "Ich weiß, es ist nicht die komfortabelste Art des Reisens, aber es fliegt derzeit kein anderes Schiff von hier aus nach DS9." Eine Sekunde lang beobachtete Zanto den jungen Commander und dessen Reaktion. Dann sagte er: "Sie schaffen das schon Commander. Gute Reise." wünschte ihm Zanto und mit einem Handschlag verabschiedeten sich die Offiziere voneinander.
Erst jetzt, da ihre Unterhaltung beendet war, öffneten sich die Türen, als ob sie ein Bewusstsein für die Absichten seiner Nutzer hätten. Randon hatte das schon oft verwundert. Aber so waren Sternenflottentüren eben. Wunderbare Technik.
11.12.2384, 12:00 Uhr
Neben dem Captain und dem ersten Offizier hatten sich mit dem Sicherheitschef, der Chefingenieurin und dem Wissenschaftsoffizier nur der engste Kreis der Führungscrew im Besprechungsraum eingefunden. Die aktuellen Nachforschungen erforderten es immer noch, den Kreis der Mitwisser so klein wie möglich zu halten. Außerdem hatte Captain Andersson in Absprache mit Commander Krann beschlossen ihre Versetzung zuerst im kleinen Führungsstab bekannt zu geben. Diese Neuigkeit hatten die restlichen Offiziere mit Bedauern aufgenommen und der arenar-andorianischen Frau ihre besten Zukunftswünsche ausgedrückt.
Doch nun stand wieder das trockene aber ernste Thema im Vordergrund, wofür sie sich hier eingefunden hatten. Die Ermittlungen zum aktuellen Schmugglerring und die damit verbundene Untersuchung der Sensorphalanx. Also forderte Garrick Andersson von den damit betrauten Leuten einen Bericht: „Was sind die aktuellen Erkenntnisse in der Sache mit der Manipulation der Sensorphalanx.“
„Wie wir ihnen Captain bereits heute Morgen aufzeigen konnten, haben wir den starken Verdacht, dass die Sensorphalanx manipuliert wird.“, war es Lieutenant Commander Ramirez, der als erstes der drei des kleinen Untersuchungsteams mit der Erklärung begann: „Dopplungen und Unregelmäßigkeiten im Zeitindex der Datenbank sind starke Indizien für gefälschte Sensordaten. Die Hinweise lassen eine eine Art der Automatisierung dieses Geschehens vermuten.“
„Wir haben daraufhin zunächst die Software der Phalanx näher analysiert, konnten aber keine Beweise für einen Eingriff entdecken. Eine Ferndiagnose ergab keine eindeutigen Befunde.“, war es nun Lieutenant Commander Seeta Yadeel die mit dem Bericht fortfuhr: „Danach habe ich mir die Telemetriedaten zwischen Gemini-Station und Sensorphalanx genauer angeschaut. Aber auch hier ist alles sauber. Die Subraumfunkdaten sind frei von jeder Manipulation oder versteckten Subbotschaft. Von der Gemini-Station aus greift also niemand in die Phalanx ein.“
„Wir sind deshalb zum Schluss gekommen, dass die mutmaßliche Manipulation auf irgendeine Weise über die Hardware der Phalanx von statten geht.“, stellte nun Lieutenant Commander Dr. Lazarus die sich daraus ergebenden Schlussfolgerungen vor: „Wie können wir uns noch nicht erklären. Aber es ist erforderlich die Phalanx direkt in Augenschein zu nehmen und die Hardware und Software vor Ort zu untersuchen.“
„Dann schlage ich vor, dass sie drei mit einem Shuttle zur Phalanx fliegen und ihre Untersuchungen dort fortführen.“, entschloss sich Captain Andersson einen weitere Ablauf vorzuschlagen. Doch es war Commander Elshebia Krann, die Einwände erhob: „Captain. Wenn ich Bedenken äußern darf? Wenn wir ein Shuttle von hier direkt zur Phalanx schicken ist dies möglicherweise zu Auffällig und wir warnen jemanden damit.“
„Guter Punkt, Commander.“, gestand Garrick ein, sah aber zunächst keine Alternative: „Aber was schlagen sie vor?“ „Die abschließenden Systemchecks der Katana erfordern ohnehin einige Testflüge sowohl bei Impuls als auch bei Warp. Hierzu ist es notwendig das System zu verlassen. Das wäre ein geeigneter Vorwand dabei im Laufe der Testflüge wie aus reinem Zufall an der Station vorbei zu kommen. Dabei können wir weniger Auffällig ein Shuttle mit dem Untersuchungsteam absetzen oder vielleicht sogar direkt vom Schiff aus die Untersuchung vornehmen.“
„Ausgezeichnete Idee, Commander.“, stimmte Andersson seinem nur noch auf absehbare Zeit aktiven ersten Offizier zu: „Arbeiten sie einen Plan für die Testflüge aus, die ein solches verdecktes Manöver ermöglichen. Laut aktuellem Plan sollten wir mit diesen Testflügen ab spätestens übermorgen beginnen. Ich schlage vor, dass wir uns auch danach richten.“
Einige Monate zuvor irgendwo im Alpha-Quadranten:
Ohrenbetäubend krachten die verzerrten Gitarrenakkorde irgendeiner irdischen Rockband durch die drei geschlossenen Türen des Shuttles lautstark bis in Randons Ohren. Der frisch gebackene Commander versuchte die Präsentation des Denara-Manövers zu verfeinern, an der er schon seit dem Start von der Erde aus arbeitete. Leider machten es ihm die beiden Piloten des Shuttles nicht sehr einfach. Seit Beginn Ihrer Reise hatte Randon das Gefühl, dass die beiden jungen Kadetten mehr Zeit mit feiern verbringen, als mit ihren eigentlichen Aufgaben. Und noch während Randon zur Tür seiner kleinen Kabine guckte und über diese Ruhestörungen nachdachte, wurde ihm klar, dass es aus Sicht der Kadetten eigentlich gar nicht mehr zu tun gab, als ein paar Kurskorrekturen und den regelmäßig auflaufenden Funkverkehr. Im Grunde hatten sie alle Zeit der Welt zum Feiern.
Also versuchte er sich wieder seiner Präsentation zuzuwenden. Er starrte noch ein paar Sekunden auf das PADD und versuchte sich zu konzentrieren, aber die Musik dröhnte in seinem Schädel und verbannte jeden anderen Gedanken. Und ohne es zu wollen, konzentrierte er sich schließlich mehr auf das laufende Lied, als auf seine Arbeit.
Schließlich riss er sich aus seinen Gedanken, legte das PADD weg und ging zur Tür.
Im Cockpit des Shuttles stieg unterdessen die Party. Der Pilot, ein 22jähriger Phillipino stand breitbeinig etwas in der Hocke auf den Armlehnen des Pilotenstuhls und spielte Luftgitarre. Sein 19jähriger Copilot hielt unterdessen einen Trikorder in der Hand, den er als Mikrofon benutzte und sang den Text des Rocksongs mit. Auf einigen Sekundärdisplays leuchtete blinkend ein roter dicker Rahmen und mittig stand mit weißen Buchstaben:
'Achtung, Sprachsteuerung deaktiviert. Schallpegel übersteigt Sensordifferenzialsteuerung.'
Die beiden "Künstler" waren so in ihre Performance vertieft, dass sie das Öffnen der Cockpittür genauso wenig mitbekamen, wie das Eintreten ihres Reisegastes. Randon sah sich die Bühnenshow seiner Rumpfcrew an ohne sein Gesicht auch nur ein bisschen zu verzerren. Er hatte Verständnis für lange Weile, aber in einem kleinen Shuttle wie diesem sollten alle miteinander auskommen können. Es ging also und Respekt und Rücksicht.
Gerade setzte der Gitarrist, angefeuert vom Sänger mit einer knienden aufschauenden Körperhaltung, zum Sprung an. Er hielt seine nicht vorhandene Gitarre hoch auf Kopfhöhe und sprang vom Stuhl ab auf Randon zu, den er immer noch nicht bemerkt hatte. Der 22jährige war nicht sehr groß, verfehlte aber knapp die Decke und spielte sogar in der Luft noch weiter.
Randon hatte unterdessen seinen Finger über die Konsole direkt neben der Tür gebracht und wartete nur auf den richtigen Augenblick, der nun gekommen war.
Während der Sänger gerade einen hohen Ton wenig akkurat aushielt und dabei mit dem Finger auf den fliegenden Bandkameraden zeigte, zog dieser die Beine nach vorne und erreichte den Boden. Und genau in dem Moment, als er den Boden erreichte, verstummte schlagartig die Musik. Nur der lauthalsige Schrei des Sängers war noch zu hören, der schnell stotternd verstummte.
Der Gitarrist war auf dem Boden direkt zu Randons Füßen gelandet und hatte den Kopf mit geschlossenen Augen zurück geworfen um blind seine Soloakkorde zu präsentieren. Nun waren auch seine Bewegungen verstummt und er öffnete nur langsam die Augen und sah noch vorne.
Randon wartete einen Augenblick und sah den jungen Mann zu seinen Füßen an. Dann sagte er: "Toller Sprung."
Der Pilot stand auf, putzte seine Knie kurz ab und nahm Haltung an, während auch sein Copilot den Trikorder immer noch haltend neben in trat und sich gerade machte. "Sir, es tut uns leid, aber wir wussten nicht..."
"Was sie tun sollen gegen ihre lange Weile?" unterbrach ihn Randon ruhig aber deutlich.
"Nein Sir, aber..." entgegnete der Pilot: "wir wollten..." Er fand die Worte nicht. Randon sah den Piloten fragend an, bis dieser sich zu seinem Kollegen umdrehte und ihr flüsternd ermahnte: "Sagst du auch mal was?"
"Ensigns!" unterbrach ihn Randon abermals und sofort sahen ihn beide wieder an: "Sollten sie selbst keine Arbeit finden, werde ich ihnen gern ein paar Aufgaben zuteilen?!"
"Nein Sir." antworteten beide fast zeitgleich. Dann sprach der Copilot weiter: "Wir werden uns sofort an die Arbeit machen."
"Hören Sie, ich erwartete nicht dass sie während des Fluges das Shuttle von außen putzen, aber wenn ich hier hereinkomme, will ich nicht nochmal erleben, wie meine Trommelfelle mir von Angus Young herausgerissen werden." ermahnte Randon noch einmal die beiden Kadetten während diese verstehend nickten. Dann drehte er sich um und machte zwei Schritte Richtung Tür, die sich wieder nicht öffnete. Dem entsprechend hatte Randon noch etwas zu sagen: "Hören sie ruhig mal n bisschen Musik von heute. Rock ist nicht tot!"
Dann öffneten sich die Türen und der Commander hatte den Raum verlassen. Sofort atmeten die Piloten durch und sahen sich grübelnd an.
12.12.2384; 13:00 Uhr
„Sie hat mich aus meinem eigenen Quartier geworfen! Kannst du dir das vorstellen?“, beschwerte sich Lew Sulik, der seit diesem Ereignis in Ian Paice Quartier untergekommen war. Doch Mark, an dem diese Beschwerde gerichtet war zuckte mit den Schultern und meinte in fast gleichgültigem Tonfall: „Ja, sehr gut sogar!“ Dann setzte er mit beinahe sarkastischer Stimme korrigierend nach: „Übrigens: Euer Quartier. Ehemals EUER Quartier um genau zu sein...“ „Jetzt fängst du auch schon damit an?“, schimpfte Lew und verschränkte zum Trotz die Arme und lehnte sich in seinem Stuhl zurück und lies seinen Blick durch das Restaurant schweifen. Es war ein Etablissement der gehobenen Sorte und mit ihrer für Kampfpiloten lockeren Freizeitkleidung wirkten die beiden ziemlich deplatziert, was aber niemandem besonders aufzufallen schien. Der Zivilkomplex funktionierte nach seinen ganz eigenen, nicht ganz nachvollziehbaren Regeln. Ohne weiter auf Mark zu achten und mehr zu sich selbst als zu seinem Kollegen murmelte Lew: „Diese ganze Sache geht mir langsam gehörig gegen den Strich. Nur wegen diesen...“, er suchte nach einem Wort das nicht offensichtlich nach 'Ermittlungen' klang, fand aber kein passendes und unauffälliges Synonym. Stattdessen entfuhr es im fluchend: „...verdammten Kram... habe ich Ärger mit Natalie!“
„Du hast nur Ärger mit Natalie wegen dir selbst!“, gab dennoch Mark belehrend von sich als auch er sich wieder in dem von Viviane angekündigten Treffpunkt umschaute. Hier speisten die wohlhabenderen Gäste des Gemini-Systems, vor allem Captains von unabhängigen Frachtern oder Geschäftsmänner auf der Durchreise. Aber - so ging jedenfalls das Gerücht herum - auch die Leute der halb-legalen bis illegalen Geschäftswelt. Was aber erst noch zu beweisen wäre. Dann schränkte de Boer seine eigene Aussage aber wieder ein, in dem er dem Wing-Commander beipflichtete: „Aber du hast Recht, diese... Sache macht es einem nicht gerade einfach. Mit Tessa wird es auch immer schwieriger.“ „Du hast nur Ärger mit Tessa wegen dir selbst!“, äffte nun der Geschwaderführer den Staffelführer giftig nach und beugte sich dabei angriffslustig über den gemeinsamen Tisch. Der Azrael-Pilot wollte gerade eine gehässige Antwort zurückgeben, da trat der Oberkellner des Restaurants zu ihrem Tisch: „Meine Herren. Einer unserer Gäste bittet sie in den VIP-Gastraum.“
„Ach ja? Und wer wäre das?“, gab der Spitfire-Pilot giftig von sich und schaute verärgert zu dem Kellner, der auf ihn wirkte wie ein überdimensionaler Pinguin mit einem Besen im Allerwertesten. Doch dieser lies sich in seiner stoischen Art nichts anmerken und antwortete unbeirrbar: „Die Dame meint, sie würden sie kennen.“, er drehte sich ein Stück auf der eigenen Achse und deutete auf zwei große Flügeltüren in einiger Entfernung: „Wenn ich sie also bitten darf?“
Beide Piloten schauten sich zunächst etwas verwundert an, zuckten dann beide fast synchron mit den Schultern und standen dann auf, um dem versnobten Pinguin in Kellnergestalt zu folgen. Die beiden Flügeltüren wirkten altmodisch massiv wie aus echtem Holz, öffneten sich jedoch selbsttätig nachdem der Kellner fast unauffällig eine Fernbedienung benutzt hatte. Der große und ausladende Raum dahinter wirkte noch ein Stück exklusiver und prunkvoller als der Hauptraum des Restaurants. Außerdem waren hier die Tische noch weiter von einander in gewissen Nischen platziert, was zum einen ein Gefühl der Freie aber auch zugleich der Vertraulichkeit schuf. Es waren indes ohnehin nur wenige der Tische besetzt und der Ober führte die beiden geradlinig zu einem gegenüberliegenden Tisch an dem Viviane bereits wartete.
„Madame, die Herren...“, begann der Bedienstete als sie am Tisch angekommen war, geriet jedoch für einen Moment ins Stocken, das sich beiden ihm nicht vorgestellt hatten und er daher ihre Namen nicht kannte. Doch gekonnt überging er diesen kleinen Fauxpas und schloss fast nahtlos an: „...um deren Gesellschaft sie gebeten haben.“
„Ja, die Herren Sulik und de Boer...“, lächelten Viviane und bot dann beiden mit einer Handgeste wortlos einen Platz an. An den Kellner gewandt meinte sie anschließend: „Bringen sie den Herren bitte jeweils ein Gedeck und Gläser. Den üblichen Wein, aber vom besten Jahrgang den sie haben.“ Nachdem sich der Kellner mit einem „Sehr wohl“ vorerst verabschiedet hatte, begann sie:„Es tut mir leid, dass sie so lange warten mussten. Aber ich hoffe sie verstehen, dass solche Geschäfte einer gewissen Vorsicht bedürfen...“
Sie schwieg wieder für einen Moment als zwei Hilfskellner mit dem noch fehlenden Gedeck für die beiden Piloten an den Tisch kamen und auf dem Tisch alles entsprechend elegant arrangierten. Erst als sich die Restaurantbediensteten wieder ihrer Stellung gemäß diskret zurückgezogen hatten, sprach sie weiter: „Nun, ich kann mir vorstellen, dass solche Männer wie sie einen schweren Stand in der Sternenflotte haben...“
„Worauf wollen sie hinaus?“, war de Boers Antwort, bevor Sulik irgendeine seiner zu erwartenden Beschwerden über die Sternenflottenbürokratie abfeiern konnte. Zwar wäre das jetzt einerseits glaubhaft, aber andererseits wenig hilfreich gewesen. Viviane lächelte daraufhin ein weiteres Mal, nun aber mit einem leicht anzüglichen Lächeln in Richtung Mark: „Sehr schön, immer direkt zur Sache. Das gefällt mir.“ „Ein Mann muss schließlich wissen was er will!“, reagierte der Staffelführer fast instinktiv und blieb ihrem fixierenden Blick standhaft. Sie nickte und meinte dann, immer noch mit diesem besonderen Gesichtsausdruck an Mark gerichtet: „Ich bin der Ansicht, dass sich zwei Männern mit ihren Qualitäten und Fähigkeiten noch ganz andere Möglichkeiten erschließen, als in der Sternenflotte...“
„Sie wollen uns einen Job anbieten?“, fragte der Geschwaderführer nun frei heraus, bevor sein Kollege wieder auf das offensichtliche Geflirte dieser mysteriösen Frau einging. Als der Kellner mit dem von Viviane bestellten Wein ankam und jedem der drei einschenkte herrschte zunächst wieder Stille, dann trug sie ein vielsagendes Lächeln auf: „So schnell sollten sie auch wieder nicht schießen, Mister Sulik...“ Sie machte eine vage Geste mit den Händen: „Zunächst biete ich ihnen beiden eine.... sagen wir mal freie Mitarbeit an.“ „Das da wäre?“, wollte Lew endlich konkret wissen, worauf die Frau mit dem Kopf schüttelte und an Mark gerichtet sagte sie ausweichend: „Ich verhandle wirklich lieber mit ihnen, sie haben... den Bogen einer solchen Konversation wirklich besser raus!“ „Ich würde jetzt aber auch gern wissen, was sie unter dieser freien Mitarbeit denn nun verstehen.“, wurde auch der Boer langsam ungeduldig und mit einem ganz besonderen Gesichtsausdruck warf er noch lässig hinterher: „Schließlich muss ich doch wissen, worauf ich mich da einlasse.“ „Bringen sie mir außergewöhnliche Artefakte aus den Paralleluniversen mit, dann soll das ihr Schaden nicht sein!“, hauchte Viviane nun geradezu heraus, wobei sie Mark fest mit ihren Augen fixierte. Doch es war Lew, der ihr – oder vielleicht auch Marks – Tour versaute, mit der profanen Antwort: „Unser Schiff wird wohl in nächster Zeit nicht durch das Wurmloch fliegen...“ „Das ist aber sehr bedauerlich...“, zeigte sie offen ihre Enttäuschung, ohne den Blick von Mark abzulassen. Dann griff sie nach dem vollen Weinglas vor ihr und spielte schweigsam mit den Fingerspitzen auf dem Rand herum. Nach einer Weile meinte sie dann: „In dem Fall bin ich an Informationen interessiert, über lukrative Paralleluniversen und Navigationskoordinaten in denselben....“ Sie stellte das Glas wieder ab und sie wurde auf einmal ausführlicher: „Natürlich gegen Bezahlung. Eine Hälfte gleich bei Informationsübermittlung, die andere sobald sich die Informationen als Hilfreich erwiesen haben. Wenn sie dann das nächste Mal wieder durch das Wurmloch fliegen, dann bringen sie mir etwas mit.“ Wieder bedachte sie nur Mark mit ihren Blicken: „Sie werden es nicht bereuen, das verspreche ich!“ „Und was ist mit der... der festen Stelle?“, hakte Lew nun wieder nach. Zum ersten mal seit längerem bedachte sie auch wieder Lew mit ihrer Aufmerksamkeit: „Also vor allem sie, Mister Sulik scheinen mir einen schweren Stand bei der Flotte zu haben. Ich kenne Geschäftspartner die ihnen einen viel krisensicheren Job ob bieten können, der zumal viel besser zu ihren Qualitäten passt.“ „Und das wäre genau was für ein Job?“, lies Lew nicht locker, doch wieder hatte Viviane nur Augen für Mark als sie sagte: „Na, wir wollen doch nicht gleich so voreilig sein und uns durch Neugierde gleich den Spaß verderben!“
Mehrere Wochen zuvor in der Nähe von Deep Space 9:
"Herein!" beantwortete Randon das Türsignal. Während die Türen sich öffneten, lehnte er sich auf seinem Stuhl nach hinten. Der Commander saß an einer Art Kommode, die in die Wand eingelassen war und als provisorischer Schreibtisch dienen sollte. Allerdings wurde diese 'Nische' ihrer Bezeichnung nicht ganz gerecht. Er hatte sich schon ein dutzend mal die Knie an der niedrigen Tischplatte gestoßen und er musste alle zwanzig Minuten aufstehen und Beinübungen machen, weil ihm die unteren Extremitäten einschliefen. Das wiederum lag daran, dass dieser Arbeitsplatz so viel Beinfreiheit bot, wie ein Fixierbett.
Der Copilot des Shuttles trat ein und erblickte Randon recht von sich. Er nahm sofort Haltung an und verkündete: "Commander, Captain Zanto hat uns kontaktiert. Er möchte mit ihnen sprechen. Er wartet auf Kanal 5." "Danke Ensign. Wegtreten!" kommentierte Randon und sofort machte der Ensign eine Wendung auf der Stelle und die Türen schlossen sich hinter ihm.
Dieses mal hatte Randon keine Zeit gehabt, sich darüber zu wundern, dass die Türen die ganze Zeit warteten, bis der Ensign wieder gegangen war, bevor sie sich schlossen.
Randon drückte einen Knopf auf der Konsole direkt auf der Arbeitsplatte vor ihm. Sofort erschien ein Display auf der Platte und gab ein Menü mit 12 systematisch aufgeführten Rubriken zurück. Sechs farbige Rechtecke mit Beschriftung auf jeder Seite. In einem Kasten, der beschriftet war mit 'Kommunikation', blinkte neben dem Schriftzug ein kleiner Kreis mit einem Punkt in der Mitte. Randon berührte die Schaltfläche und ein Pop-Up-Fenster erschien:
'Untermenü übergehen und aktiven Kommunikationskanal 5 öffnen? Ja / Nein'
Randon tippte ja an. Er hatte die verbale Kommunikation in seinem Quartier abgestellt. Er mochte es nicht, aus heiterem Himmel vom quatschenden Computer erschreckt zu werden.
Auf dem Bildschirm direkt vor ihm auf Augenhöhe erschien das Gesicht Captain Zantos, der Randon freundlich begrüßte.
Der junge Commander nahm nicht an, dass der Captain ihn nur anrief, um nach dem Rechten zu sehen: "Captain, wir werden DS9 in zwei Tagen planmäßig erreichen. Gibt es irgendein Problem?"
Zanto lächelte immerhin, was Randon bedeutete, dass es keine all zu schlechten Neuigkeiten sein konnten: "Commander, ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht. Wählen sie eine aus!"
Randon mochte solche Spielchen nicht, aber alles andere würde wohl zu lange dauern, also spielte er mit: "Zuerst die Gute bitte!"
"Die Zeit des Lernens und Studierens ist für sie nun vorbei. Sie werden erster Offizier auf einem Raumschiff der Flotte. Es werden voraussichtlich einige Posten in einer Flottille frei." sagte der Captain mit unübersehbarer Freude.
Randon stellte seine Freude für einen Moment zurück, denn er roch sozusagen den Haken: "Ich freue mich sehr über diese Nachricht Captain, dennoch würde gern zuerst die schlechte Nachricht hören, bevor ich die Champagnerkorken knallen lasse, wenn sie verstehen!?"
Der Captain verlor nur ein wenig seines Lächelns und kläre Randon nun auf: "In der Gemini-Flotille werden einige Posten neu besetzt. Ich habe sie für die USS Katana vorgeschlagen. Noch ist es nicht Spruchreif, aber deren XO verlässt wahrscheinlich das Schiff für einen neuen Posten. Die schlechte Nachricht ist, dass die Flottille an der Gemini-Station im gleichnamigen System anliegt. Sie müssen also in den Tolan-Sektor!"
"Das sollte kein Problem sein. Es gibt sicher ein Schiff, dass von DS9 dorthin fliegt nicht wahr? Vielleicht kann ich auch umsteigen. Bei allem Respekt, sie werden mir doch jetzt nicht sagen, dass ich tatsächlich..." aber Zanto unterbrach Randon: "mit dem Shuttle direkt ins Gemini-System fliegen müssen. Doch Commander, genau dass ist die schlechte Nachricht. Es geht leider nicht anders. Wir haben alle Alternativen gecheckt. Und die Sternenflotte wird kein Schiff wegen einem Personaltransport auf diese Distanz schicken. Es tut mir leid, aber sie werden dieses Shuttle wohl noch eine Weile als ihr Zuhause ansehen müssen."
"Mein Zuhause? Wissen sie, wie eng es hier ist? Und das ich mit einer Zwei-Mann-Rockband reise? Captain, ich will mich wirklich nicht beschweren, aber der Weg von hier nach Gemini-774 dauert doch bestimmt zwei Monate." erklärte Randon sichtlich schockiert.
"Zwei Monate, drei Tage und 25 Stunden. Es tut mir leid, aber so sieht es nun mal aus Commander." nach einer kurzen Pause, in der der Captain sein Gegenüber beobachtete sagte er zögerlich: "Sie könnten den Posten natürlich ablehnen, aber..."
Doch Randon unterbrach ihn deutlich: "Nein Sir. Natürlich werde ich den Posten antreten. Ich werde die Crew informieren und sofort den Kurs ändern lassen."
"Ich freue mich sehr das zu hören. Die Katana ist ein Forschungs- und Wissenschaftsschiff. Sie werden eine feine Crew, ein gerade frisch in Stand gesetztes Schiff und viele unbekannte Welten vorfinden. Sie passen perfekt in diese Position. Davon bin ich überzeugt." Dieser Versuch des Captains, Commander Randon zu motivieren, half zwar nur bedingt - dennoch wusste Karl Randon, dass es das Vernünftigste war, diese zwei Monate im Shuttle in Kauf zu nehmen und dann seinen neuen Posten anzutreten.
"Danke für ihr Vertrauen Captain. Ich mache mich sofort auf den Weg." schloss Randon.
"Ich schicke ihnen Daten über Crew und Schiff. Sie werden ja ein wenig Zeit haben, sich über deren Geschichte zu informieren." mit einem letzten lächeln und einem motivierend gemeinten Nicken fügte der Captain an: "Viel Glück Commander und Gute Reise! Zanto ENDE"
Randon starrte den schwarzen Bildschirm noch einen Moment an und fand sich kurz mit diesen Neuigkeiten ab. Im Großen und Ganzen freute er sich. Es war die Stelle, für die er in den letzten Jahren so schwer gearbeitet hatte. Er würde sich also gut vorbereiten und dann seinen Platz auf der Katana einnehmen.
Dann stand der junge Offizier auf und verließ das Quartier, um die Crew zu schocken.
13.12.2384, 08:44 Uhr
Die Türen des Turbolifts schoben sich mit einem Zischen zur Seite und wie in Zeitlupe fiel mehr und mehr Tageslicht in die Kabine. Gleißend hell leuchtete es ohne Erbarmen direkt in die Augen des Commanders, der seit seiner Abreise von der Erde nun insgesamt fast drei Monate keine schönere Wärme in seinem Gesicht gespürt hatte, als das Licht der Sonne. Nur ein Reflex ließ ihn schlagartig seine Hand zum Schutz hochreißen. Durch den Sichtschutz seiner gespreizten Finger sah er die Sonnenstrahlen der Gemini-Sonnen jede Kontur seiner Hand verschlucken.
Während die anderen Fahrgäste des Turbolifts an ihm vorbei hinaus strömten, stand Karl Randon einen Moment lang da und genoss das Gefühl der Heimat, dass sich ihm so unverhofft schön anbot.
Erst das abermalige Zischen der Turbolifttüren holte ihn aus seinem Tagtraum und mit einem schnellen Sprung nach vorne schlüpfte er noch gerade so durch den letzten Spalt ins Freie.
Nun stand er auf einem Podest von mindestens zwanzig Metern Durchmesser, auf dem mehrere Turboliftröhren mündeten, die über ihm weit bis in die gläserne Kuppel der Gemini-Station und die beiden Shuttle-Dockingstationen führten, die sich außen an das Atrium anschlossen. Das Zentrum der Station bestand aus einem riesigen kreisrunden Platz, um den herum Verwaltungsgebäude und Startrampen für Shuttles angeordnet waren. Von hier aus zweigte vier riesige Korridore in alle vier Himmelsrichtungen ab, in denen sich die verschiedenen Abteilungen der Station befanden. Im Norden die drei großen Energiereaktoren und verschiedene Anlagen für den Stationsbetrieb. Im Osten die Krankenstation, medizinische Forschungsräumlichkeiten und Crew- und Zivilquartiere. Im Süden die biologische Forschung und das riesige Arboretum. Und im westlichen Korridor fand man die Stellarkarthografie und den astrophysikalischen Komplex.
Das Turboliftpodest, auf dem Randon stand, bildete den Mittelpunkt des Atriums. Alle paar Sekunden öffneten und schlossen sich die Türen eines der vielen ankommenden Lifts und Lebewesen der unterschiedlichsten Herkünfte strömten heraus und herein. Genauso belebt schien der Rest der ganzen Station. Nicht nur über die riesige freie Fläche des Atrium rauschten Massen von Individuen, sondern auch die Gebäude mit ihren halb durchsichtigen Fensterfronten schienen förmlich zu leben. Sternenflottenoffiziere, Sicherheitspersonal, Forschungsmitarbeiter und geradezu Haufenweise Zivilisten bewegten sich über den Platz - Manche in Eile, Manche hatten Zeit für einen kleinen Plausch und blieben stehen.
Randon hatte diese Vielfalt und das lebendige Wesen solcher Massen von Individuen in den letzten drei Monaten Raumreise in einem Langstreckenshuttle wirklich vermisst. Es ist kein Vergnügen eine so lange Zeit mit zwei lebenslustigen Piloten zu verbringen, die nach um zehn Uhr abends noch Stunden lang musikalischen Krach genossen. Und das nicht nur ein mal.
Und nun befand er sich auf dem Weg zu seinem neuen Posten auf der USS Katana. Nicht gerade das größte Schiff der Flotte und sicherlich würde er auch hier pflichtvergessene Spaß besessene Crewmitglieder finden, mit denen er klar kommen musste.
"Positiv denken!" flüsterte er sich zu und ließ seine Gesichtsmuskeln wieder locker, die sich bei den letzten Gedanken zu einem Grimmen verzogen hatten. Randon ging die Stufen hinunter und betrat das Atrium der Gemini-Station. Kurz darauf war er in den fließenden Massen verschwunden.
13.12.2384, 09:00 Uhr
Als Karl Theodor Randon die OPS der Gemini-Station betrat, fielen ihm augenblicklich die Besonderheiten dieser organisatorischen Schaltzentrale auf. Die OPS diente ähnliche einer Brücke auf einem Schiff als Kommandozentrum , nur dass hier die sonst üblichen Sitzplätze für Captain und Führungsoffiziere gänzlich fehlten. Doch die Gemini-Zentrale selbst wich noch einmal von den sonst üblichen Sternenflotteneinrichtungen dieser Art ab, denn ganz offensichtlich Verband diese Konstruktion sowohl typische Designmerkmale der Sternenflotte als auch Elemente die an die cardassianische Bauweise angelehnt waren. Vermutlich hatten die langjährigen Erfahrungen mit der Raumstation DS9 hier Pate gestanden.
An der Stirnseite des als Achteck angelegten Raumes befand sich wie bei einem Raumschiff ein zentraler Hauptschirm, nur dass dieser leicht erhöht angebracht worden war. Etwas versetzt davor befand sich ein sehr großer, ovaler Kartentisch dessen Multifunktionsoberfläche sowohl zweidimensionale taktische Darstellungen als auch dreidimensionale Hologramm-Abbildungen ermöglichte. Zusätzliche Computerterminals an diesem Tisch ermöglichten weitere Funktionen. Dieser Tisch war eindeutig das Nervenzentrum der OPS um den sich die hiesige Führungscrew üblicherweise versammelte um die Station zu leiten und den Schiffsverkehr im Sektor zu überwachten. Im Notfall wurden von hier aus auch Weltraumschlachten geführt und taktische und strategische Entscheidungen getroffen. Um diesen zentralen Kartentisch herum waren dann auch die diversen Stationen angeordnet um die stationsinternen und die externen Belange zu bearbeiten. Außerdem befand sich auf dieser OPS – sehr unüblich für Sternenflotten-Stationen – ein Transporterfeld exklusiv für die Führungscrew. Ansonsten befand sich hier noch wie zu erwarten der Zugang zum Büro des Stationskapitäns.
Das Erscheinen von Commander Randon sorgte für kein besonderes Aufhebens, wurde er doch erwartet und von den diensthabenden Offizieren sogleich zum Büro des Stationskommandanten verwiesen. Beim Betreten fielen ihm auch hier gleich einige Besonderheiten auf, die einem langjährigen Sternenflottenoffizier sofort ins Auge stechen mussten. Neben einem zu erwartenden Schreibtisch mit diversen Stühlen für Gäste war der erstaunlich große Raum auch mit einer großzügigen Couch-Garnitur ausgestattet und etwas abseits befand sich ein großer Konferenztisch. Somit war ersichtlich, dass dieser Raum gleichzeitig als Bereitschaftsraum des Stationskapitäns und als Besprechungsraum der Führungscrew diente. Die ausladende Größte des Raumes wirkte irgendwie untypisch für einen normalen Büroraum.
Auf der Couch-Garnitur vor einem Gedeck mit Tee warteten bereits Captain Alizondo von der Gemini-Station sowie Captain Andersson von der USS Katana. Daneben saß auch eine junge Arenar-Andorianiern die Karl Theodor sofort als die noch amtierende XO der Katana erkannte. Bei seinem Eintreten hatten sich alle drei zur Begrüßung erhoben. Man wollten ihn offensichtlich standesgemäß aber dennoch in lockerer Atmosphäre empfangen und so deutete Ethan Alizondo auf einen freien Sessel: „Herzlich willkommen Commander. Bitte setzen sie sich!“
„Danke, Sir.“, entgegnete Randon und setze sich auf den ihn angebotenen Platz. Der Stationskommandant begann mit der Vorstellungsrunde, auch wenn dies genau genommen nicht mehr nötig gewesen wäre: „Commander Randon, Captain Andersson von der USS Katana und Commander Krann, ihre Vorgängerin auf dem Posten des ersten Offiziers.“ „Sehr angenehm, Captain, Commander.“, grüßte Karl der über Subraum zwar bereits mit Captain Alizondo Bekanntschaft gemacht hatte, die beiden anderen Offiziere jedoch zum ersten Mal sah – abgesehen von den Profilfotos der Sternenflottenakten. Die vier Offiziere tauschten zunächst üblichen Begrüßungsfloskeln bei einem ersten Kennenlernen aus und nachdem Alizondo dem Neuankömmling einen Tee angeboten hatte, kam er auch so gleich auf das eigentliche Thema zu sprechen: „Tja nun Commander...“, seine Stimme nahm jedoch einen fast anklagenden Tonfall an: “Das Oberkommando hat sie uns für die Gemini-Flottille zugewiesen und nachdem uns Commander Krann definitiv verlässt, sind sie für den Posten auf der USS Katana vorgesehen. Admiral Cunninghams Anweisungen sind diesbezüglich eindeutig.“
„Ja Captain.“, war Randons Antwort und er beschloss, die unterschwellige Kritik in Captain Alizondos Unterton zu übergehen: „Ich freue mich sehr über diese Ehre auf dem Flaggschiff dieser neuen Flottille dienen zu dürfen.“ „Nun, Captain Zantos Empfehlung war letztlich wohl Ausschlaggebend.“, lies der Kommandant der Station nicht locker mit seinen Andeutungen: „Er lobt sie in allen Tönen.“ „Das freut mich natürlich und ich bin zuversichtlich, alle in mir gesetzten Erwartungen erfüllen zu können.“, ignorierte Karl Theodor weiterhin strikt die versteckten Vorwürfe, fragte sich jedoch, ober nicht doch langsam besser kontern sollte. Doch dann sprang ganz unverhofft Captain Andersson für ihn in die Presche in dem er eine goldene Brücke baute: „Commander Randon. Nun sind sie relativ schnell in jungen Jahren zum Commander befördert worden. Natürlich können wir die Umstände aus ihrer Akte entnehmen. Aber dennoch würden wir zunächst gerne von ihnen in ihren eigenen Worten hören, wie es dazu kam.“
„Gerne Captain Andersson. Auf der USS VinChu war ich als Wissenschaftsoffizier eingesetzt. Wir waren zur Detailanalyse der Thermosphäre, genauer der Ionosphäre, in eine sehr niedrige Umlaufbahn um Denara 4 gesunken. Das Schiff geriet unerwartet in heftige Turbolenzen und da ich mit der Leitung der Forschungsabteilung beauftragt war und zu diesem Zeitpunkt mit meinem ganzen Team auf Hochtouren arbeitete, bemühten wir uns genauso wie jedes andere Mitglied der Crew mit aller Kraft um die Stabilität des Schiffes, die in diesem Moment Vorrang zu haben schien. Für eine Absprache mit der Brücke war keine Zeit mehr. Also nutzten wir die Ladungspotentiale der Schiffsumgebung im Verbund mit der temporären Schildeinrichtung der VinChu, um das Schiff auf den thermischen Wellen der Ionosphäre sanft gleiten zu lassen, wenn sie diesen Ausdruck erlauben. Zum selben Zeitpunkt wies der Captain allerdings ein Fluchtmanöver an und bewegte des Schiff, ohne es zu wissen, quer zur Strömung der geladenen Teilchen. Dadurch wurden die Schilde wortwörtlich mit Ionen bombardiert, die Schildmatrix vollkommen überlastet und das Schiff führte sowohl die beabsichtigte Flucht aus, als auch eine Wendung um die eigene Achse. Die Systembeobachtungsphalanx von Denara dokumentierte das gesamte Manöver und maß für 11,3 Sekunden zwei separate vollständig materialisierte Schiffe. Erst, als die Schilde des flüchtenden Schiffes aus der Ionenströmung entkommen waren, entluden sich diese schnell wieder und in der Ionosphäre verbliebene Schiff verschwand. Die technischen Daten entnehmen sie bitte den Aufzeichnung der Sternenflottenarchive. Ich werde ihnen gern jedes Detail erklären. Aber im Großen und Ganzen war diese Entdeckung wohl eher Zufall, als ein beabsichtigtes Manöver. Wie auch immer: Im Auftrag der Sternenflotte arbeite ich nun mit einem Team an einem taktischen Manöver, dass sich diese Technik zu Nutze machen kann.”
Dann schloss er ab: „Letztlich wurde ich für eine Feldbeförderung vorgeschlagen an die dann ein Offiziersfortbildungskurs gekoppelt wurde. Somit verzögerte sich die Beförderung zeitlich zum eigentlichen Ereignis.“
„Danke für diese ausführliche Schilderung.“, schloss umgehend Captain Alizondo an und dann setzte er wie zur Demonstration eine ernsthafte Miene auf: „Commander Randon. Ich gebe offen zu, dass ich sehr skeptisch bin, was ihre Versetzung zur Gemini-Flottille im Allgemeinen und zur USS Katana im Besonderen betrifft. Ihre Erfahrungen im Feld der Wissenschaft und der Technik sind in meinen Augen hervorragend, aber ihre Kenntnisse im Bereich Kommando, Taktik und Strategie sind doch mehr theoretischer Natur.“, er brach für einen Moment ab, als suche er nach einer möglichst schonenden Form seine letzte Aussage zu vermitteln. Blieb jedoch bei der direkten Art: „Verzeihen sie bitte, wenn ich es so direkt ausdrücke, aber ich persönlich bin mir nicht sicher, ob sie der Richtige für diesen Posten sind.“ Wieder lies er eine Sekunde Pause, doch bevor Karl Theodor Randon etwas auf diese Vorwürfe entgegen konnte, zeigte Ethan Alizondo zum Captain der Katana: „Aber letztlich ist und bleibt es die Entscheidung von Captain Andersson.“
„Commander Randon. Zugegeben, wegen der von Captain Alizondo bereits erwähnten Punkte bin ich ebenfalls skeptisch.“, begann nun Captain Andersson mit der Offenbarung seines Standpunktes, setzte aber umgehend in einem demonstrativ freundlichen und wohlwollenden Tonfall fort: „Nichtsdestotrotz kann ich auch ein großes Potential aus ihre Akte herauslesen. Ich weiß aus persönlicher Erfahrung, wie schwer es sein kann, von einem anderen Ressort wie der Wissenschaft in den Kommandobereich zu wechseln. Aber ich bin überzeugt, dass eine Persönlichkeit wie sie an ihren Aufgaben wachsen kann. Darum halte ich sie auch für den besten Offizier, der sich um den neuen Posten auf meinem Schiff bewirbt.“ Auch Garrick Andersson lies einen kurzen Abstand zwischen der Darstellung seiner Meinung und der letztendlichen Bekanntgabe seiner Schlussfolgerung, respektive Entscheidung: „Commander Randon. Sie haben den Posten des ersten Offiziers an Bord meines Schiffes, der USS Katana. Ihr Einverständnis natürlich vorausgesetzt.“
Randon und Andersson erhoben sich und reichten sich die Hände. Eine eher symbolische Geste, denn niemand im Raum zweifelte daran, dass der junge Commander eine solche Chance keines Falls ablehnen würde. Trotz dem hier offen gezeigten Misstrauen, dass man dem 34jährigen Offizier entgegen brachte. Randon fühlte sich nun endgültig wie der blutige Anfänger, der über jede Schwelle auf dem Schiff stolperte und vor Nervosität einen Fehler nach dem anderen begehen würde.
Dennoch war er kein devoter Mitläufer. Karl hatte es nicht so früh zu diesem Posten gebracht, weil er durchs Leben stolperte, wie ein Vollidiot. Und Misstrauen ob seiner bisherigen Karriere war aus Sicht der Anwesenden in Randons Augen keine Anmaßung und ganz sicher kein Argwohn. Die Offiziere hatten lange und hart dafür gearbeitet, dort zu sein, wo sie nun ihren Dienst versahen. Auch Randon hatte sich anstrengen müssen und nicht immer jedem neuen Gesicht sofort sein volles Vertrauen geschenkt. Sicher auch ein Schutzreflex. Und natürlich wusste er auch nicht, wie groß die Fußstapfen waren, die er nun ausfüllen sollte. Er würde seinen Weg machen. Professionell und unvoreingenommen. Es war sein Wunsch erster Offizier zu werden und war seine Chance gekommen.
“Danke Sir. Ich werde niemanden an Bord der Katana enttäuschen.”, erwiderte Randon als sich seine und die Hand des Captains lösten. An Commander Krann gewandt, fragte er: “Commander, ich wäre ihnen dankbar, wenn ich sie vor ihrer Abreise noch etwas Zeit für mich hätten!? Ich würde gern ihre Sicht über Crew und Schiff hören und mich mit den Gepflogenheiten und Abläufe an Bord vertraut machen.”
“Sehr gern. Ich bin in einer Stunde im Besprechungsraum der Katana für die abschließenden Abwicklungen. Fühlen sie sich frei, reinzuschauen! Ich habe bereits einiges für sie vorbereitet, damit sie möglichst nahtlos den Posten übernehmen können.”, antwortete Randons Vorgängerin. Randon wandte sich an Alizondo und verabschiedete sich. Dann nickte er seinem neuen Captain zu: “Captain: Wenn sich erlauben, würde ich mich jetzt direkt auf’s Schiff begeben. Es gibt viel zu tun.”
“Natürlich. Wegtreten.” erwiderte Andersson.
Randon ließ die drei Offiziere zurück und verließ den Raum. Als die Türen sich hinter ihm geschlossen hatten, blieb er stehen und atmete kurz durch. Die verschiedensten Gedanken rasten durch seinen Kopf und zerstreuten jede Konzentration. Bis er sich zur Ruhe Zwang und alle Gedanken “abschaltete”. Als er den Flur entlang lief und schließlich die OPS und kurz darauf das Gebäude verlassen hatte, betrat er wieder das riesige Atrium, auf dem immer noch reges Treiben herrschte.
Hier blieb Randon stehen und sah nach oben durch die gläserne Kuppel in die blauen Himmel. Das Licht der Sonne strahlte ihm direkt ins Gesicht und es war fast nicht auszuhalten, weiter nach oben zu sehen. Dennoch hob er dieses Mal nicht die Hand zum Schutz. Er starrte einige Sekunde nach oben und hielt diesen einen letzten Gedanken fest, den er nicht abschalten konnte. Diese eine Gewissheit, die er nicht einmal Ansatzweise mit einem Gefühl verbinden konnte. Im war einfach nur klar:
“Ich bin da, wo ich hin wollte!”
13.12.2384, 16:00 Uhr
„Bringen sie uns mit den Manövriertriebwerken aus der Umlaufbahn, Lieutenant jg. Lucas.“, befahl Captain Andersson von seinem Sitzplatz aus und leitete somit den Beginn des geplanten Testfluges an. Als der Pilot nach der Bestätigung des Befehls die Katana in einen gebührenden Sicherheitsabstand zum Planeten und anderen Schiffen im Orbit gebracht hatte, gab Garrick Andersson einen weiteren Befehl: „Mister Lucas, geplanten Kurs eingeben und mit viertel Impuls das Übungsgebiet ansteuern.“
Auf dem großen Hauptbildschirm an der Frontseite der Brücke war nun zu erkennen wie das Runabout Vistula seine Position vor der Katana einnahm. Wie bei Testflügen von neuen oder generalüberholten Sternenflottenschiffen üblich übernahm die Vistula die Aufgabe eines Tugboats, das dem Schiff Voraus flog um den Flugkorridor abzusichern und im Notfall als Schlepper dienen zu können. Außerdem hatte der Captain den Geschwaderführer mit sechs Spitfire-Fighter auf einen Geleitflug um das Schiff herum abkommandiert damit diese zusätzlich den Flugraum absichern konnten. All dies beobachtete Garrick Andersson zufrieden auf einer taktischen Darstellung auf dem kleinen Monitor in der Armlehne seines Sessels. Das koordinierte Manöver zwischen USS Katana, dem Runabout und den sechs Attack-Fightern ging auch nach so vielen Monaten im Reparaturdock völlig reibungslos von Statten
Nachdem üblichen „Aye“ führte der Navigator auch den letzten Befehl seines Vorgesetzten aus und von der OPS verkündete der diensthabende Offizier: „Alle Systeme arbeiten innerhalb der Parameter. Hüllenstruktur innerhalb der Norm. Der Maschinenraum meldet einen störungsfreien Betrieb des Warpkerns. Auch von allen anderen Stationen kommen positive Berichte und die automatischen Diagnoseprogramme melden keine besonderen Abweichungen.“
Zu erst ohne eine direkte Antwort nahm der Captain diese Meldung entgegen und notierte sich einige Punkte auf dem Computerterminal seiner Armlehne. Erst dann reagierte er und gab dann entsprechende Befehle: „Ausgezeichnet. Bereiten sie alles für die erste Testreihe vor damit wir sofort beginnen können, wenn wir das Übungsgebiet erreicht haben.“
Auf seinem Computerterminal rief der Captain eine weiter Abbildung auf, dieses mal die schematische Darstellung des Raumgebietes, den ihnen die Verantwortlichen Gemini-Station für die Testflüge und Manöver zugewiesen hatte. Es lag in Richtung des Wurmloches und wie aus reinem Zufall befand sich am äußersten Rand dieses kleinen Sektors auch die Sensorphalanx. Der Weg zu einer unauffälligen Inspektion der Anlage war nun geebnet.
Da noch eine längere Flugzeit bis zum Übungsgebiet zu überbrücken war, war die Crew mit allerlei Routinearbeit und den üblichen Checks während des Transfers beschäftigt. Der Captain nutze die Zeit jeder Brückenstation einzeln einen Besuch abzustatten und die Prozesse auf der Basis seiner eigenen Technikerfahrung zu beurteilen. Wie er sich selbst überzeugen konnte, waren die einzelnen Subsysteme noch nicht ideal auf einander abgestimmt, was aber während des Fluges zum Übungsgebiet von Lieutenant Commander Yadeels Stab vorgenommen wurde.
„Wir haben das Übungsgebiet erreicht, Captain“, gab dann endlich Tom Lucas nach über einer Stunde Flugzeit zum Rand des Gemini-Systems zu Protokoll und Garrick Andersson kehrte zu seinem Sessel zurück. Dann gab er seine weiteren Befehle: „Die Vistula und die Attack Fighter sollen ihre Beobachtungspositionen um das Übungsgebiet einnehmen und die Scanner aktivieren“ Auf dieses Weise sollten sowohl Aufzeichnungen der Impuls- und Warpflüge des Katana durchgeführt, als auch unauffällige Scans der Phalanx ermöglicht werden. Die Position der Vistula war günstig nahe an der Phalanx um im Bedarfsfall in Kontrollstation der Sensoranlage zu beamen.
Commander Elshebia Krann hatte einem hervorragenden Plan ausgearbeitet der nun endgültig anlief. Doch diese hatte nach einer kurzen Einweisung von Commander Karl Theodor Randon in den Posten des XO das Schiff bereits verlassen. Nun war es Commander Randon der im Sessel des ersten Offiziers saß, sich aber zunächst auffallend zurückhielt. Aber er beobachtete genau und aufmerksam das Geschehen um sich ein erstes Bild von der Brückencrew zu machen.