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Latest revision as of 20:49, 14 August 2018

Mit Feuer und Schwert
Autor: Alexandra Black
Autor: Mark de Boer
Autor: Lew Sulik

„Logbuch der USS Katana; Sternzeit 59.269,6; Captain Ebbersmann: Nachdem sich die Ereignisse in den letzten Tagen geradezu überschlagen haben, hat sich die Lage auf beinahe magische Weise entspannt. Auf eine uns unbekannte Weise haben die Nox den romulanischen Warbird an einen anderen Ort transferiert und so die Situation aufgelöst. Allerdings haben sie daraufhin unverzüglich auch un-ser Schiff verlassen und uns indirekt mitgeteilt, dass ihr Volk vorerst keinen Kontakt mit der Föderation wünscht. Ihre offenbar strikt pazifistische Einstellung lässt ihnen keine andere Wahl, da wir uns derzeit im Krieg mit den Romulanern befinden. Leider hatte ich keine Gelegenheit, ihnen die Umstände darzulegen und sie umzustimmen. Ich bedauere sehr, dass dieser erste Kontakt nicht positiver verlaufen ist und wir nicht mehr über dieses interessante Volk erfahren konnten. Aufgrund des letzten Vorfalls mit dem Sternentor habe ich Sicherheitsmaßnahmen ergreifen lassen, welche ein erneutes Anwählen des Tores verhindern sollen. Dies bedeutet für meine Chefingenieurin und meine Wissenschaftsoffizier natürlich eine erhebliche Einschränkung bei der Erforschung des Tores, ist aber für die Sicherheit der Katana unumgänglich. Wir befinden uns wieder auf dem möglichst direkten Weg zurück zur Erde, um dort das Sternentor dem Oberkommando zu übergeben. Da wir aber dieses Mal nicht auf Wurmlöcher und Abkürzungen über Paralleluniversen für die Reise zurückgreifen können, benötigen wir jetzt auch bei Maximal-Warp beinahe drei Wochen. Wenn man bedenkt, dass wir uns im Krieg befinden, eine ungewöhnlich lange, aber willkomme-ne Atempause für die Crew. Captain Ebbersmann Ende.“



(Sternzeit: 59.273,1)

Unschlüssig stand Lieutenant Sulik mit einem Laserstift vor seinem neuen Fighter, während Charlie daran arbeitete, die Spitfire einsatzbereit zu bekommen. Die Er-satzmaschine aus dem Lager der Katana sollte nun nach dem Verlust seines vorhe-rigen Fighters Lews neue Maschine werden. Damit verblieb noch ein weiteres Er-satzgerät der Spitfire-Klasse für den Fall der Fälle. Genau genommen keine ausrei-chende Reserve, erst recht nicht in Kriegszeiten. Aber das war immer noch mehr als sie für die Azrael-Klasse zur Verfügung hatten. Für diesen Fightertyp hatte ihnen die Sternenflotte immer noch keine Reservemaschine gestattet.

„Na, ist dir immer noch kein Name und kein Leitspruch für dein neues Baby eingefal-len?“, ertönte die amüsierte Stimme von Mark de Boer, der erleichtert war, dass ihm dieses Schicksal erspart geblieben war. Lew drehte sich zu seinem Kollegen um und verzog leicht das Gesicht. Er hatte nicht zum ersten Mal eine Maschine verloren und sich mit einer neuen Namensgebung herumschlagen müssen. Aber wenn er ehrlich war, ärgerte ihn auch viel mehr, dass er nach alter Pilotentradition die Markierungen für seine bisherigen Abschüsse nicht auf den neuen Fighter anbringen durfte. Seine bisherigen Erfolge waren somit nur noch in seiner Akte vermerkt, für seine neue Spit-fire musste er sich neue Sporen verdienen. Mit einem resignierten Schulterzucken meinte Lew: „Nein. Immer noch nicht. Ich dachte mittlerweile an Laura, nach einem Mädchen, das ich mal kannte.“

„Und was spricht dagegen?“, wollte Mark neugierig wissen, dem die Freude über sein Glück im Unglück immer noch anzumerken war. Obwohl der ursprüngliche Plan der letzten Mission den Verlust seines Fighters vorsah, war er trotz der widrigen Um-stände mit beinahe intakter Maschine davon gekommen. Der Plan war schief gelau-fen, aber eben so, dass er sich samt Fighter mehr als glimpflich und glücklich hatte heraus lavieren können. Lew machte einen viel sagenden Gesichtsausdruck und meinte in einem gespielt lakonischem Tonfall: „Die Frau war eine Wucht. Aber das konnte halt auch absolut jeder aus meinem Kadettenjahrgang bestätigen. Das einzige Motto, das mir darum bei dem Namen einfällt, wäre ‚Allzeit bereitwillig’.“

Mark brach in schallendes Gelächter aus, so dass es selbst in dem Bereich der gro-ßen Hauptshuttle-Bay, der nicht für die Staffel reserviert war, Aufmerksamkeit auf sich zog. Nachdem sich beide wieder gefasst hatten und das Interesse an ihrem lau-ten Lachen abgeklungen war, drehten sich beide zu Marks Fighter hin, an dem gera-de Natalie Bardal arbeitete. Der Ensign stand gerade am Heck der Maschine und beugte sich mit dem Oberkör-per immer weiter in eine Luke hinein, so dass sie den beiden Piloten unbewusst ihr Hinterteil hinstreckte. Mit leicht schrägem Kopf musterte Lew interessiert den darge-botenen Körperteil der Technikerin und murmelte dann leise zu Mark: „Ein tolles Ge-fährt… Du, wegen der Mission… tut mir Leid. Als Entschädigung helfe ich dir am bes-ten beim Reparieren deines Fighters.“ „Nix da! Du schraubst sonst bloß an der falschen Stelle rum!“, antwortete Mark la-chend und stieß ihm recht unsanft seitlich in die Rippen. Ihm war nicht entgangen, was sein Squadron-Leader so interessiert betrachtet hatte. Doch anstatt näher dar-auf einzugehen, meinte er dann im ernsthaften Ton: „Aber mal ehrlich! Das war schon ziemlich mies von dir. Dein Plan und wie du mich dazu gedrängt hast!“ Lew, der durch den Stoß seines Kollegen zusammengezuckt war und so seinen Blick von Bardal abgewandt hatte, entgegnete ungewohnt reumütig: „Na ja… ich gebe zu, der Plan war vielleicht etwas riskant, und es war nicht ganz korrekt, wie ich mich da verhalten habe.“ „Nicht ganz korrekt? Mann, das war echt viel verlangt, eine Mission zu fliegen, in der ich nicht nur wie sonst mein Leben riskiere, sondern bei der vorher schon feststeht, dass ich meine Maschine aufgeben muss! Gerade von dir hätte ich das am allerwenigsten erwartet.“ „Tja…“, setzte Lew etwas nachdenklich an: „Weißt du, auch wenn mir das ganze Gedöns der Führungsoffiziere meistens tierisch auf die Eier geht… letztlich bin ich auch ein Offizier der Katana und habe die Pflicht meinen Beitrag zum Erfolg einer Mission zu leisten. Ich schätze, dazu gehören auch manch-mal unangenehme und unbequeme Entscheidungen.“ Mark schnaubte nur: „Fuck! Wem willst du mit dem Gerede etwas vormachen? Mann, jetzt hörst du dich schon so an wie einer dieser Bürohengste!“ „Jetzt mach aber mal ein Punkt!“, widersprach Lew. „Mir hat der Plan auch nicht ge-fallen. Aber glaub mir, es gab keine Alternative. Außerdem würde ich nie leichtfertig das Leben eines Kameraden riskieren und schon gar nicht opfern!“ „Ja, ich weiß es wohl. Ich wollte dir das nur nochmal sagen!“, entgegnete Mark und setzte spottend nach: „Insofern geschieht es dir Recht, dass DU einen neuen Fighter einweihen muss.“ „Also bist du nicht mehr sauer?“, fragte Lew nach. „Nein. Vergeben und vergessen!“, antwortete Mark und hielt ihm die Hand hin. „Vergeben und verges-sen.“, bekräftigte Lew erleichtert und schlug ein. „Die nächste Runde geht trotzdem auf dich!“, ergänzte Mark grinsend. Dann schwiegen beide eine ganze Weile nach dieser Aussprache. Beide starrten sie etwas verlegen durch die Gegend. Wieder Bardal fixierend meinte Lew nach einer Weile: „Sag mal, du hast doch seit neustem so ein Motor-Dingsda…“ „Ein Motorrad!“, unterbrach ihn Mark belehrend: „Wieso?“ „Na ja, dann helfe ich dir eben bei der Maschine als Entschädigung. Nicht dass ich noch in deiner Gegenwart an den falschen Stellen rumschraube, meine ich…“ „Okay, abgemacht!“

Als Ensign Bardal gerade in diesem Moment wieder mit dem Oberkörper aus der Lu-ke kroch und sich zu ihnen umwandte, grinsten beide verschmitzt zu ihr herüber. Verwirrt starrte sie die beiden Piloten an und fragte mit scharfer Stimme: „Was?“ „Ach nichts, mach weiter, ich helfe dir gleich wieder. Einen Moment.“, beschwichtigte Mark und drehte sich zu Lew um und sagte ihm im Vertrauen, ohne ganz genau den Be-zug zu klären: „Aber wehe du gehst mit ihr so um wie mit meinem Fighter, dann dreh ich dir den Hals um!“



(Sternzeit: 59.275,2)

Das an und für sich große Sternentor wirkte im großen Lagerraum der Katana um einiges kleiner. Auch die um das Gate aufgebauten Diagnosegeräte und die vielen Messinstrumente schmälerten ein wenig die ansonsten imposante und beeindru-ckende Erscheinung. Doch am stärksten wirkte der optische Kontrast zwischen dem antik wirkenden Design des Sternentores und dem Aussehen der umgebenden Ster-nenflotten-Technik. Als ob moderne Architektur um einen altertümlichen Stadtkern herum gewachsen war und nun beides nicht so richtig zu einander passen wollte. Diese seltsamen Gedanken gingen Commander Lieutenant Yadeel durch den Kopf, während sie fast geistesabwesend das Sternentor betrachtete. Ihre Möglichkeiten, das Gerät zu erforschen, waren nun stark eingeschränkt, denn auf Befehl des Cap-tains hatten sie DHD und Tor getrennt sowie einige Komponenten entfernt, um eine erneute Anwahl des Tores zu verhindern. Zusätzlich hatten sie das Tor für den Fall der Fälle mit einem Kraftfeld versiegelt, und ein eigens konzipierter Eindämmungs-strahl sollte die Subraumaktivitäten eines entstehenden Wurmlochs verhindern. Aber ob dies alles funktionierte und eine erneute Anwahl ihres Tores tatsächich verhinder-te, war nicht zweifelsfrei klar.

„Wenn wir das Studienobjekt nicht mehr erforschen können, sollten wir in Erfahrung bringen, was wir über andere, vergleichbare Systeme wissen.“, meinte Lazarus und riss die Zanderianerin aus ihren Gedanken. Sie nickte und meinte: „Soweit ich weiß gabt es in diesem Universum ähnliche Portale von einem Volk namens Iconianern.“ Der Tev’Mekianer stimmte Ihr zu: „Ja, ich habe davon gelesen. Aber die einzigen beiden funktionierenden Tore die der Sternenflotte bekannt waren, wurden zerstört. Aber auch andere Völker sollen ähnliche Transportportale besessen haben. Lassen sie uns die Datenbank dazu näher befragen.“

Sie setzte sich mit dem Wissenschaftsoffizier an ein Computerterminal, um mit der Suchfunktion die gewünschten Informationen aufzurufen. Es dauerte nicht lange, da listete der Computer eine Reihe von diversen Treffern auf. Nun kam der Teil der wis-senschaftlichen Arbeit, die mehr Dalen Lazarus als ihr lag. Als Ingenieurin war sie mehr eine Frau der Praxis als der Theorie. Sie bevorzugte die direkte Forschung am Objekt selbst, als das Recherchieren in Fachliteratur.



(Sternzeit: 59.294,8)

„Warum können wir das Ding nicht einfach mit einem Ort-zu-Ort Transport auf das Holodeck beamen?“, beschwerte sich Lew Sulik, als er seinem Staffel-Mitglied Mark de Boer half, dessen Motorrad durch die Gänge in Richtung Holodeck zu schieben. Nicht dass es ihn gestört hätte, dass ihnen die entgegenkommenden Leute erstaunte und beinah verstörte Blicke zu warfen. Aber er hielt es für einen völlig unnötigen Aufwand, den Oldtimer durch die Gänge der Katana zu schieben. Doch nun stand er hinter diesem antiken Gefährt und schob, während Mark vorne den Lenker hielt und seinerseits dabei war, das Ding vor sich her zuschieben. Ohne zu Lew zurück zu blicken, antwortete Mark leicht ironisch: „Willst du unserem stets mies gelaunten Transporterchef erklären, warum du mitten in Kriegszeiten bei einer Energierationierung der Stufe 1 einen privaten Ort-zu-Ort Transport benötigst?“, um dann noch in einem halb spaßigen, halb besserwisserischen Tonfall hinzuzufü-gen: „Außerdem habt ihr Menschen des 24. Jahrhunderts längst das Gefühl für die einfachen, aber doch essentiellen Dinge des Lebens verloren. Manches sollte man nicht einfach mit einem Fingerschnippen machen können. Einiges ist so grundle-gend, dass man es aus eigener Kraft leisten muss, um es wirklich schätzen zu kön-nen.“

„Aha, und deswegen schiebe ich jetzt aus eigener Kraft dieses überaus essentielle und antike Fahrzeug durch die Katana? Mann, du hättest Philosophie studiere soll-ten…“, kommentierte Lew sarkastisch unter demonstrativen Schnauben, um dann genau diesen Punkt wieder aufzugreifen: „Hast du dir eigentlich schon mal tiefere Gedanken über den Begriff ‚Fahrzeug’ gemacht?“. Lew machte eine Pause, die aber nicht lang genug war, dass Mark darauf hätte eingehen können: „Wir schieben gera-de mit eigener Muskelkraft ein Gerät durch die Gegend, das eigentlich von selber fahren müsste! Wie essentiell!“ „Hör auf zu meckern und wuchte das Hinterrad um die Ecke.“, unterbrach ihn Mark als sie zu einem Gang einbiegen mussten, der sie zu einem Turbolift führen würde. Er wusste, dass Lew so etwas nie ernst meinte und sich einfach gerne in eine Sache hineinsteigerte. Dann warf er mit Sarkasmus und Ironie nur so um sich, auch wenn ihm dabei langsam aber sicher die Grundlage für seine Argumente entglitt. Auch dann führte er noch eine völlig unsinnige Beweiskette für einen völlig belanglosen Umstand. Irgendwie schien der Spitfire-Pilot grundlose Nörglereien zu lieben. Der Niederländer versuchte, es mit Humor zu nehmen: „Und du solltest dir überlegen, ob du ab sofort im Oberkommando Sternenflottenrichtlinien für Fortbewegungsmittel und Transportvorschriften erarbeitest.“

„Das ist nicht irgendein Fahrzeug. Nicht mal irgendein Oldtimer! Das ist eine Honda CX 500!“, erklärte Mark dann in einem fast liebevollen Ton, als sie seine neuste Er-rungenschaft in den Turbolift bugsierten und Lew mal für eine Minute die Klappe hielt. Jede freie Minute hatte er an seinem neuen Baby eigenhändig geschraubt. Ohne fremde Hilfe hatte er das Fahrgestell sowie den Motor auseinander gebaut und wie-der zusammengesetzt. Er hatte sich sogar geweigert, dabei eine Holodecksimulation oder die Berechnungen eines Computers heranzuziehen. Völlig eigenständig hatte er die Baupläne studiert und sich Stück für Stück mit der Technik vertraut gemacht. Er hatte sich, wie man so schön sagte, selber die Hände schmutzig gemacht. Ein Privi-leg, das er hier leider viel zu selten genoss und das die Menschen aus diesem Jahr-hundert nicht mehr zu schätzen wussten. Aus seiner Zeit hatte er noch Erfahrung mit Verbrennungsmotoren und der entspre-chenden Technik gehabt. Doch selbst für ihn war die antike Honda aus dem Jahr 1983 eine Herausforderung gewesen. Nun war er mächtig stolz darauf, den Motor zum Laufen gebracht zu haben, auch wenn ihm das beinahe eine Rauchvergiftung in seinem Quartier eingebracht hatte, da er zuerst vergessen hatte, das Umweltsystem seines Quartiers für so etwas einzustellen. Nun war es an der Zeit, auf dem Holodeck – mit entsprechend modifiziertem Belüftungssystem – die Feinjustierungen vorzu-nehmen und dann das Baby endlich zu reiten.

Mark war auf einmal so in Gedanken verloren, dass Lew dem Turbolift das Ziel an-geben musste: das Deck, auf dem sich Holodeck 2 befand. Still und kommentarlos betrachtete Lew seinen Kumpel, wie dieser mit strahlendem Gesichtsausdruck das Motorrad anschaute und fast zärtlich über den Tank strich. Bei diesem Anblick fiel Lew etwas ein: „Du, was ist eigentlich mit dem Sprit und den Ersatzteilen für das Ho-lodeck?“ „Wie?“, reagierte der stolze Besitzer der Honda CX 500, als er aus seinen Gedanken gerissen wurde. Nach einem Moment der Verwirrung fiel ihm ein, was er in seiner fast kindlichen Begeisterung über die anstehende Probefahrt vergessen hatte. Sich verlegen am Kopf kratzend gab er mit einem leichten Schulterzucken von sich: „Tja, vielleicht doch in Ort-zu-Ort Transport?“ „Aha…Benzinkanister und Ersatzteilkiste zu schleppen ist also nicht essentiell genug, wie?“



(Sternzeit: 59.300,7)

Nach der üblichen Trainingsbesprechung leerte sich allmählich der Team-Besprechungsraum der Elite Force-Einheit. Alex Black blieb als Letzte zurück, sam-melte diverse PADDs ein und schaltete schließlich den Sichtschirm ab, auf welchem manche Trainingssituationen noch einmal groß eingeblendet worden waren, um sie besser analysieren zu können. Die letzten Trainingsstunden waren zwar sehr an-strengend gewesen, dafür aber auch außerordentlich erfolgreich gewesen. Zufrieden ließ Alex noch einmal ihren Blick durch den Raum schweifen, dann wandte sie sich ihrem Spind zu. In Ihrem Fach darauf lag eine Nachricht bereit. In Erwartung genaue-rer Informationen zur kommenden Mission warf sie einen raschen Blick darauf und zuckte erschrocken zusammen. Mit so einer Mitteilung hatte sie allerdings nicht ge-rechnet. Wütend presste sie die Kiefer zusammen und stapfte dem nächsten Turbolift entgegen. "Brücke", knurrte sie kurz darauf, ohne dem verwunderten Blick Tomm Lucas' Auf-merksamkeit zu schenken. An ihrem gewünschten Ziel angekommen, strebte Lucas dem vertrauten Piloten-Sitz zu. Black wandte sich ohne Umschweife an den Captain. "Sir, könnten ich Sie kurz unter vier Augen sprechen?" Ebbersmann sah von dem in seine Armlehne eingelassenen Display auf. Sein resig-nierter Blick ließ darauf schließen, dass er sich bereits denken konnte worum es ging. Er richtete sich auf, wies Andersson mit einem gewohnheitsmäßigen Nicken das Brückenkommando zu und deutete auf die Tür zu seinem Bereitschaftsraum. "Bitte." Er umrundete seinen Schreibtisch, nahm jedoch nicht Platz. Fast erwartete er, Black würde sofort mit ihrem Anliegen herausrücken. Doch sie wartete, bis die Tür sich hinter ihr geschlossen hatte, ehe sie meinte: "Bei allem Respekt, Sir, aber das Elite Force-Team ist eine gut eingespielte Einheit. Mit diesen Versetzungen verlieren wir vier - wichtige - Leute!" "Lieutenant", hob Ebbersmann an - die Stirn in zweifelnde Falten gelegt, "mir ist be-wusst, was diese Versetzungen bedeuten. Aber das ist eine Anforderung von oben. Es sind immer noch nicht alle Schiffe mit Elite Force-Einheiten... 'ausgestattet' - ein Versäumnis, das man jetzt aufarbeiten möchte. Burgoynes Beförderung ist ohnehin schon lange überfällig. Er... sie... wird eine eigene Einheit übernehmen und, um das zu vereinfachen, wurde verlangt, dass er... sie... einige Leute bekommt, die bereits mit ihm" - an dieser Stelle beschloss er nicht weiter auf die zweigeschlechtliche Ver-anlagung des Hermaten einzugehen - "zusammengearbeitet hat." "Das sehe ich ein. Burgoyne hat diese Beförderung verdient. Aber damit wird unser Team hier nicht nur auseinandergerissen, sondern auch verkleinert. Und wie ich den Informationen ent-nehmen kann, ist kein Ersatz vorgesehen." Alex machte sich nicht die Mühe, den Vorwurf aus ihrer Stimme zu verbannen. "Ich weiß, und das tut mir leid. Wenn ich könnte, würde ich daran etwas ändern", versicherte der Captain ihr ehrlich. "Aber zurzeit gibt es einfach keinen Ersatz. Es sind einfach nicht genug Elite Force-Soldaten da. - Wie Sie ja ebenfalls dieser Nachricht entnehmen können, wird uns 'Nachschub' zugesagt, sobald genügend Leute zur Verfügung stehen."



(Sternzeit: 59.300,8)

„Okay!“, sagte Mark zu Lew. „Die Kupplung ist links am Lenker, die Vorderradbremse rechts. Die Hinterradbremse ist das Pedal unten rechts, die Gangschaltung ist diese kleine Stange links unten. Ich zeige dir kurz, wie man damit umgeht.“ Mark saß auf seinem Motorrad, in das sie zuletzt viel Zeit und Arbeit gesteckt hatten. Er erklärte seinem Freund in kurzen Worten, wie man schaltet, bremst und Gas gibt. Lew schau-te aufmerksam zu und nickte ununterbrochen. „So, nun weißt du im Prinzip alles, was du fürs Fahren brauchst. Nun wird’s Zeit für die Praxis. Wir fangen langsam an. Du fährst einfach ein Stückchen geradeaus bis zur dicken Linie, bremst dann, schiebst das Bike um die Kurve und fährst wieder zu-rück.“ Lew wollte sich schon auf die Honda schwingen, aber Mark schüttelte den Kopf. „Nee, mein Freund. Die Maschine ist gerade erst wieder fertig. Du bekommst eine Übungsmaschine. Computer, Motorrad Mark1 laden!“ Auf dem Holodeck erschien sofort eine Maschine. „Hier. Die ist sehr gutmütig. Eine ideale Maschine für die ersten Fahrstunden.“ Lew sah ein wenig skeptisch auf die kleine Maschine, warf noch einen wehmütigen Blick auf Marks Maschine und setzte sich dann auf die Trainingsmaschine. Er starte-te das Motorrad und schaltete in den ersten Gang. „Und los!“, murmelte er und fuhr los. Langsam und ruckelnd setzte sich das Bike in Bewegung. Er gab ein wenig Gas, und die Maschine wurde stabiler. Lew grinste breit. Das gefiel ihm, auch wenn er sich noch im Schneckentempo bewegte. Da war auch schon die weiße Linie, an der er anhalten sollte. Er bremste, und die Maschine wurde langsam. Mark sah zufrieden, wie Lew anfuhr und die Maschine stabilisierte. Dann leuchteten die Bremslichter auf. Die Maschine wurde unruhiger, fang an zu schlingern. „Lew! Nimm die Beine von den Fußrasten!“, rief Mark seinem Fahrschüler zu. Aber es war schon zu spät. Ohne irgendwelche Gegenwehr kippte die Maschine zur Seite und begrub ihren Fahrer halb unter sich. Mark lief zur Unfallstelle und half einem fluchenden und vor sich hin schimpfenden Lew unter dem Motorrad hervor. „Warum hast du denn die Füße nicht runtergenom-men, als du langsamer wurdest?“, fragte er ihn. „Davon hast du nichts gesagt! Ich habe gedacht, dass die Dinger Stabilisatoren haben! Scheiß-Teile!“, regte sich Lew auf. Mark musste sich ein Grinsen verkneifen. Sein Freund wäre dann für den Rest des Tages ungenießbar, wenn er das Gefühl bekäme, Mark würde sich über ihn lus-tig machen. Stattdessen wuchtete er die Maschine hoch. „Überleg doch mal, aus welcher Zeit Motorräder sind. Da gab es sowas doch noch gar nicht. Du musst es wie beim Fahrradfahren machen!“ Lew sah ihn fragend an. „Was ist ein Fahrrad?“ Mark stand der Unglaube ins Gesicht geschrieben. „Euch Kindern des 24. Jahrhunderts tut der Transporter nicht gut…“, murmelte er schließlich.



(Sternzeit: 59.300,9)

Als Alex in ihr kleines Büro neben dem Elite Force-Teamraum zurückkehrte war sie keineswegs zufriedener mit der Situation. Aber immerhin schien Ebbersmann auch nicht sehr glücklich darüber, dass ihnen in diesen Zeiten weniger Elite Force-Einheiten zur Verfügung standen, was sie ein wenig besänftigte. Für Burgoyne freute sie sich aufrichtig. Sie wusste, dass es stets das Ziel des Her-maten gewesen war, irgendwann eine eigene Elite Force-Einheit zu befehligen. Trotzdem war gerade das ein herber Verlust für das Team hier auf der Katana. Noch dazu würde Borgoynes Weggang eine Umstrukturierung der bestehenden Teams erforderlich machen.



(Sternzeit: 59.319,7)

Mark stand auf dem Holodeck und wartete auf seinen Freund Lew Sulik. In der ver-gangenen Zeit hatten sie viel Zeit damit verbracht, die Feineinstellung an seinem Mo-torrad vorzunehmen. Anschließend hatte er Lew sogar das Fahren beigebracht. Nach anfänglichen Schwierigkeiten hatte es nicht lange gedauert, bis Lew Feuer ge-fangen hatte und zu einem begeisterten Biker wurde. Heute hatten sie sich verabredet, um eine längere Tour zu unternehmen. Mark hatte einige Zeit damit verbracht, eine schöne Strecke für das Holodeck zu entwickeln. Lew kam abgehetzt aufs Holodeck gehetzt. „Sorry…“, meinte er völlig außer Atem. „Ich musste noch etwas erledigen… Sag mal, wie siehst du denn aus?“, stutzte er plötzlich. „Was soll dieses Kostüm?“ „Das ist kein Kostüm, sondern eine passende Lederkombi zum Schutz. Dass man auch mal mit seinem Bike stürzen kann, weißt du ja.“, konterte Mark. „Ja, ja…“, maulte Lew. Mark schlug ihm freundschaftlich auf die Schultern. „Komm, lass uns starten. Die Motorräder stehen schon bereit.“ Aber Lew schüttelte den Kopf. „Das brauch ich nicht mehr. Ich habe mir ein eigenes replizieren lassen. Ich habe die Datenbank und diverse Fachliteratur durchforstet, bis ich schließlich eins gefunden habe, das mir gefällt. Und ich habe mir die Replikatorratio-nen extra dafür aufgehoben.“ Er betätigte den Kommunikator „Du kannst es jetzt reinbeamen. Danke!“ Sekunden später erschien ein Motorrad im Holodeck. Mark fiel die Kinnlade hinunter. „Das ist nicht dein Ernst! Eine Chopper? Welche Fachliteratur war das denn? Easy Rider? So nehm ich dich nicht mit!“ „Wieso das denn? Du klingst schon wie meine Mutter!“, beschwerte sich Lew. „Eine Chopper fährt man ganz anders. Da kann ich nicht mit meinem Bike mitfahren. Das bringt keinen Spaß!“ „Du bist doch nur neidisch, weil ich ein schönes Bike habe.“ Mark lachte. „Ein schönes Bike? Das ist ein fahrender Gartenstuhl. Wenn du sowas schon fahren willst, dann musst du aber auch die richtigen Klamotten dafür tragen!“ Er verschwand kurz aus dem Holodeck und kam kurze Zeit darauf wieder mit beiden Armen voller Kleidung. „Hier sind die typischen Klamotten für diese Bikes.“ Er hielt Lew eine Lederhose mit Jeansjacke und Lederweste hin, dazu spitz zulaufende Le-derstiefel und einen Helm, der ein wenig an einen Stahlhelm erinnerte. „Oder lieber das hier?“ Er hielt ihm den anderen Arm hin. Dort hingen eine Wildlederhose, Wildle-derjacke, beide mit Fransen, eine Sonnenbrille, Cowboystiefel und einen Cowboyhut hin. „Eigentlich müsstest du dann noch einen großen Schnauzer tragen“, setzte er noch spitz hinterher. Lew sah entgeistert auf die Sachen, die Mark ihm angeboten hatte. „Sowas trage ich nicht!“, sagte er schließlich. „Dann solltest du lieber das Bike wechseln.“, antwortete Mark kühl. Lew biss sich auf die Lippen und schien gerade abzuwägen, was er tun sollte. „Ich habe hier auch noch etwas für dich.“, fügte Mark nach einem Moment hinzu. „Ich habe nämlich auch ein paar Replikator-Rationen aufgespart. Die Maschine hier ist auch repliziert, keine Holo-Projektion.“ Er trat zu Seite und gab den Blick frei auf das Motorrad, das neben seiner Maschine stand. „Wow…“, brachte Lew nur heraus. „Jepp. Ebenfalls eine Honda. Eine CBF 500. Die wurden etwas später gebaut als meine, aber dennoch ein Klassiker. Und auch die Kleidung ist deutlich cooler.“ Er hielt ihm einen Rennanzug aus Leder hin.

Fähnrich Becker war tief in den Analysen auf seinem PADD versunken, während er den Gang zur wissenschaftlichen Abteilung der Katana entlangging. „Vorsicht!“, wur-de er aus den Gedanken gerissen. Er blickte auf und machte erschrocken einen Satz zur Seite, als er zwei Männer in martialisch aussehenden, schwarzen Lederausrüs-tungen und schwarzen Helmen aus dem Holodeck kommen sah. Sie schoben ein großes, metallisches Gefährt auf den Gang, stellten es ab und verschwanden wieder im Holodeck.



„Logbuch der USS Katana; Sternzeit 59.330,6; Captain Ebbersmann: Wir sind bei der Erde eingetroffen und haben neue Anweisungen vom Oberkomman-do erhalten. Das Sternentor wurde samt unseren bisherigen Forschungsergebnissen der zuständigen Behörde der Sternenflotte übergeben. Die Katana wird vorerst nicht mehr an der weiteren Erforschung dieser Technik beteiligt sein. Insbesondere für Lieutenant Commander Yadeel eine herbe Enttäuschung, ist sie doch eine Expertin auf dem Gebiet solcher Portale. Außerdem hat sie seit dieser Mission gemeinsam mit Dr. Lazarus sehr viel Zeit investiert und viele neue Erkenntnisse gewinnen können.

Der Grund für unsere Abkommandierung ist eine neue Mission, die - wie ich vermute - aufgrund des Krieges Vorrang hat. Doch bevor wir unsere genauen Befehle erhal-ten und aufbrechen können, werden wir mit neuem Nachschub versorgt. Unter ande-rem werden wir neue Mannschaftsmitglieder bekommen und wir erhalten kriegswich-tige Ausrüstung, darunter auch die angeforderten Reserve-Fighter für unsere Jagd-staffel. Auch sonst ist man unseren Anforderungslisten nicht nur erstaunlich entge-gengekommen, sondern hat sie sogar stark übertroffen. Zum Nachschub gehören sogar neu entwickelte Module für ein Tarnsystem, das wir nun seit Kriegsbeginn ein-setzen dürfen. Wenn uns die Sternenflotte so zeitnah und unverzüglich mit derartigem Material ver-sorgt, kann es sich bei der nächsten Mission eigentlich nur um einen Kampfeinsatz handeln. Captain Ebbersmann, Ende.“



(Sternzeit: 59.332,7)

Vor seiner Werkstatt in der Shuttelbay 1 der Katana saßen der Cheftechniker der Staffel A-20 Charlie Brooker und die Technikerin Natalie Bardal nach getaner Arbeit auf einer Kiste. Dazwischen hatte es sich das Staffelmaskottchen Attila bequem ge-macht. Mit zusammengekniffenen Augen und ausladendem Gähnen genoss der Si-berian Husky den Umstand, dass die beiden Menschen ihn ausgiebig streichelten und hinter den Ohren kraulten.

Die beiden Techniker des Attack-Fighter Squadrons beobachteten Lew und Mark wie diese in ihren Fightern saßen und ihre frisch gewarteten Jäger für einen Trainingsflug am Rande des Sonnensystems vorbereiteten. Beide Piloten wirkten wie zwei Jungen, die endlich wieder ihr Spielzeug zurück bekommen hatten. Doch trotz ihrer Freude über den ersten Trainingsflug seit Langem ließen sie es in ihren Vorbereitungen nicht an der gebotenen Ernsthaftigkeit und Aufmerksamkeit fehlen. Nachdem Lew die Sauerstoffmaske seines Helms recht gerückt hatte schloss er sein Cockpit unter dem in leuchtend roten Lettern der Name „Helena“ und sein neues Motto „Mit Feuer und Schwert“ zu lesen war. Mit erhobenen Daumen signalisierte er Mark Starbereitschaft und war offensichtlich dabei eine Starterlaubnis beim Flight-Control der Shuttelbay zu erbeten.

„Charlie? Da ist eine Text-Nachricht für dich von der Brücke.“, erklang die Stimme eines weiteren Technikers der gerade aus dem Bereitschaftsraum heraus schaute. Charlie bewegte seinen Zahnstocher vom einen Mundwinkel in den anderen, schnaubte genervt über die Störung, anstatt zu antworten, und stand auf, um die Nachricht entgegen zu nehmen. Natalie und Attila folgten ihm mit etwas Abstand. Dort rief der meist wortkarge Cheftechniker die Nachricht an einem Computerterminal ab, um daraufhin erstaunt auszurufen: „Da brat mir doch einer ein’ Storch.“ „Was ist los?“, wollte Natalie wissen und schaute dem gedrungenen Charlie über die Schulter. Dieser zog die Stirn kraus und meinte: „Na ja. Das ist die Liste mit dem Nachschub der uns genehmigt wurde. Da sind Dinge dabei, die ich sonst immer vergeblich ange-fordert habe.“ „Hm… Ja, und die neusten Waffen für beide Fighter-Typen sind auch dabei. Auch sonst einiges vom neusten des Neusten.“, stellte nun auch Natalie Bar-dal fest, die einen erfreuten Unterton in ihrer Feststellung nicht verdecken konnte. Doch Charlie Brooker raunte misstrauisch: „Wenn uns die Etappenhengste das alles schicken, dann ist da irgendwas im Busch…“



(Sternzeit: 59.338,0)

Mit energischen Schritten betrat Captain Benjamin Ebbersmann den Besprechungs-raum der Katana. Alle seine Führungsoffiziere saßen bereits am Tisch und warteten auf das angekündigte Missionsbriefing. Nachdem Ebbersmann am Kopfende des Tisches angekommen und seinen Platz eingenommen hatte, ließ er für einen Moment seinen Blick über die Anwesenden schweifen. Er konnte ihre Anspannung förmlich spüren und ihnen die gespannte Er-wartungen in ihren Gesichtern ablesen. Abgesehen vielleicht von Dalen Lazarus und Seeta Yadeel, bei denen die Enttäuschung – bei letzterer eindeutig eher Wut – über den Verlust ihres Forschungsobjektes zu überwiegen schien. Doch ansonsten domi-nierten in der Gruppe offensichtlich die Befürchtungen und Ahnung bezüglich ihrer neuen Mission. Die Sternenflotte befand sich im Krieg, und die Art wie sich das Oberkommando ge-genüber der USS Katana benommen hatte, deutete auf einen Kampfeinsatz hin. Und nun war es für Ebbersmann soweit, ihre ohnehin gehegten Vermutungen zu bestäti-gen. Den Umständen entsprechend begann er geradezu förmlich: „Meine Damen, meine Herren. Wie Sie durch die Ereignisse der letzten Tagen sicher geahnt haben, werden wir auf eine Kampfmission geschickt, die uns ins unmittelbare Kriegsgesche-hen mit den Romulanern führen wird.“

Nun war es raus, und die Atmosphäre im Raum änderte sich schlagartig. Angesichts dieser Ankündigung schien die angespannte Besorgnis von den Anwesenden auf einmal abzufallen und aufmerksamer Konzentration Platz zu machen. Die verkrampf-te Haltung der meisten wandelte sich mit einem Mal in eine geradezu militärische Beherrschung und Disziplin. Alle waren sich des Ernstes der Lage bewusst und wie auf Kommando – das Resultat Jahre langer Erfahrung und Übung – wurden die zu-vor vage begründeten Ängste unterdrückt und verdrängt. Nur Lieutenant Sulik saß in seinem Pilotenoverall fast lässig in seinem Stuhl, obgleich auch er seine angestreng-te Aufmerksamkeit nicht gänzlich überspielen konnte.

Captain Ebbersmann betätigte eine Taste auf seinem Terminal am Tisch, und auf dem Bildschirm hinter ihm erschien eine Sternenkarte mit der ehemaligen Neutralen Zone, dem derzeitigen Kriegsgebiet. Auf der Karte waren eine Reiseroute sowie di-verse Sternensysteme und militärische Objekte verzeichnet. In der linken, oberen Ecke war das Bild eines Schiffes der Intrepit-Klasse zu sehen. Der Captain erklärte: „Vor wenigen Wochen hätte planmäßig das Forschungsraumschiff USS Hevelius von einer Fünf-Jahres-Mission aus dem Beta-Quadranten zurückkehren müssen. Ur-sprünglich bestand für die Hevelius eine Durchquerungsgenehmigung für einen kur-zen und schmalen Korridor durch das romulanische Raumgebiet. Mit dem Kriegs-ausbruch verfiel dieses Recht selbstverständlich, und eine ähnliche Genehmigung konnte in der Kürze der Zeit beim Klingonischen Reich nicht mehr beantragt werden.“

Benjamin betätigte eine weitere Taste und das Bild zeigte einen genaueren Abschnitt des romulanischen Imperiums. Nach einer kurze Pause fuhr er fort: „Daher musste die Hevelius das Kriegsgebiet weiträumig umfliegen. Leider geriet das Schiff dennoch in ein Gefecht. Dabei wurde die Hevelius von den Romulanern gekapert und entführt. Derzeit befindet sich das Schiff samt Crew in Gefangenschaft auf der romulanischen Raumstaion TRX-92 im Lakon-System, unweit der Neutralen Zone. Unsere Aufgabe ist es, die Crew aus der Gefangenschaft zu befreien und das Schiff zurück zu er-obern.“

„Sir. Es leuchtet ein, dass wir die Crew der Hevelius befreien.“, begann Commander Anderson und wurde mit seinem Einwand der Aufgabe als erster Offizier gerecht: „Doch das Schiff zu erobern stellt ein hohes Risiko dar. Wäre es nicht sinnvoller das Schiff einfach zu zerstören, damit es nicht in den Händen Romulaner verbleibt?“

„Unter normalen Umständen würde ich ihnen Recht geben, Commander!“, pflichtete Ebbersmann seinem XO bei, um seine Zustimmung augenblicklich wieder zurück zu ziehen: „Aber offenbar befindet sich an Bord der Hevelius etwas, so dass dem Ober-kommando dieses Risiko akzeptabel erscheint. Näheres lässt sich auf Grund der Geheimhaltung nicht in Erfahrung bringen. Den vagen Andeutungen entnehme ich aber, dass es sich um irgendwelche Forschungsergebnisse handeln könnte, die in irgendeiner Form kriegswichtig sind.“

„Das Entsenden eines Prisenkommandos stellt immer ein gewisses Risiko dar. Aber mitten im Feindesgebiet und womöglich während einer Kampfhandlung erhöht sich die Gefahr extrem. Unter Umständen ist dabei ein Scheitern sogar zwangsläufig.“, stimmte der taktische Offizier Ramirez dem XO in seinen Bedenken zu. Captain Eb-bersmann schüttelte den Kopf: „Die Befehle sind diesbezüglich sehr eindeutig. Wir dürfen nur im äußersten Notfall, sobald alle Mittel erschöpft sind, die Hevelius zerstö-ren. Das Oberkommando hält es bei genügender Vorbereitung nach den vorliegen-den Informationen für ein kalkulierbares Risiko.“

„Aha, das Oberkommando kalkuliert, und wir dürfen uns mit dem Risiko rumschla-gen“, schnaubte Lieutenant Sulik seine unqualifizierte Aussage in die Runde und schüttelte den Kopf. Ohne auf die mehr oder weniger bewusste Provokation des Staffelführers einzuge-hen, gab Captain Ebbersmann seine abschließenden Befehle um jegliche weitere Diskussion im Keim zu ersticken: „Commander Andersson. Koordinieren Sie alle notwendigen Vorkehrungen für diesen Kampfeinsatz.“ „Bereiten sie die medizinische und psychologische Betreuung unserer Crew und die der Hevelius vor. Richten sie auf jedem Deck provisorische Verbandstellen ein.“, wies der Captain Doktor Maddigan und Counselour Preja an. An seine Chefingenieu-rin und an seinen Wissenschaftsoffizier gerichtet: „Lieutenant Commander Yadeel und Doktor Lazarus. Ihre Teams werden das neue Tarnsystem installieren.“ Dann richtete sich der Captain an seinen taktischen Offizier: „Lieutenant Commander Ramirez. Ich gehe davon aus, dass wir für diese Mission das Elite Force Team und die Jägerstaffel koordiniert einsetzen müssen. Arbeiten sie also mit Lieutenant Black und Lieutenant Sulik zusammen einen geeigneten Einsatzplan aus.“

Nach dem die angesprochenen Offiziere ihre Befehle mit einem einfachen „Aye Sir!“ bestätigt hatten, betrachtete Benjamin noch einmal seine Crew. Viele von ihnen hat-ten schon lange vor ihm auf der Katana gedient und gemeinsam viele gefährliche Situationen überstanden. An ihrer Professionalität hatte er nicht den geringsten Zwei-fel. Doch ein Einsatz in einem Krieg – zumal hinter feindlichen Linien – bedeutete eine ganz besondere psychische Belastung. Nun kam es mehr denn je auf seine Führungsqualitäten an. Vor allem musste er nun jedem seine Aufgabe zuweisen und keine Gelegenheit für Grübeleien lassen. Darum seine abschließende Bekanntma-chung: „Wir treffen uns in sechs Stunden wieder zur Einsatzbesprechung.“