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Mit gutem Willen
Autor: Alexandra Black

Die Augen aller Anwesenden waren auf den großen Sichtschirm gerichtet, auf dem das romulanische Schiff zu sehen war. Auf Ebbersmanns Stirn zeigte sich eine steile Falte, die von seiner Wut zeugte. Sie hatten längst den Föderationsraum erreicht, auch wenn die Aktivierung des Stargates die Katana unbeabsichtigt aus dem Warptransit gerissen hatte. Seit Kriegsbeginn hatten die Romulaner sich - wenn sie die Grenzen zum Föderationsraum überschritten hatten – im Verborgenen gehalten. Dass sie sich jetzt so offen zeigten, konnte nichts Gutes bedeuten. Aber selbst wenn der Konflikt zwischen Föderation und Romulanischem Imperium nicht bestanden hätte, wäre die Anwesenheit des Warbirds eine Dreistigkeit gewesen.

Der Captain nahm, sich die Uniform zurecht ziehend, auf seinem Sitz Platz und erteilte die ersten Anweisungen: „Informieren Sie das Hauptquartier und öffnen Sie einen Kanal zu den Romulanern.“

DeSotos Finger flogen über ihre Konsole, als sie die Anweisungen des Vorgesetzten befolgte.


Währenddessen stand Counselor Prehja mit den beiden Nox-Gästen abseits an der Tür zum Besprechungsraum. Ihrer Aufgabe entsprechend hatte die Counselor sich den beiden angenommen, als der Ruf von der Brücke die Besprechung unterbrochen hatte. Doch Tolon und seine Begleiterin waren äußerst neugierig und hatten es sich nicht nehmen lassen, den Führungsoffizieren in kurzem Abstand auf die Brücke zu folgen. Mit beinahe kindlichem Interesse beobachteten sie, wie die Crew zusammenarbeitete und musterten ihre Reaktion auf das fremde Schiff.

„Was bedeutet das?“, fragte Tolon forsch mit gedämpfter Stimme, während Ebbersmann auf das Zustandekommen der Verbindung wartete.

Obwohl der Nox so leise gesprochen hatte, wurde Andersson auf ihn aufmerksam. Er jetzt bemerkte er, dass die Gäste ihnen nachgefolgt waren. Mit zwei langen Schritten hatte er sie erreicht. Er stellte sich seitlich so auf, dass – sollte die Verbindung zum Warbird nun etabliert werden, die Sicht auf die Nox versperrt war. „Es ist ein etwas ungünstiger Zeitpunkt für Erklärungen.“, antwortete er angespannt. „Aber ich versichere Ihnen, wir werden Sie nicht im Dunkeln lassen. Für’s Erste möchte ich Sie aber bitten, im Besprechungsraum zu warten.“ Bei den letzten Worten sah er Prehja nachdrücklich an, die nickte und die Gäste mit einem auffordernden Lächeln wieder nach nebenan bat.


„Keine Antwort.“, erklärte Marina eben, als Garrick wieder an die Seite des Captains trat. Dieser grummelte leise. „Dann schicken Sie eine Audio-Nachricht.“

„Bereit Sir“, bestätigte Marina.

Ebbersmann atmete tief durch, dann sagte er: „Hier spricht Captain Benjamin Ebbersmann vom Föderationsschiff USS Katana. An das romulanische Schiff: Identifizieren Sie sich und erklären Sie Ihr unerlaubtes Eindringen in unseren Raum, oder ziehen Sie sich sofort zurück.“ Für einen Moment überlegte er, seiner Aufforderung noch mit einem Hinweis auf die Konsequenzen Ausdruck zu verleihen. Aber den Romulanern gegenüber hielt er das letztlich doch für überflüssig. Wäre die Situation umgekehrt gewesen, so hegte er keinerlei Zweifel, dass nicht sofort das Feuer eröffnet worden wäre. Und wenn er ehrlich zu sich selbst war, kostete es ihn auch so alle Mühe, sich so weit zurück zu halten und nicht einfach das Feuer zu eröffnen. Immerhin gehörte der Warbird dem Volk, mit dem sie sich im Krieg befanden. „Sie haben die Nachricht erhalten.“, informierte DeSoto nach wenigen Augenblicken.


Natürlich erwartete niemand ernsthaft, dass die Romulaner der Aufforderung, sich zurück zu ziehen nachkommen würde. Trotzdem starrten alle nach wie vor, wie gebannt auf den Hauptschirm, in Erwartung auf die kleinste Reaktion.

Im Geiste begann Ebbersmann langsam zu zählen. Wenn er bei 100 ankam, würde er nicht länger warten. Er war gerade bei 79, als DeSotos Stimme erneut die gespannte Stille unterbrach: „Jetzt rufen Sie uns.“ Eine Mischung aus Erleichterung und Nervosität war ihr anzuhören.

„Auf den Schirm.“, orderte der Captain.

Viel zu sehen bekamen sie allerdings nicht. Der auf dem Schirm erscheinende Romulaner war nur vage zu erkennen, so dunkel war es um ihn herum. Möglicherweise eine Vorsichtsmaßnahme, damit man über diese Verbindung keine Displays ablesen konnte.

„Identifizieren Sie sich.“, knurrte Ebbersmann ohne die falsche Höflichkeit einer Begrüßung. Auch der Romulaner hielt sich nicht mit Floskeln auf. „Übergeben Sie das Artefakt und wir verschwinden.“

Für einen Augenblick klappte dem Captain beinahe die Kinnlade herunter so unverschämt fand er die Forderung. Doch er hatte sich sofort wieder unter Kontrolle und erwiderte: „Welches Artefakt?“ Sein Gesicht war wieder das gewohnt perfekte Pokerface und auch seine Stimme war überzeugend. Nichtsdestotrotz: Es war klar, was der Romulaner meinte. Das Stargate. Und wenn er davon wusste, musste er auch wissen, dass es sich an Bord befand. Allerdings stand Ebbersmann der Sinn nicht nach einem neuen Spiel. Die Verhandlungen mit den Ferengi und die vorangegangene Auseinandersetzung mit den Romulanern hatten seine Nerven bereits überspannt. „Selbst wenn wir Artefakte an Bord hätten, wüsste ich nicht, warum ich Sie gerade Ihnen übergeben sollte. Sie befinden sich widerrechtlich im Föderationsraum. Wir werden das nicht hinnehmen.“, fügte der Captain nach einer kurzen Pause noch hinzu.



Vom Fenster des Besprechungsraumes aus, war nur ein kleiner Teil des Warbirds zu sehen. Doch Tolon und seine Begleiterin sahen mit unverhohlener Neugier darauf. „Weshalb beunruhigt Sie dieses Schiff so?“, wollte der Nox plötzlich wissen, ohne den Blick davon abzuwenden.

Die Counselor wog kurz die Möglichkeiten ab. Der Krieg war kein Geheimnis und die beiden Nox hatten bereits unter Beweis gestellt, dass sie zu einem hoch entwickelten Volk gehörten. Dennoch zögerte sie einen Moment, ehe sie antwortete. Schließlich wandte Tolon sich doch noch um, und sah sie abwartend an.

„Nun – genau genommen befinden wir uns im Krieg mit dem Volk, dessen Schiff Sie dort sehen.“, antwortete Rahja schließlich.

Der Nox zuckte geringschätzig mit den Augenbrauen. „Im Krieg.“, wiederholte er abfällig. Es war mehr als nur eine Feststellung, sondern auch Ausdruck seines Missfallens. Auch seine Gefährtin wandte sich jetzt vom Fenster ab und sah die Counselor erwartungsvoll an.

„Auch wenn sich das nun kindisch anhören mag“, begann Rahja, „aber wir haben damit nicht angefangen. Die Föderation ist ein friedlicher Zusammenschluss von über 150 unterschiedlichen Völkern. Wir sind an Forschung interessiert. Daran voneinander zu lernen und friedlich zu koexistieren – einander zu helfen.“

Tolon wirkte mit einem Mal sehr distanziert und blickte sie herablassend an. „Dennoch befinden Sie sich im Krieg.“, stellte er fest. „Die Nox verabscheuen jede Form von Gewalt. Das Leben ist uns heilig. – Jedes Leben. Ebenso wie jeder naturgegebene Gegenstand.“

Auf dem Gesicht der Counselor erschien zu Tolons Überraschung ein breites Lächeln. „Es freut mich, das zu hören.“, meinte sie. „Ich versichere Ihnen, dieser Krieg ist nichts, was wir gewollt hätten. Eine Zeit lang waren wir sogar mit den Romulanern verbündet. Doch vor kurzem haben sie sich leider gegen uns gewendet und bedrohen den gesamten Bund aus – wie ich bereits sagte – über 150 Völkern. Sie bedrohen die Föderation und jedes einzelne Lebewesen, das dazu gehört. Wir – also die Sternenflotte – versuchen natürlich uns zu schützen…“

Tolon unterbrach sie mit einer knappen Geste. „Ich verstehe“, fügte er hinzu. Dann wandte er sich flüsternd seiner Begleiterin zu.



So unerwartet der Romulaner sich vor wenigen Minuten gemeldet hatte, so abrupt wurde nun die Verbindung unterbrochen. Das dunkle Bild auf dem Schirm wurde noch dunkler als zuvor. Ebbersmann hätte erwartet wieder den Warbird zu sehen, stattdessen zeigte sich die Schwärze des Alls, versetzt mit etlichen kleineren und größeren Sternen. In gewisser Weise wirkte diese Abbildung dann doch heller. „Sie haben sich getarnt.“, zischte er wütend. „Genug gespielt! Feuer auf ihre letzte bekannte Position.“

Manoel Ramirez runzelte die Stirn. „Unseren Sensoren zu folge, wurde keine Tarnvorrichtung aktiviert.“, meinte er zweifelnd, ließ seine Finger aber trotzdem wie befohlen über seine Konsole wandern und aktivierte einen Phaser. Der orange glühende Strahl zog sich in die Länge, bis er längst die vormalige Position des Warbirds erreicht und überschritten hatte. Er traf einfach ins Leere und verlor sich schließlich in der Weite des Weltraums.

Der erste Offizier zog kritisch eine Augenbraue hoch. „Haben Sie vielleicht schon vorher ihre Position geändert?“

„Nein.“ Ramirez schüttelte den Kopf. „Ich hatte den Warbird die ganze Zeit über erfasst. Aber mit dem Abbrechen der Kommunikation, ist auch das Ziel verschwunden.“

„Möglicherweise haben sie ihre Tarnvorrichtung modifiziert?“, gab Garrick zu bedenken. Er warf einen Blick zur Ingenieurskonsole hinüber, an der Seeta bereits diverse Berechnungen machte und Möglichkeiten überprüfte.


In mitten der Spekulationen öffnete sich die Tür des Besprechungsraums. Die beiden Nox traten ruhig heraus. Normalerweise hätte man ihnen in dieser Situation keine Beachtung geschenkt, hätte die ihnen folgende Rahja Prehja nicht ein so verwirrtes Gesicht gemacht. „Wir wünschen nun Ihr Schiff zu verlassen.“, verkündete Tolon so ruhig, als bäte er jemanden ihm kurz das Salz herüber zu reichen. Die Ruhe und Gelassenheit die er ausstrahlte, zusammen mit der Selbstverständlichkeit, in der er sein Anliegen vorbrachte wirkte in der allgemeinen Geschäftigkeit der Brücke wie ein Paukenschlag.

Ebbersmann sah den Nox verständnislos an. „Wir befinden uns in einer schwierigen Situation. Sobald wir das geklärt haben, beschäftigen wir uns sofort mit dem Problem, Sie zurück zu schicken.“, versicherte er. Unlängst stand er auf den Füßen, um Ramirez über die Schulter blicken zu können.

Tolon lächelte mild. „Sie verstehen nicht.“, erklärte er. „Wir benötigen dafür nicht Ihre Hilfe. Wenn Sie uns bitte zum Tor bringen würden…?“

„Sir, wenn ich dazu etwas einwenden dürfte…?“, meldete Prehja sich zu Wort.

„Counselor“, hob Andersson an, um ihr zu signalisieren, dass der Augenblick denkbar schlecht gewählt war. Doch etwas in ihrem Blick ließ ihn innehalten.

„Sir, ich weiß nicht, wie sie es gemacht haben – aber dass der Warbird weg ist, ist unseren Gästen zu verdanken. Sie haben offensichtlich die Fähigkeit – nur mit ihrem Willen – Dinge… verschwinden zu lassen…“

„Wie bitte?“ Ebbersmann stutzte verblüfft.

„Das ist korrekt“, bestätigte Tolon die Ausführungen der Counselor. „Aber ich versichere Ihnen, niemand an Bord des fremden Schiffes ist zu Schaden gekommen. Dass Sie diesem Schiff hier begegnet sind war… nunja… unsere Schuld. Weil durch uns Ihr Tor aktiviert wurde. Daher haben wir beschlossen, uns hier einzumischen.“

„Das… ich…“, stammelte der Captain. Er wusste wohl, um den Kontakt der Verbündeten aus dem Stargate-Universum mit dieser sonderbaren Rasse. Aber ihre Fähigkeiten verschlugen ihm doch die Sprache. „Ich… danke Ihnen.“, brachte er schließlich hervor.

„Dazu besteht kein Anlass.“, versicherte Tolon. „Doch nun – bringen Sie uns bitte zum Tor.“ „Selbstverständlich, aber ich denke wir konnten es noch nicht abschalten.“, antwortete Ebbersmann mit einem Blick auf die Chefingenieurin.

Seeta wollte es eben bestätigen, als sie sich die Werte aus dem Lagerraum aufschaltete und erstaunt feststellte: „Das Tor ist deaktiviert.“

„Das waren auch Sie.“, erkannte der Captain. Das neuerliche Lächeln des Nox genügte ihm als Antwort. „Ich begleite Sie dorthin“, meinte er dann. Er kam zu ihnen herüber und führte sie zum Turbolift. Auch Andersson folgte ihnen.

„Deck 12“, verlangte der XO.

„Wir hätten uns gerne noch weiter mit Ihnen ausgetauscht“, setzte Ebbersmann an. Aber etwas sagte ihm, dass der Entschluss der Nox zu gehen bereits fest stand und endgültig war. „Ich bin davon überzeugt, wir hätten viel voneinander lernen können.“ Noch ehe er zu Ende gesprochen hatte, hatten sie Deck 12 bereits erreicht. Er geleitete die Nox zur nächst gelegenen Tür, hinter der sich der Lagerraum verbarg.

Sowohl Tolon als auch die Nox-Frau schwiegen. Sie betraten den Lagerraum und gingen auf das Stargate zu. Ohne auf das DHD zu achten, hielten die beiden sich für einen Moment an den Händen und sahen nur das Tor an. Schon begann es sich zu drehen, bis ein Chevron nach dem nächsten eingerastet war. Der gewöhnliche Rückstoß, der beim Aufbau des Ereignishorizonts auftrat, blieb jedoch überraschender Weise aus.

Dann drehten die beiden sich um. „Captain Ebbersmann, es war uns eine Freude Sie kennen zu lernen. Vielleicht sehen wir uns eines Tages wieder – in friedlicheren Zeiten.“, sagte Tolon. Die letzten Worte betonte er mit Nachdruck und dem Captain wurde bewusst, was die Nox dazu veranlasste so vorschnell abzureisen.

„Darüber würde ich mich sehr freuen.“, erwiderte er ehrlich.

Die beiden Nox verbeugten sich freundlich, dann kehrten sie den Sternenflottenoffizieren den Rücken zu und schritten durch das Stargate, das sich Sekunden nachdem sie es passiert hatten wieder schloss.