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Da Capo
Autor: Garrick Andersson

"Admiral!" begrüßte Garrick seinen vorgesetzten Offizier. "Garrick, schön, Sie zu sehen!" Ehrliche Erleichterung sprach aus der Miene von Ebbersmann, der den Oberbefehl über die Letzte Schlacht haben sollte. "Ich nehme an, Sie haben etwas für mich?" Der Captain der Katana nickte - ein wenig unbehaglich. "Ja und nein, Sir. Es ist uns nur gelungen, etwa 50, vielleicht 60 Prozent der Daten herunter zu laden, bevor unser Team den Rückzug antreten musste. Die Übermittlung läuft bereits." Jemand, der Ben nicht so gut kannte, hätte kaum eine Regung in seinem Gesicht wahrgenommen, aber Garrick wusste, dass diese Nachricht dem Admiral einen gewissen Schlag versetzte. "Nun, es ist besser, als Nichts, nicht wahr, Captain? Wir nehmen, was wir bekommen können!" Das sollte Zuversicht ausstrahlen, aber der Captain wusste viel zu genau um den Zustand der Reste der ehemals so stolzen Sternenflotte Bescheid. Aber er beschloss, mitzuspielen. Was sonst hätte er auch tun können? Immerhin war jedem klar, dass nach dem bevorstehenden Gefecht nichts mehr so sein würde, wie bisher - egal, wie es ausgehen mochte. So nickte der Däne also: "Ja, ich bin froh, dass wir helfen konnten. Wann erwarten Sie den Angriff des Feindes?" Der Admiral zuckte andeutungsweise mit den Schultern: "Jeden Tag nun. In spätestens einer Woche ist es sicher vorüber." Er beugte sich vor: "Kommen Sie am Besten schnellstmöglich, Garrick. Wir können hier jedes Schiff brauchen!" Garrick nickte: "Ich habe bereits Kurs setzen lassen. Wir sind in etwa zwei Tagen bei Ihnen, Sir!" Ben nickte: "Hoffen wir, dass das reicht." Er zögerte kurz, bevor er fortfuhr: "Garrick, wir haben alle Einheiten hierher zurückbeordert. Selbst die Deep-Space-Missionen sind mittlerweile allesamt zurückgekehrt. Es gibt derzeit kein Schiff, das weiter draußen ist, als die Katana. Sollten Sie es nicht rechtzeitig schaffen..." Der Däne runzelte leicht die Stirn, antwortete aber dann: "Ich verstehe, Sir." - "Übertragung abgeschlossen", ließ sich der Computer vernehmen. Ebbersmann nickte erneut: "Gut, dann sollten wir die Verbindung jetzt besser beenden. Muss ja nicht sein, irgendwen auf Sie aufmerksam zu machen." Er machte eine weitere kurze Pause, dann: "Ich soll Sie von Seeta und den Kleinen grüßen, Garrick." Garrick schluckte. "Danke, Sir!" Benjamin überlegte, denn normalerweise war es nicht üblich, dass Admirals Nachrichten für niedrigere Dienstränge überbrachten. "Soll ich ihnen irgendetwas ausrichten?" Der Däne nickte dankbar: "Gerne, Sir. Sagen Sie ihnen, dass ich sie liebe!" - "Betrachten Sie das als erledigt!" - "Danke, Sir. Viel Glück!" - "Ihnen auch, Captain."


Sternzeit 74.384,7

„Sir, eine Nachricht vom Hauptquartier auf einem Prioritätskanal!“, verkündete die Stimme des Opsoffiziers von der Brücke. Garrick war sofort hellwach. Eigentlich herrschte immer noch Funkstille. Also bedeutete das etwas verdammt Gutes oder etwas verdammt Schlechtes. „Ich bin unterwegs!“

Sekunden später trat der Captain auf die Brücke. Alex erhob sich sofort aus dem Kommandosessel, doch der Däne vergeudete keine Zeit: „Öffnen Sie den Kanal!“ Auf dem Hauptschirm der Katana erschien das angespannte Gesicht Ebbersmanns: „Captain, soeben sind die ersten feindlichen Einheiten im Sol-System unter Warp gegangen. Die planetare Verteidigung hat reagiert. Wann können wir mit Ihnen rechnen?“ Garrick drehte sich zu Alex um und gab die Frage damit an sie weiter. Die Erste Offizierin seufzte resigniert: "In 48 Stunden, Sir." - "Verdammt!" Garrick schlug mit der Faust seiner Rechten in die Handfläche der Linken. Läppische zwei Tage kamen sie zu spät. "Bis dahin werden Kakerlaken vermutlich das Einzige sein, das noch von der Erde übrig ist!" fluchte er hingebungsvoll. „Wir werden versuchen, das zu verhindern, Captain“, gab Ben zurück. „Selbstverständlich, Sir. Wir tun, was wir können, um so schnell wie möglich zu Ihnen zu kommen.“ Ebbersmann nickte nur. Dann schloss er den Komkanal. Garrick klopfte sofort auf seinen Kommunikator: "Andersson an Maschinenraum: Maggie, fahren Sie den Warpkern auf 120 Prozent!" Er rechnete mit vehementem Widerspruch - Maggie Kincaid hatte gut von Seeta gelernt - doch die Chefingenieurin antwortete schlicht: "Mit Ihrer Erlaubnis, Sir, es wären auch 125 Prozent machbar." Garrick lächelte: "Tun Sie es!" Dem Captain war klar, dass sie trotzdem viel zu spät sein würden, aber er wollte verdammt sein, wenn er es nicht wenigstens versuchte.

So raste die Katana durchs All. Garrick nahm nicht wirklich zur Kenntnis, dass sein Schiff gerade einen neuen Geschwindigkeitsrekord für Raumschiffe mit konventionellem Warpantrieb aufstellte, doch noch vor einigen Jahren hätte eine derartige Leistung der gesamten Technikercrew einen Orden eingebracht. Maggie hatte die verbleibende Reisezeit auf unter 30 Stunden drücken können – vorausgesetzt, der Warpkern würde stabil bleiben.


Der Hauptschirm zeigte den Kommunikationskanal der Flotte. Was auch immer die Romulaner und Klingonen geschafft hatten - es war ihnen nie gelungen, die Komfrequenzen der Flotte zu knacken oder nachhaltig zu stören. Jetzt wäre das der Brückenbesatzung aber beinahe lieber gewesen, denn was sie dort sahen, gefiel niemandem. Ein Schiff nach dem anderen fiel den Angreifern zum Opfer. Diese machten sich bereits über die planetaren Verteidigungsanlagen her – selbst die leistungsstarken Phaserkanonen waren von den Gegnern bereits vernichtet worden. Garrick hatte mit ansehen müssen, dass von den erbeuteten Prefixcodes etwa die Hälfte nutzlos gewesen waren - einfach, weil jene Schiffe gar nicht am Kampf beteiligt waren. Trotzdem hatten sie den Romulanern herbe Verluste beigebracht, indem sie den Schiffen, über die sie Kontrolle hatten, einfach die sofortige Selbstzerstörung befohlen hatten. Mehr als die Hälfte der romulanischen Flotte war zerstört oder schwer beschädigt worden, wenn ein Schiff einem explodierenden Begleiter zu nahe gewesen war. Dies hatte zum einen den Sternenflottenangehörigen neuen Mut gegeben, aber gleichzeitig die Wut der Romulaner und Klingonen ins Unermessliche gesteigert.

Schon brachen die ersten Einheiten durch und eröffneten das Feuer auf die Erde selbst. "Ziele?" erkundigte sich Garrick, der zunehmend bleicher wurde. Er hatte sich mehr als einmal ausgemalt, wie schrecklich es wohl werden würde, doch nichts hatte ihn auf die kalte Wahrheit vorbereiten können, es jetzt mit eigenen Augen zu sehen. "Das Hauptquartier, Akademie, Stützpunkte..." zählte Marina DeSoto auf. Sie zögerte kurz: "Und wissenschaftliche Forschungseinrichtungen, Sir!" Garrick rutschte auf seinem Sessel hin und her. "Wie lange noch, Mr. Lucas?" - "Eine Stunde, Captain", erklang die bittere Antwort des Lieutenant Commanders, der noch immer das Steuer der Katana bediente. Der Captain knirschte geräuschvoll mit den Zähnen.

"Garrick...!" Alex' Stimme klang entsetzt und sie nahm die Hand des Captain. Verwirrt über dieses mehr als ungewöhnliche Maß an Nähe, starrte der Däne einige Sekunden auf die Hand seiner Ersten Offizierin, bevor seine Augen ihrem Blick auf den Hauptschirm folgten. "Mc Kinley..." hauchte sie. Ein ganzer Teil der Angriffsflotte hatte sich auf die große Raumstation im Erdorbit gestürzt. Deren Verteidigungssysteme taten, was sie konnten, doch es war aussichtslos. Innerhalb von Minuten brachen die Schilde. Garricks Magen verkrampfte sich, als er zusehen musste, wie sich Disruptorfeuer in die Station fraß. Durch die aufplatzende Außenhülle entwich kondensierend kostbare Atemluft. "Seeta..." Garrick wollte nicht hinsehen und konnte doch den Blick nicht abwenden. In irgendeinem besseren Universum wäre nun wohl ein Wunder geschehen, doch nicht hier. Nicht heute. In einem gewaltigen Feuerball brach die Mc-Kinley-Station auseinander.

Garrick entzog seine Hand Alex' Griff, ballte sie zur Faust und biss darauf. Niemand sagte etwas. Die Erste Offizierin sah, dass in diesem Augenblick etwas in Captain Andersson erloschen war. Er lehnte sich zurück, befahl dann mit ruhiger Stimme: "Taktische Darstellung. Zeigen Sie mir das Führungsschiff!" Alex und auch jeder andere verstand. Jetzt gab es für Garrick keinerlei Regeln, keinerlei Strategie mehr. Jetzt gab es nur noch Rache. Die gewünschte Darstellung erschien auf dem Hauptschirm. "Mr. Lucas, setzen Sie Kurs auf dieses Schiff! Wir blasen diesen Bastard aus dem Universum, koste es, was es wolle. Er mag die Erde erobert haben, aber er wird keine Zeit haben, sich daran zu erfreuen!"

Fünf Minuten, bevor die immer noch getarnt fliegende Katana das Führungsschiff der Romulaner erreichte, verkündete Föderationspräsident She'Dan die bedingungslose Kapitulation. Fassungslos starrte Garrick Alex an. Er konnte es nicht glauben. "Haben Sie das gehört, XO?" Sie nickte. Auf dem Hauptschirm ebbte die Schlacht schlagartig ab. Ein, zwei Captains, die lieber starben, als sich zu ergeben, jagten ihre Schiffe noch in gegnerische Einheiten, dann war es tatsächlich vorbei. "Wie kann er das tun? Nach all den Opfern, die wir gebracht haben? Vulkan, Andor, Tellar, Betazed..." Garrick war entsetzt. "Er rettet die Erde. Das, was noch übrig ist. Mehr, als Kakerlaken..." sagte Alex sanft. Der Captain starrte sie an und öffnete sprachlos den Mund. Dann wandte er sich abrupt dem Hauptschirm zu: "Wir halten Kurs. Bereithalten, unter Warp zu gehen und die Waffen zu aktivieren!" - "Captain!" Alex legte leicht ihre Hand auf die Schulter des vorgesetzten Offiziers. "Es ist vorbei!" - "Nein! Ich werde ihn bezahlen lassen! Ich werde sie alle bezahlen lassen! Und wenn ich jeden einzelnen Rommie von hier bis in ihren Senat persönlich erwürgen muss!" - "Wenn wir das tun, werden die Romulaner keine Gnade zeigen. Sie werden die Erde komplett vernichten, Captain! Das wissen Sie!" Die Gesichtsmuskeln des Captain mahlten. Alex wusste, dass sie sich jetzt auf gefährliches Terrain begab. So hatte sie Garrick Andersson noch nie erlebt. Buchstäblich alles konnte nach ihren nächsten Worten geschehen. "Glauben Sie, Seeta hätte das gewollt...?" fragte sie leise. Erneut war es totenstill im Kontrollraum. Ein unterdrücktes Geräusch entrang sich der Kehle des Captain. "Wir haben schon zuviel verloren..." schob Alex nach. "Sir, eine Minute bis Waffenreichweite", meldete Tomm leise. "Captain...." sagte Alex drängend. Garrick sah sie an. Er wusste, sie würde ihn nicht des Kommandos entheben. Wenn er entschied, das Führungsschiff zu vernichten, würde sie, würde seine ganze Crew ihm folgen. Er knurrte: "Ich werde mich nicht ergeben. Niemals. Nicht diesen Verbrechern, diesen Monstern, diesen Tieren..." Er brach ab. Er blinzelte. Alex sah, dass er über etwas nachdachte, einen Plan ersonn, Möglichkeiten durchdachte, verwarf und wieder aufnahm. Er holte tief Luft und lehnte sich im Kommandosessel zurück. Dann befahl er: "Mr. Lucas, setzen Sie Kurs nach QonoS! Maximumwarp! Ausführung!" Absolute Verblüffung zeigte sich auf dem Gesicht der Ersten Offizierin. "QonoS, Sir?" brachte sie hervor. Sie hatte keine Idee, was Garrick jetzt ausgerechnet dort wollte. Jetzt legte Garrick ihr seinerseits die Hand auf die Schulter: "Sie vertrauen mir, XO. Ich weiß das. Hören Sie nicht auf damit!" Sie nickte irritiert. Von irgendwoher schien der Captain neue Kraft gesammelt zu haben. "Sie haben die Brücke, Nummer Eins. Ich... muss etwas überprüfen..." Damit trat er in einen Turbolift und ließ eine ratlose Brückenbesatzung zurück.


Alex betrat den Shuttlehangar 2 und blickte sich suchend um. Der Bordcomputer hatte behauptet, dass sich Captain Andersson in diesem Raum aufhalte, doch die Erste Offizierin konnte ihn auf Anhieb nirgends entdecken. Dann vernahm sie aus einer der hinteren Ecken des Hangar das Geräusch fehlstartender Shuttletriebwerke, gefolgt von verhaltenem Fluchen. Sie folgte dem Geräusch zwischen diversen geparkten Shuttles hindurch und stand schließlich vor der rückwärtigen Wand des Hangars, an der unterschiedlichste Fässer, Container und Ausrüstungsgegenstände bis fast zur Decke aufgestapelt waren. Irritiert blickte sie sich um. Die Shuttles waren alle deaktiviert; keines hatte die Geräuschkulisse verursachen können. Erneut ertönte stotternder Triebwerkslärm - von hinter den Fässern. Überrascht entdeckte Alex, dass an einer Ecke einige der Container zur Seite geschoben waren und einen kleinen Durchgang freigegeben hatten, aus dem der Krach nun wieder abebbte. "Ich hätte diesen Hangar wohl doch etwas genauer untersuchen sollen..." murmelte die XO und schlüpfte hinter die Fässer. Dort stand im matten Licht ein hoffnungslos veraltetes Föderationsshuttle, das sie nun betrat. Sie blickte sich um und entdeckte zwei Beine, die aus einer schmalen Luke im Boden herausragten. "Captain?!" erkundigte sie sich irritiert. Ein dumpfes Pochen, gefolgt von "Aua!" und diversen unterdrückten Flüchen erklang und die Triebwerke erwachten erneut stotternd zum Leben, drohten abzusterben und blieben dann doch in Betrieb. "Was gibt es, XO?" kam es dumpf aus der Luke. "Ich wollte sehen, wie es Ihnen geht und was Sie hier machen, Captain. Und warum steht dieses Shuttle in keiner der Inventarlisten, die ich durchgegangen bin, um alle verfügbaren Schiffe zusammenzukratzen?!" Kurz war noch etwas Kramen zu hören, dann zwängte Garrick seinen Körper durch die enge Luke zurück und stand schließlich vor seiner Stellvertreterin. "Das ist nicht korrekt, XO. Dieses Schiff findet sich unter Shuttles, Experimental, Top Secret." Er machte eine kurze Pause und gab dann zu: "Gut, die Datei ist versteckt..." Alex musterte ihn abschätzig, aber mit einem Grinsen, bevor sie den Blick durch das Innere des Schiffchens gleiten ließ. "Und was ist so geheim an diesem Shuttle? Es ist der Zeit doch mindestens 16 Jahre hinterher." Der Däne nickte langsam: "Ja, das könnte hinkommen. Vielleicht sinds auch 17 Jahre." Alex wirkte entrüstet: "Sir, wenn Sie mit dieser Nussschale irgendwohin fliegen, kann Sie selbst ein romulanisches Scoutschiff innerhalb von Sekunden aus dem All blasen. Ich werde nicht zulassen, dass...!" Garrick hob die Hand. "Ich habe nicht vor, mit diesem Ding in eine Raumschlacht zu fliegen, XO."

Verblüfft hielt Alex inne: „Nicht?“ Sie hatte vermutet, dass sich in diesem unscheinbaren Schiffchen irgendeine Wunderwaffe verbergen mochte, deren Einsatz bisher einfach als zu hoch eingeschätzt worden sei. Außerdem war der Captain noch vor einer halben Stunde bereit gewesen, Besatzung, Schiff und vermutlich auch die Erde in einem Anfall blinder Rachsucht zu opfern, und nun sollte von Kämpfen keine Rede mehr sein?! Im Gegenteil, der Däne musste bei ihrem verdatterten Gesichtsausdruck tatsächlich schmunzeln! „Nein, XO, ich werde mit diesem Schiff dafür sorgen, dass die Klingonen in diesem Krieg an unserer Seite kämpfen werden.“ Nun legte sich Zweifel auf das Gesicht der Ersten Offizierin. „Ist es dafür nicht ein wenig spät, Sir? Außerdem glaube ich nicht, dass Kanzler Duras nun auf einmal die Seiten wechseln wird.“ Garrick hatte derweil im Pilotensitz Platz genommen und führte Systemchecks des Shuttles durch. „Ich denke nicht, dass er das tun wird, XO“, pflichtete er Alex bei und las Werte eines Displays ab. Die Leiterin der Elite-Force setzte sich neben ihn in den Sitz des Copiloten. „Und was haben Sie dann vor, Captain?“ bohrte sie weiter. Garrick blickte von den Anzeigen auf und starrte durch das Frontfenster auf die Rückseiten der Fässer und Container, die das Shuttle bis zu diesem Tag erfolgreich vor neugierigen Blicken geschützt hatten. Er wusste, dass er Alex vertrauen konnte. Aber würde sie seinen Plan auch mittragen? Oder würde sie versuchen, ihn aufzuhalten? Er konnte und wollte sie nicht belügen. So sagte er: „Ich werde ein Targh jagen, Commander."

„Wie bitte?!“ Alex Gesichtsausdruck ließ kaum einen Zweifel daran, dass sie nicht weit davon entfernt war, ihren Captain auf die Krankenstation zu eskortieren. Der Däne legte den Hyperschraubenschlüssel, mit dem er eben noch in den Innereien des Shuttles hantiert hatte, auf das Armaturenbrett. Dann lehnte er sich im Pilotensitz zurück und sah seine Rechte Hand an. „Vor sechzehn Jahren – ich war gerade erst als XO an Bord gekommen – sollten wir eine Theorie, die Reisen durch die Zeit ermöglichen sollte, testen. Die Sonde, die wir seinerzeit starteten, absolvierte ihre Zeitreise auch problemlos, aber es kam nie dazu, einen Versuch mit diesem Shuttle zu unternehmen. Der Krieg, Sie wissen schon...“ Garrick strich beinahe zärtlich über die Kontrolltafel vor ihm. „Nun, ich werde das jetzt nachholen, Alex. Ich werde verhindern, dass Kanzler Martok stirbt und die Klingonen sich in der Folge mit den Romulanern gegen uns verbünden.“ Die Erste Offizierin zog die Stirn kraus: „Sie verstoßen damit wohl so ziemlich gegen jede temporale Direktive, Sir“, merkte sie an. „Und Sie verändern dadurch das Schicksal von Milliarden Personen.“ - „Von denen es den meisten anschließend wohl erheblich besser gehen dürfte!“ Alex zuckte die Schultern: „Und was ist mit denen, die gar nicht erst geboren werden, weil Sie die Zeitlinie so dermaßen verändern?“ Garrick wandte den Blick ab und starrte aus dem Cockpitfenster. Er wusste, dass seine Stellvertreterin Recht hatte. Stand es ihm zu, die Geschichte der letzten 16 Jahre umzuschreiben?


Feuer. Überall. Beißender Rauch, der in Augen, Mund und Nase brannte. Irgendein Schimmern, das dort aufgetaucht war, wo bis eben noch stabile Wände gestanden hatten. Wände, die so hart waren, dass man sich übelst den Kopf an ihnen anstoßen konnte. Was war so stark, um diese Wände niederreißen zu können? Und was würde dieses Etwas tun, sollte es sie selbst treffen, wenn es schon diese harten Wände einfach zerstören konnte, die doch so viel härter als ihr eigener kleiner Kopf waren? Ängstlich klammerte sie sich an ihre Mama. Sie blickte auf in das Gesicht ihrer Mutter. Seeta bemerkte das und schaute zu ihrer Tochter hinab. Und da war Verstehen. Reni verstand, dass ihre Mami ihr dieses Mal nicht würde helfen können. Sie verstand nicht, warum es so war, nur, dass es eine Tatsache war. Sie spürte, wie der Arm der Mutter sie näher zu sich heranzog. Mami schien trotz allem ganz ruhig zu sein. Dann würde auch sie tapfer sein. Außerdem tröstete sie ihr großer Bruder.

Plötzlich begann es überall zu zittern. Das Schimmern wurde stärker, flackernder. Es war anders, als das Beben, das von den Entladungen verursacht wurde, welche die Station immer und immer wieder trafen. Es war stärker, schien von ganz tief innen zu kommen. Seeta wusste, was es bedeutete. Sie fasste ihre Kinder noch stärker. "Garrick..." flüsterte sie. "Pai...?" kam es fragend - und mit einer Spur Hoffnung - von unten. Dann wurde es strahlend hell und unglaublich heiß.

Mit einem Aufschrei fuhr Garrick schweißgebadet hoch. Er wusste sofort, wo er war und was er war. Und dass er seine Familie im Stich gelassen hatte. Er war nicht bei ihnen gewesen, als sie ihn am dringendsten gebraucht hätten. Er hatte ihnen nicht helfen können. Er war zu spät gekommen. Er warf sich zurück auf das Bett und schrie seine Verzweiflung, Schmerz und Trauer in das Kissen. Nie wieder würde er das Lachen seiner Kinder hören oder Seetas süße Lippen küssen.

Nach einer halben Ewigkeit gelang es ihm, sich wieder zu beruhigen. Er starrte durch das Fenster auf die hellen Streifen der Sterne, die vorbeizogen. Er versuchte, wieder einzuschlafen, doch er war noch immer viel zu aufgewühlt. Seufzend erhob er sich und zog seine Uniform über. Ohne ein bestimmtes Ziel zu haben, verließ er sein Quartier und begann, durch das wie ausgestorben wirkende Schiff zu wandern. Er erwiderte den gelegentlichen Gruß eines Crewmitglieds, das trotz der späten Stunde und der unklaren Situation, in der sie sich nun befanden, noch unterwegs war und ihm begegnete. Keiner an Bord schien so recht zu wissen, wie es nun weitergehen sollte. Immerhin hatte sich die Katana den feindlichen Einheiten nicht ergeben und operierte nun auch sprichwörtlich im luftleeren Raum.

Dann fand er sich vor einer Tür wieder, durch die er schon eine ganze Weile nicht mehr hindurch getreten war. Zischend öffnete sie sich und gab den Weg in den hydroponischen Garten frei. Garrick war ein wenig überrascht, in welch gutem Zustand sich dieses biologische Kleinod befand. Er hatte erwartet, dass der Garten verwildert und tot war, aber offenbar gab es Besatzungsmitglieder, die sich nachdem die Zivilisten die Katana verlassen hatten um die Anlagen und Pflanzen gekümmert hatten. Der Captain wanderte ein wenig umher und blieb schließlich vor zwei verholzten Gewächsen stehen, die mittlerweile recht stattliche Büsche abgaben – auch wenn der eine von ihnen immer noch etwas mickriger aussah, als sein Bruder. Garrick schüttelte den Kopf und musste darum kämpfen, nicht erneut von seinen Gefühlen übermannt zu werden. Er wollte schon die Flucht ergreifen, als er Alex neben sich bemerkte. „Der Computer sagte mir, dass ich Sie hier finden würde, Captain.“ Der Däne straffte die Gestalt und nickte. Dann deutete er auf den kleineren der beiden Büsche: „Man sollte meinen, dass er sich nach 16 Jahren von meinem gärtnerischen Geschick erholt hätte – oder ihn irgendjemand von seinem Leiden erlöst hätte.“ - „Haben Sie ihn gepflanzt?“ Garrick nickte. „Und der andere?“ erkundigte sich Alex. Der Captain seufzte. Dann erzählte er: „Seeta. An jenem Tag waren wir mal wieder übelst aneinander geraten. Ich brachte sie hierher, um sich abzukühlen.“ Er schmunzelte, als er sich daran erinnerte und fuhr dann fort: „Zu meinem Erstaunen funktionierte das sogar. Umso mehr, als Eleyne Maddigan uns dann zum Blumenpflanzen verdonnerte.“ Vorsichtig, als fürchte er, die Erinnerung könnte ihm abhanden kommen, wenn er der Pflanze Schaden zufügte, berührte er ein Blatt des Strauches, der aus Seetas Setzlingen geworden war. „Wie Sie sehen, war Seeta mir in gärtnerischen Belangen weit voraus.“ Garrick ließ nach einiger Zeit das Blatt wieder los und wandte sich seiner XO zu. „Ich war nicht da, als sie mich am meisten gebraucht hätten, Alex. Und ich vermisse sie so sehr.“ - „Wir haben alle Opfer gebracht und geliebte Menschen verloren...“ Der Captain sah in ihre Augen und wusste, dass sie ihn verstand. Er atmete einmal durch: „Ich habe eine realistische Chance, das zu ändern, XO. Wenn Sie und die Crew mir helfen.“


15.03.2383 Sternzeit 60202,7

Kanzler Martok lachte. Dieses Targh musste ein großes, ja gewaltiges Exemplar sein. Eine ehrenvoll zu besiegende Beute! Er folgte der deutlichen Spur, die das Tier im Unterholz hinterlassen hatte, nun vorsichtiger, denn er konnte nun die Witterung des Targh aufnehmen. Weit konnte es nicht mehr entfernt sein.

Plötzlich stutzte der Klingone. Seine Nase hatte ihn noch nie getrogen. Der Duft seiner Beute, der ihm bis jetzt klar und deutlich vom Wind herangetragen worden war, verschwand urplötzlich. Hatte das Targh ihn seinerseits gewittert und die Flucht angetreten? Oder umlief es ihn gar? Angespannt und voller Jagdfieber schlich Martok weiter durchs Unterholz - und trat unvermittelt auf eine Lichtung. Dem Krieger wurde klar, dass es ein harter Kampf geworden wäre, wäre er dem Targh jetzt begegnet. Das Tier hatte unmittelbar am Waldrand den Boden mit seinen mächtigen Hauern nach Nahrung durchwühlt. Die entsprechenden Spuren waren mehr als deutlich zu sehen - doch das Targh war verschwunden. Martok hielt verblüfft Ausschau und suchte nach einer Fährte, die von der Lichtung wegführte. Doch nirgends gab es ein Zeichen, wie das Tier entkommen sein konnte. "Khestn!" fluchte der Kanzler hingebungsvoll. "Targhs können doch nicht fliegen?!" Und doch schien genau das geschehen zu sein.

Garrick blickte zufrieden aus dem Fenster des Shuttles. Zwar tat ihm das Targh, das einige Meter entfernt neben dem kleinen Schiffchen im All schwebte und einigermaßen unglücklich dreinschaute, Leid, und er hasste es, unschuldige Lebewesen zu töten, doch in diesem Fall... Er blickte auf den Bordchronometer. Jetzt musste es bald soweit sein. Auf einmal wurde es strahlend weiß vor seinen Augen. Ein zufriedenes Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Er wusste, er hatte Erfolg gehabt! Er würde Seeta nicht verlieren. Das Shuttle im Orbit um Qonos verschwand.