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Gone
Autor: Natall Geodis

Natall hatte sich in die kleine Offiziermesse gesetzt, die provisorisch auf Gemini Station eingerichtet worden war. Sie sinnierte immer noch über den Umstand, wie sie es schlussendlich geschafft hatten, diese verfluchte Ellipse zu finden. Es fiel ihr schwer ihre Gedanken auf dieses Thema zu konzentrieren, oder gar einen Logbucheintrag zu verfassen. Sie hatte immer wieder angefangen, aber über den Punkt der Sternzeit war sie nie hinausgekommen. Etwas anderes beschäftigte sie. Frank Lincoln war unvermittelt neben ihr aufgetaucht und hatte, ohne darum zu bitten, ihr gegenüber Platz genommen. „Dein Tag muss verflucht anstrengend gewesen sein. Lass mich raten, Sieben Tage Regenwetter auf der Brücke.“ „Neun Monate skeptische Crew, die ihren Captain nicht leiden kann.“ Erwiderte Geodis und legte ihr Padd aus der Hand. „Sie nennen mich Hook.“ Der Sicherheitschef lachte kurz auf. „Du bist Hook. Im Vergleich zu Ariell.“ „Ich finde das überhaupt nicht komisch. Ein Schiff funktioniert, weil Besatzung und Kommandocrew gut zusammen passen. Ich hatte bisher aber keine Möglichkeit in dieses Puzzle zu passen. Sie erwarten etwas anderes von mir, als ich ihnen geben kann. Ich bin nicht Needa!“ „Doch, das bist du! Das ist dein Problem, du bist so sehr damit beschäftigt dich von ihr abzugrenzen, dass du eine Mauer um dich herum ziehst, die kaum einer überblicken kann.“ Er sah sich um. „Dein erster Offizier mag dich.“ Sie lachte bitter auf. „Ich mag dich.“ „Frank, das ist nicht das Gleiche.“ „Gib Ihnen eine Chance. Und vor allem, gib sie dir. Die Katana ist eine sehr eigenwillige Crew, die ein kompliziertes Ökosystem bildet. Sie hatten jahrelang einen Kumpel als Captain, der nun nicht mehr da ist. Ariell war lange erster Offizier, die Verbindung zwischen Captain und Besatzung. Der Posten, den jetzt Andersson hat. Sie sind es nicht gewohnt nicht zu jeder Tages und Nachtzeit zu ihrem Captain gehen zu können, sondern stattdessen den Umweg über den ersten Offizier machen zu müssen.“ Natall presste die Lippen zusammen. „Das mag sein, aber es ist verdammt anstrengend. Ich beginne mich zu fragen, ob ich diesem Schiff gut tue. Vielleicht wäre es besser, wenn jemand anderes diesen Posten inne hätte.“ „Jemand anderes? Graben wir doch am Besten Tallia Arven wieder aus.“ Brummte Lincoln sarkastisch. „Bist du gekommen, um mir Vorwürfe zu machen?“ Er schüttelte den Kopf. „Nein, ich wollte dich zum Essen einladen.“ „Dieses Thema hatten wir schon einmal.“ Wandte Natall ein. Frank nickte. „Ja, und ich gebe mich mit einem Nein nicht zufrieden. Heute Abend, acht Uhr, mein Quartier. Und sei pünktlich. Wenn du nicht auftauchst, werde ich dich persönlich abholen.“ Mit diesen Worten stand er auf und verließ den Tisch. Geodis sah ihm einen Moment lang überrascht nach, dann widmete sie sich wieder ihres Logbucheintrages, der nach wie vor nicht fertig werden wollte.


Geodis hatte lange mit sich gehadert, ob sie der ‚Einladung’ Lincolns folgen sollte, sich dann aber dafür entschieden. Er hatte ihr gedroht sie vom Schiff zu holen und das kam einem Versprechen gleich, dass er in jedem Fall einhalten würde. Was hatte sie schon großartig zu verlieren, wenn sie der Aufforderung nachkam? Und trotzdem war der Sicherheitschef nicht wenig überrascht, als der Captain der Katana, komplett in Schwarz gekleidet, vor seiner Tür stand. „Es geschehen noch Zeichen und Wunder.“ Bemerkte er und bat sie rein. Er hätte Wetten darauf abschließen können, dass sie in Sternenflottenuniform erscheinen würde, wenn überhaupt. Nun musste er sich eingestehen, dass sie doch nicht so einfach zu berechnen war, wie er angenommen hatte. Lincolns Quartier war nicht groß, eigentlich sogar wesentlich kleiner als das des Captains und seinem vorangehenden auf der Katana, aber er hatte es gemütlich eingerichtet. „Du scheinst dich gut auf Gemini eingelebt zu haben.“ „Machen wir uns nichts vor, es ist ein Wüstenklotz im All, aber ich mag die Station. Sie hat ein Vielfaches zu bieten und es gibt eine Menge interessanter Leute hier.“ „Zum Beispiel dein erster Offizier?“ fragte sie frech nach. „St.John ist Britin bis ins Knochenmark.“ Er schnaubte. „Selbst Thatcher war nicht so kalt, wie diese Hundeschnauze.“ Natall lachte. „Jeder Kommandocrew braucht ihren Hook.“ „Ja, das stimmt, sonst wird’s auch langweilig. Wo wäre denn dann die Herausforderung?“ „Du wirst mir kaum erzählen wollen, dass du dich hier auf der Station langweilst.“ Frank hatte das Essen auf den Tisch gestellt und sich ihr gegenüber gesetzte. „Es könnte manchmal Ereignisreicher sein.“ „Das glaube ich nicht, der Frank Lincoln, den ich kenne, würde sich niemals langweilen lassen.“ Der Ire lehnte sich über den Tisch, ihre beiden Gesichter trafen sich fast. „Was du nicht beurteilen kannst, denn DU kennst mich nicht, das machst du immer wieder deutlich.“ Geodis starrte ihn einen Augenblick lang fassungslos an, dann wandte sie das Gesicht ab und sah zu einem unbestimmten Punkt an der Wand. „Und damit kämpft deine Crew. Sie kennen dich und dann verwandelst du dich in Hook.“ „Blödsinn!“ „Ach ja? Sieh mich an und sag mir, dass da nichts mehr von Needa ist, kein einzelner Funke, kein Gedanke, kein Gefühl!“ forderte er sie auf. Der Ton, in dem er mit ihr sprach erinnerte sie an eine Trainingsunterweisung für Kadetten. Er redete mit ihr wie mit einem trotzigen Schüler und das passte ihr nicht. Unwirsch warf sie die Stoffserviette auf den Tisch. „Ich brauche mir das nicht anzuhören.“ „Nein, das brauchst du sicherlich nicht. Lass es dir einfach weiterhin von deiner Besatzung unter die Nase reiben.“ Wütend funkelte sie ihn über den Tisch hinweg an. „Bist du fertig?“ „Warum bist du hier?“ „Was?“ „Warum bist du hier? Wir haben uns seit Monaten nicht gesehen und das letzte Mal war ich lediglich dein Sicherheitschef. Mehr nicht. Einer deiner Offiziere.“ Natall hielt seinem Blick stand. „Mein Sohn schreibt dir.“ „Dann ist es Muttersorge. Okay.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich werde dir nicht erzählen, was er mir schreibt.“ „Ich würde nicht danach fragen.“ Erklärte sie. Sie wusste, dass sie nicht damit rechnen konnte von ihm auch nur einen Satz zu erfahren, dafür war Lincolns Loyalitätssinn zu ausgeprägt. „Ich weiß, dass du das nicht würdest.“ „Und das ist auch nicht der Grund, warum du hier bist.“ Lincoln war aufgestanden und zu ihr gegangen. „Das weißt du genauso wie ich. Komm also von deinem hohen Ross herunter.“ „Von meinem hohen Ross?“ Er zog sie vom Stuhl hoch. „Neun Monate und du bist stur wie ein Klingone! In dieser Zeit haben andere ganze Galaxien vernichtet und du...“ Sie küsste ihn. Unvermittelt und ohne großartig darüber nachzudenken. Was half es das Für und Wider neuerlich abzuwägen? Einem Impuls folgend, der zunächst nicht ihr eigener schien, umschlangen ihre Arme seinen Hals und sie ließ zu Seite, dass sie kommandierender Offizier und er der Sicherheitschef dieser Station war.


„So spät noch unterwegs?“ Wie in allen Sternenflotteneinrichtungen herrschte auch auf Gemini ein Tag-Nacht-Rhythmus, der die Station in gedämpftes Licht hüllte und jeden daran erinnerte, dass es laut Standardzeit weit nach Mitternacht war. Natall befand sich auf dem Rückweg zur Katana. Ein leichtes, kaum wahrnehmbares Lächeln lag auf ihren Lippen, als sie den nächsten Transporterraum aufsuchen wollte und von einem Schatten im Korridor aufgehalten wurde. Sie sah die Person, der die Stimme gehörte abwartend an. „Was wollen Sie?“ Das Gesicht ihres Gegenübers lag im Schatten, aber sie beschlich das ungewollte Gefühl, dass sie den Schemen in der Dunkelheit kannte. „Preston.“ Fiel es ihr schließlich ein. „Ich sehe, du erinnerst dich an mich.“ Er trat aus dem Schatten, großgewachsen und in der roten Uniform eine Sternenflotten Captains. Natall musterte ihn anerkennend. Er hatte sich kein bisschen verändert. „Wie könnte man einen Kleriker wie dich vergessen?“ Er lachte leise. „Das hatte ich auch nicht erwartet. Es ist verdammt schwer an dich ran zu kommen. Du verbarrikadierst dich gerade zu auf deinem Schiff.“ „Ich versuche meine Zeit effizient zu nutzen.“ Entgegnete sie. „Natürlich.“ Preston hatte die Arme hinter dem Rücken verschränkt und ging mit ihr durch den Korridor weiter zum Transporterraum. „Die pflichtbewusste Captain.“ „Du besitzt immer noch den beißenden Sarkasmus wie früher.“ „Was ich als Kompliment sehe.“ Er blieb stehen und auch Natall stoppte. Sie drehte sich zu ihm um. „Du bist nicht hier um mit mir leichte Konversation zu machen.“ Der Kleriker schüttelte den Kopf. „Nein.“ „Das überrascht mich nicht.“ Er lachte. „Um es kurz zu machen, wir holen dich zurück.“ Natall stutzte „Ihr holt mich zurück?“ „Ja.“ Preston schürzte seine Lippen. „Wir haben eine Bedrohung innerhalb der Sternenflotte. Die Föderation bricht zusammen. Der Dominion-Krieg hat dieser Galaxis viel abverlangt und die einzelnen Zivilisationen stehen kurz davor sich gegenseitig an die Kehlen zu gehen. Brandt sammelt seine Leute wieder um sich. Und du gehörst dazu.“ Der Captain der Katana sah ihn überrascht an. „Ich bin Sternenflottenoffizier. Ich kommandiere ein Schiff. Das kann ich unmöglich verlassen.“ „Doch, du kannst. Damasco wird keinen Einspruch einlegen, wenn du gehst.“ „Preston, wie stellst du dir das vor?“ „Ich brauche mir das nicht vorstellen, deine Abkommandierung ist Fakt.“ Geodis setzte zu einer Erwiderung an. „Natall, ich bin hier, weil ich dich mitnehmen soll.“ „Ja, wunderbar. Warum hat mich vorher niemand darüber informiert?“ „Du weißt, wie die Sektion ist.“ Preston gab sich unbeeindruckt. „In drei Tagen, geht unser Flug.“ Damit drehte er sich um und ließ sie allein in dem spärlich beleuchteten Korridor zurück.


Drei Tage. In Geodis’ Augen viel zu wenig um all die Dinge zu regeln, die sie noch erledigen musste. Sie hatte niemandem erzählt, welche dunklen Punkte es in ihrer Vergangenheit gab, oder woher vermeintliche Lücken in ihrem Lebenslauf stammten. Es schien bis dato auch niemanden interessiert zu haben. Doch jetzt warf das ganze ein vollkommen neues Licht auf sie. Preston war nicht ohne Grund hier aufgetaucht. Sein Anliegen war ihm ernst und dabei handelte es sich alles andere als um eine Bitte. Sie hatte keine Wahl, als der Aufforderung nachzukommen. Nachdenklich sah sie aus dem Fenster ihres Bereitschaftsraumes ins All. Lincoln hatte sie ihren Sohn anvertraut. Er würde sich im Zweifel um ihn kümmern und den Kontakt zu ihm aufrecht erhalten. Eragon würde verstehen, dass sie sich weniger bei ihm meldete und für einige Zeit von der Bildfläche verschwand. Ihr ehemaliger Sicherheitschef hatte sie mit finsteren Augen angesehen, als sie versucht hatte ihm zu erklären, warum sie so plötzlich ging. Es waren wenige Worte und die Hälfte davon entsprach nicht mal der Wahrheit, aber was hätte sie tun sollen. Frank hatte irgendwann ein Einsehen gehabt. Empfand sie etwas für ihn? Bestimmt. Aber es war nicht genug, um sie davon zu überzeugen auf dem Schiff zu bleiben. Möglicherweise ihr Leben zu riskieren. Mit Brandt scherzte man nicht und seine Sorge schien berechtigt. Nun, wo sie jetzt hier stand, hatte sie eine letzte Pflicht zu erfüllen. Der Tursummer verkündete die Ankunft von Garrick Andersson. „Ja.“ Der Däne trat beschwingt in den Bereitschaftsraum. „Sie wollten mich sprechen, Ma’am?!“ „Ja, “ Sie bedeutet ihm Platz zu nehmen. „Ich weiß nicht, wie ich beginnen soll, deshalb sage ich es frei heraus. Stellen Sie mir keine Fragen. Ich werde Sie Ihnen nicht beantworten.“ Garricks gute Laune verflog augenblicklicht und machte angespannter Aufmerksamkeit platz. „Wenn ich heute das Schiff verlasse um auf Geminie Station zu beamen, werde ich nicht zurück kommen.“ Andersson legte die Stirn in Falten. „Ich verstehe nicht.“ „Das müssen Sie auch nicht.“ Sie reichte einige Padds mit Aufzeichnungen an ihn weiter. „Admiral Gabriell hat mich abkommandiert. In einigen Wochen wird ein neuer Captain auf der Katana eintreffen. Bis dahin sind Ihnen alle Kommandos übertragen worden.“ Sie stand auf. „Seien wir ehrlich Garrick, ich war diesem Schiff kein besonders guter Captain. Diese Besatzung mag mich nicht sonderlich und ich bin nicht der Anker für sie, der ich hätte sein müssen. Needas Vergangenheit belastet mich zu sehr, um jemals wirklich ein Teil dieser Einheit zu werden. Alles, worum ich sie bitten kann ist, nutzen Sie die Chance, die Sie haben besser als ich es getan habe.“ Sie lächelte ihn freundlich an. „Keine Fragen.“ Mahnte sie ihn und stand auf um ihm die Hand zu reichen. „Vielen Dank. Ihnen und dieser Crew.“ Garrick nickte sprachlos. Das Schlimmste, was ihm passieren konnte, war eingetreten, das Schiff hatte seinen Captain verloren. „Ich weiß nicht was ich sagen soll.“ „Nichts.“ Erklärte sie sanft. „Niemals zurücksehen Mr. Andersson. Niemals zurücksehen. Vorne liegt die Zukunft.“