C'est la prix de la liberté
C'est la prix de la liberté
Autor: Ariell Needa
Anfangssternzeit: 54497.68
Endsternzeit: 55152.61
Anfangsdatum: 01.07.2377 (15:45 Uhr)
Enddatum: 25.02.2378 (16:56 Uhr)
„Ich hasse die Dunkelheit!“ Liza drückte sich in dem engen Schacht um eine der Ecken. Sie konnte das Schlagen ihres Herzens deutlich unter ihrer Uniform fühlen, wie ein Hämmern, dass sich bis in ihren Kopf ausbreitete und in dem schweren Helm widerhallte.
“Mach sie dir zum Freund!“ Flüsterte Galindez, der nur wenige Zentimeter von ihr entfernt an einer Wand lehnte und den hintersten Ausläufer des ehemaligen Bewässerungskanals beobachtete.
Ohne die Hand vom Abzug seines PKG’s zu nehmen, betätigte er die Sensorkontrolle auf seinem rechten Handgelenk.
“Ich weiß nicht warum, aber ich bekomme gerade ein ganz beklemmendes Gefühl.“
Galindez nickte. „Ich messe eine erhöhte Konzentration von Z-Patikeln, etwa hundert Meter von hier, auf neun Uhr.“
“Laut Lageplan befindet sich dort ein“ Die Bolerianerin aktivierte die Holographische Darstellung, die unmittelbar über ihrer geöffneten linken Handfläche erschien. „Lagerraum? Diese Sektion ist nicht beschriftet.“
“Galindez an Vabande“ in dem Headset knackte es kurz, dann meldete sich die melodiöse Stimme des Beat-Team-Leaders.
“Wir haben eine unidentifizierte Energiequelle gefunden. Möglicherweise ein Schlupfloch der Terroristen. Meine Leute und ich werden dem auf den Grund gehen.“ Erläuterte Galindez, seinem Team bereits zuwinkend.
“Verstanden, Verbande ende.“
Katzengleich zog der kleine Fünfertrupp weiter durch die rutschigen Korridore, bis kurz vor eine Tür, deren Markierung schon vor Jahren vollkommen verblichen und verwittert war.
Zu jeder Seite postierten sich einer der Elitekämpfer, bevor sie auf das Zeichen des Lieutenants vorsichtig die Tür öffneten.
“Okay, was haben wir?“ Ariell saß an dem großen Konferenztisch, den Kopf auf ihre Hände gestützt und vorsichtig ihre pochenden Schläfen massierend.
Außer ihr nahmen nur Lazarus und Summers an der kurzfristig anberaumten Besprechung teil, die mittlerweile Stunden dauerte.
“Wir haben die bisherigen Grenzwerte analysiert. Die Erfassung genauer Daten lässt sich nur schwer durchführen. Wir wissen...“
Schroff ob der Captain den Kopf „Wir wissen, dass jemand unseren Computerkern angezapft hat! Und wenn ich mich nicht irre, ist das schon das zweite Mal in dieser Woche! Wir wissen, dass es irgendwas mit der Terroristengruppe ‚Freies T’Lani’ zu tun hat, aber auch nur, weil derzeitig niemand anderes in Frage kommt. Wir wissen, dass T’Lani III ein wahres Hornissennest ist und mehr hinter der Regierungskrise steckt als bisher angenommen!“ Sie stand von ihrem Sessel auf, fast der Versuchung erliegend, die Hände hilflos gen Schiffsdecke zu recken, gleich Moses auf dem Sinai. „Darüber hinaus wissen wir, n-i-c-h-t-s-s-s-s!“ Zischte sie langgezogen.
Summers, der sich bis zu diesem Punkt ungewöhnlich ruhig gab, strafte seine Schultern und sah die Trill mit einer Mischung aus Vorwurf und Mitgefühl an. “Captain, der Tag war für uns alle lang.“ In der verhältnismäßig geringen Zeit, die er jetzt mit Needa als erster Offizier zusammenarbeitete, hatte er schnell gelernt die impulsive und doch noch junge Frau, gut einschätzen zu können.
Als neuer Captain der Katana versuchte sie stets allen Ansprüchen und Wünschen der Crew und Sternenflotte gerecht zu werden. Sie war nicht der typische Lehrbuch Kommandant, aber dies war auch kein typisches Sternenflotten-Schiff. Wichtig war das, was jeder einzelne daraus machte. Needa versuchte gar nicht erst perfekt zu sein, denn das war sie nicht. Und ehrlich, die etlichen Ecken und Kanten, die der Captain besaß machten sie ihm gegenüber nur sympathisch. Doch im Gegensatz zu allen Fehlern, die eigentlich jeder von ihnen besaß, war sie stets darauf bedacht sich den täglichen Problemen und Anforderungen zu stellen. Gemeinsam mit allen anderen. Manchmal bis über die Grenzen hinaus. Eine Eigenschaft, die sicherlich allen Captains der Sternenflotte anhaftete, aber dies hier war sein Captain!
Es bedurfte nur eines Fingerzeigs des ersten Offiziers, und Lazarus war bereits aus dem Konferenzraum verschwunden. So unverschämt das war, aber diese Besprechung führte eh zu keinem wirklich produktiven Ende mehr.
„Wir brauchen alle eine Pause, Captain, lassen Sie’s für heute gut sein.“
Ariell hatte sich abgewandt und warf einen gedehnten Blick ins All, die Hände hinter ihrem Rücken verschränkt.
“Irgendwelche Nachrichten von McCrae, oder Lincoln?“ Das was eben noch an Wut und Entrüstung aus ihrer Stimme gesprochen hatte, war einer gehörigen Portion Sorge gewichen.
Es machte die Mission nicht einfacher, zwei Besatzungsmitglieder ohne Unterstützung oder Kontakt, ohne die Möglichkeit im Notfall eingreifen zu können, da draußen zu wissen.
“Leider nein.“ Summers hatte den Konferenztisch umrundet und Stellung neben der Trill bezogen.
“Unsere Elite-Force-Teams?“
”Lieutenant Tannier traf sich vor einer halben Stunde mit E’Tyshra, zur Besprechung der politischen Lage. Die beiden Teams sind in der Zwischenzeit auf anraten der Sicherheitsbehörde in die ehemaligen Bewässerungskanäle vorgedrungen, um dort die Terroristen zu finden.“ Erklärte Andreas.
“Darf ich Ihnen eine Frage stellen?“ Überrascht hob Needa eine Braue, als der Commander sie so persönlich ansprach. „Natürlich.“
“Was ist es wirklich, dass diese Mission so schwierig macht? Sie wirken...belastet.“
“Dieses ganze Schiff ist eine Belastung, Commander, das werden Sie auch noch früh genug merken, wenn Sie Ihr eigenes Kommando haben.“ Sie lachte kurz, wurde aber sofort wieder ernst.
“Ein Scherz!“ Beruhigte sie Summers, als sie seine etwas bestürzten Gesichtszüge sah.
“Wir verstoßen gegen geltendes Recht. Die erste Direktive verbietet uns, in diesen Konflikt einzugreifen. Und der Gedanke behagt mir nicht. Ich bin nicht wie Arven, die unter moralischen Aspekten in der Lage war, Paragraphen zu ignorieren. Sie ist sich stets über die Konsequenzen bewusst gewesen. Und in diesem besonderen Fall, weiß ich nicht, wie sich unser Eingreifen auswirken wird. Gerade wenn Terroristen im Spiel sind.
Meine juristische Ausbildung verbietet mir Gesetze so auszulegen, dass sie in mein Schema passen. Recht bleibt Recht, eine festgelegte Konstante.“
“Möglicherweise, aber wir haben uns schon einmal eingemischt. Die T’Lani verdienen unsere Unterstützung nicht unbedingt, aber wir können angesichts des drohenden Konfliktes auch nicht einfach wegsehen.“ Gab der Commander zu bedenken. „Von uns wird nicht erwartet, dass wir uns öffentlich zu einer Seite bekennen.“
“Das haben wir in dem Moment, wo wir die Elite-Force-Teams runter geschickt haben. In dem Moment haben wir uns mit der Regierung der T’Lani solidarisiert.“
Summers machte ein grüblerisches Gesicht „Der Logik nach die richtige Entscheidung.“
Die Trill entspannte ihre Haltung und lehnte sich schließlich mit dem Rücken gegen das Fenster, ihrem Gegenüber die Gelegenheit gebend, ihr ins Gesicht sehen zu können.
“Auf Rutia IV hat die Crew der Enterprise in einen bestehenden Konflikt eingegriffen und die zivile Bevölkerung mit Medikamenten, Nahrungsmitteln und Hilfsgütern versorgt. Ohne sich jedoch militärisch in den Konflikt einzumischen. Die Terroristen wehrten sich gegen die scheinbar ungerechte Behandlung, indem sie die Schiffsärztin Dr. Crusher entführten damit sie ihre Verletzten behandeln konnte. Nur durch die einfache Tatsache, dass die Enterprise Medikamente lieferte, wurde das Gleichgewicht, oder die Seitenverhältnisse, wie auch immer man es nennen mag, verändert und beeinflusst.“
“Aber Picard hatte sich auch für die richtige Seite, die der Regierung entschieden.“
Ariell schüttelte den Kopf.
“Später stellte sich heraus, dass die Ansata, eine Minderheit auf Rutia, seit Jahrhunderten unterdrückt wurden und lediglich um ihre Unabhängigkeit kämpften.“ Einen Augenblick des Schweigens nutzend, zog sich Ariell einen Sessel heran und setzte sich in den Schatten der Sterne.
“Sehen Sie in einem Terroristen nie nur den Entführer, Schützen oder Bombenleger. Oft sind es Lehrer, Mütter, Postboten oder Ingenieure. Sehen Sie immer auch die Person, die sich hinter dem Attentat verbirgt.“
“Sie meinen also, dass wir auf T’Lani einen ähnlichen Fall haben?“
Entschieden schüttelte der Captain den Kopf.
“Auch eines von den Dingen, die wir nicht wissen.“ Ein erneutes flüchtiges Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht „Die T’Lani haben vor Jahren, gemeinschaftlich mit den Kellerun die Harvester-Waffe erfunden, und den gesamten Planeten dadurch unbewohnbar gemacht. Allein um Informationen über diesen Vorfall zu vernichten, haben sie den Tot zweier Starfleet-Offiziere vorgetäuscht. Ich weiß also nicht so genau, woran ich glauben soll, oder auf welche Seite ich mich im Zweifel flüchten möchte. Alles was wir haben ist ein sehr ungeordneter und undurchsichtiger Tropfen an Informationen. Deshalb wäre es mir auch lieber, wir würden uns nicht einmischen und die T’Lani diesen Konflikt unter sich austragen lassen. Zumal wir einen massiven Angriff auf unseren Computerkern aufgezeichnet haben.“
“Das klingt sehr nach einer erneuten Verschwörung der T’Lani?!“ Summers begann die Zweifel seines Captains besser zu verstehen. Needa wog plötzlich Aspekte auf, die er nicht bedacht hatte und in diesem Augenblick kam es ihm so vor, als wäre das Puzzle erheblich größer und verwirrender, als er angenommen hatte. “Woher wissen Sie das überhaupt mit den beiden Offizieren? Ich habe das in keiner Datei über T’Lani gefunden.“
“Bashir. Er war einer der Offiziere.“ Womit die Trill aufstand und den Weg zur Tür einschlug.
“Diese Details sind es, um die ich mir Sorgen mache.“
Müde und irgendwie durch die Mangel gedreht legte Seeta den Schraubenschlüssel zurück in die Schublade, aus welcher sie ihn vor Stunden gekramt hatte.
“Maggie, wie weit sind wir mit T-Neun?“
Sich mit dem Handrücken durch die Augen reibend, griff sie nach ihrem letzten technischen Statusbericht.
“Der defekte Energiekonverter? Das hat Ensign Griffith vor einer halben Stunde erledigt.“
Das gewünschte Padd fand zwar den Weg in Seetas Hand, wanderte von da allerdings direkt zu Boden und schlug mit einem kränklich klingenden Knacksen auf.
“Nicht auch noch das.“ Unwillig bückte sie sich nach dem Abtrünnigen Bericht. „Was ist mit der Überprüfung der optischen Subprozessoren?“
Wieder kam die Antwort aus irgendeiner Ecke des Maschinenraums.
“Negativ, ebenso, wie die erneuten Scanns der quadritonischen Einheiten.“ Eine kurze Pause folgte „Macht es Sinn die ÜLG-Kernelemente noch mal zu prüfen?“
“Noch mal?“ Empört kroch Seeta vollends unter ihren Schreibtisch um endlich an ihr verschollenes Padd zu kommen, das natürlich bis in die hinterste Ecke fallen musste.
“Auf keinen Fall! Dann soll einer von den Seniors gefälligst selbst hier herunter kommen und sich durch die Röhren schieben! Von der Seite ist das Datennetzwerk nicht befallen worden! Und das können die sich gerne selbst ansehen!“
Nicht zu letzt wegen McCrae schob die Zanderianerin einen innerlichen Groll gegen das Brückenpersonal, von dem sie in den letzten Tagen in alle möglichen Winkel des Schiffs gejagt worden war, um ihr Phantom zu finden.
Triumph, Seeta langt mit langen Fingern endlich nach ihrem Fundstück.
“Lieutenant Yadeel?“
Ruckartig fuhr die Chefingenieurin hoch, nicht bedenkend, dass sich die Tischplatte nur wenige Zentimeter über ihrem Kopf befand.
“Autsch!“
Sofort griff eine helfende Hand unter ihren linken Arm und zog sie sanft aber bestimmt unter der schwarzen Platte hervor.
“Ich“ Summers räusperte sich kurz. „ Ich wollte Sie nicht erschrecken, Entschuldigung.“
Nicht wissend, wo sie zu erst hingucken sollte, rieb sich Seeta kurz und verlegen den Kopf.
“Schon okay...ist ja nichts passiert.“ Spielte sie herunter, deutlich merkend, wie ihr langsam aber sicher wieder die Röte ins Gesicht stieg.
Yamin trank den letzten Schluck seines Milchkaffees aus und sah wieder auf die Anzeigen seiner Konsole. Zwar befand er sich erst wenige Tage auf der Katana, doch der erneute Angriff auf die Systeme des Schiffs hatte ihm keine Zeit gelassen, sich großartig mit seiner Station, oder der Mannschaft vertraut zu machen. Bereits in der erste Schicht hatte er mehr Überstunden gemacht, als ihm eigentlich lieb war, von dem Schlafmangel, der bei allen anderen bereits chronisch zu sein schien einmal ganz abgesehen.
An der Anzeige neben ihm stand Marina DeSoto, der Ensign, der bisher sein Aufgabengebiet übernommen hatte. Trotz ihrer offensichtlichen Übermüdung machte sie immer noch einen sehr ausgeglichenen und zuversichtlichen Eindruck. Sie wirkte eher wie ein neugierigres Mädchen, als ein viel zu junger und gestresster Offiziersanwärter.
Gemeinsam hatten sie sich in den Rückwärtigen Teil der Brücke zurückgezogen, um dort die Sensoranalysen zu vervollständigen und neu zu überarbeiten.
“Wenn wir in diesem Bereich die Bandbreite nur um einiges erhöhen, können wir in der Erfassung einiges Aufholen, auch wenn wir im subanalytischen Bereich einige Abstriche machen müssen.“ Erläuterte DeSoto, ihr geplantes Vorgehen.
“Das würde aber die gelieferten Ergebnisse um einiges verfälschen.“ Gab Aurel zu bedenken.
Die junge Frau machte ein zustimmendes Gesicht. „Allerdings ist das so ziemlich die letzte Möglichkeit, die wir haben, bei den wenigen vorhandenen Daten.“
“Natürlich. Trotzdem gefällt mir diese Methode nicht un...“
Unvermittelt leuchteten die roten Leuchtdioden an den Wänden der Brücke auf, begleitet vom schrillen Alarmton des Computers.
“Warnung, Eindringlingsalarm auf Deck sieben. Warnung, Eindringlingsalarm auf Deck sieben“
Erschrocken, aber in ihrer gewohnten Routine huschten Marinas Finger über die Anzeigen.
“Wie zum Teufel...“ Ebenso Aurel, der achtlos seine Tasse auf den nächstbesten Platz geknallt hatte.
“Jemand hat unsere Sensorcodes und die interne Überwachung ausgeschaltet. Sie haben Zugriff auf unseren Transporter und“ er überprüfte erneut die Daten „Unsere Systeme.“
“DeSoto an den Captain. Ma’am, wir haben einen unbekannten Zugriff auf unsere primären ODN-Verbindungen.“
“Ich wollte sehen, ob es bei der Datenanalyse schon etwas Neues gibt. Needa ist deswegen sehr in Sorge.“
“Wütend!“ Korrigierte Seeta den ersten Offizier, doch Summers machte eine beschwichtigende Geste.
“Ungeduldig. Du weißt, wie sie ist.“ Er hatte lange überlegt, ob er sie während der Dienstzeiten, dann, wenn er ihr als Vorgesetzter gegenüber stand so persönlich anreden sollte. Eigentlich hatten sie beide entschieden, dass es vor der Besatzung nur Fragen aufwerfen würde, sollte sie sich plötzlich duzen. Jetzt kam es allerdings ganz ungewollt und ohne viel Nachdenken über seine Lippen. Andreas war sich dem Umstand bewusst, dass sie beide im Augenblick völlig allein waren. Bis auf Maggie Kincaid vielleicht, die sich allerdings irgendwo im Maschinenrau aufzuhalten schien.
“Sie ist gereizt und überspannt.“ – „Das sind wir alle. Sei nicht so hart, sie meint es...“
“Warnung, Eindringlingsalarm auf Deck sieben. Warnung, Eindringlingsalarm auf Deck sieben“
“Der Computer!“ Entfuhr es der Chefingenieurin.
“Wie?“ Sofort beugten sich beide über die Systemanalyse des Computers, während sich Seeta anschickte den Quell des Alarms zu identifizieren.
“Ich hab’s! Deck sieben, Sektion achtzehn. ODN-Hauptverteiler.“ Fast zeitgleich mit der technischen Abteilung, begann Lieutenant Aurel das angezapfte Netzwerk vom restlichen System zu isolieren. Marina DeSoto, die weiterhin neben dem Trill saß, koordinierte während dessen die Umleitung aller weiteren wichtigen Zugriffsbefugnisse auf die Brücke und den Hauptmaschinenraum.
Dadurch, dass sie sich diesen Vorgang teilten, konnten beide gezielter und schneller als gewohnt vorgehen, und somit den fremden Benutzer schneller an seinem Vorhaben hindern.
“Worauf greift er zu?“
“Sicherheitsprotokolle?“
Doch Seeta schüttelte den Kopf.
“Die sind gerade eben auf die Hauptbrücke umgeleitet worden. Unser Eindringling scheint sich aber auch gar nicht für sie zu interessieren.“
“Was dann?“ Alles was Summers auf seine Frage hin ernten konnte war ein hilfloses Schulterzucken der Zanderianerin.
“Das kann ich überhaupt nicht sagen. Die verwandten Protokolle sind vollkommen unsinnig.“ Sie tippte auf ihre Konsole „Vielleicht kann ich ihm so das Wasser abgraben.“
Es dauerte einen Moment, bis sie den Kopf von der Anzeige hob und den Datentransfer auf einem anderen Bildschirm verfolgte.
“Das verstehe ich nicht. Wieso ist er immer noch im System?“
Erneut konzentrierte sie sich auf Rettung und Sicherung ihrer Datenpacks, die flinken Finger fast in Lichtgeschwindigkeit agieren lassend.
“Aktuelle Sicherheitsabfrage, ungültig. Verbindungsende.“
“WAS?“ Seeta war kurz davor zu schreien, den unruhigen Commander an ihrer Seite vollkommen vergessend.
”Würdest du mich bitte aufklären?“
“Lieutenant!“ Maggie Kincaid kam in einer einzigen hektischen Bewegung um die Ecke des Büros geschossen. „Die Sicherheitsprotokolle! Sie müssen den Captain rufen!“ es klang fast wie ein Flehen. „Tun Sie was!“
“Ich kann nicht, ich bin“ sie glaubte ihren eigenen Augen kaum „offline. Ich habe keinen Zugriff mehr.“
Entsetzt sahen sowohl der Commander, als auch die Technikerin sie an.
“Was bedeutet?“
“Was bedeutet, dass sich jemand gerade Zugriff auf die Kommandoautorisationsverfahren verschafft hat.“ Antwortete Maggie an Stelle von Yadeel, die bereits den Captain unterrichtete.
Keine drei Sekunde hatte Ariell auf dem Laken gelegen, als sie bereits wieder jäh aus dem Schlaf gerissen wurde.
Ohne lange nachzudenken – es hatte ja doch keinen Sinn nach dem Wie, oder Warum zu fragen – war sie wieder in ihre Uniform und aus dem Quartier gestürzt.
“Wo muss ich hin?“
“Deck Sieben, Sektion achtzehn. Dort befindet sich ein ODN-Hauptverteiler, der als einziger noch befehlsbefugt ist.“ Wiederholte Lieutenant Yadeel noch einmal. “Commander Summers befindet sich bereits auch auf dem Weg und wird Sie am Turbolift auf Deck Sieben treffen.“
Na Bravo. Alles, was Needa jetzt nicht wollte, war ein Gerangel mit irgendeinem Alien, das permanent versuchte, ihr Schiff unter seine Kontrolle zu bringen.
Zwar würde sie so endlich erfahren, wer in den letzten Wochen zu ihrem ganz eigenen Phantom geworden war, trotzdem brannte sie nicht wirklich darauf selbigen von Angesicht zu Angesicht gegenüber zu treten, so lange nicht ein Kraftfeld zwischen ihnen bestand.
Als sich die Türen des Turbolifts öffneten, sahen ihr die vertrauten Züge des ersten Offiziers entgegen, der ihr schweigend einen der Phaser in die Hand drückte, welche er bei sich trug.
Ohne sich weiter mit großen Erklärungen aufzuhalten setzten sie ihren Weg fort zu besagtem Hauptverteiler, den Seeta ihnen beschrieben hatte.
Mit einem ohrenbetäubenden Kreischen barst die Wasserleitung neben Romero und verwandelte sein Visier in eine undurchsichtige Maske.
“Verflucht!“ In einer schnellen und viel zu unbedachten Bewegung dreht er sich von dem ausgefransten Loche weg, nur um fest zu stellen, dass der von ihm eingeschlagene Weg durch Trümmer am Boden versperrt war.
Blind und immer noch taub von dem nachhallenden Echo in seinen Ohren wollte er bereits über den am Boden liegenden Haufen treten, als er merkte, wie sich dieser zu bewegen begann.
Erschrocken wich er einen Schritt zurück, wohl wissend, das er gleich wieder in der Wasserfonthaine stehen würde und richtet sein PKG zu Boden.
Unvermittelt reckte sich eine Hand aus der dämmrigen Dunkelheit, die mit aller Kraft an seinem Bein zu zerren begann.
“Nein!“ Außer sich feuerte er zwei mal in die geschätzte Richtung, wie ihm Wahn zu Boden stolpernd und beide Hände vor das Gesicht schlagend.
“Victor!“ Liza rempelte einen der Angreifer mit ihrem ausgestreckten Ellenbogen einfach um, legte ihr Gewehr wieder in den Anschlag und feuerte zu dem Angreifer, der ihr am nächsten stand.
”Victor!“ schrie sie erneut in ihr Headset und sah hilfesuchend zu der Tür, hinter welcher Galindez vor gut fünf Minuten verschwunden war, bevor der erste Schuss fiel.
Doch es kam keine Antwort. Statt dessen konnte sie in ihrem Augenwinkel einen Schatten ausmachen, der sich als Denise Rocca entpuppte, die mit ihrem PKG heftig um sich schlug.
In einer einzigen fließenden Bewegung machte sie einen Satz und stand neben der zierlichen Spanierin, um dieser bei der Abwehr neuerlicher Angreifer zu helfen.
“Tian Men an Beta Team, hört mich jemand?” schrie die Bolerianerin, in der Hoffnung jemanden am anderen Ende erreichen zu können. Es dauerte nur Sekunden, bis sich Vabande, in seiner gewohnt ruhigen Art meldete.
“Was ist los Tian Men?” wollte dieser wissen, durch Lärm und Atemlosigkeit der Frau bereits bestens eine Vorstellung von der Situation habend.
“Wir werden angegriffen! Galindez ist vermutlich tot und ich weiß nicht, wie lange wir uns noch halten können.“
“Wo sind Sie?“ Vabande hatte sich mit seinem Team bereits in Bewegung gesetzt, um den in Bedrängnis geratenen Mitgliedern des Außenteams zu helfen.
Nur mit Mühe konnte Romero die klare Sicht durch sein Visier wieder herstellen, nachdem er sich von dem Adrenalinstoß in seinem Kopf wieder einigermaßen erholt hatte. Für wenige Sekunden war in seiner Nähe kein Schuss gefallen, und er hatte die Zeit genutzt, um wieder zu Atem zu kommen und sich selbst in irgendeiner Form wieder zu beruhigen.
Ihm war klar, dass er sich den Unbekannten Aggressoren wieder stellen musste, doch für den Moment war er dankbar, sein PKG nicht tödlich einsetzten zu müssen.
Mit weiterhin zittrigen Fingern, tastet er vorsichtig über den Boden, um seine fallen gelassene Waffe wieder zu finden, als eben diese etwas Warmes, Weiches berührten. Widerwillig hob er den Blick zu demjenigen, auf den er vor hin geschossen hatte und erschrak.
Die leeren und schmerzerfüllten Augen Murphys trafen sich anklagend mit seinem verständnislosen Blick.
“Oh mein Gott...“
“Halten Sie durch, wir sind gleich bei Ihnen!“
Die Worte waren noch nicht ganz in Lizas Ohren verklungen, als sich Denis Rocca schwer und ungelenk gegen sie fallen lies.
Unmittelbar von ihrem eigenen Kopf sauste ein gezielter Phaserschuß vorbei, dem sie dank ihrer guten Reflexe entkam.
“Rocca ist ebenfalls tot.“ Gab sie Vabande zu verstehen, als sie plötzlich das Rauschen in ihrem Headset realisierte.
“Vabande? Beata-Team? Hört mich jemand?” Jegliche Antwort blieb jedoch aus, als sie in weiter Entfernung den Schrei Romeros durch den Abwasserkanal hallen hört.
Auf dem Weg zum ODN-Hauptverteiler hatte sich die Intensität des Lichts von Maximum zu einem eher müden Dämmern verringert, während sich das stetige An- und Abschwellen des roten Alarms mit dem Pochen in Needas Schläfen zu mischen begann.
Das, was sich in ihrer Magengrube zusammen zog hatte sie das letzte mal auf AR 385 gespürt, kurz bevor man auf sie schoss.
Ihre Anfängliche Angst, sich mit der fremden Bedrohung selbst auseinander setzten zu müssen hatte sich bereits an der nächsten Korridorkreuzung verflüchtigt, als sie dort von einem Vierköpfigen Team der Sicherheit empfangen wurden.
Gemeinschaftlich, mehr mit Summers als mir Ariell als Anführer, schritten sie jetzt durch die schummrigen Korridore und harrten der Dinge, die sich nach zwei weiteren Kreuzungen für sie offenbaren würden.
“Warnung! Selbstzerstörungssequenz aktiviert. Zeit bis zum Warpkernbruch T -30.“
“Lassen Sie mich raten, das ist der Grund, weshalb ich mitkommen musste, oder? Sie haben gewusst, dass das passieren würde.“
Summers nickte stumm und setzte seinen Weg unbeirrt fort.
“Wann wollten Sie mir das sagen?“ Ariell war nicht wirklich versessen darauf die Antwort zu erfahren. Sie wünschte sich in irgend ein schwarzes Loch, wo es ein Bett und unendlich viel heiße Schokolade gab.
“Lieutenant Yadeel und ich waren uns nicht sicher, ob der Hacker tatsächlich das beabsichtigte. Ich wollte Sie nicht unnötig beunruhigen.“ Gestand Summers. “Beunruhigen? Ich danke für diese außerordentliche Rücksichtnahme.“
“Wir sind da!“
Die Sicherheitskräfte postierten sich vor dem hellgrauen Schott, bereit auf alles zu feuern was sich ihnen dahinter bot.
(Anm. d. Autors: Euch ist hoffentlich klar, das Rura Penthe der wunderschöne Eisplanet ist, auf welchem sich Kirk und McCoy während des sechsten ST-Films aufhalten, oder? Und weil’s so schön ist werde ich im Verlauf auch aus einem anderen Film klauen.)
“Commander, wenn Sie das nächste mal einen Freiwilligen für geheime Ausflüge suchen...“
“Ach kommen Sie Lincoln, hätten Sie das hier etwa verpassen wollen?“ Lachte McCrae und schlug den Kragen seiner Iso-Jacke hoch, als ihm eine erneute Boe Eis und Schnee ins Gesicht fegte.
“Nein, natürlich nicht. Ich könnte jetzt bei einem Guinness im Dinners sitzen und weiterhin mein Glück bei Maggie Kincaid versuchen. Aber das ist nichts im Vergleich zu dem tollen Abenteuerurlaub, den wir hier gemeinsam verbringen.“ Brummte Frank sarkastisch.
“Na sehen Sie, und dort vorne ist der Eingang zur Kolonie.“
“Warnung! Überlastung des Warpkerns in T –15“
Vollkommen überrascht hob Ariell den Kopf vom Boden und fixierte die Gestallt am Ende des Raumes. Der schemenhafte Schatten hatte sich wieder der Konsole zugewandt und schenkte dem verwundeten Captain keine Beachtung mehr. Ebenso wenig den vier Sicherheitskräften, deren leblose Körper im Eingang ihr Leben gelassen hatten.
“Warten Sie!“ Irgendwo in Needas Brustkorb schien etwas zu zerreißen und unter ihren energischen Versuch mit der undeutlichen Person dort drüben zu reden mischte sich ein rasselndes Pfeifen.
Nicht weit von ihr entfernt lag Summers, das Gesicht von ihr weggedreht, aber eben so regungslos wie alle anderen.
“Wenn Sie die Selbstzerstörung nicht aufhalten, wenn Sie es mich nicht machen lassen, werden Sie mit uns allen sterben. Wir haben Zivilisten an Bord!“ Verzweifelt versuchte sie sich, mit dem Rücken zur Wand gelehnt, sich aufzurichten.
“Bitte! Das ist es nicht wert! Wir sind in diesem Konflikt neutral!“
Keine Reaktion ihres Gegenübers nicht einmal ein Blick über die Schulter. Nichts.
Neuerlich keimte das Stechen in Ariells Brust auf und verwandelte ihre Beine in einen unkontrollierbaren Teil ihres Körpers, der nachgab.
Aber sie durfte nicht aufgeben! Wer sollte das Schiff vor der Zerstörung bewahren? Wussten die anderen auf der Brücke, was hier unten geschehen war? Wusste Seeta Yadeel, dass sowohl der Captain, als auch der erste Offizier versagt hatten. Konnte ihnen überhaupt noch jemand helfen?
Es war hoffnungslos. Und das musste sie sich schließlich eingestehen. Sie würde mit dem Gedanken sterben, nichts mehr für ihre Crew hatten tun können.
Und dann war es dunkel.
“Ach ja? Und das K’torn letzte Woche in das andere Lager gebracht wurde war also auch nur’n Zufall? Natürlich mein Junge, natürlich. Isar, du hängst zu viel mit den Weibern rum. Das macht dich zu einem Waschlappen.“ Ein kehliges Lachen drang über das Getöse in dem verschlag hinweg und mischte sich mit dem heulen des Windes, der unablässig gegen die klapprigen Wände schlug.
“Nein Mann, wenn ich’s dir doch sage. K’torn hat da irgend ein ganz großes Ding am Laufen. Die haben ihn nicht in ein anderes Lager gebracht! Die haben ihn hier weggebracht.“ Beharrte der Junge neben dem Hünen von Thallonianer.
“Ja ja...“ brummte dieser nur und widmete sich wieder seinem Bier.
“Hey Kumpel, hast du für mich vielleicht auch eines?“ Lincoln war neben die beiden getreten und langte mit einem Arm über die Theke zum vermeidlichen Barkeeper, der ihm wortlos oder ohne großes Aufsehen zu erregen einen zerbeulten Becher mit einer unidentifizierbaren Flüssigkeit reichte.
“Danke.“ Gerade wollte er einen Schluck, todesmutig wie er war, nehmen, als ihn eine große Hand an der Schulter packte und unwirsch um die eigene Achse drehte, so dass mehr von dem Getränk auf dem Boden als in seinem Mund landete.
“Du gefällst ihm nicht.“ Donnerte ihm der Thallonianer entgegen.
Lincoln wollte keinen Ärger. Der dort würde sich wieder beruhigen und nahm mit einem „Schade“ wieder seine alte Haltung ein.
Doch der Kerl ließ nicht locker. „Und mir gefällst du auch nicht! Pass bloß auf du, wir sind nämlich Schwerverbrecher. Ich bin in zwölf Systemen zum Tode verurteilt!“ In seiner Drohung baute sich der Thallonianer noch imposanter vor Lincoln auf, so dass der Ire nur mehr einem Waisenknaben glich.
“Lass ihn, wir wollen keinen Ärger. Komm, ich geb’ dir einen aus.“ McCrae, der sich bis zu diesem Zeitpunkt intensiv in der Bar umgesehen hatte, gesellte sich nun zu seinem Teamkollegen, nicht wirklich, weil er den Mut aufbrachte diese Brühe zu trinken, sondern weil er seine Anwesenheit als gerade passend empfunden hatte.
Isar postierte sich bereits hinter seinem Freund während der Riese zu einem vernichtenden Schlag ausholte.
Falyn, der unterbewusst schon mit so was gerechnet hatte, wich der Attacke aus, zog blitzschnell seinen Phaser und schoss dem Anderen in den Arm.
“Man kann mit den Leuten reden, man kann die Leute warnen, man kann geduldig sein. Und trotzdem werden sie es nie lernen.“
Lädiert ließ sich der Thallonianer zurück auf seinen Hocker fallen, jaulend und über die Unverschämtheit McCraes klagend, doch ohne dem Geschehen weiter Beachtung zu schenken.
“Tut mir leid die Sauerei.“ Grinste Falyn in Richtung des Barkeepers und ließ einige Streifen Latinum auf den Tresen fallen, bevor er Lincoln hinter sich her aus der Bar heraus und in das unterirdische Tunnelsystem von Rura Penthe zog.
“Den kleinen da vorne suchen wir.“ Womit er in die Richtung Isars deutete, der sich schleunigst beeilte verloren zu gehen.
“Vielleicht solltest du sie mal zum Essen ausführen? Wäre doch eine Idee.“
“Zum Essen?“ Entrüstet sah Andreas von seinen überroten Händen auf und machte ein vorwurfsvolles Gesicht. „Ariell, findest du nicht, du solltest dich um deine eigenen Liebschaften kümmern?“ tadelte er sie in einem fast gekränkten Tonfall. Doch die junge Frau grinste nur. „Ach, jetzt ist es schon eine Liebschaft?“ neckte sie ihn weiter und steckte sich eine weitere von den entkernten Kirschen in den Mund.
“Hör endlich auf alle Kirschen wie einen Bagger in dich hinein zu schaufeln! Sonst bleibt nichts mehr für den Nachtisch.“ Um seine Anweisung zu unterstreichen nahm er ihr die Schüssel kurzerhand weg und stellte sie außerhalb Ariells Reichweite wieder ab.
“Außerdem kommt sie doch heute Abend zum Essen. Ich weiß überhaupt nicht, was du willst!?“
“Du bist feige! Du traust dich nicht, sie endlich zu fragen.“
“Nein, ich bin froh nicht mit dir zusammenarbeiten zu müssen.“ Lachte er, sehr gut wissend, dass sie eigentlich recht hatte.
“Male nicht den Teufel an die Wand. Vielleicht musst du das eines Tages mal. Vielleicht bin ich dann sogar dein Chef und sage den ganzen Tag: Mr. Summers tun Sie dies, lassen Sie dass, veranlassen Sie jenes.“ Dabei setzte sie eine ernste und autoritäre Mine auf und senkte die Stimme, so als würde jeden Moment Macbeth durch die Tür treten und die Ermordung des Königs verkünden. „Laden Sie Seeta zum Essen ein.“
„Halt endlich die Klappe, oder du wirst Bestandteil des Hauptgerichts!“ knirschte Andreas, der von nun an beschloss seine nervige Mitbewohnerin zu ignorieren.
“Gut, treffe ich mich halt mit ihr und...“ Noch bevor schwere Gegenstände wie Töpfe oder Regalelement in ihre Richtung fliegen konnten, zog sie lieber den Rückzug an und verließ den Wohnkomplex der EMtec-Einrichtung.
“Das Materiekonvertierungs-Subsystem erstellt physikalische Requisiten durch Replikation. Replizierte Requisiten werden erstellt, wenn Berührungen des Objekts durch Teilnehmer wahrscheinlich sind. Einige Requisiten werden durch präzisionsgeleitete Traktorstrahlen unter Computerkontrolle bewegt.“ Dalen Lazarus schritt vor dem großen Wandschirm auf und ab, die Augen von über achtzig Studenten auf seine Person gerichtet, die jedes Wort, das er sprach verschlangen und für ewig in ihren Köpfen speicherten. Im Idealfall. Jedenfalls hoffte er das.
“Miss Yadeel.“
Die junge Frau in einer der vorderen Reihen hob den Kopf von ihrem Notizblock und griff den entscheidenden Faden des Professors auf.
“Das holographische Abbildungs-Subsystem erstellt ein dreidimensionales Abbild simulierter Umgebungen. Kraftstrahlen geben den Vordergrund-Objekten physikalische Substanz, so dass sie fest wirken.“
Lazarus bedachte sie mit einem musternden Blick und nickte dann kaum merklich. “Lesen Sie das Kapitel über Optische Sektion und Kraftfeldsektion noch einmal.“ Was das Ende der Vorlesung bedeutete. Wie auf Knopfdruck erhoben sich alle Studenten von ihren Plätzen und tauchten den eben noch ruhigen Hörsaal in ein lautes und wildes Stimmengewirr.
Seeta, für die so eben das Wochenende begonnen hatte, wäre ebenfalls fast von ihrem Stuhl gesprungen und griff bereits enthusiastisch nach ihrer Tasche, als ihr der Professor zuwinkte.
“Miss Yadeel? Auf ein Wort.“
“Professor?“ Eigentlich hatte sie gehofft vor dem Essen heute Abend noch zu Hause vorbei gehen und sich frisch machen zu können, doch dem Gesicht Lazarus nach zu urteilen würde ihr wahrscheinlich keine Zeit mehr dafür bleiben.
“Sie leisten sehr gute Arbeit Seeta. Fast schon viel zu gut für meinen Kurs.“ Ein gütiges Lächeln zeigte sich in den sonst eher mürrischen Zügen ihres Dozenten.
“Danke.“ Murmelte sie verlegen. Offensichtliches Lob hassend, weil sie dann immer nicht wusste, was sie sagen sollte.
“Was ich sagen will. EMtec möchte Sie vorzeitig aus der Ausbildung und in ihren festen Stab aufnehmen. Kantor E’Tyshra sprach mich gestern beim Mittagessen darauf an. Und ich denke, dass Sie weit genug sind, um meinem langweiligen Stoff zu entkommen.“
“Ich soll in den Stab von EMtec?“ Wiederholte sie ungläubig.
“Lassen Sie sich mit der Entscheidung Zeit. Niemand verlangt von Ihnen...“
“Ha, also hier bist du!“ In der Tür zum mittlerweile leeren Hörsaal stand die unverwechselbare Gestalt Ariells, die Hände in die Hüften gestemmt und den Kopf skeptisch schief gelegt.
Ein vertrautes Bild, sowohl für Seeta, als auch für Lazarus, der die quirlige junge Frau drei Semester in einem seiner Kurse hatte ertragen müssen.
“Ah Miss Needa. Immer noch in den Diensten von Y’tic Mis unterwegs?“
“Japp. Und ich komme, um meine gute und hungrige Freundin Seeta zum Essen abzuholen.“ Sie nahm noch einmal die Szenerie in genauen Augenschein. „Oder störe ich bei irgend etwas Wichtigem?“
“Nein, natürlich nicht.“ Beruhigend legte er Seeta eine Hand auf die Schulter und schob diese sanft Richtung Tür. „Wir waren gerade fertig. Und vergessen Sie nicht die Kapitel zu lesen.“
“Hey Kleiner, ganz ruhig!“ Falyn hatte den wild um sich schlagenden Isar am Kragen gepackt und fast einen halben Meter in die Luft gehoben.
“Nehmen Sie ihre Dreckigen Finger von mir, oder ich...“
“Oder was? Brichst du mich dann in der Mitte durch?“ Der Sicherheitschef der Katana konnte nur schwer ein Lachen unterdrücken und der zappelnde Junge musste sich eingestehen, dass es sinnlos war sich weiter zu wehren. Diesen Kampf konnte er definitiv nicht gewinnen.
“Was wollen Sie von mir?“
“Informationen!“ – „Und zum Lohn brechen wir dir nicht jeden Knochen, den wir finden.“ Setzte Lincoln hinzu, der der Ansicht war, dass ein wenig Drohgebärde jetzt an der Tagesordnung war. Je schneller Sie hatten, was sie wollten, desto eher konnten sie von diesem rotierenden Eisklotz wieder runter.
“Und über was?“ – „Balatit!“
Isars Gesichtszüge entglitten unübersehbar. „Davon weiß ich nichts!“
“Da erzählt man sich aber ganz anderes!“ McCrae begann seine ohnehin schon strapazierte Geduld zu verlieren. Vor drei Tagen hatte er sich erst eine sehr eindrucksvolle Konversation mit den hiesigen Klingonen liefern müssen, die Rippen, die er sich dabei definitiv angebrochen hatte, waren seit dem zu einer schmerzenden und gleichzeitig nervenden Begleiterscheinung dieser Mission geworden. Weder er, noch Lincoln hatten in den paar Tagen, die sie jetzt hier waren vernünftig gegessen, oder geschlafen. Die ganze Aktion mauserte sich allmählich zur reinsten Tortour und wirkliche Ergebnisse hatten sie bisher nicht erzielen können.
Hinzu kam eine schreckliche Vorahnung, die sich seit gestern Abend in seinem Kopf festgefressen hatte. Eine undefinierbare Gewissheit, wie damals, als Alderan zerstört worden war, die er stetig zu ignorieren versuchte.
“Das ist mir doch vollkommen gleich, was andere sagen.“ Falyns Geduldsfaden riss. Die Finger an Isars Kragen schlossen sich plötzlich um dessen Hals und erhöhten gefährlich ihren Druck.
“Entweder du spuckst jetzt aus, was ich wissen will, oder die Leute fangen an sich die Geschichte über deinen schnellen und unangenehmen Tot zu erzählen!“ Lincoln, der weiterhin hinter McCrae stand beobachtete, wie Isars Lippen blau anliefen und ihm die Augen aus den Höhlen zu quellen begannen.
“Ogchay.“ Ruckartig entspannte Falyn seine Finger, woraufhin der Junge hart auf dem Boden aufschlug und dort, nach seiner Kehle greifend und röchelnd nach Luft ringend sitzen blieb.
”Was wollt ihr wissen?“
Lincoln und McCrae warfen sich einen bedeutungsvollen Blick zu.
“Was weißt du über einen Anschlag auf ein Regierungsgebäude der T’Lani?“
„Der Anschlag war auf T’Lani III? Dabei sahen die überhaupt nicht aus wie klassische Terroristen.“ Isar rieb sich weiter den Hals und staunte nicht schlecht.
“Wer?“ fragte Falyn harsch.
“Tholianer. Es waren zwei.“ Er überlegte. „Vor einer, nein, vor zwei Wochen.“
“Tholianer?“ – „Wir haben ein Problem, scheint mir.“
Frank hatte mit vielem gerechnet, aber das sie es mit diesen geheimnisvollen Raumfahrern zu tun bekommen würden war doch eine echte Überraschung.
“Wie viel Balatit haben sie dir abgenommen?“ In McCraes Gedanken formte sich ein Verdacht, den er lieber unbestätigt belassen wollte.
“Drei Einheiten...die werden sie aber kaum gebraucht haben um ein Gebäude zu sprengen.“
Wieder sahen sich Frank und Falyn auf diese unverwechselbare Art an.
“Wir müssen sofort zurück!“
Vorsichtig zupfte Andreas die letzten Blüten der Mandanafrucht ab und ließ diese in die Bratensauce fallen, bevor er sie entgültig vom Herd nahm und zu den restlichen Köstlichkeiten in den Ofen stellte.
Im Hintergrund waren die rhythmischen Klänge von Nina Simone zu hören und zum wiederholten Male ertappte er sich bei dem Versuch seine alte Tanzschule in der Küche wieder aufleben zu lassen.
“My baby just cares for me...“ Ariell kam in die Küche getanzt, schnappte sich ihren mit einem Kochlöffel bewaffneten Mitbewohner und wirbelte über den Küchenboden.
”Jazz! Du bist mein persönlicher Held! Was macht das Essen?“
Schleunigst ließ Andreas die Trill wieder zurück und vom Herd wegwirblen.
“Abklatschen ist nicht! Leg deine Finger an den Kochtopf und du schläfst heute draußen wie eine räudige Katze!“
“Miau! Wie uncharmant von dir!“ witzelte Ariell.
“Wolltest du nicht Seeta abholen?“ – „Doch, aber die steht oben unter der Dusche und zieht sich anschließend was Frisches an. Sie hat’s nicht mehr bis nach Hause geschafft. Außerdem taucht gleich Tannier auf und dann sind wir eh komplett.“ Noch mit ihrer Erklärung beschäftigt griff sie sich eine der Weinflaschen mit dem dazugehörenden Öffner.
“Stör ich?“ Grinste Seeta, die dem mehr als bizarr wirkenden Hexentanz der beiden aus sicherer Entfernung zu sah.
“Wir waren mit der Kür fast fertig. Jetzt müssen wir noch mal anfangen.“ Von Summers kam jedoch nur ein einsilbiges „Hi!“
“Du hast gekocht?“ – „Was glaubst du, warum er mein Mitbewohner ist.“ Warf Needa ein und verschwand schließlich im Wohnzimmer um die Teller auf dem Esstisch an ihren richtigen Platz zu rücken.
“Ähm, ja. Ich kann es ja schließlich nicht zu lassen, dass sie euch alle vergiftet. Außerdem habe ich spaß dran.“ Gestand er.
Seeta lehnte im Türrahmen und genoss die appetitlichen Düfte, die ihr vom Herd her entgegenwehten.
“Lernt man das auch in Y’tic Mis taktischen Team?“
Summers lachte sein jungenhaftes Lachen. „Nein, nicht wirklich.“
„Können wir essen?“ rief’s aus dem Wohnzimmer, was so ziemlich allen das Stichwort gab sich zur gemeinsamen Fütterung der Raubtiere einzufinden.
Mürrisch rückte Forlian ihre schwere Atemmaske zurecht und beugte sich wieder über das Terminal. Wie konnte jemand mit einem so geringen Geist plötzlich so ein großes Chaos auslösen?
Seit Sarinja sich dieser neuen Waffe bemächtigt hatte, war sie nicht mehr zu kontrollieren, und der Einsatz ihrer eigenen Person wurde in dieser Mission immer schwieriger.
Zwar hatten sie endlich eine Möglichkeit gefunden sich der Katana und somit Teilen der Föderation zu bemächtigen, trotzdem war ihr ein Zugang zu den Daten Starfleets immer noch nicht gelungen. Und ohne diese Daten würde sie kaum einen Erfolg haben.
Seit Tagen war sie jetzt damit beschäftigt den Computer der Katana zu infiltrieren, doch was immer sie auch versuchte, fand sie in Fenster, schloss sich ein anderes. Es war zum verzweifeln. Needa und ihre Crew hatten schnell bemerkt, dass sie sich gegen die massiven Angriffe durch Dritte wehren mussten. Und ihre Taktik war ausgesprochen gut.
„Habt Ihr etwas gefunden, dass uns helfen wird?“
Die Schritte im Rücken der Tholianerin ließen keinen Zweifel daran, dass Sarinja zu ihrem stündlichen Kontrollbesuch eingetroffen war und ihr direkt über die Schulter sah.
“Ich fürchte nein.“ – „Wieso?“ brach es aus der zierlichen Frau plötzlich hervor.
“Hört mir zu! Ihr könnt nicht einfach...alles verändern und davon ausgehen, dass wir uns so der Datenpacks der Föderation bemächtigen können.“
Sie selbst konnte immer noch nicht glauben, was Sarinja vor gut acht Monaten getan hatte. Für sie war es unvorstellbar, dass jemand für ein solches Vorhaben wie dem ihren bereit war eine ganze Zeitlinie zu verändern. Mehr noch, dies am Ende mit dem eigenen Leben bezahlen zu müssen.
“Wir haben keine Zeit mehr, und das scheinen Sie zu vergessen! Ich brauche eine Möglichkeit, um die Föderation zu vernichten! Sie müssen mich und mein Volk in Ruhe lassen, damit T’Lani endlich frei sein kann!“
“Ihr habt die Realität eines ganzen Planeten verändert.“ Schnaubte Forlian vorwurfsvoll. Sie selbst hatte lediglich versucht in das Netzwerk der Föderation einzumarschieren und sich des Flagschiffs zu bemächtigen, nicht aber das Leben Tausender zu vernichten.
“Ich hatte nicht vor den Raum zu falten.“ Verteidigte sich die T’Lani. „Wer konnte wissen, dass das Elite-Force-Team in den Abwasserkanälen nach uns suchen und uns finden würde?
Die Technik war bis zu diesem Zeitpunkt nicht...es war ein Prototyp, der nie zum Einsatz gedacht gewesen war.“
„Wofür habt ihr ihn dann entwickelt?“
“Es tut mir leid, dass ich mich verspäte, ich wurde im Büro leider aufgehalten.“ Entschuldigte sich Tannier und nahm dankbar die ihm angebotene Schüssel Darratpüree entgegen.
“Y’Tic?“ Fragte Andreas in wissendem Tonfall.
“Ja. Ich fürchte dort oben entwickeln sich mehr Probleme, als uns lieb sind.“ Bestätigte Tannier mit einem Seitenblick auf Ariell. „Du wirst sicherlich mehr als wir wissen.“ Und zum ersten Mal im Verlaufe des Abends sprach aus der Mine Needas purer Ernst.
“Die haben ein Föderationsschiff.“
“WAS?“ riefen alle wie aus einem Munde aus und sie nickte.
“Offenbar ist die Föderation hier um sich in unser politisches System zu integrieren. Sie sagen es nicht offensichtlich, aber es ist so. Y’Tic Mis ist nun damit beschäftigt diesen Planeten und uns zu schützen.“
Die Gesichter der anderen wurden zustimmend. „Das Letzte was wir brauchen ist die Herrschaft der Föderation. Wir sind glücklich, so, wie wir sind.“
Über seinen vollen Teller hinweg die anderen ansehend stellte Tannier schließlich die Frage, die alle zu beschäftigen schien.
“Was wird Y’Tic Mis unternehmen? Ich meine, wie wird sie T’Lani schützen?“
„Der orbitale Verteidigungsring. Zumindest als letzte Möglichkeit, sollte die Föderation nicht von selbst ein Einsehen haben und wieder abziehen.“ Erläuterte Andreas.
“Das kann nicht dein Ernst sein!? Das würde große Gefahr für dich... bedeuten!“
Jeder am Tisch wusste, dass Andreas einer der führenden Taktiker bei EMtec war und somit am orbitalen Sicherungssystem mitarbeitete. Ebenso wie Tannier, der seit seinem Abschluss zum militärischen Berater von Y’Tic Mis aufgestiegen war.
Beruhigend legte Summers Seeta eine Hand auf den Arm. „Das alles sieht schlimmer aus, als es wirklich ist.“ Log er. „Weder mir, noch sonst jemandem wird etwas passieren. Y’Tic weiß was sie tut.“ Und zu Needa „Weiß sie doch?!“
„Natürlich!“ Antwortete diese im Brustton der Überzeugung, schleunigst wieder auf ihren Teller sehend.
“Ich muss euch was sagen.“
“Wie hat sie das angestellt?“ Das christaline Schimmern Azolians wechselte von einem blassen weiß zu einem kräftigen Blitzen.
“Ich weiß nicht, wie sie es gemacht hat. Fakt ist, dass sie über eine Technologie verfügt die dazu in der Lage ist. Frag mich nicht wie. Sag mir lieber, was wir mit der Crew der Katana anfangen wollen.“ Zischte Forlian. Zum ersten Mal seit Tagen empfand sie es als große Erleichterung, sich nicht vor dem Terminal aufhalten zu müssen, auf der verzweifelten Suche nach einer Schwachstelle im System der Katana. Außerdem genoss sie die Möglichkeit sich in einer Umgebung aufhalten zu können, die ihrem eigenen Biotop glich. Im Gegensatz zu ihr war ihr Begleiter weniger kompromissbereit und hatte auf eine angemessene Unterbringung für sich bestanden.
“Sarinja hat also eine Raumfalte erzeugt?“
“Ja, kurz nachdem die Katana zerstört wurde. Eigentlich sollte die Überbrückung der sekundären Sicherheitskontrollen uns die Möglichkeit geben den Computer komplett unter unsere Kontrolle zu bringen.“
“Dein Virus hat also nicht funktioniert.“ Schnaubte Azolian verächtlich.
“Doch, er hätte funktioniert, wenn Sarinja in der Lage gewesen wäre in so einzusetzen, wie ich es ihr erklärt hatte. Ich konnte nicht wissen, dass sie die Selbstzerstörung aktiviert.“
“Womit unser monatelange Arbeit zu Nichte war.“ Forlian nickte.
“Um zu retten, was zu retten ist hat sie dieses Ding aktiviert und eine temporale Falte im Raum erzeugt.“ – „Und weiter?“ Das hektische Blitzen Azolians hatte sich mittlerweile wieder in ein sanfteres Funkeln verwandelt.
“Sarinja ging bis zu dem Punkt zurück, als die Katana hier auftauchte und entnahm dieser ihre Protagonisten.“ Anhand der fragenden Augen ihres Begleiters wurde Forlian klar, dass sie weit aus mehr ausholen musste, als sie eigentlich wollte. Sie war sich selbst nicht sicher, ob sie wirklich verstand, was vor acht Monaten passiert war.
“Durch die temporale Falte ist es Sarinja gelungen zwei Zeitlinien nebeneinander zu schaffen. Sie hat die lineare zeit geteilt und aus dem zusätzlichen Fluss die Personen entnommen, die sie brauchte um die Katana zu infiltrieren. Ihrer Meinung nach jedenfalls.“
Skeptisch versuchte Azolian ihr zu folgen „Das hat sie dann aber nicht nur mit der Katana gemacht.“
„Nein. Sie tauschte außerdem die wichtigsten Posten der T’Lani-Regierung. Was sicherlich nicht ganz einfach war, besonders wenn ich an die neurologischen Veränderungen denke, die sie vornehmen musste.“
Aus dem durchsichtig wirkenden Körper Azolians drang ein glockenhelles Lachen. “Das heißt es gibt jetzt zwei Besatzungen der Katana? Wovon eine hier auf T’Lani weilt und für Sarinja arbeitet?“
“Was glaubst du, wie sie es geschafft haben in so kurzer Zeit einen orbitalen Verteidigungsgürtel um T’Lani zu errichten?“ Forlian wurde ungehalten.
“Das ist hervorragend, dass bedeutet, wir können uns ihrer Wissen bedienen und sie mit ihren eigenen Waffen schlagen!“ stieß Azolian triumphal hervor.
“Nein! Eben nicht! Sarinja will sich der Föderation entledigen! Wir wollen sie nur infiltrieren und sie uns zu nutzen machen.“
“Wo ist dann das Problem?“ Das Funkeln wurde wieder hektischer.
“Ich weiß nicht einmal, wo sich die Crew der Katana aufhält. Es hat mich bisher Wochen der Recherche gekostet und ich habe nichts herausgefunden. Sarinja hütet ihr Geheimnis ausgezeichnet. Sie weiß, dass wir nicht hundertprozentig auf ihrer Seite stehen.“
Azolian verschränkte nachdenklich die Arme vor der Brust.
“Na, dann such sie weiter und ...“
“Dafür fehlt die Zeit. Die Falte wird irgendwann kollabieren.“ Seufzte die Andere resignierend.
“Ja und?“
“Dann werden sich beide Linien wieder übereinander legen. Aus zwei mach eins!“
Den Rest seiner Morgentoilette hatte er schnell beendet und er marschierte stolz aus dem Raum, seine abgewetzte Jacke schnell übergeworfen, seine Harpune wie den Taktstab eines Zeremonienmeisters schwingend.
Needa legt das Buch zur Seite und starrte verwirrt den cremefarbenen Einband an. War sie über diese Stelle nicht schon längst drüber weg? Erneut nahm sie den Roman wieder in die Hand und blätterte durch die zarten Seiten. Vorwärts, rückwärts, von Neuem las sie die eben beendete Stelle. Déjà vu! Deine beiden Hirnhälften arbeiten nicht synchron, das wird es sein. Und du bist einfach viel zu müde.
Nachdenklich erhob sie sich von ihrem Stuhl und durchmaß die Brücke mit ihren Schritten, so als sähe sie heute zum ersten Mal die einzelnen Stationen.
„...Jede Saga hat ihren Anfang. Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt.“
Needa las die Worte auf der Auftragsplakette, und ein Lächeln huschte über ihr matt olives Gesicht. „Und wo die nächste Haltestelle ist, hat uns niemand gesagt.“ Sie schüttelte den Kopf und wandte sich wieder der Brücke zu.
“Mr. Widar, was haben wir heute für einen Tag?“ Leise, ganz so, als zog am Horizont ein Gewitter auf, obwohl die Sonne noch schien und keine Wolken zu sehen waren, stahl sich ein trügerisches Gefühl in Ariells Gedanken.
“Freitag. Sternzeit 2003052.1.“ Gab der Navigator in gewohnter Weise Auskunft. „Tatsächlich?“ Grinste der Captain schelmisch und schritt in nachdenklicher Art zur ihrem Bereitschaftsraum. Ich entwickle einen kleinen ‚Hasch mich’!
“Mr. Widar, Sie haben die Brücke.“
Vorsichtig schob sich Seeta einen Löffel des Nachtischs in den Mund und schloss genießerisch die Augen, als die Champagnercharlotte süß und köstlich auf ihrer Zunge zerging.
Kein Maschinenraum, keine Brücke, kein Captain. Niemand, der sie jetzt störte und ihr diesen wundervollen Augenblick der Ruhe und Romantik kaputt machte. Romantik! Und Commander Summers, Andreas, saß ihr gegenüber und fand sie jetzt bestimmt total albern, wie sie mit geschlossenen Augen über ihrem dekorativ angerichteten Teller saß.
Ruckartig öffnete sie wieder die Augen, schnell genug um noch zu sehen, wie ihr Gegenüber den Blick ab- und dem Eifelturm zuwandte, der beruhigend am Horizont, wie eine leuchtende Fackel hervorstach.
“War es sehr schwer für heute Abend frei zu bekommen?“ eigentlich hatte Seeta sich vorgenommen nicht von der Arbeit zu sprechen, schließlich kam ihr dann immer wieder in Erinnerung, dass Summers ihr direkter Vorgesetzter und nicht irgendein Crewmitglied auf dem Schiff war. Doch um einer Verlegenheitspause vorzubeugen schnitt sie lieber das nächstbeste Thema an.
“Bitte?“ Andreas löste sich vom Anblick des Pariser Wahrzeichens.
“Ob es sehr schwierig war heute Abend frei zu bekommen? Ich meine, wir haben immer noch nichts von der Regierung T’Lanis gehört und Captain Needa scheint sehr mit diesem politischen Tauziehen beschäftigt zu sein. Da liegt doch der Schluss nahe, dass Sie ihr zur Seite stehen sollten.“
Du oder Sie? Hatten sie sich im Laufe des Abends schon mal geduzt? Wie hatten sie sich im Diners verabredet? Verabredet? Und war das hier ein klassisches Rendezvous? Was mache ich hier überhaupt?
„Ehrlich gesagt ist der Captain in diesen Angelegenheiten wesentlich besser ausgebildet. Auch wenn man es sich nur schwer vorstellen kann, sie besitzt diplomatisches Geschick. Meine Fähigkeiten sind da eher anders gelagert.“ Idiot!
“Ihnen hat das Dessert zugesagt? Sie sind zufrieden?“ Passpartou, der Ober und Meister seines Fachs, war wieder an den Tisch getreten und nahm sowohl Teller als die benutzten Servietten auf. „Darf es vielleicht noch ein Dégestif sein?“
Seeta der bereits der Wein zu Kopf gestiegen war winkte jedoch dankend ab. Sollte sie jetzt noch mehr Alkohol trinken, würde sie morgen vermutlich den Weg zu ihrem Arbeitsplatz nicht mehr finden, oder gar Schlimmeres.
“Danke, nein.“ Bestellte Andreas für beide ab, wieder schweigend seine Begleitung ansehend.
C’est le coûte de vivre
C’est le prix de l’amour
C’est le coût de la vie
C’est le prix de la liberté
Marla Glen hob mit ihrer rauchigen Stimme an und tauchte das noble Restaurant in angenehme Jazzklänge, unzählige Paare zum Tanzen animierend.
“Darf ich?“
“Sir, darf ich mir die Frage erlauben, was Sie gedenken zu tun?“ Frank hatte sich im Sitz des Shuttles zurückgelehnt und sah seinen Vorgesetzten Offizier nun fragend an. Nach den Strapazen, die sie auf Rura Penthe mitmachen mussten, waren beide froh sich endlich auf dem Heimflug zu befinden.
Obwohl beide auf dem Flug mehr als genug Zeit zur Verfügung stand, hatte Falyn keinen Augenblick darauf verwandt sich seine lädierten Rippen zu bandagieren.
“Sollten die Tholianer“ ihm lief es erneut eiskalt über den Rücken als er den Namen aussprach „sollten sie tatsächlich noch zwei Einheiten Balatit besitzen, wovon ich ausgehe, werden sie es sicherlich noch auf andere Weise nutzen wollen.“
“Weitere Regierungsgebäude?“
Der Alderaaner zuckte mit den Schultern. „Oder etwas viel Größeres.“
Lincoln setzte sich in seinem Sitz aufrechter hin, so als beabsichtige er dadurch besser zu hören. „Sir?“
“Das Balatit würde ausreichen um ein Schiff der Sovereign Klasse zu sprengen, ohne auch nur in die Nähe des Warpkerns zu müssen.“
War es möglich, dass die Tholianer es von Anfang an auf die Katana abgesehen hatten? Es war richtig, das die Computerprobleme erst angefangen hatten, als die T’Lani-Mission begonnen hatte. Plötzlich bekam alles Zusammenhanglose einen Sinn.
Sollten die Terroristen es schaffen ein Schiff der Föderation zu vernichten, war Starfleet gezwungen sich offiziell einzumischen, wahrscheinlich sogar mit militärischer Hilfe.
Was hatten aber die Tholianer mit dieser Sache zu tun?
“Computer, geschätzte Zeit bis zum Rendezvous mit der Katana?“
“Geschätzte Zeit: 29 Stunden und 34 Minuten.“ Kam die lieblose Antwort.
Sie waren einfach zu langsam. Jede Minute zählte für Falyn, und plötzlich kam es ihm nicht mehr so klug vor, unbedingt die Nachforschungen auf Rura Penthe und noch dazu selbst durch zu führen. Er war der Chef der Sicherheit und gehörte gerade jetzt auf das Schiff. Ihm würde es vielleicht gelingen, den Anschlag zu vereiteln und die Leben Vieler zu retten. Wie sollte der Captain wissen, was sie auf T’Lani erwartete. Wer würde in der Lage sein den Sprengstoff zu lokalisieren und zu entschärfen.?
McCraes Sorgen schienen ins Unermessliche zu steigen, je länger er darüber nachdachte. Auch wenn er sich nach außen hin ruhig gab, trug er innerlich ein heftiges Zwiegespräch mit sich selbst aus. Und dann traf es ihn wie einen Donner, so als schlüge ihm jemand mit der flachen Hand fest ins Gesicht. Die Erkenntnis, das er zu spät sein würde. Das die Attentäter bereits ihr Handwerk vollbracht hatten. Wie damals Alderaan, so beschlich ihn die Gewissheit jetzt. Etwas schreckliches musste mit dem Schiff passiert sein.
Aller Augen starrten Seeta in schierem Unglauben über den Tisch hinweg an. Die Kerzen waren bereits so weit runtergebrannt, das es jedem mühelos gelang den dennoch flackernden Widerschein im Blick der Zanderianerin zu erfassen. Ariell fand als erste wieder zu den Worten zurück.
“EMtec hat dich also angeworben?“ Unvermittelt stand sie von ihrem Platz auf, umrundete blitzschnell den Tisch und zog die junge Frau von ihrem Stuhl in ihre Arme.
“Willkommen in der Firma!“ verkündete sie voller Stolz. Einem Zauberspruch gleich, erhoben sich alle anderen ebenfalls und gratulierten ihr auf die gleiche Art, wobei Andreas sie länger und intensiver zu umarmen schien. “Lazarus wird mich sicherlich nur schwer gehen lassen können.“ Wehmütigkeit machte sich jetzt doch in Yadeels Stimme breit, so euphorisch sie über diese Abwerbung auch war.
Doch die anderen sahen sie zuversichtlich an. „Den wirst du öfter sehen, als dir lieb ist.“ Versicherte Andreas, der daraufhin gehöriges Unverständnis erntete. „Arbeitet ihr denn alle am orbitalen Verteidigungsring?“
“Nicht alle, Ariell ist beim Nachrichtendienst.“
“Und ich beschaffe jetzt erst mal eine Flasche Sekt!“
„Ich messe eine erhöhte Konzentration von Z-Patikeln, etwa hundert Meter von hier, auf neun Uhr.“
“Laut Lageplan befindet sich dort ein“ Die Bolerianerin aktivierte die Holographische Darstellung, die unmittelbar über ihrer geöffneten linken Handfläche erschien. „Lagerraum? Diese Sektion ist nicht beschriftet.“
“Galindez an Vabande“ in dem Headset knackte es kurz, dann meldete sich die melodiöse Stimme des Beat-Team-Leaders.
“Wir haben eine unidentifizierte Energiequelle gefunden. Möglicherweise ein Schlupfloch der Terroristen. Meine Leute und ich werden dem auf den Grund gehen.“ Erläuterte Galindez, seinem Team bereits zuwinkend.
“Verstanden, Verbande ende.“
Yamin verfolgte auf seiner Konsole jeden einzelnen Schritt des Elite Force Teams. Die Neukonfigurierung der Sensoren hatte zusammen mit Marina DeSoto nur halb so lange gedauert, wie ursprünglich angenommen, und so blieb ihm noch genügend Zeit, um die Einsatzweise der Elite Force zu beobachten. In Zukunft würde er für die Leitung und Planung aller Einsätze und der dafür benötigten Ressourcen zuständig sein. Verfügte er über genügend Kenntnis über die Arbeitsweise der einzelnen Abteilungen und Teams, würde ihm die Koordinierung leichter fallen.
Needa war vor wenigen Minuten erst wieder auf die Brücke zurückgekehrt und saß nun mit einem nachdenklichen Gesichtsausruck in ihrem Stuhl.
“Tian Men an Beta Team, hört mich jemand?” schrie die Bolerianerin, in der Hoffnung jemanden am anderen Ende erreichen zu können. Es dauerte nur Sekunden, bis sich Vabande, in seiner gewohnt ruhigen Art meldete.
“Was ist los Tian Men?” wollte dieser wissen, durch Lärm und Atemlosigkeit der Frau bereits bestens eine Vorstellung von der Situation habend.
“Wir werden angegriffen!“
„Wir werden angegriffen!“ drang es aus den Lautsprechern der Brücke, und sowohl Aurel als auch Needa waren plötzlich hell wach.
“Was ist da unten los?“ es kostet die Trill nur wenige Schritte, bis sie hinter ihrem Artgenossen stand.
“Das Alphateam wird angegriffen, schwerer Beschuss von sechs, nein acht Angreifern.“
“Holen Sie sie da raus!“ befahl Ariell und sah weiter auf Aurels Konsole, der alles Nötige veranlasste.
Sie würde nicht ihre Leute opfern, um einen derart sinnlosen Kampf zu führen, dessen Ziel sie nicht kannte.
“Ich finde es gut, dass wir uns in nächster Zeit öfter sehen werden.“ Andreas nahm Seeta zwei weitere der dreckigen Teller ab uns verstaute sie in der Spülmaschine. „Ich meine, für das Team ist es wirklich gut, dass sie eine so fähige Technikerin wie dich bekommen.“ Setzte er schnell hinzu. Es lag ihm fern aufdringlich zu klingen.
Seeta dankte es ihm mit einem Lächeln. Sie wusste worauf er eigentlich hinaus wollte. Sie wussten es beide, und doch bedurfte es nicht mehr vieler großer Worte. Wenn, war dies etwas, dass in Needas Kategorie fiel. Und da sie es immer schon verstanden hatte, sich in Momenten unangenehmer Hausarbeit rar zu machen, fragte niemand nach der fehlenden Trill. Gewohnheiten lernte man schnell verstehen – und manchmal schätzen.
Seeta genoss einfach die gemütliche Stille in der Küche, die nette Zweisamkeit und die wenigen Dinge, die sie miteinander besprachen.
Selten war es ihnen möglich mal wirklich allein zu sein und sich etwas unbefangener benehmen zu können, als unter ständiger Beobachtung der anderer zu stehen, einfach in der Lage zu sein sich freier zu bewegen.
Once I Built a Railroad
Made it Run
Made it Race, Against Time
Once I Built a Railroad
Now It’s done
Brother, Can You Spare a Dime?
Es lag nicht an der Tageszeit, der Musik, oder dem Sekt, aber plötzlich legte Andreas eines der Trockentücher zur Seite, griff statt dessen nach Seetas Hand und führte diese im Takt der Musik über den von der Mittagshitze noch warmen Holzfußboden.
Ganz sanft hatte er ihr eine Hand in den Rücken gelegt und keinen Widerstand geduldet, er musste das jetzt einfach tun, sonst würde er es nie machen.
“Wie sieht es aus?“
Needa hatte ihre linke Hand so sehr an Yamins Stuhl gepresst, dass man die Knöchel unter der Haut weiß hervortreten sah. Aus der Audioübertragung ließ sich lautes Gefechtfeuer vernehmen, unterstrichen von zeitweise gerufenen Befehlen.
“Das Beatteam befindet sich in Transporterraum vier.“ Verkündete der Chief of Operations erleichtert, sofort jedoch wieder seine sorgenvollen Augen auf seine Anzeigen gerichtet.
“Was ist mit dem Alphateam?“
“Die Erfassung verzögert sich um wenige Sekunden. Das Team ist weiter in die Abwasserkanäle vorgedrungen und schwerer zu orten.“ Yamin überprüfte erneut die Daten.
Unendliche Sekunden verstrichen, in denen Ariell dem Herzinfarkt nahe zu sein schien. Sie hatte viel Starfleetangehörige sterben sehen, manchen von ihnen hatten direkt neben ihr gestanden, und sie verdankte es manchmal nur dem Zufall nichts selbst getroffen worden zu sein, doch immer dann, wenn es um Mitglieder ihrer Crew ging, handelte es sich nicht mehr um nur Namenlose. Es waren Angehörige ihrer Besatzung, Offiziere, mit denen sie täglich zusammenarbeitete und deren Familie sie kannte.
“Das Alphateam hat so eben in Transporterraum vier materialisiert.“
“Warnung, Eindringlingsalarm auf Deck sieben. Warnung, Eindringlingsalarm auf Deck sieben“
Unwillkürlich zuckten Aurel und Needa zusammen, als das rote Licht zu blinken begann.
Was konnte noch alles passieren, um ihr gründlich den Nerv zu rauben?
“Sie tanzen sehr gut.“ Gestand Seeta, der Versuchung erliegend, sich fast in den strahlenden Augen ihr gegenüber zu verlieren. „Lernt man das auch auf der Academy?“ So blödsinnig wie das jetzt klang, sie musste irgendwas sagen, bevor sich das all zu laute Schweigen noch weiter ausbreitete.
So viel sie sich in Teambesprechungen zu erzählen hatten, so schweigsam und wortlos waren sie jetzt.
Andreas dankte es ihr mit einem seiner unbezahlbaren Lächeln.
“Mein Vater hat es mir beigebracht.“ Erklärte er, nicht ohne einen gewissen Stolz.
“Er muss ein toller Mann sein.“ Stellte Seeta fest, und in Andreas Augen funkelte es zufrieden.
Er wusste, er würde seine Sache irgendwann mal richtig machen. Und genau jetzt fühlte es sich sehr richtig an.
“Er hat immer gesagt“ sein Blick schweifte für einen kurzen Moment in die Ferne, zehn Jahre zurück, zu dem alten Esszimmer, wo sein Vater den Tisch und die Stühle bei Seite gerückt hatte. „wenn du einmal eine Frau triffst – keine von diesen einfachen, die dir jeden Tag auf der Straße oder in der Akademie begegnen – ich rede von einer Frau, der du dein Leben in die Hände legen würdest, jemand Besonderes, dann wirst du mir dankbar sein, dass es mich und diesen Tag hier gegeben hat. Denn es ist egal wie schlecht oder gut du bist, es wird ihr gefallen, weil du ihr gefällst.“
“Und?“ die Zanderianerin legte den Kopf schief und sah ihn musternd an.
“Und was?“ – „Hatte er recht?“ Hakte sie schließlich nach.
“Commander Summers, melden Sie sich umgehend auf der Brücke!“ Die Stimme des Captains zeriss jäh die Luft und beide fuhren wie zwei ertappte Kinder auseinander, nicht zu letzt, weil der Rote Alarm ohne Vorwarnung einsetzte und abrupt das Holoprogramm beendete. Von der schillernden Metropole und dem wunderschönen Pariser Restaurant blieben nichts mehr, als die silber-weißen Hologitter, die sich rund um das Paar erstreckten.
“Ich...muss gehen.“ Noch nie hatte sie den ersten Offizier so leise und voller Bedauern sprechen hören, wie in diesem Moment. Und sie konnte es ihm auch nicht verübeln. Der Abend war nahezu perfekt gewesen.
“Ja, ich sollte auch in den Maschinenraum gehen und...“
Einem kleinen Impuls folgend legte Andreas ihr erneut seinen Arm um die Taille und zog die zierliche Frau an sich heran. Näher als beim Tanzen und ohne den Kontakt mit ihren Augen zu verlieren. Warm und schützend, jedoch nicht ohne ein gewisses Verlangen.
Viel hätte er jetzt dafür gegeben, um nicht in der Sternenflotte und auf diesem Schiff zu sein, um nicht den Befehlen gehorchen zu müssen, um vielleicht doch in Paris tanzen zu können. Doch ihm war der Rang und seine Pflichten nur zu sehr bewusst. Allein die nahende Bedrohung gebot ihm schon zu gehen. Er musste einfach. Jedoch nicht, ohne sie vorher einmal geküsst zu haben.
Noch einmal atmete Sarinja tief ein, bevor sie den großen Besprechungsraum betrat. Normalerweise bot er Platz für 25 Personen, heute jedoch befand sich außer ihr lediglich noch eine an dem großen verchromten Konferenztisch.
Angespannt sah Ariell in das Wasserglas, das vor ihr stand. Y’tic Mis lud nicht einfach so zum Gespräch. Es musste einen Grund geben. Und der Gesichtsausdruck, den die Benefit von EMtec trug sprach Bände. Die Nachrichten waren nicht gut.
Unerwartet hatte man sie zu Hause aufgefordert die Firma aufzusuchen. Vermutlich tanzten und amüsierten sich die anderen noch.
“Guten Abend, Ariell.“ Mit langsamen Schritten hatte Y’tic sich einen der Plätze gesucht und sich gesetzt.
“Es hat unvorhergesehene Ereignisse gegeben. Wir müssen Handeln! Noch heute Abend!“
Als sich die Türen des Turbolifts öffneten, sahen ihr die vertrauten Züge des ersten Offiziers entgegen, der ihr schweigend einen der Phaser in die Hand drückte, welche er bei sich trug.
Auf dem Weg zum ODN-Hauptverteiler hatte sich die Intensität des Lichts von Maximum zu einem eher müden Dämmern verringert, während sich das stetige An- und Abschwellen des roten Alarms mit dem Pochen in Needas Schläfen zu mischen begann.
Das, was sich in ihrer Magengrube zusammen zog hatte sie das letzte mal auf AR 385 gespürt, kurz bevor man auf sie schoss.
Ihre Anfängliche Angst, sich mit der fremden Bedrohung selbst auseinander setzten zu müssen hatte sich bereits an der nächsten Korridorkreuzung verflüchtigt, als sie dort von einem Vierköpfigen Team der Sicherheit empfangen wurden.
Gemeinschaftlich, mehr mit Summers als mir Ariell als Anführer, schritten sie jetzt durch die schummrigen Korridore und harrten der Dinge, die sich nach zwei weiteren Kreuzungen für sie offenbaren würden.
“Warnung! Selbstzerstörungssequenz aktiviert. Zeit bis zum Warpkernbruch T -30.“
Weder Summers noch Needa sprechen ein Wort. Aus unerklärliche Gründen empfand der Captain eine fast nicht zu bändigende Angst in sich. Hätte sie jetzt etwas sagen sollen, ihr hätte sich lediglich ein stummer Schrei entrungen. Entschlossen jedoch blinzelte sie die Tränen weg, die sich hartnäckig an die Oberfläche zu kämpfen drohten.
Was dann passierte vermochte sie nicht mehr wirklich zu realisieren. Das war nicht sie, die da plötzlich stand und ein tosendes Feuergefecht geriet. Das war nur ihr Körper, der automatisch reagierte und feuerte, bis...
“Warnung! Überlastung des Warpkerns in T –15“
Vollkommen überrascht hob Ariell den Kopf vom Boden und fixierte die Gestallt am Ende des Raumes. Der schemenhafte Schatten hatte sich wieder der Konsole zugewandt und schenkte dem verwundeten Captain keine Beachtung mehr. Ebenso wenig den vier Sicherheitskräften, deren leblose Körper im Eingang ihr Leben gelassen hatten.
“Warten Sie!“ Irgendwo in Needas Brustkorb schien etwas zu zerreißen und unter ihren energischen Versuch mit der undeutlichen Person dort drüben zu reden mischte sich ein rasselndes Pfeifen.
Nicht weit von ihr entfernt lag Summers, das Gesicht von ihr weggedreht, aber eben so regungslos wie alle anderen.
“Wenn Sie die Selbstzerstörung nicht aufhalten, wenn Sie es mich nicht machen lassen, werden Sie mit uns allen sterben. Wir haben Zivilisten an Bord!“ Verzweifelt versuchte sie sich, mit dem Rücken zur Wand gelehnt, aufzurichten.
“Bitte! Das ist es nicht wert! Wir sind in diesem Konflikt neutral!“
Keine Reaktion ihres Gegenübers nicht einmal ein Blick über die Schulter. Nichts.
Neuerlich keimte das Stechen in Ariells Brust auf und verwandelte ihre Beine in einen unkontrollierbaren Teil ihres Körpers, der nachgab.
Aber sie durfte nicht aufgeben! Wer sollte das Schiff vor der Zerstörung bewahren? Wussten die anderen auf der Brücke, was hier unten geschehen war? Wusste Seeta Yadeel, dass sowohl der Captain, als auch der erste Offizier versagt hatten. Konnte ihnen überhaupt noch jemand helfen?
Es war hoffnungslos. Und das musste sie sich schließlich eingestehen. Sie würde mit dem Gedanken sterben, nichts mehr für ihre Crew hatten tun können.
Und dann drehte sich der Schatten um, und sie sah das, was alles veränderte. Sie sah in ihre Augen.