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Temporales Prisma

From PathfinderWiki

Temporales Prisma
Autor: Seeta Yadeel
Anfangssternzeit: 55158.11
Endsternzeit: 55284.28
Anfangsdatum: 27.02.2378 (17:07 Uhr)
Enddatum: 14.04.2378 (18:18 Uhr)


Nach einer wahren Ewigkeit erreichte das kleine Shuttle endlich T’Lani III. Falyns Vorahnung war inzwischen immens geworden. In den letzten Stunden hatte es ihn alle seine Kraft gekostet, die aufkeimende Panik niederzukämpfen. Und so hatte er auch jedes Quäntchen Geschwindigkeit aus dem kleinen Shuttle herausgepresst, das darin war. Jetzt schweiften die Blicke beider Männer durch den Raum. „Scannen Sie nach der Katana.“ wies Falyn Frank mit einem Kloß im Hals an. Der irische Hüne brachte kein Wort heraus. So nickte er lediglich und begann, nach dem Schiff zu scannen, das seine Heimat geworden war. Fast alle seine Freunde waren an Bord gewesen. Zuhause in Irland gab es nur noch seine alte Großmutter. Seine Eltern waren vor so langer Zeit gestorben, dass er sich kaum noch an sie erinnern konnte.

Beide Männer starrten auf den Monitor, während das gleichmäßige Piepsen des Scanvorganges zu hören war. „Nichts!“ brachte Frank schließlich hervor, er fühlte, wie seine Welt begann zusammenzufallen. „Spuren einer Detonation?“ wollte Falyn dann wissen. Er würde das Schiff erst völlig aufgeben, wenn er sicher war, dass es zerstört worden war. Frank veränderte die Parameter seines Scans, dann musste er schlucken. „Ich habe ein Trümmerfeld, auf der anderen Seite des Planeten. Nach der Masse zu urteilen, könnten es die Überreste der Katana sein.“ Auch Falyn musste nun schlucken. Die Katana war zwar erst seit kurzer Zeit sein Zuhause, aber dennoch war sie sein Zuhause – oder eher sein Zuhause gewesen, hörte er die kleine, sarkastische Stimme in seinem Unterbewusstsein, die sich durch jahrelangen Umgang mit schwierigen Situationen gebildet hatte. „Setzen Sie Kurs.“ befahl er seinem Mitarbeiter mit weniger fester Stimme, als er es gerne gehabt hätte. Frank nickte nur, zu mehr war er nicht mehr in der Lage.

Schon kurz darauf näherte sich das Shuttle dem riesigen Trümmerfeld. Entsetzt betrachteten die beiden Männer die Überreste eines Schiffes, das definitiv der Sternenflotte angehört hatte. Die Charakteristika waren unverwechselbar. „Es muss die Katana sein!“ flüsterte Frank, Tränen schossen ihm in die Augen. „Welches andere Schiff sollte es sonst gewesen sein? Wir waren das einzige Schiff in diesem Sektor.“ Falyn versuchte, sich hinter seiner Professionalität zu verschanzen. „Das wissen wir noch nicht mit Sicherheit. Stellen Sie fest, ob es sich um die Katana handelt.“ sagte er barscher, als er es eigentlich beabsichtigte.

Die Kommunikationseinheit meldete sich piepsend zu Wort. Falyn öffnete einen Kanal für den eingehenden Ruf. Das Gesicht einer T’Lani erschien auf dem Bildschirm, es drückte Mitleid aus. „Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass die Katana zerstört wurde. Die terroristische Gruppe ‚Freies T’Lani‘ hat sich zu dem Anschlag bekannt.“ Falyn fühlte, wie ihm die Felle wegschwammen. „Gab es Überlebende?“ wollte er wissen. „Keine.“ beantwortete die Frau seine Frage. „Das Team auf dem Planeten wurde ebenfalls von den Terroristen getötet. Es tut mir Leid.“ beendete sie das Gespräch.

„Scannen Sie das Trümmerfeld weiter. Ich will, dass jeder erdenkliche Test durchgeführt wird. Ich will genau wissen, wer das getan hat und wie. Und dann, dann will ich, dass er zur Rechenschaft gezogen wird.“ verkündete Falyn. Frank nickte, und tat wie ihm geheißen.


Ariell sah ihr Gegenüber mit leicht gerunzelter Stirn an. „Wovon sprichst Du?“ wollte sie dann von der Frau wissen, von der sie in den vergangenen Jahren stets ihre Befehle erhalten hatte. „Die Sternenflotte hat ein Kriegsschiff im Orbit. Wir müssen es zerstören.“ beantwortete Sarinja die Frage ihrer Agentin. „Wir werden Dich an Bord bringen. Es ist uns gelungen, Zugang zu ihren Systemen zu bekommen, aber Du musst vor Ort die Selbstzerstörung des Schiffes auslösen. Dann wird T’Lani endlich sicher sein vor der Sternenflotte.“ formulierte sie den Auftrag für die Trill. ‚Und dann wird T’Lani endlich frei sein. Wenn wir eines ihrer Schiffe zerstören, dann werden sie nicht wieder hierher kommen.‘ setzte sie in Gedanken hinzu. Auch wenn diese Ariell hier eine loyale T’Lani war, brauchte die Agentin nicht zu viel zu wissen. So funktionierten solche Operationen und nicht anders. Ariell nickte. Sie würde alles tun, um die Sternenflotte von ihrer Heimat fernzuhalten.

„Also gut, ihr bringt mich an Bord, was passiert dann?“ wollte sie wissen. Sarinja schob ihr eine Phasen-Pistole der Klasse V hin – eine absolut tödliche Waffe. Ariell hob sie auf und machte sich damit vertraut. „Wir werden Dich an einem Verteilerknoten absetzen. Von dort aus kannst Du die Selbstzerstörungssequenz starten, der Rechner verfügt über eine Spracherkennung. Ich habe dafür gesorgt, dass er Deine Stimmautorisierung akzeptiert. Sei vorsichtig, Du könntest dort auf Widerstand treffen.“ Sarinja zeigte auf die Waffe. „Töte jeden, der sich Dir in den Weg stellt. Diese Mission hat Prioritätsstufe eins.“ Ariell schauderte einen Moment. Sie wusste genau, was dies bedeutete.


Irritiert betrachtete Frank Lincoln die Anzeigen des letzten Scans. „Sie sollten sich das mal ansehen.“ meinte er dann. Falyn sah seinem Offizier über die Schulter. Dann war auch er reichlich erstaunt. „Ich bin kein Wissenschaftler,“ meinte er dann, „aber das sieht mir nach einer temporalen Verschiebung aus.“ Wäre jetzt nur der kauzige Dr. Lazarus hier gewesen, der hätte wahrscheinlich innerhalb von Sekunden gewusst, wie er die Daten des Scanners zu interpretieren hatte, aber er selber.... Sie brauchten jetzt Hilfe, so viel war klar. „Setzen Sie einen Ruf an das nächste Schiff der Flotte ab. Wir brauchen dringend einen Wissenschaftler.“ wies er dann Frank an.


Ariells Blick wurde wieder klar, nachdem sie zuvor alles in blaues Licht getaucht wahrgenommen hatte. Sie nahm sich keine Zeit, sich darüber zu wundern, dass alles um sie herum noch immer leicht verschwommen wirkte. Alles, bis auf sie selber.

Mit wenigen Schritten war sie bei dem fraglichen Verteilerknoten anbelangt. „Computer, Selbstzerstörungssequenz aktivieren.“ begann sie mit der Ausführung des Plans. „kürzester Countdown, der möglich ist.“ fügte sie hinzu. Sie würde diese Stellung verteidigen müssen, es war besser ihr Glück nicht länger als nötig herauszufordern.

„Warnung! Selbstzerstörungssequenz aktiviert. Zeit bis zum Warpkernbruch T – 30.“ verkündete der Computer. Ariell griff ihre Pistole fester. Jetzt würden sie gleich hier sein.

Wenige Sekunden später war es dann tatsächlich so weit. Die ersten beiden Männer, die durch das Schott traten, erwischte sie sofort, dann wurde sie selber unter Feuer genommen. Sie hechtete hinter eine Verstrebung und presste sich so eng an die Wand wie es nur möglich war. Immer wieder feuerte sie in Richtung der Gegner. Sie brauchte die Föderationsleute nur weitere 20 Sekunden aufzuhalten, das war alles.

„Warnung! Überlastung des Warpkerns in T – 20.“ wurde ihre innere Uhr bestätigt. Triumphierend nahm sie wahr, wie ein weiterer Körper zu Boden fiel, dann noch einer. Sie lächelte. Sie würde es schaffen. Erneut schob sie ihre Hand aus der Deckung hervor. Sie glaubte, ein freies Schussfeld auf einen baumlangen Kerl in Abendkleidung zu haben.

Ein scharfer Schmerz fuhr durch ihr Handgelenk. Eine der hinter der Biegung verborgenen Personen hatte einen Treffer gelandet. Die Phasen-Pistole glitt aus ihrer Hand und schlitterte den Gang hinunter. 25 Meter weiter kam sie schließlich zum Stillstand, unendlich weit entfernt für Ariell. Hektisch sah die in schwarz gekleidete Frau sich um. Schnell entdeckte sie etwas, das ihr von Nutzen sein konnte. Einem der Toten war bei seinem Fall die Waffe aus der Hand gefallen. Wenn sie einen langen Sprung riskierte, dann konnte sie den Phaser aufnehmen und sich in Sicherheit hinter die Verstrebung auf der anderen Seite des Ganges rollen. Aus irgendeinem seltsamen Grund war sie sicher, es zu schaffen, so als habe sie es schon Hunderte Male getan – und doch war sie sicher, ein derartiges Unterfangen noch nie vorgenommen zu haben.

Die Trill holte tief Luft und versuchte ihr Glück. Und tatsächlich gelang das Kunststück. Einen gewagten Sprung und eine Abrollung später befand sie sich mit dem Phaser in ihrer rechten Hand wieder hinter einer Verstrebung. Sie lachte erfreut auf. Von hier drüben hatte sie ein freies Schussfeld auf den Angreifer, der ihr die Waffe aus der Hand geschossen hatte. Eine Frau mit roten Haaren, wie sie jetzt erkannte. Sie zielte und drückte ab. Sie musste getroffen haben, denn die Frau ließ ihren eigenen Phaser fallen und sank gegen die Wand. Aber sie schien nicht tot zu sein. Stirnrunzelnd betrachtete Ariell das Gerät in ihrer Hand. Es schien verschiedene Einstellungen zu haben. Sie drehte die Einstellung von grün nach rot. Sarinja hatte von Töten gesprochen. Blieb nur noch ein weiterer Gegner, der, auf den sie von der anderen Seite hatte so gut zielen können. Er rechnete sicher nicht mit einem weiteren riskanten Kunststück von ihr. Wieder war sie sicher es zu schaffen, so, als hätte sie es schon Hunderte Male geschafft. Schnell schüttelte sie das unbehagliche Gefühl von sich ab. Sie hatte jetzt keine Zeit für Déjà Vus.

Und so warf Ariell sich wieder quer über den Flur. Diesmal landete sie auf dem Boden. Schnell richtete sie den Phaser auf den großen Mann mit dem braunen Haar und drückte ab. Getroffen sank er zu Boden, Ariell war sicher, ihn erledigt zu haben.

„Warnung! Überlastung des Warpkerns in T – 15“ ließ sich die emotionslose Stimme des Computers vernehmen. Ariell trat an die Konsole, die sich unter dem Verbindungsknoten befand.

„Warten Sie!“ hörte sie eine zitternde Stimme hinter sich. Unbeeindruckt arbeitete sie weiter. Die Frau war keine Gefahr mehr. „Wenn Sie die Selbstzerstörung nicht aufhalten, wenn Sie es mich nicht machen lassen, werden Sie mit uns allen sterben. Wir haben Zivilisten an Bord!“ fuhr die Frau fort. Ihre Stimme nervte Ariell. Sie hatte einen beinahe bettelnden Ton. Diese Zivilisten hatten ihr eigenes Schicksal besiegelt, indem sie an Bord dieses Schiffes stiegen. Sarinja würde sie selber herausholen, wenn es so weit war. Und wenn nicht – sie hatte stets um das Risiko ihres Berufes gewusst.

„Bitte! Das ist es nicht wert! Wir sind in diesem Konflikt neutral!“ fuhr die Stimme weiter. Angewidert fuhr Ariell herum. Einen kurzen Augenblick sah sie die Frau verwirrt an, dann hob sie ihren Phaser und drückte ab. Egal wer das hier gewesen war – sie würde ihren Auftrag erfüllen.

„Warnung! Überlastung des Warpkerns in T – 5“ hörte Ariell den Computer sagen. Sarinja würde sie nicht mehr herausholen können. Ariell schluckte und schloss ihre Augen. ‚Für T’Lani‘ war das Letzte, was sie dachte.


„Miss Yadeel, einen Augenblick noch!“ hörte Seeta Professor Lazarus Stimme. Erstaunt sah sie ihn an. Was er wohl von ihr wollte? Und das ausgerechnet heute, wo sie es so eilig hatte. Sie packte ihre Tasche und trat hinüber zu dem Tev’Mekanier. Sie sah den Professor an und hörte ihm zu, wie er redete. Hatte sie all dies nicht schon einmal gehört? Ja sogar schon mehrfach? Irritiert sah sie den Mann an. Dann hob sie ihre Hand. „Sie wollen mich für EMtec anwerben, nicht wahr?“ fragte sie dann. Lazarus erstaunter Blick sagte ihr, dass sie ins Schwarze getroffen hatte. „Woher wissen Sie das?“ wollte er dann wissen. Sie schüttelte unsicher den Kopf. „Nur so ein Gefühl.“ meinte sie dann. Die Beiden beendeten ihr Gespräch, dann ging jeder seiner Wege.


„Na endlich!“ rief Frank Lincoln erleichtert aus, als das Wissenschaftsschiff Newton in den Orbit von T’Lani III einschwenkte. Endlich würde ein Team von Wissenschaftlern helfen, die gesammelten Daten, die eindeutig auf eine zeitliche Verschiebung hinwiesen, zu untersuchen. Weder ihm, noch Falyn war es in den vergangenen zwei Tagen gelungen, aus den seltsamen Werten schlau zu werden. Kein Wunder, denn keiner von Ihnen besaß die notwendige Expertise in temporaler Mechanik. Natürlich hatten beide die entsprechenden Kurse auf der Akademie besuchen müssen, aber sie hatten nicht viel Talent für diese hochwissenschaftliche Materie gehabt, und so war beider Erleichterung enorm, dass nun endlich Fachkräfte auftauchten. Vielleicht war die Katana ja doch noch zu retten. Wenn temporale Anomalien im Spiel waren, dann konnte man nie wissen.


Sanft führte Andreas Seeta in der Küche der kleinen Wohnung im EMTec-Komplex. Der Holzboden fühlte sich unter beider Füße angenehm warm an, Romantik lag spürbar in der Luft. Es schien, als würden sie in den Augen des Anderen ertrinken. ‚Noch nie war ich so glücklich, wie heute Abend.‘ dachte der braunhaarige Mann, während er sich weiter im sanften Takt der Musik bewegte. Dann rutschte das Lächeln unvermittelt von seinem Gesicht. Er war schon einmal so glücklich gewesen, und er war sicher, dass es eben dieser Augenblick gewesen war. Abrupt blieb er stehen, so dass seine Tanzpartnerin leicht gegen ihn stieß.

„Was ist los?“ wollte die dann auch prompt wissen. „Du hast einen Gesichtsausdruck, als hättest Du gerade einen Geist gesehen.“ meinte sie dann scherzhaft. Er schluckte. Die Bezeichnung war gar nicht so unzutreffend. „Ich glaube, ich hatte gerade ein Déjà Vu. Ich weiß genau, dass wir hier schon einmal so getanzt haben. Ich kann mich genau an dieses wundervolle Gefühl erinnern.“ Sie lächelte ihn strahlend an, dann wurde ihr bewusst, was er da gerade gesagt hatte. Ihr Atem stockte einen Moment, dann sagte sie: „Ich weiß genau, was Du meinst. Ich hatte heute Nachmittag auch so ein Erlebnis. Irgendwas stimmt hier nicht.“ Andreas nickte. „Ja. Aber ich hab keine Ahnung was hier vorgeht.“


Falyn McCrae und Frank Lincoln saßen Zina Yacoub gegenüber. Die Frau in den Vierzigern war der Captain der Newton und nebenbei eine Expertin auf dem Gebiet der Temporalen Technik, was beide Crewmitglieder der Katana ausgesprochen begrüßten. „Das bedeutet also,“ übersetzte die dunkelhäutige Frau das Fachchinesisch, das sie bisher von sich gegeben hatte für die beiden, „dass sich die Katana und mit ihr ihre Besatzung in einem Zeitspalt befinden. Obwohl das Schiff für uns, für die die Zeit normal verläuft, bereits zerstört ist, existiert es in der Zeitspalte noch – und zur gleichen Zeit auch wieder nicht.“ Falyn nickte, obwohl er nicht wirklich die Zusammenhänge verstand. Was zählte, war dass die Katana in dieser Spalte noch in einem Stück existierte. Er hatte vor sie zu retten. „Aber wodurch wurde dieser Zustand hervorgerufen?“ wollte er wissen.

Zina überlegte kurz, dann sagte sie überzeugt: „Fremdeinwirkung. Ein solcher Zustand kann nicht von alleine entstehen. Da hat jemand die Katana mit Absicht in diese Spalte eingeschlossen.“ Falyn meinte, vor Wut überzuschäumen. Wer hatte das bloß mit dem Schiff gemacht? Der Kerl würde ihn noch kennen lernen.

„Wissen wir denn Genaueres?“ fragte er dann, äußerlich völlig ruhig. Zina schüttelte mit dem Kopf, dass ihre schwarzen Haare nur so flogen. „Nein, aber wir werden es herausfinden. Ich werde Sie beiden dann kontaktieren.“ beendete sie die Besprechung und stand auf. Falyn und Frank verließen ihren Raum und machten sich auf den Rückweg in ihr provisorisches Quartier auf der Newton.


Andreas brachte sich hinter dem Schott in Stellung. Er beobachtete, wie das Schott sich öffnete. Fast augenblicklich schoss ein giftgrüner Strahl durch die Öffnung und streckte zwei der Sicherheitsoffiziere nieder. Er schauderte. Noch vor einigen Wochen hätte er an ihrer Stelle sein können. Schnell schob er seine Hand mit dem Phaser um die Ecke und gab einen ersten Schuss auf eine schemenhafte Frau ab, die sofort hinter eine Verstrebung hechtete. Aus den Augenwinkeln nahm er zur Kenntnis, dass Ariell und die beiden verbliebenen Sicherheitsoffiziere es ihm gleichtaten. Die Frau hinter der Verstrebung war in arger Bedrängnis. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie aufgeben musste. Aber gerade Zeit hatten sie nicht.

„Warnung! Überlastung des Warpkerns in T – 20.“ wurde seine innere Uhr bestätigt. Andreas gab Handzeichen weiter vorzurücken. Sie mussten das Risiko gehen, wenn die Katana mit ihrer Crew überleben wollte. Was waren da schon er selber und die anderen drei? Entsetzt nahm er wahr, wie ein weiterer Körper zu Boden fiel, dann noch einer. Er biss die Zähne zusammen und trat an die Stelle vor, die gerade frei geworden war. Er musste nur einen einzigen freien Schuss auf die Frau abgeben, dann war die Katana gerettet.

Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, dass Ariell einen Treffer gelandet hatte, denn die Frau hatte ihre Waffe fallen lassen. Jetzt würden er und Ariell leichtes Spiel mit ihr haben. Die Waffe schlitterte den Gang hinunter und kam 25 Meter weiter zum Stillstand, unendlich weit entfernt für den Eindringling.

Erstaunt beobachtete er, was nun geschah. Die Frau verließ ihre Deckung und sprang auf die Stelle zu, an die Ensign Wahabs Phaser gefallen war, als dieser sein Leben gelassen hatte. Er riss seinen Phaser zu der Gestalt herum und bemerkte, wie Ariell dasselbe versuchte. Aber sie waren zu spät. Als ihre Schüsse auf die Stelle trafen, wo der Phaser gelegen hatte, hatte sich die Angreiferin bereits wieder hinter eine Verstrebung auf der anderen Seite des Raums gerollt. Dann zuckte der Strahl der Waffe hinter der Verstrebung hervor und Ariell sank gegen die Wand. Sie war getroffen und nur die pure Willenskraft hielt sie noch auf den Beinen. Andreas wusste, dass er jetzt nichts für sie tun konnte. Die Rettung des Schiffes hatte oberste Priorität. Zu seiner Verwunderung musste er mit ansehen, wie die Frau erneut aus ihrer Deckung hechtete. War sie denn völlig verrückt geworden? Er ruckte seinen Phaser zu ihr herum. Bevor er jedoch den Auslöser drücken konnte, sah er einen grellen Blitz auf sich zukommen, der ihn blendete. Dann war da nichts mehr.


Erneut saßen Falyn und Frank Captain Jacoub gegenüber. Sie zeigte auf eine Stelle auf einer Karte. „Hier befindet sich der Ausgangspunkt der Zeitspalte.“ erklärte sie. „Die Zeitspalte wird von hier mit Energie gefüttert. Allerdings ist sie nicht stabil. Sie kollabiert, was bedeutet, dass sie sich unserer Zeit laufend annähert.“ Frank hob erfreut den Kopf. „Dann brauchen wir also nur abzuwarten, bis die Katana wieder frei ist?“ fragte er. Falyn schüttelte den Kopf. Er konnte sich nicht vorstellen, dass die Lösung so einfach sein konnte. Und er sollte Recht behalten. „Nein,“ erläuterte Zina, „wenn die Zeitspalte sich auflöst, dann wird die Katana endgültig aufhören zu existieren.“ Falyn setzte sich in seinem Stuhl auf. „Aber wir haben noch etwas Zeit.“ bemerkte er. Zina nickte diesmal. „Ja. Etwa drei Tage, nach unseren Berechnungen.“ „Also können wir noch etwas unternehmen!“ rief Frank. „Wir sollten uns diese Maschine mal genauer ansehen.“ Falyn bemerkte: „Das wird nicht so einfach sein. ‚Freies T’Lani‘ hat sich zur Zerstörung der Katana bekannt. Sie werden uns nicht einfach so an ihre Maschine heranlassen.“ Frank nickte. Falyn hatte sicherlich Recht. Aber irgendwas mussten sie doch unternehmen. Zina ergriff wieder das Wort. Ich fürchte, wir können hier nicht mehr tun, als abzuwarten. Wenn die Crew der Katana sich nicht selber helfen kann, dann sind sie, fürchte ich, verloren.

Falyn nickte grimmig. Wenn die Wissenschaftlerin schon keine Möglichkeit sah, was hatte er dann schon zu bieten. Aber es gab etwas Anderes, das er durchaus tun konnte. Die Terroristen zur Verantwortung ziehen. „Ich bräuchte eine Verbindung zur Regierung von T’Lani III. Es gibt da ein gemeinsames Problem, das ich beabsichtige auszumerzen, jetzt, wo wir den Standort der Terroristen kennen.“


Vorsichtig zupfte Andreas die letzten Blüten der Mandanafrucht ab und ließ diese in die Bratensauce fallen, bevor er sie endgültig vom Herd nahm, um sie zu den restlichen Köstlichkeiten in den Ofen zu stellen.

Gerade als Ariell zu den Klängen eines Nina Simone Songs in die Küche getanzt kam, erstarrte er mit einem Mal, sein Blick hing auf der Sauce, als hätte er gerade eine terranische Maus darin entdeckt. Ariell sah ihn verwundert an. „Was ist denn los?“ wollte sie dann auch prompt wissen.

Andreas antwortete nicht, noch immer hing sein Blick verwundert auf der braunen Sauce, von der sich fünf weiße Flecken abhoben. Er war völlig sicher, dass er dieses Bild erst kürzlich gesehen hatte, obwohl er wusste, dass er diese Sauce zuletzt vor fünf Jahren zubereitet hatte. Es war der letzte Geburtstag seiner Mutter gewesen, den er auf der Erde bei seiner Familie hatte verbringen können. Und dennoch ließ sich dieses Gefühl nicht abschütteln, dass dieser Anblick seltsam vertraut war. „Andreas?“ rief Ariell sich in Erinnerung. Dieses mal wandte er seinen Blick von der Sauce ab, deponierte sie im Ofen und wandte sich dann seiner quirligen Mitbewohnerin zu.

„Ich kann es nicht so genau beschreiben, es war so eine Art Gefühl.“ meinte er schließlich. Ariell runzelte ihre Stirn. „So eine Art Gefühl?“ bohrte sie nach. Er zuckte leicht die Schultern. „Ich kann es nicht anders beschreiben. Ich war vorhin völlig sicher, diese Sauce schon unzählige Male hier zubereitet zu haben, obwohl ich genauso sicher bin, dass dies das erste Mal ist.“ meinte er schließlich.

Seeta, die seine letzten Worte gehört hatte, schauderte leicht. Das war ihr unheimlich. „Ich hatte heute Vormittag ein ähnliches Gefühl. Obwohl Professor Lazarus mir ganz sicher noch nie eine Stelle bei EMtec angeboten hat, hatte ich das Gefühl, als hätte er dies schon unzählige Male getan. Aber das ist ja völlig unmöglich!“ führte sie ein Erlebnis vom Vormittag an.

Die beiden anderen warfen ihr einen erstaunten Blick zu. „Das kann kein Zufall sein!“ sagte Andreas entschieden. Ariell setzte einen nachdenklichen Blick auf und meinte: „Vielleicht solltet ihr das genauer untersuchen lassen!“

Tannier trat zu den Dreien hinzu. „Was sollte vielleicht genauer untersucht werden?“ fragte er nach. Ariell berichtete ihm von dem seltsamen Zufall, dass Andreas und Seeta so etwas wie Déjà Vus gehabt hatten. Tannier überlegte kurz, dann meinte er. „Das sollten wir definitiv untersuchen lassen. Ich hatte heute morgen nämlich auch den Eindruck, in der Lagebesprechung mit Y’tic Mis schon einige Male gesessen zu haben.“ erläuterte er seine Ansicht.


Falyn McCrae und Frank Lincoln standen gemeinsam mit etwa 35 regierungstreuen Soldaten an eine Wand des alten Abwassersystems der ehemaligen Hauptstadt gedrückt. Die Regierung von T’Lani III hatte gemeint, dass es sich um ein rein internes Problem von T’Lani III handeln würde. Falyn hatte dem entgegen gehalten, dass das Problem ihn durchaus auch anginge, seitdem die Terroristen sein Schiff in die Luft gesprengt hatten. Schließlich hatte die Regierung T’Lanis sich seiner Sichtweise der Dinge angeschlossen, und so standen er und sein Mitarbeiter nun mit ihren Phasern bewaffnet in der Nähe des Unterschlupfs der Terroristen. Er fühlte, wie das Adrenalin durch seine Adern pulsierte. Es war nur noch eine Frage von Sekunden, bis General Cha’Ming den Befehl zum Angriff geben würde.

Dann war es endlich so weit. Cha‘Ming senkte sein Hand und gemeinsam stürmten die Männer und Frauen der Eingreiftruppe auf das Gebäude zu. Vor der Tür ging die Truppe in Stellung, ein Tritt gegen die Tür, dann stürmte die Gruppe in das Gebäude.

Der Raum, der hinter der Außentür lag, war völlig leer. Der General hob seinen Scanner hoch, konsultierte das Gerät und zeigte schließlich auf eine der von der Halle abzweigenden Türen. Er hob sechs Finger, gleichbedeutend für sechs Lebenszeichen.

Die Eingreiftruppe ging so leise wie möglich vor der Tür in Stellung, dann ließ der General erneut seine Hand nach unten sinken. Einen kräftigen Tritt später fiel die Tür in den Raum dahinter. Die Eingreiftruppe stürmte in das Zimmer, in dem sich zwei Tholianer und vier T’Lani befanden.

Sarinja, die auf einen Blick erkannte, dass sie auf verlorenem Posten stand, schlüpfte aus der Hintertür des Gebäudes, bevor jemand es verhindern konnte. Falyn stürmte hinter der Frau her. Sie war verantwortlich dafür, dass so viele Kameraden und Zivilisten ihr Leben hatten lassen müssen. Sie würde sich der Verantwortung hierfür nicht entziehen. Nicht, wenn er etwas dabei mitzureden hatte.

Hinter sich hörte Falyn, wie sich ein Schusswechsel zwischen den Terroristen und den Regierungstruppen entwickelte, der jedoch schnell wieder beendet war. Kein Wunder, bei der Übermacht der Regierungssoldaten.

Sarinja warf einen Blick über ihre Schulter und entdeckte den Verfolger. Im Rennen richtete sie ihre Phasen-Pistole auf Falyn und drückte ab. Glücklicherweise war sie keine gute Schützin und so ging ihr Schuss weit daneben.

Falyn spurtete weiter hinter Sarinja her und stellte hocherfreut fest, dass er schnell auf die Frau aufholte und schon wenige Augenblicke später sprang er sie von hinten an und riss sie mit sich zu Boden. Gerade noch rechtzeitig schlug er ihr ihre Phasen-Pistole aus der Hand, die sie versucht hatte auf ihn zu richten. Dann versetzte er ihr einen Haken, der sie vorübergehend ins Reich der Träume versetzte.


Ariell blickte verwirrt auf den Phaser in ihrer Hand. Sie wusste inzwischen nur zu gut, von was für einem Gefühl die drei Anderen vorhin gesprochen hatten. Bereits seit dem Beginn der Lagebesprechung in der Zentrale hatte sie dieses seltsame Gefühl gehabt, diese Begebenheit schon einmal erlebt zu haben. Sie widerstand dem Impuls die Waffe auf Töten umzustellen.

Schnell hechtete sie auf die andere Seite des Raums, von wo aus sie den anderen Angreifer vorhin so gut im Visier gehabt hatte. Im Fallen richtete sie ihren Phaser auf den baumlangen Mann aus und drückte ab. Getroffen fiel er zu Boden, sein Gesicht ihr zugewandt.


Falyn betrat den Unterschlupf der Terroristen wieder, seine Beute über der Schulter wie ein Jäger sein frisch erlegtes Reh. Er ließ die Frau achtlos auf den Boden fallen und sah teilnahmslos, wie sie von den Soldaten gemeinsam mit den Anderen abgeführt wurde. Er trat hinüber zu Frank und klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. „Gut gemacht!“ sagte er lediglich und warf dann einen genaueren Blick auf ein technisches Gerät, das während des Schusswechsels mit den Rebellen zu Bruch gegangen war. Frank stellte sich einen Moment daneben, dann stieß er Falyn leicht mit dem Ellbogen an. „Gehen wir.“ meinte er. „Hier gibt es nichts mehr für uns zu tun. Der Rest liegt bei unseren Kameraden in der Spalte.“


Ariell Needa trat entsetzt auf den Mann zu, den sie soeben niedergestreckt hatte. Er war unendlich weiß und wirkte, als würde er jeden Moment den Löffel abgeben. „Andreas!“ keuchte sie. Dann fiel ihr Blick hinüber zu der rothaarigen Frau. Entsetzt sah sie in ihre eigenen Augen. „Bitte!“ hauchte die Frau, dann sank sie langsam zu Boden.

„Computer: Selbstzerstörungssequenz beenden.“ sagte Ariell. Dann trat sie zu der Bewusstlosen und aktivierte deren Kommunikator. „Wir benötigen hier sofort ein Notfallteam!“ sprach sie in das Gerät.


Frank Lincoln stand an einem Fenster der Aussichtslounge und beobachtete die im Raum umherschwebenden Trümmer der Katana. Er sorgte sich um seine Kameraden auf dem Schiff. Was, wenn dort die Zerstörung der Katana nicht verhindert werden konnte? Würden sie dann in dem Moment, in dem die Zeitspalte verschwand, aufhören zu existieren? Zina Yacoub zumindest glaubte es.


Auf der Krankenstation der Katana herrschte hektische Betriebsamkeit. Winnie Maddigan überschüttete sein Team mit Anweisungen, die umgehend befolgt wurden. Bange sah er auf die Anzeigen von Andreas Summers Biobett. Er war nicht sicher, ob er den schwer verletzten Mann durchbringen würde. „30 Einheiten Inoprovalin!“ rief er einer seiner Assistentinnen zu, die sich beeilte, ihm das gewünschte anzureichen.

Ariells Blick hing auf dem Gesicht ihres Freundes, dessen Tod sie womöglich verursacht hatte. Wieso hatte sie nicht früher auf ihr ungutes Gefühl gehört? Wenn sie den Phaser nun auf Töten eingestellt hätte, dann wäre er jetzt tot.

Captain Needa beobachtete ihr Alter Ego, auf deren Gesicht sich Angst und Verwirrung spiegelten. Sie trat zu ihr hinüber und legte beruhigend eine Hand auf die der anderen. Ein kleiner Funke sprang, dann begannen die beiden Frauen durchscheinend zu werden und sich übereinander zu schieben.


Frank Lincoln betete. Er betete um seine Freunde auf der Katana. Dann riss er erstaunt die Augen auf, als die Trümmer der Katana durchscheinend wurden und aufeinander zu drifteten. Jedes Teil schien sich dorthin zu setzen, wo es hingehörte. Erleichtert warf er einen Blick zur Decke. „Danke, Herr!“ formulierte er.


„Irgendetwas Seltsames tut sich hier, Sir“ rief Yamin Aurel von der Ops zu Doktor Lazarus im Chefsessel hinüber. Mit Needa und Summers auf der Krankenstation war er derzeit der ranghöchste Offizier und so oblag ihm derzeit die Aufgabe der Führung der Katana.

„Was verstehen Sie unter etwas Seltsames?“ wollte er dann wissen und war mit einigen Schritten bei dem jungen Trill an der Ops. Dann sah er, was dieser mit „etwas Seltsames“ gemeint hatte.


Ariell Needa hatte die Krankenstation schon am selben Abend wieder verlassen können. Ihr erster Offizier hatte leider nicht so viel Glück gehabt. Bisher hatte er sein Bewusstsein nicht wiedererlangt und Dr. Maddigan hatte keine Versprechungen machen können, dass Andreas durchkommen würde. Bereits auf der Krankenstation hatte Ariell sich von Falyn Bericht erstatten lassen. Er und Frank Lincoln waren die einzigen Katana-Besatzungsmitglieder, die sich an die vergangene Zeit erinnern konnten. Erstaunt hatte sie vernommen, dass einige Mitglieder der Elite-Force-Teams gefallen waren. Soweit sie sich erinnern konnte, hatte sie alle Mitglieder rechtzeitig herausbeamen lassen. Eine Nachfrage an den Computer hatte bestätigt, dass alle Crewmitglieder sich an Bord befanden und lebten. Alle, bis auf die vier Sicherheitsoffiziere die ihr Alter Ego getötet hatte. Ob Summers auch zu den Opfern zählen würde, war noch ungewiss. Bei ihm würde erst die Zeit den Ausschlag zwischen Leben und Tod geben.

Nun saß sie in ihrem Bereitschaftsraum und führte ein Gespräch mit Zina Yacoub, um sich bei ihr für die Hilfestellung zu bedanken. Die Marokkanerin winkte jedoch ab und beendete das Gespräch nach ein paar abschließenden Worten. Ariell beschloss, sich heute Abend früh zu Bett zu begeben. Sie fühlte sich, als hätte sie tagelang nicht mehr geschlafen. Sie hasste den Gedanken an die bevorstehende Zeremonie für die Sicherheitsoffiziere, die ihr Leben für das Schiff und seine Bewohner gelassen hatten.


Zwei Tage später hatte die Katana an DS9 festgemacht. Needa hatte sich entschlossen, ihrer Crew auf der Station Landgang zu genehmigen. Jeder hatte ihn sich redlich verdient. Summers Zustand war leider noch unverändert und es hatte sich eine gewisse Routine an seinem Krankenbett eingespielt. Winnie hatte amüsiert bemerkt, dass der erste Offizier sich auf der Katana viele Freunde gemacht haben musste, denn er erhielt regelmäßigen Besuch von vielen Crewmitgliedern. Genaugenommen war er nur des Nachts alleine. Seltsamerweise verbrachte die Chefingenieurin die meiste Zeit an seinem Krankenbett, auch wenn er es sich nicht so recht erklären konnte.

Und so saß sie auch wieder am dritten Tag nach ihrer Ankunft auf Deep Space Nine neben ihm, als er endlich die Augen aufschlug. „Hallo.“ meinte er wacklig. Sie lächelte ihm zu, drückte erfreut seine Hand und sagte weich: „Auch Hallo. Schön, dass Du wieder bei uns bist. Du hast uns ziemliche Sorgen gemacht.“ Er schaute ein wenig matt. „Ich fühl mich auch wie durch die Mangel gedreht.“ antwortete er auf ihre Worte. Sie lachte leise. „Dann solltest Du wohl einfach ein wenig ausruhen.“ Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter, drückte leicht zu und drehte sich zum Gehen. Dann drehte sie sich noch einmal um, mit einem verwegenen Grinsen auf dem Gesicht. Zur Hölle mit dem Doktor, der gerade Ohren wie antiquarische Satellitenschüsseln hatte. Sie hauchte einen Kuss auf seine Lippen. „Schön, dass Du wieder bei uns bist.“ Dann war sie endgültig weg.

Winnie lachte. Ihm war gerade ein ganzer Kronleuchter aufgegangen. Er wandte sich seinem Patienten zu. „Guten Abend, Commander. Sie haben uns ganz schön in Angst und Schrecken versetzt.“ sagte er, während er die Anzeigen am Biobett wohl zum hundertsten Mal an diesem Tag kontrollierte. Er war mit dem was er sah offensichtlich zufrieden und wandte sich ab, um sich in sein Büro zurückzuziehen und Andreas so Gelegenheit zum Ausruhen zu geben. „Doktor!“ hielt dieser ihn zurück. Winnie drehte sich herum und sah Andreas fragend an. „Es weiß noch keiner. Ich wäre Ihnen verbunden, wenn es dabei bliebe.“ sagte Andreas. Er wusste, dass es für Seeta problematisch war, eine Beziehung zu ihrem Vorgesetzten zu haben. Wenn jemand davon wüsste, würde es für sie nur schwieriger werden. Sie brauchten Zeit – beide, auch für ihn war die gerade erwachende Beziehung noch ungewohnt und neu. Winnie nickte verstehend und ging dann in sein Büro hinüber.


„Lea Niemann hastete aus der Hintertür der "neuen Post" in Köln. Sie hörte, wie die Tür hinter ihr mit einem lauten Krachen ins Schloss fiel. Eine schwere, dunkle Sicherheitstür, ohne äußere Klinke, gedacht nur, um das Haus zu verlassen, nicht um es wieder zu betreten. Schnell hatte sie den Lichtkegel, den die über der Tür angebrachte Lampe verursachte, verlassen und so verschluckte sie die Dunkelheit der kalten Januarnacht. Das einzige Geräusch, das sie hörte, waren ihre Schritte und ihr heftiges Atmen. Sie würde nicht weinen, zumindest nicht, bevor sie nicht in der Sicherheit ihrer kleinen Wohnung war, wo niemand sehen konnte, wie die toughe Reporterin weinte. In ihrem Kopf schrie es: 'Vorbei! Aus und Vorbei!' Lea beschleunigte ihre Schritte, als sie merkte, wie ihre Augen zu brennen begannen. Instinktiv zog sie ihre Lippe zwischen die Zähne und biss darauf, so wie sie es schon als Kind getan hatte, um nicht weinen zu müssen. Wie stets lenkte der scharfe Schmerz ihre Gedanken ab. 'Du bist schuld! Du und Dein verdammter Jähzorn! Du und Dein verdammter Stolz!' kämpften sich die unangenehmen Gedanken an die Oberfläche ihres Bewusstseins zurück. Erneut beschleunigte Lea ihre Schritte. "Bloß nicht denken, bloß nicht denken!" murmelte sie leise vor sich hin.“

Eleyne lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Ihr Blick blieb einen kurzen Moment auf dem Monitor hängen, dann wanderte er die Wand hinauf bis er auf einem Bild der dunklen Skyline der Stadt Köln hängen blieb. Die alte Metropole sollte der Schauplatz ihres neuesten Buches sein. Einen Moment musste sie überlegen, wie sie weiter vorgehen sollte, dann wandte sie den Blick schließlich wieder dem Monitor zu.

„Ihre Flucht vor sich selber wurde jäh unterbrochen, als hinter einem Gebäude eine dunkle Gestalt hervortrat. 'Max!' schoss es ihr durch den Kopf. Die dunkle Gestalt, die nur zwei Armlängen von ihr entfernt stand, war, soweit sie das in der Dunkelheit erkennen konnte, hoch gewachsen und schlank. Lea schüttelte leicht den Kopf. Ihre Gedanken spielten ihr wohl einen Streich, denn Max war sicher noch im Gebäude hinter ihr? Oder doch nicht? Er war vor ihr aus dem Raum gestürzt und sie selber hatte sich dann noch ihrem Büro zugewandt, um ihre Tasche und Jacke zu holen. Als der Mann, der ihr gegenüber stand, nichts sagte, senkte sie enttäuscht ihren Kopf und schlüpfte wortlos an ihm vorbei. Sie hatte sich wohl doch geirrt.“

Auf das Gesicht der rothaarigen Autorin trat ein maliziöses Lächeln. Sie liebte es, mit den Erwartungen ihrer Leser zu spielen. Das was nun kommen würde, würden nur wenige erwarten.

"Als sie schon an ihm vorbei war, fühlte sie, wie sie hinterrücks gepackt wurde. Erstaunt schrie sie auf und schnell wurde ihr eine Hand über den Mund geschoben, begleitet von einem halblauten Fluch. Der Mann zerrte an ihr, weg vom Gebäude und dem dahinter liegenden Parkplatz in den angrenzenden Park. Ihre Hände fuhren hinauf zu der über ihren Mund gelegten Hand und sie begann daran zu zerren. Schlagartig wurde ihr bewusst, dass sie unvorsichtig gewesen war, alleine auf den dunklen Parkplatz zu kommen. Sie hätte wie stets einen Kollegen bitten sollen, sie zu begleiten. Schnell stellte sie fest, dass ihre Bemühungen, die Hand des Angreifers von ihrem Mund zu schieben, zum Scheitern verurteilt waren. Der Mann war viel stärker als sie selber. Also hob sie ihren linken Fuß vom Boden und trat damit so kräftig sie nur konnte hinter sich. Der dumpfe Schmerzenslaut des Angreifers verriet ihr, dass sie ihn getroffen haben musste. Der Griff seiner Hand wurde für einen kurzen Moment leichter, wodurch seine Hand von ihrer Oberlippe abrutschte. Sie öffnete den Mund so weit sie konnte und fand schnell, was sie suchte. Ihre Zähne bohrten sich förmlich in die Hand, die sie am Schreien gehindert hatte und ihr die Luft genommen hatte. Die Hand fiel herab und auch der Arm, der bisher um ihre Taille gelegen hatte, wurde gelöst. Sie war frei! Und sie zögerte keine Sekunde, das zu ihrem Vorteil zu nutzen. Sie rannte so schnell wie noch nie in ihrem Leben auf das Gebäude der "neuen Post" zu. Sie musste es zwar umrunden und der Weg war ein wenig weiter, dafür konnte sie auf Hilfe durch den Pförtner zählen. Sie wusste, dass sie es schaffen konnte, wenn sie nur einen Vorsprung gewann, der groß genug war, ehe ihr Angreifer ihr folgte, falls er ihr folgte. Als sie die ersten zwei Schritte hinter sich gebracht hatte, fühlte sie einen entsetzlichen Schmerz durch ihre Kopfhaut fahren. Sie taumelte, weil der Ruck, den er ihr versetzt hatte, als er sie am Haar festhielt, immens gewesen war. Panik stieg in ihr auf, als sie seinen Atem wieder in ihrem Rücken hörte. Sie fuhr herum, bereit ihm ihre Fingernägel ins Gesicht zu schlagen. Doch dazu kam sie nicht mehr. Als sie sah, wie seine Faust auf sie zusauste, war es bereits zu spät. Der Aufprall warf sie zurück und Lea war bereits bewusstlos, als sie den Boden erreicht hatte.“

Hinter Eleyne öffnete sich die Tür und verhaltene Schritte erklangen. Die Frau, die völlig in ihre Geschichte vertieft war, nahm dies nicht wahr. Weiter blieb ihr Gesicht auf den Monitor geheftet, während die Schritte näher und näher kamen. Schließlich fuhr sie erschrocken herum als eine Stimme genau neben ihrem Ohr „Buh!“ sagte. Kreidebleich starrte sie in das Gesicht ihres Mannes, der von einem Ohr bis zum anderen grinste. Einen Moment musste sie eine Hand auf ihre Brust legen. Dann kam sie zu ihrem Mann herum und zog ihm lächelnd am Ohr. „Mach das ja nicht noch mal, Du Schlingel!“ ermahnte sie ihn scherzhaft. Er rieb sein Gesicht lächelnd an ihrem. „Na, steckst Du schon wieder knietief in irgendeiner blutrünstigen Geschichte?“ wollte er dann wissen. Sie nickte und meinte: „Kann man so sagen.“ Sie grinste. „Kriminalgeschichten werden eben noch immer gerne gelesen. Irgendwie ist das Thema zeitlos.“ Winnie nickte und trat hinüber zum Replikator. „Nudeln in Käsesoße. Vier Portionen.“ orderte er. Seine Frau trat derweil hinüber zum Esstisch und räumte ihr dort liegendes Hintergrundmaterial über das Köln des 21. Jahrhunderts auf Seite. Gollwyn kam derweil schon mit zwei der vier Schüsseln bewaffnet hinüber zum Tisch und stellte eine davon genau dort ab, wo kurz zuvor „Kölsches Liedgut und Karnevalssitten im Allgemeinen“ gelegen hatte. Eleyne ging derweil zum Replikator hinüber und entnahm die übrigen zwei Schüsseln. Erneut öffnete sich die Tür, diesmal waren die Neuankömmlinge jedoch nicht zu überhören. Laut streitend erschienen die Sprösslinge der Maddigans, sie eine zarte schwarzhaarige Schönheit mit langen, schwarzen Wimpern, er für sein Alter schon erstaunlich stämmig mit fast weiß erscheinendem, blonden Haar. Beide Kinder hatten die leuchtend grünen Augen ihrer Mutter geerbt. Der Zwist der beiden war jedoch schnell vergessen, als sie den gedeckten Mittagstisch entdeckten. Beide kletterten auf ihre Hocker und wie aufs Kommando erschienen auch Bonnie und Clyde, die vorher im Schlafzimmer der Maddigans gelegen hatten. Mit treuem Dackelblick sahen die beiden Setter zu den Kindern hin. Es war nur eine Frage der Zeit, bis auch für die beiden etwas abfallen würde. Die Eltern nahmen ihren Platz zwischen den Streithähnen ein und dann wurde es still im Quartier der Maddigans.


Einige Wochen waren seit dem Erlebnis auf T’Lani III vergangen. Sämtliche Hintergründe waren bekannt geworden, als die Tholianerinnen ziemlich schnell ausgepackt hatten im Austausch gegen freies Geleit nach Hause.

Seeta saß in ihrem Quartier und schluckte nervös, als sie den Namen des Absenders der Subraum-Botschaft erblickte, die sie soeben erreicht hatte. Was er ihr wohl zu sagen hatte? Ihr letztes Zusammentreffen hatte für sie beide mehr als peinlich geendet. Sie hatte ihm zwar eine eigene Nachricht geschickt, in der sie ihre Beweggründe für ihr Verhalten offen dargelegt hatte, sie hatte jedoch nicht mit einer Antwort gerechnet, da sie ihn mit ihrem Verhalten tief gekränkt und beleidigt hatte. Und dennoch leuchtete da als Absender „Cariad Zagal“ auf, fast drei Monate nachdem sie ihre eigene Nachricht gesendet hatte.

Die Zanderianerin setzte sich hin und spielte die Nachricht ab. Auf dem Bildschirm erschien das Bild des Kindheitsfreundes, das ihr so vertraut war wie das ihrer eigenen Brüder. Zu vertraut, für ihren Geschmack. „Hallo Shushu.“ begrüßte er sie mit dem alten Kosenamen aus Kindertagen. Unwillkürlich trat ein Lächeln auf ihr Gesicht. „Ich habe Deine Nachricht erhalten und ich muss sagen, es hat mich viel Überwindung gekostet, zu antworten. Zuerst war ich furchtbar wütend auf Dich. Aber nun, nachdem ich viel Zeit hatte, darüber nachzudenken, komme ich zu dem Schluss, dass es so am Ende sogar besser ist. Du hast recht, wenn Du sagst, dass wir einander zu Nahe stehen und uns zu vertraut sind, um miteinander ein glückliches Leben zu führen. Am Ende wäre unsere Freundschaft darüber in die Brüche gegangen. Ich selber habe unsere Verlobung nie in Frage gestellt – nie die Entscheidungen unserer Mütter offen kritisiert. Für mich war unsere Heirat immer eine unumstößliche Tatsache – doch nun, wo ich die Möglichkeit habe mich nach meinen eigenen Wünschen zu orientieren und eine eigene Wahl zu treffen, bin ich darüber doch hocherfreut.“ Der dunkelhaarige Mann zögerte einen Moment, dann nahm sein Gesicht einen weichen Zug an. „Es wäre nicht wahr, würde ich behaupten, dass Du mich nicht verletzt hättest. Aber die Tatsache, dass meine Wunden so schnell heilen, gibt mir doch zu denken, dass das Gefühl, das ich für Dich hege nicht über ein freundschaftliches hinausgeht.“ Er machte eine kurze Pause, dann trat ein kleines Lächeln auf sein Gesicht. „Ich melde mich wieder bei Dir, Shushu.“ Damit verlöschte der Monitor und ließ eine erleichterte Seeta zurück.


Ariell Needa warf einen amüsierten Blick hinüber zu ihrem inzwischen nicht mehr ganz so neuen Sicherheitschef, während sie ihre Arme zu Liegestütze Nummer 18 durchdrückte. Der junge Mann mit dem schroffen Äußeren führte sein angekündigtes Sicherheitstraining gerade mit Wonne durch, wobei er besonderes Augenmerk auf die Chefingenieurin wandte, die jedoch derzeit noch problemlos den Anweisungen folgte, zum Ärger des Sicherheitschefs, wie es erschien.

Diese warf Falyn gerade einen spöttischen Blick aus gelb schimmernden Augen zu. Er würde schon mehr aufwenden müssen als ein paar Liegestütze und wie ein Drill-Sergeant gebellte Befehle, um sie klein zukriegen.

Falyn fing den spöttischen Blick auf und deutete ihn vollkommen richtig. Wenn sie Krieg haben wollte, dann sollte sie Krieg haben. „Okay Mädels.“ verkündete er dann ein ganzes Weilchen später, als er es ursprünglich beabsichtigt hatte „dann wollen wir mal, nachdem wir jetzt ausreichend warm geworden sind, mit dem eigentlichen Training anfangen.“ Zu seiner Verärgerung sahen der Captain, der kleine Giftzwerg und die Counselor mit dem nervösen Magen nicht mal erhitzt aus. Er deutete auf an der Wand hängende längliche Stäbe, die an einem Ende mit einem großen Schutz aus Leder bestückt waren, die irgendwie Ähnlichkeit mit gigantischen Wattestäbchen hatten. „Wir beginnen jetzt mit dem Zweiertraining. Captain, Sie werden mit Mr. Tannier trainieren. Counselor Mac Gregor, ihr Sparringpartner wird Commander Summers sein. Doktor Maddigan, Ihr direkter Gegner wird Lieutenant Widar sein. Lieutenant Aurel, Ihr Partner ist Doktor Lazarus.“ teilte er die Gruppen ein. Dann zog er einen der Stäbe von der Wand und ging damit vor Seeta in Stellung, die sich ebenfalls mit einem der Riesenzahnstocher bewaffnet hatte. „Und los geht’s!“ rief Falyn aus, dann holte er blitzschnell aus und versuchte einen heimtückischen Schlag in Seetas Kniekehlen zu landen.

Während der folgenden halben Stunde wurde hart trainiert. Keiner war bereit einem der anderen etwas zu schenken. Jeder setzte sein ganzes Können ein, auch wenn das bei jedem etwas anderes bedeutete.

Tannier, ganz durchtrainierter Soldat, kam bei den Schlägen, mit denen Ariell Needa versuchte, ihn außer Gefecht zu setzen, nicht mal ins Schwitzen, während er selber, ganz Minbari, sich in höflicher Zurückhaltung übte, bis der Captain ihn aufforderte, sein Bestes zu geben, da es hier darum ginge die Fertigkeiten der Einzelnen zu erhöhen, was wohl kaum gelingen könnte, wenn er sich zurückhielt. Tannier befolgte ihren Befehl aufs Wort, was dazu führte, dass sie ein ums andere Mal schmerzhaft auf dem Rücken landete, so dass sie sicher war die nächste Woche über die blauen Flecken nicht mehr los zu werden. Dafür war sie in der Lage ihn gelegentlich mit unkonventionellen Angriffen zu überrumpeln und ihn das eine oder andere Mal auf die Matte zu schicken.

Andreas hingegen war gar nicht erst auf die Idee gekommen Livia MacGregor zu schonen. Schließlich war dies ein Training für den Ernstfall. Ein potentieller Gegner würde auf die Verletzlichkeit der jungen Frau wohl kaum Rücksicht nehmen und sie einfach schnell erledigen. Letzten Endes profitierte sie nur von dem Training. Allerdings stellte er schnell fest, dass die zumeist friedliche Counselor einen kräftigen Schlag hatte und ihre Unerfahrenheit mühelos durch Ideenreichtum und Durchhaltevermögen ausglich. Eine Tatsache, die ihn angenehm überraschte. Leider würde auch Livia MacGregor viele schmerzende Stellen am Ende dieses Tages kühlen müssen, denn gegen die Erfahrung und den durchtrainierten Körper des ehemaligen Sicherheitschefs der Katana halfen ihr Ideenreichtum und Durchhaltevermögen nur bedingt weiter.

Winnie und Kell waren ebenbürtige Gegner, der kleine Asgard machte seine fehlende Körpergröße durch Flinkheit wett, während Winnie sich darauf verlegte seine Körpergröße zu seinem Nutzen einzusetzen.

Die nächste Auseinandersetzung fand zwischen der Weisheit und der Erfahrung des Alters und der Kraft der Jugend statt. Der unsportliche Leiter der wissenschaftlichen Leitung entpuppte sich als harter Knochen, der auf viele Jahre an Erfahrung mit unliebsamen Trainingssessions diverser Sicherheitschefs zurückblicken konnte. Zwar verfügte er nicht mehr über die Ausdauer und Kraft des jüngeren, sportlichen Ops-Offiziers, aber er hielt sich so gut es eben ging.

Falyn hingegen stellte derweil fest, dass er es mit seinem Opfer nicht gar so leicht hatte, wie er es zunächst geglaubt hatte. Die kleine Zanderianerin kämpfte verbissen um jeden Fußbreit Boden und hatte eindeutig Terrier-Qualität, wenn ihr Umgang mit dem Stab auch nicht ganz so geübt wirkte, wie man es von jemandem, der mit einem Kampfstab umzugehen gewohnt war, hätte erwarten können. Innerlich verfluchte diese derweil den klobigen Aufsatz, der die Waffe aus dem Gleichgewicht brachte und sie doch sehr beeinträchtigte. Alles in allem kein Vergleich zu der schlanken Geschmeidigkeit ihres heißgeliebten antiken Stabes. Während sie diese Überlegungen gerade anstellte, fühlte sie unvermittelt, wie ein kräftiger Schlag in ihre Kniekehlen diese einknicken ließ, so dass sie, wenn auch nicht freiwillig, vor Falyn auf die Knie fiel. Der grinste sie unverschämt mit blitzenden Augen an und zögerte keine Sekunde, sie mit einem Schlag vor den Brustkorb nach hinten umkippen zu lassen. Wütend starrte sie zu ihm auf und sprang quasi, angetrieben von ihrem Zorn, wieder auf ihre Beine. Eher würde die Hölle gefrieren, als dass sie vor dem Kerl am Boden liegen blieb. Trotzig erwiderte sie seinen Blick, wich einem weiteren Schlag aus und revanchierte sich für den Schlag in ihre Beine mit einem fiesen Angriff auf seinen Kopf, dem er gerade so noch ausweichen konnte.


Eine halbe Stunde später hatte Falyn erfreut feststellen können, dass sämtliche Seniors durchaus in der Lage waren sich zu Verteidigen. Zwar konnten sie alle noch Übung brauchen, auf die er bestehen würde, aber letzten Endes waren nur er selber, Summers und Tannier ausgebildete Kämpfer, die anderen waren Experten auf anderen Gebieten. Aber das würde einen potentiellen Feind nicht davon abhalten sie zu töten. Und es war seine Aufgabe für ihr Überleben zu sorgen und er gedachte eben dies sicherzustellen.

„Das war alles in allem ein gutes erstes Training. Nächste Woche werden wir Schießübungen durchführen. Zum Abschluss wollen wir noch einen kurzen Lauf zur Abrundung und zum Abkühlen durchführen.“ Livia stöhnte innerlich auf. Was Sicherheitschefs unter einem „kleinen Lauf“ verstanden, war in der Sternenflotte hinlänglich bekannt.


Abends ließ Seeta sich vorsichtig auf einem Stuhl nieder, um sich ihrem Geflügelsalat zu widmen. Ihr Hunger war groß, schließlich war sie an diesem Nachmittag körperlich sehr gefordert worden, aber dennoch hatte sie entschlossen ihr Hinterteil lieber nicht zu eilig mit der Sitzfläche in Berührung zu bringen, denn sie hatte früher am Abend die Erfahrung gemacht, dass die Begegnungen, die sie im Laufe des Nachmittags mit dem Boden gemacht hatte, trotz der Matte ihre Spuren hinterlassen hatten. Sie grinste in sich hinein. Falyn hätte seine helle Freude gehabt, hätte er gewusst, dass ihr so einige Stellen gehörig weh taten, aber um nichts in der Welt hätte sie sich das ihm gegenüber anmerken lassen. Und so war sie vorhin hoch erhobenen Hauptes mit einem lässigen Grinsen auf dem Gesicht aus dem Holodeck gegangen.


Eine halbe Stunde später ließ Ariell Needa sich vorsichtig auf einem Barhocker im Diners nieder. „Einen Centauri Sun Spot“ rief sie zum HNB hinüber. Christian nickte, stellte den aufwendigen Drink her und stellte ihn einige Zeit später vor der Trill ab. Ariell nahm einen Schluck des kräftigen Drinks und fühlte, wie er angenehm warm ihre Kehle hinunterlief. Das Zeug war nicht umsonst nach einem Sonnenflecken benannt. Christian begann einige Gläser zu wienern und knüpfte derweil ein lockeres Gespräch mit der Trill an.

Kurz darauf öffnete sich die Tür des Diners erneut und Seeta schlurfte ins Diners. Sie hatte die üble Befürchtung, dass sie morgen früh unter einem gigantischen Muskelkater leiden würde. Vorsichtig schob sie sich auf den Barhocker neben Ariell und sagte: „Geben Sie mir auch so einen, egal was es ist.“ Dann zog sie eine Grimasse und wandte sich Ariell zu. „Ich schwöre, das hat er extra gemacht.“ und bezog sich auf den Kerl, dem sie die diversen Flecken verdiente.

„Darauf können Sie einen Monatslohn verwetten, Süße.“ vernahm sie eine ihr bekannte Stimme an ihrem Ohr. Sie verdrehte ihre Augen. Wieso hatte sie Falyn bloß nicht in der Bar bemerkt? Dann hätte sie ihre schmerzenden Glieder ganz sicher nicht so raushängen lassen.

Falyn lachte rau und nahm von Christian seine Bestellung entgegen, dann ging er leise „You can get it if you really want“ singend zurück zu dem Tisch, an dem er mit Dr. Lazarus und den Lieutenants Tannier und Aurel gesessen hatte. Letzterer grinste von einem Ohr aufs andere. Dem Halbbetazoiden war die nur halb ernst gemeinte Feindschaft der beiden Offiziere nicht entgangen, doch er war der einzige der Anwesenden, der sich völlig sicher war, dass die Beiden nicht wirklich ein Problem miteinander hatten. Seine sonore Stimme hatte Falyn erstaunte Blicke der Frauen in seinem Rücken eingebracht, die den Mann gutgelaunt singend noch nicht erlebt hatten.

Tannier hingegen überlegte, dass die malträtierte Chefingenieurin wohl einfach mehr Übung brauchte. Er hatte bereits gehört, dass sie Erfahrung hatte im Umgang mit einer alten Waffe seines Volkes. Wahrscheinlich war sie hier an Bord die Einzige, mit der er den Umgang mit dieser Waffe weiter üben konnte. Kurz entschlossen richtete er sich auf. „Bitte entschuldigen Sie mich einen Augenblick.“ wandte er sich an die Herren am Tisch, dann ging er zu seinem Captain und ihrer Begleitung hinüber. Er verneigte sich vor beiden leicht, dann begann er: „Lieutenant, ich hörte, dass sie den Umgang mit dem Minbari-Kampfstab beherrschen. Vielleicht könnten wir bei nächster Gelegenheit eine gemeinsame Übung durchführen.“

Seeta verdrehte die Augen. Sie hatte die Art der Minbari schon immer geliebt, aber gerade im Moment hätte sie am Liebsten jeden erwürgt, der von Training sprach. Dann setzte sie jedoch ein ehrliches Lächeln auf, vollführte eine ebenso würdevolle Verbeugung wie Tannier zuvor und sagte: „Es wird mir eine Ehre sein. Ich werde mich bei Ihnen wegen eines Termins melden.“

Tannier lächelte höflich zurück und ging dann zurück an den Vierertisch, um weiter an seinem Wasser zu trinken. Er hatte die Anwesenden zuvor über die Auswirkungen von Alkohol auf die Physiologie der Minbari informieren müssen, die darauf bestanden hatten „ihm einen Drink zu kaufen“. Eine seltsame Redewendung, wie er fand.

Ariell lachte Seeta derweil zu. „Ich weiß genau, was Sie meinen. Ich fühle mich auch, als wäre ich durch eine Mangel gedreht worden. Und das, wo ich noch vor einem Jahr die Frontlinien verteidigt habe. Man verliert seine Kondition doch sehr schnell.“ Seeta nickte, auch wenn sie nicht wirklich Erfahrung damit hatte. Vorsichtig nahm sie einen Schluck des Drinks. Wie Feuer brannte der Alkohol in ihrer Kehle und sie musste sich sehr bemühen, nicht wie ein kleines Mädchen zu husten. Schnell blinzelte sie die Tränen weg, die ihr wie von selber in die Augen geschossen waren. Ariell tat derweil so, als hätte sie nichts bemerkt.

Christian holte eine Flasche leichten Weißweins unter der Theke hervor und füllte eines der bauchigen Gläser, die über der Bar hingen hiermit. Wortlos stellte er das Getränk vor der Chefingenieurin ab, von der er einen dankbaren Blick dafür erntete. Ariell schluckte den Rest ihres Sun Spots hinunter und angelte sich dann das Glas ihrer Sitznachbarin.

Erneut öffnete sich die Tür und entließ Andreas in die Bar. Er trat an die Theke und nickte Ariell grüßend zu, während er gleichzeitig seine Hand kurz auf Seetas Schulter legte. Sie sah zu ihm herum und drückte die Hand.

„Commander, bitte setzen Sie sich doch!“ lud Ariell ihn ein und machte eine Handbewegung, die all die freien Hocker einschloss. Er schüttelte leicht den Kopf. „Ich habe in einigen Minuten Holodeck-Zeit reserviert. Ich muss gleich wieder los.“ Christian, der schon ein Glas hervorgeholt hatte um ihm das Übliche zu servieren stellte es wieder zurück. Dann würde der erste Offizier wohl nichts trinken. Ariell zuckte leicht mit den Schultern. Dann eben nicht. „Aha.“ meinte sie lediglich. Er würde ihr schon sagen, was ihn hierher führte.

„Wir erhielten gerade eine unverschlüsselte Nachricht von der Sternenflotte. Unser nächster Auftrag: Wir sollen bei der Evakuierung von Xhafa 4 helfen. Die Sonne wird schon bald in den Nova-Prozess eintreten und man liegt hinter dem Zeitplan. Die Sternenflotte hat versprochen, jedes verfügbare Schiff zu schicken, und wie es scheint, stehen wir derzeit nun mal zur Verfügung.“ Ariell nickte. „Haben Sie schon Kurs setzen lassen?“ fragte sie dann, obwohl sie sicher war, die Antwort bereits zu kennen. Erwartungsgemäß nickte ihre Nummer Eins. „Ich habe Fähnrich Deveraux mit Maximum-Warp Kurs setzen lassen. Jede Minute kann entscheidend sein. Wir erreichen den Planeten morgen Abend.“ Der Captain warf einen Blick auf die alte Uhr an der Wand. „Dann sollte ich schon mal einen Plan für die Evakuierung erstellen.“ Sie schlüpfte vom Hocker. „Wir sehen uns morgen früh.“ verabschiedete sie sich von ihrem ersten Offizier und ihrer Chefingenieurin und dann war die Trill wenige Augenblicke später auch schon aus dem Diners verschwunden.

Andreas sah Seeta fragend an. „Kommst Du mit?“ Sie guckte genauso fragend zurück. „Was steht denn auf dem Programm?“ schob sie die genaue Frage zu ihrem fragenden Blick nach. Er zuckte mit den Schultern. „Eine Runde Rontee.“ gab er wahrheitsgemäß an, was ihm einen fragenden Blick von ihr einbrachte. „Es ist ein Ballspiel.“ führte er weiter aus, was ihm einen gequälten Blick von ihr einbrachte. Vorsichtig rutschte sie vom Hocker und brachte ihr Gesicht in die Nähe seines Ohrs. „Nur über meine Leiche! Ein andermal gerne.“ meinte sie dann und hakte sich dennoch bei ihm unter. Gemeinsam verließen Sie das Diners.


Am nächsten Morgen herrschte auf dem Schiff geschäftiges Treiben. Es galt, Vorbereitungen für die vielen Flüchtlinge von Xhafa 4 zu treffen. Die Crewquartiere mussten doppelt belegt werden, damit Raum für die Flüchtlinge geschaffen wurde. In den Frachträumen wurden die Container soweit wie möglich übereinander gestapelt um Raum für Notbetten zu schaffen, auch die Biobetten von Doktor Maddigan würden belegt sein. Die ledigen Senioroffiziere waren zusammengerückt. Captain Needa hatte es sich nicht nehmen lassen den Lieutenants MacGregor und Yadeel Notbetten in ihrem Quartier anzubieten und beide hatten mit Freude zugestimmt. Kell Widar und Falyn McCrae waren bei Commander Summers einquartiert worden, Doktor Lazarus würde es sich auf der Couch von Yamin Aurel bequem machen. Als der jüngere Mann ein Notbett angeboten hatte, hatte der ältere Mann nur gelacht und gemeint, dass er im Laufe seines Lebens schon wesentlich unbequemer genächtigt hatte. Lieutenant Tannier hatte die Einladung Aurels höflich abgelehnt, weil er eines der freien Betten in den Unterkünften der Elite-Force in Anspruch nehmen würde. Dies würde ihm die Gelegenheit bieten sein Team besser kennen zu lernen. Die Maddigans würden die Kinder der Kowanaskows bei sich aufnehmen, deren Eltern wiederum bei den Harders Platz gefunden hatten. So würden die nächsten Tage zwar beengt, aber keinesfalls unangenehm werden.

Captain Needa und Commander Summers hatten lückenlose Flugpläne für sämtliche Shuttles vorbereitet. Man wollte jede zur Verfügung stehende Ressource nutzen. Es ließ sich zwar nicht mit 100%iger Sicherheit bestimmen, wann der Nova-Prozess der Sonne von Xhafa 4 beginnen würde, aber die Wissenschaftliche Abteilung von Doktor Lazarus hatte ihn auf maximal 8 Uhr des morgigen Tages bestimmt, was bedeutete, dass allerhöchstens 12 Stunden verblieben, um die restlichen Einwohner des Planeten zu evakuieren, wenn die Katana im Xhafa-System ankam. Jede Minute zählte, und so würden nicht nur sämtliche Personentransporter durchgehend benutzt werden sondern auch die Frachttransporter. Da das Engineering-Team nicht ausreichen würde um die Xhafaner in Sicherheit zu beamen und sie zu den Notunterkünften zu begleiten, würden Mitglieder des Teams von Falyn McCrea letztere Aufgabe übernehmen. Eine kleine Kerntruppe würde jedoch im kleinen Verwahrblock der Katana verbleiben, da auch die Insassen der Gefängnisse von Xhafa 4 in Sicherheit gebracht werden mussten. Und so musste jedes Sternenflottenschiff einen Anteil der Insassen aufnehmen und unter Verschluss halten, bis sie in die Strafkolonie auf Jadala-Prime verlegt waren. Die Katana hatte die zweifelhafte Ehre erhalten fünf Mörder an Bord zu nehmen, wodurch die Zellen belegt waren. Niemand wollte riskieren mehr als einen der Sträflinge in die Zellen zu stecken.

Da die Katana nicht über ausreichende Piloten verfügte, die Shuttles ununterbrochen im Einsatz zu halten, waren einige Mitglieder der Elite-Force-Teams, die über einen Flugschein der Klasse Fünf verfügten zusätzlich eingeteilt worden.

Nachmittags kehrte dann Ruhe ein auf dem neuesten Schiff der Sternenflotte, die Vorbereitungen für die Ankunft der Flüchtlinge waren getroffen, nun galt es abzuwarten, bis Xhafa 4 erreicht war.