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All tomorrows come from yesterday
Autor: Seeta Yadeel

24.12.2381

Garrick sah sich im Bereitschaftsraum des Captains um. Benjamin lag noch immer auf der Krankenstation. Bisher hatte er das Bewußtsein nicht zurückerlangt. Winnie Maddigan konnte nicht genau sagen, wie lange es dauern würde, bis der Kommandant wieder zur Verfügung stand. Bis dahin würde es ihm obliegen, die Amtsgeschäfte zu führen und für die Zeit seiner unfreiwilligen Tätigkeit als Captain hatte er Lieutenant-Commander Black kommissarisch mit dem Posten als Erster Offizier betraut. Die junge Frau hatte sich während der Kaperung der Katana mehr als nur bewährt. Er war sicher, daß sie die Position während der Zeit, in der er selber das Kommando führen mußte, gut ausfüllen würde.

Gerade hatte er Kanzler Silverdale vom Tod seiner Ehefrau informieren müssen. Caressia hatte es nicht geschafft. Als sie an Bord zurück gebracht worden war, waren ihre Verletzungen bereits zu lange nur notdürftig versorgt gewesen. Sie hatte noch fast eine Woche tapfer gegen den Tod angekämpft, dann aber doch verloren. Der medizinische Stab hatte getan, was er konnte, war aber letztendlich doch gescheitert. Im Todeskampf hatte sich der volle Umfang ihrer kognitiven Kräfte erst endgültig gezeigt. Im Delirium hatte sie ihn beinahe getötet, ehe Maddigan sie völlig sedieren konnte.

Alex betrat den Bereitschaftsraum. Die Interims-XO trug einen unbehaglichen Gesichtsausdruck zur Schau. Bereits seitdem sie die gefangenen Romulaner auf der Erde abgesetzt hatten hatte sie ein ungutes Gefühl. Sie glaubte, es jetzt bestätigt zu sehen. Sie hielt Garrick ein Padd hin, der es mit hochgezogener Augenbraue entgegen nahm. „Commander?“, fragte er sie.

Alex deutete darauf und sagte: „Sie sollen in einer Stunde im Bereitschaftsraum sein. Der Stabschef hält eine Ansprache. Captain und Erster Offizier aller Schiffe sollen anwesend sein.“ Nun verzog auch er das Gesicht. Das waren sicherlich keine guten Nachrichten, die es zu verkünden gab, sonst würde der Admiralsstab keinen solchen Staatsakt daraus machen.

„Nun, wir werden nicht allzu lange auf die Folter gespannt werden. Seien Sie pünktlich, Commander“, verlangte er von ihr. Sie nickte und verließ dann den Bereitschaftsraum wieder.


Auf dem Bildschirm war das Gesicht von Damasco Garbrielle zu sehen. Der Admiral sah ernster als sonst üblich in die Kamera. Sein Bild wurde auf alle Schiffe der Flotte übertragen, auf den vielen Monitoren vor ihm konnte er die Gesichter der Captains und Ersten Offiziere der Flotte sehen. Er wußte, daß ihnen klar war, daß er sie jetzt nicht zu einem Kaffeekränzchen oder Stammtisch einladen würde und er war selber nicht erbaut über das, was er zu sagen hatte.

„Wie den meisten von Ihnen vermutlich bekannt ist, versuchten Offiziere des romulanischen Sternenimperiums die Katana zu entführen. Daß Ihnen dies nicht gelang, verdanken wir alleine der Geistesgegenwärtigkeit der Besatzung“, begann er.

„Im Verlauf der Rückeroberung des Schiffes wurden die Eindringlinge gefangen gesetzt und schließlich zur Erde überstellt. Der Präsident hat das romulanische Sternenimperium um eine Erklärung für diesen Akt der Agression gebeten“, fuhr er fort.

„Heute morgen, um 11 Uhr Ortszeit, ist die Antwort des Imperators eingegangen. Er hat sie sofortige Herausgabe seiner Offiziere verlangt und uns dafür ein Ultimatum gestellt. Für den Fall einer Weigerung hat er angedroht, dies als kriegerischen Akt zu werten und der Vereinigten Föderation der Planeten den Krieg zu erklären“, erklärte Damasco.

„Nun, der Präsident hat sich schlichtweg geweigert. Er vertritt die Auffassung, daß wir uns von den Romulanern nicht weiter auf der Nase herumtanzen lassen können. Zunächst der Versuch, über Klackon in unser Raumgebiet einzufallen und nun die Entführung der Katana“, fuhr der Admiral weiter. Eine Einschätzung, die die Captains der Flotte ausnahmslos teilten.

„Das Ultimatum ist heute nachmittag um 15 Uhr verstrichen. Um 15.01 Uhr hat das romulanische Sternenimperium uns offiziell den Krieg erklärt. Der Präsident wird in einer halben Stunde der Öffentlichkeit entsprechendes verkünden. Informieren Sie ihre Crews, daß wir uns seit einigen Minuten im Krieg mit den Romulanern befinden.“


20.05.2397 Sternzeit 74383,6

"Persönliches Logbuch Garrick Andersson, Sternzeit 74385.16. Wir befinden uns im getarnten Anflug auf Penthara III. Nie zuvor hat die Katana so tief in romulanischem Raum operiert. Ich mache mir Sorgen über den Ausgang dieser Mission. Die vergangenen 15 Jahre Krieg haben dem Schiff und seiner Crew viel - viel zu viel - abverlangt. Wir alle sind des Krieges müde und sehnen ein Ende herbei. Nach allen militärischen Gesichtspunkten ist dieses Ende nah, allerdings nicht mit dem Ende, das wir uns für diesen Krieg herbeigewünscht haben."

Garrick seufzte leise. Sein Blick fiel auf das Photo, das in einem altmodisch anmutenden Rahmen auf seinem Schreibtisch stand. Es zeigte glücklichere Tage, Tage, als die Föderation noch nicht Sektor für Sektor an die gegnerischen Streitkräfte verloren hatte. Damals waren sie noch an Bord gewesen, seine Frau und seine Kinder.

In den letzten Jahren war es hier draußen jedoch gefährlicher und gefährlicher geworden. Und so hatte Seeta schließlich einen Posten auf der Erde als Leiter der Entwicklungsabteilung für eine verbesserte Tarnvorrichtung angenommen und die Kinder mit sich genommen. Er war auf persönlicher Ebene nicht glücklich mit ihrer Entscheidung gewesen, hatte sie aber dennoch befürwortet. Und was das Projekt anging, in dem sie arbeitete, konnte es sicherlich keine qualifiziertere und innovativere Leiterin bekommen.

Morgen würden sie Penthara III erreichen und dann würde sich zeigen, ob es der Katana gelingen würde, ein Himmelfahrtskommando mehr zu überstehen.


15.03.2383 Sternzeit 60202,7

Kanzler Martok lachte. Auch, wenn er vor acht Jahren in eine Karriere als Politiker gezwungen worden war, so war er immer noch ein Krieger. Er kam langsam in die Jahre und gelegentlich bereitete ihm die große Narbe über seinem linken Auge Probleme, aber einen wahren Krieger, wie er es war, konnte das nicht davon abhalten, auf die Jagd zu gehen.

Der Kanzler genoß diese Momente über alles. Momente, in denen er das sein konnte, was er in seinem Herzen immer sein würde - ein Krieger, der einen Feind bekämpfte - in diesem Falle den großen Targh, nach der er auf der Jagd war. Gerüchten zu Folge sollte es in diesem Teil des Waldes ein besonders großes und gefährliches Exemplar der Spezies geben.

Martok ging auf dem schmalen Waldweg, dem er folgte in die Knie. Vor sich hatte er Spuren entdeckt, die er nun sorgfältig überprüfte. Es waren Spuren eines Targhs und es handelte sich definitiv nicht um eine kleine Version. Er legte seine Hand neben die Spur und maß die Größe mit geschultem Blick ab. Das Tier mußte groß sein, vermutlich das größte, das es jemals gegeben hatte. Also genau richtig um von einem klingonischen Krieger erlegt zu werden.

Der Kanzler erhob sich wieder und schlug sich ins Unterholz, weg vom Waldweg, den Spuren des Tieres folgend.


Vorsichtig zwängte der Klingone sich durch die letzten beiden Sträucher. Dann stand er am Rande einer Lichtung. Gut 10 Meter von ihm entfernt stand es. Es war gigantisch. Das größte Targh, das er jemals gesehen hatte. Seine Hauer schienen riesig. Der Kanzler griff seine Waffe fester. Es würde ein harter Kampf werden, aber er hatte das Überraschungsmoment.

In diesem Augenblick hob der riesige Keiler den Kopf und drehte ihn in Richtung des Klingonen am Rande des Unterholzes, dessen Überraschungsmoment sich gerade in Nichts aufgelöst hatte.


"Hier sind die Neuigkeiten des Tages von Sternzeit 60202,7. Guten Abend, meine sehr verehrten Damen und Herren", sagte Madira Toree, die derzeit das bestangesehenste Nachrichtenjournal der Föderation moderierte. Die Angosianerin sah selbst für ihre Verhältnisse blaß aus. Man konnte beinahe spüren, daß sie irgendetwas zu verkünden hatte, was selbst nach mehr als einem Jahr Krieg mit dem romulanischen Imperium noch schocken konnte.

"Kanzler Martok des klingonischen Imperiums kam heute am frühen Morgen ums Leben. Nach uns vorliegenden Berichten handelte es sich um einen Jagdunfall. Ein Sprecher des Imperiums bestätigte dies inzwischen. Er gab ebenfalls an, daß der Nachfolgeritus noch am heutigen Tage beginnen wird. Wir informieren Sie, wenn weitere Informationen vorliegen."


19.08.2383 Sternzeit 60632,9

Der neue Kanzler des klingonischen Reiches trat vor die Aufnahmegeräte. Seine Ansprache würde in das gesamte Reich übertragen werden und sogar über dessen Grenzen hinaus. Ein Führungswechsel bei einer der Hauptmächte des Beta-Quadranten war von allgemeinem Interesse. Der Kanzler wußte, daß vor allem der Nachbar im Alpha-Quadranten von seinem Aufstieg nicht allzu begeistert war, lag er doch derzeit im Krieg. Zweifelsohne würden die Weichlinge der Föderation vermuten, daß seine romulanischen Nachbarn ihm bei seinem Aufstieg geholfen hatten, doch hier irrten sie sich. Er hatte es aus eigenem Antrieb geschafft. Toral, Sohn des Duras war aus eigener Kraft Kanzler des gloreichen klingonischen Reiches geworden. Nur seiner harten Arbeit in den vergangenen mehr als 20 Jahren war dies zu verdanken. Beharrlich hatte er sich in den noblen Familien und vor allem im Rat Freunde und Verbündete geschaffen. Mit stolzem Blick sah er nun in die Kamera vor ihm.

"Nuqneh, Krieger", grüßte er sein Volk auf die traditionelle Art und Weise. "Es erfüllt mich mit Stolz, ab heute die Geschicke unseres großen Volkes mit Ehre zu leiten. Unter meiner Führung wird das Reich in noch größerem Glanz erstrahlen, als es das heute schon tut. Diese Ära wird in die Geschichte eingehen. Unseren Feinden werden wir mutig den Kampf erklären und unseren Freunden und Verbündeten werden wir in unverbrüchlicher Treue zur Seite stehen. Ich werde die Arbeit des großen Martok fortführen. Die von ihm geschlossenen Bündnisse werde uneingeschränkt fortführen", führte der Sohn des Duras weiter aus.

Benjamin Ebbersmann sah mit schmalen Augen auf den Monitor "Stumm schalten", verlangte er. Er beobachtete, wie der Kanzler weiter sprach, vernahm die Worte selber jedoch nicht mehr. Er glaubte auch nicht, das zu müssen. Ben schätzte diesen Tag als einen düsteren Tag für die Föderation ein. Bislang lief der Krieg gegen die Romulaner nicht schlecht. Sie hatten den Feind an einigen Stellen zurückdrängen können, aber wenn die Klingonen auf Seite der Romulaner in den Krieg eintraten, dann sah es düster für sie aus. Sie würden einen Zweifrontenkrieg führen müssen. Er schickte ein kurzes Stoßgebet zum Himmel, daß die Katana die Verbündeten aus den Paralleluniversen dann würden aktivieren können. Bisher hatte der Admiralsstab, dem er seit einiger Zeit angehörte, diese Möglichkeit zurückgehalten. Man wollte noch ein As im Ärmel haben, wenn es zum schlimmsten kam. Und gerade das befürchtete er nun.


23.09.2383 Sternzeit 60728,8

Ben Ebbersmann sah von seinen Berichten auf, als die Tür sich öffnete. Captain Rodgers betrat sein Büro. In den letzten anderhalb Jahren, in denen der Krieg bereits tobte, hatte er die Frau vom Nachrichtendienst schätzen gelernt. Rebecca war von der Grundeinstellung her ein ausgesprochen ruhiger und ausgeglichener Mensch. Entgleisungen irgendeiner Art waren ihr völlig fremd. Auch jetzt wirkte sie völlig ruhig, als sie sich ihm gegenüber nach einem warmen Händedruck niederließ.

"Ben", sagte die dunkelhaarige Frau, die mit Ebbersmann inzwischen per Du war, "ich befürchte, daß uns noch größere Schwierigkeiten bevorstehen, als bisher geahnt. Zwar ehrt Kanzler Toral unsere bilateralen Verträge mit seinem Reich bisher, aber ich befürchte, daß dies nicht lange anhalten wird", begann sie das Gespräch. Ebbersmann brummelte und meinte dann: "Das war ja auch nicht anders zu erwarten, in Anbetracht dessen, aus welcher Familie er stammt." Rodgers nickte. Auch sie selber hatte von Anfang an ein schlechtes Gefühl gehabt. Ben kannte die Frau gut genug, um zu wissen, daß sie vermutlich keinen reinen Höflichkeitsbesuch machte. Dazu war ihr Terminplan in diesen Tagen einfach zu voll.

"Irgendwelche besonderen Gründe für Deine Befürchtungen? Irgendein aktueller Anlaß?", fragte er nach. Sie faltete die Hände über ihrem Bauch und sah ihn an. "Meine Quellen tragen mir zu, daß Botschafter Worf verstorben ist", meinte sie dann. Ben hob eine Augenbraue. "Und Du hast Anlaß zu glauben, daß es im Gegensatz zu Kanzler Martoks Tod kein Unfall war?", fragte er nach. Sie nickte, ließ sich einen Moment Zeit und sagte dann: "Davon kann man ausgehen, da er mit einem Mekleth in jedem seiner Herzen gefunden wurde." Ebbersmann nickte. "Toral?", fragte er dann nach. Nun nickte sie. "Vermutlich. Es trägt die Handschrift der Duras. Es wäre nur logisch, einen alten Feind der Familie aus dem Weg zu schaffen", erklärte sie. Ebbersmann nickte wieder. "Und was tun wir nun?", fragte er nach.

Rebecca Rodgers stand auf und ging hinüber zu dem Tisch, auf dem Ebbersmann seine Ehrungen aufbewahrte. Sie hob eine der Medaillen hoch und betrachtete sie nachdenklich, dann legte sie die Auszeichnung zurück und drehte sich zu Ebbersmann. "Wir werden schon bald jeden Verbündeten brauchen, den wir kriegen können. Seitdem Cunningham tot ist, bist Du der zuständige Admiral für die Katana. Schicke Sie zu unseren Verbündeten in den anderen Universen. Sie sollen sich an unsere Seite stellen", sagte sie, dann nickte sie ihm nochmals zu und verließ sein Büro wieder.


25.10.2383 Sternzeit 60816,4

Ein leises Seufzen drang an Garricks Ohr. Er kannte es inzwischen sehr gut. Schmunzelnd zog er seine Freundin zu sich herauf. "Ich liebe Dich, Kesselchen", meinte er, auf ihre explosive Art anspielend. Sie lächelte ihn an. "Weißt Du, Liebling, die meisten Frauen wären beleidigt, wenn ihr Freund sie laufend mit einem brodelnden Dampfkessel vergleichen würde", sagte sie, von ihm herunter an seine Seite gleitend. Er lächelte sie strahlend an, als hätte sie ihn über den grünen Klee gelobt, statt ihm eine Art Tadel auszusprechen. "Die meisten Frauen haben ja auch nicht Dein Temperament. Du neigst nunmal dazu hochzugehen wie ein Dampfkessel, dessen Druck zu hoch wird. Und außerdem", er legte seine Hand liebevoll an ihre Wange, "wären die meisten Männer wohl auch beleidigt, wenn ihre Freundin sie als Lulatsch bezeichnen würde", gab er zurück. Sie lachte. "Mrs. Andersson hätte Dich wohl häufiger mal übers Knie legen sollen", meinte sie. Garrick sah sie eine Weile nachdenklich an. Immer wieder und wieder hatte er die Frage, die sie nun unbewußt angesprochen hatte, mit sich selber erörtert. Eigentlich war es töricht, in diesen Zeiten an so etwas zu denken und dann aber auch gerade wieder nicht.

Er setzte sich auf und schob sie ein Stück von sich Weg. Sein Blick wanderte über ihren Körper, wie sie das Bettlaken vor sich haltend auf dem Bett kniete. Er wußte, daß er das richtige tat und daß er ihren Anblick nie wieder vergessen würde. "Weißt Du, Liebling, ich denke, daß es mehr als eine Mrs. Andersson in unserer Familie geben sollte", sagte er, ihre Hand nehmend. Sie sah ihn ein wenig fragend an. "War das eine Frage, Liebling?", gab sie zurück. Er nickte. Sie lächelte. "Ich denke nicht", fing sie an, was dazu führte, daß er die Augen zusammenkniff, "daß ich Mrs. Andersson werden will. Wie wäre es, wenn Du stattdessen Mr. Yadeel werden würdest?", vollendete sie ihren Satz. Er stemmte die Hände in die Hüften. "Biest!", meinte er lediglich und zog sie näher an sich. "War das eine Antwort, Kesselchen?", schob er dann nach. Sie nickte. "Ja, das war eine Antwort, Lulatsch", bestätigte sie. Dann herrschte eine Weile schweigen im Quartier.

"Black an Andersson", durchbrach schließlich Alex Stimme die Stille. Garrick mußte sich räuspern, ehe er mit ruhiger Stimme sagen konnte: "Sprechen Sie, Nummer Eins." Der Klang ihrer Stimme ließ nichts Gutes vermuten. "Sie sollten den Nachrichtenkanal anstellen", sagte sie. "Moment", sagte er, dann "Computer, Nachrichtenkanal aktivieren." Das Signal wurde durch das cardassianische Wurmloch und ein Hyperraumsprungtor hierher nach Babylon 5 transferiert. Fast augenblicklich war auf dem Monitor, den er von hier aus sehen konnte das Gesicht Kanzler Toral zu sehen. "... und so treten wir nun an der Seite unseres neuen Verbündeten, des romulanischen Imperiums in den Krieg ein. Mögen unsere Feinde vor uns zittern, denn ab heute ist ein guter Tag zu sterben für jeden, der der Föderation angehört", sagte der Klingone, der nun seit 2 Monaten die Geschicke des klingonischen Reiches leitete. Garricks Blick erstarrte. "Computer, Monitor aus", gab er an, schwang dann gleich seine Beine aus dem Bett. "Ich will alle Führungsoffiziere in 15 Minuten im Besprechungsraum sehen, Commander", gab er seinem Ersten Offizier durch den noch bestehenden Kommunikationskanal zu verstehen. "Andersson, Ende", meinte er, während er bereits in seine Hosen schlüpfte.

Einige Sekunden später drehte er sich zu seiner Verlobten herum, die immer noch regungslos auf dem Bett saß. "Worauf wartest Du, Liebling?", wollte er wissen. "Als ich zuletzt nachsah, gehörtest Du noch zu den Führungsoffizieren", ergänzte er. Sie sah zu ihm auf. "Das ist fürchterlich", meinte sie, "nun haben wir einen Zwei-Fronten-Krieg", fügte sie an. Er nickte grimmig. "Ich werde jetzt mit dem Hauptquartier sprechen, ob es bereits neue Befehle für uns gibt", meinte er. Sie sprang aus dem Bett und begann ebenfalls sich anzuziehen, während er bereits seine Uniformjacke schloß und schnellen Schrittes aus dem Raum stürmte. Sie zog eine Grimasse und sagte dann, nur noch von den Wänden gehört: "So hatte ich mir meine Verlobung eigentlich nicht vorgestellt."


07.03.2385 Sternzeit 62.180,8

Dalen Lazarus mußte schlucken. Noch vor etwa 3 Jahren hätte er sich nicht träumen lassen, daß dieser Tag kommen würde. Nie hätte der Wissenschaftler gedacht, daß die Sternenflotte die wissenschaftlichen Abteilungen ihrer Forschungsschiffe auflösen würde. Aber die althergebrachten Grundsätze galten wohl in diesen Kriegszeiten nicht mehr, und so waren gleich zu Beginn des Krieges alle Zivilisten von den Schiffen verbannt worden und nun war man zu der Überzeugung gekommen, daß die Wissenschaftler auf Stationen und Kolonien besser aufgehoben waren. Auf der einen Seite freute er sich, daß er seine Familie nun regelmäßig würde sehen können, auf der anderen Seite würde er das Schiff, das ihm etwa neun Jahre lang Heimatstatt gewesen war vermissen.

Die verbliebenen Führungsoffiziere hatten sich im Transporterraum versammelt, um ihn zu verabschieden. Ganz vorne stand der Captain, flankiert von seiner Nummer Eins und seiner Frau, die Luma Erika auf dem Arm hielt. Das kleine Mädchen war erst vor einem Monat zur Welt gekommen, in unsichere Zeiten hineingeboren. Gut 8 Monate nach der Hochzeit der beiden war ein Mädchen mit dunkelbraunem Haar und leuchtend gelben Augen auf die Welt gekommen. Ihrer Stirn allerdings war die halbzanderianische Herkunft kaum anzusehen.

Er nickte Sulik im Vorbeigehen zu. Wenn überhaupt, dann war der Squadron Leader noch ungeduldiger geworden. Er mochte diesen Krieg nicht und machte keinen Hehl daraus, daß er sämtliche Entscheidungen der Admiralität für falsch hielt. Ausschließlich bei Entscheidungen Ebbersmanns war er gelegentlich geneigt, ein gutes Haar an der Führungsriege zu lassen.

Winnie Maddigan hatte wie er durch den Beginn des Krieges die ständige Anwesenheit seiner Familie eingebüßt. Es schien ihm so, als wäre der Arzt in den letzten drei Jahren überproportional gealtert. Nicht weiter verwunderlich bei der Anzahl der Crewmitglieder, für die er während der vergangenen Jahre nichts hatte tun können.

Neben ihm stand Counselor Preja. Die El Aurianerin lehnte diesen Krieg ebenso ab wie Sulik, war allerdings ruhiger und beherrschter, wenn es darum ging, ihre Abneigung zum Ausdruck zu bringen. Sie war kurz nach Beginn des Krieges an Bord gekommen, als Ersatz für Counselor Silverdale. Die beiden Frauen hätten sich unähnlicher nicht sein können. Obwohl El Aurianer latent telepathisch waren, traf dies für Rahja nicht zu. Sie war nie in der Lage gewesen, auch nur einen einzigen Gedanken eines anderen Wesens zu lesen und hatte den versuch vor Jahrzehnten aufgegeben. Aber auch so hatte sie auf Grund ihrer vielen Erfahrungen und ihrer Ausbildung der Crew viel zu bieten.

Lieutenant Commander Ramirez wirkte wie immer verbissen. Die letzten Jahres des Krieges hatten ihn verbissener werden lassen. Dalen wußte nicht, was es war, das ihn so sehr verbitterte, aber er war ziemlich sicher, daß er die Counselor regelmäßig aufsuchte, um seine Dämonen zu bekämpfen. Der Wissenschaftler hoffte, daß Rahja ihm helfen würde, was auch immer ihn belastete, zu verarbeiten.

Er ging an seinen Kollegen, die nun keine mehr waren, vorbei. Vorne angekommen warf er einen Blick auf das Baby, das unschuldig in Seetas Arm schlief. Er hoffte, daß dieses Kind bald in einer sichereren Zeit aufwachsen würde. Er sah die Mutter des Kindes an, die ebenso lange wie er hier war.

"Nun, jetzt müssen Sie wohl alleine hier die Stellung halten, Commander", sagte er. Er wußte, daß die kleine Frau sich häufig gefühlt hatte, als wären sie beide die Dinosaurier an Bord. Wie es schien, starben sie langsam aus, so wie die Reptilien, auf die sich die Frau bei ihrem Vergleich gerne bezog.

Sie nickte. "So sieht es wohl aus", sagte sie, nicht erwähnend, daß es auch für sie selber unklar war, wie lange sie noch blieb. Bisher hatte sie nur für sich selber sorgen müssen und der einzige Platz, an dem sie sein konnte war hier, an Bord der Katana an Garricks Seite gewesen, doch nun, wo sie auch für Luma sorgen mußte, wurde ein Weggang von hier wahrscheinlich.

Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und umarmte den so viel größeren Mann mit ihrem freien Arm. "Machen Sie es gut, Doktor. Immer eine Handbreit von Subraum unter Ihren Kiel!", wünschte sie ihm. Er nickte und trat dann auf die Transporterplattform.

Garrick sah zur Transporterkonsole hinüber. "Energie!", befahl er, dann sahen die verbliebenen Offiziere zu, wie Dalen Lazarus dematerialisierte.


21.02.2387 Sternzeit 64142,5

"Verdammt nochmal, das kann so nicht weitergehen, Seeta!", rief Garrick erbost aus. Irgendwie war er es leid, mit seiner Frau wieder und wieder über das selbe Thema zu streiten. Wie üblich war sie stur wie ein Maulesel, aber gerade bei diesem Thema konnte und wollte er nicht nachgeben. Er hätte viel eher darauf bestehen sollen, daß sie mit den Kindern von Bord ging, aber er liebte sie und die kleine Luma abgöttisch.

Sie sah ihn mit dem Gesichtsausdruck an, von dem er genau wußte, daß er bedeutete, daß sie wild entschlossen war ihm keinen Zentimeter Boden nachzulassen. "Du weißt genau, daß mein Platz an Deiner Seite ist, Garrick", gab sie vorwurfsvoll zurück, so, als wolle er sie loswerden wollen.

"Herrgott nochmal, das mit dem Warbird gestern hätte genausogut schief gehen können, und dann wäret ihr jetzt tot!", rief er entnervt, was dazu führte, daß seine Tochter, die sich an das Bein ihrer Mutter geklammert hatte, anfing lauthals zu brüllen. Seeta hob das nun eineinhalb jährige Mädchen hoch und begann es tröstend zu schaukeln. Die Kleine wollte sich aber nicht so recht beruhigen lassen und brüllte nur noch lauter. Sie war es nicht gewöhnt, daß ihre Eltern sich gegenseitig anschrieen.

Postwendend war nun auch Gebrüll aus dem Nebenzimmer zu hören. "Nun sieh, was Du getan hast!", zischte Seeta Garrick an und drückte ihm seine immer noch weinende Tochter in die Arme. Sie ging hinüber ins Kinderzimmer und kam bald darauf mit dem neu geborenen Björn Shadan auf dem Arm zurück. Sie schaukelte ihn sanft hin und her, bis er sich, gemeinsam mit seiner Schwester, wieder beruhigt hatte. Sie ging hinüber zur Krippe und legte ihren Sohn hinein, während Garrick seine Tochter in den Laufstall setzte. Gemeinsam gingen beide zum Sofa hinüber und setzten sich. Eine Weile sahen sie ihren Kindern zu, dann legte Seeta sanft ihre Hand auf die Schulter ihres Mannes.

"Ich hätte keine ruhige Minute, wenn ich selber in Sicherheit wäre und Dich hier draußen in Gefahr wüßte", sagte sie dann. Er sah sie aus seinen schönen, blauen Augen an und antwortete ihr: "Und ich habe keine Ruhe, solange ihr drei hier draußen seid. Es ist schlimm genug, daß Du in Gefahr bist, aber unsere Kinder...", er brach ab, warf einen liebevollen Blick zu Krippe und Laufstall und sah dann seine Frau wieder an. Sie war älter geworden. In zwei Jahren würde sie 40 werden. An den Augenwinkeln waren erste Fältchen zu sehen, ihre Augen waren jedoch von dem selben, leuchtenden Gelb wie eh und je. Wenn er seine Kinder ansah, dann konnte er sie in ihnen genau erkennen.

Sie sah ihn schweigend eine Weile an, dann seufzte sie. "Ich werde darüber nachdenken", beendete sie dann das Thema und zog ihn in ihre Arme.


25.08.2387 Sternzeit 64649,3

Rahja sah ihr Gegenüber schweigend an. "Sind Sie sich da auch wirklich sicher, Commander?", wollte sie dann wissen. Sie arbeitete bereits seit Beginn ihrer Zeit an Bord mit Lieutenant Commander Ramirez, aber bis vor kurzem hatte sie geglaubt, mit ihm Fortschritte zu machen. Er litt nach wie vor unter dem Tod seiner ehemaligen Kollegin Elaine Willowby. Dann war der Tod seiner Schwester eingetreten und es war rapide bergab mit seiner Verfassung gegangen. Bis zuletzt hatte sie gehofft, ihn für die Flotte erhalten zu können, denn sie glaubte, daß sein Platz an Bord eines Schiffes war. Er brauchte eine Aufgabe, das Gefühl Teil etwas größerem zu sein, aber er glaubte, daß das größere die Mühe nicht wert war. Er machte die Flotte für den Tod von Conchita verantwortlich.

Rahja mußte ihm in Teilen zustimmen. Der Tod seiner Schwester war mehr als unglücklich gewesen, direkte Schuld konnte sie aber im Gegenteil zu ihm nicht sehen. Er litt unter dem Verlust der Schwester und suchte nach jemandem, dem er die Schuld in die Schuhe schieben konnte. Und da die vereinten Streitkräfte der Romulaner und Klingonen nunmal nicht alleine Schuld waren, machte er die Flotte verantwortlich. Einzusehen, daß sie durch eine Verkettung unglücklicher Umstände ums Leben gekommen war, kam für ihn nicht in Frage, weil er etwas brauchte, auf das er seine Wut richten konnte. Und unglückliche Umstände eignten sich dazu nicht.

"Ich habe den Captain bereits informiert. Er hat meinen Rücktritt bereits an die Flotte weitergeleitet", erklärte Manoel. Rahja seufzte. "Sie können nichts für mich tun, Counselor", fügte er dann hinzu, aufstehend. Sie erhob sich ebenfalls. "Ich weiß, daß sie denken, daß ich einen Fehler mache", unterbrach er sie, als sie den Mund öffnete um zu sprechen. "Meine Entscheidung ist getroffen. Leben Sie wohl, Rahja", verabschiedete er sich von ihr.

Sie hielt ihm ihre schlanke, dunkle Hand hin. "Dann leben Sie auch wohl, Manoel", sagte sie. "Ich hoffe, Sie finden woanders Ihren Frieden", ergänzte sie. Er drückte ihre Hand, nickte ihr zu und verließ dann ihr Büro.


02.01.2389 Sternzeit 66005,5

Lew Sulik betrat Captain Anderssons Bereitschaftsraum. Der Captain hatte ihn vor einigen Minuten kontaktiert und ihn gebeten „sofort“ in seinen Bereitschaftsraum zu kommen. In diesen Tagen war anscheinend immer alles sofort notwendig, und manchmal hatte er das wirklich leid. Aber der Krieg forderte seinen Tribut und so war Lew Sulik härter, aber keinesfalls geduldiger geworden. Garrick zeigte auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch und sagte: „Nehmen Sie Platz, Lieutenant.“ Lew ließ sich in den angebotenen Stuhl sinken und meinte dann: „Sie wollten mich sofort sprechen, Sir?“ Garrick nickte und erklärte ihm dann das, was er selber erst vor einigen Minuten erfahren hatte.

„Admiral Horaki hat sich vor einigen Minuten bei mir gemeldet und uns neue Befehle für Sie und das Squadron gegeben. Sie verlassen gemeinsam die Katana, noch heute. In weniger als 6 Stunden treffen wir bei Starbase 15 ein, von wo aus Ihr Weitertransport stattfinden wird.

Die Sternenflotte bereitet eine Operation vor die „Götterdämmerung“ heißt. Ich kann Ihnen leider keine Details nennen, da sie mir nicht bekannt sind. Ich weiß auch nicht, ob sie nach Abschluß der Mission wieder hierher verlegt werden. Ich halte es für wahrscheinlich, aber keinesfalls für sicher. Der Admiral hat sich lediglich in Andeutungen ergangen, daß er für die anstehende, wichtige Operation jeden verfügbaren Fighter braucht“, wies er den Squadron Leader ein.

Lew schüttelte den Kopf. „So schnell kriegen wir das alles nicht hin. Die Fighter müssen vorbereitet werden und unser Equipment muß deinstalliert und sicher verpackt werden“, widersprach er, wie für ihn üblich, seinem Captain.

Garrick nickte. „Das ist mir bewußt, Lieutenant, Admiral Horaki wollte sich auf meine entsprechenden Einwände nicht einlassen. Er hat das Thema mit einem „Sie machen das schon“ abgeblockt“, gab er die Worte des Admirals in abgemildeter Form wieder. Er sparte sich, Lew zu sagen, was er dem Admiral gerne geantwortet hätte.

Der Lieutenant schnaubte, was dazu führte, daß Garrick seufzte. „Sie haben keine Wahl, Lieutenant“, erklärte er dann. „Ich habe Chief Brooker und meine Frau bereits unterrichtet. Sie wird jeden freien Mitarbeiter abstellen, ihrem Team unter die Arme zu greifen, damit Sie den Termin halten können“, fügte er dann hinzu. Lew schnaubte erneut. Er hielt nicht viel davon, wenn irgendjemand außer seinen eigenen Leuten an seinen Fliegern arbeitete, allerdings wußte er auch, daß die Techniker der Katana gut ausgebildet waren und außer seinem eigenen Unwillen nichts gegen die Hilfe sprach. Charlie würde vermutlich sogar froh sein.

Lew erhob sich. „Dann sollte ich wohl los und meine Piloten informieren, daß sie sich marschbereit machen sollen“, erklärte er. Er hatte ein ungutes Gefühl bei der ganzen Sache. Etwas das sich „Götterdämmerung“ nannte, konnte eigentlich nicht gut enden und von Admiral Hidoki hatte er sowieso eine denkbar schlechte Meinung.

Garrick nickte. „Wenn Sie noch etwas brauchen, informieren Sie mich bitte. Ich werde dann sehen, was sich machen läßt“, verabschiedete er den Squadron Leader. Lew schnaubte erneut. „Alles was ich brauche, können Sie mir offensichtlich nicht geben. Ich muß wohl einfach warten, was der Admiral“, seine Stimme trug seine Geringschätzung gegenüber Hidoki klar zur Schau, „dieses Mal wieder mit uns vor hat“, sagte er, dann drehte er sich herum und verließ, in der Tür seine Hand zum Abschied hebend, den Bereitschaftsraum von Captain Andersson.


10.02.2389 Sternzeit 66.112,3

Es sah aus wie auf dem sprichwörtlichen Schlachtfeld im Wohnraum der Anderssons. Überall lagen und standen Spielsachen herum, auf dem Eßtisch standen die Überreste einer Schokoladen-Erdbeer-Sahnetorte, auf der zwei Kerzen gebrannt hatten. Es war ein aufregender Tag für die Kinder gewesen. Shadan hatte seinen zweiten Geburtstag gefeiert und auch die dreijährige Luma hatte es genossen, die Kinder anderer Flottenangehöriger um sich zu haben. Heutzutage waren nur noch wenige Kinder an Bord der Schiffe, eben nur jene, wo beide Eltern an Bord dienten und die Kinder noch zu jung waren, um sie von den Eltern zu trennen.

Besagte Kinder lagen nun im Bett. Seeta war sicher, daß sie in dem Moment, in dem ihre Köpfe die Kissen berührt hatten geschlafen hatten. Obwohl beide Sprößlinge der Anderssons behauptet hatten, sie wären gar nicht müde, als ihre Eltern sie für das Bett fertig gemacht hatten.

Nun klaubten die Eltern Spielsachen vom Boden auf und legten sie in die vorgesehene Kiste zurück. Seeta holte zwei Gabeln und hielt ihrem Mann eine davon hin. Dann begannen sie gemeinsam in den Resten des Geburtstagskuchens zu picken. Garrick verzog genüßlich das Gesicht, als die erste Gabel davon in seinem Mund landete. Seeta mußte schmunzeln. Ihrem Mann konnte es selten süß genug sein. Er sah sie an und lächelte. Er wußte genau, wie gut sie ihn kannte und wie genau sie wußte, was er mochte.

Dann wurde sein Blick ernster und er fing an, seine Frau genau zu betrachten. Er würde sie nicht mehr lange um sich haben, denn sie hatte endlich zugestimmt, die Katana gemeinsam mit den Kindern zu verlassen. Er war nicht sicher, was mehr den Ausschlag gegeben hatte, die Tatsache, daß er sie seit fast zwei Jahren beknieete zu gehen, ob daß sie einen ausgesprochen interessanten Posten angeboten bekommen hatte.

Bereits seit Beginn des Krieges baute die Sternenflotte Tarnvorrichtungen in ihre Schiffe ein. Die entsprechende Technik hatten sie von der Defiant dupliziert, die vor Jahren eine Tarnvorrichtung von den Romulanern zum Flug im Gamma-Quadraten erhalten hatte.

Diese Tarnvorrichtungen hatten jedoch einen gewaltigen Nachteil - ein Feuern unter Tarnung war ebensowenig möglich wie das aktivieren der Schilde. Somit war ein unter Tarnung operierendes Schiff eine Weile verwundbar. Die Tarnung mußte zunächst deaktiviert werden, dann konnten die Waffensysteme ausgelöst werden und die Schilde hochgefahren werden.

Diesen Nachteil wollte die Sternenflotte endlich einstellen und so war ein Team gebildet worden, das in einem ersten Schritt ein Tarnung und Schilde zur selben Zeit möglich machen sollte. In einem zweiten Schritt sollte die Fähigkeit zum Auslösen der Waffensysteme unter Tarnung und Schilden hinzugefügt werden. Die Flotte hatte die Leitung des entsprechenden Teams Seeta angeboten und die kleine Zanderianerin hatte nach kurzem Überlegen zugestimmt.

"Sie werden es nicht verstehen, weißt Du", sagte sie, weil sie genau wußte, über das er nachdachte. Morgen würden sie ihre Kinder damit konfrontieren müssen, daß sie mit Mama auf die McKinley-Station zogen während Papa weiter auf der Katana blieb. Sicher würde es Anlässe für Besuche geben, aber das war nun einmal etwas völlig anderes als wenn sie Papa ständig um sich hatten. Sie waren zu jung, um die Umstände zu verstehen, um zu wissen, daß der Umzug zu ihrem eigenen Besten war. Sie waren auf der Station im Erdorbit wesentlich sicherer, als sie es hier waren.

Garrick seufzte. Auf der einen Seite war er froh, seine Familie sicherer zu wissen, auf der anderen wußte er bereits jetzt, wie sehr er unter der räumlichen Trennung leiden würde. Natürlich konnte er noch immer per Subraum mit ihnen kommunizieren, aber selbst das war auch nicht immer möglich. Oft mußte die Katana wochenlang unter Tarnung operieren und dann galt es absolute Funkstille zu halten. Ein Telefonat nach Hause war da nicht möglich.

Er legte seine Gabel auf den Kuchenteller zurück. Irgendwie war ihm der Appetit vergangen. Auch Seeta legte ihre Gabel zurück. Ihr lag der morgige Tag wie ein Stein im Magen. Es war ein Wunder, daß sie den Tag über in der Lage gewesen war, ihre Gefühle zu überspielen. Sie stand auf und entsorgte die Kuchenreste in den Replikator, dann ging sie hinüber zur Schlafzimmertür. Auf der Schwelle drehte sie sich herum und lehnte sich in den Rahmen. "Kommst Du, Liebling?", fragte sie, während sie ihr Uniformoberteil öffnete. Er nickte und folgte ihr dann ins Schlafzimmer.


24.04.2397 Sternzeit 74312,3

Verliebt betrachtete Garrick Andersson das Bild auf dem Monitor. Alle hatten sie sich um das Aufnahmegerät gedrängt, um mit ihm sprechen zu können. Die Gelegenheiten wurden immer rarer, je länger der Krieg dauerte. Vor 4 Monaten war der 15. Jahrestag der Kriegserklärung der Romulaner an die Föderation gewesen.

Seeta saß in der Mitte des Bildschirms, rechts von ihr die inzwischen 12 jährige Luma Erika, an deren Geburtstag vor einigen Tagen er leider wieder nicht hatte teilnehmen können. Links neben ihr saß der fast 10 jährige Björn Shadan, an dessen Einschulung an der weiterführenden Schule in einigen Wochen er vermutlich auch nicht würde teilnehmen können. Auf ihrem Schoß saß die kleine Reni Alexandra, die bald ihren 4. Geburtstag feiern würde.

Sein Herz tat ihm jedes Mal weh, wenn er an seine Familie dachte. Er hatte Seeta jetzt über vier Jahre nicht besuchen können und alles in ihm sehnte sich danach, sie endlich wieder berühren zu können. Er wollte seine Kinder in seinen Armen halten, sich nachts um sie kümmern, wenn sie wach wurden. Er wollte Lumas Freund kennenlernen, von dem Seeta ihm heimlich berichtet hatte, weil ihre Tochter nicht wollte, daß Papa davon erfuhr, daß sie jetzt fast erwachsen war. Und er wollte endlich seine jüngste in die Arme nehmen, die er noch niemals anders als über Subraum gesehen hatte. Er haßte diesen Krieg, mit jeder Faser seines Herzens.

Garrick sah seufzend auf die Uhr. Das vorgesehene Zeitfenster war beinahe vorüber. Er wußte, daß seine Frau noch mit Alex sprechen wollte. Er beneidete seine XO beinahe, denn sie war vor vier Jahren auf der Erde gewesen, als Reni getauft wurde. Nicht, weil sie die Taufpatin der kleinen sein sollte, oh nein, dafür hätte sie keinen Fronturlaub bekommen, sondern weil sie sich zu der Zeit in einer Rehabilitationsklinik auf der Erde von einer Verletzung erholt hatte.

Seeta verscheuchte ihre Kinder. „Jetzt möchte ich noch ein paar Minuten mit Papa alleine sprechen“, meinte sie. „Es ist auch höchste Zeit, daß ihr alle ins Bett kommt. Ihr könnt Euch schonmal fertig machen“, fügte sie zu. Auf der Station war es fast Mitternacht. Die Kinder kamen ihrer Aufforderung nach leichtem Protest nach, denn sie wollten eigentlich keine Minute mit Papa versäumen.

Garrick wollte am liebsten auch keine Minute mit ihnen verpassen, aber genauso gerne wollte er noch einige Minuten mit seiner Frau alleine haben.

„Geht es den Kindern gut?“, stellte er nun die Frage, die ihm die ganze Zeit auf der Seele gebrannt hatte. Sie nickte. „Den Umständen entsprechend. Luma und Björn vermissen Dich sehr. Reni hat es da leichter, sie kennt es nicht anders“, sagte sie, nicht ohne Bedauern. Garrick schluckte. Bereits seit ihrer Geburt, bei der er nicht dabei hatte sein können zermarterte er sich den Kopf, wie er diesen Krieg beenden konnte – oder wie er hätte verhindert werden können. Leider fiel ihm zu keinem der beiden Themen trotz angestrengtem Überlegens nichts ein.

„Welche Mission habt ihr bekommen?“, wollte Seeta von ihm wissen. Jedes Mal, wenn sie ein Gespräch beenden mußten, fragte sie danach. Jedes Mal hoffte sie, darin Beruhigung zu finden, nicht wieder wochenlang bangen zu müssen, ob er überlebte, ob sie den Mann, den sie über alles liebte noch einmal würde sprechen können.

Er hob die Schulten. „Es ist top secret. Ich kann Dir leider nichts sagen“, gab er zurück. Er wollte ihr so gerne sagen, was auf ihn zukam, was auf sie alle zu kam. Aber er durfte nicht. Er fragte sich, wie oft in den letzten Jahren, ob er sie jemand wiedersehen würde.

Sie wirkte bedrückt, als sie nickte. Sie hatte das ungute Gefühl, ihn nicht mehr wiederzusehen. „Mögen die Steine und Dein Gott und sämtliche Raumgeister mit Dir sein“, sagte sie. Ein Piepsen kündigte an, daß ihre Zeit auf war. „Bis bald, Lulatsch!“, konnte sie gerade noch sagen, als das Bild auch schon wechselte und sie sich Alex gegenüber sah.


20.05.2397

Alex Black saß ihrem Captain gegenüber. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, seitdem sie von Garrick dessen frühere Position übernommen hatte. Ebbersmann war kurze Zeit nach Beginn des Krieges ins Hauptquartier bestellt worden. Garrick hatte seinen Posten eingenommen und sie selber hatte Garricks Stelle übernommen. Zusammen mit der Leitung des Elite-Force-Teams hatte sie damit ständig einen riesigen Berg Arbeit abzuleisten und ihr war es nur recht so. Auch sie hatte im Krieg Freunde und Familie verloren.

"Dr. Maddigan meinte, daß es kein Problem darstellt, uns rein äußerlich in Romulaner zu verwandeln. Zusammen mit dem gekaperten Shuttle sollte es also kein Problem für uns sein, auf den Planeten zu gelangen", erklärte sie gerade. Mit wir meinte sie in dem Falle sich selber und das Alpha-Team. In den vergangenen Jahren hatten sie alle möglichen gefährlichen Einsätze absolviert, aber dieser hier stellte alles bisher dagewesene in den Schatten. Der Krieg lief schlecht, und nun wurden die Einsätze gewagter. Wenn es ihr und ihrem Team nicht gelang, die erforderlichen Daten aus der militärischen Einrichtung auf Penthara III zu stehlen, dann war die Föderation vermutlich verloren. Sie wußte es, Garrick wußte es, jeder an Bord wußte es.

Der Captain hob seine Schultern an. "Schwieriger wird es werden, Zugang zum militärischen Komplex und seinen Computern zu bekommen. Sie dürfen nicht entdeckt werden, sonst sind die Codes der Romulaner nicht den Datenträger wert, auf dem sie sie mitbringen sollen", meinte er. Alex nickte. Der Auftrag war mehr als schwierig. Sie mußten ungesehen in die Einrichtung gelangen, in die Computersysteme dort eindringen, eine Verbindung zu den Rechnern zum Hauptquartier auf Romulus herstellen, die erforderlichen Dateien kopieren und die Einrichtung wieder verlassen - und das alles, ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen. Seit sie von der Mission erfahren hatte trainierte sie mit den Besten ihres Teams und Maggie Kincaid. Der Chefingenieurin der Katana würde die Aufgabe zufallen, die Arbeit an den Computerterminals durchzuführen.

Die XO stand auf und stellte ihr Glas in den Replikator zurück. "Ich werde nun zu Bett gehen, Sir", meinte sie. "Morgen ist ein wichtiger und anstrengender Tag. Ich sollte ausgeschlafen sein, wenn es los geht", fügte sie hinzu. Sie nickte Garrick nochmals zu, dann verließ sie seinen Bereitschaftsraum.


21.05.2397

Maggie Kincaid saß mit baumelnden Beinen auf der Bioliege und ließ Winnie Maddigan geduldig sein Werk tun. Seit ungefähr 8 Jahren war sie nun schon Chefingenieurin, doch dies war die bizarrste Aufgabe, die ihr bisher zugefallen war. Sie war Ingenieur, kein Soldat und doch sollte sie jetzt mit auf eine sehr gefährliche Außenmission.

Sich zu weigern, wäre ihr nie in den Sinn gekommen. Zu viel stand inzwischen auf dem Spiel. Diese Mission sollte ein letztes Aufbäumen de² Föderation ermöglichen. Ohne die Prefixcodes, die sie gemeinsam mit dem Elite-Force-Team beschaffen sollte, würde die Verteidigung der Erde unmöglich werden und die Föderation aufhören zu existieren. Im Grunde genommen war sie auch jetzt schon nur noch auf dem Papier existent, wo alle anderen Planeten und Kolonien bereits in Feindeshand waren.

Winnie Maddigan war derweil fertig und hielt ihr einen kleinen Handspiegel hin. Sie nahm ihn und sah hinein. Sie sah das Gesicht des Feindes. Aber so war es letztlich geplant gewesen und für die Mission unbedingt erforderlich. Sie legte den Spiegel weg und verließ die Krankenstation. Die Katana war bereits vor einigen Minuten im Zielgebiet angekommen und es wurde Zeit, das romulanische Shuttle zu besteigen, das sie und das Elite-Force-Team den Rest des Weges nach Penthara III bringen würde.


Mark DeBoer sah auf die Anzeigen vor sich. Es waren die eines Shuttles, nicht die seines Kampffliegers. Neben ihm saß ein Milchbubi aus dem Hauptquartier, der ihn eigentlich fliegen sollte. Aber der Pilot wollte verdammt sein, wenn er dieses Jüngchen an die Kontrollen ließ.

In den vergangenen Jahren hatte er das Cockpit seines Kampffliegers weniger und weniger verlassen können, und seit jener denkwürdigen Schlacht, nach deren Ende Sulik die Katana verlassen hatte, war er quasi ständig im Dienst. Er war nie scharf darauf gewesen, den Posten seines Freundes einzunehmen, ihm war aber keine Wahl gelassen worden. Und so hatte er in den folgenden Jahren das Squadron auf der Katana geleitet.

Die Flotte war verzweifelt. Das, was sie nun plante konnte man nur als das letzte Gefecht bezeichnen. Er war fast sicher, daß sie verlieren würden, dennoch würden sie sicher nicht kampflos aufgeben. Es galt, die Ideale der Föderation bis zu letzt zu verteidigen, das war seine Aufgabe als Soldat und genau diese Aufgabe würde er bis zu seinem letzten Atemzug erfüllen.

Die Leitung wußte, daß die Lage fast aussichtslos war. Es zeigte sich an dem Auftrag, den die Katana und er erhalten hatten. Sie hatten das Attack-Fighter Squadron zur Erde verlegt, zusammen mit allem, was die Föderation noch zu bieten hatte und ihn auf eine Suchmission geschickt. Nur die Katana hatte einen beinahe irrwitzigen Auftrag erhalten. Der Pilot wußte aber, daß es ohne diesen Auftrag jedoch völlig ausgeschlossen war, den Feind in irgendwie aufzuhalten. Ohne die Daten, die Commander Black mit ihrem Team besorgen sollte konnten sie sich genausogut gleich geschlagen geben.

Ein Piepsen riß ihn aus seinen Gedanken. Sein Copilot sah auf die Anzeigen vor ihnen und meinte: "Wir haben das fragliche System erreicht." Mark nickte, dann meinte er grimmig: "Gehen wir also auf die Suche nach Sulik."