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Difference between revisions of "Katana:Story 56175.10"

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Latest revision as of 21:15, 27 August 2018

Aranars Geheimnis
Autor: Tomm Lucas
Anfangssternzeit: 56175.10
Endsternzeit: 56183.11
Anfangsdatum: 05.03.2379 (21:56 Uhr)
Enddatum: 08.03.2379 (20:05 Uhr)


Draußen leuchteten ihm die Sterne entgegen. Er konnte sie nicht wirklich sehen, weil es regnete und Wolken den Nachthimmel rabenschwarz färbten. Selbst das Licht des Mondes vermochte die Wolkendecke nicht zu durchdringen.

Vor ihm lag ein Stapel Bücher. Mitternacht war längst vorüber. Der Regen prasselte an die Fensterscheiben, durch das geöffnete Fenster regnete es ein wenig herein. Nur die Schreibtischleuchte erhellte das Zimmer ein wenig. Bis vor einer knappen Stunde war Yan noch hier gewesen. Die Jungen hatten gemeinsam für die Zwischenprüfung gelernt, die morgen – nein, nachher anstand. Jetzt war Tomm aber allein. Antriebstechnik würde das Thema der Prüfung sein, soviel hatte man uns gesagt. Eigentlich sein Spezialgebiet, trotzdem hatte er nun das Gefühl, etwas Wesentliches nicht zu wissen. Also lernte der kurzhaarige, etwa achtzehn Jahre alte Blondschopf. Seufzend ergriff er das nächste Buch und schlug es auf. 'Der Warpantrieb gegen Ende des 23. Jahrhunderts' war der Titel. Tomm blätterte um. Kapitel 1: Fatale Irrtümer. Noch einmal sah er durch das Fenster hinaus, dann begann er zu lesen.

Frohgelaunt verließ Tomm den Campus der Sternenflottenakademie. Heute morgen hatte er zuerst geglaubt, verschlafen zu haben, als er hochschreckte. Draußen war es hell geworden. Noch immer saß er an seinem Schreibtisch, er war über dem Buch eingeschlafen ohne es zu merken. Ein Blick zur Uhr genügte, um ihn zu beruhigen. Noch hatte er etwas über zwei Stunden Zeit. Also knipsteTomm die Lampe aus, die noch immer tapfer ihren Dienst verrichtete und machte sich fertig. Die Prüfung verging fast wie im Fluge. Bei der ersten Frage glaubte er fast, sich verhört zu haben: “Beschreiben Sie bitte den Warpantrieb eines Schiffes der Souvereign-Klasse und nennen Sie mindestens ein Beispiel für diesen Schiffstyp!“ Vor wenigen Tagen noch hatte der Junge seine Bewerbung für ein Praktikum auf der Katana, einer Souvereign-Klasse, geschrieben. Es war ein Traum von ihm, auf einem Schiff diesen Types einmal eingesetzt zu werden! Eine Antwort hatte er bisher noch nicht bekommen, aber dafür hatte er sich alle Informationen, die für ihn irgendwie verfügbar waren über die Katana angesehen. Und so sprudelte er nun auch problemlos sämtliche Einzelheiten des Antriebssystems herunter. Sogar auf die wenigen Besonderheiten, die es auf der Katana und ihren Schwesterschiffen der gleichen Bauserie gab, ging der Junge ein. Nach dem knapp zwanzigminütigem Vortrag klatschten die Zuhörer sogar, die ihm im Rücken saßen. Und eine weitere Viertelstunde später, nachdem sich die Prüfungskommission beraten hatte, war es vorbei. Er hatte auch die letzte Zwischenprüfung bestanden. Sogar mit Auszeichnung! Jetzt würde es erst richtig interessant werden und Tomm hoffte inständig, daß er endlich die ersehnte Antwort auf sein Bewerbungsschreiben kam.

Kaum öffnete sich die Tür zu seinem Quartier piepste auch der Computer schon. Eine Nachricht. Sofort setzte Tomm sich an das Display. Aber es war nicht die erwartete Antwort der USS Katana. Vielmehr war es Mr. Njing, der Direktor der technischen Abteilung der Akademie. Tomm wurde aufgefordert, sich sofort bei ihm einzufinden. Ein mehr als flaues Gefühl machte sich in seiner Magengegend breit. Vor wenigen Tagen hatte es auf dem Campus einen Zwischenfall gegeben. Ein ziemlich arroganter, widerlicher Mitkadett hatte ihn zwischen zwei Vorlesungen, wieder einmal, gehänselt. „Streber!“, rief er schon von weitem quer über den Campus. Aber das war Tomm nicht. Seine Auszeichnungen in Technik und Navigation standen einem 'genügend' in Medizin und einem 'befriedigend' in menschlicher Biologie gegenüber. Er konnte sich glücklich schätzen, daß es nicht sogar nur ein 'ausreichend' geworden war.

Nun kam Savnen sogar zu ihm herüber. Angewidert spukte er Tomm vor die Füße. Die Wut konnte man deutlich aus Tomms braunen Augen lesen. Mit voller Wucht schlug er seinen Oi-Zuki in Savnens Magen. Der krümmte sich, als Tomms Faust sich in die weiche Bauchdecke bohrte. Der Schlag hatte ihn überrascht. Mr. Njing stand plötzlich neben den beiden.

„Sie kommen dann bitte mal mit in mein Büro, Mr.Lucas!“, forderte er Tomm auf, nachdem er festgestellt hatte, daß Savnen nichts weiter passiert war. Das Gewitter, was Tomm nun erlebte, war kurz, aber heftig.

„Wir werden uns überlegen, wie wir weiter in diesem Fall vorgehen werden.“ Mit diesen Worten entließ der Direktor Tomm. Und nun hatten sie es sich wohl überlegt, wie es schien. Mißmutig trottete Tomm wieder über den Campus und trat kurze Zeit später in das Büro Njings ein.

„Sie wollten mich sprechen?“, fragte er leise. Plötzlich fühlte er sich so klein. Eben noch hatte er mit Bravour seine Prüfung bestanden, aber alle Glücksgefühle waren mit einem Male verschwunden. Was wäre, wenn man ihm verbieten würde, durch das All zu fliegen? Oder ihn sogar ganz aus der Sternenflotte rauswarf?

„Sie wissen, weshalb sie hier sind?“

Tomm nickte. Sagen konnte er nichts mehr. Sein Blick ging zum Boden.

„Schauen Sie mich an!“

Mühsam zwang Tomm sich, Njing in die Augen zu sehen.

„Sie wollen doch ein Mitglied der Sternenflotte werden? Wollen in andere Galaxien reisen, das Universum erforschen?“

Wieder nickte Tomm nur.

„Auf einem Raumschiff, selbst wenn es eines der Souvereign-Klasse ist, leben sehr viele Menschen auf sehr engem Raum miteinander. Nicht mit jedem versteht man sich. Man ist gezwungen, sich zusammenzureißen und aus dem Weg zu gehen. Verstehen Sie das?“

„Jawohl, Sir!“ Leise kam diese Antwort nur.

„Sie werden sich das auch merken müssen, Mr.Lucas, denn wenn sie auf der Katana ihren Dienst verrichten, dann will ich von dort keine Beschwerden hören. Haben sie mich verstanden?“ Ein klein wenig der Strenge, die Tomm die ganze Zeit im Gesicht Njings gesehen hatte, war auf einmal verschwunden. Tomm fragte sich plötzlich, woher der Direktor überhaupt wußte, daß Tomm sich auf die Katana beworben hatte, dann begriff er. Sie hatten natürlich hier nachgefragt.

„Sir, ich werde es mir merken. Aber noch weiß ich ja nicht einmal, ob ich auf der Katana genommen werde. Ich habe noch keine Antwort auf mein Bewerbungsschreiben.“

Der Direktor hielt ihm einen Umschlag entgegen.

„Doch, die haben Sie, Mr.Lucas! Sie werden sich aber ein wenig beeilen müssen. Ihr Dienst beginnt morgen um 0700 Ortszeit, das ist zufällig auch die Bordzeit der Katana. Sie werden ein Shuttle fliegen und Commander Said zum Außenposten 765 befördern. Nachdem sie ihn dort abgesetzt haben, fliegen sie weiter nach Venkan, dort befindet sich die USS Katana derzeit. Nehmen Sie rechtzeitig Kontakt mit ihr auf, damit es keine Probleme mit ihrer Ankunft gibt. Und seien Sie morgen früh pünktlich, aber das brauch ich Ihnen ja eigentlich nicht zu sagen. Herzlichen Glückwunsch und viel Glück!“

Tomm konnte es gar nicht fassen! Kaum war er aus dem Büro raus, sprang er vor Freude in die Luft. Viel Gepäck benötigte er nicht, so daß seine Sachen bereits früh am Abend fertig gepackt waren. Dann setzte er sich an das Terminal und zeichnete eine Hyperraumnachricht an seine Eltern auf. Beide waren auf einer Forschungsreise an Bord der USS Transsylvania.

Schlafen konnte Tomm in dieser Nacht nicht mehr. Zu aufgeregt wartete er auf den neuen Morgen. Schon drei Stunden vor der Zeit war er auf den Beinen, so daß er bereits eine ganze Stunde vor dem vereinbarten Zeitpunkt das Shuttle durchgecheckt hatte. Er hatte sich seine nagelneue Uniform angezogen. Das Gelb der Techniker stand ihm ausgezeichnet, wie er vor dem Spiegel befunden hatte.

Es piepte leise. Tomm hatte vergessen, nach den Testdurchläufen das Schott wieder zu öffnen und nun stand Commander Said vermutlich davor. Der Kadett öffnete die Einstiegsluke und salutierte vor dem Commander.

„Commander Said?“, fragte er, woraufhin dieser nur nickte.

„Willkommen an Bord. Die Tests waren alle okay, so daß wir unverzüglich starten können.“

Wieder nickte der Commander nur und Tomm hatte das Gefühl, daß dieser Flug lang und eintönig werden würde. Zu seinem Glück lag der Außenposten nicht allzuweit entfernt, so daß der Junge sich sowieso darauf eingestellt hatte, den Großteil des Fluges allein zurückzulegen. Tomm vergewisserte sich, daß der Commander seinen Platz eingenommen hatte, dann setzte er sich ins Cockpit. Wenig später hatte das Shuttle den Planeten Erde verlassen. Ein Stück umrundete Tomm die Erde. Unten, unter einer traumhaft schönen, strahlend weißen, aber durchbrochenen Wolkendecke konnte Tomm die Küste Westaustraliens ausmachen. Fast glaubte er Sydney erkennen zu können, seine Heimat. Leise seufzend nahm Tomm Abschied.

Drei Tage dauerte der Flug durch den Hyperraum und drei Worte waren es wohl höchstens, die Commander Said mit ihm gewechselt hatte. Nachdem sie den Hyperraum erreicht hatten und Tomm der automatischen Steuerung die Kontrolle übergeben hatte, versuchte der Kadett, ein Gespräch zu beginnen. Aber die Antworten Saids waren nur mürrisch und knapp gewesen, so daß Tomm lediglich erfuhr, daß es irgendwelche seismographischen Partikelmessungen des Brandon-Sektors waren, die der Commander durchführen wollte. Oder mußte, so genau wußte Tomm es nicht. Die anderen beiden Tage unterließ Tomm jeden Kommunikationsversuch, der ein höfliches Grüßen überschritt. Umsomehr freute er sich, als sie den Außenposten erreichten und der Commander sich von Bord beamen ließ.

Noch mehr freute sich Tomm, als er nach vier weiteren langen Tagen in Kommunikationsreichweite zu Venkan – und damit zur USS Katana lag. So ein Shuttle war auf Dauer nicht sehr bequem.

„Shuttle New York Academy D an USS Katana! Kadett Lucas bereit, an Bord zu kommen. Erbitte Rondevouzkoordinaten!“

Die junge Frau an der Konsole meldete: „Eine Botschaft kommt herein, Identifikation Sternenflotten-Shuttle New York Academy D, an Bord ein Kadett Lucas, Sir.“

Summers, der erste Offizier der Katana, überlegte einen Moment. Einen ungünstigeren Moment hätte der Kadett sich wirklich nicht aussuchen können. Noch immer saßen sie hier fest. Captain Needa war noch immer nicht wieder an Bord und auch von Sulik und Paice wußten sie noch immer nichts genaues.

„Geben sie ihm einen halbwegs sicheren Kurs zum Hangar und weisen sie ihn darauf hin, daß er diesen unbedingt einzuhalten hat. Keine weiteren Informationen, Ensign deSoto!“

Es dauerte einige Minuten, bis die Antwort die Entfernung wieder zurückgelegt hatte, dann aber hatte Tomm alles, was er benötigte. Die Katana befand sich nach wie vor im Orbit um Venkan. Die Botschaft enthielt aber nicht nur die Koordinaten für das Rondevouz, sondern auch einen genau definierten Kurs dorthin, den er angewiesen wurde, unbedingt einzuhalten. Entweder war es ein Test, oder aber es war etwas wirklich Brisantes. Auf jeden Fall gab Tomm eine erste Vorstellung seines navigatorischen Könnens. Nichteinmal einen Milligrad wich er von den Kursvorgaben ab. Offensichtlich, so erkannte er später, sollte der Kurs die Katana zwischen ihn und zwei weiteren Schiffen halten, so daß sie ihn schützen konnte. Die Bauart der fremden Schiffe war Tomm nicht bekannt und die minimale Datenbank des Shuttles gab auch nichts darüber her.

Sanft glitt das kleine Schiff in den Hangar der Katana. Auf einem freien Platz ließ Tomm das Shuttle sacht aufsetzen. Offensichtlich fehlten im Moment zwei Shuttle, was Tomm etwas ungewöhnlich fand. Sicher würde er aber in Kürze herausbekommen, woran das lag. Und was die fremden Schiffe beabsichtigten.

„Willkommen an Bord, Kadett Lucas“, begrüßte der Offizier, der hier seinen Dienst tat, den Jungen.

„Danke“, antwortete Tomm nur lächelnd. Jetzt war sein Traum also wahr geworden, er stand an Bord eines der meistbegehrtesten Ausbildungsschiffe der Sternenflotte. Aber daran dachte der Junge gar nicht. Viel mehr interessierte ihn, was hier vorgefallen war. Er fragte den Mann danach, doch der schüttelte nur den Kopf.

„Ich bin nicht befugt, ihnen weitere Auskünfte zu erteilen. Das Einzige, was ich ihnen sagen soll ist, daß sie sich umgehend beim Ersten Offizier, Commander Summers, melden sollen. Vorher können sie ihre Sachen in ihrem Quartier verstauen. Hier entnehmen sie bitte alles weitere.“

Tomm nahm das Pad entgegen, welches ihm der Offizier reichte. Kurz überflog er die darauf enthaltenen Daten. Hinter dem Punkt 'Einsatzbeschreibung' stand Navigator. Die Neugierde, was ihn hier erwartete, half ihm über die kleine Enttäuschung hinweg, daß er offensichtlich nun doch nicht als Techniker eingesetzt werden würde.

„Jawohl, Sir“, bestätigte Tomm.

Tausende von Dateien mußte der Junge sich angesehen haben. Deshalb wußte er auch sehr genau, wo er sein Quartier 08-C-084 finden würde. Es war nach dem üblichen Standard der Souvereignklasse eingerichtet und lag in relativer Nähe zur Hauptbrücke. Die Fenster lagen nach steuerbord hin. Tomm stellte den Koffer in den dafür vorgesehenen Stauraum, ohne ihn überhaupt zu öffnen. Dann sah er in den Spiegel. Seine gelbe Uniform gefiel ihm gut, aber als Navigator war sie wohl – leider – etwas fehl am Platz. Seufzend zog Tomm den Koffer wieder heraus und öffnete ihn doch. Zur Grundausstattung eines jeden Kadetten gehörte ein kompletter Satz Uniformen. Die blaue medizinische Kluft hatte der Blondschopf ganz nach unten gepackt – in Medizin war er eine Niete. Seine sonnengebräunten Hände griffen stattdessen nach der roten. Schnell hatte der Junge sich umgezogen. Ein prüfender Blick in den Spiegel; die Kleidung saß korrekt. Mit der rechten Hand wuschelte er sich noch seine Haare zurecht, dann lenkte Tomm seine Schritte in Richtung Hauptbrücke.

Stolz und Nervosität kämpften in seinem Inneren einen merkwürdigen Kampf. Umso näher der Kadett der Brücke kam, desto größere Mühe hatte er, Ruhe zu bewahren. Als er den Lift erreicht hatte und dieser ihn schließlich direkt zur Brücke brachte, steigerte sich dieses Gefühlschaos noch einmal. Zischend öffneten sich die Türen. Der sonst so freche Kadett war plötzlich schüchtern und stumm. Es dauerte einige Sekunden – Sekunden, die ihm wie Minuten vorkamen – bis er sich meldete.

„Kadett Tomm Lucas meldet sich wie befohlen an Bord!“

Scheu, aber standhaft, blickten seine braunen Augen Commander Summers an.

„Willkommen an Bord, Mr.Lucas!“

Summers hatte sich erhoben und reichte Tomm die Hand, so wie es schon seit Jahrtausenden üblich war, wenn neue Besatzungsmitglieder auf Schiffen begrüßt wurden.

„Ich bin Commander Summers. Das ist Lieutenant Tannier, Elite Force Commander.Ensign Marina DeSoto, Taktischer Offizier. Und Lieutenant Zhabia Velain, unsere Counselor und unser Wissenschaftler Lieutenant Commander Dalen Lazarus. Captain Needa und auch die anderen Besatzungsmitglieder werden sie später kennenlernen.“

Er musterte den Jungen.

„Sie wissen, daß sie als Navigator eingesetzt werden?“

„Jawohl, Sir. Obwohl ich eigentlich hoffte, meine technischen Fertigkeiten auf diesem Schiff verbessern zu können. Aber ich navigiere auch gerne.“

„Gut, dann nehmen sie bitte den Dienst sofort auf. Noch irgendwelche Fragen?“

Die Schüchternheit, die während ihn zu Beginn zurückgehalten hatte, war plötzlich gewichen. Ihm jetzt fiel ihm wirklich auf, daß noch mehr Personen auf der Brücke ihren Dienst verrichteten, als nur der Captain und der erste Offizier. Außerdem bemerkte er plötzlich den Vauxpas, den er sich soeben geleistet hatte. Zumindest aber wußte nun gleich jeder, welche Prioritäten Tomm hatte. Er nahm sich vor zu beweisen, daß er aber auch als Navigator etwas taugte und seine Arbeit nicht deswegen schlechter machte, weil er sich etwas anderes ausgerechnet hatte. Kadettenjahre waren eben keine Herrenjahre. Das hatte er in seinem ersten Jahr auf der Akademie bereits gelernt.

„Ich hatte noch keine Gelegenheit, mich darüber zu informieren, was geschehen ist, Sir.“

Summers erläuterte ihm alle wichtige Details. Captain Needa genoß also nicht gerade ihre Ruhezeit, sondern befand sich mit einem der beiden fehlenden Shutlle auf dem Planeten. Tomm, der nun endgültig wieder zu seiner gewohnten Selbstsicherheit zurückgefunden hatte, als er sich auf den Platz den Navigators setzte und die Anzeigen der Konsole vor ihm überflog, hörte aufmerksam zu.

„Sir, falls es etwas hilft, ich habe routinemäßig beim Anflug auch den Planeten oberflächlich gescannt. Die Daten befinden sich noch in der Datenbank des Shuttle. Außerdem ist mir aufgefallen, daß ein einige Shuttle der Katana fehlen.“

„Sehr aufmerksam beobachtet, Kadett Lucas. Wir haben zwar schon etliche Scans des Planeten, aber es schadet vermutlich nicht, sich auch ihre Daten noch einmal anzusehen. Und das Fehlen des zweiten Shuttle hat seine Richtigkeit.“

Auch Tomm, der Commander Summers noch nicht kannte, bemerkte den etwas merkwürdigen Tonfall in der Stimme des Commanders, als er auf das zweite Shuttle zu sprechen kam. Aber er fragte nicht weiter, obwohl es ihn wirklich interessiert hätte, was es damit auf sich hat. Auch auf das dritte fehlende Shuttle ging der Kadett lieber nicht weiter ein.


Plötzlich ging alles ganz schnell. Unmittelbar nach dem Essen schwangen die Türen auf. Frank drehte sich um, damit er besser sehen konnte. Vermummte Gestalten, etwa zwanzig an der Zahl, betraten den Raum. Sie trugen Waffen, die auf Captain Needa und ihn gerichtet waren, Ihm fiel auf, daß niemand sonst im Raum von ihnen unmittelbar bedroht wurde. Fragend sah der Sicherheitschef Needa an, doch auch sie schien völlig überrascht zu sein. Es hatte offensichtlich auch keinen Zweck, Widerstand gegen die Übermacht zu leisten. Wütend sah Lincoln Präsident Klorell an. Doch der zuckte nur teilnahmslos mit den Schultern.

„Es tut mir leid, aber ich hatte keine andere Wahl.“ Der Präsident fingerte an seinem Hals herum – und zog eine Maske ab. Eine junge Frau kam zum Vorschein.

„Sie werden jetzt mit uns kommen. Alle Fragen werde ich ihnen später beantworten, falls ich sie ihnen überhaupt beantworte. Sollten sie sich zur Wehr setzen, werden wir sie kurzerhand erschießen!“

Fieberhaft überlegte Frank, was sie tun könnten. Der Zugang zum Kommnetzwerk war ihnen jedenfalls wieder verwehrt, soviel konnte er herausfinden. Sonst wären die Entführer wohl auch nicht so dumm gewesen, ihnen ihre Geräte zu lassen. Nicht einmal die Phaser hatte man ihnen abgenommen. Trotzdem – es waren zu viele, um einen Befreiungsversuch zu starten, sie würden einen günstigeren Zeitpunkt abwarten müssen.


Die beiden Raumschiffe, die bislang regungslos im Orbit Venkans verharrt hatten, begannen sich zu drehen. Fast unheimlich langsam nahmen sie Fahrt auf und näherten sich der Katana.

„Commander, beide unbekannten Schiffe nehmen Kurs in unsere Richtung!“, hörte Tomm jemand über die Brücke rufen.

„Waffen?“

„Noch nicht aktiviert, soweit ich das beurteilen kann.“

„Schilde aktivieren, bitte einen Kanal öffnen!“

Ein Piepen meldete das Zustandekommen der Verbindung.

„Unbekannte Raumschiffe, hier spricht Commander Summers der USS Katana! Erklären sie bitte ihre Absichten!“

Keine Antwort. Summers wiederholte seine Forderung noch einmal, aber auch dann bekam er keine Antwort. Lediglich das typische unterschwellige Rauschen der Kommverbindung war zu hören. Auf dem Hauptsichtschirm waren beide Schiffe zu sehen, wie sie sich langsam näherten, fast drifteten.

„Kadett Lucas, wir bleiben im Orbit, halten aber einen gleichmäßigen Abstand zu beiden Schiffen.“

„Jawohl, Sir!“

„Können wir zu Captain Needa Verbindung aufnehmen?“, fragte Summers. Tannier, der sich an die Kommstation gesetzt hatte, verneinte.


Die Entführer mußten alles genauestens geplant haben. Mit einer wirklich ausgereiften logistischen Leistung fanden sich Needa und Lincoln wenige Stunden später in einer Art Siedlung, mitten auf einem Baum wieder. Oder besser in einer ganzen Baumgruppe. Ariell sah sich nach allen Seiten um, wurde deshalb aber immer wieder von ihren Bewachern nach vorne gestoßen, so daß sie sich nichts lange ansehen konnte. Aber dort hinten – hatte das nicht ausgesehen wie Paice? Oder hatte sie mittlerweile Halluszinationen? Sie blinzelte kurz, um sicherzugehen. Aber der Platz, an dem sie Paice gesehen hatte, war leer, weit und breit war niemand zu sehen. Ein Stück weiter stand eine Hütte, etwas abgelegen von allen anderen. Dort wurden sie hingeführt. Jemand öffnete die Tür und stiße sie hinein. Die Frau, die sich als Präsident Klorell ausgegeben hatte, wies sie an, hierzubleiben.

„Ihnen wird nichts geschehen, wenn sie das tun, was wir ihnen sagen. Ihre Kameraden werden ihnen das bestätigen können. Seien sie aber nicht so dumm, und unternehmen einen Fluchtversuch, er wird ihnen nicht gelingen.“

Sie hatte sich schon zwei Schritte entfernt, als sie sich umdrehte und nocheinmal wiederkehrte.

„Ach ja, ihre Phaser bitte! Sie brauchen sie hier nicht.“

Fordernd streckte sie ihre Hand aus. Lincoln war sicher, daß dieses beiläufige Getue fest geplant war, denn drei weitere Bewacher hatten sie die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen. Also alles eine gut einstudierte Show. Da ihnen keine Wahl blieb, gaben sie ihre Phaser ab. Dann schloß sich die Tür.

„Unsere Kameraden?“, fragte der Sicherheitschef.

„Dann habe ich mich wohl doch nicht geirrt. Sulik und Paice sind hier, ich habe Paice vorhin ganz kurz gesehen.“

„Dann wissen wir jetzt wenigstens, wo sie sind.“

Frank vermied es bewußt, auf das Gespräch mit Summers vorhin einzugehen. Auch er hatte die Botschaften zwischen den Zeilen verstanden. Offensichtlich hatten sie auf dem Schiff auch Spuren gefunden. Wahrscheinlich arbeitete man bereits an einen Plan, wie man die beiden wieder befreien konnte. Nur sah die Lage jetzt ganz anders aus. Irgendwie mußten sie Kontakt mit der Katana aufnehmen und die Crew von der neuen Entwicklung unterrichten. Wie er das bewerkstelligen sollte, wußte Lincoln aber noch nicht. Er kam auch erstmal nicht dazu, sich darüber weiter Gedanken zu machen, denn die Tür öffnete sich wieder und Paice und Sulik kamen herein. Die Überraschung konnte man deutlich in ihren Gesichtern ablesen.

„Schön, sie wiederzusehen!“, unterbrach Ariell die Stille. „Eigentlich hatte ich vor wenigen Stunden noch Hoffnung gehabt, sie bald befreien zu können. Leider scheinen wir aber in eine Falle getappt zu sein. Ich hoffe trotzdem, daß es ihnen gut geht?“

Vermutlich wurden sie abgehört, deswegen achtete Ariell akribisch darauf, das Protokoll der Sternenflotte einzuhalten. Die anderen verstanden offensichtlich und verhielten sich genauso.

„Ja, Captain Needa. Den Umständen entsprechend. Aber ich würde gerne alleine entscheiden, wohin ich gehe!“, antwortete Ian, und das Mißfallen über seine Lage war deutlich zu hören.

„Mir geht es genauso, Mr.Paice, das kann ich ihnen versichern!“ Sie senkte die Stimme. „Wenn jemand eine Idee hat – ich würde mich nicht dagegen sträuben, sie mir anzuhören.“ Fragend blickte sie in die Gesichter der drei. Bei Lincoln blieb sie hängen. Fragend zog sie die Augenbrauen hoch.

„Vielleicht gäbe es eine kleine Chance, mit der Katana Kontakt aufzunehmen. Wir sind ja auf einem recht hohen Punkt auf Aranar. Das heißt, daß wir außer die Strahlung kaum weitere Störquellen haben dürften. Wenn wir unsere Kommunikatoren verbinden – euch haben sie sie wohl abgenommen?“, fragte der Sicherheitschef Sulik und Paice, die beiden nickten - „... wenn wir also die beiden Kommunikatoren verbinden können, dann besteht mit etwas Glück vielleicht die Möglichkeit, eine Nachricht abzusetzen. Ich kann keine Garantie abgeben, daß es funktioniert, aber es ist besser, als gar nichts zu tun.“

Ariell nickte. Verlieren konnten sie nicht viel. Und ein Versuch war es allemal wert. Sie reichte Frank ihren Kommunikator. Sofort koppelte dieser die beiden Kommunikatoren. Es war eine recht einfache Manipulation, die mit wenigen Handgriffen von jedem halbwegs technisch Begabten durchgeführt werden konnte. Entsprechend schnell war der Sicherheitschef fertig.

„Katana bitte melden! Hier spricht Lieutenant Lincoln. Captain Needa und ich wurden entführt. Wir befinden uns mit den beiden anderen Crewmitgliedern in einer Baumsiedlung auf der Westseite Aranars. Lincoln Ende.“

Eine Antwort würden sie sowieso nicht empfangen können, die Empfangsleistung würde zu gering sein. Es wäre nur zu schön gewesen, wenigstens zu wissen, ob seine Botschaft überhaupt angekommen war. Während die Nacht über Aranar hereinbrach blieb ihnen nur übrig zu warten.


Gleichmäßig behielt die Katana den Abstand zu den beiden unbekannten Raumschiffen bei. Tomm paßte jede der kleinen Geschwindigkeitsänderungen sofort an. Aber es war ein nerviges Katz-und-Maus-Spiel. Und es brachte rein gar nichts. Tomm grübelte darüber nach, was es sonst noch für Möglichkeiten gäbe, als Summers sich offensichtlich bereits entschieden hatte.

„Kadett Lucas, vollständiger Stop. Wir warten.“

„Worauf?“, entfuhr es Tomm.

„Auf das, was jetzt passiert, Mr.Lucas. Worauf dachten sie denn?“

Der Junge hielt das für eine nur rhetorische Frage und tat so, als wenn er akribisch die Anzeigen vor ihm beobachten müßte. Was bei einem vollständigen Stop natürlich ziemlicher Blödsinn war. Im nächsten Moment schon mußte er sich an der Konsole festhalten, als die Katana plötzlich erbebte. Eines der fremden Schiffe war in Feuerreichweite gekommen.

„Ich dachte, sie hätten keine Waffen aktiviert?“, fauchte Tomm schnippisch.

„Ruhe, Mr.Lucas! Roter Alarm!“

In das Aufheulen des Alarmes fiel die nächste Treffersalve mit ein und ließ das Schiff erzittern.

„Photonentorpedos klar, Feuer frei!“, befahl Summers, als ein dritter Treffer einschlug. Anschließend erreichte auch der Torpedo der Katana sein Ziel. Eine Explosion beschädigte das fremde Schiff schwer. Beide Schiffe zogen sich von der Katana zurück, blieben jedoch in der Nähe.

„Commander, eine Nachricht. Sie ist von Lieutenant Lincoln. Sehr schlechte Qualität.“

„Spielen sie sie ab, Lieutenant Tannier!“

Unter dem ganzen Krachen und Rauschen, was durch die atmosphärische Strahlung Venkans verursacht wurde, konnte man kaum etwas verstehen. Auch nach mehrmaligem Abspielen war nur wenig klar. Offensichtlich aber befanden sich nun alle vier Crewmitglieder am selben Ort. Summers war sich nicht sicher, ob das nun gut oder schlecht war.

„Commander, wieder eine Nachricht, diesmal von einem der unbekannten Schiffe.“

Kurz darauf zeigte der Hauptschirm die Brücke eines dieser merkwürdigen Schiffe. Ein menschliches Gesicht füllte den Großteil des Schirmes aus. „Hier spricht Maniell, Captain des Schutzschiffes 382 der venkanischen Abwehr. Ergeben sie sich und bereiten sie sich aufs Entern vor!“

Tomm fiel vor Verblüffung fast die Kinnlade herunter und auch der Erste Offizier konnte sich nur mühsam verkneifen, laut loszulachen. Immerhin hatte ein einzelner Protonentorpedo eines der beiden Schutzschiffe weitgehend lahmgelegt.

„Ich fürchte, sie befinden sich nicht in einer Lage, in der sie Forderungen stellen können, Captain Maniell!“

„Das sehe ich etwas anders. Sicher werden sie mir in Kürze zustimmen. Maniell Ende.“

Die Verbindung war unterbrochen und an Stelle des Kopfes Maniells sah man nun wieder den stellaren Hintergrund Venkans. Die Ratlosigkeit auf der Brücke konnte man förmlich fühlen. Tomm blickte sich um. Obwohl er sich nicht gut mit Nichtmenschen auskannte, war er sich sicher, auch auf dem Gesicht des Wissenschaftsoffiziers, eines Tev'Mekianers, die Verblüffung zu erkennen. Lediglich die Counselor wußte Tomm nicht einzuschätzen. Überhaupt wußte der Junge nicht, was er von von Zhabia Velain halten sollte. Ihre blaue Hautfarbe wirkte recht kühl und distanzierend auf ihn. Vielleicht irrte er sich, aber ihn ließ das Gefühl nicht los, daß die Symphatie füreinander eher spärlich war. Bei allen anderen Besatzungsmitgliedern, die er bisher kennengelernt hatte, fühlte er nicht so. Sein Blick traf plötzlich direkt die Augen der Delvianerin. Bevor sie überhaupt reagieren konnte, drehte er sich wieder zu seiner Konsole um. Eine Anzeige fiel ihm auf. Stirnrunzelnd meldete er deren Ergebnis.

„Commander Summers, jemand hält die Katana fest. Wir bewegen uns mit gleicher Geschwindigkeit und Richtung wie Venkan selbst.“

„Können sie das noch genauer erläutern, Kadett?“

Die Frage stellte Lazarus. Tomm drehte sich zu ihm.

„Ja, ich sollte vorhin einen vollständigen Stop einleiten und habe das auch getan. Das bedeutet, daß sich die Katana im Verhältnis zum stellaren Raum nicht bewegt. Jetzt jedoch werden wir in einem Fixpunkt zu Venkan festgehalten. Wir bewegen uns also in Verhältnis zum Raum, nicht jedoch zum Planeten. Und diese Bewegung habe ich nicht ausgelöst.“

Ein Gedanke keimte im Chefwissenschaftler. Fast war er sich sicher, daß er recht hatte.

„Commander, wir haben ein Problem, denke ich.“


Zum ersten Mal wohnte Tomm einer Lagekonferenz der Katana bei. Entsprechend neugierig hörte er zu, während allen anderen die Häufigkeit dieser Sitzungen langsam auf die Nerven zu fallen schien. Vor allem, da ihre Lage irgendwie immer aussichtsloser erschien. Fast fünfzehn Minuten lang hatte Lazarus seine Gedankengänge vorgetragen. Toreen war merkwürdig still, seit seiner mysteriösen Begegnung in der Nacht hatte er sich irgendwie verändert.

„Wenn Lieutenant Commander Lazarus Recht hat, was ich glaube“, warf Tannier ein, „dann haben wir sowohl die Venkaner als auch den innenpolitischen Konflikt drastisch unterschätzt. Die Technik und die Energie, die notwendig ist, um die Katana so stabil im Orbit zu halten übersteigt deutlich das Niveau, daß wir ihnen zugetraut haben.“

„Ich habe einige Berechnungen angestellt.“, meldete sich Tomm. Verwundert sahen alle den Kadetten an. Offensichtlich hatte niemand mit soviel Eigeninitiative gerechnet.

„Mit welchen Ergebnissen?“, erteilte Summers ihm das Wort.

„Um ein Schiff von der Größe der Katana festzuhalten, bedarf es bei den Energiereserven der Venkaner mindestens drei verschiedener Orte, von denen die Katana gleichmäßig angezogen werden muß. Mir gelang es bisher aber nicht, diese Orte auf der Oberfläche zu lokalisieren. Außerdem besitzt nur dieser eine Kontinent die entsprechenden Energievorräte.“

„Mir ist dieser Gedanke auch schon gekommen,“ ergriff Lazarus wieder das Wort. „Und ich bin mir sicher, daß es sogar vier Orte gibt, von denen eine Art Traktorstrahl ausgesandt wird. Außerdem glaube ich, daß die Kraftwerke, die diese Anlagen betreiben, auch der Grund für die Strahlung auf Venkan sind. Anderenfalls hätten unsere Sensoren sowohl die Kraftwerksanlagen als auch die anderen technischen Einrichtungen orten können. Wenn es wirklich vier dieser Anlagen gibt, dann wäre es auch möglich, sie alle auf einem relativ kleinen Gebiet unterzubringen. Sie würden dann alle auf Aranar sein.“

„Können wir das sicher beweisen?“, fragte Summers.

„Ich bin sogar zuversichtlich, daß wir mehr als das könnten“, mischte sich nun auch die Ingenieurin ein. „Wenn es uns gelingt, außer den Koordinaten auch noch die Wellenlänge der Strahlung zu berechnen, dann wäre es sogar möglich, durch Interferenzrückkopplungen die Kraftwerke zu zerstören. Zumindest für einige Zeit.“

„Demzufolge würden wir so auch ein Zeitfenster schaffen, um unsere Leute beamen zu können?“, fragte Summers nach.

„Ja, mit ziemlicher Sicherheit.“

Der Erste Offizier brauchte ein paar Sekunden, um die Konsequenzen gegeneinander abzuwägen, entschied sich aber schließlich, die Hauptdirektive entsprechend auszulegen.

„Ok, tun wir es. Lieutenant Commander Lazarus wird sie zusammen mit Kadett Lucas unterstützen. Fangen sie mit ihrer Arbeit an.“


Einige Stunden dauerte es, bis sie alles mehrfach durchgerechnet hatten und sich völlig sicher waren. Die Programmierung der Phaserphalanxen war dagegen fast ein Kinderspiel danach. Zufrieden nahm Tomm die Bestätigung der Technikerin entgegen, die seine Programmierungen überprüft hatte. Der Junge hatte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, etwas technisches zu tun. Und die Energiesignaturen der Souvereignklasse kannte er fast auswendig. Nun saß er jedoch bereits wieder an seiner Navkonsole.

„Maschinenraum an Brücke, wir wären dann soweit.“, meldete Lazarus.

Summers betrachtete nocheinmal den Hauptschirm. Die beiden Schutzschiffe hatten sich nicht wieder bewegt, offensichtlich wollte man sie hier schmoren lassen.

„Transporterraum bereit?“ Die bestätigende Antwort kam prompt. 'Hoffentlich können wir die Muster schnell genug erfassen und beamen', dachte Summers. Es war nicht genau klar, wie lange die Kraftwerke ausfallen würden, von Sekunden bis Stunden war alles möglich.

„Maschinenraum, es geht los. Feuer frei!“

Jemand auf der Brücke betätigte die Phaser, während Tomm sich bereit hielt, die Katana sofort aus dem Bereich herauszusteuern, in dem sie so hilflos gefangen war. Nur ein leichter Ruck kündete vom Kraftwerksausfall, wenige Sekunden später schon meldete der Transporterraum das erfolgreiche Beamen der vier fehlenden Besatzungsmitglieder. Unmittelbar danach huschten Tomms Finger über die Konsole und brachten dadurch die Katana in sicheren Abstand zum Planeten und auch zu den beiden Raumschiffen.

Unten auf dem Planeten fluchte jemand. Hektik brach im Lager aus, als der Plan der Rebellen von Aranar, die Regierung Venkars zu erpressen, in Sekunden scheiterte. Aber die Rebellen waren klug genug, um ihre Niederlage zu erkennen. Niemand würde umsonst in den Tod geschickt werden mit einem übereilten Angriff auf das Sternenflottenschiff.

Tomm stoppte er die Katana wieder, genauso, wie es vorher abgesprochen war. Die Tür des Lifts öffnete sich und als er sich umdrehte, konnte er in vier ziemlich müde wirkende Gesichter blicken. Die Besatzung der Katana war wieder vollzählig an Bord. Sie waren nicht zum Spielball planetarer Politik geworden.


„Wieso konnten sie die Luftabwehr so effektiv ausschalten?“

Captain Needa hatte sofort eine neue Besprechung eingeleitet, obwohl sie offensichtlich etwas Ruhe gut gebrauchen könnte.

„Wir haben sie überhaupt nicht ausgeschaltet, aber nachdem wir noch einmal sämtliche gesammelten Daten, unter anderem auch die, die Kadett Lucas bei seinem Flug zur Katana aufgezeichnet hat, erkannten wir, daß die Abwehr nur auf einen direkten Angriff ausgerichtet war. Unsere etwas unkonventionelle Methode fiel nicht darunter.“

Needa lächelte die Technikerin an.

„Gute Arbeit. Was ist mit den beiden Schiffen?“

Diesmal antwortete Summers. „Das waren sogenannte Schutzschiffe. Unmittelbar nach unserem Manöver haben sie sich wieder getarnt. Ich denke, wir sind weit genug entfernt, als daß sie uns noch einmal gefährlich werden.“

„Dann sind wir hier wohl fertig. Wir konnten Sulik und Paice erfolgreich befreien. Aus den gesammelten Daten sollte sich alles weitere ergeben. Kadett Lucas, setzen sie Kurs auf Außenposten 452, dort werden wir die Daten an das Hauptquartier der Sternenflotte übermitteln. Und – willkommen an Bord. Commander Summers, sie übernehmen bis auf weiteres das Kommando!“

Obwohl man Needa sonst fast zur Ruhe zwingen mußte – diesmal fühlte sie sich wirklich erschöpft. Ein paar Stunden Schlaf würden ihr gut tun, bevor sie wieder ihren Dienst aufnahm. Kaum lag sie in ihrem Bett, war sie auch schon eingeschlafen, während die Katana mit Warp vier ihrem Ziel entgegenflog. Die Katana und ihre Besatzung war wieder frei. Aranar nicht.