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Revision as of 12:36, 17 June 2018
Der 7. Kreis
Autor: Seeta Yadeel
Autor: Lew Sulik
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Einige Wochen zuvor
Langsam senkte sich die Ladeluke während die Verschlusssysteme unter lautem Zischen Kondensationsdampf von sich gaben und so zunächst die Sicht in den Shuttlehangar trübten. Hinter den Dampfwolken waren für Lew Sulik und Mark de Boer in einiger Entfernung schwach eine schemenhafte Gestalt zu erkennen. Als die Luke sich endlich einer Rampe gleich auf den Boden gelegt hatte, löste sich der Dampf allmählich auf und gab die Sicht frei. Nun erkannten sie die fremde Gestalt genauer und gingen darauf zu. Es war offensichtlich der angekündigte Kapitän des Schmugglerschiffes, der in seiner ungepflegten und heruntergekommenen Kleidung wie ein billiges Klischee eines bajoranischen Schmugglers wirkte. Die Stiefel passten nicht zur Hose, die Hose nicht zur Weste, die Weste nicht zum Hemd und der Mann nicht in die Kleidung. Der unrasierte Kerl war das wahrhaftig gewordene Abziehbild des Schmugglertypen und versuchte ganz offensichtlich sehr angestrengt ein diabolisches Gesicht zu machen.
Doch die beiden Sternenflottenpiloten ließen sich davon nicht beeindrucken. Lew trug einen der großen, metallenen Behälter in den Händen und bevor der Captain etwas sagen konnte, entfernte der Geschwaderführer den Sicherungsbolzen des Stabilitätssystems und warf das flaschenartige Behältnis lässig in Richtung des Fremden. Dieser reagierte erstaunlich schnell und fing das Objekt mit einer unerwarteter Körperbeherrschung auf. Es dauerte jedoch einige Sekunden bis er verbal reagierte und ihnen eine wenig überzeugende Anklage entgegen schrie: "Sind Sie denn wahnsinnig, das Zeug hier so herumzuwerfen???"
"Uns brauchen Sie nichts vorzumachen, Captain Tirka..", sagte Mark de Boer lässig zu dem schlechten Schauspieler und schaute sich in dem kleinen Shuttlehangar um. Lew Sulik steckte demonstrativ lässig seine Hände in die Taschen seines Pilotenoveralls und meinte wie beiläufig: "Sie können Viviane ausrichten, dass wir genug von dieser Scharade haben und sie soll gefälligst hier auftauchen..."
"Nicht nötig, Mister Sulik", erklang nun die wohlvertraute Stimme der mysteriösen Frau hinter einer verdeckten Konsole und als Vivane hervortrat ergänzte sie: "Wenn Sie mir etwas zu sagen haben, dürfen Sie mir das selbstverständlich auch persönlich sagen..."
"Das da...", Lew deutete auf den vermeintlich gefährlichen Behälter der sich immer noch in den Armen von Tirka befand: "Ist kein Methalinum-Harz. Sie wollen uns wohl einen Bären aufbinden?" Nun übernahm Mark: "Simples, ungefährliches aber unbrauchbares Helium... ein ganz billiger Trick um uns zu testen..."
"So, Sie wissen also davon...?", säuselte Viviane süffisant, als sie sichtlich gespielt ihren Nagellack prüfte. Der Wing Commander der Katana erklärte: "Ich fliege niemals mit einer Fracht, die ich nicht selbst geprüft habe. Da war mir schon von vornherein klar, dass diese kleine Mission ein Test für uns sein sollte. Nur war mir anfangs nicht ganz klar, worauf er hinaus läuft..." "So...und wann kam ihnen die erleuchtende Erkenntnis?" "Als wir kurz vor Bajor die neuen Zielkoordinaten in den Badlands erhielten...!", erklärte Sulik gelassen: "Niemand fliegt so einfach in die Badlands mit Methalinum-Harz."
Wieder war es Mark de Boer der ergänzte: "Ein ganz mieser Trick, von hinten durch die Brust ins Auge... Wenn wir in die Badlands fliegen, wäre dies für sie der Beweis gewesen, dass wir die Fracht geprüft hätten und wir mit diesem Flug nur ihr Vertrauen erschleichen wollten. Sie hätten uns für Spione gehalten." "Eine Weigerung wiederum hätte unsere Glaubwürdigkeit bewiesen. Andererseits aber auch eine gewisse Illoyalität bezeugt...", führte Sulik die Schlussfolgerungen fort, um dann wieder seinem Kollegen Mark das Feld zu überlassen: "Egal wie wir es gemacht hätten, wir hätten es ihnen nicht recht gemacht..."
Dann ging Lew einige Schritte auf Vivane zu und meinte: "Nur eines haben Sie nicht bedacht... das wir die Fracht prüfen, in die Badlands fliegen und diese Scharade nicht bis zu Ende spielen, sondern sie damit konfrontieren..."
"Nun, ich sehe, ich habe sie beiden tatsächlich unterschätzt...", gab Vivane wieder einmal mit einem vielsagenden Lächeln von sich und wich dem Geschwaderführer aus indem sie einen Bogen beschritt, der sie näher zu Mark brachte: "Aber Sie sind ein großes Risiko eingegangen, mir dies alles persönlich zu erklären. Ich hätte sie doch in ihrem Shuttle sofort vernichten können, sobald sie in die Badlands fliegen..."
Lew Sulik wandte sich zu dem Shuttle um und deutete mehr oder weniger genau mit dem Daumen darauf, als er ein überlegenen Gesichtsausdruck auflegte: "Das Shuttle da zerstören? Das neuste und beste was man auf dem zivilen Markt kaufen kann...?" Er schüttelte den Kopf, bevor er seine Überzeugungen mit Vivane teilte: "Niemals. Das Shuttle ist das vierfache von der vermeintlichen Fracht Methalinum wert. Schlimm genug dass Sie es für diese kleine Spiel ramponieren lassen... aber zerstören? Niemals!"
"Sind sie sich da ganz sicher, Mister Sulik?", provozierte die geheimnisvolle Frau und ging dabei näher auf Mark de Boer, den sie mit einem festen Blick fixierte: "Vielleicht habe ich Dutzende davon und auf eines mehr oder weniger kommt es mir nicht an..." "Zugegeben, nicht mein bestes Argument für meine Schlussfolgerungen.", gab Lew in ebenso provozierenden Tonfall von sich, lieferte aber sofort nach: "Aber es ist nunmal überhaupt nicht ihr Stil, kurzen Prozess zu machen. Sie spielen einfach zu gerne. Leidenschaftlich sogar... nicht wahr, Viviane?"
Für einen kurzen Moment wandte sie sich für einen flüchtigen Blick wieder an Lew Sulik: "Nun gut... Touché." Dann warf sie Mark ein eindeutig anzügliches Lächeln zu, bevor sie sich ruckartig zum Ausgang umdrehte, dabei dem Captain jedoch befahl: "Die Herren sind unsere Gäste, Tirka...“
Als sie durch den Ausgang schritt stolzierte mit ihren in engen Klamotten gehüllten Körper auffällig provokant davon, wobei sie ihr Hinterteil dabei in aufreizenden Bewegungen in Richtung Mark de Boer präsentierte. Lew hatte in diesen wenigen Sekunden wie gebannt auf das Heck von Viviane gestarrt, erst als er sich von diesem Bann wieder löste meinte er sarkastisch zu Mark: „Oh man! Ich hoffe wir bekommen Einzelzimmer...“
"Und jetzt?", wollte Lew Sulik wissen. Es kotzte ihn mehr oder weniger an, sich schon wieder in einer Arrestzelle wiederzufinden. Und dieses Mal noch dazu in einer, die kaum größer als eine bessere Sardinenbüchse war. Nachdem Viviane sie im Frachtraum hatte stehen lassen, hatte Tirka seinen Phaser gezückt und sie durch die Gänge des Frachters in den kleinen Arrestbereich eskortiert. Tirka hatten den beiden ein Lächeln geschenkt und sie dann alleine gelassen.
"Und jetzt warten wir ab", meinte Mark de Boer, der sich bereits auf der Pritsche niedergelassen hatte, mit dem Rücken an dem langweilig grauen Schott lehnte und die Beine lang von sich streckte. Lew sah ihn daraufhin an, als wäre er irre. "Was willst Du denn sonst tun?", ergänzte der Holländer, bevor er die Augen schloss. Lew hob entnervt die Hände. Manchmal war ihm die Ruhe seines Fliegerkollegen ein echtes Rätsel. Einige Male durchschritt er die kleine Zelle hin und wieder zurück, dann ließ er sich entnervt neben Mark nieder, was ihm einen kurzen Blick des Holländers einbrachte. "Warten wir eben ab", knurrte Lew, dann nahm der die selbe Position wie Mark neben ihm ein.
Viviane Chevalier betrat ihr kleines Quartier an Bord der Sepulo. Sie hatten den Ferengi-Frachter angefordert, um so die tatsächlichen Loyalitäten von Mark de Boer und Lew Sulik auf die Probe stellen zu können. Leider war sie nun nicht viel schlauer als vorher. Nach wie vor war sie unsicher, ob es sich bei den beiden um Maulwürfe handelte. Dem Kreis war klar, daß die Sternenflottensicherheit ihnen auf der Spur war. Ihr Job hier war gefährlich aber auch lohnend gewesen. Die wenigen Güter, die sie hatten schmuggeln können hatten sie äußerst lukrativ verkaufen können. X hatte das Unternehmen äußerst geschickt aufgebaut. Im Kreis selber befanden sich nur vier Personen. Jeder hatte eine klare Aufgabe. X hatte sie gleich zu Anfang beim Aufbau des Kreises einbezogen. Sie war zuständig für die Rekrutierung des Personals. Die vielen Jahre im Geschäft hatten sie schnell die passenden Leute finden lassen. Tirka war für den Transport der Güter von Gemini zum Zwischenlager zuständig. Von dort aus veranlaßte Gaila den Weiterverkauf an diverse spezialisierte Händler. Der gierige kleine Ferengi verfügte über hervorragende Kontakte. Wenn jemand wußte, wie und was sich zu verkaufen lohnte, dann er. Er war ein echter Glücksgriff gewesen, denn auf seinem Mond war die Zwischenlagerung der Objekte kein Problem. Und Youri machte die Suche nach den passenden Objekten mit seinem technischen Sachverstand erst möglich.
"Herein!", sagte sie, als ein leiser Piepston klar machte, daß jemand Einlaß begehrte. Tirka trat durch die sich öffnenden Türen. "Ich habe unsere beiden Gäste in der Arrestzelle untergebracht", verkündete er. Viviane nickte. "Sehr gut", sagte sie, während sie hinüber zu dem kleinen Tisch ging, auf dem sich eine Kommunikationseinheit befand. "Setz Kurs auf Bokirio", wies sie an. Sie überlegte kurz. "Und dann mach mir eine Verbindung zu X. Soll der Chef doch entscheiden, was aus Sulik und deBoer werden soll."
Nathan warf einen Blick zu dem Terminal auf seinem Schreibtisch. Es piepste und auf dem Monitor, der ihm zugewandt war konnte er sehen, daß es sich um die kodierte Frequenz handelte, die nur wenigen eingeweihten bekannt war.
"Sie müssen mich jetzt entschuldigen, Gentlemen", sagte er zu den drei Herren, die ihm gegenüber saßen. Es handelte sich samt und sonders um Mitarbeiter der Geschäftsführung seines Unternehmens. Die drei nickten und zogen sich eilig zurück. Sie wußten, daß der Chef bald wieder auf sie zukommen würde, da die Übernahme eines Konkurrenten unmittelbar bevor stand.
Kaum hatte sich die gepolsterte Tür hinter dem letzten geschlossen aktivierte Nathan die Kommunikationseinheit. "Viviane", begrüßte er die dunkelhaarige Frau. "X", antwortete diese geschäftsmäßig. Viviane kannte ihn nur unter diesem Kürzel. Ein niedriges Profil war in seinem Geschäft wichtig und er war fast sicher, daß Viviane nicht der eigentliche Name seiner Teilhaberin war. Zu auffällig war die Diskrepanz zwischen dem Äußeren der Frau und ihrem Namen.
"Wie läuft es mit Mr. deBoer und Mr. Sulik?", wollte er dann wissen. Eine weitere Bezugsquelle für die Güter, die sie veräußerten wäre ihm äußerst recht gewesen, nachdem es der Sternenflottensicherheit gelungen war, einige kleinere freie Mitarbeiter zu verhaften, galt es vorsichtig zu sein. Die beiden waren einfach zu gut um wahr zu sein.
"Die beiden haben durchschaut, daß wir darauf aus waren, sie zu testen. Ich fürchte, wir sind so weit wie vorher", antwortete Viviane. "Wo sind die beiden jetzt?", wollte Nathan dann wissen. "Sie befinden sich hier in unserer Arrestzelle. Ich nehme Sie mit zu Gaila, dort können wir sie erstmal sicher unterbringen", erklärte sie. Nathan nickte. "Ich denke darüber nach. Die beiden bleiben bis auf Weiteres unsere Gäste", antwortete er. Viviane nickte. "Ich kontaktiere Sie wieder, wenn wir Bokirio erreicht haben", sagte sie und beendete dann Verbindung.
Nathan stand mit dem Rücken zur Tür an seinem Fenster. Der Blick über die Hauptstadt von hier oben war phänomenal. Auch wenn sie Lichtjahre entfernt war, erinnerte sie ihn doch an San Francisko auf der Erde. Seine Familie stammte von der Erde, war jedoch vor vielen Jahren von dort ausgewandert. Erst hatten sie nur die Erde verlassen, als sich der Raum der frisch gegründeten Föderation rapide ausbreitete hatte die Familie jedes Mal die Zelte abgebrochen und war wieder ausgewandert. Im Laufe der Jahre hatte sich die monetäre Lage seiner Familie immer weiter verbessert und damit auch Macht und Einfluß. Der Konzern, den er leitete war auf den verschiedensten Gebieten tätig. Es gab nichts, mit dem die Firma nicht handelte, solange es nur legal war.
Für seine privaten Forschungen benötigte er Geld, viel Geld, das er nicht in unbegrenzter Menge aus seinem Unternehmen ziehen konnte, denn das hätte seinen Vorstand auf das kleine, aber feine private Labor, das er finanzierte aufmerksam gemacht. Und Aufmerksamkeit war das letzte, was er in diesem Zusammenhang wünschte, denn das, was er dort erforschte und produzierte war keineswegs so legal wie die Geschäfte seiner Firma. Und so war er neben seinem Privatvermögen stets auf der Suche nach weiteren Einnahmequellen für das Labor. Und so hatte er zugegriffen, als sich die Gelegenheit bot auf Gemini an rare Sammlerstücke heranzukommen. Es gab für alles einen Markt und je seltener das einzelne Stück war, für umso mehr Latinum ließ es sich verscherbeln.
In Hisicht auf die beiden Piloten der Katana war er unsicher. Es kam ihm vor, als halte ihm die Sternenflottensicherheit einen Knochen hin, um ihm dann die sprichwörtliche Schlinge um den Hals zu legen. Nicht, daß die Föderation hier draußen Jurisdiktion hatte, aber es war besser im Verborgenen zu bleiben. Das Risiko, das die beiden darstellten war einfach zu groß. Wenn Vivianne sich wiedermeldete, würde er die Liquidierung der beiden anordnen.
Ein leiser Piepser holte ihn aus seinen Gedanken. Ein Blick auf den Chronometer machte klar, daß es tatsächlich an der Zeit war.
Er ging hinüber zu der kleinen Kühleinheit seines Büros und holte einen kleine Ampulle und ein Hypospray hervor. Mit geübtem Handgriff legte er die Ampulle ein. Ein Klopfen an seiner Tür ließ ihn herumfahren. Auf sein "Herein" trat seine Sekretärin ein. "Zeit für Ihre Medizin?", fragte sie lächelnd, während sie mit einem Padd zu seinem Schreibtisch hinüberging. Er nickte, setzte das Hypospray an seinen Hals und entleerte die Ampulle in seine Schlagader. Ordentlich verrräumte er das Hypospray wieder und warf die nun leere Ampulle in den Müll. Dann ging er zurück zu seinem Schreibtisch.
"Die Unterlagen für das Treffen mit dem Aufsichtsrat?", fragte er dann. Seine Sekretärin nickte. "Die Herren werden in ca. 30 Minuten hier sein", bestätigte sie dann. Dieses Mal nickte er. "Dann ist es Zeit die Unterlagen nochmal durchzugehen", meinte er, während er sich niederließ und sich dann ganz in die Daten auf dem Padd vertiefte.
Sternzeit 62224.4
"Bericht", verlangte Captain Andersson militärisch knapp, als er energisch den Besprechungsraum betrat. Lieutenant Paice war vor Kurzem mit der modifizierten Spitfire von dem Erkundungsflug zurückgekehrt und die Auswertung der Sensordaten soeben abgeschlossen. Seine Führungscrew wartete bereits vor dem großen Wandterminal auf dem in einer taktischen Darstellung das Zielsystem und die Flugbahn der Spitfire aufgeführt waren. Dem Spitfire-Piloten war es tatsächlich gelungen bis in das System direkt zum besagten Mond vorzudringen. Als der Captain sich in die Mitte seiner Offiziere gestellt hatte, verschaffte er sich einen kurzen Überblick bevor sein XO die taktische Analyse vortrug und auf einzelne Punkte der Abbildung zeigte: "Das Sonnensystem ist teilweise vermint. Jedoch sehr unregelmäßig. Hauptsächlich die Standardeinflugschneisen und zusätzlich einige weitere Bereiche. Außerdem gibt es eine Reihe verschiedener Sensorbojen die als Detektoren dienen. Zusammen bildet dieses System eine Art drei dimensionales Labyrinth. Das System selbst ist also nicht gänzlich unzugänglich. Aber eben nur auf wenigen, sehr verschlungenen Umwegen."
Das System vorab mit einem Aufklärungsflug zu erkunden hatte sich also als vorteilhaft erwiesen, denn das Runabout hätte sich sonst nur mühsam und wahrscheinlich mit hohem Risiko durch diese labyrinthartigen Hindernisfelder navigieren lassen. Lieutenant Randon betätigte eine Schaltfläche, woraufhin die Detailansicht des Mondes mit weiteren taktischen Details aufgezeigt wurde: "Etwas anders sieht es jedoch beim Mond selber aus. Dieser wird durch ein hochkomplexes Abwehrsystem aus planetaren und orbitalen Waffen geschützt." Wieder änderte er die Anzeige und nun waren die in Verbund geschalteten Satelliten zu erkennen. Karl Theodor Randon erklärte: "Kernstück ist eine Reihe von Satelliten die die Umgebung scannen. Neben den üblichen Scannern werden im Zufallsprinzip auch Taychonenimpluse abgeben, offenbar um getarnte Schiffe aufzuspüren."
"Wird dies unseren bisherigen Plan mit dem getarnten Runabout vereiteln?", wollte Garrick Andersson besorgt wissen, doch sein XO schüttelte den Kopf und lächelte dabei beinahe schadenfroh: "Lieutenant Paice war in der Lage das Verteidigungssystem intensiv genug zu scannen. Wir kennen also die Schwachstellen. Das Satellitensystem ist schlecht justiert." "Das bedeutet?" "Das getarnte Runabout kann in einem gebührenden Abstand zum Mond in eine Umlaufbahn eintreten ohne aufgespürt zu werden. Die maximale Reichweite der Transporter lässt einen ausreichenden Sicherheitsabstand zu. Ein blinder Punkt auf den Sensoren bietet zusätzlichen Schutz."
"Sehr gut. Aber was ist mit möglichen Transporterscramblern auf der Mondoberfläche?" "Die Scans zeigen, dass kein derartiges System in der Villa oder an einem anderen Ort des Mondes installiert wurde. Mister Gaila fühlt sich offenbar sehr sicher..." Wieder änderte er die Bildschirmansicht, dieses Mal zum Grundriss der Villa mit umgebender Parkanlage: "Die aktuellen Scans des Gebäudes decken sich mit Geheimdienstinformationen von Lieutenant Toreen. Bei der Gartenanlage und dem weitläufigen Park selbst gibt es einige interessante Aspekte, die unsere Pläne jedoch nicht weiter stören. Hier können wir also fortfahren wie geplant. Entscheidend ist nur dass wir in der örtlichen Nachtzeit in der kurzen Phase der Wachablösung agieren."
Dann kehrte der XO mit einem Knopfdruck auf dem Display zur Hauptansicht des Sonnensystems zurück und erklärte anhand der Flugbahn der Spitfire: "Wir schlagen für das Runabout dieselbe Route vor, wie sie die Spitfire erkundet hat. Es ist die sicherste Route an den Minen und Detektoren vorbei. Eine maximale Höchstgeschwindigkeit von einem halben Impuls wird die Entdeckungsgefahr weiter minimieren."
"Gut, wie weit sind wir mit dem Umbau der Rhine?", richtete sich der Captain nun an seine Chefingenieurin, die umgehend antwortete: "Das Tarnsystem ist installiert und es werden in diesem Moment die letzten Tests vorgenommen. Die Modifikation ist in spätestens zwei Tagen abgeschlossen. Dann ist das Runabout einsatzbereit." "Ausgezeichnet, wie steht es um das Elite Force Team?" "Die Einsatzteams sind mit den Räumlichkeiten vertraut und die Abläufe sind so gut einstudiert, dass wir die gesamte Aktion in fünf Minuten durchführen können. Zusammen mit einem zeitlichen Sicherheitspuffer bleiben wir innerhalb der Wachablösung", erklärte Lieutenant Black auf die Frage ihres Captains, der daraufhin befahl: "Ausgezeichnet. Dann werden wir den Plan ausführen. Commander Randon, Sie entscheiden über den Beginn der Mission."
Sternzeit 62235.3
"Wir nähern uns den Zielkoordinaten", verkündete der Pilot Ian Paice auf der Brücke des Runabouts Rhine. Da er zuvor mit seiner Spitfire die sicherste Flugroute ausgekundschaftet hatte, war ihm aufgrund dieser Erfahrung die Aufgabe zugefallen, das Runabout zum Mond zu steuern. Aufgrund der verschlungenen Wege und der niedrigen Geschwindigkeit hatte der Flug bis zum Zielpunkt fast zwei Tage gedauert. Paice informierte die Elite-Force über den beendenten Anflug: "Machen sie sich einsatzbereit. Wir erreichen Punkt X-Ray."
"Verstanden!", antwortete ihm Lieutenant Black aus dem umgebauten Passagierbereich über die schiffsinternen Kommunikationskanäle und nickte ihren Teams vielsagend zu. Alle waren für die Mission in anthrazitfarbenen Ganzkörper-Kampfanzügen gekleidet und mit einem Nachtsichtgerät in Brillenform ausgestattet. Zur Selbstverteidigung im Notfall waren sie lediglich mit einem einfachen Standard-Handphaser bewaffnet. Der wesentliche Teil der Ausrüstung machten jedoch die zu installierende Spionagegeräte aus. Dazu zählten unter anderem spezielle Micro-Wanzen und moderne Micro-Kameras, alles aus den höchst geheimen Beständen des ominösen Toreen Akida. Jedem Teammitglied war ein ganz spezieller Bereich und ein einzelnes Spionagegerät für diese Mission zugeteilt worden. Entsprechend dieser spartanischen Ausstattung waren die Teammitglieder nach wenigen geübten Handgriffen einsatzbereit und Alexandra Black antwortete: "Elite-Force Team bereit zum Beamen."
Lautlos wie Katzen und unsichtbar wie Schatten in der Nacht huschten zahlreiche Gestalten durch die Räumlichkeiten Gailas. Auch wenn keiner von Ihnen jemals an diesem Ort gewesen war bewegten sie sich aufgrund der intensiven Trainingseinheiten so selbstsicher als befänden sie sich in ihrem eigenen Quartier. Die Geheimdienstquellen Toreens über das Innere der Villa hatten sich als äußerst präzise erwiesen und so saß jeder einzene Handgriff eines jeden Teammitgliedes und es war keinerlei Kommunikation über die Headsets notwendig. Alexandra Black prüfte gerade die Betriebsbereitschaft des Bioscanners an der Decke des großräumigen Wohnzimmers, als sie aus der Richtung des Ganges ein verdächtiges Geräusch hörte. Augenblicklich liess sie von ihrer Arbeit ab und in der Anspannung angesichts einer unbekannten Gefahr ging sie in Deckung. Sie lagen immer noch gut in der Zeit und die Wachablösung konnte es gemäß der Pläne nicht sein. Über ihr Headset informierte sie flüsternd ihre Teamkollegen: „Unerwartete Störperson. Hauptgang aus Richtung Schlafzimmer. Alle Aktivitäten einfrieren und Deckungsposition einnehmen.“
Eingefroren wie die Salzsäulen verharrten alle EF-Soldaten an Ort und Stelle oder hinter ausgewählten Deckungen und geschützt durch die Dunkelheit. Alle warteten trotz aller Professionalität höchst angespannt auf die kommende Situation. Eine plötzliche Entdeckung würde vermutliche jede Rückkehrchance vereiteln. Vielleicht sogar den Tod bedeuten.
Es erklangen die platschenden Geräusche von Schritten nackter Füße auf dem kalten Marmorboden und näherten sich dem Wohnzimmer. Dennoch durchdrang kein Lichtstrahl die Dunkelheit der Nacht. Mit dem Nachtsichtgerät war für Alexandra trotz der nächtlichen Schwärze die Umgebung deutlich zu sehen und aufmerksam beobachte sie die offene Türe zum Hauptgang der Villa. Aufgrund des Winkels ihres Verstecks konnte sie den dahinter liegenden Gang nicht völlig überblicken. Erst als ein Ferengi durch die Türe zum Wohnzimmer trat erschrak sie, es war die Zielperson.
Dieser ging trotz fehlenden Lichts wie zielsicher durch den Raum an Möbeln und Skulpturen vorbei ohne anzuecken oder sich zu stoßen. Die Elite-Force-Leiterin zog sich etwas weiter in die Deckung eines großen, antiken Schrankes zurück, denn der Waffenhändler näherte sich ihrer Position. Sie wagte kaum zu atmen. Näher und näher kam der Ferengi genau auf ihren antiken Schrank zu. Es war als ob ihr das Blut in den Adern schlagartig gefror, als Gaila nur wenige Zentimeter von ihr entfernt die Türen des Schrankes öffnete und ein Glas entnahm. Trotz dieser äußersten Stresssituation dachte sie professionell logisch und es schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf: "Wie kann er mich auf diese kurze Distanz nicht bemerken?" Trotz der fast pechschwarzen Dunkelheit und ihrer absolut beherrschten Atmung schien es ihr dennoch unwahrscheinlich, dass der Ferengi absolut nichts bemerkte und nicht wenigstens etwas ahnte.
Gaila schloss die Schranktür wieder und wandte sich um, dabei starrte sein Blick für den Bruchteil einer Sekunde genau in ihre Richtung, beinahe in ihr Gesicht. Explosiver Schrecken und blitzartige Erkenntnis lösten sich in Alexandra in Bruchteilen von Sekunden ab. Als sich der Ferengi umdrehte und mit samtener Stimme wie ziellos durch die Nacht sprach "Schenke mir ein vom Latinuum, ich habe Durst und muss noch den Flug nach Risa schaffen..." war der Elite-Force-Leiterin plötzlich klar: Gaila schlafwandelte.
Dennoch fiel die Anspannung erst von ihr ab, als er unter weiterem zusammenhanglosem Gemurmel im Gästebad verschwand und dort hörbar die Badewanne einlaufen liess. Dennoch blieb die Situation kritisch, so lange der Ferengi als potentieller Störfaktor auf den Beinen war. Daher gab sie über das Headset nur bedingt Entwarnung und befahl: "Installationen fortfahren und so schnell wie möglich abschließen. Reservezeit läuft seit 30-ig Sekunden. Beeilung!"