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Sieh nicht zurück
Autor: Garrick Andersson
Autor: Alexandra Black
Autor: Seeta Yadeel
„Niemals zurücksehen Mr. Andersson. Niemals zurücksehen. Vorne liegt die Zukunft.“ Garrick Andersson hörte noch einmal diese Worte Captain Geodis', denen er nur teilweise zustimmen konnte. Selbst in der kurzen Zeit, in der er an Bord war, hatte es genug Ereignisse gegeben, an die es sich zu erinnern lohnen würde. Trotzdem war in diesem Augenblick tatsächlich eher der Moment nach vorne zu sehen – auf den langen Tisch im Besprechungsraum, um den sich an diesem Morgen wie üblich die Führungsoffiziere versammelt hatten. Nur Dalen Lazarus wurde noch von Rahel Goldzweig vertreten.
Für einen Moment sah er jeden einzelnen der Anwesenden an. Mit Sicherheit fragten sie sich, wo der Captain blieb. Die meisten von ihnen hatten zudem bereits die schwierige Zeit miterlebt, in der Captain Needa plötzlich verschwunden und später erst als Erinnerung ihrer Nachfolgerin zurück gekehrt war. Wie würden sie also diese Nachricht aufnehmen? Um es nicht länger hinauszuzögern sagte er schließlich: „Also, fangen wir an. Und ohne weitere Umschweife komme ich gleich zu einem sehr wichtigen Punkt: Captain Geodis hat gestern Nachmittag das Schiff verlassen und wird auch nicht zurückkehren. Bis das Kommando einen Ersatz für sie geschickt hat, wurde das Kommando auf mich übertragen.“ Wieder sah er kurz von einem zum anderen. Manchen sah man ihre Verwunderung über diese Information an, Goldzweig wirkte etwas erschrocken und Lew sah aus, als hätte er ohnehin mit so etwas gerechnet. Aus den Gesichtern der anderen konnte man nicht ablesen, was sie davon hielten, vielleicht wussten sie auch tatsächlich nicht, was sie davon zu halten hatten. Trotz allem hatten die Anwesenden diese Information jedoch still aufgenommen und niemand schien dazu Fragen stellen zu wollen, was Garrick ein wenig wunderte. Aber auf der anderen Seite war er auch ganz froh darum, schließlich wusste er selbst auch nicht mehr, als das, was er bereits gesagt hatte. „Ja, und unser zweiter Punkt ist unser neuer Auftrag.“, fuhr er fort. „Wir folgen Dr. Lazarus nach Magrathea. Unseren letzten Informationen zu folge hat er dort die Verantwortliche für die Untersuchung im Verschwinden seines Sohnes zwar getroffen, aber seit dem gab es keine Meldung mehr. Weder von ihm, noch dieser Beauftragten. Die Sternenflotte hat außerdem zu drei weiteren Offizieren, die auf Magrathea waren, den Kontakt verloren. Wir sollen der Sache jetzt auf den Grund gehen. Der Kurs wurde bereits gesetzt und wir sollten in 18 Tagen dort sein.“ „Sir“, meldete sich Sicherheitschef Ramirez zu Wort, „wäre es nicht besser, wenn sich ein Schiff darum kümmern würde, dass näher an Magrathea dran ist? Wenn so viele Leute dort verschwunden sind, sollte jede Minute zählen!“ „Ich dachte auch zuerst, man hätte uns für diese Mission ausgewählt, weil es sich bei Dr. Lazarus um eines unserer Crewmitglieder handelt. Aber tatsächlich sind wir das Schiff, dass derzeit am ehesten dort sein kann, und nicht handlungsunfähig ist. Es gibt ein Forschungsschiff in der Nähe, das angewiesen wurde, das System sofort zu verlassen, oder es würden Gegenmaßnahmen ergriffen. Man erkennt es nicht als Sternenflottenschiff an, weil die Besatzung fast nur aus Wissenschaftlern besteht. Zwei Frachtern erging es ähnlich.“ „Sie schotten sich immer weiter ab.“, erkannte Ramirez richtig und grub in seinen Erinnerungen nach ihm bekannten ähnlichen Fällen.
„Hören Sie“, flüsterte Dalen so leise, dass selbst Caressia, die dicht neben ihm kauerte, Schwierigkeiten hatte, ihn zu verstehen. „möglicherweise sollten wir uns einen anderen Plan überlegen. Ihr Freund scheint ja nicht mehr zurück zu kommen und wir können nicht einfach hier...“ „Nein“, zischte die Elirianerin entschlossen. „Er wird wieder kommen.“ „Was macht sie da so sicher? Je länger wir warten, desto gefährlicher! Er könnte uns verraten haben. Es könnte ihm genauso gut 'nur' etwas zugestoßen sein... Aber wir müssen hier raus!“ Der Tev'Mekianer deutete auf die gegenüberliegende Zellentür, durch die sie nun sehen konnten, wie ein ausgemergelter Mann mit zerrissener Kleidung von zwei Wachleuten davon geschleift wurde. Täglich bekamen sie mehr solcher Szenen zu Gesicht. Leute wurden weggebracht. Doch keiner von ihnen kehrte später in seine Zelle zurück und Dalen glaubte nicht, dass diese Leute einfach wieder frei gelassen wurden. Erst zwei Tage zuvor hatte man aus ihrer eigenen Zelle eine ältere Frau verschleppt, die die ganze Zeit stumm in einer Ecke der Zelle gesessen hatte. Caressia betrachtete missmutig den Wachmann, der bereits vor zwei Wochen Rueben ersetzt hatte. Nur einen Tag nachdem er ihr stumm zu verstehen gegeben hatte, dass er ihnen bei ihrer Flucht behilflich sein würde, war er nicht mehr aufgetaucht. Aber die Elirianerin glaubte nicht, dass er sie verraten hatte. Sie hatte seine Zuversicht und Entschlossenheit sein Versprechen in die Tat um zu setzen gespürt. Vielleicht war er zur Zeit nur in einem anderen Zellenkomplex eingesetzt? Sie war sich einfach sicher, dass er längst Vorbereitungen traf, um ihnen hier heraus zu helfen. Außerdem sträubte sich alles in ihr, einen Ausbruchsversuch mit ungewissem Ausgang zu starten und dabei ihre Assistentin Lidia zurücklassen zu müssen. Sie hatte noch immer nicht heraus gefunden in welcher anderen Zelle sie untergebracht war und sollten sie überstürzt fliehen müssen, um das Überraschungsmoment nutzen zu können, würde nicht genug Zeit bleiben, nach Lidia zu suchen. „Er hat uns nicht verraten.“, beharrte Caressia. „Lassen sie uns noch zwei Tage warten. Nur zwei Tage.“ Dalen warf einen Blick auf Adana, die sich erschöpft an die Schulter ihres Sohnes lehnte. Ihr schien die Gefangenschaft von allen am schwersten zu zusetzen. Es war schwer zu sagen, ob sie schlief oder bewusstlos war. Von Zeit zu Zeit halluzinierte sie sogar, redete mit der kleinen Ena, die zur Zeit bei den Maddigans auf der Katana war oder zitterte unkontrolliert. „Das dauert zu lange.“, erwiderte Dalen eindringlich. „Meinetwegen warten wir bis morgen Abend, aber keinesfalls länger. Jeden Augenblick könnten sie jemanden von uns raus holen – das ist zu riskant.“
„Herein“, sagte Garrick bereits wenige Augenblicke, nachdem seine Türglocke verkündet hatte, daß jemand vor seiner Tür stand und Einlaß begehrte. Er saß an seinem Schreibtisch und las „Engineers Magazine“, eine der am weitesten verbreiteten Zeitschriften für Ingenieure. Er hatte sich nie dazu durchringen können, sein Abo zu kündigen. Er war seinerzeit aus Leidenschaft Ingenieur geworden und daran hatte seine Versetzung in die Kommandoabteilung bisher nichts geändert. Allerdings hatte er bereits vor einigen Monaten festgestellt, daß es ihm zunehmend schwerer fiel, auf dem Laufenden zu bleiben.
Die Tür öffnete sich und er sah sich Chefingenieurin Yadeel gegenüber. Die Frau trat ein und fragte, ob sie ihn stören würde. Er schüttelte verneinend den Kopf, was dazu führte, daß sie sich ihm gegenüber niederließ. „Sir, wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich gerne die Prüfungen jetzt ablegen“, erklärte sie. Er sah sie erstaunt an. Die von ihm veranschlagten sechs Monate waren noch längst nicht rum.
„Sind Sie da sicher, Commander?“, fragte er nach. Sie nickte. „Natürlich, Sir“, bestätigte sie auch verbal seine Frage. Er guckte skeptisch. „Normalerweise werden für Vorbereitungen auf die Prüfung an der Akademie drei Monate veranschlagt“, meinte er. Sie versuchte ruhig zu blieben, obwohl der Lulatsch offensichtlich ihre Worte mal wieder anzweifelte. „Sir, die letzte Mission hat die technische Abteilung nicht sonderlich gefordert. Die Routinearbeiten kann ich ohne Probleme meiner Stellvertreterin überlassen. Und die freien Kapazitäten, die dadurch bei mir entstanden sind, habe ich zum Studium des Stoffes verwandt“, erklärte sie ihm. Die Tatsache, daß sie auch fast ihre ganze Freizeit darauf verwendet hatte ging ihn nichts an, und dementsprechend ließ sie diesen Teil aus.
Garrick sah sie verwundert an: „Ich habe ihnen absichtlich mehr Zeit gegeben, damit Sie nicht bei der Ausübung ihrer übrigen Pflichten gestört werden, Commander“, gab er an. Sie biss die Zähne zusammen und meinte: „Möchten Sie damit andeuten, ich wäre meinen Pflichten nicht nachgekommen, Sir?“ Er war versucht zu seufzen. Natürlich hatte er das nicht damit sagen wollen. Er fragte sich mal wieder, warum sie ihm gegenüber so feindselig war. Er hatte nie erlebt, daß sie ein derartiges Verhalten irgendwem sonst gegenüber an den Tag gelegt hatte.
„Nein, Commander, das wollte ich damit nicht sagen“, meinte er mit mehr Geduld, als er eigentlich empfand. „Ich wollte lediglich Ihre Beweggründe erfahren, warum Sie die Zeit, die ich Ihnen angeboten habe, nicht in Anspruch genommen haben“, fragte er genauer nach. Sie stutzte kurz, denn er sah wirklich ehrlich aus. „Nun, Sir, wie Sie ja bereits wissen, war ich von der Idee, diese Prüfung abzulegen nicht sonderlich begeistert. Sie wissen ja, wie das ist. Man legt die Prüfung ab und Ruck Zuck holen Sie einen aus dem Maschinenraum und streifen einem die rote Uniform über“, erklärte sie. Er nickte, denn er war sich dessen bewußt, was es bedeutete gegen den eigenen Willen in eine Kommandolaufbahn gepreßt zu werden. „Das erklärt aber nicht, warum Sie es so eilig haben, die Prüfung abzulegen, Commander“, meinte er.
Sie hob ihre Schultern. „Nun, Sir, ich vertrete die Ansicht, daß man unangenehme Dinge besser sofort erledigt“, meinte sie etwas unsicher. Er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Das machte Sinn, denn Yadeel hatte sicherlich keine Probleme, den sprichwörtlichen Stier bei den Hörnern zu packen. Und so nickte er schließlich. „Morgen früh auf dem Holodeck. 0700, Commander“, ordnete er an und sah dann zu, wie sie nach einem bestätigenden Nicken sein Büro verließ.
Den ersten Prüfungskomplex, der technische Fragestellungen beinhaltete, empfand Seeta schon fast als Beleidigung ihrer Kompetenz. Ihrer Meinung nach hätte jeder Kadett mit technischer Ausrichtung im zweiten Jahr diesen Stoff fehlerfrei beherrschen müssen. Der erste Teil der Prüfung bestand aus einem Multiple-Choice-Test, den die Zanderianerin – wie nicht anders zu erwarten – in Rekordzeit fehlerfrei ablieferte. Der zweite Teil beinhaltete eine Holodeck-Simulation, in der Seeta als kommandierende Offizierin eine technische Entscheidung fällen musste, da ihr holographisches Gegenstück offenbar nicht zu einer fundierten Aussage in der Lage war. Als die Simulation geendet hatte, wandte sich die Zanderianerin auch gleich verärgert an den dänischen XO: „Wollen Sie mich beleidigen oder was sollten diese Tests? Nie im Leben würde ich eine solch stümperhafte Analyse vorlegen! Dafür hätte mich Admiral Terhen an der Akademie gevierteilt!“ Garrick schmunzelte und hob abwehrend und beruhigend die Hände. Er erlebte ein Deja-Vú. „Regen Sie sich bitte wieder ab, Commander. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass dieser Teil für einen Ingenieur eigentlich viel zu leicht ist. Aber Sie müssen bedenken, dass auch Offiziere, die zum Beispiel dem medizinischen Stab angehören, diese Prüfung meistern müssen. Da kann man nun einmal nur das rudimentärste Wissen abprüfen. Ich verspreche Ihnen, die nächsten Prüfungen werden eine größere Herausforderung darstellen.“ Seeta grummelte noch immer. Wie hatte der Lulatsch es wagen können, für einen derartig inkompetenten Chefingenieur ausgerechnet eine Holosimulation ihrer Person zu nehmen?! Der Erste Offizier schien diesen Gedanken zu ahnen: „In den Simulationen werden bewusst die Crewkameraden der Prüflinge eingesetzt, um eine möglichst realistische Umgebung, die aber trotzdem vertraut ist, zu erschaffen.“
'Nun, wie macht sich Lieutenant Commander Yadeel bei den Kommandoprüfungen?' Garrick saß am Schreibtisch im Bereitschaftsraum des Captains und studierte die monatlichen Crewbewertungen. Er hielt gerade die Dienstakte der Chefingenieurin in den Händen und ihm war, als habe er deutlich Captain Geodis' Stimme vernommen. Nachdenklich ließ der Däne das Datenpadd sinken und starrte auf die gegenüberliegende Wand. Ein wenig war ihm der Anblick des Raumes von dieser Seite des Schreibtisches aus noch immer fremd. Er hatte sich an seine neue Vorgesetzte und die regelmäßigen dienstlichen Besprechungen mit ihr gerade erst gewöhnt, und fand, dass ihm das Schicksal viel zu schnell wieder die Verantwortung für ein Raumschiff übertragen hatte. Er wusste, er würde diese Verantwortung erfüllen können, hoffte aber gleichzeitig, dass man im Oberkommando möglichst schnell einen geeigneten Ersatz für die Trill finden mochte. Jetzt seufzte Garrick leicht, als er in Gedanken der unausgesprochenen Frage antwortete: 'Sie hat mich ein wenig an mich selbst erinnert, als ich zu dieser Prüfung verdonnert wurde, Captain. Sie ist mit Leib und Seele Ingenieurin und würde sich zur Zeit vermutlich an den Warpkern ketten oder sich eher mit ihm vom automatischen Abwurfsystem von Bord sprengen, als ihren Maschinenraum zugunsten eines Kommandopostens zu verlassen.' Gerade im Augenblick konnte der Däne dies der Zanderianerin überhaupt nicht verdenken. 'Sie hat kürzlich den ersten Test erfolgreich absolviert, was aber auch nicht erstaunt, da es sich um die technischen Fragestellungen handelte. Ich habe deutlich gemacht, dass die nächsten Prüfungen komplizierter sein werden und gehe davon aus, dass sie den entsprechenden Einsatzwillen zeigen wird, der erforderlich ist.' Eine weitere Frage, welche die Captain sicher gestellt hätte, kam ihm in den Sinn: 'Dann wird sie den Test bestehen?' Der XO dachte selbst kurz darüber nach: 'Bisher deutet alles darauf hin, aber Sie wissen selbst um die steigenden Herausforderungen.' Er wusste nur zu gut, wie solche Themen dann üblicherweise beendet wurden: 'Gut. Halten Sie mich über Miss Yadeels Fortschritte auf dem Laufenden!' – 'Selbstverständlich, Captain.' Er blickte sich einmal mehr kurz im Bereitschaftsraum um, in dem aber bereits nichts mehr an die ehemalige Kommandantin erinnerte. Sie hatte selbstverständlich ihre persönlichen Gegenstände mit von Bord genommen, als sie die Katana verlassen hatte. 'Niemals zurücksehen Mr. Andersson. Niemals zurücksehen. Vorne liegt die Zukunft', echote ihre Stimme erneut in Garricks Geist. Er lehnte sich in dem bequemen Stuhl zurück und ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Zum Teufel mit der Zukunft! Er würde sich an Captain Natall Geodis erinnern, ob sie das wollte oder nicht, auch, wenn er sie kaum richtig gekannt hatte. Er war ihr Erster Offizier gewesen, das würde er nicht vergessen. Zufrieden legte er Seetas Dienstakte aus der Hand und wandte sich dem nächsten Datenpadd zu.
Tag 8 auf der Reise der Katana gen Magrathea war angebrochen und im Briefingsraum der EliteForce-Staffel hatten sich außer eben dieser Einheit noch weitere Sicherheitsoffiziere sowie die A20-Squadron um Lew Sulik versammelt. Lew selbst hatte sich vorne bei Ramirez und Black aufgestellt und gab mit den beiden zusammen den übrigen Anwesenden einen Überblick über das System, in dem sich Magrathea befand und den Planeten selbst, falls sie dort einen Einsatz zu absolvieren haben würden. Gerade war der Squadron-Leader dabei näheres über die typischen aerodynamischen Beschaffenheiten innerhalb der magratheanischen Atmosphäre zu informieren. Ian Paice war damit bereits vertraut und lehnte sich etwas zu seinem Kollegen Jon hinüber. „Auf dem Planeten gibt’s die beste Bar in der ganzen Galaxie. Ich schätze ein Abstecher da hin, wird nicht drin sein.“, raunte er bedauernd. Von der anderen Seite lehnte sich Falardeau herüber: „Ja, aber wenn die so weiter machen, gibt’s dort bald eh nur noch einheimische Getränke, dann kannst Du die Bar eh vergessen.“ „Noch irgendwelche Fragen?“, donnerte Ramirez' Stimme bewusst in die Richtung der Flüsternden, erhielt jedoch keine Antwort darauf. „Gut, dann ist das Briefing hiermit beendet. Die Trainingspläne im Magrathea-Umfeld sollten sie bereits erhalten haben. Wegtreten.“
Alexandra Black folgte den Mitglieder des EliteForce-Teams. Die erste Trainigseinheit hatten sie bereits am Morgen absolviert und die nächste war für den kommenden Nachmittag angesetzt. Chung erzählte gerade seinen Kollegen von dem Gespräch zwischen Ian Paice und Benoit Falardeau, dass er in Bruchstücken mitbekommen hatte. „Von der Bar hab ich auch schon mal gehört.“, meinte Bronson. Und als er Goldenburgs belustigtes Kopfschütteln bemerkte fragte er: „Was?“ „Magrathea hatte mehr zu bieten, als nur eine gute Bar. Die Universität z. B. und die größte Bibliothek des Quadranten, voll mit echten Büchern...“ „Tja“, mischte sich Graupelz ein, „wieder einmal ein Beispiel dafür, dass auch die größte und beste Kultur von der falschen Regierung zu Grunde gerichtet werden kann.“ „Bisher sind das aber alles nur Gerüchte“, kommentierte T'Clea sachlich. „Auch deshalb sind wir dorthin unterwegs.“, meinte Alexandra schließlich. „Wäre an den Gerüchten nichts dran, würden dort nicht reihenweise Föderationsbürger verschwinden.“ „Aber weshalb fällt es der Bevölkerung nicht auf?“, gab T'Clea zu bedenken. „Ganz einfach: Nicht jedes Volk denkt so logisch und praktisch wie die Vulkanier. Man schüchtert die Bevölkerung ein oder spinnt ein Netz aus Lügen. Niemand möchte sehen, dass er mit seiner Wahl der Volksvertretung jemandem zur Macht verholfen hat, der nichts scheut, um diese Macht auch vollkommen auszuüben. Da glaubt man lieber an eine haarsträubende Lüge, als daran, dass ständig Leute verschwinden – ganz zu schweigen davon, darüber nachzudenken, was wohl mit ihnen geschieht. Und diejenigen die es wissen, haben vermutlich Angst, es könnte ihnen genauso ergehen, wenn sie den Mund aufmachen...“, meinte Black bitter. „Aber Sie haben Recht“, fuhr sie an T'Clea gerichtet fort: „Vielleicht gibt es ja einen guten Grund für diese seltsamen Gerüchte – wir werden es vermutlich bald herausfinden.“
Im zweiten Prüfungskomplex ging es um das diplomatische Geschick der Probanden. „In dieser Simulation kommandieren Sie die Katana, Commander. Das Schiff befindet sich außerhalb des Föderationsraumes und Sie werden auf eine unbekannte Spezies treffen“, erläuterte Garrick. „Noch Fragen?“ Leicht angespannt hockte Seeta neben dem XO auf dem Sitz des Captains und schüttelte stumm den Kopf. „Gut, Computer: Simulation abfahren!“ befahl Garrick daraufhin und lehnte sich entspannt zurück. Seeta warf ihm einen funkelnden Blick zu: „Wie können Sie sich nur so hinfläzen?! Ich hab hier schließlich eine Aufgabe zu erfüllen!“ Der Däne nickte ihr zu und nahm eine angemessenere Haltung auf seinem Sitz ein. Insgeheim freute er sich, dass die Zanderianerin die Prüfungen nun mit gewissem Eifer anzugehen schien und den Eindruck erweckte, sie wirklich gut bestehen zu wollen. Captain Geodis und er hatten sich in ihr also nicht getäuscht. „Ein Schiff kommt in Sensorreichweite“, meldete wenig später Manoel Ramirez von der Sicherheitskonsole. „Es geht auf Abfangkurs, Captain.“ – „Auf den Schirm!“ befahl Seeta augenblicklich. Die Darstellung des Hauptschirms änderte sich und zeigte ein Raumschiff völlig unbekannter Bauart. „Analyse!“ forderte sie nun. „Nichts Vergleichbares in den Datenbanken“, meldete Marina DeSoto von der Ops. „Ihr Defensiv- und Offensivpotential ist dem unseren mindestens ebenbürtig, Captain“, ergänzte Ramirez. „Soll ich ein Ausweichmanöver initiieren?“ erkundigte sich Tomm Lucas von der Conn. Seeta traf eine schnelle Entscheidung: „Nein. Gehen Sie unter Warp, Mr. Lucas. Ich schätze, wir haben die Gelegenheit, jemand Neues kennenzulernen. Die Grußfrequenzen öffnen!“ – „Sind offen“, kam Augenblicke später die Bestätigung von DeSoto. Die Zanderianerin erhob sich aus dem Captainssessel und sagte: „Hier spricht Lieu... Captain Yadeel vom Föderationsraumschiff USS Katana. Wir grüßen Sie. Wir befinden uns auf einer friedlichen Mission zur Erforschung der Galaxis und sind auf der Suche nach neuen Lebensformen. Wir würden gerne einen Kontakt mit Ihnen herstellen.“ Nichts geschah. Nach einer Weile erkundigte sich Seeta: „Haben sie die Nachricht empfangen?“ – „Positiv. Technisch sind die Fremden in der Lage, über Subraumfunk zu kommunizieren“, bestätigte DeSoto. „Sie gehen soeben unter Warp“, ergänzte Ramirez. „Sind immer noch auf Abfangkurs.“ – „Mr. Lucas, Ausweichmanöver. Status ihrer Waffen?“ – „Sind deaktiviert, Captain.“ Tomms Finger flogen über seine Konsole, doch er meldete: „Sie passen sich unserem Kurs an, Captain.“ Seeta nickte Marina an der Ops zu, die daraufhin die Grußfrequenzen erneut öffnete. Die Zanderianerin sprach weiter: „An das fremde Schiff achtern: Bitte identifizieren Sie sich und nennen Sie Ihre Absichten. Anderenfalls muss ich Ihren Anflug als Bedrohung für mein Schiff interpretieren und entsprechende Maßnahmen einleiten.“ Jetzt wechselte der Hauptschirm und zeigte das Bild eines nahezu menschlich wirkenden Mannes: „Sie drohen uns? Zuerst fliegen Sie in unseren Raum ein und dann wagen Sie es, uns zu drohen?! Und was hat überhaupt eine Frau auf der Brücke eines Schiffes verloren?“ – „Ich versichere Ihnen, wir hegen keinerlei feindliche Absichten. Wie ich schon sagte, befinden wir uns auf einer friedlichen Forschungsmission. Dieser Teil des Alls ist uns bislang unbekannt, daher war uns nicht bewusst, dass Sie Anspruch darauf erheben. Wenn Sie es wünschen, werden wir uns zurü...“ – „Dann sollten Sie sich besser vorher informieren, bevor Sie so mir nichts, dir nichts irgendwo hinfliegen! Oder sollten Sie am Ende vom Kurs abgekommen sein?“ Verhaltenes Gelächter war aus dem Komsystem zu hören. „Sagen Ihre Männchen vielleicht auch mal was?!“ Der Blick des Fremden ruhte nun auf Garrick, der bislang still auf seinem Sitz gehockt hatte. Jetzt warfen er und Seeta sich einen Blick zu. Der Zanderianerin wurde klar, dass sie nun zu entscheiden hatte, wer auf diese Verbalattacke reagieren sollte. Ihrer Meinung nach gab es nur eine Möglichkeit. Sie entgegnete: „In unserer Gesellschaft sind Frauen und Männer gleich gestellt. Jeder, der über die entsprechende Ausbildung und Qualifikation verfügt, kann ein Raumschiff kommandieren. Die Katana ist nun mein Schiff, daher werden Sie mit mir reden müssen.“ Garrick ließ sich nicht anmerken, ob dies nun die richtige Entscheidung gewesen war oder nicht. Ihrem Gegenüber auf dem Hauptschirm schien das nun nicht zu gefallen: „Nun, wie Sie meinen, Captain.“ Er betonte das letzte Wort abfällig, dann fuhr er fort: „Ich will Ihnen mal glauben, dass Sie tatsächlich nur friedliche Forscher sind. Aber Ihrer Gesellschaftsstruktur fehlt es an der nötigen Ordnung. Somit stellt Ihre Anwesenheit in unserem Raum eine Gefährdung für unser Volk dar. Ich fordere Sie daher auf, unser Hoheitsgebiet umgehend wieder zu verlassen!“ Seeta wirkte leicht enttäuscht, aber sie erwiderte: „Wir respektieren Ihren Wunsch selbstverständlich, auch wenn ich ihn durchaus bedauere. Um nicht noch einmal unabsichtlich Ihre Grenzen zu verletzen, möchte ich Sie nur noch um eine Sternenkarte bitten, aus der Ihre Gebietsansprüche hervorgehen. Wir übermitteln Ihnen unsererseits die Grenzen der Vereinten Föderation der Planeten.“ Sie nickte DeSoto zu, die ein entsprechendes Standarddatenpaket übermittelte. „In Ordnung. Leben Sie wohl!“ Die Verbindung unterbrach und Marina bestätigte den Erhalt der Sternenkarte. „Mr. Lucas, wenden Sie die Katana und ermitteln Sie den kürzesten Weg aus dem Raum der Fremden. Warp sechs.“ Die Simulation fror ein. Seeta sank seufzend auf dem Captainssessel zusammen. „Das war wohl keine Glanzleistung, oder, Sir?“ fragte sie nach. Garrick wiegte den Kopf und schmunzelte: „Nun, ich habe schon von Fällen gehört, in denen diese Simulation mit einem schweren Gefecht geendet hat. Sie haben sich gut geschlagen, Commander.“ – „Wie kann es eine technisch hochentwickelte Spezies mit solch antiquiertem Rollenbild geben?“ ereiferte sich die Chefingenieurin nun. Das Schmunzeln im Gesicht des Ersten Offiziers verstärkte sich: „Naja, sie sollten mal die Variante für die männlichen Prüflinge sehen. Ein fremdes Schiff voller wilder Amazonen...“ – „Das ist ein Scherz, Sir!“ – „Ja, das dachte ich damals auch. Ich muss zugeben, mein Lachanfall war eher kontraproduktiv...“ Jetzt grinste die Zanderianerin amüsiert, als sie sich jene Begebenheit vorstellte. Garrick wurde jedoch wieder ernst: „Aber wie Sie sehen, habe ich jene Prüfung trotzdem gemeistert. Genauso wie Sie. Sie haben immerhin einen ersten Kontakt zu einer neuen Spezies hergestellt, Verhandlungen geführt und letzten Endes eine friedliche Übereinkunft erzielt. Es wäre wünschenswert, wenn manch anderer Erstkontakt so gut verlaufen wäre, nicht wahr?“ Dem musste Seeta zustimmen, doch sie erkundigte sich trotzdem, während sie gemeinsam mit Garrick das Holodeck wieder verließ: „Hätte ich denn noch etwas besser machen können?“ Der Erste Offizier dachte kurz darüber nach: „Ich glaube kaum. Jene Spezies ist sehr in ihren Ansichten verwurzelt. Sie standen auf verlorenem Posten, Commander.“ Die Zanderianerin nickte, bevor sie weiter fragte: „Und meine Entscheidung, nicht Ihnen – als Mann – das Wort zu überlassen?“ Nun schmunzelte der Däne: „Sicher, das wäre eine Möglichkeit gewesen. Aber wie Sie sagten: Sie waren der Captain und damit oblag es Ihnen, die Verhandlungen zu führen. Hätten Sie sich anders entschieden, hätten Sie erlebt, dass die Fremden Sie daraufhin für feige gehalten hätten. Das ist genau die Strategie, die man wählen muss, um mit ihnen richtig Ärger zu kriegen...“ Jetzt zog Seeta eine Augenbraue hoch: „Oh...“ meinte sie schlicht, als sie bemerkte, dass Garrick ganz offensichtlich wieder von seinem Erlebnis mit jener Prüfung berichtete.
Es war irgendwann mitten in dem künstlichen Nachtzyklus des Gefängniskomplexes. Oder zumindest hielten sie diese Zeiten für so etwas, denn ab einer gewissen Uhrzeit wurden die ohnehin schon sehr schwachen Lichter in den Korridoren noch weiter gedimmt. Dalen hatte gerade in einen unruhigen Schlaf gefunden, als Caressia ihn heftig wach rüttelte. „Er ist zurück!“, verkündete sie aufgeregt. Der Tev'Mekianer war sofort hellwach. Von gutem gesundem Schlaf, konnte man hier sowieso höchstens träumen. Sein Blick folgte dem der Elirianerin. Und tatsächlich – Rueben war wieder da. Caressia konzentrierte sich. Rueben erinnerte sich noch immer deutlich an die Fähigkeiten der Frau, die ihn um Hilfe gebeten hatte und drängte einen wichtigen Gedanken in den Vordergrund, damit sie wusste, was geschehen war. In dem Viertel, in dem er wohnte, hatte es eine Demonstration gegen die neuen Anti-Terror-Gesetze gegeben, die völlig ausgeufert war. Als Sicherheitsbeamter war er dort kurzfristig eingesetzt und dabei auch verletzt worden. Doch während seiner Abwesenheit hatte er genug Zeit gehabt, sich einen Plan zurecht zu legen. 'Die Bewachung wird ab morgen verstärkt. Wenn Sie hier raus wollen, müssen wir das heute Nacht tun. Sind Sie alle bereit?' Der Wärter sah fragend zu ihnen herüber. Caressia wurde schneebleich. Je schneller desto besser! 'Meine Assistentin!' Rueben sah sich um, ob ihn auch niemand beobachtete, dann verschwand er für einen Augenblick. Als er zurückkam huschte er hastig zu ihrer Zelle hinüber und warf ihnen ein Bündel aus Decken hinein. „Da sind Uniformen drin und hier eine Kappe.“ Die reichte er an Dalen. „Ziehen Sie die Sachen an und kein Mucks!“, zischte er. „Ich bin gleich wieder da.“
Der Tev'Mekianer zog hastig die Uniform über und stellte fest, dass er sich vorläufig wohl keine Gedanken um irgendeine Diät zu machen brauchte. Dann beugte er sich über seine Frau. „Adana, Liebes. Kannst Du mich hören? Adana?“ Sie wachte auf und blickte verstört um sich. „Was?!“, fragte sie irritiert. Erst als sie Atrin und Caressia bemerkte, kehrte die Erinnerung langsam zurück und sie begann zu zittern. „Komm, steh auf.“, drängte Dalen sie sanft. „Ich helfe Dir. Wir sind gleich hier draußen. Gleich.“ Doch kaum stand die zierliche Frau auf den Beinen, knickte sie zusammen wie ein nasser Sack. Normalerweise hätte Lazarus sie problemlos stützen können, aber ihm hatten die Wochen der Gefangenschaft ebenso zugesetzt wie ihr. So schaffte er es nur mit viel Mühe, sie vor einem Sturz zu bewahren. Atrin, der schon viel länger hier einsaß als sie und sicherlich einige Strapazen mehr über sich hatte ergehen lassen müssen, denn er war in den ersten Wochen seines Aufenthalts hier ständig verhört worden. Doch wenn es auch das letzte war, was er sich erhofft hatte, seine Eltern in der gleichen Zelle zu sehen, deren Wände mit jedem Tag dichter an ihn heran zu rücken schienen, so hatte ihn dieser Umstand doch irgendwie wieder aufgerichtet und neuen Mut schöpfen lassen. Mit überraschender Kraft trat er nun von der anderen Seite an seine Mutter heran und half Dalen sie zu stützen.
Es dauerte viel zu lange, bis Rueben zurückkam. Zumindest kam es ihnen allen wie eine Ewigkeit vor. Er öffnete die Zellentür und winkte sie heraus. Caressia sah er mit einem vielsagenden Blick an. „Sie ist nicht mehr da. Möglicherweise ist sie verlegt worden.“ „Ich kann nicht ohne sie gehen.“, beharrte die Elirianerin und warf suchende Blicke in die angrenzenden Zellen. Aber sie brauchte die Insassen nicht zu sehen, um zu wissen, dass Lidia nicht unter ihnen war. „Was ist mit den anderen?“, wollte Atrin wissen, der dem Blick seiner Zellengenossin gefolgt war. „Wenn wir noch mehr mitnehmen, fallen wir auf und sind schneller wieder hier drin, als Ihnen lieb ist.“, raunte Rueben und sah sich der vorwurfsvollen Miene Caressias gegenüber. „Sie ist wirklich nicht mehr da“, setzte er hinzu. „Wir können auch später noch nach ihr suchen, aber jetzt müssen wir los!“
Auf dem Weg durch einen langen, bleigrauen Korridor erklärte er kurz, was er vor hatte, bis sie für's erste in Sicherheit waren. So übernahm Caressia Atrins Stelle an Adanas Seite, damit sie zusammen mit Dalen die Köpfe so weit neigen konnte, dass man ihre Gesichter nicht direkt sah. Atrin ging knapp dahinter mit Rueben als seinem Bewacher. An insgesamt 8 Wach- und Kontrollpunkten mussten sie vorbei und gleich am ersten gab es eine Verzögerung, weil der Schichtwechsel sich verzögerte. Dicht hinter der Tür warteten sie, bis endlich die Ablösung der alten Wache kam und konnten dann unbehelligt weiter. Je weiter sie kamen, desto aufgeregter wurde Atrin. Er hatte das Gefühl keine Minute länger hinter den hohen Mauern des Gefängniskomplexes verbringen zu können. Schon erreichten sie den äußeren Kontrollpunkt.
„Rueben!“, begrüßte der Wachmann sie, denn der war der einzige, den er erkennen konnte. „Du machst heute die Eskorte?“ Caressia spürte sofort die Beunruhigung ihres Begleiters und stöhnte leise auf, wie zum Zeichen, dass sie sich beeilen sollte, weil die Gefangene so schwer war. „Ja, hab mich auch gewundert. Treon scheint kurzfristig ausgefallen zu sein.“, log Rueben und setzte sein bestes Pokerface auf. „Der hat wahrscheinlich wieder zu viel gesoffen...“, kommentierte der andere Wachmann und musterte misstrauisch Dalen und Caressia, als sie auf seinen Spruch hin nicht lachten. „Wir sollten wohl weiter...“, setzte Rueben eben an, als der Wachmann noch meinte: „Warum schleift ihr die da nicht einfach hinter Euch her, wenn sie nicht mehr laufen kann? Ihr macht Euch noch kaputt, an denen.“ Er schüttelte den Kopf, erwartete aber offensichtlich eine Antwort. Ruebens Herz rutschte ein Stockwerk tiefer, vor allem als der Wachmann nun noch misstrauischer als zuvor, näher an die drei heranrückte. 'Auf mein Kommando nach links und immer geradeaus bis in den Wald!', setzte er einen stummen Befehl an Caressia ab und hoffte, dass sie ihn bei dieser Aufregung normal wahrnehmen konnte. Er hatte schließlich keine Ahnung wie ihre Fähigkeit funktionierte. „Renn los, geradeaus, ich hole Dich gleich ein! Los!“, zischte er Atrin zu, als der Wachmann gerade „Hey, ich hab Euch was gefragt!?“, schnauzte. Der junge Tev'Mekianer wechselte einen kurzen Blick mit Rueben, dann sprintete er los. Gechickter Weise drängte er sich dabei vor dem Wachmann vorbei, so dass dieser unwillkürlich zurück taumelte. „Den kauf ich mir!“, rief Rueben und hechtete hinter her. Nahm dabei auch den gleichen Weg wie Atrin und sorgte dafür, dass sein Kollege noch ein Stück weiter zurücktaumelte und nicht bemerkte, wie er Caressia rasch auf die Schulter klopfte. Sein Kollege, völlig überrascht von der Aktion, nahm – wie Rueben es gehofft hatte – ebenfalls Atrins Verfolgung auf und bekam nicht mit, wie Dalen und Caressia mit Adana im Schlepptau los spurteten.
Atrin kam nicht sehr weit. Nur wenige Hundert Meter und er war völlig außer Atem und erschöpft. So war es für Rueben ein leichtes ihn einzuholen. „Schrei!“, flüsterte er ihm zu und zuckte beinahe selbst zusammen, als der Junge tat, wie ihm geheißen. Mit einem festen Griff um seine gefesselten Arme und seiner gezückten Kanone trat er dann annähernd den Rückweg an, wo ihnen der Wachmann bereits entgegen kam. Auf dem Gesicht ein überhebliches Grinsen. „Was sollte das denn sein?“, spottete er. Rueben erwiderte das Grinsen: „Kaum sehen sie dass kein Zaun mehr da ist, denken sie, sie sind frei. Dich lass ich jedenfalls nicht mehr aus den Augen.“ Als sie am großen Fronttor der Anlage vorbeikamen, waren Dalen und Caressia längst nicht mehr zu sehen und Ruebens Kollege schien auch keinen Gedanken mehr an sie zu verschwenden. Er winkte ihnen kurz hinterher und machte es sich in seinem Kontrollraum gemütlich.
Die dritte Prüfung sollte die taktischen Fähigkeiten testen. Wieder befanden sich Seeta und Garrick auf der simulierten Katana-Brücke. Der Hauptschirm zeigte eine große Flotte von Sternenflottenschiffen, der sich die Katana angeschlossen hatte. „Nun, wir fliegen in eine Raumschlacht mit einem unbarmherzigen, starken Gegner. Die Zeit für Diplomatie ist lange vorbei. Seit geraumer Zeit sprechen nur mehr die Waffen. Es gilt, diese Schlacht zu gewinnen. Die Flotte steht unter dem Oberbefehl von Captain Picard auf der Enterprise-E, dem einzigen weiteren Sovereign-Klasse-Schiff in diesem Verband.“ Bei diesen Erläuterungen wirkte Garrick nicht sonderlich begeistert. Auch er war nicht der Sternenflotte beigetreten, um gegen irgendwelche Aliens zu kämpfen, sondern weil er an die friedliche Koexistenz der verschiedenen Spezies glaubte. Allerdings lehrte die Realität, dass eine nicht unerhebliche Anzahl dieser Spezies den Wunsch nach Frieden nicht teilte und so musste man als Kommandooffizier natürlich auch taktische Fähigkeiten an den Tag legen. Obwohl Seeta wusste, dass es sich nur um eine Holodecksimulation handelte, war sie doch angemessen nervös. Als das Programm schließlich begann, dauerte es nicht wirklich lange, bis sie von den Geschehnissen gefangen genommen worden war. Die Schlacht tobte hin und her und die Zanderianerin erwies sich als fähige Gefechtsoffizierin. Sie führte die Katana relativ ruhig und das Schiff fügte den Gegnern erheblichen Schaden zu, ohne selbst übermäßig zu leiden. Garrick nahm zur Kenntnis, dass die Situation die Chefingenieurin offenbar nicht überforderte und da sie die Prüfung damit bestanden hatte, entschloss er sich, den Schwierigkeitsgrad ein wenig zu erhöhen. Ramirez meldete: „Captain, die Enterprise ist soeben zerstört worden!“ Seeta fuhr zu dem Spanier herum: „Was?“ Sie hatte längst vergessen, dass sie sich nur in einer Simulation befand. Garrick meldete: „Captain, unsere Flanken brechen zusammen. Die Galaxy-Geschwader weisen zu große Lücken auf...“ Seeta nahm schnell wieder auf ihrem Sessel Platz und studierte die taktische Anzeige. Sie zögerte kurz, immerhin wusste sie nicht, dass sie die Prüfung eigentlich schon bestanden hatte. „Es gilt, diese Schlacht zu gewinnen“, hallten ihr die Erläuterungen des XO noch im Ohr. Sie befahl: „DeSoto, öffnen Sie den Flottenkanal!“ – „Ist offen!“ bestätigte die junge Ops-Offizierin. Die Zanderianerin erhob sich: „An alle, hier spricht Captain Yadeel von der Katana. Ich übernehme das Kommando über die Flotte...“ Während sie weitere Befehle gab, ballte Garrick kurz die rechte Hand zur Faust und seine Lippen formten ein stummes „Strike!“. Seeta ließ die Flotte sich neu formieren, ihre Kräfte bündeln und eine neue Offensive starten. Diese war von Erfolg gekrönt und schließlich traten die gegnerischen Schiffe die Flucht an. Allgemeiner Jubel brandete auf. „Yadeel an die Flotte: Sehr gute Arbeit!“ Sie wäre vor Erleichterung über den Sieg beinahe Garrick um den Hals gefallen, der sich von seinem Sitz erhoben hatte. Die Wangen der jungen Frau glühten förmlich und sie hatte noch gar nicht mitbekommen, dass die Simulation schon eingefroren war, als sie fortfuhr: „Leiten Sie die Bergung der Fluchtkapseln ein! Schicken Sie Rettungsteams auf die beschädigten Schiffe! Wir müssen...“ – „Es ist vorbei, Commander!“ unterbrach der Däne sie und legte ihr sanft eine Hand auf die Schulter. „Was? Wie? – Oh, ja, natürlich... Sir“, stammelte sie, als sie ins Hier und Jetzt zurückkam. Das Geschehen hatte sie völlig gefangen genommen und es fiel ihr sichtlich schwer, sich wieder zu beruhigen. Mehrfach musste sie sich in Erinnerung rufen, dass nichts von dem, was sie in den letzten Minuten erlebt hatte, real gewesen war. Captain Picard würde auch weiterhin die Enterprise kommandieren. Sie atmete ein paar Mal tief durch und ließ den Blick über die trotz ihrer Leistung doch arg ramponierte Brücke der Katana schweifen. Nicht ohne Stolz meinte sie: „Ich schätze, ich habe bestanden, Sir?!“ Garrick schmunzelte: „Allerdings. Das war sehr gute Arbeit, Commander.“ Er zögerte kurz, da er sich fragte, ob sie nicht vielleicht zu sehr abhob, wenn er ihr das Folgende offenbarte. Doch er hielt es für fair, es ihr zu sagen, zumal sie sein Zögern bemerkt hatte und ihn nun fragend musterte. „Sie hatten die Prüfung bereits zu dem Zeitpunkt bestanden, als ich den Schwierigkeitsgrad erhöhte und die Enterprise fallen ließ. Viele Offiziere haben schon damit Probleme, nur ihr eigenes Schiff durch eine Schlacht zu führen, deswegen reicht es offiziell, eine gewisse Zeit in der Schlacht zu überleben.“ Die Zanderianerin musterte den Dänen verblüfft: „Sie haben es mir extra schwer gemacht, Sir?!“ brachte sie heraus. „Nein. Sie hatten bis dahin erstklassige Arbeit geleistet. Ich wusste, Sie wären zu mehr fähig. Ich wollte nur wissen, ob ich mich irre oder nicht.“
„So, heute stellen Sie sich also der letzten Prüfung, Commander Yadeel“, begann Garrick. Die beiden Offiziere standen erneut auf der holographischen Katana-Brücke. „Wenn Sie bereit sind, können wir loslegen...“ Die Zanderianerin wirkte leicht unsicher: „Ich bin nicht sicher, Sir. Worum geht es in dieser Prüfung? Die letzten Kapitel des Lehrstoffes waren nicht besonders spezifisch. Ich weiß nicht, was mich erwartet?!“ Der Erste Offizier musterte sie: „So ist es, Miss Yadeel. Niemand weiß, was ihn erwartet, wenn er dort sitzt!“ Er deutete auf den Captainssitz, bevor er in seinem angestammten Sessel Platz nahm. Vages Unbehagen regte sich in Seeta, und selbst vor der simulierten Raumschlacht hatte sie sich nicht so unwohl gefühlt. Irgendwie ahnte sie, dass dies wohl die schwerste Prüfung werden sollte und zum ersten Mal erweckte auch Garrick nicht den Eindruck, als sei er sicher, dass die Zanderianerin bestehen würde. Allerdings bemerkte Seeta, dass ihm der Gedanke, sie könne durchfallen, keineswegs ein Freudestrahlen ins Gesicht zauberte, wie sie erwartet hatte. Auch wenn er bei der letzten Simulation den Schwierigkeitsgrad erhöht hatte, hatte er dies erst getan, nachdem sie jene Prüfung bereits bestanden hatte. Bislang hatte er sich als ein zwar strenger, aber absolut fairer Prüfer erwiesen, dem es offenbar tatsächlich nur darum ging, dass sie bestmögliche Ergebnisse erzielte. Die Katana-Simulation flog gemächlich mit Warp 7 durch simuliertes unbekanntes Terrain. Seeta hatte einen Bericht von allen Stationen gefordert, doch es gab nichts Bemerkenswertes. Sollte womöglich nur ihre Geduld auf die Probe gestellt werden? Mit zunehmender Ungeduld begann sie, mit den Fingern auf der Armlehne des Captainssessels zu trommeln und unruhig in selbigem herumzurutschen. Garrick bemerkte das mit gewissem Amüsement: „Haben Sie Hummeln im Hintern?“ erkundigte er sich. „Nein, aber passiert hier auch noch mal was Wichtiges? Immerhin hab ich im Maschinenraum nen Haufen Arbeit...!“ Andersson schüttelte grinsend den Kopf: „Anstatt sich mal über etwas Ruhe und Entspannung zu freuen...“ Dann drückte er einen Knopf auf seiner Konsole. Seetas Anspannung wuchs, doch noch geschah weiterhin nichts Aufregendes. Garrick klammerte sich derweil möglichst unauffällig an seinem Sitz fest. Dann wurde die Katana wie von einer Riesenfaust gepackt geschüttelt. Garrick, der natürlich gewusst hatte, was ihn erwartet, hielt sich im Gegensatz zu Seeta auf seinem Sitz, auch wenn ihm das einiges an Kraft kostete. Ein Blick aus wütend funkelnden gelben Augen traf den XO, als sich Seeta wieder aufrappelte. Die unerschütterliche Miene des Dänen schien jedoch nur zu sagen: „Dieses Vergnügen soll jeder haben und ich hab mir diese Simulation nicht ausgedacht!“ Die Chefingenieurin erinnerte sich an ihre Rolle, straffte ihre Uniform und rief dann, um das Heulen der Sirenen der Alarmstufe Rot zu übertönen: „Bericht! Was ist passiert?“ „Wir sind auf eine Art Anomalie gestoßen“, begann Dalen Lazarus, „die uns offenbar auf Transwarp beschleunigt hat.“ Seeta folgte seinem Blick auf den Hauptschirm, der einen merkwürdig aussehenden wabernden Tunnel zeigte. „Alle Maschinen stopp!“ befahl sie umgehend. Tomm Lucas nahm die entsprechenden Einstellungen vor, doch nichts schien zu passieren. „Antrieb aus, Captain, wir erreichen Relativgeschwindigkeit Null... jetzt!“ meldete der junge Pilot. Ein Blick auf dem Hauptschirm genügte jedoch, um festzustellen, dass dies offenbar nicht ganz korrekt war. „Was immer uns in Bewegung hält, es sind nicht die Maschinen der Katana, Captain.“ – „Ist das ein Wurmloch, Mr. Lazarus?“ erkundigte sich Seeta daraufhin. „Nein, das denke ich nicht. Es fehlen die typischen Anzeichen für ein derartiges Phänomen. Außerdem muss ein Schiff, wenn es durch ein Wurmloch fliegt, den eigenen Antrieb benutzen, um hindurch zu gelangen. Diese Anomalie scheint uns jedoch völlig unabhängig zu transportieren...“ Der Tev’Mekianer schien über etwas nachzudenken, dann nahm er weitere Überprüfungen vor. Seeta gesellte sich an seine Seite: „Haben Sie etwas entdeckt?“ Er nickte: „Es gibt eine Theorie, über sogenannte Subraum-Jet-Streams. Sie durchziehen den Subraum wie Fäden, und in ihnen ist der Raum sozusagen im Fluss – mit Transwarpgeschwindigkeit. Sie sind sehr selten und bis heute hat noch niemand einen entdeckt.“ – „Nun, ich bin angemessen beeindruckt, aber wie kommen wir hier wieder raus?“ Lazarus kratzte sich leicht am Kopf: „Tja, das könnte schwierig werden. Laut Theorie kommt nichts, was einmal in so einen Stream geraten ist, wieder raus. Ein Grund, warum man dieses Phänomen nicht weiter erforscht hat – es hat keinen wirklichen praktischen Nutzen.“ – „Na, das wollen wir doch mal sehen!“ Entschlossen ging die Zanderianerin zur technischen Konsole und glich die Warpfeldparameter mit den Anzeigen der externen Sensoren ab. „Mr. Lazarus, was halten Sie davon, wenn wir folgende Änderungen machen und unser Warpfeld quasi invertieren? Im Normalraum würden wir dann rückwärts fliegen; vielleicht befreit uns das?!“ Der Wissenschaftsoffizier wirkte leicht überrascht, offenbar sah das Programm diesen Lösungsansatz nicht vor. Auch Garrick trat nun zur technischen Konsole und musterte die Anzeigen. Leicht überrascht zog er eine Augenbraue hoch. „Innovativ...“ murmelte er und war gespannt, wie das Programm auf diesen Lösungsversuch reagieren würde. „Dann machen wir es so!“ Seeta führte die Änderungen schnell durch und kehrte dann triumphierend zum Captainssessel zurück. Auch Garrick nahm wieder Platz – und krallte sich erneut an seinem Sitz fest. „Sie wirken nicht sehr zuversichtlich, Commander?“ bemerkte die Zanderianerin das Verhalten des XO. Dieser legte den Kopf schräg und meinte entschuldigend: „Nun, meines Wissens hat diese Lösung noch niemand zuvor versucht, aber ich kenne das Szenario...“ Seeta zögerte kurz. Was, wenn sie sich irrte? Dann hätte sie die Prüfung wohl nicht bestanden. Andererseits, wenn es noch niemand probiert hatte, war es einen Versuch wert. Vielleicht gab ihr der Lulatsch ja Bonuspunkte für Kreativität. Und wenn sie eines gelernt hatte, dann, dass man eine einmal getroffene Entscheidung besser nicht in Frage stellte, wenn man keine wirklich erfolgversprechendere Alternative sah. Sie straffte nun ihre Gestalt und befahl: „Mr. Lucas, gehen Sie auf Warp 1. Schön langsam!“ – „Aye, Captain“, kam die Bestätigung und kurz darauf begann das Schiff, leicht zu vibrieren. „Es gibt offenbar irgendeine Art von Reaktion, Captain“, meldete Lazarus verblüfft. Auch Garrick kontrollierte seine Konsole. Er fasste es nicht! Das könnte tatsächlich funktionieren?! Mit neuer Zuversicht ordnete Seeta nun an: „Mr. Lucas, erhöhen Sie langsam unsere Geschwindigkeit, bis wir frei sind!“ Der junge Mann bestätigte den Befehl und das Vibrieren nahm stetig zu, bis es zu einem ausgewachsenen Beben wurde. „Wir sind bei Warp 5...“ verkündete Tomm nun. „Strukturelle Integrität bei 92%, Tendenz fallend“, meldete Marina DeSoto von der Ops. „Ich kann nicht bestätigen, ob wir wirklich langsamer werden, Captain“, ergänzte Lazarus. „Geschwindigkeit weiter erhöhen, Tomm!“ Seeta war hinter den Steuermann getreten – und musste sich wenig später mühsam an dessen Sitz festhalten, als die Katana nun bockte, wie ein Pferd beim Rodeo. „Strukturelle Integrität nur noch bei 40%! Captain, wir halten das nicht mehr lange durch!“ – „Der Ereignishorizont scheint zu fluktuieren!“ rief Dalen nun über den allgemeinen Lärm hinweg. Garrick musterte seine Anzeigen. Es schien tatsächlich zu funktionieren! Noch ein wenig schneller... – aber, was war das? „Captain, eine gravimetrische Welle baut sich im Warpkern auf! Wir müssen...“ Der Rest ging in einer holographischen Explosion unter. „Simulation beendet. Die Katana wurde zerstört. Keine Überlebenden“, verkündete die emotionslose Stimme des Bordcomputers. „Was?“ ereiferte sich Seeta. „Warum? Wir waren so kurz davor...!“ Unbeeindruckt fuhr der Computer fort: „Die in der Anomalie vorhandenen Imperionen wurden durch das invertierte Warpfeld in den Warpkern gespült. Unter dem Einfluss der Materie-Antimaterie-Reaktion verwandelten sie sich in Gravitonen. Die Folge war eine gravimetrische Welle, die den Warpkern sprengte.“ Wütend blitzte Seeta Garrick an: „Das haben doch Sie sich ausgedacht!“ Der Erste Offizier musterte die Zanderianerin kühl: „Nein, das habe ich nicht. Allerdings hätte es mich gewundert, wenn das Programm diese Lösung akzeptiert hätte, auch wenn sie wirklich sehr innovativ war.“ Man konnte dem Lulatsch ja einiges vorwerfen, aber Unehrlichkeit gehörte sicher nicht dazu. Also beruhigte sich Seeta wieder und atmete tief durch. „Und jetzt, Sir?“ Der Däne musterte sie kurz zwischen leicht zusammengekniffenen Augen. „Diese Prüfung ist die letzte und damit die schwierigste. Es ist erlaubt, dass der Prüfer weitere Durchgänge gewährt.“ Er musterte die Zanderianerin, die nun niedergeschlagen wirkte, als sie erwiderte: „Welchen Sinn hätte das, wenn selbst innovative Lösungen nicht funktionieren, Sir?“ Der Erste Offizier legte den Kopf schräg: „Sie haben eine Woche Zeit, über eine Lösung nachzudenken.“ Seeta staunte: „Das heißt, es gibt eine Möglichkeit, diesem Phänomen zu entkommen?“ – „Allerdings, Commander. Sie müssen sie nur finden.“
Zwei Tage waren seit der Flucht vergangen, aber weit gekommen waren sie noch nicht. Hatten sie zunächst geglaubt, sie könnten von Außerhalb noch nach Lidia suchen, wurden sie schon wenige Stunden später eines besseren belehrt. Die Flucht war schnell aufgeflogen und plötzlich schien der halbe Planet hinter ihnen her zu sein. Dank Ruebens ausgezeichneter Umgebungskenntnisse hatten sie auch schnell ein gutes Versteck gefunden, mussten ihren Standort aber oft wechseln. „Wir müssen nur zu einer Kommunikationseinheit.“, erklärte Caressia. „es muss ja nicht mal ein Flugplatz sein.“ Der ehemalige Gefangenenwärter – jetzt ebenso Flüchtling wie sie – sah sie verständnislos an. „Wen wollen Sie anrufen?“ „Na die Sternenflotte“, erwiderte Dalen. „Die werden ihren Leuten schon klar machen, dass Sie uns nicht zu jagen haben.“ Der Elirianerin klappte die Kinnlade herunter, denn in eben diesem Moment erkannte sie, weshalb sie sich nicht einfach bis zur Ankunft eines Sternenflottenschiffes verstecken konnten. „Magrathea hat die Föderationsmitgliedschaft gekündigt?“, fragte sie entsetzt. „Es ist einiges geschehen in den letzten Wochen.“, meinte Rueben. „Nicht einmal erwartete Handelsschiffe kommen zur Zeit bis hier her. Niemand möchte unter diesen Umständen mehr nach Magrathea – alle wollen nur weg und ich kann es gut verstehen. Doch ein Flug nach dem anderen nach draußen wird abgesagt und die Passagiere landen anstatt in den Hotels in den kargen 'Zimmern', die Sie ja auch schon bewohnen durften...“ Adana schnappte nach Luft. Sie hatte sich in den letzten beiden Tagen ein wenig erholt, aber war immer noch etwas wacklig auf den Beinen und ständig blass. „Und jetzt?“, fragte sie tonlos. „Es gibt eine Flugschule in der Nähe, die auch einige schnellere Runabouts hat.“, erklärte Rueben. „Wir müssen noch ein wenig warten, bis man uns nicht mehr so sehr in der Nähe vermutet, dann können wir mit etwas Glück eines davon stehlen.“
Eine Woche später befanden sich Seeta und Garrick erneut auf dem Holodeck. „...Ein Grund, warum man dieses Phänomen nicht weiter erforscht hat – es hat keinen wirklichen praktischen Nutzen“, beendete Lazarus seine Ausführungen gerade. Entschlossen trat Seeta erneut an die technische Konsole: „Na schön, eine Warpfeldinversion hat nicht funktioniert...“ – „Eine was, Captain?“ erkundigte sich der Wissenschaftsoffizier. Die Zanderianerin warf ihm einen kurzen Blick zu und wollte schon zu einer Erklärung ansetzen, doch dann sah sie Garricks Gesichtsausdruck und meinte: „Vergessen Sie's!“ Sie grübelte kurz weiter und dann brachte sie die Idee zur Sprache, die ihr in der letzten Woche gekommen war: „Kann man den Ereignishorizont dieser Anomalie vielleicht irgendwie öffnen? Ein Loch darin erzeugen, durch das wir hinausfliegen können?“ Garrick horchte auf, sein Prüfling war zumindest schon mal auf dem richtigen Weg. Das Lazarus-Hologramm begann auch sogleich, eifrig auf seiner Konsole herumzutippen und verkündete wenig später: „Mit einer entsprechend groß dimensionierten Materie-Antimaterie-Explosion wäre das wohl machbar.“ – „Wie groß?“ erkundigte sich Seeta. Der Tev’Mekianer blickte erneut auf seine Konsole: „Mindestens 43,561 Isotonnen...“ Seeta riss die Augen auf. „Wieviel? Das ist ja mehr als ein kleiner Warpkern...!“ Sie überlegte weiter: „Was wäre, wenn wir eine volle Breitseite von Quantentorpedos abfeuern und diese zeitgleich explodieren lassen?“ schlug sie nun vor, doch Dalen schüttelte den Kopf: „Die Explosion wäre nicht annähernd stark genug.“ – „Und eine Überladung des Hauptdeflektors? Die Leistung müsste vergleichbar sein!“ Der Wissenschaftsoffizier nickte: „Ja, das wäre möglich. Allerdings lässt sich nicht vorhersehen, wie ein Deflektorimpuls auf die Anomalie wirkt. Es besteht die Möglichkeit, dass die Katana bei der Überladung zerstört wird.“ Seeta blickte in die Runde. Dann entschied sie: „Wir versuchen das!“ Immerhin hatte das Programm auf diese Idee nicht so ablehnend reagiert, wie auf ihren ersten Vorschlag. Garrick gab durch nichts zu erkennen, ob diese Entscheidung richtig war oder nicht, sondern nahm nur ruhig wieder in seinem Sitz Platz. Seeta hielt es nicht für nötig, sich wieder zu setzen. Entweder, es funktionierte, oder es ging schief, da konnte sie auch einfach neben Dalen stehen bleiben. „Mr. Ramirez, richten Sie den Deflektorimpuls auf eine Stelle zwei Kilometer voraus!“ Der Wissenschaftsoffizier nickte zustimmend, während der Spanier an der Taktik den Befehl knapp bestätigte. „Überladung des Deflektors einleiten!“ Gebannt schaute Seeta nun auf den Hauptschirm. Nach wenigen Augenblicken erschien ein breiter bläulich schimmernder Strahl, der die Wand des merkwürdigen Tunnels vor dem Schiff traf. „Der Ereignishorizont fluktuiert...“ meldete Dalen. „Deflektorüberladung in 3... 2... 1... Jetzt!“ Der Energiestrahl vervielfachte seine Intensität. Nur Bruchteile einer Sekunde später erklangen nervöse Warntöne. „Es gibt eine Rückkopplung! Die Energie des Deflektors wird reflektiert! Aufschlag in...“ Erneut fanden sich Seeta und Garrick im leeren Holodeck wieder. Die Zanderianerin seufzte tief. Sie hatte alle vorherigen Prüfungen mit Bravour gemeistert, obwohl sie sich zu Anfang so sehr dagegen gesträubt hatte. Jetzt wollte sie diese vermaledeite Brückenprüfung endlich abschließen. Garrick kratzte sich am Kopf und er meinte: „Nun, wie es aussieht, haben Captain Geodis und ich uns geirrt, was Sie betrifft, Commander. Offenbar eignen Sie sich doch nicht zum Brückenoffizier.“ Die Kinnlade der Zanderianerin fiel wie ein Stein: „Was? Sie haben doch gesagt, dass Sie mir bei dieser Prüfung mehrere Chancen geben dürfen, Sir!“ – „Ja, sicher. Die meisten Prüflinge bestehen erst im zweiten Durchgang. Aber was soll das bringen? Ich sehe nicht, dass Sie der Lösung dieser Aufgabe innerhalb der letzten Woche näher gekommen wären, Commander. So Leid es mir tut, aber ich muss tun, was ich tun muss. Manchmal hat man leider keine andere Wahl, Commander. Ich werde in Ihrer Akte vermerken, dass Sie die Prüfung leider nicht bestanden haben.“ Damit ließ er eine zutiefst niedergeschlagene Chefingenieurin im Holodeck zurück. Garrick fragte sich, ob sie den Hinweis verstanden hatte. Er hatte bewusst etwas übertrieben, denn er war sich sicher, dass sie nicht aufgeben würde, alles andere hätte ihn sehr überrascht und ziemlich enttäuscht. Auch er hatte bei dieser Prüfung zwei Anläufe benötigt. Kaum jemand bestand dieses Szenario auf Anhieb. Jedenfalls würde er noch etwas warten, ehe er einen entsprechenden Vermerk über die Prüfung für Seetas Dienstakte schrieb.
Inzwischen war die Katana am äußeren Rand des Magrathea-Systems angelangt und war unter Warp gegangen. Gerade als Andersson sich auf den prominent in der Mitte der Brücke stehenden Stuhl gesetzt hatte, meldete DeSoto: „Commander, das magratheanische Schiff Mala ruft uns.“ „Auf den Schirm.“, orderte der Däne und wartete bis der Befehl ausgeführt worden war. „Hier spricht Commander Andersson von der USS Ka...“ „Commander!“, wurde er abrupt unterbrochen. „Sie sind im Begriff in magratheanischen Raum einzufliegen. Nennen Sie Ihre Berechtigung oder stoppen Sie augenblicklich.“ Berechtigung? Garrick stutzte. Natürlich wusste er um die neuesten Entwicklungen in diesem System und dem Austritt aus der Föderation, bisher wurde es aber Föderationsschiffen noch gewährt, den magratheanischen Raum zu durchqueren. „Wir sind hier, um ein Crewmitglied und seine Familie hier abzuholen, ebenso wie einige weitere Sternenflotten-Mitglieder, zu denen wir den Kontakt verloren haben.“, erklärte er, gespannt auf die Reaktion seines Gegenübers. „Wie war noch mal der Name Ihres Schiffes?“, fragte der Mann barsch, der es noch immer nicht für notwendig hielt sich vorzustellen. „USS Katana.“ „Ich werde das prüfen. Fliegen Sie nicht ohne unsere Genehmigung in das System ein!“, wies der Unbekannte ihn an und unterbrach ohne weitere Umschweife die Verbindung.
Garrick hob die Augenbrauen hoch. 'Auf gute Beziehungen...', dachte er bei sich und machte sich auf den Weg in seinen Raum. „Informieren Sie mich, sobald wir etwas hören!“
Seeta grübelte indes in nahezu jeder freien Minute über dem Szenario. Was hatte sie übersehen? Wie wäre es möglich, die Katana zu retten? Irgendeine technische Raffinesse, und den Antrieb zu benutzen, schied aus, soviel war ihr nach dem ersten Versuch klar geworden. So sehr sie auch nachdachte, das Schicksal der holographischen Katana schien an dieser vermaledeiten 44-Isotonnen-Materie-Antimaterie-Explosion zu hängen. „Ein kleiner Warpkern...“ hallten ihr die eigenen Worte in den Ohren. Man müsste also ein Shuttle losschicken und vor der Katana explodieren lassen... Das könnte funktionieren, obwohl die Explosion eigentlich noch zu klein wäre. Allerdings... Die Chefingenieurin rief Informationen aus dem Padd ab, in dem sie die Rahmenbedingungen des Szenarios gespeichert hatte. „Die Strahlung durch Imperionen verhindert die Ausbreitung von Subraumkommunikationswellen innerhalb der Anomalie“, las sie. Prima, damit war es also auch nicht einmal möglich, ein Shuttle fernzusteuern! Frustriert warf Seeta das Padd an die nächste Wand. Zum Teufel mit dieser Anomalie! Zum Teufel mit dieser verfluchten Brückenoffiziersprüfung und vor allem zum Teufel mit Mr. Ich-sehe-nicht-dass-Sie-der-Lösung-näher-gekommen-wären-Andersson! Die Zanderianerin fluchte hingebungsvoll. Dann saß sie ein paar Minuten stumm da. Was hatte der Lulatsch gesagt? „So Leid es mir tut, aber ich muss tun, was ich tun muss. Manchmal hat man leider keine andere Wahl, Commander.“ Sollte hinter diesem Spruch vielleicht mehr stecken, als es zunächst den Anschein hatte? Langsam erhob sich Seeta und klaubte das Padd wieder auf. Sie hatte ein Idee. Sie würde tun, was zu tun war.
„...Ein Grund, warum man dieses Phänomen nicht weiter erforscht hat – es hat keinen wirklichen praktischen Nutzen“, beendete Lazarus seine Ausführungen gerade . Das war ihr Stichwort. Seeta schlug nun vor: „Kann man den Ereignishorizont dieser Anomalie vielleicht irgendwie öffnen? Ein Loch darin erzeugen, durch das wir hinausfliegen können?“ In diesem Augenblick betrat Garrick das Holodeck und damit die simulierte Katana-Brücke. Die Zanderianerin warf ihm einen überraschten Blick zu, dann vermutete sie, dass ihn der Computer über den Zugriff auf das Prüfungsprogramm informiert hatte. Nun, wenn er es abbrechen wollte, dann sollte er es tun. Sie würde ihre Idee weiterverfolgen, solange dieses Programm lief. Mit einem kurzen „Commander“, begrüßte sie ihn. Der Erste Offizier warf ihr einen strengen Blick zu, nickte dann aber und lehnte sich an eine der nicht benötigten Konsolen, um das Geschehen zu beobachten. Das Lazarus-Hologramm ließ sich davon nicht abhalten und begann auch sogleich, eifrig auf seiner Konsole herumzutippen und verkündete wenig später: „Mit einer entsprechend groß dimensionierten Materie-Antimaterie-Explosion wäre das wohl machbar.“ – „Wie groß?“ erkundigte sich Seeta. Der Tev’Mekianer blickte erneut auf seine Konsole: „Mindestens 43,561 Isotonnen...“ Seeta nickte nur, kannte sie diesen Wert ja schon. „Das ist ja mehr als ein kleiner Warpkern!“ stellte sie fest. Dann fuhr sie fort: „Würde eine Explosion, verursacht durch den Kern eines Klasse-3-Shuttles ausreichen, Mr. Lazarus?“ Der Tev’Mekianer zögerte kurz: „Nicht ganz. Es müssten noch einige zusätzliche Quantentorpedos gleichzeitig explodieren.“ – „Gut. Dann machen wir es so. Mr. Ramirez, bestücken Sie ein Shuttle mit einer ausreichenden Anzahl an Torpedos und synchronisieren sie ihre Zündung mit der Selbstzerstörungsroutine des Shuttles.“ Der Spanier nickte und verschwand im Turbolift. „Captain...“ ließ sich Marina DeSoto von der Ops vernehmen, „durch die Imperionenstrahlung innerhalb dieser Anomalie werden wir keine Kom-Verbindung zum Shuttle aufbauen können. Wir können das Schiff nicht fernsteuern!“ Das war der Augenblick der Wahrheit. Garrick hatte sich schon seine Rede zurecht gelegt, denn er war sicher, dass Seeta, wie alle anderen Prüflinge, nun entscheiden würde, das Shuttle selbst zu fliegen. Seine Rolle war es, ihr diese Entscheidung auszureden, denn es sollte nicht die Opferbereitschaft des Prüflings getestet werden, sondern seine Fähigkeit, einen seiner Offiziere in den Tod zu schicken, sollte dies nötig sein. Die logische Wahl für den Job waren entweder der Pilot oder der Sicherheitschef. Der Erste Offizier wartete ab, während Seeta nun langsam zu ihm trat. Ihre Miene war ausdruckslos, als sie dem Dänen leicht die Hand auf die Schulter legte, dann verzog sich ihr Gesicht zu einem breiten Lächeln während sie meinte: „Nun, Mr. Andersson... Guten Flug!“ Die Kinnlade des XO fiel wie ein Stein. Sein Gesichtsausdruck glich dem eines Shuttles, nur nicht so schnell. Er klappte mehrfach den Mund auf und zu, während er versuchte, diese Situation korrekt zu erfassen. Ihm wurde klar, dass es gegen diese Entscheidung nichts einzuwenden gab und wäre dies nicht eine Simulation, hätte er vermutlich von sich aus angeboten, das Shuttle zu steuern. Jetzt straffte er seine Gestalt und warf der Zanderianerin einen funkelnden Blick zu, der vermutlich jeden anderen an Bord den Weg zur nächsten Fluchtkapsel hätte antreten lassen. „Aye, Captain!“ bestätigte er nun und trat in den Turbolift. „Programm beendet“, verkündete der Computer schlicht und die Simulation machte Platz für das gelbe Hologitter. Seeta bedauerte kurz, dass sie das Shuttle mit dem Lulatsch an Bord nun doch nicht explodieren sehen würde. Trotzdem fürchtete sich ein Teil von ihr nun vor der Reaktion des Ersten Offiziers. Dessen Gesichtsmuskeln mahlten noch immer leicht, als er nun zu ihr trat. „Nun, Sie haben die Lösung gefunden – auch wenn Sie meines Wissens die Erste waren, die den XO geopfert hat.“ Er musterte sie durchdringend. „Danke, Sir“, erwiderte sie schlicht. Das Hochgefühl über den Scherz, den sie sich mit dem Lulatsch erlaubt hatte, verflog schnell, als sie über den Sinn dieser Prüfung reflektierte. „Man muss tun, was man tun muss, nicht wahr, Sir?“ Es klang ziemlich bitter. „Allerdings, Commander.“ Die Antwort des Menschen war überhaupt nicht überheblich. Seeta erkannte sie als den Ausspruch eines Mannes, der selbst schon schwere Entscheidungen zu treffen gehabt hatte. „Meinen Glückwunsch, Miss Yadeel, Sie haben die Prüfungen zur Brückenoffizierin bestanden!“ verkündete Garrick nun und reichte Seeta die Hand, die diese auch freundlich annahm. Die beiden gingen langsam in Richtung Ausgang. „Ich hoffe, dass ich niemals zu so einer Entscheidung gezwungen werde...“ Garrick warf ihr kurz einen Blick zu und sah dann starr geradeaus: „Das... beruhigt mich und hofft wohl jeder, Commander.“ Dann fiel der Chefingenieurin etwas anderes, viel praktischeres, ein: „Wenn ich die Prüfung bestanden habe... Ich vermute, Sie haben noch keinen Eintrag für meine Dienstakte gefertigt, Sir?“ Der Däne warf ihr einen lächelnden Blick zu. Offenbar hatte er sein Todesurteil nun mit sportlichem Humor hingenommen: „Natürlich nicht. Ich denke, dass ich Sie mittlerweile gut genug kenne. Mir war klar, dass Sie nicht aufgeben würden und ich hatte gehofft, meine kleine Drohung würde Ihnen helfen, der Lösung auf die Spur zu kommen.“ Seeta blieb nun stehen und sagte: „Das hat sie, Commander. Zwar nicht sofort, aber nach etwas Überlegen...“ Garrick nickte: „Gut!“ Dann setzten die beiden Offiziere den Weg zum Turbolift fort. Der Erste Offizier ergänzte: „Wenn Sie es wünschen, werde ich den Dienstplan so umstellen, dass Sie etwas Zeit im Kommandosessel verbringen können, um etwas mehr Praxis zu erhalten. Wäre Ihnen das Recht?“ Seeta sah ihn aus großen Augen an. Das war eine Konsequenz, an die sie bisher gar nicht gedacht hatte. „Ich bin mir nicht sicher, Sir... Sie wissen, ich habe eigentlich keine Kommandoambitionen. Aber ich werde über das Angebot nachdenken, Sir!“ Garrick nickte, aber er grummelte etwas Unverständliches, das sich für Seeta wie „Talent“ und „vergeuden“ anhörte. Dann grinste er plötzlich und schüttelte kurz den Kopf. Er erlebte ein weiteres Deja-Vú, denn er wusste auf einmal, wie sich Admiral Potony gefühlt haben musste, als Garrick sich so vehement gegen jegliche Kommandolaufbahn verweigerte. Nun, es würde sich sicher irgendwann die Gelegenheit bieten, die sture Zanderianerin auf den heißen Stuhl zu hieven – jetzt, wo es ihr auch offiziell erlaubt war – und er jede Unterstützung auf der Brücke gebrauchen konnte, die sich ihm bot.
„Bericht“, verlangte er, als er auf eben jene Brücke zurückkehrte und hoffte auf eine Meldung von der Mala, doch offensichtlich hatte sich auf dem magratheanischen Schiff noch nichts getan. Der Däne seufzte leise. „Wir können hier nicht ewig warten. Rufen Sie die Mala.“