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Sein oder Schein
Autor: Max Mulloy

„Schach-Matt“, sagte Garrick Andersson mit einem selbstzufriedenen Grinsen im Gesicht. Der Duft von Frühstück lag in der Luft. Musik schallte gedämpft aus unsichtbaren Lautsprechern. Unvermittelt warf Ramirez wütend seinen König über das Spielbrett. Die übrig gebliebenen Bauern und Türme folgten der künstlichen Schwerkraft und vielen mit einem metallischen Klappern zu Boden. Einzig die schwarze Dame stand noch einsam auf dem Brett und markierte den Sieg des vorübergehenden Captains. „Ich werde dieses Spiel nie mögen“, schnaubte Ramirez. Trotzig stand er auf und verließ stampfend das Panorama-Deck. ‚Das scheint heute wohl nicht sein Tag zu sein’, sagte sich Garrick im Stillen und nahm einen tiefen Schluck aus seinem replizierten Bohnenkaffee. Das heisse Gebräu rann seine Kehle hinunter und er sehnte sich ein weiteres Mal nach jenem frisch zubereiteten Pendant, dass er auf der Erde häufig zu sich genommen hatte. Die Sonne des Systems war in weiter Ferne zu erkennen und tauchte es in ein seltsam rötlich glimmendes Licht. ‚Ein wunderschöner Anblick’, dachte er sich. Garrick erhob sich von seinem Stuhl und machte sich auf den Weg zur Brücke. Der Hauptschirm flimmerte, als er aus dem Turbolift in die Kommandozentrale hinaustrat. Abgehackte Sprachfetzen waren zu hören, Bild und Ton ließen jedoch keinen Zusammenhang erkennen. Es herrschte eine gewisse Hektik unter den Offizieren was sich unter anderem darin ausdrückte, dass er zunächst nicht einmal wahrgenommen wurde. „Haben wir inzwischen Kontakt mit dem magratheanischen Raumschiff herstellen können?“, erkundigte sich Garrick, die Antwort bereits erahnend. „Wir haben Probleme mit der Frequenzabstimmung. Irgendetwas funktioniert nicht so wie es sollte“, sagte Seeta Yadeel entschuldigend, die nicht allzu lang zurückliegende Prüfung im Hinterkopf. Ihr war es in diesem Moment etwas peinlich, komplexeste taktische und technische Probleme nahezu fehlerfrei gelöst zu haben und nun an einem einfachen Verbindungsaufbau zum Kommando der magratheanischen Streitkräfte zu scheitern. „Nur die Ruhe, meine Damen und Herren“, schmunzelte Andersson, innerlich ein wenig amüsiert über eben diese Tatsache. „Bleiben sie konzentriert und versuchen sie es noch einmal.“ Yadeel und DeSoto waren über die Steuerungscomputer gebeugt und tippten wild auf die Panels ein. Das Bild auf dem Schirm wurde stabiler. Der einige Stunden zuvor der Katana den Weiterflug verweigernde Magratheaner, war nun deutlich zu erkennen. Einen Moment später, war auch die Audio-Verbindung zur Mala wieder hergestellt. „Mala ruft USS Katana. Mala ruft Sternenflottenschiff USS Katana. Bitte melden.“ ‚So dann wollen wir mal’, dachte sich Garrick Andersson und antwortete: „Hier USS Katana, Captain Andersson.“


Jeder Schritt tat weh. Mehr und mehr. Die Sonne brannte auf ihren Schädeln. Der aufkommende Wind trieb die Sandkörner wie Nadeln auf die unbedeckten Stellen des Körpers. Ihre Muskeln waren zäh. Die Säure schien langsam im Inneren ihrer Körper aufzusteigen bis hinauf in die Augäpfel die brennend pochten. Sie fingen an sich zu fragen, ob sie nicht besser doch im Gefängnis geblieben wären. Doch dann sah Rueben durch die Wolken des rot-braunen Staubes hindurch in der Ferne einen Schuppen, so schien es zumindest. Der Wind lies etwas nach. Sie kämpften sich näher an das Gebäude heran und erkannten, dass es sich wohl um eine alte Lagerhalle handelte. Hoffnung keimte auf. ‚Für Geld reparieren wir alles’, stand auf einem maroden Schild geschrieben, das in nicht allzu fernen Zukunft den Kampf gegen den Sand verloren haben sollte. „Lasst uns hineingehen und uns umschauen. Vielleicht kann uns hier ja jemand weiterhelfen.“, schlug Caressia vor. Sie versuchten so weit als möglich ihre Kleidung von jeglichen Hinweisen auf Gefangenschaft zu befreien und traten durch eine abgewetzte Holztür ins Innere des der Halle vorgelagerten Hauses. Angenehm kühle Luft schlug ihnen entgegen. Es musste wohl eine Art Klimaanlage geben, die es ermöglichte hier draussen in der glühenden Hitze einigermaßen erträglich leben zu können. Sie sahen sich um. Der Raum war kahl. Ausser einem alten Schreibtisch und angerosteten Aktenschränken die ungeordnet im Zimmer verteilt herumstanden, hing nur ein Bild eines altertümlichen Automobils an der durchlöcherten Holzwand. Sie wollten gerade durch die Türe treten, die in die Lagerhalle führen musste, als plötzlich eine unbekannte Stimme ertönte.


„Hier das magratheanische Sternenschiff Mala. Nach Rücksprache mit unserem Oberkommando erteile ich ihnen hiermit die Erlaubnis zum Einflug in magratheanischen Raum und zur Aussendung eines Aussenteams auf den Planeten um ihre vermissten Crewmitglieder wieder zu finden.“ ‚Ein etwas zu plötzlicher Sinneswandel’, zweifelte Garrick Andersson an der unvermittelt wohlwollenden Art. „Unsere Bedingung ist jedoch die, dass ihr Aussenteam sich nur unter ständiger Beobachtung unserer Streitkräfte auf dem Planeten bewegen darf. Sind sie mit diesen Konditionen einverstanden?“ Andersson dachte nach. Es blieb ihnen wohl keine andere Möglichkeit, als auf ihre Forderungen einzugehen, auch wenn diese mehr als unzufriedenstellend waren. Wie sollten sie den Planeten ungehindert nach möglicherweise bereits gefangen genommenen Föderationsmitgliedern absuchen, wenn ihnen ständig ein magratheanischer Schatten folgen würde. „Einverstanden, wir akzeptieren ihre Bedingungen und bedanken uns für ihre Kooperation.“, heuchelte er. „USS Katana - Ende.“ Der Schirm wurde dunkel. Die Besatzung auf der Brücke blickte sich stumm an. Keiner schien genau zu wissen, was er von diesem Angebot halten sollte. „Was haben sie jetzt vor?“, fragte Yadeel vorsichtig an. „Unter einer derartigen Beobachtung werden wir es nie schaffen die Vermissten zu finden. Ich sehe jetzt schon wie sie uns Dinge verweigern werden, die notwenig wären um die Mitglieder zu finden und zurück zu bringen.“ „Ich weiß“, entgegnete Andersson nachdenklich. „Vorschläge?“ Ramirez ergriff das Wort: „Man könnte doch versuchen unbemerkt ein zweites Aussenteam auf den Planeten hinunter zu bringen, das dann die eigentlichen Nachforschungen ungehindert anstellen könnte. Das erste Team würde dann mehr oder weniger als Ablenkung fungieren.“ Stille. Andersson schaute Ramirez erstaunt an. „Und ich dachte, sie haben keine Ahnung von Schach.“, entgegnete er schließlich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. „Ich denke das ist eine gute Idee. Die Frage die sich nun jedoch stellt ist die, wie wir es schaffen könnten ein zweites Aussenteam ohne das Wissen der Magratheaner auf den Planeten zu bekommen. Hierfür irgendwelche Vorschläge?“ Seeta Yadeel drehte sich zum Computerpanel hin und tippte einige Zeilen ein. Sie schien nicht zufrieden. Eine weitere Salve von schnellen Anschlägen zauberte dann jedoch ein Lächeln in ihr Gesicht. „Wir könnten den Energiestrahl des Kommunikationssatelliten der über der Hauptstadt schwebt dazu benutzen unseren Beamstrahl zu tarnen. Der Satellitenstrahl hat eine so hohe Energie, dass ein Transporterstrahl der denselben Verlauf hat eigentlich nicht auffallen dürfte.“, schlug Yadeel nun stolz vor. Sie freute sich innerlich über diesen genialen Einfall, wie ein kleines Kind das gerade einen Lutscher geschenkt bekommen hatte. „Sind sie sich wirklich sicher, dass das funktioniert?“, erkundigte sich Ramirez ungläubig. „Absolut.“ „In Ordnung. So machen wir es. Setzen sie Kurs auf Magrathea.“, entschloss Andersson und befahl den entsprechenden Offizieren sich umgehend im Besprechungszimmer einzufinden.


„Wer sind sie und was haben sie hier zu suchen?“ Erschrocken wandte sich die Gruppe zum Schreibtisch hin, unter dem ein von Staub bedeckter, kleiner alter Mann hervor gekrochen kam. Seine Haut war fahl und zerfurcht. Die Augen lagen tief in ihren Höhlen und sein Haar war grau und schütter. Seine lange, spitze Nase ragte aus seinem Gesicht, wie ein Dolch den man durch ein Blatt Papier gestochen hat. „Das hier ist mein Haus und normalerweise klopft man an bevor man in fremder Leute Heim eintritt!“ Ein eher unfreundlicher Empfang dachten sie sich. Sie mussten sich nun schnell eine Geschichte überlegen mit der sie den Mann überzeugen konnten.

„Was machen sie denn unter dem Schreibtisch?“, begann Caressia mit einem Versuch auf diese Art das Eis zu brechen.

„Das geht sie überhaupt nichts an, junge Dame!“, entgegnete er schroff. „aber wenn sie’s wissen wollen, ich habe meine Brille verloren. Sie haben sie nicht zufällig gesehen?“ „Habt ihr eine Brille gesehen?“, fragte sie, Hilfsbereitschaft heuchelnd in die Runde. „Nein.“ „Nein, leider nicht.“ „Na schön, nicht so wichtig. Was wollen sie hier?“, kam der Alte auf das ursprüngliche Thema zurück. „Wir hatten einen Unfall. Unser Schwebefahrzeug hatte Probleme mit einer der Antigravitationsspulen und wir sind gegen eine Felswand geprallt.“, antwortete Rueben möglichst überzeugend. „War es eines dieser Ge500 Modelle?“, wollte der Graue wissen. „Die haben oft solche Probleme.“ „Ja genau so einer war es.“, gab Dalen Lazarus zurück. „Jaja, immer die selben Schwierigkeiten mit diesen alten Kisten. Ich empfehle ihnen die Ge800er Reihe oder die Hovershuttles von Unicorn. Das sind zuverlässige Geräte. Nicht dieser Schrott den auch die Streitkräfte hier verwenden. Kein Wunder liegt auf diesem Planeten alles im Argen, wenn die Machthabenden mit solch schlechter Ausrüstung hantieren. Aber das ist wohl nicht das einzige Problem.“ „Sie sind also nicht zufrieden mit der gegenwärtigen Regierung auf Magrathea?“, fragte Caressia vorsichtig nach, in der Hoffung möglicherweise einen Verbündeten gefunden zu haben. „Ganz und gar nicht. Der Austritt aus der Föderation hat uns doch nur noch mehr Ärger beschert. Meiner Meinung nach sollte das Volk endlich dagegen aufbegehren und sich den diktatorischen Terroristen entgegenstellen. Aber dazu sind wir ja nicht fähig.“, bemerkte er resigniert.


Die beiden Aussenteams waren nun versammelt und Captain Andersson ergriff das Wort. „So. Dann wollen wir mal anfangen. Das erste Team wird mit seinen ‚Nachforschungen’ im Blue Oyster beginnen, der Bar, die kürzlich von Paice erwähnt worden war. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit dort etwas zu erfahren relativ gering ist, besteht doch die Möglichkeit an diesem Ort jemanden zu finden, der uns in unserer Sache weiterhelfen kann. Sollte dies nicht der Fall sein, bleibt immer noch die Option sich ein wenig zu amüsieren, während das zweite Team sich von ihrem Absetzpunkt bereits zum ersten Gefangenenlager, in dem wir die Vermissten vermuten, vorarbeiten kann. Wir stützen uns hierbei auf alte Sternenflotteninformationen und auf Berichte von Lieutenant Commander Silverdale. Die Schwierigkeit hierbei wird sein, dass die Mitglieder des zweiten Teams ihre Kommunikatoren ablegen müssen, bevor sie in den Gefängnistrakt eindringen, da sie andernfalls sofort von den dortigen Sicherheitssystemen lokalisiert werden würden. Das erste Team wird daraufhin versuchen die Aufmerksamkeit der Streitkräfte durch vorgetäuschte Nachforschungen in eine andere Richtung zu lenken. Sollten die Vermissten in dem Gefängnis gefunden werden, besteht die Aufgabe darin sie zu befreien und sie zum vereinbaren Absetzpunkt zu bringen, um sie unbemerkt an Bord zurück zu beamen. Das erste Team wird dann seine Nachforschungen einstellen und auf regulärem Wege zur Katana zurückkehren. – Gibt es dazu noch irgendwelche Fragen?“ „Nein, Sir.“, ertönte es im Kollektiv. „An die Arbeit!“, schloss Andersson das Briefing ab.


Carresia glaubte in dem Alten tatsächlich einen möglichen Verbündeten gefunden zu haben Sie wusste, dass sie es ohne einen Schwebewagen nicht bis zu der Schule schaffen würden und wagte sich etwas weiter hervor. „Hören sie, uns gefällt die Situation hier auch ganz und gar nicht. Wir haben vor den Planeten zu verlassen. Dafür brauchen wir jedoch ein Schiff – das wir nicht haben. Uns wurde gesagt, dass sich hier in der Nähe eine Flugschule befindet. Dort soll es Runabouts geben, die es uns ermöglichen würden von hier weg zu kommen. Wenn sie uns dort hinbringen könnten, würden wir sie dafür auch gerne bezahlen.“ „Ah, ich verstehe. Sie sind also auf der Flucht? Nun ja, ich war früher auch häufig auf der Flucht vor diesem und jenem, bis ich mich irgendwann mit meiner Situation abgefunden habe. Aber ich werde ihnen helfen. Ich bringe sie zu der Flugschule. Ich denke ich weiß auch einen Weg, wie sie dort am besten einen Runabout stehlen können. Warten sie einen Moment hier auf mich.“ Der Faltige verschwand in der Tür zur Lagerhalle. „Sehr gut!“, jubelte Lazarus und klopfte Caressia anerkennend auf die Schulter. „Ich habe nun wirklich die Zuversicht, dass wir es schaffen werden aus diesem heissen Dreckloch zu entkommen.“ „Hmm, ich weiß nicht wirklich was ich von dem Alten halten soll.“, entgegnete Rueben zweifelnd. „Achwas, sei doch nicht so pessimistisch.“, kritisierte ihn Adana.

Im Inneren der Lagerhalle war es stickig. Überall standen Modelle der Ge500er Schwebwagen herum. Sie waren wirklich alt und - sie waren mit Militäremblemen lackiert. Der Runzlige setzte sich vor sein Com-Panel und tippte. Plötzlich legte sich ein breites Grinsen auf sein Gesicht. Auf dem Panel waren Fotos seiner unerwarteten Kundschaft zu sehen. Darunter standen Zahlen. Es war die Belohnung die für die Ergreifung der entflohenen Häftlinge ausgesetzt worden war. Er rieb sich die Hände, schaltete das Panel aus und ging zurück ins Haus. „In Ordnung, ich wäre soweit. Lassen sie uns aufbrechen.“, sagte er und führte die Gruppe nach draussen.


Das erste Team bestehend aus Lew Sulik, Ian Paice und Frank Lincoln unter der Leitung von Alexandra Black, war nun zu den von der Mala übermittelten Koordinaten auf den Planeten hinuntergebeamt worden und wie angekündigt dort von einer Gruppe magratheanischer Streitkräfte empfangen worden. „Wir würden unsere Nachforschungen gerne in der Blue Oyster Bar beginnen.“, sagte Lew zum Commander der unwillkommenen Leibgarde. „In diesem schrecklichen Schuppen?“, fragte der massige und dennoch auf eine seltsame Art kindliche Anführer der Magratheaner ungläubig. „Na schön, wie sie wollen. Wir bringen sie dort hin.“ Das Team um Sulik schaute sich fragend an, haben sie doch damit gerechnet nun eine der besten Bars des Universums kennen lernen zu dürfen.

Die Luft war widerlich. Es stank nach Abfall und Verbranntem. Ratten krochen über die mit Lehm bedeckten Straßen. Hier und da loderten Feuer aus verrosteten Ölfässern und billige Schlampen boten sich an jeder Ecke feil. Es war eine abstoßende Gegend. Als sie sich durch die Straßen des Vergnügungsviertels bewegten verloren sie immer mehr den Glauben, dass Paice Recht behalten würde mit seiner Lobeshymne auf diese inzwischen geheimnisumwitterte Bar. Sie trauten ihren Augen kaum. Im entlegensten Winkel des Viertels, schwebte die blaue Neonauster über allem anderen. Aus ihr heraus wandte sich eine spärlich bedeckte Frau mit drei Brüsten. ‚The Blue Oyster’, war dieses bizarre Gemälde untertitelt. Sie traten ein.

Als sich ihre Augen an das kühle Dunkel gewöhnt hatten, erkannten sie einen breiten Rücken, der über ein Klavier gebeugt war. Das Geklimper war miserabel, kam aber von Herzen. Sie musterten die Einrichtung. Das Design des Interieurs schwankte zwischen eklektisch und geschmacklos. Es kam ihnen vor wie eine sonderbare Mischung aus Maya-Mystik und Vegas Pomp, die abends vermutlich in blaues oder pastellfarbenes Neonlicht getaucht wurde. Man konnte den Schuppen nicht lieben. Er hatte soviel Herz und Seele wie Bambus und Kunstleder. „So. Das nennst du also die ‚beste Bar des Universums’?!“, frotzelte Lew in Ian’s Richtung. „Tja, was soll ich dazu sagen. Ich hatte mir damals schon gedacht, dass ich diesem seltsamen Kerl nicht trauen konnte, der mir sie zu jener Zeit empfohlen hatte. Aber vielleicht war es hier früher ja noch ‚schöner’.“, entgegnete er mit einem ungläubigen Schulterzucken. „Nun, was soll’s. Jetzt sind wir nun einmal hier, also lasst uns das Beste daraus machen.“, schlug Sulik versöhnlich vor und machte einen Schritt in Richtung Tresen. Für den Ausschank war ein Mann verantwortlich, der sich ohne aufzufallen zu den Zeiten eines Timothy Leary in den zwielichtigen Clubs des alten San Franciscos hätte bewegen können. Seine Haare waren undefinierbar. Seine Kleider bunt und schrill und selbst unter der hellen Beleuchtung des Tresens waren seine Pupillen vollkommen schwarz. Er grinste – unaufhörlich – und mischte hektisch die angeforderten Getränke zusammen. Trotzdem wirkten seine Bewegungen professionell und gekonnt. Sulik trat an die Bar. „Einen triadischen Feuerreiter, bitte.“, gab er seine Bestellung auf. „Gerne. Kommt sofort.“, gab der Barkeeper abwesend zurück. Einen kurzen Augenblick später schon, stand das hochprozentige Gebräu auf dem Tresen, verziert mit einer blauen Litschi und einem gespaltenen Strohhalm. Die Anderen bestellten ebenfalls, während den Streitkräften des Planeten das Szenario ein wenig seltsam vorkam. Sie hielten sich jedoch im Hintergrund und beobachteten angestrengt. „Sie sind also von der Sternenflotte?“, begann der Bartender in einem ruhigen Moment. „Gut erkannt.“, entgegnete Lew Sulik desinteressiert, nicht gewollt mit einem derartigen Freak eine Konversation zu beginnen. Vielmehr betrachtete er die beiden Frauen, die nun begannen sich auf einer kleinen Bühne die Kleider vom Leib zu reissen. „Wieso sind sie hier? Ich dachte Magrathea sei aus der Föderation ausgetreten.“, ließ der Barmann nicht locker. Sulik drehte sich zu ihm hin. „Das ist richtig. Wir sind jedoch auf der Suche nach einigen vermissten Mitgliedern unserer Crew. Sie kamen vor dem Austritt auf den Planeten und nun haben wir jeden Kontakt zu ihnen verloren.“, erklärte er. „Das ist natürlich unschön.“, bemitleidete sein Gegenüber. „Mein Name ist Max. Max Mulloy. Vielleicht kann ich ihnen behilflich sein.“ Sulik traute dem Kerl nicht. Für ihn war er ein abgewrackter Drogensüchtiger, der versuchte sich mit niederer Arbeit über Wasser zu halten. Doch er wollte sich anhören was er zu sagen hatte. „Nein Danke. Ich habe keinen Bedarf an Bewusstseinserweiterndem.“, täuschte er vor. „Ich meinte ‚behilflich’ eigentlich eher im Bezug auf ihr kleines Problem. Ich habe gute Kontakte zu den hiesigen Gefängniswärtern und mir ist da vor Kurzem etwas zu Ohren gekommen.“ Lew horchte auf. Sollte dieser unangenehme Typ tatsächlich etwas über das Verschwinden der Crewmitglieder wissen? „Was genau haben sie denn gehört?“ „Nun ja, ich weiß zum Beispiel, dass einige Föderationsmitglieder in dem Straflager vor der Stadt gefangen gehalten wurden.“ „Was bedeutet ‚wurden’?“, fragte Sulik immer interessierter. „Nun ja, ich würde ihnen gerne weitere Informationen zu kommen lassen, jedoch nur zu gewissen Konditionen.“ „Die da wären?“ „Ich wurde aus meinem Heimatsystem verstoßen, da ich dort meine Drogengeschäfte etwas zu enthusiastisch betrieben hatte. Dann bin ich hierher geflohen, da die Herstellung und der Vertrieb von Dexedrin auf diesem Planeten toleriert wird. Ich bin aber äusserst unzufrieden mit meiner Situation auf Magrathea und möchte diesen Ort schnellstmöglich verlassen. Ich verlange von ihnen, dass sie mich auf ihr Schiff mitnehmen, mir Rehabilitation in den gesamten Systemen der Föderation garantieren und mich von hier fort bringen.“, flüsterte er. „Das grenzt an Erpressung.“, antwortete Lew, unsicher, ob die Informationen die der Mann hatte es wert wären eine solche mehr als ungewöhnliche Übereinkunft zu treffen. „Ich werde das mit dem Captain besprechen müssen.“, sagte er. „Entschuldigen sie mich.“ Lew Sulik ging auf die Toilette des Blue Oysters und wartete bis er alleine war. Dann rief er die Katana und verlangte Captain Andersson. Als er wieder in die Bar hinaustrat, waren die Nutten inzwischen dabei die betrunkenen Gäste anzugraben und ihnen das Geld aus den Taschen zu ziehen. Er stellte sich wieder an die Bar und lehnte sich weit über den Tresen. „Einverstanden“, nuschelte er Mulloy zu und hielt dabei seinen Zeigefinger vor seine Lippen. „Sehr schön. Treffen wir uns in 20 Minuten am Hinterausgang der Bar. Dann werde ich ihnen sagen was ich weiß. Schauen sie, dass sie die Wachhunde loswerden.“, entgegnete Max mit innerer Zufriedenheit.

Es würde sich herausstellen, dachte sich Sulik, ob dieser Mann tatsächlich eine Hilfe war, oder ob die Situation durch diese Abmachung nur noch verschlimmert werden würde. Er trank leer und wandte sich Lieutenant Commander Black zu, der er nun die neuesten Entwicklungen werde erklären müssen.