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Ausgenutzt - Teil 2
Autor: Alexandra Black

Der Weg von der Andockschleuse zum Labor auf Epsilon-Athena war normalerweise nicht sehr lang. Doch auch wenn Natall Geodis bereits seit Monaten auf den Moment gewartet hatte, dass der Klingonische Botschafter von ihr genau dorthin geführt werden wollte, hatte sie nun einen etwas umständlicheren und daher längeren Weg – über die Promenade – gewählt. Jetzt kam alles auf das richtige Timing ihrer Mitarbeiter an. Insgeheim hoffte die Trill dass ihre Kollegen auf der Katana ihr nun keinen Strich durch die Rechnung machen würden. Alles war perfekt vorbereitet gewesen, aber wer hatte damit rechnen können, dass ausgerechnet Botschafter Kravt derjenige welcher sein würde? Kravt hätte zu diesem Zeitpunkt eigentlich an einer diplomatischen Konferenz teilnehmen sollen. Aber nachdem die Klingonen die für sie bestimmte Nachricht erhalten hatten, war ihnen die Konferenz wohl nicht mehr so wichtig. Ausschlaggebend war vermutlich der Punkt gewesen, dass Kravt als ihr Abgesandter der Station am nächsten war.


„Versuchen Sie nicht, mich hinzuhalten.“, knurrte der Klingone, als sie die Promenade erreicht hatten und Geodis dazu ansetzte, auf einige der Einrichtungen explizit hinzuweisen. Die Trill schluckte ihre aufkeimende Verägerung herunter und atmete tief durch. „Verzeihung. Wir sind derartige Besuche hier nicht gewöhnt...“

„Bringen Sie uns einfach zu Ihrem Labor.“, verlangte einer von Kravts Begleitern.




Etwa zur gleichen Zeit hatte Demitri Lehnenko die Ops und somit auch das Büro von Natall Geodis erreicht. Die Tür des Raumes öffnete sich automatisch. Der Ensign trat ein und meinte, noch ehe er sich umgesehen hatte: „Sie wollten mich sprechen, Captain?“ - Erst dann bemerkte er, dass der Raum leer war. Fragend wandte er sich zurück zur Ops.

„Captain Geodis ist noch unterwegs und bittet Sie, auf sie zu warten.“, erklärte ein Crewman von seinem Display aufsehend.




Im wissenschaftlichen Labor waren inzwischen alle Displays umgeschaltet – wie immer wenn jemand unangemeldet und vor allem ohne vorherige Identifikation auf dem Weg war. Und wie jedes Mal schalteten auch die Wissenschaflter augenblicklich um. Einige diskutierten vermeintlich angeregt über die Flora des unter ihnen liegenden Planeten, ein paar andere starrten einfach nur auf die geänderten Anzeige ihrer Konsolen. Nichts Ungewöhnliches.

Das einzig Ungewöhnliche war das Auftreten der klingonischen Delegation im Schlepptau von Natall Geodis.


„Bitte. Das ist unser Labor.“ Die Trill verwies mit einer Geste auf den gesamten Raum. „Sehen Sie sich ruhig um.“

Das ließen Kravts Begleiter sich nicht zwei Mal sagen. Sie strebten den nächsten Konsolen zu und sahen den Wissenschaftlern über die Schultern. Einer tippte sogar neugierig an einem Panel herum.

„Bitte fassen Sie nichts an. Diese Daten sind sehr wichtig für uns.“, intervenierte Geodis, wurde allerdings ignoriert.


„Woran forschen Sie hier?“, verlangte Kravt nach Informationen und klang dabei bei nach jemandem, der ein Verhör führt, als nach Neugier.

„Wir katalogisieren Athena Prime: Die Ozeane, die Flora,... Hauptsächlich untersuchen wir die Pflanzen auf ihre Tauglichkeit für medizinische Zwecke verwendet zu werden.“, erklärte die Captain das Alibi-Projekt der Wissenschaftsgruppe. Routiniert deutete sie auf das größte Display, das eine Karte des Planeten zeigte, auf der diverse Pflanzen oder viel mehr die Orte, an denen sie zu finden waren, eingezeichnet waren.

„Medizinische Zwecke?“, bellte Kravt nahezu.

„Irgendwelche Erkenntnisse?“, fügte einer seiner Begleiter hinzu. Es war derselbe, der zuvor auf an der Konsole herumgetippt hatte.

Geodis sah zwischen den beiden hin und her. „Nicht wirklich. Aber das ist sicherlich Auslegungssache. Wir geben Ihnen gerne Einsicht in unsere Arbeit.“

„Das wäre... wünschenswert.“ Der Botschafter ließ eine Reihe gelber Zähne aufblitzen und sah die Trill erwartungsvoll an. „Jetzt.“

Geodis gab einem der Wissenschaftler ein Zeichen. „Selbstverständlich.“

Kravt tat es ihr gleich und wies seinem Kollegen an, dem Wissenschaftler zu dem Terminal zu folgen. Er selbst gesellte sich ebenfalls zu den beiden und beobachtete aufmerksam, wie der andere Klingone sich ein genaueres Bild verschaffte. Gleich nachdem Borkal ihm Zugang zum System verschafft hatte, drängte er ihn zur Seite und ließ seine Finger über die Schaltflächen fliegen. Dann streckte er eine Hand zu dem zweiten Begleiter aus, der ihm ein kleines flaches Gerät übergab. Es ließ sich leicht an der Oberfläche anbringen und hatte die eigentliche Benutzeroberfläche in wenigen Sekundenbruchteilen umgeschaltet. Einige kryptische Symbole später blinkte ein klingonischer Schriftzug auf dem Display.




Nach über einer halben Stunde untätigen Wartens sowie mehrfachem Hinweis durch den Crewman auf der Ops, er möge weiterhin warten, war Lehnenko dazu übergegangen, auf der Ops auf und ab zu gehen. Im Büro der Captain zu warten, hatte er lieber vermieden. Er bevorzugte es, wenn er schon die Gelegenheit dazu hatte, einen Blick auf die Vorgänge hier auf der Ops zu werfen. Doch Ungewöhnliches oder Interessantes gab es nicht zu entdecken und die Warterei gefiel ihm nicht. Außerdem sah es der stets so korrekten Kommandantin gar nicht ähnlich, jemanden zu sich zu rufen und ihn dann so lange warten zu lassen.

„Warum nehmen Sie nicht in Captain Geodis Büro Platz?“, fragte der Crewman genervt.

Lehnenko hielt in seinem Schritt inne und öffnete den Mund um etwas zu erwidern, atmete dann aber nur betont langsam aus. „Wo ist sie überhaupt?“, stellte er schließlich eine Gegenfrage. „Sie meinte, es sei dringend und nun...“

Der Crewman seufzte, doch Lehnenko hob nur abwehrend die Hände. „Schon gut. Ich warte also nebenan.“ Der Ensign betrat also doch noch das Büro. Als die Tür sich mit dem vertrauten Zischen hinter ihm geschlossen hatte, schüttelte er geringschätzig den Kopf. 'Diese kleinkarierten Föderierten...', fuhr es ihm durch den Kopf. „Computer: Wo befindet sich Captain Natall Geodis?“

„Captain Geodis befindet sich zurzeit im Labor.“, antwortete ihm die stets gleiche Computerstimme pflichtbewusst.

„Im Labor?“, fragte der Ensign irritiert. Also genau dort, wo er vorhin her gekommen war. Was für einen Sinn ergab es, ihn auf die Brücke zu bestellen, wenn sie selbst ins Labor ging?


„Nein!“, entfuhr es ihm, als ihm ein Licht aufging. Und im Laufschritt setzte er sich in Bewegung – in Richtung Labor, um zu retten, was vielleicht noch zu retten war.




„Auch sauber.“, bestätigte Saltar, der klingonische Analytiker nachdem er auch das letzte Terminal gründlich durchgecheckt hatte. Man konnte Kravt erleichtert aufatmen hören.

„Nun, da das geklärt ist,“ begann der Botschafter, „ - Ich hoffe Sie verzeihen unser unangekündigtes Auftauchen. Wir hatten Grund zu der Annahme, dass Ihre Forschungen nicht dem entsprechen, wofür Sie sie ausgeben...“ Einer Erwiderung der Captain beugte er mit einer knappen Geste vor. „Wir werden uns um die Bereinigung der Angelegenheit kümmern. Das versichere ich Ihnen. Außerdem...“, er räusperte sich, denn auch wenn er offiziell ein Diplomat war, war er immer noch ein Klingone. Und Entschuldigungen lagen nun mal nicht in deren Natur. Entsprechend unangenehm war es ihm sie nun laut auszusprechen. „... Sie werden verstehen, dass wir die Station gründlich gescannt haben, um sicherzugehen, dass Sie uns auch das wirkliche Labor zeigen...“


Geodis ließ den Unterkiefer leicht herunter klappen. Nicht, dass sie das nicht gewusst hätte. Aber das musste man dem Botschafter ja nicht gleich auf die Nase binden. Sie setzte eine überraschte Miene auf und meinte: „Was auch immer der Grund zu einer falschen Annahme gewesen sein mag... ich bin sicher, sie werden sich angemessen um die... Angelegenheit kümmern. - Wie es eben nur Klingonen tun.“


Kravt und seine Begleiter verfielen in schallendes Gelächter.




Im Bereitschaftsraum des Captains auf der Katana herrschte zur gleichen Zeit eine recht düstere Stimmung. „Doktor, ich bitte Sie“, meinte Ebbersmann eindringlich. „Irgendetwas MUSS vorgefallen sein – sind Sie auf irgendwelche Erkenntnisse gestoßen? Vielleicht waren Sie nicht so unbeobachtet wie Sie glaubten?“

„Nein, nein“, wehrte Maddigan ab. „Wir waren auf etwas gestoßen ja. Aber ich hatte – wie vereinbart – darauf hingewiesen. Mit Einschränkungen zwar, ja, aber ich bin mir sicher, dass ich dadurch ihr Vertrauen gewonnen hatte. - Es muss etwas mit der klingonischen Delegation zu tun haben.“

„Denke ich auch.“, kommentierte Andersson verstimmt. „Was haben die hier überhaupt zu suchen? Ich meine... wenn es stimmt, dass es das Schiff von Botschafter Kravt und seiner Delegation ist, dann sollte er doch gerade bei der Konferenz auf... Dings... er sollte jedenfalls nicht hier sein.“ Für einen Moment herrschte Stille bevor der Däne fort fuhr: „Ganz ohne Grund taucht doch ein klingonischer Botschafter nicht einfach auf einer so... 'unbedeutenden' Forschungsstation auf...“

Ebbersmann nickte nachdenklich. „Ich habe mich schon gefragt, ob jemand den Klingonen was gesteckt haben könnte... Nur wer?“

Maddigan blickte eher zweifelnd drein. „Aber was haben die Klingonen damit zu tun? Es geht hier ja schließlich nicht um sie... Warum also ausgerechnet denen was stecken? Sollte man das nicht besser, den Romulanern... zutragen?“

„Hm“, schnaubte Andersson. „Nicht wenn sie es schon wissen...“ Damit äußerte er nicht nur seine neueste Vermutung, sondern auch das, was Ebbersmann gerade durch den Kopf ging. „Das habe ich mich auch gerade gefragt. Was, wenn die Romulaner längst davon wussten? Oder viel mehr, was würden die Romulaner tun, wenn sie von so etwas erfahren? - Im Krieg sind wir schließlich schon. Sie können uns also schlecht den Krieg erklären...“

„Aber Sie könnten die ganze Geschichte für sich nutzen, um die Klingonen auf ihre Seite zu ziehen...“, erkannte der XO ganz richtig.

Der Captain nickte grimmig. „Wir sollten das Schiff auf jeden Fall im Auge behalten.“ Damit wies er auf die Tür zur Brücke. „Hoffen wir, dass Geodis weiß, was sie tut. Sonst könnte die Romulaner heute einen Verbündeten gefunden haben.“




„Was... Lassen Sie mich vorbei. Ich muss ins Labor.“ Böses ahnend war Demitri Lehnenko an der Abzweigung zum wissenschaftlichen Labor angekommen. Doch der Durchgang wurde ihm durch vier Sicherheitsoffiziere versperrt. „Wir haben Anweisung, niemanden durch zu lassen.“, antwortete einer von ihnen gleichgültig. Doch Demitri war sich sicher, dass die anderen ihn spöttisch musterten und nur auf eine falsche Bewegung warteten.

„Verstehe.“, antwortete er. „Dann... muss ich wohl später wieder kommen.“ Er musste sich etwas anderes einfallen lassen. So wie die Dinge lagen, war er zu spät dran. Das halbe Promenadendeck sprach bereits von den kürzlich eingetroffenen Klingonen. Und wenn Geodis versuchte ihn von ihnen fern zu halten, war er vermutlich aufgeflogen. Höchste Zeit, nichts mehr retten zu wollen – außer vielleicht sich selbst. Entweder die Klingonen hatten seine Nachricht ernst genommen und waren bei ihrem unangekündigten Besuch gründlich genug, um herauszufinden, dass hier mindestens etwas nicht mit rechten Dingen zuging, oder aber Geodis hatte sie längst überzeugt.


Lehnenko wandte sich zum Gehen. Alles was er jetzt brauchte, war ein ruhige Plätzchen von dem aus er ein Signal zu dem getarnten Schiff schicken konnte, dass ihn automatisch an Bord beamen würde. Zu keinem anderen Zweck war es bereits vor Monaten im Orbit von Athena Prime zurückgelassen worden. Mit etwas Glück war er dann schon morgen wieder in romulanischem Raum – in Sicherheit.


„Geodis an Tyler: Ich habe gerade erfahren, dass Ensign Lehnenko nicht mehr auf der Brücke ist. Sollte er bei Ihnen auftauchen, nehmen Sie ihn unverzüglich fest.“, hörte er plötzlich hinter sich und erstarrte für eine Schrecksekunde. Ein ruhiges Plätzchen wäre ihm zwar lieber gewesen, aber in diesem Fall...

„Verstanden, wir haben ihn.“, antwortete Tyler, noch ehe Lehnenko das Signal an seinem Gürtel betätigen konnte. Schon hatte er den Phaser demonstrativ in den Rücken des Spions gedrückt. „Ich musste echt lange warten, bis ich das tun durfte, Romulaner.“, knurrte der Sicherheitschef. Und als Lehnenko versuchte seine Bewegung zu ende zu führen, fügte er hinzu: „Ja, bitte gib mir einen Grund, abzudrücken.“




„Computerlogbuch der USS Katana, Captain Ebbersmann.

Die klingonische Delegation ist heute Morgen zu ihrer Konferenz zurückgekehrt. In einem Gespräch mit Captain Geodis hat sich geklärt, dass die wissenschaftlichen Forschungen auf Epsilon Athena nun eingestellt wurden. Die meisten Daten wurden bereits gelöscht, bevor die Klingonen eingetroffen sind. Außerdem konnte sie uns glaubhaft versichern, dass sie bereits in einem frühen Stadium der Forschungen herausgefunden haben, dass die Probleme auf die unser Doktor bei seinen Analysen gestoßen ist, schon früh heraus kristallisiert haben. Ein Virus, wie wir es bisher befürchtet haben, würde sich aufgrund von Maddigans Arbeit niemals verwirklichen lassen. Die weitere Forschungsarbeit diente offensichtlich einzig dazu, den Verräter zu finden, den die Romulaner in unsere eigenen Reihen eigenschleust haben. Der vermeintliche Ensign Lehnenko wurde bereits zum Verhör abgeholt. Vielleicht kennt er weitere Undercover-Agenten und kann deren Namen nennen.

Botschafter Kravt hat uns glücklicherweise die volle Unterstützung des klingonischen Reiches im Konflikt gegen die Romulaner zugesagt. Trotzdem bleibt ein bitterer Nachgeschmack bei der ganzen Angelegenheit. Ich sehe keinen Grund, weshalb man uns nicht von Anfang an, in die Hintergründe dieser Aktion eingeweiht hat und allein der Gedanke, dass der Versuch unternommen wurde, ein Virus zu synthetisieren, das eine ganze Spezies ausrotten kann... - Computer den letzten Satz löschen, Aufzeichnung fortsetzen: Ich sehe keinen Grund, weshalb man uns nicht von Anfang an, in die Hintergründe dieser Aktion eingeweiht hat. - Eintrag Ende.“ Ebbersmann wandte sich seufzend dem Fenster hinter seinem Schreibtisch zu. „Bleibt zu hoffen, dass die Klingonen niemals erfahren, dass der Hinweis, den sie bekommen haben, keine reine Erfindung war...“

Dann stand er auf und trat auf die Brücke. „Wie lange noch, bis wir die Gemini-Station erreichen?“

Der Captain nahm auf seinem Stuhl Platz und blickte erwartungsvoll einer angenehmeren Mission entgegen.


Zur gleichen Zeit irgendwo in einem abgedunkelten Büro.

„Was passiert jetzt mit ihm?“

„Er wird zum Sprechen gebracht.“, sagte eine Gestalt, die sich weit im Schatten hielt.

„Das ist mir klar, aber danach? Ich denke nicht, dass eine Strafkolonie der richtige Ort für einen Kriegsgefangenen ist...“

Die Gestalt schnaubte amüsiert. „Sicher nicht. Aber wir sollten für den Fall der Fälle vorbereitet sein. Wir mögen diese Substanz nur als letzten Ausweg entwickelt haben, aber sollte uns keine andere Wahl bleiben, brauchen wir immer noch jemanden, der – bereits infiziert – von hier abhaut und den Virus unter den Romulanern verbreitet. Je mehr, desto besser.“