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Katana:Sonderlogbuch 587928

From PathfinderWiki

Prolog
Sternzeit: 58.792,8
Datum: 16.10.2381
Autor: Mark de Boer


Natalie Bardal meldete sich über Funk bei Mark de Boer: „Okay, dein Baby ist startklar. Schieß den Mistkerl aus dem Universum, Mark!“ Sie streckte den Daumen nach oben. „Werd’ ich machen. Ich bring dir ein Stück seiner Außenhülle als Andenken mit – wenn etwas von ihm übrig bleibt…“ Er zwinkerte seiner Mechanikerin zu. Er zog die Sicherheitsgurte seines neuen Kampfjets Azrael fest. Trotz aller hochmodernen Technik hatte er den Trägheitsdämpfern nie so ganz vertraut. Was hatte er für Kämpfe mit seiner Mechanikerin austragen müssen, bis sie ihm die Gurte eingebaut hatte. Er zweifelte nicht an Natalies Fähigkeiten. Aber er hatte schon zu viele Abstürze gesehen und selbst miterlebt, als dass er sich blind darauf verließ, dass die Technik nie versagt. Insgeheim wunderte er sich ohnehin, dass Gurte nicht zur Pflicht an Sternenflotten-Schiffen wurde. Bislang wurde er aber immer nur belächelt, wenn er entsprechende Bemerkungen machte. Mark checkte noch mal kurz den Status seines Waffensystems und des Antriebs. Mit den Worten „Ich bin dann mal weg!“ beschleunigte er seinen Kampfjet und verließ den Hangar.

„OPS, ich habe kein klares Bild auf meinem Monitor. Wo befindet sich mein Ziel?“ „Es ist gerade mit hoher Geschwindigkeit ins Sonnensystem eingedrungen und gerade am Neptun vorbei geflogen. Sie müssten ihn in der Nähe des Jupiters abfangen können. Viel Glück!“ „Danke!“ Mark beschleunigte seinen Kampfjet. „Nun wird’s ernst. Dann zeig mal, was in dir steckt, Honey!“, murmelte er und strich fast zärtlich über die Armaturen seiner Maschine.

Er näherte sich dem Jupiter. Dieser mächtige Gasriese beeindruckte ihn immer wieder. Einen passenderen Namen als den des römischen Gottes hätte man ihm gar nicht geben können. Der Mond Io schob sich vor Jupiter und bildete durch seine grau-weiße Oberfläche farblich einen deutlichen Gegensatz zur bunten Oberfläche des Planeten. Doch das war es nicht, was Mark de Boer einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ. Ein Gefühl von Déjà vu überkam ihn…

„Hey Mark, sind Sie bereit, Geschichte zu schreiben?“ – „Natürlich, Tom! Armstrong, Cochrane, de Boer – das klingt doch gut.“, lachte Mark. „Wenn dieser Antrieb erfolgreich ist, wird niemand mehr überhaupt noch etwas mit dem Namen Cochrane anfangen können.“, erwiderte Tom Gerrit, sein Flugleiter. „Leute, konzentriert euch mal wieder! Ihr wisst, was auf dem Spiel steht. Wenn wir hier versagen, schließen die diese Abteilung. Feiern können wir, wenn wir es wirklich geschafft haben.“, mahnte Michael Kirchner, der Leiter der Abteilung für experimentelle Fluggeräte und Antriebe. Leider hatte er Recht. Nach zwei katastrophalen Unfällen bei vorangegangenen Testflügen hatte das gesamte Projekt auf der Kippe gestanden. Mark war mit diesem Flug zum Erfolg verdammt. Wenn alles gut ging, hatte er ausgesorgt und konnte seiner Freundin Annie endlich einen Heiratsantrag machen. Er schaute auf ihr Foto, das er ins Cockpit geklebt hat. Dann rief er sich zur Ordnung. „Okay, Experimentalflieger Willem-Alexander an Kommandostand. Es ist der 23.09.2111, 14:31 Uhr. Ich beginne mit der heißen Phase. Einmal zum Pluto, wenden und wieder zurück. Also einmal um den Block. Bis gleich... 3… 2… 1… Energie!“ Mark betätigte den Knopf für den Trans-Wurmlochantrieb. Ein idiotischer Name, obendrein noch nicht einmal ein zutreffender. Dieser Antrieb hatte nichts mit Wurmlöchern zu tun. Aber ihnen war kein Name eingefallen, also hatte ihm irgendein Mitarbeiter, der auf SciFi stand, diesen Namen gegeben. Und dabei war es auch geblieben. Die Willem-Alexander erzitterte, als der Antrieb die Energie in Geschwindigkeit umwandelte. Mark jagte am Mars vorbei. Der Planet war erst vor kurzem durch Menschen besiedelt worden. Eine Sekunde später war er nur noch ein kleiner roter Ball weit hinter Mark. Das Raumschiff beschleunigte weiter, raste vorbei am Asteroidengürtel. Mark näherte sich dem Jupiter. Io schob sich gerade vor den Gasriesen. „Tom, bislang läuft alles prima. Ich passiere gerade den Jupiter. Alle Werte im grünen Bereich.“ Plötzlich wurde das Raumschiff stark durchgeschüttelt. „Was zum Teufel…“, fluchte Mark. „Tom, hier fluktuieren die Werte für den Antrieb. Ich werde mehr Energie für die Stabilisierung umleiten.“ Wieder erbebte das Schiff, diesmal noch heftiger. „Mark, was ist los bei Ihnen? Sie verschwinden immer wieder von unserem Monitor.“ „Ich weiß es auch nicht. Ich werde was versuchen. Ich melde mich gleich wieder.“ Er beendete die Verbindung und leitete jede Energie, die er entbehren konnte, in die Stabilität des Antriebs und seines Jets. Plötzlich wurde der Flieger in so ein grelles Licht gehüllt, dass Mark aufschrie und die Hände vor die Augen schlug. Gleichzeitig wurde das Schiff wie von einer unsichtbaren Hand gepackt und durchgeschüttelt. Mark verlor den Halt und wurde quer durch die Flugzeugkanzel geschleudert. Dann war alles vorbei. Mark rappelte sich hoch. Er konnte kaum etwas sehen. Dieser verdammt Blitz hatte ihn geblendet. Erst nach und nach konnte er mehr als nur Schatten und Schemen erkennen. Er spürte, wie Blut aus einer Wunde über sein Gesicht lief. „God verdomme! Was war das denn?!? Aber wenigstens bin ich noch an einem Stück.” Er befühlte die Beule an seinem Kopf. “Ich werde anregen, in diesen Flieger Sicherheitsgurte einzubauen”. Mark führte einen Check seiner Maschine durch. “Hmm, scheint alles in Ordnung zu sein.“ Er aktivierte seine Kommunikation. “Tom, hier ist Mark. Es ist alles okay mit mir. Wir haben Fortschritte gemacht, aber wir müssen uns die Daten noch mal anschauen. Irgendwas scheint die Energie für die Antriebe zu schnell abzuziehen… Tom? Hallo?!? Michael?“ Mark überlegte. Irgendwas schien mit seiner Kommunikationsanlage nicht zu stimmen. Das Beste wäre, wenn er zur Basis zurückkehren würde. Dort könnte man die Daten auslesen und den Antrieb verfeinern. Er flog los, stockte dann aber. „Was zur Hölle geht hier vor? Was ist aus dem Mars geworden?“ Er blickte auf den dicht besiedelten Mars. „Wie kann das sein? Die Besiedlung hat doch erst vor kurzem begonnen?!?“ Plötzlich erschien ein riesiges Schiff vor ihm, wie Mark es noch nie gesehen hatte. Es war kein vulkanisches Schiff, und die Menschen waren noch Ewigkeiten davon entfernt, echte Raumschiffe zu bauen. „Hier spricht das Förderationsraumschiff USS Starlight. Identifizieren Sie sich!“ Ab diesem Zeitpunkt war Mark klar, dass irgendwas gründlich schief gelaufen ist. Wie er später erfahren sollte, hatte ihn der Trans-Wurmlochantrieb ins 24. Jahrhundert befördert. Etliche Wissenschaftler hatten sich mit dem Phänomen beschäftigt, konnten aber auch nicht erklären, was eigentlich genau passiert war. Für Mark war es letztendlich auch egal. Er war in einer fremden Zeit gestrandet. Unwiderruflich getrennt von seinen Eltern, von seiner kleinen Schwester und seiner Freundin. Er würde sie nie wieder sehen können. Doch dieser Testflug hat noch mehr bewirkt. Durch den Lichtblitz sind seine Augen wässrig-blau geworden, fast schon weiß. Dies führte bei seinen Mitmenschen oft zu Irritationen, sogar zu Ängsten. Außerdem wurde durch die Zeitreise sein Metabolismus verlangsamt. Die Ärzte stellten fest, dass sein Körper in drei Jahren nur ein Jahr altert. Demnach hat er noch ein langes, ein sehr langes Leben vor sich. In der Situation gab es keine schlimmere Diagnose für ihn. Das Schicksal hatte ihn am 23.09.2111 aus dem Leben gerissen und am 12.07.2362 wieder ausgespuckt...

„Mr. De Boer, haben Sie das Objekt schon gesichtet?“ Die Frage riss ihn brutal in die Realität zurück. „Aye Sir. Es ist gerade in Sichtweite gekommen. Es ist ziemlich schnell unterwegs. Ich bin gespannt, wie es auf meine Anwesenheit reagiert.“ Die Antwort kam sofort. Phaserstrahlen jagten ihm entgegen. Mark riss seinen Kampfjet zur Seite, so dass sie seine Schilde nur streiften und kurz zum Leuchten brachten. Mark schlug eine Rolle zur anderen Seite und entging so nur knapp den Quantentorpedos, die sein Gegner direkt mit den Phasern abgefeuert hatte. „Mann, der schießt aber sofort scharf. Erst gar keine Fragen stellen, wie?“ brummte Mark und erwiderte das Feuer. Aber mehr als ein Flackern der Schutzschilde bewirkten seine Phaser nicht. Sein Gegner jagte so dicht an ihm vorbei, dass Energie prasselte, als die beiden Schilde aufeinander prallten. „Wow, das war eng.“, dachte Mark. Er wendete seinen Kampfjet im engen Bogen und verfolgte den Eindringling. Ein Knopfdruck, und zwei Quantentorpedos flogen auf das fremde Objekt zu. Marks Gegner wich mit einem virtuosen Manöver aus und ging seinerseits mit wütenden Phaserattacken zum Angriff über. Alles verzehrende Energie traf auf Marks Schilde. Doch sein Raumschiff war speziell für diese Art Kampf mit starken Schildgeneratoren ausgerüstet worden. Selbst diese harten Treffer hatten die Schilde gerade einmal auf 91% verringert. „Gutes Schiff.“, grinste Mark. Er wich gekonnt einigen Phaserstrahlen aus und antwortete seinerseits ebenfalls mit Phasern. Das Ding hing an ihm wie eine Klette und ließ sich durch keines der Manöver abschütteln. „Na denn. Dann wollen wir mal sehen, wie gut du mit Atmosphäre klar kommst.“, knurrte Mark, drückte die Nase seines Kampffliegers nach unten und tauchte in die stürmische Jupiter-Atmosphäre ein. „Yeah! DAS ist Fliegen!“, schrie er. Sein Gegner verfolgte ihn, aber schon nach kurzer Zeit war klar, dass Marks Flieger ihm hier haushoch überlegen war. Das musst seinem Feind auch klar geworden sein, denn bereits nach dem ersten Feuergefecht zog er sein Raumschiff hoch und verließ die Atmosphäre. „Jetzt pack ich dich! Nun probiere ich mal eine dieser neuen Wunderwaffen aus.“, dachte Mark und gewann schnell an Höhe.

Oberhalb des Planeten wartete das fremde Raumschiff darauf, dass Mark die Jupiter-Atmosphäre verließ, um diesen Moment zu nutzen, wenn sein Flieger durch den Übergang in die Schwerelosigkeit kurzfristig an Wendigkeit verliert und so ein leichtes Ziel abgibt. Und da tauchte Marks Kampfjet auch schon auf. Eine Armada von Photonen- und Quantentorpedos raste auf ihn zu. Es folgte kein Ausweichmanöver, die Torpedos flogen direkt auf den Jet zu und drangen ohne Probleme durch den Energieschild… und flogen durch Marks Raumschiff hindurch. Es gab eine Fluktuation, und sein Schiff war verschwunden. Das fremde Raumschiff registrierte noch, dass Mark sich an einer gänzlich anderen Stelle befunden hatte und dass er seinerseits ebenfalls eine Breitseite von Quantentorpedos abgefeuert hatte. Die ersten Torpedos wurden vom Schutzschild noch abgefangen. Aber dann versagte dieser unter der Dauerbelastung der destruktiven Energie. Millisekunden später explodierte das Raumschiff. „Yee-haa! SO müssen feindliche Raumschiffe aussehen – viele kleine Trümmer!“, jubelte Mark. Dann blickte er auf das Foto an seinen Armaturen. „Leider kannst du das nicht mehr miterleben, Annie.“, seufzte er. Dann flog er eine enge Wende und kehrte zum Stützpunkt zurück.

Dort wurde er schon jubelnd von seinem Team empfangen. Natalie fiel ihm förmlich um den Hals, als er ausstieg. „Das war Spitze. Wie du die Trainings-Kampfdrohne zerstört hast… Dabei hatten wir sie extra auf höchste Stufe gestellt!“ Mark wurde verlegen. „Na ja, du hast die Azrael aber auch mit viel netter Technik ausgestattet.“, stammelte er. „Und dieses Gimmick, dem Gegner eine andere Position vorzutäuschen, ist dein absolutes Meisterstück.“ Natalie strahlte ihn an. „Wir müssen noch ein paar Daten auswerten, aber es sieht bislang alles super aus.“ – „Ja, es war ein gutes Gefühl, dieses Schiff zu fliegen. Die Arbeit hat sich gelohnt. Sehen wir uns heute Abend in Café del Sol? Schließlich haben wir etwas zu feiern.“ “Darauf kannst du wetten.“

Am nächsten Tag saß Mark mit dröhnendem Schädel im Hangar vor einem Monitor und betrachtete endlose Zahlenreihen und Grafiken, die ihm die Techniker zugeschickt hatten. Sie zeigten detailliert sämtliche Manöver, den Status der Waffen und der Schilde während des Kampfes und Marks Vitalzeichen während des Fights. Natalie hatte vollkommen Recht. Es sah alles perfekt aus. Ein krönender Abschluss einer harten Projektarbeit. „Mr. De Boer, wenn Sie bitte in mein Büro kommen würden…“, ertönte plötzlich eine sonore Stimme im Hangar. „Selbstverständlich, Admiral.“, antwortete Mark automatisch. Das Büro von Admiral Winters war absolut funktional eingerichtet. Hier gab es nichts, was nicht auf Effizienz und Nutzen ausgerichtet war. Wie das Büro aussah, so war auch der Admiral. Er kam direkt zur Sache. „Herzlichen Glückwunsch zum erfolgreichen Abschluss des Projekts. Die NX Azrael hat die Feuertaufe bestanden. Bald wird jede Raumbasis und jedes größere Raumschiff der Sternenflotte mit diesen Fightern ausgerüstet sein. Bis es soweit ist, werden zunächst die Stationen und Raumschiffe beliefert, die aufgrund ihrer Lage oder Mission einen erhöhten Bedarf haben. Wir haben zunächst eine Station und zwei Raumschiffe im Auge.“ – „Das klingt gut, Sir. Ich werde beim Aufbau der Kampfjets so gut helfen, wie ich kann.“ Der Admiral zog eine Augenbraue hoch. „Wer sagt denn so was? Nein, diese Spezialflieger werden so dringend benötigt, dass die Azrael in Kürze an ein Raumschiff abgegeben wird, das aufgrund seiner Mission einen besonders großen Bedarf hat. Und da Sie der beste Pilot für diesen Flugzeugtyp sind, werden Sie die Azrael begleiten. Ihre Versetzungspapiere sind bereits vorbereitet.“ Mark war perplex. „Aber Sir. Bei allem Respekt. Ich bin Testpilot, kein Kampfpilot. Außerdem werde ich hier doch für den Aufbau der Jets benötigt.“ Admiral Winters schnaubte abfällig. „Ich habe mir den Kampf gestern angesehen. Wenn Sie kein Kampfpilot sind, gibt es in der Flotte keine mehr. Außerdem werden Sie hier mitnichten gebraucht. Alle notwendigen Daten für den Aufbau sind bereits vorhanden. Für die paar Testflüge, die noch nötig sind, reicht ein durchschnittlicher Pilot. Es ist bereits alles veranlasst. In zwei Wochen werden Sie mit der Azrael zu ihrem neuen Arbeitsplatz fliegen. Ich wünsche Ihnen alles Gute!“ Mit diesen Worten entließ er Mark aus seinem Büro.

Zwei Wochen später Mark hatte ein mulmiges Gefühl im Magen. Seit vielen Jahren war er Testpilot in dem Kampfjet-Projekt. Er hatte das Gefühl, so etwas wie eine Ersatz-Familie zu verlassen, wenn er auf dieses Schiff ginge. Andererseits hatte der Admiral Recht. Es gab nach Abschluss des Projekts eigentlich nicht mehr viel für ihn zu tun. Und der Testkampf hatte ihm mehr Spaß gemacht, als er sich eingestehen wollte. Das erste Mal seit langer, langer Zeit hatte er sich wieder so richtig lebendig gefühlt. Das Schiff, auf das er versetzt wurde, erschien in seinem Blickfeld. Ein majestätisches Schiff. Für kritische Situationen entworfen und gebaut worden. Und nun sollte dieses Schiff um einen schlagkräftigen Kampfflieger verstärkt werden. Mark wusste, dass er auf das richtige Schiff versetzt worden ist. Er kontaktierte die Brücke: „Hier spricht die Azrael. Ich bitte um Erlaubnis, landen zu dürfen.“ – „Brücke an Azrael. Erlaubnis erteilt. Fliegen Sie Hangar 2 an, Mr. De Boer. Willkommen an Bord der USS Katana.“ Mark bestätigte und dachte lächelnd „Dieses Schiff wird mir helfen, Annie wieder zu sehen…“