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Autor: Tomm Lucas
Autor: Seeta Yadeel

Auf den Schiffen der Sternenflotte herrschte hektische Betriebsamkeit. Sämtliche Abteilungen bereiteten sich auf den bevorstehenden Kampf vor. Man war nicht zum Teetrinken hierhergekommen. Man wollte sich dem neuen Gegner stellen, herausfinden, ob es eine Möglichkeit gab, mit diesem zu einer friedlichen Kooexistenz zu gelangen. Und wenn nicht, dann würde die wissenschaftliche Abteilung ihr bestes geben, den Ausgang des Wurmlochs im Babylon-5-Universum zu schließen. Das selbe würde man dann mit der Öffnung nahe Cardassia machen, egal wie sehr die Cardassianer auch möglicherweise protestieren würden.

Dr. Lazarus war von der letzten Möglichkeit nicht erbaut. Er war Wissenschaftler, und als solcher wollte er das Phänomen natürlich am Liebsten studieren. Die Föderation konnte hier so viel lernen, die Forschungsmöglichkeiten waren schier unendlich, da widerstrebte es ihm, diese Forschungsmöglichkeit einfach aufzugeben. Ihm war jedoch klar, ebenso wie dem Rest seines Stabes, daß die Sicherheit der Bevölkerung der Universen vorging.

Wenn es nach Winnie Maddigan gegangen wäre, dann hätte man die Eingänge der Wurmlöcher sofort und auf der Stelle schließen können. Besser noch wären gestern oder vorgestern gewesen. Er schätze es nicht sonderlich, wenn er Crewmitglieder, von denen inzwischen viele zu seinen Freunden und Bekannten zählten zusammenflicken oder gar in eine der Kammern in der Leichenhalle legen mußte. Wenn es zu einem Kampf mit dem neuen Gegner kam, dann war es vermutlich nicht auszuschließen, daß es zu Toten und Verletzten kam, deshalb wäre es ihm am Liebsten gewesen, wenn es zu keinem Kampf gekommen wäre.

Zhabia Velain wiederum war zwischen ihrer Neugierde auf das neue Universum und die Wesen, die dort lebten und ihrer Sorge um diejenigen, die bedroht waren hin und hergerissen. Beides ließ sie keinesfalls kalt, auch wenn sie äußerlich so wirkte.

Lew Sulik hingegen dürstete in erster Linie nach Rache. Der Gegner hatte ihn zwei Piloten gekostet. Soweit es ihn betraf, hätte es nicht schlimmer sein können, wenn sie sich an seiner Familie vergriffen hätten. Die Piloten waren Familie, denn sie mußten sich blind aufeinander verlassen, wie es sonst nur unter Blutsverwandten üblich war, was insbesondere für sein Squadron galt, da sie es ständig mit dem Unbekannten zu tun hatten. Er konnte es kaum erwarten, den Typen den Hals umzudrehen.

Tomm Lucas steuerte das Schiff inmitten des Kampfverbandes auf Bulgur zu. Er fühlte sich mulmig. Die erfahreneren Offiziere gaben dem Offiziersanwärter ein gewisses Gefühl der Sicherheit, aber in Momenten wie diesen, wurde er sich trotz aller aufgesetzter Selbstsicherheit seiner eigenen Unerfahrenheit bewußt. Er fragte sich, wie die anderen es schafften so gelassen zu wirken, obwohl er vermutete, daß es nicht so war, daß sie ihre eigenen Ängste unter Gelassenheit verbargen und in Arbeit erstickten.

Er warf einen Blick über seine Schulter zu Marina, die gelassen an ihrer Konsole arbeitete. Von ihr wußte er, daß sie längst nicht so gelassen war, wie sie schien. Sie hatten sich am Abend bei einem Glas Wein in ihrem Quartier darüber unterhalten, wie sie nach außen hin cool tat, während sie innerlich alles andere als ruhig war. Aber sie wußte, daß sie, wenn der Ernstfall eintrat, ihren Mann, oder eher ihre Frau stehen würde. Sie würde die Befehle des Captains ausführen, ohne zu denken. Sie würde jeden Gedanken, außer dem auf die Arbeit so konsequent beiseite schieben, als hätte er nie existiert. Das war Teil des Jobs, hatte sie ihm erklärt, und er wußte, daß sie recht hatte. Er war inzwischen in einigen brenzligen Situationen mit dem Schiff gewesen und genauso war es jedesmal gewesen. Er hatte gewußt, daß ihrer aller Überleben davon abhing, daß er genauso perfekt funktionierte, wie alle anderen auch. Erst anschließend konnte man wieder Mensch sein, oder welcher Spezies auch immer man angehörte.

Rhâl Tu'Ran hingegen war völlig unbelastet. Es war mal wieder, als wäre ihr Hirn bemerkenswert leer. Sie verschwendete nur sehr selten einen Gedanken an morgen. Soweit es sie betraf, hatte sie außerhalb dieses Schiffes sowieso kein Morgen. Nach Hause konnte sie nicht zurück, selbst wenn sie gewußt hätte, wie. Also gab es nur die Katana für sie. Und wenn das Schiff zerstört wurde, welchen Grund hatte sie dann noch zum weiterleben. Also wienerte sie einfach weiter unbeeindruckt ihre Gläser und sah zu, daß alles von Wert so weit verstaut war, daß es nicht zerbrechen würde.

Im Maschinenraum checkten Seeta Yadeel und ihre Crew jedes System nicht zwei, sondern gleich dreimal. Sie wollte im Falle eines Gefechts nicht gerne mit den sprichwörtlichen heruntergelassenen Hosen erwischt werden. Sie konnten sich keine ausfallenden Systeme oder dergleichen leisten, das konnte sich fatal auswirken und ihrer aller Ende bedeuten. Und sie hatte vor, sicherzustellen daß nichts dergleichen geschah. Sie wollte verdammt sein, wenn sie der Captain im kritischen Moment nicht die Schilde oder den Antrieb oder was auch immer zur Verfügung stellen konnte.

Sie hatte sich an die neue Captain noch nicht gewöhnt, und würde es wohl auch nicht so schnell tun. Das war nicht Ariell, das war nur jemand, der ihre Erinnerungen besaß. Sie war nicht sicher, ob sie zu der Frau eine Beziehung aufbauen konnte. Sie wirkte ernster und gefaßter als Ariell es selbst in der kurzen Zeit nach der Vereinigung mit dem Symbionten getan hatte. Die Spontanität und das Lachen waren immer geblieben. Sie hatte zwar ruhiger gewirkt, aber dennoch war sie stets sie selber geblieben. Seeta fragte sich nicht zum ersten Mal in diesen Wochen, was sie von der Frau zu erwarten hatte. Sie hatte sich bisher von ihr ferngehalten, abgesehen von den dienstlichen Dingen, war aber sicher, sich irgendwann auch auf einer persönlichen Ebene mit ihr auseinandersetzen zu müssen.

Sie warf einen Blick durch den Maschinenraum, wo der Großteil ihrer Leute gerade an der Arbeit war. Sie fühlte sich für sie verantwortlich. Sie kannte alle von ihnen gut. Sie war bei ihrer aller Geburtstage dabeigewesen, wenn die legendären Feiern stattgefunden hatten. Die Techniker waren bekannt dafür, daß sie Feiern konnten. Sie war sogar bei der Taufe von Daniel und Julia Harders Sohn dabeigewesen. Sie hatte sich geehrt gefühlt, zu der Zeremonie der gläubigen Christen eingeladen zu werden, auch wenn sie selber den Glauben nicht teilte. Sie hatte jedoch früh gelernt, den Glauben anderer zu respektieren, da sie auf einem Planeten aufgewachsen war, auf dem es viele verschiedene Glaubensrichtungen gegeben hatte.

Frank Lincoln saß im Bereitschaftsraum der Elite-Force. Sie konnten nicht ausschließen, daß Eindringlinge an Bord kamen, und so ließ er Simulation nach Simulation üben. Das Team, das einst von Jade Thunders eingerichtet worden war und dann von McCrae, Tannier und schließlich von ihm selber weiter geformt worden war, spielte exzellent zusammen, aber einige weitere Trainingssessions konnten nicht schaden, natürlich nicht zu viele. Er wollte sie auf die Spitze der Leistung bringen und nicht überbeanspruchen.

Den Platz auf der Brücke hatte er derweil Tom Carrel überlassen. Der frisch verheiratete Lieutenant war erst vor einigen Wochen mit Corey aus den Flitterwochen zurückgekehrt und schon lastete wieder ein großer Batzen Verantwortung auf ihm. Frank wünschte sich nichts mehr, als daß endlich der neue Sicherheitschef erschien, den die Flotte versprochen hatte. Cunningham hatte zwar inzwischen jemanden ausgesucht und kommandiert, wie es aussah, würde es aber noch eine Weile dauern, bis der an Bord kommen würde. Irgendwas mit einem Gefangenentransport, wenn er das richtig mitbekommen hatte.

Toreen Akida wirkte wieder kühl wie eine Hundeschnauze, und er war es auch. In seiner leichten Arroganz war es für ihn quasi ausgeschlossen, daß sie es ohne mehr als ein paar Kratzer überstehen würden. Jede Vernunft sprach dafür, daß der Verband, der zusammengestellt worden war, in der Lage sein würde, sich gegen den Gegner zu behaupten.

Neben ihm wirkte Natall Geodis wie der sprichwörtliche Fels in der Brandung. Die Frau konnte so gut wie nichts aus ihrer Ruhe bringen. Sie vertraute völlig auf ihre Ausbildung und glaubte, daß es nur wenig gab, auf das ihre Ausbildung und die Jahre in der Flotte sie nicht vorbereitet hatten. Und selbst wenn sie auf etwas traf, auf das sie nicht vorbereitet war, würde sie sich dem Stellen müssen. Sie wirkte ebenso ruhig wie wie ihr erster Offizier, wenn auch auf eine weniger kalte Art.

Sie hielt die Tatsache, daß sich auf einem solch gefährdeten Schiff, wie der Katana Kadetten und sogar Zivilisten befanden, für wenig klug. Familien gehörten nach Hause auf ihre Planeten oder Stationen und nicht auf das Schiff, das ständig in das Unbekannte vorstieß. Ebenso verhielt es sich ihrer Meinung nach mit den Kadetten, und doch hatte sie viele davon. Einer diente ihr sogar als leitender Flugoffizier. Sie war wenig begeistert davon. Sie würde sich überlegen müssen, ob sie das ein oder andere an Bord nicht würde ändern müssen.

Die Stimme eben jenes Kadetten riß sie schließlich aus ihren Gedanken: „Wir haben das Zielgebiet erreicht“, erklärte er ihr.

Sie setzte sich in ihrem Sessel gerader und sagte: „Der Verband soll unter Warp fallen. Wir fliegen in das System ein. Gelber Alarm auf allen Schiffen“, ordnete sie an.

Kurz darauf konnte sie auf dem Bildschirm verfolgen, wie der gesamte Verband unter Warp fiel und die Schiffe dann mit vollem Impuls ihren Weg fortsetzen. Bald blieben die beiden äußeren Planeten des Bulgur-Systems zurück.

„Bericht!“, forderte sie, was ihr von Marina zusammenfassend vorgetragen wurde: „Keine Feindkontakte, alle Systeme arbeiten einwandfrei, alle Stationen bereit.“ Einige Sekunden später meldete sie. „Auch die anderen Schiffe melden Bereitschaft“, fügte sie dann an.

Natall stand aus ihrem Sessel auf und trat einige Schritte näher an den Bildschirm heran, wie um ihren folgenden Befehl bereits jetzt selber auszuführen: „Setzen Sie Kurs auf den Asteroidengürtel, in dem es zu dem Zwischenfall kam.“

Kurz darauf setzte sich der gesamte Verband in Bewegung auf den zwischen ihnen und Bulgur III liegenden Asteroidengürtel.


Lucas setzte den befohlenen Kurs. Kurz nur dachte er über die “Neue” nach, über Captain Geodis. Sie mochte ihn nicht, dachte er. Er mochte sie vermutlich noch weniger. Tomm bedauerte wieder einmal den Tod von Captain Needa. Dann konzentrierte er sich auf seine Arbeit. Langsam rückten die Asteroiden näher. Fast zögerlich wirkte es, wie der Verband sich den kleinen Steinchen im All näherte. Kleine Steinchen im galaktischen Maßstab natürlich. Jeder einzelne dieser Asteroiden war groß genug, daß sich ein Schiff wie die Katana dahinter verstecken konnte. Das Ende des Asteroidengürtels war nicht auf dem Schirm zu erkennen, so groß war dieser.

Eine drückende Stille lag über dem Schiff. Seeta nahm an, daß das nicht nur auf der Katana so war. Das einzige, was zu hören war auf dem Maschinendeck, war das ruhige Pulsieren des Warpkerns, fast in seiner Ruhestellung. Sie dachte an einen Systemcheck. Doch sie ließ es dann doch. Ihr Team und sie hatten ja alles schon dreimal gecheckt. Jetzt beobachteten sie nur noch akribisch die Anzeigen, bereit auf die kleinste Störung sofort zu reagieren.

Zehn Minuten waren vergangen, seit dem Befehl Geodis'. Rein visuell war auf dem Schirm keine Änderung zu erkennen. Es war fast, als wären sie den Asteroiden nicht auch nur das kleinste Stück näher gekommen. Natall wandte den Blick nicht auch nur den kleinsten Moment vom Schirm. “Orten sie irgendwas?” Es war die Stimme Akidas, des ersten Offiziers und die Frage ging an Marina. “Nein, nichts. Überhaupt nichts, Lieutenant Commander.” “Sind sie sich sicher, daß sie wissen, was sie dort tun? Sie müssen hier sein, also können wir sie auch orten. Melden sie Ergebnisse, Ensign!” “Jawoll, Sir.” Aus den Augenwinkeln meinte Tomm ihr Gesicht sehen zu können. Wenn es jemanden gab, den er noch weniger ausstehen konnte als die neue Captain, dann war es dieser arrogante, selbstgefällige Akida. Wer hatte den bloß zum Ersten Offizier gemacht? Zugstehen mußte selbst der Kadett ihm, daß er Recht hatte. Sie müßten hier etwas orten. Tomm hatte den Gedanken noch nicht beendet, als der Hauptbildschirm dunkel wurde und Marina sich wieder meldete. “Sir, die Asteroiden. Sie senden eine eigenartige elektromagnetische Strahlung, die unsere Sensoren behindert – und wohl auch die visuelle Übertragung. Ich versuche, das zu kompensieren.” Kurz darauf erschien wieder ein Bild auf dem Hauptschirm. Es hatte eine schlechte Qualität. Und eine noch schlechtere Botschaft. Sie hatten Feindkontakt! Mit hoher Geschwindigkeit jagten ein, nein zwei altertümlich wirkende Schiffe recht ansehnlicher Größe auf sie zu. Helle Punkte zeichneten sich vor ihm ab, sie schienen mehrere Geschwader Jäger ausgeschleust zu haben. “Sie sind auf Reichweite!”, meldete Ensign DeSoto. Die Katana flog noch immer mit dem Verband der Sternenflottenschiffe den Feinden entgegen. Es war nicht die Art der Sternenflotte, zuerst anzugreifen. So wunderte sich auch niemand, daß Geodis' nur roten Alarm gegeben hatte mittlerweile, aber noch keinen Befehl zum Angriff, obwohl alle Waffen bereits einsatzbereit gemeldet wurden. Hatten sie die Reichweite der Fremden zu groß eingeschätzt? Wäre es dann besser gewesen, sie würden jetzt ihre Überlegenheit ausnutzen? Das erste der fremden Schiffe füllte nun fast den gesamten Schirm aus, aber nichts tat sich, was einem Angriff nahekam. Dann jedoch schlug plötzlich ein Treffer ein. “Schutzschilde sechsundachtzig Prozent, wieder stabil.”

Vierzehn Prozent Leistungsabfall von einem einzigen Treffer? Seeta Yadeel war längst auf der Brücke erschienen, um von dort alles zu disponieren. Noch vier, fünf Treffer, und die Schilde waren dahin. Aber warum waren die Waffen des Schiffes so überraschend stark? Bei den bisherigen Verlusten war zuerst nie etwas zu sehen gewesen, geschweige denn meßbar. Sie waren nur mehr oder weniger... verschwunden.

Bruchteile von Sekunden waren nur vergangen. Noch während der Befehl kam, das Feuer zu erwidern, schlug ein zweiter Treffer ein. Auf der Brücke glaubte man fast, die Gesichter der feindlichen Besatzung sehen zu können. Doch noch eines war jetzt klar! Nicht das Schiff auf dem Schirm feuerte! Vermutlich mit Höchstgeschwindigkeit raste es samt den Jägern an der Katana und ihrem Verband vorbei, auf das Wurmloch zu. Gleich darauf auch das zweite. Und während die Schiffe im Wurmloch verschwanden, erkannte man auf der Katana den Ursprung der Strahlen.


Ruhig trieben sie dahin. Seit Äonen schwebten sie durch den Raum. Die Unendlichkeit war ihr Zuhause. Steinerne Kolosse aus einer längst vergangenen Zeit. Ein Sternenleben war kurz gegen das ihre. Was sich ihnen in den Weg stellte, wurde ionisiert. Nichts hatte bisher ihren Kurs geändert. Äonen lang. Dem geneigten Betrachter zeigten sich schroffe Kanten als Äußeres. Dem geübten Betrachter erschienen sie als Asteroiden. Aber sie waren keine. Dem wirklich aufmerksamen Beobachter entging die neben ihrer Schroffheit vollkommen unbeschadete, ohne jeden Kratzer oder Steinschlag beschaffene Oberfläche nicht. Aber es gab nie wirklich aufmerksame Beobachter. Keine, die nachher ihr Wissen weitergeben konnten. Es war purer Zufall, daß ihr Weg sie hier entlang führte. Wenn man eine vor Milliarden Jahren eingeschlagene Flugbahn als Zufall interpretieren konnte. Jedenfalls waren sie hier. Zwei lächerliche Menschenschiffe hatten sich in den Weg gestellt. Sie waren nicht würdig. So war es nicht schlimm, daß sie entkommen waren. Es waren noch mehr da. Genug Energie für die nächsten Umläufe ihrer langen Bahn durch die Galaxien.

An Bord der Katana war man überrascht. Selbst der sonst so selbstsichere und ruhige Akida war mittlerweile aufgestanden und starrte ungläubig auf den Hauptschirm. “Abdrehen, Kadett Lucas! Sofort!” Das ließ der junge Kadett sich nicht zweimal sagen. Noch schneller als sonst schon huschten seine Finger über die Konsole und ließen die Katana wenden. Ihre Geschwindigkeit war ihr Vorteil. Der Sternenflottenverband war vorerst außer Reichweite. “Gibt es Daten?” erkundigte sich Natall Geodis. Fieberhaft analysierte Marina bereits die letzten Sekunden. “Die Strahlung hat eine uns nicht bekannte Form. Sie oszilliert auch. Mehr kann ich erstmal nicht sagen.” “Unsere Schilde werden uns nicht viel helfen. Zumindest in kurzer Zeit wüßte ich nicht, wie man sie verläßlich an diese Art Strahlung überhaupt anpassen könnte.” fügte die Cheftechnikerin hinzu. Währenddessen kamen die asteroidenartigen Flugobjekte stetig näher. Captain Geodis dachte nach. Ihre neuen Feinde – ihre alten neuen Feinde, berichtigte sie sich im Stillen – hatten das Wurmloch genutzt. Ob es Panik war oder nicht, sie konnten es sich nicht leisten, sie unbeobachtet zu lassen. Und sie mußten sehen, welchen der Ausgänge sie überhaupt genutzt hatten. Und diese wiederum neuen Gebilde? Nachdenklich sah sie den Kadetten an der Navkonsole an. Hatte man kein gescheiteres Personal an Bord? Gut, eben hatte er schnell reagiert, weil er Angst hatte. Es wäre besser, wenn jemand anderes die Aufgabe erledigen würde. “Setzen Sie Kurs auf das Wurmloch, Ausgang Cardassia, Mr. Lucas!” Jetzt würde es eng werden. Auch die asteroidenähnlichen, unbekannten Fluggebilde – AUFO, wie Tomm sie für sich getauft hatte – erreichten bald den Eingang zum Wurmloch. Würden wirklich alle Schiffe der Sternenflotte es schaffen, vor ihnen dort zu sein? Ohne nachzudenken ging jeder an Bord seinen Aufgaben nach. Jetzt war keine Zeit, sich über das “was wäre, wenn” Gedanken zu machen. Das konnten sie hoffentlich später nachholen.


Große, hochgewachsene Kreaturen bewegten sich mit langsamen Bewegungen auf dem größten der steinernen Schiffe. Kryoten, mit ebenso verwittertem Äußeren, wie es ihre Schiffe waren. Anderthalb mal so hoch wie ein normaler Mensch mit insektenartigen, aber hochempfindlichen Augen. Langsam, weil ihre Energie langsam zur Neige ging. Viele von ihnen waren schon tot. Lang war die Reise zwischen den Welten gewesen. Sie forderte immer eine Menge Opfer. Aber so war es gewollt, so mußte es sein. So sagte es die Schrift seit Anbeginn der Zeit.

Die Antriebsenergien menschlicher Schiffe hielten nicht lange vor, würden sie aber in die Nähe des nächsten Sternes bringen. Nahe genug, um sich zu erholen. Die Sonne des Bulgur-Systems hatte ihnen nicht gereicht. Nie saugten sie einen Stern aus. Sie würden wiederkommen und dann mußten sie noch immer etwas finden. Nein, sie nahmen nur das Nötigste. Von den Sternen. Nicht von den Lebewesen der Planeten. Das waren nur Schmarotzer in ihren Augen. Futter.

Eine ihnen unbekannte Energiequelle hatte ihre Neugier geweckt. Vielleicht war sie verdaulich. Vielleicht brachte sie sie voran, so wie sie die beiden Menschenschiffe von hier fortgebracht hatte. Sie hatten direkten Kurs darauf. Spastisch zuckten ihre zwei Tentakeln am oberen, hinteren Ende des Schädels, der von einer Knochenpanzerung geschützt war. Ein Zeichen der Vorfreude auf die Sättigung, ein Zeichen von Erregung. Bald, bald wußten sie es...