Log 79
Klang der Kriestrommeln
Autor: Lew Sulik
Captain Natall Geodis war die letzte der Führungsoffiziere, die den Besprechungsraum betrat. Alle anderen Offiziere waren bereits anwesend und warteten darauf, was ihnen ihr neuer Captain über die neuen Marschbefehle zu berichten hatte. Natall ging auf das Kopfende des Tischs zu und stellte sich hinter ihren Stuhl und betrachtete für eine Sekunde die versammelte Mannschaft, ihre neue Crew. Sie wusste, dass es für diese Leute mehr als nur schwer sein musste, den Verlust ihres Cpatains zu verarbeiten und sich gleichzeitig an einen neuen kommandierenden Offizier zu gewöhnen. Nachdem sie sich innerlich die Worte zu Recht gelegt hatte, begann sie: „Ich weiß, dass der Verlust von Captain Ariel Needa noch schwer auf ihnen und der Crew lastet. Mir ist auch bewusst, dass es nicht einfach ist, so schnell Vertrauen zu einem neuen Vorgesetzten zufassen. Auch für mich kamen die neuen Befehle überraschend. Sie sehen, wir sind alle in derselben Situation. Dennoch bin ich zuversichtlich, dass es uns gelingen wird, gemeinsam eine vertrauensvolle Basis zu finden und die in Zukunft liegenden Missionen in der gewohnten Kameradschaft zu bestreiten.“
Nach dieser kurzen Ansprache setzte sich Natall in ihren Sessel und kam auf die neuen Befehle zu sprechen: „Sicher wundern sie sich, warum wir wieder in den Föderationsraum zurückkehren.“
„Allerdings!“, kam ein hörbar wütender Zwischenruf vom anderen Ende des Tisches. Es war Squadron Leader Sulik, der noch eine persönliche Rechnung mit den unbekannten Gegnern offen hatte und dem offensichtlich nach Rache dürstete. Ohne auf die provokante Art des Lieutenant einzugehen, sprach Natall weiter: „Der Föderationsrat hat beschlossen, sein Engagement im Universum von Babylon 5 zu verstärken. Insbesondere das zweite, das so genannte cardassianische Wurmloch, in dieses Universum bereitet der politischen Führung Sorgen und auch die jüngsten Vorkommnisse bei Bulgur III haben zu weiterer Besorgnis beigetragen. Offensichtlich wird all dies nicht nur als eine ernsthafte Bedrohung unserer Verbündeten auf Babylon 5 betrachtet, sonder auch als eine mögliche Gefahr für die Föderation und unser Universum aufgefasst. Darum hat die Sternenflotte eine Reihe von Maßnahmen ergriffen. Unter anderem wurde in Absprache mit der provisorischen Regierung Cardassias ein Verteidigungsring durch die vierte Flotte um den Eingang des Wurmlochs im cardassianischen Raum errichtet.“
„Ein weitere Maßnahme betrifft die Katana.“, erklärte der Captain weiter: „Wir fliegen zur Raumstation Deep Space Nine. Dort werden weitere zehn Sternenflottenschiffe eintreffen, die unter unserem Oberbefehl einen Kampfverband bilden werden. Mit diesem Kampfverband werden wir nach sorgfältiger Vorbereitung wieder in das Universum unserer Verbündeten zurückkehren. Unsere Aufgabe wird es sein, die Herkunft der unbekannten Angreifer sowie ihre Absichten festzustellen. Sollten diese Unbekannten in irgendeiner Form im Zusammenhang mit dem cardassianischen Wurmloch stehen, haben wir im Notfall auch die Befugnis, dieses Wurmloch zu schließen.“
„Captain.“, meldete sich Lieutenant Commander Lazarus zu Wort: „Mir ist keine erprobte und gesicherte Methode bekannt, ein Wurmloch zu schließen.“ „Der Wissenschaftsrat der Föderation wird uns ein Dossier mit entsprechenden Informationen übersenden, mit denen nach ihrer Einschätzung ein Wurmloch geschlossen werden kann. Ihnen, Lieutenant Commander, wird die Aufgabe zu kommen, diese Informationen zu studieren und eine entsprechende Methode auszuarbeiten“, entgegnete Geodis und fuhr mit ihren Ausführungen fort: „Bei DS9 werden wir zwei neue Piloten sowie drei neue Attack Fighter für unser Squadron erhalten. Mit den zehn Schiffen unseres Verbandes stehen uns auch sieben weitere Staffeln der Spitfire Klasse zur Verfügung, aus denen wir zwei Wings bilden werden. Sie, Lieutenant Sulik, werden für die Dauer der Mission zum Wingcommander ernannt und eines der Geschwader befehligen. Des Weiteren werden sie mit Lieutenant Lincoln Einsatzpläne für die beiden Wings ausarbeiten.“
Danach wandte sich der Captain wieder an Lieutenant Commander Lazarus: „Wie weit sind sie mit der Bekämpfung der Naniten an Bord unseres Schiffes?“
„Die Retronaniten machen bereits Fortschritte. Da es sich aber bei diesen Naniten um eine modifizierte Version des ersten uns bekannten Typs handelt, benötigen wir mehr Retronaniten und wesentlich mehr Zeit um das gesamte Schiff zu säubern. Ich erwarte in vier Stunden erste Resultate und in circa drei Tagen eine völlige Säuberung des Schiffes.“, erwiderte Dalen wahrheitsgemäß. Natall nickte zufrieden und meinte: „Beginnen sie mit weiteren Nachforschungen. Versuchen sie einen Retrotyp der Naniten zu konstruieren, mit denen wir Vorsorglich unsere Schiffe und Fighter vor Nanitenangriffen schützen können. Also einen Retrotyp, der sich selbstständig an mutierte Naniten anpassen kann. Mir ist bewusst, dass dies keine Einfache Aufgabe sein wird, Lieutenant Commander, aber tun sie ihr möglichstes. Wir könnten einen solchen Schutz mehr als nötig haben. Natürlich steht es ihnen offen, andere Verteidigungsmaßnahmen zu entwickeln.“
„Aye.“, bestätigte der Wissenschaftsoffizier diesen Befehl. Ohne Ausschweife kam der Captain zu einem weiteren Punkt: „Beauftragen sie jemand aus ihrem Team, die geborgenen cardassianische Sonde zu untersuchen. Möglicherweise gibt sie uns nicht nur einen weiteren Aufschluss über das Wurmloch, sondern vielleicht auch über unseren neuen Feind.“
Kaum hatte der Wissenschaftsoffizier auch diesen Befehl bestätigt, richtete sich Captain Geodis an die Chefingenieurin der Katana: „Wie lange benötigen wir für die Reparatur der entstandenen Schäden an der Katana sowie an den Attack Fightern?“
„Das Technikteam des Squadrons kommt gut voran. Meine eine Einschätzung über die Reparaturzeit von einer Woche bleibt also bestehen. Bis auf einen der Fighter wird das gesamte Squadron wieder einsatzbereit sein.“, begann die Chefingenieurin, die in den letzten Stunden ziemlich beschäftigt gewesen war. Während sie die Reparatur an der Katana leitete, hatte sie auch die Fortschritte bei den Fightern überwacht. Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort: „Bei der Katana selbst waren die Schäden durch den Kampf verhältnismäßig gering und werden in zwei Stunden wieder beseitigt sein. Das Ausmaß der Schäden durch den derzeitigen Nanitenangriff kann ich zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch nicht mit Bestimmtheit einschätzen, gehe jedoch nach den Erfahrungen mit den Attack Fightern davon aus, dass wir ein bis zwei Wochen für die Reparaturen benötigen werden.“
„Gut.“, entgegnete der Captain zufrieden und wandte sich wieder an die gesamte Führungscrew: „Wenn wir bei DS9 angekommen sind, müssen auch die Schiffe unseres Kampfverbandes auf die Mission vorbereiten werden. Neben einem Dossier über die jüngsten Vorkommnisse sowie technische Informationen über unseren Gegner, werden wir ihnen auch Daten über das Universum von Babylon 5 überreichen. Lieutenant Commander Toreen wird ein entsprechendes Dossier vorbereiten sowie mit Lieutenant Lincoln Einsatzpläne und Verteidigungsmaßnahmen entwerfen.“
Bei der Erwähnung des Namens des neuen ersten Offiziers, hörte man vom Ende des Tisches ein unverständliches, aber als eindeutig ablehnendes, Brummeln. Offensichtlich hatte der Squadron Leader ein Problem mit Toreen Akida. Natall beugte sich etwas vor und meinte: „Lieutenant Sulik, haben sie an dieser Stelle etwas beizutragen?“
Der Squadron Leader lächelte sichtlich gekünstelt und entgegnete dann, halb ironisch, halb ernst: „Ich möchte unserem neuen, hoch geschätzten ersten Offizier vorschlagen auch sämtliche Runabouts unseres Kampfverbandes in die Planung mit einzubeziehen. Mit den Waffenschlitten ausgerüstet, könnten sie sicher eine wertvolle Verstärkung bei einem Kampf darstellen.“
Lieutenant Sulik war der letzte der den Besprechungsraum verlies und trottete Gedankenverloren hinter den anderen Offizieren her. Frank Lincoln, sein direkter vorgesetzter Offizier und Freund wartete auf ihn und ging dann neben ihm her: „Lew, was zum Teufel sollte das vorhin mit Lieutenant Commander Toreen? Du weißt doch hoffentlich, dass dies als subversives Verhalten aufgefasst werden kann?“
„So war es auch gemeint!“, antwortete Lew trocken und fügte wütend hinzu: „Ich hab diesen Geheimdienstkerl von Anfang an nicht ausstehen können Ich traue ihm nicht weiter als ich selber spucken kann und jetzt hat man ihn auch noch zu unserem ersten Offizier ernannt. Eine verdammte Scheiße ist das!“
Ohne eine weitere Erklärung ging Lew weiter und bog in einen Seitenkorridor ab und lies Lincoln damit allein. Doch seine vorherige Erklärung war nur die halbe Wahrheit für sein Misstrauen in die Führungscrew gewesen. Es hatte lange genug gedauert, bis er so was wie einwenig Vertrauen in Captain Ariell Needa gewonnen hatte und nun wurde ihm plötzlich ein neuer Captain vor die Nase gesetzt. Eine Person die er nicht kannte. Also eine Person der er nicht vertrauen konnte, aber unter deren Befehl er möglicherweise in den Kampf zu ziehen hatte. All das stank Lew gewaltig. Hinzukam die Trauer und die Wut über den Verlust zwei seiner Kameraden.
Während die Sterne des Gamma-Quadranten des heimischen Universums am Fenster ihres Bereitschaftsraumes vorbei zogen, lehnte sich Captain Natall Geodis in ihrem Sessel zurück und dachte über die neue Mission nach. Sie hatte wenige Minuten zuvor ein Gespräch mit Admiral XYZ über Subraum geführt und die Auflistung der Schiffe für ihren Kampfverband erhalten. Nachdenklich betrachtete sie das PADD mit der Liste der Schiffe, die sie bald kommandieren würde.
USS Kosciuszko Akira Class Cpt. Abdonik USS La Fayette Akira Class Cpt. Saduk
USS Cu Chulainn Prometheus Class Cpt. DeLara USS Thunderbird Prometheus Class Cpt. Castoriadis
USS Hanoi Sovereign Class Cpt. Leonow USS Brotherhood Sovereign Class Cpt. Candasa
USS Spartacus Nebula Class Cpt. Nowak USS Ural Nebula Class Cpt. Elber
USS Panther Saber Class Cpt. Al Harith USS Stormbringer Saber Class Cpt. Svenson
USS Scorpion Defiant Class Cpt. Murphy USS Tomahawk Defiant Class Cpt. Simth-Huxley
Mit diesen Schiffen war tatsächlich ein Verband mit erheblicher Feuerkraft zusammengestellt worden. Abgesehen von dem immer noch leistungsstarken, aber mittlerweile etwas in die Jahre gekommenen Schiffe der Nebula Klasse, waren hier die neusten Schlachtschiffe der Föderation versammelt worden. In Anbetracht der Mission, schien ihr eine solche Streitkraft auch tatsächlich notwendig. Der unbekannte Gegner auf den sie im Universum von Babylon 5 gestoßen waren, hatte ihnen trotz seiner technischen Unterlegenheit erhebliche Schäden zugefügt. Ein weiteres Mal durften sie ihren Feind nicht unterschätzen.
Langsam schritt Counselor Velain durch das Arboretum über den kleinen Weg, zwischen zwei Sträuchern hindurch, am Beet für die teloanischen Orchideen vorbei hinüber zu einer kleinen Bank neben einem Teich. Sie setzte sich und schloss die Augen um dem leisen Geräusch des kleinen Wasserfalls neben ihr zu lauschen. Nach einiger Zeit öffnete sie wieder die Augen und betrachtete das Werk, das sich vor ihr ausbreitete und das sie gemeinsam mit Eleyne Maddigan und einigen Freunden anderen geschaffen hatte. Außer ihr war niemand im Arboretum und Zhabia genoss die Ruhe die dieser Ort ausstrahlte.
Die Katana war vor wenigen Stunden bei Deep Space Nine angekommen und die gesamte Besatzung befand sich mitten in den Vorbereitungen für die kommende Mission. Genau genommen bereitete sich die Katana auf einen Kampf vor, der sich möglicherweise sogar zu einem neuen Krieg entwickeln könnte.
Für einen Counselor gab es bei solchen Kriegsvorbereitungen nicht viel zu tun. Die Arbeit würde für sie erst später kommen, während und nach dem Kampf. Sobald die ersten Besatzungsmitglieder ihre Kameraden sterben sehen würden oder selbst gezwungen wären zu töten, dann begann die Arbeit eines Counselors. Dann würde die Crew ihren Beistand bitter nötig haben und Zhabia mehr als genug zu tun haben.
Doch vorerst war es nicht soweit. Noch befand sich die Katana im Alpha Quadranten ihres beheimaten Universums. Noch waren alle in der Vorbereitungsphase und die anderen Schiffe trafen erst langsam ein. Doch jetzt schon konnte Zhabia unterschwellig eine bedrohliche und beängstigende Atmosphäre war nehmen, die sich langsam unter der Besatzung ausbreitete. Obwohl derzeit alle mit ihrer Arbeit mehr als beschäftigt waren, schien es als ob sie sich innerlich bereits im Kampf befinden würden. Sie musste an ein Lied denken, das sie vor einiger Zeit zufällig gehört hatte und der Refrain ging ihr immer wieder durch den Kopf:
I hear wardrums. Picking up pieces of blood for you now I hear wardrums. I hear wardrums.
In seinem Labor legte Doktor Dalen Lazarus einige Instrumente beiseite und betrachtete die Anzeigen auf dem Bildschirm vor ihm. Die Bekämpfung der Naniten machte gute Fortschritte. Inzwischen hatte er auch die Strategie der feindlichen Naniten verstanden. Anstatt direkt neuralgische Punkte wie Energieleitungen oder Geräte anzugreifen, konzentrierten sich die winzigen Roboter auf Datenleitungen und Kontrollsysteme, was letztlich zu einem Zusammenbruch aller Systeme führen musste. Daher hatte Lazarus seine Retroviren nicht nur modifiziert, sondern eine zweite Nanitenart entwickelt, die die entstandenen Schäden wieder beseitigte.
Allerdings war es ihm bisher nicht gelungen, eine Retrotyp zu entwickeln, der sich selbstständig auf mutierte Naniten einstellen konnte. Er lies momentan eine Reihe von Versuchen laufen, in denen die feindlichen Naniten zur Mutation gezwungen werden. So wollte er herausfinden, welche Teile dieser winzigen Maschinen bei sämtlichen Mutationen gleich blieb und ein geeignetes Angriffsziel für seine Retroversionen darstelle. Derzeit jedoch, waren die Ergebnisse eher mager und nicht sehr viel versprechend.
Dalen wurde aus seinen Gedanken gerissen, als sich über das Intercom Lieutenant Lenar aus seinem Stab meldete: „Lieutenant Lenar and Doktor Lazarus. Wir sind mit der Sichtung der Daten aus der cardassianischen Sonde fertig. Ich denke, sie sollten sich das mal ansehen.“
Lew betrat den leeren Bereitschaftsraum des Squadron. An der Wand hingen die Fotos von Benôit Falardeau und Tekor Rixx, den beiden Kameraden die sie bei Bulgur III verloren hatten. Am rechten unteren Eck der beiden Bilder war eine schwarze Binde mit den Staffelabzeichen angebracht, aus Ehrbezeugung für die gefallenen Piloten.
Eine ganze Weile, Lew wusste nicht wie lange, stand er vor der Wand und betrachtete die Fotos. Zwei Männer die nicht mehr existierten. Ihre Existenz wurde für immer ausgelöscht und die Spuren ihres Lebens begannen bereits zu verblassen, bis nicht einmal mehr diese von ihrem Leben Zeugnis ablegen konnten.
Irgendwann wandte der Squadron Leader von den Bildern ab und ging hinaus in den Hangar. Außer ihm war keiner da, nicht einmal Charlie oder das Staffelmaskottchen Attila waren irgendwo zu sehen. Lew ging hinüber zu seinem Fighter. Unterhalb des Cockpits markierten vier Streifen seine Abschüsse. Vier dieser verdammten Dinger die er bei Bulgur III abgeschossen hatte. Nicht genug um Benôit und Tekor zu retten und zuwenig um ihren Tod zu rächen.
Das war das Schicksal der Kampfpiloten. Man liebte seinen Job und hielt sich für unsterblich. Doch der Tod sitzt bei jedem Flug mit im Cockpit und niemand weiß wann er das nächste Mal zuschlägt. Jeder Pilot ist sich der Gefahr bewusst, doch sobald man im Cockpit sitzt verdrängt, man die Gefahr. Man muss es verdrängen.
Er war sich stets über die Verantwortung im Klaren, die er als Squadron Leader für seine Männer trug. Auch hatte er gewusst, dass eines Tages einer seiner Leute unter seinem Kommando sterben könnte. Sie waren ein Team und jeder konnte sich auf den anderen verlassen. Jeder war bereit für den anderen jederzeit Einzustehen. Für Benôit und Tekor konnte Lew nur noch eines tun: die Sache erfolgreich zu Ende bringen.
Als Captain Geodis die Astrometrie betrat, unterbrach ihr Wissenschaftsoffizier eine Unterhaltung mit Lieutenant Lenar und wandte sich ihr zu. Sie ging auf Doktor Lazarus zu und fragte: „Sie haben mich rufen lassen, Doktor?“
„Ja Captain. Wir haben die Daten der cardassianischen Sonde studiert und etwas Bemerkenswertes Entdeckt.“, entgegnete der Tev’Mekianer und ging mit dem Captain an die Hauptkonsole um einige Daten sowie eine Darstellung des Wurmlochs auf den großen Schirm vor ihnen zu projizieren: „Beim Flug durch das Wurmloch sind von der Sonde diese Daten gesammelt worden. Zum einen zeigen sie, dass das Wurmloch bei Weitem nicht so instabil ist, wie wir bisher angenommen haben.“
Natall, die selbst eine wissenschaftliche Ausbildung vorzuweisen hatte, studierte die Daten sehr genau und meinte dann: „Ja, aber was haben diese Werte auf der rechten Seite zu bedeuten? Hat dieses Wurmloch etwa einen dritten Ausgang gebildet.“
„Genau Captain.“, erwiderte der Doktor auf die Vermutungen des Captains: „Wenn wir diese Daten richtig deuten, dann stellt dieses Wurmloch drei Verbindungen zu drei unterschiedlichen Universen her. Wie es dazu kommen konnte ist uns momentan noch nicht bekannt, aber es könnte mit einem Ereignis in diesem dritten, uns unbekannten, Universum zusammen hängen. Meiner Einschätzung nach, ist diese dritte Öffnung jedenfalls genauso wenig auf natürlicherweise entstanden, wie das gesamte Wurmloch selbst.“
„Die Verbindung zu einem dritten Universum, könnte das auftauchen dieser unbekannten Flugobjekte erklären, die eindeutig nicht aus unserem Universum stammen und urplötzlich aus dem Wurmloch erschienen sind.“, spekulierte Natall und fügte noch nachdenklich hinzu: „Die Frage ist, ob es sich dabei möglicherweise um die Vorhut einer Invasionsarmee gehandelt hat.“
„Soweit so gut.“, meinte Chefingenieurin Seeta Yadeel, als sie die Anzeigen auf ihrer Konsole sah. Die Naniten waren inzwischen Restlos beseitigt. Sie schüttelte jedoch den Kopf und sagte zu Doktor Lazarus: „Die Schäden am Schiff sind jedoch größer als ich dachte, trotz ihres zweiten Nanitentyps. Wir brauchen mindestens vier Tage mehr um das Schiff wieder flott zu bekommen.“
„Tut mir leid, Lieutenant Commander.“, entgegnete Dalen: „Mehr konnte ich leider nicht tun. Dieser mutierte Nanitentyp war um ein vielfaches Aggressiver als er erste.“
„Schon gut, Doktor.“, entgegnete die Zanderianerin und fügte mit einem Lächeln Scherzhaft hinzu: „Mir war sowieso von vornherein klar, dass wieder alles an mir hängen bleibt.“
Lazarus kommentierte den letzten Satz der Chefingenieurin mit einem verlegenen Lächeln und meinte: „Sofern mein neuer Retrovirus funktioniert, werden wir beim nächsten Mal keine so großen Probleme mehr mit diesen Naniten haben.“
„Haben sie es geschafft einen selbstständigen Retrovirus zu schaffen?“
„Nicht ganz, aber zumindest ein Stückweit.“, entgegnete der Wissenschaftsoffizier und erklärte: „Der neue Retrovirus ist eine sich selbst reproduzierende Nanitenart, die von der Wissenschaftsstation von der Brücke aus gesteuert werden kann. Mit einem speziell entworfenen Computerprogramm kann von dort aus der feindliche Nanitenstamm analysiert und die Retroviren manuell angepasst werden. Damit können wir die Katana und die anderen Schiffe unseres Verbandes schützen. Ich fürchte jedoch, dass wir die Attack Fighter mit diesen Retroviren nicht ausstatten können.“
Gemeinsam mit Lieutenant Lincoln trat Lew Sulik vor die versammelten Squadron Leader der anderen sieben Staffeln. Um die anderen Piloten vorzubereiten, hatten sie sich in einem Briefingraum der Elite Force eingefunden. Nachdem die beiden Offiziere der Katana die anderen Piloten begrüßt hatten, rief Lew ein Foto sowie eine technische Zeichnung der feindlichen Schiffe bei Bulgur III auf. Lincoln zeigte auf den Bildschirm an der Wand und erklärte: „Das ist der Feind mit dem wir es aller Wahrscheinlichkeit zu tun bekommen. Diese Schiffe verfügen weder über Wap-, noch Impulsantrieb und gewinnen ihre Antriebsenergie durch Raketenagreggatte mit flüssigem Brennstoff. Auch sonst scheint uns der Feind technisch unterlegen zu sein. Ihre Projektilwaffen können unseren Schilden nichts anhaben. Allerdings verfügen sie über Atomraketen, die die Schilde der Attack Fighter zwar nicht durchbrechen können, diese aber soweit schwächen, dass es ihren Naniten gelingt durch die Schilde zu dringen. Gegen diese Naniten haben wir momentan keinen ausreichenden Schutz.“
„Wie sollen wir uns dann gegen diese Dinger schützen?“, fragte einer der Squadron Leader und Lieutenant Sulik ergriff daraufhin das Wort: „Sie sind wendig, aber in diesem Punkt können wir es mit ihnen aufnehmen, ganz zu schweigen von unseren Waffen. Vor ihren Raketen können wir uns aber nur schützen, in dem wir bei Gefahr mit Ausweichmanövern den Raketen entkommen. Notfalls müssen wir die Ausweichmanöver bei hoher Impulsgeschwindigkeit ausführen, da die Raketen nur einzehntel der Lichtgeschwindigkeit erreichen. Nur wenn wir nicht getroffen werden, haben wir eine Chance. Eine Maschine die von einer dieser Raketen getroffen wird, ist so gut wie beim Teufel.“
„Und was sollen wir tun, wenn wir doch getroffen werden?“, kam eine skeptische Frage aus dem Raum. Lieutenant Lincoln entgegnete: „In dem Fall hat der Pilot nur eine Chance: einen Nottransport an einen sicheren Ort. Für solche Notfälle werden die Runabouts bei Gefechten bereit stehen.“
„Das Absprengen des Cockpits wird nicht viel bringen.“, fügte Lew hinzu: „Wenn die Naniten das Cockpit bereits erreicht haben, ist die Kapsel genauso gefährdet. Wie ihr wisst, ist im abgetrennten Zustand ein Nottransport von der Kapsel nicht mehr möglich.“
„Das heißt also, wir sind in der schlechteren Position in diesem Kräfteverhältnis?“, fragte ein andere Squadron Leader. Lew schüttelte den Kopf: „Nein, nicht ganz. Im Bezug auf die Wendigkeit sind wir ihnen ebenbürtig und was die Waffentechnik betrifft sogar überlegen. Wir müssen uns aber vor diesen Atomraketen verdammt in Acht nehmen.“
„Wir werden in der kommenden Woche eine Reihe von Trainingsflügen sowie Simulationen auf dem Holodeck vornehmen um uns vorzubereiten.“, erklärte der Sicherheitschef der Katana und kam dann auf das Organisatorische zu sprechen: „Das Squadron B-19, B-21 und C-5 werden unter der Führung des Squadron A-20 zum Wing A geformt. Die Staffeln A-25, A-30, C-8 und C-10 bilden das Wing B unter der Leitung von Lieutenant Beldesch vom Squadron A-30. Noch weitere Fragen?“
Als keine weitere Frage mehr gestellt wurde, schloss Lieutenant Lincoln das Briefing mit den Worten: „Gut, dann nehmen sie das vor sich liegende PADD und kehren auf ihre Schiffe zurück um ihre Männer zu briefen. In vier Stunden beginnt das erste Training.“
Im Diner saßen Lieutenant Lincoln und Lieutenant Sulik an einem Tisch und tranken einen Glas Jovasaft. Da die Trainingsflüge kurz bevor standen, waren keine alkoholische Getränke für Lew erlaubt. Aber Frank sah seinem Freund an, dass ihm ein anständiges Bier lieber gewesen wäre. Er sagte zu dem Piloten: „Immerhin hast du jetzt was du wolltest. Eigentlich sogar noch mehr. Zwei Wings zu unserer Verfügung.“
„Ob das uns was nützt muss erst noch bewiesen werden.“, murrte Lew und nahm einen Schluck aus seinem Glas. Erstaunt fragte Frank: „Machst du dir Sorgen wegen der Naniten?“
„Nur wenn wir nicht ausreichend trainieren.“
„Was ist es also dann? Fürchtest du, dass sie vielleicht wieder in zahlenmäßiger Überlegenheit aufkreuzen?“
„Selbst das wäre vielleicht noch zu regeln.“, entgegnete der Pilot und meinte dann: „Wir haben jetzt zwar zwei Geschwader, die aber auf acht Schiffen verteilt sind. Wenn wir angegriffen werden, bevor wir uns formiert haben, könnte das für ein verdammtes Chaos sorgen und unsere ganzen Einsatzpläne über den Haufen schmeißen.“
Nach zweiwöchiger Vorbereitungszeit, einer Zeit in der die Staffeln hart trainiert, die Technik Crew der Katana in Sonderschichten ihr Schiff wieder einsatzfähig gemacht hatten und auch die anderen Schiffe des Verbandes für den Kampf vorbereitet worden waren, stand die neue Mission im Universum von Babylon fünf kurz bevor.
Captain Natall Geodis, der neue Captain der Katana betrat die Brücke, an der bereits wieder alle Stationen besetzt waren und stellte sich in die Mitte des Raumes. Der erste Offizier Toreen Akida trat zu ihr und meldete in einer fast übertriebenen, militärischen Art: „Melde, die Katana und der Kampfverband ist Einsatzbereit. Wir warten auf ihre Befehle.“
„Danke, Lieutenant Commander.“, entgegnete der Captain und wies den Offizier an der Ops an: „Öffnen sie einen Kanal zu unseren Schiffen und aktivieren sie das Intercom.“
Der Offizier tat wie ihm geheißen und nach dem er dem Captain die Ausführung bestätigt hatte, begann Natall mit ihrer Ansprache: „Hier spricht Captain Natall Geodis. Hiermit übernehme ich das Kommando über den Kampfverband ‚Ariete’, der in diesem Augenblick offiziell im Einsatz ist. Sie kennen alle unser Ziel und unsere Aufgabe. Erfüllen wir unsere Pflicht.“
Natall gab dem Opsoffizier das Zeichen, die Verbindungen zu schließen und wies dem Mann am Steuer an: „Nehmen sie Kurs auf das Wurmloch.“
Der Kampfverband nahm unter der Führung der Katana im geschlossenen Formationsflug Kurs auf das bajoranische Wurmloch und steuerte der neuen Mission 5 entgegen.