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From PathfinderWiki

Andere Captains, andere Sitten
Autor: Lew Sulik
Anfangssternzeit: 56113.47
Endsternzeit: 56135.52
Anfangsdatum: 11.02.2379 (10:01 Uhr)
Enddatum: 19.02.2379 (11:12 Uhr)

„Computerlogbuch der USS Katana, Sternzeit 56113.47, Captain Needa.

Nach drei Tagen Pause für unser Schiff und der Trauerfeier für unsere gefallenen Offiziere haben wir unsere neuen Crewmitglieder des Squadron A-20 vom Frachter Kormoran übernommen. Wir haben sie in einer kleinen Begrüßungsfeier in unsere Gemeinschaft aufgenommen und freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit.

Nachdem nun die Attack Fighter, dazugehörige Ausrüstungsgegenstände und Material auf die Katana verladen und die sterblichen Überreste von Mc Crae und Aurel dem Frachter Kormoran übergeben wurden, sind wir auf Kurs zur Raumbasis 215. Dort wartet bereits die Anhörungskommission, die wegen der Vorfälle auf Varadan IV ermittelt.

Es steht zu befürchten, dass diese Kommission Anklage gegen meinen Offizier Seeta Yadeel zu erheben gedenkt. Daher müssen wir bis zu unserem Eintreffen auf Raumbasis 215 eine geeignete Verteidigungsstrategie ausarbeiten

Ende des Eintrags“


Der Elite Force Commander betrat die Shuttlerampe. Tannier wollte mit dem Squadron Leader sprechen um eine Taktik für gemeinsame Einsätze zu besprechen. Als er sich in der Shuttlerampe umschaute sah er, wie mehrere Leute an zwei Attack Fightern arbeiteten. Der Squadron Leader und der Chefingenieur, die er auf der Begrüßungsfeier bereits kennen gelernt hat, arbeiteten gemeinsam an einem der zwei Fighter.

Er ging auf den Fighter zu, auf dem Lieutenant Sulik stand. Tannier grüßte höflich: „Guten Tag Lieutenant, guten Tag Chief.“ Doch diese reagierten nicht. Stattdessen fragte der Lieutenant den Chefingenieur, der an der Nasenspitze des Fighters an den Sensor Relais arbeitete: „Und die Elfer Leitungen? Müssen die auch ausgetauscht werden?“ Der Chefingenieur machte eine abfällige Handbewegung und grummelte: „Raus damit, alles Müll.“ Worauf Lieutenant Sulik eine Leitung herausriss und auf den Boden warf. „Tag.“ sagte der Lieutenant. Dann arbeitete er weiter, ohne den Minbari zu beachten, der vor dem Attack Fighter stand.

„Das sind also ihre Attack Fighter der Spitfire Klasse.“ versuchte Tannier ein Gespräch anzufangen. Doch Sulik, der gerade irgendetwas aus dem Antriebssystem heraus schraubte entgegnete: „Nein. Das sind unsere Reserve Maschinen.“ Lew deutete mit dem Kopf auf den Fighter daneben und auf den zu seinen Füßen: „Das sind D7er, das Vorgänger Modell unserer Maschinen.“

„Ah, und was machen sie da gerade?“ wollte Tannier wissen, begierig darauf, mehr über die Fighter des Squadron zu erfahren. Ohne seinen Blick von dem Antriebssystem abzuwenden antwortete Lew: „Umrüsten. Damit sie unseren D8er einigermaßen entsprechen. Und Timothy, dieser alte Schweinepriester, hat uns natürlich seine defekten Maschinen mit gegeben…“

„Also, was wollen sie?“ fragte Lew, als er die Arbeit unterbrach und zum Minbari schaute. „Nun Lieutenant. In Zukunft könnte es zur Zusammenarbeit zwischen ihrem Squadron und meinem Elite Force Team kommen. Von daher würde ich gerne mit ihnen Taktiken für den Einsatz besprechen und ausarbeiten.“ erklärte Tannier Lieutenant Sulik, fügte dann aber hinzu: „Aber ich scheine Ungelegen zu kommen.“

„Schnellmerker“ grummelte Charlie leise, ohne seine Arbeit zu unterbrechen. Lieutenant Sulik zuckte mit den Schultern und meinte dann: „Vielleicht treffen wir uns morgen gegen 12 Uhr. Dann sagen sie mir, welche Art von Unterstützung sie wollen und ich sage ihnen was möglich ist.“

„Gut, ich werde mich melden. Auf Wiedersehen, Lieutenant Sulik. Auf Wiedersehen, Chief.“ sagte Tannier und verließ, erstaunt über die grobe Art der beiden Herren, die Shuttlerampe.


Als der Elite Force Commander gegangen war, arbeiteten Charlie und Lew weiter am Fighter. Ohne von seiner Arbeit aufzusehen fragte Charlie nach einer Weile: „Was meinst du, was für eine taktische Unterstützung er sich so vorstellt?“ „Ach. Entlastungsangriffe, Weg frei bomben und solche Späße halt.“ Entgegnete Lew, der gerade mehrere Plasma-Verteilerköpfe austauschte.

Mit einem lauten Knall klappte Charlie die Abdeckung der Sensoranlagen zu und meinte dann, als er zu Lew schaute: „Ah, das was man im späten Zwanzigsten Jahrhundert eine Napalm-Party nannte!“ „Genau!“ sagte Lew und fügte hinzu: „Nur dass Phosphor-Cocktails bei der Sternenflotte verboten sind.“

Ensign Rimana war von Maggie Kincaid zur Shuttlerampe geschickt worden, da die Techniker des Squadron dort eigenmächtig technische Modifikationen vorgenommen hatten, die anscheinend zu Hardwarekonflikten bei anderen Schiffsystemen führten.

Sie ging durch den Bereitschaftsraum des Squadrons in die Shuttlerampe und schaute sich suchend nach Chief Brooker um. Plötzlich bemerkte sie, dass sich hinter ihr irgendetwas bewegte. Sie drehte sich um und lies einen erschrockenen Schrei von sich. Eine Art Wolf stand vor ihr und musterte sie interessiert mit der Schnauze.

Mit einem großen Satz rückwärts sprang sie an die Wand. Sie hatte schon Angst vor den Hunden Bonnie und Clyde, aber der Wolf verursachte bei ihr eine mehr als panische Angst.

Plötzlich rief eine Stimme: „Attila! Bei Fuß!“. Sofort ließ der Hund von ihr ab und ging auf einen Mann zu, der in einem verschlissenen Arbeitskombi gekleidet war. „Bringen sie bitte den Wolf weg…“ jammerte Rimana und schaute ängstlich und flehend den Mann an.

„Erstens ist das ein Siberian Husky und zweitens tut der nichts. Attila ist unser Maskottchen!“ beschwichtigte der Mann, den sie als den Chief erkannte. Doch Rimana beruhigten diese Worte kein bisschen. Als der Chief scheinbar erkannte, dass sich Rimana nicht beruhigen ließ, brachte er den Hund in einen Nebenraum und schloss die Tür.

Danach ging er auf die wieder etwas entspannte Rimana zu und fragte: „So, was gibt’s?“ Rimana atmete ein paar Mal erleichtert auf und sagte dann: „Mein leitender Ingenieur hat mich geschickt. Er hätte in paar Fragen zu ihren Umbauten, denn es gibt technische Probleme.“

„Was du nicht sagst.“ entgegnete der Mann und schob seinen Zahnstocher vom rechten in den linken Mundwinkel.


Neugierig über die Bar der USS Katana, betrat Lew am Abend das Diners. Kaum war er durch die Tür gegangen, sah er auch schon zwei Fähnriche, die miteinander rauften. Einer der beiden war ein Mitglied von Charlies Technikerteam. Niemand der Anwesenden traute sich einzugreifen, nur ein völlig geschockter Lieutenant tippte auf seinen Kommunikator und rief die Sicherheit.

Sofort ging Lew auf die zwei Streithähne zu und packte beide an ihren Krägen und zerrte sie auseinander, so dass beide rücklings auf dem Boden landeten.

„Was zum Teufel soll dass?“ fragte Lew die beiden wütend, als die zwei endlich in gebührendem Abstand zueinander auf dem Boden lagen. Der Ensign vom Squadron deutete auf den anderen und meinte: „Der Kerl wollte mir das Mädchen ausspannen. Als ich ihm sagte, dass er sich verziehen soll, hat er nicht reagiert. Da hab ich…“

Da plötzlich fiel Lew das junge Mädchen auf, das fünf Meter entfernt stand und völlig apathisch auf die zwei Jungs starrte. Alles klar dachte Lew, die üblichen Scherereien, nichts wirklich Ernstes. Solche sogenannte Hahnenkämpfe kamen auf Arktis 3 bei den Ensigns öfters vor, da der Frauenanteil an Bord der Raumstation nicht gerade dem Soll entsprach. An Bord von Arktis-3 drückte die Sicherheit bei solchen Vorfällen meist ein Auge zu und sah großzügig darüber hinweg.

Dummerweise konnte er ein solches Verhalten seiner Leute hier an Bord dieses Schiffes nicht dulden. Lew sah sich gezwungen ein Machtwort zu sprechen, entschloss sich aber dafür beide und nicht nur seinen Ensign zusammen zu stauchen: „Verdammt noch mal! Ich sollte euch beide an den Ohren packen und euch durch die nächste Luftschleuse ins All befördern! Das ist doch keine Art wie man sich einer Frau gegenüber benimmt!“

Lew wandte sich an den anderen Ensign: „Über dich habe ich keine Befehlsgewalt. Aber eins sag ich dir, wenn ich dich noch einmal rumprügeln sehe, kriegst du solchen Ärger, dass du nicht mehr weißt wo links und rechts ist!“ Dann wandte er sich an den Fähnrich aus seinem Stab: „Und dir rate ich auch so einen Mist nie wieder zu veranstalten, sonst reinigst du die nächsten vier Monate den Hangar mit einem Putzlumpen!“

Als die zwei Fähnriche wieder aufgestanden waren und von der Standpauke völlig kleinmütig da standen sagte Lew mit strengem Tonfall: „So, und jetzt verschwindet, bevor ich es mir anders überlege!“

Schnell gingen beide Fähnriche in verschiedene Richtungen um das Diners zu verlassen. Das Mädchen, um das die beiden gestritten hatten, stand immer noch völlig apathisch da und war sichtlich verstört von der wilden Rauferei der beiden Kerle.

„Na los!“ sagte Lew zu dem jungen Mädchen: „Renn einem hinter her. Einer von den beiden wird dir doch gefallen haben!“ Das Mädchen schaute einmal in die eine, dann in die andere Richtung und entschloss sich dann die Bar über einen dritten Weg zu verlassen. Lew schüttelte den Kopf. Die armen Kerls, sie hatten sich völlig umsonst um das Mädchen geprügelt.

Als die Sicherheit endlich eintraf, wurden sie von Lew beschwichtig, es wäre alles geregelt und dass es keinen Grund zur Sorge gäbe. Wirklich überzeugt sahen die zwei Offiziere jedoch nicht aus.


Captain Needa saß auf ihrem Sessel im Bereitschaftsraum und wartete auf Lieutenant Sulik, den sie zu sich gerufen hatte. Als Mister Sulik den Raum betrat schaute sie von ihrem Computerterminal auf und drehte ihren Sessel in seine Richtung. Lew ging auf den Stuhl ihr gegenüber zu, wollte sich setzten, überlegte es sich doch anders und blieb stehen.

„Lieutenant Sulik, ich hab von dem Zwischenfall gestern Abend im Diners gehört. Was haben sie dazu zu sagen?“ fragte sie den Lieutenant sofort, ohne ihm anzubieten, sich zu setzten.

„Nicht viel.“ antwortete der Lieutenant und fügte erklärend hinzu: „Zwei Jungs die sich wegen einem Mädchen in die Haare bekommen haben. Ich hab beiden gehörig den Kopf gewaschen. Später habe ich dem Ensign aus meinem Team noch ins Gewissen geredet. Damit war die Sache erledigt.“ „Glauben sie nicht, dass eine Disziplinarstrafe für die beiden Ensigns, von dem einer zu ihrem Stab gehört, nötig gewesen wäre?“ fragte Ariel weiter. „Nein. Es war ja nur eine Rauferei wegen einem Mädchen. Nach dieser Standpauke werden sie bestimmt nicht mehr so einen Blödsinn machen.“ Entgegnete Lew wie selbstverständlich.

Ariel schwieg für einen Moment und schaute Lieutenant Sulik ernst an, bevor sie meinte: „Mister Sulik, ich fürchte, es geht um mehr als nur um das Fehlverhalten zweier liebestoller Fähnriche. Mir scheint, dass ihnen und ihren Leuten die Sternenflotten Protokolle fremd sind. Manchmal hat man gar den Eindruck, dass es ihren Leuten an Disziplin mangelt.“

Für einen Moment runzelte Lew die Stirn und schaute etwas ungläubig seinen neuen Captain an. Er wollte etwas zu seiner Verteidigung sagen, aber Ariel gab ihm nicht die Zeit dazu und sagte in einem unmissverständlich strengen Tonfall: „Hier an Bord verlangen wir ein Mindestmaß in der Einhaltung der Protokolle. Ansonsten sind sie und ihre Leute falsch auf diesem Schiff. Haben wir uns verstanden?“

„Ja“ antwortete Lew und warf noch schnell ein „Ma’am“ hinter her. „Wegtreten!“ entgegnete Ariel, woraufhin der Lieutenant den Raum verließ.


Lieutenant Sulik hatte gerade den Bereitschaftsraum verlassen, da wurde Zhabia auch schon von ihrem Captain gerufen. Als sie den Bereitschaftsraum betrat, erkannte sie, dass ihr Captain eindeutig unzufrieden war.

Needa bot ihr an sich zu setzten. Zhabia kam der Aufforderung nach und fragte: „Captain, wie kann ich ihnen helfen?“ Mit der Hand rieb Ariel sich in den Augen, stieß einen Seufzer aus und antwortete: „Lieutenant Sulik und seine Leute bereiten mir Probleme. Sie sind disziplinlos und scheinbar nicht in der Lage, sich an die Protokolle zu halten.“ Ariell schaute mit einem ratlosen Blick zu Zhabia und sagte: „Sie wissen, dass ich es nicht peinlich genau mit den Protokollen nehme. Aber diese Leute scheinen absolut ungeeignet für dieses Schiff zu sein.“

„Sind sie sicher dass es so schlimm ist?“ fragte Zhabia, um einen Anfang für ein beratendes Gespräch zu machen.

„Natürlich. Gestern hat anscheinend ein Ensign aus dem Squadron eine Prügelei provoziert. Lieutenant Sulik hat anschließend seinem Ensign nicht mal eine Verwarnung ausgesprochen, sondern es bei einer „Standpauke“, wie er es nannte, bewenden lassen.“ antwortete Ariell ihrem Counselor. Kopfschüttelnd führte dann Ariell weiter: „Oft hat man den Eindruck, diese Leute, auch Lieutenant Sulik, bringen einem höheren Rang keinen Respekt entgegen.“

Zhabia schaute Ariell an und sagte dann: „Diese Leute sind von einem anderen Schlag als der durchschnittliche Sternenflottenoffizier. Sie haben sicher Lieutenant Suliks Dossier gelesen. Was für ihn gilt, gilt auch überwiegend für sein Team.“ Nach einer kurzen Pause sprach sie weiter: „Sie respektieren höherrangige Offiziere nur dann voll und ganz, wenn diese ihm auch vertrauen. Ansonsten akzeptieren sie den höheren Rang lediglich. Das daraus resultierende Verhalten, kann dann fälschlicher Weise als Respektlosigkeit oder gar Disziplinlosigkeit gewertet werden.“

Interessiert schaute Ariell zu Zhabia und fragte: „Und was soll ich jetzt tun? Soll ich etwa alles daran setzen, Mister Suliks Vertrauen zu gewinnen? Ich habe wirklich nicht die Zeit die Ersatzmutter für einen großen Jungen im Offiziersrang zu spielen!“

Auf diese ironische Bemerkung lächelte Zhabia für einen Moment und schüttelte dann den Kopf: „Nein. Lassen sie ihm und auch sich etwas Zeit. Seien sie bei Kleinigkeiten nachsichtig. Mister Sulik wird bestimmt nie ein Paradebeispiel für einen Sternenflottenkonformen Offizier werden, das heißt aber nicht, dass er nicht lernfähig wäre. Glauben sie mir, mit der Zeit wird ihr gegenseitiger Umgang eine für beide Seiten zufriedenstellende Basis finden.“

„Aber wenn Mister Sulik für einen eindeutigen Verstoß gegen die Regeln, wie eben im Fall des Ensigns, keine disziplinarische Maßnahme ergreift, sehe ich bei ihm keine Bereitschaft sich, als auch die Disziplin seiner Männer zu bessern.“ wandte Ariell ein, worauf Zhabia sofort entgegnete: „Mister Sulik pflegt wie sie wissen einen eher unorthodoxen Führungsstil. Es ist ein freundschaftlicher, gar kumpelhafter Umgang mit seinen Leuten. Darum machen sie sich keine Gedanken, wenn er es als ausreichend erachtet, diesen Ensign auf diese Art zurecht zu weisen. Eine Schelte von einem guten Freund, die zugleich auch eine Vertrauensperson ist, kann oft mehr bewirken als so manche offizielle Verwarnung oder gar Strafe.“

Für einen Moment schaute Ariel nachdenklich in den Raum, dann schien sie schon etwas erleichtert zu sein. Zhabias Ratschläge hatten offensichtlich weiter geholfen. „Danke Counselor!“ beendete Needa das Gespräch. Zhabia lächelte freundlich und sagte: „Keine Ursache Captain. Es freut mich, dass ich ihnen helfen konnte.“ Damit stand sie auf und verließ den Bereitschaftsraum.

Als die Counselor den Raum verlassen hatte, saß Ariell noch eine Weile nachdenklich in ihrem Bereitschaftsraum. Die Ratschläge die ihr die Counselor gegeben hatte würde sie sich zu Herzen nehmen. Aber jetzt musste sie ihren Kopf frei bekommen. In zehn Stunden würde die Katana auf Raumbasis 215 eintreffen. Bis dahin mussten sie und die in der Varadan IV Mission Beteiligten sich auf die Anhörung durch Admiral Morris vorbereiten und eine geeignete Verteidigung erarbeiten.


„Computerlogbuch der USS Katana, Sternzeit 56130.71. Captain Needa.

Vier Tage ermüdende und nervraubende Anhörungen liegen hinter uns. Die Kommission, unter Leitung von Admiral Morris, nahm ihre Aufgabe mehr als ernst und ermittelte in jeglicher Richtung und folgte peinlichst genau allen Hinweisen.

Meiner Chefingenieurin Lieutenant Seeta Yadeel widmeten sie die meiste Zeit ihrer Ermittlungen und ließen deutlich erkennen dass sie sie des vorsätzlichen Mordes an Lieutenant Commander Mc Crae verdächtigen. Auch Lieutenant Frank Lincoln musste sich einer unangenehmen Anhörung durch die Kommission stellen, da sie ihm unterlassene Hilfeleistung bei Yamin Aurels Ermordung vorwarfen.

Die ganze Anhörung war eine traurige und beschämende Veranstaltung. Anstatt die Vorfälle korrekt und mit der nötigen Professionalität zu ergründen, veranstaltete die Kommission eine peinliche und unangenehme Schlammschlacht. Man hatte geradezu das Gefühl, dass Admiral Morris mit aller Gewalt nach Schuldigen für eine Anklage suchte, um, sprichwörtlich gesehen, jemanden hängen zu können.

Dank intensiver und gründlicher Vorbereitungen auf diese Anhörung, unter Einbindung aller Beteiligten der Vorfälle im Varadan-System ist es uns jedoch gelungen, alle Crewmen von jeglichen Verdächtigungen zu befreien. Am Ende der Anhörung sah es auch die Kommission als erwiesen an, dass es durch die Verkettung unglücklicher Umstände zu den traurigen Vorkommnissen kam, die letzten Endes auch zum Tod unserer beiden Offiziere führten.

Alle auf dem Schiff sind froh, diese Anhörung nun endlich hinter sich zu haben und von allen Vorwürfen befreit zu sein. Erst jetzt, nach Ende dieser unseligen Ermittlungen, können wir endlich mit der eigentlichen Trauer um die verlorenen Crewmen beginnen, um den Verlust zu überwinden.

Doch ich fürchte allzu viel Zeit sollten wir uns damit nicht lassen, denn Admiral Cunningham wird uns sicher bald neue Befehle erteilen.

Ende des Eintrags.“


Botschafter Boris Jakimov saß auf der Matratze an der Wand der Spielfeldbegrenzung gelehnt. Sämtliche Botschaftsangehörigen wurden auf dem Spielfeld für Kentoriball festgehalten. Es gab keine Chance zu entkommen. Von den Zuschauertribünen, auf denen die Wachen patrouillierten, trennte sie eine vier Meter hohe Wand und sämtliche Eingänge zum Spielfeld waren mit Kraftfeldern geschützt.

Kembai, Sonnenaufgang, nannte sich die Gruppe von Generälen die wenige Tage zuvor gegen die bisherige Regierung der venkanischen Republik geputscht hatte. Der Putsch war sehr gründlich und gut vorbereitet gewesen. Die Mehrheit der Armee, auch der Großteil der venkanischen Raumflotte, hatte hinter den Verschwörern gestanden. Bei den regierungstreuen Einheiten hatten die Kembai geschickt ihre Leute untergeschmuggelt, die dafür Sorge getragen hatten, dass diese potentiellen Gegner in der Stunde Null nicht zur Gefahr für die Verschwörer wurden.

Boris wurde durch ein lautes Weinen aus seinen Gedanken gerissen. Er schaute zu einer Mutter, die verzweifelt versuchte ihr vierjähriges Kind zu beruhigen. Wie verantwortungslos musste man sein, ein Kind mit auf diesen politisch so instabilen Planeten mitzunehmen? Seit Jahren stand die vorherige Regierung auf einem wackligen Fundament. Man hatte von ihr nicht gerade behaupten können, dass sie in irgendeinem Sinne demokratisch wäre, geschweige denn an das Wohl ihrer Bürger dachte.

Die Oppositionsgruppen gegen die Regierung waren beständig gewachsen und eine Revolution der Bevölkerung lag schon seit geraumer Zeit in der Luft. In den Reihen der Generäle, die von jeher die Stütze der verhassten Regierung gebildet hatten, fürchtete man die Privilegien und Pfründe. Mit dem Putsch wollten diese einer Revolution zuvorkommen und so ihr Leben und ihren Reichtum sichern.

Traurig wurde Boris sich bewusst, dass das kleine Kind nicht mehr lange zu leben hatte. Denn die Föderation würde niemals auf die Forderungen der Kembai eingehen. Früher oder später würden die Kembai alle Geiseln ermorden. Keinesfalls würden sie die Frauen und Kinder schonen, dessen war sich Boris sicher.

Die Kembai kontrollierten bereits die Hauptstadt Venkan-City und sämtliche großen Städte aller Kontinente. Nur in den Kleinstädten und den ländlichen Regionen wurde noch gekämpft. Aber eigentlich war der Ausgang noch ungewiss. In den letzten Jahrzehnten hatten sich viele oppositionelle Gruppen gebildet und diese würden, egal ob radikal oder gemäßigt, hartnäckig gegen die Kembai Widerstand leisten.

Auch wenn die Generäle mit der Armee technisch schlagkräftiger waren als die Widerstandsgruppen, so würden sie auf den Kontinenten Kesna und Erkadi so schnell keinen Erfolg erzielen können. Der eine Kontinent war vollkommen mit Dschungel bedeckt, der andere überwiegend gebirgig, also beide wie geschaffen für den Partisanenkrieg.

Auch auf dem Subkontinent Aranar würden sie kein leichtes Spiel haben. In dem dortigen Gebirge lebte eine zähe und dickköpfige Volksgruppe der Venkaner. Die letzte Regierung hatte nur durch eine Autonomie für Aranar für Ruhe in dem Gebiet sorgen können. Einen Verlust ihrer Autonomie und Freiheit würden die Bewohner von Aranar nicht so einfach hinnehmen. Im Gegenteil, sie würden eher bis zum letzten Blutstropfen gegen die Kembai kämpfen.

Auf einmal schien es Boris nicht mehr so sicher, dass die Kembai ihre Positionen auf Venkan in absehbarer Zeit würden festigen können. Viel eher stand dem Planeten ein langer, ausgedehnter, harter und überaus blutiger Bürgerkrieg bevor.

Boris sah wie Jack Ryan über das Spielfeld ging und ihm für einen Moment zu nickte. Ryan, der Vertreter des Föderationsgeheimdienstes seiner Botschaft, signalisierte so, dass es ihm irgendwie gelungen war, eine Nachricht an die Sternenflotte abzusetzen. Sicher nur wenige Informationen wie die Anzahl und der Aufenthaltsort der Geiseln.

Ein kleiner Hoffnungsschimmer erwachte in Boris, denn eine Rettungsaktion durch die Sternenflotte war nun möglich. Plötzlich fiel ihm auf, wie sehr sich die Kembai überschätzten. Sie hatten noch längst nicht ihre Position auf Venkan gefestigt, benahmen sich aber bereits wie eine fest im Sattel sitzende Regierung in dem sie der Föderation Forderungen stellten. Bei aller organisatorischer Raffinesse die die Kembai bei diesem Putsch bewiesen hatten, als Politiker waren sie absolute Delletanten.

Wieder schaute er zu dem Kind, das sich inzwischen wieder etwas beruhigt an seine Mutter drückte. Für das Kind gab es doch noch Hoffnung, wenn auch nur eine geringe.


Im Konferenzraum der Katana warteten bereits die Führungsoffiziere auf den Beginn des Briefings. Auch Lieutenant Sulik war anwesend, auch wenn man ihm deutlich ansah, dass er sich fragte, wozu er sich hier befand.

Dann betrat Captain Needa zusammen mit ihrem ersten Offizier den Raum und nahm am Kopfende des Tisches Platz, während Andreas sich auf den Stuhl rechts neben ihr setzte. Sie schaute für einen Moment in die Runde ihrer Führungsoffiziere, dann begann sie mit dem Briefing: „Wir haben vom Oberkommando neue Befehle erhalten. Eine äußerst heikle und gefährliche Mission.“

Ariell lehnte sich in ihrem Sessel zurück und schaute wieder für einen Moment in die Runde ihrer Offiziere. Diese Frauen und Männer hatten an so mancher gefährlichen Mission teilgenommen. Ariells Crew hatte so manches überstanden. Einer Sache war sie sich sicher, egal was auf sie zukommen sollte, diese Crew würde zusammen halten und auch ein weiteres Mal bestehen. Nur blieb zu hoffen, dass nicht wie in der letzten Mission ein Wermutstropfen übrig blieb. Aber konnte man überhaupt gleich zweimal hintereinander derartiges Pech haben?

„Auf dem Planeten Venkan hat eine Gruppe von Generälen gegen die Regierung geputscht und den Botschafter sowie sein Personal als Geiseln genommen. Sie fordern von der Föderation die Abtretung eines benachbarten Sternensystems sowie Lieferungen von Föderationstechnik.“ erklärte Ariel weiter, während ihre Offiziere aufmerksam zuhörten.

„Momentan führt eine Delegation der Föderation über Subraum Verhandlungen mit den Putschisten, doch diese werden in absehbarer Zeit scheitern. Die Föderation kann auf die Forderungen der Generäle nicht eingehen. Wir sind damit beauftragt die Geiseln vor Ablauf der Verhandlungen und ihrer dadurch drohenden Exekution zu befreien.“ sagte Ariell und deutete ihrem erster Offizier Andreas Summers an, nun zu übernehmen. Andreas aktivierte den Bildschirm der Computerkonsole. Darauf war der Raum der Venkan abgebildet und einige Zahlen informierten über die militärische Lage.

„Der Raum der venkanischen Republik erstreckt sich wenige Parsecs um ihr Sternensystem und wird durch ihre Raumflotte geschützt. Diese verfügt lediglich über vier schwerfällige und veraltete Raumkreuzer und Zwanzig kleinere, ebenfalls veraltete Raumschiffe. Die Bewaffnung der Schiffe besteht aus Plasmaimpulskanonen und Photonentorpedos. Es müsste uns also möglich sein bis zum Planeten vorzudringen und die Geiseln zu befreien.“ erklärte Summers und änderte mit einem Druck auf eine Schaltfläche die Abbildung des Computerterminals. Er zeigte auf die Darstellung eines großen Gebäudes: „Die vierundzwanzig Geiseln werden in diesem Stadion festgehalten, bewacht durch circa dreißig Soldaten. Ein Transportscrambler verhindert jedoch, dass wir die Geiseln einfach hoch beamen können. Wir müssen also ein Team vor dem Stadion absetzten, dass dann für die Deaktivierung des Transportscramblers sorgt, damit wir die Geiseln zusammen mit dem Team an Bord beamen können. Danach müssen wir schnellstens wieder den Raum der Venkan verlassen.“

Frank Lincoln, der nun den Posten des Sicherheitschefs innehatte, ergriff das Wort: „Also eine Aufgabe für unsere Elite Force.“ Dabei schaute er zu Tannier, der zustimmend nickte. Dann schaute Lieutenant Lincoln wieder zum Captain und machte ein ernstes Gesicht, während ersagte: „Aber wir sollten die Raumflotte der Venkan auf keinen Fall unterschätzen. Ich schlage vor, dass wir die neuen Attack Fighter einsetzten um einen Ablenkungsangriff durchzuführen, damit die Katana leichter bis zum Planeten vorstoßen kann.“

Commander Summer setzte sich wieder in den Sessel rechts vom Kopfende des Konferenztisches. Ariell schaute sichtlich zufrieden. Lieutenant Lincoln war genau der richtige für den Posten des Sicherheitschefs und taktischen Offiziers. Der Plan für die Befreiung der Geiseln nahm langsam Gestalt an. Wieder einmal zeigte sich, dass sie Stolz auf ihre Leute sein konnte.

„Was sagen sie dazu Lieutenant Sulik, ist ihr Squadron dazu in der Lage?“ wandte sich Ariell an den Squadron Leader. Letzten Endes musste dieser entscheiden, ob sein Squadron eine solche Aufgabe übernehmen konnte. Lew, der bisher still dagesessen und von den anderen kaum wahrgenommen wurde antwortete umgehend: „Ein solches Ablenkungsmanöver bekommen wir schon hin. Müsste nur noch genauere Spezifikationen über diese venkanischen Raumschiffe bekommen damit ich eine Kampftaktik ausarbeiten kann.“

Gerade als alle dachten, der Squadron Leader sei mit seiner Antwort fertig, warf dieser plötzlich von allen völlig unerwartet ein: „Aber an ihrer Stelle würde ich es umgekehrt machen.“

„Wie meinen?“ fragte Ariell erstaunt über diesen unerwarteten Einwurf von Mister Sulik. Der neue Offizier in ihrer Reihe lehnte sich vor auf den Tisch und sagte: „Ganz einfach. Die Katana sollte das Ablenkungsmanöver durchführen, während mein Squadron zusammen mit ein oder zwei Runabouts voller Elite Force Soldaten zum Planeten durchbricht um diese Geiseln da rauszuholen.“

Lew lehnte sich wieder zurück und fügte noch an: „Mit so was rechnen die nie!“