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Höhlenmenschen
Autor: Mark de Boer

Captain Andersson stand vor seinem Schiff, die Hände in die Hüften gestemmt. Am Morgen hatte er es einmal komplett umrundet. Erst da war ihm wirklich bewusst geworden, wie riesig es eigentlich war. Und er kam nicht umhin, einzusehen, dass das einst so elegante und moderne Schiff, das Flaggschiff des 15. Forschungsverbandes, zu einem nutzlosen Stück Metall geworden war, das tief in der Erde steckte. Für ihn kam es einem Wunder gleich, dass die Katana beim Aufprall nicht auseinander gebrochen war oder sich nicht überschlagen hatte. Stattdessen hatte sie eine kilometerlange Schneise der Verwüstung hinterlassen und sich mit dem Bug voran in das Erdreich gegraben. Garrick seufzte schwer, als er sein Schiff so völlig energielos daliegen sah. Für ihn war das Schiff stets ein Ort voller Leben und technischer Möglichkeiten gewesen. Jetzt war es ein dunkles Grab, tot, aber mit einem gefährlichen Herzen, das sie alle töten konnte. Noch immer war ihm nicht so ganz klar, wie genau das duonetische Feld die Materie-Antimaterie-Reaktion stoppte. Auch wenn er froh war, dass es so war, durfte er sich nicht darauf verlassen, dass das Glück anhielt. Abermals seufzte er, drehte sich dann um und ging zum Heck des Schiffes, aus dem die Besatzung kletterte. Nachdem sie die Luken der Hangars aufbekommen hatten und frische, aber kalte Luft ins Schiffsinnere geströmt war, hatte er befohlen, dass die gesamte Crew die Nacht an Bord in den beiden Hangars bzw. den angrenzenden Räumen verbringen sollten. Die Nacht auf einem toten Schiff mit einem aktuell inaktiven Warpkern zu verbringen, erschien ihm weniger gefährlich, als mitten in der Nacht in unbekanntem Terrain umherzuwandern auf der Suche nach einer Bleibe für die frostige Nacht. Er wollte lieber am nächsten Tag eine geordnete Evakuierung vollziehen. Außerdem hatte er die Zeit genutzt, einige Teams loszuschicken, um alle hilfreichen Dinge wie Nahrung, Ausrüstung oder Medikamente zu bergen. Niemand wusste, wie lange sie hier festsitzen würden. Lieber wollte er auf alles vorbereitet sein. Auch der Doktor konnte die Zeit gut gebrauchen, um sich einen ersten Überblick über die Verfassung der Crew zu verschaffen. Es hatte einige Knochenbrüche, Quetschungen sowie eine Vielzahl an Hämatomen gegeben. Ein weiteres Wunder, dass es keine Toten oder Schwerverletzten gab, wenn man die Wucht des Aufpralls bedachte, fand Garrick. Normalerweise waren Verletzungen wie diese innerhalb von Minuten diagnostiziert und kuriert. Aber ohne jegliche Technik blieb den Ärzteteams an Bord nichts anderes übrig, als Diagnosen durch Fühlen, Drücken, Tasten und Gesprächen mit den Patienten zu stellen und Brüche mit archaischen Mitteln wie Verbände und Schienen zu behandeln. Lediglich Doktor Tyrone schien fast schon eine diabolische Freude daran zu haben, seine Kollegen wie dumme Schuljungen aussehen zu lassen beim Versuch, Brüche zu schienen. Die Proteste der Patienten gegen seine Behandlungsart überhörte er wie gewohnt geflissentlich.

Der Captain der gestrandeten Katana stieg auf eine kleine Anhöhe, so dass ihn die gesamte Besatzung sehen konnte. „Alle mal herhören!“ Er hob die Arme, bis sich alle zu ihm umgedreht hatten und Ruhe eingekehrt war. „Wie Sie alle ja schon bemerkt haben, ist die USS Katana auf diesem Planeten abgestürzt. Ursache hierfür ist ein sogenanntes duonetisches Feld, das sämtliche Technik außer Funktion setzt. Das bedeutet, wir sitzen hier vorerst fest und können keine Hilfe rufen. Wir müssen uns also erst einmal selbst helfen. Die gute Nachricht ist, dass das duonetische Feld auch den Warpkern vom Kollabieren abhält. Außerdem befinden wir uns auf einem Planeten der Klasse M. Wir können hier also gut überleben. Außerdem haben die letzten Scans vor dem Eintritt in die Atmosphäre des Planeten gezeigt, dass sich keine höheren Lebewesen auf dem Planeten befinden. Wir müssen also keine Angriffe durch Raubtiere fürchten. Allerdings können uns die Witterungsbedingungen gefährlich werden. Wie Sie gestern ja bemerkt haben, sind die Nächte aktuell sehr kalt. Darum werden wir uns eine Bleibe suchen, die uns davor schützt. Sie sehen die Hügelkette dort drüben…“ Garrick zeigte in nordöstliche Richtung. „Wir sind der Meinung, dort Höhlen zu erkennen. Ich habe heute Morgen ein Team losgeschickt, das sich dort umsieht. Wir erwarten sie in ein paar Stunden zurück. Wenn dort Höhlen sind, die uns allen als Schutz dienen können, werden wir alle dorthin aufbrechen.“ „Warum bleiben wir nicht im Schiff, wenn der Kern doch sicher ist? Warum sollten wir die beschwerliche Reise mit den ganzen Verletzten überhaupt auf uns nehmen? Wenn jemand nach uns sucht, wird er das Schiff sicher als erstes finden. Wir sollten also in der Nähe bleiben.“, rief jemand aus der Menge. Zustimmendes Gemurmel wurde laut. Garrick hob erneut die Arme und wartete, bis sich die Leute wieder beruhigt hatten. „Das sind gute Fragen. Auch diese Möglichkeiten haben wir überlegt. Aber wir wissen nicht, wie dieses Feld weiterhin auf den Warpkern wirkt. Und ich möchte diese Crew nicht einer Gefahr durch uns nur unzureichend bekannte Phänomene aussetzen. Also werden wir uns außerhalb der Gefahrenzone begeben. Ein kleines Team von drei Freiwilligen wird hierbleiben, um den Warpkern zu beobachten. Sollte sich herausstellen, dass von ihm wirklich keine Gefahr ausgeht, können wir uns immer noch entscheiden, ins Schiff zurückzukehren. Außerdem soll es systematisch das Schiff durchforsten nach weiteren Utensilien, die uns nützlich sein können. Sollte zwischenzeitlich ein Schiff zu unserer Rettung auftauchen, das uns in den Höhlen nicht entdeckt, wird dieses Team sie über uns in Kenntnis setzen.“ Er sah in die Gesichter seiner Besatzung und konnte Zustimmung darin erkennen. Also holte er tief Luft. „Bis unser Erkundungsteam wieder zurück ist, haben wir eine Menge zu erledigen. Als erstes will ich eine Aufstellung unserer Ausrüstung haben, die uns zur Verfügung steht. Lieutenant Commander Sulik, Sie hatten gestern doch ein Messer. Da unsere PADDs alle hier nicht funktionieren, müssen wir auf analoge Methoden zurückgreifen. Schnappen Sie sich ein Stück Holz und ritzen darin mit dem Messer die Menge der einzelnen Gegenstände ein. Holen Sie sich ein paar Leute, die Sie dabei unterstützen. Doktor Tyrone, Sie haben sich einen Überblick verschafft über unsere Verletzten. Organisieren Sie Transportmittel für diejenigen, die den Weg nicht alleine schaffen können. Wenn dann alle Informationen vorliegen, werden wir für den Marsch die Ausrüstung auf die gesunden Besatzungsmitglieder verteilen und aufbrechen. Halten Sie sich also bitte bereit.“ „Was ist mit Nahrung, Sir?“, rief jemand. Garrick kniff ein wenig die Augen zusammen, um den Zwischenrufer zu identifizieren. „Sie sprechen einen wichtigen Punkt an, Tu’Ran. Wir wissen nicht, welche Pflanzen und Beeren hier auf diesem Planeten essbar sind. Das bedeutet, wir müssen vorerst mit unseren Notrationen sparsam umgehen. Doktor Tyrone, erstellen Sie eine Liste mit Nahrungsbesonderheiten, die wir berücksichtigen müssen. Wir müssen wissen, ob jemand vollständig auf Notrationen angewiesen sein wird.“ Garrick blickte noch einmal über die Menge, versicherte sich, dass alle an einem Strang zogen. Er blickte in entschlossene, teilweise erschöpfte Gesichter, aber er sah keine Verzweiflung. Zufrieden nickte er und verließ den Hügel.


Alex zeichnete eine einfache Karte in den sandigen Boden vor dem Schiff. „Die Hügel hier sind massiv. Wir konnten keine Höhlen dort entdecken. Aber hier vorne…“ Sie zeigte mit ihrem Stock auf ein paar Dreiecke im Sand. „…haben wir dann ein ganzes Höhlensystem entdeckt. Es besteht aus mehreren großen Höhlen, an denen viele, viele kleine Höhlen angrenzen. Außerdem besteht eine natürliche Art der Luftzirkulation. In meinen Augen sind die Höhlen perfekt.“ Garrick beugte sich über die Karte. „Das klingt doch super. Wie sieht es mit dem Marsch dorthin aus? Gibt es irgendwelche Hindernisse?“ „Es gibt eigentlich nur ein echtes Hindernis, einen breiten Fluss, der hier entlang läuft.“ Die junge Frau zeichnete einen dicken Strich in die Landkarte. Aber es gibt hier eine Stelle, an der ein paar Felsen eine Brücke bilden. Allerdings verlängert sich dadurch der Marsch um eine Stunde etwa. Dann gibt es hier ein Feld an einem leichten Abhang, der allerdings komplett aus Geröll besteht. Hier muss man vorsichtig sein, um nicht abzurutschen. Also sollten wir vorher eine Rast machen, um sicher durchzukommen.“ „Wie lange dauert der Marsch insgesamt?“ „Wir waren auf dem Rückweg vier Stunden unterwegs. Mit den ganzen Leuten hier rechne ich mit einem Marsch von fünf Stunden, dazu noch Pause.“ Ramirez, der bislang stumm zugehört hatte, blickte in den Himmel. „Dann sollten wir lieber bald losgehen. Wir sollten vermeiden, in der Dämmerung oder gar in der Nacht noch unterwegs zu sein.“ „Mister Ramirez, das sehe ich genauso. Teilen Sie den Gruppenführern mit, dass sie sich alle bereit machen sollen. Wir werden in Kürze starten. Miss Black, ist Ihr Team in der Lage, direkt wieder aufzubrechen?“ „Ja, Sir. Meine Männer sind gut in Form und können sofort weitermarschieren.“ „Ausgezeichnet. Wir brauchen zwei Leute ihres Teams, die uns führen. Suchen sie sich zwei neue Begleiter aus und kehren dann in die Höhlen zurück. Bereiten Sie bitte alles für unsere Ankunft vor. Ich gehe davon aus, dass die Leute sehr erschöpft sein werden. Daher wäre es gut, wenn Sie für ein Feuer sorgen könnten.“ Alex nickte und stand auf. „Ich werde mein Team unterrichten.“ „Natürlich.“


Sie erreichten die Höhlen, kurz bevor das letzte Restchen Tageslicht verschwand. Der Marsch hatte doch länger gedauert, als sie es erwartet hatten. Viele waren es nicht gewohnt, so lange Märsche zu machen. So waren mehr Pausen nötig als gedacht. Und trotzdem hatte sich insbesondere das Geröllfeld zum Ende des Marsches als besonders gefährlich und sturzträchtig erwiesen. Aber letztendlich hatten alle die Höhlen erreicht. In den Haupthöhlen brannten bereits Feuer, die die durchfrorenen Männer und Frauen der Katana wärmend empfingen. Erschöpft ließen sich die Leute am Feuer nieder. Rhâl Tu’Ran machte sich sofort daran, aus diversen Zutaten einen wärmenden und stärkenden Tee zu brauen, den die Crew dankbar annahm.

Garrick hatte seine oberste Führungscrew in einer der Nebenhöhle versammelt. „Was haben Sie für einen Eindruck, wie die Moral der Crew ist, Counselor?“ „Die Leute sind vom Marsch erschöpft. Ich spüre ein wenig Verunsicherung und Ungewissheit, was die Zukunft bringt. Aber insgesamt überwiegt die Hoffnung auf eine schnelle Rettung. Ihre Entscheidung, hierher zu gehen, wird von niemandem in Frage gestellt. Ich habe sogar einige positive Reaktionen erlebt, als sich die Leute die Höhlen ansahen. Die kleinen Nebenhöhlen geben den Menschen die Möglichkeit, eine gewisse Form der Privatsphäre zu erhalten.“ „Das ist gut. Halten Sie mich auf dem Laufenden, wie sich die Stimmung entwickelt. Sorgen Sie dafür, dass die Leute den Mut nicht verlieren.“ Er räusperte sich. „Gibt es irgendwelche Probleme bei der Verteilung der Höhlen?“ „Nein, Sir. Alle verhalten sich hier sehr diszipliniert. Wie selbstverständlich erhalten Familien größere Räume. Ich würde auch empfehlen, dass sich das Führungspersonal, so gut es geht, aus der Belegung heraushält und der Crew die Verteilung überlässt. Nur in Streitfällen sollte es sich einschalten.“ „Das sehe ich genauso. Vielen Dank, Counselor.“ Er wandte sich Doktor Tyrone zu. „Wie sieht es mit den Verletzten aus? Haben wir kritische Fälle?“ Der Angesprochene wuchtete sich von dem kleinen Felsvorsprung hoch, auf dem er sich niedergelassen hatte. Er rieb sein schmerzendes Bein. Der Marsch hatte ihn mehr mitgenommen als viele andere. „Von uns wird in nächster Zeit niemand in die Grube fahren, falls Sie das meinen. Es gibt ein paar Fälle, die ich im Auge behalte. In erster Linie kompliziertere Knochenbrüche, die ich hier nur notdürftig flicken konnte. Einige Fälle müssten eigentlich operiert werden, aber dafür fehlen mir hier die Mittel. Also bleibt mir vorerst nichts anderes übrig, als auf die Selbstheilungskräfte zu hoffen. Ich werde sehen, ob ich noch weitere Möglichkeiten finde, schwere Fälle doch noch zu operieren. Ansonsten haben wir einige Schwangere und auch Kleinkinder und Säuglinge, aber das wissen Sie ja selbst, Captain.“ Andersson verzog das Gesicht, während er Seeta einen Blick zuwarf. Seit dem Absturz hatte er Luma Erika nicht mehr gesehen. Zuviel hatte er zu tun gehabt. Er musste sich um alles kümmern, alles organisieren. Dennoch spürte er einen Stich. In ihm regte sich ein vages Gefühl eines schlechten Gewissens. Seeta schien zu spüren, was in ihm vorging, und ergriff seine Hand. Dankbar lächelte er ihr zu. „Doktor. Wie sieht die Lage bei der Nahrungsversorgung aus? Haben wir irgendwelche Crewmitglieder, die auf die Notrationen angewiesen sind?“ „Nun ja, es kommt darauf an, worauf Ihre Frage abzielt. Wenn Sie meinten, ob es jemanden in der Crew gibt, der spezielle Nahrung benötigt, kann ich Sie beruhigen. Es gibt lediglich Unterschiede in der Menge der Vitamine, Eiweiße et cetera. Aber ansonsten gibt es kaum wirklich nennenswerte Unterschiede. Wenn Sie aber meinten, ob die hiesige Flora uns ernähren kann, muss ich Sie vertrösten. Bisher konnte ich noch keine endgültigen Tests durchführen.“ „Bis wann können Sie sagen, welche Pflanzen essbar sind?“ „Oh, essbar sind sie durchaus alle. Die Frage ist ja eher, ob wir sie auch vertragen.“ Garrick seufzte. Diese Spitzfindigkeiten bereiteten ihm immer wieder Kopfschmerzen. „Doktor! Auch mein Tag war lang. Also wann haben Sie die Tests durchgeführt?“ „Ich werde sie morgen beenden.“ „Vielen Dank für die Info.“ Garrick nahm einen Schluck Wasser aus seiner Flasche und wandte sich an das gesamte Führungsteam. „Wie Sie wissen, haben wir kurz vor dem Absturz einen Notruf abgesetzt. Wir wissen aber nicht, ob er jemanden erreicht hat. Wahrscheinlicher ist wohl, dass die Strahlung den Notruf völlig verstümmelt hat. Wenn wir also davon ausgehen, dass niemand von unserer Situation weiß, müssen wir warten, bis wir vermisst werden. Das dauert eine Weile. Dann muss eine Suchmission gestartet werden, dazu der Flug hierher und dann die eigentliche Suche. Uns stehen also noch einige Tage auf diesem Planeten bevor. Und je nach Suchmuster können es mehrere Wochen werden. Ich will verdeutlichen, worauf wir uns einstellen müssen. Es wird kein Urlaub sein. Wir wissen nicht, ob wir uns hier mit Nahrung versorgen können. Wir sind vollkommen ohne Technik. Keine Replikatoren. Es gibt niemanden, der uns mal eben irgendwo hinbeamen kann oder uns mit einem Injektor Medizin verabreicht. Sie haben den Doktor eben gehört. Und nun fragen Sie sich: Wann haben Sie sich das letzte Mal wirklich Sorgen wegen eines Knochenbruchs gemacht? Wir sind also in einer uns vollkommen neuen Situation. Also keine unnötigen Risiken! Gehen Sie mit den Ressourcen und sich selbst schonend um! Bitte sorgen Sie dafür, dass Ihre Abteilungen sich entsprechend verhalten!“


„Sam!“ Alex Black stürmte auf ihre Zwillingsschwester zu und umarmte sie. „Da bist du ja. Ich habe mir schon Sorgen gemacht. Ist alles in Ordnung mit dir?“ „Ach ja, ich konnte mich ja gut auf den Absturz vorbereiten. Nur mein Handgelenk tut mir ein wenig weh. Ich glaube, ich habe es mir verstaucht. Aber es ist nicht so schlimm.“ „Lass es trotzdem untersuchen, um sicher zu gehen. Wer weiß, wie lange wir hier festsitzen.“ „Ach, Alex. Du bist immer so pessimistisch. Ganz die Superkriegerin: Immer das Schlimmste erwarten!“, neckte sie Sam. „Ja, und genau darum lebe ich noch. Nebenbei habe ICH mich nicht verletzt!“, Alex knuffte ihre Schwester in die Seite. „Und nun höre auf deine vernünftige große Schwester und geh zum Doktor.“ „Aye Sir! Jawoll Sir!“ Sam ahmte einen alten Militärgruß nach und salutierte. Dabei grinste sie ihre Schwester breit an. „Das mach ich, wenn ich von meiner Tour zurückkomme.“, setzte sie nach. „Ich muss den südöstlichen Bereich nach Essbarem und Trinkwasser durchkämmen. Das ist wichtiger. Außerdem muss sich der Doc um echte Patienten kümmern und nicht seine Zeit mit so kleinen Wehwehchen vertrödeln.“ Sie zögerte einen Moment, bevor sie leise ergänzte: „Außerdem macht er mir ein bisschen Angst mit seiner Art.“ „Ja, er ist schon… anders als die anderen Ärzte. Trotzdem soll er sich auch dein Handgelenk ansehen.“ „Ja, ja, ich geh ja schon hin. Aber jetzt muss ich mich erst einmal auf meine Erkundungstour vorbereiten. Wenn ich zu spät komme, fängt womöglich T’Clea wieder einen Vortrag über Pflichtbewusstsein und Verantwortungsbewusstsein in Krisenzeiten an. Nein Danke!“ Alex konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Ja, so kennen wir sie. Dann sieh mal zu, dass du rechtzeitig da bist.“ Sie umarmte ihre Schwester ein weiteres Mal und verließ die Höhle.


Ethan Alizondo nahm einen Schluck seines Raktajinos, den er sich repliziert hatte. Er fand immer noch, dass nichts über frisch aufgegossenen italienischen Espresso aus echten gemahlenen Bohnen ging, aber er hatte mittlerweile einen Ersatz gefunden, der ihn zufrieden stellte. Er genoss die Wärme, die der Kaffee in ihm auslöste und bereitete sich auf das kommende Gespräch vor, das sehr unangenehm zu werden drohte. Er war nicht gerne der Überbringer schlechter Nachrichten. „Früher wurden solche Boten getötet. Zum Glück sind die Zeiten vorbei und sitze ich weit genug weg.“, dachte er geistesabwesend. Ein Fiepen brachte ihn zurück in die Realität. Auf seinem Monitor war das Logo des Sternenflotten-Hauptquartier erschienen. Alizondo atmete tief durch und nahm das Gespräch an. „Ma’am…“ Er straffte sich, als Admiral Cunningham auf dem Bildschirm erschien. „Commander. Ich grüße Sie. Fähnrich Zola teilte mir mit, dass Sie mich dringend sprechen wollten. Ich habe nicht viel Zeit, darum lassen Sie uns gleich zur Sache kommen. Was gibt es denn?“ „Admiral, wir haben den Kontakt zur USS Katana verloren.“ Ethan ließ diesen Satz einen Moment wirken, bevor er weitersprach. „Das Schiff ist vor zehn Tagen ins Kemen-System aufgebrochen, um eine Nova-Explosion zu untersuchen. Danach hätte es wieder zur Station zurückkehren sollen.“ Cunningham runzelte die Stirn. „Wann hatten Sie zuletzt Kontakt?“ „Das war ein Tag, bevor das Schiff das System erreicht hatte. Captain Andersson wollte sich auf dem Rückweg melden, um ein Treffen mit der USS Farragut auszumachen. Das Schiff sollte Miss Black übernehmen, die direkt zur Erde zurückkehren wollte.“ Der Leiter der Gemini-Station zögerte einen Moment und legte sich die nächsten Worte zurecht. „Admiral… Dieses Mal befindet sich die Katana aber nicht auf einer geheimen Mission oder?“ Aretha verzog amüsiert den Mund. „Was für eine Frage, Commander. Sie wissen genau, dass ich Ihnen keine Auskünfte darüber geben dürfte, wenn es so wäre. Aber ich kann Ihnen versichern, dass mir keine Geheimmission bekannt ist, an der die USS Katana beteiligt ist.“ Ethan nickte langsam. Das war der erste Punkt, den er abklären wollte. Nun galt es, die nächste Möglichkeit anzusprechen. „Ma’am, ich weiß, dass wir gerade an der Wiederherstellung des Friedens mit den Romulanern arbeiten. Aber gibt es irgendwelche Berichte über romulanische Aktivitäten in dem Sektor?“ Cunningham blickte zur Seite und murmelte einige Worte, die Ethan aber nicht verstand und deren Adressat er nicht sah. Dann drehte sie sich um. „Nein, Commander. Romulus hat seine Schiffe zurück in sein Gebiet beordert. Aktuell sind sie voll und ganz damit beschäftigt, die innere Lage unter Kontrolle zu halten. Scheinbar befindet sich das Reich am Rande eines Bürgerkriegs.“ „Gibt es sonst irgendwelche außergewöhnlichen Aktivitäten in dem Sektor? Unsere Langstreckensensorphalanx liefert aufgrund der Nova keine verlässlichen Daten aus dem Bereich.“ Wieder drehte sich Cunningham zu der Person außerhalb des Bildes. Es dauerte nicht lange, und sie sah wieder zu Ethan. „Nein, uns sind in dem gesamten Sektor keine ungewöhnlichen Dinge aufgefallen. Der Sektor zählt allerdings nicht gerade zu den häufig durchflogenen und beobachteten Ecken unseres Quadranten.“ „Ma’am, dann würde ich gerne zwei Schiffe in das Kemen-System entsenden, um den Verbleib der Katana zu klären.“ „Einverstanden. Aber nehmen Sie drei Schiffe für den Fall, dass sich dort doch ein Warbird oder irgendjemand sonst herumtreibt. Halten Sie mich auf dem Laufenden. Cunningham Ende.“ „Aye, Sir.“, antwortete Alizondo, als sich der Monitor dunkel schaltete. Er nahm einen Schluck seines Raktajinos und verzog das Gesicht. „Kalter Kaffee – igitt…“ Er sah für einen kurzen Moment zu dem Fikus neben seinem Schreibtisch, stellte das Getränk dann aber beiseite und aktivierte seinen Kommunikator. „Lieutenant Commander St.John, ich benötige eine Liste unserer Raumschiffe, die sich in diesem Sektor befinden.“


„Boah, räum deinen Scheiß hier weg!“, maulte Mark seinen Freund Lew an. „Deine stinkenden Socken gehören nicht in meinen Schlafsack!“ Missmutig kickte er die Sockenknubbel zu Lew rüber. „Kaum zu glauben. Wir sind erst zwölf Tage hier, aber du hast es geschafft, deine paar Sachen so im Raum zu verteilen, dass man meinen könnte, es wäre eine Bombe in einem Modegeschäft explodiert.“ Lew gähnte ausgiebig. „Zwölf Tage sind wir schon hier? Wow, hätte ich nicht gedacht. Wobei…“ Er strich sich durch den Bart, der sich mittlerweile gebildet hatte. „Wenn es so weitergeht, habe ich einen Vollbart nach dieser Mission.“ Mark legte den Kopf schief und grinste. „Dann darfst du mit dem Milchbärtchen aber nicht in den Wind, sonst ist der wieder weg.“ Lew schnappte sich eine der Socken und warf sie auf Mark, der sich auf den Boden fallen ließ. „Bääääh, ich bin infiziert! Doktor! Hilfe!“ Lew lachte laut auf und warf die zweite Socke noch hinterher. Ein Hüsteln ließ die beiden Männer verstummen. An ihrer Höhle standen Tessa und Natalie. „Seid ihr bereit? Ihr seid gleich mit eurer Schicht dran. Diesmal müsst ihr Feuerholz sammeln.“ Die beiden Squadron-Leader erhoben sich. „Dann lass uns mal etwas essen. Hätten Sie lieber erdigen Ralinkwurzelbrei oder doch eher geschmacksneutralen Kralornblattsalat?“ „Ich glaube, heute nehme ich mal die zähe Kosikkpastete.“ „Eine ausgezeichnete Wahl, mein Herr.“ Natalie schüttelte den Kopf. „Für euch ist das alles hier ein großes Abenteuer, wie?“ „Tja, Wehklagen haben wir probiert. Das hat nicht geholfen.“ „So, dann lass uns mal frühstücken.“, meinte Mark und ergriff Tessas Hand. Gemeinsam verließen sie die kleine Nebenhöhle. Natalie blieb unschlüssig im Höhleneingang stehen. „Kommst du auch mit, Lew?“ Der Pilot zog sich seine Jacke an und blieb neben Natalie stehen. Eine Weile sagte keiner der beiden etwas. Wie aus einem Impuls heraus nahm Lew Natalie in seine Arme und küsste sie. Sie erwiderte den Kuss, drückte ihn dann aber von sich. „Igitt!” „Igitt?” „Ich habe dich noch nie vorher mit Bart geküsst!” „Ich küsse dich, und du sagst Igitt?!” Lachend verließ Natalie die Höhle. „Na, warte…“, murmelte Lew und lief hinterher.


Majestätisch flogen die drei Raumschiffe der Such- und Rettungsmission in das Kemen-System. Sie nahmen automatisch eine Pfeilformation ein und fuhren ihre Schilde hoch. „Ma’am. Die Alaska und die Schweitzer melden volle Bereitschaft.“ Captain Katrin Jaeger stand von ihrem Sessel auf und ging ein paar Schritte auf den Hauptschirm zu. „Vielen Dank, Mr. Alicanto. Wie ist die Situation?“ „Wir messen noch Reststrahlung von der Nova. Sie erschwert die Suche nach dem Schiff deutlich. Außerdem könnte sich hier ein Schiff gut vor unseren Sensoren tarnen.“ Der Captain der Stargazer drehte sich zur Brückencrew um. „Schalten Sie auf gelben Alarm! Organisieren Sie die Suche. Ständiger Kontakt. Ich will wissen, wenn irgendetwas Außergewöhnliches in diesem System passiert!“ „Aye Sir!“ Sekunden später begannen die drei Schiffe einen intensiven Scan des Systems.