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Überleben
Autor: Garrick Andersson

Doktor Tyrone schickte sich gerade an, den Bereitschaftsraum des Captains wieder zu verlassen, als der Eindringlingsalarm ausgelöst wurde. Überrascht tauschten die beiden Männer einen kurzen Blick, bevor sie auf die Brücke eilten. Lieutenant Commander Lazarus hatte sich bereits aus dem Kommandosessel erhoben und erstattete sogleich Bericht: „Wir haben soeben Meldung aus dem Maschinenraum erhalten, Captain. Offenbar haben fremde Wesen die Offiziere, die wir von M-47 an Bord geholt haben sowie einige unserer Leute übernommen.“ Lieutenant Shell, der zur Zeit an der taktischen Konsole stand, ergänzte: „Lieutenant Commander Yadeel wurde offenbar ebenfalls übernommen, Sir, aber irgendwie gelang es ihr, die Besatzung im Maschinenraum zu alarmieren. Aufgrund ihrer Aussage konnten wir die betreffenden Personen identifizieren.“ Der Sicherheitsoffizier ließ eine entsprechende Liste auf dem Hauptschirm anzeigen. „Ich erreiche aber Lieutenant Commander Ramirez nicht, Sir“, ergänzte er noch. Garrick kämpfte die aufsteigende Sorge um Seeta nieder und überlegte kurz, dann gab er seine Befehle: „Andersson an Black: Sichern Sie die Krankenstation! Möglicherweise befinden sich Krann, Ramirez und weitere Sicherheitsoffiziere in der Gewalt der Eindringlinge.“ - „Verstanden!“ erklang Alex' knappe Antwort. „Mr. Shell, übermitteln Sie den Elite-Force-Teams die Liste der Personen, die mutmaßlich übernommen worden sind“, fuhr Garrick fort. Der junge Lieutenant nickte bestätigend. „DeSoto, können wir die Personen mit den internen Sensoren orten und in den Arrestbereich beamen lassen?“ erkundigte sich der Captain anschließend.

Bevor die junge OPS-Offizierin jedoch antworten konnte, mischte sich Dr. Tyrone ein: „Captain, wir wissen nicht, wie es den Fremden gelingt, unsere Leute zu übernehmen. Ich rate dringend dazu, jedweden Körperkontakt zu vermeiden!“ Garrick nickte dem Bordarzt und Lieutenant Shell zu: „Geben Sie diese Information weiter!“

Marina antwortete nun auf die Frage des Captains: „Ich habe die entsprechenden Kommunikator-Signale isoliert und an die taktische Konsole sowie den Transporterraum übermittelt.“


„Verdammt, was ist denn jetzt los?“ Das Hararov- und Liu-Wesen sahen sich überrascht an, als der Eindringlingsalarm ausgelöst wurde und wenig später eine Liste von Namen über das Interkom verbreitet wurde. „Irgendwer hat uns enttarnt!“ entfuhr es der Magter. „700.000 Jahre, und dann das!“ schimpfte das Hararov-Wesen. „Was machen wir jetzt?“ erkundigte sich Childs. „Wir sollten dieses Schiff verlassen“, ließ sich Marik vernehmen.

Gemeinsam eilten die acht Personen aus dem Quartier und machten sich durch menschenleere Korridore auf den Weg zum Shuttlehangar. „Man sollte meinen, dass es hier nun von Sicherheitskräfte wimmeln sollte...“ merkte Davids an. Liu zuckte die Schultern: „Kann uns doch nur recht sein. Je weniger Widerstand, umso leichter...“ Sie brach ab, als Hintz und Kuntz um die nächste Ecke bogen und ihrer Gruppe entgegen kam. Ein kurzer Blick genügte zum gegenseitigen Erkennen, dann winkten die beiden den übrigen, ihnen zu folgen: „Hier entlang! Wir kennen eine Abkürzung zum Hangar durch die Jefferies-Röhren!“ Kurz darauf öffnete Hintz eine Zugangsluke und die zehn Eindringlinge krochen in die engen Wartungsschächte.

Zur gleichen Zeit hievten auf der Krankenstation Dr. Cloyne und Ensign Powell den bewusstlosen Manoel Ramirez und Ensign Tanaka auf eine Anti-Grav-Bahre, um sie als weitere Wirtskörper zur Magter zu bringen. Sie hatten noch versucht, die beiden Offiziere in das Quartier zu beamen, doch der Transportvorgang hatte sich nicht intialisieren lassen. Jetzt stürmten die Elite-Force-Teams unter der Leitung von Alex Black durch die diversen Zugänge in die Krankenstation. „Treten Sie von den Liegen zurück!“ bellte Alex, nachdem sie und ihre Leute auf die beiden Eindringlinge angelegt hatten. Diese schienen kurz zu überlegen, ob Widerstand irgendeine Aussicht auf Erfolg haben mochte, gaben sich dann aber der schieren Übermacht an Elite-Force-Kämpfern geschlagen. Alex ordnete an, die beiden ebenfalls in den Arrestbereich zu beamen und die bewusstlosen Offiziere hinter Quarantäne-Kraftfeldern zu sichern, bis Dr. Tyrone sie untersuchen konnte.

Auf der Brücke behielt Marina DeSoto die Kommunikator-Signale der flüchtenden Eindringlinge im Auge. „Sie befinden sich nun in Jefferies-Röhre 37-Alpha. Offenbar wollen sie zum Shuttlehangar.“ Lieutenant Shell nickte zustimmend: „Unser Glück, dass sie offenbar nicht auf die Idee kommen, die Kommunikatoren abzunehmen.“ Garrick blickte auf den Lageplan, den DeSotos Konsole anzeigte. „Wenn sie aus der Röhre herauskommen, nageln wir sie dort und dort fest!“ deutete er auf zwei Punkte auf dem Monitor.

Unsanft von einem den Gang versperrenden Kraftfeld gestoppt rieb sich die Magter ihre Stirn. „Und nun?“ Hektisch blickte sich Childs um, doch die kleine Gruppe befand sich an einer Stelle des Korridors, an der weder Türen noch andere Gänge oder Luken abzweigten. „Zurück!“ rief Marik, doch es war bereits zu spät. Als die zehn herumwirbelten, konnten sie gerade noch beobachten, wie sich hinter ihnen schimmernd ein weiteres Kraftfeld aufbaute. Kurz darauf verschwand der Korridor und wich dem Inneren einer Arrestzelle, als die Eindringlinge in verschiedene Zellen des Gefängnisbereiches transferiert wurden.


Captain Andersson blickte in die Runde seiner Führungsoffiziere, von denen nur Seeta Yadeel nicht anwesend war. Die Chefingenieurin befand sich auf der Krankenstation in einem Stasis-Feld. Dr. Tyrone hatte trotz umfangreicher Untersuchungen noch keine Möglichkeit ersonnen, das fremde Wesen, das von der Zanderianerin Besitz ergriffen hatte, zu entfernen, ohne Seetas Persönlichkeit zu gefährden. Da außerdem nicht auszuschließen war, dass es der fremden Entität nun, da sie von der Anwesenheit Seetas wusste, gelingen mochte, deren Persönlichkeit ebenfalls auszulöschen, hielt der Chefarzt diese Vorgehensweise momentan für die beste Lösung.

Die Eindringlinge waren überraschend schnell mittels des Transporters lokalisiert und hinter Quarantäne-Kraftfeldern im Arrestbereich untergebracht worden. Glücklicherweise war es dem Wesen, das von Dr. Cloyne Besitz ergriffen hatte, nicht gelungen, Manoel Ramirez und Ensign Tanaka ebenfalls zu übernehmen. Offenbar hätte er dazu die Hilfe des Mutterwesens, das sich in Liu befand, benötigt.

Garrick fasste die Situation zusammen: „Wir haben also folgende Personen an die fremden Wesen verloren: Lt. Marik, Hamilton, Liu, Yuri Hararov, Childs, Davids, Sam Weston und Petty Officer Becker, die auf M-47 stationiert waren, sowie Dr. Ross Cloyne und die Ensigns Powel, Hintz und Kuntz. Untersuchungen, die Dr. Tyrone durchgeführt hat, haben ergeben, dass von der ursprünglichen Persönlichkeit der Betroffenen nichts mehr vorhanden ist. Nur das Bewusstsein von Seeta Yadeel wird momentan durch eines der fremden Wesen nur unterdrückt.“ Langsam ließ der Captain das Datenpad sinken, von dem er die Namen abgelesen hatte. 12 Opfer, deren Angehörigen er im Nachgang einmal mehr die schlimmste aller Nachrichten übermitteln musste. „Die größte Bedrohung geht derzeit von dem Mutterwesen in Liu aus, gefolgt von den Leichen der fremden Spezies, die sich auf unserer Krankenstation befinden. Dr. Tyrone?“ Greg, der wie üblich etwas unbeteiligt wirkend in der Gegend herumgestarrt hatte, richtete sich etwas auf, bevor er berichtete: „Wenn der Wirtskörper stirbt, können sich die fremden Wesen als Sporen in einen kleinen, kaum zu entdeckenden Beutel im Brustraum des Wirts zurückziehen und auf diese Weise extrem lange Zeiträume überdauern. Lediglich die komplette Vernichtung des Wirtskörpers, beispielsweise durch Feuer oder einen auf Desintegration gestellten Phaser, zerstört auch die Sporen. Möglicherweise überdauert der Beutel mit den Sporen sogar die komplette Verwesung des Wirtskörpers. Nähert sich nun eine andere intelligente, empfindungsfähige Lebensform, so wird dies von den Sporen registriert. Der Beutel platzt und die Sporen werden von dem Opfer eingeatmet. Die gespeicherte Persönlichkeit wird freigesetzt, löscht das Bewusstsein des Opfers aus und übernimmt dessen Körper. Dabei kann das fremde Wesen aber sogar auf die Erinnerungen des Wirts zurückgreifen. Solange also niemand den Leichen in der Krankenstation zu nahe kommt, stellen diese ein kalkulierbares Risiko dar. Ebenso ist dies bei den Übernommenen, mit Ausnahme von Liu, der Fall. Hier müssten die Körper zunächst sterben und sich die Sporenbeutel ausbilden, bevor die fremden Persönlichkeiten andere Körper übernehmen könnten. Anders stellt sich die Situation bei dem Mutterwesen in Liu dar. Dieses Wesen kann neue Sporenbeutel produzieren und freisetzen, die dann weitere Wirtskörper übernehmen können.“ Garrick nickte und dankte dem Schiffsarzt für seine Erläuterungen. „Wir müssen nun also die weitere Vorgehensweise besprechen. Wie gehen wir mit dieser neuen Spezies und unseren Opfern um?“

Manoel Ramirez ergriff als erster das Wort: „Diese Wesen stellen eine große Gefahr für die Besatzung dar, Captain. Wären wir nicht gewarnt worden, hätten sie vermutlich schon das Schiff übernommen. Es darf ihnen keinesfalls gestattet werden, sich frei an Bord zu bewegen. Außerdem müssen sie für die Ermordung unserer Leute zur Rechenschaft gezogen werden! Und die Leichen auf unserer Krankenstation sollten wir entweder mit einem Phaser desintegrieren oder mit dem Transporter in ihre Moleküle zerlegen lassen.“ Von mehreren Seiten war zustimmendes Gemurmel zu vernehmen. Garrick nickte, warf aber ein: „Ich stimme zu, dass sie für die Auslöschung von 12 Persönlichkeiten zur Rechenschaft gezogen werden müssen. Aber es handelt sich auch bei diesen Wesen um eine empfindungsfähige Lebensform, die ein Recht darauf hat, zu existieren.“

Counselor Prehja warf ein: „Wir dürfen auch die Nöte der Angehörigen der Opfer nicht vergessen. Sie haben Söhne, Töchter, einen Partner oder gar ein Elternteil verloren. Es dürfte unwahrscheinlich sein, dass sie mit dem Wissen leben möchten, dass ihre Liebsten als eine Art Marionette weiterexistieren müssen.“

Dalen Lazarus meldete sich zu Wort: „Aber die Übernommenen zu töten, widerspricht der Politik der Föderation. Nicht umsonst wurde die Todesstrafe schon vor langer Zeit abgeschafft.“

Doktor Tyrone entgegnete: „Die Wesen kapseln sich aber wieder in einen Sporenbeutel ein, wenn der Wirtskörper stirbt. Genau genommen sterben die Wesen also nicht, wenn man den Wirtskörper nicht vollständig desintegriert.“

„Schön und gut, Doktor, aber da die Sporenbeutel ja ziemlich widerstandsfähig zu sein scheinen, müsste man sie dann aber aus den Körpern entfernen, wenn man sicherstellen will, dass sie nicht irgendwann wieder eine Bedrohung darstellen. Und es bliebe dann die Frage, was man mit den Sporen macht?“ widersprach Dalen.

An dieser Stelle hakte Garrick nach: „Dr. Tyrone, sehen Sie eine Möglichkeit, die Sporenbeutel gefahrlos zu entfernen und zu lagern, wenn die Körper der Opfer getötet werden?“

Der Arzt dachte darüber nach, bevor er antwortete: „Ich denke, das wäre möglich, Captain.“


Garrick wanderte in seinem Quartier auf und ab. Luma-Erika schlief friedlich in ihrem Bettchen. Der Däne hatte sich zuvor kurz dazu gesetzt und sich gefragt, ob er seine Tochter demnächst alleine würde aufziehen müssen. Es war Seeta und ihm natürlich bewusst gewesen, dass dieses Risiko bestand, als sie eine Familie gründeten, doch Garrick hatte nicht erwartet, dass diese Möglichkeit so schnell grausame Realität werden mochte. Dazu kam, dass dies nun von den Entscheidungen, die er in den nächsten Stunden treffen würde, abhing. Er würde Entscheidungen treffen müssen, Entscheidungen über Leben und Tod.

Garrick rief ein Kindermädchen in sein Quartier, bevor er sich zum Arrestbereich aufmachte. Die Magter in Gestalt von Liu erhob sich, als der Captain vor ihre Zelle trat. „Captain“, sagte sie. „Andersson, richtig“, ergänzte Garrick und fuhr fort: „Meine Offiziere berichteten mir, dass Sie die Anführerin sind.“ Liu legte den Kopf leicht schräg: „Nicht ganz. Ich bin ihre Mutter.“ Garrick nickte: „Ich verstehe. Ich vermute, Sie wissen, dass Sie sich in unseren Augen aggressiv und feindselig verhalten?“ Die Magter zuckte andeutungsweise mit den Schultern. „Wir sind, was wir sind, Captain. Wir benötigen Körper, um zu überleben.“ - „Und dass Sie dabei anderes, unschuldiges Leben auslöschen, ist Ihnen egal?“ - „Der Körper lebt doch weiter?!“ - „Oh, wie einfach! Und was ist mit der Person, der dieser Körper ursprünglich gehörte? Der Persönlichkeit, die Sie ausradieren, wenn Sie ihren Körper stehlen?“ - „Das sind harte Worte, Captain. Aber wer sagt denn, dass es nicht unser Recht ist, genau das zu tun? Dieses Universum hat uns erschaffen, so wie es Ihre Spezies und all die anderen Spezies hervor gebracht hat. Wer kann sich anmaßen, zu entscheiden, welche Art zu leben die richtige ist? In Ihren Augen mag unsere Art zu leben barbarisch und grausam sein, in unseren Augen ist sie einfach... normal.“ So abstoßend der Gedanke ihm auch erschien, Garrick konnte nicht umhin, der Magter in gewisser Weise zuzustimmen. Wer konnte diese Frage beantworten? An der Akademie hatte man ihm beigebracht, das Leben in jeder Form zu achten und zu schützen – selbst, wenn es einem noch so fremdartig und abstoßend erschien.

„Wir teilen beide den Überlebensinstinkt und den Wunsch, uns und unsere Spezies zu schützen“, antwortete der Captain. „Ich habe geschworen, meine Besatzung und die Bürger der Föderation vor jedweder Gefahr zu bewahren. Sie stellen eine ernstzunehmende Bedrohung für uns dar.“ Die Magter nickte: „So wie Sie eine Gefahr für uns darstellen. Sie werden uns töten“, brachte sie es auf den Punkt. Garrick schüttelte leicht den Kopf: „Ich habe auch geschworen, das Leben in all seinen Facetten zu schützen und zu achten. Ich kann nicht zulassen, dass Sie diese Körper weiter benutzen oder noch andere Personen übernehmen. Aber Sie haben die Möglichkeit, zu überleben, zu überdauern – länger als wir. Diese Möglichkeit werde ich Ihnen geben.“ Die Magter lachte humorlos: „Und das soll ich glauben? Sie töten nur diese Körper und uns nicht?“ Garrick nickte: „Mehr kann ich nicht tun, um zu versuchen, allen gerecht zu werden.“


„Wecken Sie sie auf!“ befahl Garrick. Dr. Tyrone nickte und drückte das Hypospray an den Hals der Zanderianerin, die auf dem Biobett im zentralen OP-Bereich der Krankenstation lag. Nach kurzer Zeit öffneten sich die gelben Augen der Frau. Suchend blickte sie sich um, bis sie begriff, wo sie sich befand. Sie versuchte, sich zu erheben, wurde jedoch von Kraftfeldern daran gehindert. Ihr Blick richtete sich auf den Dänen. „Captain Andersson“, sagte sie schlicht. „Das ist richtig“, bestätigte der kommandierende Offizier der Katana. „Interessant“, fuhr das Wesen in Seetas Körper fort, „offenbar befanden sich zwei Persönlichkeiten in diesem Körper. So etwas hatte ich noch nicht... Aber jetzt, wo ich von der Anwesenheit Ihrer Geliebten weiß, werde ich das Problem wohl beheben können.“ Garrick musste sich zusammenreißen, doch er antwortete: „Deswegen bin ich hier. Ich hielt es für fair, Ihnen mitzuteilen, dass ich entschieden habe, die Körper sämtlicher Personen, die von Ihnen und Ihren Gefährten übernommen worden sind, zu töten, damit kein weiterer Schaden von Ihnen ausgehen kann.“ Der Captain blickte sich kurz in der Krankenstation um, die momentan eher einer Leichenhalle glich. Die Augen der Zanderianerin folgten dem Blick des Dänen. Auf mehreren Biobetten lagen die Leichen der Offiziere, die von der Magter und den anderen übernommen worden waren. Garrick nickte Dr. Tyrone erneut zu: „Dr. Tyrone, bitte!“ Seetas Kopf schnellte in Richtung des Bordarztes, der sich mit einem weiteren Hypospray in der Hand näherte. Er drückte dieses jedoch nicht an den Hals der Frau, sondern es dem Captain in die Hand: „Captain, wie Sie wissen, bin ich an meinen Eid als Arzt gebunden. Ich habe geschworen, kein Leben zu vernichten.“ Garricks Lippen verengten sich zu einem schmalen Strich. „Wie Sie meinen, Doktor.“ Ohne ein weiteres Wort nahm er das Hypospray entgegen und trat an Seetas Körper heran. „Das... das können Sie... das kannst Du nicht machen, Garrick! Ich bin doch Deine Frau!“ Der Captain blickte in das Gesicht der Zanderianerin, die er über alles liebte. „Nein. Die Frau, die ich geliebt habe, ist hier in der Krankenstation gestorben!“

Wie durch einen Schleier hatte Seetas Bewusstsein den kurzen Dialog mit angehört. Jetzt musste sie hilflos mit ansehen, wie Garricks Hand mit dem Hypospray sich ihrem Hals näherte. Er konnte sie doch nicht wirklich umbringen! Er musste doch wissen, dass sie noch hier war, Geisel in ihrem eigenen Körper! Sie sah die Augen des Dänen, die jedoch nichts verrieten. Dann hörte sie das Zischen des Hyposprays und sie versank stumm schreiend in tiefe Finsternis.

Garrick blickte auf die Indikatoren, die über dem Biobett, auf dem Seetas Körper lag, angebracht waren und nun rapide abfielen. Verschiedene Warnsignale blinkten auf und ertönten. Der Captain legte das Hypospray beiseite und trat ein wenig zurück, bevor er tief durchatmete und seinen Blick wieder auf den Bordarzt warf. Kurz bevor die Werte die absoluten Nulllinien erreichten, sagte er drängend: „Doktor...“ Gregory schaute auf ein weiteres Display und schüttelte jedoch den Kopf. „Noch nicht, Captain.“ Als schließlich ein dauerhafter Piepton erklang, hielt sich Garrick die Hand vor den Mund. Eine kalte Faust umklammerte sein Herz.

Nach Sekunden, die sowohl dem Captain als auch dem Schiffsarzt wie ganze Ewigkeiten vorkamen, ertönte endlich ein weiteres Signal von der Konsole, die Greg im Auge behalten hatte. „Es ist soweit!“ rief er, „Computer, Stasisfeld wieder aufbauen!“ Der Computer piepte bestätigend und ein kurzes Schimmern hüllte Seeta ein. Garrick entspannte sich leicht, während der Arzt vermeldete: „Der Sporenbeutel hat sich ausgebildet. Ich werde nun mit der Extraktion beginnen.“


Ein paar Stunden später stand Garrick erneut an dem Biobett, auf dem seine Freundin vom Stasisfeld umhüllt lag. „Ich konnte den Beutel entfernen, Captain. Wir sind bereit, zu versuchen, sie wiederzubeleben.“ Der Däne nickte kurz und trat dann ein wenig von dem Bett zurück, damit das Medizinerteam um Dr. Tyrone möglichst ungestört seiner Arbeit nachgehen konnte. Elisheba Krann trat neben den Captain, was dieser mit einem dankbaren Nicken zur Kenntnis nahm.

„Computer, das Stasisfeld aufheben!“ befahl Greg. Erneut ertönte bestätigendes Piepen und sofort erklangen die schrecklich vertraut klingenden Alarmsignale. „100 Milligram Cordrazin, Hirnstimulation vorbereiten...“ gab der Schiffsarzt umgehend weitere Befehle, die Garrick jedoch einfach ausblendete. Sein Blick blieb auf die Anzeigen oberhalb des Bettes geheftet, während ringsumher geschäftige Betriebsamkeit aufkam. Garrick wusste, dass der Bordarzt und sein Team alles Menschenmögliche tun würden, um Seeta zu retten.

Endlich, endlich verstummte der erste Warnton, als einer der Indikatoren zu steigen begann. Kurz darauf folgte ein weiterer Wert und schließlich schnellten die Anzeigen in die Höhe, bis sie sich auf Werte leicht unterhalb der Normalen einpendelten. Garrick wagte noch nicht, sich zu entspannen. „So weit, so gut...“ ließ sich Greg vernehmen, bevor er zum Captain trat. „Wir konnten sie stabilisieren. Jetzt heißt es abwarten, ob sie... noch da ist...“ Garrick nickte. Ihm war das Risiko des Plans bewusst gewesen; Dr. Tyrone hatte keinen Zweifel an der Gefährlichkeit gelassen. Langsam trat er wieder an das Bett heran, auf dem Seeta lag, als würde sie friedlich schlafen. Irgendjemand rückte dem Captain einen Stuhl heran.


Seeta öffnete die Augen. Das gedämpfte Licht der Krankenstation umfing sie wie ein schützender Kokon. Irgendwie wusste sie sofort, dass wieder alles in Ordnung war. Trotzdem fluteten die letzten Erinnerungen vor ihrer Ohnmacht nun mit Gewalt zurück und ließen sie entsetzt aufkeuchen und sich aufrichten. Das Geräusch und die Bewegung machten Garrick auf sie aufmerksam. Der Captain hatte mit einer kleinen Wanderung durch das Gesundheitszentrum begonnen, einerseits, um sich wach zu halten, und andererseits, um sich ein wenig die Beine zu vertreten. Jetzt drehte er sich zu Seeta um und eilte sofort zu ihr, als er sie mit schreckgeweiteten Augen auf dem Biobett sitzen sah. „Seeta, Liebling!“ rief er und legte beruhigend seine Arme um sie. Sie erkannte ihn und klammerte sich an ihn, bevor sie anfing, hemmungslos zu weinen.

Übernächtigt trat Garrick Andersson in das Büro des Schiffsarztes. Greg schaute von seinem Datenpadd auf, in dem er den Extraktionsvorgang beschrieb, mit dem er die Sporenbeutel aus den Körpern der befallenen Offiziere entfernt hatte. „Sie schläft jetzt“, deutete der Captain mit dem Kopf in Richtung des Biobetts, auf dem Seeta ruhte. „Scheint mir eine gute Idee zu sein, Captain. Auch für Sie, übrigens“, entgegnete der Doktor. Garrick schmunzelte leicht, als er antwortete: „Hatte ich gerade vor, Doc.“ Er wandte sich zum Gehen, als Doktor Tyrone sich auf seinen Stock gestützt vom Schreibtisch erhob und den Captain aufhielt: „Eine Sache noch, Captain.“ Der Arzt trat zu Garrick in den Patientenbereich und schaute auf einen kleinen Stasis-Container, der dort mit grün blinkenden Indikator-Dioden auf einem Gerätetischchen stand. „Was machen wir nun damit?“ Der Däne seufzte leicht. „Das Wesen, das sich selbst als Magter bezeichnete, erwähnte ihre Heimatwelt, Doktor. Sie weigerte sich allerdings, genauere Informationen darüber preis zu geben. Vermutlich war... ist ihr bewusst, dass unsere Gesellschaftsordnungen ziemlich inkompatibel sind. Der Föderationsrat und die Sternenflotte haben entschieden, dass wir sie erst einmal nach Gemini bringen und dort behalten sollen. Und wer weiß? Vielleicht finden wir irgendwann ihre Ursprungswelt? Vielleicht ist dann eine Koexistenz möglich? Vielleicht sind es aber auch die letzten ihrer Art? Aber in einem Punkt bin ich mir sicher: Diese Wesen haben 700.000 Jahre auf M-47 überdauert. Auf die eine oder andere Weise werden sie uns wohl alle überleben.“