Log 169
Ungebetene Gäste
Autor: Seeta Yadeel
"Also, ich weiß nicht so recht", meinte Seeta, während sie mit dem Abendessen vom Replikator aus herüberkam. Garrick hob lediglich eine Augenbraue und sah seine Freundin fragend an. Als sie ihm keine Antwort gab, sondern lediglich sein Essen vor ihm absetzte und dann hinüber auf die andere Seite des Tisches zu ihrem Platz ging, fühlte er sich bemüßigt zu fragen: "Du weißt was nicht so recht?"
Sie stellte ihr Essen an den dafür vorgesehenen Platz und ließ sich dann auf ihrem Stuhl nieder. "Ich weiß nicht so recht, ob das Vorgehen, das Ebbersmann angeordnet hat mit der Ersten Direktive vereinbar ist", meinte sie dann.
Erneut hob er eine Augenbraue und sah ihr zu, wie sie das Fleisch auf ihrem Teller mit ihrem Besteck attakierte. "Hat Dir das Fleisch irgendwas getan, daß Du ihm so rabiat zu Leibe rückst?", fragte er dann. Sie hielt mitten in der Bewegung inne, sah ihn an und legte dann ihr Besteck wieder weg.
"Nun, ich denke, wir mischen uns in die Belange dieser Erde ein. Und genau das verbietet die Erste Direktive. Immerhin handelt es sich um eine Prä-Warp-Zivilisation", meinte sie.
Er wackelte mit dem Kopf hin und her. "Insoweit hast Du ja recht, aber letzten Endes haben wir uns bereits eingemischt. Wären wir nicht hier erschienen, dann wäre der Terminator auf der Erde angekommen und hätte seine Aufgabe erfüllen können", merkte er an.
Sie wollte den Einwand nicht gelten lassen. Sie spießte ein Stück Fleisch auf und gestikulierte mit der Gabel, als sie erwiderte: "Oder er wäre einfach hier im Raum angekommen und hätte gar nichts erfüllen können." Sie stopfte schnell den Bissen auf ihrer Gabel in den Mund ehe sie weitersprach. "Und überhaupt, woher wollen wir wissen, ob er uns überhaupt die Wahrheit gesagt hat. Solange ich ihn nicht in meinem Labor hatte, glaube ich ihm gar nichts."
Garrick schmunzelte. Er wußte, daß seine Freundin nichts mehr liebte, als ein neues Stück Technologie in ihre Hände zu bekommen. Und auch wenn der Terminator ein denkendes Wesen zu sein schien, war er dennoch auch ein Stück Technik. Er konnte sie gut verstehen. Auch ihn juckte es nach wie vor in den Fingern neue Technologie zu untersuchen.
"Solange wir keinen Anhaltspunkt haben zu glauben, daß er irgendwas im Schilde führt werden wir ihm glauben schenken. Immerhin sind wir auch in einer Erstkontaktsituation. Wir sind noch nie jemandem von seiner Art begegnet", merkte Garrick an.
Seeta ließ sich das durch den Kopf gehen, dann nickte sie. "Du hast wohl recht. Wir sollten ihn trotzdem im Auge behalten und uns nicht zu weit involvieren", meinte sie.
Garrick grinste das jungenhafte Grinsen, das sie so an ihm liebte. "Du weißt doch, der Captain hat Ramirez beauftragt, den Terminater genau zu überwachen. Wie ich Manoel kenne, wird er an dem Kerl hängen wie eine Klette."
Benjamin setzte seine Tasse Tee auf dem Couchtisch in seinem Wohnzimmer ab. Gedankenverloren sah er den Bonsai an, der sich auf einem Beistelltisch neben der Couch befand. Er griff nach der Scheere, die auf dem Couchtisch lag, trat zu dem Beistelltisch und trennte äußerst vorsichtig zwei einzelne Blätter ab. Dann legte er die Scheere weg und nahm die Teetasse wieder hoch. Während er einige Schlucke nahm, ging er durch sein Wohnzimmer und betrachtete sorgfältig die verschienen Exemplare von Bonsai-Bäumen, die er besaß.
Auf verschiedenen Raumschiffen und Raumstationen aufgewachsen, hatte er erst spät das erste Mal auf einem Planeten gelebt. Schon nach kurzer Zeit hatte er eine tiefverwurzelte Liebe zu den Wäldern auf Traal empfunden. Nun lebte er wieder auf einem Raumschiff, auf dem für Bäume kein Platz war. Aus diesem Grunde hatte er bereits vor vielen Jahren angefangen Bonsai-Bäume zu erwerben. Die Pflege der Miniaturbäume bereitete ihm mehr Freude, als man glauben mochte.
Gerade, als er die Tasse in den Replikator zurückstellte, ging ein kurzer Ruck durch das Schiff, dann heulte der Alarm auf. Benjamin runzelte die Stirn und trat dann mit langen Schritten den Weg von seinem Quartier zur Brücke an.
Mit einem versucht unauffälligen Gesicht folgte Manoel dem Terminator durch die Gänge der Katana. Vorhin war er ihm von seinem Quartier aus ins Diners gefolgt, wo der Muskelprotz an einem Fenster gesessen hatte und Synthehol getrunken hatte. Nur der Himmel alleine mochte wissen, warum er das getan hatte. Dachten Terminatoren?
Manoel hatte an einem Tisch mit guter Aussicht - auf die zu observierende Person - gesessen und so getan, als würde ihn sein synthetisches Bier brennend interessieren. Dann war er dem Terminator wieder durch die Gänge des Schiffes gefolgt. Er war dabei vermutlich so auffällig wie ein bunter Hund gewesen, aber er hatte den Auftrag bekommen, den "Gast" des Schiffes im Auge zu behalten und genau das würde er tun.
Ein leichter Ruck ging durch das Schiff, dann sprang Manoel förmlich in Deckung, während der Eindringlingsalarm losheulte. "Das wird hier ja wohl zur Gewohnheit", murrte er, während er seinen Phaser zog und gleichzeitig seinen Kommunikator aktivierte. "Ramirez an Brücke. Wir haben einen zweiten Besucher hier", meldete er.
Ein wenig verträumt blickte Alex Black in die dicke, champagnerfarbene Kerze auf ihrem Wohnzimmertisch. Der Raum glänzte im weichen Licht der vielen Kerzen, die hier aufgestellt waren. Die Elite-Force-Leaderin saß gemütlich zurückgelehnt auf ihrem Sofa und hing ihren Gedanken nach. Ein tiefer Frieden hatte sie erfaßt. Sie seufzte tief ein, lehnte sich zurück und legte ihre Füße auf den Tisch. Dann griff sie zu dem Padd neben ihr auf dem Sofa. Es war eine Weile her, seitdem sie Sam zuletzt eine Nachricht hatte zukommen lassen.
Sie drückte die Aufnahmetaste und begann ihre Aufzeichnung. "Liebe Sam", hatte sie gerade gesagt, als ein Ruck durch das Schiff ging und fast gleichzeitig der Eindringlingsalarm losschrillte. Sie drückte erneut auf die Eingabetaste und hastete dann hinüber in ihr Schlafzimmer, um sich wieder in die Uniform zu kleiden.
"Nicht jetzt!" stöhnte Garrick. Gerade eben hatte er sich mit seiner Freundin in deren breites Bett zurückgezogen. Kerzen brannten und auf dem Beistelltisch standen zwei Gläser Rotwein - Synthehol natürlich. Leise, schmeichelnde Musik spielte und beide hatten sich auf einen anregenden Abend gefreut. Und nun wurde dieser anregende Abend von einem so wenig romantischen Geräusch wie dem Röhren des Roten Alarms unterbrochen.
Fluchend sprang der Erste Offizier aus dem Bett und riß seine Wechseluniform aus ihrem Kleiderschrank, während sie auf der anderen Seite auf einem Fuß hüpfend in ihren rechten Schuh schlüpfte. "Du sagst es, brummte sie, während sie bereits zur Tür stürmte, um ihren Posten im Hauptmaschinenraum einzunehmen.