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Judgement Day
Autor: Garrick Andersson
Die Führungscrew der USS Katana hatte sich im Besprechungsraum eingefunden. Vor wenigen Tagen erst war das Schiff an seinem Heimathafen, der Gemini-Station, angekommen. Die Crew hatte dort die Gelegenheit, etwas zu entspannen, wahrgenommen und einige kleinere Wartungsarbeiten an der Katana ausgeführt, die nun in tadellosem Zustand im Orbit kreiste. Vom Krieg mit den Romulanern war hier nicht viel zu spüren gewesen, obwohl Gemini-Station mit dem Zugang zum Wurmloch eine gewisse strategische Bedeutung innewohnte. Entsprechend aufmerksam musterten die Offiziere nun ihren Captain, der am Kopfende des Tisches Platz genommen hatte und auf ein Datenpadd starrte. Benjamin blickte kurz auf, um sich zu vergewissern, dass alle Offiziere anwesend waren, dann las er vor: "An Captain Benjamin Ebbersmann, USS Katana. Sie fliegen bei Sternzeit 59.954,5 erneut in das Stargate-Universum. Nehmen Sie Kontakt zu unseren dortigen Verbündeten auf und evaluieren Sie weitere Möglichkeiten, die Stargate-Technologie im Kampf gegen die Romulaner einzusetzen. Admiral Cunningham." Etwas achtlos ließ der Captain das Padd auf den Tisch fallen. "Noch Fragen?" erkundigte er sich knapp und schaute kurz in die Runde. Bevor jedoch überhaupt einer der Anwesenden etwas hätte sagen können, fuhr Ebbersmann bereits fort: "Dann starten wir morgen um 0900. Wegtreten!" Die Offiziere tauschten einige überraschte Blicke, bevor sie sich mit Ausnahme des XOs etwas unschlüssig schließlich doch erhoben und aus dem Besprechungsraum schlichen.
Garrick wartete, bis sich die Tür zischend hinter ihnen geschlossen hatte, dann erkundigte er sich: "Ihnen scheint diese Mission nicht sonderlich zu gefallen, Sir?!" Ein mürrisches "Unfug. Wie kommen Sie denn darauf, Commander?" war die Antwort. Der Däne zog eine Augenbraue hoch: "Ich habe selten gesehen, dass Sie ein Missionsbriefing mit derartiger Leidenschaft und Enthusiasmus geleitet haben." Der Blick, den der Captain seinem Ersten Offizier daraufhin zuwarf, hätte gereicht, um ein halbes Dutzend Tribble umstandslos von einer Null-Diät überzeugen zu können, so dass Garrick ein schnelles "Ähh, Sir!" nachschob. Daraufhin musste selbst der hartgesottene Kommandant der Katana leicht schmunzeln. Etwas entspannter sagte er: "Garrick, Ihr etwas loses Mundwerk wird Ihnen eines Tages noch einmal Probleme bereiten." Als der XO nickte, lehnte sich Benjamin seufzend zurück und fuhr fort: "Aber Sie haben Recht. Ich frage mich ernsthaft, was wir im Stargate-Universum sollen? Es hat sich doch gezeigt, dass es in unserem Universum nicht annähernd soviele Stargates gibt, wie dort. Und selbst wenn Yadeel und Lazarus die Technologie adaptieren könnten, müssten wir so ein Gate immer noch hinter die feindlichen Linien schaffen und dort halten, wenn es einen taktischen Vorteil gegen die Romulaner beinhalten sollte. Gleichzeitig würden wir ihnen aber eine Direktverbindung in hochkritische Sicherheitsbereiche der Flotte und Föderation ermöglichen. In meinen Augen ist das hochgradig fahrlässig." Garrick nickte zustimmend: "Ich nehme an, Sie haben dem Admiral gegenüber diese Bedenken geäußert?" - "Natürlich. Aber im Hauptquartier scheint man wohl der Meinung zu sein, dass die Stargates die ultimative Waffe darstellen." Der Commander runzelte die Stirn: "Also werden wir trotzdem hinfliegen?" Benjamin seufzte und klang ein wenig wie ein Dozent an der Akademie, als er fragte: "Besteht bei dieser Mission ein besonderes Risiko für Schiff oder Crew, Commander?" Die Falten auf Garricks Stirn vertieften sich ein wenig: "Nein, Sir." - "Spricht aus ethischer oder moralischer Sicht irgendetwas dagegen, diese Mission wie geplant durchzuführen?" fuhr Ebbersmann fort. Erneut schüttelte Andersson den Kopf. "Gibt es sonstige triftige Gründe, die eine Verweigerung, diesen Befehlen nachzukommen, rechtfertigen würden?" deutete der Captain auf das Padd, das noch immer auf dem Tisch vor ihm lag. "Ich fürchte, nein, Sir", antwortete Garrick. "Sehen Sie, und ich werde ich kein Verfahren vor dem Kriegsgericht riskieren, nur weil uns diese Mission nicht gefällt oder wir sie für unnötig halten." Der Däne nickte: "Verstehe ich, Sir. Aber wenn den Admirälen im Hauptquartier so viel an den Gate liegt und wir ohne brauchbare Ergebnisse zurück kommen..." Die Blicke der beiden Offiziere trafen sich. Garrick schluckte: "Oh..."
Nach seinem Gespräch mit dem Captain begab sich Garrick auf einen Rundgang durch das Schiff. Er erreichte den Hangar der Attack Fighter und trat ein. Wie gewohnt werkelten Charly und Natalie an den Maschinen. Als Lew, der den beiden Gesellschaft leistete, den Commander erblickte, kam er auf ihn zu. "Probleme?" erkundigte sich der Däne mit Blick auf die beiden Mechaniker. Lew schüttelte den Kopf: "Ach was. So sind Techniker eben. Wenn nicht alles blitzt und blinkt, sind sie nicht zufrieden!" Er brach ab, als ihm einfiel, dass der XO der Katana ja ebenfalls eine Ingenieurskarriere hinter sich hatte. Garrick lachte: "Na klar, ansonsten verpassen ihnen die Piloten ja auch einen Satz heiße Ohren, wenn mitten im schönsten Gefecht auf einmal die Leistung abfällt, weil irgendeine Einspritzdüse verstopft ist." Lew grinste ebenfalls, meinte dann jedoch etwas ernster: "Wobei es bei dieser Mission ja wohl kaum nach derartigen Problemen riecht, oder? Ich mein, ich gönn Seeta und Lazarus ja den Spaß, wieder an diesen Sternentoren rumzuschrauben, aber ich hatte letzthin nicht den Eindruck, dass diese Technologie zu verstehen nun unser größtes Problem ist..." - "Tja, da haben Sie nicht Unrecht. Aber die Jungs im Hauptquartier sind so sehr daran gewohnt, hinter ihrem Schreibtisch zu sitzen und nicht darunter, dass sie im Augenblick offenbar nach jedem Strohhalm greifen." - "Pffff..." machte Lew. Er ereiferte sich: "Was soll denn das bringen? Erstmal müsste man die Technologie verstehen. Dann muss man das Ganze nachbauen. Und betreiben. Ach was, erstmal die Dinger überhaupt an strategischen Stellen platzieren! Und diese Stellungen auch noch gegen zu erwartende Übermächte halten! Das ist doch der Wahnsinn!" Der Pilot redete sich förmlich über die Unfähigkeit der Sternenflottenführung in Rage, bis er schließlich merkte, dass aus dem Dialog ein längerer Monolog seinerseits geworden war, zu dem der XO aber nichts beizutragen zu wollen schien. "So! Das meine ich!" beendete Lew seine Predigt schließlich ein wenig lahm, wie er insgeheim selbst zugeben musste. Die Streitgespräche, die der XO regelmäßig mit der Chefingenieurin führte, waren schiffsbekannt, doch offenbar lag dem Commander im Moment nichts daran, ein solches mit dem Piloten zu führen. Garrick fuhr fort: "Sie haben wahrscheinlich nicht Unrecht, Lew. Aber wir werden wohl oder übel Ergebnisse präsentieren müssen. Immerhin muss der Captain etwas Brauchbares in der Hand haben, wenn wir zurückkehren. Die Worte kein und Nutzen dürfen in keinem Satz zusammen auftauchen." Lew kniff die Augen zusammen. "Will da jemand unserem Captain einen Stolperstein in den Weg legen?" Garrick zuckte andeutungsweise mit den Schultern: "Der Eindruck drängt sich auf. Vielleicht sind wir bei unserem letzten Auftrag doch irgendwem zu sehr auf die Füße gestiegen." Auch wenn der Staffelführer keinesfalls immer mit den Entscheidungen der Kommandooffiziere zufrieden war, war seine Loyalität Captain und Crew gegenüber ungebrochen. Mit ein wenig Grimm in der Stimme meinte er: "Sagen Sie Seeta und Lazarus, dass wir ihnen falls nötig den Rücken freihalten, damit sie was Brauchbares finden, Commander!" Garrick lächelte: "Danke, Lieutenant!" Damit drehte sich Lew zu Charly um und rief, während er zu dem Mechaniker zurückkehrte: "Hey, Charly, überprüf doch mal die Einspritzdüse im hinteren Ansaugrohr!"
Solcherlei Gespräche - wenn auch nicht ganz so emotional geführt - wiederholte der XO in der Folge mit den übrigen Führungsoffizieren. Er stellte fest, dass das Missfallen, das fast jeder der anstehenden Mission gegenüber empfand, sich in eine gewisse Entschlossenheit gewandelt hatte, trotz allem irgendein brauchbares Ergebnis zu liefern, welches die Admiralität im Hauptquartier zufrieden stellen würde. Zuletzt betrat Garrick nun den Maschinenraum, wo Seeta eine letzte Diagnose der Antriebssysteme überwachte. Die Zanderianerin blickte auf, lächelte und gemeinsam begaben sich die beiden Offiziere in das Büro der Ingenieurin. "Alles klar bei Euch?" vollführte Garrick eine den Maschinenraum umfassende Geste. Seeta ließ sich in ihren Schreibtischstuhl fallen. "Ja, Sir, alles bestens!" antwortete sie verschmitzt. "Fein. Dir scheint die neue Mission zu gefallen?" mutmaßte der Däne. "Na klar! Du weißt, wie sehr mich diese Gates faszinieren. Tolle Technik! Nicht ganz einfach zu adaptieren, aber je kniffliger, desto besser. Ich hab schon ein wenig mit Dalen gesprochen; wir haben schon die ein oder andere Idee, die wir mit Carter und Co. diskutieren wollen." Garrick lächelte: "Freut mich zu hören. Je mehr positive Ergebnisse wir liefern, umso besser." Seeta kannte ihren Freund gut genug, um innerlich auf Gelben Alarm zu gehen. "Probleme?" erkundigte sie sich nun ihrerseits. "Möglicherweise. Der Captain vermutet, dass man ihm mit dieser Mission bewusst einen Stein in den Weg legen will. Immerhin waren die letzten Ergebnisse bezüglich der Stargates nur teilweise positiv zu bewerten. Aber im HQ ist das Thema wohl recht hoch aufgehangen." - "Ich verstehe. Nun, wir werden den Admirals schon einen schönen Bericht liefern können." Seeta erhob sich und trat um den Schreibtisch herum zu ihrem Freund. "Davon bin ich überzeugt..." antwortete dieser mit leicht rauher Stimme als sie ihm so nahe gegenüberstand. Er räusperte sich schließlich. "Ich muss dann auch wieder auf die Brücke." Er küsste sie sanft. "Bis heut abend, mein Engel!" - "Ich freu mich darauf", erwiderte sie mit eindeutig verführerischem Gesichtsausdruck. Mühsam riss er sich von ihr los und ging zur Tür.
"Rufen Sie Flight-Control. Fragen Sie, ob es vielleicht Probleme mit dem Wurmloch gibt!" orderte Captain Ebbersmann am nächsten Morgen um 8 Uhr 55. Marina DeSoto nickte und meldete kurz darauf: "Wir haben Startfreigabe, Sir. Alle Anzeigen des Wurmlochs sind im grünen Bereich." Benjamin seufzte: "Dann los." Garrick übernahm: "Steuermann, Kurs 08.15, ein Viertel Impuls, Energie!" Langsam näherte sich die Katana daraufhin dem Eingang des multiversellen Wurmlochs. Auch wenn sich Garrick mittlerweile daran gewöhnt hatte, in andere Universen zu reisen, so war der Vorgang an sich für ihn immer noch etwas Besonderes. Das Raumschiff flog in das Wumloch und war von den schimmernd-wogenden Wolkenschleiern im Innern umschlossen. Tomm Lucas meldete: "Noch 30 Sekunden bis zum Stargate-Universum."
Die Sirenen der Alarmstufe Rot heulten auf, als der XO sich mit vom Aufschlag taubem Körper auf dem Fußboden wiederfand. Überrascht und irritiert sortierte der Däne zunächst seine Knochen, bis er festgestellt hatte, dass diese offenbar zumindest nicht gebrochen waren und auch sonst jedes Körperteil an seinem angestammten Platz zu sein schien. Trotzdem wogte nun Schmerz von diversen Prellungen heran und Garrick schwor sich zum wiederholten Male, endlich einen Schwerkraftgenerator zu entwickeln, der die künstliche Gravitation unterhalb eines sich unfreiwillig in der Luft befindlichen Crewmitgliedes einfach abschaltete. "Autsch..." machte er und rappelte sich dann mühsam auf. Interessiert stellte er fest, dass er sich unmittelbar vor dem Hauptschirm befand. "Immerhin scheinen wir das Wurmloch verlassen zu haben..." kam es ihm mit Blick auf die sternendurchsetzte Schwärze des Alls in den Sinn. Dann blickte er sich auf der Brücke um. Überall kamen langsam Crewmitglieder wieder auf die Beine, die sich die diversen schmerzenden Körperregionen rieben. "Irgendjemand ernsthaft verletzt?" erkundigte sich der XO, der Ausschau nach dem Captain hielt und diesen schließlich ihm gegenüber im hinteren Teil der Brücke entdeckte. "Soviel zur Chaos-Theorie. Ähnliche Anfangsbedingung - völlig unterschiedliches Ergebnis..." dachte er ironisch. "Bericht!" hustete Ebbersmann. "Verletzte von allen Decks", meldete DeSoto, die bereits wieder an ihrer Station stand. "Hauptsächlich Prellungen und Abschürfungen. Nichts Ernstes bisher. Impulsantrieb ausgefallen. Schilde ausgefallen. Warpantrieb und Waffen einsatzbereit", fuhr sie fort und ergänzte dann etwas überrascht: "Struktureller Schaden. Deck 7, Sektion 31. Sieht so aus, als wäre ein Stück aus den Wänden des Korridors geschnitten worden..." - "Eindringlingsalarm auf Deck 7, Sektion 31!" rief Manoel Ramirez dazwischen, der nun ebenfalls seine Konsole erreicht hatte. "Sicherheitskraftfelder aktiviert. Lieutenant Black: Treffen Sie mich mit einem Team auf Deck 7, Sektion 30!" Der Sicherheitschef wartete noch kurz das bestätigende Nicken des Captains ab, ehe er die Brücke in Richtung Turbolift verließ. "Tomm, wo sind wir?" erkundigte sich Garrick, der sich zum Ensign an die Steuerkontrolle gesellt hatte, während Ebbersmann zum Kommandosessel zurückkehrte. "Jedenfalls nicht da, wo wir hin wollten, Sir. Die universelle Konstante passt zu keinem der bisher bekannten Parallel-Universen." - "Brücke an Stellarkartographie: Legen Sie eine neue Universum-Datenbank an! Wir sind hier auf etwas Neues gestoßen", gab Ebbersmann den nächsten logischen Befehl aus. "Ich konnte anhand Vergleichs mit unserem Universum eine positive Positionsbestimmung durchführen", fuhr Tomm wenig später fort. "Wir befinden uns in der Nähe der Erde." Die Ansicht auf dem Hauptschirm wechselte und zeigte unzweifelhaft den blauen Planeten. "Allerdings zu einer etwas anderen Zeit", ließ sich DeSoto vernehmen. "Ich denke, spätes 20. Jahrhundert. Ich versuche eine genauere Bestimmung." Ebbersmann verzog leicht das Gesicht. Ihm gefielen Paralleluniversen nicht, in denen die Menschheit möglicherweise nicht so weit entwickelt war, wie es "zuhause" der Fall war. So etwas führte für gewöhnlich zu erheblichen Problemen. "Irgendeine Idee, wie wir hierher verschlagen wurden?" erkundigte sich der Captain in die Runde. Garrick war zu seinem Sitz zurückgekehrt und hielt die Meldungen bezüglich des Eindringlings im Auge. Manoel hatte sich zwischenzeitlich mit Alex Blacks Alpha-Team auf Deck 7 getroffen und näherte sich der Position, während das Bravo-Team den Korridor von der anderen Seite nahm. "Ich bin nirgends abgebogen, Sir", meinte Tomm, nachdem er die Aufzeichnungen seiner Konsole überprüft hatte. "Wir wurden von einem unbekannten Energiestoß getroffen, der uns offensichtlich aus dem Wurmloch direkt hierher katapultiert hat", berichtete Dalen Lazarus, der die Daten der wissenschaftlichen Sensoren analysierte. "Interessanterweise kann ich den Ursprung nicht lokalisieren..." Der Tev'Mekianer blickte kurz auf, tippte etwas auf seine Konsole und ergänzte: "Kein Wunder. Es gab eine temporale Verschiebung in dem Energiestoß. Ich versuche, das zu kompensieren, aber das wird eine Weile dauern, da ich nicht weiß, wie groß die Verschiebung ist." Jetzt verzog auch Garrick das Gesicht: "Temporale Verschiebung? Heißt das, dieser Energiestoß kam aus der Zukunft oder Vergangenheit?" Der Wissenschaftsoffizier nickte: "Eher aus der Zukunft, würde ich sagen. Die Struktur der beteiligten Chronitonen deutet darauf hin, dass..." - "Lieber Himmel..." murmelte Ebbersmann, "nicht auch noch eine Untersuchung der Abteilung für Temporale Ermittlung..."
Auf Deck sieben erreichten Manoel, Alex und ihr Team Sektion 31, in der sich der von Kraftfeldern eingeschlossene Eindringling befand. Durch die Löcher in den Korridorwänden konnte man in die benachbarten Räume blicken, in denen sich zum Zeitpunkt der Erschütterung aber glücklicherweise niemand aufgehalten hatte. Somit hatte der Eindringling, dessen Ankunft eben jene Erschütterung Manoels Meinung nach unzweifelhaft ausgelöst hatte, wenigstens keine Geisel nehmen können, ehe er von den Kraftfeldern festgesetzt worden war. Als der Sicherheitschef den Mann nun musterte, ließ er seinen Phaser ganz leicht sinken. Immerhin konnte ein erster Eindruck durchaus täuschen. "Also, eine Invasionsarmee ist das aber nicht..." meinte er. Alex betrachtete den Fremden ebenfalls von oben bis unten. Dann ergänzte sie: "Aber Sie müssen zugeben, er sieht verteufelt gut aus!" Der Mann, der dort nackt im Korridor vor den Offizieren der Sternenflotte stand, schien sie mit kühler Logik zu analysieren. "Dies ist nicht San Francisco", stellte er fest. Alex und Manoel tauschten einen Blick, dann antwortete der Sicherheitschef: "Nein, ist es nicht. Ich bin Lieutenant Ramirez, das hier ist Lieutenant Black. Und Sie sind...?" Der Unbekannte betrachtete sie erneut, dann wandte er sich übergangslos an Agalore, der schräg hinter Alex stand: "Geben Sie mir Ihre Kleidung!"
Mittlerweile befand sich der Eindringling in einer Arrestzelle an Bord der Katana, wo Doktor Maddigan eine schnelle Tricorder-Untersuchung durchgeführt hatte. Die Katana hatte zunächst hinter dem Mond Stellung bezogen, da die Sensoren diverse Forschungs, TV-, Wetter- und andere Satelliten im Orbit entdeckt hatten. Erneut saß die Führungscrew im Besprechungsraum beisammen und lauschte dem Bericht des Schiffsarztes: "Er sieht zwar aus wie ein Mensch, aber es handelt sich eindeutig um einen Androiden. An Kraft, Geschicklichkeit und kognitiven Fähigkeiten ist er uns um ein Vielfaches überlegen. Allerdings unterscheidet sich seine Bauart grundlegend von uns bekannten Androiden wie z.B. des Soong-Typs." Manoel ergänzte: "Er hat sich bislang nicht als sonderlich feindlich erwiesen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er nicht davor zurückschrecken würde, seine Fähigkeiten mit Gewalt einzusetzen. Nachdem wir ihn mit Kleidung versorgt haben, hat er kein Wort mehr gesagt. Aus den bisherigen Äußerungen schließen wir, dass er eigentlich nach San Francisco wollte. Was auch immer ein Android seines Typs im San Francisco des Jahres 1994 verloren hat...“ - „Ensign Perez an Lieutenant Commander Ramirez“, unterbrach ein Kom-Ruf die Besprechung. Aus dem Komsystem drang neben der Stimme des Sicherheitsoffiziers im Arrestbereich metallisches Scheppern und Knirschen. „Sprechen Sie, Ensign!“ forderte Manoel den jungen Mann auf. „Sie kommen wohl besser hier herunter, Sir. Unser Gast unternimmt hier gerade etwas, dass ich nur als Ausbruchsversuch interpretieren kann.“ Captain Ebbersmann mischte sich ein: „Wir sind unterwegs, Ensign. XO, übernehmen Sie die Brücke. Commander Yadeel, stellen Sie den Kraftfeldern im Arrestbereich zusätzliche Energie zur Verfügung. Das Letzte, was ich möchte, ist eine amoklaufende Maschine auf meinem Schiff. Transporterchief“, aktivierte Benjamin dann seinen Kommunikator, „erfassen Sie den Android in der Arrestzelle und halten Sie sich bereit, ihn falls nötig von Bord zu beamen.“ Doktor Maddigan sog hörbar die Luft ein. „Was denn, Doktor?“ erkundigte Ebbersmann sich gereizt, „nach allem, was ich gehört habe, sollte er durchaus in der Lage sein, ein paar Minuten im All zu... existieren. Immerhin ist es keine biologische Lebensform. Wegtreten!“
Nur wenig später erreichten der Captain, Manoel Ramirez und Alex Blacks Alpha-Team den Arrestbereich. Ensign Perez stand hinter seiner Konsole mit einem Phasergewehr im Anschlag, das er auf den in seiner Zelle gegen Kraftfelder und Wände einschlagenden Androiden gerichtet hielt. „Bericht!“ forderte Ebbersmann. „Kurz vor meinem Ruf an Sie hat er ohne Vorwarnung damit begonnen, auf das Eingangskraftfeld, die Wände, Fußboden und Decke einzuschlagen. Er sucht offenbar nach einer Schwachstelle – und richtet dabei nicht wenig Schaden an.“ In der Tat waren besonders die Wände an einigen Stellen arg verbeult. Benjamin musterte das fortwährende Schauspiel ein paar Sekunden, bevor er sich an den Gefangenen wandte: „Ich bin Captain Ebbersmann, Kommandant dieses... dieser Einrichtung.“ Er war sich nicht sicher, wieviele Informationen er diesem Androiden geben durfte, ohne dass sich dies als Nachteil herausstellte. „Würden Sie mir bitte verraten, was Sie dort machen?“ Der Android hielt inne, während er darüber entschied, ob ein Dialog mit dem offensichtlichen Anführer dieser Gruppe Menschen von Vorteil für ihn sei. Er drehte sich zu Benjamin um und musterte ihn kurz. Dann sagte er: „Negativ. Lassen Sie mich aus dieser Zelle heraus!“ Ebbersmann schüttelte leicht den Kopf. „Das kann ich nicht so ohne Weiteres tun. Sie sind uns – wie man anhand der Zerstörung, die Sie hier anrichten, ohne dabei selbst ernstlichen Schaden zu nehmen – offensichtlich in vielen Belangen überlegen und stellen damit eine Bedrohung dar. Ich bin nicht davon überzeugt, dass Sie uns keinen Schaden zufügen werden, falls wir Entscheidungen treffen, die nicht in Ihrem Sinne sind.“ - „Dann werde ich mich selbst befreien und empfehle, dass Sie mich nicht aufhalten“, entgegnete der Android und hob bereits wieder seine Faust. „Vielleicht könnten Sie uns auch einfach mitteilen, wer Sie sind, wo Sie herkommen und was Sie in San Francisco zu tun gedenken. Dann kann ich meine Entscheidung, Sie zunächst in dieser Zelle zu lassen, noch einmal überdenken“, schlug Benjamin daraufhin vor. Der Android schien auch diesen Vorschlag zu bewerten, bevor er antwortete: „Negativ. Dies ist nicht Teil meiner Programmierung. Ich darf über meine Mission nicht mit Außenstehenden sprechen.“ Der Captain nickte: „Das verstehe ich. Aber ich vermute, dass Sie nicht absichtlich hierher gekommen sind. Unsere Wege haben sich rein zufällig gekreuzt. Leider sind wir damit nun keine Außenstehenden mehr.“ - „Ich habe eine Aufgabe in San Francisco zu erfüllen und ich muss sie jetzt erfüllen. Jede weitere Verzögerung ist inakzeptabel und minimiert meine Aussicht auf Erfolg. Lassen Sie mich gehen!“ Benjamin verschränkte die Arme vor der Brust: „Nun, ich fürchte, der schnellste Weg für Sie, hier heraus zu kommen, besteht darin, meine Fragen zu beantworten.“ Der Android schien die sich bietenden Möglichkeiten abzuwägen. Dann sagte er: „Ich muss jemanden beschützen. Das Überleben der Menschheit hängt davon ab.“ Der Captain dachte über diese Aussage, so unwahrscheinlich sie sich auch auf den ersten Blick anhörte, nach und nickte dann: „Ich verstehe. Soweit wir wissen, kommen Sie aus der Zukunft. Damit besitzen Sie Kenntnisse darüber, welche Personen eine bedeutende Rolle in der Geschichte spielen werden.“ - „Das ist korrekt“, antwortete der Android. „Wer ist es, den Sie schützen müssen? Und vor wem?“ bohrte Benjamin weiter. „Das Ziel ist John Connor. Der Feind ein Terminator T-1000.“