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Liandra
Autor: Seeta Yadeel
Autor: Garrick Andersson
Autor: Mark de Boer
Autor: Lew Sulik
Autor: Alexandra Black


Garrick Andersson

„Grrr, ich geh hier gleich auf Roten Alarm, Engel!“ Commander Garrick Andersson fluchte hingebungsvoll vor sich hin. „Es kann doch nicht sein, dass diese Uniform schon wieder enger am Hals geworden ist!“ Mühsam zerrte der Erste Offizier der USS Katana am Kragenknopf seiner Gala-Uniform, bevor er resigniert schnaufend aufgab und sich hilfesuchend nach seiner Freundin umdrehte. Schmunzelnd trat Seeta Yadeel näher, die in ihrer Uniform einfach atemberaubend aussah. „Vielleicht wäre die Captains-Uniform doch eher Deine Kragenweite gewesen, Schatz?“ grinste sie, während sie sich am Kragen des Dänen zu schaffen machte. „Hrmpf, später vielleicht, Schatz. Als XO des Leitschiffs dieses neuen Forschungsverbandes und Flaggschiffes der Station kommt ohnehin schon einiges an Mehrarbeit auf mich zu...“ Die Zanderianerin beendete die Kragenknopfverschlussaktion mit einem zärtlichen Kuss auf Garricks Lippen. „Danke, mein Schatz!“ drehte sich der XO daraufhin wieder zum Spiegel um, um das Ergebnis zu betrachten. Gala-Uniformen machten ja durchaus einiges her, aber sich in sie hineinzuzwängen artete für Garrick jedes Mal in eine mittlere Katastrophe aus. Glücklicherweise stand ihm mit Seeta aber nun ein schlagkräftiger Katastrophenschutz zur Verfügung, der auch dieser Herausforderung seines Postens einiges an Schrecken nahm.


Etwa eine halbe Stunde später fand sich die Führungscrews der Katana sowie der fünf anderen Schiffe des Forschungsverbandes in der Bordbar der Gemini-Station ein. Hier sollte die Gründung des Verbandes offiziell bekannt gegeben werden.

Als Admiral Aretha Cunningham schließlich an das Rednerpult trat, nahmen die Anwesenden auf den bereitgestellten Stühlen Platz und es kehrte Stille im Saal ein. Die Admiral blickte einmal streng in die Runde, bevor sie das Datenpadd in ihrer Hand ein wenig anhob und vorzulesen begann: „Hauptquartier der Sternenflotte, Sternzeit 60.118,72. An die Captains Ebbersmann, USS Katana, Nasir, USS Alaska, Levi, USS Aurora, T'Pen, USS Copernicus, Sinaba, USS Kepler und Tav, USS Schweitzer. Hiermit werden Sie aufgefordert, Ihre Schiffe bis auf weiteres dem neuen 15. Forschungsverband, stationiert bei der Gemini-Station, anzuschließen. Aufgabenschwerpunkt des neuen Verbandes ist die Erforschung der fremden Universen, zu denen das cardassianische Wurmloch führt. Computer: Transferiere die Verbands-Kommandocodes an die Offiziere der genannten Schiffe!“ Ein bestätigendes Piepen aus dem Komsystem der Station ertönte: „Transfer abgeschlossen.“ Admiral Cunningham nickte den den sechs Captains zu: „Herzlichen Glückwunsch, meine Damen und Herren. Ich wünsche dem Verband, Ihren Crews und Ihnen alles Gute und viel Erfolg bei Ihren zukünftigen Missionen in neue und unbekannte Universen. Möge die Schaffung dieses neuen Forschungsverbandes ein deutliches und sichtbares Zeichen sein, dass die Sternenflotte auch in Zeiten von Krieg und Bedrohung an ihrer Hauptaufgabe – nämlich der Erforschung unserer Multiversen – festhält!“ Angemessener Applaus brandete auf, bis Cunningham Captain Ebbersmann zu sich an das Rednerpult bat. Die Admiral rief ein weiteres Dokument in ihrem Datenpadd auf und las: „Hauptquartier der Sternenflotte, Sternzeit 60.118,72, an Captain Benjamin Ebbersmann, USS Katana, NCC 1776. Captain Ebbersmann, mit sofortiger Wirkung wird Ihnen bis auf Weiteres das Kommando über den 15. Forschungsverband übertragen. Die USS Katana wird zum Leitschiff des genannten Verbandes ernannt. Computer, übertrage Führungs-Kommandocodes des 15. Forschungsverbandes an Captain Benjamin Ebbersmann, USS Katana!“ Erneut ertönte bestätigendes Piepen, bevor der Stationscomputer meldete: „Transfer der Kommandocodes abgeschlossen. Der 15. Forschungsverband untersteht nun dem Kommando von Captain Benjamin Ebbersmann.“ Die Admiral wandte sich an Benjamin: „Meinen Glückwunsch, Captain!“ Ben nahm die angebotene Hand und schüttelte sie leicht: „Vielen Dank, Admiral. Es ist mir eine große Ehre, diesen neuen Verband anzuführen und gemeinsam mit den Besatzungen der sechs Schiffe neue und unbekannte Universen zu entdecken.“

Seeta Yadeel

"Nun, Captain, ich denke auch, daß es sinnvoll wäre, regelmäßige Treffen auf Gemini-Station durchzuführen", meinte Ethan gerade, als aus seinem Kommunikator unvermittelt die Stimme von Mary St. John erklang. "St. John an Alizondo", meldete sich die Nummer Eins der Station. "Alizondo hier", antwortete Ethan, während er entschuldigend auf seine Gesprächspartner blickte und dann einige Schritte zur Seite ging. "Sir, wir haben gerade ein Schiff geortet, daß den Ausgang des Wurmlochs verlassen hat. Der Bauweise nach ist es im Liandra-Klasse Schiff", informierte Mary ihren Captain. "Wir hatten lange schon keinen Besuch mehr von unseren Freunden aus dem Babylon 5 Universum", murmelte er, dann ergänzte er lauter: "Rufen Sie das Schiff und informieren Sie die Verbindungsoffiziere zu den Geheimdiensten. Ich bin gleich da. Alizondo Ende."

Sein Blick wanderte durch den Raum und blieb an der Delegation der Katana hängen. "Und ich weiß auch schon, wen ich mitbringe", murmelte er, während er sich seinen Weg hinüber zu Captain Ebbersmann bahnte.


Nur wenige Minuten später betraten sechs Personen den kleinen Konferenzraum gleich neben Ethans Büro. "Captain, schön, Sie zu sehen", wurden sie von dem Mann begrüßt, der etwas ungeduldig an der Fensterfront hin und her gegangen war. "Ich bin David Martell, Captain der Liandra", stellte er sich vor. Ethan ergriff die ausgestreckte Hand und stellte dann seine Begleiter vor. "Commander St. John, meine Stellvertreterin und Commander Toreen. Dies sind Captain Ebbersmann von der Katana und Commander Andersson, ebenfalls von der Katana." Er zeigte auf die letzte Person im Raum. "Und dies ist Commander Yadeel, ebenfalls von der Katana. Sie ist die hiesige Spezialistin für Ihr Universum, seitdem Mr. Tannier uns verlassen hat."

David Martell schüttelte viele Hände, dann ließen sich alle Anwesenden an dem langen Tisch nieder. Ethan und David saßen sich dabei an den Kopfenden des Tisches jeweils gegenüber.

"Was führt Sie hierher, Captain Martell?", wollte Ethan dann wissen. David sah ihn direkt an. "Wie Ihnen bekannt ist, sind die Ranger die Augen und Ohren der Allianz. Wir untersuchten gerade ein Drakh-Problem, als wir über eine Information stolperten, die für die Föderation von größter Bedeutung ist", erklärte er.

"Bitte fahren Sie fort", ermunterte Ethan sein Gegenüber. David nickte und erklärte weiter. "So, wie es aussieht, ist ihr Konfikt mit den Romulanern nicht hausgemacht", meinte er. Die Aussage brachte ihm einige hochgezogene Augenbrauen ein. Toreen Akida fasste das mannigfaltige Augenbrauenhochgeziehe in Worte. "Ihnen ist sicherlich klar, daß wir nun seit mehr als einem Jahr einen Krieg mit den Romulanern führen", sagte er. David nickte. "Ja, und soweit ich weiß, sind die Hintergründe hierfür sehr unklar", lautete seine Antwort. Diesesmal nickte Ethan. "Das ist korrekt. Sie verhielten sich kurz vor dem Krieg unerwartet aggressiv und fabrizierten einen Vorwand, den Krieg offiziell erklären zu können", meinte er. Benjamin nickte grimmig. "Die Katana war in den Vorfall damals verwickelt. Die Romulaner versuchten das Schiff zu entführen und fast wäre es ihnen gelungen. Nur den Bemühungen meiner Crewmitglieder ist es zu verdanken, daß ihr Plan scheiterte. Im Laufe der Rückeroberung des Schiffes wurden romulanische Offiziere gefangengenommen. Als sich der Föderationspräsident weigerte, diese wieder freizulassen, hatten die Romulaner einen Vorwand gefunden, uns den Krieg zu erklären", erinnerte er sich.

Erneut ein Nicken von David. "Und das, was wir herausgefunden haben, bringt Licht in die Hintergründe Ihren Handelns. Allem Anschein nach, haben die Drakh Ihr Universum infiltriert und einen oder mehrere Mitglieder des romulanischen Senats mit Wächtern versehen", erklärte er. Auf eine Tischplatte klatschende Hände führten dazu, daß sich die Aufmerksamkeit der Anwesenden unvermittelt Seeta Yadeel zuwandte. "Die Drakh sind für die Dezimierung meines Volkes verantwortlich", erklärte sie wütend. David nickte. Es war eine altbekannte Tatsache, daß Zander Prime von den Drakh mit einer fürchterlichen Seuche ausgelöscht worden war. Überlebt hatten nur eine Handvoll Zanderianer, nämlich jene wenige, die sich zu diesem Zeitpunkt nicht auf der Heimatwelt aufgehalten hatten. Seetas Blick heftete sich auf Ethan Alizondo. "Wir müssen etwas unternehmen. Die Drakh dürfen hier nicht Fuß fassen, sonst stehen wir hier bald vor ähnlichen Problemen, wie es mein Volk vor all diesen Jahren tat" sagte sie leidenschaftlich.

David Martell zog eine Augenbraue hoch. "Vor all diesen Jahren?", hakte er dann nach. Seeta lächelte ihn an. "Die Zeit ist etwas sehr relatives, Captain", antwortete sie ihm ein wenig mysteriös. Er zuckte nur die Schultern und erhob sich dann. "Ich werde noch eine Weile hier sein, ehe ich mit der Liandra nach Minbar zurückkehre. Mein Schiff steht Ihnen so lange natürlich noch zur Verfügung", verabschiedete er sich und verließ dann den Konferenzraum. Die Augen aller Anwesenden wandten sich dann Ethan zu. Der erhob sich ebenfalls. "Ich werde den Präsidenten kontaktieren", meinte er und beendete damit die Besprechung. Während die anderen Anwesenden die Raum verließen, überlegte er bereits, welche Konsequenzen das gerade gehörte wohl mit sich bringen würde. Die Katana hatte seit kurzem als eines der wenigsten Schiffe der Flotte eine Tarnvorrichtung. Ob es wohl möglich war, eine verdeckte Operation nach Romulus zu starten?

Garrick Andersson

„Vier Jahre...“ ging es Prätor Tamok durch den Kopf. Solange war es nun schon her, seit er an die Spitze des romulanischen Senats getreten war. Alle Senatoren waren seinerzeit von Shinzon, dem Remaner, ermordet worden, der wiederum von der USS Enterprise unter Captain Picard zur Strecke gebracht worden war. Jene Ereignisse waren ein schwerer Schlag für das Imperium gewesen und hatten es anfällig und schwach hinterlassen. Im Anschluss hatte es förmlich am Tropf der Föderation gehangen. Damals schienen die Drakh die perfekte Lösung zu besitzen, doch mittlerweile war Tamok schmerzlich bewusst geworden, dass sein Volk nun abhängiger war, als jemals zuvor – ER war abhängiger, als jemals zuvor. Deprimiert nahm er einen weiteren tiefen Schluck aus der Flasche mit dem romulanischen Ale. Der Alkohol setzte zwar seinem Körper zu, aber so konnte er sich wenigstens ein wenig Freiheit erkaufen. Und doch spürte er auch jetzt die Überwachung durch den Keeper. Allgegenwärtig. Furchtbar. Längst war ihm klar geworden, dass er nicht nur sich selbst, sondern sein gesamtes Volk an die Drakh verraten hatte. Sicher, zunächst hatte alles so vielversprechend ausgesehen. Neue Macht, starke Verbündete, die allen Gegnern des Imperiums das Fürchten lehren sollten, aber Tamok hatte schnell gemerkt, dass die neuen „Freunde“ eine ganz eigene Agenda verfolgten. Eine Agenda, in der das romulanische Imperium auch nur eine kleine Rolle zu spielen hatte – und die es am Ende womöglich in den Untergang führte. „Krieg mit der Föderation“, das hatte nach alten Zeiten geklungen, nach glorreichen Schlachten und noch glorreicheren Siegen, nach Ruhm und Macht. Doch die Föderation hatte sich einmal mehr als stärker herausgestellt, als gedacht. Nach den Erfahrungen aus dem Dominion-Krieg hätte Tamok es eigentlich besser wissen müssen. Niemals würden Menschen, Vulkanier und Andorianer sich kampflos ergeben. Ihre Freiheit war ihnen das Wichtigste. Seinerzeit hatte er sogar ein wenig Bewunderung für den Kampfgeist der Föderation und Sternenflotte verspürt. Und genau diese Bewunderung für die Stärke und Entschlossenheit seiner Gegner führte nun dazu, die Befehle der Drakh in Frage zu stellen. Auch wenn er noch so viel Hass für alles, was mit der Föderation zusammenhing, verspürte, so war es doch nicht recht, die Bevölkerung von über 150 Welten zu ermorden. Die Vorstellung war so ungeheuerlich; so viel Blut wollte er niemals an seinen Händen kleben haben. Doch was sollte er nur machen? Der Keeper las in seinen Gedanken, wie in einem offenen Buch und zwang ihn, Dinge zu tun, die er schon lange nicht mehr tun wollte. Er hatte daran gedacht, sich das Leben zu nehmen, doch er zweifelte daran, dass der Keeper ihm das gestatten würde, so lange er noch von Wert für die Drakh war. Außerdem war er sich sicher, dass sein Nachfolger sofort wieder einem Keeper ausgeliefert werden würde. Es hatte viel Zeit benötigt, um herauszufinden, dass er die immerwährende Kontrolle mit Alkohol ein Stück weit ausschalten konnte – ein neuer Prätor würde sicherlich ähnlich lange dafür benötigen und wäre in dieser Zeit ein noch willfährigeres Opfer, als Tamok selbst es jetzt war. Die Folgen für das Imperium, ja für die ganze Galaxie mochten unabsehbar sein. Also musste er durchhalten. Durchhalten und auf ein Wunder warten.

Alexandra Black

Captain Ebbersmann beendete die Kommunikationsverbindung an seinem persönlichen Terminal. Kaum hatte der Bildschirm sich verdunkelt, wandte er seinen Stuhl dem Fenster zu und betrachtete nachdenklich Gemini IV.

Alizondo, mit dem der gerade gesprochen hatte, war sehr kurz angebunden gewesen und hatte ihn zu einer genaueren Besprechung eingeladen. Damit war für Ebbersmann klar, was wohl auf ihn warten würde. Der andere Captain hatte mit dem Präsidenten gesprochen und nun hatte er nicht gesagt: „Man wird der Sache nachgehen.“ Nein, es war ein „Details sollten wir besser persönlich besprechen.“ geworden.

Er erinnerte sich noch sehr gut an die Mission, die sie vor nicht allzu langer Zeit bereits in romulanischen Raum geführt hatte und alles in ihm sträubte sich augenblicklich bei dem Gedanken daran, so etwas zu wiederholen. Mehr noch – die Mission, die nun vor der Tür zu stehen schien, würde sie ins Herz des romulanischen Territoriums führen. Schon ihr letzter Ausflug knapp hinter der Grenze war ein Himmelfahrtskommando gewesen. Da wollte er sich gar nicht vorstellen, wie das ausgehen würde.

Ebbersmann war erleichtert, nun offiziell die Leitung der 15. Forschungsverbandes übernommen zu haben. Aber was nützte ihm das Kommando über ein Forschungsverbandes, wenn er selbst mit seinem Schiff auf einer Mission nach Romulus war?

Seufzend richtete der Captain sich auf und wandte sich der Brücke zu. Mit dem Öffnen der Tür, stand auch Commander Andersson vom Stuhl des Captains auf. Bevor Ebbersmann jedoch das Kommando wieder übernahm, erklärte er: „Ich habe gerade mit Captain Alizondo gesprochen. Er erwartet uns und Commander Yadeel in 45 Minuten zu einer Besprechung. Informieren Sie sie bitte und treffen Sie mich dann im Transporterraum 1.“

„Natürlich, Sir.“, bestätigte Garrick mit einem Kopfnicken.


Zur gleichen Zeit war auf der Gemini Station Toreen Akida dabei, die letzten Geheimdienstinformationen abzurufen und sie auf ihre Tauglichkeit für die bevorstehende Besprechung zu prüfen. Seit der Ankunft der Liandra vor rund 24 Stunden hatte er kein Auge zu getan. Die neuen Informationen waren schließlich äußerst interessant, mussten aber auch mit Hunderten anderer Tipps und Informationen abgeglichen werden. Natürlich war diese Drakh-Geschichte stimmig, aber das bedeutete noch lange nicht, dass sie auch wirklich der Wahrheit entsprach. Seit Monaten hatte es Vermutungen gegeben, dass Romulus Unterstützung aus dem Babylon 5-Universum hatte. Da konnte man durchaus misstrauisch werden, wenn plötzlich ein Schiff aus eben jenem Universum auftauchte und ihnen die Verbündeten der Romulaner quasi auf dem Silbertablett servierten.

Doch nach allem was Toreen in den vergangenen Monaten an Fakten wie an Vermut zusammen gekratzt hatte und in mühevoller Kleinstarbeit jetzt noch einmal durchgegangen war, wies darauf hin, dass Martell die Wahrheit gesagt hatte. Letztlich hätte er auch gar keinen Grund gehabt, ihnen falsche Informationen zu zu spielen. Das war es auch, was den letzten Ausschlag dafür gab, dass Toreen den Hinweis als glaubwürdig eingestuft und weitere Recherchen über die Drakh veranlasst hatte.

Lew Sulik

Schweigend, aber innerlich angespannt vor Erwartung durchquerten die drei Offiziere der Katana die OPS der Gemini-Station auf den Besprechungsraum zu, wo bereits Commander Ethan Alizondo, Lieutenant Commander Toreen Akida und David Martell warteten. Der große Besprechungsraum der Gemini-Station war trotz der besonderen Scheiben vom grellen Licht des Wüstenplaneten durchflutet. Der helle, einladende Eindruck in dem großen Raum wollte sogar nicht zur ernsten Stimmung der Offiziere passen, die sich nur mit knappen und formlosen Floskeln begrüßten als sie sich an den großen Tisch setzten. Noch bevor die eigentliche Besprechung begann hob der Stations-Commander die Stimme: „Computer. Sicherheitsstufe zehn im Besprechungsraum! Autorisationscode: Alizondo-Alpha-Delta-Drei-Vier-Neun-Eins.“ Augenblicklich verdunkelten sich die Scheiben des Raumes so, dass nur noch ein schummriges Licht von außen herein drang und die Stationsbeleuchtung ein zwar helles, aber unnatürliches Licht ausstrahlte. Captain Ebbersmann kannte das neue Sicherheitsverfahren seit dem Dominionkrieg und ahnte, welche Scans, Kraftfelder und weitere Sicherheitsmaßnahmen nun im Hintergrund aktiviert wurden um den Raum nach außen abzuschirmen.

Erst als ein grünes Licht an einem Panel aufleuchtete begann Commander Alizondo mit der eigentlichen Besprechung ohne sich mit Formalitäten aufzuhalten: „Captain Ebbersmann. Das Manöver ist abgesagt. Ich habe hier die neuen Befehle der Sternenflotte für sie.“, Captain Ebbersmann nahm das ihm das dargereichte PADD von Commander Alizondo entgegen, der trotz seines niedrigeren Ranges bis zu einem gewissen Rahmen gegenüber den Kapitänen seiner Station Weisungsbefugt war. In diesem konkreten Fall jedoch war der leitende Offizier der Station eher der Übermittler der Befehle als denn ein befehlshabender Vorgesetzter.

Nachdem er das PADD mit seinem Sicherungscode freigeschaltet hatte, überflog Benjamin nur schnell die Inhaltsangabe und wartete auf die mündliche Ausführungen die der knappen Ankündigung des Commanders sicher noch folgen würde. Doch zu seinem Erstaunen ergriff nun der Geheimdienstoffizier Toreen Akida das Wort: „Captain. Der Geheimdienst der Sternenflotte hat in den letzten Monaten einen Großteil seiner Agenten im romulanischen Imperium verloren. Deshalb wissen wir inzwischen nur noch wenig über die internen Vorgänge im Imperium und vor allem was in der Führungsspitze von Staat und Militär vor sich geht. Es gibt zwar schon seit längerem Indizien, die auf eine Einmischung der Drahk hinweisen, aber letztlich fehlt die endgültige Sicherheit.“, wie es für den Geheimdienstmann eher untypisch war, holte er sehr weit aus um auf den eigentlichen Punkt zu sprechen zu kommen: „Um das zu ändern haben wir in Absprache mit Mister Martell eine spezielles Agententeam zusammengestellt. Ihre Aufgabe ist es getarnt in den romulanischen Raum einzudringen, bis nach Romulus vorzustoßen und das Agententeam abzusetzen.“

„Bei allem Respekt. Aber gibt es dafür nicht geeignetere Schiffe als die Katana?“, insistierte Commander Andersson augenblicklich und Captain Ebbersmann pflichtete ihm bei: „Für eine solche Mission sind doch normalerweise kleinere Schiffstypen vorgesehen. Ich schätze dem Geheimdienst stehen für solche Aufgaben besondere Schiffe mit speziell ausgebildeten Crews zur Verfügung.“

„Eigentlich haben sie Recht, Captain. Normalerweise werden Agententeams selten so direkt vor Ort abgesetzt. Aber dem Geheimdienst fehlt durch den Verlust an Spionen die notwendige Infrastruktur.“, erklärte der Geheimdienstmann emotionslos und richtete seinen Blick demonstrativ auf Lieutenant Commander Yadeel: „Die Katana wurde gewählt weil ihre Crew die größte Erfahrung mit den Drahk hat. Sollte etwas Unvorhergesehenes geschehen ist ihre Crew die geeignetste um mit solchen Problemen zu Recht zu kommen!“

Durch zusammengekniffene Augen fixierte Captain Ebbersmann den Geheimdienstoffizier mit einem festen, durchdringenden Blick. Dann sprach er mit ruhiger, aber fester und deutlich verärgerter Stimme: „Ich verstehe. Es geht gar nicht darum, nur ein Agententeam abzusetzen und sich wieder zurückzuziehen. Wir transportieren eine Spezialeinheit nach Romulus die Vorort sofort in Aktion tritt und bei Bedarf konkrete Maßnahmen ergreift. Wir sollen im Ernstfall deren Rücken decken.“

„Genau Captain.“, bestätigte Toreen Akida sachlich und kühl, dann merkte David Martell an: „Wir haben jetzt eine Methode die Keepertechnologie aufzuspüren und zu zerstören. Außerdem haben wir jetzt eine Droge entwickelt, die es ermöglicht sicher der Überwachung durch die Keeper zu entziehen.“

„Ich werde sie als beratender Geheimdienstoffizier auf dieser Mission selbstverständlich begleiten und das Agententeam und ihre Crew während des Fluges entsprechend vorbereiten.“, verkündete Toreen und reichte der Chefingenieurin ein PADD und meinte: „Das sind übrigens die neusten Spezifikationen für ihre Tarnvorrichtungen. Nehmen sie diese Modifikationen bitte vor um die Systeme an den aktuellen Stand zu bringen.“

Für Seeta genügte ein flüchtiger Blick auf das PADD um die grundlegenden technischen Spezifikationen zu erkennen. Mit einem sarkastischen Lächeln meinte sie: „Ich kenne diese Parameter. Wir haben sie selbst entwickelt bei unserer letzten Mission in den romulanischen Raum…“

„Hervorragend. Dann gibt es da ja keine Probleme.“, erwiderte der Mann vom Geheimdienst, ohne auf ihren Sarkasmus einzugehen. Noch bevor einer der anderen Offiziere das Wort ergreifen konnte erklärte Commander Alizondo das weitere Vorgehen: „Die wesentlichen Vorbereitungen sind getroffen. Wegen der ohnehin gespannten Lage innerhalb der cardassianischen Union wurden das geplante Manöver abgesagt. Die Katana wird offiziell auf eine Inspektionsreise zu Truppenverbänden geschickt. Sie müssen lediglich das Beglitin-System ansteuern und zur gegebenen Zeit die Tarnvorrichtung aktivieren. Dann nehmen sie den eigentlichen Kurs in das romulanische Imperium auf. Alles Weitere werden sie von Lieutenant Commander Toreen unterwegs erfahren. Die Besprechung ist damit beendet.“

Mit einer weiteren Nennung des Sicherheitscodes deaktivierte Commander Alizondo die Sicherheitssperren wieder und die Offiziere begannen den Raum zu verlassen. Doch als sich Captain Ebbersmann anschickte als letzter den Raum zu verlassen meinte Alizondo: „Captain. Warten Sie kurz.“ „Commander.“, antwortete Benjamin und wartete bis die anderen den Raum ganz verlassen und sich die Türen wieder geschlossen hatten. Dann ging er auf den Stationskomandanten zu, der hinter dem großen Tisch mit ausdrucksloser Miene stand. Sie waren bereits gute Bekannte und es verband sie wenn auch keine sehr innige, so doch aufrichtige Freundschaft. Dann zeigten Ethans Gesichtszüge einige Regung und er meinte: „Diese Mission war nicht meine Idee!“ „Davon ging aus.“, war die knappe Entgegnung des Captains der Katana der an Alizondo vorbei zu einem der großen Panoramafenster schritt. Auch Ethan wandte sich um und beide betrachteten für einige Sekunden schweigend das Hitzeflimmern auf dem Hochplateau vor ihnen.

„Die Mission war Toreens Idee?“, gab Benjamin irgendwann von sich und es klang mehr wie eine Feststellung als eine Frage. Der Kommandant der Station nickte zu nächst und meinte dann: „Im Wesentlichen, Ja. Ich glaube er hat in dieser Sache mit den Drahk einen starken Ehrgeiz entwickelt.“ Wieder herrschte für einen Moment Stille bis Ethan anfügte: „Ich habe mich beim Oberkommando gegen diese Mission ausgesprochen. Leider vergeblich.“ „Das habe ich vermutet.“, antwortete der Kapitän der Katana ruhig. Dann wandte sie sich wieder vom Panorama vor ihnen ab und beide standen sich wieder direkt gegenüber. Der Commander meinte mit bedeutungsvoller Stimme: „Sei vorsichtig. Sowohl gegenüber den Romulanern, als auch gegenüber Mister Toreen.“ „Ich verstehe!“ „Und kommt in einem Stück wieder zurück! Ich möchte nicht, dass mein Flaggschiff gleich bei der ersten Mission verloren geht! Viel Glück!“ „Danke, davon können wir sicher mehr als genug gebrauchen!“


„Logbuch der USS Katana. Sternzeit 60.129,90. Captain Ebbersmann. Die letzten Veranstaltungen der Konferenz auf der Gemini-Station sind nun beendet. Wir sind nun offiziell sowohl Leitschiff des 15. Forschungsverbandes und gleichzeitig Flaggschiff der drei Sternenflottenverbände im Tolan-Gemini –System. Das geplante Manöver musste jedoch abgesagt werden, offiziell wegen politischer Rücksichtnahme aber in Wahrheit und unsere neue Mission erst zu ermöglichen. Parallel zu den letzten Terminen haben wir unsere geheimen Vorbereitungen für die kommende Mission abgeschlossen. Lieutenant Commander Toreen erwähnte, dass sich das Agententeam als Teil der neuen Crew bereits unter uns befindet und sich zu gegebener Zeit zu erkennen geben wird. Ein Verfahren dass mir persönlich überhaupt nicht gefällt. Ich weiß im Vorfeld nicht mit wem ich es zu tun habe. Derzeit sind wir auf Kurs ins Beglitin-System um Cover-Geschichte einzuhalten. Weiß der Teufel was der Geheimdienst alles organisiert hat, um unseren wahren Aufenthalt zu verschleiern. Aber wer glaubt ernsthaft, dass wir in diesen kritischen Zeiten einfach auf Inspektionsreise zu abgelegenen Truppenabteilungen geschickt werden? Die ganze Mission ist nicht nur ein unglaubliches Risiko, sie erscheint mir auch immer zwielichtiger. Ich hoffe wir kommen mit heiler Haut dabei heraus. Captain Ebbersmann. Ende.“


„Tarnvorrichtung aktiviert. Alle Systeme laufen fehlerfrei.“, kam die Meldung vom taktischen Offizier Manoel Ramirez, woraufhin der junge Fähnrich von der Navigationsstation verkündete: „Neuer Missionskurs aufgenommen. Vorrausichtliche Ankunft bei den Zielkoordinaten in zwanzig Tagen, sechs Stunden und achtundzwanzig Minuten.“

„Ausgezeichnet!“, kommentierte Lieutenant Commander Toreen und schickte sich an, die Brücke zu verlassen. Im vorbeigehen meinte er zum Captain, „Sir. Am besten ist eine Besprechung der Führungsoffiziere in einer Stunde.“

Doch Commander Garrick Andersson stand von seinem Sessel auf und versperrte dem Geheimdienstmann den Weg. So abrupt aufgehalten rannte der Bajoraner beinahe in den stämmigen ersten Offizier und verhinderte nur mit Mühe eine Kollision. Dessen ungeachtet lies der XO keinen Zweifel an seinem Ärger: „Lieutenant Commander! Nicht so schnell!“

Toreen Akida stolperte erst ein paar Schritte Rückwärts, bevor er sich wieder gefasst hatte. Doch er kam nicht dazu noch etwas zu erwidern. Denn Captain Ebbersmann stand nun seinerseits auf und ging auf den Geheimdienstmann zu: „An Bord dieses Schiffes, habe ich die Befehlsgewalt und wenn hier jemand eine Besprechung ankündigt, dann bin ich das! Sie mögen hier der Verbindungsoffizier zum Geheimdienst sein und diese Mission begleiten. Aber Captain bin immer noch ich. Haben wir uns da verstanden?“

„Natürlich, Sir.“, bestätigte Toreen augenblicklich und versuchte einen gefassten Eindruck zu machen als er nachgab: „Es war natürlich nur ein Vorschlag.“ „Gut, Vorschlag zur Kenntnis genommen und abgelehnt.“, verkündete Benjamin Ebbersmann über die Brücke und anschließend befahl er: „Besprechung der Führungsoffiziere sofort. Die leitenden Offiziere des EF-Teams und des Squadrons sollen ebenfalls anwesend sein. Ich will ein vollständiges Missionsbriefing und Mister Toreen wird uns endlich reinen Wein einschenken! “


Im Besprechungsraum der Katana warteten bereits die Führungsoffiziere des Schiffes mit dem Geheimdienstoffizier Toreen auf die Offiziere Lieutenant Sulik und Lieutenant Black, die aufgrund ihrer Tätigkeit abseits der Brücke am längsten brauchten. Als Lew Sulik als letzter eintraf ließ sich Akida mit einem süffisanten Lächeln zu einem bissigen Kommentar hinreisen: „Mister Sulik. Immer noch der Alte? Wie geht es ihnen denn?“ Dem Staffelführer war die Antipathie die er für den Bajoraner hegte regelrecht anzusehen, doch anstatt einer ausfallenden Bemerkung schien er sich zu beherrschen. Still setzte er sich an den Konferenztisch, beugte sich leicht über Platte und meinte an Toreen Akida gerichtet: „Wissen sie das nicht schon längst?“

„Meine Herren!“, rügte der Captain die beiden Offiziere und kam dann ohne Umschweife auf die drängende Frage zu sprechen: „Mister Toreen. Wo ist denn jetzt das Agententeam?“

„Sir, die Befehle waren in dieser Hinsicht noch offen. Erst jetzt kann ich Ihnen die gesamten Befehle und Hintergrundinformationen geben. Das Agententeam wird sich aus Crewmitglieder der Katana zusammensetzen.“, war die prompte und unerwartete Antwort von Toreen Akida. Alle starrten den Bajoraner entsetzt an, als ob sie nicht glauben können, was dieser so eben gesagt hatte. Garrick Andersson hakte wütend und ungläubig nach: „Sie wollen also sagen, dass wir uns auf eine verdeckte Agentenmission auf Romulus begeben werden?“

„Ja Commander. Wir werden ausgewählte Crewmitglieder als Romulaner verkleidet auf den Planeten schicken, die Keepertechnologie aufspüren und zerstören.“ Mit einem Nicken zu den Offizieren Black und Sulik ergänzte Toreen: „Bei Bedarf unter Einsatz der Elite Force Einheiten oder Attack Fighter. Wir werden das möglichst flexibel nach den Anforderung Handhaben.“

„Aber wir sind nicht ausreichend vorbereitet und ausgebildet für eine verdeckte Mission auf Romulus!“, widersprach Commander Andersson vehement: „Weder haben wir ausreichende Kenntnisse über die romulanische Kultur um uns der Sitten und Gebräuche entsprechend auf Romulus zu verhalten, noch haben wir das notwendige Wissen über diese Keepertechnologie.“ „Commander Andersson. Ich verstehe ihre Bedenken. Aber zum einen ist die Katana Crew schon allein durch ihre Erfahrung prädestiniert für diese Mission. Zum anderen benötigen wir beim derzeit geplanten Kurs fast drei Wochen bis nach Romulus. Zeit genug uns intensiv auf diese Mission vorzubereiten.“, lies Akida verlautbaren und kündigte vollmundig an: „Ich kann ihnen alle notwendigen Informationen geben, damit sie diese Mission zu einem erfolgreichen Ende führen können. Wir werden die Romulaner von den Drahk befreien und diesen Krieg beenden!“

Mark de Boer

Gemurmel setzte ein, das die Unzufriedenheit der Führungskräfte mit dieser Mission zum Ausdruck brachte und schließlich zu einer Kakophonie wurde. Ebbersmann ließ seinen Leuten einen Moment Zeit, den aufgestauten Ärger abzulassen. Außerdem genoss er es, wie Toreen Akida sich in Einzeldiskussionen verstrickte und dabei keine gute Figur machte.

Schließlich räusperte sich der Captain, aber die erwartete einkehrende Ruhe blieb aus. „Meine Damen und Herren! Bitte beruhigen Sie sich wieder!“ Jedoch auch diesmal blieb eine Reaktion aus. Benjamin schaute irritiert in die Runde. Mit Ausnahme von Ramirez beteiligten sich alle an dem Streitgespräch, sogar sein XO war mit hochrotem Kopf verwickelt. „Sir“, nickte Ramirez nur kurz, nahm eines der PADDs vom Tisch und donnerte es mit voller Wucht auf den Tisch. Der entstehende Knall ließ alle erschrocken zusammenfahren. Alle schauten irritiert und stumm umher. „Vielen Dank, Mister Ramirez!“, meinte Ebbersmann ruhig, was dieser nur mit einem trockenen „Sir.“ beantwortete.

„Mister Toreen, verstehe ich Sie richtig? Nachdem man alle Ihre hochspezialisierten, trainierten und erfahrenen Agenten ausgeschaltet hat, wollen Sie meine Leute in einem Schnellkurs zu Agenten machen, bevor Sie sie in die Höhle des Löwen schicken? Wieso glauben Sie, dass ich es zulasse, dass Sie meine Crew zum Kanonenfutter machen?“, fuhr Ebbersmann den Bajoraner ungewohnt energisch an. Dieser sah dem Captain mit eiskalten Augen an. „Sir, Sie wissen genauso gut wie ich, dass dieser Befehl von höchster Stelle kommt. Und die Sache ist zu ernst, als dass ich jetzt mit Ihnen irgendwelche Zuständigkeitsspielchen spielen möchte.“ Dann räusperte er sich und fuhr etwas leiser und unsicherer fort: „Nun ja… Außerdem gehen uns langsam die Möglichkeiten aus. Wie Sie schon richtig sagten, sind alle Spezialagenten ausgeschaltet worden. Aus diversen Gründen, die ich Ihnen hier jetzt nicht darlegen kann, ist die Katana derzeit die beste Alternative.“

Überrascht wegen des unerwarteten Eingeständnisses wusste Ebbersmann für einen Moment nicht mehr, was er sagen sollte. Sein XO sprang für ihn ein. „Lieutenant Commander, welche Chance haben unsere Leute denn, wenn Ihre Männer gescheitert sind?“ „Nun ja, im Gegensatz zu den Agenten, die nur alleine, maximal in Zweiergruppen gearbeitet haben, steht Ihnen ein ganzes Schiff zur Verfügung. Außerdem wird ein ganzes Team auf den Planeten gebeamt, das miteinander vernetzt arbeitet. Ihre Crew kennt sich außerdem mit verdeckten Operationen innerhalb des Romulanischen Imperiums aus. Und nicht zuletzt: Sie haben Erfahrung mit dem Universum, aus dem die Drakh stammen. Wenn es die Katana nicht schafft, sehe ich schwarz für eine freie und friedliche Föderation.“

Andersson überlegte einen Moment und ließ sich die Dinge noch einmal durch den Kopf gehen. Schließlich lenkte er ein. „Nun gut. Nehmen wir die Mission mal als gegeben hin. Wen wollen Sie auf den Planeten schicken? Haben Sie da schon konkrete Vorstellungen?“ Der Verbindungsoffizier schüttelte den Kopf. „Nein, noch keine endgültige. Ich bin die Crew durchgegangen und habe mir einige Namen notiert. Ich werde diese Crewmitglieder in den folgenden Tagen trainieren. Ich muss sehen, wie sie auf Stress reagieren, wie sie zusammenarbeiten und ob sie schnell begreifen, was ich ihnen vermitteln will. Erst dann werde ich mir ein abschließendes Urteil über die Zusammensetzung des Teams machen. Ein Name steht allerdings schon fest.“ Er sah Seeta durchdringend an. „Sie sind definitiv im Team.“ „WAS?!?“, Garrick schrie das Wort quasi aus. „Wieso das denn??? Sie ist gerade erst Mutter geworden. Sie können sie nicht auf den Planeten schicken!“ Akida sah ihn emotionslos an. „Die Gründe für meine Wahl dürften offensichtlich sein. Sie ist gerade Mutter geworden. Na und? Sie sind gerade Vater geworden. Der…“ Er zeigte auf Sulik, der sich augenblicklich versteifte. „… ist frisch verliebt. Und er…“ Der Bajoraner nickte in Richtung Ramirez. „… hat gerade seine Liebe in einer fiktiven Realität verloren. Was ich sagen will, ist, dass jeder einen Grund hat, warum er nicht in den Einsatz will. Einige Gründe sind vielleicht sogar gut. Aber darum geht es nicht. Hier geht es darum, den Krieg mit den Romulanern zu beenden. Ein jeder hier hat sich freiwillig für den Dienst in der Sternenflotte gemeldet und gut davon gelebt. Jetzt braucht die Sternenflotte uns alle, um Milliarden von Leben schützen und retten zu können. Jetzt müssen wir der Sternenflotte etwas von dem zurückgeben, was sie uns gegeben hat!“

Stille legte sich über den Raum, als Toreen seine flammende Rede beendet hatte. Schließlich räusperte sich Benjamin Ebbersmann. „Nun gut. Ich brauche die Liste der Crewmitglieder, die in die engere Auswahl kommen.“ „Natürlich.“ Toreen überreichte dem Captain ein PADD. „Hier sind alle Namen verzeichnet, die entweder für einen Einsatz auf Romulus oder für einen erweiterten Einsatz in Frage kommen.“ Ebbersmann nahm das PADD entgegen und würdigte es keines Blickes. „Ich werde mit den entsprechenden Mitgliedern und deren Vorgesetzten reden. Sie werden Ihnen dann um Sternzeit 60.150,0 zur Verfügung stehen. Wenn es keine weiteren Fragen mehr gibt, beende ich hiermit diese Sitzung.“

„Eine Frage hätte ich noch.“, meldete sich Alex Black. Der Captain sah sie an und nickte ihr aufmunternd zu, ihre Frage zu stellen. „Sie wollen einige von uns in Romulaner verwandeln, die dann verdeckt operieren. Schön und gut. Aber wie wollen Sie diese Leute auf den Planeten bekommen?“ Toreen lächelte. „Eine ausgezeichnete Frage! Wir werden insgesamt acht Personen auf die Mission auf den Planeten schicken. Wir treffen uns auf dem Weg nach Romulus mit einem romulanischen Frachterkapitän und später mit einem Händler, die beide für uns arbeiten. Sie werden jeweils vier Personen des Teams an Bord nehmen und nach Romulus bringen.“

Ebbersmann glaubte nicht, was er da hörte. „Wir sollen darauf vertrauen, dass die beiden Romulaner kein doppeltes Spiel treiben und ihnen unsere Leute mitgeben? Das Ganze wird ja immer verrückter! Dieser Plan erscheint mir völlig unausgegoren. Wer hat sich das denn ausgedacht?“ „Captain!“, erregte sich nun auch Akida. „Das entspricht vollkommen dem Standardvorgehen für das Einschleusen von Agenten. Mir ist durchaus bewusst, dass es hier ein gewisses Maß an Risiko gibt. Aber das bin ich bereit einzugehen, um die Föderation vor einem zerstörerischen Krieg zu bewahren. So kurz nach dem Dominionkrieg wäre ein weiterer Krieg unser Untergang. Das wissen Sie genauso gut wie ich, Captain!“ Benjamin knirschte mit den Zähnen, erwiderte aber nichts.

Black meldete sich erneut zu Wort. „Und wie soll das Team die Keepertechnologie entdecken und ausschalten? So einfach kommt man ja nicht an die Senatsmitglieder heran. Und wir wissen auch noch nicht, wer dort alles von den Drakh kontrolliert wird.“ Der Bajoraner lächelte wölfisch. „Die Mission teilt sich im Groben in drei Phasen: Als erstes muss das Team herausfinden, wer alles unter der Kontrolle der Keeper und somit der Drakh steht. In einem zweiten Schritt muss die Keepertechnologie zerstört werden. Hier könnte Ihr Team eingesetzt werden. Im Idealfall befreien wir die Romulaner aus ihrer Sklaverei und können unbeschadet abziehen. Da sie aber mit Ausnahme der betroffenen Romulaner nichts von ihrer Sklaverei wissen, wird es wohl ein ziemlich ungemütlicher Rückzug. Das heißt, wir müssen die Teams evakuieren und dann so schnell es geht in den Föderationsraum fliehen. Das könnte dann auch einen Einsatz ihrer Piloten erforderlich machen, Lieutenant Sulik. Dies wäre dann Phase drei.“ Er sah hoch, blickte in die Runde und ergänzte: „Das alles wird Teil der Ausbildung sein, die ich in den nächsten Tagen abhalten werde. Die Details stehen im Missionsbriefing auf den PADDs, die jeder von Ihnen erhalten hat.“

Der Captain lächelte säuerlich, als der Geheimdienstler nichts weiter ausführte und ihn stattdessen ansah. „Nun gut, dann wäre das ja auch geklärt.“, meinte er sarkastisch. „Die Sitzung ist beendet.“ Er stand auf und beobachtete, wie seine Führungsriege den Raum verließ. Toreen Akida blieb noch einen Moment im Raum stehen. Dann drehte er sich um und zeigte ein Lächeln, das seine Augen aber nicht erreichte. „Sir, ich wollte Ihnen nur sagen, dass ich nicht Ihr Feind bin. Meine Aufgabe lautet, diesen Krieg gegen die Romulaner zu beenden. Und dafür muss ein jeder Opfer bringen…“ „Interessante Ausdrucksweise.“, bemerkte Ebbersmann ruhig. „Vielen Dank für die Warnung. Wegtreten!“ Der Bajoraner blieb noch einen Moment mit geöffnetem Mund stehen, bevor er sich umdrehte und wortlos den Raum verließ.


„Was soll der Scheiß denn?“, fragte Jon Mardsen aufgeregt. „Das bei der romulanischen Station vor einem Dreivierteljahr war schon waghalsig genug. Aber das hier ist doch totaler Wahnsinn! In meinen Augen ist das ein typischer Geheimdienstplan, bei dem Menschenleben nichts zählen, nur die Mission.“ Zustimmendes Gemurmel wurde laut.

Lew versuchte, sein Team wieder zu beruhigen. „Ich weiß. Sehe ich genauso. Der Captain übrigens auch. Aber der Befehl steht. Und nun lasst mich mal in die Details gehen, was unsere Aufgabe sein soll. Wir haben den Vorteil, dass wir eigentlich genau das machen sollen, wofür wir ausgebildet wurden: Mit unseren Fightern den Abzug unserer Leute von Romulus und die Katana schützen. Wir stehen jedoch nur in Bereitschaft. Wenn wir dann aber eingesetzt werden, brennt die Luft. Das sage ich euch ganz deutlich.“

Er machte eine längere Pause, in der er die Piloten der Reihe nach ansah. Er konnte in ihren Gesichtern ablesen, dass sie die Bedeutung seiner Worte sehr deutlich erkannt hatten. Eine Handvoll Fighter um Romulus herum einzusetzen, war mehr als ein Himmelfahrtskommando. Dort wimmelte es von planetaren Abwehrplattformen, Kreuzer, Warbirds und anderen Schiffen. Wahrscheinlich wurden die ersten von ihnen abgeschossen, noch bevor sie den Hangar richtig verlassen hatten. Und ob die Katana dann dadurch eine größere Chance hatte, wieder in den Föderationsraum zu gelangen, war auch mehr als zweifelhaft. Wahrscheinlich war es in einem solchen Notfall besser, das Außenteam zurückzulassen und mit intakter Tarnung davon zu fliegen. Lew schämte sich für solche Gedanken, aber er konnte nicht verstehen, wie man eine Mission entwerfen konnte, die von vorneherein darauf ausgelegt war, dass Menschen starben. In seinen Augen war das absolut lebensverachtend und unwürdig für die Prinzipien der Föderation.

Er blickte seinen Freund Mark an. „Für dich wird es wohl nicht so gemütlich. Du erinnerst dich noch an Quintos III?“ Mark nickte, verzog aber das Gesicht. „Soll ich etwa…“ Lew schluckte. „Ja, du sollst wieder ein Transport-Relais spielen für den Fall, dass das Außenteam schnell herausgeholt werden muss. Dein Fighter wird für diese Mission mit entsprechender Tarntechnologie ausgestattet.“ „Warum kriegt sein Fighter eine Tarnung und unsere nicht?“, rief Milosz missmutig. „Nun ja. Das mag daran liegen, dass sein Schiff besser für so etwas ausgerüstet ist. Es kann falsche Sensordaten erzeugen, hat eine bessere Bewaffnung und stärkere Schilde, die auch mal ein paar Treffer eines Warbirds aushalten können, und diesen Neuraldingens. Das alles sind Punkte, die im Notfall das kleine Quäntchen ausmachen können, so dass seine Chancen… na ja… größer sind.“

Mark schnaubte. Er machte sich keinerlei Illusionen, dass seine Chancen dadurch wirklich effektiv gesteigert werden würden. Das Beste wäre wirklich, wenn es gar keinen Notfall gäbe und er die ganze Zeit nur in Bereitschaft säße.

Lew räusperte sich. „Bevor sich das Ganze hier zu sehr nach Urlaub anhört. Wir können den Fighter ja nicht vor Romulus aussetzen, weil dann unsere Tarnung zum Teufel ist. Also darf Mark beim zweiten Treffpunkt in seinen Fighter steigen und das letzte Stück des Weges damit fliegen. Dann bleibt er für den Rest der Mission in seinem Fighter inmitten der Warbirds und Schiffe und wartet auf seinen Einsatz. Und sollte dieser ausbleiben, darf Mark den Weg getarnt zurückfliegen bis zu unserem Treffpunkt. Er wird also eine verdammt lange Zeit in der Azrael sitzen.“

„Also für mich klingt das sehr nach Urlaub.“, rief Ian Paice, was ihm viel Gelächter einbrachte. Lew grinste und rief dann über den Lärm:„ Wenn du also mal eine längere Auszeit von deiner Freundin brauchst, Stanislaw, kannst du gerne übernehmen.“ „Also bei der würde ich mir das an deiner Stelle wirklich mal überlegen.“, feixte Kjetil. Milosz warf einen Becher nach ihm und zeigte ihm den ausgestreckten Mittelfinger.

„Auf jeden Fall solltest du genug Windeln einpacken, sonst kannst du deinen Fighter so oder so verschrotten!“, meinte Marok Tenor trocken. „Oh, bitte…“, erwiderte Emma Thomas angeekelt, was die anderen wieder zum Lachen brachte.

Lew ließ den Piloten die Gelegenheit, die Anspannung abzubauen, die durch die neue Mission aufgebaut wurde, dann wurde er wieder ernst: „Ihr wisst nun also, was uns erwartet. Unsere Aufgabe fürs Erste ist also, uns fit zu halten, damit wir im Notfall Höchstleistung erbringen können. Was schlägt unser Fitnessmeister vor?“ Mark sprang auf und klatschte in die Hände. „Ich würde sagen, wir fangen erst mal mit Warmlaufen im Hangar an. Dann mal los!“


Seeta saß in dem großen Besprechungsraum und schloss die Augen. Sie war todmüde, weil Luma Erika in dieser Nacht besonders viel Aufmerksamkeit verlangt hatte. Seeta war erst gegen frühen Morgen eingeschlafen und hatte beinahe verschlafen. Wie von der Tarantel gestochen war sie aufgesprungen und sofort in die Dusche gehüpft. Dann hatte sie sich einen Bissen von Garricks Brötchen und einen Schluck seines Kaffees genommen und war zum Besprechungsraum gelaufen. Trotz des morgendlichen Stresses war sie einige Minuten früher da gewesen als nötig. Und jetzt saß sie hier und wartete.

Als sie merkte, dass sie wieder einzuschlafen drohte, öffnete sie die Augen und blickte sich um. Es saßen mittlerweile ungefähr 20 Personen hier und warteten. Sie erkannte nur einige von ihnen, die wenigsten kannte sie persönlich. Dort saß einer der Exo-Biologen. Neben ihm saß eine Frau aus Maddigans Ärzteteams. Und ihr Gegenüber saß Alex Black. Ansonsten waren ihr die Personen relativ unbekannt. In ihren Gesichtern konnte sie die gesamte Bandbreite menschlicher Emotionen ablesen: von nervös bis gelangweilt, von ängstlich bis wütend. Nur Alex Black saß ruhig und professionell da und wartete einfach nur ab. Als die Leiterin des Elite-Force-Teams bemerkte, dass sie beobachtet wurde, sah sie auf und nickte Seeta zu.

Pünktlich auf die Sekunde betrat Captain Ebbersmann gefolgt von Toreen Akida den Raum. Die leisen Gespräche, die bis dahin eine einlullende Wirkung auf Seeta hatten, verstummten sofort.

„Meine Damen und Herren. Vielen Dank, dass Sie alle so früh hierher gefunden haben. Sie wurden vergangenen Abend von Ihrem direkten Vorgesetzten und mir informiert, dass Sie Teil einer geheimen Mission auf Romulus werden sollen. Gestern konnte ich Ihnen nicht viel sagen und auch Ihre Fragen nicht alle beantworten. Heute ist der erste Tag Ihres Unterrichts. Neben mir steht Toreen Akida von der Gemini-Station, der dort Verbindungsoffizier zwischen dem Geheimdienst der Föderation und der USS Katana ist. Er wird Ihr… Lehrer für die nächsten Tage sein und Sie in allen Dingen unterrichten, die Sie benötigen. Lieutenant Commander Toreen, Ihre Show.“

Der Captain trat einen Schritt zurück und beobachtete innerlich amüsiert, wie der Bajoraner sofort mit Fragen und Vorhaltungen bombardiert wurde. Mühsam konnte dieser die aufgeregten Männer und Frauen beruhigen. „Meine Damen und Herren. Bitte beruhigen Sie sich. Dieser Kurs wird alle Ihre Fragen beantworten. Ich will Ihnen zeigen, wie Sie sich auf Romulus verhalten müssen, aber auch, worauf Sie achten müssen, wie die einzelnen Schritte der Mission aussehen werden. Sie werden sehen, am Ende werden Sie bestens ausgebildet sein, um der anspruchsvollen Aufgabe gerecht zu werden. Und das meine ich im physischen, wie auch im psychischen Sinne.“ Er betätigte einige Tasten, und auf dem Bildschirm erschien ein Organigramm. „Hier ist eine Übersicht über den Aufbau der romulanischen Gesellschaft…“

Der Captain hörte noch einige Momente zu, dann verließ er den Besprechungsraum und ging auf die Brücke.