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Latest revision as of 12:36, 17 June 2018
Finte
Autor: Elisheba Krann
„Okay, Seeta, denk nach. Aenar sind Telepathen ... sie sind blind. Verdammt! Wie kann ich bloß mit ihr Kontakt aufnehmen?!“, fluchte die Chefingenieurin in Gedanken. Wäre sie Herrin über ihren Körper gewesen, sie hätte sich wahrscheinlich vor Frust auf die Unterlippe gebissen.
„Okay, Du weißt, dass die Aenar beim ersten Konflikt mit den Romulanern beteiligt waren ... nur warum nochmal?“
„Aenar also sind in vielerlei Hinsicht anders als ... nun .. gewöhnliche Telepathen, wenn ich den Ausdruck so verwenden darf.“
Rahja war gerade inmitten in ihrer Ausführung in Sachen Aenar-Neuroanatomie, um Captain Andersson ein Bild davon zu machen, wie empfindlich dieses Organ war.
„Sie meinen also, Miss Kranns Andeutungen, obwohl sie so wage waren, könnten real sein?“, fragte der Kommandierende Offizier der Katana. Gerade was Seeta anging, empfand er diese Vorstellung eher verstörend, auch wenn er versuchte, nicht all zu emotional damit umzugehen.
„Haben Sie schon mal versucht, einem Tauben zu erklären, wie sich Mozart anhört, oder einem Blinden, wie die Farbe blau aussieht?“, fragte sie zurück. Das Beispiel mit dem Blinden erhielt dabei einen leicht sarkastischen Unterton. Elisheba Krann WAR blind und wusste dennoch, was blau ist.
Andersson hingegen antwortete nicht und hielt sich nachdenklich.
Da kam von Doktor Tyrones Seite ein Räuspern. Dieser hatte sich in diesem Gespräch zunächst zurückgehalten und konzentriert mit seinem Gehstock gespielt. Doch jetzt hob er nachdenklich seine Augenbrauen an, sodass die Stirn sich in eine Faltenlandschaft verwandelte.
„Commander Krann meinte, sie hätte etwas ‚böses’ in meiner Station gespürt, ausgehend von Fräulein Yadeel und meinem stellvertretenden Oberarzt“, wiederholte er. Es war keine Frage, er konnte schließlich nur schlecht laufen, nicht schlecht hören.
„Das ist interessant ... ich bin noch nicht lange auf der Katana, aber bisher habe ich Doktor Cloyne nicht als jemanden kennengelernt, der mit Übereifer seine Überstunden durchzieht – zumal völlig unnötige Überstunden. Auf der Krankenstation ist, mal abgesehen von Fräulein Yadeel, tote Hose.“ Ein Wortwitz mit ernstem Inhalt und ein schiefes, aber nicht belustigtes Hochziehen der Mundecken.
„Aber wenn Miss Krann recht hat – und wir drei haben hier wirklich keine Ahnung, was Telepathie überhaupt bedeutet – dann sollten wir zumindest meinen Stellvi unter Quarantäne stellen. Was Ihre Frau angeht, wäre es möglich, dass Miss Krann schlicht die zweite Person in ihr spürte.“
Mit einem Nicken pflichtete der Däne der Einschätzung seines neuen Chefarztes bei. „Ja, das war mir auch schon in den Sinn gekommen.“
„Captain“, warf Counselor Preja ein. “Wir sollten auf beide Hinweise eingehen. Zumindest eine Isolation Ihrer Frau wäre eine Option, die wir in Erwägung ziehen sollten.“
„Mich untersuchen lassen...“, wiederholte Elisheba die Worte des Captains. Was wie eine Empfehlung geklungen hatte, hätte auch gut ein Befehl sein können. Sie entschied sich jedoch, vorerst von einer Empfehlung auszugehen – einer Empfehlung, die sie nicht teilte. Sie wusste schließlich, was sie gespürt hatte! „Aber zumindest zur Krankenstation sollte ich noch mal gehen“, sagte ihr Verstand – ihr Instinkt allerdings rebellierte. Wäre es nach ihm gegangen, hätte sie jedoch wohlmöglich längst eine Rettungskapsel genommen und eine mörderische Reise auf die Planetenoberfläche unternommen. An sich kein Problem für sie: Was für die meisten Offiziere eiskalt war, war für sie mehr als angenehm. Manche behaupteten sogar, bei einer Temperatur von minus fünf Grad gingen Aenar und Andorianer noch Sonnenbaden – auch wenn beide Völker diesen Begriff bis zum ersten Kontakt mit den Risaeanern nicht einmal gekannt hatten.
„Okay, okay ... Dir fällt es ein. Romulaner, Aenar, Telepathie. Verdammt, wo ist bloß Nalik geblieben?!“, fragte sie sich eher rhetorisch. Dass ihr Nalik von dieser unbekannten Präsenz höchstwahrscheinlich ermordet wurde, war ihr bereits in den Sinn gekommen. Viel mehr erschrak sie, als sie hörte, was sie – nein ihr Körper – mit Doktor Cloyne besprach, wenn es überhaupt noch Doktor Cloyne war, was sie mittlerweile zutiefst bezweifelte.
„Es ist nicht leicht, aber wir haben bereits vier weitere unter uns“, meinte der vermeintliche Arzt, mit einem Lächeln, dass nichts gutes verhieß.
„Und wir haben einen guten Zufall erwischt!“, sprach Seeta, oder vielmehr das Wesen, dass ihren Körper übernommen hatte. „Dieser Körper gehört der Frau des Captains und sie ist die Chefingenieurin. Wer den Maschinenraum hat, hat das Schiff“, meinte das Wesen und zog sich während dessen Seetas Uniform an. Ob mit oder ohne Captain Anderssons Körper, sie waren nun in der Lage dieses Schiff zu übernehmen, ohne, dass es letzterer merkte.
„Nein! Das dürft ihr nicht!“, schrie Seeta verzweifelt und versuchte irgendwie ihren Körper doch noch zu bewegen. Doch es brachte nichts, bis ihr jemand in Gedanken mit einem Grollen entgegenblaffte: „RUHE!“
Die Aenar lief gerade den Korridor von Deck neun entlang, vorbei an der Kinder- und der Intensivstation. Doch sie wurde mit jedem Schritt, dem sie sich dem Behandlungsräumen näherte, langsamer. War es klug oder Thorheit, eigenmächtig zu handeln? Da wurde sie von hinten angesprochen.
„Commander?“, sprach man sie an. Mit einem Stocken drehte sie sich halbpanisch zu der Stimme um.
„Ah, Commander Ramirez“, begrüßte sie ihn irgendwie erleichtert, versuchte, ihm mit ihr ihren Augen in die seine zu schauen, was wie immer gründlich misslang und dieses Mal einen noch apathischeren Eindruck hinterließ, als sie ohnehin bereits war.
„Ich wollte gerade zur Krankenstation aber...“
„... der Captain hat sie dorthin beordert um sich untersuchen zu lassen“, unterbrach der Spanier die Aenar und bedeutete seinen zwei Sicherheitsoffizieren, einen Moment zu warten.
“Wir sind auf dem selben Weg. Doktor Cloyne soll isoliert werden, um Ihre Bedenken zu überprüfen.“
Elisheba zwang sich ein Lächeln auf die Lippen – hatte der Captain ihre wagen Andeutungen also doch ernst genommen, obwohl er sie nicht verstand.
„Und was ist mit Commander Yade...“, wollte die Aenar just fragen, als dieser zerberstende Schrei in ihrem Kopf erklang und sie zusammensacken ließ. Nur dank Ramirez Eingreifen konnte verhindert werden, dass sie wohlmöglich mit dem Kopf auf dem Boden aufschlug.
„Miss Krann! Ist alles in Ordnung?“
Mit schmerzverzehrtem Gesicht kämpfte sich die blashäutige Frau auf ihre Beine zurück. „Commander Yadeel, sie hat geschrieen!“, erklärte Elisheba.
Wiedereinmal eine Wage Erklärung – einem Nichttelepathen wird sie wohl bis zu ihrem Lebensende nicht die Telepathie erklärt haben, egal was sie tat.
„Sie hat ... ? Ich habe nichts gehört!“, meinte Ramirez, doch die Erste Offizierin ließ sich nicht beirren.
„Zur Krankenstation! Schnell!“, rief sie. Ohne zu wissen, was den vieren bevorstand, liefen sie los und kamen nach zwei Abbiegungen vor der Krankenstation an.
Sie gingen in Stellung, die Tür glitt zur Seite. Die Sicherheitsoffiziere stürmten, gefolgt von Ramirez und Krann, in die Station – in der Hoffnung sofort eine taktisch vorteilhafte Stellung einnehmen zu können.
„Meine Herren? Commander?“, begrüßte der vermeintliche stellvertretende Oberarzt die vier. Elisheba schaute sich schnell um, auch, wenn ihr Körper vor der bösen Erscheinung des Arztes erzitterte. Doch Seeta Yadeel fand sie nicht. Sollte sie nicht dort auf dem Bett liegen? Noch bevor Elisheba irgendetwas sagen konnte, hörte sie ein Zischen und kurz danach brach sie, gefolgt von den Sicherheitsoffizieren zusammen.
„Ensign Powel an Captain Andersson. Wir haben Doktor Cloyne in Gewahrsam genommen und ihre Frau ist hinter einem Kraftfeld in der Krankenstation. Sie ist kooperativ, aber ziemlich angenervt, Sir!“
„Danke Ensign ... warum meldet sich Mister Ramirez nicht?“, fragte Andersson nach.
„Er kümmert sich gerade um Miss Krann. Doktor Cloyne meinte, sie hätte irgendeinen andorianischen Virus. Danach war sie zusammengebrochen und Commander Ramirez kam ihr zu Hilfe.“
„Ah, dann ist gut“, meinte Captain Andersson noch und die Verbindung wurde wieder geschlossen.
„Wir müssen schneller werden, sie haben eine Ahnung von uns“, sprach kurz darauf Ensign Powel.
„Es läuft gut, bald besitzen wir den Maschinenraum“, meinte daraufhin das Wesen in Doktor Cloyne und schaute auf die drei liegen neben ihm. Dort lagen sie, zwei weitere potentielle Wirte: Lieutenant Commander Ramirez und Ensign Tanaka. Nur was er mit dieser Aenar machen sollte, wusste er nicht. Ihr Körper war für ihr Ziel nicht von Wert, aus irgendeinem Grund, konnte man nicht in ihren Geist eindringen.