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Revision as of 12:36, 17 June 2018
... Vater sein dagegen sehr (Teil 1)
Autor: Garrick Andersson
Autor: Seeta Yadeel
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"Ich nehme an, Sie haben die Erlaubnis Ihrer Frau eingeholt, bevor Sie den Scan begonnen haben, Kanzler?", ließ Benjamin Ebbersmann sich vernehmen. Seiner Miene war zu entnehmen, daß er einen anderen Eindruck hatte. Darven drehte sich mit Caressia in seinen Armen zu ihm herum. Auf seinem Gesicht stand etwas geschrieben, das man nur als Verwunderung deuten konnte. "Nein, natürlich nicht. Warum sollte ich auch? Immerhin ist sie meine Frau?", fragte er dann zurück. Dieses mal schaute Benjamin verwundert. "Ist es in Ihrem Volk nicht üblich, daß vor einem Scan um Erlaubnis gefragt wird?", wollte er dann wissen. Auf das Gesicht des Kanzlers legte sich ein leicht amüsierter Ausdruck. "Aber doch nicht, wenn es um die eigene Frau geht", gab er Auskunft. "Wie es mir scheint, sind Sie nur ungenügend über die Gepflogenheiten meines Volkes aufgeklärt worden. Diese Regelungen gelten nicht für die eigene Frau", erklärte er weiter. Garrick, der immer noch wortlos einen halben Schritt hinter dem Captain stand notierte gedanklich, daß Darven Caressia bereits zum zweiten Mal als seine Frau bezeichnete. Wenn man Dr. Silverdales Ausführungen Glauben schenken durfte, dann betrachtete er sie damit als schwächer als sich selber. Eine Denkweise, die ihm völlig fremd war, denn für ihn hatten grundsätzlich alle Wesen den selben Wert - was umso mehr für seine Partnerin gelten würde. Auf der anderen Seite hatten sich gerade eben Dr. Silverdales Ausführungen als nicht sonderlich akkurat erwiesen. Er fragte sich, welche Details sie noch vorenthalten hatte. Der weitere Gesprächsverlauf sollte ihn darüber aufklären. "Ich nehme an, daß sich Ihre ungefragten Scans auf ihre Partnerin beschränken", forderte Benjamin nun ein. Die Aussage schien Darven erneut zu amüsieren. "Nun, Captain, Sie können sicher sein, daß ich nicht durch das Schiff laufen werde und wahllos irgendwelche Personen scannen werden. Aber als der Kanzler entscheide ich, wer gescannt wird und wer nicht", erklärte er weiter. Ben entschied sich, das Thema zu vertagen, bis er sich in Ruhe mit seiner Nummer Eins hatte besprechen können. Da auch Caressia gerade das Bewußtsein zurückerlangte ging er statt weiter nachzufragen zum offiziellen Teil über. "Ich heiße Sie herzlich Willkommen an Bord der Katana und hoffe, dass es ihnen während ihres Aufenthalts gefällt“, brachte er in dem diplomatischsten Tonfall heraus, zu dem er fähig war. „Danke Captain“, bedankte sich der Kanzler. „Nun, da wir dem protokollarischen Teil des Ganzen hinter uns haben lassen Sie mich ihnen ihr Quartier zeigen. Bitte hier entlang, Kanzler", sagte er, und verließ dann als erster den Transporterraum. Kinan Skrell blieb als letzter zurück. Kopfschüttelnd stand er hinter seiner Transporterkonsole. Das hatte ihnen gerade noch gefehlt. Ein Typ, der in die Gedanken von anderen eindringen konnte und nur sich selber Rechenschaft ablegen mußte. Er fragte sich, was wohl seine Frau dazu sagen würde.
"Sie wollen doch wohl diesen Typen hier nicht frei rumlaufen lassen!", ereiferte Seeta Yadeel sich, während sie in das Büro des XOs stürmte. Andersson verdrehte die Augen leicht. Er hatte sich gefragt, wie lange es dauern würde, bis die Neuigkeiten sich durch das ganze Schiff verbreitet hatten und die streitbare Frau sich bei ihm beschweren würde. Den Bruchteil einer Sekunde fragte er sich, warum sie ihn dafür verantwortlich machte. Seine Aufmerksamkeit wurde jedoch gleich wieder auf sie gelenkt, weil sie gar nicht daran dachte, ihm Zeit für eine Erwiderung zu lassen. "Die Gedanken einer Person sind das privateste, was jemand nur haben kann. Darin hat niemand herumzulesen. Dagegen sind Wanzen im Schiff ja völlig harmlos", wetterte sie weiter. Garrick hob die Hände und meinte: "Ich bin auch nicht wirklich erfreut darüber", erklärte er. An dieser Stelle wäre jede andere Auseinandersetzung beendet gewesen, nicht jedoch die zwischen ihm und der renitenten Zanderianerin. Die Wogen schaukelten sich höher und höher, und als die Tür sich erneut öffnete und der Captain darin stand, hatte sich bei beiden die Lautstärke, in der sie sprachen bereits um einige Dezibel erhöht. Ein wenig verdattert folgt er der Unterhaltung eine Weile, dann räusperte er sich laut. Offensichtlich war sein Eintreten von dem beiden Streithähnen in keiner Weise zur Kenntnis genommen worden. Wie auf Kommando ruckten zwei Köpfe zu ihm herum und das blasse Gesicht der Zanderianerin errötete leicht. Es war ihr offensichtlich peinlich, daß ihr neuer Chef sie bei einer lautstarken Auseinandersetzung mit seiner rechten Hand erwischt hatte. Benjamin mußte schmunzeln. Er hatte bereits in Miss Yadeels Crewakte gelesen, daß sie ein reizbares Temperament hatte - aber eben auch eine herausragende Technikerin war. Und er konnte ihre Besorgnis sogar verstehen, denn auch er mochte es nicht sonderlich, daß es auf dem Schiff jemanden gab, der seine Gedanken lesen konnte. "Commander, ich kann Ihre Besorgnis verstehen. Aber wir haben Order erhalten, Kanzler Darvin nach Robentra IV zu fliegen und diesen Auftrag werden wir erledigen. Und zwar so schnell wie möglich. Dort wird der Kanzler mit seiner Delegation wieder von Bord gehen. Diese wenigen Tage werden Sie wohl damit leben müssen, daß er an Bord ist", erklärte er nun. Seeta nickte. Wie wahrscheinlich war es schon, daß der Kanzler den Wunsch verspürte den Maschinenraum zu besuchen? Vermutlich würde sie ihn während des ganzen Flugs nicht einmal zu Gesicht bekommen - und war damit vor ihm sicher. Die Chefingenieurin nickte den beiden Männern zu, dann drehte sie sich herum und verließ das Büro des XOs. Ebbersmann sah ihr kurz nach, dann schlenderte er hinüber zu Anderssons Schreibtisch und ließ sich davor in einem der beiden Besucherstühle nieder. Er hatte bereits Geodis Aufzeichnungen entnehmen können, daß XO und Chefingenieurin über ein gespanntes Verhältnis zueinander verfügten. Er hatte sich gefragt, was die frühere Captain damit hatte ausdrücken wollen. Nun hatte er einen Eindruck aus erster Hand bekommen. Er vermutete, daß die beiden sich vermutlich wie Hund und Katze benommen hätten, wenn er nicht dazugekommen wäre. Andersson folgte ihm an den Schreibtisch und ließ sich in seinem eigenen Stuhl nieder, dann seufzte er kurz. Er war so sicher gewesen, daß er mit Yadeel Fortschritte gemacht hatte, doch jetzt fragte er sich, ob das tatsächlich so war. "Sie sollten versuchen, ihr Verhältnis zu ihr zu stabilisieren", erklärte Ebbersmann. Garrick zog die Schultern hoch. "Es ist nicht so, als ob ich es nicht schon versucht hätte. Auf Arbeitsebene gibt es inzwischen auch kaum noch Probleme. Aber darüber hinaus..." Er ließ den Satz in der Luft hängen und hob die Schultern. "Versuchen Sie es weiter, Commander. Sie ist eine gute Chefingenieurin und ich möchte mich ungern nach einem Ersatz für sie umsehen müssen", machte Ebbersmann klar. Garrick nickte. So schwierig die Frau im Umgang für ihn sein mochte, so fachkundig war sie auch. Und sie hatte mit niemandem sonst derartige Schwierigkeiten. Es mußte doch möglich sein miteinander auszukommen. Benjamin erhob sich wieder. "Ich denke, wir verschieben die Diskussion über Kanzler Silverdale auf morgen früh, Commander. Melden Sie sich zu Beginn der Alpha-Schicht in meinem Bereitschaftsraum", ordnete er an. Garrick nickte und sah seinem Chef nach, wie er das kleine Büro verließ. Er brauchte ein bißchen Beruhigung. Vielleicht sollte er sein Holodeckprogramm in Anspruch nehmen.
Garrick hatte in der Zwischenzeit ziemlich schnell große Fortschritte bei der Renovierung des kleinen alten Shuttles gemacht und schon bald war es durchaus in der Lage gewesen, einen Kurzstreckenflug mit Impulskraft zu absolvieren. Als ihm Susan Bertram nun auch noch einen passenden Klasse-3-Warpkern organisieren konnte, stand sein Projekt schließlich kurz vor der Vollendung. Mit leichtem Bedauern hatte er jedoch zur Kenntnis nehmen müssen, dass die unangenehme Erfahrung beim Einbau der Impulsverteiler Seetas Interesse an dem kleinen Schiff nun völlig zerstört zu haben schien, denn die Chefingenieurin war seit jenem Abend nicht mehr im Hangar aufgetaucht und erkundigte sich auch nicht nach seinen Fortschritten, wenn sie über ihre Paradoxien diskutierten. Der XO trat nun in ihr Büro und bedeutete ihr gleich, Platz zu behalten. Er fing an: „Commander, Sie haben vielleicht schon gehört, dass meine ehemalige Stellvertreterin mir einen Warpkern für das Shuttle besorgt hat.“ Seeta nickte. „Ich habe mich gefragt, ob Sie mir beim Einbau behilflich sein würden?“ Nun wirkte sie überrascht: „Ich, Sir? Warum fragen Sie nicht Charlie? Mit ihm scheinen Sie doch recht gut zusammenzuarbeiten.“ Garrick wirkte ein wenig unbehaglich: „Ja, er ist ein guter Ingenieur, aber er hat nicht sehr viel Erfahrung mit Warpkernen, die größer sind als die der Spitfires. Und außerdem... Ich werde Ihren Hyperschraubenschlüssel benötigen.“ Die Zanderianerin seufzte. Einen Warpkern einzubauen war immer noch eine etwas diffizile Angelegenheit, gleichzeitig aber auch etwas ganz Besonderes. Es reizte sie schon, dabei mitzuhelfen. „Sie werden mir dabei wahrscheinlich unablässig auf die Finger schauen, oder, Sir?“, erkundigte sie sich. Garrick seufzte und kratzte sich am Kopf: „Ich weiß, dass wir oft unterschiedlicher Meinung sind, aber ich weiß auch, dass Sie eine gute Ingenieurin sind. Ich verspreche, dass ich mich bemühen werde, mich zurückzuhalten.“ Die Zanderianerin grinste leicht. „Haben Sie eigentlich schon einen Namen für das Shuttle? Jetzt, wo es fast fertig ist?“ Der Däne nickte und lächelte: „Ja, den habe ich. Ich werde es Erika nennen, nach meiner Schwester.“
„Andersson an Lieutenant Commander Yadeel!“ Seeta zuckte förmlich zusammen. Was konnte der Lulatsch nun wieder wollen? Sie holte tief Luft, bevor sie auf ihren Kommunikator klopfte und den Ruf erwiderte: „Hier Yadeel, Sir. Was kann ich für Sie tun?“ fragte sie so freundlich wie möglich. „Ich bin auf Holodeck 2 und hab hier ein Problem mit den vermaledeiten Bilderzeugern. Alles ist total verrauscht!“ Seeta war überrascht. Mr. Ich-weiß-über-Technik-sowieso-viel-besser-Bescheid bat ausgerechnet sie um Hilfe! Da musste doch irgendwas im Busch sein... Auf dem Holodeck bot sich ihr ein amüsanter Anblick. Der Erste Offizier – statt in Uniform in legerer Freizeitkleidung – kniete vor einer geöffneten Zugangsluke zu den Holodeckkontrollen und diverse Kleinteile lagen um ihn herum auf dem Boden verstreut. Er sah auf und hob gleich abwehrend die Hände: „Sagen Sie nichts! Ich hätte wissen müssen, dass die Holodecktechnologie eines Schiffes der Sovereign-Klasse nur bedingt mit der von Nova-Klasse-Schiffen vergleichbar ist...“ Da der Erste Offizier offenbar nicht an einer Auseinandersetzung mit ihr interessiert war und auch Seeta im Moment nicht wirklich Lust auf etwas Derartiges verspürte, verkniff sie sich jeden Kommentar, zückte nur ihren Tricorder und untersuchte das arg misshandelte Holodeck. Eigentlich hätte sie den XO ob des neuerlichen Eingriffs in ein Schiffssystem zusammenfalten mögen, doch der Gesichtsausdruck des tatsächlich bedröppelt dreinschauenden Menschens ließ ihre Verärgerung sich in Amusement verwandeln. Garrick hielt sich auffällig im Hintergrund, während die Chefingenieurin – mühsam ein Schmunzeln unterdrückend – mit geschickten Fingern die Einzelteile, wieder dorthin steckte, wo sie hin gehörten. Sie fragte sich ernsthaft, wie er mit seinen Pranken in die vergleichsweise kleine Öffnung gekommen war, denn sie hielt es für fast unmöglich, daß er ohne Werkzeug – und sie sah nirgendwo welches – nur mit einer Hand das ein oder andere Teil hatte entfernen können. Anschließend scannte sie das Ganze erneut und runzelte die Stirn: „Ich kann keine Fehlfunktion erkennen...“ Aus irgendeinem Grund verschluckte sie ihre Vermutung, dass die Projektionskammer problemlos funktioniert hätte, wenn Garrick nicht daran rumgefummelt hätte. „Probieren Sie Ihr Programm aus, Sir!“ forderte sie den Ersten Offizier stattdessen auf. „Wie Sie meinen“, gab sich dieser skeptisch, „Computer: Programm Andersson Alpha-3 ausführen!“ Der Computer piepte bestätigend und das gelbe Gittermuster verschwand. Es wurde von der perfekten Nachbildung einer sandigen Küste an einem schönen, nicht zu warmen Sommertag abgelöst. Ein paar Möwen kreisten in der Ferne und eine angenehme Brise wehte vom Meer landeinwärts. Seeta erhob sich langsam, legte ihren Kopf schräg und stemmte nachdrücklich die Hände in die Hüften. „Verrauscht, wie?“ Ihre Körpergröße täuschte zwar erfolgreich über die Wehrhaftigkeit der kleinen Zanderianerin hinweg, doch der XO würde nicht den Fehler machen, sie zu unterschätzen. Ein Teil von ihm stellte fest, dass sie richtig süß aussah, wenn sie ihn aus so entrüstet funkelnden Augen musterte. Garrick drehte sich einmal um die eigene Achse, wie um zu kontrollieren, ob nicht irgendwo doch eine Fehlfunktion zu erkennen sei. Dann runzelte er verwirrt die Stirn: „Ich schwöre Ihnen, als ich das Programm eben aufrief, war der Himmel rosa, die Sonne neongelb, das Meer braun und der Strand orange...!“ Die Chefingenieurin musterte den XO intensiv. Sein Gesicht zeigte ehrliche Verwunderung und es schien keinen Grund zu geben, weshalb er ihr eine Lüge auftischen sollte. „Möglicherweise war einer der Transtatoren etwas lose...“ lenkte Seeta schließlich ein. Garrick kratzte sich immer noch verwundert am Kopf: „Wäre möglich...“ stimmte er zu, dann zuckte er die Schultern: „Jedenfalls vielen Dank für Ihre Hilfe, Commander! Jetzt ist es wieder perfekt!“ Seeta klappte ihren Tricorder zu und griff nach ihrem Werkzeugkoffer, den sie jedoch überhaupt nicht benötigt hatte. Sie zögerte kurz. Dies war eindeutig kein tropischer Strand wie auf Kuba, aber trotzdem wirkte er angenehm vertraut. Sie blickte an ihm entlang und konnte außer dem Ersten Offizier niemand sonst entdecken. Sie fragte sich, was der Commander an diesem Ort wollte, denn auch wenn er Spaziergänge mit der Familie am Strand erwähnt hatte, hatte sie ihn bislang nicht so eingeschätzt, dass es ihn nach übermäßig viel Ruhe verlangte. Sie hätte sich an diesem Ort dagegen durchaus wohl fühlen können. Garrick bemerkte das Zögern der Zanderianerin und er erinnerte sich, dass sie dieser Landschaft möglicherweise nicht abgeneigt war. „Dies ist der Strand der Nordsee, nur ein paar Kilometer von meinem Geburtsort in Dänemark entfernt“, erklärte er. „Als Kind und Jugendlicher war ich oft hier. Wenn ich das Rauschen des Meeres hörte, wusste ich, dass ich zuhause war.“ Seeta nickte. Sie verstand, was er meinte. „Es ist wunderschön hier. Es erinnert mich an meine Heimat auf Kuba. Ist nur ein wenig kühler“, antwortete sie schmunzelnd. „Haben Sie Lust auf einen kleinen Strandspaziergang?“ bot Garrick ihr spontan an. Seeta zögerte: „Mein Dienst ist noch nicht beendet, Sir.“ – „Oh“, machte der Erste Offizier, der barfuß und in T-Shirt und Shorts doch etwas ungewohnt aussah, wie die Chefingenieurin nun feststellte. Er schaute sich nach allen Seiten um, bevor er ein wenig näher zu Seeta trat und verschwörerisch meinte: „Zufällig hab ich einen heißen Draht zu demjenigen, der die Dienstpläne aufstellt. Ich würde ihm nichts verraten, wenn Sie es auch nicht tun...“ Die Verblüffung der Zanderianerin wurde quasi greifbar. Sonst schien der Lulatsch an den Regeln und Vorschriften geradezu zu kleben und jetzt verleitete er sie dazu, ihren Dienst zu vernachlässigen? „Der Sand fühlt sich atemberaubend an...“ setzte er hinzu. Einfach mal blau zu machen war wirklich sehr verlockend. Und dann noch mit Erlaubnis des Stellvertreters des Captains... „Aber nur ein paar Minuten...“ leistete sie noch einen letzten Alibi-Widerstand, bevor sie sich in den Sand hockte und die Uniformstiefel und Socken auszog und sich ihre Hosenbeine ein wenig umkrempelte. Galant reichte Garrick ihr anschließend die Hand, um ihr wieder auf die Beine zu helfen. „Sie haben Recht, es fühlt sich wirklich toll an!“ bestätigte sie fröhlich, was Garrick ein kurzes Lächeln entlockte. „Prima!“ Er hielt noch immer ihre Hand, als sie schließlich die ersten Schritte am Strand entlanggingen. Als Seeta sich dieser Tatsache bewusst wurde, zog sie ihre Hand so schnell zurück, als habe sie sich verbrannt und lächelte verlegen. Garrick ließ sich nicht anmerken, ob es ihm vorher besser gefallen habe oder nicht. Stattdessen deutete er auf einige Gebäude, die sich hinter den Dünen abzeichneten. „Das sind die Ausläufer der Vororte meiner Geburtsstadt“, erläuterte er. „Glücklicherweise hat man darauf verzichtet, bis an den Strand zu bauen.“ Seeta nickte nur, noch immer etwas verlegen. „Normalerweise würde man hier an einem solchen Tag kein Bein an die Erde kriegen. Der Strand wäre überflutet mit Touristen“, fuhr Garrick fort. Die Zanderianerin hatte sich gefasst und nickte nun: „Ja, es gibt Gegenden auf Kuba, wo das nicht anders ist.“ Der Mensch schmunzelte: „Ein Hoch auf die moderne Holodecktechnologie. Ein Strand, nur für uns alleine – und ein paar Möwen. Ein weiterer Vorteil, den ich sehr zu schätzen gelernt habe, ist die Tatsache, dass man keinen Gedanken an den Rückweg zu verschwenden braucht.“ Seeta musterte den Ersten Offizier verwirrt: „Wie bitte?“ – „Naja“, erläuterte er, „an einem realen Strand beginnt man seinen Spaziergang so wie wir an einer bestimmten Stelle und muss wohl oder übel irgendwann umdrehen und zurückgehen. Das muss man immer im Hinterkopf haben. Hier befiehlt man dem Computer einfach, einem den Ausgang zu zeigen, egal, wie weit man gelaufen ist.“ Die Chefingenieurin schüttelte lachend den Kopf: „Also, darauf können auch nur Sie kommen!“ Garrick grinste und zuckte beiläufig die Schultern. Leider gab es an diesem Strand ansonsten nicht sehr viel Erwähnenswertes und er fürchtete schon, dass ihm nun der Gesprächsstoff ausgehen könnte. Doch Seeta taute offenbar auf – ahnte der XO doch nicht, dass sich hier für sie die unerwartete Chance ergab, doch noch etwas mehr über den Dänen herauszufinden, was ihr bei der Suche nach einer Partnerin für ihn behilflich sein konnte: „Ich hätte nicht gedacht, dass Sie ein solch... ruhiges Programm benutzen würden.“ Der Erste Offizier schmunzelte, erfreut, dass er offenbar ein komplexeres Individuum war, als Yadeel vermutet hatte. Aber er gestand: „Ich gebe zu, dass ich es nicht sehr häufig benutze. Es ist allerdings hervorragend geeignet, um nachzudenken und sich über gewisse Dinge klar zu werden.“ Er seufzte kurz und schluckte einmal, als unangenehme Erinnerungen erwachten. Seeta bemerkte den mühsam unterdrückten emotionalen Aufruhr des Menschen. „Alles in Ordnung?“ fragte sie. „Was? Ja, ja natürlich“, beeilte Garrick sich, zu versichern. Irgendwie stand ihm im Moment nicht der Sinn danach, die traurigen Ereignisse, die zu seiner Ernennung zum Ersten Offizier geführt hatten, Revue passieren zu lassen. Die Chefingenieurin ahnte, dass mehr dahinter steckte, ließ es aber dabei bewenden. Unwillkürlich schloß sie näher zu ihm auf, so daß ihre Schultern sich nun beim Gehen gelegentlich berührten. So waren sie schon eine ganze Weile über den Strand gewandert und hatten sich über ihre Familien, ihren Werdegang, über Freunde und Kameraden unterhalten, als Seeta plötzlich fragte: „Wie lange haben Sie das Holodeck eigentlich gebucht? Die normalen zwei Stunden müssen doch längst vorbei sein...“ – „Oh, ich habe etwas Zeit angespart...“ erwiderte Garrick ausweichend. „Aha...“ meinte Yadeel. Sie unterließ die Frage, ob er wirklich alleine so lange an diesem Strand entlanggewandert wäre, wenn sie ihn nicht begleitet hätte. Sie wunderte sich selbst darüber, dass sie die Antwort auf diese Frage fürchtete. Die Sonne versank nun blutrot hinter dem westlichen Horizont in der ruhig daliegenden Nordsee. Die beiden Offiziere hatten den Computer eine Decke erscheinen lassen (ein weiterer Vorteil der Holodecktechnologie, wie Garrick nicht umhin konnte, zu bemerken) und sich auf eben jene gesetzt, um das – wenn auch computergenerierte – Naturschauspiel schweigend zu bewundern. Gemäß den Programmparametern wurde es entsprechend kühler, als die Sonneneinstrahlung nachließ. Seeta fröstelte leicht. Garrick meinte: „Vielleicht sollten wir das Programm nun beenden? Es ist schon recht spät, vermute ich...“ Dem stimmte die Chefingenieurin seufzend zu und so verließen die beiden schließlich das Holodeck.
Zwei Tage später ertönte nachmittags der Türsummer von Garricks Quartier. Er hatte seine Schicht vor kurzem beendet und studierte nun ein paar Crewberichte. Lästige aber unvermeidliche Routine, so dass ihm eine Ablenkung davon gerade Recht kam. Wirklich konzentrieren konnte er sich sowieso nicht, da seine Gedanken immer wieder zu dem Nachmittag, den er mit Seeta am holographischen Nordseestrand verbracht hatte, abschweiften. Während ihres Strandspazierganges hatten sie sich erstaunlicherweise über alles Mögliche unterhalten – nur nicht über irgendwelche technischen Fragestellungen. Er hatte es zuvor nicht für möglich gehalten, mit der Chefingenieurin über etwas anderes als Warpfeldmechanik oder Heisenbergkompensatoren zu reden. Zu reden, wohlgemerkt, nicht etwa zu diskutieren oder gar zu streiten. „Herein!“ sagte Garrick nun. Die Tür glitt auf und Seeta trat ein. Der Erste Offizier war angemessen überrascht, doch ihm wurde klar, dass er die unerwartete Anwesenheit der Ingenieurin keinesfalls als unangenehm empfand. Ihre Zivilkleidung machte klar, daß es sich nicht um einen dienstlichen Besuch handelte. Er erhob er sich und begrüßte sie: „Kommen Sie herein, Seeta! Setzen Sie sich! Was kann ich für Sie tun?“ Die Zanderianerin blieb ein wenig unschlüssig stehen: „Ich möchte Sie nicht lange stören, Sir. Ich wollte fragen, ob Sie Zeit haben, sich etwas anzusehen.“ Garrick spitzte erstaunt die Ohren. Was wollte sie ihm wohl zeigen? Sie deutete auf den Korb, den sie an der Tür abgestellt hatte. Zu seiner eigenen Überraschung wurde ihm bewusst, dass ihm ein weiterer Strandspaziergang mit Yadeel irgendwie gefallen würde. Allerdings fragte er sich, was sie ihm zeigen wollte. So wiegte er den Kopf: „Ich habe nur die üblichen Berichte zu erledigen, nichts Wichtiges. Es... würde mir gefallen, Sie zu begleiten.“ Ein kurzes Lächeln huschte über das Gesicht der Chefingenieurin während sie meinte: „Sie sollten sich noch umziehen“, meinte sie, während sie auf seine Uniform deutete. Er nickte und so fanden sich die beiden wenig später erneut auf dem Holodeck wieder. Allerdings mußte er zu seiner Verwunderung feststellen, daß es sich bei dem gestarteten Programm nicht um seinen Nordseestrand handelte. Vielmehr fand er sich an einem tropischen Sandstrand mit Palmen wieder. „Kuba?“, fragte er. Seeta nickte. Sie hatte die vergangenen zwei Tage jede freie Minute daran gearbeitet, dieses Programm zu erstellen. Dazu hatte sie ein Standard-Programm aus den Schiffsdatenbanken mit Daten ihres Lieblingsstrandes ergänzt. Das Erstaunen des XOs wurde dadurch nicht unbedingt gemildert. Der mitgebrachte Korb enthielt einige zanderianische Spezialitäten aus dem Hause Yadeel, die Garrick neugierig probierte – und die erheblich einladender aussahen, als das Migas von neulich. Nach dem kleinen Imbiss legte er sich entspannt auf die Decke, die sich ebenfalls im Korb befunden hatte und ließ sich die holographische Sonne ins Gesicht scheinen, während Seeta mit angezogenen Beinen auf der Decke hockte. „Worüber haben Sie nachgedacht, wenn Sie am Strand waren?“ fragte sie nun. Sie wußte nichtmal genau, was sie zu der Frage veranlaßt hatte, aber irgendwie interessierte sie die Antwort. Garrick wölbte die Brauen. Also schön, sie wollte es unbedingt wissen. Was konnte es auch schaden, die Erlebnisse von damals noch einmal jemandem zu erzählen? Immerhin war schon eine geraume Zeit seither vergangen und Garrick hatte einen gewissen Abstand zu den Geschehnissen bekommen. Der Erste Offizier richtete sich wieder auf und nahm die gleiche Position wie sie auf der Decke ein. „Ich war oft hier, nachdem ich zum Ersten Offizier der Endeavour befördert worden war. Die Reparaturen am Schiff waren vorüber, wir flogen wieder durchs All und das Arbeitspensum war auf ein normales Maß zurückgegangen, anders, als in den Monaten direkt nach dem Angriff der Fremden auf das Schiff. Während ich vor Aufgaben und Verantwortung manchmal nicht mehr ein noch aus wusste, war mir kaum Zeit geblieben, mir Gedanken über die Ereignisse zu machen. Doch nun kam ich zur Ruhe und damit begann das Grübeln. Über die 57 Toten, die wir zu beklagen hatten, darüber, ob ich etwas hätte anders machen können. Waren die Entscheidungen, die ich getroffen hatte, richtig gewesen? Immerhin hatten diese zwar unser Schiff gerettet, aber das der Fremden vernichtet... Nicht unbedingt etwas, das ein Offizier der Sternenflotte tun sollte... Aber hauptsächlich versuchte ich, mit meiner Trauer um die vielen guten Freunde und Kameraden fertig zu werden.“ Die Offenheit, mit der Garrick ihr das erzählte, verblüffte Seeta. Aus irgendeinem völlig unverständlichen Grund schien der XO ein gewisses Vertrauen zu ihr gefasst zu haben. Eigentlich hatte sie ihn ein wenig weiter in Bezug auf seine Traumfrau aushorchen wollen, doch jetzt kam sie sich deswegen auf einmal ziemlich schäbig vor. Immerhin hatte er ihr gerade etwas sehr Privates anvertraut. Ihre Gefühle fuhren auf einmal Achterbahn. Wieso zum Teufel erschien es ihr auf einmal so wichtig, ihn nicht zu verletzen? Und warum hatte sie sich wirklich so sehr über ihre Idee, Garrick zu einem weiteren Strandausflug zu überreden, gefreut? Und schien nicht auch er über ihre Einladung nicht nur deshalb so erfreut zu sein, weil sie ihm die Gelegenheit gab, seinem Papierkram zu entfliehen? Seeta wurde klar, wie viel Zeit sie in den letzten Tagen und Wochen tatsächlich mit dem Lulatsch verbracht hatte. Sollte die passende Partnerin für ihn vielleicht...? Sie unterbrach diesen Gedanken schnell – zu ungeheuerlich erschien er ihr. Ein wenig zu abrupt stand sie von der Decke auf und ging hinunter zum Wasser. Sie stellte sich mit den Füßen in den Sand und grub die Zehen ein. Verwundert betrachtete der Däne ihren Rücken, den sie ihm nun in einigen Metern Entfernung zuwandte. Ruckartig drehte sie sich ihm wieder zu und stammelte: „Ich... ich... mir ist gerade eingefallen, dass ich noch... äh... im Maschinenraum läuft noch eine wichtige Systemdiagnose, die ich kontrollieren muss! Bitte entschuldigen Sie mich, Commander!“ Garrick war zu verblüfft, um irgendetwas erwidern zu können. Sprachlos starrte er der Zanderianerin nach, die fluchtartig vom Holodeck stürmte. Hatte er irgendetwas Falsches gesagt? So schlimm hatte er die Geschehnisse doch gar nicht geschildert! Völlig verwirrt schaute der XO stirnrunzelnd noch eine Weile auf die simulierte See hinaus, dann erhob er sich, nahm Decke und Picknickkorb und beendete das Programm. Kopfschüttelnd musterte er die beiden Gegenstände in seiner Hand. Nun, das gab ihm jedenfalls einen Grund, später mal bei Seeta vorbeizuschauen...
An diesem Abend stand Garrick – Picknickkorb und Decke in der Hand – vor Seetas Quartier. Die Tür glitt zischend auf und der Däne trat langsam ein. Sofort spürte er die höhere Temperatur, die in den Räumen der Zanderianerin oftmals herrschte. Er schätzte die Wärme auf knapp 30°C, bei einer angenehm geringen Luftfeuchtigkeit. Sollte das Gespräch mit der Chefingenieurin länger dauern, würde ihm wohl der Schweiß ausbrechen oder er musste eine Marscherleichterung vornehmen. Sternenflottenuniformen waren nun einmal auf die Standardumweltbedingungen der Raumschiffe und –stationen ausgelegt. Nachdem sich seine Augen an das gedämpfte Licht gewöhnt hatten, ließ er den Blick durch das Quartier schweifen. Er entdeckte Seeta, die auf einer Couch hockte. Sie trug ein bequemes leichtes Sommerkleid, dem es – offensichtlich gewollt – ganz und gar misslang, die Beine seiner Trägerin vor Blicken zu schützen. Garrick erlebte ein kurzes Deja-vú, als ihm erneut auffiel, dass die Beine dieser speziellen Trägerin sehr ansehnlich waren. Als der XO nun näher trat, machte Seeta Anstalten, sich zu erheben, doch Garrick hob sogleich abwinkend die Hand: „Bitte behalten Sie Platz, Commander“, sagte er etwas steif, und fuhr dann fort: „Ich wollte Ihnen nur den Korb und die Decke wieder zurückbringen.“ Die Zanderianerin nickte leicht: „Vielen Dank, Sir, aber das wäre nicht nötig gewesen. Sie hätten beides einfach in den Replikator geben können...“ Der Däne zog kurz eine Augenbraue hoch: „Oh, verstehe. Es hätte sich ja auch um Originale von Wert handeln können.“ Ein wenig unschlüssig schaute er sich kurz um, bevor er den Korb schließlich neben dem niedrigen Couchtisch abstellte. Dann schien er nach den richtigen Worten zu suchen und fügte an: „Ich dachte, ich erkundige mich einmal nach dem wirklichen Grund für Ihren überstürzten Aufbruch heute Nachmittag...“ Seetas Augen weiteten sich leicht und sie errötete. „Ich... äh... die Diagnose...“ stammelte sie, doch sie wurde vom Kopfschütteln des Ersten Offiziers unterbrochen. „Das, Miss Yadeel, können Sie jemand anderem erzählen, aber nicht mir“, meinte er freundlich. „Haben Sie mir etwa nachspioniert?“, fuhr die Zanderianerin hoch, woraufhin Garrick leicht die Stirn runzelte: „Nein, das war nicht nötig. Ich denke, ich kenne Sie inzwischen gut genug, um einschätzen zu können, wenn Sie nicht ganz aufrichtig sind“, entgegnete er mit immer noch ungebrochener Freundlichkeit. Jetzt hockte er sich vor ihr hin, nahm freundlich ihre Hände in seine und fuhr fort: „Ich mache mir ein wenig Sorgen, Miss Yadeel. Wenn wir uns... engagiert... über berufliche Dinge auseinandersetzen und womöglich auch keine Einigung erzielen oder unsere Streitgespräche führen, ist das eine Sache. Aber heute Nachmittag waren wir sozusagen privat auf dem Holodeck. Ich... würde es bedauern, sollte irgendetwas von dem, was ich sagte oder tat, Ihnen derartiges Unbehagen bereitet haben, dass sie sich zu jenem überstürzten Aufbruch gezwungen sahen.“ Aus seiner Stimme erklang echte Besorgnis und er musterte die Frau nun aufmerksam. Seeta war baff. Der Lulatsch machte sich tatsächlich Sorgen um ihr Wohlbefinden?! Anscheinend maß er ihren ständigen Auseinandersetzungen offenbar nur eine rein berufliche Bedeutung zu. Sollten der Offizier Andersson und der Mensch Garrick etwa zwei solch unterschiedliche Persönlichkeiten sein? Und was sollte sie ihm nun antworten? Immerhin konnte sie ihm wohl kaum die Wahrheit erzählen, dass sie die Streitgespräche und auch den Besuch im Holodeck nur hatte nutzen wollen, um ihn mit einer Frau zu verkuppeln, damit sie ihre Ruhe vor ihm habe. Sie holte nun tief Luft: „Sie waren sehr offen zu mir auf dem Holodeck. Etwas in der Art hatte ich nicht erwartet und es hat mich auf dem falschen Fuß erwischt“, erklärte sie dann. Garrick war sich nicht sicher, ob er diese Begründung vollständig verstand, aber er nickte trotzdem langsam: „Verstehe...“ – „Ich... halte es für besser, wenn wir keine weiteren Holodeckbesuche mehr unternehmen und unsere Treffen auf die fachlich notwendigen Besprechungen beschränken, Sir.“ Der Däne kniff kurz leicht die Augen zusammen, denn er wurde das Gefühl nicht los, dass hier mehr dahinter steckte. Doch er würde nicht insistieren. Er erhob sich und Seeta glaubte, in seiner Antwort einen Hauch Enttäuschung zu hören: „Nun, wie Sie meinen, Miss Yadeel. Sie wissen, dass Ihnen wie allen anderen Personen an Bord meine Tür immer offen steht, falls Sie mir etwas zu sagen haben?!“ Die Ingenieurin nickte leicht, worauf sich Garrick zur Tür begab, welche sich zischend vor ihm öffnete. Bevor er das Quartier verließ, zögerte er noch einmal und wandte sich der Frau zu: „Werden wir uns trotzdem über Kapitel 17 unterhalten?“ Seeta zögerte, dann meinte sie schließlich: „Wenn es Ihnen soviel bedeutet...“
Unschlüssig, wie er nun den Rest des Abends verbringen sollte, wanderte Garrick anschließend durch die Korridore der Katana. Normalerweise wäre die derzeitige Situation ein guter Kandidat für einen Besuch des Nordseestrandes gewesen, aber irgendwie war dieses Programm nun zu sehr mit der Zanderianerin verquickt. So suchte der Däne den Hydroponischen Garten auf, wo er auf Eleyne Maddigan traf. „Guten Abend, Commander!“ begrüßte ihn die Frau des Schiffsarztes freundlich. „Guten Abend, Mrs. Maddigan“, erwiderte der XO. „Wollen Sie sich nach dem Befinden der von Ihnen gepflanzten Blumen erkundigen?“ fragte Eleyne nun, worauf Garrick überrascht die Brauen hob: „Ich hatte vermutet, Sie hätten die armen Pflanzen gleich neu gesetzt, damit sie überhaupt überleben?!“ – „Iwo, dazu bestand kein Grund. Sehen Sie selbst!“, forderte sie ihn auf und gemeinsam gingen sie zu dem betreffenden Beet. Die Setzlinge hatten sich in der Tat zu wunderschönen Blumen entwickelt – auch wenn jene, die Seeta gepflanzt hatte, ein Stückchen größer und auch etwas buschiger waren, als die anderen Exemplare, die in den zweifelhaften Genuss von Garricks gärtnerischem Können gekommen waren und entsprechend hart ums Überleben hatten kämpfen müssen. Der Däne war angemessen beeindruckt: „In der Tat, sie leben noch...“ Eleyne lachte: „Naja, manchmal muss man den Dingen einfach ihren Lauf lassen und dann regelt sich alles ganz von selber.“ Der XO warf ihr einen weiteren überraschten Blick zu, dann seufzte er: „Gilt das nur für Blumen oder auch für zwischenmenschliche Beziehungen?“ Nun schaute auch Eleyne kurz ein wenig erstaunt drein, bevor sie erwiderte: „Das hängt wohl immer auch von den Umständen ab.“ Sie zögerte kurz, bevor sie sich erkundigte: „Ich vermute, Sie sprechen von sich und Commander Yadeel?!“ Der XO seufzte erneut und nickte matt. Es war nicht weiter verwunderlich, dass Seeta und er noch immer ein schiffsweites Gesprächsthema darstellten. „Ich werde aus dieser Frau nicht schlau“, meinte er dann, „einmal erweckt sie den Eindruck, als würde sie mich am liebsten schön langsam zu Tode foltern, dann wieder ist sie die Freundlichkeit in Person. Ich habe sogar festgestellt, dass man sich mit ihr vernünftig unterhalten kann und gehofft, dass sich die Lage zwischen uns nun etwas entspannen und normalisieren würde. Doch heute Nachmittag ist sie plötzlich einfach aufgesprungen und weggerannt! Sie meinte, ich sei zu offen zu ihr gewesen. Keine Ahnung, was das nun wieder bedeuten soll. Ein so furchtbar unberechenbares Gemüt ist mir wirklich noch nicht untergekommen. Und offenbar alles nur, weil ich damals nur mal schnell einen harmlosen Blick auf eine Maschinenraumkonsole geworfen habe. Ich glaube, das wird sie mir nie verzeihen – egal, was ich auch tue.“ Eleyne hatte sich die Worte, die einfach so aus dem Ersten Offizier herausgesprudelt waren, schweigend angehört. Jetzt meinte sie: „Immerhin ist der Maschinenraum ihr Revier. Da müssen wohl auch Sie nach ihrer Nase tanzen!“ Garrick blickte zuerst etwas entrüstet, doch dann lenkte er ein: „Vielleicht haben Sie da sogar Recht. Trotzdem entschuldigt das nicht ihr sonstiges Verhalten. Sie ist frech, respektlos und manchmal geradezu beratungsresistent! Ich bemühe mich zwar immer, möglichst ruhig bei ihr zu bleiben, aber nicht mehr lange und sie bringt selbst mich zur Weißglut!“ Eleyne kniff kurz die Augen zusammen und musterte den Dänen durchdringend. Dann stellte sie fest: „Sie sind in unsere Chefingenieurin verliebt, Commander!“ Garrick fielen fast die Augen aus dem Kopf: „Wie bitte?!“ Die Frau schmunzelte leicht und verschränkte die Arme vor der Brust: „Das merkt doch sogar ein Vulkanier! Jetzt wird mir auch klar, warum Sie diese wöchentlichen Streitgespräche mit ihr führen. Sie wollen einfach nur Zeit mit ihr verbringen! Und waren Sie nicht neulich mit ihr eine ganze Weile – man munkelt etwas von sechseinhalb Stunden – im Holodeck?“ Der Däne schüttelte energisch den Kopf: „Fünfeinhalb! Und mit Verlaub, das ist absoluter Unsinn! Niemand sonst an Bord wäre für die Streitgespräche qualifizierter, als Commander Yadeel. Und ich mag nun einmal diese Art der fachlichen Diskussion. Und das auf dem Holodeck war... hat sich einfach so ergeben...!“ – „Sicher...“ Eleyne sah ihn herablassend an, „deswegen mussten Sie beide es auch heute unbedingt wiederholen...“ – „Das war nicht meine Idee! See... Commander Yadeel ist zu mir gekommen!“ – „Oh, das ist dann natürlich ganz etwas anderes. Immerhin hätten Sie die Einladung ja ausschlagen können, wenn Ihnen ihre Gegenwart so unerträglich ist.“ Garrick klappte kurz den Mund auf und zu: „Sind Sie scharf auf den Posten als Counselor?“ grummelte er, woraufhin Eleyne lachte: „Nein, nicht wirklich. Aber ich habe meine fünf Sinne beisammen. Und Sie kennen doch sicher auch die Sprichworte von den Gegensätzen, die sich anziehen und den sich gegenseitig neckenden Liebenden?“ Der Däne rollte mit den Augen und knurrte: „Das ist völlig absurd. Absolut unmöglich! Dieser Dampf... diese... Person ist überhaupt nicht mein Typ!“ Eleyne wiegte langsam den Kopf: „Wie Sie meinen, Commander“, meinte sie schlicht und ergänzte: „Und weil sie Ihnen überhaupt nichts bedeutet, sind Sie vermutlich im Moment so voll der überschäumenden Freude!“ Der XO gab sich geschlagen: „Naja, es ist nicht so, als wären die Stunden auf dem Holodeck übel gewesen...“
Die Alpha-Schicht war bereits zur Hälfte ereignislos verstrichen. Die Katana zog mit Warp 7 ihre Bahn durchs All und bislang deutete nichts auf irgendeine Art von Abwechslung hin. Die Crew genoss die Atempause, die ihr die Flotte mit diesem einfachen Transportauftrag zugedacht hatte. „Captain, die Sensoren orten ein kleines Schiff in ungefähr drei Lichtjahren Entfernung“, meldete Marina DeSoto von der Ops. „Sieht aus, wie ein kleines Shuttle. Und es scheint beschädigt zu sein.“ Benjamin richtete sich etwas auf: „Können Sie die Herkunft bestimmen?“ Marina schüttelte den Kopf: „Nein, es entspricht keiner bekannten Konfiguration. Allerdings ist es soeben auf Abfangkurs gegangen.“ Der Captain tauschte einen Blick mit seinem XO, woraufhin Garrick sagte: „Taktische Analyse, Mr. Ramirez?“ Der Spanier überprüfte kurz seine Anzeigen, dann meldete er: „Das Schiff stellt für die Katana keine offensichtliche Bedrohung dar. Kaum Waffensysteme, relativ geringes Defensivpotential. Allerdings sieht es so aus, als sei es in Waffenfeuer geraten...“ Der Captain horchte auf: „Irgendwelche anderen Schiffe in der Nähe?“ Sowohl Ramirez als auch DeSoto verneinten. „Ich empfehle, trotzdem Alarm Gelb zu geben, Captain. Vielleicht gibt es getarnte Angreifer? Und wir wissen nicht, wer sich an Bord befindet“, gab Garrick zu bedenken. Benjamin nickte kurz, und wenig später wiesen die blinkenden Indikatoren auf den geänderten Alarmzustand der Katana hin.
Kurz darauf schwebte das kleine fremde Shuttle vor der Katana im All. Deutlich waren Spuren eines Gefechtes auf der Außenhülle zu erkennen. „Ihr Kommunikationssystem weist Schäden auf. Möglicherweise können wir keine Verbindung herstellen. Ich orte zwei unbekannte Lebensformen an Bord“, berichtete DeSoto. „Öffnen Sie die Grußfrequenzen; wir probieren es einfach mal...“ erhob sich Captain Ebbersmann. Dann fuhr er fort: „Hier spricht Captain Ebbersmann vom Föderationsraumschiff USS Katana. Bitte identifizieren Sie sich! Benötigen Sie Unterstützung?“ Zunächst rauschte es nur etwas aus den Lautsprechern des externen Komsystems, dann drangen blubbernde Geräusche an die Ohren der Brückencrew, bis der Universaltranslator eine brauchbare Übersetzungsmatrix geschaffen hatte. „Wir brauchen Hilfe. Meine Frau...“ Der Rest ging in Rauschen unter, dann: „... Lebenserhaltung auf kritischem Niveau...“ Marina nickte bestätigend, ihre Sensoren zeigten etwas Derartiges an. „Nun gut, wir holen das Schiff mit einem Traktorstrahl in den Shuttlehangar. XO, schauen Sie nach, um wen es sich bei unseren Gästen handelt!“ Garrick nickte, bevor er Lieutenant Commander Ramirez bedeutete, ihn zu begleiten. Dann klopfte er auf seinen Kommunikator: „Andersson an Yadeel: Treffen Sie uns vor dem Shuttlehangar. Wir nehmen ein fremdes Schiff an Bord und ich möchte wissen, womit genau wir es zu tun haben!“
Wenig später standen die drei Offiziere sowie vier Mitglieder eines Sicherheitsteams, die Ramirez für alle Fälle herbeigeordert hatte, im Hangar und sahen zu, wie das lädierte fremde Schiffchen mittels Traktorstrahlen auf dem Boden aufsetzte. Nur Augenblicke später öffnete sich langsam auf jeder Längsseite je eine Zugangsluke. „Nun, dann schauen wir doch mal...“ zuckte Garrick die Schultern und trat näher. Ein einem Tintenfisch nicht unähnlicher Alien schleimte durch die Luke in den Hangar. Er wirkte ziemlich aufgeregt und redete sofort drauf los: „Oh, danke, danke, dass Sie uns an Bord genommen haben! Unsere Lebenserhaltung hätte nicht mehr lange funktioniert, und unser Schiff ist ja sowieso in einem beklagenswerten Zustand! Und meine Frau...!“ – „Ich bin Commander Andersson“, unterbrach der XO den Redeschwall zunächst, und spähte dann durch die Luke in das Innere des kleinen Schiffes. Dort entdeckte er das passende weibliche Gegenstück zu dem Kopffüßler – zumindest nahm er an, dass es sich um die Frau des Gastes handelte, denn offensichtliche anatomische Unterschiede schien es zwischen den beiden Geschlechtern dieser Spezies nicht zu geben. „Was fehlt ihr denn?“ fragte Garrick nun nach, denn obwohl diese Wesen ihm völlig fremd waren, erkannte er doch große Schmerzen in den dunklen Augen der Frau. „Oh, sie ist schwanger und ich glaube, es ist soweit!“ Der Erste Offizier riss die Augen auf, dann beeilte er sich, auf seinen Kommunikator zu klopfen: „Dr. Maddigan, melden Sie sich mit einem Geburtshilfeteam im Shuttlehangar!“ Jetzt schien die Alien-Frau auf den Offizier aufmerksam zu werden. Offenbar von einer Wehe geschüttelt, schrie sie auf – und schlang zwei ihrer Tentakel um den konsternierten Dänen. „Wowho... Ma’am, das ist...“ brachte dieser noch hervor, bevor die Kopffüßlerin ihn blitzschnell zu sich in das Shuttle zog. Übergangslos griffen Manoel und seine Leute nach ihren Waffen. Der werdende Vater erkannte offenbar den Zweck der kleinen Geräte, welche die Sicherheitsleute zogen, und so begann er, noch nervöser als zuvor herumzuzappeln. Seeta hob jedoch schnell die Hände: „Hey, nicht schießen! Sie bekommt doch bloß ein Baby!“ rief sie laut über das allgemeine Getöse aus dem heftig schaukelnden Shuttle. Die Sicherheitsoffiziere blickten etwas unschlüssig in Manoels Richtung, bis dieser schließlich zustimmend nickte, während sich die Chefingenieurin an ihren Gast wandte und sich erkundigte: „Läuft das immer so ab, wenn eine Frau Ihrer Spezies ein Kind zur Welt bringt?“ Der Kopffüßler machte eine Geste, die von der Zanderianerin völlig zu Recht als das Äquivalent eines Schulterzuckens gedeutet wurde. „Normalerweise bringen unsere Frauen die Kinder in den Geburtstümpeln zur Welt. Es ist mein erstes Kind, wissen Sie.“ Während dieser Erläuterungen war Garrick – immer noch in diverse Tentakel gehüllt – aus der gegenüberliegenden Shuttleluke geschleudert und wild in der Luft hin und her gewirbelt worden, bis er wieder im Shuttle verschwand und ein „Ma’am, also, so geht das aber nicht...“ vernehmen ließ. Seeta ignorierte das großzügig und machte dann einen beiläufigen Schritt zur Seite, als der XO nun aus der diesseitigen Luke geflogen kam, und über das Shuttle gehoben wurde. „Autsch! Ah! Aua! Argh! Autsch!“ Fünfmal donnerte Garrick auf das Dach des kleinen Schiffes, bevor er zum dritten Mal in dessen Innerem verschwand. Auf den Mienen der Sicherheitsleute zeichnete sich erste Skepsis ab, ob die Entscheidung, nicht einzugreifen, wohl korrekt sei. „Ma’am, ich muss schon sagen...“ ertönte jetzt die Stimme des XO, „sie machen es einem aber nicht leicht! Argh...!“ Mit einem letzten infernalischen Schrei der weiblichen Kopffüßlerin wurde der Däne schließlich rückwärts aus dem Schiff geschleudert, landete auf seinem Hinterteil und rutschte – eine Schleimspur hinter sich her ziehend – noch einige Meter weiter. In seinen Armen hielt er nun ein kleines Exemplar jener Spezies. „Oh!“ frohlockte der Vater selbigen Exemplars, und eilte zum erschöpften XO, „ein Mädchen!“ Garrick hielt das zappelnde kleine Bündel, das ihn aus großen schwarzen Augen aufmerksam musterte, behutsam in den Armen. Die Erinnerung, wie er als Zehnjähriger das erste Mal seine kleine Schwester gehalten hatte, wurde wieder lebendig. In diesem Augenblick eilte Dr. Maddigan mit seinem Team in den Hangar. „Ah, Doktor“, begrüßte ihn der XO, „ich darf die Geburt der Tochter dieses Gentleman hier verkünden! Meinen Glückwunsch, Mr...?“ – „Hamir! Vielen Dank, äh, Commander!“ Stolz zeigte sich auf dem Gesicht des Besuchers. Nun untersuchte Winnie die Neugeborene kurz mit seinem Tricorder. „Nun, da mir jegliches Referenzmaterial fehlt... Es sieht so aus, als sei Ihre Tochter bei guter Gesundheit, zumindest wirkt keiner der Werte besorgniserregend. Allerdings...“ Der Doktor brach ab, denn die Warnung wäre zu spät gekommen. Ein kleiner Schwall Fruchtwasser ergoss sich aus dem Mund des Babies auf die Uniform des XO. Dieser grinste jedoch strahlend: „Wissen Sie, Doc, aus diesem Grund bin ich der Sternenflotte beigetreten!“ Dann reichte er die Tochter an deren Vater weiter und rappelte sich wieder auf. „Sind Sie ok, Commander?“ erkundigte sich der Schiffsarzt, dem die etwas angestrengten Bewegungen des Dänen nicht verborgen blieben. „Jaja, mir fehlt nichts. Schauen Sie sich lieber die Mutter an, Doc!“ deutete der XO jedoch auf das Shuttle. „Nun, ich möchte Sie trotzdem in der Krankenstation sehen – nachdem Sie sich frisch gemacht haben, Sir“, entgegnete Winnie. „Brücke an Andersson: Commander, was geht da unten vor?“ erscholl die Stimme des Captain aus dem Kommunikator. Garrick erwiderte den Ruf: „Alles unter Kontrolle, Captain. Wir haben das Schiff der Fremden problemlos an Bord nehmen können. Ein Mann und eine Frau einer fremden Spezies befanden sich an Bord. Die Niederkunft der Frau stand unmittelbar bevor, weshalb es kurzzeitig etwas hektisch wurde. Ich berichte Ihnen ausführlich, nachdem ich mich ein wenig frisch gemacht habe, Captain.“
Hamir hatte mit seiner Frau Hatira und der neugeborenen Tochter ein Gästequartier an Bord der Katana bezogen. Nun statteten Benjamin und Garrick der jungen Familie einen Besuch ab. „Meinen Glückwunsch zur Geburt Ihrer Tochter!“ sagte der Captain und fuhr fort: „Doktor Maddigan sagte mir, dass es Ihnen allen gut geht!?“ – „Ja“, erwiderte Hatira, die nur noch ein wenig geschwächt von den Strapazen der Geburt wirkte, „Commander Andersson war eine große Hilfe!“ Der XO zuckte kurz die Schultern und winkte ab. „Ach, das war doch gar nichts...“ – „Möchten Sie die Kleine sehen, Captain?“ fragten die stolzen Eltern nun unisono. Benjamin lächelte: „Ja, gerne.“ „Nun, also eigentlich geht es mich nichts an, aber vielleicht gestatten Sie mir die Frage, was Sie so weit ab von jeder bewohnten Welt mit einem beschädigten Shuttle gemacht haben?“ erkundigte sich der Captain wenig später, nachdem Garrick und er selbst mit den beiden Gästen Platz genommen hatten. Die beiden tauschten einen verlegenen Blick, dann erklärte Hamir: „Wir stammen von Kolia. Und wir sind auf der Flucht.“ Garrick zog eine Augenbraue hoch: „Auf der Flucht? Wovor?“ Hatira fuhr nun fort: „Mein Mann, Hamir, ist der Sohn des Regenten von Kolia. Wir zwei haben vor vier Monaten geheiratet und befanden uns gerade auf der Hochzeitsreise, als auf der Heimatwelt eine Rebellion ausbrach. Nach allem, was wir wissen, haben die Rebellen jedes Mitglied der Herrscherfamilie, dessen sie habhaft werden konnten, getötet. Wir selbst entgingen nur knapp der Vernichtung...“ – „Ich verstehe...“ erwiderte der Captain langsam, „ich muss Ihnen mitteilen, dass ich mich an eine strenge Richtlinie zu halten habe, die mir verbietet, bei planeteninternen Konflikten Partei zu ergreifen.“ Hamir nickte: „Nun, Captain, sobald Hatira und Garrick ein wenig zu Kräften gekommen sind, werden wir unseren Flug fortsetzen. Wir hoffen, dass wir irgendwo eine geeignete Welt finden werden, die uns aufnimmt.“ Der XO hätte sich um ein Haar verschluckt. Offensichtlich hatten die Eltern sich entschlossen ihr Kind nach ihm zu benennen. Anscheinend war ihnen aber nicht klar, daß es sich bei ihm um ein männliches Exemplar seiner Spezies handelte. Auch Ben konnte sich ein Schmunzeln kaum verkneifen. Beide Offiziere sahen jedoch davon ab, die frischgebackenen Eltern auf den Umstand, daß sie ihrer Tochter einen männlichen Vornamen gegeben hatten, hinzuweisen. Vermutlich würde niemand im kolianischen Volk darauf aufmerksam werden. Benjamin nickte knapp, bevor er sich erhob. Er verabschiedete sich mit den Worten: „Ich wünsche Ihnen das allerbeste. Wir sehen zu, daß wir ihr Shuttle reparieren, mehr können wir für Sie leider nicht tun.“ Damit verließ er das Gästequartier gemeinsam mit seinem XO.