Difference between revisions of "Katana:Log 182"
m (1 revision imported) |
|||
Line 1: | Line 1: | ||
− | {{Logbuch | + | {{Logbuch |
| Log = 182 | | Log = 182 |
Latest revision as of 20:52, 14 August 2018
Geburtsstunde
Autor: Seeta Yadeel
Autor: Garrick Andersson
"Laß das!", ertönte die Stimme Alexandra Blacks. Ihr Tonfall war bestimmt, fast befehlend und duldete definitv keinen Widerspruch. Seeta Yadeel richtete sich mühsam auf, drehte sich zu Alex herum und hob ihre rechte Augenbraue. Alex hatte die Arme übereinandergeschlagen und tappte mit dem Fuß auf dem Boden. Als Antwort hob sie ebenfalls eine ihrer Augenbrauen an, allerdings die linke.
Sie kam die paar Meter von der Tür zum Kinderzimmer herüber und schob die kleinere Frau energisch zur Seite. "Ich verstehe sowieso nicht, wieso ausgerechnet zwei so technikverliebte Personen wie ihr beide das alles von Hand rumtragen wollt", grummelte sie und hob dann den Karton an, der ihrer Meinung nach viel zu schwer für die hochschwangere Frau war. Die gluckste. "Keine Ahnung. Irgendwie fühlt es sich sonst nicht wie ein Umzug an", erklärte sie wenig logisch. Alex schnaubte und wuchtete dann den Karton, der Teile des Babybettchens enthielt hinüber ins Kinderzimmer. Sie legte ihn auf dem Boden ab und beeilte sich, wieder hinüber in den Wohnbereich zu gelangen, ehe die unvernünftige Frau, mit der sie sich seitdem sie an Bord gekommen war angefreundet hatte versuchte den nächsten schweren Karton zu heben. "Ey, Dir gehts wohl zu gut!", hörte sie, während sie bereits in den Wohnbereich kam, wo Seeta, wie nicht anders zu erwarten bereits über das nächste Paket gebeugt stand. Diesmal kam der Rüffel von ihrem Lebensgefährten, der gerade rechtzeitig mit einem weiteren Karton hereingekommen war, um seine Freundin zu tadeln.
Seeta sah auf, ohne sich aufzurichten und faßte sich dann scharf einatmend an die derzeit voluminöse Leibesmitte. "Schatz?", fragte Garrick besorgt, während er ins Zimmer trat, um den Karton abzusetzen. Augenblicke später war er neben seiner Freundin und half ihr hoch. Sie setzte ein etwas verzerrt wirkendes Lächeln auf und meinte: "So, wie es aussieht, werden wir das Babybett später aufbauen müssen." Garrick sah sie mit großen Augen an. "Was soll das denn nun heißen?", fragte er an. Sie verdrehte die Augen und meinte dann: "Was soll das schon heißen, du dummer Lulatsch? Unser Kind will auf die Welt!" Auf sein Gesicht trat so etwas wie Panik. "Aber das Zimmer ist noch nicht fertig!", sagte er wenig intelligent. Nun verdrehte Alex die Augen. Ein typischer Fall von väterlicher Panik bei der anstehenden Geburt. Sie schob die beiden Richtung Tür und meinte: "Dann ab in die Krankenstation. Ich baue derweil das Babybett auf."
Zögerlich setze Garrick sich in Bewegung, dann blieb er verwirrt stehen. "Aber jemand muß den Doktor auf die Krankenstation rufen", meinte er. Alex nickte verstehend. "Ich mach das sofort. Und nun los", sagte sie, ihn wieder sanft gemeinsam mit ihr Richtung Ausgang schiebend.
Als sich die Tür hinter den beiden geschlossen hatte konnte sie sich ein Grinsen nicht verkneifen. Wer hätte gedacht, daß der sonst so abgeklärte XO bei der anstehenden Geburt so aus der Rolle fallen würde. Dann aktivierte sie ihren Kommunikator, noch immer grinsend. "Black an Dr. Maddigan. Commander Yadeel und Commander Andersson sind auf dem Weg in die Krankenstation. Das Baby kommt", erklärte sie. Eine kurze Bestätigung später wurde der Kanal wieder geschlossen. Immer noch grinsend ging sie hinüber ins Schlafzimmer und öffnete das erste Paket des Babybettchens, das zu ihrem Entsetzen einen ganzen Haufen Einzelteile enthielt. Nach und nach rutschte ihr das Grinsen vom Gesicht. Warum, um Himmels Willen war sie nur auf die Idee gekommen, sie könne das Babybett zusammenbauen? Sie war ein Kind des 24. Jahrhunderts und hatte keinerlei Ahnung, wie man etwas baute. Dann huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. Sie aktivierte ihren Kommunikator. "Black an de Boer", verlangte sie. Bereits Augeblicke später hörte sie den Holländer. "De Boer hier", antwortete er. "Ähm, ich habe da etwas, das ich gerne mit Ihnen besprechen würde, Mr. de Boer. Können Sie mich im Quartier von Commander Andersson und Commander Yadeel treffen?", fragte sie. Ein kurzes Zögern war zu hören, das vermutlich daher rührte, daß er sich fragte, wieso sie ihn ausgerechnet im Quartier der beiden Commanders sprechen wollte. "Ich komme sofort", war dann seine Antwort zu vernehmen, danach wurde die Verbindung beendet.
Mürrisch stapfte Garrick ins Diners. Er verlangsamte nur kurz seinen Schritt, um einen freien Tisch an einem der Fenster auszumachen, bevor er zielstrebig auf diesen zu ging und sich verärgert auf einen Stuhl fallen ließ. Den Kellner, der pflichtschuldigst herbeigeeilt war, um eine mögliche Bestellung des XO aufzunehmen, verscheuchte er mit einer rüden abwinkenden Handbewegung, bevor er dumpf vor sich hin brütend wieder aus dem Fenster auf den Ausschnitt der Oberfläche von Gemini starrte, die von der derzeitigen Position im Orbit sichtbar war.
„Was ist denn in den gefahren?“ raunte Lew Sulik Mark DeBoer zu. Die beiden Piloten saßen ein paar Tische entfernt und hatten den Ersten Offizier in die Bar rauschen sehen. „Hast Du es etwa noch nicht mitbekommen?“ gab sich Mark erstaunt. „Dabei pfeifen es doch schon längst die Spatzen von allen Dächern, dass Seeta seit heut morgen in der Krankenstation liegt, weil wohl die Wehen eingesetzt haben.“ Ein verstehendes Grinsen legte sich auf Lews Gesicht. „Oh, das scheint unseren hartgesottenen XO dann ja wohl mehr mitzunehmen, als wir dachten.“ Er machte eine auffordernde Kopfbewegung in Richtung des Dänen. Mark verstand, und die beiden Männer erhoben sich und traten an den Tisch des Commanders. „Dürfen wir Ihnen Gesellschaft leisten, Sir?“ erkundigte sich Lew förmlich. Garrick blickte auf und war drauf und dran, die beiden Piloten ähnlich grob zurückzuweisen, wie zuvor den unschuldigen Kellner. Doch dann seufzte er resigniert und deutete auf die übrigen Stühle am Tisch. „Gerne. Setzen Sie sich!“
Zunächst starrten die drei Männer dann gemeinsam schweigend in die Sterne, bis Mark nach einer Weile den ersten Vorstoß wagte: „Wie geht es Commander Yadeel, Sir?“ Garrick schnaubte leicht und murrte: „Wenn ich das wüsste. Was sich dieser Arzt auch herausnimmt!“ ereiferte er sich und ergänzte: „Droht der mir doch tatsächlich damit, mich von der Sicherheit von der Krankenstation entfernen zu lassen!“ Lew und Mark tauschten einen überraschten Blick. „Dabei hab ich ihn nur gefragt, ob er Seeta nicht ein stärkeres Schmerzmittel geben könne? Und überhaupt, ob das denn normal sei, dass es offenbar derartig schmerzhaft zuginge?“ Der Däne machte eine kurze Pause, bevor er dann – etwas kleinlaut, wie es schien – hinzufügte: „Gut, ich gebe zu, ich hätte ihn vielleicht nicht auch noch fragen sollen, wie oft er so etwas überhaupt schon gemacht habe.“ Die beiden Piloten versuchten vergeblich, ein Grinsen zu unterdrücken. „Nun ja, Sir...“ hob Mark an, doch Garrick winkte ab: „Ja, ich weiß ja, ich habe wohl überreagiert. Aber hey, schließlich werde ich zum ersten Mal Vater!“ Er brummelte noch etwas vor sich hin, bevor er meinte: „Soll er doch froh sein, dass ich ihm nicht ohnmächtig geworden bin...“ Lew nickte: „Das stimmt, obwohl Sie sich da sicher in bester Gesellschaft befunden hätten, Commander.“ Garrick seufzte: „Jetzt liegt sie da schon seit fast zehn Stunden! Das ist doch nicht normal...! Oder?“ Mark warf Lew einen unsicheren Blick zu: „Ich weiß nicht? Wie lang kann so etwas dauern? Bei meiner Schwester Sara hat es damals auch etwa zehn Stunden gedauert, bis sie auf der Welt war.“ Der Däne warf dem Piloten einen neugierigen Blick zu: „Sie waren dabei?!“ Mark schüttelte schnell den Kopf: „Oh, nein, natürlich nicht. Ich war ja erst sieben!“ lachte er. „Aber ich habe natürlich mitbekommen, wie mein Vater damals mit meiner Mutter ins Krankenhaus gefahren ist. Das war relativ früh morgens. Und irgendwann am Nachmittag durfte ich sie dann besuchen...“ Die Gedanken des Niederländers gingen zurück zu jenen längst vergangenen Tagen. Er stellte erneut fest, wie sehr er seine Familie und die Freunde vermisste, die er seit jenem verhängnisvollen Testflug nicht mehr gesehen hatte. Garrick holte tief Luft: „Dann sollte ich mir wohl wirklich keine allzu großen Sorgen machen. Immerhin ist Seeta ja hier in besten Händen. Ich hatte ja schon befürchtet, sie würde unser Kind auf dieser anderen Erde in irgendeiner Höhle auf die Welt bringen müssen. Aber jetzt kann ich nicht einmal bei ihr sein...“ Lew wog beschwichtigend den Kopf: „Ich weiß nicht, Sir, aber ich glaube nicht, dass Doc Maddigan Sie wirklich hätte rauswerfen lassen. Vielleicht sollten Sie einfach noch einmal auf die Krankenstation gehen und sich ein bisschen in Zurückhaltung üben?“ Der Däne sah den Squadron Leader durchdringend an. Musste nicht normalerweise der ungestüme Pilot zur Mäßigung aufgerufen werden? „Dass ich diesen Tipp ausgerechnet von Ihnen bekomme, Lieutenant... Dann besteht ja doch noch Hoffnung für Sie!“ Ein Grinsen legte sich auf sein Gesicht, als er sich nun erhob. „Bei allen Raumgeistern, der Teufel soll mich holen, wenn ich die Geburt meines Kindes verpasse!“ Lew und Mark nickten unisono. „Viel Erfolg und... viel Glück, Sir!“ wünschte Mark. Garrick nickte den beiden zu: „Danke!“ Dann wandte er sich dem Ausgang zu.
Leise schlüpfte der XO wenig später wieder in das Gesundheitszentrum der Katana. Er verzog ein wenig das Gesicht, als er Seeta gelegentlich vor Schmerz aufstöhnen hörte, während er sich ihrem Biobett im zentralen Operationsbereich der Krankenstation näherte. Doktor Maddigan und eine Krankenschwester befanden sich bei seiner Freundin. „Alles soweit in Ordnung, Seeta“, hörte Garrick den Arzt soeben sagen, „es ist jetzt bald soweit.“ - „Gut, Winnie“, presste die Zanderianerin zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus. Garrick nutzte die Gelegenheit, sich wieder zu seiner Freundin zu gesellen und schnell ihre Hand zu ergreifen. Dankbar sah sie ihn an, während Maddigan ihm einen warnenden Blick zu warf, doch der Däne hob schnell die Hand: „Ich werde nichts mehr sagen, Doc, Ehrenwort!“