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Third Age

From PathfinderWiki

Third Age
Autor: Rhâl Tu'Ran, Lew Sulik, Seeta Yadeel
Anfangssternzeit: 57580,51
Endsternzeit: 57600,75
Anfangsdatum: 31.07.2380 (11:17 Uhr)
Enddatum: 07.08.2380 (21:02 Uhr)


Es war einmal in einer fernen Zukunft in einer weit, weit entfernten Galaxis


Das Schreien eines Kindes war zuerst da, bevor es überhaupt geboren ward. Seltsame Dinge erscheinen immer gleich zur Geburt und lassen erahnen, welch Geistes Kind das Neugeborene einmal ist. Rhâl hatte schon damals, im Leib der Mutter, aus Leibeskräften geschrien, weil es ihr Spaß bereitete, die Erstgeborene zu sein und ihre drei Sternenflottenstandardminuten später geborene Zwillingsschwester abgehängt zu haben... etwas anderes als dieser erste geringe Sieg war gar nicht im Spiel. Nun wird man sich fragen, wieso das Kleinstkind, in der Menschenwelt genannt „Baby“, schon über solche Empfindungen herrschen konnte. Dergestalt fragte man sich noch im Leben dieses Wesen, und stets lautete die Antwort: „Twi'lek können so was!“

Die Geburt war ähnlich unspektakulär wie der Prozess des Entstehens, beginnend bei der für Twi'lek wichtigen Fortpflanzung. Spektakulärer erschien da schon das Erscheinen des Vaters während der jenes eben genannten Prozesses; es schien, als sei Bib Fortuna, seines Zeichens Majordomo in Diensten des erhabenen Hutten Jabba, nur zu dem Zweck der Fortpflanzung in die alten Heimat und zu seinem Weib zurückgekehrt. Ein weiteres Indiz dafür, dass wohl alle Männer in den bekannten Galaxien nur das Eine wollen... womöglich. Auf jeden Fall war Fortuna (und damit war der Vater gemeint, nicht die menschelnde Göttin des Glücks) zugegen, als es darum ging, aus nichts zwei weitere Twi'leks zu kreieren. Der Prozess wird hier nicht beschrieben; es würde zulange dauern, alles treffend zu erklären...

Gesetz den Traditionen dieses Volkes vererbt der Vater jegliche Titel an das Erstgeborene, selbst wenn, wie im Falle Rhâls, diese nie Majordomo eines Hutten sein wird. Der Zweitgeborenen haftet nun im Leben der Vorname der Mutter Ayy an, und während die Erstgeborene den Nachnamen der Mutter führt, ist der Zweitgeborenen vorbehalten, in den mündigen Jahren einen eigenen Nachnamen zu wählen. Der Vater hat einzig mit der Vergabe der Gene (und seines nicht unwichtigen) Titels zu schaffen; unter der twi'lekschen Frauengesellschaft hat sich unlängst herumgesprochen, die Herren der Schöpfung empfänden dabei auch noch ein gewisses Maß an Spaß, was bei vielen Artgenossinnen regelrechte Stürme der Entrüstung auslöste. Aufgaben wie der Erhalt der Art mit einem Spaßfaktor zu versehen gilt gemeinhin als verstörend.



„Stellen Sie einen Kontakt zu dem Planeten her“, verlangte Ariell Needa von Marina DeSoto, die seit einigen Minuten an der Ops stand. Bis dahin hatte Needa sich von Lazarus die Ergebnisse von Bruckners ersten Scans zeigen lassen. Der Planet sah ausgesprochen interessant aus. Sofort war die Neugier der Captain geweckt. Es handelte sich um eine warpfähige Gesellschaft und deshalb stand einer Kontaktaufnahme nichts im Wege. Die Captain ging weg von der Wissenschaftskonsole hinüber in die Mitte ihrer Brücke. Sie war hocherfreut, dass diese bisher so langweilige Kartographierungsmission nun doch noch interessant zu werden versprach.

Schon bald erschien auf dem Display in der Mitte der Frontseite der Brücke des Schiffes ein Gesicht, das anscheinend menschlich war. Sie war ein wenig erstaunt, denn nach ihren Informationen befand sich in diesem Sektor keine Kolonie, jedoch wusste man nie, ob derart veraltetes Kartenmaterial noch akkurat war. Offensichtlich war es das nicht.

„Ich bin Captain Ariell Needa vom Föderationsraumschiff Katana“, stellte sie sich ordnungsgemäß vor. Die Protokolle für einen Erstkontakt waren ihr mehr als vertraut, auch wenn es fraglich war, ob man hier von einem Erstkontakt reden konnte.

Bei ihrem Gegenüber handelte es sich um einen leicht untersetzten Mann von etwa 55 Jahren, dessen Haar zum einen licht und zum anderen grau wurde. „Ich bin Thomas Blend, Präsident von Ascari“, erklärte er, was Needa ihren Verdacht bestätigte, dass es sich um einen Menschen handeln musste, denn Thomas war ein eindeutig menschlicher Vorname.

Sie hatte keine Ahnung, wie lange diese Menschen schon hier waren, aber offensichtlich hatten sie dem 3. Planeten von EN 313 einen Namen gegeben. Sie war sicher, dass Lazarus bereits innerlich vermerkte, eine Änderung des Namens des Systems von EN 313 in Ascari-System zu beantragen. Fraglich war allerdings, ob er damit Erfolg haben würde. Ihr selber erschien eine solche Namensänderung sinnvoll, jetzt, wo er sich als bewohnt herausgestellt hatte, sie war jedoch unsicher, was die Bürokraten im Hauptquartier davon halten würden.

Ariell lächelte den Mann freundlich an und meinte: „Wir wussten nicht, dass es hier draußen eine menschliche Kolonie gibt.“ Ihr Gegenüber lächelte ebenso freundlich zurück. Das mag daran liegen, dass unsere Vorväter schon vor sehr langer Zeit von der Erde auswanderten. Sie hinterließen damals keinen Hinweis darauf, wohin sie fliegen würden.“

Ariell überlegte kurz. Eine kurze Stippvisite auf dem Planeten, um ihn und seine Gesellschaft unter die Lupe zu nehmen, erschien ihr durchaus angemessen. Die Stellarkartographie würde noch mindestens zwei Tage zu tun haben, da konnte sie sich und ihren Offizieren ruhig eine kleine Abwechslung gönnen. Sie wandte sich wieder Präsident Blend zu. „Wir würden uns freuen, wenn wir ihren Planeten besuchen dürften“, gab sie an.

Blend schien einen Moment zu überlegen, dann nickte er schließlich zustimmend. „Wir haben sehr lange Zeit keinen Kontakt mehr zur Außenwelt gehabt und würden uns deshalb sehr freuen, wenn Sie für einige Tage unsere Gäste sein würden. Ich übermittle Ihnen Koordinaten für eine Landung“, schlug er vor.

Die Trill lächelte und meinte: „Das wird nicht erforderlich sein. Wir haben schon vor längerer Zeit eine Technik entwickelt, mittels der es uns möglich ist zu beinahe jedem Ort auf ihrem Planeten zu gelangen ohne irgendeine Art von Gefährt dazu zu benötigen.“

Blend nickte. Nun denn, dann übermittle ich Ihnen die Koordinaten unseres Regierungsgebäudes. Ich lasse Sie in der Eingangshalle abholen“, erklärte er und setzte hinzu: „Ich freue mich, Sie in zwei Stunden begrüßen zu dürfen.“

Die Trill nickte ebenfalls erfreut. „Ich mich auch. Ich werde meinen Stellvertreter und meinen Sicherheitschef mitbringen. Katana Ende“, sagte sie, dann wurde der Sichtschirm dunkel.


Pfeifend betrat Lew Sulik Shuttlebay 2, wo sich nach wie vor seine Maschinen befanden. Die Mission verlief bislang ausgesprochen ruhig, und er war froh, daß ihm und seinen Jungs vom Schicksal mal eine Pause gegönnt wurde. Wer hätte gedacht, daß es möglich war einen Sektor zu kartographieren, ohne daß etwas explodierte und man sich von einer Sekunde auf die andere mitten in einem Krisenherd vorfand. Der Sektor 976 stellte bislang eine angenehme Abwechslung dar.

Das Beste war, dass er und sein Team genug Zeit hatten, um jeden Tag Trainingsflüge zu absolvieren, während die Wissenschaftler vor sich hin kartographieren konnten. Nichts war schlimmer als untätig im Bereitschaftsraum rumzusitzen und zu warten. Das Wichtigste für Lew war es, im Cockpit seiner Maschine zu sitzen und durch den Raum zu jagen.

Der Squadron-Leader klopfte dem Husky auf den Rücken, der bei seinem Eintritt auf ihn zugelaufen war. "Ja, mein Guter, Du weißt schon, was angesagt ist." murmelte er dabei und griff sich aus einem Schrank den Behälter mit dem Futter für den Hund. Er öffnete ihn und wurde von dem Tier mit einem freudigen Blick bedacht. Lew füllte den bereitstehenden Napf und verstaute die Dose dann wieder sorgfältig. Das Maskottchen des Squadrons A-20 konnte sehr erfindungsreich werden, wenn es darum ging, an sein Futter zu kommen.

Einen Moment sah er dem Tier zu, wie es wie üblich in sich hineinschlang, dann ließ er seinen Blick durch den verlassenen Hangar wandern. Die Wartungsluke von Ian Paice Fighter war geöffnet und zwei Beine guckten daraus hervor. Irritiert runzelte Sulik die Stirn und ging näher an den Flieger seines Wingmans heran. Das waren definitiv nicht Charlie Brookers Beine, die da zu sehen waren. Es waren die einer Frau, und unter den Mechanikern des Squadrons befand sich keine Frau. Wütend starrte er die in eine Sternenflottenuniform gehüllten Beine an und beschleunigte seinen Schritt. Wer zum Teufel vergriff sich da an einem der Flieger?

Der gebürtige Europäer hatte fest vor, es herauszufinden, und so duckte er sich unter der Wartungsluke hindurch, so, daß er vor der Besitzerin der Beine zu stehen kam. Wütend funkelte er sie an und fragte ungehalten: "Was glauben Sie eigentlich, was Sie da tun?"

Die Antwort kam umgehend und Seetas Stimme klang eindeutig irritiert, ob des Tonfalls den ihr Gegenüber an den Tag legte. "Ich tausche eine fehlerhafte Plasmaleitung aus", gab die Zanderianerin die gewünschte Auskunft. "Und wer zum Teufel hat Ihnen erlaubt, mit Ihren Fingern an meinen Fightern rumzuspielen?", wurde sie angemacht.

Innerhalb von Sekundenbruchteilen verwandelte sich ihre Irritation in Wut. Ihre Augen funkelten und ihr Kinn schob sich leicht vor. Ihre sanft klingende Stimme war kaum noch zu hören, als sie bemerkte: "Ich brauche niemandes Erlaubnis, um meiner Arbeit hier an Bord nachzukommen. Ich bin die Chefingenieurin und als solche fallen sämtliche notwendigen Reparaturen in meine Zuständigkeit."

"Das erstreckt sich nicht auf meine Fighter, Miss Chefingenieurin", konterte er und funkelte wütend zurück. Charlie Brooker war ein hervorragender Techniker, zu dem er Vertrauen hatte. Wer wußte, was passierte, wenn die kleine Miss Sternenflotte mit ihren Fingern daran herummachte.

"Und wie es sich darauf erstreckt, Mr. Ich-bin-ein-Pilot-und-deshalb-ja-so-unglaublich-cool", spuckte sie zurück und rückte ihm bei jeder Silbe näher auf den Pelz, bis sich ihre Nasenspitzen fast berührten.

Gerade wollte er verärgert zu einer weiteren Erwiderung ansetzen, als eine Stimme, die von außerhalb der Wartungsluke kam, ihn davon abhielt. "Rein formell hat sie damit recht, Lew", erscholl Charlies Stimme, die beide wieder auf den Boden zurückholte und die Zanderianerin dazu veranlaßte, einen halben Schritt zurückzumachen.

Immer noch leicht unwirsch gab Lew zurück: "Deshalb kann sie trotzdem nicht einfach so daran rummachen, ohne irgendwen zu informieren." Dann löste er seinen Blick von den noch immer leicht funkelnden Augen seines Gegenübers und tauchte unter der Luke hinüber zu seinem Mechaniker.

Als Antwort darauf wurde ein Engineering Kit mit mehr Energie geschlossen, als unbedingt erforderlich. Dann tauchte Seeta unter der Luke hervor und verschloß diese leicht scheppernd, was ihr einen weiteren wütenden Blick des Squadron-Führers einbrachte, den sie jedoch keines weiteren Blickes würdigte.

"Die Plasmaleitung ist jetzt wieder so gut wie neu, Charlie. Die sollte Euch keine Probleme mehr machen", gab sie an, während sie an den beiden Männern vorbei Richtung Ausgang strebte.

"Ist okay, Seeta. Danke für Deine Hilfe", äußerte Brooker zu Lews Verwunderung. Mit noch größerer Verwunderung nahm er zur Kenntnis, wie das Maskottchen des Squadrons ein paar Schritte neben der Zanderianerin her zur Tür lief und von der Frau ohne Scheu auf die Seite geklopft wurde. Dann lief Attila zurück zu seinem Freßnapf und blickte wieder sehnsüchtig zu dem Schrank, in dem sein Futter aufbewahrt wurde. Seeta hatte indes die Tür erreicht, die sich mit dem typischen hydraulischen Zischen schwerfällig auftat.

Die Zanderianerin drehte sich mit dem Rücken zur Tür und rief zu Charlie herüber. "Kein Problem. Wenn Du noch etwas brauchst, dann melde Dich einfach", bemerkte sie, dann drehte sie sich um und verließ den Shuttlehangar.



Ryloth, schönster Planet am anderen Ende der uns unbekannten Galaxis (er ist im Umkreis von mehreren ungenannten Sternenflottenstandardminuten auch der einzige Planet), dreht sich so dermaßen langsam um die eigene Achse (nämlich im Takt der demoskopischen Entropie des Barock), das stets eine Seite des Planeten zur Lichtquelle geneigt ist und ergo kuschelig warm, während die andere Seite jedem Eisplaneten mit Namen Hoth (es gibt nur einen?) hinter sich lassen könnte. Überleben ist dennoch möglich, tief unter der Erde, dem schmalen Gürtel des Planeten, welche zwischen den benannten Zonen liegt.

Twi'lek, vor allem die schönen Damen vom überaus weiblichen Geschlecht, neigen deshalb dazu, stets von anderen Völkern der Galaxis, welche nicht wirklich Gutes im Schilde führen (Rodianer, dumme Menschen, böse Menschen, herzlose Menschen, ewiggestrige Südstaatler, Gamorreaner), als Appetithäppchen heraufgewürdigt zu werden, was die Unterhaltungsbranche angeht. Ihr angeborenes Profil einer mit erotischen Elementen gespickten Tänzerin zwingt obige Völker nahezu quälend, sich der in unwirtlichen Verhältnissen lebenden Außerirdischen anzunehmen, ihnen die große, weite Welt des Outer Rim zu zeigen oder die Glitzerwelt des Verwaltungsmonsterplaneten Coruscant. Von freiwillig entführten Twi'lek hat dieses Universum jedoch auch noch nichts vernommen.

Dies widerfuhr unseren beiden Madames jedoch nicht. Vater Bib war es zu verdanken (und seinem mehr oder minder ehrenvollen Titel), dass niemand sich an seinem Erbgut vergriff, wer nicht auch die ewig quakende Stimme eines Jabba-dem-Hutten im Ohr säuseln hören wollte (das Säuseln entstand immer kurz vor der Einbalsamierung durch besondere des Hutten wie Rancors oder Balrogs ... huch, falsches Set). Recht unüblich fand sich der Majordomopapa Bib sogar damit ab, seine Majordomotochter Rhâl eigens zu erziehen. Auf Tatooine, Heimat der ewig Glücklosen, der schrottsammelnden Jawas und der stets gutgelaunten Tusken, turnte klein Rhâl durch die morddurchtränkten Hallen des huttischen Palastes, wurde Patentochter des knuddeligen Kopfgeldjägers Boba Fett, stibitzte Fleischbrocken von der Größe eines Jatravartiden (was eigentlich Futter des hauseigenen Rancors darstellte) und lernte „Basic“ (tatsächlich die Gemeinsprache aller in diesem Universum lebenden Völker).


Frank Lincoln sah sich sogleich nach allen Seiten um, als die drei Führungsoffiziere der Katana rematerialisiert hatten. Seine Aufgabe war es, hier für die Sicherheit zu sorgen. Und auch wenn ihm seine derzeit doppelte Zuständigkeit Spaß machte, war er froh, wenn der im Sternenflottenhauptquartier beantragte Ersatz eintraf. Aber derzeit befand der sich noch auf einem Gefangenentransport und mit seinem Eintreffen war frühestens nach Ende der Kartographierung zu rechnen. Und so oblag ihm hier, dafür zu sorgen, dass Needa und Tannier in Sicherheit waren.

Hier schien jedoch alles in Ordnung zu sein, außer der Tatsache, dass sie sich offensichtlich unterhalb der Planetenoberfläche befanden. Aber das hatte sich bereits aus den von Blend übermittelten Koordinaten ergeben. Und so entspannte Frank sich ein wenig und blieb gemeinsam mit Tannier hinter Ariell stehen, der bereits Thomas Blend mit ausgestreckter Hand entgegen trat. Die Delegation der Katana wurde vorgestellt und auch Blend deutete auf zwei hinter ihm stehende Leute aus seinem Stab, die er als Lydia Barrenson und Edvard Tomlin vorstellte. Gemeinsam verließ man dann die geräumige Halle, in der man sich befunden hatte und ging durch mehrere Luftschleusen tiefer in das Gebäude hinein, bevor man mit dem Lift weiter hinunter fuhr und erneut einige Luftschleusen passierte. Schließlich betrat man durch einen rustikale Holztür den Raum, den man bereits von der Katana aus bei dem Gespräch zwischen Needa und Blend hatte sehen können. Offensichtlich handelte es sich um das Büro des Präsidenten.

Dieser ließ sich nun in einer auf der dem Schreibtisch abgewandten Raumseite in einen hohen Ledersessel sinken und bot den anderen Platz an, die sich ebenfalls auf die braunen Möbelstücke verteilten. Auf dem Tisch standen Kekse und Kaffee bereit, den man dankend annahm. Niemand hier sollte behaupten, dass die Offiziere der Katana nicht wussten, wie man sich in diplomatischer Mission zu verhalten hatte.

Nach einigen Momenten des Schweigens eröffnete schließlich Tannier das Gespräch. „Ich bin nicht umhin gekommen die hohen Sicherheitsvorkehrungen zu bemerken“, sagte der Minbari im Team der Katana, was ihm von Lydia Barrenson mit einem Nicken beantwortet wurde. An ihrer Stelle führte Tomlin aus: „Wir haben hier auf dem Planeten Probleme mit den Außenbedingungen. Wir sind leider gezwungen, uns so gut wie möglich von dem Äußeren abzuschotten.“

Needa warf ihm einen erstaunten Blick zu. Lazarus hatte ihr versichert, dass die Zusammensetzung der Atmosphäre ideal war für Sauerstoffatmer und so war sie nun mehr als nur mild erstaunt, dass etwas damit nicht stimmte. Sie hatte allerdings bereits festgestellt gehabt, dass eben jene Atmosphäre einen leicht rosafarbenen Eindruck vermittelt hatte. Nachdem auf den Scannern des kauzigen Doktors jedoch nichts Gefährliches aufgetaucht war, hatte sie es für eine Besonderheit von Ascari III gehalten, die ja auf vielen Planeten vorhanden war. Viele Planeten schimmerten in irgendeiner Farbe, die jedoch völlig ungefährlich war. Sollte sie sich getäuscht haben?

Der Premier seufzte leicht. Diese Leute waren offensichtlich technisch weiter entwickelt als sie selber. Vielleicht würde es ihnen ja möglich sein, bei der Bedrohung durch die Nano-Satelliten zu helfen? Er entschloss sich, offen mit den Fremden zu sein, zumal es sich bei Mr. Lincoln um einen Menschen handelte. Zudem lehnte er es entschieden ab Xenophob zu sein, nur weil sie hier so lange so isoliert gelebt hatten. Und so klärte er Needa und ihre beiden Offiziere über die Bedrohung der Ascari durch die Nano-Satelliten, die einst entworfen waren, um das Leben der Bevölkerung zu verlängern, auf. Schließlich verabschiedete sich die Delegation des Schiffes, mit der Zusage, sich mit Starfleet Command in Verbindung zu setzen und wegen Hilfe für die Ascari nachzufragen.


Amüsiert kaute Charlie Brooker auf seinem Zahnstocher herum. Gelegentlich schob er ihn von einem Mundwinkel in den anderen und beobachtete dabei weiter Lew Sulik, wie er zu seinem Maskottchen herüberstarrte. Schließlich murmelte dieser etwas, das sich nach "Verfluchte Töle. Untreu wie die Weiber", anhörte und wandte seine Aufmerksamkeit dem jetzt offen feixenden Mechaniker zu.

"Sie war in den letzten Wochen oft hier und hat mir was geholfen", erklärte Chief Brooker die offensichtliche Vertrautheit zwischen sowohl dem Husky als auch seiner eigenen Person und der Chefingenieurin.

"Hat sie in ihrem eigenen Maschinenraum nicht mehr genug zu tun, daß sie jetzt auch noch an den Fliegern rumschrauben muß?" brummelte Sulik vor sich hin, während er den Lack der Wartungsluke von Paice Fighter argwöhnisch begutachtete.

Brooker schob seine rechte Hand in sein langsam schütterer werdendes Haar und meinte besorgt: "Doch schon, aber sie arbeitet in letzter Zeit unglaublich viel. Viel zu viel, wenn Du mich fragst."

Lew, der gerade über eine vermeintliche Schramme gestrichen hatte hielt mitten in der Bewegung inne und musterte seinen Chefmechaniker, dem die Besorgnis nicht allzu ähnlich sah. Der schob seinen Zahnstocher wieder auf die andere Seite, nahm die Hand aus dem Haar und meinte beinahe entschuldigend: "Naja, sie ist eine prima Ingenieurin und ein duftes Mädel. Außerdem hat sie mir schon des Öfteren vorher geholfen gehabt, und da dachte ich, ich helf ihr, sich ein bißchen abzulenken."

"Von was zum Teufel sollte sie sich...", begann Lew, unterbrach sich dann jedoch selber. "Oh", meinte er, als ihm einfiel, daß Captain Summers vor einigen Wochen das Schiff verlassen hatte. Seitdem wirkte die Chefingenieurin um einiges blasser und zurückgezogener.

Jetzt war es Lew, der sich am Kopf kratzte. Sollte er sich bei der Frau entschuldigen? Er hatte wohl wieder mal zu heftig reagiert, als er sie vermeintlich unerlaubt an dem Flieger erwischt hatte. Wieso ging auch ständig sein Temperament mit ihm durch?

Als er eine feuchte Berührung an seiner Hand spürte, blickte er hinunter zu dem Hund, der ihn angestupst hatte und mit bettelndem Blick zu ihm aufsah. Er kniete sich nieder und strubbelte einmal durch das dichte Fell. "Nix da, mein Kleiner, gib nix mehr, auch wenn Du noch so guckst."

Das Tier trollte sich wieder von dannen und Lew sah ihm hinterher. Dann entschuldigte er sich bei Charlie Brooker und verließ den Hangar.


„Jabba ist tot.“ Kaum das Ayy diese Worte ausgesprochen hatte, packte Rhâl bereits fleißig ihre Koffer. Dabei verfiel sie in eine hektische Zurschaustellung des Ganzen, dass ihre jüngere Schwester die zahlreichen Gedankengänge in ihrem Kopf miteinander verbinden konnte und deshalb nach dem Grund fragte. Die Angesprochene, so sehr sie ihre Schwester liebte (ungewöhnlich unter Twi'lek-Frauen), verdammte ein ums andere Mal deren gedankliche Lähmungsversuche, wenn sie offensichtliches nicht von banalem zu unterscheiden wusste. Mit dem Rücken zu ihr verdrehte sie die Augen und packte weiter, was halt an Notwendigem einzupacken ging. Sie hatte sich entschlossen, ihrer Schwester dieses Mal das Kopfzerbrechen selbst zu überlassen. Da dies gemeinhin viel Zeit in Anspruch zu nehmen gedachte, war die stets willkommene Ruhe in der Gänze ihrer Hektik ausgeliefert.

Stunden später. Ayy hatte alles getan, um ihrer Schwester beim Packen zu helfen, indem sie brav an der Seite des größten Koffers zu sitzen gedachte und ihn bewachte. Rhâl war klar, dass dies ihrer Schwester nicht bewusst war, unterließ diese es dadurch aber dennoch, den Schaden ihrer Anwesenheit zu vergrößern, indem sie direkt half. Der Älteren waren solche schwafelnden Gedankengänge auch zuwider, schüttelte nur den Kopf, um sich wieder zu konzentrieren. „Kling-klang-klong! Ankommende Verbindung!“ Die schnörkellose und vor allem sehr weibliche Stimme des Computers erregte die Twi'lek jedes Mal aufs Neue; jetzt, wo sie keine Zeit mehr hatte, begegnete sie diesem Umstand allerdings mit bestmöglicher Gleichgültigkeit … und einem leichten Grummeln in der Stimme: „Durchstellen!“

„Hey Baby, ich hab’ gerade gehört, was Dir widerfahren ist. Meine Sch…, was hast Du auch für ein Pech, mhmm, mhmm, mhmm …“ Hatte sie den Blick zu der visuellen Übertragung nicht hingewendet, so warf sie jetzt dennoch ihren Kopf um, damit sie ihren Gesprächspartner anschauen konnte. „Und ich liebe Dich auch, mein um alles geliebter Mann!“ Der leichte Sarkasmus entging dem Angesprochenen nicht, obwohl er damit noch immer nicht recht zu schaffen wusste; für einen Mann von Beteigeuze war Sarkasmus nicht einmal als Wort greifbar. Statt auf Rhâls Aussage einzugehen sprach er gleich weiter: „Mann, die Sache mit diesem Jabbadings ist echt sch… gelaufen, oh Mann. Hey, ich hab’ Dir ’n Transport besorgt, der Dich wegbringt aus dieser Welt“ Rhâls Stimmung, so sie dem Anblick ihres Göttergatten schon an Erregung abgerungen hatte, grinste nun breit über ihr Gesicht. So hatte sie sich ihren raumreisenden Ford immer vorgestellt: einen Mann, der selten da war (wie jeder männliche Twi'lek) aber stets zur Stelle schien, wenn er gebraucht war (anders als männliche Twi'lek).

„Wo bist Du gerade, Ford? Wieder dabei, einen arbeitslosen Schauspieler aus Guildford zu mimen, der Du nicht bist?“ Diese Geschichte ihres Angetrauten hatte sie stets am meisten gemocht, obwohl sie den Sinn dahinter nicht verstand. Ford, der für diese Art von Humor genauso wenig Sinn aufbringen konnte wie für Sarkasmus, schüttelte nur beflissentlich den Kopf: „Nein, nein, ich versuche nur gerade vergebens, das Oolon Coluphid sein sechstes Machwerk von Literatur veröffentlicht.“ – „Welchen Namen soll es denn tragen?“ – „Grauenvoller Titel: „Die demoskopische Entropie der Renaissance“.“ So Rhâl stets bei den Büchern Coluphids vor Lachen fast gestorben wäre, konnte sie Fords Position in dem Ganzen bestens verstehen.

Dennoch, um nicht ganz vom Weg abzukommen und das Angebot Ihres Gatten bezüglich des bereitgestellten Schiffes hinlänglich auszufüllen, kam sie noch auf eine wichtige Frage zu sprechen: „Wo bringt mich das Schiff hin? Zu Dir?“ Ford sagte entschieden jein: „Du wirst in Dein Paralleluniversum gebracht, also sprich, in Meins. Dort werden wir uns zu gegebener Zeit wieder sehen. Bis dahin hast Du dort alle Möglichkeiten, Deinem Spaß gerecht zu werden, okay?“


Cunnigham legte ihr sowieso schon faltig wirkendes Gesicht in noch mehr Schrumpeln, als es sowieso schon enthielt. Wieder mal wurde Needa klar, warum sie die Frau insgeheim als Schrumpel bezeichnete, auch, wenn sie vor ein paar Jahren noch nicht hatte wissen können, wie Recht sie damit eines Tages haben würde.

„Und es handelt sich ganz sicher um eine verlorene Menschenkolonie?“ wollte sie von Needa wissen. Diese nickte: „Es deutet alles darauf hin. Mein Chefarzt und mein Chefwissenschaftler sind sich da ausgesprochen einig“, erklärte sie das, was die beiden Männer ihr erst vor einigen Minuten versichert hatten.

Die Admiral, die für die Katana verantwortlich war, wiegte abwägend mit dem Kopf hin und her und meinte dann: „In Ordnung, Captain. Sehen Sie zu, was Sie für die Menschen dort unten tun können. Ich entsende außerdem ein spezielles medizinisches Schiff. Bis zu deren Ankunft haben Sie dort die Verantwortung.“

Cunningham hasste es, für die Katana verantwortlich zu sein. Sie hatte das Projekt von vorneherein abgelehnt. Sie hatte Arven nicht gemocht und Needa, auf die Arvens Wahl als erster Offizier gefallen war, hielt sie für ähnlich ungeeignet für eine solche schwierige Mission. Sie hätte lieber einen wesentlich erfahreneren Captain dafür gehabt, etwa Scolter oder Benteen.

Aber Connors und Gabrielle hatten sie damals überstimmt. Und auch heute noch legten die beiden ihr viele Steine in den Weg, wenn es darum ging, mit der Katana zu verfahren, wie es ihr passte. Aber in den letzten Monaten hatte sie Boden gut gemacht. Sie hatte sich durchgesetzt, als es darum ging Toreen an Bord zu bekommen, und sie hatte noch einiges mit ihm vor.

Vorher jedoch musste sie zusehen, wie sie Connors und Gabrielle endgültig aus ihrem Kompetenzbereich heraushielt. Und dann würden für Needa und die Katana andere Zeiten anbrechen, so viel war sicher.

Einstweilen konnte sie aber nur abwarten, was die nächsten Missionen brachten, bis dahin musste sie weiter im Hintergrund an der Verfolgung ihrer Ziele für das Schiff arbeiten und so setzte sie das auf, was sie für ein freundliches Lächeln hielt: „Viel Glück, Captain. Cunningham Ende.“ Damit wurde der Bildschirm dunkel.


Einige Minuten später betrat Lew Sulik das Diners. Der Schiffscomputer hatte ihm auf seine Anfrage hin erklärt, daß Seeta Yadeel dort anzutreffen sei. Tatsächlich saß die dunkelhaarige Frau auf einem Barhocker an der Theke. Gerade hatte Christian, der HNB irgendeine grünlich schimmernde Flüssigkeit vor ihr abgestellt. Er schenkte ihr noch ein charmantes Lächeln und wandte sich dann einem anderen Gast zu. Lew kletterte auf den Barhocker neben der Zanderianerin und meinte: "Man bemerkt kaum, daß er ein Hologramm ist." Seeta zuckte leicht mit den Schultern und meinte: "Der Eindruck verliert sich, wenn man ihn selber programmiert hat."

Einen kurzen Moment musterte sie die schimmernde Flüssigkeit in ihrem Glas, dann nahm sie einen kräftigen Schluck und wandte sich schließlich ihrem Gesprächspartner zu. "Ich habe ihn gemeinsam mit Captain Needa programmiert und hier installiert. War kaum mehr Arbeit als ein halber Nachmittag", erklärte sie lässig.

Er winkte zu Christian hinüber und ließ sich ein Bier bringen. Erst als der HNB wieder weg war, bemerkte er: "Das hat sicherlich mehr als nur ein paar Stunden Arbeit erfordert. Selbst für eine gute Technikerin."

Sie grinste leicht. Hatte Sulik wirklich die Gefühle des HNBs schonen wollen, oder war der Barkeeper einfach zu echt programmiert worden? In jedem Fall konnte sie sich einen zynischen Kommentar nicht verkneifen und so bemerkte sie: "Sie brauchen seine Gefühle nicht zu schonen. Er hat keine."

Sulik schnaubte. Hatte er sich nicht gerade noch bei ihr für sein Verhalten entschuldigen wollen? Irgendwie fühlte er sich von ihr schon wieder auf die Palme gebracht und so fiel seine Antwort heftiger aus, als er beabsichtigte. "Genau wie Sie. Da will man sie zu einem Drink einladen, und das kommt dabei raus", erklärte er leicht genervt ob ihres unvermuteten Angriffs.

Sie verdrehte die Augen. "Ihre 'Ich-bin-ein-Pilot-und-deshalb-ganz-toll-Anmache' ist inzwischen schiffsbekannt und Sie können sie sich soweit es mich betrifft wirklich sparen. Auf den Typ von Mann bin ich schon auf der Akademie nicht hereingefallen", konterte sie bissig.

"Auf die Idee käme ich im Leben nicht", spuckte er zurück. "Da ließe ich mich eher mit einem Eisblock ein, der ist nahbarer als Sie", fügte er verärgert hinzu. Jetzt endlich ruckte ihr Kopf zu ihm herum und sie fauchte: "Sie haben keine Ahnung, Mr. Sulik. Sie kennen mich nichtmal und erlauben sich ein solches Urteil?", dann glitt sie von ihrem Barhocker, stürzte den Rest aus ihrem Glas hinunter und verließ mit steifen Schritten das Diners.


Ayy ging Rhâl mächtig auf den Kranz. Nicht, das sie ihrer Schwester nun sogar das Jek-Jek-Tarr überlassen musste. Schlimmer noch, gab das kleine missratene Gör selbst dann noch nicht Ruhe, als die Ältere sich bereits, in einem Raumschiff des Ford Prefect sitzend und mit der Schwester per Interkom kommunizierend, auf den Sprung in ein anderes Universum vorbereitete. „Reicht Dir nicht, dass Du nun die beste Spelunke auf ganz Nal Huttaa Dein eigen nennst, dass Du noch weiter an meinem Leben teilhaben musst?“ Das sie solcherlei Gemeinheit Ayy an den hübschen Kopf werfen konnte zeigte sich nun erneut, da diese den boshaften Wink nicht verstand: “Aber, ich will doch nur wissen, warum Du das gemacht hast und warum Du ohne ein Wort geflohen bist?“ Fein, Süße, Du hast also schon gemerkt, dass ich geflohen bin … Respekt! Die Flüchtende holte tief Luft und versuchte eine etwas gewagtere Art der Aufklärung in dem Wissen, dass es wahrscheinlich eh nichts bringen würde.

„Hast Du eine Ahnung, was der Titel des ‚Majordomo’ bedeutet? Er wird dem größten Sklavenhändler des Outer Rim verliehen, und dreimal darfst Du raten, wer dies bis zu Onkel Jabbas Tod war!?“ Das Ayy dies wörtlich nehmen würde, hätte sich Rhâl fast denken können: „Öhm, öhm, Onkel Boba? Nicht? Vielleicht Max Rebo? Auch nicht … hmm … ich weiß es nicht. Sag Du es mir!“ Das zuckersüße Lächeln Ayys unterband einen weiteren überflüssigen Kommentar, sondern formte nur ein Wort: „Dad!“

Nach Sekunden des Wirkenlassens – und nachdem Ayy wieder nichts erwiderte – begann Rhâl von neuem: „Da nun sein Titel auf die Erstgeborene, also mich, übergeht, bin ich hier genauso in Gefahr. Ford bringt mich in ein anderes Universum, in welchem ich auf eine Rückkehr hierher hoffen werde.“ Das Jek Jek Tarr hatte sie ihrer Schwester vermacht, damit diese ungestört von allen bösen Mächten auf Nal Huttaa leben konnte. Denn als Besitzerin dieser Bar, der bekanntesten im Outer Rim, würde Ayy nicht dem selben Schicksal unterworfen sein wie viele ihres Volkes, die in Sklaverei darbten und starben. Und Rhâl war sich todsicher, dass Ayy mit dieser Situation zurechtkommen würde, denn dazu würden die einzigen beiden Talente, die sie noch ein wenig besser beherrschte als ihre Schwester, sie stets animieren: Tanz und Sex.

Zufrieden schaltete sie die Verbindung ab, nachdem sie ihrer Schwester noch einmal ihre schwesterliche Liebe übermittelt hatte, und schon war das Raumschiff auch schon entschwunden, um zeitnah in einem anderen Teil des Universum wieder zu erscheinen. ‚Halte Dich an Bretodeau von Alpha Centauri’, hatte ihr Ford noch mit auf den Weg gegeben, ‚er ist mir noch den einen Gefallen schuldig, das seine Heimatwelt nicht aus Versehen tatsächlich den Centauri aus dem Babylon-5-Universum anheim gefallen ist. Er wird Dir weiterhelfen.’ Na mal schauen …


Nachdenklich musterte Lew sein Bier. Die Schaumkrone war längst in sich zusammengefallen und auch die kleinen Perlchen stiegen kaum noch auf. Verwundert hatte er festgestellt, daß sein Versuch sich zu entschuldigen, reichlich daneben gegangen war.

Er fragte sich, wie das nun schon wieder passiert war. Es lag nicht an ihm alleine, ganz sicher nicht. Die Frau war dünnhäutiger, als gut für sie war. Aber irgendwie war es auch verständlich, schließlich war ihr Lebensgefährte gerade auf ein anderes Schiff versetzt worden.

Gedankenverloren nahm er das Glas hoch und drehte es langsam, so daß das Bier im Glas rundschwappte. Schließlich seufzte er und leerte es in einem letzten Zug, dann aktivierte er seinen Kommunikator. "Wo befindet sich Lieutenant Commander Yadeel?" fragte er zum zweiten Mal an diesem Tage den Schiffscomputer. Umgehend erhielt er die gewünschte Auskunft von der entnervend stoisch klingenden Stimme des Großrechners der Katana: "Lieutenant Commander Yadeel befindet sich auf Holodeck 1."

Der Pilot glitt mit einem weiteren Seufzen von seinem Barhocker und verließ dann das Diners.


"Du hast ja gar keine Ahnung!" zischte Seeta, während sie mit ihrem Kampfstab ausholte und ihn in der Magengrube ihres Gegners versenkte. Befriedigt nahm sie zur Kenntnis, wie der aus ihrer Sicht baumlange blonde Kerl keuchend die Luft ausstieß und sich krümmte. Sie nutzte die Gelegenheit ihr Knie anzuheben, und es ihm ins Gesicht zu rammen. Vielleicht nicht ganz die feine englische Art, aber doch sehr wirkungsvoll.   Ihr Gegner sackte nun endgültig zusammen und blieb reglos am Boden liegen. Leicht keuchend stand sie über ihm. Er war eine größere Herausforderung gewesen, als zu erwarten gewesen war. Gerade wollte sie ihren Kampfstab zusammenfahren lassen, als eine Bewegung hinter ihr sie herumfahren ließ. Wütend starrte sie in die Augen von Lew Sulik, der beinahe unbemerkt hinter sie getreten war.   Völlig regungslos blieb der Squadron Leader stehen. Er hatte soeben zugesehen, wie die Zanderianerin ihren Gegner gekonnt fertiggemacht hatte. Zwar hatte Lew sich schon irgendwie gedacht, das Seeta Yadeel eine recht streitbare Frau war, aber dass sie jemanden derart zusammenschlagen konnte, war ihm nicht im Geringsten in den Sinn gekommen. Jetzt starrte sie ihn mit einem wütenden Gesichtsausdruck an und in ihren Augen blinkte die reinste Angriffslust. Er machte sich innerlich darauf gefasst, dass sie ihn gleich ansprang, um ihm an die Gurgel zu gehen. Als dies jedoch auch wenige Sekunden später ausblieb, entspannte er sich wieder und meinte: „Na ja, ich bin hier, weil…“ Ihr Gesicht verzog sich zu einem amüsierten Lächeln. "Sie sind hier weil?" fragte sie spöttisch nach.   Da war es wieder. Ihre schnippische und aggressive Art, die einen zur Weißglut bringen konnte. Lew unterdrückte seine aufkeimende Wut und beschloss nicht auf ihre Provokation einzugehen: „Weil ich mich für die Sache im Hangar entschuldigen wollte! Das wollte ich ja schon im Diners, aber ich bin ja nicht dazu gekommen!“    Sie ließ den Kampfstab in ihrer Hand mit einem Druck in sich zusammenfahren und verstaute ihn. Dann schlug sie ihre Arme übereinander und starrte ihn an. "Soso. Dann haben Sie aber eine seltsame Art sich zu entschuldigen", meinte sie ironisch, während ihr Gesicht noch immer ein katzenhaftes Lächeln zur Schau trug. „Sie machen es einem ja auch nicht gerade leicht, sich zu entschuldigen!“, meinte Lew daraufhin in einem verärgerten Tonfall, bei dem mehr Emotionen mitschwangen, als er eigentlich gewollt hatte.   Fing der Kerl etwa schon wieder an sie anzumachen? Hatte sie sich in der letzten Stunde nicht schon genügend Boshaftigkeiten angehört? Wie kam der Kerl dazu Sie so anzugehen? "Du hast ja gar keine Ahnung", zischte sie ihm entgegen und drückte wütend unvermittelt mit beiden Händen gegen seinen Oberkörper, so daß der Squadron-Leader einen Schritt zurücktaumelte. Noch während seiner Rückwärtsbewegung schnappte er reflexartig nach einem ihrer Arme und hielt ihn fest im Griff. Während er wieder etwas näher trat blaffte er sie an: „Hör mal gut zu, du kleines, aggressives Stück! Ich für meinen Teil hab mich entschuldigt. Wenn du das nicht annehmen kannst, ist das dein Problem!“   Jetzt explodierte sie endgültig. "Das nennst Du entschuldigen? Jemanden als unnahbaren Eisblock bezichtigen und als kleines aggressives Stück?" blaffte sie in einem Tonfall zurück, der seinem in nichts nachstand. Bei ihren letzten Worten entriß sie ihm ihren Arm und warf sich beinahe sofort mit ihrem ganzen Gewicht gegen ihn.   Die unvermittelte Attacke Seetas weckte seinen Selbsterhaltungstrieb und ohne nachzudenken reagierte er instinktiv. Wie er es von seiner judoartigen Verteidigungstechnik gelernt hatte, ließ er sich nach hinten fallen und winkelte sein rechtes Bein so an, dass er ihre Bewegungsenergie über ihn hinweg hebeln konnte. In einem hohen Bogen flog die Zanderianerin über ihn weg und landete mit einem dumpfen Knall auf dem Boden hinter ihm. Sofort stand er wieder auf und drehte sich um. Die Chefingenieurin hatte sich ebenfalls wieder aufgerichtet und stand ihm in Angriffsposition direkt gegenüber. Mit wütend funkelnden Augen starrte sie ihn an.   Er hatte sie überrascht, doch jetzt war sie an der Reihe Punkte zu machen. Sie hatte aus den Verteidigungskursen Mr. McCraes so einiges mitgenommen und auch von dem regelmäßigen Training mit Mr. Tannier hatte sie zu profitieren gewußt, und so fand Lew Sulik sich bald dort vor, wo er schon zu Anfang hatte landen sollen, nämlich zu ihren Füßen auf dem Boden.   Schnell stand Lew wieder auf und stellte sich ihr gegenüber. Unter Seetas Haut schien tatsächlich zuviel Aggression und Energie zu brodeln. Ihre Eltern hatten es vermutlich versäumt, sie regelmäßig übers Knie zu legen. Aber in Sachen Kampfsport hatte die Kleine wirklich was drauf, das musste man ihr lassen. Sie hatte ihn mit einer Art Karate oder einer anderen auf Angriff ausgelegten Kampfkunst gekonnt aufs Kreuz gelegt. Die Zanderianerin stand ihm ungefähr in drei Metern Entfernung gegenüber und fixierte ihn mit ihrem Blick. Urplötzlich, ohne Vorwarnung, rannte sie auf ihn los und sprang hoch. Lew rannte ihr entgegen, duckte sich, schnappte nach ihrem rechten Bein und hebelte sie über seinen Rücken.    Erneut machte sie unsanfte Begegnung mit dem Boden. Mr. Tannier hätte sie wohl wegen ihres hitzigen und unüberlegten Angriffes gerügt, und das zu recht. Sie behielt nicht den kühlen Kopf, den sie im Kampf hätte behalten müssen, sondern dachte im Gegenteil überhaupt nicht mehr. Wütend wandte sie einen Beinhebel an und erzielte den erwünschten Erfolg, nämlich ihn von den Beinen zu holen. Leider war sie dabei nicht schnell genug zur Seite gerollt, so daß Lew auf sie fiel. Eine Tatsache, die sie als relativ schmerzhaft empfand. Sie versuchte instinktiv, ihn von sich runter zu drücken, mußte jedoch feststellen, daß sie keine Chance hatte, weil der viel größere Mann sie nicht fester unter sich hätte festhalten können, wenn er sich große Mühe gegeben hätte. Immer noch leicht keuchend sah sie in seine Augen.   Da lag er nun. Auf Seeta, weil er nicht schnell genug zurückgesprungen war und sie so schnell reagiert hatte. Er wollte irgendetwas sagen. Irgendetwas in der Richtung, dass sie den Kampfsport wirklich drauf hatte. Aber irgendwie verschlug es ihm die Sprache. Sie schaute ihn durchdringend an und er sah in ihre tiefen, gelben Augen. Er verzog sein Gesicht zu einem Lächeln und ehe er sich versah, berührten ihre Lippen seine.   Die selbe Energie, die vorher in der wüsten Auseinandersetzung gelegen hatte, lag nun in der Berührung ihrer Lippen. Es war, als spränge ein Funke über, nachdem sie sich jetzt so lange aneinander gerieben hatten. Irgendwie gelang es ihr, ihre Arme um seinen Hals zu legen und den Kuß zu vertiefen.


Lieutenant Commander Tannier wartete vor dem Holodeck 1 bereits seit fünfzehn Minuten. Er hatte das Holodeck für eine Übung des Elite Force Teams reserviert. Seit er den Posten des ersten Offiziers innehatte, lag das zwar nicht mehr in seinem direkten Verantwortungsbereich, aber er stand Lieutenant Lincoln immer noch gerne mit Rat und Tat zu Seite. Nach der Übergabe der Kompetenz an Lieutenant Lincoln war Tannier immer wieder gerne bereit an den Übungen des Elite Force Teams teilzunehmen. Auch heute hatte er mit Lincoln einige neue Kampfsimulationen testen wollen, doch das Holodeck 1 war immer noch belegt.   Lincoln, der unruhig im Gang auf und ab ging, kam auf Tannier zu und verschränkte die Arme hinter seinem Rücken: „Wie lange sollen wir denn noch warten? Lieutenant Yadeel ist mit ihrer Holodeckzeit mindestens seit zwanzig Minuten überfällig!“   „Fünfzehn Minuten.“, korrigierte ihn der stets korrekte Minbari und blieb weiterhin still und ruhig neben dem Eingang des Holodecks stehen. Lincoln hingegen ging wieder auf und ab und meinte dann: „Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit. Wir haben das Holodeck reserviert. Gehen wir doch einfach rein!“   „Ich finde, das wäre sehr unhöflich und unangebracht.“, entgegnete Tannier völlig ruhig und gelassen. Auch wenn sie das Holodeck reserviert hatten und eigentlich laut Zeitplan des Holodeck 1 schon seit fünfzehn Minuten dran sein müssten, so hielt er das von Lincoln vorgeschlagene Verhalten für absolut unhöflich und ungerechtfertigt.   „Aber wir haben doch immerhin das Holodeck reser…“, begann Lincoln wieder, als er wieder vor dem Minbari stand und in die Richtung des Holoraums zeigte, wurde jedoch von der sich zischend öffnenden Tür zum Holodeck unterbrochen. Der erste Offizier und der Sicherheitschef schauten sofort zur offenen Tür und sahen wie Lieutenant Commander Yadeel und Lieutenant Sulik auf den Gang traten. Beiden hatten einige kleinere Blessuren und aufgeschürfte Stellen an der Uniform. Ihre Uniformen selbst schienen nicht richtig zu sitzen, als wären sie hastig übergeworfen worden und die Haare Lieutenant Yadeels waren völlig durcheinander und standen in alle Richtungen.   Die beiden blieben kurz vor den beiden Offizieren stehen und schauten etwas verdutzt und verlegen. Dann wandte sich Lieutenant Sulik an die Zanderianerin und meinte: „Also... ein ausgezeichnetes Kampftraining, Lieutenant Commander Yadeel.“   „Ja... Mister Sulik. Wir sollten dieses Training bei Zeiten wiederholen“, entgegnete die Chefingenieurin schnell, während sie gedankenverloren ihre Haare glättete, dann verabschiedete sie sich hastig: „Dann bis zum nächsten mal, Mister Sulik, Auf Wiedersehen.“   Sie grüßte noch anstandshalber den ersten Offizier und den Sicherheitschef und drehte sich dann schnell nach links um das Holodeck zu verlassen. Lieutenant Lincoln schaute etwas verwirrt zu Tannier und dann wieder zum Squadron Leader.   „Ja… Wir sehen uns…“, rief der Squadron Leader Lieutenant Yadeel schnell hinter her als sie in einen Seitenkorridor abbog. Dann wandte er sich an die beiden Führungsoffizieren und nickte ihnen zu, grüßte sie knapp und verließ dann das Holodeck in die andere Richtung des Gangs.   Stirnrunzelnd schaute Lincoln zuerst links den Gang Lieutenant Yadeel hinterher, dann rechts Lieutenant Sulik. Kopfschüttelnd meinte er: „Seit wann trainieren die zusammen? Ich dachte die können sich nicht ausstehen?“   „Möglicherweise ist das die beste Voraussetzung für ein Kampftraining?“, meinte Tannier etwas spöttisch und betrat dann das Holodeck, während er wieder die Aufmerksamkeit des Sicherheitschefs auf ihre Arbeit lenkte: „Kommen sie Mister Lincoln, wir haben noch Arbeit vor uns und Zeit nachzuholen.“  


Nur sehr selten arbeiteten gleich drei Abteilungen des Sternenflottenschiffes namens Katana fieberhaft an der Lösung eines Problems. Cunningham hatte die Hilfe der Flotte angeboten, und Needa und ihre Crew würden nun ihr möglichstes tun, den Menschen von Ascari III zu helfen. Wieder einmal hatte sich gezeigt, dass sich ein Eingriff in die Natur fast unweigerlich irgendwann rächte, nun lag es an der Katana, eine Lösung für ein Problem zu finden, das die Ascari in vielen Jahren nicht hatten finden können. Anstatt jedoch wie die Regierung des Planeten auf einen weiteren Eingriff zu setzen, wollte Winnie Maddigan, der mit der Leitung und Koordination der Mission betraut worden war den natürlichen Zustand wieder herstellen. Das war nach Meinung des Mediziners sowieso die beste Lösung und Dalen Lazarus hatte nicht widersprochen. Für den Wissenschaftler war fast jeder Weg zur Lösung akzeptabel. Seeta Yadeel, die dritte im Bunde, war an einer technischen Lösung von Berufs wegen interessiert, überließ die Entscheidung, wie vorgegangen werden sollte jedoch dem Mediziner aus Wales.

Zum ersten Mal seit Beginn der Untersuchungen saßen sie nun in Dr. Maddigans Büro um dessen Schreibtisch herum und verglichen die Ergebnisse ihrer bisherigen Untersuchungen. Im Hauptraum standen zwei Quarantänebehälter, in denen jeweils eine rötliche und eine bläuliche Wolke schimmerten. Die Zanderianerin warf einen Blick auf die Technik, die sich verselbständigt hatte. Bereits seit ihrer Akademiezeit wusste sie um die Gefahr, die von dem Gebiet, auf dem sie inzwischen eine gewisse Expertise erworben hatte, ausgehen konnte.

Dalen Lazarus starrte indes auf eine schematische Darstellung der Nano-Sonden, die auf seinem Padd eingespeichert war. Er hatte in den vergangen 24 Stunden fieberhaft die Proben studiert, die sie von Ascari III genommen hatten. Er wusste jetzt so ziemlich alles, was es über die Nano-Sonden zu wissen gab. Er hatte so ziemlich jede Untersuchung an ihnen durchgeführt, die ihm eingefallen war. Seine Erhebungen waren gründlich wie stets.

Auch Winnie Maddigan hatte die beiden Arten von Nano-Sonden auf Herz und Nieren geprüft. Er hatte festgestellt, dass die roten, statt nur die kranken Zellen zu konsumieren, auch die gesunden auffraßen. Er hatte das eigenhändig mit dem Teil einer jüngst verstorbenen Laborratte getestet, die einen boshaften Tumor gehabt hatte. Statt nur die angegriffenen Zellen zu zersetzen, und so eine Ausbreitung zu verhindern, hatten die roten kurzerhand jede Zelle zersetzt. Er nahm an, dass ein Fehler in der Programmierung vorlag. Bisher ungeklärt war für ihn jedoch noch, wie die kleinen, roten Biester sich selbst replizierten.

Seeta hatte im Wesentlichen die Sichtung des von den Ascari zur Verfügung gestellten Materials übernommen. Sie hatte den letzten Tag über Konstruktionsplänen und Entwürfen verbracht und hatte den Ingenieuren und Medizinern, die hier gearbeitet hatten Respekt zollen müssen. Sie hatten großartiges vollbracht und es war ihr nicht gelungen, einen Fehler zu finden. Sie vermutete, dass bei einer der Chargen der Nano-Sonden ein Produktionsfehler aufgetreten sein musste, denn anders war das Verhalten nicht zu erklären. Nach den Plänen zu urteilen hätten sie einwandfrei funktionieren müssen.

Einwandfrei funktionierten hingegen die bläulich gefärbten Nano-Satelliten. Sie wehrten die roten perfekt ab. Es war eine Schande, dass es den Ascari nicht möglich war, genügend von ihnen zum Schutze der kompletten Bevölkerung zu produzieren. Aber selbst wenn die Föderation hierfür die Mittel zur Verfügung stellen konnte, hätte die Quarantäne, die Cunningham über Ascari III verhängt hatte, nicht aufgehoben werden können. Man konnte nicht riskieren, dass ein von Ascari III Wegreisender die roten Nano-Satelliten über den halben Quadranten verteilte.

Schließlich ergriff der Wissenschaftler mit dem schneckenförmigen Oberkopf das Wort. „Ich habe beide Arten von Sonden genauestens untersucht. Dabei habe ich viele Unterschiede gefunden und nur wenige Gemeinsamkeiten“, erklärte er.

Die beiden anderen vertieften sich fast augenblicklich in die Daten, die er in ihre Padds eingespeist hatte. Es waren viele Daten, und so war es eine Weile ruhig in Büro Maddigans. Schließlich kratzte der Waliser sicher am Kopf und meinte: „Ich sehe leider nicht, wie uns diese Daten bei einer Beseitigung des Problems weiterhelfen könnten.“

Die Zanderianerin hob jedoch ihre Hand und meinte: „Vielleicht lässt sich mit Hilfe dieser Daten eine Möglichkeit finden, die roten außer Gefecht zu setzen. Ich würde sie mir gerne bis morgen in meinem Büro in Ruhe ansehen. Vielleicht finde ich eine Lösung, wenn ich diese Daten mit den Bauplänen abgleiche. Leider habe ich auch bisher nicht herausfinden können, was mit den roten Nano-Satelliten nicht stimmt. Nach den Bauplänen sollten sie ausschließlich einen Nutzen für die Gesellschaft bringen und keine Probleme verursachen.“

Winnie schnaubte leicht. „Probleme verursachen nennen Sie das? Die Dinger sind eine Plage, die kurz davor stehen, diesen Planeten und seine Bevölkerung auszulöschen“, murrte der schwarzhaarige Mann und strich sich dabei durch die Locken.

Auf das Gesicht seines Gegenübers stahl sich ein Lächeln. „Wie auch immer sie es nennen wollen“, antwortete die Chefingenieurin der Katana, „ich denke, dass es sinnvoll wäre, wenn sich jeder bis morgen Abend mit den Ergebnissen der jeweils anderen beiden beschäftigt. Danach treffen wir uns hier wieder und reden weiter“, schlug sie vor. Winnie nickte mit leicht grimmigem Gesichtsausdruck. „Einverstanden“, meinte er. „Also dann morgen Abend um die gleiche Zeit wieder hier bei mir.“

Allgemeines Stühlerücken antwortete ihm und schon bald war er in der Krankenstation wieder alleine, mal abgesehen von seinem Stab. Der Chefmediziner überlegte kurz, dann zog er eine Grimasse und aktivierte das Interkom. Zeit, Mr. Tannier über den Stand der Untersuchungen zu informieren.


„Bretodeau?“ Seit einigen Tagen nun schon irrte die Twi‘lek verlegen mit dem Raumschiffchen ihres Göttergatten durch diese fremde Galaxie, welche gleich einen ersten Eindruck auf sie machen konnte, welcher ihr gar missfiel: diese Galaxis wirkte irgendwie kalt. War das ihr bekannte Universum mit all den Fabelwelten wie Ryloth, Gamorrea, den Yavinmonden und vor allem Coruscant gefährlicher, so wirkte selbst der vermaledeite Outer Rim, aus welchem sie stammte und von welchem sie alles kannte, freundlicher ... familiärer.

Stets hatte sie den Ausführungen Fords gelauscht, der von dieser Ecke des Alls erzählte, doch nie hatte er von der Leere gesprochen, welche einem hier aufwartete. Er selbst stammte von Beteigeuze, was wohl als ausreichende Erklärung für diesen Umstand herhalten sollte. Um sich freundlicheren Gedanken zu widmen, hatte sie sich dieses Schiff einmal genauer angeschaut. War es doch für acht Personen ausgelegt, hatte eine einzige Person darin umso mehr Platz. Ein Lächeln trieb ihr der Anblick aufs Gesicht, welcher ihr die Verpflegungsplanung Prefects bot: er hatte an alles gedacht, wie es erschien, und auf die Schnelle wirklich ein funktionierendes Schiff mit allem nötigen Inhalt bereitgestellt. Respekt! Bei der Durchsuchung fiel Rhâl auf, dass Ford sowohl althergebrachte Speisen aus ihrer Heimat als auch fremdartige dieser Galaxis eingeplant hatte. Sollte sie sich an die hiesigen Speisen gewöhnen, würde sie das viel Kraft kosten, denn diesen Eindruck vermittelten die dargebotenen Köstlichkeiten bei ihrem ersten Anblick.

Am vierten Tag ihrer Reise, sie war bereits der völligen Ungeduld verfallen, hatte sie genug vom dahinschleichenden Raumschiff, welches sich zwar stetig, aber eindeutig zu langsam auf ein bestimmtes Ziel hin orientierte. Da sie von der Fliegerei soviel Ahnung hatte wie ein Sandschlitten auf Tatooine vom Kochen, fiel ihr erst beim zweiundvierzigsten Versuch, dem Schiff eine andere und verdammt schnellere Richtung zu geben, auf, dass Ford auch dafür Sorge getragen hatte: das Schiff würde sie sich zu diesem Bretodeau auf Alpha Centauri bringen. Ein letzter verzweifelter Hieb auf die Konsolen des vom Stil her völlig unbekannten Schiffes rief erstmals überhaupt die Stimme des Computers herauf, welcher sich in verwaltungstextvollen Sternenflottenstandardenglisch (dank dem Babelfisch in ihrem Ohr konnte Rhâl diese Sprache an hoher Eindeutigkeit gewinnend zuhören) darüber opponierte, dass man dies doch bitte zu unterlassen habe. Der Schreck, welchen er damit bei Rhâl heraufbeschwor, blieb eine ganze Weile bestehen, und nur zögerlich entsprang sie ihrer Lethargie.

„Welche R2-Einheit bist Du?“ Bei den Geschichten Fords behielt sie immer nur die Landschaftsbeschreibungen im Kopf und andere, vorrangig schöne Dinge; so etwas wie Technik und Physik ging ihr zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus, weshalb sie dachte, eine R2-Einheit würde sie hier ansprechen. Der Computer jedoch lief in einer Subroutine, als er gleichklingend fragte: „Bitte spezifizieren Sie Ihre Anfrage!“ Rhâl war verblüfft. R2-Einheiten „sprachen“ nicht, dass fiel ihr erst jetzt wieder ein. Trotz des mehrmaligen Umblickens erkannte sie nicht, dass sie doch nur allein hier war ... und erst drei Tage später fand sie heraus, wie sie den Computer ansprechen konnte (mal abgesehen davon, dass sie einfach die Konsolen nur ansatzweise zu zertrümmern brauchte). Nun hatte sie endlich was zu tun, war sie doch die nächsten zweiundvierzig Tage damit beschäftigt, den Computer über alles Wissenswerte diese Galaxie betreffend auszufragen, und sie kam zu einem interessanten Schluss: war die persönliche Kälte hier überwältigend, entbot der Blick auf verschiedene Welten und Völker jedweder Zweitklassigkeit ... und war ebenso überwältigend.

„Bretodeau?“ Erneut rief Rhâl das Interkom auf (nun, da sie wusste, wie es funktionierte), um den Anhaltspunkt in dieser Galaxis endlich ausfindig zu machen. Und just in diesem Moment erhielt sie Antwort: „Hier Bredoteau! Kann ich Ihnen helfen?“ Der Twi'lek Kopftentakel begannen vor wachsender Aufregung in den Spitzen zu erzittern. „Sind Sie der Bretodeau von Alpha Centauri?“ Schallendes Gelächter drang durch das Interkom, bevor die Stimme wieder zum sprechen ansetzte: „Auf Alpha Centauri gibt es genau zweiundvierzigtausendeinhundertsechsundneunzig Bredoteaus. Meinen Sie nicht, Sie sollten eine genauere Auswahl treffen?“ Rhâl, welcher der Kontakt mit dem Unbekannten über Audioverbindung zu ungelegen erschien, erbat, den anderen zu sehen. „Sie wollen mich sehen, unbekanntes Schiff?“, meinte die Stimme leicht verächtlich, „dann werfen Sie mal einen Blick nach oben.“ Die Twi'lek, die das für einen Scherz hielt (schließlich hatte sie es nicht einmal geschafft, dem Schiff mehr Schnelligkeit zu geben; wie sollte sie es dann umwenden und nach oben blicken lassen), blickte wie eine Galaxia-Klasse (nur nicht so schnell) aus dem Panoramafenster des Schiffes, die Gedanken gleich null.

Als sie keiner Erwiderung das Wort gab, erschien auf einmal das verzerrte Gesicht des Gesprächspartners auf einem der Monitore, was die Twi'lek erneut erschrecken ließ. Die Genugtuung darüber, dass ihr gegenüber ähnlich verdutzt schien, währte nur kurz ... nämlich bis zu dem Zeitpunkt, wo ihr Gegenüber breit zu grinsen anfing und schlussendlich auch sprach: „Willkommen an Bord, schönes fremdes Wesen!“ Die Verbindung brach und das Schiff erbebte, als es von einem hellroten Leuchten erfasst und gegen den Willen des Geschäftscomputers in das andere, jetzt sichtbar viel größere Schiff hineingezogen wurde. Der Twi'lek an Bord entfiel nur ein Gedanke an die verzerrten Gesichter derjenigen Sklavenhändler, welche durch die Hand ihres Vaters starben. Sie kannte diese Gedanken ... denn nun schien sie unbekannten Sklavenhändlern ebenfalls in die Hände gefallen zu sein. Und eigentlich war sie extra hier hergekommen, um vor solchen Leuten zu fliehen. Ein Seufzer entfuhr ihr, als sie dachte, dass das Herauswinden aus dieser Situation wohl nicht das Einfachste werden würde. Kurz darauf viel sie in eine genau berechnete Ohnmacht.


Bereits etwas weniger als 24 Stunden später saßen die federführenden Offiziere in der Ascari-Untersuchung sich wieder gegenüber. Erneut verglich man Daten. Es war aufgefallen, dass die Nano-Satelliten alle aus den selben Komponenten hergestellt wurden. Dalen Lazarus hatte eine entsprechende Analyse durchgeführt und bei einem Versuch an den Proben festgestellt, dass es möglich war, eine der Komponenten mittels eines hochfrequenten, für die meisten Ohren nicht wahrnehmbaren Tones zu zersetzen. Ohne diese Bindekomponente waren die Nano-Satelliten nicht mehr als ein Haufen sehr kleinen, feinen Schrotts. Seeta Yadeel war gleich auf den Ansatz angesprungen und hatte schnell grundlegende Ideen für eine planetenweite Ausstrahlung des Tones zur Hand gehabt. Lediglich Gollwyn Maddigan schien mit der Lösung des Problems nicht völlig zufrieden. Nachdenklich rieb der dunkelhaarige Waliser sich das Kinn und gab gelegentlich ein Grummeln von sich, was dazu führte, dass die Zanderianerin im Team ihn entnervt befragte, was er denn an den Schlussfolgerungen der beiden anderen auszusetzen habe.

Der Angesprochene strich sich erneut über das Kinn, überlegte kurz und meinte dann: "Ich bin einfach unsicher, was für eine Auswirkung das auf die Ascari haben würde. Sie sind bereits seit ihrer Geburt an die Nano-Satelliten gewöhnt. Es ist fraglich, ob ihr Metabolismus nach all der Zeit noch in der Lage ist ohne diese auszukommen. Möglicherweise ist ihr Immunsystem gar nicht mehr in der Lage, mit Krankheiten umzugehen. Es könnte bereits eine Rückbildung vorliegen. Wir wissen einfach zu wenig, um das sicher abschätzen zu können."

Die beiden anderen sahen sich nach seiner Rede ratlos an. Diesen Aspekt hatten sie nicht berücksichtigt. Sie hatten ihn auch nicht berücksichtigen können, weil er außerhalb ihres Fachgebietes lag. Aus diesem Grunde war das Team auch so zusammengesetzt worden, wie es nun aussah, da es sowohl wissenschaftliche und technische, als auch medizinische Fragen zu berücksichtigen galt.

Winnie Maddigan seufzte leise, dann aktivierte er seinen Kommunikator. "Maddigan an Needa", verlangte der Arzt. Umgehend erklang die Antwort der Halbtrill. "Needa hier", antwortete sie erwartungsgemäß. Winnie strich sich ein weiteres Mal über das Kinn und meinte: "Captain, ich müßte einige Untersuchungen an einer möglichst repräsentativen Gruppe von Ascari durchführen. Wäre das machbar?" wollte er wissen. Das Gerät an seiner Brust blieb einen Moment stumm, dann antwortete Ariell: "Ich werde sehen, was ich tun kann. Needa Ende." Dann verstummte der Kommunikator an Maddigans Uniform.


Öffne Deine Augen, mein Kind, und genieße die Einsicht, welche Dir Dein neuer Schöpfer nicht vorenthalten will. Gegen ihren antrainierten Willen musste Rhâl, welche noch immer in der geplanten Umnachtung schwebte, ihre Augen öffnen. Da sie sich schwer widerstrebte, schlussendlich jedoch keinen Erfolg hatte, dem telepathischen Einfluss der fremden Stimme zu widerstehen, wurde sie der Anstrengung müder, und ihre Augen öffneten sich. Sogleich wurden die Lider mit kaltem Metall geschnappt und gänzlich aufgerissen, sodass an ein erneutes Schließen der Augen nicht mehr zu denken war. Ekel durchfuhr die Twi'lek, welche sich in diesem Moment noch nie als so von fremder Hand beherrscht gesehen hatte, dass sie alsbald erbrach. Doch statt dem Reflex des Körpers nachgeben zu können bemerkte sie erst jetzt, dass dieser in seiner Vollständigkeit an jedweder Bewegung behindert wurde; kalten Stahl und wundgeriebenes Leder verspürte sie vor allem an den Händen und am Hals, wo sie sich bereits im Tiefschlaf vergeblich gewunden haben mußte. Die offen gehaltenen Augen legten sich schmerzhaft auf ihr Gemüt, doch noch schlimmer galt der unterdrückte Würgreflex, welchem sie nun ein zweites Mal erlegen war.

Anstatt sich mit dem Körper zu krümmen oblag sie der Gewalt des eisernen Griffes und konnte rein gar nichts tun, um sich dagegen zu wehren. Mit ihren Augen musste sie dieses jämmerliche Schauspiel auch noch visuell durchstehen.

Minutenlang tat sich nichts, und aus der anfänglichen Hektik, bedingt durch die gegebene Situation, breiteten sich Ruhe und eine Spur der Gleichgültigkeit aus, bis sie schließlich ganz erschlaffte und nur die schmerzhaft geöffneten Augen sie am einschlafen hinderten. Als dann endlich auch das unbekannte, aber umso grausamere Gesicht ins Blickfeld kam, geriet die Twi'lek wieder in Unruhe, welche die zu sanfte Stimme des Unbekannten zu beruhigen dachte: „Hab keine Angst, Kind, denn Du bist nimmer allein. Senke die Kräfte Deines Widerstandes, und Du wirst verstehen lernen.“ Die Twi'lek, welche alles verstehen konnte, begann nun selbst, klischeeversessen zu erwidern: „Was wollt Ihr?“ Dem Unbekannten, welchem die Möglichkeit fehlte, einen hyperintelligenten Babelfisch im Ohr zu haben und der obendrein seinen Computer nicht zu der unbekannten Sprache fragen konnte, hörte nur folgende Wort(e): „Kunumutsumanajatedej?“ Dies ließ ihn verblüffen und Rhâl verstehen glauben, was ihr, die gefangen in der Senkrechten stand, ein Lächeln aufs Gesicht trieb. „Es besitzt den Anschein, als verstehst Du mich nicht, was?“ Die Twi'lek versuchte es weiter, und es schien zu gelinge, was sie vorhatte. Der Unbekannte veränderte seine Gesichtsfarbe fast unmerklich, seine Züge wurden härter, denn er, der hier die Oberhand zu besitzen beabsichtigte, lag im Moment im Hintertreffen.

Sein Vorteil lag jedoch in der Art, wie er Rhâl gefangen hielt, und dabei war ihm jetzt jedes Mittel zum Zweck recht, sie wieder einer Unterdrückung preiszugeben. Mit einem schiefen, recht boshaft ausschauenden Lächeln, tippte er ruhig auf einigen Konsolen Befehle ein, deren Auswirkung sich für die Twi'lek sogleich erkenntlich zeigten. Die festen Griffe um ihren gesamten Körper veränderten ihre Position nur um ein Geringeres, doch allein dies reichte schon aus, die völlig versteifte Figur der Gefangenen, welche sich so sehr nach einer entspannten Körperhaltung sehnte, noch mehr schmerzen zu lassen, da es die Twi'lek nicht länger aushielt und mit lauten Schreien und stummen Seufzer erneut zusammenbrach. Doch ließ Rhâl noch nicht nach, den anderen aus ihrer schlechten Position heraus doch weiter zu demütigen, indem sie mit brüchiger Stimme und einem recht schmerzverzerrten Lächeln erneut das Wort an ihn richtete: „Ihr ... seid sehr unhöflich, wenn ... *keuch* ... wenn Ihr mir nicht einmal ... *hust* ... Euren Namen verratet ...“

Die Antwort kam prompt und ließ die Twi'lek für die nächsten Tage und Wochen fast vollends verstummen: eine Art visuelle Sehhilfe in Form einer zu groß geratenen Brille schnellte hervor und setzte sich nahe vor ihre Augen. Ein grellweißer Schein umgab die Brille mit einem mal und ließ die Twi'lek scheinbar erblinden. Danach begannen unbekannte Bilder in rascher Abfolge auf sie einzuströmen, und zwar so schnell, dass ihr Verstand die Arbeit versagte. Sichtlich gelähmt war sie gefangen und musste sich der Bilderflut ergeben, während nahebei und für sie nun unsichtbar der Unbekannte stand und sich grinsend die Hände rieb. „Ich werde Dich schon zum reden bringen, mein Kind“, flüsterte er gebietend, „und wenn ich das erst einmal geschafft habe, ist auch Dein Verstand bereit, meinen Befehlen zu folgen.“


Gollwyn Maddigan sah seine schlimmsten Befürchtungen bewahrheitet. Es erschien ihm mehr als fraglich, ob das Immunsystem der Ascari seine Funktion wieder aufnehmen würde. Bei fast allen Ascari, die er hatte untersuchen dürfen, war es beinahe völlig zurückgebildet. Bereits ein einfacher fiebriger Infekt konnte für diese Leute zum Tode führen. Interessanterweise war das Immunsystem jedoch intakter, je jünger die Testpersonen waren. Eine zweite Untersuchung an Neugeborenen hatte ergeben, dass diese über ein völlig intaktes verfügten. Winnie vermutete daher, dass die Ascari mit einem voll funktionstüchtigen geboren wurden und dieses dann nach der Impfung mit den Nano-Satelliten nach und nach verkümmerte.

Jetzt war der Mediziner mit dem üblichen Padd in der Hand auf dem Weg zu einer Besprechung mit Needa und Tannier, bei der er die Ergebnisse präsentieren würde und schlussendlich auch eine Empfehlung aussprechen würde, die die beiden Führungsoffiziere dann dem Präsidenten der Ascari präsentieren würden. Nachdenklich ging er gedanklich noch ein letztes Mal über das, was er und seine beiden Kollegen aus Wissenschaft und Technik ermittelt hatten, während er darauf wartete, dass der Turbolift sein Ziel, nämlich die Brücke erreichte. Als es soweit war, verließ er den Lift, nickte kurz zu Frank Lincoln im Chefsessel hinüber und überquerte die Brücke dann, bis er vorm Bereitschaftsraum der Captain zu stehen kam. Der Arzt straffte sich ein letztes Mal und betätigte dann den Türsummer. Umgehend wurde er hineingebeten, und so durchtrat er die Türe und ging nach einer kurzen Begrüßung hinüber zu Needa und Tannier, die bereits bei einer Tasse Tee auf dem Sofa saßen.

Ariell Needa nickte ihrem Chefmediziner zu und bat ihm dann Platz und Tee an. Der Waliser dankte und schloss sich den beiden anderen bei ihrem Tee an. Als er eine Tasse Darjeeling vor sich stehen hatte, räusperte er sich kurz und kam unaufgefordert zur Sache.

„Wir haben uns das Problem der Ascari ausführlich angesehen, und haben einen Weg gefunden, der es uns ermöglicht, die roten Nano-Satelliten zu deaktivieren“, begann der Mann in der blaugrünen Uniform der wissenschaftlichen und medizinischen Abteilungen der Katana.

Auf Ariells Gesicht trat ein erfreuter Ausdruck, denn sie hatte zwar um die Kompetenz ihres Stabes gewusst, jedoch nicht so schnell mit so positiven Ergebnissen gerechnet. Winnies gehobene Hand machte ihr jedoch schnell klar, dass da mal wieder ein Haken an der Sache war. Ihre Eingebung wurde nicht enttäuscht.

„Es ist möglich, mittels eines hochfrequenten Tones eine Komponente der Nano-Satelliten zu zersetzen. Ohne diese Komponente sind die Nanosatelliten nicht funktionsfähig. Dieser Basisstoff ist jedoch sowohl in den Gutartigen als auch in den Bösartigen enthalten“, klärte Winnie weiter auf.

Ariells Lippen formten ein stummes „Oh“, während sie weiter den Ausführungen Dr. Maddigans lauschte. Auch auf Tanniers Stirn stellte sich ein Runzeln ein.

„Es kommt noch schlimmer“, ergänzte Maddigan. „Das Immunsystem der erwachsenen Ascari ist so weit zurückgebildet, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass es nach dem Absterben der Nano-Satelliten seine normale Funktion wieder aufnehmen wird. Bereits einfache Krankheiten oder Verletzungen könnten so zum Tode führen, wenn eine medikamentöse Behandlung nicht rechtzeitig erfolgt.“

Ariell musste an dieser Stelle nachfragen. „Soll das bedeuten, dass je jünger die Ascari sind, umso größer ist die Überlebenschance, weil das Immunsystem noch nicht so stark verkümmert ist? Heißt das, das Neugeborene gefahrlos heranwachsen könnten?“ wollte sie wissen.

Winnie nickte zustimmend und legte dann sein Padd auf den Tisch. „Wir haben zwei Lösungen ausgearbeitet. In Lösung 1 wird mittels eines Transceivernetzwerks der fragliche Ton auf ganz Ascari zeitgleich ausgestrahlt. In Lösung 2 wird nur ein begrenztes Areal innerhalb der fraglichen, kleineren Transceiverarray bestrahlt und somit von den Nanosatelliten befreit“, erklärte er.

Tannier hob das Padd hoch, studierte es kurz und analysierte dann: „Das heißt, dass bei Lösung 1 die gesamte Bevölkerung bestrahlt wird und damit sofort alle Nanosatelliten zerstört werden. Dabei würde man gleichzeitig alle Ascari, die ein gewisses Alter erreicht haben, einem potentiellen Todesrisiko aussetzen.“

Der Minbari scrollte die Daten herab und hob dann eine Augenbraue. Dr. Maddigan hatte voraussichtliche Mortalitätszahlen geschätzt, was dem Minbari auf der einen Seite grotesk und auf der anderen Seite notwendig zu sein schien.

„Bei Lösung 2“, setzte er fort, „würde man langfristiger planen, dabei aber auch riskieren, dass der Plan schief geht. Die Nanosatelliten könnten dort bei einem Ausfall der Array verheerenden Schaden anrichten. Außerdem könnte es zu einer Panik führen, wenn nicht genügend Platz in dem fraglichen Areal vorhanden ist.“

Winnie Maddigan nickte zustimmend. „Diese beiden Lösungen erschienen uns die praktikabelsten“, erläuterte er die Ergebnisse nochmals abschließend.

Damit war eigentlich alles gesagt. Ariell nickte, wartete bis Maddigan und Tannier ihre Tassen geleert hatten und stand dann auf. Die beiden Herren taten es ihr nach und es folgte die Verabschiedung, nachdem Ariell gemeint hatte, sie würde die beiden Lösungsansätze umgehend dem Präsidenten vorlegen. Dann verließen Tannier und Winnie den Bereitschaftsraum der Captain gemeinsam. Niemand beneidete sie um die Aufgabe, die ihr nun zufiel.


Das twi'leksche Gehirn ist nicht unbedingt dafür ausgelegt, Wissen zu erwerben und zu behalten, welches unfreiwillig dort hineinströmt. Im gesamten bekannten Raum (also in dem von Rhâl bekannten Raum) gab es nicht einen Twi'lek, welcher je eine Universität oder Akademie besucht hätte; mal abgesehen vielleicht von der Jediakademie, deren Ergebnisse, was die Twi'lek anbetraf, aber genauso zweischneidig blieben. Deshalb war es für den Unbekannten, der Rhâls Gehirn mit Bildern aus mehreren hundert Jahren bebildert hinterlegter Menschheitsgeschichte des hiesigen Universums fütterte, auch ein verlustreiches Spiel: Rhâl, welche er gebrochen zu haben dachte, blockte alles das, was er selbst als wissenswert und wichtig erachtete, einfach ab, während die simpelsten Dinge, welcher man Herr werden konnte (Kochkünste, Literatur der Menschen) in ihrem Hirn Platz fanden.

Doch das reichte dem Unbekannten bei weitem nicht; was er aber auch anstellte, um sich Rhâl vollends gefügig zu machen, es scheiterte. Und bis er dahinter kam, dass die Twi'lek nur auf das reagierte, was programmmäßig in einem Twi'lek halt vorzugehen hatte, ward er unendlich frustriert. „Du solltest mein Geschöpf werden, mein Geschäft fürs Leben, für das wir Ferengi alles gezahlt hätten“, schluchzte er, „Du hättest in den Händen meines Volkes die beste Waffe gegen die Menschen werden können, indem Du ihr ganzes Leben studiert hättest, während Du uns die beste Strategie errechnet hättest, wie wir dieses verhasste Volk aus dem All werfen und ...“ Weiter kam er nicht, denn hinter ihm wurde ein Monitor freigeschaltet, auf welchem sich ein weiterer Ferengi meldete: „Qrek? Hier spricht Omag. Du hast das falsche Opfer gefunden. Unser Ziel befindet sich gerade auf dem Jungfernflug von Ceramiche Panaria II nach Colombia Selle Italia IV!“ Der Angesprochene, dessen leidiges Selbstbild ob dieser Meldung mit einem Mal verschwand, dankte seinem Bruder vom anderen Schiff, bevor er sich der Twi'lek zuwandte.

Rasch waren alle Kontrollen, welche das unbekannte Wesen über Tage und Wochen festgehalten hatten, gelöst, und die Twi'lek fiel wie ein nasser Sack zu Boden, wo sie erstmals seit ihrer Gefangenschaft die Augen schloss und fast augenblicklich einschlief. Der Ferengi, vorsichtig abtastend, ob die Unbekannte ihm nicht doch noch etwas tun konnte, schlich sich an sie heran. Als er kein Anzeichen für eine eventuelle aggressive Aktion der Twi'lek erkannte, raunte er ihr ein „‘tschuldigung!“ zu und setzte sich auf. Zweimaliges am-Kopf-kratzen später war er noch immer unentschlossen, was er nun eigentlich mit der Unbekannten tun wollte. Verkaufen konnte er sie nicht mehr, trotz ihrer augenscheinlichen Schönheit. Die unsachgemäße Behandlung der vergangenen Wochen hatten so ihre Spuren hinterlassen, und jeder Käufer würde Fragen stellen ob des Zustandes der zukünftigen Sklavin.

Spät erst kam ihm der Gedanke, die Twi'lek einfach selbst zu behalten, sie aufzupäppeln und sie dadurch an sich zu binden. Er vergaß dabei den Instinkt, welchen die Twi'lek schon gezeigt hatte, als sie sich geweigert hatte, die fremden Bilder ihrem Hirn zu erschließen. Und nach weiteren Wochen der Aufpäppelung und des zu-Kräfte-kommens (während auch Omag mit seinem „Opfer“ Schwierigkeiten hatte) war es nur eine Frage des Augenblicks, wenn die Twi'lek sich bei dem Ferengi bedanken würde. Angehörige der Föderation, welche später das Schiff durchsuchten (da es sich unmittelbar auf Kollisionskurs mit dem Planeten Ascari befand) entdeckten neben dem völlig unbekannten und tief schlafenden Wesen auch einen Ferengi, welcher vergiftet an seinem letzten Abendmahl saß, die Augen noch immer gierig auf die Stelle gerichtet, wo ihm Rhâl vor einigen Stunden den Tanz der Devaronianer gezeigt hatte: eine hocherotische Variante des Tanzes, welche auf Personen aus Rhâls Universum den schönen Effekt hatte, dass diese erst später bemerkten, das sie ob ihres verlorenen Geldes nicht mehr in die Bar der Twi'lek zu gehen verlangten. Wie der Tanz bei den Personen dieses Universums schlussendlich wirkte, hatte Rhâl noch nicht in Erfahrung gebracht: der Tanz, welchem sie ihrem Peiniger zeigte, zielte von Beginn an auf den Tod des Protagonisten ... und wird selbstverständlich in der Sprache der Menschen „Tanz der Teufel“ genannt (welch Zufall, dass die Devaronianer aus dem Outer Rim wie menschliche Teufel aussehen).


Mit einem leisen Seufzer betrat Ariell Needa die Brücke der Katana, in ihrem Ohr hallten noch die Worte des Präsidenten nach: „Mit ihrer Hilfe werden die Ascari nun in das dritte Zeitalter eintreten. Ein Zeitalter, in dem die Angst vor den Nanosatelliten hoffentlich bald der Vergangenheit angehören wird. Ich danke Ihnen dafür.“ Die Trill war sich jedoch unsicher, ob Dank angebracht war. Sicherlich, sie hatten einen Weg gefunden die Nanosatelliten unschädlich zu machen, doch zu welchem Preis? Sie bezweifelte, dass dem Planeten eine glückliche nähere Zukunft bevorstand, egal wie sie sich entschieden. Entweder gefährdeten sie die älteren Bewohner oder aber sie gingen Gefahr Panik, Hysterie und vielleicht sogar Bürgerkriege auszulösen, wenn der Platz nicht für alle genügte. Sie war froh, diese Entscheidung den Ascari selber überlassen zu können.

Stirnrunzelnd nahm sie zur Kenntnis, wie Tannier sagte: „Unbekanntes Schiff, identifizieren Sie sich! Sie befinden sich auf direktem Kollisionskurs mit Ascari III. Ich wiederhole: Sie befinden sich auf Kollisionskurs mit einem Planeten.“

Sie lenkte ihre Schritte weg von ihrem Bereitschaftsraum, den sie eigentlich hatte aufsuchen wollen hin zur Mitte der Brücke, wo Tannier ihr den Platz in der Mitte freimachte, ohne ein weiteres Wort darüber zu verlieren. „Sie antworten noch immer nicht, Sir“, vernahm sie Marina DeSotos Stimme von der Ops.

Leise wurde die Captain nun von ihrem Ersten Offizier darüber aufgeklärt, dass man vor einigen Minuten ein Ferengischiff geortet hatte, das in den System eingedrungen war und sich auf direktem Kollisionskurs mit dem Planeten befand. Bisherige Versuche, es zu kontaktieren hatten zu keinem Erfolg geführt, auf dem Sichtschirm prangte groß das Bild des immer näher kommenden Schiffes.

„2 Minuten bis zum Einschlag“, vermeldete Marina, die den Vorgang mit Argusaugen auf ihren Sensoren überwachte. Ariell straffte sich und stand aus ihrem Sitz auf. „Hier spricht das Föderationsraumschiff U.S.S. Katana. Sie befinden sich auf direktem Kollisionskurs mit dem Planeten Ascari III. Bitte identifizieren Sie sich, Ferengischiff“, verlangte sie, erhielt jedoch ebenso wenig Antwort wie ihr erster Offizier nur einige Momente zuvor. „1 Minute bis zum Einschlag“, wurde sie von Marina aufgeklärt.

Die Trill im Captainssitz sah sich genötigt etwas zu tun. „Erfassen Sie das Schiff mit dem Traktorstrahl und ziehen Sie es in einen stabilen Orbit. Mr. Tannier, Sie führen ein Außenteam auf das Schiff“, ordnete sie an, und während Mr. Tannier die Brücke verließ, war deutlich zu sehen, wie das Ferengischiff vom Traktorstrahl der Katana erfasst und längsseits neben das Föderationsschiff gebracht wurde.


Noch mit viel Scheu vor den ihr massenhaft erscheinenden Unbekannten wurde Rhâl an Bord des Föderationsschiffes Katana über mehrere Ebenen geführt. Die seit ihrer Ankunft vor einigen Stunden nicht von der Seite weichende, blauhäutige, weibliche Person, welche sich mit Zhabia Velain vorgestellt hatte, ging neben der Twi'lek her, stets darauf bedacht, sie mit Worten zu beruhigen, von denen die Delvianerin glaubte, das die andere diese schon verstehen würde; zumindest beschlich Zhabia stets das Gefühl, wenn sie ihr Wort an Rhâl richtete und diese verstehende Bewegungen ausführte. Doch warum die Unbekannte selber kein Wort sprach, konnte auch die Delvianerin nur mutmaßen.

Rhâl ließ sich gerne durch das Schiff führen, welches über eine derartige Sauberkeit verfügte, daß es sich gnadenlos dem ersten Eindruck dieser Galaxis anschloß: die Eiseskälte. Doch als elementarer Gegenpol erschienen die Personen hier, welche vornehmlich Menschen waren, welche ihr mit einer Freundlichkeit begegneten, wie man sie zuhause im Outer Rim noch nicht einmal annähernd zu beschreiben wagte. So war sie ein einer (sehr sauberen) Krankenstation aufgewacht, in welcher verschiedene Leute um sie herumwuselten, den neugierigen Blick in den Augen ob des unbekannten Wesens, das sie bestaunten. Die Twi'lek erinnerte sich an Fords Worte, der da einst meinte, Menschen gebe es gar überall, auch in Galaxien, die miteinander nichts am Hut hätten. Doch Twi'lek waren auf das ihnen bekannte Universum beschränkt. Umso größer natürlich der Andrang bei der Zurschaustellung des Unbekannten.

Doch rasch hatte sie von dieser wohl gesunden Neugierde zuviel. Die ihr schön aber auch alptraumhaft erscheinende Umgebung ängstigte sie, ließ sie frösteln und kein Wort herausbringen. Die großen Augen lagen nur unsicher auf dem männlichen Arzt, welcher sie weitestgehend untersuchte und dabei mit beruhigender Stimme sprach. Jedes Wort, was sie vernahm, ließ Rhâl den Schatz in ihrem Kopf höher erleuchten; der Babelfisch rettete ihr womöglich zu anfangs das Leben, wußte sie doch um die Worte der Unbekannten. Gollwyn Maddigan hatte sich der Mann vorgestellt. Schöner Name! fiel der Twi'lek dazu nur ein, welche den Klang dieses Namens und den Klang seiner Stimme sogleich zuordnen konnte ... wie es auch später sogleich bei der Delvianerin geschah, mit welcher sie just in diesem Moment einen recht groß geratenen Raum betrat, in welchem nur wenige Personen einer Bestimmung folgen, welcher auch Rhâl auf andere Gedanken brachte: die Leute hier aßen und tranken, und der Twi'lek Augen begannen zu leuchten.

In Zhabias Gesicht lag Überraschung, als diese die Twi‘lek an einen Tisch geleiten wollte, welcher nahe der herrlichen Aussicht lag. Die Delvianerin blickte der anderen hinterher, welche gleich den Weg Richtung Theke eingeschlagen hatte und vor dieser mit großen Augen stehenblieb. Es war der Counselor, als ob ihre Begleiterin genau danach gesucht zu haben schien, und sie folgte ihr langsamen, beobachtenden Schrittes. Rhâl blickte derweil den Barkeeper offenherzig an (sie hatte keine Ahnung, einer Holosimulation gegenüber zu stehen), und jener winkte ihr, nachdem er einen befürworteten Blick mit der Counselor ausgetauscht hatte, die Frau mit den Kopftentakeln hinter die Theke.

Sehr zu der gespielten Überraschung des Hologramms brauchte dieses der Unbekannten anscheinend nichts zu erklären, denn wie von selbst huschten die Hände über der Theke entlang, gruben unterhalb nach bestimmten Dingen, während ihre Augen schon längst beim nächsten Gegenstand waren, welchen man als gut oder weniger gut erachtete. Dies tat die Twi'lek mit einer Behändigkeit, als ob sie schon immer hinter einer Theke, hinter dieser Theke gestanden habe. Am Ende ihrer kleinen Vorführung, an welcher sie wie selbstvergessen gearbeitet hatte, besaß ihr vorbereitetes Glas einen ihr ansprechenden Inhalt, welchen sie genußvoll und rasch in sich vereinigte. Als sie hernach, wieder zurück in der Realität, in die vielen Gesichter sah, welche sie von der anderen Seite der Theke erstaunt anblickten, bekam ihr lediglich gelbgefärbtes Gesicht eine orangene Tönung, während ihr Blick gen Boden ging vor Beschämung.

Als sie ihn probehalber wieder erhob, sah sie in das Gesicht Zhabias, welche mit einem geringen Lächeln Wohlwollen auszudrücken schien. So machte Rhâl einen Schritt nach vorne und versuchte, die anderen Augenpaare ignorierend, etwas für die Counselor zu kreieren, von dem diese nicht wußte, daß es für sie bestimmt war... denn dann hätte sie sicherlich Einwände gegen den Salat und die deltanischen Radieschen gehabt. Den fein mit viel Gesträuch belegten Teller hielt die Twi'lek der Delvianerin unter die Nase. Dann sagte sie ihr erstes Wort seit vielen Wochen. Es klang rau in ihrer Stimme und war, weil in Basic gesprochen, für andere Ohren verständlich: „Danke!“

Counselor Velain ließ sich auf einem der Barhocker vor der Theke nieder und lächelte ihr zurückhaltendes Lächeln. „Gern geschehen“, meinte sie, und in der Hoffnung die kleine Verbindung zu ihrem Gegenüber halten zu können fügte sie hinzu: „Ich bin eine Delvianerin und vertrage deshalb leider keine pflanzliche Nahrung. Aber wenn Sie mir die Nährlösung 35a aus dem Nahrungsreplikator geben könnten, wäre ich sehr dankbar.“

Die Twi'lek versuchte, das gehörte zu verdauen. Daß ein Wesen keine pflanzliche Nahrung vertrug, das war ihr neu, aber sie hatte, seitdem sie in dieses Universum übergetreten war, viele wunderliche Dinge gesehen. Allerdings hatte sie keinen Schimmer, was ein Nahrungsreplikator sein sollte. Sie faßte ihre Gedanken, wenn auch zögerlich, in Blicke und deutete an, nicht zu wissen, was und wo der Replikator sei.

Christian lächelte und zeigte auf ein Gerät, das in die Rückwand des Ausschankbereiches des Diners eingebaut war. „Das hier ist der Nahrungsreplikator. Sie sagen einfach, was Sie haben wollen, und er stellt es her“, gab das Hologramm an.

Rhâl nickte, stellte sich vor das Gerät und warf der Counselor einen fragenden Blick zu, welche daraufhin meinte: „Bitte einmal Nährlösung 35a.“ Mit dem jahrelang antrainierten Gedächtnis hatte die Barkeeperin sich sogleich den Namen von Counselor Velains bevorzugter Nahrungsquelle gemerkt. Mit größter Verwunderung bemerkte sie, wie sich auf einer kleinen Plattform in dem Gerät unter bläulichem Schimmern ein Glas mit einer klaren Flüssigkeit formte. Als das Leuchten verschwunden war, griff die Twi'lek vorsichtig hinein und entnahm dem Wundergerät eben jenes Glas, das sich soeben darin geformt hatte. Sie kam damit zurück und stellte es vor Counselor Velain hin, die es sogleich zur Hand nahm und einen ersten Schluck nahm.

Als der Blick der Twi'lek verwundert wieder zum Replikator zurückwanderte, verbreiterte sich das Lächeln der Counselor, denn sie konnte sich noch gut an ihr eigenes Erstaunen erinnern, als sie kurz nach ihrer Ankunft hier das erste Mal mit dem Gerät konfrontiert gesehen hatte. Sie nahm es inzwischen beinahe als selbstverständlich hin, wußte es jedoch trotzdem mehr als nur zu schätzen. Auf den fragenden Blick Rhâls hin entgegnete sie: „Fragen Sie mich nicht, Technik war nie meine Stärke.“

Auf das Gesicht der Twi'lek legte sich zum ersten Mal seit Tagen und Wochen ein Lächeln. Sie konnte die blauhäutige Frau nur zu gut verstehen. Auch ihr war die Funktionsweise von Technik fremd und sie interessierte sich nicht mal dafür, aber sie hatte stets gelernt damit umzugehen, wenn sie ihr Annehmlichkeiten versprach. Und dieses Wunderding schien Annehmlichkeiten zu versprechen. Rhâl nahm sich vor, es bald genauer zu erkunden.

Christian stellte sich wieder neben Rhâl und meinte: „Ich bin übrigens Christian, ich bediene hier.“ Rhâl nickte und ergriff zögerlich die dargebotene Hand. „Wir wissen nicht, wie sie heißt“, gab die Counselor wahrheitsgemäß an, „bis auf das Danke eben hat sie kein Wort gesprochen.“ Sie sah die Twi’lek an, welche sich mit glänzenden Augen in dem großen Raum umsah. Er wirkte freundlich und einladend und hatte so gar nichts von der Kälte, die sie sonst in diesem Universum gesehen und erfahren hatte. Hier wirkten die Leute ruhig und entspannt, ein Lachen lag in der Luft, man fühlte sich offensichtlich wohl. So kannte und liebte die Bardame die Umgebung, in der sie arbeitete.

Christian bemerkte den Blick, den die Twi'lek in ihre Umgebung warf und erkannte messerscharf, daß die Frau sich hier in dieser Umgebung wohl fühlen würde. Captain Needa und Commander Yadeel hatten ihn offensichtlich mit den richtigen Subroutinen gefüttert, als sie ihn programmierten. Das Hologramm hatte viel von einem Counselor, was daran lag, daß man Barkeepern von jeher nachsagte, sie hätten viel von einem Counselor. Und so erklärte das Hologramm, das die Verantwortung im Diners hatte: „Sie können mir hier gerne zur Hand gehen, ich könnte ein wenig Hilfe gut gebrauchen.“

Die Twi'lek schaute fragend zu Counselor Velain hinüber, die zustimmend nickte. Sie hielt es für eine gute Idee, wenn Rhâl sich in einer Umgebung aufhielt, in der sie sich offensichtlich wohl fühlte. Sie würde Captain Needa und Commander Tannier hierher bitten, denn die beiden brannten darauf sich von ihr erzählen zu lassen, was sich auf dem Ferengischiff, auf dem sie sie gefunden hatten zugetragen hatten. Aber das sollte ruhig noch warten, bis die wie unter Schock wirkende Frau wieder ein wenig zu sich gefunden hatte.

Die Counselor leerte ihr Glas und rutschte dann von ihrem Barhocker hinunter. „Ich werde mich dann um ein Quartier für Sie kümmern“, erklärte sie, nickte den beiden hinter der Theke zu und verließ dann, nachdem kein Protest erklungen war die Bar.

Rhâl Tu'Ran blickte der Counselor hinterher und ließ ihre Blicke dann erneut durch den Raum wandern. Sie spürte mehr, als daß sie es bewußt wahrnahm, wie Christian einige Minuten später den Platz neben ihr verließ und sich einem der Tische im gut besuchten Diners zuwandte, an dem Maggie Kincaid nach ihm gewinkt hatte. Auf die für ihn übliche Weise war er schon bald in ein scherzhaftes Gespräch mit ihr und den anderen Junior-Offizieren vertieft.

Rhâl erwachte erst aus ihren Gedanken, als ein Mann mit dunkelblondem Haar vor ihr stand und sein Glas auf den Tisch stellte. „Kann ich noch so einen haben?“ meinte er und automatisch setzte die Twi'lek ein freundliches Lächeln auf und gab ihm mit einem Nicken zu verstehen, er möge doch bitte erklären, was er zu trinken beabsichtigt hatte. Um der Höflichkeit die Ehre zu geben, stellte sich der Mensch ihr sogar noch vor mit „Lincoln, Frank Lincoln“ und streckte ihr die Hand hin, die sie ergriff und drückte. Dem folgte der nicht unfreundliche, nachdrückliche Blick der Twi'lek ob Beantwortung ihrer letzten Frage.

Auf das Gesicht des sympathischen Iren legte sich ein breites Lächeln. „Einen Whiskey, Single Malt“, erklärte er, und geschwind folgten Rhâls Finger ihrem Blick nach oben, wo sie zwischen den hängenden Flaschen schnell erspäht hatte, was Frank begehrt hatte. Geübt füllte sie ein neues Glas für ihn und räumte das alte vom Tresen. Ein wenig versonnen sah sie dem gut aussehenden Mann mit dem breiten Kreuz und dem sandfarbenen Haar hinterher. Vielleicht würde es ihr in diesem Universum doch besser gefallen, als sie zu Anfang gedacht hatte.