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Centauri Dämmerung

From PathfinderWiki

Centauri Dämmerung
Autor: Dalen Lazarus
Anfangssternzeit: 56229.65
Endsternzeit: 56260.15
Anfangsdatum: 25.03.2379 (19:49 Uhr)
Enddatum: 05.04.2379 (13:00 Uhr)


Andreas Herz hüpfte seltsam verwirrt in seiner Brust. Er freute sich, daß Seeta wieder an Bord war. Aber er war auch enttäuscht, daß sie einfach so nach Kuba geflogen war, ohne sich zu verabschieden. Ein kleiner Knoten befand sich in seinem Bauch. Er stand auf. Gut sah Seeta aus. Erholt vom kurzen Urlaub bei ihrer Familie. Aber sie sah auch erschöpft aus, müde von der Reise zurück zur Katana. Für einen kurzen Moment suchte er die Augen seiner Captain. Ariell erriet den fragenden Blick ihres Ersten Offiziers und nickte leicht.

Er ging ein Stück auf seine Freundin zu und sagte: „Schön, daß du wieder da bist.“ Die Angesprochene wußte nicht recht zu antworten und suchte nach Worten. „Ja.“ brachte sie schließlich heraus. „Wie wär's, ich lade Dich auf ein Essen ins Diners ein? Du mußt doch Kohldampf schieben nach dem Flug.“ schlug Andreas vor. „Ja, warum nicht.“ antwortete sie. „Und nebenbei kannst Du mir erzählen, was so passiert ist, während ich weg war.“ schimmerte ihr Humor allmählich wieder durch. „Kein Problem. Das werde ich.“

Beide traten in den Turbolift. Noch bevor sich die Tür schloß, nickte die Zanderianerin mit dem Kopf in Richtung Conn. „Als erstes sagst Du mir mal, wer der neue nette hübsche Mann da an der Konsole ist.“ Sie zwinkerte ihren Liebsten dabei an.

Die Lifttüre schloß sich. Noch bevor Andreas zu einer Antwort ansetzen konnte, schloß Seeta beide Arme um den Mann und schmiegte sich an. „Ich habe Dich vermißt.“ flüsterte sie. Sie drückte ihn. „Ich Dich auch, Maus. Ich Dich auch.“


Langsam hob die Frau ihr Gesicht. Minutenlang hatte sie ihren Kopf zwischen den Knien vergraben und sich ihren Gefühlen hingegeben. Sie hatte bitterlich geweint, bis keine Tränen mehr zu kommen vermochten. Die Sonne hatte die Hügel hinter ihrem Haus hinter sich gelassen und das warme Licht strahlte in den Flur. Mit einem Knoten im Bauch stand Lea zögerlich auf. Sie löschte das elektrische Licht. Es blieb hell. Überrascht blinzelte sie. Nach dem letzten Tag hielt sie nichts mehr für selbstverständlich. Die Welt war ihr unverständlich geworden.

Was wollte der Mann von ihr? Vergewaltigen? Das hätte er doch sofort haben können. Er war viel stärker als sie gewesen. Perverse Spielchen? Das Schwein! Aber dann hätte er sie doch im Verließ ... Das war's auch nicht. Vielleicht eine Lösegeldgeschichte? Aber wer hätte schon genug Geld, um sie auszulösen?

Ratlos und geschafft schlurfte sie ins Bad. Sie wollte nur noch abschalten. Ihrem Körper ein wenig Erholung gönnen. Ihr Geist war jedoch immer noch aufgekratzt. Schlaf? Daran war im Moment nicht zu denken. Aus den Augenwinkeln sah sie eine Frau im Spiegel. Erneut blickte sie auf die blanke, silberne Fläche. Ihr Spiegelbild sah sie an. Ihr Spiegelbild? „Gott, siehst du fertig aus.“ murmelte sie. Die Lippen der Frau im Spiegel gaben ihr das Kompliment zur selben Zeit zurück. „Meinst Du auch, ich sollte ein Bad nehmen?“ fragte sie mehr rhetorisch. „Du hast Recht. Das sollte ich.“

Sie drehte sich um und bückte sich über die Badewanne. Mühsam drückte sie den Stöpsel in den Ausguß. Der Hahn für das heiße Wasser ließ sich leichter bewegen. Mit der ausgestreckten Hand stützte Lea sich an der Wand über der Wanne ab und betrachtete, wie das heiße Wasser gurgelnd hineinplätscherte. Die ersten Dampfschwaden stiegen ihr entgegen. Mit einem letzten Schwung stieß sie sich von der Wand ab, drehte sich um und öffnete den Spiegelschrank. Lavendel ... das wäre jetzt genau das richtige. Glucksend löste sich ein großer Tropfen des Badeöls und fiel ins Wasser. Die ersten Düfte stiegen der Frau in die Nase und endlich begriff ihr Gehirn, daß es allmählich mit dem Grübeln aufhören durfte. Gedankenlos stellte sie die Flasche in den Schrank zurück.

Ihr Blick fiel nach links auf den Wäschekorb in der Ecke unter dem Fenster. Ein Handtuch vom Vortag, nein von Vorgestern lugte vorwitzig unter dem Deckel hervor. Langsam ging sie darauf zu, hob den Deckel herunter und lehnte ihn von außen an den Korb. Sie stupste das Handtuch hinein. Als nächstes fiel ihr Pullover hinein, den sie gleich nicht mehr brauchen würde. „Scheiße!“ fluchte sie und fischte ihn am Ärmel wieder heraus. „Den kann ich wegwerfen.“ ergänzte sie, als sie die Löcher an den Ellenbogen betrachtete. Frustriert warf sie ihn achtlos hinter sich über die Schulter.

Nach und nach entledigte sie sich auch dem Rest ihrer Kleidung. Diesmal kümmerte sie sich nicht mehr, wo sie die Stücke fallen ließ. Die Wanne war voll. Sie ließ die linke Hand auf den Hebel des Wasserhahns fallen. Ein paar nachzügelnde Tropfen gesellten sich noch zu ihren Geschwistern im Wasser unter ihnen.

Während Lea sich mit der rechten Hand an der Wand abstützte, tippte sie vorsichtig mit dem ersten Fuß in das Wasser. Heiß. Schön heiß war es. Aber nicht zu heiß. Langsam setzte sie den Fuß ab und stellte ihr Gewicht darauf. Der zweite Fuß folgte. Mit beiden Händen abstützend, ließ sich sich gemächlich in die Badewanne gleiten. Schwerelos sein. Sie ließ sich schweben und vom Wasser tragen. Sie merkte, wie die Muskeln sich entspannten und schloß blinzelnd die Augen. Ein Zettel hing von innen an der Tür.

Ihr Herz blieb stehen, als die Bedeutung der Buchstaben ihr ins Bewußtsein krochen:

„Ich weiß, wer DU BIST!“ leuchtete ein knallroter Satz.

Erwartungsvoll beugte Elaine Maddigan sich vor und sah Gollwyn an. „Und? Wie findest Du diesen Abschnitt?“ „Hoi-oi-oi ...!“ antwortete ihr Gatte.


Andreas hörte ein Keckern. Aus dem Keckern wurde ein Prusten. Nur mit Mühe gelang es Seeta, den Bissen runterzuschlucken. „Du hast was?“ fragte sie. Die ersten Lachtränen trieben ihr in die Augen. „Und dann habe ich gefragt, ob ich meine Badehose zurückhaben kann.“ antwortete er und tat so, als ginge es um das ernsteste Thema der Welt.

Das war zuviel für die Zanderianerin. Lauthals lachte sie los und hielt sich den Bauch dabei. Die Zeit schien stehenzubleiben. Sie wunderte sich, wie sie auf einmal auf den Boden gekommen war. Ohne es zu merken, war sie samt Stuhl nach hinten übergekippt. Sie sah Andreas an. Sie sah den Boden an. Sie sah Andreas an. Dann fing sie wieder an zu lachen.

„Gehts Dir gut?“ fragte der Erste Offizier, der sich inzwischen neben sie gekniet hatte. Unbeirrt lachte sie weiter, sie konnte nicht anders. „Ging ... nie ... besser ... „ Sie hatte einen Lach-Flash. Immer wenn sie dachte, sie hätte sich beruhigt, genügte ein Blick auf den Erdling und alles ging wieder von vorne los.

Fünf Minuten später saß sie im Schneidersitz auf dem Boden und schnappte nach Luft. Ihr Bäuchlein tat ihr weh. Aber sie fühlte sich gut. So gut wie schon lange nicht mehr. Sie atmete tief durch und fragte dann: „Hast Du die Hose bekommen?“


„Sie können jetzt den Subraum verlassen.“ wies der Drakh den romulanischen Commander an. Dieser bestätigte mit einem Nicken. „Zenturion, voller Halt. Abstand zur Katana herstellen.“ gab er einen ersten Befehl an seinen Untergebenen weiter. Als er ausgeführt war, zählte er in Gedanken langsam bis zehn. „Jetzt den Subraum verlassen.“ folgte seine nächste Anweisung.

Der Sichtschirm wurde dunkel, als dessen Sensoren durch den Rücksprung erblindeten. Das Deck des Warbirds schaukelte leicht wie ein altes Segelschiff auf dem Meer, als sie den Normalraum erreichten. Breitbeinig stand der Commander auf der Brücke. Die Besatzung war solche unvorhergesehenen Bewegungen gewöhnt. Und nur eine Sekunde später zeigte der Sichtschirm die vor ihnen liegenden Sterne.

„Warten Sie hier.“ ordnete der Drakh an. „Nicht lange, und unsere Eskorte wird eintreffen.“ Mit diesen Worten drehte der Drakh sich um, und verließ die Brücke.


Lieutenant David Corwin betrachtete die Anzeigen vor sich. Deutlich sah er die drei neuen Punkte, die seine Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hatten. Unbewußt tippte er sich auf den Ohrhörer, der sich auf seinem rechten Ohr befand. Dann stellte er eine Verbindung zu den drei eintreffenden Schiffen her: „Hier Babylon-Kontrolle, Lieutenant Corwin. An die drei eintreffenden Schiffe, bitte identifizieren Sie sich.“

Eine kurze Weile später unterbrach eine bekannte Stimme das leise statische Rauschen in seinem Ohrhörer. „Lennier hier. Wir und unser Schwesterschiff begleiten die USS Katana. Wie Ihnen bekannt sein dürfte, wird sie hier erwartet.“ sagte der Minbari in zurückhaltendem Tonfall. „Verstanden.“ erwiderte David. „Ich weise Ihnen Parkpositionen in 1250 Kilometer Entfernung zu Babylon 5 zu. Bestätigen Sie.“ Mit diesen Worten hatte der Lieutenant auf seinem Computer drei zusammenhängende Plätze gefunden und aktiviert. Einen weiteren Tastendruck später gingen deren Koordinaten über Funk auf die Reise zu den Ankömmlingen.

„Wir haben die Koordinaten erhalten und bestätigen sie.“ erwiderte Lennier. Seinen Worten konnte man die der religiösen Minbarikaste übliche leichte Verneigung beinahe anhören. „Verstanden. C&C, Ende.“ beendete Corwin die Verbindung.


Der Drasi-Transporter Kantira schwenkte in den Niedrigschwerkraftbereich der Handelsstation Jota ein. Vorsichtig näherte das Schiff sich den Ankerklammern, welche es an seinem Anlegeplatz halten würden. Ein Ruck ging durch das Schiff, als es von zwei Greifern schlußendlich gestoppt wurde.

Der Captain, ein leicht untersetzter Mann, ging nervös die Brücke auf und ab. „Dora?“ sprach er seine rechte Hand an, in den Augen der Drasi eine wunderhübsche Frau. „Dora? Kümmere Dich um die Beladung.“ wies er sie an. „Ja, Pollos.“ gab sie ihm zu verstehen und machte sich auf den Weg zum Anmeldebüro der Station. Der Drasi blinzelte einen Moment, rümpfte leicht die Nase, und setzte dann seine Wanderung über die Brücke fort. War er der nächste? Würde er es bis nach Babylon 5 schaffen?

ISN war es natürlich nicht entgangen, daß Transportschiffe reihenweise ihr Ziel Babylon 5 nicht erreichten. Und Pollos waren natürlich die ISN-Nachrichten nicht entgangen. Er hatte Bauchflattern. „Scheiße.“ fluchte er. „Wär das Schiff schon abbezahlt, würde ich den Auftrag in den Wind schießen.“ schimpfte er und blieb stehen. Und dann stand da noch im Transportvertrag, er müsse unterwegs anhalten. Die Koordinaten standen im Kleingedruckten. Sechs Stunden sollte er anhalten! Nichts tun!! Sich abschießen lassen natürlich!!! „Nie wieder Kleingedrucktes.“ schwor er sich. „Beim Barte meiner Mutter.“ zitierte er ein altes Drasi-Märchen.


Die hochgewachsene Frau trat einige Schritte vor, als ein kleines, weißes Fluggefährt auf dem Hangardeck aufsetzte. Sie sah dieses Modell zum ersten Mal. Hinten zischte es leise. Eine Heckklappe ging offensichtlich auf. Drei humanoide Wesen entstiegen dem Schiff.

„Willkommen an Bord.“ empfing Captain Lochley Ariell und ihr kleines Außenteam. Der Sicherheitschef Frank Lincoln und der Leiter der Elite-Force-Teams, Tannier, begleiteten sie. „Ein ungewöhnliches Schiff haben Sie da.“ begann Elizabeth, das Eis zu brechen. „Das ist ein Shuttle. Wir haben einige davon auf der Katana.“ „Interessant. Der Präsident erwartet sie schon.“ antwortete Lochley und wies den Weg.