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Autor: Dalen Lazarus
Anfangssternzeit: 57745,3
Endsternzeit: 57746,61
Anfangsdatum: 29.09.2380 (18.45 Uhr)
Enddatum: 30.09.2380 (06.13 Uhr)

"Commander, der Captain ist tot", überbrachte der Arzt der Katana die schlechte Botschaft. Der Minbari fühlte sich perplex. Ein Teil seines Bewußtseins verstand die Worte sehr wohl. Der andere Teil hatte Schwierigkeiten, die Bedeutung dieser Worte zu einem Ganzen zusammenzufügen. "Tot?", wiederholte er knapp. "Seit guten zwei Stunden", gab Gollwyn zurück.

Stockend ging er auf den Schreibtisch zu und setzte sich schwermütig, ohne auf eine Aufforderung des Commanders zu warten. Er hatte schwer daran zu kauen. Wie die meisten Kollegen seiner Zunft, fühlte er sich leer, wenn er einen Patienten verlor. Sein Bewußtsein war sich im Klaren, daß er nichts weiter hatte tun können. Er wußte, daß er in seinem Beruf wesentlich mehr Leuten das Leben rettete, als er welches verlor. Das half ihm in diesen Momenten jedoch nicht, den Knoten in seinem Bauch aufzulösen. Er seufzte.

"Wie?", fragte Tannier knapp.

"Während des Zhian'tara-Rituals sind Komplikationen aufgetreten. Nachdem Frank Lincoln die Erinnerung an den Morgan-Wirt zurückgegeben hatte, ging Needa zu Bett, um sich endlich auszuruhen. Am frühen Morgen fand sie einer der Wächter bewußtlos und blau angelaufen. Die Atmung muß während der Nacht ausgesetzt haben." Maddigan lehnte sich nach vorne und vergrub seine Stirn in der Hand. "Der Wächter hat uns sofort gerufen. Wir hatten sofort mit der Wiederbelebung begonnen." Der Arzt schüttelte seinen Kopf, richtete sich auf und sah Tannier direkt in die Augen. "Es war zu spät. Das Gehirn war zu lange ohne Sauerstoff. Das einzige was wir noch tun konnten, war den Geodis-Symbionten zu retten. Ihm geht es nicht gut. Der Sauerstoffmangel und die gebildeten Giftstoffe in Needas Körper haben ihm stark zugesetzt." "Lebt er denn noch?", warf Tannier ein. "Ja, aber seine Chancen sind ungewiß. Sie haben ihn in einen der Tümpel gebracht und versuchen, ihn gesund zu pflegen."

Der Minbari sog tief Luft ein und atmete sie langsam wieder aus, um sich zu sammeln. "So sehr ich den Tod Needas betrauere, so sehr ungelegen kommt er." Dabei fügte er die beiden Hände vor sich zusammen und verneigte sich leicht im Gedenken an Needas nun wandernde Seele.

"Wieso ungelegen?", warf der bebrillte Arzt verwundert ein. "Habe ich etwas verpaßt?" - "Richtig, Doktor. Sie waren bei der Stabs-Besprechung ja nicht dabei", gab der Erste Offizier zurück. Er ließ einen kurzen Abriß über die Geschehnisse im Babylon-Universum folgen und brachte Gollwyn damit auf den neuesten Stand. "Und deshalb hat die Katana den Auftrag bekommen, unterstützend tätig zu werden. Die Zeit drängt und so müssen wir leider ohne Captain losfliegen."

"Ich fürchte, die Crew wird vom Tod Needas nicht begeistert sein", fügte der Walise an. "Das denke ich auch. Ein unbekannter Angreifer ... die Besatzung wird sich voll und ganz auf ihre Aufgaben konzentrieren müssen", raunte der Minbari halblaut. Deutlicher fügte er hinzu: "Ich möchte, daß Sie die Nachricht von Needas Ableben vorerst für sich behalten, Doktor. In der Zwischenzeit werde ich Counselor Velain konsultieren, wer vom Tod wissen sollte und ob das Stillschweigen tatsächlich angebracht ist." - "Einverstanden, Commander." Mit einem besiegelndem Nicken gab Tannier dem Doktor zu verstehen, daß die Besprechung beendet wäre.


Die Tür zum Büro der Counselor öffnete sich. „Ich danke Ihnen, Counselor“, erscholl es aus dem Zimmer. Tannier verneigte sich kurz und trat auf den Flur hinaus. „Nichts zu danken, dafür bin ich schließlich da“ bestärkte Velain die Entscheidung des Mannes, sie aufgesucht zu haben. Die Tür schloß sich hinter ihm.

„Commander?“, wurde der Minbari hinterrücks von Seeta überrumpelt, die wie aus dem Nichts aufgetaucht zu sein schien. „Der Computer sagte mir, daß ich Sie hier finden würde.“ - „Was kann ich für Sie tun, Miss Yadeel?“ - „Ich würde gern wissen, wie es Captain Needa geht“, sagte sie mit großen, neugierigen Augen. Im Kopf des Minbari begann sich der Dialog mit Zhabia wie in Zeitraffer erneut abzuspielen. Hektisch hakte sein Bewußtsein bei den einzelnen Gesprächsfetzen ein und wägte das für und wieder ab. „Da kann Ihnen der Doktor bestimmt besser weiterhelfen, Commander“, versuchte Tannier, sich aus der Affäre zu ziehen. „Maddigan hat mich allerdings an Sie weiterverwiesen“, konterte die Zanderianerin. „Er benimmt sich einigermaßen merkwürdig. Was ist da im Busch?“, setzte sie nach.

Tannier seufzte. „Das besprechen wir nicht hier im Flur.“ Der Minbari trat einige Schritte zurück und betätigte den Türsummer. „Bei Counselor Velain können wir in Ruhe reden.“


Wie versteinert saß Seeta auf dem Sofa Zhabia und Tannier gegenüber. In ihrem Kopf schwirrten tausend Gedanken auf einmal umher. Und doch konnte sie keinen einzigen davon zu fassen bekommen. Sie fühlte sich, als taumelte sie bodenlos rückwärts, als würde sie einen Abgrund hinunter fallen. Wieso – dachte sie. Wieso nur ist sie ...

„Wieso?“, drängte sich dieses eine Wort aus ihrem Mund. „Ihre Atmung hat in der vergangenen Nacht ausgesetzt. Die Ärzte vermuten es gab Komplikationen, weil sie zur Hälfte Mensch war. Genau wissen sie es im Moment aber nicht.“ - „Wieso?!“, fragte die Chefingenieurin nochmals, so als hätte sie nichts mitbekommen. „Wieso Ariell? Wieso mußte sie den verdammten Symbionten bekommen! Wieso hat keiner aufgepaßt!“, schrie sie kehlig und rammte die Faust neben sich auf das Sofa. Ihre Freundin sollte tot sein? Gestern hatte sie Ariell doch noch quietschlebendig bei ihrem Ritual geholfen. „Das ist doch nicht wahr? Ihr macht einen Scherz mit mir?“, stritt sie ab, was sich in ihrem Kopf langsam zu festigen begann.

„Nein, Seeta“, sagte Zhabia einfühlsam und setzte sich neben die Zanderianerin. „Keiner erlaubt sich einen Scherz mit Dir. Die Delvianerin sah dem Ersten Offizier direkt in die Augen. Sie nickte leicht. Tannier verstand. Die beiden Frauen brauchten jetzt einen Moment für sich allein. In stummem Einverständnis legte er kurz die Hand auf Seetas Schulter. „Sie finden mich auf der Brücke“, flüsterte er und ging.

In Seetas Augen sammelte sich die Feuchtigkeit. Zitternd suchte sie, nicht ihre Beherrschung zu verlieren. Dann nahm Zhabia sie tröstend in die Arme. Die aufgestauten Tränen bahnten sich ihren Weg und kullerten die Wangen hinab. Ihre Trauer hatte begonnen.


Der Erste Offizier und Toreen Akida im Schlepptau traten aus dem Turbolift auf die Brücke der Katana. Wie selbstverständlich ging Tannier zur Station des Navigators und legte die rechte Hand auf die Lehne. "Mister Lucas, nehmen Sie Kurs nach Deep Space Nine, besorgen Sie uns die Erlaubnis für einen Wurmloch-Durchflug und bringen Sie uns zum Sprungtor, das uns ins Babylon-Universum bringt", ordnete er an. "Aye, Commander", bestätigte der Kadett an der Conn.

Der Minbari tat einige Schritte auf den Wandschirm an der Stirnseite der Brücke zu. Bedächtig drehte er sich um und sammelte in Gedanken seine Worte. Er räusperte sich. "Wie sie wissen, müssen wir ohne einen Captain die kommende Mission bestreiten. Deshalb habe ich für diese Dauer das Kommando über die Katana." Sorgfältig vermied es der Minbari, die Gesundheit der Trill, oder vielmehr den Mangel an deren Gesundheit anzusprechen. "Natürlich brauche ich für diese Zeit einen Ersten Offizier. Ich möchte niemanden aus seinen angestammten Abteilungen abziehen. Deshalb übernimmt Lieutenant Commander Toreen Akida bis auf weiteres den Posten als Erster Offizier", brachte Tannier seine Entscheidung zur Sprache. Er streckte seinen linken Arm aus und wies mit der Hand auf den Bajoraner. "Bitte sorgen Sie dafür, daß sämtliche Abteilungen Bescheid wissen."