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From PathfinderWiki

Augen aus Feuer
Autor: Seeta Yadeel
Anfangssternzeit: 57378.0
Endsternzeit: 57.378.0
Anfangsdatum: 17.01.2380 (11:42 Uhr)
Enddatum: 18.05.2380 (08:33 Uhr)

Die frisch beförderte Admiral ließ sich am Tisch mit den Würdenträgern nieder, die bereits auf ihr Eintreffen gewartet hatten. Niemand hatte so viele Erfahrungen mit dem Kollektiv gesammelt wie sie und so galt inzwischen Kathryn Janeway als Expertin der Sternenflotte in Sachen Borg und nicht mehr Cpt. Picard. Zwar hatte die ehemalige Captain der Voyager nie wirklich zum Kollektiv gehört, so wie Jean-Luc es für eine kurze Zeit getan hatte, aber sie hatte sich im Delta-Quadranten beinahe Tag für Tag mit ihnen auseinandersetzen müssen.

Rechts neben ihr ließ sich ihre zivile Beraterin nieder. Langes, blondes Haar umschmeichelte ihr Gesicht, während sie sich grazil auf dem Stuhl zurechtrückte. Seitdem es den führenden Chirurgen der Sternenflotte gelungen war, ihre letzten Implantate zu entfernen, erinnerte rein äußerlich nichts mehr daran, daß Annika Hansen einst die Borg 7of9 gewesen war. Die junge Frau hatte im vergangenen halben Jahr, seit der Rückkehr der Voyager aus dem Delta-Quadranten erstaunliche Fortschritte gemacht. Die Obhut der Großmutter hatte ihr ihre menschlichen Wurzeln näher gebracht als die Jahre mit Janeway zuvor. Die Admiral war nicht neidisch auf die alte Frau, sondern im Gegenteil dankbar, daß es Annika endlich gelungen war ihre Vergangenheit so weit hinter sich zu lassen, daß sie wieder als Mensch lebte.

Kathryn räusperte sich leicht und hatte so die Aufmerksamkeit der hochrangigen Offiziere vor ihr, die darauf warteten, daß sie den Bericht vortrug, für den sie gemeinsam mit Annika im vergangenen Jahr so gründlich recherchiert hatte, wie nur möglich.

"Meine Herren, meine Dame," begann die Admiral, "es dürfte ihnen allen bewußt sein, daß wir mit Hilfe der Admiral Janeway aus der Zukunft den Borg einen empfindlichen Schlag versetzt haben. Es gelang uns, einen Hauptknotenpunkt für Transwarpkanäle im Delta-Quadranten zu zerstören. Außerdem konnten wir einen Virus in das Kollektiv einbringen. Unsere Aufgabe", sie nickte leicht zu Annika hinüber, "bestand nun darin festzustellen, ob das Borgkollektiv hierdurch vernichtet wurde."

Sie machte eine kurze Pause, fuhr jedoch umgehend weiter, nachdem ihr gemeinschaftliches Nicken von den beiden anderen Seiten des dreieckigen Tisches, an dem die wichtigsten Entscheidungen der Föderation getroffen wurden, geantwortet hatte.

"Nun, um das Fazit gleich vorweg zu nehmen: Wir können nicht völlig sicher sein, daß das Kollektiv vollständig zerstört wurde, es sprechen jedoch alle Fakten dafür."

Jetzt stand die Admiral auf und aktivierte das Wanddisplay, auf dem sie die erforderlichen Darstellungen von ihrem Adjutanten bereits vor Beginn der Sitzung hatte einspeichern lassen. Sie aktivierte die erste schematische Darstellung und führte weiter aus: "Dies hier ist eine Darstellung aller bekannten Subraum- und Transwarpkanalknotenpunkte der Borg. Miss Hansen hat uns freundlicherweise damit versorgt", wieder nickte sie freundschaftlich zu der jungen Frau am Tisch.

"Wir haben alle diese bekannten Punkte, an denen erfahrungsgemäß mit erhöhter Borgaktivität zu rechnen ist, untersucht. Sie können sicher sein, daß wir dabei mit größter Sorgfalt vorgegangen sind. Auch nach mehr als einem Jahr wurde keiner dieser Punkte wieder von den Borg frequentiert. Wir können daher mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, daß das Kollektiv vollständig zerstört wurde."

Damasco Gabrielle hörte nichts, was er so nicht bereits erwartet hätte. Er war sich ziemlich sicher gewesen, daß die Borg längst hier gewesen wären, wenn es sie noch gab. Denn es hätte dem Kollektiv ähnlich gesehen, die Föderation endgültig auszulöschen, um zu verhindern, daß dieser Virus, der sie so empfindlich getroffen hatte, jemals in etwas weniger als 30 Jahren entwickelt wurde. Das fehlende Auftauchen hatte nicht nur er als eine Bestätigung der vollständigen Zerstörung des Kollektivs gewertet. Der Rest des Vortrags des Admirals rauschte an ihm vorbei und er hörte nur noch mit einem Ohr zu. Schließlich entließ er sie und ihre junge zivile Beraterin. Das Thema Borg war damit für die Sternenflotte abgeschlossen und zu den Akten gelegt.


Drei Monate später

Ariell Needa ließ sich in ihrem Sessel am Ende des langen Tisches im Besprechungsraum der Katana nieder. Zu ihrer rechten ließ sich zeitgleich Lt. Cmdr. Tannier in seinen Stuhl sinken, während Zhabia Velain sich zu ihrer linken bereits darin zurechtrückte. Auch die anderen Anwesenden am Tisch lenkten jetzt ihre volle Aufmerksamkeit auf die Captain, die gemeinsam mit ihrem ersten Offizier als letzte den Raum betreten hatte.

Diese setzte auch sogleich zum Reden an: "Die Besprechungen mit der von der Sternenflotte aufgestellten Armada sind so weit abgeschlossen. Wir sind so bereit für die Borg, wie wir es nur sein können. Einzig der genaue Zeitpunkt, bei dem man mit ihrem Eintreffen rechnen kann, fehlt uns noch. Bisher gehen wir bei unseren Berechnungen davon aus, daß sie genau planmäßig eintreffen werden, jedoch können wir nicht abschätzen, ob sie eine ähnliche Zeitreise wie wir gemacht haben und es deshalb zu Abweichungen kommen wird", erklärte sie die Ergebnisse der Besprechung, an der sie gemeinsam mit Mr. Tannier teilgenommen hatte, für die anderen, die hier auf ihre Rückkehr gewartet hatten. Dann wandte sie sich an Dalen Lazarus. "Können Sie uns inzwischen eine Erklärung für unseren Zeitsprung liefern und uns auch über mögliche Auswirkungen auf die Borgkuben informieren?", wollte sie von dem Lt. Cmdr. wissen.

Der Doktor nickte und begann mit seiner Erklärung. "Mein Team hat den Vorgang gründlich untersucht und ist zu folgendem Schluß gekommen", begann der Tev'Mekanier mit seiner Erklärung und nickte dann anerkennt zu Lt. Bruckner hinüber, die sich einmal mehr als Leistungsträgerin in seinem Team bewährt hatte und deshalb an diesem Treffen der Führungsoffiziere teilnahm.

"Bekanntermaßen verfügen Borgkuben über die Möglichkeit zur Zeitreise. Deshalb geben sie zu jeder Zeit eine schwache Spur aus Chronotonpartikel ab. Normalerweise führt die alleinige Abgabe noch nicht zur Einleitung einer Zeitreise. Vielmehr müssen dafür die Deflektoren des Borgschiffes auf eine bestimmte Art und Weise eingestellt sein, die man, vereinfacht ausgedrückt als leicht asynchron bezeichnen könnte", versuchte er das Fachchinesisch so rüberzubringen, daß auch die anderen Führungsoffiziere es verstehen konnten. Needa nickte und antwortete mit einem trockenen: "Verstehe."

Der Chief Science Manager fuhr unbeeindruckt fort: "Gemeinsam mit Miss DeSoto", an dieser Stelle nickte er zu Marina hinüber, die weiter hinten am Tisch gleich neben Regine saß, "habe ich feststellen können, daß zum Zeitpunkt, in dem wir versuchten mit den Borg Schritt zu halten, unsere Deflektoren genau die fraglichen Parameter aufwiesen", führte er weiter aus. Jetzt lag sein Blick wieder auf Needa. "Dadurch wurde unsere Zeitreise eingeleitet, und zwar wegen der genauen Abweichungen vom Standard in die Vergangenheit. In der Zwischenzeit wurde von Ens. DeSoto die Abweichung bemerkt und korrigiert, wodurch unsere Zeitreise glücklicherweise wieder sehr schnell beendet wurde. Sonst wären wir womöglich sonst wann gelandet, bevor wir es bemerkt hätten", beendete der Wissenschaftler dann seine Ausführungen.

Needa nickte. "Dann können wir also davon ausgehen, daß unsere Berechnungen akkurat waren und die Borg zum vorgesehenen Zeitpunkt hier auftauchen", stellte die Captain fest und wandte sich dann an Ens. DeSoto, nachdem niemand ihrer Analyse widersprochen hatte. "Miss DeSoto, bitte informieren Sie das Führungsschiff unseres Verbandes, daß die Vermutungen bezüglich des Zeitpunktes stimmig sind."

Zum Abschluß sah die Captain nochmal kurz in die Runde, wie sie es gewohnheitsmäßig tat, bevor sie eines der Meetings des Führungsstabes beendete, um jedem nochmals Gelegenheit zu geben offengebliebene Fragen zu stellen oder weitere Anmerkungen zu machen. Nachdem jedoch keiner ihrer Offiziere noch etwas anzumerken hatte, hob sie die Sitzung auf mit einem: "Dann wollen wir es so machen. Bitte bereiten Sie Ihre Abteilungen auf den bevorstehenden Kampf vor. Weggetreten." Ihre Offiziere kamen ihrer Aufforderung nach, und so blieb sie schon kurz darauf alleine im Besprechungsraum zurück.


Zwei Tage später

"Computerlogbuch der U.S.S. Katana, Sternzeit 57.290,86

Es ist soweit, wir rechnen jetzt jeden Moment mit dem Auftauchen der Borg. Die gesamte zusammengezogene Flotte befindet sich auf Alarmstufe Rot. Alles verfügbare Personal und Material wurde in Bewegung gesetzt. Es gilt, die Borgbedrohung noch einmal zurückzuschlagen. Irgendwie ist die Penetranz dieser Wesen nicht zu überbieten. Noch vor etwa zwei Jahren dachte man, sie komplett zurückgeschlagen zu haben, bei der Rückkehr der Voyager in den Alpha-Quadranten. Jetzt steht fest, daß wir nur einen weiteren Teilsieg über das Kollektiv erzielt hatten. Ich hoffe, daß dieser Tag mit einem weiteren dieser Siege enden wird und nicht der Anfang vom Ende für die Föderation sein wird."

Cpt. Needa warf einen kurzen Blick über ihre Brücke, als sie ihren Logbucheintrag beendet hatte. Sie hoffte inständig, daß es nicht der letzte sein würde, den sie verfaßte.

Zu ihrer linken saß Lt. Cmdr. Tannier in seinem Sessel und strahlte die Ruhe aus, die sie gerade jetzt so dringend brauchte. Ihre Counselor saß auf ihrer anderen Seite auf einem der dort vorhandenen Notsitze. Nicht zum ersten Mal fragte sie sich, warum das Brückenmodul keinen festen Platz für ein so wichtiges Besatzungsmitglied wie die Counselor, ihre direkte Beraterin bereitstellte.

Vor ihr saß Tomm Lucas an der breiten Conn, die das Schiff steuerte. Trotz seiner Jugend war er ein hervorragender und qualifizierter Pilot. Sie vertraute voll darauf, daß er in dem Chaos, das wohl bald über sie hereinbrechen würde, den Überblick behielt.

Schräg rechts von ihr saß Lt. Cmdr. Lazarus an der wissenschaftlichen Konsole der Brücke, sie war froh, den kauzigen Doktor, der stets wie ein ruhender Pol in jeder Unruhe wirkte, in der Nähe zu haben. Dessen dickhäutige Art hatte schon häufig geholfen, gespannte Situationen heil zu überstehen.

Schräg links von ihr sah sie Daniel Harder an der Engineering-Konsole. Ihre Chefingenieurin hatte ihr einen ihrer fähigsten Mitarbeiter nach hier oben geschickt, es jedoch vorgezogen selber im Maschinenraum zu bleiben, was auch für ihre Stellvertreterin Maggie Kincaid galt, die kürzlich zum Lieutenant befördert worden war. Eine verdiente Beförderung, wie Ariell fand und es war ihr eine besondere Freude gewesen, der jungen Frau den zusätzlichen Pin anzuheften.

An der Ops stand wie immer Marina DeSoto, die in den vergangenen Jahren an Bord sehr gereift war. Die junge Frau hatte sich in ihren jungen Jahren sehr verdient gemacht und niemand konnte heute mehr behaupten, daß nur die Stellung ihres Vaters ihr einen Posten auf diesem Schiff hier eingebracht hatte.

Tom Carrel stand hinter ihr an der Sicherheitskonsole, da es Lt. Lincoln obliegen würde die Verbindung aus Elite-Force und Sicherheitskräften anzuführen. Er hatte sich von Tannier in den vergangenen Tagen mit einarbeiten lassen, da dieser während der Schlacht, die bevorstand, auf der Brücke gebraucht wurde. Er hatte ihr jedoch ihren fähigsten und erfahrensten Mitarbeiter auf der Brücke zurückgelassen, der bereits einmal das Schiff kommandiert hatte, auch wenn es damals separiert im Orbit des Jupiter gehangen hatte.

"Sie kommen!", wurde Ariell von Marina DeSoto informiert, gerade als sie glaubte, das rote Licht und die Spannung keine Minute länger ertragen zu können. "Koordinieren Sie uns ständig mit der Leitung", verlangte sie von der Ops-Offizierin, während sie bereits die ersten Befehle gab. "Mr. Carrel erfassen Sie den uns am nächsten liegenden Borg-Kubus mit den Waffen, zum Feuern nach eigenem Ermessen auf meinen Befehl hin bereithalten." Ariell aktivierte ihr Interkom. "Hier spricht der Captain. Es ist soweit. Halten Sie sich bereit!" verkündete sie schiffsweit, dann wandte sie ihre volle Aufmerksamkeit wieder der Brücke zu.

"Wir haben Freigabe von der Lexington", verkündete Marina DeSoto praktisch in dem Moment, in dem Ariell die Sprechverbindung beendet hatte. "Dann gehen wir rein. Setzen Sie Kurs, Mr. Lucas" erklärte die Halbtrill im Captainssessel. "Verkaufen wir unser Fell so teuer, wie möglich, Mr. Carrel", fügte sie hinzu, dann hing ihr Blick auf dem Borg-Kubus, der schnell größer wurde, während Tomm Lucas die Katana auf Schlagdistanz brachte.


Seeta warf einen kurzen Blick von den Anzeigen der Konsole, die den Status des Impulsantriebes anzeigte, zu der visuellen Anzeige des größer werdenden Borg-Kubus. Alle Systeme waren auf Vordermann. Sie hatte ihr Team Überstunden schieben lassen, solange, bis sie mit allem zufrieden gewesen war. Charlie Brooker und sein Technikerteam waren ihr dabei sehr hilfreich gewesen. Sie war froh über die Kollegialität, die sich in der Zeit, in der das Squadron sich an Bord der Katana befand, entwickelt hatte. Und so ging man sich gegenseitig zur Hand, wann immer es erforderlich war.

Sie griff instinktiv nach einer der Streben neben ihr, als die Katana das erste Mal von einer Erschütterung erfaßt wurde. Ein Blick auf den Status der Schilde verriet ihr, daß der Energiefluß stabil war. Sie fragte sich, wie lange das noch so bleiben würde. Die Borg waren bekannt dafür, sich schnell an die Verteidigung ihres jeweiligen Gegners anzupassen, weil sie so unglaublich schnell lernten.

Auf dem Monitor konnte sie verfolgen, wie der Traktorstrahl des Borgschiffes sich auf die Katana richtete. Besorgt flog ihr Blick auf die Anzeige neben dem Monitor, deren Werte bedenklich in die Höhe schnellten, während Tomm Lucas den Antrieb auf Hochtouren laufen ließ, um sich aus dem Traktorstrahl der Borg zu lösen. Schnell rief die Zanderianerin eine schematische Darstellung auf, die ihr verriet, welche Energieverteiler besonders beansprucht wurden.

"Carlson, O'Neill, seht Euch Verteilerknoten B 35 an, der sieht aus, als ob er bald den Geist aufgibt. Ich will nicht, daß das passiert", rief sie zu den beiden Frauen aus ihrem Team herüber. Dann wanderte ihr Blick wieder kurz zu dem Monitor herüber, auf dem der Borg-Kubus wieder größer geworden war. "Mögen die Steine uns beistehen!", murmelte sie noch, dann benötigte die Schildenergie wieder ihre volle Aufmerksamkeit.


Lew Sulik saß ungeduldig in seinem Flieger. Er war sich bewußt, daß die Einsatzmöglichkeiten seines Squadrons eher klein waren. Sie waren der Ausweichplan der Flotte und würden nur zum Einsatz kommen, wenn alle weiteren Optionen versagten. Er seufzte, denn als Kamikaze herzuhalten wollte ihm so gar nicht gefallen. Aber mit dem Eintritt in die Sternenflotte hatte er sich bereiterklärt, auch an aussichtslosen Himmelfahrtskommandos teilzunehmen, wenn alle anderen Optionen versagt hatten. Es hatte zwar nicht ausdrücklich im Aufnahmeantrag gestanden, er war sich jedoch bewußt gewesen, daß ein frühes und jähes Ende durchaus auf ihn zukommen konnte.

"Die Admiralität hat folgende Pläne für das Attack-Fighter Squadron. Leider ist das der Katana das einzig verfügbare. Sollte es uns nicht gelingen, die Borg zu vertreiben, wird es auf Sie zukommen, mit ihren kleinen Fightern ins Innere des Kubus einzudringen. Daß dies möglich ist, haben uns unsere vergangenen Erfahrungen eindeutig gezeigt. Ihren Zielcomputern werden Koordinaten vitaler Punkte einprogrammiert. Ihre Aufgabe wird es also sein, bis dort vorzudringen und ihre Torpedos im Inneren des Kubus abzufeuern", hatte Ariell Needa ihm den Plan des Oberkommandos erläutert.

Der Squadron-Leader hatte sich ein abschätziges Schnauben gerade noch verkneifen können. Er maß dem Plan keine hohen Erfolgschancen zu, sah jedoch seine Auffassung über die Lamettahengste im Oberkommando bestätigt. Auf einen solch hirnrissigen Plan konnte auch nur die geschätzte Geschäftsführung verfallen.

Und dennoch saß er jetzt einsatzbereit so wie alle seine Kollegen auch in seinem Flieger, denn er war sich bewußt, daß er sich keinerlei wirklichen Gedanken wegen des Plans machen brauchte. Denn wenn es so weit war, daß nur er und seine Jungs noch die Föderation vor der Assimilation durch die Borg schützen konnten, dann waren sie sowieso zu einem Leben als Drohne verdammt und da erschien es ihm verlockender, in seinem Flieger pulverisiert zu werden.

Eine weitere Erschütterung durchlief das Schiff. Zufrieden stellte er fest, daß die installierten Haltevorrichtungen ihre Arbeit tadellos verrichteten. Dieses Mal blieben die Attack Fighter an ihrem Platz, statt wie bei der Bruchlandung im Babylon 5-Universum quer durch den Hangar zu schliddern. Er überprüfte ein weiteres Mal die Einsatzbereitschaft seines Fighters, während er darauf hoffte, daß eben jener Einsatzbefehl nicht notwendig wurde.


"Kümmern Sie sich darum, Murphy", verlangte Winnie Maddigan, während er selber sich wieder der Behandlung der Verletzung Chief Kowanaskows zuwandte. Bisher hatte es nur kleinere Verletzungen gegeben, die Verletzten gehörten ausnahmslos der technischen Abteilung an, die bereits so kurz nach Beginn des Gefechts alle Hände voll damit zu tun hatte, alle Systeme des Schiffes einsatzbereit zu halten trotz der ungewöhnlich hohen Beanspruchung.

Winnie war froh, sich wegen seiner Familie keine Sorgen machen zu müssen. Sie war wie alle anderen Zivilisten der Schiffe, die zur Armada gehörten, in aller Eile nach Io transferiert worden. Er war sich klar, daß sie dort nicht sicher sein würden, wenn es dem Flottenverband nicht gelang, die Kuben zurückzuschlagen, aber so befanden sie sich wenigstens nicht in unmittelbarer Gefahr.

Der Mediziner klopfte dem Chief leicht auf die Schulter und entließ ihn damit wieder an seine Arbeit. Das Flicken der klaffenden Fleischwunde war für ihn ebenso Routine gewesen wie für Cassie Murphy die Behandlung von Melanie Griffiths Brandwunde. Die junge Ingenieurin sprang, kaum daß die Behandlung abgeschlossen war, von der Liege und stürmte hinter Kowanaskow her zurück in Richtung Maschinenraum.

Mit flinken Griffen bereiteten die Mediziner die beiden Behandlungsplätze für die nächsten Opfer des Gefechts vor und tatsächlich dauerte es nicht allzu lange, bis sich die Türen der Krankenstation erneut öffneten.


"Statusbericht Kappa-Team!", forderte Frank Lincoln, nachdem er bereits von allen anderen Teams der Elite-Force eben jenen erhalten hatte. "Hier Kappa-Team. Alles wie zu erwarten noch ruhig", erklärte Burgoyne 224 umgehend.

Frank Lincoln nickte zufrieden. Er hatte nichts anderes erwartet. Bisher hielten die Schilde der Katana noch, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Eindringlinge einen Weg gefunden hatten, an Bord zu kommen. Und dann würde für die vereinten Kräfte der Sicherheit und der Elite-Force die heiße Phase beginnen. Dann würden sie gefordert sein, die Eindringlinge schnell und effizient zurückzuschlagen.

Hinter ihm stand Daniel Bronson lässig an die Wand gelehnt. Am liebsten hätte Frank ihn gefragt, ob er noch ganz dicht wäre, hielt sich jedoch zurück, da er von Tannier erfahren hatte, daß es Daniels typische Art war mit Streß und Anspannung umzugehen. Und so ließ er dem Mitglied des Beta-Teams seine Eigenart und konzentrierte sich weiterhin auf die Arbeit, die es zu tun gab. Aufmerksam lauschte er dem Funkverkehr in seinem Headset und hoffte, die gefürchteten Worte: "Eindringlingsalarm!" nicht hören zu müssen.


"Schalten Sie das ab!", brüllte Ariell Needa über die Brücke, die den Standard-Spruch der Borg nicht mehr hören konnte. Umgehend kappte Marina DeSoto die Verbindung, die der Borg-Kubus, den sie angriffen, zu ihnen aufgebaut hatte. Auch sie war froh, sich nicht nochmal die alte Leier "Wir-sind-die-Borg-und-werden-sie-assimilieren" anhören zu müssen.

Stattdessen informierte sie Ariell über den Status der anderen Schiffe der Flotte. "Die Cook und die Nanavut wurden vollständig zerstört. Die Haydn und die Ghandi sind kampfunfähig. Beide werden derzeit evakuiert. Die Gasli und die Friendship sind leicht beschädigt, jedoch zur Unterstützung unterwegs", gab sie die eingehenden Nachrichten weiter.

"Wie ist der Status unserer Waffen und Schilde?", wollte Ariell dann von Tom Carrel wissen. Dieser arbeitete ohne hochzusehen weiter, während er ihr antwortete: "Ich stelle die Schilde gerade neu ein, in der Hoffnung, daß die Kalibrierung die Schilde wieder verstärkt. Auch den Traktorstrahl sollten wir dann wieder loswerden. Die Waffen sind voll funktionsfähig, könnten uns jedoch wegen der schwachen Schilde und der Nähe zum Ziel schaden. Ich will da nichts riskieren."

Bereits einige Augenblicke später ging ein merkliches Rucken durchs Schiff. "Wir sind frei!", wußte Tom Carrel zu berichten, während er den Borg-Kubus wieder ins Visier kam. "Bringen Sie uns ein Stück weg", verlangte Tannier von Tomm Lucas, während dieser bereits der Aufforderung, die er vorausgeahnt hatte, nachkam.

Auf dem Bildschirm tauchten neben der Katana ein kleines Schiff der Defiant-Klasse und ein großer Zerstörer der Akira-Klasse auf. Gemeinsam schnellten die drei Schiffe wieder auf ihr Ziel zu und nahmen den groß und bedrohlich wirkenden Kubus wieder unter Beschuß.


"Ziel identifiziert: U.S.S. Katana NCC 1776. Besatzung: 650. Bewaffnung: Phaser und Torpedos. Schilde: Multiphasen. Assimilierung einleiten", ertönte es mit unzähligen Stimmen in allen Borg-Kuben. Verwundert nahm die Flotte zur Kenntnis, wie die laufenden Gefechte eingestellt wurden. Alle acht Kuben wandten sich nun gemeinsam einem einzigen Ziel zu, dem verschwindend klein wirkenden Föderationsschiff der Sovereign-Klasse.

Entsetzt nahm der Oberbefehlshaber in der Schlacht bei Io zur Kenntnis, daß man möglicherweise das Ziel der Borg falsch eingeschätzt hatte. Wie stets war man davon ausgegangen, daß die Borg versuchen würden, die Menschheit zu assimilieren. Ein Schluß, den Admiral Conolly bereits zu früheren Zeitpunkten für sehr egozentrisch gehalten hatte. Jetzt wo er sah, wie sich alle Borg-Kuben auf die Katana konzentrierten, wurde ihm bewußt, wie falsch dieser Schluß gewesen war. Die Borg suchten nicht nach Rache für die Niederlage, die ihnen beigebracht wurden, sondern nach Perfektion, die sie durch die Aufnahme bisher fehlender Spezies in ihr Kollektiv erreichen wollten. Er wußte nicht wie die Borg erfahren hatten, daß es davon auf der Katana eine ganze Handvoll neben bisher unbekannter Technologien gab. Zanderianer, Minbari, Delvianer und Tev'Mekanier gab es nirgendwo sonst im Angebot. Alarmiert aktivierte er den Prioritätskanal, der ihm für das Gefecht eingeräumt worden war.

"Conolly an die U.S.S. Katana. Ziehen Sie sich aus dem Kampfgebiet zurück. Alle anderen Schiffe geben der Katana Feuerschutz beim Abzug!", orderte er, dann öffnete er einen Kanal zu dem Verband, den er sich in der Hinterhand gehalten hatte, der in der Atmosphäre Jupiters auf seinen Einsatzbefehl von ihm wartete.

"Conolly an Alpha-Geschwader. Wir benötigen jetzt ihre Hilfe. Schieben sie sich zwischen die Borg und die Katana. Vielleicht verschwinden sie wieder, wenn sie merken, daß sie an die Spezies an Bord nicht herankommen." Dann verschloß er den Kanal und richtete seinen Blick wieder auf den Sichtschirm vor ihm, der zeigte, wie die Lexington sich den anderen Schiffen anschloß, die versuchten, der Katana einen Abzug aus dem Gefecht zu ermöglichen. Es sah jedoch schlecht für die Sovereign aus. Er konnte sehen, wie die Schilde des Schiffes flackerten und hin und wieder aussetzten. Er schloß kurz die Augen. "Gott steh Ihnen und Ihrer Crew bei, Captain Needa", schickte er ein stummes Stoßgebet zum Himmel.


"Mr. Carrel, ich brauche die Schilde!", brüllte Ariell Needa über die Brücke zur Sicherheitskonsole hinüber. Die Lautstärke war erforderlich, um den Geräuschpegel zu übertönen, der auf der Brücke herrschte. Seitdem die Borg ihr gesamtes Feuer auf das Schiff konzentriert hatten, kam es wieder und wieder überall zu kleineren Explosionen. Gelegentlich versagten die Schilde kurz, wenn wieder einer der Verteilerknoten ausfiel und das Team von Lt. Cmdr. Yadeel eilig Energie umleiten mußte. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie ganz versagen würden und dann war das Schiff ein gefundenes Fressen für die Borg.

Immer wieder rief Marina DeSoto neue Nachrichten von Eindringlingen in die Runde. Bisher war es dem Elite-Force und Sicherheitsteam gelungen, die Borg unschädlich zu machen, aber es war auch hier nur eine Frage der Zeit, bis diese die erforderlichen Modifikationen an die Gewehre der Elite Force vorgenommen hatten und ihre körpereigenen Schilde die Energie der Waffen absorbierte. Und auch hier war eines klar: Sobald die Schilde endgültig versagten, hatte die Elite-Force keine Chance mehr. Und genau deshalb brüllte sie so laut sie konnte ihren Wunsch nach den Schilden über die Brücke.

Tom Carrel brüllte ebenso laut zurück: "Ich arbeite daran, Ma'am, aber das ist nicht so einfach. Jedesmal, wenn Lieutenant Commander Yadeel mir eine Leitung zur Verfügung stellen kann, geht kurz darauf eine andere den Bach runter. Ich tue was ich kann", gab er an, so, als wäre ihm die Dringlichkeit der vollen Wiederherstellung der Schilde nicht bewußt, während er weiterhin eifrig ummodulierte und verschob.

"Wir haben weitere fünf Eindringlinge auf Deck 16", erklärte Marina DeSoto, während sie gleichzeitig von ihrer Konsole aus Lt. Carrel so viel Energie wie nur irgendmöglich für die Schilde zukommen ließ. Wenn es erforderlich war, würde sie als nächstes die Lebenserhaltung für eine Weile ausschalten. "Ich habe das Beta-Team zu den entsprechenden Koordinaten geschickt, es ist am nächsten", erklärte sie weiter.

Needa nickte. Das war Frank Lincolns Team. Sie hoffte, daß der Ire in der Lage war, die Eindringlinge unschädlich zu machen und mit heiler Haut wieder herauszukommen.


Zeitgleich bogen Daniel Bronson und Frank Lincoln um die Ecke, hinter der sie die stampfenden Schritte der Borg ausmachen konnten. Zeitgleich drückten sie ab und beförderten die ersten beiden Eindringlinge, die es hier zu bekämpfen galt, in den Borg-Himmel, falls es so etwas gab.

Blinkend und ratternd drehten sich die verbliebenen anderen drei zum Beta-Team der Elite-Force um. Bronson und Lincoln hatten die beiden anderen in den Rücken geschossen, was zwar nicht sonderlich fein war, aber in Anbetracht der Situation durchaus gerechtfertigt. Stampfend kamen die restlichen drei Borg auf das kleine Team zu. Drevon und Goldenburg feuerten wieder gleichzeitig auf zwei der Angreifer, die auch plangemäß zu Boden fielen, allein der zweite Schuß Frank Lincolns wollte keine Wirkung erzielen. Entsetzt nahm er zur Kenntnis, wie sich vor dem Borg ein trübe schimmernder Schutzschild dort aufbaute, wo er mit seinem Gewehr hingezielt hatte. Es war ein sauberer Schuß gewesen, wie er irgendwo zur Kenntnis nahm.

Stampfend kam der Borg näher und Frank spürte eine leichte Panik in sich aufkeimen, die er jedoch sofort wieder erstickte. Jetzt war nicht der rechte Zeitpunkt für Angst. Die konnte er immer noch haben, wenn er die Assimilationsröhrchen in seinem Hals fühlte. Jetzt galt es, sich vor dem immer näher rückenden Borg zu schützen, der ihn inzwischen fast erreicht hatte. Der Leiter des Beta-Teams drehte seine Waffe herum, so daß der mächtige Griff nun auf den Borg gerichtet war und rammte ihn diesem beherzt mitten ins Gesicht. Erleichtert nahm er zur Kenntnis, wie dieser ratternd zu Boden fiel, weil seine mechanischen Teile noch funktionierten, das Gehirn, dessen Willen sie ausführten sich jedoch im Reich der Träume befand.

Frank Lincoln fragte sich kurz, was er mit dem Borg tun sollte und entschloß sich dann zu einer unorthodoxen Lösung. Er aktivierte seinen Kommunikator und kontaktierte Winnie Maddigan. "Haben Sie vielleicht eine Stasiskammer für mich übrig?", wollte der Ire dann von dem Waliser wissen.


Langsam aber unaufhaltsam schoben sich fünf metallisch schimmernde Schiffe zwischen die Katana und die Borg-Kuben. Versuche der Borg, diese anzugreifen, schlugen fehl. Geschosse prallten von der silbrig schimmernden Armierung ab, auch der Versuch, diese mit dem Traktorstrahl näher zu holen, schlugen fehl, weil eine Erfassung nicht möglich war. Schon bald ließen die Kuben von ihrem ursprünglichen Ziel, der Katana, ab und wandten sich dem neuen Angreifer zu, den es galt zurückzuschlagen. Auch die verbleibenden 25 Schiffe der Flotte, die hier auf die Borg gewartet hatte, griffen nun wieder an. Mit vereinter Kraft versuchte man, den Rückzug der Borg zu erzwingen. Die genauen Verluste würden später auf sechs vollständig zerstörte, vier nicht mehr zu reparierende und drei schwer beschädigte beziffert werden. Weitere traurige Bilanz des Vorfalles: 1542 Leben ausgelöscht innerhalb von weniger als 30 Minuten. Dieses Gefecht würde als eines der heftigsten in die Analen der Föderation eingehen. Aber dennoch würde man den heutigen Tag als Sieg im Kampf gegen die Borg verbuchen, denn diese zogen sich zurück, als klar wurde, daß sie ihr Ziel nicht würden erreichen können.


Frustriert schlug Winnie Maddigan die Tür zu der dritten Stasiskammer zu, die er heute belegen mußte. In den ersten beiden befanden sich Crewmitglieder, denen er nicht mehr hatte helfen können, und nun verehrte ihm Lt. Lincoln zu allem Überfluß auch noch einen bewußtlosen Borg. Wenn es nach ihm ging, dann sollte sich das gesamt Kollektiv zum Teufel scheren, wären da nicht die Drohnen gewesen, die hilfloses und willenloses Opfer des kollektiven Bewußtseins waren. Und so schloß er kurz die Augen und versuchte, nicht die Person hinter der Tür, die er gerade geschlossen hatte, für das Leid verantwortlich zu machen, das das Kollektiv mit sich brachte. Irgendwo bei dem Streben nach Perfektion waren wohl so althergebrachte Werte wie Respekt, Toleranz und Akzeptanz verlorengegangen.

Noch bevor Cpt. Needas Stimme erneut über die Bordlautsprecher drang, machte ihm das fehlende Leuchten des roten Alarms bewußt, daß die Schlacht vorbei war. Offensichtlich war man einmal mehr mit heiler Haut davongekommen.

"Hier spricht der Captain", vernahm er dann auch erwartungsgemäß, "das Gefecht ist beendet, die Gefahr ist vorbei. Ich möchte Ihnen allen für Ihre gute Arbeit danken. Sie alle haben zum Gelingen dieses Unternehmens maßgeblich beigetragen. Sie können stolz auf sich sein."

Winnie Maddigan ging zurück in die Krankenstation und blickte müde Cassandra Murphy an. "Zeit hier klar Schiff zu machen", meinte er, während das Interkom wieder verstummte. Seine Mitarbeiterin nickte und das gesamte Team der Krankenstation machte sich daran, hier wieder dieselbe Ordnung herzustellen, die vor der Schlacht geherrscht hatte.


Drei Wochen später

Frustriert sah Seeta Yadeel auf den Bildschirm vor ihr, der Andreas Summers Gesicht zeigte. Genauso emotional, wie der Beginn des Gesprächs verlaufen war, fuhr sie auch fort: "Andreas, ich weiß nicht, wie das weitergehen soll. Jetzt sind wir beide im Solsystem weil unsere Schiffe repariert werden müssen und trotzdem finden wir keine Zeit, uns zu treffen. Das ist einfach unglaublich frustrierend."

Er seufzte leise. "Du hast ja völlig recht", gab er zu. "Die Aufgaben, die hier auf mich zugekommen sind, sind so viel größer, als ich erwartet hatte. Ich finde kaum die Zeit vernünftig zu schlafen, geschweige denn, Deine Nachrichten zu beantworten. Und auch jetzt, wo wir im Dock liegen sieht es nicht anders aus. Ständig beansprucht irgendetwas meine Aufmerksamkeit", erklärte er.

Sie seufzte ebenfalls. Sein Schiff war schwer beschädigt worden, und er hatte viele Verluste zu beklagen gehabt. Sie war heilfroh, daß er selber unverletzt geblieben war. Das bedeutete aber auch, daß er sich um vieles, was ihm sonst sein erster Offizier abnahm, selber kümmern mußte. Er war wenig erfreut, sich schon so bald nach einem neuen umsehen zu müssen. "Ich könnte hier immer noch einen guten Ingenieur brauchen", meinte er schließlich schmunzelnd.

Sie fühlte sich eine ganze Weile nur zu sehr versucht. Sie liebte ihn, daran hatten die vergangenen Wochen nichts geändert. Aber sie fühlte wie die Ratlosigkeit und Hilflosigkeit mehr und mehr von ihr Besitz ergriffen. Hatte es so überhaupt noch Sinn, die Beziehung fortzuführen? Sie zauderte damit, ihre Gedanken auszusprechen.

"Andreas, ich weiß nicht so recht, ob es Sinn hat, so weiter zu machen. Vielleicht bin ich nicht geschaffen für eine Fernbeziehung, aber ich brauche Dich. Ich brauche Deine Nähe", erläuterte sie leidenschaftlich. Sie sah, wie er die Zähne zusammenpreßte. Sie war sicher, daß er so etwas bereits vermutet hatte, er kannte sie oft besser, als sie sich selber kannte.

Zärtlich strich sie mit ihrem Finger über die Stelle, wo sie auf dem Monitor die Anspannung seines Kinns sehen konnte. "So kann ich auf Dauer nicht leben, Andreas. Ich vermisse Deine Wärme und das vertraute Gefühl", sagte sie. "Ich will morgens neben Dir aufwachen oder abends mit Dir bei einer Tasse Tee lachen. Ich will nicht ohne Dich sein", fügte sie leidenschaftlich hinzu.

Er schluckte, denn er wußte, was nun kommen würde. Er kannte sie gut genug, um zu wissen, daß sie jetzt die Flucht nach vorne antreten würde, weil sie mit der Situation nicht fertig wurde. "Tu das nicht", flüsterte er heiser, "wir schaffen das."

Sie schüttelte mit dem Kopf, während die ersten Tränen langsam aus ihren Augenwinkeln ihren Weg ihre Wangen hinunter suchten. "Ich kann nicht!", flüsterte sie leise. "Ich liebe Dich, aber ich kann nicht!" Mit einem letzten Blick sah sie, wie auf sein Gesicht dieselbe Traurigkeit trat, die sie empfand, dann hatte ihr Hand den Ausschalter erreicht. Das letzte, was sie von Andreas Summers sah, war, wie auch sein Gesicht eine Träne hinunterlief.


Epilog

"Sie konnten uns nicht gehen lassen, weil wir ihren neuen Transwarpkanalknotenpunkt entdeckt hatten", sagte Monroe Ashley tonlos. Sein Gegenüber versuchte behutsam mit dem ehemaligen Sicherheitschef der Maine umzugehen. "Ich weiß, daß es schwer für sie ist, aber wir müssen alles wissen, was Sie uns über den fraglichen Vorfall zur Verfügung stellen können", verlangte Fleet Admiral Connors. Stockend begann der Lieutenant zu erzählen, was er wußte.

"Als die Voyager vor zwei Jahren den Virus ins Kollektiv einschleuste, war einer der Kuben weit entfernt im Gamma-Quadranten abgestürzt, die Verbindung zum Rest des Kollektivs war dadurch eine Weile abgebrochen. Die Besatzung des Kubus brauchte lange, um die Verbindung wieder herzustellen, weil es auf dem Planeten an den erforderlichen Rohstoffen mangelte. Der Abbau war sehr mühsam, aber schließlich hatte man es doch geschafft. Man mußte jedoch feststellen, daß das Kollektiv nicht mehr antwortete.

Man entschloß sich, in das ehemalige Hauptterritorium zurückzukehren, das ja bekanntermaßen im Delta-Quadranten lag. Hier war es nicht schwer, durch Assimilation der dort zurückgebliebenen Individuen, die einst zum Kollektiv gehörten, den Grund dafür herauszufinden.

Man wählte eine neue Königin aus der Mitte der Drohnen und begann damit, das Kollektiv wieder aufzubauen. Man sah voraus, daß die Sternenflotte die bekannten Knotenpunkte überwachen würde und beschloß deshalb, neue zu bauen. Einer davon befand sich gut versteckt im Cygnus-Erbil-II-Nebel und sollte Ausgangspunkt für die Übernahme des Alpha-Quadranten sein. Nie zuvor hatte jemand dem Kollektiv solche Schwierigkeiten bereitet, wie die hier lebenden Rassen.

Als die Maine den Knotenpunkt bei ihrer Untersuchung des Nebels zufällig entdeckte, mußte sie assimiliert werden, um ein Bekanntwerden des Standpunktes zu verhindern. Leider hatte Captain O'Senna vorher die Besatzungsliste der Katana studiert und festgestellt, daß das Schiff, das vor Io lag, Spezies an Bord hatte, die den Borg noch völlig unbekannt waren. Und so entschloß man sich, einen ersten Vorstoß zu wagen und die Katana und die auf ihr lebenden Personen ins Kollektiv heimzuholen.

Ich erinnere mich, wie der Griff eines Phasergewehrs auf mich zukam. Ich erwachte dann erst wieder auf der Krankenstation der Hochsicherheitseinrichtung", beendete Ashley seine lange Erzählung.

Connors nickte zufrieden und entließ den Lieutenant dann mit einem: "Weggetreten." Er würde sich umgehend mit den anderen hochrangigen Offizieren besprechen müssen, anschließend mußten sie die Genehmigung des Präsidenten für die Zerstörung des Transwarpkanalknotenpunktes holen. Sie mußten die Borg jetzt zurückschlagen, solange sie ihren Fuß noch nicht fest in den Alpha-Quadranten gesetzt hatten. Später konnte es zu spät sein. Und die neuen Schiffe der Caretaker-Klasse hatten sich bewährt. Die Sternenflotte hatte in aller Eile die Technologie, die der Voyager von der Janeway aus der Zukunft zur Verfügung gestellt worden war, in ihre neueste Schiffsklasse integriert. Man verfügte jetzt über einige Prototypen der Caretaker-Klasse, die mit einem Defensiv-Potential ausgerüstet waren, das 30 Jahre seiner Zeit voraus war.

Während Thomas Connors diese Gedanken anstellte, schloß Monroe Ashley die Tür des Konferenzraums hinter sich und lehnte sich mit geschlossenen Augen von außen an die Tür. Selbst mit geschlossenen Augen konnte er sehen, was sich in der kurzen Zeit, in der er Borg gewesen war, ereignet hatte. Er konnte die Explosionen, die Toten und das Feuer auch im Dunklen sehen. Er hatte Augen aus Feuer.