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From PathfinderWiki

Auszeit
Autor: Zhabia Velain
Anfangssternzeit: 57284,0
Endsternzeit: 57283.94
Anfangsdatum: 13.04.2380 (22:09 Uhr)
Enddatum: 13.04.2380 (22:39)

Die Katana schwebte gemächlich in hohem Orbit um den Jupitermond Io. Weit unter ihnen waren größere grüne Flecken auf dem Trabanten zu erkennen, an denen man die besiedelten Regionen deutlich erkennen konnte. Unter riesigen doppelt und dreifach gesicherten Kraftfeld-Kuppeln, waren bereits vor über 150 Jahren Grünflächen angelegt worden, die die Io-Städte durchzogen und umrahmten.

Der Anblick des Satelliten war jedoch nicht Mittelpunkt des Interesses, der versammelten Führungsmannschaft. Vielmehr beschäftigte die Offiziere die Frage, wo die Borg waren, deren Kurs eigentlich genau hierher hätte führen sollen. Weder auf den Kurz- noch Langstreckensensoren, war auch nur der kleinste Borgkubus auszumachen gewesen und es war sehr unwahrscheinlich, dass das Sternenflottenschiff schlichtweg schneller gewesen sein sollte.

„Sie könnten den Kurs geändert haben“, gab Dalen Lazarus zu bedenken. Zweifelnde Blicke wandten sich ihm zu, so dass er noch hinzufügte: „Das ist gar nicht so abwegig. Wer sagt denn, dass Io tatsächlich ihr Ziel war?“

Lew zog einen Flunsch. „Ist es nicht egal, was ihr Ziel war?“, warf er sarkastisch ein. Auch er wurde sich der ihm nun zugeworfenen Blicke bewusst. „Ich meine, Io hin, Ziel her... Acht Borgschiffe gehören nicht in Föderationsraum, egal was sie da wollen. Davon mal abgesehen, ist es doch recht ungewöhnlich, dass bisher außer uns noch niemand etwas bemerkt hat... außer uns und der Maine.“

„Das stimmt“, pflichtete Lincoln ihm bei. „Acht so große Schiffe, verschwinden nicht einfach ungesehen. Die Borg geben sich keine Mühe nicht aufzufallen. Versteckt haben sie sich bestimmt nicht.“

„Und wenn es nur ein Ablenkungsmanöver war?“, schlug Lucas vor. Jetzt, da keine akute und unmittelbare Gefahr durch die Borg drohte, war er sich nicht einmal sicher, was ihn mehr verunsicherte: Die Borg oder seine bevorstehende Prüfung. Wenn er daran dachte, hätte er lieber gegen zehn Borg gekämpft. Auf der anderen Seite – er hatte noch nie einem echten und voll funktionsfähigen Borg gegenüber gestanden. Er war auch nicht wild darauf, Bekanntschaft mit einem Wesen zu machen, dass sich seine technologischen und biologischen Charakteristika einverleiben wollte. Also doch lieber die Prüfung.

„Das halte ich für unwahrscheinlich“, antwortete Needa. „Die Borg beherrschen zwar etliche Taktiken, aber es ist nicht ihre Art, jemanden zu täuschen. Wenn sie etwas wollen, dann nehmen sie es sich – auf direktem Weg.“

Zhabia wiegte den Kopf hin und her. Auch sie war noch nie einem Borg außerhalb des Akademie-Simulators begegnet und seit der damaligen Simulation hatte sie immer die Hoffnung gehabt, nie auch nur einem einzigen Borg zu begegnen. „Counselor?“, fragte die Kommandantin und sah sie erwartungsvoll an.

„An der Sache stimmt doch etwas nicht. Wir wurden doch noch gescannt, ehe wir auf Warp gingen, oder?“

„Das ist korrekt“, bestätigte Dalen und fragte sich, wie die anderen Anwesenden, ob dies eine Möglichkeit dafür sein könnte, dass die Borg nicht da waren, wo sie sie erwartet hatten.

„Nun“, begann Zhabia, „meines Wissens suchen Borg nach Lebewesen und Technologie, die für sie neu ist. Personen und Dinge, die einen Fortschritt in ihrer Entwicklung für sie bedeuten könnten. Lassen wir das eigentliche Ziel mal außer Acht. Wenn ich nach Neuem suchen würde und stieße auf die Katana, dem Schiff mit der ungewöhnlichsten und fremdartigsten Crew, die die Sternenflotte hergibt - und Dank der Herkunft vieler von uns, ist das eine unbestrittene Tatsache -, dann würde ich versuchen, an all diese fremdartigen Dinge heranzukommen. Wenn sie also schon nicht Kurs auf Io hatten, warum sind sie uns dann nicht wenigstens gefolgt?"

Es folgten einige Sekunden der Stille, die schließlich von Seeta durchbrochen wurde: "Schön und gut. Sie hätten also gleich zwei Gründe hier zu sein... Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass sie es trotzdem nicht sind und wir nicht wissen, wo sie sonst sein könnten oder warum."

"Ich wollte damit auch nur ausdrücken, dass es möglicherweise keine Absicht ist, dass sie nicht hier sind, sondern dass höchst wahrscheinlich etwas vorgefallen ist.", schob Zhabia nach.

"Wäre eigentlich eine Tarnvorrichtung denkbar? Genügend Wissen über Mantel-Technologie sollten sie doch assimiliert haben", überlegte Lincoln laut.

Captain Needas Blick wanderte prüfend nach draußen, als könne sie mit bloßem Auge etwas erspähen, was den Sensoren entgangen war. Doch außer Io und einem in einiger Entfernung von dem Mond aufsteigenden Transporter war nichts zu sehen. Das Fenster bot aber auch keine günstige Aussicht über das System.

Nun schaltete Dalen sich wieder ein: "Das ist unwahrscheinlich. Es könnte keinen günstigeren Moment geben, zuzuschlagen, als jetzt. Im System befanden sich nach unseren letzten Scanns, nur vier größere Schiffe und ein paar Shuttles. Übrigens mit ein Grund zur Beunruhigung, wenn ich das einmal so ausdrücken darf." Gewöhnlich waren im Sol-Sektor und speziell im irdischen Sonnensystem wesentlich mehr größere Schiffe unterwegs. Immerhin beherbergte die Erde das Föderationshauptquartier.

Ariell zog die Stirn in Falten. Wieder einmal stellten sich zu viele Fragen auf einmal, die mit den bisherigen Informationen zu mehr als unbefriedigenden Antworten führten. Sie überlegte, ob vielleicht alle verfügbaren Schiffe ausgeschickt worden waren, um die Borg bei bestimmten Koordinaten abzufangen. Dann jedoch hätten auch sie davon erfahren.

"Ich möchte eine vollständige Systemdiagnose und einen neuen intensiven Scann der Umgebung, einschließlich einer Analyse, ob sich getarnte Schiffe hier befinden - gleich von welcher Spezies.", sprach Needa das aus, was ihr als Lösung im Augenblick einfallen wollte. Sie selbst wollte mit dem Hauptquartier sprechen. Vielleicht konnte sie so etwas erfahren.


Adana Lazarus trat mit zwei dampfenden Tassen zurück an den Wohnzimmertisch und reichte eine davon an Eleyne Maddigan. Wie so oft am Nachmittag saßen sie zusammen, um sich zu unterhalten. Durch den kürzlichen Alarm hatte sich das alles ein wenig hinaus gezögert. Aber nach der langen Reise in Bereitschaft, hatten sie jetzt eigentlich alle Dinge gut genug gesichert, so dass man trotzdem eine kurze Tasse Tee dazwischen schieben konnte. Das ewige Warten und Herumsitzen im Quartier konnte sehr zermürbend sein und nagte an den Nerven.

Gerade in solchen Situationen war es, dass einem Hunderte Dinge einfielen, die man eigentlich hätte erledigen müssen und weswegen das Hüten des Quartiers, wie es im Alarmfall üblich war, sehr ungelegen kam. Und auch die Kinder entwickelten natürlich ausgerechnet dann einen immensen Freiheitsdrang.

Doch nun hatten sie eine halbe Stunde, um ein wenig zu toben, ehe Eleyne mit ihren Kindern und den Hunden in ihr eigenes Quartier zurückkehren würde.

"Ich habe schon so viel von der Erde und ihren Attraktionen gehört, aber ich war noch nie hier", erklärte Adana.

"Es gibt wirklich sehr vieles zu sehen. Alte Bauten wie die Pyramiden, Stonehenge oder die Chinesische Mauer und neue ebenso: Das Milleniumgate zum Beispiel. Wenn Du die Gelegenheit dazu bekommst, solltest Du sie wahrnehmen und die Erde besuchen. Vielleicht kann ich Dir ein paar Dinge zeigen. Aber im Moment sieht es ja nicht so aus, als ob das in den nächsten Tagen gehn wird." Eleyne lehnte sich zurück und wärmte sich die kalten Finger an der Tasse.

Plötzlich öffnete sich die Tür des einen Kinderzimmers und die kleine Ena rannte schreiend vorbei in ihr eigenes Zimmer, verfolgt von dem Gelächter der Jungen. Adana blickte aufmerksam auf die erste Tür und auch Eleyne wartete gespannt, deuten zu können, worum es ging und was vorgefallen war.

"Ena, was ist passiert?", fragte Adana. Sie folgte dem kleinen Mädchen und hörte ein leises Schluchzen aus der Zimmerecke. Eine Antwort bekam sie noch nicht. Sie ging vor der Kleinen in die Hocke und sah sie an. "Möchtest Du mir nicht sagen, was los ist?"

"Was sind Borg Mami?", kam anstatt einer Antwort die zaghafte Gegenfrage. Adana seufzte.


Atrin konnte sich das Grinsen immer noch nicht verkneifen. Auch nicht unter dem wütenden Blick seiner Mutter. "Ich hab nur gesagt, dass sie kleine Mädchen nicht verschonen", erklärte er.

"Du hast gesagt: 'Besonders kleine Mädchen wie Dich fressen sie gerne, weil Du noch jung und frisch bist.'", wiederholte Gwen Maddigan tadelnd die Worte des Tev'Mekianers, die dessen Schwester so erschreckt hatten. Ihr selbst hatte der Spruch nicht so viel ausgemacht.

"Danke.", raunte Atrin ironisch.

Adana und Eleyne sahen zwischen den beiden hin und her. Es war nicht leicht gewesen, Ena zu beruhigen ohne ihr dabei die dicksten Lügen aufzutischen. Denn so gerne Adana ihr auch gesagt hätte, dass die Borg überhaupt nicht böse waren und ihr niemals etwas tun würden, so wollte sie sie nicht in falsche Sicherheit wiegen. Eine Gefahr durch die Borg war immer noch präsent, auch wenn man im Augenblick nicht wusste, wo sie waren.

"Du entschuldigst Dich bei Deiner Schwester und bringst mir Deine Karten", sagte Adana streng und als ihr Sohn gerade davon anfangen wollte, wie ungerecht sie sei, fügte sie noch hinzu: "Und zwar flott!!"


Die Versammlung im Besprechungsraum hatte sich aufgelöst und insbesondere Yadeel und Lazarus machten sich an die Umsetzung der soeben erteilten Befehle ihrer Kommandantin. Ariell selbst warf nur einen kurzen Blick auf die Brücke und meinte: "Stellen Sie mir eine Verbindung zum Hauptquartier her und legen Sie sie in meinen Raum."

„Wir werden bereits gerufen.“, gab Kamilah gerade noch zur Antwort, bevor die Trill-Hybride wieder verschwinden konnte.

„Vom Hauptquartier?“, versicherte Ariell sich.

„Nein,...“, erwiderte Kamilah und prüfte kurz die Herkunft des Rufes. Routiniert huschten ihre Finger über das Control-Panel. Sie verzog kurz die Stirn, bevor sie die gleiche Anfrage noch einmal ausführte. „Es ist die Maine“, stutzte sie schließlich.

Es dauerte einige Sekunden, ehe Needa diese Information vollständig verarbeitet hatte. „Sagten Sie Maine?“, hakte sie daher nach.

„Korrekt.“ Schon tauchten Seeta, Frank und Dalen neben und hinter Kamilah auf, um sich zu versichern, dass der jungen Frau wirklich kein Fehler unterlaufen war. Die Zanderianerin nickte als erste. „Über die Warpsignatur besteht kein Zweifel. Das ist die Maine und ich bekomme damit assoziiert O'Senna als Kommandanten angezeigt.“

Ariell sah misstrauisch in die Runde. „Auf den Schirm“, verlangte sie.

Noch während sie auf ihren angestammten Stuhl in der Mitte der Brücke zusteuerte, erschien das freundliche Bild eines Mannes groß auf dem Schirm. In der Mitte des Gesichts war eine Knollennase der Blickfang des überdimensional abgebildeten Kopfes. Insgesamt wirkte O'Senna recht blass. Bisher kannten die auf der Brücke Anwesenden jedoch nur seine Stimme, nicht sein Aussehen.

„Captain Needa? Ich bin Captain O'Senna von der USS Maine.“, stellte er sich vor.

Immer noch ein wenig misstrauisch musterte Ariell das ihr entgegen blickende Gesicht und nahm endlich Platz. „Captain.“ Sie nickte ihm kurz zu und fragte dann: „Wie kann ich Ihnen helfen?“

O'Senna lächelte. „Das gleiche wollte ich Sie auch gerade fragen. Sie sind sehr überraschend und vor allem sehr schnell hier aufgetaucht. Auf Rufe vom Hauptquartier reagierten Sie nicht. Wir mussten unsere Emitter erst neu kalibrieren, ehe unser Ruf zu Ihnen durchkam...“

Ariell sah sich kurz fragend um und antwortete: „Es sind bisher keine Rufe eingegangen. Allerdings wollten wir gerade das Hauptquartier rufen.“

„Verstehe. Benötigen Sie irgendwelche Hilfe?“, wollte ihr Gegenüber schließlich noch wissen.

„Ich glaube nicht, aber wenn Sie nichts dagegen haben, werde ich Sie rufen, sollte ich mich geirrt haben.“

„Selbstverständlich können Sie uns jeder Zeit rufen. Wir sind in der Nähe. Maine – Ende.“

Die Übertragung wurde beendet. „Vergleichen Sie das Föderationszeitsignal mit unserer Bordzeit. Und stellen Sie mir diese Verbindung her!“, verlangte Needa energisch.

„Das Zeitsignal übermittelt uns Sternzeit 57.284,0 – Die Bordzeit ist bereits 3 Tage weiter.“, informierte Kamilah prompt. Bereits während dem Gespräch mit O'Senna hatte Lincoln sie diese Abfrage ausführen lassen.

„Somit heißt es nicht mehr Wo sind die Borg, sondern Wann sind die Borg.“, stellte der Sicherheitschef fest.

„Verbindung steht.“, schob Kamilah nach.

„Lazarus, finden Sie heraus, wie das geschehen konnte.“ Needa verschwand in ihrem Bereitschaftsraum, in den Kamilah das Gespräch gelegt hatte.


Die Captain umrundete ihren Schreibtisch in wenigen Schritten und nahm vor dem kleinen Monitor Platz, den sie mit einem Knopfdruck aktivierte.

„Captain Needa.“ Admiral Cunningham sah der Trill grimmig entgegen. „Erklären Sie ihre übereilte Ankunft. Die Konventionen werden Ihnen ja hoffentlich bekannt sein, ebenso wie die darin enthaltene Regelung, dass das Einfliegen mit Warpgeschwindigkeit in bewohnte und viel beflogene Systeme nur in Notsituationen erlaubt ist.“

Ariell befand sich in einem Gewissenskonflikt. Und nun da Cunningham das Gespräch so unfreundlich begonnen hatte, sank Needas Laune, die ohnehin schon nahe bei Null anbelangt war, noch ein gutes Stück weiter.

Sie sah sich hin und her gerissen zwischen der Wahrheit und der damit verbundenen Loyalität, die sie der Sternenflotte entgegenbrachte und auf der anderen Seite der Gefahr die Zeitlinie zu verändern. Von der Entscheidung Cunningham den wahren Grund ihrer hastigen Ankunft im System anzugeben oder nicht, hingen viele Leben ab. Zunächst einmal natürlich die der Maine-Crew. Außerdem war es sehr wahrscheinlich, wenn nicht sicher, dass die Borg versuchen würden, das irdische Sonnensystem anzugreifen. Und wie es im Augenblick aussah, würden die wenigen Schiffe, die momentan hier waren, den Borg nicht viel entgegenzusetzen haben.

„Ich warte“, verkündete Cunningham ungeduldig.

„Wir...“, begann Needa zögerlich, „hatten erwartet, hier Borg anzutreffen.“ Ihre Entscheidung war gefallen. Nur die nötigsten Informationen sollten es sein, aber es war notwendig. Sonst gab es vielleicht keine Möglichkeit mehr, sich für richtige oder falsche Entscheidungen zu rechtfertigen.

Admiral Aretha Cunningham staunte ob dieser Offenbarung nicht schlecht. „Die Borg?“

„Als wir sie zuletzt einige Lichtjahre von DS9 entfernt gesehen haben, nahmen sie Kurs auf Io. Eigentlich dachten wir, sie seien bereits vor uns hier. Möglicherweise wurden sie jedoch aufgehalten“, erklärte Ariell.

„Uns sind keine Borgaktivitäten im Föderationsraum bekannt“, drückte die Admiral ihre Verwirrung aus.

„Ich weiß wie seltsam das klingt, auch dass sie jetzt noch nicht hier sind. Wir vermuten, dass sie Antriebsprobleme haben und sich die Ankunft daher verzögert. Allerdings konnten wir sie auch nicht mit den Langstreckensensoren erfassen, so dass wir nicht definitiv sagen können, wo sie sich jetzt aufhalten.“

„Haben Sie Aufzeichnungen die das belegen können?“ Ariell hatte schon oft mit Admiral Cunningham geredet und heute wie auch sonst jedes Mal, würde sie froh sein, wenn das Gespräch beendet war. Cunningham war eine sehr eigene und meist auch arrogante Frau, die sich gerne durchsetzte und einem den letzten Nerv rauben konnte. Ein Mensch, dem man als Captain des Ranges wegen Respekt entgegenbrachte, nicht weil die Admiral ihn sich auf anderem Wege verdient hätte. Vielleicht war die ältere Dame früher anders gewesen. Vielleicht war sie zu ihren eigenen Zeiten als Captain jemand gewesen, die solchen Admirals, wie sie selbst einer geworden war, verachtend entgegen geblickt hatte. Wer wusste das schon.

In diesem Moment jedenfalls schien ein bisschen von ihrer Arroganz abzufallen und ein sorgenvoller Blick breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Die Frage nach den Aufzeichnungen rührte ganz sicher nicht daher, dass sie Needas Aussage keinen Glauben schenkte, sondern von der Hoffnung, es könne sich um einen Irrtum handeln.

Ariell nickte jedoch: „Ja, die haben wir. Es waren acht Schiffe.“


Während Ariell in ihrem Bereitschaftsraum mit Admiral Cunningham sprach, hatte Tannier den Platz eingenommen, den er fortan immer oder zumindest meistens besetzen würde, wenn Captain Needa nicht auf der Brücke war. Ungewohnt fühlte der Stuhl sich an. Ungewohnt wie er so im Mittelpunkt stand. Dem Captain eines solchen Schiffes aber durchaus angemessen. Mehr, als alles im Auge behalten, konnte er jedoch im Moment nicht tun.

In den vergangenen Stunden war er bei etlichen Trainingseinheiten der EliteForce-Teams auf dem Holodeck zugegen gewesen, wo sie jede erdenkliche Borg-Simulation durchlaufen hatten. Nun war eine Pause angesagt, in der er sich auch auf den neuesten Stand der Erkenntnisse gebracht hatte.

Dalen Lazarus war bereits intensiv mit einem übergründlichen Scann der Umgebung beschäftigt, wenn dieser auch kaum noch nötig war. Er erhoffte sich dabei eine Erkenntnis wie es zu dem Zeitsprung gekommen war. Dafür hatte er auch einige Mitglieder seines Wissenschaftsteams eingespannt, die gemeinsam mit ihm die Sensorlogs der vergangenen Tage durchforsteten. Bisher jedoch noch ohne Ergebnis. Besonders dem Zeitindex um den Notruf und die Begegnung mit den Borg herum widmete er seine Aufmerksamkeit. Dabei war ständig ein unüberhörbares Nuscheln aus seiner Richtung zu vernehmen, begleitet von einem gelegentlichen „Aha... interessant.“ oder „Hm... nein.“ Dazu ertönten jeweils die unterschiedlichen Signaltöne des Computers, wenn er den Zeitindex ein Stück vor- oder zurückspulte.

Gerade als sich zischend die Tür des Bereitschaftsraums öffnete, glitten auch die Türflügel des Turbolifts bei Seite und Needa und Yadeel betraten gleichzeitig die Brücke. Tannier gab den Stuhl in der Mitte frei, als Seeta berichtete: „Unsere Systeme sind vollständig intakt.“ Nach einer Sekunde schob sie noch nach: „So weit man das im Moment erwarten kann.“ Damit bezog sie sich auf die etlichen Reparaturen, die eigentlich in der Schiffswerft vorgenommen werden mussten.

Needa nickte die Information ab und wandte sich dann gleich an Lazarus: „Konnten Sie schon etwas herausfinden?“

„Nicht sehr viel, Captain“, antwortete er. „Ich konnte nur den Zeitpunkt des Unfalls eingrenzen. Wir gehen die Aufzeichnungen weiter durch.“ Er machte eine kurze Pause, in der er sich kurz die Ergebnisse des Scanns betrachtete. „Außerdem haben die Sensoren keine getarnten Schiffe in der Umgebung aufgespürt.“

Das hatte sich Needa bereits gedacht. Aber es war gut, Gewissheit darüber zu haben. „Admiral Cunningham ruft alle verfügbaren Schiffe in der Umgebung hier zusammen. Bis die Borg tatsächlich hier sind, sollten wir in der Lage sein, uns ausreichend gegen sie verteidigen zu können. Die USS Maine wird – wie geplant – Versorgungsgüter ins Erbil-System bringen“, informierte sie die Brückencrew über das geplante weitere Vorgehen.

„Das Erbil-System? Liegt das nicht 50 Lichtjahre von der Stelle entfernt, bei der wir die Maine zuletzt gesehen haben?“, wunderte sich Tannier. Er hatte sich erst kürzlich die Raumkarten in der Umgebung um DS9 angesehen.

Ariell nickte wieder. „Ja.“

„Haben wir möglicherweise die Zeitlinie bereits beeinflusst?“, überlegte Lazarus laut.

„Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass wir es nicht zulassen dürfen, dass die Borg die Föderation unvorbereitet treffen!“ Die Captain seufzte leise. Die Föderation hatte schon zu viele Verluste durch die Borg hinnehmen müssen. Sie wollte ihr Bestes tun, damit es nicht noch mehr werden würden.