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From PathfinderWiki

Der Beginn
Autor: Tomm Lucas
Anfangssternzeit: 57237,3
Endsternzeit: 57292,04
Anfangsdatum: 27.03.2380 (20:26 Uhr)
Enddatum: 16.04.2380 (21:15 Uhr)

Die Katana befand sich nun auf Kurs zur Raumstation Deep Space Nine. Die Stimmung unter der Besatzung war hervorragend, hartnäckig hielten sich Gerüchte, daß es die Gelegenheit gab, auf Risa Urlaub zu machen.

Die zweite Wache des Tages hatte gerade Dienst. Der frischgebackene Erste Offizier, Tannier, hatte gerade das Kommando über die Katana, als diese die Raumstation erreichte. Geplant war, daß die Katana andockt und einige Zeit hierbleiben würde. Doch Jamie-Cho, der asiatische Navigator der zweiten Wache mit dem eigentümlichen Doppelnamen, ließ das Schiff in einen engen Orbit um die Station einschwenken. Denn lange würde die Katana nicht hierbleiben. Die Besatzung wußte noch nichts von der Botschaft, die Captain Needa gerade eben erreicht hatte.


Langsam ging Andreas Summers den Gang entlang. Es würde das letzte Mal sein, daß er die vertrauten Wände der Katana um sich haben würde. Zumindest als Bewohner würde er das Schiff nicht mehr betreten. Sein neues Zuhause lag am oberen Pylon 2 von Deep Space Nine angedockt.

Ein wenig wehmütig bog er um die letzte Ecke, die ihn noch [von der Luftschleuse] vom Transporterraum trennte. Sie hatten sich alle versammelt, um ihn zu verabschieden. Alle diejenigen, mit denen er in den letzten Jahren mehr oder minder gerne zusammengearbeitet hatte. Sogar Mr. Toreen war gekommen, um Captain Summers einen Abschiedsgruß zu entbieten.

Der ehemalige erste Offizier reichte Captain Needa die rechte Hand, die in erster Reihe stand. Er drückte sie fest und wunderte sich, als die Trill meinte: "Zum Teufel, Sie sind nicht mehr mein Erster Offizier, Andreas", und ihn kurz aber heftig an sich drückte.

Schräg rechts hinter ihr stand Tannier, der sich offensichtlich mit dem neuen Rangpin am Kragen noch nicht so ganz wohlfühlte. Andreas war sicher, daß der Minbari einen guten Ersten Offizier abgeben würde. Er hatte sich in den vergangenen Jahren an Bord gut eingelebt und Andreas hatte seine Art schätzen gelernt.

Dalen Lazarus reichte ihm als nächster die Hand. Der Tev'Mekanier wirkte ausnahmsweise einmal nicht abwesend. Er lächelte und drückte herzlich die Hand Andreas. Der kauzige Doktor würde sich schwer tun, sich an einen neuen Ersten Offizier zu gewöhnen, auch wenn er mit Mr. Tannier bereits bekannt war.

Schräg links hinter Ariell stand die Person, die er wohl am meisten vermissen würde. Ihre sanfte, leise Stimme würde er ebenso vermissen wie das lustige Funkeln ihrer Augen, wenn sie lachte. Jetzt wirkte sie gefaßt. Sie hatten sich vorhin schon in ihrem Quartier verabschiedet. Noch immer waren beide unsicher, ob sie ihre Beziehung über die Distanz retten konnten, aber beide waren ebenso sicher, daß sie es zumindest versuchen wollten.

Viele Händedrucke später nahm Andreas die Tasche, die er auf dem Boden abgestellt hatte wieder auf und betrat die Transporterplattform. Er nickte nochmals in die Runde, dann war sein Lächeln das Letzte, was sie von ihm sahen bevor der Transporter ihn auf sein neues Schiff, seine neue Heimat beförderte.


Eigentlich hatte Needa noch eine Stunde Zeit, bis ihre Wache auf der Brücke begann. Aber der Befehl der Sternenflotte ließ ihr keine Ruhe. Nachdenklich betrat sie den Turbolift. Schnell rasten draußen die Lichter an der Liftkabine entlang. Doch davon bekam Ariell nichts mit. Sie war ganz in ihren Gedanken versunken. Urlaub auf Risa würde es somit also nicht geben. Der Turbolift stoppte und sie betrat die Brücke.

Erstaunt sah Tannier zu ihr. Ein wenig wunderte er sich über Needa. Gab es Anlass, Bedenken zu haben? Unmittelbar vor Summers Verabschiedung kam eine Subraumbotschaft für sie an, auf ihrem gesicherten Kanal. War diese der Grund für das besorgte Gesicht Needas?

Needa straffte sich. Sollte das Sternenflottenkommando tatsächlich Fragen an sie haben, dann würde sie diese beantworten. Sie hatten nichts unrechtes getan und der Instandhaltungszustand der Katana konnte ihrer Besatzung nicht angelastet werden. Andererseits hätte man ihr derartige Fragen auch auf andere Art stellen können als sie vorzuladen. Und es wäre auch problemlos möglich gewesen, die Befragung an Bord von Deep Space Nine durchzuführen. Vermutlich lag die Ursache des Befehles also doch woanders, vielleicht war die Grundinstandsetzung der Katana doch so wichtig. Schaden konnte der Werftaufenthalt sicher nicht. Überall waren noch Spuren des Absturzes zu sehen, trotz aller Anstrengungen der Crew, diese zu beseitigen. Die makellose Schönheit, die sie immer wieder bewundert hatte, wenn sie durch die Gänge des Schiffes ging, war noch nicht auf allen Decks wieder hergestellt. Und es waren nicht nur Schönheitsreparaturen, die noch ausstanden. Es war an der Zeit, die Besatzung zu informieren.

“Hier spricht Captain Needa,” drang ihre Stimme aus den Bordlautsprechern. “Das Sternenflottenkommando hat eine Rückkehr zur Erde angeordnet. Die Katana wird in einer Orbitalwerft von Grund auf überholt. Ein Großteil der Besatzung wird dort die Möglichkeit bekommen können, Urlaub zu machen.”

Die meisten menschlichen Crewmitglieder der Katana waren begeistert. Alle anderen nahmen die Neuigkeit gelassen auf. Manch einer würde vielleicht das Hauptquartier besuchen, andere sich vielleicht verschiedene Städte ansehen. Paris, Sydney, Kairo, Moskau, San Francisco und Rom waren nur einige der in der Galaxis für ihre historische Architektur berühmten Städte. Kontinentverbindende Brücken aus dem frühen einundzwanzigsten Jahrhundert, die polarnahen Siedlungen aus dem dreiundzwanzigsten Jahrhundert und der gigantische, durch den Nordatlantik führende, an einer Stahlkonstruktion schwebende Unterwassertunnel – die Erde war einer der sehenswürdigkeitenreichsten Planeten der Föderation. Immer wieder hatten es die Erdenbewohner geschafft, mit genialen und auch kollossalen Bauwerken auf sich aufmerksam zu machen. “Setzen Sie bitte Kurs zur Erde.”, wies Needa Jamie-Cho an.

“Ich übernehme dann.”, befreite sie Tannier vorzeitig vom Dienst.

Im Maschinenraum herrschte geschäftiges Treiben. Alle notwendigen Reparaturen mußten notiert werden, die genauen Revisionsdaten jedes einzelnen Maschinenteils wurde genau geprüft. Die Katana wurde lange vor dem Ablauf aller Fristen zurückbeordert, aber das war kein Grund, den Werftaufenthalt weniger gründlich vorzubereiten. Ganz im Gegenteil. Siebzehn Tage waren für die Instandsetzung veranschlagt, da mußte alles so gut wie möglich vorbereitet sein. Seeta hatte kaum einem ihrer Mitarbeiter frei gegeben, fast alle arbeiteten irgendwo im Schiff. Gern hätte sie auch Tomm eingesetzt, der gerade nicht als Navigator eingesetzt war, sondern frei hatte. Allerdings wäre der Kadett momentan keine große Hilfe gewesen. Schon seitdem die Katana sich in Richtung Deep Space Nine aufgemacht hatte, wirkte der Junge gestresst und nervös. Trotzdem hatte sie ihn gestern gefragt und seitdem wußte sie auch, weswegen der Kadett in dieser Verfassung war. Ihm stand seine erste Abschlußprüfung bevor. In einem Fach, das ihm nicht besonders lag: Biologie. Er hatte zwar zugesagt gehabt, doch Seeta hatte gemerkt, wie schwer ihm das gefallen war. Erst nachdem sie ihn ein wenig bedrängt hatte, gab er ihr seine Sorgen preis. Die zunehmende Röte in seinem Gesicht ließ erkennen, daß es ihm ziemlich peinlich war.

“Es gibt keinen Grund, sich zu schämen. Jeder Sternenflottenoffizier hat Gebiete, auf denen er nicht so gut ist. Ich glaube, kaum einer hat sich nicht vor irgendwelchen Prüfungen Sorgen gemacht. Bereite dich ganz in Ruhe darauf vor, wir schaffen die Arbeit auch ohne dich.”

Erleichtert nickte Tomm.

“Aber wenn du in einem technischen Fach nicht mit Auszeichnung bestehst, dann werde ich dafür sorgen, daß du nie wieder in den Maschinenraum kommst!”, lachte sie.

“Diese Prüfungen sind erst in einem halben Jahr. Da mache ich mir jetzt noch keine Gedanken drum.”

Lew saß enttäuscht und wütend im Hangar. Es sah nicht so aus, als wenn er demnächst in einem der Jäger durch den Weltraum rasen würde, vermutlich würde er nicht einmal einen Simulator von innen sehen. Fluchend trat er gegen einen Träger der neuen Halterungen bevor er den Hangar verließ. Der Squadron Leader lief durch die Gänge, als gerade roter Alarm gegeben wurde. Sofort kehrte er um und saß wenig später in seinem Cockpit. Auch die anderen Piloten machten eilig die Fighter startklar. Noch wußten sie nicht, was los war.

Die Botschaft kam genau zur Wachablösung auf der Brücke an. Fast alle standen noch, nur Tomm hatte sich schon an seine Konsole gesetzt. Vorher hatte er sich mit Marina de Soto im Zehn Vorne getroffen gehabt, aber momentan hatte er einfach keine Ruhe um sich mit anderen Dingen als seiner Prüfung und seinem Dienst zu beschäftigen. Deshalb hatte er sich ziemlich frühzeitig von ihr verabschiedet und hatte noch einmal in seine Aufzeichnungen gesehen, bevor er auf der Brücke erschienen war.

“Ein Notruf, nur akustisch, keine visuelle Botschaft!”, rief jemand aus dem hinteren Teil der Brücke.

“Abspielen!”, befahl Needa.

Mit vielen Störgeräuschen unterlegt ließ sich eine fremde Stimme vernehmen:”Hier spricht Captain O'Senna von der USS Maine! Wir werden von Borg angegriffen! Ich wiederhole...”

“Die Maine? Wie weit entfernt ist sie?”, fragte Needa.

“Nur etwa zwei Lichtjahre, deshalb auch die trotz aller Störungen gute Tonqualität.”

“Roter Alarm! Kadett Lucas, Kurs programmieren, Warp 8!”

“Kurs programmiert, Captain.”

“Energie!”

Entsetzlich war der Anblick, der sich der Katana bot, als sie wenig später auf Unterlichtgeschwindigkeit verlangsamte. Fünf Borgschiffe in nächster Nähe, zwischen ihnen ein Trümmerhaufen, den sie kurz zuvor noch auf dem Hauptbildschirm als Maine hatten erkennen können, bevor sie in einem gewaltigen Lichtblitz detonierte. Drei weitere Kuben der Borg waren in einiger Entfernung noch auszumachen.

“Können wir deren Kurs berechnen?”

“Ja, die Daten sollten ausreichen.”, antwortete deSoto.

Flink huschten ihre Finger über die Konsole bis das Ergebnis vorlag.

“Vorausgesetzt, sie ändern den Kurs nicht, kommen nur Titan oder Io als Ziel in Frage.”

Die beiden Monde von Saturn und Jupiter befanden sich in unmittelbarer Nähe der Erde.

“Sind sie sicher, daß nur die Monde das Ziel sein können und nicht auch die Erde selbst?”

“Der Unterschied zwischen den Kursen würde 0,9 Grad betragen.”

“Verstanden.”

Needa brauchte nicht lange, um ihre Entscheidung zu treffen.

“Kadett Lucas, gleicher Kurs wie die Borg, Warp 9. Hoffen wir, daß wir vor Ihnen ankommen.”

Die typische Aufforderung der Borg, sich zur Assimilierung bereitzuhalten, hörten sie genau in dem Augenblick, als sie Warpgeschwindigkeit erreichten. Offensichtlich hatte ihr plötzliches Erscheinen die Borg überrascht. Sie hatten wohl nicht damit gerechnet, daß ein zweites Föderationsschiff auftauchte.


Die extreme Geschwindigkeit, mit der die Katana sich nach dem Zwischenfall Richtung Sonnensystem aufgemacht hatte sorgte für emsige Betriebsamkeit im Maschinenraum. Wenigstens vergaß Seeta so fürs Erste Summers, den sie schon jetzt vermißte. Die fröhliche Stimmung, die noch vor kurzem das ganze Schiff erfüllt hatte, war einer angespannten und nervösen Atmosphäre gewichen. Niemand wußte, was die Borg vorhatten. Es war nicht das erste Mal, daß sie versuchten, die Menschen zu assimilieren. Hoffentlich konnten sie es auch dieses Mal verhindern.


Seit Stunden lief der Warpantrieb auf Vollast. Das rhytmische Wummern des Warpkerns ließ die Hülle vibrieren. Mit jeder Sekunde, die die Katana dem Sonnensystem näherkam, wurde die Crew stiller. Natürlich waren sie alle krisenerfahren und kamen auch gerade von einer anstrengenden und gefährlichen Mission, aber es war etwas anderes, ob es um ein fremdes System mit fremden Völkern oder um ein Kernsystem der Föderation ging. Viele konnten sich jetzt vorstellen, wie es Tannier in den letzten Wochen ergangen war, wie er sich gefühlt haben mußte.

Auch Tomms Gedanken kreisten jetzt, während er die immer langsamer fallende Entfernungsanzeige hypnotisierte um seine australische Heimat. Die bevorstehende Prüfung war vergessen, jetzt zählte nur noch, den wirklich kürzesten Weg nach Io zu finden.

Als seine Ablösung die Brücke betrat, wollte Tomm erst gar nicht gehen. Andererseits fühlte er sich müde. Gemeinsam mit Marina deSoto fuhr er mit dem Turbolift auf das Deck herunter, auf dem ihre Quartiere lagen. Die Tür zu seinem Quartier ging zischend auf, da drehte Tomm sich noch einmal zu ihr um. Marinas Quartier lag auf der gegenüberliegenden Seite des Ganges wenige Meter weiter. Süß lächelnd winkte sie ihm zu. Sofort fühlte Tomm, wie ihm das Blut in das Gesicht schoß. Schnell ging er in sein Quartier und ließ sich auf das Bett fallen. Schlaf fand er diesmal nicht, zu viele Dinge beschäftigten ihn.


Seitdem sie dem Notruf der Maine gefolgt waren, stand Lews Crew unter Alarmbereitschaft. Jetzt, wo die Katana Io fast erreicht hatte, stieg auch hier die Anspannung ins Unermeßliche. Es war ein unbeschreibbares, aber auf irgendeine Art immer wieder erregendes Gefühl, diese Zeit unmittelbar vor einem Einsatz im Ernstfall. Obwohl viele von ihnen erfahrene Piloten waren – dieses Gefühl verlor sich wohl nie. Lew saß in seinem Attack Fighter und kontrollierte immer wieder die Displayanzeigen. Selbst Kleinigkeiten wie die Nähte der Dichtungsringe um die eingebauten Geräte oder die winzigkleine Stelle auf einem Paneel, die keine Farbe abbekommen hatte, zogen immer wieder seine Blicke an.

Die Katana bremste auf Unterlichtgeschwindigkeit ab. Unmittelbar darauf bekamen sie Starterlaubnis. Die Befehle zu ihrem Einsatz hatte Lew schon vor Stunden von Lincoln erhalten. Zunächst sollten sie sich nach Möglichkeit zurückhalten. Die Chancen gegen die Borg standen wirklich alles andere als gut. Aber Lew war entschlossen, auch das Letzte aus seinen Leuten und sich selbst herauszuholen, um die gefühllosen, grausamen Würfel den Garaus zu machen.

Schon beim Start erfüllte Lew Stolz. Jeder einzelne Attack Fighter absolvierte einen Bilderbuchstart. Er selbst verließ als Letzter den Hangar. Diese ungewöhnliche Anordnung der Maschinen hatten sie sich ausgedacht wegen der Enge des Raumes. So hatte er als Befehlshaber die Möglichkeit, die Übersicht während der schwierigen Startphase zu behalten und seine Leute entsprechend zu koordinieren.

Gekonnt steuerte er den Fighter hinaus. Io lag direkt vor ihnen. Die Katana hatte sich so hingedreht, daß sie in relativer Sicherheit starten konnten. Auch das hatten Lincoln und er sich vor Stunden ausgedacht. Deshalb wunderte sich Lew auch erst, als er seinen Jäger um die Katana herumsteuerte. Und keine Borg-Kuben sah!

“Verdammt, wo sind die?” rief er in das Komm.

“Negativ, Lieutenant Sulik! Keine Borg im Sensorbereich!” kam die Antwort von der Katana.

“Frank, wo sind die? Die können doch nicht einfach weg sein!”


“Scannen sie das gesamte System, Lieutenant Lincoln!”

“Jawohl Captain! Keine feindlichen Schiffe im gesamten System.”

Vollkommen still war es auf der Brücke. Daß sie die Borg überholt haben könnten, war eigentlich unmöglich. Noch nie war ein Föderationsschiff schneller als ein Borgschiff gewesen. Es mußte also einen anderen Grund geben, daß die Borg nicht hier waren.

“Alle Führungsoffiziere in den Konferenzraum. Lieutenant Sulik, kommen sie an Bord.”

Needa gab das Zeichen zum Unterbrechen der Verbindung.

“Mr. Lincoln, Mrs. Velain, Mr. Aikida, Mr. Lucas, Mrs. deSoto, bitte kommen sie mit!”

Als auch Lew den Konferenzraum betreten hatte, stellte Needa die Frage, die sie wohl alle beschäftigte: “Wo könnten sie sein?”