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From PathfinderWiki

Andoria
Autor: Seeta Yadeel
Anfangssternzeit: 63398.52
Endsternzeit: 63606,42
Anfangsdatum: 11.07.2386 (04:15 Uhr)
Enddatum: 10.08.2386 (08:15 Uhr)

Dalen Lazarus rieb sich den Nasenrücken. Abwesend hob er seinen Becher mit Wasser vom Tisch hoch. Seit einer knappen halben Stunde sass er im Diners, mit fest auf sein Padd gerichtetem Blick. Auch er gehörte zu den Crewmitgliedern, die Familienmitglieder verloren hatten. Sein Sohn Atrin existierte nur noch im Gedächtnis von Adana, Ena und ihm selber. Soweit bisherige Recherchen ergeben hatten, war sein 25-jähriger Sohn Atrin wahrscheinlich niemals geboren worden. Überhaupt gab es weder von ihm, noch von seiner Familie irgendeine Spur. Das Territorium der Borg erstreckte sich in dieser Wirklichkeit viel weiter als in seiner Wirklichkeit. Nach allem, was er bisher in den Datenbanken entdeckt hatte, war Tev'Mek vermutlich einige Jahrzehnte vor seiner eigenen Geburt assimiliert worden.

Seit bald zwei Monaten bewegte sich die Katana getarnt durch das, was eigentlich cardassianisches und Föderations-Territorium sein sollte. Die Katana hatte jedoch zahllos Breen-Schiffe umfliegen müssen, was darauf schließen ließ, das der Einflussbereich der Breen erheblich größer sein musste, als in der eigentlichen Zeitlinie. Der Zugriff auf die Datenbank dieser Sternenflotte gestaltete sich schwierig. Der Captain wollte verhindern, dass irgendjemand davon Wind bekam, dass die Katana existierte. Deshalb konnten die schieren Datenmengen immer nur für 2 Jahre gleichzeitig abgerufen werden. Zu groß war die Gefahr, dass ein längerer Datentransfer bemerkt würde. Der Abgleich der Daten nahm noch länger in Anspruch. Der Zentralrechner der Katana konnte die Arbeit der Wissenschaftler nicht komplett ersetzen, und so war jeder Angehöriger der Wissenschaftlichen Abteilung mit einbezogen, nicht nur die wenigen Historiker an Bord.

Dalen stellte den Becher mit dem Wasser wieder ab und rief die Datei von 2358 auf. Er gähnte, rieb sich mit seiner linken Hand über seinen haarlosen Kopf und scrollte weiter nach unten in der historischen Abhandlung auf seinem Padd. Er runzelte die Stirn, scrollte noch etwas weiter nach unten und hob schließlich seinen Blick. Er blickte wieder auf sein Padd, scrollte nach unten, überflog den Text, scrollte wieder nach unten und aktivierte dann seinen Kommunikator. „Lazarus an Andersson“, öffnete er dann einen Kanal zum Captain. Die Antwort ließ einige Momente auf sich warten, dann antwortete der Captain: „Sprechen Sie!“. Im Hintergrund konnte der Chef der wissenschaftlichen Abteilung die Stimme von Commander Yadeel vernehmen, die schlaftrunken irgendetwas undefinierbares vor sich hinmaulte. Lazarus musste schmunzeln. Ein zischendes Geräusch ließ vermuten, dass der Captain den Schlafbereich des Quartieres verlassen hatte und sich nun im Wohnbereich befand.

„Sir, ich habe gerade die zuletzt abgerufenen Daten aus der historischen Datenbank der Sternenflotte abgerufen. Ich habe im Jahr 2258 ein Ereignis gefunden, das mir gänzlich unbekannt war. Ich denke, dass es sich um den Auslöser für die veränderte Zeitlinie handelt. Genaueres wird sich herausstellen, wenn ich die Daten der nächsten paar Jahre abgeglichen habe“, erklärte Lazarus seinem Captain.

Der fragte nach: „Um welches Ereignis handelt es sich?“ Lazarus antwortete: „Die Zerstörung von Vulkan. Sie hat in unsere Zeitlinie definitiv nicht stattgefunden.“ Er konnte den Captain förmlich nicken sehen, als dessen Antwort kam: „Ich autorisiere den Abruf der Daten der nächsten 10 Jahre am Stück. Bereiten Sie einen Bericht für morgen früh um 0800 vor. Andersson, Ende.“

Lazarus leerte seinen Becher, dann verliess er trotz der fortgeschrittenen Stunde das Diners mit neuer Energie. Er hatte ein gutes Gefühl. Sie waren der Ursache des Problems ein gutes Stück näher gekommen.


Rahja sass gemeinsam mit Cassandra Spiros im Diners. Es war kurz nach Mitternacht. Die meisten Crewmitglieder hatten das Diners wieder verlassen, nachdem die „Happy Hour“ vorbei war. Es war dem Technikerstab um Lieutenant Commader Yadeel gelungen, Tarnung und Chronos-Feld weiter zu synchronisieren, so dass im Diners die Replikatoren jeden zweiten Abend für eine Stunde angestellt wurden. Es war eine Art Credit-System entstanden. Jeden Tag stand jedem eine bestimmte Menge Replikator-Energie zu. Rhâl pflegte zu scherzen, dass das Diners seither ständig gut besucht war, weil niemand seine Einheiten verfallen lassen wollte. Welchen Luxus sie üblicherweise genossen, wurde den meisten erst klar, wenn er nicht mehr vorhanden war.

Die Katana ruhte derzeit im All. Captain Andersson hatte die Katana stoppen lassen. Dr. Lazarus Vermutung, dass die Zerstörung von Vulkan die Verschiebung der Zeitlinie ausgelöst hatte, hatte sich aus korrekt herausgestellt. Commander Kova hatte feststellen müssen, dass er nun zu einer vom Aussterben bedrohten Spezies gehörte. Durch und durch Vulkanier hatte er lediglich die Augenbraue gehoben und nicht weiter über die Auswirkungen gesprochen, die das auf ihn hatte. Allerdings hatte ihn die Barkeeperin der Katana seither noch öfter als sonst an seinem üblichen Fensterplatz mit nachdenklich in den Raum hinter den Fenstern gerichtetem Blick sitzen sehen.

Zum X-ten Mal konzentrierte sich Rahja nun auf den auf ihrer Hand liegenden Chronos-Schlüssel. Das für andere nicht sichtbare Menü klappte auf. Mit ihren Augen scrollte sie durch die Liste der stabilen Punkte. Der Schlüssel verfügte über viele, alle ausnahmslos auf der Erde. Cassie hatte ihr erklärt, dass theoretisch jeder Sprung möglich war. Allerdings waren physische und temporale Weite stark von der Ausprägung des Zeitreisegens abhängig. Cassie hatte gelernt, wie sie zusätzliche stabile Punkte hinzufügte. Heute Abend würde ihr erster Testsprung stattfinden. Um die bestmöglichen Voraussetzungen für sie zu schaffen, lag die Katana stationär da. Cassie hatte erklärt, dass das für die Reise zu einem stabilen Punkt keinerlei Rolle spiele, aber der Captain hatte das Risiko so gering wie irgend möglich halten wollen.

Rahja wählte den stabilen Punkt in ihrem Quartier aus. Für den Testlauf war der Ort, zu dem sie sprang völlig egal. Sie blinzelte und loggte damit den stabilen Punkt als Ziel ein. Dann gab sie als Ankunftszeit 23:57 Uhr des 13.07.2386 ein. Es ging nicht darum möglichst weit zu springen, nur darum, einen Sprung zu absolvieren. Rahja nickte Cassie noch einmal zu, dann blinzelte sie – und fand sich augenblicklich im Wohnbereich ihres Quartiers wieder. Die räumliche Komponente ihres Sprunges hatte also geklappt.

„Computer, Bordzeit!“, verlangte sie dann zu wissen. Sie erhielt prompt: „23:57 Uhr“ zur Antwort. Rahja lächelte erfreut. Auch die temporale Komponente hatte geklappt. Absprachegemäß legte sie den Schlüssel wieder auf ihre Handfläche und rief das unsichtbare Menü auf. Sie rief einen weiteren stabilen Punkt auf, den sie zuvor eingerichtet hatte – das Diners. Als Ankunftszeit loggte sie 0:07 Uhr des 14.07.2386 ein. Sie atmete tief ein, dann blinzelte sie erneut. Als sie die Augen wieder geöffnet hatte, fand sie sich mitten im Diners stehend wieder. Sie drehte sich herum und sah Cassie lächelnd an. „Es hat alles geklappt“, sagte sie. Cassie nickte. „Dann sollten wir als nächstes etwas weitere Sprünge trainieren. Damit wir herausfinden, wie stark das Zeitreisegen bei Ihnen ausgeprägt ist“, antwortete Cassandra.


Während die Katana mehr oder minder direkten Kurs auf Andoria hielt, verbesserte Rahja ihre Fähigkeiten am Schlüssel beständig. Die Bedienung des Menüs im Schlüssel war ihr inzwischen fast in Fleisch und Blut übergegangen. Die Katana hatte einmal zwischendrin bei einem unbewohnten Klasse M-Planeten halt gemacht, damit Rahja die Gelegenheit für einen Weitstreckensprung hatte. Cassandra hatte zwar vorher immer wieder versichert, dass die Entfernung quasi keine Rolle spielte, aber Captain Andersson hatte dies sicherheitshalber zunächst einmal ausprobieren wollen.

Die Reise der Katana zog sich länger hin, als erforderlich, weil der Kurs immer wieder korrigiert wurde, um anderen Raumschiffen aus dem Wege zu gehen. So wenig Kontakt, wie irgend möglich, hiess die Devise. Bisher hielt die Tarnung der Katana offensichtlich, aber auch hier wollte der Captain kein Risiko eingehen; denn schliesslich waren die Katana das einzige, was die alte Zeitlinie, vor dem endgültigen Aus bewahrte.

Schließlich hatte die Katana Andoria erreicht. Dalen Lazarus hatte einen alten Raumbahnhof entdeckt, der im Jahr 2386 längst aufgegeben war, 2258 aber noch in Betrieb gewesen war. Von hier aus waren täglich mehrere Transporter nach Vulkan geflogen. Rahja hatte die Koordinaten als stabilen Punkt in den Chronos-Schlüssel eingegeben. Sie würde einen Sprung dorthinunter wenige Minuten in die Zukunft machen. Dann würde sie sich einen verdeckten Punkt in dem Gebäude suchen und von dort aus den Sprung ins Jahr 2258 machen, natürlich einige Wochen vor die Zerstörung von Vulkan, einen Transporter dorthin nehmen und dann mit ihrer Untersuchung beginnen.

Captain Andersson und Commander Kova standen neben ihr auf der Brücke, als sie den Schlüssel auf ihrer Handfläche plazierte. „Seien Sie vorsichtig, Commander“, mahnte Andersson sie. Rahja sah sie mit dem für sie üblichen, ruhigen Blick an und lächelte ihr zurückhaltendes Lächeln. „Ich werde vorsichtig sein, Sir.“, sagte sie. „Ich bin mir darüber im klaren, wie viel von mir abhängt. Wir haben niemanden, der weitermachen kann, falls ich mein Ziel nicht erreiche“, fügte sie dann noch hinzu. Andersson nickte. „Viel Glück, Couselor“, antwortete er. Kova hätte an dieser Stelle viel über die Nicht-Existenz von Glück sagen können, hielt es aber für angebrachter, die Atmosphäre nicht mit einem langen Vortrag zu verderben. Und so nickte er ihr zu und hob seine Hand in der für Vulkanier typischen Art und Weise. „Leben Sie lang und in Frieden“, verabschiedete er sie in der traditionellen Art und Weise des Planten, zu dessen Rettung die El-Aurianerin nun aufbrach.

Rahja nickte auch ihm zu, dann loggte sie Lazarus Koordinaten auf Andoria ein und blinzelte.


Instinktiv schlug Rahja die Arme um sich. Ihr Blick suchte ihre Umgebung ab. Wie erwartet war sie alleine. Die Wände des ehemaligen Raumhafens waren aus Fels. Andoria war ein Mond, auf dem stets Eiseskälte herrschte. Selbst hier, in dem abgeschlossenen Raum reichten die Temperaturen nicht über Null. Der Raumhafen war in den Stein des Mondes geschlagen worden. Über ihr spannte sich eine Kuppel. Am anderen Ende des grossen Bereiches war ein kleiner Teil der Kuppel eingebrochen. Schnee hatte sich dort hereingeschoben und so das Loch wieder verschlossen.

Systematisch untersuchte Rahja ihre Umgebung. Bei dem geräumigen Komplex schien es sich um einen Wartebereich zu handeln. Überall standen Bänke. Ihr Blick wanderte zu vier Türen am Ende des Wartesaals. Sie ging zielstrebig darauf zu und öffnete die erste. Sie hatte richtig vermutet. Altmodische Waschbecken waren hier untergebracht, ihr gegenüberliegend gab es eine weitere Tür. Sie durchschritt den Waschbereich und schob sich durch die halb geöffnete Tür im hinteren Bereich. Erwartungsgemäß fand sie dort zu beiden Seiten eines kleinen Flures Kabinen vor. Sie öffnete die erste und blickte hinein. Eine Toilette. Rahja nickte und ging dann bis ans Ende des Flures und betrat dort die Kabine auf der linken Seite. Sie schloss die Tür hinter sich und holte den Chronos-Schlüssel unter ihrer Uniformjacke hervor. Sie konzentrierte sich und stellte Ort und Datum ein. Blieb nur zu hoffen, dass sie tatsächlich die Damentoilette gewählt hatte. Dann blinzelte sie.