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From PathfinderWiki

Alte Geister, Teil 2
Autor: Lew Sulik
Autor: Garrick Andersson
Anfangssternzeit: 63362.62
Endsternzeit: 63364.77
Anfangsdatum: 13.05.2386, 08:34
Enddatum: 14.05.2386, 03:28

13. Mai 2386

Langsam, beinahe gemächlich schlenderte Captain Garrick Andersson die Korridore auf der Gemini-Station entlang und genoss es einmal ausnahmsweise nicht eilig zu haben. Sein Weg führte ihn schließlich über das große Promenadendeck welches aufgrund der Stationszeit fast gänzlich unbevölkert war. Nur wenige Einrichtungen hatten so früh am Morgen bereits geöffnet und es gab kaum einen Passanten unter der großen Glaskuppel. Eine angenehme Stille lag über der großen Halle und lediglich das ferne Summen von irgendwelchen Aggregaten und Systemen erfüllte den luftigen Raum. Garrick verspürte diese besondere Atmosphäre die sich überall an einem frühen Morgen bemerkbar machte. Es spielte dabei keine Rolle ob man sich auf einem Raumschiff, einer Raumstation oder auf einen Planeten unter freiem Himmel befand. Wenn ein früher Morgen in einer derartigen, schon entspannten Ruhe begann empfand er dies stets als Angenehm und wartete Erwartungsvoll auf den anbrechenden Tag.

Auf einem der mittleren Etagen der großen Kuppelhalle angekommen schlenderte Garrick noch einige kurze Zeit an dem Geländer entlang und genoss noch einmal den Anblick des ruhig da liegenden Promenadendecks. Für einen Außenposten hatte die Sternenflotte bei dieser planetaren Station sehr viel Aufwand betrieben, was wohl nicht zuletzt an ihrer strategischen Bedeutung lag. Die Innenarchitekten hatten offenbar bewusst das Promenadendeck mit dem obligatorischen Arboretum kombiniert. Auf den verschiedenen Etagen waren die unterschiedlichsten Pflanzen angeordnet und vermittelt gemeinsam mit der Glaskuppel beinahe das Gefühl sich unter einem freien Himmel zu befinden. Dadurch verstärkte sich für Garrick noch der Eindruck einen morgendlichen Spaziergang im Freien zu machen.

Als er aber an dem entsprechenden Korridor angekommen war bog er ab und verließ die Glaskuppel, die die einzige speziell für die Geministation konstruierte Sektion darstellte. Der Gang den er nun entlang ging entsprach wieder viel mehr den üblichen Korridoren auf Sternenflotteneinrichtungen. Mit den hellgrauen Wänden die durch einige schwarze Streifen der Computerpanels durchzogen wurden wirkte alles sehr nüchtern und ernst gegenüber dem sehr individuell geratenen Promenadendeck. Abgesehen von der besonderen Kuppelkonstruktion des Promenadendecks hatte die Sternenflotte beim Bau der Gemini-Station auf vorgefertigte Standardelemente zurück gegriffen und die Station in einer modularen Bauweise errichtet. Dennoch war Gemini durch ihr besonderes und einzigartiges Promenadendeck für Garrick die angenehmste aller planetaren Sternenflottenstationen.

Der Captain der Sternenflotte musste jedoch nur wenige Meter den Korridor entlang, den Rest des Weges legte er mit einem Turbolift zurück. Mit dem Transportsystem war er nur eine knappe Minute unterwegs bis er auf der OPS der Gemini-Station ankam, welche sich als gesonderter, runder Abschnitt oberhalb der Zentralkuppel befand. Als er durch die Türen des Lifts trat war die Kommandozentrale in eine Stimmung aus routinierter Betriebsamkeit getaucht. Für einen Außenposten dieser Größe wirkte die OPS ungewöhnlich groß und geräumig. Doch so ungewöhnlich war dieser Umstand bei näherer Betrachtung nicht, war die Gemini-Station doch darauf ausgerichtet im Ernstfall eine Schlacht gegen eine Invasionsarmee aus dem nahegelegenen Wurmloch zu koordinieren. Auf einem großen Schirm an der Wand war eine taktische Darstellung zu erkennen die die hiesige Raumregion abbildete während am unteren Rand Sensordaten eingespielt wurden.

Der diensthabende Lieutenant bemerkte den eingetretenen Gast und ging einige Schritte auf Andersson zu: „Willkommen. Captain Alizondo erwartet sie bereits.“ Mit diesen Worten deutete der Mann in seiner roten Uniform auf eine naheliegende Tür hinter der der Bereitschaftsraum des Stationskommandanten befand.

Der Captain der Katana bedankte sich mit einem knappen Kopfnicken und betrat das Büro von Captain Alizondo der ihn mit einem freundlichen Lächeln begrüßte während er von seinem Schreibtisch aufstand: „Hallo Garrick. Freut mich dich zu sehen!“ „Die Freude liegt ganz meinerseits, Ethan.“, entgegnete Garrick als sich die beiden Freunde mit einem kräftigen Händedruck begrüßten. Zwischen den beiden Offizieren hatte sich mit der Zeit neben der rein formalen Beziehung der Befehlskette der Gemini-Flottille eine Freundschaft entwickelt. Der kommandierende Offizier der Gemini-Station deutete auf den kleinen Couchtisch auf dem ein Teeservice für zwei Personen hergerichtet stand: „Setz dich Garrick. Darf ich dir Maklee  anbieten?“

„Maklee? Cardassianischer Tee?“, fragte Captain Andersson skeptisch nach als er sich auf einen der Sessel setzte. Ethan nahm auf der großen Couch platz und begann mit den Utensilien auf eine Weise zu hantieren die ein wenig einer chinesischen Teezubereitung ähnelte während er erklärte: „Ja. Lieutenant Commander Atreides hat mich auf den Geschmack gebracht. Ich gebe zu, Anfangs schmeckt Maklee sehr gewöhnungsbedürftig aber mit der Zeit lernt man ihn wirklich zu schätzen.“

Garrick beobachtete still, wie der Stationskommandant sorgfältig mit den einzelnen Gefäßen und Ingredienzien hantierte und so den Tee zubereitete. Das Ganze schien den asiatischen Teezeremonien der Erde nicht ganz unähnlich, wenn es auch durch die besonders aufwendigen Utensilien ungleich exotischer wirkte. Während dessen erinnerte sich der Captain an den Geschmack anderer cardassianischer Getränke die er bisher hatte probieren dürfen. Insbesondere der kaum erträgliche Nachgeschmack von Kanar war ihm jetzt noch deutlich in Erinnerung. Deshalb enthielt er sich lieber eines Kommentars bezüglich Alizonos Angebots und lies seinen Gastgeber still seine Vorbereitungen treffen. Dieser erzählte während seiner konzentrierten Arbeit von den gesundheitlichen Vorzügen von Maklee-Tee im Allgemeinen und den Besserungen seines eigenen Gesundheitszustandes seit Konsumbeginn im Besonderen.

Nach einiger Zeit waren die Vorbereitungen beendet und Alizondo leerte den fertigen Tee in zwei Tassen und reichte eine davon Garrick. Heißer Wasserdampf waberte sichtbar aus den Gefäßen nach oben wodurch ein würzig-bitterer Geruch in Garricks Nase stieg und ihm so eine Vorahnung von dem bevorstehenden Geschmackserlebnis vermittelte. Ein recht zweifelhaftes Vergnügen wie er erahnte und hoffte die kulinarische Erfahrung mit einer Frage wenigstens etwas hinaus zögern zu können: „Apropos Karoma Atreides. Wie macht sie sich denn als Verbindungsoffizier?“

„Wie sie sich macht?“, hob Ethan Alizondo für seine Verhältnisse beinahe enthusiastisch an und fuhr dann wesentlich ernster fort: „Ich gebe zu, ich war anfangs sehr skeptisch ob sie die richtige Person für diesen Posten wäre. Ein Verbindungsoffizier ist ja üblicherweise niemand aus den eigenen Reihen sondern wird vom militärischen Partner gestellt. Außerdem sind die Cardassianer ja bekannt dafür dass sie Mischlingen ablehnend gegenüber stehen. Doch Lieutenant Commander Atreides hat offensichtlich ein Durchsetzungsvermögen das bei unseren cardassianischen Freunden sehr viel Eindruck macht und ihnen Respekt abverlangt.“

„Das freut mich zu hören.“, meinte der Captain aufrichtig, der die junge Frau auf der Katana noch hatte kennenlernen dürfen. Garrick fürchtete nun nicht mehr um den ersten obligatorischen Schluck von seinem cardassianischen Tee herum zu kommen, doch dann bemerkte er wie die zunächst anerkennende Miene seines Gegenübers wieder ernstere Züge annahm. Dieser begann zu erklären: „Apropos Cardassianer. Deswegen habe ich ja um diese informelle Besprechung gebeten.“

„Eine inoffizielle Besprechung? Also darf ich annehmen dass bald etwas offizielles auf mich zu kommt?“, fragte der Captain der Katana erstaunt den den Oberfehlshaber Gemini-Station, der als stellvertretender Befehlsgeber eine gewisse Weisungsbefugnis auch gegenüber über Captain Andersson hatte. Ethan Alizondo nickte zunächst schweigsam und stellte dann seine Tasse beiseite, als ob er sich nur so auf die kommenden Worte konzentrieren könnte: „Wie gut bist du mit den innerpolitischen Verhältnisse der Cardassianischen Union und den Beziehungen zwischen Cardassia und der Föderation vertraut?“

„Nun…“, begann Garrick etwas nachdenklich und setzte nun auch seinerseits die inzwischen etwas abgekühlte Teetasse auf den Couchtisch ab. Möglicherweise kam er doch noch um seine erste Maklee-Erfahrung herum. Er wippte zunächst ein wenig mit dem Kopf bevor er leicht entschuldigend meinte: „Für einen interessierten Laien sicher ganz gut, aber ich bin vielleicht nicht so gut informiert wie ich es als Sternenflottenoffizier eigentilch sein sollte. Ich denke aber das Wesentliche ist mir bekannt.“

„Gut. Wie du sicher weißt versucht die Föderation die Cardassianer auf ihrem Weg zu einer Demokratie zu unterstützen. Mit dem wiedereingesetzten Depata-Rat, einer neuen Verfassung und mit der neu gewählten Regierung samt Oberhaupt haben sie bereits vor einigen Jahren einen Großteil ihrer Souveränität zurück erhalten.“, begann der Kommandant des Gemini-Außenpostens die Hintergründe der kommenden Mission zu erklären. Er zog seine Tasse auf dem Tisch etwas näher zu sich heran, lies sie dann jedoch wieder los und hob nicht zum Trinken an. Auf die exotisch anmutende Teekanne starrend fügte er hinzu: „Vor etwas mehr als vier Jahren schienen die Verhältnisse innerhalb der cardassianischen Union so stabil, dass die Föderation und das klingonisches Imperium offiziell auf den Status einer Besatzungsmacht verzichteten. Die Klingonen waren nur schwer davon zu überzeugen, aber letztlich einigte man sich zu einer formalen Änderung zur sogenannten Schutzmacht. Was immer das im Detail bedeuten mag…“

Der Captain der Station brach danach kurz ab und machte eine Handbewegung der einen gewissen Tadel für die Entscheidung der Föderation zum Ausdruck zu bringen schien. Allerdings blieb unklar ob er damit nur die schwammige Formulierung oder das offizielle Ende der Besatzung meinte. Mit einem Seufzen kommentierte er: „Diesem diplomatischen Geschachere ist es wohl zum Teil auch zu verdanken, dass die Klingonen uns damals nicht gleich von Anfang an im Kampf gegen die Romulaner als Verbündete beistanden…“. Seinen Blick wieder auf seinen Gast richtend fuhr er dann abwinkend fort: „Jedenfalls gab es vor zwei Jahren noch einige Unruhen auf diversen cardassianischen Kolonien.“

„Ja, ich erinnere mich an die damalige öffentliche Debatte.“, brachte sich Garrick Andersson nun zum ersten Mal in diese historische Aufarbeitung ein. Nachdem er seine Tasse auf dem Tisch vorsichtig von sich geschoben hatte, gab er kurz wieder, was er wusste: „Lange waren sich die Verantwortlichen der Föderation nicht sicher, ob man in den Konflikt eingreifen sollte oder nicht. Man konnte die Klingonen gerade noch davon abhalten eine Invasionsflotte in den Sektor zu schicken.“

„Richtig. Aber letztlich war man sich dann doch einig, dass die cardassianische Regierung damit selber fertig werden musste. Irgendeine Form des  Eingreifens von Seiten der Schutzmächte hätte den neuen Depata-Rat in seiner Akzeptanz bei der Bevölkerung vermutlich mehr geschwächt als dass es letztlich genutzt hätte. Also beließ man es lediglich bei der diskreten Unterstützung. Letztlich gelang es der cardassianischen Regierung tatsächlich diesen inneren Konflikt unblutig zu beenden.“, führte Captain Alizondo weiter aus um langsam auf den Kern zu kommen: „Die Macht des Depata-Rats und des gewählten Oberhauptes ist nun im Inneren weitgehend gesichert, was diese zum größerer Selbstsicherheit in der Außenpolitik verleitet.“ Wieder machte Alizondo eine Pause und mit einer vielsagenden Geste kam er nun zum eigentlichen Punkt seiner Ausführungen: „Nun versucht sich die Cardassianische Union ihre Position innerhalb der interstellaren Politik zu finden. Durch die Unabhängigkeit fühlten sie sich bestärkt und haben nun Nachverhandlungen des Vertrages von Terakliton verlangt was die Überwachung des Wurmlochs betrifft. Darum war ich zusammen mit Lieutenant Commander Atreides als offizielle Verhandlungsvertreter der Föderation kürzlich zu Verhandlungen auf Cardassia Prime.“

„Sie stellen also Forderungen?“, schloss der Captain der Katana folgerichtig und wollte wissen: „Was genau wollen sie? Das ein Kontingent ihrer Truppen hier bei der Gemini-Station Präsenz zeigt?“ „Ja, das haben sie zunächst tatsächlich verlangt, aber wir konnten mit einem anderen Zugeständnis einen Kompromiss erreichen.“, entgegnete der Kommandant von Gemini, machte dann jedoch ein Gesicht als fürchtete er, dass sein Gegenüber die nun folgende Antwort nicht gefallen werde: „Aber es wird Austauschoffiziere geben. Auf allen Schiffe der Gemini -Flottillie, also auch auf der Katana.“

Garrick schwieg zunächst nach den Ausführungen und Erklärungen seines Kollegen und dachte über die Aussichten dieser neuen Entwicklung nach. Sein Blick fiel auf seine Tasse mit Maklee-Tee die leicht schräg vor ihm auf dem Tisch stand und immer noch vor sich hin dampfte. Es sah so aus, als ob Maklee so ziemlich sein geringsten cardassianisches Problem in nächster Zukunft sein durfte. Nicht dass er eine ausgesprochene Abneigung gegen die Cardassianer verspürte. Er lehnte rassistische Vorurteile grundsätzlich ab und versuchte seinem Gewissen gegenüber stets jedes noch so kleine Stereotyp einer kritischen Prüfung zu unterziehen. Dennoch wusste er um den Ruf der Cardassianer, dass diese mitunter als zähe und schwierige Partner galten. Außerdem hatten zwei Kriege mit diesem Volk bleibende seelische Narben unter vielen Föderationsbürgern hinterlassen und das obwohl die Cardassianer gegen Ende des Dominionkrieges quasi Verbündete geworden waren. All dies waren aber bei weitem nicht die Gründe für seine Sorgen. Vielmehr war es die politische und organisatorische Dimension dieser Entscheidungen die ihn als Captain unmittelbar betrafen. Er befürchtete nämlich eine zu große politische Einflussnahme von der cardassianischen Seite auf seine Handlungen als Captain und Sternenflotten Offizier.

„Ethan, ich bin der letzte der den Cardassianern eine größere Mitwirkung an unserer Mission hier auf Gemini verweigern würde.“, hob Garrick an und vermied es von nun an einen Blick auf seine Tasse zu werfen. Vielleicht kam er so zumindest um den Tee herum: „Aber bei allem Respekt: wieso ausgerechnet Austauschoffiziere auf den Schiffen. Würde es nicht genügen einen Austauschoffizier auf der Station zu gewähren. Meinetwegen auch ein paar ihrer Kriegsschiffe hier bei Gemini.“

Der Leiter der Gemini-Station ergriff seine Tasse wieder und stütze sie mit der anderen Handfläche ab, dann begann er die Beweggründe zu erläutern: „Wir haben wirklich gute Gründe für diese Entscheidung. Ein cardassianischer Offizier auf der Gemini-Station – der zentralen Schaltstelle unserer Flottille – hätte einen viel größeren Überblick über dieses Projekt und viel zu viel Einfluss auf unsere Tätigkeiten als viele Cardassianer auf verschiedenen Schiffen verteilt. Wir geben Ihnen damit den Eindruck, die Sache mitzugestalten ohne zu viel von unserer eigenen Entscheidungsgewalt aus der Hand zugeben. Der politische Einfluss der Cardassianer wäre hier auf der Station weit größer als beim jetzt ausgehandelten Kompromiss.“ Nach einer kurzen Pause mahnte er noch an: „Und fremde Kriegsschiffe die nicht direkt unserer Befehlsgewalt unterstehen würden und deren Loyalität wir nicht sicher sein können, wären ein noch viel unberechenbares Risiko. Denke an die Unruhen...“

„Ich verstehe...“, sah der Offizier der Katana nun ein, dem sich die gesamte Dimension der neuen Lage nun offenbarte: „Das ist also nach allem immer noch das das Beste was für uns bei den Verhandlungen herausgekommen ist?“ „Durch die weitere Souveränität der Cardassianischen Union verschieben sich nun mal Machtverhältnisse im Alpha-Quadranten.“, gab Alizondo zu verstehen: „Denn mit der Passage durch ihr Hoheitsgebiet hat das unabhängige Cardassia nun mal ein nicht zu unterschätzendes Druckmittel gegenüber der Föderation.“

„Aber das ist doch nicht alles?“, hakte Garrick nach der seinen alten Kollegen gut genug kannte, dass noch mehr hinter dem Zugeständnis steckte. Ethan lächelte, schüttelte den Kopf und stellt seine Tasse wieder auf den Tisch um beide Hände für eine entschuldigende Geste frei zu haben. Dann meinte er: „Natürlich nicht. Offiziell sind die Cardassianer unsere Verbündeten. Lange waren sie aber wegen des Besatzungsstatus keine gleichberechtigten Partner. Da sich die Rollen im interstellaren Politikgefüge neu verteilen müssen wir sie dementsprechend wie gleichwertige Freunde behandeln um sie für uns zu gewinnen.“

„Ihr wollt also Politik mit der Katana und der Flottille betreiben?“, kommentierte Garrick etwas provozierend und leicht verärgert, dass ihm sein Freund nicht von Anfang an die Karten auf den Tisch gelegt hatte. Alizondo schüttelte den Kopf und meinte: „Ich bin Offizier der Sternenflotte. Es steht mir nicht zu Politik zu betreiben. Aber manchmal kommen auch wir nicht um gewisse…“, er hielt inne und suchte offensichtlich nach einem passenden Wort, das er dann entsprechend besonders betonte:“…politische Symbolhandlungen herum.“

„Du glaubst also, dieser Kompromiss könne bei den Cardassianern Eindruck schinden und die Beziehungen zwischen ihnen und der Föderation verbessern?“ „So einfach ist es nun auch wieder nicht. Aber du hast in gewisser Weise recht. Ich glaube es ist ein Signal an die Cardassianer, wie wichtig uns ihre Entwicklung ist und dass wir ihre Verbündeten sind. Die Stabilität der cardassianischen Demokratie und die Macht des Depata-Rates hängt ganz wesentlich davon ab wie die Föderation wahrgenommen wird.“, dann machte Ethan wieder eine Pause und entschloss sich dann ganz offen zu sprechen: „Die Existenz dieser Raumbasis steht und fällt mit den Beziehungen zwischen der Cardassianischen Union und der Föderation. Wenn sie unsere Verbündeten bleiben, können wir dieses Universum weiterhin vor den Gefahren aus dem Wurmloch schützen. Sollten sich die Lage zu Ungunsten der Föderation entwickeln dann…“

Captain Alizondo musste den letzten Satz nicht beenden. Garrick wusste nur zu gut, dass ein unbewachtes Wurmloch ein unkalkulierbares Risiko nicht nur für die Föderation und den Alpha-Quadranten war, sondern die Existenz ihrer ganzen Galaxie bedrohte. Die Cardassianer wären auf absehbare Zeit sicher nicht in der Lage diese militärische Aufgabe allein zu übernehmen, höchsten vielleicht auf mittelfristige Sicht in einer kooperativen Einrichtung zwischen allen Mächten des Alpha Quadranten. Derzeit gab es allgemein nur wenig Zweifel am Anspruch der Föderation auf die Aufgabe das Wurmloch zu bewachen, immerhin hatten sie darin auch die verbündeten Klingonen unterstützt. Doch sollte die offizielle Legitimation von Seiten der Cardassianer wegfallen bestand die Gefahr um einen Konflikt zwischen den Groß- und Mittelmächten des Alpha-Quadranten um diese Führungsrolle. Der interstellare Vertrag gab der Föderation bei weitem kein so festes Mandat für diese Aufgabe wie es ursprünglich angestrebt worden war.

„Nun gut. Du hast ohnehin schon durchscheinen lassen, dass es bereits eine beschlossene Sache ist und ein offizieller Befehl bald folgt...“, kommentierte Garrick vielsagend die Erklärungen von Ethan. Er musste zu geben, dass dessen Überlegungen etwas für sich hatten und ein cardassianischer Austauschoffizier derzeit das kleinere Übel war in Anbetracht der Notwendigkeit mit dne Cardassianern ein gutes Auskommen zu finden. Andererseits neigte er trotz seiner ihm eigenen Toleranz zu einer gewissen Skepsis gegenüber einen cardassianischen Austauschoffizier der in seiner Befehlshierarchie eingebunden war. Auch wenn er nicht zu denjenigen gehörte, bei denen die zwei Kriege gegen die Cardassianer zu unterschwelligen Vorurteilen geführt hatte, aber trotz allem fürchtete er von ihnen zumindest organisatorische Probleme und politische Verstrickungen. Mit einem zustimmenden Kopfnicken meinte er jedoch alle Zweifeln zum Trotz: „...danke dass du mich vorher informiert hast. Das weiß ich zu schätzen.“

„Selbstverständlich Garrick!“, freute sich Alizondo erleichtert und ergriff wieder seine Tasse. Das erinnerte Captain Andersson wieder an den Tee und ein Blick auf die offensichtlich abgekühlte Tasse weckten in ihm wieder Hoffnungen den Genuss des Getränks doch noch vermeiden zu können. Der Captain der Katana lächelte gespielt verlegen und deutete auf seine Tasse die immer noch leicht versetzt vor ihm auf dem Tisch stand: „Oh, tut mir ganz leid. Ich fürchte ich habe den Tee kalt lassen werden. Ich werde wohl nicht mehr in den Genuss von Maklee-Tee kommen.“

„Ach, das ist kein Problem. Maklee-Tee schmeckt auch kalt hervorragend.“, meinte Ethan nun seinerseits mit aufrichtigem Lächeln und nahm einen Schluck von seiner Tasse. Danach deutete er auf das Gefäß seines Gastes: „Manche meinen sogar, dass er kalt am besten schmeckt.“

Damit war das Thema eindeutig vom Tisch und Garrick Andersson kam um seinen ersten Maklee-Tee nicht mehr herum. Während er versuchte sich nichts anmerken zu lassen griff er nach seiner Tasse und hob zum Trinken an. Als die noch halbwegs lauwarme Flüssigkeit über seine Zunge floss breitete sich ein scharf-bitterer Geschmack auf seinem Gaumen aus. Ein pelziges Gefühl machte sich zunächst auf seiner Zunge bemerkbar und setzte sich dann der ganzen Mundhöhle fort, während der beißend-bittere Geschmack noch zunahm.

Garrick setzte die Tasse wieder ab und hatte große Mühe seine Abneigung gegen das Getränk zu verbergen. Er wollte seinen Freund nicht beleidigen, was ihm aber angesichts eines derartigen Getränkes nur sehr schwer viel. Noch nie hatte er ein derartig bitteres Getränk gekannt, unterließ es jedoch nach Zucker zu fragen. Sein Freund beschäftigte sich offenbar intensiv mit der cardassianischen Gastgeberkultur und die Frage nach Zucker wäre vermutlich äußerst uncardassianisch gewesen. Darum beließ es der Captain der Katana bei einem lächelnden „Interessanter Geschmack“ als möglichst neutrale Antwort. Er befürchtete ijedoch, dass Maklee-Tee noch die geringste Schwierigkeit darstellen dürfte, vor die sich ihm von Seiten der Cardassianier stellen würden. Weder das eine, noch das andere hatte er heute morgen von dem anbrechenden Tag erwartet.


"...ich wünschte nur, ich könnte mich darüber wirklich freuen." Der letzte Satz jenes fast auf den Tag genau zwölf Jahre alten Logbucheintrages wurde noch immer vom Display des kleinen Computers angezeigt, der sich auf dem Schreibtisch befand. Garrick stand in der Dunkelheit am Fenster des kleinen Arbeitsbereiches, den Seeta und er sich im Quartier ihrer Familie eingerichtet hatten. Als Führungsoffiziere ergab es sich immer mal wieder, dass irgendwelche dienstlichen Belange auch in ihrer Freizeit ihre Aufmerksamkeit beanspruchten. Zu diesem Zweck hatten sie einen kleinen Raum vom Rest des Quartiers abgeteilt, in den sie sich in so einem Fall zurückziehen konnten. Der Captain blickte nachdenklich in das sternendurchsetzte All.

So fand ihn wenig später Seeta, die von der Leere im Bett neben ihr geweckt worden war. Das bläuliche Schimmern des Displays hatte ihr den Weg gewesen. Sie hatte einen kurzen Blick auf das Gerät geworfen, trat jetzt langsam hinter ihren Mann und schlang vorsichtig ihre Arme um seinen ihr mittlerweile so vertrauten Oberkörper. Der Däne hatte nicht gehört, wie sie den Raum betreten hatte; der weiche Teppich verschluckte das Geräusch ihrer nackten Füße. So zuckte der Captain kurz überrascht, doch er entspannte sich sofort wohlig, als die Hände der Zanderianerin zärtlich über seinen Brustkorb strichen.

"Alte Geister?" erkundigte sie sich. Garrick drehte sich langsam in ihren Armen zu ihr herum und gab ihr einen sanften Kuss, bevor er antwortete: "So könnte man es ausdrücken." Er legte nun seinerseits die Arme um seine Frau. "Ich weiß nicht recht, was ich von den neuen Befehlen halten soll", fuhr er fort. "Und ich habe versucht, mir darüber klar zu werden, wie ich heute zu den Cardassianern stehe."

Nun lösten sich die beiden voneinander und Seeta deutete auf das Computerterminal: "Ein altes Logbuch aus dem Krieg?" wollte sie wissen. Der Däne nickte, drehte das Display herum und scrollte nach oben. "Meine erste Schlacht", sagte er und nickte seiner Frau aufmunternd zu. Sie setzte sich hinter den Schreibtisch und las den Text. Als sie damit fertig war, meinte sie: "Insgesamt ist das doch noch recht gut verlaufen." Garrick nickte: "Ja, vielleicht. Aber manches sehe ich nun anders, als damals. Ich bin froh, dass es meine Empfehlung damals nur bis in mein Logbuch geschafft hat", meinte er mit einem schiefen Grinsen.

Seeta sah ihn fragend an: "Wieso denn das? Die Strategie mit den Nova-Schiffen erscheint doch recht erfolgversprechend und ist vergleichbar mit dem Einsatz unserer Attack-Fighter." Der Captain wog leicht den Kopf: "Ich denke, wir hatten damals einfach nur ziemliches Glück. Es war das erste Mal, dass so kleine Schiffe in einer Schlacht eingesetzt wurden. Die Gegner waren darauf nicht vorbereitet und haben die Auswirkung der Novas auf ihre Flotte völlig unterschätzt. In einer weiteren Schlacht wäre ihnen das vermutlich nicht noch einmal passiert. Sie hätten ihre Strategie angepasst und die Novas in Kanonenfutter verwandelt. Captain Both hat das Überraschungsmoment ausgenutzt."

Nun nickte die Zanderianerin. "Naja, zwei Rangpins und zwölf Jahre mehr Erfahrung machen sich schon irgendwo bemerkbar", neckte sie ihn leicht, bevor sie sich ernsthafter erkundigte: "Wer war denn Jennifer Miller?" Garrick schmunzelte ein wenig, als seine Frau einen kleinen Hauch Eifersucht trotz ihres neutralen Tonfalls nicht aus ihrer Stimme verbannen konnte. "Eine junge Ensign, frisch von der Akademie. Sie hat mich irgendwie an Erika erinnert", zuckte er andeutungsweise mit den Schultern, "und war für mich eher wie eine Schwester." Seeta nickte erneut: "Und du hast dann gleich den großen Bruder für sie gespielt?" Er lächelte: "Ich war immer der Ansicht, dass man junge Ensigns nicht einfach so auf die Flotte loslassen kann." Sie musterte ihn durchdringend. "Und wenn sie nicht gefallen wäre?" Garrick zog die Stirn kraus: "Keine Ahnung. Wer weiß das schon?!"

Er nahm seine Frau wieder in den Arm und küsste sie erneut zärtlich: "Immerhin hätte nach unserer ersten Begegnung auch niemand nur einen Streifen Latinum darauf verwettet, dass wir mal heiraten und Kinder kriegen würden, oder?" Sie kicherte leise, als sie zustimmte: "Vermutlich nicht."

Sie legte nun ihren Kopf an seine Brust. "Und wie stehst du nun zu cardassianischen Offizieren hier an Bord?" wollte sie dann wissen. Er streichelte sanft über ihren Rücken und seufzte leicht. "Es ist zwölf Jahre her. So viel ist seither geschehen. Ich habe noch so viele andere Kameraden und Freunde verloren und sterben sehen..." Er machte eine kurze Pause. "Ich bin mir nicht sicher. Die heiße Wut, wie ich sie damals, direkt nach der Schlacht, empfand, ist weg - denke ich. Hass? Auf alle Cardassianer? Selbst auf die, die vielleicht nicht einmal am Krieg teilgenommen haben? Vermutlich nicht." Garrick sah Seeta in die Augen: "Aber vielleicht kommt auch alles wieder hoch, wenn dann auf einmal einer auf meiner Brücke steht..."