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From PathfinderWiki

A beautiful mind
Autor: Lew Sulik
Anfangssternzeit: 63084,01
Endsternzeit: 63099,41
Anfangsdatum: 31.01.2386, 16:00
Enddatum: 06.02.2386,06:49

Doktor Gollwyn Maddigan betrachtete Marturin durch seine altmodische Brille auf der Nasenspitze so eindringlich, als könne er allein mit seinen Augen einen eingehenden Scan des Sicherheitsmannes vornehmen. Marturin – sich keiner Schuld bewusst – fühlte sich wie auf der Anklagebank eines Inquisitionsprozesses, denn neben dem Doktor standen auch der Sicherheitsoffizier und die Chefingenieurin sowie weitere Personen um ihn herum und fixierten ihn mit festem Blick. Alle sprachen über ihn, aber kaum jemand mit dem jungen Crewman. Der Arzt indes rückte mit dem Zeigefinger seine Brille wieder auf die korrekte Position auf der Nasenwurzel und schüttelte mit einem Seufzer den Kopf. Dann deutete er auf den großen Bildschirm neben dem unfreiwilligen Patienten und unter Hinweis auf die Untersuchungsresultate erklärte er den umstehenden Personen: "Es sind keine Anomalien oder Auffälligkeiten zu entdecken."

"Der Logik zu folge muss jedoch eine Besonderheit vorliegen.", insistierte der Sicherheitsoffizier für einen Vulkanier auffällig energisch, da er sich seiner Schlussfolgerungen inzwischen mehr als sicher war. Doch der Doktor wollte nicht zustimmen: "Die von ihnen entdeckte Korrelation in allen ehren. Aber mit den üblichen Untersuchungsmethoden ist jedenfalls nichts außergewöhnliches festzustellen was als Ursache in Frage käme oder sonst irgendwie einen kausalen Zusammenhang auch nur vermuten ließe." Gollwyn rief auf dem Computerterminal einen zweiten Scann auf und nach kurzer Betrachtung meinte er daraufhin: "Selbst im Vergleich mit früheren Gesundheitschecks zeigen die jetzigen Daten von Mister Marturin keine wesentlichen Abweichungen." Dann schränkte Maddigan jedoch ein als er ganz unten eine Kleinigkeit entdeckte: "...bis auf die Werte der Metaphonozyten. Die sind leicht erhöht, was auf eine vermehrte telepahtische Tätigkeit hinweist."

"Telepathie?", hakte der Vulkanier nach und hob dabei skeptisch sein rechtes Augenbraue: "Auf der Katana gibt es insgesamt siebzehn Telepathen. Elf davon mit wesentlich stärkerer telepathischer Fähigkeit als Lieutenant Marturin, mich eingeschlossen." Der für die Sicherheit zuständige Offizier ließ sein Augenbraue wieder sinken, merkte jedoch kritisch an: "Demnach ist nicht ersichtlich, warum nun explizit Mister Marturins diesbezügliche Gabe die Ursache dieser Phänome sein sollte."

"Das sehe ich ähnlich!", schaltete sich nun auch die Chefingenieurin in das Gespräch mit ein und stimmte ihrem Offizierskollegen von Vulkan zu: "Lieutenant Marturin ist bereits seit längerem an Bord und hat seine telepathische Gabe doch sicher nicht erst seit gestern. Aber die Fehlfunktionen begannen erst um etwa Sternzeit 63079,25."

"Nun.", hob der Doktor mit einem Achselzucken an: "Das ist jedenfalls die einzige Auffälligkeit dich ihnen zum derzeitigen Punkt anbieten kann. Daher schlage ich vor, dies vorerst als den Ausgangspunkt der weiteren Forschungen heranzuziehen." "Sofern ein solcher Zusammenhang mit der Technik der Katana tatsächlich besteht, lässt sich dies durch akribische Arbeit identifizieren.", gab Kova mit Bestimmtheit von sich: "Lieutenant Commander Yadeel und mein Stab sollten alle Logbücher und technischen Archive um den Zeitraum ab Sternzeit 63079,20 durchforsten. Auf diese Weise können entsprechende Veränderungen bei der Technik aufgespürt werden."

Nun war es der aus Wales stammende Arzt, der einen skeptischen Gesichtsausdruck auftrug: "Nun, das wird dann wohl etwas dauern..." "Gemessen an der Eskalationsrate des vorherigen Prozesses bleiben uns noch exakt vierzehn Stunden und zweiunddreißig Minuten bis zu einer kritischen Phase. Das wird meiner Kalkulation gemäß für die Recherche genügen.", war der Vulkanier überzeugt. Gollwyn nickte: "Gut. Ich werde in der Zwischenzeit weitere, genauere Untersuchungen vornehmen. Aber auch hier wird es einige Zeit dauern." "Also wie ich schon sagte... ich habe nichts gemacht...", gab Marturin nach einem Schlucken nun von sich. Innerlich war er aufgewühlt und verunsichert, versuchte nach außen hin jedoch Ruhe zu bewahren. Dies gelang ihm jedoch nur mit mäßigem Erfolg, daher klopfte Gollwyn Maddigan zum ersten Mal dem jungen Mann aufmunternd auf die Schulter: "Böswilligkeit hat ihnen niemand unterstellt, Mister Marturin."

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In Begleitung des Staffelmaskottchens Attila betrat Lieutenant Commander Sulik die Shuttelbay 2 im Heck der USS Katana. Trotz der Behandlung durch Doktor Maddigan mit den modernsten Heilmethoden die dem Arzt zur Verfügung standen, glaubte der Geschwaderführer immer noch ein leichtes Ziehen in seiner rechten Schulter zu spüren. Dennoch hatte er es nicht lange auf der Krankenstation ausgehalten, die hämischen Blicke der einen Krankenschwester waren ihm gehörig auf den sprichwörtlichen Zeiger gegangen. Darum hatte er sich vorzeitig und ohne Gollwyn Maddigans Erlaubnis ganz auf englische Art verabschiedet. "Pff...das Alter fordert eben langsam seinen Tribut...", äffte Lew den Doktor nach, welcher nach Anmerkung des Piloten über das Ziehen in der Schulter nichts weiter als diesen Hohn übrig gehabt hatte. Die Gedanken an seinen anstehenden vierzigsten Geburtstag dieses Jahr verdrängte er schnell wieder. Der Wing-Commander tätschelte den Siberian Husky aufmunternd auf die Seite und meinte: "Von wegen alt... dem werden wir es schon noch zeigen, was mein bester...!"

Dann blieb Lew Sulik unvermittelt stehen, denn ein großer, unförmiger Kasten stand ungeschickt geparkt vor dem Zugang zwischen Piloten-Bereitschaftsraum und Hangarbereich. Mit weit aufgerissenen Augen und blutrotem Kopf starrte der Kampfpilot das Objekt an. Der Hund spürte instinktiv die schnell aufkeimende Wut seines Herrchens und entfernte sich vorsichtig von diesem. Dann platzte es aus Lew heraus: "JA VERDAMMT NOCHMAL! WARUM STEHT DIE VERZARKTE MOEBIUS IMMER NOCH HIER IM WEG RUM?"

Der Schrei prallte von den Wänden der Shuttlebay ab und hallte mehrfach durch den Hangar, wodurch sich die Aufmerksamkeit eines jeden Anwesenden auf den Kommandanten des Geschwaders richtete. Nur Attila verzog sich mit eingezogenem Genick und eingeklemmten Schweif in eine Ecke um sich vor Sulik zu verstecken. Es war Charlie, die gute Seele des Geschwaders, der sich des Tieres annahm. Der Techniker des Wings beugte sich zu dem armen Tier und streichelte es aufmunternd während er ihm gut zu sprach. Erst nach einer Weile wandte er sich an den inzwischen wieder etwas weniger laut vor sich hin schimpfenden Lew: "Du weißt doch, dass aus Sicherheitsgründen hier in der Shuttlebay immer ein paar der Shuttles stehen müssen. Das ist Sternenflottenvorschrift." "Ja toll. Aber muss es dann ausgerechnet ein sperriges Frachtshuttle sein?", gab Lew wütend zurück und giftete sarkastisch: "Gibt es denn kein anderes Shuttle das noch mehr Platz wegnimmt? Wie wäre es denn mit einem Runabout?" Lew gestikulierte wild und schimpfte sich in Rage: "Oder noch besser: gleich zwei Runabouts! Oder warum nicht, drei, weil's so schön ist!" "Anordnung vom Captain: mindestens ein Frachtshuttle muss darunter sein.", gab Charlie Brooker gelassen von sich, als er sich wieder aufrichtete und dann mit der Zunge seinen Zahnstocher vom einen zum anderen Mundwinkel dirigierte: "...wegen der Kapazität in Notfällen und so..."

"Der Captain? Na der kann was erleben!", entgegnete Lew und wirbelte bereits herum um auf der Brücke das Theater fortzusetzen das er so eben im Hangar begonnen hatte. Doch Mark de Boer erschien unerwartet zu seiner rechten und packte ihn am Arm: "Warte Lew... bevor du dich wieder mit der halben Sternenflotte UND dem Dominion anlegst... da gibt es gerade etwas wichtigeres das ich mit dir besprechen müsste..."

"Die parken unseren Hangar zu und du meinst ernsthaft, es gäbe etwas wichtigeres?", starrte Lew seinen Kumpel völlig entsetzt an. Wie als Erinnerung an die aktuelle Situation flackerte für einige Sekunden das Licht im Hangar mehrfach und die Computerstimme verkündete mit Widerhall: "Es ist Sternzeit 63085.85"

"Genau das meine ich....", kommentierte Mark und deutete mit dem Finger in eine unbestimmte Richtung an der Decke. Doch es war unmissverständlich, welches Problem er damit meinte. Anschließend deute de Boer auf seinen Kameraden Kjetil Skorgan der an einem der Azrael-Fighter stand: "Du kennst doch unsere neuralen Interfaces in unsere Azraels?" "Ja und?", gab Lew völlig gleichgültig und ignorant zurück. Mit einem Kopf deutete dieser Ziellos irgendwo hinter sich: "Was hat das jetzt mit DEM da zu tun?" "Nun, die Dinger bereiten manchmal höllische Kopfschmerzen und Kjetil und ich haben den neuen Doc um Hilfe gebeten.", setzte der Staffelführer zu einer Erklärung an: "Er hat dann eines von den neuralen Interfaces aus unseren Fighter ausbauen lassen und versucht zu modifizieren. So dass diese nicht mehr durch neuralen Anschluss funktionieren sondern nach einem mentalen Training durch bloßen Hautkontakt benützbar sind." "Und weiter?" "Drei mal darfst du raten wann der Doc unser Interface umgebaut hat...", gab Mark mit einem vielsagenden Blick von sich und nun raffte es selbst Lew: "Seit der Sache mit Fehlfunktionen???" "Ich bin mir nicht sicher. Es ist ein Schuss ins Blaue, aber...“, bestätigte Mark: „...dieser Marturin ist doch irgendwie ein Telepath...?" Nun eilten beide ohne weitere Worten los Richtung Krankenstation denn dem Interkom vertraute inzwischen ja ohnehin keiner mehr.

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"Computerlogbuch der USS Katana. Captain Andersson Sternzeit: 63099,40: Hinter mir liegen die merkwürdigsten Tage, die ich jemals auf der Katana erlebt habe. Da ich während dieser Tage nichts und niemandem trauen konnte, vor allem unserer Technik nicht liegt mein letzter Logbucheintrag schon mehrere Tage zurück. Während dieser Tage habe ich stattdessen handschriftlich meine Erlebnisse und die meiner Crewmitglieder notiert und gebe nun die seltsamen Vorkommnisse wieder, die unser Schiff heimsuchten..."

Damit trug der Captain nachträglich seine sämtlichen handschriftlich verfassten Logbücher in das Computerlogbuch ein. Dies ergänzte er durch die ebenfalls handschriftlichen Logbücher seines ersten Offiziers sowie einiger zusätzlicher Erklärungen aus dem Stegreif. Als er damit endlich abgeschlossen hatte, kam er zum Kern des Problems:

„Die Untersuchungen und Nachforschungen zum Zusammenhang zwischen den Fehlfunktionen und Mister Marturin dauerten einige Zeit. Letztlich sind aber sowohl Doktor Maddigan, Lieutenant Commander Yadeel und Lieutenant Commander Kova als auch die beiden leitenden Offiziere des Geschwaders beinahe parallel der Ursache auf die Spur gekommen: Der Doktor hat auf Bitten einiger Piloten versucht ein empfindlicheres Interface für die Azrael-Attack-Fighter zu entwickeln. Anstatt der üblichen Steckverbindungen sollten die Piloten durch einen bloßen Hautkontakt bereits in der Lage sein, den Jäger zu steuern. Dazu wäre aber auch ein vorhergehendes, intensives Mentaltraining notwendig gewesen. Jedenfalls ist Lieutenant Maturins telepathische Gabe offensichtlich stärker als gedacht, allerdings ist er darin noch ungeübt und sich seiner Stärken nicht bewusst. Vereinfacht gesagt: interagierte das neue Interface mit der unbewussten Telepathie des jungen Offiziers. Da das Interface zu Diagnosezwecken über das medizinische Terminal an den Katana-Computer angeschlossen war, wirkte diese Wechselwirkung wie ein Informations-Overload auf die Schiffssysteme. Die Wirkung dieses Overloads war dem eines zerstörerischen Virus sehr ähnlich und brachte nach und nach sämtliche Systeme und Protokolle aus dem Takt, beinahe bis zum völligen Systemausfall. Erst durch Abschalten des Interfaces konnte somit eine dauerhafte Stabilität und Sicherheit wieder garantiert werden.“

Der Captain machte wieder eine Pause, dann schloss er das Logbuch ab: „Einige Systeme waren durch Folgeschäden jedoch dauerhafter beschädigt, so dass es einige Tage gedauert hat, bis alles Schiffssysteme wieder reibungslos zusammen arbeiteten. Daher hat sich dieser Logbucheintrag um einiges Verzögert, obwohl wir zwischenzeitlich unsere Mission auf Gemora abgeschlossen haben und uns wieder auf dem Weg zurück nach Gemini befinden. Captain Andersson. Logbucheintrag Ende.“