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After Christmas
Autor: Lew Sulik

Silbern glänzend wie ein winziger Diamand in einem sandgelbenen Meer hob sich die Gemini-Station von ihrer Umgebung ab, aus dem Orbit mit dem bloßen Auge als stecknadelgroßer Punkt gerade noch erkennbar. Nur wenige Wolkenfetzen versperrten wie bauschige Watteflecken die Sicht auf den gelb-rötlichen Wüstenplaneten, dessen Hitzeflimmern über den glutheißen Einöden auch aus dem All noch zu sehen war. Ein Anblick den Captain Garrick Andersson in ruhigen Momenten immer sehr genossen und geschätzt hatte. Doch nun seufzte er bei diesem Anblick ob der hinter ihnen liegenden Ereignisse. Gemini war ihm – wie wohl vielen der Flottille – wie ein sicherer Hafen in einem gefährlichen Ozean aus unermesslichen Gefahren erschienen. Aber dieses doch sehr idealisierte Bild hatte nun erste Kratzer erfahren, welche zeigten, dass die Sternenflotte trotz aller Sicherheitsmaßnahmen und Kampfstärke auch hier verletztlich war.

Schnell wandte sich Garrick vom Panoramafenster seines Bereitschaftsraumes ab um diese Gedanken von sich zu schütteln und ging an seinen Schreibtisch. Auf dem Bildschirm seines Terminals war wie eine drohende Mahnung sein fast fertiger Bericht an das Oberkommando abgebildet. Es fehlten nur noch die abschließenden Schlüsse und Vorschläge an seine Vorgesetzten und so blinkte der Cursor wie ungeduldig am Textende unablässig auf. Garrick seufzte ein weiteres Mal als er – unschlüssig wie er war – da stand und den Monitor betrachtete.

Dass diese Last auch auf Captain Alizondo sowie allen kommandierenden Offiziere der Gemini-Flottille lastete tröstete ihn nicht im mindesten. Er hatte nun keine leichte Entscheidung über einer seiner Offiziere zu treffen. Auch wenn er Dr. Tyrone als Person nie besonders geschätzt hatte, dazu war dieser Mann einfach zu unnahbar und überheblich gewesen – von seiner sarkastischen Ader gar nicht zu sprechen – doch er war nichtsdestotrotz ein Teil dieser Crew gewesen, ein Teil einer ganz besonderen Gemeinschaft.

Das Commander Gregory Tyrone für die nächsten Jahre keinen Dienst mehr an Bord eines Raumschiffes leisten konnte, stand nach Dr. Maddigans Diagnose inzwischen zweifelsfrei fest. Nachdem was auf der Station während der Geiselnahme geschehen war, hatte Captain Andersson selbst die vorläufige Suspendierung und anschließende Versetzung dieses sehr speziellen Artztes beantragt. Den Verrat an ihm und an seiner Crew konnte der Captain weder vergessen noch verzeihen. Aber welches Verfahren oder gar welche Strafe hielt er als Captain gegenüber seinem Mannschaftsmitglied für angebracht. Etwa ein Kriegsgericht, das Commander Tyrone nach den Maßstäben eines Verräters und Überläufers aburteilen sollte?

Doch nun rang sich Garrick zu einem Entschluss durch, in dem er die Stimme erhob und diktierte: "Computer. Weiter im Text: Hiermit erteile ich Commander Gregory Tyrone einen Strafverweis dritter Kategorie wegen unehrenhaften Verhaltens sowie Feigheit vor dem Feind. Alles weitere überlasse ich der Entscheidung der unabhägingen Untersuchungskommission."


Captain Alizondo und Doktor Maddigan warteten bereits im Bereitschaftsraum der Gemini-Station, als der Kapitän der Katana eintrat. Sie begrüßten Garrick Andersson mit einem freundlichen Lächeln und dieser nam nach Aufforderung durch Ethan Alizondo platz. Nach den üblichen Begrüßungsworten reichte Ethan dem Offizier der Katana ein PADD: "Hier, das sind die vorläufigen Entlassungspapiere von Lieutenant Commander Tyrone. Die Bestätigung durch Admiral Cunningham sind nur noch reine Formsache, müssen jedoch bis nach dem Abschlussbericht der Untersuchungskommission warten. Ansonsten gehen ich mit Ihrer Entscheidung völlig konform jedes weitere Urteil dieser Kommission zu überlassen."

"Danke Captain.", entgegnete Andersson gegenüber dem leitenden Offizier der Station, welcher in seiner Eigenschaft als stellvertretender Befehlsgeber der Gemini-Flottille auch Weisungsbefugt war. Aber mittlerweile hatte sich zwischen beiden Kapitänen ein freunschaftliches Vertrauensverhältnis gebildet, so dass deren Zusammenarbeit oft auf dem verkürzten Dienstweg möglich war. Dem Anstand halber fragte Garrick bei Lieutenant Commander Maddigan nach: "Wie geht es Mister Tyrone mittlerweile?"

Gollwyn rückte seine etwas altmodische aber dennoch passende Brille zurecht und verschaffte sich mit eine leichten Kopfnicken und einem nichtssagenden seufzer eine kleine Pause. Natürlich war Doktor Tyrant vond er Katana stets der ganz gegenteiligen Ansicht als sein Kollege der Gemini-Station und diagnostizierte sich unablässig selbst und führte stundenlange Fachsimpeleien und Streitgespräche die bereits an den nerven aller medizinischer Mitarbeiter zehrten. Doch Gollwyn Maddigan war professionell genug um dies nun außenvor zulassen und antwortete sachgerecht: "Den Umständen entsprechend gut. In wenigen Wochen dürte er Transportfähig sein, dann wird er sobald wie möglich an eine Rehabilitiationsklinik der Sternenflotte auf der Erde überstellt."

"Was uns zum nächsten Punkt bringt.", wechselte Captain Alizondo nun in einen vertraulicheren Ton: "Der Katana fehlt nun ein leitender medizinischer Offizier. Ich nehme an, sie haben sich schon Gedanken dazu gemacht?" "Tja, ehrlich gesagt: nein. Tyrones Stellvertreterin macht Ihre Sache momentan ganz ordentlich und solange seine entgültige Entlassung bestätigt ist möchte ich noch nicht die Pferde scheu machen.", gab Garrick Andersson zu und machte dabei eine ausladende Geste der Entschuldigung. Doch widererwarten reagierte Ethan darauf mit einem verschmitzten Lächeln und späte spitzbübisch zu Gollwyn Maddigan hinüber. Dieser wiederum erhob nun die Stimme und erklärte: "Captain Andersson. Es wäre mir eine Ehre wieder Teil der Katanacrew zu werden."

Für einen Moment schaute Garrick verdutzt zwischen beiden Ofizieren hin und her, auf deren beiden Gesichter nun ein Lächeln abzeichnete. Damit hatte der Captain der Katana tatsächlich nicht gerechnet, meinte dann aber: "Sehr gerne Doktor, aber verliert dann nicht die Gemini einen leitenden Oberarzt?"

"Lassen Sie das mal meine Sorge sein, Andersson.", gab der Stationskommandant mit einem einfachen Wink von sich: "Ich habe bereits alles mit Admiral Cunningham geklärt und ich werde schon jemanden finden. Nicht nur ich bin der Ansicht, dass Doktor Maddigan die beste Wahl für die Katana ist, schließlich gehörte er schon einmal zu Ihrem Team."

"Nun dann ist es eine abgemachte Sache.", bestätigte Captain Andersson strahlend und reichet Lieutenant Commander Maddigan die Hand. Als die beiden Männer ihre Entscheidung mit einem kräftigen Händedruck bestätigten gab der Kapitän der Katana mit leicht sentimentalen Tonfall von sich: "Willkommen zurück, Doktor!"


"Computer Logbuch der USS Katana. Sternzeit 63015.56 Die Untersuchungskommission ist erstaunlich schnell zu einem Ergebnis gekommen und hat den Fall zu den Akten gelegt. Womöglich war es für das Oberkommando peinlich genug, dass dieser Juri Talow ein ehemaliger Sternenflottenoffizier war, dem die Organsation der Lathinum-Transporte oblag. Was Doktor Tyrone betrifft, dieser ist einer unehrenhaften Entlassung aus der Sternenflotte zuvorgekommen und hat freiwillig den Dienst quittiert und wird auf eigenen Wunsch die nächsten Jahre auf in einer privaten Rehabilitionsklinik auf Risa verbringen. Lieutenant Ray Clayton wird sich jedoch für seine Missachtung der Befehle vor ein Sternenflottengericht verantworten müssen.

Die Katana indes hat endlich wieder eine Freigabe für neue Missionen und wir bereiten uns derzeit darauf vor. Als neues und gleichzeitig altes Crewmitglied konnten wir Doktoar Gollwyn Maddigan begrüßen, dessen gesamte Familie ebenfalls wieder an Bord ist, einschließlich seinem Sohn Allwyn der als Kadett an Bord dient. Wir hoffen alle nun mit neuem Elan und Tatendrang an unsere nächste Aufgabe zugehen, auch wenn die Weihnachtsfeiertage doch nicht so erholsam gewesen waren wie erhofft. Captain Andersson. Ende."