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From PathfinderWiki

Blutsbrüder
Autor: Lew Sulik
Autor: Mark de Boer

"Die Katana?", schrie Mark gegen die Kampfgeräusche an, als der erste Treffer den Frachter durchschüttelte. Schon dieser Schuss des Sternenflottenschiffes hatte gut gesessen, und berstende Plasmaleitungen sowie ein Grollen durch die Hüllenstruktur schufen zusammen mit den flackernden Lichtern in der kleinen Zelle die realitätsgetreue Kulisse für einen überaus schlechten, aber wirkungsvollen Thriller. Weitere Einschläge folgten und verstärkten die schlachtfeldartige Szenerie zusehends. Lew konnte sich aufgrund der Erschütterungen des Schiffes kaum auf den Beinen halten und brachte nur ein erstauntes "Da hol mich doch der Teufel..." heraus.

"Sind die verrückt geworden?", rief Mark in der gleichen Lautstärke wie zuvor durch die Zelle, denn die Kampfgeräusche nahmen zu: "Der verdammte Schrotthaufen hält nicht viel aus..." "Sie zielen auf die Schildgeneratoren. Aber das können nicht nur die Schüsse der Katana sein...", analysierte der Wing-Commander mehr oder weniger intuitiv aufgrund der diversen Warnsignale einigermaßen treffend und fügte dann völlig korrekt hinzu: "Das Schiff nimmt Fahrt auf, und Tirka, der Idiot...." "...fliegt direkt in das Sperrfeuer der Attack Fighter!", ergänzte der Squadron-Leader die besorgniserregenden Schlussfolgerungen seines Freundes, nachdem beide augenblicklich denselben Geistesblitz hatten.

Ein weiterer Treffer durchbrach ganz offensichtlich die Schutzschilder und Schlug auf die äußere Hülle der Tirka's Pride auf, denn das energetische Flackern und das Donnern aus dem Inneren der Schiffsstruktur stiegen parallel zu den Erschütterungen deutlich an. De Boer musste sich an seiner Liege festkrallen, um nicht zu Boden gerissen zu werden, und Lew riss es durch die erdbebengleichen Schiffsbewegungen von den Füßen. Immer noch mit dem Stuhl in den Händen fiel Sulik rücklings hin. Dabei verlor er den festen Griff und das zierlose Möbelstück schlug ungeschickt mit der Kante auf seiner Stirn auf. Schlagartig wurde es um ihn herum dunkel. Sein letzter Gedanke davor galt seltsamerweise noch dem Replikator hinter ihm.


Auf dem Hauptschirm der Brücke sah Toreen Akida seine Felle davon schwimmen. Monate lang hatte er vergeblich versucht, hinter das Geheimnis dieser ominösen Organisation zu kommen, von der er nicht viel mehr wusste, als dass sie existierte und irgendwelche windigen Geschäfte auf Gemini verfolgte. Da waren ihm die Ermittlungen von Captain Andersson gerade recht gekommen, in deren Kielwasser er hatte vorankommen wollen. Aber nun warf Andersson die ersten zaghaften Fortschritte ohne Not über den Haufen mit dieser Cowboy-Diplomatie. Akidas Protest gegen die Rettungsaktion für die beiden unbedeutenden und ohnehin erfolglosen Undercoveragenten hatte jedoch trotz allem verhalten ausfallen müssen, sonst wären die wahren Interessen des Geheimdienstmannes nur allzu deutlich aufgeflogen. Also wohnte er nun als schweigender Beobachter auf der Brücke der Katana dem Drama bei.

„Die Fighter sollen das Sperrfeuer einstellen!“, befahl Garrick Andersson, als er sah, dass Tirka sein Schiff trotz aller Gefahren genau in diesen Sperrgürtel aus Explosionen und Energiestrahlen leitete. Sein erster Offizier Randon fügte den Befehlen seines Captains hinzu: „Die Jäger sollen sich abseits des Orbits sammeln und sich in Bereitschaft halten!“

„Aye!“, bestätigte ein Ensign an einer abseitigen Konsole, der für die Kommunikation mit dem Geschwader zuständig war und die Befehle an den derzeitigen Wing-Leader Ian Paice weiterleitete. Kurz darauf verkündete der Sicherheitsoffizier Kova im gewohnt stoischen Tonfall die erste Erfolgsmeldung: „Die Schilde des Frachters sind zu hundert Prozent gesunken. Bereit zum Beamen der Prisenkommandos!“ „Dann los!“, war der schnelle und knappe Befehl des Captains, der ohne Umschweife der Sache endlich ein Ende bereiten wollte.


„Check!“, verkündete Alexandra Black leise, nachdem sie kniend und mit dem kompakten Phasergewehr im Anschlag in einem kleinen, abseitigen Korridor rematerialisiert worden war. Kurz danach meldeten ihre drei Teamkollegen auf dieselbe Weise ein freies Schussfeld ohne Feindkontakt. Während sich weitere Enterkommandos aus EF-Einheiten und Gruppen des Sicherheitsstabes um die Brücke, den Maschinenraum und andere neuralgischen Punkte des Frachters kümmerten, war es die Aufgabe des Lieutenant Commanders mit drei Leuten des Alpha-Teams die gefangengehaltenen Piloten zu befreien. Für diese spezielle Rettungsmission musste die Anzahl des Teams gering sein, um ein schnelles und flexibles Vorankommen in den langen Korridoren des Frachters zu gewährleisten.

Die Elite-Force Leiterin prüfte mit einem in ihrem Gewehr integrierten Tricorder die Korridore in Richtung der Gefängniszellen. Der Frachter war durch den ungewollten Beschuss durch das Sperrfeuer wesentlich stärker beschädigt worden als geplant. Der Scanner erkannte zahlreiche gerissene Plasmaleitungen, beschädigte Systeme und Energieausfälle. Aber dafür war dieser Weg für das Befreiungskommando wenigstens frei von störenden Besatzungsmitgliedern. Alex stand schließlich auf und gab das Zeichen zum Vorrücken: „Vorwärts!“


"Captain, wir werden vom Mond gerufen. Mister Gaila protestiert gegen unser Eindringen in sein privates Sonnensystem und unseren Akt der Piraterie gegen die Tirka's Pride.", informierte Lieutenant Commander Kova seinen Vorgesetzten pflichtgemäß. Doch der Captain winkte nur ab. Er konnte sich nur um einen Schurken nach dem anderen kümmern, daher entgegnete er knapp: "Ignorieren!"

"Sorgen sie nur dafür, dass wir und der Frachter in ausreichendem Abstand zum orbitalen Verteidigungssystem bleiben.", ergänzte wieder Commander Randon, der die ganze Operation überblickte und die taktischen Darstellungen an seiner Stuhlkonsole verfolgte. Dann erweiterte Karl Theodor seine Befehle für das 1. Joint Attack-Fighter Wing: „Das Geschwader soll uns Feuerschutz geben, falls das Verteidungssystems des Mondes doch noch auf uns reagiert.“

"Meldung vom Bravo-Team: Die Brücke des Frachters wurde eingenommen. Kapitän Tirka ist unter den Gefangenen.", kam kurz darauf die gewohnt emotionslose Ansage des Sicherheitsoffiziers. Im gleichen, fast monotonen Tonfall fügte er weitere Informationen hinzu: "Das Charlie-Team meldet die erfolgreiche Besetzung des Maschinenraums. Das Echo-Team sowie die andere Sicherheitsteams waren ebenfalls erfolgreich. Der Frachter ist damit unter unserer Kontrolle."

"Ausgezeichnet!", kommentierte Captain Andersson, dessen Anspannung zum ersten Mal bei dieser Rettungsaktion nachließ, dann wollte er noch wissen: "Ist diese Viviane ebenfalls unter den Gefangenen?", "Negativ.", entgegnete der Vulkanier prompt, bevor er die für alle enttäuschende Antwort noch hinzufügte: "Vom Alpha-Team von Lieutenant Commander Black und den beiden Gefangenen gibt es noch keine Nachrichten."


Zu ihrem größten Erstaunen fand das Alpha-Team die Türen zum Arrestbereich sperrangelweit offen vor. Mit schnellen aber leisen Schritten näherte sich der kleine Vierertrupp der Öffnung. Alexandra verständigte sich schnell mit ihren Teammitgliedern über lautlose Handzeichen. Jeder wusste, was er zu tun hatte. Links und rechts der Türen drückte sich jeweils ein Teammitglied eng an die Wand, während die anderen beiden etwas abseits in einem schrägen Winkel davon auf die Öffnung zielten, um im Notfall Feuerschutz geben zu können. Alex zählte mit den Fingern für alle erkennbar lautlos bis drei, dann stürmten sie den dahinter liegenden Raum. Doch nur wenige Sekunden der angespannten Aufmerksamkeit verstrichen, dann ließen alle vier ihre Waffen wieder sinken, und Alexandra aktivierte ihren Kommunikator. Gleichermaßen verwundert wie überaus besorgt meldete sie an Captain Andersson: "Alpha Team an Katana. Die Arrestzellen sind leer. Mister Sulik und Mister de Boer sind im Gefängnisbereich nicht auffindbar."


Lieutenant Commander Blacks Nachricht schlug auf der Katanabrücke ein wie eine Bombe, auf deren unerwartete Detonation augenblicklich wieder Totenstille folgte. Zunächst herrschte betretenes Schweigen. Selbst dem Captain war seine kurzzeitige Fassungslosigkeit anzusehen, als er still aber krampfhaft seine Fäuste ballte. Waren sie etwa doch zu spät gekommen und die beiden Piloten durch Tirka schon liquidiert worden? Doch dann kehrte die Professionalität und oberflächliche Routine in die Handlungen der Brückencrew zurück. Der Captain ließ einen Kanal zu allen Prisenkommandos auf dem Frachter öffnen: „Captain Andersson an alle Teams auf der Tirka's Pride. Die eingenommenen Stellungen sichern und den Frachter unter Kontrolle halten. Sobald wie möglich einzelne Suchtrupps abstellen, um das Schiff nach unseren beiden Vermissten zu durchsuchen.“ Dann hielt er einen Moment inne und richtete sich dann an die Elite-Force-Leiterin: „Lieutenant Commander Black. Durchforsten Sie das Schiff nach eigenem Ermessen, bis die anderen Teams sie unterstützen können. Viel Glück.“ Dem folgten die schnörkellosen Bestätigungen der angesprochenen Offiziere der Enterteams. Garrick verlor jedoch keine Sekunde, um sich um einen anderen wichtigen Umstand zu kümmern, als er seiner Crew befahl: „Den Frachter mit dem Traktorstrahl erfassen und vom Mond wegschleppen. Den Sicherheitsabstand zum orbitalen Verteidigungssystem vergrößern!“


„Hast du dich an dem widerlichen Replikatorfrass tatsächlich so überfressen oder warum machst du dich so schwer?“, grummelte Mark de Boer mehr zu sich selbst als zum bewusstlosen Lew Sulik, den er im Gamstragegriff durch die desolaten Korridore der Tirka's Pride schleppte. Zusammen mit den Erschütterungen, die Lew so zügig von den Beinen und aus dem Bewusstsein gerissen hatten, war in der Sektion der Arrestzellen die Energie und somit das hinderliche Kraftfeld für kurze Zeit ausgefallen. Lange genug für den Azraelpiloten mit dem ausgeknockten Geschwaderführer die Zelle gerade rechtzeitig zu verlassen, bevor Energie und Kraftfeld wieder eingesetzt hatten. Der Schlag mit dem Stuhl hatte seinem Kollegen eine ordentliche Platzwunde und einen erstklassigen Blackout verschafft. Dennoch hatte Mark beschlossen, besser den Rettungsteams der Katana entgegen zu gehen, als sich mit hilflosen Warten dem Risiko einer nutzlosen, letzten Racheaktion durch Kapitän Tirka auszusetzen. Allerdings hatte sich Marks Plan als unausführbar erwiesen, denn mit den Prisenkommandos war vor allem auf der Brücke und dem Maschinenraum zu rechnen. Dummerweise war der Weg zu diesen beiden Einrichtungen durch zahlreiche Beschädigungen des Schiffes weitgehend versperrt. Bei den wenigen verbliebenen Wegen fürchtete Mark auf Besatzungsmitgliedern des Frachters zu treffen, was höchst unangenehme Folgen gehabt hätte. Blieben also nur noch die nahegelegene Shuttlebay und die vage Hoffnung auf eine Flucht mit einem kleinen Raumschiff. Kaum hatte sich de Boer diese Idee grob zurechtgelegt, spürte er Zuckungen und Bewegungen des Verwundeten auf seinen Schultern. Daraufhin hörte er ein gedämpftes aber deutlich wütendes: „Kannst du mich verdammt nochmal runter lassen...?“

So schnell und so behutsam, wie es in dieser Kombination nur möglich war, setzte Mark den Verwundeten wieder ab. Dieser konnte sich gerade so auf den Beinen halten und stütze sich an der Wand ab, als er vorsichtig nach seiner Wunde am Kopf tastete. Der Staffelführer hatte die Platzwunde seines Kameraden notdürftig versorgt, so dass die Blutung gestillt und die Wunde mit einer Kruste aus geronnenem Blut bedeckt war. Ehrlich besorgt um die Verfassung seines Kumpels fragte Mark nach: „Geht's?“ Der Angesprochene stöhnte und grummelte etwas unverständliches, bis er angestrengt hervorbrachte: „So einigermaßen. Der Schädel brummt aber ganz schön...“

Der Niederländer fasste Lew am Kopf und suchte in dessen Augen nach Anzeichen einer Gehirnerschütterung, als er fragte: „Siehst du doppelt oder mehrfach?“ „Nein, nur deine Hackfresse! Aber zum Glück nur einmal...“, war die sarkastische Entgegnung was für Mark auf einigermaßen geistig gesunde Verfassung des Geschwaderführers hindeutete. Also sagte Mark mehr oder weniger erleichtert: „Gut. Dann nichts wie weg hier!“ „Wo ist hier und wohin gehen wir?“ „Ein Korridor auf der Tirka's Pride und es geht zur Shuttlebay.“ „Gute Idee...“, meinte Lew als er sich wieder einigermaßen gefasst hatte. Schwach mit der Hand den Gang entlang deutend meinte er schließlich: „Geh du voran. Ich halte mich dann an dich!“ „Wird es auch wirklich gehen? Du siehst immer noch arg mitgenommen aus!“ „Ja man... jetzt laber nicht rum und geh los!“

Mark spähte vorsichtig um eine Ecke und erblickte zwei reglose Gestalten auf dem Boden. Nach genauerer Betrachtung erkannte er, dass es sich um zwei Besatzungsmitglieder des Frachters handelte, die durch eine explodierte aber mittlerweile stillgelegte Plasmaleitung endgültig und dauerhaft außer Gefecht gesetzt worden waren. Da die Luft ansonsten aber rein war, hetzte der Azraelpilot schnell zu den leblosen Körpern, kniete sich nieder und nahm ihnen ihre Waffen ab. Andere brauchbare Sachen hatten die Toten jedoch nicht dabei. Dem immer noch desolaten und nur leidlich hinterherkommenden Lew drückte er eine der beiden Strahlenwaffen in die Hände: „Falls es mit dem Zielen schwierig wird... einfach aus der Hüfte heraus drauf halten...“ „Haben die Dinger Dauerfeuer?“ „Ja“ „Dann trifft man immer irgendetwas...“

„Gut.“, gab Mark von sich und stand schnell wieder auf. Aber auch Lew machte eine hastige Bewegung, offensichtlich zu hastig in seinem seinen Zustand. Der Wing Commander taumelte wie im Delirium nur wenige Schritte vorwärts und stürzte dann den Oberkörper direkt neben den beiden Toten auf den Boden, wobei er seinen Fall gerade noch mit den Armen hatte abfangen können. Erschrocken über diesen Anblick kehrte de Boer zurück und schrie in Angst um seinen Kameraden: „LEW!“

„Ah... nichts... passiert... muss mich nur... ein bisschen ausruhen...“, brachte Lew angestrengt unter schmerzerfüllten Stöhnen hervor, doch seinem Kumpel konnte er nichts vormachen. Dies war eindeutig nicht Lews Tag, um Heldentaten zu vollbringen. Deshalb steckte Mark seinen eigenen Phaser in den Gürtel. Dann beugte er sich über den Spitfirepiloten am Boden und steckte die zweite Waffe in dessen Innentasche. Mit einem Seufzen packte er den Verwundeten unter den Armen und half ihm mit großen Anstrengungen hoch. Er stützte den immer noch benommenen Lew so, dass er seinen eigenen Phaser noch einigermaßen halten konnte. Während beide dann auf diese Weise leidlich los gingen meinte der Squadron Leader: „Versuch wenigstens wach zu bleiben... Wenn es ernst wird muss ich dich vielleicht los lassen...“


„Das Geschwader soll Stellung in Richtung der Ausflugsschneise nehmen und weitere Instruktionen abwarten.“, befahl Commander Randon nach Absprache mit seinem Captain als Katana samt Frachter endlich weit genug vom Mond des Ferengi entfernt war. Das Weltraumgefecht war nun zu Ende und die 'Pride' in der Gewalt der Katana, auch wenn noch nicht alle Bereiche zum jetzigen Zeitpunkt hatten gesichert werden können. Die Attack Fighter waren also zum aktuellen Zeitpunkt nicht mehr notwendig, sollten aber aus Sicherheitsgründen später im Formationsflug mit der Katana das Sonnensystem verlassen. Entscheidender war jedoch zum aktuellen Zeitpunkt, was auf dem Frachter selbst vor sich ging, darum fragte Andersson ungeduldig nach: „Schon etwas neues über Mister Sulik und Mister de Boer?“

„Negativ, Sir.“, musste Lieutenant Kova seinen Captain ein weiteres Mal enttäuschen, erweiterte seine Meldung jedoch um einen weiteren Bericht: „Die ersten Gefangenen wurden auf der Katana unter Arrest gestellt. Darunter auch Kapitän Tirka...“ „Dann werde ich mal ein Wörtchen mit diesem Tirka reden...“, meinte Garrick Andersson und erhob sich von seinem Kommandosessel: „XO, sie haben die Brücke.“

„Ja Sir.“, bestätigte der Angesprochene, informierte seinen Captain jedoch über das weitere Vorgehen wie er es für ratsam hielt: „Ich schlage vor, die bisherigen Teams auf dem Frachter durch weitere Verstärkung zu ergänzen. Damit werden weitere Kapazitäten für die Sicherung des Schiffes und vor allem für die Suche nach den Vermissten frei.“ „Gut, machen sie es so.“, bestätigte Andersson mit einem Nicken und verließ dann ohne weitere Worte die Brücke der Katana in Richtung der Arrestzellen.

Mit dem Turbolift war die Strecke schnell zurückgelegt, und so betrat der Captain der Katana nach kurzer Zeit den Gefängnisbereich seines Schiffes. In den zahlreichen Zellen tummelten sich bereits einige Gefangene des Frachters, offensichtlich zu verstört, um noch zu protestieren, und sich so wehrlos in ihr Schicksal ergebend. Nur ihr Kapitän tigerte, in einer Einzelzelle vom Rest seiner Crew isoliert, wütend sowie rastlos auf und ab.

Ohne Umschweife in halboffiziellen Tonfall verkündete der kommandierende Offizier der Katana: „Kapitän Tirka. Hiermit verhafte ich sie und ihre Crew wegen versuchten Mordes an zwei Sternenflottenmitgliedern sowie weiterer zahlreicher Vergehen auf Gemini-Station. Sie werden der nächstgelegenen Sternenflottenbasis für ein Gerichtsverfahren übergeben, wo sie die konkrete Anklageschrift noch erhalten werden. Bis dahin bleiben sie und ihre Leute in Gewahrsam dieses Schiffes, ihr Frachter wird bis auf weiteres konfisziert! Bis zum Verfahren haben sie das Recht zu schweigen. Wenn sie sich jetzt aber kooperativ zeigen, kann sich das positiv auf das spätere Urteil auswirken.“

„Sie haben vielleicht mich und mein Schiff gekapert!“, keifte der Bajoraner wie ein in die enge getriebenes Tier den Sternenflottenoffizier an, als er in seinen unruhigen Schritten für einen Moment innehielt. Dann nahm er seine nervösen Bewegungen in der engen Zelle wieder auf, als er mit seiner Hasstirade fortfuhr: „Aber für ihre zwei verfluchten Schnüffler ist es längst zu spät. Bevor ihre Leute meine Brücke gestürmt haben, habe ich Viviane los geschickt, um diesen beiden Bastarden die Gurgel umzudrehen!“


"Oh Mann, Lew...", Mark musste umfassen, damit ihm sein Freund nicht wegrutschte, der immer noch nicht richtig bei Bewusstsein war und vom Holländer mehr mitgeschleift wurde, als dass er selbständig ging. "Lew, verdammt. Jetzt werd' endlich wach. Lange kann ich dich nicht mehr halten." "Dann lassen Sie ihn doch am besten los, Mark. Und den Phaser gleich dazu." Mark drehte sich erschrocken um und blickte in den schussbereiten Disruptor in Vivianes Hand. In Gedanken ging er seine Optionen durch. "Sie sollten tun, was ich sage. Glauben Sie nicht, dass ich damit nicht umgehen kann oder ihn nicht benutze. Oder soll ich es Ihnen zeigen und ein Loch in ihren Freund schießen?" Widerwillig ließ Mark seinen Freund zu Boden gleiten. "Vergessen Sie nicht Ihren Phaser.", erinnerte ihn Viviane. Er beugte sich vor und legte seinen Phaser auf den Boden. "Schieben Sie ihn mit dem Fuß in meine Richtung." Er zögerte eine Sekunde, tat dann aber wie geheißen, als sie auf Lew zielte, der noch immer ohnmächtig dalag. "Mark, Mark, Mark... Ich hatte wirklich große Pläne mit Ihnen. Es ist wirklich eine Schande, dass Sie ihr Talent in der Sternenflotte so vergeuden. Bei uns hätten Sie eine große Nummer werden können." "Mir gefällt die Nummer, die ich bei der Sternenflotte bin. Und ich bin lieber ein kleines Licht und kann mich dafür auf meine Freunde verlassen, als ein großer Fisch zu sein, aber niemandem vertrauen zu können." Viviane schnaubte abfällig. "Freunde? Sehen Sie doch, was für eine Belastung ihr Freund ist. In den letzten Jahren hat er Sie nur in Schwierigkeiten gebracht. Und auch bei dieser 'Mission' hat er nur für Unruhe gesorgt. Selbst jetzt ist er nur ein Klotz am Bein. Er wird sogar seinen eigenen Tod verschlafen. Traurig. Aber um ihn ist es wirklich nicht weiter schade." Mark ballte die Fäuste. "Sie kennen ihn nicht. Mag sein, dass er Schwierigkeiten magisch anzieht, aber ich würde ihm jederzeit mein Leben anvertrauen. Das ist mehr als ich über Sie sagen kann." Sie richtete die Waffe auf Mark und sah ihn an. Er kam sich vor, als würde sie ihn von Grund auf scannen. "Wissen Sie, dass ich Sie trotzdem gut leiden kann? Ich hatte spezielle Pläne mit Ihnen, die Sie nun leider durchkreuzt haben. Aber wissen Sie was? Einen fähigen und kampferprobten Piloten wie Sie kann ich immer noch gebrauchen. Natürlich würde ich gewisse Vorkehrungen treffen müssen. Nichts Schlimmes, nur eine kleine Remoralisierung. Eine harmlose Prozedur, die alle meine persönlichen Mitarbeiter erhalten. Wie Sie schon sagten, man hat keine Freunde, wenn man ein großer Fisch ist. Ich hatte ehrlich gehofft, dass Sie so ein Freund sein könnten. In vielerlei Hinsicht..." Mark verzog das Gesicht. "Nein, danke. Ich habe eine Freundin. Und wir müssen nicht unsere Gehirne manipulieren, um uns zu vertrauen." Vivianes Miene wurde finster. Ihre Stimme wurde schneidend wie Stahl. "Wie Sie wollen. Ihre Freundin wird dann gleich wieder solo sein." "Halt endlich deine Fresse, Bitch!" Lew hatte sich etwas auf die Seite gerollt und richtete mit wackliger Hand einen Phaser auf Viviane. Als sie ihren Disruptor auf ihn schwenkte, drückte er ab. Der Schuss verfehlte Viviane um einen guten Meter, aber traf direkt neben ihr eine Plasmaleitung, die explodierte und Viviane in heißen Dunst hüllte. Mark hörte einen gellenden Schrei und warf sich zu Boden, als zwei blind abgeschossene Disruptorstrahlen durch den Korridor zuckten. Er rollte sich ab und konnte noch einen kurzen Blick auf Viviane erhaschen. Ihr einst makelloses Gesicht war von schweren Plasmaverbrennungen zu einer Maske verzerrt. Ihre Blicke trafen sich kurz. In ihren Augen loderte wahnsinniger Hass. Mark befürchtete, dass sie sie wieder unter Beschuss nehmen würde, aber sie drehte sich um und eilte zur Shuttlerampe. Mark wartete noch ein paar Sekunden, um sicher zu gehen, nicht überrascht zu werden. Der Korridor füllte sich langsam mit Rauch. Mark hielt sich den Ärmel über den Mund, konnte aber einen Hustenanfall nicht unterdrücken. Schnell eilte er zu Lew hinüber, der nun wieder mit geschlossenen Augen auf dem Rücken lag und flach atmete. „Hey Lew… wach auf. Wir müssen weiter, bevor wir hier noch ersticken.“ Lew schlug die Augen auf und fing an zu husten. Sein Blick irrte durch den nebelverhangenen Flur, bis er Mark erfasste. „Hast du geraucht?“, fragte er noch immer nicht bei vollem Bewusstsein. „Nein, das warst du, als du auf Viviane geschossen hast.“ „Hab ich sie getroffen?“ „Getroffen? Du hast ihr das halbe Gesicht weggebrannt.“ „Dann wird das jetzt wohl nichts mehr mit euch beiden oder?“ „Halt den Mund oder ich schlag dich wieder k.o. und lass dich liegen.“ Er umfasste Lews Taille und zog ihn auf die Beine. Gemeinsam stolperten sie durch den Korridor. Mark hielt Lews Phaser schussbereit, aber sie wurden nicht mehr angegriffen. Sie erreichten einen Raum, der eindeutig als Shuttlerampe diente. Durch die offenen Tore konnten sie noch die Positionslichter eines Shuttles erkennen, das abdrehte und beschleunigte. Mark drehte sich um seine Achse, aber der Raum war ansonsten leer. „Scheiße!“, fluchte er. Lew hatte sich mit geschlossenen Augen gegen eine Wand gelehnt und fing an zu kichern. „Wir sind am Arsch, Lew. Dieses Schiff bricht bald auseinander und wir können nicht weg. Was ist also so lustig?“, wollte Mark genervt wissen. Lew gluckste vor sich hin. „Sie wollte dir am Hirn rumfummeln. Und ich habe immer gedacht, sie wollte woanders rumfummeln.“ Mark sah seinen Freund fassungslos an, der lachend an der Wand herunterrutschte. Schließlich musste auch er grinsen. Stöhnend setzte er sich neben Lew, der immer noch vor sich hin kicherte. Er zögerte eine Sekunde. „Dein Schuss hat uns eben echt den Arsch gerettet. Danke!“ Er wollte noch mehr sagen, aber dann hörte er verdächtige Geräusche. Er hob den Phaser, aber dann sah er auch schon vier schwarz bekleidete EF-Soldaten die Shuttlebay stürmen. Es war Lieutenant Commander Black, die schnell auf die beiden Piloten zukam, während der Rest den Raum sicherte. Alexandra Black kniete sich zu den beiden hinunter und musterte sie mit schnellen und geübten Blicken, dann aktivierte sie umgehend ihren Kommunikator: „Alpha-Team an Katana. Zielpersonen gefunden, davon eine leicht verletzt. Sechs Personen fertig zum Beamen.“ Kurz darauf spürte Mark das vertraute Kribbeln eines Transporterstrahls.


„Ein unbekanntes Shuttle verlässt den Frachter.“, informierte Lieutenant Commander Kova den ersten Offizier, der immer noch das Kommando auf der Brücke führte. Dieser reagierte umgehend und wollte wissen: „Sind Attack Fighter in Reichweite?“ „Nur zwei Spitfire sind in einer ausreichenden Positionen für einen Abfangkurs“, hörte Randon zu seinem großen Bedauern vom Vulkanier an der Taktik. Dann befahl er: „Die beiden Jäger sollen die Verfolgung aufnehmen und das Shuttle stoppen!“

„Alpha-Team an Katana. Zielpersonen gefunden, davon eine leicht verletzt. Sechs Personen fertig zum Beamen.“, unterbrach eine Subraumbotschaft die Geschäftigkeit auf der Brücke für einen kurzen Augenblick. Genau in diesem Moment betrat auch wieder Captain Andersson die Brücke. Er hatte die erfreuliche Botschaft gerade noch mitbekommen. Der Commander erhob sich aus dem Kommandosessel, um diesen Platz wieder seinem vorgesetzten zu gewähren: „Captain auf der Brücke!“

Als sich dieser setzte und wieder die Leitung auf der Brücke übernahm, gab ihm der Commander einen Statusbericht: „Der Frachter ist nun unter unserer vollständigen Kontrolle und alle Bereiche gesichert. Das Alpha-Team hat unsere beiden Piloten gefunden. Zwei Spitfire verfolgten derzeit ein flüchtendes Shuttle des Frachters.“

„Lieutenant de Boer an Brücke. In einem flüchtenden Shuttle befindet sich Viviane. Das Raumschiff muss unbedingt gestoppt werden!“, öffnete sich ein interner Kommunikationskanal zur Brücke und der Captain erwiderte: „Danke, Lieutenant, für die Information. Wir haben bereits zwei Spitfire auf das Shuttle angesetzt. Brücke Ende.“

„Das Shuttle nimmt direkten Kurs auf ein Minenfeld.“, setzte der Sicherheitsoffizier die anwesenden Brückenoffiziere auf den neusten taktischen Stand: „Wenn die beiden Fighter das Shuttle nicht vorher eingeholt und gestoppt haben, müssen sie die Verfolgung dort abbrechen.“ „Wir müssen diese Viviane unbedingt lebend gefangen nehmen.“, entgegnete der Captain schnell: „Die Jäger sollen das Shuttle auf keinen Fall zerstören, nur manövrierunfähig schießen!“

„Captain, drei Ferengi-Marauder nähern sich dem Sonnensystem.“, kam nun eine neue, besorgniserregende und alles verändernde Information von Seiten des Sicherheitsoffiziers, der weiter berichtete: „Daimon Zork von den ferengischen Allianz-Streitkräften ruft uns. Wir hätten ferengisches Hoheitsgebiet verletzt und Akte der Piraterie gegen befreundete Handelspartner begangen. Er fordert uns zur sofortigen und bedingungslosen Kapitulation auf.“

Der Captain seufzte: „Das hat uns gerade noch gefehlt...“ „Sir, wir könnten es zusammen mit den Attack-Fightern mit den drei Maraudern durchaus aufnehmen.“, erklärte Commander Randon, der im Geiste bereits alle taktischen und strategischen Möglichkeiten durchging: „Insbesondere die Azrael-Fighter sind für den Kampf mit großen Kriegsschiffen ausgelegt.“

„Davon würde ich abraten...“, schaltete sich nun zum ersten Mal seit langem der beratende Geheimdienstmann Toreen Akida völlig unerwartet wieder ein: „Wie wir bereits zu Beginn dieser Mission geklärt haben, wird dieses Sonnensystem hier zwar von der Ferengi-Allianz beansprucht, dieser Anspruch ist jedoch interstellar nicht anerkannt. Die bisherigen diplomatischen Schwierigkeiten bis zu diesem Moment lassen sich noch bewältigen.“

Es war der stets logisch denkende Vulkanier Kova, der dem berechnenden Geheimdienstagenten beipflichtete und die Argumente des Bajoraners unterfütterte: „Sir. Das interstellare Recht kann zum jetzigen Zeitpunkt noch zu unseren Gunsten ausgelegt werden. Der Logik zu Folge ist ein geordneter Rückzug gegenüber einer Konfrontation vorzuziehen.“ „Wir müssten dann aber sofort aufbrechen und die Verfolgung des Shuttles aufgeben! Um Viviane zu stoppen, bleibt dann keine Zeit mehr.“, kritisierte Randon diesen Vorschlag, auch wenn er die Richtigkeit des Rückzuges vollkommen einsah. Er signalisierte dies seinem Vorgesetzten auch, indem er angefügte: „Letzteres ist aber eindeutig das geringere Übel, Captain.“


„Dann wählen wir den Rückzug.“, befahl Garrick Andersson bestimmt, der ohnehin zu keiner kriegerischen Auseinandersetzung mit den Ferengi-Streitkräften bereit gewesen wäre: „Das Geschwader einsammeln und die Teams vom Frachter zurückholen. Alle greifbaren Gefangenen ebenfalls.“ Mit Bedauern musste er die Pride ebenfalls völlig aufgeben: „Den Traktorstrahl zum Frachter lösen. Sobald alles abgeschlossen, mit vollem Impuls das System verlassen und dann mit Maximum-Warp einen Fluchtkurs zurück in das Föderationsgebiet einschlagen.“


„Die drei Ferengischiffe brechen die Verfolgung ab.“, war nach langem Bangen endlich die erlösende Nachricht durch den vulkanischen Sicherheitsoffizier an der taktischen Station. Ohne einen weiteren Kommentar dazu stand Captain Andersson auf und richtete sich an Lieutenant Toreen: „Lieutenant Commander, wenn ich sie kurz in meinem Bereitschaftsraum sprechen dürfte?“ „Aber natürlich, Captain.“, antwortete der Bajoraner völlig arglos und folgte ahnungslos dem Captain in dessen Raum. Kaum hatten sich jedoch die Türflügel hinter beiden geschlossen, drehte sich Garrick schlagartig um, so dass Akida kaum Zeit zur Reaktion blieb. Beide standen sich nun direkt gegenüber und schauten sich nur wenige Zentimeter entfernt in die Gesichter. Das von Garrick Andersson zeigte deutliche Wut, und er sagte mit bestimmter Stimme: „So! Nun raus mit der Sprache! Was wissen Sie über diese Angelegenheit, was wir nicht wissen?“ „Sir?“ „Hören sie endlich auf mit ihren Spielchen, Toreen!“, gab der Captain der Katana nicht nach: „Als ich befahl, meine beiden Leute zu retten, haben sie widersprochen. Wenn auch kleinlaut. Das konnte nur aus einem zwingenden Grund geschehen.“ Garrick ließ dem Bajoraner keine Zeit zur Widerrede und warf ihm seine Schlussfolgerungen und Vorwürfe direkt ins Gesicht: „Sie wollten ihre Interessen schützen! Sie wissen als mehr als wir und verfolgen ganz eigene Ziele in dieser Sache!“

„Aber Sir, ich bin nur beratender Geheimdienstoffizier bei dieser Mission mit der Aufgabe, sie zu unterstützen!“, entgegnete der Lieutenant nun, als er sich endlich einigermaßen gefasst und auf die neue Situation eingestellt hatte. Der Captain hatte ihn vollkommen überrumpelt, doch nun versuchte er sich wieder aus der Bredouille zu retten: „Ich wollte nur andere, weniger drastische Rettungsmöglichkeiten erörtern und bedenken. Aber natürlich sah ich schnell ein, dass es keine Alternative zur ihren Entscheidungen gab.“

„Mister Toreen. Sie haben bereits einmal hier an Bord bewiesen, wessen Geisteskind sie sind! Also machen sie mir nichts vor!“, beließ es der Captain nicht dabei und blieb bestimmt bei seiner Forderung. Nun schaute der Geheimdienstagent auf den Boden und atmete mit einem tiefen Seufzer aus. Er gab nach und beschloss dem Captain reinen Wein einzuschenken, zumindest soweit wie notwendig: „Nun gut Captain... ich habe diese Viviane auf Gemini schon länger bei ihren Tätigkeiten beobachtet.“ „Ohne Lieutenant Commander Lincoln zu informieren, dem die Sicherheit der Station obliegt?“ „Nun, ein zu frühes Eingreifen erschien mir nicht ratsam.“

„Warum?“, wollte der Captain wissen und ließ nun zum ersten Mal von seinem konfrontierenden Blick ab, indem er sich hinter seinen Schreibtisch setzte und dem Bajoraner den Platz davor anbot. Dieser nahm dankend an und setzte sich: „Nun. Ich kam mit der Zeit immer mehr zu der Überzeugung, dass Viviane nicht der Kopf der Bande und die Schmuggelgeschäfte nicht die Hauptaufgabe dieser Gruppe ist. Alles Verhalten und alle Sicherheitsmaßnahmen deuteten auf eine Person oder Organisation im Hintergrund hin.“ Für einen Geheimdienstmann wurde der Lieutenant Commander nun geradezu redselig und poetisch: „Es war als ob eine unbekannte Macht, die ein größeres Ziel als bloße Gewinnmaximierung durch illegale Geschäfte verfolgte, im Verborgenen ganz dezent und kaum merklich die Fäden zog. Es war aber stets nur der Hauch einer Andeutung und alle vermeintlichen Fäden verloren sich irgendwo im Nichts. Daher versuchte ich mehr in Erfahrung zu bringen, gerade als ihre Ermittlungen die meinen kreuzten.“

„Und wer oder was ist nun diese ominöse Kraft im Hintergrund? Dieser... Moriarty des Gemini-Systems...“, hakte Andersson unbeirrt, aber leicht spöttisch in Anspielung auf Sherlock Holmes nach. Doch nun war auch Toreen Akida ganz ehrlich mit seinem Latein am Ende: „Inzwischen weiß ich durch die Abhöraktion auch nicht mehr als sie, Captain. Diese unbekannte Person X steht über dieser Viviane. Aber mehr ist mir zum jetzigen Zeitpunkt nicht bekannt. Dieser X hat seine Organisation absolut im Griff und verwischt seine Spuren sorgfältig, falls er überhaupt der Kopf dieser Organisation ist. Mit Viviane ist unsere einzige Spur zu ihm verloren gegangen. Moriarty trifft es also ganz gut...“


Epilog: irgendwann, irgendwo

Als das Shuttle landete, stand der groß gewachsene Mann im Halbschatten. Er beobachtete, wie das Shuttle sich öffnete und Viviane heraus stolperte. Als er ihr Gesicht sah, zog er überrascht eine Augenbraue hoch. Als sie ihm von dem Desaster berichtet hatte, hatte sie nur eine Audioverbindung aufgebaut. Nun wusste er, warum. Ihr Gesicht war eine Ansammlung an nässenden Wunden und verbranntem Fleisch. Ihr langes Haar war fast zur Gänze weggeschmolzen. Er trat ins Licht, so dass sie ihn sehen konnte. Vorsichtig ging sie auf ihn zu. „Du siehst beschissen aus, Viviane.“ Ihr unverletztes Auge sah ihn voller Zorn an. Er hielt unbeeindruckt ihrem Blick stand, bis sie den Kopf senkte. „Ich weiß nicht, woher dieses Schiff auf einmal kam. Es tut mir leid…“ „Als ich deinen Bericht gehört habe, wollte ich dich dafür töten, dass du die Sternenflotte zu einer unserer Basen geführt hast. Mittlerweile habe ich erfahren, dass der fette Ferengi nicht aufgepasst hat. Aber auch danach war ich mir noch nicht sicher, ob ich dich nicht trotzdem töten sollte. Du hast diese Piloten in unseren Kreis gelassen.“ Erschrocken sah sie zu ihm hoch. „Bitte…“ Er brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen. „Wie ich sehe, hast du schon dafür bezahlt. Das müssen höllische Schmerzen sein.“ Er drückte einen Finger auf ihre versengte Wange. Sie stöhnte auf, biss aber die Zähne zusammen. Sie wusste, ihr Leben stand auf Messers Schneide. Er nahm den Finger aus ihrer Wunde und wischte sich die Wundflüssigkeit an ihrem Kleid ab. „Ich habe eine Menge in dich investiert, Viviane. Aber ich hätte keine Bedenken, das als Fehlinvestition abzuschreiben.“ Er sah sie an und beobachtete ihre Reaktionen auf seine Worte. „Aber du hast dich trotz deiner Verletzungen gut geschlagen. Ich kenne tapfere Männer, die bei solchen Verbrennungen wahnsinnig geworden sind. Aber du hast sogar umsichtig gehandelt. Du bist stark. Das honoriere ich.“ Er machte eine Handbewegung. Zwei Gestalten mit Gewehren traten aus dem Schatten und verschwanden. „Ich will, dass du dich um den Versager Gaila kümmerst. Die Sternenflotte wird weiter an ihm dran bleiben und versuchen, Informationen aus ihm heraus zu quetschen. Das müssen wir verhindern. Du weißt, was du zu tun hast. Aber jetzt regeneriere dich erst einmal.“ Sie nickte stumm und lief an ihm vorbei ins Haus. In seinem Zimmer zog sie sich aus. Sie war darauf bedacht, keinen Blick in den Spiegel zu werfen, als sie sich in den steinernen Sarg legte. Normalerweise hasste sie es, in dieses Ding zu steigen, aber jetzt war sie froh. Würde es ihr doch den Schmerz und das entstellte Gesicht nehmen. Kurz bevor der Deckel sich schloss, erschien sein Gesicht. „Dies ist deine letzte Chance. Ein weiteres Versagen werde ich nicht tolerieren.“ Sie nickte grimmig. Sie würde kein zweites Mal versagen. „Und ich schwöre, eines Tages werde ich die beiden Piloten töten!“, waren ihre letzten Gedanken, als der Sarkophag sich aktivierte und sie in einen traumlosen Schlaf schickte.