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From PathfinderWiki

Lion's Den
Autor: Lew Sulik
Autor: Gregory Tyrone
Autor: Elisheba Krann


Lew Sulik

„Logbuch der USS Katana; Sternzeit 60.212,3; Captain Benjamin Ebbersmann. Drei Tage sind bereits vergangen, seit unsere Außenteams auf Romulus abgesetzt wurden. Lieutenant Commander Toreen hat uns die Codes der Romulaner zur Verfügung gestellt, wodurch wir jetzt wenigstens einige ihrer militärischen und politischen Subraumfrequenzen abhören können. Dadurch wissen wir zumindest, dass Lieutenant Commander Seeta Yadeel als politische Sekretärin Nelik ihren Dienst im Senatsbüro von Prokonsul Temok aufgenommen hat. Allerdings dauert die Dechiffrierung der romulanischen Botschaften stets gute drei Stunden, weshalb wir auch immer nur mit großer Verzögerung informiert sind. Außerdem bleibt uns der Code des Tal Shiar gänzlich verschlossen, denn deren Schlüsse konnte unser Geheimdienst immer noch nicht knacken. Ansonsten haben wir nichts von den beiden Teams gehört und wissen nicht, ob dies ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist. Zumindest haben wir bisher keines der vereinbarten Geheimsignale empfangen, die für den Fall einer Notsituation vereinbart wurden. So lange Seeta Yadeel noch Subraumbotschaften aus dem Sentasbüro versendet dürfen wir zumindest das Beste hoffen. Damit sind wir also weiterhin zum Warten verdammt und haben kaum Informationen über unsere Teams auf dem Planeten. Ansonsten sind wir zur höchsten Wachsamkeit und Vorsicht verpflichtet um selbst eine zufällige Entdeckung durch die Romulaner zu vermeiden. Die Spannung an Bord und die bedrohliche Atmosphäre wächst dadurch beinahe stündlich. Diese Mission ist eindeutig eine noch größere Belastung für die Crew als damals bei der Rettungsaktion für die Hevelius. Was die Moral der Besatzung aber noch aufrecht hält ist das Wissen, dass dort unten auf dem Planeten unsere Leute sind und wir sie nicht im Stich lassen dürfen. Ich kann mich als Captain nur glücklich schätzen, dass mein erster Offizier Andersson die Besatzung immer noch hervorragend motivieren kann. Captain Ebbersmann. Ende“


Seeta Yadeel fluchte innerlich über diese verdammten Romulaner. Die Arbeit die sie hier als politische Sekretärin zu verrichten hatte war die langweiligste Beschäftigung die sie in ihrem ganzen Leben hatte erledigen müssen. Die Sternenflottenbürokratie und ihre Formulare in dreifacher Ausführung waren ein Kinderspiel gegen diesen romulanischen Wahnsinn. Anders konnte sie den hiesigen Hang zur akribischen Dokumentation und intensiven Aufarbeitung von politischen Vorgängen nicht bezeichnen. Am liebsten hätte sie die die ganzen Datenträger an die Wand geknallt und ihr Computerterminal zertrümmert, so sehr hasste sie die Arbeit die sie nun schon seit drei Tagen zu verrichten hatte.

Ihr Vorgesetzter Prokonsul Temok war auf Frontbesuch bei den Truppen, was bedeutete, dass sie ihn bei den Senatssitzungen zu vertreten hatte. Anschließend hatte sie die Sitzungsprotokolle durchzuarbeiten, wichtige Stellen zu markieren und zu kommentieren. Ganz zu schweigen von der Textinterpretation die sie zu den ganzen Reden der anderen Konsuln und Senatoren anzufertigen hatte. Alles hatte sie dann zusammenzustellen und dann verschlüsselt an ihren Vorgesetzten per Subraum zu übermitteln. Nur ihre drei Kameraden hatten als Schreibkräfte und Archivare noch viel monotonere Arbeiten zu verrichten.

Dabei waren es nicht mal besonders wichtige Senatsdebatten die Seeta dabei zu besuchen hatte. Meist ging es nur um irgendwelche drittrangige formaljuristische Belange in irgendeiner Provinz oder Kolonie. So unwichtig, dass dabei nicht einmal der Prokonsul oder irgendein anderer hoher Würdenträger anwesend gewesen wäre. Das eigentliche Zielobjekt ihrer Mission war bisher nicht einmal in der Nähe des Plenums gewesen. Sie hatte es derzeit fast ausschließlich mit Senatoren und Konsuln aus den hinteren Reihen zu tun. Auf jeden Fall war Seeta nun überzeugt, dass man die romulanische Politik als die langweiligste der ganzen Galaxie bezeichnen durfte. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass es selbst im vulkanischen Parlament noch leidenschaftsloser und monotoner zu ging als hier auf Romulus.

Erschwerend kam für diese Mission hinzu, dass sie das Leben einer Fremden führte. Sie arbeitete in einem fremden Umfeld und wohnte in einer ihr völlig ungewohnten Umgebung. Auch wenn sie durch die Erinnerungsimplantate alles auf eine gewisse Art kannte, so fühlte sich alles irgendwie falsch an. Seeta Yadeel hatte sich nie wirklich für Psychologie interessiert, dazu war sie viel zu sehr Ingenieurin. Aber sie glaubte jetzt eine Ahnung zu haben, wie sich Schizophrenie anfühlen musste. Denn diese implantierten Erinnerungen waren als ob eine zweite Person in ihr wohnte. Alles hier auf Romulus war ihr seltsam vertraut und doch gleichzeitig seltsam unbekannt. Ihr Unterbewusstsein wehrte sich gegen dieses Leben währen sich die fremden Erinnerungen in ihr gerade zu danach sehnten.

Auch wenn sie es durch die Erinnerungen von Nelik alles hier kannte, so staunte sie immer noch über die eintönige Farbpalette die auf diesem Planeten vorherrschte. Die Farben der Landschaft bestanden fast überwiegend aus Grauschattierungen. Als wäre der gesamte Planet aus Sichtbeton gegossen worden der langsam verwitterte. Selbst die Farben von Gebäuden und Gegenständen waren meistens Grau oder zumindest sehr dunkel gehalten. Selbst die bedrückende Stimmung in der romulanischen Gesellschaft wirkte irgendwie grau. Das alles empfand sie als unglaublich ekelhaft und doch fühlte sich ein Teil von ihr hier heimisch. Diese Wechselbäder der Gefühle und Gedanken machten ihre Aufgabe nicht leichter.

Seeta legte ein weiteres PADD beiseite und schloss eine Datei auf ihrem Computerterminal. Ein Seufzen lag ihr auf der Zunge, als sie sich gerade der nächsten langweiligen Senatsdebatte im Protokoll zuwenden wollte. Da ertönte das Türsignal. Mit einem herrischen Ton der für die echte Nelik typisch gewesen wäre befahl sie Einlass und staunte nicht schlecht, als Colonel Nentok alias Lieutenant Tavik mit Gefolge geradezu stürmisch eintrat. Bisher hatten sie jeglichen Kontakt aus Sicherheitsgründen vermieden und es hatte bis jetzt auch keinen Anlass zu einem konspirativen Treffen gegeben.

Augenblicklich fuhr Seeta von ihrem Stuhl auf, denn auch als hochrangige politische Sekretärin hatte sie der Senatsgarde ihren Respekt zu bezeugen. Auch wenn hier keine Fremden anwesend waren, niemals durften sie aus ihrer Rolle fallen. In Anbetracht des allgegenwärtigen Tal Shiar wäre so etwas nicht nur töricht sondern geradezu fahrlässig tödlich. Darum herrschte die vermeintliche Nelik den Colonel wütend an, als sie sah wie zwei seiner Soldaten begannen den Raum mit Tricordern zu scannen: „Colonel Nentok! Was hat das zu bedeuten?“

Ohne direkt auf die Frage einzugehen und mit überheblichem Gehabe reichte er ihr ein Datenpadd und entgegnete geradezu stoisch und bestimmt: „Für übermorgen ist eine Sondersitzung des Senats angeordnet. Erhöhte Sicherheitsbestimmungen. An diese Regeln habe sie sich bei dieser Sitzung zu halten! Alle verdächtigen Aktivitäten sind zu melden.“

Daraufhin meldeten ihm seine Soldaten, dass die Überprüfung keine Gefahren und auch keinen Verdacht ergeben hätte. Mit einem zufriedenen Nicken kommentierte er diese Information und verabschiedete sich wieder knapp von der falschen Nelik. Ebenso zackig und schnell wie sie gekommen waren verließen sie auch das Büro.

Lieutenant Speyer in ihrer Tarnidentität Antoka saß an ihrem Schreibtisch Seeta gegenüber und schaute sie verwundert an. Die Archivare Demik und Lomka, ebenfalls ihre geheimen Teammitglieder waren so eben aus dem Nebenraum gekommen um sich nach dem eben gehörten Aufruhr zu erkundigen. Seeta fürchtete für einen Moment, dass diese drei trotz ihrer Ausbildung aus ihrer Rolle fallen könnten, darum befahl sie barsch: „Was schauen sie mich so an wie ein trellekanisches Mapistolon? Haben sie etwa noch nie die Senatsgarde gesehen? An die Arbeit, aber sofort!“

Diese, für einen Romulaner fast schon unterschwellige Warnung, fruchtete offenbar und alle machten sich wieder an die Arbeit. Seeta indes widmete sich dem PADD von Nentok. Seine Anwesenheit war ganz eindeutig eine Botschaft von ihrem zweiten Team. Denn wenn er eine außerordentliche Senatssitzung mit erhöhten Sicherheitsbestimmungen ankündigte, konnte dies nur bedeuten, dass auch der Prätor morgen anwesend sein würde. Möglicherweise hatte Tavik ihr eine geheime, verschlüsselt Nachricht auf dem PADD hinterlassen. Doch es war noch zu gefährlich dies hier im Büro zu überprüfen. Sie legte den tragbaren Computer-PADD beiseite um sich ihm später widmen. Vielleicht schmuggelte sie den kleinen Datenträger später in ihr Zuhause. Oder besser gesagt im Zuhause von Nelik.

Gregory Tyrone

Riov (Captain) Helev chi-Llhweir t'Aieme rutschte auf der Brücke seines Schiffs unruhig in seinem Sessel umher, während er einige Akten neu zuversetzter Crewmitglieder studierte. Er und seine Crew waren erst vor wenigen Tagen nach Romulus zurückgekehrt, nachdem sie mehrere Monate lang in Gefechten mit der Föderation gestanden und dabei so manchen Verlust erlitten hatten. Die dringend benötigte Verstärkung der Crew war daher umgehend vorgenommen worden, aber Urlaub würde keiner bekommen, das hatte Helevs direkter Vorgesetzter, der Kommandeur der 4. Rihannischen Raumflotte Enriov (Admiral) Maec ni-Mrian t'Kiell bei dem ersten Aufeinandertreffen der beiden nach fünf Monaten vehement erklärt.

'Wir sind im Krieg, Riov', hatte er erklärt. 'Da kann es keinen Urlaub geben.'

Und Helev stimmte dem Enriov da vollauf zu. Es gab wenige Gründe, einer im Krieg befindlichen Nation die Vorzüge des Friedens zu gönnen. Einen gewissen Ausgleich brauchte jeder, doch 'Urlaub' war ein Luxus, der in diesem Waffengang nichts mit der Realität zu tun hatte.

Wer diesen Waffengang angefangen hatte - nun, darüber gab es widerstreitende Meinungen. Manche sagten, die Föderation habe den Krieg begonnen, andere trafen die Feststellung, der Prätor müsse wahnsinnig geworden sein, er sei härter und unnachsichtiger aufgetreten als alle vorangegangenen Prätoren gemeinsam. Insgeheim teilte Helev diese letztere Sichtweise, doch er wäre wahnsinnig, wenn er das äußern würde. Ein Romulaner kämpfte für sein Volk, wenn es sein musste, und stellte die, die es führten, nicht in Frage. Wer welche Entscheidungen wie wann wo wider besseres Wissen erzwungen hatte, wer trotz der richtigen Argumente und weitsichtigeren Meinung übergangen worden war und wer letztlich für den Krieg und die damit verbundenen Toten, Vertriebenen und Traumatisierten verantwortlich war - das würde später zu klären sein, wenn der Krieg vorbei war und es denn noch jemanden gab, der das klären konnte.

Ein Glück, dass das Wesen der Föderation nicht auf Auslöschung ausgelegt war. Die Klingonen würden das romulanische Volk ausrotten, wenn sie die Möglichkeit bekamen - genauso wie die Romulaner die Klingonen bei der ersten sich bietenden Gelegenheit vernichten würden. Mit den Menschen und ihren Freunden war das etwas anderes. Mit ihnen ließ sich in Frieden koexistieren, das hatten schon frühere Phasen der Geschichte bewiesen.

Nur spielte das derzeit keine Rolle. Es war Krieg, und die Menschen waren der Feind. So sah es gegenwärtig aus, und wenn Helev mit seinem Warbird ChR Tamadra auf ein Sternenflottenschiff stieß, würde er alles dafür tun, es zu vernichten und idealerweise Gefangene zu machen, um den Rihannsu zum Sieg zu verhelfen.

Helev legte eine weitere Akte beiseite und kratzte sich am Kopf. Diese Uniform, die er trug, saß wie eine zweite Haut - als Riov konnte er sich einen Maßschneider leisten und romulanische Maßschneider verfügten über große Fertigkeiten, die sicher nicht nur die Romulaner zu schätzen wüssten. Doch irgendwie fühlte er sich unwohl. Er musste sich wohl einfach mal wieder bewegen. Er erhob sich aus seinem Sessel und machte eine Runde über die Brücke. Nichts außergewöhnliches lag an, wie so oft im Orbit von Romulus.

"Riov", zog der Kommunikationsoffizier Helevs Aufmerksamkeit auf sich. "Ich habe eine Prioritätsnachricht für Sie. Subcommander Venrik will Sie sprechen."

Helevs Miene versteinerte sich augenblicklich. "Ich bin in meinem Büro", sagte er und verließ ohne ein weiteres Wort zu verlieren die Brücke. Mit diesem überheblichen Schnösel wollte er am liebsten gar nicht erst zu tun haben, aber er war beim Tal Shiar, und der Tal Shiar saß immer am längeren Hebel.


Kaum in seinem Büro angekommen, nannte er dem Computer seinen Authentisierungscode und ließ sich an seinem Schreibtisch nieder, während das codierte Signal entschlüsselt wurde.

Als die sichere Leitung stand, erschien das ewig hochmütige Gesicht seines Tal Shiar-Verbindungsoffiziers auf dem Schirm. Venrik verschwendete aber nicht wie sonst unnötig Zeit mit jovialem Smalltalk, sondern kam gleich zum Punkt:

"Riov chi-Llhweir, ist Ihr Schiff einsatzbereit?"

"Ja, Subcommander." Oh, wie gerne würde Helev diesem schmierigen Typen einmal eine verpassen. Ein Subcommander stand eigentlich in der Hierarchie unter einem Captain, doch er redete mit ihm, als wäre er ein Admiral. Doch Helev riss sich zusammen. "Worum geht es?"

"Brechen Sie alle Versorgungsaktivitäten ab und fliegen Sie Gefechtspatrouille im Orbit. Rechnen Sie mit allem und scannen Sie insbesondere nach getarnten Schiffen. Und wenn Sie etwas finden, zerstören Sie es - dazu ist keine weitere Autorisierung nötig."

"Getarnte Schiffe? Was hat das zu..." Der Subcommander ließ Helev nicht ausreden.

"Das ist irrelevant, Riov. Tun Sie's einfach."

"Das sehe ich nicht so!", erklärte Helev vehement. "Scheinbar gibt es ein Problem, und wenn mein Schiff die Lösung sein soll, muss ich wissen wonach genau wir suchen sollen!"

Der Tal Shiar-Offizier seufzte und faltete seine Hände. "Ich werde offen zu Ihnen sein, Riov."

'Das wäre das erste Mal', dachte Helev, sagte aber nichts. Venrik fuhr fort: "Wir haben verlässliche Informationen erhalten, dass sich ein Raumschiff der Föderation Romulus nähert oder schon hier ist. Der Zweck dieser Mission ist nicht klar, es ist aber sehr wahrscheinlich, dass eine verdeckte Kommandooperation mit dem Ziel eines Attentats oder der Entwendung von geheimen Informationen durchgeführt wird."

"Das hört sich ja nach einem relativ klaren Lagebild an", versetzte Helev und fügte an: "Darf ich erfahren, warum Sie dieses Eindringen nicht direkt unterbunden haben, wenn Sie schon an solche Informationen gekommen sind?"

"Riov", gab sich der Geheimdienstler wieder jovial. "Glauben Sie mir, wir haben unsere Gründe. Und Sie müssen diese nicht verstehen, um diesen Auftrag auszuführen. SUchen, finden und zerstören Sie getarnte Schiffe, die nicht zur romulanischen Raumflotte gehören, und fragen Sie nicht töricht herum wie ein Schuljunge."

Helev wurde wütend und musste sich im Zaum halten angesichts dieser direkten Zurechtweisung durch einen Rangniederen.

"Gibt es sonst noch Anweisungen?", presste er zwischen den Zähnen hervor und Venrik tat gut daran, da nicht weiter nachzuhaken. "Nein. Das wars fürs Erste, Riov. Sie werden in Kürze Unterstützung durch ein weiteres Schiff erhalten. Melden Sie mir alle sechs Stunden Ihren Fortschritt. Ende."

Helev schluckte seinen Frust hinunter, während er aufstand. Auch hier, in seinem Büro, war er nicht sicher vor der Überwachung durch die liebsten Freunde aller Romulaner, daher unterdrückte er den Drang zu fluchen und schritt wieder auf die Brücke.


Ohne Formalitäten abzuwarten, schnauzte der sonst so ruhig auftretende Captain seine Crew mehr oder weniger an. "Kommunikationsoffizier, veranlassen Sie den Transport aller nicht zur Besatzung gehörigen Personen von Bord auf die Oberfläche und weisen Sie den Maschinenraum an, die Quantensingularität auf 100% Nutzung hochzufahren. Steuermann, setzen Sie einen orbitalen Kurs, ein Achtel Impuls. Taktischer Offizier, Schilde hoch, Disruptoren und Torpedos in Bereitschaft. Und holen Sie mir Erei'Riov (Commander) tr'Mhiessan auf die Brücke." Seine XO würde er jetzt gebrauchen können.

Der Sicherheitsoffizier sah seinen CO ernst an. "Probleme, Riov?"

Helev sah sich nach dem einige Jahre jüngeren Romulaner um. Er nickte nicht, aber sein Gesichtsausdruck sprach Bände. "Scannen Sie den gesamten Orbit nach Sternenflotten-Energiesignaturen, höchste Korrekturrate, laden Sie die gesamte Datenbank in die taktischen Scanner. Finden Sie etwas, wenden Sie den Tachyonenpulsscan an. Ist dieser positiv, Feuer aus allen Disruptoren."

"Riov, was geht hier vor sich?"

"Wir werden ein Phantom jagen, Arrain", sprach er den Lieutenant mit seinem Dienstgrad an. "Wir jagen ein getarntes Schiff der Föderation. Ein verdammtes Sternenflottenphantom." Skeptisch sah er zum Hauptschirm, auf dem nicht mehr der Orbit von Romulus zu sehen war, sondern wieder die taktische Anzeige.

"Dann werden wir das Phantom finden, Riov", erklärte der Arrain selbstbewusst. "Ich lade alle verfügbaren Daten über Föderations-Energiesignaturen in die taktische Sensordatenbank, intelligentes Anpassungsanalyseprotokoll."

Indes wandte sich der Kommunikationsoffizier um: "Transport aller Besatzungsfremden Personen eingeleitet."

Helev nickte. "Gut, dann jetzt die angesprochenen Maßnahmen ausführen. Kommunikationsoffizier, wieviel Zeit werden wir benötigen, bis wir den gesamten Orbit einmal abgesucht haben? Rechnen Sie für zwei Schiffe."

Der so Angesprochene tätigte einige Eingaben und sah sich um. "Etwa vier Stunden und siebenunddreißig Minuten, Riov."

"Gut." Mit dem Kommandanten des anderen Warbirds würde Helev einige Absprachen treffen müssen, aber dann war die Chance groß, ein im stationären Orbit befindliches Schiff bald aufzuklären. Ein sich bewegendes Schiff würde ihnen diese Suche erschweren, aber auch ein solches Schiff würde sich nicht ewig verstecken können.

Ob das zum Wohl des Imperiums war, wusste Helev nicht mit letzter Sicherheit - aber es war auch nicht an ihm, das zu beurteilen. Er hatte einen Befehl auszuführen und würde es ohne zu zögern tun.

Elisheba Krann

Bebende Häuserwände, einschlagende Granaten, die dadurch entfachten Plasmabrände schnüren einem die Luft ab. Grell explodierende EPS-Leitungen, Phaser- und Disruptorenbeschuss in allen Varianten und schwere Hüllenbrüche, die den Raumer destabilisieren. Dies alles wäre ihr lieber gewesen als das hier. Rhana saß an dem üblichen Rundtisch mit den üblichen Personen und diskutierte mit ihnen über die üblichen Sorgen.

Wieder hatten sie eine ihrer Wiederstandszellen verloren. Ausradiert, im Namen des Romulanischen Reiches, ausgeführt und logistisch betreut aber durch die Drakh. Früher einmal war sie selbst eine von jenen gewesen, die den „Widerstand“, wie sie die Leute dort oben nannten, bekämpft hatten. Doch war es wirklich ein „Widerstand“, wenn er versuchte das vulkanische und das romulanische Volk nach über zweitausend Jahren wieder zusammenzuführen. War es ein Widerstand, der versuchte, das romulanische Volk aus dieser seltsamen Sklaverei wieder herauszuführen? Es brachte nichts, sich über diese Sachen Gedanken zu machen, denn de facto wusste das Volk selbst schließlich nicht einmal, dass sie unterdrückt wurden. Alleine Rhana und die letzten der „Wiedervereinigungsbewegung“, wie sie sich selbst nannten, waren wohl diejenigen die überhaupt eine Ahnung hatten, was politisch vorging. Ein Wissen, dass sie nur hatten, weil Rhana selbst ein Mitglied des Senats war – mit gerade einmal zweiundvierzig Jahren war sie die jüngste innerhalb einer Riege von alten Männern von Frauen. Der Shinzonvorfall hatte mehr Veränderung gebracht, als sich manch einer damals gewünscht hatte. Anders als in einer anderen Welt, war Rhana in dieser Realität einmal Kommandeurin eines Warbirds – abberufen durch Commander Donatra, um der gebrochenen romulanischen Regierung frische, junge Ideen und frischen Wind zu bringen. Doch stattdessen kam es zunächst zu den Drakh und dann zu diesem gottverdammten Krieg gegen die Föderation. Vor sieben Jahren hätte sie dem wohl weniger Bedeutung gegeben, doch die Freundschaften, die sie im Dominionkrieg aufgebaut hatte, sorgten dafür, dass sie weitaus differenzierter zu dem Krieg stand als vielleicht manch anderer Romulaner es getan hätte.

„Zu Temal und Rosul haben wir seit drei Tagen keinen Kontakt mehr, das bedeutet wir müssen damit rechnen, dass sie es nicht geschafft haben“, sprach der junge Mann neben ihr und las von einer langen Liste auf einem PADD ab. „Merha und Kular sind vorgestern los, um die Zelle um Muvar zu suchen. Sollten sie nicht wiederkommen oder mit negativem Ergebnis angelangen, müssen wir davon ausgehen, dass wir die letzten sind“, der junge Mann legte das PADD auf den Tisch. Jeder von ihnen, die am Tisch saßen, schauten es gedankenversunken an, als könnten sie mit ihrer Gedankenkraft die Daten ändern. Doch das würde die Realität nicht ändern, und die Realität war: Sie steckten bis zum Hals in der von den Menschen so blumig beschriebenen Scheiße. „Commander, wie sieht es bei Ihnen aus?“, erkundigte sich Loren, der junge Mann, welcher die Verlustenliste vorgelesen hatte. „Ich habe mich unbemerkt der Nachricht widmen können und sie im Hintergrundrauschen versteckt. Tal’Shiar-Vorgehensweise, unwahrscheinlich, dass sie jemand hier bemerkt hat“, berichtete Rhana. “Und wie wahrscheinlich ist es, dass sie jemand empfangen hat?“, fragte Marha, eine etwas ältere Frau, deren Äußeres in den letzten Monaten rapide bergab ging. „Leider sehr niedrig. Ich nenne Ihnen die Zahl besser nicht um Sie nicht unnötig zu entmutigen. Aber wenn der Empfänger, wenn es einen gibt, sie richtig gelesen hat, hat er unsere Warnung hoffentlich verstanden.“ Wieder schwiegen alle.

Wie erdrückend doch die Lage gewesen ist. Vorher waren sie noch zwei Senatsmitglieder gewesen, in der Bewegung. Das war, bevor Botschafter Spock zurück zur Föderation gereist war um über die Lage zu berichten. Und das war vor dem Krieg. Der andere Senator hingegen hatte den Ausbruch des Krieges nicht überlebt: Degradiert als Raumschiffkommandant, an die Front geschickt und den ersten Scharmützeln zum Opfer gefallen. Herauszufinden, dass die Föderation beabsichtigte ein Kommando nach Romulus zu schicken war für die ehemalige Tal’Shiar kein Problem gewesen. Dies und die Tatsache, dass sie Senatorin war, ließen ihrem Einfluss mächtigen Spielraum. So kam sie auch an aktuelle Daten, wie etwa der, dass ein Schiff der Liandra-Klasse in diesem Universum erschienen war. Diese Information war solch ein Lauffeuer gewesen, dass natürlich auch die Drakh wussten, was passieren würde. Man stellte sich den Feind immer lieber unwissend und dumm vor, doch die Realität zeigte in der Regel das Gegenteil. Und die Realität sagte auch, dass Tal’Shiar und Drakh, natürlich war der mächtigste Arm von Romulus ebenfalls unter deren Kontrolle, davon wussten, dass ein Schiff in Richtung Romulus kommen würde. Außerdem: Natürlich hatte der Tal’Shiar auch auf Seiten der Föderation Agenten. Diese wurden zwar im Laufe des Konfliktes genauso ausgeschaltet wie die der Föderation im Sternenimperium, doch noch flossen die Informationsquellen.

Die Treffen die sie durchführten waren jedes Mal an einem anderen Ort. Uhrzeit und Treffpunkt wurden nicht mündlich weiter gegeben, sondern mussten von den Mitgliedern mit Hilfe des Sternenstands selbst errechnet werden. So handhabten sie es, seit die drittletzte Widerstandszelle aufgerieben wurde. Von ihren Mitgliedern hatte man natürlich nichts mehr gehört. Selbst für Rhana war es schwer, deren Verbleib nachzuvollziehen, doch die Hinweise waren alles andere als aufmunternd oder schön. „Schön“, ein Wort, dass ohnehin an Geschmack verloren hatte. Die Romulanerin hatte früher gerne an ihrem Saiteninstrument herumgezupft. Seit dem Krieg jedoch hatte sie dem Gerät nicht einmal eines Blickes gewürdigt. Ein Teil an „Schönheit“, den man ihr bereits recht früh geraubt hatte. Allgemein hatte das Leben auf Romulus an Geschmack verloren. Dass sie, die auf Arcor II geboren wurde, ohnehin mit dem tristen Grünbraungrau von Romulus nicht wirklich zurechtkam, war eine Sache. Eine andere war, dass sich offensichtlich viel verändert hatte, auf den Straßen Romulus aber sich nichts zu ändern schien. Romulus war Romulus geblieben, doch es war nicht das echte Romulus. Vorsichtig ging die Senatorin über die Straße auf das Regierungsgebäude zu, ließ zwei Transporter passieren und trat schließlich auf das Bordsteinpflaster. Noch immer hing der Reichsadler stolz über dem Tor des riesigen Gebäudes und hielt Wache über das Imperium. Für Rhana jedoch hatte es den Anschein, er würde eine gebeugtere Haltung haben als früher; erdrückt von der Last, die ihm aufgebürdet wurde. „Senatorin Kuroneko!“, salutierte die Senatswache. Rhana aber würdigte sie, wie immer, nur mit einem Nicken und betrat das Gebäude. Sie schritt durch die Hallen weiter, hin zu dem Raum, den man ihr als Büro zugesichert hatte. Was Rhana wohl am meisten von dem Einsatz, damals als Tal’Shiar-Agentin, auf der Erde mitgebracht hatte war die Unordnung. Anpassen bedeutete sich wie sie verhalten, bedeutete auch: Nicht jeder Mensch war ordentlich. Seit dieser Zeit hatte sie diese Macke nicht abtrainieren können. Aber das war auch nicht nötig, denn eine exzellente Kraft war sie trotzdem, sonst wäre sie wohl schon längst zurück auf einem mehr oder minder wichtigen Posten in der Reichsflotte. Eine Belohnung war dieser Job jedoch auch nicht: Intrigen, Korruption und natürlich die Drakh machten das ehrliche Arbeiten in der Politik nicht gerade einfacher, bisweilen sogar unmöglich. Sie setzte sich an ihren Arbeitstisch, und sah auf die zwei neuen Dokumente, die man ihr hingelegt hatte. Ein Bestätigungsschreiben zum Bau drei weiterer Horchposten im Kaleh-Sektor, der lediglich nur noch von ihr durchgelesen und unterschrieben zurückgegeben werden musste, und eine Vorladung zu der Sondersitzung, am übernächsten Tag, von der sie ohnehin bereits gewusste hatte.

Gedankenversunken lehnte sich die Föderationssympathisantin nach hinten und schaute an die fensterlose Wand vor ihr. ‚Die Sternenflotte ist vermutlich bereits hier, es wird auch schon nach ihr gesucht’, schallten die Worte des Geheimdienstmannes schließlich wieder in ihrem Kopf. Vor dem Gang zum Senatsgebäude hatte Rhana noch einmal beim Tal’Shiar vorbei gesehen und die aktuellsten Befunde erfragt. Das war ein zweischneidiges Blatt, denn auf der einen Seite vorsorgte sie ihre Bewegung so mit Informationen, und seit drei Tagen auch die Föderation. Auf der anderen Seite aber war sie auch verpflichtet diese Informationen im Senat preiszugeben, denn das war ihre Aufgabe als Senatorin für innermilitärische Belange. Ein Fehler, und die Drakh wussten, wer das schwarze Schaf ist. Was sie jedoch wusste: Sie hatten nun wohlmöglich endlich wieder eine Chance, die Drakh aus diesem Universum rauszuschmeißen. Doch wie sollten sie Kontakt zu den Agenten aufnehmen? Auffälliges herumwedeln mit einer selbstgestickten Föderationsflagge fiel jedenfalls aus dem Auswahlkatalog.

Lustlos drückte Rhana auf den „Weiter-Knopf“ auf dem PADD mit der Vorladung bis sie zum Ende gekommen war. Eher zufällig fiel ihr dabei die Unterschrift auf, die ein wenig seltsam aussah. Konkret: Irgendjemand hatte an ihr gepfuscht. Vorsichtig nahm Rhana das PADD zur Seite und griff in die oberste Schreibtischschublade. Da sie sich nicht sicher war, ob dieser Raum Wanzen hatte und sie audio oder gar audiovisuell beobachtet wurde, tat sie so, als würde sie mit der Lupe, die sie herausgeholt hatte, eines der Papierdokumente genauer untersuchen, wegen einer Schrift, die sie nicht lesen konnte. Im Vorbeigehen aber huschte sie über das PADD mit der Vorladung und was sie sah waren Zahlen. Genauer: Zahlen in Föderationsschrift. Arabische Zahlen. ‚6-3-5-4-5’, war es was sie las und grübelte. Wer würde ihr einen Zahlencode zuschicken der in Menschenschrift geschrieben wurde? War das der Beweis, dass die Sternenflotte bereits wirklich Romulus infiltriert hatte? Als ehemalige Tal’Shiar, die immer noch mit Geheimdienstbelangen betreut wurde, war es für Rhana freilich nicht schwer die diversen Verschlüsselungen im Kopf herauszusuchen, die für diesen Zahlencode standen. Es hätten Koordinaten sein können, aber dafür waren es zu wenig Zahlen. Auch eine Frequenz war auszuschließen, denn dafür fehlten mindestens drei Zahlen um die Modulation zu markieren. Nach und nach schloss sie mehr und mehr Techniken aus, bis sie mit den plausibelsten anfing. Die ersten zwei schieden aus, nachdem sie nach mehrfacher Prüfung Nonsens ergaben. Doch der dritte Versuch war vielversprechend. So einfach, doch für Nichtmenschen nicht unbedingt gängig. Für jede Zahl konnte ein Buchstabe stehen, doch da es ein Primärzahlencode war, stand für jede Zahl nicht nur ein Buchstabe, sondern mehrere. Nach und nach formte Rhana aus den einzelnen Buchstaben Worte, bis sie einer heißen Spur näher kam. Sie Formte die Buchstaben immer mehr bis ein Name – und sie kannte ihn sehr gut – ihr in den Sinn kam. ’Nelik’, dachte Rhana und war verwundert den Namen der politischen Sekretärin Prokonsul Temoks zu lesen. Entweder man führte sie in eine Falle oder dies war der entscheidende Hinweis. Irgendjemand hatte sie erkannt und ihr diese Nachricht hinterlassen. Doch was sollte sie machen – sich der Gefahr hingeben geschnappt und hingerichtet zu werden, oder den Versuch wagen eine Konspiration mit der Sternenflotte zu bewegen. Der Entschluss an sich ging innerhalb von zwei Sekunden, denn Rhana wusste. Die Bewegung war auch so schon an der Existenzgrenze angelangt – früher oder später würde auch ihre letzte Zelle aufgerieben. Die Drakh und die Regierung waren ihnen auf den Fersen und wenn sie nichts taten, egal wie gefährlich es war, wäre all ihre Hoffnung vergebens gewesen.

Es dauerte ein wenig bis Rhana im Sekrätariat angelangt war in der Nelik arbeitete. Eine Frau, die nicht die war, die sie zu sein schien. Das klang nach einem schlechten Science Fiction Roman von der Erde. Doch Rhana wusste, dass sie selbst oft genug die Verkörperung dieser Science Fiction gewesen ist. Unter dem Vorwand, es gäbe Probleme mit dem Schreiben, der die Horchposten im Kaleh-Sektor betraf, gelangte sie schließlich in die entsprechenden Räumlichkeiten. Rhana wartete nicht darauf, dass die Sekretärin ihr Einlass gewährte. Sie selbst wusste, wie viele Personen sich im Raum befanden – eine alte Tal’Shiar-Angewohnheit sich für jeden Raum abzusichern der vor ihr lag. So konnte sie auch das erstaune Gesicht Neliks erkennen, doch dieses Auftreten war für Rhana normal, dass wusste die falsche Nelik und das wusste Rhana selbst. Nur durch dieses forsche Auftreten war das Überleben in der romulanischen Politik überhaupt erst möglich. „Senatorin Kuroneko. Was gibt es?“, herrschte die reichlich aufgewühlte Nelik und schaute Rhana mit dem ihr so typisch genervten Blick an. ‚Wenn sie wirklich nicht Nelik ist, dann ist sie gut’, schluckte Rhana einige Zweifel herunter. „Diese Genehmigung ist unzulässig und muss überarbeitet werden!“, pfiff Rhana zurück und schmetterte Nelik das PADD in ihrer Hand auf den Tisch. „Lesen Sie ab Paragraph sieben!“ Es gab keinen Paragraphen sieben. Aber sehr wohl einen Zahlencode in der selben Form, wie sie ihn bekommen hatte, versteckt hinter ihrer Unterschrift: 6-3-5-4-5 4-2-4 2-4-6 3-7 „Nelik. Ich bin es.“


Mark saß in seinem Fighter und langweilte sich zu Tode. Seit unzähligen Tagen hielt er sich im romulanischen System auf. Aber seit dem war es erschreckend ereignislos geblieben. Der Flug war schon monoton, aber immerhin hatte er die meiste Zeit etwas zu tun gehabt. Nun kreiste er um diesen gottverdammten Planeten und musste nur aufpassen, nicht mit irgendwelchem Weltraumschrott, Shuttles und anderen Schiffen zu kollidieren. Der Fighter war darauf programmiert worden, romulanischen Schiffen automatisch auszuweichen. Aber dennoch hatte Mark sich angewöhnt, die Steuerung so oft wie möglich zu übernehmen. Es bedeutete ein bisschen Beschäftigung, auch wenn es eigentlich nichts zu tun gab. Ansonsten hatte er sich mit allerlei Filmen, Büchern und Spielen die Zeit vertrieben. Mittlerweile hasste er jedoch jede Minute in diesem System. Er konnte in dem Cockpit nicht richtig schlafen, also hatte er die Nächte vor allem gedöst oder in einer Art tiefer Meditation verbracht. Aber so langsam machte ihm der mangelnde Schlaf doch zu schaffen. Und die nur notdürftige Hygiene steigerte seine Laune auch nicht gerade. Er wusste, dass Natalie sich wirklich alle Mühe gegeben hatte, ihm ein System einzubauen, mit dem er seinen täglichen Bedürfnissen nachgehen konnte. Schließlich war der Fighter nicht für solche Langzeitmissionen vorgesehen. Er war ihr auch dankbar dafür, aber es erfüllte seine Vorstellung von Körperpflege nur unzureichend. Und all das machte ihn langsam reizbar. Das Schlimmste war aber die Ungewissheit, was diese Mission anbelangte. Er wusste nicht, wie die Außenteams vorankamen, ob die Katana sicher im System angekommen war, ob er überhaupt zum Einsatz kommen würde. Alles stand in den Sternen. Er sehnte sich nach einer richtigen Dusche, einem richtigen Bett, nach Bewegung und Unterhaltung. Und nicht zuletzt nach Tessa. Sie hatte ihm einen Datenspeicher gegeben, auf dem sie ihm für jeden Tag etwas aufgespielt hatte. Mal war es eine Geschichte, mal eine persönliche Nachricht. Er liebte ihre Stimme und freute sich jedes Mal den ganzen Tag darauf, das nächste Kapitel zu öffnen. Es durchbrach diese unendliche Einöde.

In den letzten Tagen waren viele Schiffe eingetroffen, darunter etliche Warbirds. Mark hatte zunächst befürchtet, dass sie wussten, dass die Katana und er hier waren. Wachsam hatte er jede Bewegung der Schiffe beobachtet, bis er erkannt hatte, dass sie sich nicht auf einer Mission, sondern zur Wartung im System befanden. Er hatte in seiner Fantasie mehrfach in den Neuralmodus umgeschaltet, sich enttarnt und auf die Warbirds gefeuert. Es wäre so einfach, die Romulaner mit heruntergelassenen Hosen zu erwischen und so viele Schiffe mit einem Schlag zu vernichten. Aber er wusste, dass diese Fantasie niemals Wirklichkeit werden konnte. Es wäre das Todesurteil für die Mission gewesen. Und für ihn natürlich auch. Er machte sich keinerlei Illusionen, dass er eine Chance hätte, bei den ganzen Schiffen und planetaren Verteidigungssystemen auch nur eine Minute zu überleben. Also beließ er es bei seinen Fantasien.

Mark hatte auf Autopilot geschaltet und es sich so gut es ging in seinem Sessel bequem gemacht. Er hatte ein PADD in der Hand und las. Das war einer der wenigen Vorteile dieser Mission. Er hatte jetzt endlich genug Zeit, zwei Jahrhunderte Literatur aufzuholen. Nebenbei halfen die Bücher ihm, die Zeit zu vergessen. Der Niederländer hatte sich gerade in einen spannenden Science Fiction vertieft, als ein Warnton ihn aufschrecken ließ. Er legte das PADD weg und wandte sich dem Monitor zu. „Scheiße!“, murmelte er. Soeben hatte einer der Warbirds abgedockt und seine Schilde und Waffensysteme aktiviert. „Das verheißt nichts Gutes.“, dachte er. Er beobachtete die Flugbahn des Kampfschiffes. Entgegen seinen Erwartungen hatte das Schiff jedoch nicht das romulanische System verlassen, sondern durchflog es stattdessen. Es dauerte einige Momente, bis Mark in dem scheinbar chaotischen Flug ein kompliziertes Muster erkannte. „Scheiße! Sie suchen nach uns. Sie wissen also tatsächlich, dass wir hier sind…“, fluchte Mark und bereitete eine Notaktivierung aller Systeme vor. „Vielleicht erfüllt sich meine Fantasie ja doch noch.“, flüsterte er grimmig. Er setzte sich richtig in seinen Pilotensessel und legte den Gurt an. Er war bereit. Was immer auch passieren würde. Die nächsten Minuten vergingen, ohne dass wirklich etwas passierte. Der Computer hatte eine Flugbahn des Warbirds errechnet, und so hatte Mark versucht, eine möglichst große Distanz zwischen sich und den Romulanern zu legen. Plötzlich ertönte ein erneutes Alarmsignal. Mark fluchte und korrigierte seine Flugbahn. Er hatte sich so sehr auf diesen einen Warbird konzentriert, dass er den zweiten völlig übersehen hatte, der ebenfalls mit aktivierten Schilden und Waffen das System durchkämmte. „Jetzt wird es interessant!“, knurrte Mark und stellte sich auf ein langes Katz-und-Maus-Spiel ein.


„Eine weitere Kurskorrektur. Solangsam gehen die mir ziemlich auf die Nerven, Sir“, kündigte Tomm an, als er bereits zum siebzehnten Mal die Koordinaten wechseln musste um dem Suchmuster des Warbirds zu entgehen. Seit einiger Zeit beobachteten sie, wie der Warbird immer wieder an ihnen vorbeiflog. Vorbei, weil die Steuermänner und -frauen aufmerksam genug waren um zu merken, wann es brenzlig wurde. Wieder sah er wie der Warbird vergebens nach ihrer Signatur suchte. Zwar hatte er einige Male die Disruptoren abgefeuert, deren Energiepegel prallten aber stets am planetaren Schild ab oder trafen das Nichts. Höchstwahrscheinlich Echos ihrer Tachyonemissionen, aber besorgniserregend genug, denn was hinderte die Romulaner, ein weiteres, getarntes, Schiff mit der Suche zu beauftragen und sie auf diese Weise von „hinten“ anzugreifen?