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From PathfinderWiki

Gute Zeiten, schlechte Zeiten
Autor: Mark de Boer

Ein statisches Rauschen war die einzige Antwort, die er erhielt. Garrick sah irritiert auf sein Außenteam. Dann aktivierte er seinen Kommunikator erneut: „Andersson an Transporterraum 3.“ Wieder gab es nur Rauschen. „Hmm…“, murmelte er unsicher. „Andersson an Katana.“ Erneut erhielt er keine Antwort. „Vielleicht liegt es ja an der Höhle?“, vermutete Lazarus. „Ich kann sie mit meinem Tricorder nicht durchdringen. Wahrscheinlich schirmt sie das Kommunikationssignal einfach nur ab.“ „Dann sollten wir zusehen, dass wir die Höhle verlassen.“, schlug Seeta vor. „Und wir sollten uns beeilen.“, ergänzte Manoel, während er seinen Phaser zog. „Mein Tricorder zeigt zirka 70 fledermaus-ähnliche Lebewesen, nur deutlich größer. Wir sollten nicht so lange warten, bis wir herausfinden, wovon sie sich ernähren.“ „Dann los!“, befahl der XO, blickte auf seinen Tricorder, mit dem er die Umgebung gescannt hatte, und schlug eine Richtung ein. Die anderen folgten ihm.

Nach einem vierstündigen Marsch, der geprägt war durch einige Kletterpartien in absoluter Dunkelheit, die nur durch ihre kleinen Taschenlampen durchbrochen wurde, erreichten sie eine Öffnung im Fels nach draußen. Allerdings war sie so schmal, dass sie sie erst mit ihren Phasern vergrößern mussten. Mühsam kletterten Sie über die Brocken hinaus ins Freie. Der lange Däne hustete und wischte sich Staub und Schweiß vom Gesicht, während er sich langsam um seine eigene Achse drehte und einen ersten Eindruck dieser zweiten Erde gewann. „Seltsam. Sehr seltsam!“ Der XO drehte sich um zu der Stimme hinter ihm. „Was gibt es, Dr. Lazarus?“ „Wir hatten vermutet, dass sich dieser Planet in einer Phase befindet, die etwa 30 bis 40 Millionen Jahre vor der heutigen Erde liegt. Das würde dem Eozän der Erdgeschichte entsprechen.“ „Ja, das ist richtig, Doktor.“, bestätigte Yadeel. „Demnach hätte ich hier eine deutlich höhere Sauerstoff- und CO2-Sättigung und eine leicht erhöhte Temperatur erwartet. Die Werte entsprechen aber eindeutig heutigem Erdstandard. Sehr seltsam. Sehr, sehr seltsam.“


„Was soll das heißen, wir wissen nicht, wo unser Außenteam ist? Warum rufen Sie es nicht?“, entfuhr es Ebbersmann. Der junge Wissenschaftsoffizier, der ihm Bericht erstattete, zuckte merklich zusammen und fuhr kleinlaut fort: „Wir haben den Kontakt verloren. Als der Transportvorgang gestartet wurde, veränderte das Sonnensystem erneut sein temporales Gefüge. Leider war der Vorgang schon zu weit fortgeschritten, als dass wir das Beamen noch hätten abbrechen können. Wir konnten ihn nur noch verzögern.“ Ebbersmanns hatte seinen Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst, als er dem jungen Mann zuhörte. „Das temporale Gefüge hat sich verändert? Wie?“ „Das wissen wir nicht. Wir haben keine Erklärung dafür, Sir.“ Der Captain schüttelte den Kopf. „Ich meinte, wie stark hat es sich verändert?“ „Oh, entschuldigen Sie, Sir. Die Zeit verlief wieder rasend schnell. Schätzungen belaufen sich auf anfangs acht, später auf 2 bis 3 Millionen Jahre pro Sekunde, Sir.“ „Wie bitte?!?“ Benjamin spürte, wie sein rechtes Augenlid zu zucken begann. Für ihn war das immer ein Zeichen, dass er extrem nervös war und nicht genau wusste, was er tun sollte. „Wie lange konnten Sie den Transport verzögern?“ „Für 10,4 Sekunden. Es gibt zumindest eine gute Nachricht: Das temporale Gefüge hatte sich weitestgehend normalisiert, als wir den Transportvorgang vollenden mussten.“ Benjamin hob eine Augenbraue. „Was bedeutet das für unser Team?“ Der Mann auf der anderen Seite des Schreibtisches verlagerte sein Gewicht. Ihm war das Missbehagen deutlich anzusehen. „Nun, wir haben sie innerhalb der letzten zehntausend Jahre auf den Planeten gebeamt.“ Dem Captain klappte der Mund auf. „Und das nennen Sie eine gute Nachricht?“ „Na ja, erdgeschichtlich ist das nur ein Augenblick. Außerdem konnten wir verhindern, dass sie in der rasenden Phase auf dem Planeten gebeamt wurden.“ „Wir reden hier von vier Offizieren, nicht irgendwelchen Steinen! Da sind zehntausend Jahre keine gute Nachricht!“, wies ihn der Captain zurecht. Dann wurde seine Stimme milder, als er sah, wie sich sein junger Untergebener versteifte. „Ich weiß, Sie sind Geologe. Aber hier geht es um vier Menschen, die wir finden müssen. Wie schnell vergeht die Zeit aktuell auf dem Planeten?“ „Momentan entspricht eine Stunde auf dem Schiff zirka sieben Tagen auf dem Planeten, Sir.“ „Okay. Gehen wir also davon aus, dass das Außenteam in der jetzigen Zeit angekommen und noch am Leben ist. Suchen Sie sie. Scannen Sie den Planeten, suchen Sie nach den Kommunikatoren. Ich will wissen, wo sie sind und was mit ihnen passiert ist. Nehmen Sie sich so viel Hilfe, wie Sie benötigen!“ „Ja, Sir!“ Fast salutierte der junge Mann, bevor er den Raum des Captain verließ.


Frustriert knurrte Ramirez vor sich hin. Er warf seinen Kommunikator, den er mit dem Tricorder verbunden hatte, vor sich auf den Boden. Dann stand er auf, wandte sich vom Feuer ab und starrte in die Finsternis. „Immer noch niemanden erreicht?“, fragte Seeta überflüssigerweise. „Drei Tage und noch immer kein Signal von der Katana?“ „Mmmmmmm…“, brummte der Spanier. „Ich meine immer, ich würde Teile eines Sternenflottensignals empfangen, aber das passt dann doch nicht.“ Missmutig kickte er einen Stein aus dem beleuchteten Kreis. „Wieso? Was stimmt mit dem Signal denn nicht?“, fragte der XO neugierig. „Es wird in einer Frequenz gesendet, die dem Sternenflotten-Standard entspricht. Definitiv nicht natürlichem Ursprung. Aber alles andere passt einfach nicht. Es handelt sich einfach nur um einen einzelnen Ton, mehr nicht. Ein einzelner, andauernder Ton, ohne Modulation oder Frequenzwechsel.“ Andersson nahm das Gerät in die Hand und sah sich die Werte auf dem Tricorder an. „Hmmmm…“, brummte schließlich auch er. „Ich werde auch nicht schlau aus den Werten. Na ja, eigentlich ist es ja auch nur ein Wert.“ Geknickt legte er den Tricorder wieder zur Seite. „Vielleicht sollten sich ja mal richtige Wissenschaftler damit beschäftigen?“, neckte ihn Seeta und grinste ihn breit an, als sie nach dem Utensil griff. „Dann sollten wir das lieber Dr. Lazarus überlassen, bevor du es komplett auseinander gebaut hast und nicht mehr zusammenbauen kannst.“, konterte der XO bissig. Die junge Frau schnappte empört nach Luft. „Komm du mir mal nach Hause!“ Andersson lachte: „Meinst du jetzt die Höhle?“, worauf Seeta kicherte. „Ssssshhhhhh!!!“, zischte der Spanier, während er seinen Phaser zog. „Was ist?“, flüsterte Andersson alarmiert. „Da hinten ist etwas. Ich glaube, da rennt jemand.“ „Ich sehe nichts.“ Seeta kniff die Augen zusammen und starrte in die Richtung, in die der Sicherheitschef zeigte. „Natürlich nicht. Ihr habt die ganze Zeit ins Feuer geguckt. Den Tricorder! Schnell!“, befahl er knapp. Automatisch reagierte der XO auf den Befehl und warf ihn zum Spanier. Er wunderte sich erst im Nachhinein darüber, von einem Untergebenen herumkommandiert worden zu sein. Andererseits war Manoel ein absoluter Spezialist in Sachen Sicherheit. Manoel fing den Tricorder auf und scannte sorgsam die Gegend, die er zuvor mit bloßem Auge beobachtet hatte. „Verdammt!“ „Was sehen Sie?“, fragte Garrick nervös. Er hatte ebenfalls seinen Phaser gezogen und starrte blind in die Dunkelheit. „Eine Frau… Sie rennt in nordwestlicher Richtung. Sie wird von vier Männern und drei Hunden verfolgt. Sie werden sie bald erreicht haben. Wir müssen ihr helfen.“ Bevor irgendjemand etwas erwidern konnte, rannte er in die Dunkelheit. „Dieser…“, zischte der Däne. Er drehte sich zu den beiden Wissenschaftlern um. „Ihr bleibt hier! Das ist ein direkter Befehl!“ Dann schnappte er sich seinen Tricorder und lief dem Spanier hinterher.


„Was gibt es für Fortschritte?“, fragte Captain Ebbersmann, als er den Besprechungsraum betrat, in dem ein Dutzend Wissenschaftler aufgeregt miteinander diskutierten. Schlagartig verstummten alle. „Nun ja…“, begann der junge Offizier, der sich versteifte. „Es gibt Unstimmigkeiten darüber, wie man die Zeitgrenze passieren kann. Einige sind der Meinung, dass hier das Thorvald-Yamamoto-Theorem anwendbar ist, während andere glauben, dass man das Axiom von…“ „Ersparen Sie mir bitte die Details.“, unterbrach ihn der Captain. „Wir sind hier nicht auf einem Symposium. Jede Minute, die verstreicht, bedeutet fast drei Stunden für unsere Leute auf dem Planeten.“ „Wenn Sie in der dortigen Zeit leben…“, ergänzte einer der Anwesenden und verstummte augenblicklich wieder, als ihn der eisige Blick Ebbersmanns traf. „Wir gehen natürlich davon aus, dass die vier noch leben. Und wir tun alles, um sie zu finden.“, schob er schnell hinter. „Das will ich aber auch hoffen. Was haben Sie bisher erreicht?“ „Sam, wollen Sie es erzählen?“ Ein hagerer Mann erhob sich, strich sich das schüttere Haar aus dem Gesicht und begann seinen Vortrag. „Wir haben es geschafft, den Zeitraum, in dem das Außenteam angekommen sind, auf 5600 Jahre zu begrenzen. Dies ist uns durch ein synchrones Multivektorsystem mit…“ Captain Ebbersmann seufzte still in sich hinein. Er schwor sich, nie wieder alle führenden Wissenschaftsoffiziere gleichzeitig auf Mission zu schicken.


Manoel rannte durch das niedrige Gestrüpp. Immer wieder warf er einen flüchtigen Blick auf den Tricorder, um sich sicher sein zu können, dass er nicht an der Gruppe vorbeilief. Die vier Männer gingen sehr koordiniert zur Sache und schienen sehr erfahren bei der Treibjagd zu sein. Sie hatten sich fächerartig ausgebreitet und umzingelten langsam die Frau. Soweit Manoel es einschätzen konnte, würde es nur noch eine Frage von Minuten zu sein, denn sie lief geradewegs in eine Sackgasse hinein. Etwa einem Kilometer vor ihr befand sich eine Schlucht, durch die ein reißender Fluss strömte. Seitlich ausweichen konnte die Frau auch nicht mehr, da sie von den Männern mehr und mehr eingekreist wurde. Manoel beschleunigte seinen Schritt und fiel in einen schnellen, gleichmäßigen Laufschritt, den er im Training über mehrere Kilometer aufrecht erhalten konnte. Der Abstand zu der Gruppe verringerte sich.

Garrick hatte Seitenstechen, die von Sekunde zu Sekunde stärker wurden. Anfangs hatte er noch versucht, den Spanier über den Kommunikator zu rufen. Aber entweder hatte der Sicherheitschef seinen Kommunikator ausgeschaltet oder wollte nicht antworten. Mittlerweile hatte er ihn seit langem aus den Augen verloren. Dessen anfängliches Tempo hatte er nur für kurze Zeit halten können. Ohne Tricorder hätte er längst nicht mehr gewusst, wohin der Spanier rannte. Und auch der Gruppe kam er nur langsam näher. „Ich muss unbedingt wieder mehr für meine Fitness tun.“, dachte er, während er sich den Schweiß von der Stirn wischte und keuchend nach Luft schnappte.


Ramirez schlich langsam durch den Wald auf die Lichtung zu. Wie er vorhergesehen hatte, war die Frau direkt in die Falle gelaufen. Sie stand auf der Lichtung und blickte wie ein erschrecktes Tier in die Richtung, aus der sie das Bellen der Hunde hörte. Hinter ihr ging es senkrecht einhundert Meter hinunter in den Fluss. Die vier Männer hatten ihr jede Fluchtmöglichkeit genommen und näherten sich ihr nun langsam. Manoel konnte jetzt erkennen, dass sie Messer und Wurfwaffen trugen, die ähnlich der irdischen Bola waren. Ein Mann hatte einen Bogen bei sich. Er kontrollierte die Einstellungen seines Phasers, steckte seinen Tricorder in seine Tasche und pirschte sich an den Mann heran, der ihm am nächsten war. Dieser war zu sehr mit der Jagd nach der Frau beschäftigt, als dass er den Spanier bemerkt hätte. Als er ihn bemerkt hatte, hatte Manoel ihn bereits im Klammergriff und drückte ihm Mund und Nase zu, bis er ohnmächtig wurde. „Bleiben noch drei…“, dachte er und lief leise zum nächsten Mann.

Der zweite Mann stellte sich als größeres Problem heraus. Zum einen hatte er einen der Hunde bei sich, der sofort anfing zu knurren, als er Ramirez witterte. Zum anderen war der Mann selbst deutlich aufmerksamer. Als der Hund anschlug, blieb er stehen, zog sein Messer und blickte konzentriert in die Richtung, aus der Ramirez sich ihm näherte. Er blieb eine ganze Weile stehen, horchte nach verdächtigen Geräuschen und zwang den Spanier damit, selbst stehen zu bleiben. Schließlich drehte er sich vorsichtig ab und konzentrierte sich wieder auf die Jagd nach der Frau. Dennoch musste Manoel seine Taktik ändern. Er konnte nicht mehr darauf hoffen, den Mann zu überraschen. Und auch der Hund stellte eine echte Bedrohung dar. Plötzlich blieb er stehen. Der zweite Mann war verschwunden. Er hatte gesehen, wie dieser hinter drei eng aneinander stehenden Bäumen verschwand. Aber als er die Bäume erreicht hatte, war niemand zu sehen. Manoel fluchte still in sich hinein und überlegte, welche Möglichkeiten er nun noch hatte. Er konnte natürlich seinen Tricorder benutzen. Aber damit hätte er durch das Licht und die Geräusche seinen Standort verraten. Als Alternative konnte er sich auf seine Augen und sein Gehör verlassen. Allerdings verlor er damit jeglichen Vorteil, insbesondere da der Mann ihn ja offenbar bemerkt hatte. Außerdem kannte er die Umgebung nicht so gut. Aber er hatte versucht, sich die Karte auf dem Tricorder einzuprägen. Manoel entschied sich für die zweite Variante. Langsam setzte er einen Fuß vor den anderen und lauschte dabei angestrengt nach verräterischen Geräuschen. Aber da war nichts. Plötzlich nahm er im Augenwinkel eine Bewegung wahr. Instinktiv machte er eine Ausweichbewegung. So verpasste ihn die Hand mit dem Messer nur um Haaresbreite. Stattdessen traf ihn nur der Ellbogen des Mannes im Gesicht. Er machte einen Ausfallschritt nach hinten und geriet ins Stolpern. Der Mann wollte das ausnutzen und setzte Manoel nach. Mit schnellen Bewegungen stach er nach dem Sternenflottenoffizier. Mit knapper Not konnte dieser sich vor dieser Attacke schützen, musste jedoch einen Schnitt am Oberarm hinnehmen. Ramirez fing sich wieder und stellte sich in der Kampfhaltung auf, die er seit vielen Jahren trainiert hatte. Der fremde Mann ging direkt zum nächsten Angriff über, aber dieses Mal war Ramirez vorbereitet. Er wich dem Mann aus und versetzte ihm einen harten Schlag in die Nieren, so dass dieser schmerzhaft aufstöhnte und das Messer fallen ließ. Er wich zurück und sah Ramirez erstaunt an. Dann stieß er einen kurzen Pfiff aus. Wie aus dem Nichts erschien der Hund. Mit gefletschten Zähnen und einem unheilvollen Grollen sprang er auf Ramirez zu und warf ihn zu Boden. Allerdings konnte der Spanier den Schwung der Bewegung nutzen und den Hund von sich stoßen. Das Tier vollführte einen Salto und stieß jaulend gegen einen Baum. Bevor Ramirez sich aber wieder aufrappeln konnte, sah er einen Schatten, der auf ihn herniederstieß. Im letzten Moment drehte er sich zur Seite. Das Ende eines großen, schweren Astes knallte auf den Boden. Der Mann hatte ihn als Ersatzwaffe für sein verlorenes Messer ausgewählt. Erneut holte er aus. Ramirez hob seinen Phaser und schoss dem Mann aus kurzer Distanz in die Brust. Der Ast fiel nach hinten weg, und der Mann sackte still zur Seite. Mit einem Mal stand der Hund über ihn und biss Ramirez in den rechten Arm. Der schrie schmerzerfüllt auf und ließ den Phaser fallen. Der Hund zog und zerrte an dem Arm. Die Zähne bohrten sich tief in den Arm. Ramirez schlug mit der freien Hand immer wieder hart gegen den Kopf des Hundes, aber das machte ihn nur noch wütender. Ramirez tastete verzweifelt auf dem Boden nach irgendwas, einem Stein oder einem Stock, um sich von der Bestie zu befreien. Dann fanden seine Finger das Messer, das der Mann verloren hatte. Er packte es und stieß es mit voller Wucht in den Hals des Tieres. Mit einem Ruck zog er das Messer nach vorne und durchtrennte dabei Arterien und Sehnen. Der Kiefer des Tieres klappte auf, und Ramirez zog seinen Arm heraus. Dann stieß er den Hund zur Seite, der umfiel und reglos liegenblieb. Mühsam und mit schmerzverzerrtem Gesicht stand Manoel auf. Er war voller Blut – teilweise seinem Blut, teilweise dem des Hundes. Sein Arm schmerzte, aber soweit er es beurteilen konnte, war nichts gebrochen, und auch die Arterien waren unbeschädigt. „Immerhin.“, dachte er. Dann nahm er seinen Tricorder und scannte die Gegend. Mittlerweile war es egal, ob die beiden anderen Männer die Leuchten sehen konnten. Durch den Kampf wusste ohnehin jeder im Umkreis eines Kilometers, dass er da war. Manoel sah, dass ein Mann nun auch auf die Lichtung getreten war und auf die Frau zuging. Er wurde von einem weiteren Hund begleitet. Der letzte Mann hielt sich mit seinem Hund noch im Hintergrund. Ramirez steckte den Tricorder weg, hob mit der linken Hand seinen Phaser auf und lief zur Lichtung.


Andersson hörte den Schrei und blieb stehen. Er scannte sorgsam die Gegend und entdeckte zwei bewusstlose Männer, keiner davon Ramirez, sowie einen toten Hund. Er erweiterte den Scanradius und entdeckte Ramirez, die Frau und die anderen beiden Männer. Ramirez lief direkt auf die Frau und den Mann zu, der sie gerade erreicht hatte. Der XO seufzte, holte tief Luft und rannte los.


Ramirez erreichte den Rand des Waldes und blickte auf die Lichtung. Er sah den Mann mit gezogenem Messer auf die Frau zugehen. Er trat auf die Lichtung. „Lassen Sie die Frau in Ruhe!“ Der Mann drehte sich zu Ramirez um und musterte ihn. Er schien keine große Gefahr in ihm zu sehen, gab aber seinem Hund dann dennoch einen kurzen Befehl. Der große, schwarze Hund lief los. Aber noch bevor er auch nur zwei Meter weit gekommen war, schoss Ramirez ihn mit dem Phaser nieder. Bevor der Mann irgendwie reagieren konnte, schoss Ramirez auch ihn nieder. Langsam näherte er sich der Frau, die die ganze Zeit wie gelähmt der ganzen Szenerie zugesehen hatte. Aber jetzt wurde sie wieder wach und redete wie wild auf Manoel ein. Ramirez verstand kein Wort, und der automatische Translator hatte noch kein Übersetzungsmuster gefunden oder die Frau war einfach zu verwirrt, um einen halbwegs vernünftigen Satz zustande zu bringen. „Bleiben Sie ganz ruhig. Ich tue Ihnen nichts…“ Ramirez versuchte, der Frau gut zuzureden, aber sie wollte sich nicht beruhigen. Plötzlich streckte sie den Arm aus und zeigte auf etwas in Ramirez‘ Rücken. Er drehte sich um und sah den vierten Mann. Im selben Moment wurde er von etwas hart getroffen und warf ihn fast um. Er schrie laut auf und schmeckte Blut im Mund. Er sah an sich herunter und stöhnte auf. Ein Pfeil steckte tief in seiner linken Schulter. Ihm wurde schwindelig, und sein Blick wurde undeutlich. Er sah, wie der Mann einen weiteren Pfeil in den Bogen legte und spannte. Aus dem Nichts wurde er von einem Phaserstrahl getroffen und fiel zu Boden. Der Pfeil, den er dabei losgelassen hatte, flog deutlich zu hoch und verfehlte Ramirez um mehrere Meter. Ramirez sah zur Richtung aus der der Schuss gekommen war. Dort stand schwer atmend sein XO. „Was machen Sie denn nur, Ramirez?“ Manoel lächelte schwach und verzog sein Gesicht vor Schmerzen. „Ach, ich wusste doch…“ Aus dem Dickicht auf der linken Seite von ihm brach der dritte Hund hervor. Mit einem Knurren, das an ein fernes Gewitter erinnerte, stürzte er sich auf Ramirez und sprang ihn an. Ramirez war durch die Verletzungen und den Blutverlust zu sehr geschwächt, als dass er dem Aufprall des riesigen Tieres irgendwas entgegenzusetzen hatte. Er stolperte rückwärts gegen die Frau und fiel über die Kante.

Ramirez sah, wie sich die Kante immer weiter entfernte. Ein Schrei blieb stumm in seinen Lungen stecken. Der Hund war nach dem Sturz über ihn hinweg gefallen und jaulte. Ramirez konnte erkennen, wie die Frau verzweifelt um ihr Gleichgewicht kämpfte, dann aber doch rückwärts über die Klippen fiel. Dann spürte er einen harten Schlag auf den Hinterkopf und seine Welt wurde dunkel.

Andersson stöhnte auf. Er hatte den Hund gar nicht bemerkt und war von seinem Auftauchen vollkommen überrascht worden. Viel zu spät hatte er den Phaser gehoben und konnte dann doch nichts damit ausrichten. Hilflos musste er mit ansehen, wie Ramirez mit dem Hund hinabstürzte und auch die Frau kurz darauf fiel. Geschockt stand er einige Sekunde starr da, bis erschließlich zur Kante eilte und hinabstarrte. Aber es war zu dunkel, als dass er irgendwas erkennen konnte. Er nahm seinen Tricorder heraus und scannte den Fluss, aber auch so konnte er nichts erkennen. Er tippte seinen Kommunikator an. „Yadeel, Lazarus… Wir haben ein echtes Problem…“


Er wachte auf und wünschte sich sofort, er wäre es nicht. Seine Brust tat ihm weh, und ihm war schwindelig, aber das war nicht das Schlimmste. Seine Hände und Beine waren gefesselt. Aber auch das war nicht das Schlimmste. Er blickte in das Gesicht von zwei Dämonen. Sie unterhielten sich in der Sprache des Teufels. Von rechts kam ein weiterer Dämon. „Nein.“, korrigierte er sich in Gedanken. „Es ist ein Mensch! Ein Diener des Bösen!“ Der Mann beugte sich über ihn.“Gut, Sie sind wach. Ich habe ein paar Fragen. Und Sie werden sie mir beantworten!“ Dann drehte er sich zu den Dämonen um. „Seeta, Dr. Lazarus. Sie zeichnen alles auf?“ Einer der Dämonen nahm einen Kasten in die Hand und hielt ihn über sein Gesicht und seine Brust. Er hatte furchtbare Angst. Der Kasten fing an zu leuchten und zu piepen. Er schrie los.


Er wachte auf und wünschte sich sofort, er wäre es nicht. Ihm tat alles weh. Er brannte innerlich. Er öffnete die Augen. Es drehte sich alles um ihn herum, und ihm wurde übel. Er brauchte einige Momente, bis er sich auf was fokussieren konnte. Er sah an eine gefleckte Decke und spürte die Wärme von Feuer. Dann erschien auf einmal ein Gesicht vor seinen Augen. Es war voller Wärme und Güte und von einer Aura umgeben. Er versuchte zu sprechen, aber kein Wort kam über seine Lippen. Er spürte eine Hand auf seiner Stirn und empfand wohltuende Kühle. Er spürte die Hand an seinen Lippen und das Brennen im Mund und Hals hörte auf. „Ein Engel!“, dachte er und versank wieder in tiefe Schwärze.


Er öffnete seine Augen und blinzelte. Es dauerte einen Moment, bis seine Augen die Tränen weggeblinzelt und sich an das Licht gewöhnt hatten. Wieder sah er die fleckige Decke. Aber diesmal identifizierte er sie als Teil eines Zeltes. Er drehte den Kopf zur rechten Seite. Ein leichter Schwindel setzte ein, aber ließ schnell nach. Alles, was verblieb, war ein kleiner Kopfschmerz. Er blickte in das Feuer, das ihn wärmte. Er wollte sich aufrichten, aber eine Hand legte sich sanft auf seine Schulter und drückte ihn zurück aufs Bett. „Bleib besser noch liegen. Du hast ein paar ernste Verletzungen erlitten.“ Erst jetzt bemerkte er die junge Frau, die links am Bett stand. Sie kam ihm bekannt vor, aber er konnte sich nicht erinnern, woher. „Wo…“, krächzte er. „Wo du bist? Du bist bei Freunden in Sicherheit. Ich bin Maria. Wie ist dein Name?“ „Ich bin…“, er stockte. „Ich bin… Ich weiß es nicht.“ Er versuchte krampfhaft, sich zu erinnern. Aber er fand nichts als ein großes, schwarzes Loch. Verzweiflung stieg in ihm empor. „Ich… kann… mich… nicht erinnern…“, brachte er schließlich hervor. „Du hast einen schweren Schlag auf den Kopf bekommen. Ach dir keine Sorgen.“ Sie sah ihm ernst in die Augen. „Du hast mir bei der Flucht geholfen. Und du hast einen der Männer mit Licht getötet. Erinnerst du dich daran?“ Er dachte angestrengt nach. „Nein…“, sagte er schließlich. „Da ist nichts. Absolut nichts.“ „Das kommt sicher alles wieder.“, sagte Maria. Dann beugte sie sich vor. „Danke, dass du mir geholfen hast.“ Und sie gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Er spürte, wie er rot wurde. Sie lächelte ihn an. „Schlaf noch ein bisschen. Ruh dich aus.“


„Logbuch des Captain, Sternzeit 60.021,1

Seit sieben Stunden werden vier unserer Führungsoffiziere auf dem Planeten vermisst: Commander Garrick, Lieutenant Commander Yadeel, Lieutenant Commander Ramirez und Lieutenant Commander Dr. Lazarus. Da sich die Zeiten des Planeten und des Schiffs unterscheiden, können wir nicht mit Sicherheit sagen, ob die vier noch am Leben sind. Die Wissenschaftler an Bord konnten den Zeitrahmen, in dem sie auf den Planeten gebeamt wurden, weiter reduzieren auf 5.600 Jahre. Aktuell verläuft die Zeit auf dem Planet ca. 168-fach schneller als auf dem Schiff, d.h. eine Stunde hier bedeutet sieben Tage auf dem Planeten. Somit sind dort bereits sieben Wochen seit dem Beamen vergangen. Wir müssen sie dringend finden.“


Er stützte sich auf seine Krücke, während er sich langsam zum Zelt bewegte. Seit ein paar Tagen konnte er endlich aufstehen, und das nutzte er auch aus. Aber immer noch ermüdete er sehr schnell. Heute war er schon weiter gekommen als zuvor, und das spürte er jetzt auch. Maria kam aus dem Zelt und sah ihn an. „David, du sollst dich doch nicht so sehr anstrengen. Du hast eine Menge Blut verloren und musst dich noch schonen.“ Er konnte sich immer noch nicht an seinen Namen oder seine Vergangenheit erinnern. Anfangs hatte ihn das in den Wahnsinn getrieben. Aber Maria hatte es verstanden, ihn davon abzulenken. Mit der Zeit hatte diese Unwissenheit mehr und mehr an Bedeutung verloren. Nur ab und zu nagte es an ihm noch. Aber selbst das war nur mehr ein lästiges Ziehen geworden. Er wusste nicht, wer er war und woher er kam. Aber er wusste, dass er es sich vorstellen konnte, hier zu bleiben.