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Geburt
Autor: Mark de Boer

Anderssons Worte bewirkten eine unheimliche Stille auf der Brücke. „Wie können wir im Weltall in einen Strudel geraten?“, fragte Ramirez schließlich. „Nun ja, es könnte dafür viele Erklärungen geben. Gravitationen sind die häufigsten und bekanntesten Auslöser für einen Sog…“, setzte Lazarus zu einer Erklärung an. „Aber woher sollte diese plötzliche Verschiebung kommen? Wir sind hier viele Lichtjahre von Sternen und anderen Planeten entfernt.“, erwiderte Lucas verwirrt. „Eine sehr gute Frage, Mister Lucas. Eine sehr gute Frage.“, lautete die knappe Antwort des Wissenschaftsoffiziers. Ein Piepen ertönte. „Sir, wir haben eine der Bojen geortet.“, vermeldete Ramirez augenblicklich. Ein weiteres Piepen ertönte. „Eine weitere Boje, Sir. Einen Augenblick… Ich habe hier insgesamt vier Bojen auf dem Monitor. Sie befinden sich alle innerhalb einer Reichweite weniger zehntausend Kilometer. Und sie sind alle wie auf einer Perlenkette aufgereiht.“ „Können wir erkennen, wohin sie treiben?“, fragte Ebbersmann. Lazarus‘ Finger huschten über sein Terminal. „Die Bojen bewegen sich alle in dieselbe Richtung. Wir können den Richtungsvektor bestimmen, aber nicht, was sich am Ende befindet.“ Murmelnd fügte er hinzu: „Vielleicht ja das Hexenhaus.“ Der Captain ließ sich schwer in seinen Sessel fallen. „Irgendwelche Vorschläge?“ „Wie wäre es, wenn wir nicht weiter versuchen, uns dem Sog zu widersetzen, sondern stattdessen in die Richtung beschleunigen, die auch die Bojen einschlagen? Wir könnten dann quasi auf der Welle reiten.“, schlug Tomm Lucas vor. „Wir könnten so die nötige Geschwindigkeit erreichen, um aus dem Sog zu entkommen.“ „Das würde ich nicht vorschlagen.“, entgegnete der XO. „Wir sind nahezu blind. Und wir wissen nicht, wohin es geht.“ Benjamin nickte. „Das sehe ich genauso. Ich würde mein Schiff ungern in ein Asteroidenfeld oder einen Planeten steuern, nur weil wir nichts sehen.“ „Vielleicht können wir die Bojen dazu ja als eine Art Späher benutzen?“, versuchte der junge Pilot, an seiner Idee festzuhalten. „Wenn wir die Bojen in Reihe schalten würden…“, entwickelte Dr. Lazarus direkt eine Lösung. „… dann könnte man damit schon deutlich früher erkennen, was vor einem liegt.“, ergänzte Garrick. „Aber wie können wir die Bojen dann auf unsere Geschwindigkeit bringen?“ Yadeel schaltete sich ein. „Ich glaube, dazu habe ich eine grobe Idee. Dazu müsste ich aber einige Umprogrammierungen vornehmen. Das dürfte ca. 15 bis 30 Minuten in Anspruch nehmen.“ „Gut, dann fangen Sie sofort an. Ich will hier so schnell wie möglich verschwinden.“, befahl Ebbersmann. „Dr. Lazarus, unterstützen Sie sie.“



Seeta Yadeel und Dalen Lazarus saßen im Maschinenraum vor einem Terminal. Die junge Frau erklärte gerade ihre Idee. „Wir müssen die Bojen zunächst aufeinander abstimmen, damit sie das Signal weiterleiten.“ „Ja, das war ja auch meine Grundidee. Aber wie bekommen wir die Bojen auf die Geschwindigkeit, die wir mit der Katana erreichen wollen?“ „Ich habe daran gedacht, den Traktorstrahl einzusetzen. Wir halten die Bojen damit auf ihren relativen Positionen zur Katana.“ Lazarus überlegte kurz und ging den Vorschlag durch. Schließlich schüttelte er den Kopf. „Je höher unsere Geschwindigkeit ist, desto weiter müssen die Bojen vorausfliegen. Aber bei dem Nebel verliert der Traktorstrahl enorm an Reichweite. Meiner Überschlagsrechnung nach zu urteilen, dürfte unsere Geschwindigkeit kaum höher werden, als sie momentan schon ist.“ Seeta tippte die Zahlen in ihr Terminal. „Ja, da haben Sie Recht. Das hilft uns also nicht weiter. Mist…“ „Nicht so schnell aufgeben. Wie wäre es, wenn wir Sonden modifizieren, die wir in regelmäßigen Abständen zwischen die Bojen platzieren, die dann ihrerseits die Bojen mit einem Traktorstrahl in ihrer Position halten. Dazu müssten diese aber mit einem entsprechenden Generator ausgestattet werden. Und unter den gegebenen Umständen sollte dieser kraftvoll sein.“ „Lassen Sie uns einige Berechnungen über verschiedene Konfigurationen durchführen. So sollten wir herausfinden, wie wir die Sonden am besten positionieren und ausstatten.“

Nach einigen Minuten hatten die beiden diverse Simulationen durchgeführt und sich auf eine Konfiguration verständigt. „Es ist schon überraschend, dass wir für die vier Bojen tatsächlich zwei Sonden benötigen, die wir mit Shuttle-Traktorstrahlen ausstatten müssen.“, bilanzierte Dr. Lazarus schließlich. „Wenn man aber bedenkt, dass wir in einem Nebel gefangen sind, in dem eine Strömung herrscht, die sogar unsere Manövriertriebwerke nicht ausgleichen können…“, erwiderte die Chefingenieurin. „…erklärt das auch, warum wir nur auf einen Fünftel Impuls beschleunigen können.“, ergänzte der Tev’Mekianer. „Ja, ich weiß, eine ziemliche Schleichfahrt. Aber dennoch müsste das funktionieren. Ich werde sofort anfangen, die Sonden zu präparieren.“




Captain Ebbersmann saß seit zwei Stunden in seinem Sessel und starrte auf den Hauptbildschirm. Aber seit sie die zusätzlichen Sonden gestartet und die Geschwindigkeit erhöht hatten, hatte sich das Bild nicht verändert. Wenn er nicht auf seiner Anzeige sehen würde, dass das Schiff sich mit mehreren tausend Kilometern pro Sekunde bewegte, wäre er der Meinung, sie würden stillstehen. Lediglich einige Erschütterungen durchbrachen gelegentlich die Ruhe. In den letzten Minuten waren sie aber häufiger und stärker aufgetreten. „Wie ist der Status, Fähnrich Lucas?“, fragte er schließlich, als das Schiff wieder einmal durchgerüttelt worden war. „Wir halten weiterhin unsere Geschwindigkeit. Aber die Partikel im Nebel werden langsam größer.“ „Was sagen Sie dazu, Dr. Lazarus?“ „Ich kann das nur bestätigen. Und nicht nur das. Die Partikeln scheinen sich anzuziehen und aneinander zu haften. Außerdem setzen sich immer mehr Partikel an den Bojen und den Sonden fest, so dass die Sensorleistung langsam abnimmt. Gleichzeitig nimmt der Sog zu.“ Eine rote Leuchte blinkte am Terminal des Wissenschaftsoffiziers auf, gefolgt von einem warnenden Piepen. „Was gibt es, Doktor?“, fragte der Captain nach. „Die vorderste Boje hat gerade einen heftigen Treffer eines Teilchens einstecken müssen. Die Sensorleistung ist nahezu auf Null gesunken.“ Das Piepen veränderte seine Tonlage, wurde zu einem Dauerton und erstarb schließlich. „Ich korrigiere. Die Boje ist gerade ausgefallen und explodiert.“ „Können wir die jetzige Geschwindigkeit dennoch halten?“, schaltete sich der XO ein. Dalen führte schnell einige Berechnungen durch. „Aufgrund der zunehmenden Dichte, des stärker werdenden Sogs und…“ „Doktor!“, ermahnte ihn Garrick ernst. „Nein, ich empfehle, die Geschwindigkeit zu halbieren.“ „Sie haben es gehört, Fähnrich Lucas. Passen Sie die Geschwindigkeit an!“ „Geschwindigkeit ist angepasst!“

Captain Ebbersmann setzte sich wieder in seinen Sessel und schaute missmutig auf den Hauptbildschirm. Er musste zugeben, dass sich das Bild, das darauf zu sehen war, in den letzten Minuten sehr wohl verändert hatte. Aus dem undurchdringlichen, eintönigen Nebel war ein Nebel mit klar erkennbaren Teilchen geworden. Und das beunruhigte Benjamin mehr, als er sich eingestehen wollte.




Eine weitere halbe Stunde mit stark eingeschränkter Geschwindigkeit verging. Aus den gelegentlichen Erschütterungen war ein durchgängiges Schütteln geworden, das die Trägheitsdämpfer nicht mehr kompensieren konnten. „Captain. Wir haben gerade eine weitere Boje verloren. Nummer drei ist soeben explodiert. Ich habe die übrigen Sonden und Bojen etwas weitläufiger verteilt, aber das Signal wird immer schwächer. Außerdem fällt es mir immer schwerer, die Bojen mit dem Traktorstrahl der Sonden zu kontrollieren. Außerdem hat sich die Natur des Nebels verändert. Und zwar ist die Dichte größer geworden und die Temperatur enorm angestiegen. Und mittlerweile kann ich eindeutig eine Gravitationsquelle orten.“ „Haben Sie eine Erklärung dafür?“ „Eine Erklärung? Nein. Aber die Veränderungen sind aufgetreten, nachdem wir die Deuteriumvorkommen erreicht hatten. Scheinbar haben wir irgendeinen Prozess ausgelöst.“ Zwei Signale ertönten und erstarben binnen Sekunden. „Eine weitere Boje und eine Sonde sind soeben ausgefallen. Wir sind somit also wieder blind.“ „Fähnrich Lucas, alle Maschinen stoppen.“ „Aye, Sir! Maschinen sind gestoppt.“

Einige Sekunden passierte gar nichts. Aber dann bekam das Schiff einen heftigen Schlag versetzt. Alle Crewmitglieder auf der Brücke, die nicht in einem Sessel saßen, wurden quer durch den Raum geschleudert. Ebbersmann rappelte sich mühsam auf und hielt sich die schmerzende Seite. „Mister Lucas. Halten Sie das Schiff an!“ „Sir, die Triebwerke sind aus. Wir werden vom Sog mitgerissen…“ „Captain… Gravitationswellen werden von dem Punkt ausgestrahlt, den ich eben identifiziert habe. Und von denen werden wir gerade mitgerissen und durchgeschüttelt. Ich befürchte, es wird noch schlimmer!“ „Okay, roter Alarm. Schalten Sie zusätzliche Energie in die strukturelle Integrität und die Trägheitsdämpfer. Die medizinischen Notfallteams sollen sich bereithalten.“, befahl Garrick Andersson.

Unmittelbar wurde das Schiff wieder umgeworfen. Alarmsignale heulten auf. Die Brücke füllte sich mit Rauch. Aus einem Terminal stoben Funken, bevor das Löschsystem das Feuer löschen könnte. Das Licht flackerte, bevor es ausfiel. Die Notbeleuchtung schaltete sich ein.

„Bringen Sie die Systeme wieder online!“, befahl Ebbersmannüber Intercom. Noch einmal wurde das Schiff schwer durchgeschüttelt. Eine Leitung riss und deckte die Brücke mit zusätzlichem Rauch ein. Nach einigen Sekunden sprangen aber die Notsysteme an und saugten ihn ab. Als kurze Zeit später auch die Computer wieder ihren Betrieb aufnahmen, begann Dr. Lazarus sofort, die Umgebung zu scannen und erblasste. „Sir. Wir haben ein Problem.“ Garrick sah sich auf der Brücke um und murmelte sarkastisch: „So? Welches denn?“, worauf er sich einen strafenden Blick des Captains einfing. „Dr. Lazarus, was meinen Sie.“ „Ich zeige es ihnen.“ Er schaltete sein Display auf den Hauptbildschirm. Alle drehten sich diesem zu und erstarrten. Auf dem Bildschirm war eine rotglühende Kugel zu sehen, die sich schnell um sich selbst drehte. Der Nebel um ihn herum wurde von ihm eingefangen und verdichtete sich mehr und mehr. „Was… ist… das?“, fragte Ramirez erstaunt. „Wenn ich die Daten richtig deute, erleben wir gerade die Geburt eines Planeten.“, erklärte Lazarus und machte eine unheilvolle Pause. „Und wenn wir nicht schnellstens aus diesem Gravitationsstrudel entkommen, werden wir ein Teil dieses Planeten werden.“, ergänzte er schließlich.