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Top Secret
Autor: Alexandra Black

Gollwyn Maddigan trat nach der Vervollständigung der letzten Krankenakte aus seinem Büro auf der Krankenstation der Katana. Bis auf zwei Crewmen, die zur Beobachtung die Nacht hier verbringen sollten, gab es zurzeit keine Patienten. Die Nachtschicht hatte bereits das Regiment übernommen und so wollte der Arzt keine weitere Zeit verschwenden und seinen wohlverdienten Feierabend antreten. Mit einem knappen Abschiedsgruß machte er sich auf den Weg in sein Quartier. Seit Tagen schon freute er sich auf diesen Abend. Einen Abend allein mit Eleyne. Die Kinder würden die Nacht bei den Lazarus’ verbringen. Nur er und Eleyne. Wie lange hatten sie schon keinen Abend mehr nur für sich gehabt? Das musste schon so lange her sein, dass er sich gar nicht mehr daran erinnerte. Nur ein weiteres Zeichen dafür, dass es höchste Zeit dafür wurde.

Beschwingt betrat er Minuten später sein Quartier, wo er erwartungsgemäß freudig von Bonnie und Clyde begrüßt wurde. Winnie nahm sich die Zeit beide kurz hinter den Ohren zu kraulen. In Erwartung einer weiteren Begrüßung durch seine Frau, die sein Eintreten und die Aufregung der beiden Hunde sicher gehört hatte, warf er einen Blick zum Nebenzimmer, wo sie sich eine kleine Arbeitsecke eingerichtet hatte. „Liebling?“, fragte er in die wieder eingekehrte Ruhe des Quartiers. Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Wenn Eleyne in ihre Arbeit an einem Roman vertieft war, konnte neben ihr die sprichwörtliche Bombe hochgehen, ohne dass sie es bemerkte.

„Liebling?“, wiederholte er, als er den Nebenraum betrat. Dieser lag jedoch völlig im Dunkeln. Von Eleyne keine Spur. Winnie stutzte verwundert. Die Tür zum Badezimmer stand weit auf, dort war sie also nicht und nach kurzem Suchen erwies sich, dass seine Frau sich überhaupt nicht in ihrem gemeinsamen Quartier aufhielt. „Hm“, überlegte er laut und sah die beiden Hunde fragend an, die sich auf ihrer Decke kabbelten und bei dem vermeintlich an sie gerichteten Laut aufhorchten. „Ihr wisst wohl auch nicht, wo Frauchen ist?“ Bonnie sah ihn mit schiefem Blick an und wendete sich dann scheinbar verlegen an ihren Gefährten. Der Arzt hingegen schlenderte zu einem Kontrollpanel hinüber, um seine privaten Nachrichten zu checken. Vermutlich hatte Eleyne die Kinder zu den Lazarus’ gebracht und sich dort noch mit ihrer Freundin Adana verquatscht.

Es waren keine neuen Nachrichten für ihn gekommen. Also wendete er sich wieder den beiden Settern zu. Die hatte er in letzter Zeit vermutlich auch etwas vernachlässigt, sie ließen sich jedoch bereitwillig auf die Zuwendung ein.




Nach einer guten halben Stunde war Eleyne noch immer nicht aufgetaucht. Winnies Vorfreude auf den gemeinsamen Abend verwandelte sich langsam aber sicher in Enttäuschung. Es war sehr schwierig gewesen, nach den Monaten, in denen sich zwischen ihm und seiner Frau eine unangenehme Distanz ausgebreitet hatte, das alte Vertrauen wieder aufzubauen und vor allem sich wieder näher zu kommen. Er war sich sicher, damals die richtige Entscheidung getroffen zu haben, als er beschlossen hatte, seine Eleyne wieder vollends zurück zu gewinnen. Trotzdem war das alles, ein äußerst zerbrechliches Gebilde und in diesem Moment, fühlte es sich an, als sei seine Frau Lichtjahre entfernt und nicht nur einige Decks. Hatte sie ihre ‚Verabredung’ womöglich einfach vergessen?

Der Arzt seufzte und schubste den Tennisball ein letztes Mal durch den Wohnraum. Dann beschloss er, nach Eleyne zu suchen.




Der Tev’Mekianische Chef-Wissenschaftler der Katana war tief in eine Abhandlung über die physikalischen Eigenheiten, eines kürzlich neu entdeckten Clusters versunken, als ihn das Türsignal aufschrecken ließ. Ena und die beiden Kinder der Maddigans steckten sofort neugierig die Köpfe aus dem Zimmer seiner Tochter. „Ihr erwartet wohl jemanden!?“, neckte Dalen die drei in einem so ernsten Ton, dass sie ihm nur mit fragenden Blicken antworteten. „Papa.“, meinte Ena entrüstet und schüttelte den Kopf, so als würde er mal wieder einfach nicht verstehen, was man ihm zu erklären versuchte. Dalen tat es ihr gleich und schüttelte ebenfalls den Kopf, ein wissendes Lächeln auf den Lippen. „Herein.“, verlangte er und tat ein paar Schritte auf die Eingangstür zu. „Dalen.“, begrüßte ihn Dr. Maddigan, kaum dass sich die Tür geöffnet hatte. „N’Abend.“, antwortete der Tev’Mekianer darauf. „Die Kinder sind nebenan.“, informierte er. „Ist Eleyne gar nicht hier?“, fragte Winnie jedoch und sah sich suchend um. „Eleyne? Nein.“ Der Wissenschaftler stutzte. Als er nach Dienstschluss nach Hause gekommen war, war Adana nicht hier gewesen und er war davon ausgegangen sie sei im Quartier der Maddigans bei ihrer Freundin. „Ich nahm an, sie sei zu Hause.“, erklärte er dann auch. „Möglicherweise sind sie im Diners?“, ergänzte er später.

Winnie fand, dass sein Kollege sich reichlich gleichgültig anhörte. Das jedoch lag nicht daran, dass es Dalen egal gewesen wäre, dass seine Frau nicht zu Hause war, sondern einfach nur daran, dass er ihr so viel Vertrauen entgegenbrachte. Wo auch immer Adana sich aufhielt, sie würde sicher nicht zu lange weg bleiben, ohne sich zu melden. Und wenn etwas passiert wäre, hätte er längst davon erfahren, ganz zu schweigen vom Schiffsarzt, der in einem solchen Fall verständigt werden würde. „Na gut. Dann versuche ich es mal dort.“, verabschiedete Winnie sich rasch. „Tut mir leid für die Störung.“




Captain Ebbersmann saß zur gleichen Zeit noch immer in seinem Bereitschaftsraum. Zwar hatte er die Brücke bereits an die nächste Schicht übergeben, aber im Laufe der vergangenen Tage hatte sich genügend unliebsamer Papierkram angesammelt, den er früher oder später aufzuarbeiten hatte. Erfahrungsgemäß wurden diese Arbeiten nicht einfacher oder angenehmer, indem man sie vor sich her schob, also versuchte er gar nicht erst sich davor zu drücken.

„Brücke an Captain Ebbersmann. Wir erhalten einen Ruf vom Hauptquartier über Subraum.“, meldete der diensthabende Kommunikationsoffizier. Der Captain merkte auf. „Verstanden. Stellen Sie das Gespräch durch.“ Während er den ToDo-Stapel beiseite schob, straffte er sich ein wenig. Dann drehte er den Monitor zurecht und aktivierte ihn. „Benjamin“, empfing ihn das Gesicht Admiral Schneiders mit freundlicher Miene. Doch sein einst guter Freund, konnte ihn mit aufgesetzter Höflichkeit nicht mehr täuschen. „Robert.“, erwiderte er den Gruß entsprechend kühl. Der Admiral konnte ruhig merken, dass er noch immer nicht gut auf ihn zu sprechen war. Schneider quittierte es mit einem resignierten brummen. „Was verschafft mir die Ehre?“ „Du verhältst Dich reichlich kindisch, findest Du nicht?“, tadelte der Admiral ihn. Ebbersmann hob eine Augenbraue. „DU verhältst Dich reichlich ignorant – finde ich.“, knurrte er. Er sah, dass sein Gesprächspartner nach Luft schnappte und fuhr fort. „Geplänkel, für das wir sicher beide keine Zeit haben. Also?“ Schneider schluckte den aufkeimenden Zorn hinunter. Normalerweise würde er sich so etwas nicht bieten lassen. Auf der anderen Seite, konnte er Ben nur zu gut verstehen. Als Captain war es nicht nur seine Aufgabe, seine Crew anzuleiten, sondern es auf eine Art und Weise zu tun, die deren Leben schützte. Das Ziel eines guten Kommandanten war es stets eine Mission ohne Verluste abzuschließen. Das letzte Mal, als Schneider sich an Ebbersmann und die Katana gewandt hatte, hatte das Schiff derbe Verluste einstecken müssen und wenn er ehrlich zu sich selbst war, dann war er froh, dass es nicht mehr gewesen waren. Es war schließlich ein kalkuliertes Risiko gewesen, bei dem es ein erheblicher Posten gewesen war, dass der Einsatz im Gebiet der Romulaner durchaus das ganze Schiff hätte kosten können. „Ihr werdet zur Forschungsstation Epsilon-Athena beordert, wo Ihr – oder genauer gesagt, Euer Chefarzt, Doktor Maddigan – eines der Teams bei seinen Forschungen unterstützen sollt. Ich übermittele Dir gleich die genauen Daten.“, erklärte Schneider und betätigte bereits einige Schaltflächen. Ebbersmann beobachtete ihn mit unbewegter Miene. „Wir sollen bei Forschungsarbeiten helfen?“, hakte er misstrauisch nach. Das klang nach einem überraschend 'einfachen' und vor allem 'normalen' Auftrag. Etwas womit er nicht gerechnet hatte. Jedenfalls nicht, wenn Schneider der Überbringer einer solchen Nachricht war. Irgendetwas musste doch daran faul sein... Die Reaktion des Admirals war ihm dafür Bestätigung genug: Er räusperte sich leicht und atmete tief durch, ehe er etwas darauf antwortete. „Nun, die Forschungen sind nicht ganz einfach, basieren aber auf einer Abhandlung, die Euer Doktor Maddigan einmal geschrieben hat. Sie ist ziemlich gewachsen, so weit ich das überblicken kann. Aber wir erhoffen uns, mit seiner Hilfe schneller voran zu kommen. In den übermittelten Dateien, wirst Du sehen, worum es geht.“ Schneider räusperte sich erneut und kratzte sich verlegen an der Nase. „Die Sache ist Top Secret, Ben...“ Ebbersmann hob einwendend eine Hand. „Moment... Top Secret? Was heißt das? Dass ich am Ende nur mit der Hälfte der Crew zurück komme? Von einem Forschungsauftrag?!“, fragte er scharf. Ihm war nur zu bewusst, dass Schneider ihn das letzte Mal, als er ihm einen Auftrag erteilt hatte, sehenden Auges ins Verderben geschickt hatte. Egal wie wichtig der Auftrag gewesen sein mochte, es hatte sein Vertrauen in seinen ehemals guten Freund beträchtlich geschmälert, um nicht zu sagen, zerstört. „Natürlich nicht.“, protestierte der Admiral jedoch. „Schau Dir die Aufzeichnungen an und Du wirst sehen...“ Seufzend brach er ab, als ihm bewusst wurde, dass er sich gerade zu rechtfertigen versuchte. „Schau Dir die Aufzeichnungen an.“, wiederholte er. „Die Station erwartet Euch übermorgen. Schneider – Ende.“

Abgewürgt. Ebbersmann schnaufte vor sich hin und rief die übermittelten Daten auf. Bei der verwendeten Verschlüsselung, musste es sich wirklich um hoch sensible Daten handeln. Nach eingehender Durchsicht, musste der Captain sich außerdem eingestehen, dass er nicht einmal die Hälfte von dem medizinischen und biologischen Gefasel verstand. Umso mehr wunderte er sich über die Einstufung als Top Secret.




In der Zwischenzeit war Winnie im Diners angekommen. Gleich hinter der Tür war er stehen geblieben und ließ seinen Blick durch den großen Raum schweifen. Um diese Zeit, herrschte hier der größte Betrieb. Kaum ein Tisch, der nicht voll besetzt war und an der Theke waren auch nur zwei einsame Plätze frei. Es war gar nicht so einfach, sich in dem ganzen Durcheinander einen Überblick zu verschaffen. Schließlich wanderte er einmal an der Theke entlang, bis er auch den letzten Tisch abchecken konnte. Er überlegte bereits, ob er zuerst noch einmal in seinem Quartier nachsehen sollte, ob Eleyne inzwischen nach Hause gekommen war, oder ob er als nächstes das Arboretum überprüfen sollte, als er einen Gesprächsfetzen von einem der Tische aufschnappte. „... ist noch auf dem Holodeck bei Eleyne Maddigan.“ Winnie wandte sich erstaunt in die Richtung aus der er den Fetzen aufgefangen hatte. „Entschuldigung, sagten Sie gerade 'auf dem Holodeck'?“, wollte er sich versichern. Nordstroem sah irritiert auf. „Eh, ja. Lieutenant Black befindet sich dort...“ „Wissen Sie auch zufällig auf welchem?“ „Ich glaube es war Holodeck 2, aber beschwören könnte ich es nicht.“, antwortete der Efler. „Danke.“, verabschiedete der Arzt sich und war schon wieder halb aus dem Diners verschwunden.

Normalerweise hätte er Eleyne sicher nicht dermaßen verfolgt, aber es wurmte ihn, dass sie ihre Verabredung für heute einfach so vergessen haben sollte. Ein Abstecher auf's Holodeck war für sie allerdings auch ziemlich untypisch. Entsprechend neugierig erreichte er wenige Minuten später die Holodecks. Vor Nummer zwei warf er einen Blick auf das Statuspanel neben der Tür. Demnach befand sich tatsächlich seine Frau im Inneren. Für einen Moment wollte er einfach das laufenden Programm betreten, besann sich dann aber doch. Es war sehr unhöflich, einfach ohne Aufforderung in ein Programm hinein zu platzen. Er klingelte kurzentschlossen. Lange brauchte er nicht zu warten. Dann öffnete sich der Eingang und abgesehen vom blanken Hologitter, konnte er sowohl Eleyne als auch ihre Freundin Adana und Lieutenant Black entdecken. „Oh, Winnie!“, rief Eleyne aus. „Ist es schon so spät? Wir haben ja komplett die Zeit vergessen.“ Irritiert blieb der Arzt im Eingang stehen. Alex und Adana verabschiedeten sich rasch mit einem Hinweis darauf, dass sie gar nicht gemerkt hatten, wie schnell die Zeit vergangen war und drückten sich an Winnie vorbei.

Eleyne trat lächelnd auf ihn zu und küsste ihn sanft. „Alles in Ordnung?“, fragte sie unsicher, als sie seinen verwirrten Gesichtsausdruck bemerkte. „Ja... ich... nur... Du? Auf dem Holodeck?“ Er schüttelte seine Verwunderung ab und entlockte seiner Frau ein amüsiertes Lachen. Seine aufkeimende Wut war bereits verraucht, als er sie in Mitten des Holodecks hatte stehen sehen. Sie hakte sich bei ihm ein und lenkte ihn so Richtung Turbolift, um mit ihm in das gemeinsame Quartier zurück zu kehren. „Ich hatte überlegt meinen nächsten Roman vielleicht auf dem Holodeck umzusetzen.“, plauderte Eleyne drauf los. „Den Vulkan-Krimi?“, fragte Winnie erstaunt. „Nein. Den habe ich erst Mal auf Eis gelegt. Ich hatte da eine andere Idee. Deshalb habe ich auch um die Hilfe von Lieutenant Black gebeten. Sie hilft mir bei den Recherchen. Außerdem kennt sie sich mit der Erstellung von eigenen Holo-Programmen aus. Ich werde es wohl 'Das Delta-Team' nennen...“

„Ebbersmann an Doktor Maddigan“, erklang im gleichen Moment die Stimme des Captains über Intercom. „Maddigan hier, sprechen Sie.“, antwortete der Arzt pflichtbewusst. Er mochte es, wenn Eleyne ihm von ihren Roman-Ideen erzählte, oder davon, wie sie auf ihre Ideen kam, was sie unbedingt noch irgendwo einbauen wollte oder einfach nur die Dinge, die einfach noch nicht passen wollte. Aber dieser Ruf ging leider vor. „Doktor, es geht um unsere neuen Einsatzbefehle. Könnten Sie wohl gleich in meinen Bereitschaftsraum kommen?“ „Selbstverständlich, Sir. Ich bin auf dem Weg. Maddigan – Ende.“ Bedauernd sah er seine Frau an, die ebenfalls etwas traurig den Blick gesenkt hatte. „Schade“, meinte sie leise. „Ich versuche mich zu beeilen.“, versprach Winnie und küsste sie auf die Stirn und zauberte damit das Lächeln zurück in ihr Gesicht. „Gut. Ich warte auf Dich.“