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Schwerelose Liebe (Teil 2)
Autor: Garrick Andersson
Autor: Seeta Yadeel

Als er mehr als drei Stunden später in das Hotelzimmer zurückkehrte, saß sie mit dem Rücken an die Rückwand des Bettes gelehnt da. Sie wartete offensichtlich auf ihn. Er hatte gehofft, dass der lange Spaziergang gereicht hatte, sich wieder zu beruhigen, aber als er sie dasitzen sah, noch immer in dem selben blauen Bikinioberteil, war es sofort wieder da.

Er war in den Konferenzsaal gegangen, um sich den Vortrag anzuhören, hatte jedoch schon nach einigen Minuten festgestellt, dass er lieber mit Seeta schwimmen gehen wollte. Immerhin hatte dieser Aufenthalt auch ein kleiner Urlaub nach der nervenaufreibenden Schlacht sein sollen. Er war herauf auf das Zimmer gefahren, in der Hoffnung, sie dort noch vorzufinden, musste jedoch feststellen, dass der Raum leer gewesen war. Er hatte sich also ebenfalls umgezogen und war an den Strand gegangen, wo er, als er um die Ecke bog und damit einen Blick auf die Strandbar hatte, gesehen hatte wie seine Freundin irgendeinem Kerl einen genauen Einblick in ihr Dekolletee gewährte.

„Können wir jetzt darüber sprechen?“, wollte sie nun von ihm wissen. Sie klang kühl, so schien es ihm. Und diese Kühle brachte ihn wieder auf die selbe Palme, auf die er gesprungen war, als er die Szene an der Bar gesehen hatte. Er war versucht gewesen, dem Kerl seine perlweißen Zähne rauszuschlagen, mit denen er so unverschämt gegrinst hatte, hatte sich dann aber darauf beschränkt, seine Freundin aus dessen Reichweite zu befördern. Mit Gewalt löste man keine Probleme – wobei ihm der Gedanke auch gerade jetzt wieder verlockend erschien. „Nein“, meinte er schlicht, während er in das Badezimmer ging, um sich umzuziehen. Er verriegelte die Tür.

Sie war ihm offensichtlich an die Tür gefolgt, denn ihre Stimme klang verflucht nah. „Garrick, bitte, wir müssen darüber reden. Es ist nicht so, wie Du denkst“, sagte sie. Sein Blick heftete sich auf die Klinke, ob sie versuchen würde die Tür zu öffnen. Sie blieb oben. „Es ist alles gesagt“, meinte er und wartete auf eine Antwort von ihr. Die Antwort bestand in der ins Schloss fallenden Zimmertür.


Als Seeta gegen Abend in das Zimmer zurückkehrte, war von Garrick nichts zu sehen. Sie fragte sich, wo der Mann, mit dem sie ihr Leben teilte, wohl hingegangen war. Oder vielmehr geteilt hatte. Anfangs war sie sicher gewesen, dass sie die Sache aus der Welt würden schaffen können. Es erschien ihr so lächerlich, dass diese Beziehung an etwas zerbrechen sollte, das nur in seiner Vorstellung existierte.

Sie fühlte sich wie taub, während sie sich umzog. Ihre Gedanken kreisten immer wieder um die selbe Frage: Wie sollte sie Garrick erzählen, was tatsächlich vorgefallen war, wenn er sich schlichtweg weigerte, mit ihr zu reden?

Sie ging hinunter, stellte jedoch vor dem Restaurant fest, dass sie gar keine Lust hatte irgendwas zu essen. Ihr war der Appetit nachhaltig vergangen, dafür hatte der Knoten in ihrem Magen gesorgt, seitdem er sich im Bad eingeschlossen hatte. So ein Verhalten sah ihm eigentlich nicht ähnlich und das zeigte nur umso deutlicher, wie schlecht es um ihre Beziehung stand.

Sie drehte sich herum und betrat stattdessen genau gegenüber die Bar. Sie ließ sich an einem Tisch in einer schlecht einsehbaren Nische nieder und bestellte einen Tequila, ein Getränk, das für ihre Verhältnisse ungewöhnlich stark war. Aber irgendwie passte er gerade zu ihrer Stimmung und nach dem ersten beschloss sie einen weiteren zu nehmen. Der Tag war wie geschaffen dazu, sich volllaufen zu lassen.

Die Bar war leer gewesen, als sie eintrat und auch jetzt waren die Besucher spärlich gesät. Die breiten Flügeltüren zur Terrasse standen auf, und die meisten Gäste zogen es vor, sich draußen aufzuhalten und zuzusehen, wie die blutrote Sonne im Meer versank. Sie selber hatte für die Schönheit dort keinen Blick mehr.

Ein Stuhl wurde am Tisch gerückt und jemand ließ sich ihr gegenüber nieder. 'Garrick' schoss ihr die Hoffnung durch den Kopf und so sah sie zu demjenigen hoch, der sich ihr gegenüber hingesetzt hatte. Sie wurde enttäuscht. Es war der Barkeeper vom Strand, der anscheinend das Ende ihrer Beziehung verursacht hatte. Der Mann hatte noch die Unverschämtheit, sie mit den beiden Reihen perlweißer Zähne anzugrinsen, so, als habe sie nur darauf gewartet, dass er sich ihr anschloss. Sie war versucht, ihm ihre Faust genau zwischen diese beiden Reihen perlweißer Zähne zu stopfen, und wäre sie einen Tequila weiter gewesen, so hätte sie dem Drang vermutlich nachgegeben. So senkte sie ihren Blick wieder auf ihren Drink und hoffte, dass diese Unhöflichkeit genügen würde, damit er sich wieder verzog.

Offensichtlich meinte es das Schicksal heute ausgesprochen schlecht mit ihr, denn der Mann, den sie insgesamt als leicht schmierig empfand, war unempfindlich gegen derart dezente Aufforderungen sie alleine zu lassen. Munter begann er auf sie einzureden und sie sah sich genötigt, gelegentlich eine Antwort einzuwerfen.


Garrick hatte einen Teil des Abends damit verbracht, nach ihr zu suchen. Nachdem er weitere drei Stunden am Strand entlang gestürmt war, hatte er festgestellt, dass er sich Sorgen um ihr Wohlergehen machte. Er verfluchte leise die Erziehung seiner Eltern, die ihm eingetrichtert hatten, sich immer um die Frau seiner Wahl zu kümmern. Und Seeta war die Frau seiner Wahl. Er musste sich mit ihr aussprechen und herausfinden, ob er womöglich einen falschen Eindruck an diesem Morgen am Strand gehabt hatte. Und wenn es sein musste, anschließend eben zu Kreuze kriechen. Er seufzte kurz, als ihm ein alter Spruch in den Sinn kam, den er erst jetzt so richtig zu verstehen schien: „Die Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft.“

Sie war nicht in ihrem Zimmer gewesen. Einen Moment hatte er befürchtet, sie wäre einfach abgereist, dann aber erleichtert festgestellt, dass ihr Koffer noch da war. Weder am Strand, noch im Restaurant hatte er eine Spur von ihr gefunden. Leider gab es hier keinen Schiffscomputer, der ihm einfach sagen konnte, wo sie sich aufhalten könnte und so blieb ihm nur, sie auf die altmodische Weise selber zu suchen. Er hoffte inständig, dass sie sich nicht mit dem gelackten Typen von der Bar eingelassen hatte und sich irgendwo mit ihm vergnügte. Die Vorstellung, sie könne in den Armen eines anderen liegen und ihre schönen Hände könnten über seinen Körper gleiten, machte ihn fast wahnsinnig. Je mehr er darüber nachdachte, desto weniger konnte er sich etwas Derartiges wirklich vorstellen. Immerhin hatte sie ihm einst gesagt, dass es nichts gäbe, dass ihr jemand anderes geben könne und sie bei ihm nicht fände. Und soweit er es wusste, hatte sie ihn noch niemals belogen. Trotzdem nagte diese Ungewissheit an ihm. Möglicherweise bedeutete sie ihm einfach zu viel, dass er überall Gespenster sah.

Den Gedanken trotzdem noch nicht ganz verdrängt, betrat er zuletzt die Bar. Er war bereits vor einer Weile auf der Terrasse gewesen und hatte nur einen sehr flüchtigen Blick in Richtung der Flügeltüren geworfen, denn das Innere schien leer zu sein. Jetzt war sie der letzte Ort, an dem er es noch versuchen konnte. Danach blieb ihm nur, auf dem Zimmer auf sie zu warten, denn dort musste sie zwangsläufig irgendwann auftauchen.

Er entdeckte sie an einem der Tische. Sie wandte ihm den Rücken zu. Er hätte sie aus tausenden Frauen erkennen können. Sie trug eines ihrer Lieblingskleider und ihr Haar hing ihr lose auf den freien Rücken. Ihr gegenüber saß der Typ von der Bar von heute morgen.

Garrick spürte maßlose Enttäuschung in sich aufsteigen. Seine schlimmsten Befürchtungen wurden offenbar wahr, denn anscheinend hatte sie ihn sehr schnell ersetzt. Und er spürte Wut auf den Kerl der da seine – seine – Freundin anmachte. Er machte zwei Schritte auf die beiden zu – ein wenig unschlüssig, was er tun sollte. Denn wenn dieser Blender das war, was sie wollte, dann hätte seine Beziehung zu ihr sowieso keine Zukunft gehabt und er sich ihrem Glück nicht in den Weg gestellt. In diesem Augenblick griff der Typ nach ihrer Hand, die auf dem Tisch gelegen hatte. Sie entzog ihm ihre Hand und sprang förmlich auf. Ihre Stimme war in der stillen Bar gut hörbar als sie ihr Gegenüber anzischte: „Lassen Sie mich endlich in Ruhe. Genügt es Ihnen nicht, dass ich Ihretwegen den Mann, den ich liebe, verloren habe? Müssen Sie mich noch verfolgen und mir auf die Nerven gehen?“

Garrick glaubte, nie zuvor schönere Worte aus ihrem Mund vernommen zu haben. Unglaubliche Erleichterung durchströmte ihn. Gleichzeitig fühlte er sich jetzt mehr als schuldig und mies, dass sein Vertrauen in sie offenbar so gering war, obwohl er sie doch so sehr liebte. Doch diese Gefühle wurden fürs Erste von aufsteigendem Zorn über den anderen Kerl überlagert, der sich ebenfalls erhoben hatte und sie weiter mit seinem strahlenden, aufgesetzten Lächeln ansah. „Ah, Sie sind noch viel schöner, wenn Sie sich aufregen. Lassen Sie uns am Strand spazieren gehen“, bemerkte er so, als habe sie ihn nicht gerade aufgefordert zu gehen.

Bevor sie dazu kam, ihm zu erzählen, was sie sowohl von seiner Bewunderung als auch von seiner Einladung hielt, erklang hinter ihr eine eiskalte Stimme. „Die Dame hat Sie aufgefordert, sie in Ruhe zu lassen“, erklärte Garrick mit einem Gesichtsausdruck, der nichts Gutes verhieß.

„Ah, das meint sie aber nicht so“, erklärte der Typ unverfroren, was dazu führte, dass Garrick sich innerhalb von einigen Sekunden neben dessen Stuhl befand und ihn vom Tisch wegschob. „Ich glaube nicht, dass Sie hier dafür bezahlt werden, dass sie die Kundinnen belästigen“, erklärte er eisig.

„Und ich glaube nicht, dass Sie das etwas angeht, schließlich haben Sie die Dame heute morgen am Strand stehen lassen“, hielt sein Gegenüber dagegen. Damit hatte er zweifellos recht, aber Garrick war nicht bereit, das Argument gelten zu lassen. Er packte den Mann und sagte mit einer Stimme, die an Grabeskälte erinnerte: „Das ist meine Freundin, die Sie da belästigen. Entweder Sie verlassen das Lokal freiwillig, oder ich sorge dafür, dass Sie herausgetragen werden.“ Er meinte die Drohung durchaus ernst. Das machte offensichtlich endlich Eindruck, denn der Typ zog von dannen, nicht ohne Garricks Hände von seinem Hemd abzuschütteln und den Kragen wieder zu richten. Der Däne ließ den Kontrahenten nicht aus den Augen, bis er aus der Tür war.

„Deine Freundin?“, hörte er die leise Stimme seiner Freundin hinter sich. „Das hörte sich heute morgen noch anders an“, fügte sie hinzu. Er zuckte zusammen und fragte sich, was nun folgen würde. Ihm war klar, dass er ihr mehr hätte vertrauen sollen oder sie zumindest hätte anhören sollen. Er drehte sich herum und sah sie an. Er erwartete, Wut in ihren Augen zu sehen, vielleicht auch Traurigkeit. Aber ihr Ausdruck war ausgesprochen ernst. „Wir müssen uns unterhalten“, meinte sie, hakte ihn unter und zog ihn in Richtung der Flügeltüren, wo man inzwischen das Sternenzelt erkennen konnte.

Sie schlenderten sehr langsam Hand in Hand an dem nun einsamen Strand entlang. Die Sterne funkelten strahlend über ihnen und es war eine laue Nacht, so dass es auch für die Zanderianerin nicht zu kühl wurde. Er musste sich entschuldigen, das stand außer Frage. Offensichtlich hatte er die Situation an der Strandbar völlig falsch eingeschätzt. Normalerweise lag er mit seinen Situationsanalysen eigentlich immer ziemlich richtig und er grübelte darüber nach, warum ihm diese Fähigkeit im Zusammenhang mit Seeta immer mal wieder abging. Schließlich blieb er stehen und sie sah in abwartend an. „Ich... es tut mir Leid, Seeta“, seufzte er niedergeschlagen. „Ich habe mich wie ein absoluter Idiot verhalten. Ich war unzufrieden, dass Du nicht mit mir in diesen vermaledeiten Vortrag gehen wolltest. Und als ich Dich dann so über der Bar förmlich liegen sah, da dachte ich dann wohl, dass Du Dich in Deinem Ärger über mich einfach dem nächstbesten Typen an den Hals werfen wolltest.“ Er hob schnell die Hand, um ihrem verständlichen Einwand zuvor zu kommen: „Mir ist klar, dass es natürlich nicht so gewesen ist. Und dass Du so etwas nicht tun würdest“, setzte er entschlossen hinzu. „Obwohl ich so unersättlich bin?“ Er wurde tatsächlich rot. Natürlich hatten sie diese Worte verletzt, auch wenn sie sich vielleicht sogar selbst mit diesem Adjektiv bezeichnet hätte. Und sicherlich tat ihr auch sein fehlendes Vertrauen in ihre Treue weh. „Ich hätte das nicht sagen dürfen. Leider kann ich es nicht ungeschehen machen.“ Sie gingen langsam weiter am Strand entlang. „Warum ist das so, Garrick? Warum habe ich das Gefühl, dass Du mir nie richtig vertrauen wirst?“ Er schluckte. Diese Frage klang so... endgültig. „Das habe ich mich auch schon gefragt...“, antwortete er leise und fuhr fort: „Ich liebe Dich so sehr, Seeta. Dich zu verlieren, wäre furchtbar für mich. Und Du bist so ganz anders, als ich. Du bist impulsiv, so voller Leidenschaft und Eifer. Ich dagegen bin wahrscheinlich ein Vulkanier, der zufällig auf dem falschen Planeten zur Welt kam. Und weil wir so verschieden sind, gehe ich vielleicht unbewusst davon aus, dass diese Unterschiede wirklich in allen Belangen zutreffen. Nehmen wir als Beispiel die Treue. Ich bin absolut treu. Ich kann es mir nicht vorstellen, Dich zu betrügen oder mir die Frau eines anderen zu schnappen. Wenn Du nun das Gegenteil von mir bist, dann sagt mir womöglich mein Unterbewusstsein, dass Du dann eben nicht treu sein kannst, obwohl das natürlich nicht der Wahrheit entspricht, verstehst Du?“ – „Dann sollte Dein Unterbewusstsein vielleicht schleunigst zur Kenntnis nehmen, dass wir eben nicht völlig gegenteilige Persönlichkeiten sind“, knurrte sie daraufhin. „Immerhin sind wir beide Techniker, wir mögen den Strand und das Meer, den gleichen Sex...“ Er holte tief Luft und beeilte sich zu antworten, bevor das Gespräch mal wieder durch ihr starkes Verlangen nacheinander abrupt beendet wurde: „Das weiß ich ja! Wenn ich rational und ganz in Ruhe darüber nachdenke, ist es mir völlig klar, dass Du es ebenso ernst mit mir meinst, wie ich es mit Dir meine. Und das da eigentlich gar nichts ist, wovor ich Angst haben müsste. Aber wenn ich dann sehe, wie Dich so ein... ein... eingeölter Lackaffe angafft, dann... dann weiß ich einfach nicht mehr, was ich tue.“


Wenige Tage später trat das kleine Shuttle in den Erdorbit ein und ging auf Kurs zum Reparaturdock THX-1183. Mit einer gewissen Faszination starrte Garrick auf das Raumschiff der Sovereign-Klasse, dem sie sich nun langsam näherten. Von den Spuren der heftigen Schlacht mit den Romulanern war kaum noch etwas zu sehen. Der Däne nahm die Hand seiner Freundin. „Sieht toll aus, oder?“ Seeta warf ihm schmunzelnd einen Blick zu: „Klingt ja fast so, als seist Du verliebt in eine Andere?!“ Abrupt wandte Garrick sich ihr zu: „In eine Andere? Nie im Leben!“ Schnell zog er sie zu sich und gab ihr einen zärtlichen Kuss, der irgendwann vom Zirpen des Komsystems unterbrochen wurde: „DeSoto an Shuttle Kilimandscharo: Sie haben Andockerlaub, Sir. Willkommen zu Hause!“